Tagebuch unserer Lebensreise – 2024
Anfang Oktober 2023 hatten wir eine neue Gruppe interessierter Reisefreunde getroffen und sind mit ihnen durch den Iran und den Irak nach Kuwait und weiter nach Saudi Arabien und schließlich in den Oman gereist.
Unsere Pläne sehen vor, unsere Erfahrungen an die Teams weiterzugeben und gemeinsam den Oman, die Vereinten Arabischen Emirate, Saudi Arabien und Jordanien ausgiebig kennen zu lernen. Anschließend geht es über den Irak und den kurdischen Nordirak zurück in die Türkei, wo wir uns von unseren Teams verabschieden werden.
Dort werden wir dann wieder eine neue Gruppe übernehmen und gemeinsam über Georgien und Russland nach Zentralasien reisen. Nach einer spannenden Runde durch Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisistan geht es dann wieder zurück über den Kaukasus in die Türkei.
Über die Wintermonate ist anschließend nochmal eine Runde über den Iran und den Irak hinunter auf die Arabische Halbinsel geplant.
01. Januar 2024 - Toller Start ins neue Jahr
Als wir einen ersten Blick hinaus ins neue Jahr wagen, liegen rund um uns herum mehrere Kamele, die gemeinsam mit uns hier die Nacht verbracht hatten. Noch lange nach unserem Neujahrsfrühstück sitzen wir auf unserem Aussichtsplatz und bewundern die unterschiedlich farbigen Gesteinsschichten um uns herum. Die weiterführende Piste nach Sadah ist rasch gemeistert, und wir nehmen die attraktive Küstenstraße in Angriff. Zwischen der zerklüfteten Küstenlinie zur rechten und der senkrechten Felswand zur linken schlängelt sich die Asphaltstraße hindurch und gibt dabei immer wieder beeindruckende Rundblicke frei. Als wir die Ortschaft Hasik erreichen, entdecken wir unweit des Strandes mindesten ein Dutzend Delphine, die hier gemächlich ihre Kreise ziehen und immer wieder mit großen Sprüngen aus dem Wasser ihre Lebensfreude kundtun. Gegen Abend verziehen wir uns ein Stückchen nach oben auf einen Panoramaparkplatz, um den schlafstörenden Brandungsgeräuschen zu entgehen.
Berge bei Sadah – Rass Nuss – Hasik - oberhalb Wadi Dohanat - 80 km - 144 Tage - 12765 km
02. – 04. Januar 2024 - Whale watching am Strand von Miji
Die tolle Fahrt setzt sich noch fort bis zum Wadi Shuwaymiyyah, auf das wir dieses Mal verzichten, da die Piste im hinteren Teil durch Wassermassen ziemlich zerstört wurde und für Manni nicht mehr passierbar ist. Also starten wir durch bis zum Strand von Miji, der sich sehr fotogen in einem weißen Halbrund vor skurrilen Felsen dahinzieht. Und als wir dort so sitzen, entdecken wir plötzlich die Fontänen von Buckelwalen, die sich einige hundert Meter von uns entfernt tummeln! Und es kommt noch schöner, denn sie tauchen immer wieder auf und wieder weg und lassen jedes Mal ihre imposante Heckflosse hoch aufstehen. Und als Dreingabe schnellt so manch einer auch mal vor lauter Lebensfreude komplett aus dem Wasser hoch. Was für ein Schauspiel!
Die nächsten beiden Tage beobachten wir immer wieder den Horizont vor uns, doch sie lassen sich kaum mehr sehen, zu unruhig ist das Wasser, zu heftig der Wind. Nur ganz weit draußen erkennen wir ab und zu die charakteristischen Fontänen und erblicken schemenhaft eine Schwanzflosse. Trotzdem, allein das Wissen, dass sie dort sind, ist schon faszinierend genug.
Oberhalb Wadi Dohanat – As Shuwaymiyyah – Miji - 190 km - 147 Tage - 12955 km
05. – 06. Januar 2024 - Ödes Land …
… begleitet uns nun meist, wenig Spannendes hat die Landschaft hier zu bieten. Erst unser Abstecher zur Lagune von Khawr Shumayr bringt wieder Leben in die karge Umgebung. Eine sandige Uferzone und eine langgezogene Lagune locken unzählige Vögel an: Flamingos, Kuhreiher, Komorane, Graureiher und Löffler tummeln sich vor uns im seichten Wasser, Kamele ziehen stoisch ihren Weg um uns herum zum begehrten Nass. Von einer leichten Erhebung aus beobachten wir das Treiben und erleben dabei einen wundervollen Sonnenuntergang.
Die heutige Fahrt ist noch langweiliger, denn die 200 Kilometer bis nach Duqm bieten rein gar nichts Erwähnenswertes. So machen wir Strecke und stellen uns schließlich an den weiten Public Beach, wo dutzende hölzerner Dhaus vor uns im Meer dümpeln.
Miji – Khawr Shumayr – Duqm - 325 km - 149 Tage - 13280 km
07. – 09. Januar 2024 - Schneeweiße Strände …
… und tiefblaues Meer, eine Kombination, die natürlich begeistert, erwartet uns bei den Sugar Dunes. Die Piste dorthin ist gut zu befahren, auch entlang der strahlend weißen Dünen führt eine harte Piste zwischen den Sandbergen und dem Strand. Erst als diese endet und wir durch den extrem weichen Sand auf den Strand fahren müssen, muss viel Luft aus den Reifen, um oberhalb der salzhaltigen und feuchten Strandfläche durchzukommen. Leider erinnert diese Fahrt sehr an die Durchquerung einer Mülldeponie, so sehr ist der Strand hier verschmutzt von im Meer entsorgten Gegenständen. Am White Beach südlich von Khalouf beziehen wir schließlich unseren Platz, und als Conny fünf große Säcke mit Müll rund um Manni eingesammelt hat, ist es auch annehmbar, hier zu bleiben.
Den ganzen Tag verbringen wir an dieser wirklich schönen Ecke, doch um einer weiteren intensiven Brandungsgeräuschkulisse in der Nacht zu entgehen, verziehen wir uns am späten Nachmittag etwas landeinwärts zwischen fotogene weiße Dünen, aufgelockert von einigen Akazien und vielen grünen Büschen.
Starker Wind wirbelt uns heute den Sand ganz schön um die Ohren, sogar die Fischer von Khalouf und Sannah bleiben an Land. So fahren wir über die Piste nach Filim und weiter bis nach Quhait, dem Pisteneinstieg zu den Wahiba Sands. Dort verziehen wir uns rasch ins windgeschützte Innere von Manni, um nicht sandgestrahlt zu werden.
Duqm – Sugar Dunes – Khalouf – Filim – Quhait - 320 km - 152 Tage - 13600 km
10. – 11. Januar 2024 - Durchquerung der Wahiba Sands
Das kleine Wüstenabenteuer Wahiba Sands wartet nun auf uns. Schon der Einstieg an der Moschee in Quhait ist nicht ganz einfach, tiefe Spuren im weichen Sand ziehen sich um die Hütten der Bewohner, und die genaue Ausfahrt aus dem Dorf ist anfangs nicht ganz klar ersichtlich. Doch wir erinnern uns, als wir die Behausungen hinter uns gelassen haben, finden die richtigen Spuren und gehen die erste der drei großen Dünen, die uns hier den Weg ins Innere der Wahiba versperren, an. Problemlos erklimmen wir die gewaltigen Sandberge, denn die morgendliche Frische lässt den Sand noch gut befahren. Die weiterführende Sandpiste ist gut erkennbar, und wir kommen zügig voran. Erst kurz vor unserem Tagesziel werden die Dünen, die wir nun queren müssen, wieder höher. Doch auch diese Prüfung ist für Manni keine wirkliche Herausforderung und wir erreichen am frühen Nachmittag entspannt die Große Moschee inmitten der Wüste.
Die zweite Etappe wartet mit einigen kniffligen Passagen, sprich steilen, zerfurchten Rampen im weichen Sand, auf uns. Doch mit entsprechend geringem Reifendruck und viel Gefühl meistern wir auch diese. Eine inzwischen unpassierbare Stelle können wir dabei weiträumig durch das Gelände umfahren. Und so cruisen wir gemütlich durch diese tolle Wüstenlandschaft, bis wir kurz vor dem Ausstieg einen herrlich ruhigen Platz entdecken, wo wir die beiden Wahiba-Tage Revue passieren lassen.
Quhait – durch die Wahiba Sands - 135 km - 154 Tage - 13735 km
12. – 13. Januar 2024 - Noch ein Wüstenausflug und ab ans Meer
So ganz können und wollen wir uns von der Wüste noch nicht trennen. Und so fahren wir am Nordrand der Dünen entlang, bis wir auf eine Piste stoßen, die tief hinein führt in das Sandmeer und im Osten der Wahiba Sands wieder heraus kommen soll. Diese Fahrt ist herrlich, denn die schmale Spur ist toll zu fahren, kein Mensch unterwegs, und die Landschaft begeistert uns. Doch nach etwa dreißig Kilometern stehen wir plötzlich vor einem Dünenaufschwung, der hier nicht zu bewältigen ist. Wir erklimmen die Dünen, suchen eine fahrbare Passage hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. Die bisher vorhandenen Spuren verlieren sich irgendwo, und wir können nicht erkennen, was da auf der anderen Seite noch so auf uns wartet. So siegt letztlich die Vernunft über die Abenteuerlust und wir kehren um. Zurück am nördlichen Rand der Wahiba Sands finden wir einen attraktiven Platz unter ausladenden Akazien für den Rest des Tages und die Nacht.
Wir sind verabredet mit Aneta und Christian. An den östlichen Ausläufern der Wahiba Sands treffen wir sie und es wird ein lustiger Vormittag mit viel Erfahrungsaustausch. Anschließend fahren wir durch das Küstengebirge hinunter nach Sur, wo wir uns direkt an die Stadtpromenade stellen.
Al Mintirib – Al Kamil – Sur - 250 km - 156 Tage - 13985 km
14. Januar 2024 - Charmantes Sur
Die Schokoladenseite von Sur ist am Eingang der Lagune, die sich im Halbrund um die Altstadt legt. Eine Brücke überspannt den schmalen Wasserarm, auf dem einige Fischer in ihren Booten mit den traditionellen Wurfnetzen auf Beute lauern. Die Dhau-Werkstatt fertigt mit jahrhundertealtem Wissen die für diese Region so typischen Schiffe, vom Stadtteil Ayja grüßt der alte Leuchtturm herüber, tausende Möwen beleben die Bucht mit ihrem Gekreische. Hier kann man lange einfach nur sitzen und Atmosphäre saugen.
Bevor wir uns ins karge Al Shargi Gebirge aufmachen, müssen noch eine Gasflasche gefüllt und die Vorräte ergänzt werden. In der kleinen Ortschaft Quirat beginnt die Piste, und die ist teilweise dermaßen steil, dass Manni sogar die Untersetzung einfordert, um die betonierten Rampen zu bewältigen. So überwinden wir innerhalb nur weniger Kilometer mal eben 1.300 Höhenmeter. Ein herrlicher Panoramaplatz lässt uns schon bald den Tag ausklingen.
Sur – Quirat – Al Sharqi Panoramaplatz - 50 km - 157 Tage - 14035 km
15. Januar 2024 - Was für eine grandiose Bergstrecke!
Vor fünf Jahren sind wir diese Strecke schon mal gefahren, von der anderen Seite her. Seitdem wurde sie an ihren anspruchsvollsten Passagen entschärft, extreme Steigungen und Gefälle betoniert, schmale Stellen verbreitert, Felsüberhänge entfernt. Trotzdem bleibt sie traumhaft schön zu fahren, Genuss pur! Bis auf über 2.000 Meter schraubt sich die meist sehr gut zu befahrende Piste, in ständigem, spannenden Auf und Ab überwindet sie Canyons und Wadis, Berghänge und Pässe, bindet die wenigen, versteckten Dörfer an die Küstenregion an. Als besonderes Schmankerl befinden sich einige der jahrtausendealten, geheimnisumwitterten Bienenkorbgräber an der Strecke. Inmitten dieser Grabtürme finden wir unseren Platz für den Nachmittag und die ziemlich windige Nacht.
Al Sharqi Panoramaplatz – As Salil – Bienenkorbgräber - 55 km - 158 Tage 14090 km
16. Januar 2024 - Steil hinunter an den Indischen Ozean
Die Piste schlängelt sich um markante Berge und gibt dabei immer wieder neue Rundblicke über die karge Hochebene frei. Plötzlich öffnet sich der Horizont, weit unter uns glitzert die Unendlichkeit des Indischen Ozeans zu uns herauf. Wir haben die obere Kante des Plateaus erreicht, von der aus sich die nun stellenweise betonierte Straße irgendwo in der fast senkrechten Felswand verliert. Es ist so steil, dass wir kaum den Verlauf der Strecke erkennen können. Doch mit zugeschalteter Untersetzung schiebt sich Manni sicher nach unten, und nach genussvollen vierzig Minuten stehen wir in Fins am Strand.
Bienenkorbgräber – Fins – White Beach - 40 km - 159 Tage - 14130 km
17. – 18. Januar 2024 - Herzlich Willkommen im Wadi Al Arbeieen
Wir immer statten wir natürlich Shihab in seinem Resort im Wadi Al Arbeieen einen Besuch ab. Die Freude ist wie immer riesig, wir werden zwei Tage lang köstlich versorgt, dürfen uns am Resort-Buffet gütlich tun und müssen natürlich auch zum Frühstück auf die Aussichtsterrasse kommen. Dazwischen machen wir große Wäsche, auch Manni wird mal wieder entstaubt, wandern durchs Wadi, bis es nur noch schwimmend weitergeht, und baden gemeinsam mit den lustigen Enten, die seit ein paar Wochen die Gumpen bevölkern.
Fins White Beach – Thibab – Wadi Al Arbeieen - 40 km - 161 Tage - 14170 km
19. Januar 2024 - Spannende Fahrt durch das Wadi Dayqah
Diese Strecke kennen wir tatsächlich noch nicht. Und wir sind überrascht, wie spannend sie durch das Wadi verläuft. Höhepunkt sind zweifellos Jahrtausende alte Felsgravuren, die von prähistorischer Besiedelung zeugen. Nach einem Abstecher in die Küstenstadt Quriyat entscheiden wir, zurück ins Wadi zu fahren, um dort den Nachmittag und die Nacht zu verbringen.
Und weil es so schön hier ist, bleiben wir gleich noch einen Tag …
Wadi Al Arbeieen – Quriyat – Wadi Dayqah - 95 km - 163 Tage - 14265 km
21. – 23. Januar 2023 - Rund um Muscat
Nach einem kurzen Stück über die Autobahn fahren wir auf einer guten Piste hoch nach Yiti. Entlang der inzwischen komplett mit Hotels und Resorts verbauten Küste erreichen wir das Palastviertel von Mutrah und anschließend Muscat. Rasch durchqueren wir die etwas gesichtslose Hauptstadt und steuern unseren bevorzugten Platz am Meer am Udhaybah Beach an, wo wir uns unter die wenigen dort wachsenden Palmen stellen und dem munteren Treiben der Feierabendbesucher zusehen.
Den ganzen Tag verbringen wir hier, werden von unserem Freund Wadhah zu köstlichem omanischen Mittagessen ausgeführt und erfreuen uns ein weiteres Mal über die abendlichen Partyeinlagen der Strandbesucher.
Am späteren Vormittag verlassen wir Muscat, fahren jedoch weiterhin durch völlig zersiedeltes Land. Bei Barka schwenken wir in Richtung Berge ein, um das Wadi Hawqain zu besuchen. Trotz niedrigem Wasserstand lässt sich die Attraktivität erkennen, auch die fotogenen Ruinen der alten Burg über dem Palmenmeer können sich sehen lassen. Auf bestens ausgebauter Straße kurven wir nun tief hinein ins Gebirge, dem Jebel Shams entgegen. Erst in Amq verlassen wir die Asphaltstraße, die dieser Region den früheren Charme nimmt, und finden hier im Wadi Sathan sogleich einen tollen Panoramaplatz.
Wadi Dayqah – Yiti – Muscat – Al Hoqain – Amq – Wadi Sathan - 320 km - 166 Tage - 14585 km
24. Januar 2024 - Wadi-Rallye im Schatten des Jebel Shams
Als die Morgensonne die fast dreitausend Meter hohe Kante des Jebel Shams erleuchtet und die endlosen Bergketten im Gegenlicht ihre Schatten werfen, da erkennen wir wieder, warum dies eine unserer Lieblingsecken im Oman ist. Unser Aussichtsplatz bietet uns ein 360°-Panorama vom Feinsten! Gegen Mittag machen wir uns auf den Weg um all diese herrlichen Bergflanken herum. Erst weiter durch das Wadi Sahtan, das später auf das Wadi Bani Awf trifft und uns ein erfrischendes Bad im Restwasser des Little Snake Canyons ermöglicht. Weiter geht es dann steil und staubig hinauf nach Bilad Sayt, doch die Hotelbaustelle neben dem Aussichtshügel ist keine Bereicherung, also wenden wir und fahren hinunter zum Einstieg des Big Snake Canyon. Nach einem kurzen Spaziergang in den Canyon und einer ausführlichen Mittagspause überrascht uns ein massiver Luftverlust am hinteren rechten Reifen! Ein Riss zwischen zwei Stollen, der leider bis in die Flanke hinein reicht, zwingt uns zu einem Reifenwechsel. Schnell erledigt, folgen wir nun unseren Reisefreunden Sylvie und Philippe, doch deren Unimog bleibt nach einigen erschreckenden metallischen Geräuschen in der Hinterachse inmitten eines extrem steilen Pistenstücks stehen. Wir quälen ihn noch ein paar Meter nach oben zu einem ebenen Stück, um das Problem anzugehen. Da der Unimog nicht mehr fahrbereit ist, bleiben wir einfach am staubigen Pistenrand über Nacht stehen.
Wadi Sahtan – Wadi Bani Awf – Bilad Sayt – Hatt - 35 km - 167 Tage - 14620 km
25. – 28. Januar 2023 - Die Bergung des Unimogs …
… ist unsere vorrangige Aufgabe für die kommenden Tage. Als alles im Moment Machbare erledigt ist, fahren wir die extrem steile und spannende Piste hoch zum Al Alamin Plateau, wo wir die Nacht verbringen.
Den ganzen Tag harren wir auf dem Plateau aus und warten, ob sich Neuigkeiten ergeben. Doch es ist nun Wochenende und es wird nichts weiter passieren. So fahren wir schließlich noch hinunter ins Wadi Tanuf, um dem immer stärker werdenden Wind zu entgehen.
Die Mechaniker aus Muscat sind beim Unimog eingetroffen, um ihn wieder provisorisch flott zu bekommen. Wir nutzen die Zeit, unsere vorderen Reifen mal wieder zu drehen, um eine gleichmäßige Abnutzung zu gewährleisten.
Der Unimog bewegt sich wieder, zumindest über die Vorderachse. Doch die nun fehlende Allradtechnik verhindert die Bewältigung der anstehenden Steigungen, um letztlich aus dem Wadi Bani Awf hinaus zur Hauptstraße zu fahren. Schon nach kurzer Strecke scheitert er an einer längeren steilen Auffahrt. Wir entscheiden, zurück zu den Beiden zu fahren, um sie zu unterstützen. Also auf der Südseite rauf auf das Plateau und auf der Nordseite die steile Piste wieder hinunter. In Balad Sayt organisieren wir einen Schaufellader, der den Unimog kurzerhand ans Bergeseil nimmt, um die steilsten Passagen zu überwinden. Erleichtert erreichen wir schließlich das Dorf Zammah am Ausgang des Big Snake Canyons.
Hatt – Al Alamin Plateau – Wadi Tanuf und retour – Zammah - 90 km - 171 Tage - 14710 km
29. – 30. Januar 2024 - Und ein weiteres Mal auf spannenden Pisten …
… durch das Wadi Bani Awf, nachdem wir den Unimog letztlich sicher zur Hauptstraße eskortiert haben. Doch zunächst signalisiert uns ein Zischen vom linken hinteren Reifen, daß sich der bereits seit längerer Zeit sichtbare kleine Flankenriss nun endgültig durch die Karkasse gearbeitet hat. Also schon wieder ein Reifenwechsel, diesmal sogar als Komplettdemontage von der Felge, um die neue Karkasse aufzuziehen. Ist rasch erledigt, und schon tauchen wir wieder ein in die schroffe Bergwelt. Eine neu angelegte Piste parallel zum Wadi Bai Awf begeistert uns mit tollen Ausblicken, und wir genießen die völlige Ruhe und Abgeschiedenheit. Nach einer wirklich steilen Abfahrt hinunter nach Bimah lassen wir es gut sein für heute.
Das dritte Mal in drei Tagen bewältigen wir die fantastische Auffahrt hoch zum Al Alamin Plateau, von dieser Tour können wir nie genug bekommen! Oben angekommen, rollen wir rasch hinunter nach Al Hamra, wo wir uns oberhalb der Lehmziegelaltstadt auf das Aussichtsplateau stellen und die beeindruckende Szenerie bewundern.
Zammah – Al Alamin Plateau – Al Hamra - 80 km - 173 Tage - 14790 km
31. Januar – 01. Februar 2024 - Unser Lieblingswadi Nakhr …
… lockt uns mal wieder, denn das lassen wir nie aus, wenn wir im Oman sind. Die Fahrt um die gewaltigen Felsbrocken herum, über uns die mehrere hundert Meter hohen Canyonwände, ist wie immer unglaublich schön. Nach sieben abwechslungsreichen Kilometern beziehen wir unseren Stammplatz kurz vor dem Ende der Piste und springen sofort ins seichte Wasserbecken, bevor wir Manni und dem Klamottenberg die dringend notwendige Wäsche verpassen.
Eine herrliche Wanderung führt uns weit durch das Wadi hinein, Kletterstellen sind durch Seilsicherungen und Eisentritte abgesichert. Immer grandioser präsentiert sich uns dieser Canyon, und als wir den finalen Traumpool erreichen, fühlen wir uns tatsächlich wie in einem kleinen Paradies. Den Rest des Tages chillen wir im Schatten der Palmen, die sich um Manni herum aufreihen.
Al Hamra – Wadi Ghul – Wadi Nakhr - 20 km - 175 Tage - 14810 km
02. – 03. Februar 2024 - Und noch ein tolles Wadi!
Bevor sich zu viel Gegenverkehr im engen Wadi tummelt, machen wir uns vom Acker. Nach einer knappen Stunde Hoppelei um riesige Felsbrocken herum erreichen wir wieder das Wadi Ghul und die Asphaltstraße. Auf dieser schrauben wir uns nun kurz darauf steil hinauf in Richtung Jebel Shams, den wir dieses Mal jedoch links liegen lassen. Auf halber Strecke biegen wir auf die abwechslungsreiche Piste ab, die uns zum Wadi Dham bringt. Diesem folgen wir dann schon bald entlang seiner Kante, bis wir das palmenbestandene Wadi erreichen.
Wir nutzen den Vormittag, um Manni`s Fahrerhaus innen ordentlich zu reinigen, denn die Zeit der staubigen Pisten ist nun erst einmal vorbei. Gegen Mittag brechen wir zur Wadiwanderung auf, die uns wieder in eine wundervolle Welt eintauchen lässt. Glasklare Badegumpen, versteckt zwischen senkrechten Felswänden, tropisch-grünes Gewächs, von stetig fließendem Wasser üppig bedacht, in Jahrmillionen skurril geformte Steinlandschaften – hinter jeder Ecke wartet wieder eine herrliche Überraschung.
Wadi Nakhr – Wadi Ghul – Wadi Dham - 35 km - 177 Tage - 14845 km
04. Februar 2024 - Nach fast zwei Monaten im Oman …
… nähern wir uns nun so langsam der Grenze zu den Emiraten. Natürlich bewundern wir unterwegs wieder einmal die mysteriösen Bienenkorbgräber von Al Ayn, die fotogen aufgereiht vor einer senkrechten Felswand stehen. Am Nachmittag erreichen wir schließlich das nette Städtchen Yanqul, wo wir im historischen Stadtviertel wieder einmal direkt vor der perfekt restaurierten Lehmziegelburg übernachten.
Wadi Dham – Al Ayn – Ad Daziz – Yanqul - 105 km - 178 Tage 14950 km
05. – 06. Februar 2024 - Durch das Hajar Gebirge
Als uns die für die Anlage Verantwortlichen begrüßt und festgestellt haben, dass ihre tolle Burg sogar in unserem ersten Buch abgebildet ist, bekommen wir eine kostenlose Führung mit anschließender Einladung zum Kaffee und Datteln geboten. Erst gegen Mittag lassen sie uns ziehen, und nachdem wir unsere letzten omanischen Rial in Eiscreme und Schokoladenzeugs umgesetzt haben, fahren wir hinein ins schroffe Hajar-Gebirge. Eine überraschend gute Piste bringt uns dort zum Aahin Wasserfall, der zurzeit eher nur ein Rinnsal ist, sich jedoch trotzdem zur intensiven Körperpflege anbietet. Zurück an der Hauptstraße biegen wir ab in die Berge und finden wenig später einen ruhigen Platz für die Nacht.
Wir folgen einer guten Piste durch die kargen Berge, die sich irgendwann im Baustellenchaos einer neuen Trasse verliert und letztlich als Asphaltbahn endet. Dadurch verliert die Strecke natürlich gewaltig an Charme. Unser kurzer Abstecher zum kleinen Kitna Canyon ist nicht sehr ergiebig, da er zurzeit mangels Wasser nur sehr eingeschränkt zum Baden geeignet ist. Doch gleich hinter dem Oasenort Kitna finden wir einen schönen Panoramaplatz auf einem Plateau mit herrlichem Blick in die Bergwelt um uns herum.
Yanqul – Aahin Wasserfall – Daqiq – Kitna - 130 km - 180 Tage - 15080 km
07. – 09. Februar 2024 - Historisches in Al Ain
Der Grenzübertritt ist eigentlich eine Minutensache, aber die Verantwortlichen auf Seiten der Emirate sind an dieser kleinen Grenze ziemlich überfordert mit uns, und so dauert es etwas, bis wir alle erforderlichen Stempel eingeholt haben. Bei Conti in der Reifenbude erfahren wir, dass unsere beiden bestellten Schlappen erst morgen angeliefert werden. Wir nutzen die Zeit, um die historischen Plätze der Emirate zu besuchen, was sich als ziemlich interessant herausstellt. Auf dem Parkplatz des Nationalmuseums übernachten wir schließlich.
Nach dem Besuch der Al Jahlil Forts und des Seikh Zayed Palace Museums geht`s an die Arbeit – unsere Reifen sind da. Alles Routine, und unter den vielen Augen Neugieriger wechseln und verstauen wir die neuen Gummis. Den Rest des Tages verbringen wir schließlich entspannt in den Grünanlagen des Al Jahili Forts, wo wir letztlich auch gleich übernachten.
Heute steht den ganzen Tag Planungsarbeit für unsere bevorstehende Zentralasien-Reise an. Zwischendurch noch reichlich leckeres Rinderfilet für zehn Euro das Kilo erworben, und schon ist der Tag auch wieder gelaufen, und wir ziehen uns an unseren ruhigen Übernachtungsplatz am Fort zurück.
Kitna – Grenze Oman/VAE – Al Ain - 85 km - 183 Tage - 15165 km
10. – 13. Februar 2024 - Im Sauseschritt durch die Emirate
Wir haben uns dafür entschieden, diesmal die Metropolen Dubai und Abu Dhabi einfach zu ignorieren, wir haben einfach keine Lust auf laute Glitzerwelten. Dafür treffen wir uns wieder mit unserem Freund Emil und seiner Clique inmitten der Dünen zwischen Al Ain und Abu Dhabi. Und natürlich wird es wie immer ein langer und lustiger Abend mit viel Gegrilltem und leckeren Zutaten.
Es regnet! Alle freuen sich wie kleine Kinder unter dem Weihnachtsbaum! Für uns nichts Besonderes, aber für die Menschen hier eine tolle Sache. So brechen wir schon zeitig auf, vorbei an Abu Dhabi bis weiter in die nagelneue Retortensiedlung Al Mughirah. Dort stellen wir uns auf den leeren Parkplatz direkt am weiten Sandstrand und trotzen Wind und Regen.
Kurz vor der Morgendämmerung bricht das Wetterchaos aus! Gewitter mit Hagel, Sturmböen der heftigeren Sorte und dazu schüttet es gewaltig. Als der Spuck vorbei ist, sammeln sich Hagelkörner und Wasserlachen um uns herum. Der Himmel bleibt ziemlich grau, doch es regnet zumindest nicht mehr und wir starten zu unserer letzten Etappe in den Emiraten. Nach einem letzten Einkaufsstopp in Al Ruweis erreichen wir schließlich den Strand von Al Sila, unserem letzten Übernachtungsstopp, bevor es dann übermorgen weiter geht nach Saudi Arabien.
Al Ain – Al Mughirah – Al Ruweis – Al Sila - 515 km - 187 Tage - 15680 km
14. – 16. Februar 2024 - Bei Sita und Eid in Riyadh
Die beiderseitigen Grenzformalitäten sind irgendwann auch erledigt und wir starten durch nach Salma an den schönen Strand mit komfortablen Einrichtungen. Diese nutzen wir, um Wasser aufzufüllen, Manni nach den Unwettern ordentlich zu waschen und Connys Schnupfen auszukurieren.
Heute gilt es, die mehrheitlich öde Strecke nach Riyadh hinter uns zu bringen, denn wir sind über das Wochenende mit Sita und Eid verabredet. Dies hatten wir seinerzeit bei unserem letzten Treffen am Lago di Bordano in Oberitalien vereinbart. Da wir die 470 Kilometer oberndrein auch schon kennen, zieht sie sich ganz schön hin. Zwischen Hofuf und Riyad wir der Wind dann immer heftiger und treibt viel Sand über die Straße. Am späten Nachmittag haben wir es geschafft und wir beziehen Quartier im Garten von Eid, umgeben von Hühnerkäfigen und Hundezwinger. Wenig später tauchen Sita und Eid auf und wir verbringen einen ersten schönen Abend zusammen.
Nach einer etwas unruhigen Nacht zwischen bellenden Hunden, krähenden Hähnen, gackernden Hühnern, rauschendem Verkehr, landenden Flugzeugen und jammernden Muezzins freuen wir uns auf den Tag mit Sita und Eid. Gegen Mittag holt und deren Fahrer ab, und nach einer entspannten Plauschrunde bei ihnen zuhause starten wir zur Besichtigung der historischen Bezirke von Ad Dir`iyah und At-Turaif mit anschließendem feinen Abendessen.
Al Sila – Grenze VAE/KSA – Salwa – Hofuf – Riyadh - 630 km - 190 Tage - 16310 km
17. – 19. Februar 2024 - In der City von Riyadh
Heute Nacht war es deutlich ruhiger und wir sind gut erholt und bereit für Neues. Diesmal steht der Besuch des Zentrums auf dem Programm. Gemeinsam mit Sita und Eid schlendern wir über den alten Bazar, bewundern das Masmak Fort leider nur von außen, da wegen Renovierung geschlossen, und lassen uns am Abend wieder kulinarisch ausführen.
Nach einem Kurzbesuch bei MAN, um einen Check zu machen, ob alles soweit in Ordnung ist, verbringen wir den Nachmittag im Park des Nationalmuseums, bis wir abgeholt werden, da heute Sita selbst in der Küche zugange war. Sie serviert uns köstliche saudische Speisen und wir essen uns kugelrund. Nach drei wundervollen Tagen verabschieden wir uns von den Beiden, reich beschenkt und rundum verwöhnt.
Der Vormittag gehört dem Nationalmuseum, das sehr anschaulich die Geschichte des Landes erklärt und uns so durch die Jahrtausende führt. Doch nun wird es Zeit, aus dieser Riesenmetropole zu verschwinden, und wir verziehen uns ins Wadi Hanifah südlich der Stadt, wo wir auf einer baumbestandenen Insel einen ruhigen Platz entdecken.
Riyadh – Wadi Hanifah - 70 km - 193 Tage - 16380 km
20. – 21. Februar 2024 - Ein weiter Weg in den Süden …
… steht uns nun bevor. Die Region glänzt nicht gerade mit Highlights, und so wollen wir Strecke machen. In Al Hillal stoppen wir vor einem Supermarkt und werden von Prinz Said al Farshah zum Mittagessen in sein Haus eingeladen. Er spricht zwar kein Englisch, doch wir korrespondieren mit seinem Bruder über Telefon und es wird ein nettes Erlebnis. Als wir die Oasenstadt Layla erreichen, reicht es für heute und wir finden einen ruhigen Platz vor dem alten Gemäuer des Dorfes Ad Amar.
Auch heute begleitet uns viel ödes Land und wir rollen Stunde um Stunde so vor uns hin. Wir passieren As Sulayyil und biegen ab auf die Straße in Richtung Najran. Gerne würden wir den historischen Überresten von Al Faw einen Besuch abstatten, doch die archäologische Stätte ist für die Öffentlichkeit leider nicht zugänglich. Und so stellen wir uns unweit davon am Rand der Tafelberge unter eine Akazie.
Wadi Hanifah – Al Hillal – Layla – As Sulayyil – Al Faw - 660 km - 195 Tage - 17040 km
22. Februar 2024 - Wir erreichen das Bir Hima Gebiet
Das Dünental der westlichsten Ausläufer der Rub al Khali führt uns direkt nach Süden, dem Grenzgebiet zum Jemen entgegen. Doch zuvor wartet noch ein absolutes Highlight prähistorischer Geschichte auf uns: die Petroglyphen in der Bir Hima Region. Am nordwestlichen Rand dieses Wüstengebiets verlassen wir nun den Asphalt und folgen einer sandigen Spur nach Westen, wo wir am Horizont ein zerklüftetes Sandsteingebirge erkennen. Schon nach wenigen Kilometern erreichen wir die erste Felseninsel im Sand und entdecken auch sofort die ersten Gravuren. Leider ist dieser Spot grauenhaft vermüllt von picknickbegeisterten Locals, denen jegliches Verständnis für ihre eigene Geschichte fehlt. Doch erfreulicherweise bleibt dies ein Einzelfall, alle weiteren Standorte dieser unschätzbaren Zeitzeugen Jahrtausende alter Historie sind weitgehend sauber, auch wenn oftmals Einschusslöcher schießwütiger Beduinen so manche Gravur unwiederbringlich in Mitleidenschaft ziehen. Doch wir erfreuen uns an den ersten aufgespürten Petroglyphen, bevor wir uns einen herrlichen Panoramaplatz für die Übernachtung wählen.
Al Faw – Sultanah – Al Muhammadiah – Bir Hima Region - 195 km - 196 Tage - 17235 km
23. Februar 2024 - Eine komplizierte Fahrzeugbergung …
… bremst vorerst unseren Entdeckerdrang. Einem unserer Reisefreunde ist beim Reifenwechsel der Wagenheber im Sand abgerutscht und nun liegt der Laster hinten links mit der Achse im weichen Sand. Wir trommeln unsere Teams zusammen, und in einer vierstündigen Gemeinschaftsaktion schaffen wir es, das Malheur zu beseitigen. Der Nachmittag gehört wieder dem Aufspüren der überall verstreuten Felsgravuren. Unser geschultes Auge lässt uns an fast jedem Fels diese uralten Kunstwerke finden, während wir durch diese fantastische Wüstenlandschaft cruisen.
Bir Hima Region - 30 km - 197 Tage - 17265 km
24. Februar 2024 - Und noch mehr Petroglyphen …
… warten heute auf uns. Den ganzen Tag queren wir Wadis, durchforsten Canyons, steuern einzeln stehende Felsbrocken an und entdecken tausende interessanter Felsgravuren: Kamele, Rinder, Steinböcke, Strauße, Reiter, Göttinnen-Figuren, Hirten, Schwert- und Lanzenkämpfer. Dazu unzählige Schriftzeichen und Zahlen unterschiedlichster Sprachen.
Bir Hima Region - 40 km - 198 Tage - 17305 km
25. Februar 2024 - Und noch kein Ende!
Wir können uns nicht lösen von diesen faszinierenden Zeitzeugen der Geschichte der Arabischen Halbinsel. Und so machen wir dort weiter, wo wir gestern aufgehört haben. Wir entdecken auch einen tollen Felsbogen, und nach dem Besuch der alten Brunnenanlagen beim Ort Hima fahren wir noch einmal zurück in die Wüste, um dort zu übernachten.
Bir Hima Region - 40 km - 199 Tage - 17345 km
26. – 27. Februar 2024 - Jemenitische Kultur in Najran
Starker Wind lässt die Sicht schlechter werden und wir verlassen die Bir Hima Region in Richtung Najran. Doch bevor wir uns dort der allgegenwärtigen jemenitischen Baukultur zuwenden, muss ein Weisheitszahn raus. Die schwelende Entzündung machte sich gestern Abend erstmals unangenehm bemerkbar, und so ist kein Aufschieben mehr möglich. Ein Zahnarzt ist rasch gefunden, der Preis ausgehandelt, und schon sitze ich auf dem Stuhl. Leider ist der Übeltäter innen schon so angegriffen, dass er beim Ziehen auseinanderbricht und sich dadurch eine längere Operation ergibt. Doch letztlich sind alle Fragmente entfernt und ich werde mit einem Zahn weniger wieder entlassen.
Die Heilung der Wunde ist erfreulicherweise über Nacht gut fortgeschritten, und so stürzen wir uns ins Sightseeing-Programm. Najran liegt direkt an der jemenitischen Grenze und da die Region erst vor neunzig Jahren von Saudi Arabien annektiert wurde, ist die markante mehrstöckige Lehmarchitektur noch allgegenwärtig. Wir besuchen die antike Ausgrabungsstätte Ukhdood, die historische Keimzelle von Najran und machen uns anschließend auf die Suche nach noch authentischen Gebäuden, die sich kreuz und quer im Stadtgebiet verbergen. Zu guter Letzt werden wir von der alteigesessenen Familie Makrami eingeladen, auf ihrer Farm neben dem aufgegebenen Wohnturm zu übernachten.
Bir Hima Region – Najran – Al Makrami Haus - 150 km - 201 Tage - 17495 km
28. Februar 2024 - Immer in Sichtweite der jemenitischen Grenze
Den ganzen Vormittag verbringen wir im Stadtteil Aba as Suud, denn hier verstecken sich inmitten der Palmenhaine und kleiner Felder noch jede Menge dieser alten mehrstöckigen Lehmziegelhäuser. Wir lernen Said kennen, der noch in einem solchen Wohnturm aufgewachsen ist, und er zeigt uns bereitwillig den familieneigenen Lehmziegelturm. Sein leidliches Englisch gibt uns dabei viele interessante Details zum Leben in früheren Jahren preis. Entlang der Grenze zum Jemen fahren wir schließlich weiter nach Westen bis Zahran al Janub, das mit einem sehenswerten alten Stadtkern aufwartet. Zwei Stunden stromern wir durch die Gassen um die teils bereits vorsichtig renovierten, teils verfallenen Wohntürme. Immer wieder entdecken wir kleine Details, die uns erfreuen: uralte Türen mit eingeschnitzten Ornamenten, bunt bemalte Treppenhäuser und Eingänge oder detailverliebte Restaurationen ganzer Häuserfronten. Auch auf unserer Weiterfahrt entdecken wir immer wieder solche alten Wohntürme zwischen neu gebauten Häusern. Wenig später finden wir einen tollen Panoramaplatz an der Abbruchkante eines Plateaus, der einen grandiosen Rundumblick über die schroffe Bergwelt des Jemen freigibt.
Najran – Zahran al Janub – Jirba - 130 km - 202 Tage - 17625 km
29. Februar 2024 - Wadi Ljib
Die Fahrt bleibt spektakulär, das Asir-Gebirge in seiner monumentalen Schroffheit ist bedrückend schön. Über Almsny und später Eammud erreichend wir schließlich das Wadi Ljib, ein schmales Kiesbett zwischen himmelhohen Felswänden. Wir holpern zwei Kilometer hinein, dann ist Schluss; ab hier geht es nur noch zu Fuß weiter. Sowohl das Hauptwadi als auch das abzweigende enge Seitenwadi lohnen, denn es plätschert das Wasser um die Felsblöcke, Palmen und andere, fast schon tropische Gewächse sorgen für ein tolles Ambiente, in dem Horden von Pavianen herumtollen.
Jirba – Almsny – Eammud – Wadi Ljib - 110 km - 203 Tage - 17735 km
01.März 2024 - Die Schieferarchitektur von Al Khalaf
Den Vormittag verbringen wir noch im Wadi Ljib, doch dann starten wir zu einer weiteren kurvenreichen Etappe. Und die hat es wirklich in sich, denn wir überwinden einen 2.300 Meter hohen Pass auf unserer Fahrt nach Norden. Als wir im historischen Al Khalef ankommen, sind wir sogar 2.400 Meter hoch und es wird ganz schön kalt, als die Sonne sich verabschiedet. Doch zuvor gehen wir noch auf Entdeckertour zwischen den alten Gebäuden, die mit einer ausgefallenen Architektur aufwarten.
Wadi Ljib – Eammud – Sha ib Shawhatah – Al Khalaf - 115 km - 204 Tage - 17850 km
02. März 2024 - Und noch ein historisch interessanter Ort …
… liegt auf unserem weiteren Weg. Auch Al Jahamah bietet eine ganz eigene Architektur, ähnlich wie Al Khalaf. Wir entdecken immer wieder neue Perspektiven zwischen den auffallend roten Steinen und lassen uns mitnehmen in die noch nicht allzu lange vergangene Zeit, als diese Orte noch bewohnt waren. Die Fahrt nach Abha ist unspektakulär, die Landschaft zersiedelt. Auch in der Stadt selbst halten wir uns nicht lange auf, auch wenn sie ihre attraktiven Ecken hat. Doch uns ist mehr nach Natur denn nach Großstadtgewusel. Und so ziehen wir noch etwas weiter, bis wir in dieser weiterhin zersiedelten Umgebung einen netten Aussichtsplatz auf einer Hügelkuppe finden.
Al Khalaf – Al Jahamah – Ahad Rufaidah – Abha – Maksanah - 115 km - 205 Tage - 17965 km
03. März 2024 - Rijal Almaa
Heftiger Sturm, dichte Wolken und Nebelschwaden, kalt wie schon lange nicht mehr – der Morgen hier oben auf 2.800 Metern Höhe lädt nicht gerade ein, nach draußen zu gehen. Doch wir ahnen, dass es auf der Westseite der Berge schön und warm ist. Also stochern wir uns durch den Nebel über die Passhöhe von 2.940 Metern. Und schon am Abzweiger hinunter nach Rijal Almaa blitzt die Sonne durch die Wolken. Das LKW-Verbot für die immens steile Gefällstrecke hinunter nach Ash Sha‘bayn ignorieren wir mit dem Argument, ein Wohnmobil zu sein, und unter den Balken der Höhenbeschränkung passt Manni noch ganz locker durch. Ganz langsam schieben wir Mannis zehn Tonnen die acht Kilometer Serpentinen hinunter, überwinden dabei satte 1.500 Höhenmeter und sind wenig später im Rijal Almaa Heritage Village. Das vielgepriesene historische Dorf reißt uns nicht so mit wie erwartet, doch unser entdeckter Panoramaplatz direkt gegenüber dem Ortskern versöhnt uns schnell, vor allem als die dezente Illumination bei Einbruch der Dunkelheit eine reizvolle Atmosphäre schafft.
Maksanah – Ash Sha’bayn – Rijal Almaa - 40 km - 206 Tage - 18005 km
04. – 06. März 2024 - Viel Nebel …
… beeinträchtigt immer wieder unsere weitere Fahrt durch das Asir Gebirge. Als wir uns in Richtung Muhayil eine der extrem steilen Passstraßen aussuchen, um wieder auf den Kamm hinauf zu gelangen, machen wir auf halber Strecke halt, um noch unter der Nebeldecke zu bleiben.
Sonniges Wetter begrüßt uns am Morgen, und wir starten noch vor dem Frühstück hinauf in den Granitfelsenpark bei Tanumah. Es ist ein idealer Platz, um den Tag zu verbringen, Wäsche zu waschen, Haare zu schneiden und den Pavianen zuzusehen. Und das alles inmitten einer tollen Kulisse. Doch gegen Mittag holt uns auch hier wieder der Nebel ein und wir entscheiden, noch ein wenig weiter zu fahren. Immer wieder bremst uns dichter Nebel aus, nur langsam kommen wir voran, doch die Region ist dermaßen dicht besiedelt, dass es keine Rolle spielt, wenig zu sehen. Als sich eine weitere kühn angelegte Passstraße nach unten anbietet, nutzen wir die obere Kante zum Verweilen.
Leider hängt der zähe Nebel auch heute früh hartnäckig über der Abbruchkante. Also stochern wir uns vorsichtig nach unten, bis sich die Suppe nach etwa 200 Höhenmetern lichtet. Die Strecke ist unglaublich kühn angelegt, wir genießen jeden Meter. Unten angekommen, entdecken wir herrlich blühende Wüstenrosen. Die weitere Fahrt zum Dhee Ain Heritage Village ist bald erledigt, und wir parken mit Panoramablick vor der restaurierten Dorfanlage.
Rijal Almaa – Muhayil – Tanumah – Al Makhwah – Dhee Ain - 330 km - 209 Tage - 18335 km
07. März 2024 - Al Balah
Nach einer ausgiebigen Besichtigung des Dorfes Dhee Ain fahren wir hinauf nach Al Balah, wo uns wieder einmal dichter Nebel empfängt. Doch auf der Ostseite der Stadt scheint tatsächlich die Sonne, und wir nutzen die Gelegenheit, die uralte Burganlage Al Malad zu besuchen. Herrlich geschnitzte Türen und Fensterrahmen sowie Stützbalken in den verfallenen Räumen lohnen diesen Abstecher. Zum Übernachten finden wir später einen netten Platz in einem Ausflugspark am Rand der Stadt, wo wir dem heftigen Sturm samt wieder einmal dichten Nebelschwaden trotzen.
Dhee Ain – Al Balah - 55 km - 210 Tage - 18390 km
08. März 2024 - Endgültig raus aus der Nebelsuppe
Von diesem grauslichen Wetter haben wir nun endgültig genug, und wir verlassen das Asir-Gebirge in Richtung Ta’if. Immer wieder bremst uns die dichte Suppe aus, doch so langsam lichtet sich der Schleier und wir können die Fahrt durch die erstaunlich grünen Berge genießen. Über Al Mindak und Missan erreichen wir die Abbruchkante des nördlichen Asir-Gebirges, wo wir am Alkalada Heritage Village einen netten Platz in der Nachmittagssonne finden.
Al Balah – Al Mindak – Missan – Alkalada Heritage Village - 170 km - 211 Tage - 18560 km
09. März 2024 - in den Granitbergen um Ash Shafa
Die Sommerresidenzstadt Ta’if lassen wir links liegen, da ist uns zu viel touristischer Rummel und zu wenig Authentisches erhalten. Wir fahren gleich hoch nach Ash Shafa, denn dort bricht das Gebirge steil in Richtung Küstenebene ab und die Erosion hat hier oben eine ganz tolle Granitfelsenlandschaft geschaffen. Inmitten dieser Knubbelberge beziehen wir einen Logenplatz und verbringen den Nachmittag mit Schauen …
Alkalada Heritage Village – Ta’if – Ash Shafa - 105 km - 212 Tage - 18665 km
10. – 12. März 2024 - Jeddah
Als sich der Formel 1 Zirkus verabschiedet hat und wieder der Alltag in Jeddah einzieht, machen wir uns auf den steilen Weg hinunter. Gewaltige 2.200 Höhenmeter wollen bezwungen werden, und die rollen wir natürlich ganz langsam und bremsenschonend talwärts. Die Heilige Stadt der Moslems, Mekka, müssen wir großräumig umfahren, denn hier ist uns der Zutritt verwehrt. Und je näher wir Jeddah kommen, umso hässlicher wird die Umgebung und der Verkehr wird heftiger. Doch wir kommen gut durch und beziehen einen für die Besichtigung der Altstadt strategisch praktisch gelegenen Parkplatz. Wir bummeln lange durch die schmalen Gassen des Al Balad Viertels, wo die alten Häuser mit den hölzernen Balkonen aufwendig restauriert werden. Kleine Plätze mit Cafés und Künstlerwerkstätten schaffen eine sehr nette Atmosphäre und hinter jeder Ecke finden wir Fotogenes.
Die Nacht war großstadtmäßig geräuschintensiv, Temperaturen und Luftfeuchtigkeit trugen auch nicht gerade zum Wohlfühlen bei. Also machen wir uns nach einem Frühstück an der Corniche, wegen dem heutigen Ramadanstart indoor, vom Acker. Wir passieren das Formel 1 Areal, wo die Abbauarbeiten in vollem Gange sind, und erreichen nach kurzer Fahrt das Städtchen Thuwal mit seinem netten Strand, dem sattgrüne Mangroven vorgelagert sind und im Kontrast mit dem blauen Meer für eine schöne Stimmung sorgen.
Der Platz ist bestens dazu geeignet, mal wieder die ganz große Wäsche zu machen, denn unser Bettzeug ist schon überfällig. Also bleiben wir und erledigen Hausarbeit …
Ash Shafa – Jeddah – Thuwal - 310 km - 215 Tage - 18975 km
13. März 2024 - In die Heilige Stadt Mohammeds …
… wollen wir nun. Die Strecke ist lang und meist ziemlich eintönig, und so ziehen wir es durch bis Medina. Nach einem kurzen Abstecher zur Quba Moschee beziehen wir unseren Platz in der Nähe der riesigen Prophetenmoschee. Waren wir letztes Jahr tagsüber dort, so möchten wir dieses Mal die Abendstimmung erleben, vor allem jetzt während des Ramadans ein sicher tolles Erlebnis. Also machen wir uns noch vor dem Abendgebet auf den Weg. Das Gedränge ist unbeschreiblich, aus allen muslimischen Ländern tummeln sich Gläubige in und um den Moscheenbezirk. Ordentlich aufgereiht knien die Gläubigen vor ihrer von der Moscheenverwaltung bereitgestellten, symbolischen Mahlzeit zum Fastenbrechen. Als der Muezzin dies ankündigt, wird erst mal gegessen und getrunken und es senkt sich trotz zehntausender Menschen eine gespenstige Stille über den Platz. Kurz darauf fordert der Muezzin zum Gebet auf, dem alle bereitwillig nachgehen. Anschließend verlassen die Gläubigen in Scharen die Moschee, denn nun wartet zuhause das sehnsüchtig erwartete Abendessen.
Thuwal – Medina - 370 km - 216 Tage - 19345 km
14. – 15. März 2024 - Ein kleines Paradies …
… entdecken wir auf unserem Weg gen Norden. Palmenkronen spitzen aus einem abweisend kargen Wadi herauf zur Hauptstraße. Wir biegen ab, finden einen sehr holprigen, kaum als solchen erkennbaren Fahrweg über die mit Vulkansteinen übersäte Ebene. Der Fahrweg wird zur schmalen und steinigen Piste, die sich ins Wadi hinunterschlängelt. Und plötzlich stehen wir vor einem kleinen Paradies: Ein Palmenwäldchen schmiegt sich an die steilen Wände des Wadis, gibt zwischen den einzelnen Bäumen aber genügend Platz frei, um Manni schattig zu parken. Und im Flussbett wartet ein erfrischender Teich auf uns! Tief und klar; auch überraschend kalt, je tiefer man fühlt. Immer wieder schwimmen wir hin und her, perfekt nach den staubigen Tagen in Medina.
Natürlich verbringen wir hier noch einen weiteren Tag, denn so ein völlig ungestörtes Plätzchen, um uns freizügig zu tummeln, werden wir so schnell nicht wieder finden …
Medina - Palmenwadi - 155 km - 218 Tage - 19500 km
16. – 18. März 2024 - Inmitten hunderter Vulkankrater …
… schlagen wir am späten Nachmittag unser Basecamp auf. Die Faszination dieser Urwelten berührt uns immer wieder, und wir wollen drei Tage bleiben.
Den Vormittag verbringen wir auf dem Gipfel des höchsten Vulkans, der genau zwischen dem Weißen und dem Schwarzen Vulkan platziert ist und so ein perfektes Panorama auf diese beiden und ihre ineinanderfließende schwarze und weiße Umgebung bietet. Den Rest des Tages schlendern wir einfach ein wenig zwischen den Lavaströmen umher und saugen die Atmosphäre in uns ein.
Schon früh ziehen wir los, um ein weiteres Mal auf den höchsten Vulkan zu steigen, wir können einfach nicht genug bekommen von diesem Panorama. Anschließend wechseln wir hinüber auf den Kraterrand des Weißen Vulkans, doch der Sturm ist dermaßen stark heute, dass es uns fast runterweht. Und es trübt ein, so dass es nichts mehr ist mit der Fernsicht. Als wir wieder bei Manni sind, hat es jedoch wieder bestes Wetter. Doch das ist nicht von Dauer, denn mit Einbruch der Dunkelheit fängt es an zu regnen.
Palmenwadi – Chaibar – Khaibar Vulkane - 160 km - 221 Tage - 19660 km
19. – 20. März 2024
Die ganze Nacht stürmte und regnete es immer wieder, und auch am Morgen sehen wir vor lauter Nebel und tiefhängender Wolken so gut wie nichts. Ist aber nicht weiter schlimm, denn letztes Jahr hatten wir hier Traumwetter! Also holpern wir nach dem Frühstück vorsichtig, um unsere Reifen von scharfkantigem Lavagestein nicht zu beschädigen, hinaus zur Hauptstraße. Auf der Fahrt nach Al Hayit ist die Straße immer wieder vom aus den Wadis fließenden Wasser geflutet, auch säumen große Wasserflächen die Regionen längs der Route. Es hat hier also noch viel mehr geregnet als bei uns letzte Nacht. In Al Hayit bunkern wir dann ordentlich Lebensmittel und füllen die Wassertanks randvoll, denn es warten nun sieben Tage mit Wüstentouren auf uns. Wenig später entdecken wir in einiger Entfernung zur Hauptstraße auffällige Granitfelsen, die einen guten Rahmen für einen attraktiven Übernachtungsplatz abgeben.
Die Gegend bleibt spannend, wir fahren zwischen pechschwarzen Lavazungen und rötlich-gelben Sandsteinbergen in Richtung Norden, auf die schon weithin sichtbare Felsbarriere des Al Misma Gebirges zu. An deren Fuß beziehen wir unseren beliebten Platz, um uns für die nächsten Tage einzustimmen.
Khaibar Vulkane – Al Hayit – Ash Shamli – Jibal al Misma - 265 km - 223 Tage - 19925 km
21. März 2024 - Traumhaft schöne Felsformationen …
… erwarten uns heute auf unserer Tour entlang der östlichen Flanke des Al Misma Gebirges. Die sandige Piste ist nach den Regenfällen der letzten Tage gut zu befahren, der Sand ist härter als sonst, und so sind auch die wenigen Dünenpassagen ein Kinderspiel. Als wir schließlich beim mächtigen Felsbogen in das anschließende Wadi einbiegen, sind wir hellauf begeistert von den steinernen Kunstwerken, die von der Natur hier geschaffen wurden. Die Formenvielfalt ist grandios, wir können nicht genug bekommen von den tollen Felsskulpturen. Den ganzen Nachmittag wandern wir umher, erst als die Sonne hinter den Bergen verschwindet, schleichen wir müde zurück zu Manni.
Jibal al Misma – Rock Arch Wadi - 50 km - 224 Tage - 19975 km
22. März 2024 - Die Wunderwelt der Formen …
… setzt sich heute fort. Nach einer langen Dünenauffahrt mit anschließendem Wahnsinnspanorama tauchen wir wieder in einen regelrechten Wald aus steinernen Nadeln ein. Und auch ein großes Felsentor darf natürlich nicht fehlen. Kreuz und quer cruisen wir um die bizarren Skulpturen und staunen über die Fantasie der Natur. Für kurze Zeit verlassen wir das Gebirge, um auf einem kurzen Stück Asphaltstraße das Al Misma Gebirge im Norden zu umrunden. Abrupt endet diese Straße nach wenigen Kilometern irgendwo im Nichts der Nefud Wüste. Tiefsandige Pisten verzweigen sich nun zwischen den Dünen, eine davon wählen wir aus, um wieder an den Felsriegel zu gelangen. Nach einer unglaublich steilen Dünenabfahrt, die uns sofort an eine Achterbahnfahrt erinnert, führt uns eine gute Sandspur zurück zur Felswand. Als wir diese erreichen, entdecken wir unter uns einige sattgrüne Wiesenstücke mit Bäumen. Was für ein Kontrast zu Fels und Sand!
Rock Arch Wadi – Al Misma Nordumfahrung – Wiesensenke - 60 km - 225 Tage - 20035 km
23. März 2024 - Vom Sandmeer ins Felsenlabyrinth
Die Fahrt durch diesen Teil der Nefud Wüste ist spannend, denn wir müssen oft sehr spontan entscheiden, welcher Spur wir folgen sollen oder ob wir eine eigene anlegen müssen zwischen den Dünen. Nach drei Stunden Tiefsand erreichen wir eine Felsengruppe, an der wir ganz besonders schöne Felsgravuren mit Jagdszenen, Löwen und sogar einer Herde Oryx-Antilopen bewundern. Hinüber ins Arnan-Gebirge zieht es uns nun. Schon von weitem sehen wir den felsigen Riegel. Die abwechslungsreiche Fahrspur durch Dünensenken und über Granitplatten endet bei einer belanglosen Häuseransammlung, und auf der dort erreichten Asphaltstraße fahren wir bis zum Pisteneinstieg. Als wir schließlich das Arnan-Gebirge erreichen, sind wir sofort total begeistert von den filigranen Nadeln, den wuchtigen Felsbögen und natürlich den unzähligen Felsgravuren. Immer wieder halten wir an und wandern durch die Labyrinthe. Über eine steinige Ebene dringen wir weiter vor und stehen plötzlich vor einer grandiosen Landschaft, dessen Mittelpunkt von einem mächtigen Felsenbogen gekrönt wird.
Wiesensenke – Felsengruppe – Arnaan Gebirge - 75 km - 226 Tage - 20110 km
24. März 2024 - Marajah Arch – Monument der Natur
Auch heute jagt ein Natur-Highlight das Nächste. In einem versteckten Felsental stoßen wir auf eine Kaskade von Wasserbecken, in denen sich tatsächlich genügend Leben spendendes Nass gesammelt hat. An den umliegenden Felsen entdecken wir wieder jede Menge prähistorischer Gravuren und auch Schriften aus verschiedenen Epochen, was darauf schließen lässt, dass dies auch ein beliebter Lagerplatz für Karawanen war. Über weite sandige Ebenen schweben wir nun fast dahin, überwinden eine Dünenbarriere, suchen uns einen machbaren Weg zwischen steinigen Hügeln und Plateaus und erreichen schließlich die weite Senke, in der sich der Triple Arch von Mahajah unübersehbar präsentiert. Was für ein Anblick! Unglaublich, was die Natur in Jahrmillionen aus Sandsteinfelsen modelliert. Immer wieder schlendern wir zwischen den monumentalen Wänden umher, bevor wir uns etwas entfernt einen Panoramaplatz suchen.
Arnaan Gebirge – Mahajah Arch - 55 km - 227 Tage - 20165 km
25. März 2024 - Die längste Felsgravuren-Galerie Saudi Arabiens
Fast den ganzen Vormittag verbringen wir rund um den Marajah Arch, können uns nicht losreißen von seiner Präsenz. Und auch als wir Richtung Westen weiter fahren, bleibt er noch lange im Rückspiegel. Unterwegs entdecken wir immer wieder interessante, vom Wind und Wetter geformte Sandsteinstrukturen und natürlich auch viele neolithische Gravuren. Die gewaltigste Galerie erleben wir dann an der längsten Gravuren-Felswand Saudi Arabiens. Über 150 Meter lang ist sie und mit unglaublich vielen Gravuren versehen. Was für ein Bild! Unsere Piste wechselt zwischen sandigen Passagen, holprigen Felsplatten und grobem Steinacker, so dass wir nur langsam vorankommen. Doch die Landschaft entschädigt und letztlich ist auch die Piste spannend. Schon in Sichtweite der Hauptstraße öffnet sich plötzlich eine wassergefüllte Senke, an deren Ufer wir uns stellen und später einen kitschig-schönen Vollmond bewundern.
Marajah Arch – größte Gravuren-Wand – Pistenende an der 70 - 55 km - 228 Tage - 20220 km
26. März 2024 - Zum Elephant Tunnel Rock
Nach fünf Pistentagen gleiten wir entspannt über Asphalt zum Pisteneinstieg der Al Gharamil Wüste. Dort erwartet uns eine unserer Lieblingsstrecken. Die Erosion hat in dieser Region interessante und fantasievolle Skulpturen geschaffen. Weicher Sand und holprige Felsplatten wechseln sich ab, und wir genießen die Szenerie bei langsamer Fahrt. Am Naslaa Rock rätseln wir, wie wohl der messerscharfe Riss quer durch den auf nur noch zwei filigranen Sockeln stehende Felsblock entstanden sein könnte. Langsam nähern wir uns dem Abzweig zum Elephant Tunnel Rock, und diese letzten Kilometer haben es wirklich in sich. Die Navigation ist nicht ganz einfach, da keinerlei aktuelle Spuren im Sand sichtbar sind. Doch da wir den Weg grundsätzlich kennen, finden wir schließlich die richtigen Durchfahrten an den Felsriegeln. Und als wir endlich den markanten Felsbogen erreichen, zeigt er sich uns im besten Nachmittagslicht.
Pistenende an der 70 – Al Gharamil – Elephant Tunnel Rock - 160 km - 229 Tage - 20380 km
27. März 2024 - Weiter durch die Al Gharamil Wüste
Auf unserem Weg zurück durch das Gelände stoßen wir auf eine Service-Road entlang neu aufgestellter Hochspannungsmasten. Wir nutzen diese geschobene Piste bis zum Abzweig, auch wenn dadurch der Offroad-Spaß und der Landschaftsgenuss völlig verloren gehen. Doch für die paar Kilometer ist es schon okay. Als wir unsere ursprüngliche Piste erreichen, tauchen wir auch sofort wieder ein in die Urlandschaft der Al Gharamil Wüste. Der Fahrspaß ist groß, und die skurril zerfressenen Felsen um uns herum begeistern. Und wir bewundern wieder einmal tolle Felsgravuren, die sich immer wieder aufspüren lassen. Irgendwann schwenken wir ab nach Süden und erreichen auf einer guten Fahrspur problemlos die Asphaltstraße. Doch kurz vorher finden wir einen herrlichen Wüstenübernachtungsplatz, bevor wir uns morgen endgültig von dieser Region verabschieden.
Elephant Tunnel Rock – durch die Al Gharamil Wüste – Pistenende - 45 km - 230 Tage - 20425 km
28. – 29. März 2024 - Geburtstag in Al Ula
Das heute sehr trübe Wetter lässt uns direkt nach Al Ula fahren, wo wir unsere Vorräte aufstocken und unsere Freunde Vreni und Ernst treffen. Das letzte Mal hatten wir uns vor acht Jahren in Namibia gesehen und es gibt natürlich viel zu erzählen.
Conny`s Geburtstag feiern wir mal wieder in Saudi Arabien! Herzlichen Glückwunsch! Leider nervt uns die übereifrige Polizei nach dem Abendessen mit der Aufforderung, unseren Platz zu verlassen, da es angeblich verboten sei, hier sowie im gesamten Stadtbereich zu campen. So ein Blödsinn, letzte Nacht standen wir ja auch hier, und in der ganzen Stadt sind mindestens zehn weitere Camper verteilt. Aber gut, letztlich fruchten alle Diskussionen nichts, denn der mit der Mütze hat immer Recht. Also verlassen wir mit erhobenem Zeigefinger gegen 21:00 Uhr die Stadt und finden dafür eine tolle Alternative im Wadi Hjir.
Pistenende – Al Ula – Wadi Hjir - 140 km - 232 Tage - 20565 km
30. März 2024 - Rote Sandsteinfelsen, schwarze Vulkansteinebenen …
… die Fahrt ist wieder einmal herrlich abwechslungsreich. Vorbei an gewaltigen Sandsteinmauern verlassen wir die Region Al Ula entlang dem Wadi Hjir, um wenig später ein pechschwarzes Vulkanplateau zu erklimmen. Vereinzelte Vulkane am Horizont zeugen von den Urgewalten in längst vergangenen Zeiten. Urplötzlich fällt die Straße hinunter in eine sandige Ebene, in der sich unzählige skurrile Sandsteingebilde verteilen. Hier verlassen wir die Hauptstraße und rumpeln auf einer Wellblechpiste diesen zerfressenen Felsen entgegen. Wenig später verlassen wir auch diese Piste auf eine schmale Sandspur, der wir nun bis zu einem perfekt modellierten Mushroom Rock folgen. Und als Dreingabe spannt sich auch noch ein beeindruckender Steinbogen zwischen den nahegelegenen Felsen. Wir wandern noch weit in dieses herrliche Tal hinein und genießen die afrikanisch anmutende Szenerie.
Wadi Hjir – Mushroom Rock mit Steinbogen - 110 km - 233 Tage - 20675 km
31. März 2024 - Rund um den Vulkan …
… zieht sich eine spannende Piste. Auf dreißig Kilometern erleben wir die verschiedensten Felsformationen, die dieser schwarze Berg irgendwann einmal mit seiner Lava zugedeckt hat und die seit Jahrmillionen so langsam der Erosion anheimfallen. Und weil es hier so wunderschön ist, steuern wir noch einmal unseren perfekten Mushroom Rock an, um dort ein weiteres Mal zu übernachten.
Rund um den Vulkan - 30 km - 234 Tage - 20705 km
01. April 2024 - Auf einer sandigen Piste …
… mitten durch erodierte Felsenlandschaft, erreichen wir wieder die Hauptstraße. Da das Wadi Disah zurzeit ziemlich unter Wasser steht, entscheiden wir, es diesmal nicht zu besuchen. Stattdessen fahren wir über einen Pass um diese Bergregion südlich herum und stehen plötzlich vor einer Abbruchkante mit einem Panorama, bei dem uns der Atem stockt: weit unter uns eine Ebene, eingerahmt von roten Bergflanken und einzelnen Monolithen – ein „Monument Valley“ der Extraklasse! Natürlich bleiben wir hier oben für den Rest des Tages und die kommende Nacht.
Mushroom Rock – Abu Raka – Al Farhah – Panoramablick - 85 km - 235 Tage - 20790 km
02. April 2024 - Schwere Unwetter …
… brauen sich am Horizont zusammen; schwarze Wolken, aus denen grelle Blitze leuchten, heftiger Gewitterregen, der die Landschaft wegspült. Auf unserem Panoramaplatz ist es fast wie im Theater: dabei, jedoch nicht mittendrin. Gegen Mittag fahren wir hinunter in die Ebene, um dem immer bedrohlicher anzusehenden Intermezzo zu entkommen. Und das gelingt uns auch, denn nur leichter Regen tangiert uns. Das Wadi Disah müssen wir allerdings dieses Mal tatsächlich auslassen, denn das läuft gerade voll, ist gesperrt. So erfreuen wir uns an der tollen Bergkulisse, an der wir entlang fahren, bevor wir in die Awja-Wüste abbiegen und uns dort einen ruhigen Platz zwischen niedrigen Dünen und grasenden Kamelen suchen.
Panoramablick – Shuwaq – Awja Wüste - 140 km - 236 Tage - 20930 km
03. April 2024 - Eine nette Rundtour durch die Awja Wüste
Es ist keine spektakuläre Region wie so viele andere Wüstengegenden. Auch nutzen sehr viele Farmer die sprießenden Halme für ihre Kamele und Ziegen. Und der gesamte Zugangsbereich wird zurzeit mit einem Zaum versehen, da eine Windkraft- und Solarzellenanlage gebaut wird. Also nicht gerade das, was wir suchen. Trotzdem cruisen wir einen halben Tag um die zerfressenen Felsen, entdecken nette Felsgravuren und einen wirklich schönen Felsenbogen. Dort bleiben wir, denn Home-Office steht mal wieder an.
Awja Wüste Rundtour - 30 km - 237 Tage - 20960 km
04. April 2024 - Am Al Shaq Canyon
Nicht weit ist es zu einem unserer Lieblingsplätze, dem Al Shaq Canyon. Dort angekommen, stellen wir uns direkt an die aufregend senkrechte Kante, die hier mehrere hundert Meter in die Tiefe zeigt. Der Blick geht weit hinein in den weit unter uns sich zwischen riesigen Felsbrocken dahinschlängelnden Talboden. Und die Sonne zaubert jede Stunde ein neues Bühnenbild.
Awja Wüste – Al Shaq Canyon - 50 km - 238 Tage - 21010 km
05. April 2024 - Szenenwechsel
Um in die Al Hisma Wüste zu gelangen, wählen wir diesmal die direkt nach Norden führenden Pisten entlang zerfressener Felsformationen, zwischen denen sich immer wieder goldgelbe Sanddünen aufbauen. Und wir sind begeistert von dieser Fahrt, denn hinter jedem Felsriegel öffnet sich eine neue Szenerie der Extraklasse! Wir entdecken ein gigantisches, steinernes Amphitheater, gekrönt von einem filigranen Doppelfenster, lassen Manni über die Dünen ackern, queren temporäre keine Seenflächen, die nun trocken sind, bestaunen riesige Pylonen, die senkrecht in den Himmel zu wachsen scheinen und finden schließlich einen Übernachtungsplatz am Fuß eines ganz besonders markanten Felsentores.
Al Shaq Canyon – Al Hisma Südteil - 30 km - 239 Tage - 21040 km
06. April 2024 - In die zentrale Al Hisma
Spontane Richtungswechsel lassen uns möglichst nahe an besonders auffällig gestaltete Felsen fahren, immer wieder müssen wir dabei Dünenfelder queren. Doch der Sand ist gut zu befahren und so stehen wir plötzlich vor der Hauptstraße, auf deren Nordseite die zentrale Al Hisma Wüste beginnt. Hier stehen in kurzen Abständen inzwischen Verbotsschilder, die signalisieren, dass die Einfahrt in dieser Region nicht mehr gestattet ist. So folgen wir der Hauptstraße ein wenig nach Osten, und schon nach kurzer Fahrt hören die Schilder auf und wir können ganz legal in die Al Hisma eintauchen. Unser erstes Ziel ist eine mächtige Felswand mit Felsgravuren, die wir nach problemloser Anfahrt bewundern. Weithin sichtbar lockt uns nun ein sehr eleganter Doppelbogen, der hoch oben eine Felswand schmückt und so ein grandioses Panorama ermöglicht. Nach einigen Abstechern zu besonders schönen Felsgebilden fegt plötzlich ein leichter Sandsturm über die Ebenen. Rasch verziehen wir uns ins Wadi Dham, wo wir in unmittelbarer Nähe des wunderschönen Felsbogens einen windgeschützten Platz finden.
Al Hisma Südteil – Al Hisma/Wadi Dham - 50 km - 240 Tage - 21090 km
07. April 2024 - Wunderwelt Al Hisma
Das Wadi Dham ist allein für sich unglaublich schön! Stundenlang wandern wir umher, klettern auf den Felsen herum und entdecken hinter jeder Ecke faszinierende Sandsteinformen. Wir finden eine für uns neue Ost-West-Passage vom Wadi Dham hinüber zum nun eingezäunten Bajdah Wildlife Reservat, auf dessen Areal sich nun auch der bekannte Felseneinschnitt „Pharao’s Tomb“ befindet. Die Strecke dorthin ist voller Überraschungen: steile Dünenpassagen, grandios geformte Felsen, tolle Steinbögen. Nach einem Besuch von Pharao’s Tomb und einem schönen Felseneinschnitt gleich in der Nähe müssen wir das Wildlife Reservat vor Anbruch der Dämmerung wieder verlassen und finden nicht weit entfernt einen ungestörten Übernachtungsplatz.
Al Hisma/Wadi Dham – Al Hisma/Bajdah WR Gate - 35 km - 241 Tage - 21125 km
08. April 2024 - Der gewaltigste Steinbogen Arabiens …
… begeistert uns heute nach einer etwas ernüchternden Fahrt entlang dem neu errichteten Zaun, der das Bajdah Wildlife Reservat markiert. Doch auch dieser verliert sich irgendwann in den Weiten der Wüste und wir cruisen versöhnt um unzählige abgerundete Steinbuckel herum. Und plötzlich steht er vor, nein über uns: Schon von unten wirkt er gewaltig, doch erst als wir zu ihm hochgewandert sind, erfassen wir das ganze Ausmaß seiner unglaublichen Spannweite. Und als wir seine rückwärtige Schokoladenseite erreichen, sind wir vollkommen sprachlos von diesem Anblick, der sich uns hier bietet. Wir wollen uns kaum lösen von dieser steinernen Pracht und bleiben lange andächtig sitzen vor diesem monumentalen Naturwunder. Auf der anderen Seite der weiten Ebene zieht uns dann eine mächtige, rotsandige Düne an, in deren Umgebung wir einen aussichtsreichen Übernachtungsplatz beziehen.
Al Hisma/Bajdah WR Gate – Al Hisma/Große Düne - 35 km - 242 Tage - 21160 km
09. April 2024 - Fahrspaß pur!
Unzählige schmale Canyons zwischen erodierten Felsen, rotbraune Dünen in sandigen Tälern, Fahrspuren, die irgendwohin führen. Wir lassen uns einfach treiben, biegen mal hier, mal dort ab und entdecken hinter jeder Kurve unglaublich schöne Felsstrukturen. Doch irgendwann erreichen wir das Ende dieses so außergewöhnlich spannenden Gebiets und die Zivilisation hat uns wieder. Doch nur kurz zur Wasserstation, an die Tanke und in den Supermarkt, und schon verschwinden wir noch einmal zwischen den hoch aufragenden Wänden. Auf teilweise tiefsandiger Spur finden wir schon bald ein herrliches Plätzchen an einem Solitärfelsen samt kleinem Felsentor.
Al Hisma/Große Düne – Alzyth – Al Hisma Nord - 55 km - 243 Tage - 21215 km
10. April 2024 - Abschied von der Al Hisma
Unser letzter Tag in der Al Hisma Wüste beschert uns noch einmal anspruchsvolle Pisten durch tiefen Sand, der aufgrund des nächtlichen Regenschauers nun auch noch schwer ist. So manche Düne erweist sich da im ersten Anlauf plötzlich als zu steil, doch mit entsprechend geringem Reifendruck meistert Manni auch diese Hürden. Als besonders attraktiv erweist sich dabei der Widad Canyon, der sich tief zwischen die senkrechten Felsen hineingearbeitet hat. Und nach einer aussichtsreichen Mittagspause verlassen wir nun dieses herrliche Gebiet endgültig in Richtung Westen. 1.300 Höhenmeter tiefer erreichen wir schließlich bei Al Humaydah das Rote Meer. Die Dieseltanks werden hier nochmal randvoll mit preiswertem Stoff gefüllt und die letzten Rial im Supermarkt angelegt, bevor wir unsere letzte Nacht in Saudi Arabien verbringen.
Al Hisma Nord – Al Humaydah - 100 km - 244 Tage - 21315 km
11. – 14. April 2024 - Relaxt nach Jordanien
Die beiderseitige Grenzabfertigung ist nach einer guten Stunde erledigt und wir richten uns am Südstrand vor Aqaba für zwei Tage häuslich ein. Leider stürmt es ganz schön heftig, so dass wir nicht wirklich Lust auf Baden und Schnorcheln verspüren. Doch wir chillen gemütlich rum und beobachten dabei die Menschen bei ihren Feiern zum Ramadan-Ende.
Nach zwei Tagen Beach ist es genug mit Nichtstun und wir starten gen Norden. Nach einem kurzen Bummel in Aqaba fahren wir in Richtung Wadi Rum, das wir diesmal jedoch nicht besuchen, da wir nach den wunderschönen, einsamen Tagen in der landschaftlich ähnlichen Al Hisma keine Lust auf touristisches Wüstenspektakel haben. So suchen wir uns ein aussichtsreiches Plätzchen oberhalb der Wüstenebene, das wir in 1.600 Metern Höhe auch rasch finden.
Stürmisch ist es heute, als wir uns auf den Weg zum Wadi Musa machen. Immer wieder halten wir an, um das tolle Panorama zu bestaunen, das sich unter uns darbietet. Es sind die Berge von Petra, und wir erkennen so manche uns bekannte Szenerie rund um die berühmte Nabatäerstadt. Auch Petra lassen wir diesmal links liegen, da wir diese grandiosen Ruinen in gigantisch schöner Landschaft schon so oft genießen durften. Am Al Juhayr Panorama Viewpoint oberhalb von Shaubak bleiben wir dann, bis uns die Polizei aus Sicherheitsgründen in der Nacht zum Shaubak Castle schickt.
Al Humaydah/KSA – Aqaba/JD – Wadi Musa – Shaubak Castle - 250 km - 248 Tage - 21565 km
15. – 17. April 2024 - Auf direktem Weg zur irakischen Grenze!
Der iranische Luftangriff auf Israel und die nun zu erwartenden Vergeltungsmaßnahmen der Israelis lassen uns die geplante Jordanien-Runde abbrechen, denn das Risiko, dass die irakische Grenze geschlossen wird, ist uns zu groß. Also fahren wir das kurze Stück nach Petra zurück, um dort unsere Reisefreunde zu treffen und gemeinsam die anstehenden Etappen zu meistern.
Über Ma’an fahren wir auf dem Wüstenhighway direkt nach Norden. Diese Strecke ist ziemlich öde, und so sind wir froh, als wir schließlich Al Azraq und unseren anvisierten Übernachtungsplatz am Qasr Usaykhim erreichen.
Wir starten früh, um noch vor der Mittagszeit an der Grenze zu sein. Die Ausreise aus Jordanien ist rasch erledigt, und wir sind gerüstet für das langwierige Prozedere bei den Irakern. Es ist unser Vorteil, dass wir die einzelnen Schritte vom letzten Mal bereits kennen, und wir bekommen zusätzlich Unterstützung von zwei Jungs, die uns zu den verschiedenen Büros begleiten. So sind nach nur sechs Stunden alle Visa in den Pässen, die Carnets gestempelt und alle notwendigen Papiere ausgestellt, abgestempelt und unterschrieben.
Shaubak Castle – Petra – Ma’an – Al Azraq – Grenze JD/IRQ - 605 km – 251 Tage - 22170 km
18. April 2024 - Stressige Fahrt nach Samarra
Um acht Uhr stehen wir ausgeruht und bereit am finalen Checkpoint, um auf die Militäreskorte für die Strecke in Richtung Bagdad zu warten. Zwei Stunden später dürfen wir dann ohne Eskorte los, da anscheinend niemand kommt. Also bringen wir die ersten 150 Kilometer solo hinter uns. Als wir dann im fliegenden Wechsel begleitet werden, funktionieren die Übergaben diesmal reibungslos ohne größere Zeitverluste. So sind wir bereits gegen sechs Uhr abends kurz vor Ramadi. Doch in dieser Region wollen sie uns nicht übernachten lassen und bestehen darauf, dass wir noch bis Samarra durchfahren müssen. Diese Fahrerei im Stockdunklen mit viel halsbrecherischem LKW-Verkehr auf schmaler Straße ist sehr anstrengend, und als wir nach Mitternacht endlich in Samarra ankommen, sind wir alle reichlich geschafft.
Grenze JD/IKQ – Ramadi – Samarra - 580 km - 252 Tage - 22750 km
19. April 2024 - Auf dem Weg nach Kirkuk …
… machen wir einen Abstecher zur uralten Moschee Abu Dalaf mit ihrem spiralförmigen Turm, die der großen Freitagsmosche von Samarra nachgebaut wurde. Nach einem ruhigen Vormittag an der Malwiya Moschee, versuchen wir ohne Permit über Tikrit zur Moschee Abu Dalaf vorzudringen. Es gelingt uns tatsächlich, die Checkpoint-Besatzungen zu überreden, dass wir dort hin dürfen. Und es lohnt sich wirklich, den Aufwand zu betreiben, denn das gesamte Areal ist frei zugänglich und wir haben Zeit, alles in Ruhe zu besichtigen. Gegen Abend erreichen wir schließlich Kirkuk und beziehen unseren Übernachtungsplatz am trockengelegten Khassa River.
Samarra – Tikrit – Abu Dalaf – Kirkuk - 245 km - 253 Tage - 22995 km
20. April 2024 - Authentischer geht’s nicht …
… als auf dem Markt in Kirkuk! Wenige Schritte von unserem Übernachtungsplatz entfernt beginnen die Marktstraßen. Ein unbeschreiblicher Trubel herrscht hier, und wir fühlen uns sofort pudelwohl zwischen all den exotischen Angeboten, dem Dreck und Gestank und den freundlichen und lachenden Menschen. Nach einem ausgiebigen Bummel starten wir in Richtung Kurdistan. Der Grenz-Checkpoint ist rasch erreicht, und auch die Kontrolle ist nach wenigen Minuten erledigt. Auf einer aussichtsreichen Nebenstrecke über die Berge nähern wir uns nun so langsam dem Dukan See, entscheiden allerdings in diesen herrlichen Bergen über Nacht zu bleiben.
Kirkuk – Grenze Irak/Kurdistan – Isa Bagi - 105 km - 254 Tage - 23100 km
21. – 22. April 2024 - Entspannung am Dukan See
Nach all dem Fahrstress der letzten Tage genießen wir nun zwei herrlich entspannte Tage am Dukan See. Bei bestem Sommerwetter baden wir viel und erfreuen uns am herrlichen Bergpanorama. Den massenhaft herumliegenden Müll blenden wir dabei einfach mal aus …
Isa Bagi – Dukan See - 30 km - 256 Tage - 23130 km
23. – 24. April 2024 - Erbil
Die kurdische Hauptstadt Erbil kennen wir noch nicht, also machen wir diesmal einen Abstecher dorthin. Viel LKW-Verkehr macht die Fahrt ein wenig mühsam, doch letztlich beziehen wir in Altstadtlaufnähe unseren Übernachtungsplatz am Shanadar Park. Den Abend verbringen wir mit einigen unserer Reisefreunde im christlichen Viertel in einem syrischen Restaurant.
Den ganzen Tag schlendern wir heute durch die Basare unterhalb der Zitadelle. Diese ist zurzeit wegen Renovierungsarbeiten gesperrt, aber dank unserer Hartnäckigkeit gelingt es uns letztlich, die Erlaubnis zu einem Besuch zu bekommen.
Dukan See – Khalakan – Erbil - 130 km - 258 Tage - 23260 km
25. April 2024 - Wir entdecken assyrische Reliefs
Die Fahrt von Erbil in Richtung Norden ist etwas mühsam, da auch hier starker LKW-Verkehr und teilweise ziemlich schlechte Straßen unser Fortkommen einbremsen. Und als wir die Hauptstraßen umgehen wollen, scheitern wir zweimal an zu niedrigen Brücken. So erreichen wir die assyrischen Reliefs von Khinnis erst am Nachmittag. Doch der Platz am Fluss ist schön, das Baden angenehm erfrischend und die 2.700 Jahre alten Reliefs wirklich sehenswert. So sind wir rasch versöhnt …
Erbil – Khabat – Bardarash – Birbub – Khinnis - 165 km - 259 Tage - 23425 km
26. April 2024 - Bei den Jesiden in Lalish
Es ist das Heiligtum dieser Glaubensgemeinschaft, die seit zehn Jahren von der IS brutal verfolgt wird. Und für unseren Besuch wählen wir ganz bewusst den Freitag, denn am Wochenende haben die meisten Menschen frei und Lalish ist von mehreren tausend Besuchern belebt. Wir erleben eine tolle Gastfreundschaft, als wir auf Strümpfen, da Schuhe nicht erlaubt sind, durch den Ort schlendern und die heiligen Stätten besuchen. Immer wieder werden wir auf Deutsch angesprochen, fast jede Familie hat Angehörige, die von Deutschland aufgenommen wurden, als sie vor dem Genozid flohen. Nach fünf Stunden Dauergesprächen und Durchfütterung sind wir platt und machen uns buchstäblich auf die Socken, um einen ruhigen Platz zu suchen. Doch das erweist sich heute als unmöglich, denn jede mögliche Fläche ist von Wochenendpicknickern belegt, die uns ebenso verpflegen und einnehmen. Doch dafür reisen wir ja auch …
Khinnis – Lalish - 20 km - 260 Tage - 23445 km
27. April 2024 - Und noch ein paar assyrische Reliefs
Oberhalb der Stadt Dohuk verstecken sich weitere Reliefs aus assyrischer Zeit. Ein wenig Kletterei und Spürsinn ist nötig, um sie zu finden. Doch es lohnt sich, denn die Darstellungen sind erstaunlich gut erhalten, da sie gut vor der Witterung geschützt aus dem Fels herausgearbeitet wurden. Zurück bei Manni verlassen wir die dunstige Ebene um Dohuk und verbringen den Nachmittag auf der Passhöhe Gali Zakho.
Lalish – Dohuk – Gali Zakho - 100 km - 261 Tage - 23545 km
28. – 29. April 2024 - Türkiye'ye hoşgeldiniz!
Der Grenzübertritt vom Irak in die Türkei war diesmal sehr entspannt und in zweieinhalb Stunden erledigt. Nach einem Zwischenstopp in Silopi fahren wir rasch weiter nach Cizre, wo wir uns am Stadtpark häuslich einrichten. Es ist Sonntag, und der Park ist sehr gut besucht von unzähligen Familien, die hier den Nachmittag beim Grillen verbringen. Und so werden wir pausenlos von unseren vielen Nachbarn mit Grillgut, Salaten und natürlich Tee versorgt.
Den Vormittag nutzen wir, um Manni mit einem Öl- und Filterwechsel zu verwöhnen, damit er auch weiterhin klaglos seinen Dienst leistet. Anschließend begeben wir uns auf die schöne Bergstrecke über Sirnak nach Siirt. Wir sind begeistert von der ursprünglichen Landschaft; tiefe Schluchten und schroffe Bergflanken, sattgrüne Almen und schwere, rote Erde prägen die Region. Kurz vor Siirt queren wir den Botan, der hier einen gewaltigen Canyon gegraben hat. An seinem nördlichen Rand verbringen wir auf einem Ausflugsparkplatz eine ungestörte Nacht.
Gali Zakho – Grenze IRQ/TR – Cizre – Sirnak – Botan Canyon - 220 km – 263 Tage - 23765 km
30. April – 02. Mai 2024 - Bei Manni stehen einige Arbeiten an …
… die wir an einem wunderschönen Platz direkt am Bach angehen. Alle vier Reifen müssen von den Felgen genommen und um 180 Grad gedreht werden. Ist routiniert in vier Stunden erledigt. Eine der Außentürbefestigungen hat sich gelockert, dank Sika hält sie jetzt wieder. Und die Fahrerkabine wird gründlich vom Wüstenstaub und Sand gereinigt, die Teppiche gewaschen und die Scheiben geputzt.
Dann ist noch ein Tag chillen angesagt, bevor wir nach Tatvan weiterziehen. Dort holt uns der angekündigte Wetterumschwung ein, starker Regen und kalte Temperaturen empfangen uns am Van See mit den immer noch schneebedeckten Bergen ringsherum. Und es geht weiter mit Manni‘s Pflegeeinheiten, denn wir lassen hier das Getriebeöl und die Differentialöle wechseln. Jetzt ist er wieder fit für die anstehenden Aufgaben.
Botan Canyon – Siirt – Basur Cayi - Bitlis – Tatvan - 130 km - 266 Tage - 23895 km
03. – 04. Mai 2024 - Stürmische Tage am Van See
Viel Regen, niedrige Temperaturen, starker Wind – der Frühling hat hier am Van See, der umringt ist von schneebedeckten Gipfeln, noch nicht Einzug gehalten. In Tatvan treffen wir unsere Reisefreunde, mit denen wir die nächsten Monate gemeinsam Zentralasien erleben möchten. Nach einer ersten Besprechungsrunde zieht bis zum nächsten Treffen wieder jeder seiner Wege. Da es oben am Nemrut Krater ausgesprochen ungemütlich ist, suchen wir uns einen angenehmeren Platz direkt am See, den wir schließlich auf der Halbinsel Abadag auch finden.
Der Regen ebbt gegen morgen ab, und wir starten in Richtung Osten, immer am Nordufer des riesigen Sees entlang. Über Ahlat mit seinem alten seldschukischen Friedhof und Adilcevaz erreichen wir das lebendige Ercis und wenig später auch unsere Panoramahalbinsel bei Kecikiran. Dort trotzen wir nun den stürmischen Böen und erfreuen uns an der immer häufiger scheinenden Sonne.
Tatvan – Ahlat – Adilcevaz – Ercis – Kecikiran - 180 km - 268 Tage - 24075 km
05. – 06. Mai 2024 - Es bleibt nass und kalt …
… auf unserer weiteren Fahrt. Immer nur kurz zeigt sich die Sonne, und diese Momente nutzen wir, um ein wenig die herrliche Landschaft zu genießen. So verbringen wir einige Zeit an den Wasserfällen von Muradiye, die aufgrund des vielen Regens sich tosend einen Weg suchen. Um Caldiran steht die Hochfläche mehrheitlich unter Wasser, hier kommt auch noch die Schneeschmelze dazu. Erfreulicherweise empfängt uns Doğubeyazıt und der exponiert über der Stadt thronende Ishak Pasha Palast in gutem Nachmittagslicht und wir freuen uns über die Sonnenstrahlen. Doch dann kommt auch schon wieder der Regen …
Der Tag beginnt trocken, und wir machen uns auf den Weg um den wolkenverhangenen Ararat, der wie immer die gesamte Region beherrscht. Doch erst als wir in der weiten Ebene von Igdir ankommen, sind die Temperaturen wieder angenehm, der Wind ist weg und die Sonne sorgt sogar für Frühlingsambiente. Nach einem ausgiebigen Bummel über den Markt rund um die zentrale Moschee fahren wir noch weiter bis nach Tuzluca, wo uns schließlich ein heftiges Gewitter samt strömendem Regen auf dem Parkplatz der örtlichen Salzmine den Tag ausklingen lässt.
Doğubeyazıt – Igdir – Tuzluca - 220 km - 270 Tage - 24300 km
07. Mai 2024 - Besuch in Ani
Bei trockenem Wetter queren wir nun karge Hochebenen, passieren kleine Weiler und blicken immer wieder hinüber nach Armenien. Schon von Weitem erkennen wir das historische Ensemble von Ani und wir haben Glück, dass sich die Sonne zwischen den Wolken zeigt. So entfaltet sich der Zauber von Ani am besten, auch wenn wir diesmal nur außen um das Areal herumwandern, um auch die Höhlenwohnungen zu besuchen. Ein heftiges Gewitter treibt uns jedoch schon bald wieder zurück zu Manni. Und als wir uns so langsam ums Abendessen kümmern wollten, fällt der örtlichen Polizei ein, dass wir hier nicht übernachten dürfen, da Grenzgebiet. Also fahren wir eben noch das Stück bis Kars, wo wir uns unterhalb der mächtigen Burg an den Fluss stellen.
Tuzluca – Digor – Ani – Kars - 145 km - 271 Tage - 24445 km
08. Mai 2024 - Kars …
… überrascht uns positiv. Die einst triste, von Militärs beherrschte Stadt, zeigt sich heute in einer bunten Mischung aus Moderne und Tradition. Unterhalb der trutzigen Burg verteilen sich historische Moscheen, Badehäuser, eine armenische Kathedrale und einige dezent renovierte alte Stadthäuser, in denen schicke Ladengeschäfte oder Restaurants angesiedelt wurden. Wir bummeln durch die Straßen der Innenstadt und verköstigen leckeren Käse in den für Kars so typischen Käsegeschäften, bevor wir letztlich ordentlich zuschlagen. Nachdem wir unsere restlichen Lira unters Volk gebracht haben, verlassen wir Kars gerade rechtzeitig, um einer pechschwarzen Regenfront zu entkommen. Als wir schließlich beim herrlich gelegenen Cildir Gölü ankommen, sind wir umringt von schneebedeckten Hügeln, die sich in der klaren, kalten Luft im See spiegeln.
Kars – Arpacay – Cildir Gölü - 80 km - 272 Tage - 24525 km
09. - 10. Mai 2024 - Wieder in Georgien
Die Nacht wir so richtig kalt; Raureif liegt auf den schattigen Flächen, als wir im ersten Morgenlicht nach draußen blicken. Das hält Conny jedoch nicht davon ab, bei zwei Grad in den acht Grad kalten See zu springen! Na, wer’s mag … Die Sonne lacht vom wolkenlosen Himmel und da wir schon so früh fit sind, machen wir uns auch gleich auf den Weg zur Grenze. Wir sind überrascht, denn es ist absolut nichts los und wir brauchen lediglich dreißig Minuten für Ausreise und Einreise. Entspannt erreichen wir unseren Lieblingsplatz in Apnia oberhalb des Höhlenklosters von Vardzia und erfreuen uns am überwältigenden Panorama um dem 3.300 Meter hohen und dick verschneiten Didi Abuli.
Nach dem Frühstück holpern wir langsam die Panoramapiste hinunter zu unserem Stellplatz am Fluss gegenüber dem Höhlenkloster und verbringen dort einen entspannten Tag.
Cildir Gölü/TR – Kartsakhi/GE – Watschiani – Apnia - Vardzia - 85 km - 274 Tage - 24610 km
11. – 12. Mai 2024 - Das nasskalte Regenwetter …
… hat uns wieder fest im Griff, als wir nach Achalkalaki weiterfahren. Nach einem kurzen Marktbesuch erreichen wir bei strömendem Regen den Paravanisee, der noch von letzten Schneezungen an den Berghängen umgeben ist. In einer der seltenen Regenpausen geht‘s weiter, vorbei am Tsakla Reservoir bis zum idyllisch gelegenen Bareti See, wo wir uns nun dem Dauerregen entgegenstemmen.
Wir bleiben noch einen Tag, denn das Wetter bleibt sehr wechselhaft, und so macht es wenig Sinn, schon weiter nach Tiflis zu fahren.
Vardzia – Achalkalaki – Paravanisee – Tsalka – Bareti See - 150 km - 276 Tage - 24760 km
13. – 14. Mai 2024 - Tiflis
Nach einer schönen Fahrt über die grünen Berge erreichen wir Tiflis und stürzen uns sofort in den Großstadtrummel. Wir schlendern rund um den urigen Dezerti-Basar und besorgen uns schon mal einen Stapel Russische Rubel, die hier günstig eingetauscht werden können. Am Nachmittag beziehen wir unseren Standort auf dem inzwischen weithin bekannten Traveller-Platz hinter der Holy Trinity Cathedral und nutzen den überraschenden Sonnenschein zu einem Bummel durch die teilrenovierte Altstadt.
Den ganzen Vormittag hat uns der Regen wieder fest im Griff. Doch als wir gegen Mittag aufbrechen, klart es auf und wir machen einen Abstecher zu den täglich stattfindenden Demonstrationen vor den Regierungsgebäuden, wo die mutigen Bürger Georgiens versuchen, der Regierung ihre Grenzen aufzuzeigen. Anschließend besuchen wir Sveta und Andreas von „UAZ Family 4x4 Selbstfahrerreisen“, die wir 2016 in Angola kennengelernt hatten.
Bareti See – Manglisi – Tskneti – Tiflis - 85 km - 278 Tage - 24845 km
15. Mai 2024 - Viel Spaß bei den Kaukasischen Braunbären
Endlich wieder mal ein Traumtag! Die Sonne verwöhnt uns heute, strahlt vom wolkenlos blauen Himmel, und wir nutzen die Gelegenheit, weiterzufahren. Rasch lassen wir Tiflis hinter uns und tauchen ein in die dichten Wälder des Nationalparks im Norden der Metropole. Plötzlich sehen wir das Hinweisschild auf eine Bären-Auffangstation. In einer angenehm entspannten Atmosphäre werden hier 21 kaukasische Braunbären und etliche Grauwölfe versorgt. Wir dürfen bei der Fütterung helfen und Conny kann sich kaum losreißen von den drolligen Gesellen. Erst gegen Mittag setzen wir unsere abwechslungsreiche Fahrt durch diese herrliche Natur fort. Als wir wenig später einen tollen Wiesenplatz südlich von Tianeti direkt am Kusno entdecken, lassen wir es gut sein für heute.
Tiflis – Gldani – Tianeti - 85 km - 279 Tage - 24930 km
16. – 17. Mai 2024 - Beim Kloster von Ananuri
Die Fahrt von Tianeti hinüber zum Stausee Zhinvali ist herrlich, auch das Wetter passt noch. In Chinti stoßen wir schließlich auf die Georgische Heeresstraße, die uns rasch zum Kloster Ananuri bringt. Das über 300 Jahre alte Ensemble mit zwei Kirchen innerhalb einer Burganlage liegt weithin sichtbar auf einem Hügel über dem Stausee und begeistert uns immer wieder mit seinen originalen Fresken und filigranen Steinmetzarbeiten.
Da es weiter oben in den Bergen regnet und schneit, bleiben wir noch einen Tag hier unten am See.
Tianeti – Chinti – Kloster Ananuri - 40 km - 281 Tage - 24970 km
18. Mai 2024 - Im Schatten des Kazbegi
Gegen Mittag nehmen wir die Georgische Heeresstraße unter die Räder und reihen uns ein zwischen die oft abartig rasenden Lastzüge. Das Nadelöhr nach Russland ist wie immer stark frequentiert, und schon in den engen Serpentinen hoch ins Wintersportzentrum Gudauri staut es sich. Nach dem Ort kommt der Verkehr komplett zum Erliegen, da die Verkehrspolizei erfreulicherweise den Schwerlastverkehr in den folgenden Lawinentunnel nur einspurig passieren lässt. Nach einer längeren Wartezeit setzt auch noch Schneefall ein, doch die Straße bleibt davon unbehelligt. Wir passieren das berühmte Denkmal der georgisch-sowjetischen Freundschaft und den 2.400 Meter hohen Kreuzpass, bevor es nun steil hinuntergeht nach Stepantsminda. Und plötzlich reißt der Himmel auf! Immer mehr der frisch verschneiten Bergriesen schälen sich aus den dichten Wolken, und als wir unser Ziel erreichen, steht der gigantische Kazbegi mit seinen gut 5.000 Metern direkt vor uns!
Kloster Ananuri – Gudauri – Stepantsminda - 95 km - 282 Tage - 25065 km
19. Mai 2024 - Wir verabschieden uns von Georgien …
… mit einer aussichtsreichen Wanderung entlang der Aufstiegsroute zum Kazbegi. Nach einem grandiosen Sonnenaufgang, der den gewaltigen Berg ist perfekte Licht stellte, wechseln wir die Talseite, hoch zur Gergeti Trinity Kirche, die so herrlich fotogen vor dem Kazbegi thront. Dort starten wir zur uns bereits gut bekannten Panoramawanderung hinauf auf 3.000 Meter, immer die gewaltige schneebedeckte Pyramide im Blick. Als wir wieder zurück bei Manni sind, zieht der Himmel immer mehr zu und versteckt den Kazbegi schließlich endgültig.
Und morgen geht es dann weiter nach Russland!
Stepantsminda – Gergeti - 10 km - 283 Tage - 25075 km
20. – 21. Mai 2024 - Erste Schritte in Russland
Schon relativ früh am Morgen, nach einer kurzen Fahrt durch die Dariali-Schlucht, erreichen wir nach der Ausreise aus Georgien die Grenzstation von Russland. Der Empfang ist freundlich, die Fahrzeugkontrolle sehr oberflächlich, und die Bürokratie zwar langwierig, aber mit Hilfe des zuständigen Beamten letztlich erfolgreich absolviert. Mit einem festen Händedruck und einem lächelnden „Welcome to Russia“ reisen wir in das Riesenreich ein. Auch der Erwerb der Haftpflichtversicherung und der Erwerb einer SIM-Karte sind rasch erledigt. Auf dem Weg nach Wladikawkas stürmen wir noch einen riesigen Metro-Markt, um uns reichhaltig mit Lebensmitteln einzudecken. Anschließend beziehen wir einen schönen Platz direkt am gurgelnden Terek, der uns schon seit Georgien begleitet.
Wladikawkas überrascht uns mit einer entspannten Atmosphäre, schön renovierter Innenstadt, viel Grün und Wasser. Dazu die fantastische Lage am Fuß des Kaukasus mit den schneebedeckten Vier- und Fünftausendern vor der Haustüre. Nach einem ausgiebigen Bummel durch die Stadt fahren wir weiter in Richtung Grosny, passieren Inguschetien, wo uns das Memorial für die Opfer der Vertreibungen und des Genozids beeindruckt, und erreichen schließlich den Stausee südlich der tschetschenischen Hauptstadt.
Gergeti – Grenze GE/RUS – Wladikawkas – Grosny Stausee - 185 km - 285 Tage - 25260 km
22. Mai 2024 - Grosny
Nach den Tschetschenienkriegen vor rund zwanzig Jahren war von der Stadt und dem Umland nicht mehr viel übrig, die russische Armee hatte gründlich zerstört. Danach wurde jedoch alles wieder aufgebaut, und so erstrahlt die Hauptstadt heute in neuem Glanz, wirkt jedoch ein wenig seelenlos. So sind wir rasch durch mit der Besichtigung und verlassen Grosny in Richtung Süden, wieder hinein in die Berge. Dichte Wälder säumen die hügelige Landschaft und der nach den vielen Regenfällen munter sprudelnde Khulkhulau begleitet uns bis hinauf nach Charatschoi, dem letzten tschetschenischen Dorf vor der Passstrecke hoch nach Dagestan. Unterhalb eines fotogenen Wehrturms finden wir dann einen schönen Platz, bevor uns ein heftiges Gewitter erreicht. Und so entscheiden wir, den Rest des Tages hier zu verbringen.
Grosny – Argun – Schali – Wedeno – Charatschoi - 85 km - 286 Tage - 25345 km
23. Mai 2024 - Spannende Pistenfahrt
Traumwetter weckt uns schon sehr früh, und wir entscheiden, noch vor dem Frühstück auf die Passhöhe hochzufahren. Dort oben auf über 2.100 Metern erwartet uns ein fantastisches Panorama bis hin zu den schneebedeckten Grenzbergen zu Georgien. Wir genießen die wärmende Morgensonne, bevor wir steil zum Kezenoy-Am Stausee hinunterrollen. Dieser liegt wunderschön eingebettet zwischen steil aufragenden Bergen, die sich im glitzernden Wasser spiegeln. Hier beginnt nun die Piste nach Ansalta, die sich gut befahrbar in einem weiten Bogen über die Hochalmen zieht. Erst die letzten Kilometer hinauf zur Abbruchkante, an der ein weithin sichtbarer Wehrturm steht, sind ziemlich erdig, da sie gerade neu trassiert wird. Oben angekommen erschlägt uns das Panorama fast, so großartig präsentiert sich das weite Tal von Ansalta inmitten endloser Berge. Die Abfahrt hat es in sich, denn sie ist schmal und führt hart am Abgrund entlang. Doch wir erreichen unbeschadet das aussichtsreiche Wiesenplateau auf halber Höhe, bevor der nun einsetzende Regen das Befahren erschwert hätte.
Charatschoi – Kezenoy-Am Stausee – oberhalb von Ansalta - 60 km - 287 Tage - 25405 km
24. Mai 2024 - Was für eine tolle Bergwelt!
Der nächtliche Regen macht die durch den dichten Wald führende Abfahrt ziemlich glitschig, doch die wärmende Sonne trocknet es größtenteils rasch ab, so dass die Talfahrt entspannt von statten geht. Über Ansalta und Botlich erreichen wir schließlich den Talboden, wo wir nun entlang dem Andijskoje Koisu durch eine faszinierende Landschaft rollen. In Tloch biegen wir ab auf eine gut zu befahrende Piste, die uns nun steil nach oben führt bis zum Mochokh See. Der ist inzwischen leider touristisch erschlossen, so dass wir einen Aussichtsplatz nahe der Zufahrtsstraße vorziehen.
Ansalta – Botlich – Tloch – Kharakhi – Amishta - 90 km - 288 Tage - 25495 km
25. Mai 2024 - Tiefhängende Wolken …
… verstecken heute die Gipfel um uns herum, doch zumindest regnet es nicht. Nach einem nicht sehr aufregenden Besuch der drei Khanskiy Wasserfälle werden wir allerdings in Arani mit dem Tobot Wasserfall, der sich tosend über die senkrechte Kante in eine gewaltige Schlucht stürzt, belohnt. Nach ausgiebigem Bewundern dieses Naturspektakels nehmen wir die Piste hinunter ins nächste Tal in Angriff. Und diese Pistenfahrt ist wirklich spektakulär schön! In schier endlosen Serpentinen, die so manches Mal ein Zurücksetzen fordern, kurbeln wir uns langsam abwärts, bis wir am reißenden Awarskoje Koisu ankommen. Wenig später biegen wir auch schon wieder ab, hinauf nach Goor, wo wir kurz vor dem Ort einen tollen Panoramahügel erklimmen, um dort oben die Nacht zu verbringen.
Amishta – Arani – Zaib – Goor - 65 km - 289 Tage - 25560 km
26. Mai 2024 - Verlassene Bergdörfer …
… prägen vielerorts die schroffen Hänge. Goor sticht hier besonders heraus, denn die verfallenen Häuser, überragt von drei restaurierten Wehrtürmen, stehen exponiert direkt an einer senkrechten Kante. Wir wandern hinauf und sind begeistert vom Gesamtbild, das sich uns hier bietet. Zurück bei Manni, kurbeln wir die steilen Serpentinen wieder hinunter ins Flusstal und folgen diesem bis nach Karadakh und weiter zum Karadakhskaya Canyon, den wir ein gutes Stück zwischen seinen engen und steil aufragenden Wänden erwandern. Nach dieser kurzen, aber abwechslungsreichen Tour folgen wir nun der guten Piste über den Pass nach Murada, um auf der anderen Talseite noch rasch das Plateau von Salta bei einsetzendem Regen zu erklimmen. Dort angekommen, erwischt uns nun ein heftiges Gewitter, das den erdigen Boden sofort in eine klebrige Masse verwandelt, so dass wir schlingernd einen ebenen Platz am Dorfrand erreichen.
Goor – Karadakh – Murada – Salta - 70 km - 290 Tage - 25630 km
27. Mai 2024 - Was für ein Naturschauspiel!
Erfreulicherweise hat es die ganze Nacht nicht mehr geregnet, und wir können uns wieder buchstäblich vom abgetrockneten Acker machen. Hier in Salta wartet ein ganz besonderes Naturspektakel auf uns: eine nach oben offene Höhle, die von einem Wasserfall geschaffen wurde. Wir waten etwa 150 Meter durch den Canyon, das kalte Wasser ist etwa knietief. Plötzlich weitet sich der schmale Durchschlupf und wir betreten eine von Licht durchflutete Kammer, in die von oben herab ein mächtiger Wasserfall tosend eindringt. Was für ein faszinierender Anblick! Aus jeder Perspektive verändert sich das Gesamtbild und wir genießen es lange, dieses Naturereignis ganz für uns alleine zu haben. Gegen Mittag fahren wir hinüber nach Gunib, einem Städtchen, das sich sehr fotogen auf einem schrägen Bergplateau ausbreitet. Dies erleben wir erst so richtig, als wir den gegenüberliegenden Berg auf einer Piste erwandern und Gunib sich aus dieser Perspektive perfekt präsentiert. Nach diesem Ausflug setzen wir unseren Weg noch ein Stück fort und finden unterhalb von Chokh einen tollen Aussichtsplatz für den Rest des Tages.
Salta – Gunib – Chokh - 40 km - 291 Tage - 25670 km
28. Mai 2024 - Die bekannteste Geisterstadt Dagestans …
… besuchen wir heute. Nach einer knappen Stunde Aufstieg präsentieren sich die verfallenen Häuser von Gamsutl fotogen im Morgenlicht. Die exponierte Lage auf einem Hügel inmitten des abgeschiedenen Tales machte es berühmt. Und so dauert es nicht lange, und die ersten russischen Touristen rücken an. Als sich die Ruinen mehr und mehr mit Menschen füllen, wandern wir wieder hinunter zu Manni, um den gewonnenen Eindruck nicht zu sehr zu zerstören. Über die ziemlich kaputte Straße holpern wir wieder zurück nach Gunib und biegen dort ab auf die steile Serpentinenpiste, die wir gestern schon hochgelaufen waren. Auch für Manni stellt sie kein Problem dar und wir genießen von der Passhöhe noch einmal den tollen Blick hinüber nach Gunib. Ein Stückchen weiter, gleich nach dem Dorf Keger, öffnet sich das weite Tal von Salta und wir stellen uns inmitten der Wiesen auf ein schmales Plateau.
Chock – Gamsutl – Gunib – Keger - 30 km - 292 Tage - 25700 km
29. Mai 2024 - Offroad-Spaß
Traumwetter weckt uns heute früh, endlich scheint sich der Sommer anzukündigen. Und so starten wir erst spät am Vormittag. Die Piste wird rasch zum steinigen Track, und Manni rollt im Schritttempo ins Tal. Unten am Fluss angekommen werden wir von hunderten Schafen eingekesselt, die hier gemächlich durch die Flussaue ziehen. Unser Track schlängelt sich am Ufer entlang, eine seichte Furt und tiefhängende Äste stellen kein wirkliches Problem dar. Ab Silta wird die Piste wieder besser, und wir umrunden die in diesem Tal so bekannten grünen Terrassenpyramiden. Die Landschaft bleibt grandios, als wir langsam ins nächste Tal hinunterrollen. In Tsudakhar wartet jedoch schon das nächste Pistenvergnügen auf uns. Schmal und steinig bahnt sie sich ihren Weg stetig nach oben, die Dorfdurchfahrten sind jedes Mal besonders spannend, da meist so eng, dass Manni gerade mal noch durchpasst. In Balkhar besuchen wir die bekannte Töpferwerkstatt, wo die Frauen des Dorfes für die Touristenstände des Landes verschiedene Artefakte modellieren. Kurz darauf erreichen wir die aussichtsreiche Passhöhe und entscheiden, für heute hier zu bleiben.
Keger – Silta – Tsudakhar – Balkhar – Passhöhe Tsulikana - 35 km - 293 Tage - 25735 km
30. Mai 2024 - Ursprüngliches Dagestan
Auf abenteuerlichen Nebenstrecken wollen wir weiter nach Süden. Und es wird so richtig spannend, denn die von uns gewählten Pisten führen uns ganz tief hinein in das ursprüngliche Dagestan. Über Gapshima, Urgani und Urari erreichen wir nach stundenlanger Hoppelei schließlich Kubatschi. Wir entdecken einsame Dörfer und fantastische Täler, genießen tolle Bergpanoramen und bunte Blumenwiesen. Eine kurze Wanderung zum verlassenen Bergdorf Kala Koreysh mit seinen fast 1.000 Jahre alten Ruinen um die kleine Mosche und das Mausoleum lässt uns tief eintauchen in die Geschichte. Wenig später finden wir im gewaltigen Canyon eine ebene Wiese am Dzhivus, ein perfekter Übernachtungsplatz nach einem anstrengenden, aber wunderschöner Tag.
Passhöhe – Gapshima – Kubatschi – Kala Koreysh - 80 km - 294 Tage - 25815 km
31. Mai – 01. Juni 2024 - Derbent und ein seltsames Flugobjekt
Rasch sind wir raus aus den Bergen und reihen uns ein in den dichten Verkehr in Richtung Derbent. Die Stadt wird überragt von der mächtigen Festung Naryn-Kala, an deren Fuß wir durch die Altstadtgassen und den bunten Markt schlendern. Die ungewohnt feucht-schwüle Wärme lässt uns jedoch bald schweißgebadet zu Manni zurückkehren. Nur raus aus der Stadt, und ab an den Strand südlich von Derbent! Kurz vor der Grenze zu Aserbaidschan wartet ein ganz besonders seltsames Relikt aus sowjetischer Zeit auf uns: Der monströse Fluggleiter Ekranoplan Lun, der hier abgestellt und nun zum Touristen-Highlight umfunktioniert wird. Wir staunen über den Sechziger-Jahre-Schrott und seine Geschichte, bevor wir uns unweit an den breiten Sandstrand stellen, freundlich begrüßt von der patrouillierenden Polizei.
Den südlichsten Punkt unserer Dagestan-Runde haben wir nun erreicht, und so machen wir heute einen großen Sprung nach Norden, in die Region um die Hauptstadt Machatschkala. Die Fahrt ist wenig spannend, der Verkehr dicht, und die Stöckchen schwingenden Polizisten übersehen uns erfreulicherweise. Nach dem Besuch einer Urbetsch-Mühle stellen wir uns in Kaspijsk einfach an die Strandpromenade, um den einsetzenden Regen auszusitzen.
Kala-Koreysh – Derbent – Ekanoplan Lun – Isberbasch – Kaspijsk - 235 km - 296 Tage - 26050 km
02. Juni 2024 - Was für ein toller Canyon!
Sommerwetter ist endlich angekündigt, und wir starten schon früh raus aus der Stadt. Als wir nach dem Frühstück in Buinaksk zur Abbruchkante des Sulak Canyons hochfahren, reißt der Himmel auf, was der anstehenden Pistenfahrt gut tut, damit die Restnässe schneller abtrocknet. Und so ist es dann auch, selbst die finalen Fahrspuren über eine Wiese sind jetzt problemlos zu bewältigen. Als wir die Kante erreichen, sind wir geplättet von der grandiosen Rundumsicht! Halb Dagestan scheint unter uns zu liegen, der Sulak Canyon zerschneidet die Bergwelt mit seinen steilen Flanken und weiter entfernt glänzt die Wasserfläche des Stausees zu uns herauf. Wir wandern entlang der Kante, fangen die verschiedensten Perspektiven ein, sitzen lange nur da und bewundern die Flugkünste der Geier, die mit der Thermik hoch in die Lüfte schweben. Was für ein Platz!
Kaspijsk – Machatschkala – Buinaksk – Sulak Canyon - 90 km - 297 Tage - 26140 km
03. – 04. Juni 2024 - Und noch ein Traumplätzchen!
Den ganzen Vormittag lassen wir uns noch verzaubern von dem gewaltigen Panorama hier oben. Doch als die Luft trüber wird, zuckeln wir langsam wieder hinunter in Richtung Buinaksk. Vorbei am Stausee Chirkey fahren wir wieder hoch nach Dubki, um die tollen Ausblicke hinunter in den Canyon zu genießen. Doch zu viel Rummel lässt uns rasch weiterziehen, und wir erreichen bei Nowo-Subutli den hier träge dahinfließenden Sulak. Und hier unten finden wir wieder einen wirklich schönen Platz direkt am Wasser inmitten grüner Wissen und schattenspendenden Bäumen.
Den ganzen Tag bleiben wir hier, Manni muss dringend gepflegt werden nach den morastigen Pistenfahrten der letzten Tage, der Wäscheberg hat olympische Dimensionen angenommen, und das frische Wasser des Sulak lädt bei den hochsommerlichen Temperaturen zum Baden ein.
Sulak Canyon – Dubki – Nowo-Subutli - Sulak Flussaue - 80 km - 299 Tage - 26220 km
05. – 06. Juni 2024 - Durch Kalmückien nach Astrachan
Heute verlassen wir Dagestan nach zwei super schönen Wochen. Über Chassawjurt und Kisljar geht es für uns nun straff nach Norden. Die Landschaft wir schlagartig flach, auch letzte Bäume verschwinden irgendwann und wir befinden uns in der Eurasischen Steppe. Erste Kamele stehen lässig zwischen sandigen Hügeln, niedriges Buschwerk soweit das Auge reicht. Nach einem etwas bürokratisch-umständlichen Checkpoint sind wir in Kalmückien und stellen uns an den Rand des ersten Dorfes, um die Nacht dort zu verbringen. Die Physiognomie unserer Nachbarn ist klar eher mongolisch denn europäisch, und wir werden sofort bestens versorgt mit frischem Brot und dem Angebot, die Dusche im Haus zu benutzen.
Nach einer relativ langatmigen Fahrt durch die kalmückische Steppe freuen wir uns, als wir die Seenlandschaften südlich von Astrachan erreichen. Unzählige Wasserarme und Seen prägen das Bild, alte Holzhäuser säumen nun immer öfter die Straße, auch der Verkehr nimmt wieder zu. Und dann sind wir an der Wolga! Der gewaltige Strom wälzt sich dem Kaspischen Meer entgegen, in das er sich mittels eines riesigen, mäandernden Deltas ergießt. In Astrachan besorgen wir uns erst Mal eine neue Rücklichtleiste für Manni, die uns irgendeine Dumpfbacke vor zehn Tagen kaputtgefahren hatte, als wir für eine Wanderung parkten. Nach erfolgreicher Reparatur leuchtet und blinkt jetzt wieder alles vorschriftsmäßig.
Sulak-Flussaue – Chassawjurt – Kisljar – Astrachan - 505 km - 301 Tage - 26725 km
07. Juni 2024 - Astrachan und ab zur Grenze
Milliarden winziger kleiner, stechender Fliegen verleiten uns den Aufenthalt hier an der Wolga. Im Mai und Juni schlüpfen sie und nerven Mensch und Tier gleichermaßen. So hält sich unsere Begeisterung für einen Stadtbummel in Grenzen und wir besichtigen lediglich den Astrachaner Kreml und den Tatarenmarkt. Danach verlassen wir die Stadt, nicht ohne uns noch einem Einkaufsrausch in einem riesigen Supermarkt hinzugeben. Auf der für Lastwagen ausgeschriebenen Straße umgehen wir das Nadelöhr der Fähre über den Nebenarm der Wolga. Unterwegs machen wir noch Bekanntschaft mit einem korrupten Polizisten, der uns partout eine saftige Strafe aufbrummen will, weil wir beim Abbiegen angeblich ein wenig über eine durchgezogene Linie gefahren sind. Doch das sitzen wir aus, und letztlich verabschieden wir uns per Handschlag mit einem Grinsen im Gesicht. Kurz vor der Grenze weist uns dann ein freundlicher Militär für unsere letzte Nacht in Russland einen annehmbaren Platz im Gelände zu.
Astrachan – Novourusovka – Krasnyj Jar – Grenze Russland - 110 km - 302 Tage - 26835 km
08. Juni 2024 - Willkommen in Kasachstan!
Als wir an die russische Grenze kommen, warten dort schon zwei Dutzend Fahrzeuge vor uns auf die Abfertigung. So zieht sich das Ganze ziemlich in die Länge, doch nach gut zwei Stunden sind wir durch. Bei den Kasachen dagegen ist die Einreise in zehn Minuten erledigt. Geht also auch so. Im ersten Ort nach der Grenze wechseln wir Geld, besorgen die obligatorische SIM-Karte und machen uns auf den eintönigen Weg durch die Steppe. Die Fernstraße ist mehrheitlich erfreulicherweise neu asphaltiert, doch die alten Stücke zwischendurch fordern Mensch und Maschine. Und so sind wir froh, einen herrlichen Platz am Akdos River zu entdecken.
Grenze RUS/KZ – Qurmanghazy – Akdos River - 190 km - 303 Tage - 27025 km
09. - 10. Juni 2024 - Skurrile Formationen
Heute wollen wir Strecke machen, denn die Gegend gibt nicht wirklich viel her. So starten wir schon vor dem Frühstück, passieren Atyrau auf der Umgehungsstraße und sind nach der Querung des Flusses Ural nun endgültig wieder in Asien angekommen. Kurz darauf erreichen wir ein völlig überschwemmtes Gebiet. Es sind die letzten Wassermassen der Schneeschmelze im Ural, die vor einigen Wochen in Russland und auch in Kasachstan für heftige Überschwemmungen gesorgt hatten. Wenig später tauchen immer wieder grellweiß blitzende Salzseen neben der Straße auf; in einem stehen hunderte Flamingos. In Dossor schwenken wir nach Südosten, biegen jedoch kurz von Qulsary auf ein völlig in Auflösung befindliches Asphaltband ab. Mehr neben als auf diesem Fahrdamm hoppeln wir nun rund vierzig Kilometer auf ein schneeweißes Felsenband zu. Es ist die Abbruchkante des Akkeregeshyn Plateaus, ein von Erosion zerfressenes Gestein, das weithin sichtbar leuchtet.
Den ganzen Tag begeistern wir uns für diese tollen Formen, wandern umher oder sitzen einfach nur da und staunen.
Akdos River – Atyrau – Dossor – Akkeregeshyn Plateau - 370 km - 304 Tage - 27395 km
11. - 12. Juni 2024 - Die Region Mangghystau …
… ist unser anvisiertes Ziel für die nächsten Tage. Dazu müssen wir jedoch erst einmal 300 ziemlich langweilige Kilometer hinter uns bringen. Erfreulicherweise ist die Straße sehr gut und wir kommen zügig voran. Hinter Beyneu finden wir schließlich einen netten Platz bei einer alten Moschee oberhalb eines salzhaltigen Baches.
Noch einmal zieht sich die gute Überlandstraße fast 200 Kilometer schnurgerade über ein ziemlich langweiliges Steppenplateau. Doch plötzlich bricht diese Hochebene ab, weiße Kalksteinfelsen weisen den Weg hinunter auf ein weiteres Plateau. Wir verlassen die Asphaltstraße, um auf einer buckligen Piste zur Abbruchkante zu hoppeln. Nichts weist darauf hin, was uns erwartet. Doch als wir die Kante erreichen, sind wir total geflasht! Was für ein Bild! Ein gleißend weißer Salzsee, eingerahmt von filigranen Kalksteingebilden, die aus senkrechten Felsabbrüchen herausmodelliert wurden. Unglaublich, was die Natur hier geschaffen hat! Natürlich parken wir Manni direkt an der stürmischen Kante und lassen die grandiose Szenerie auf uns wirken.
Akkeregeshyn-Plateau – Qulsary – Beyneu – Tuzbair - 515 km - 306 Tage - 27910 km
13. Juni 2024 - Zum Sherkala Mountain
Leichter Regen weckt uns, doch er beeinträchtigt die Pistenfahrt zurück zur Hauptstraße nicht. Rasch sind wir in Shetpe und kurz darauf sehen wir ihn auch schon vor uns, den Sherkala Mountain. Mächtig steht er inmitten der Landschaft und als wir um ihn herumwandern, glänzt jede Seite aufs Neue mit überraschend attraktiven Ansichten. Gegen Abend tobt dann ein heftiger Sturm, Manni schwankt umher wie eine Nussschale auf dem offenen Meer und schaukelt uns so langsam in den Schlaf.
Tuzbair – Shetpe – Sherkala Mountain - 115 km - 307 Tage - 28025 km
14. Juni 2024 - Mystische Kugeln und ein schneeweißer Canyon
Am Dorfrand von Shaiyr können wir an einer Versorgungsstelle für Wassertankwagen unsere Vorräte wieder auffüllen. Das ist in einem Wüstenstaat wie Kasachstan gar nicht so einfach. Von hier aus starten wir auf einer holprigen Piste durch die Steppe, immer wieder begleitet von vielen Pferden, ins Tal der Steinkugeln. Als wir schließlich nach abenteuerlicher Fahrt den Aussichtspunkt im Tal erreichen, sehen wir um uns herum tatsächlich hunderte dieser markanten Zeugnisse einer mysteriösen Entwicklung. Fasziniert erkunden wir das Terrain und stellen uns vor, wie lange die Natur gebraucht hat, diese Kugeln zu schaffen. Nun folgen wir der Piste weiter nach Westen, bis wir wieder Asphalt unter den Reifen haben. Über Tauchik kommen wir nun zum Canyon von Kapamsay, der sich tief in den kalkigen Untergrund gegraben hat und nun mit seinen schneeweißen, senkrechten Wänden ein imposantes Bild abgibt. Am Rand dieses tiefen Grabens bleiben wir.
Sherkala Mountain – Valley of the Balls – Tauchik – Kapamsay - 100 km - 308 Tage - 28125 km
15. Juni 2024 - Badetag am Kaspischen Meer
Über eine gute Piste und perfekten Asphalt sind wir rasch an der Zufahrt zum Kaspischen Meer. Nun quält uns noch eine fünfzehn Kilometer lange Schlagloch-Asphaltrest-Rüttelstrecke, doch die Mühe lohnt sich. Als wir das Ufer vor uns sehen, sind wir begeistert: Vor weißen Muschelstränden ragen unzählige Klippen hinaus ins türkisfarbene Wasser. Ein Badeparadies vom Feinsten; wir chillen den ganzen Tag so vor uns hin, grillen unsere letzte Lachsforelle aus der Türkei und genießen den farbenfrohen Sonnenuntergang, als der rote Ball auf der anderen Meerseite in Russland verschwindet.
Kapamsay Canyon – Klippenstrand nördlich von Aqtau - 95 km - 309 Tage - 28220 km
16. – 17. Juni 2024 - Über Aqtau ins Innere der Mangghistau
Gegen Mittag sind wir fertig mit Chillen und wir machen uns auf den Weg nach Aqtau. Die große Hafenstadt bietet nicht wirklich Spannendes, aber wirklich große Supermärkte laden zum Aufstocken der Reserven ein. Wir treffen uns noch kurz mit einem lokalen Guide und stellen uns dann südlich der Stadt an den leider ziemlich vermüllten Strand.
Auf einer perfekten Autobahn gleiten wir nach Schangaösen, der letzten Stadt vor der Inneren Mangghistau. Inzwischen ist sogar die weitere Zufahrt ins Herz der Wüste asphaltiert, und so sind wir rasch an der Pilgerstätte Shopan-Ata mit einer mehrräumigen Untergrund-Moschee und einem riesigen Friedhof, auf dem Gläubige seit mehreren Jahrhunderten ihre letzte Ruhestätte finden. Nicht weit entfernt überraschen uns schließlich die bunten Gesteinsschichten der Kyzylkup-Berge, an deren Fuß wir einen tollen Platz für uns finden. Bis zum Sonnenuntergang kraxeln wir nun auf diesen vom Wasser geformten Hügeln umher.
Klippenstrand – Aqtau – Schangaösen – Kyzylkup - 335 km - 311 Tage - 28555 km
18. Juni 2024 - Faszination Boszhira
Das Kernstück der Mangghystau sind sicherlich die weißen Klippen und Felsnadeln der Boszhira-Region. Auf teilweise anspruchsvollen Pisten nähern wir uns nun diesen markanten Formationen. Und wir werden nicht enttäuscht: Tafelberge tauchen aus dem Nichts vor uns auf, scharfkantige Klippen grenzen das Plateau gegen die darunterliegende Ebene ab, in der ein schneeweiße Salzfläche zu uns heraufglitzert. Filigrane Felsnadeln recken sich in den stahlblauen Himmel, alles scheint zu schweben, so leicht erscheint die Landschaft um uns herum. Stundenlang wandern und staunen wir trotz großer Hitze, bis wir schließlich direkt an der Kante des Plateaus einen Panoramaplatz beziehen.
Kyzylkup – Boszhira-West - 45 km - 312 Tage - 28600 km
19. Juni 2024 - Wir schweben über der Welt …
… so kommt es uns zumindest vor. Entlang der Abrisskante des Plateaus nähern wir uns von Viewpoint zu Viewpoint langsam dem ultimativen Panoramaplatz oberhalb der filigranen Felsnadeln, die sich unter uns in der salzig-staubigen Ebene präsentieren. Jeder Stopp an den exponierten Aussichtspunkten ist ein neues visuelles Erlebnis, eröffnet fantastische Rundblicke über mächtige Tafelberge, schlanke Felsentürme und ausgewaschene Canyons. Und dann der finale Höhepunkt: weit unter uns, in strahlendes Weiß gehüllt, wächst eine schmale Felsenrippe aus dem gleißenden Boden, reckt ihre Spitzen in den blauen Himmel und markiert so den Mittelpunkt der Boszhira-Region. Was für ein Bild!
Boszhira-West – Boszhira-Needles - 35 km - 313 Tage - 28635 km
20. Juni 2024 - Quer durch die Steppe
Regelrecht verzaubert vom Erlebten der letzte beiden Tage machen wir uns nun auf die lange Pistenfahrt nach Beyneu, die an der unterirdischen Mosche von Beket Ata beginnt. Sechs Stunden für 140 Kilometer, mit Spürsinn auf der Suche nach der am besten zu befahrenden Spur, sind wir letztlich froh, an der kleinen Mosche vor Beyneu anzukommen.
Boszhira-Needles – Beket Ata – Moschee vor Beyneu - 230 km - 314 Tage - 28865 km
21. - 22. Juni 2024 - 550 Kilometer Piste zum Aral See
Die gestrige Pistenfahrt war nur der Auftakt für die anstehende Aufgabe. Um weiter nach Osten zu gelangen, wählen wir ab Beyneu die Querverbindung nördlich der Reste des Aral Sees. Dies bedeutet 550 Kilometer Pistenfahrt, für die wir drei Tage ansetzen. Der Beginn ist moderat, eine gute Gravelroad bringt uns rasch zur letzten Ansiedlung irgendwo im Nichts. Ab hier quälen wir uns entlang der Bahnlinie über heftig ausgefahrene Löcher, steinharte Rillen und schließlich entlang sich weit verzweigender Spuren im Steppengras. Ein plötzlich auftauchender Fahrdamm entpuppt sich wegen der stark ausgeprägten Wellblechstruktur als nahezu unbefahrbar, also wieder durch das unebene Gelände hoppeln. Irgendwann wird der Damm jedoch zur perfekten Piste und wir machen Kilometer, bis wir müde und hungrig nach 275 Pistenkilometern Schluss machen für heute.
Weiter geht’s, immer an der Gasleitung entlang, die sich durch die endlose Steppe zieht. Die Piste wechselt zwischen gut und fest bis hin zu grauslichem Schritttempo über die nun trockenen und staubigen Flächen des Aral Sees. Doch wir kommen voran, und an dem Gasförderort Bozoi genießen wir die rasche Fahrt über eine gute Gravelroad. Und als wir am Nachmittag nach weiteren 220 Pistenkilometern zwischen niedrigen Dünen am Kleinen Aral See stehen, ist alles wieder gut …
Moschee vor Beyneu – Bozoi – Akespe - 565 km - 316 Tage - 29430 km
23. – 24. Juni 2024 - Steppe bis zum Horizont
Gegen Mittag erreichen wir wieder Asphalt, wir sind durch! In der einst bedeutenden Stadt Aralsk, nun schon längst ein Opfer der Verlandung des Aral Sees, füllen wir unsere Vorräte auf und gleiten fast über die von vielen Lastwagen befahrene „neue Seidenstraße“ bis zum Kamyslybas See, dessen Süßwasser uns sofort hineinlaufen lässt, denn er ist dermaßen flach, dass uns selbst nach hundert Metern das Wasser mal gerade so zu den Oberschenkeln reicht. Aber nach drei staubigen Pistentagen ist es trotzdem perfekt.
Manni wird heute mal ordentlich mit Druckluft ausgeblasen, damit die Wüstenspuren beseitigt sind. Einigermaßen sand- und staubfrei starten wir dann am frühen Nachmittag in Richtung Baikonur, dem russischen Weltraumstartplatz. Natürlich dürfen wir diesen nicht besuchen, nur ein paar Raketenmodelle am Eingang der Zufahrt sind zugänglich. Also fahren wir eben noch ein Stückchen weiter, bis wir am Korkyt-Ata Memorial einen vernünftigen Übernachtungsplatz finden.
Aksepe – Aralsk – Kamyslybas See – Baikonur – Korkyt-Ata - 445 km - 318 Tage - 29875 km
25. – 26. Juni 2024 - Erste historische Seidenstraßenarchitektur
Die kasachische Steppe bleibt unspektakulär, also machen wir weiter Strecke. Heute allerdings nur wenig, denn uns lockt ein ruhiger Platz an einem Kanal. Dorthin brausen wir noch vor dem Frühstück, um dort den Tag zu verbringen, denn Manni muss natürlich noch dringend gewaschen werden und die Halterung der Außentreppe hat zu viel Spiel und muss repariert werden. Den Rest des Tages chillen wir einfach ab …
Ausgeruht starten wir zu einer langen Etappe. Die Fernstraße ist sehr gut, wird ab Qysylorda sogar zweispurig, und so sind wir zügig in Turkestan, um das berühmte Mausoleum von Ahmad Yasawi zu bewundern. Trotz großer Hitze schlendern wir um die imposante Anlage, die seinerzeit Timur Lenk erbauen ließ. Anschließend flüchten wir aus der aufgeräumten Stadt, denn hier steht die heiße Luft. Leider ist die eigentlich kurze Strecke zum Aristan Bab Mausoleum und zur uralten Lehmziegelstadt Otrar so fürchterlich wellig, dass wir für die 60 Kilometer gut zwei Stunden benötigen. Und so sind wir nach einem langen Fahrtag ziemlich platt.
Korkyt-Ata – Qysylorda – Turkestan – Otrar Parkplatz - 570 km - 320 Tage - 30445 km
27. – 28. Juni - Kurzer Transit durch Usbekistan
Den Vormittag über lassen wir es gemütlich angehen, füllen nebenher unsere Wassertanks und verzichten aufgrund der Hitze auf eine ausgiebige Besichtigungsrunde. Die wieder aufgebauten Außenmauern und das Stadttor von Otrar sind auch aus der Ferne eindrucksvoll. Gegen Mittag starten wir, passieren schließlich Schymkent und schaffen es noch bis kurz vor die Grenze, wo wir zwischen sanften Hügeln eine ruhige Nacht verbringen.
Schon früh starten wir zur Grenze, und wir haben Glück, es ist nichts los außer den geduldig wartenden LKW’s. Die Abwicklung auf kasachischer Seite ist zwar ziemlich planlos, doch letztlich nehmen wir diese Hürde. Bei den Usbeken geht es zwar gemächlich, jedoch strukturierter voran, und so sind wir nach drei Stunden durch. Die Fahrt in Richtung Samarkand ist anstrengend, denn die Autobahn ist in einem erbärmlichen Zustand und wir kommen nur sehr mühsam voran.
Als wir unser Tagesziel den Karaultepinskoye See erreichen, wartet dort eine böse Überraschung auf uns: Unsere Freunde Elke und Andi haben ihren Laster im Ufermorast versenkt! In ziemlicher Schräglage fiebern sie der Bergung entgegen, die uns gemeinsam im Team auch souverän noch vor Einbruch der Dunkelheit gelingt.
Otrar – Schymkent – Grenze KZ/UZ – Jizzakh – Karaultepinskoye - 565 km - 322 Tage - 31010 km
29. Juni – 01. Juli 2024 - Endlich in Tadjikistan
Vorbei an Samarkand, das wir im Oktober besuchen werden, nähern wir uns der tadjikischen Grenze. Schon in Sichtweite der Grenze schlagen wir unser Lager auf einem abgeernteten Feld neben einem Wohnhaus auf. Es dauert nicht lange, und wir werden mit frischem Obst beschenkt, das uns die Kinder bringen. Wir revanchieren uns mit kleinen Geschenken und werden im Gegenzug mit Abendessen versorgt. Gastfreundschaft …
Schon zum Frühstück sind die Kinder mit einem weiteren Obstteller bei uns, es ist einfach unglaublich. Vielarmiges Winken verabschiedet uns schließlich, als wir uns wieder auf den Weg machen. Der Grenzübertritt von Usbekistan nach Tadjikistan ist eigentlich unkompliziert, doch Stromausfälle auf beiden Seiten sorgen dafür, dass die Abfertigungssysteme immer wieder ausfallen, und so zieht es sich. Gegen Mittag sind wir endlich durch, besorgen uns in Pandschakent Geld, SIM-Karte und auf dem quirligen Bazar kiloweise Obst. Gerüstet für Tadjikistan ziehen wir nun los zu den Seven Lakes. Auf der Strecke dorthin ist alles noch genauso wie vor fünf Jahren, in den Dörfern ist die Zeit stehen geblieben. Nur der tolle Übernachtungsplatz am dritten See ist inzwischen eine Baustelle, und so fahren wir noch hoch an den vierten See, wo wir einen schönen Panoramaplatz beziehen.
Nach so viel Fahrerei in den letzten Wochen gönnen wir uns heute einen Ruhetag inmitten dieser tollen Szenerie …
Karaultepinskoye See – Grenze UZ/TJ – Pandschakent – Seven Lakes - 185 km - 325 Tage - 31195 km
02. Juli 2024 - Eine sehr lange Wanderung …
… lässt uns bis hinauf zum siebten See gelangen. Vor jedem See ist eine Steilstufe zu bezwingen, so dass wir letztlich nach 700 Höhenmetern und 15 Kilometern dort ankommen. Nach einem erfrischenden Bad im eiskalten See setzen wir unseren Marsch noch bis zum allerletzten Weiler fort. Hier leben einige Menschen abgeschieden während der Sommermonate. Der Rückweg zieht sich dann gewaltig, denn erst sechs Kilometer vor unserem Ausgangspunkt kommt endlich ein Laster, der uns auf der Pritsche mitfahren lässt.
Seven Lakes Wanderung - 0 km - 326 Tage - 31195 km
03. – 05. Juli 2024 - Wir wechseln das Tal
Langsam tuckern wir wieder hinaus zur Hauptstraße, nur um bald darauf in Ruknobod wieder ins nächste dieser malerischen Täler abzubiegen. Ab Panjrud folgen wir der sehr schmalen und holprigen, stellenweise auch steilen Piste entlang des Urech bis hoch zum Artuch Alplager. Hier oben auf 2.200 Metern beziehen wir unser Basecamp für die nächste Wanderung.
Die Rundtour hoch zum Kulikalon See und zurück über den steilen Pass unterhalb des Urech und den langen Weg auf der anderen Seite runter zum Chukurak See ist wunderschön, aussichtsreich und anstrengend. Wir genießen die Ruhe unterhalb der glitzernden Gletscherabbrüche, baden im glasklaren und kalten Kulikalon See, besteigen schließlich noch den 3.243 Meter hohen Urech und sind rechtschaffen müde, als wir wieder bei Manni ankommen.
Eigentlich ist Erholung angesagt, doch auch Wäsche wartet, Manni will abgeschmiert und entstaubt werden, Marmelade wird gekocht und Videocalls mit unseren nächsten Reisepartnern sind angesagt. Und so ist der Tag auch rasch wieder rum …
Seven Lakes – Sujina – Ruknobod – Artuch Alplager - 100 km - 329 Tage - 31295 km
06. – 08. Juli 2024 - Viel Administratives ist zu erledigen
Langsam hoppeln wir wieder hinunter zur Hauptstraße, auf der wir nun gemütlich in Richtung Duschanbe rollen. In Ayni treffen wir auf die Hauptachse, die das Ferganatal mit der Metropole verbindet; entsprechend dicht wird ab hier der Verkehr. Und so fahren wir nur noch bis kurz vor den berüchtigten Anzob-Tunnel, wo wir auf dem Dach eines weiteren Tunnels übernachten.
Den gefürchteten, kaum beleuchteten und voller stehender Abgase fast blickdichten Anzob-Tunnel meistern wir wieder als Anhängsel eines vor uns als Rammbock dienenden Lasters, so dass uns die halsbrecherisch überholenden Entgegenkommenden nicht tangieren. Nun geht es stetig bergab, und 1.500 Höhenmeter weiter unten laufen wir schließlich in Duschanbe ein. Doch wir starten gleich durch zum sogenannten „Border-Run“. Da unsere Aufenthaltsgenehmigung für 30 Tage ein wenig knapp bemessen, eine Verlängerung im Land jedoch nicht möglich ist, fahren wir mal eben die 60 Kilometer zur nächstgelegenen Grenze zu Usbekistan, reisen dort ohne Laster aus und postwendend wieder ein. Die Grenzbeamten grinsen, wissen sie doch um unseren Grund für dieses Prozedere. Alles klappt wie am Schnürchen, und wir haben wieder 30 Tage Aufenthaltsgenehmigung.
Zurück in Duschanbe besorgen wir uns nun die notwendige Registrierung und unser Permit für die Pamir-Region.
Artuch Alplager – Ayni – Duschanbe – Border-Run - 380 km - 332 Tage - 31675 km
09. – 11. Juli 2024 - Ein Unfall ändert unsere Pläne
Wir wollen die alte Nordroute des Pamir-Highways nehmen, und so starten wir nach letzten Einkäufen gen Osten. Über Wahdat und Faizobod nähern wir uns der Gebirgsregion. Ab Obigarm wird die Straße immer löchriger, schließlich fehlt der Asphalt ganz und wir zuckeln über eine bockharte, steinige Piste, bis wir schließlich am Ufer des Vakhsh einen ruhigen Übernachtungsplatz entdecken. Am nächsten Morgen erreicht uns dann die Nachricht, dass einer unserer Reisefreunde in Duschanbe böse gestürzt ist und nun mit einem Bruch am Oberschenkelhals ins Krankenhaus gebracht wurde. Wir entscheiden sofort wieder zurückzufahren, um zu helfen.
Am frühen Nachmittag erreichen wir wieder Duschanbe und machen uns gemeinsam mit weiteren Reisefreunden an die anstehenden Aufgaben. Der Rücktransport in die Schweiz muss organisiert werden und der Unimog braucht einen sicheren Unterstellplatz.
Den ganzen Tag bemühen sich alle Beteiligten, das Drama zu einem positiven Ergebnis zu bringen. Und es gelingt. Der Unimog hat einen guten Platz bei Anar in der Werkstatt gefunden, er ist winterfest eingemottet, und unser Unglücksrabe beweist trotz mangelhafter Betreuung im staatlichen Krankenhaus seine Nehmerqualitäten, denn auch der Rücktransport ist am Laufen. An dieser Stelle ein ganz herzlicher Dank an unsere Reisefreunde für die tolle Unterstützung!
Duschanbe – Hakimi – Duschanbe - 270 km - 335 Tage - 31945 km
12. – 13. Juli 2024 - Über die Südroute zum Pamir
Mit dem guten Gefühl, alles Notwendige getan zu haben, starten wir wieder. Diesmal allerdings über die durchgehend asphaltierte Südroute, um die verlorene Zeit wett zu machen. Natürlich kann diese Route nicht mit der Nordroute mithalten, aber da wir diese ja schon kennen, ist dies nicht weiter schlimm. Nach einer streckenweise eher langatmigen Fahrt über Danghara und Kulob tauchen wir endlich in die gebirgige Grenzregion zu Afghanistan ein. Und dort finden wir dann auch einen herrlichen Panoramaplatz zum Übernachten.
Breit und träge fließt der Grenzfluss Panj unter uns dahin, und dieser wird uns nun in den nächsten Tagen die Richtung vorgeben. Abwechslungsreich folgt die gute Asphaltstraße seinen Windungen, und wir erreichen rasch das Nest Kalai Chumb, wo wir uns in einem Seitental mit unseren Reisefreunden, die inzwischen die Nordroute gefahren waren, wieder treffen.
Duschanbe – Danghara – Kulob – Kalai Chumb – Zev - 365 km - 337 Tage - 32310 km
14. – 15. Juli 2024 - Das Abenteuer Pamir Highway beginnt
Mitten in der Nacht weckt uns das markante Piepsen der Starterbatteriewarnung. Die Anzeige weist uns darauf hin, dass eine dieser Batterien leer ist. Na prima! Rasch den Hauptschalter umgelegt und erst mal weiterschlafen. Interessanterweise springt Manni am Morgen klaglos an, obwohl eine der beiden Starterbatterien tiefenentladen ist. Natürlich können wir mit einer leeren Starterbatterie nicht über den Pamir fahren, also bitten wir Anar in Duschanbe, uns zwei Starterbatterien zu besorgen und sie einem der regelmäßig nach Korogh verkehrenden Allrad-Taxis mitzugeben. Selbstlos organisiert Anar alles für uns, und wir starten mit dem guten Gefühl, dieses Problem bald gelöst zu haben. Der erste Teil des Pamir Highways ist dieses Mal etwas mühsam zu bewältigen, da die Chinesen mit gewaltigen Felsbewegungen dabei sind, diese wichtige Lebensader auszubauen. Und so stehen wir immer wieder für längere Zeit vor momentan nicht passierbaren Baustellen. Als wir schließlich unseren anvisierten Übernachtungsplatz erreichen, haben wir für die 100 Kilometer den ganzen Tag gebraucht.
Regnerisches Wetter und eine nervige Erkältung meinerseits lassen uns einen Ruhetag einlegen. Und bei diesem Panorama fällt uns dies auch nicht schwer …
Zev – Kalai Chumb – Vahdat Panoramaplatz - 100 km - 339 Tage - 32410 km
16. – 17. Juli 2024 - Immer entlang der afghanischen Grenze
Über Nacht hatten wir die Starterbatterien mittels Hauptschalter stillgelegt, und am Morgen springt Manni erstaunlicherweise wieder sofort an, obwohl eine Batterie anzeigt, dass sie eigentlich tot sein müsste. Aber was soll’s, in Korogh warten ja schon die Neuen auf uns. Auch dieser Fahrtag zieht sich, denn an einer Baustelle stehen wir wieder fast drei Stunden wegen einer Felssprengung, bis die Straße wieder frei ist. Trotzdem sind diese Etappen des Pamir Highways immer wieder faszinierend schön und am Beginn des Bartang Tales finden wir schließlich einen ruhigen Übernachtungsplatz.
Die restlichen Kilometer bis nach Khorogh sind entspannt ohne Baustellen und wir können dort unsere neuen Starterbatterien in Empfang nehmen. Dank Anar hat alles wunderbar geklappt, herzlichen Dank! Da Manni bisher immer klaglos anspringt, verschieben wir den Austausch, bis wir einen guten Platz dafür gefunden haben. Da hier in der Stadt die letzte gute Einkaufsmöglichkeit ist, bevor es nun über das Wakhan Tal und die hohen Viertausender-Pässe nach Murghab geht, schlagen wir noch einmal so richtig zu und übernachten dann direkt am Stadtpark.
Vahdat Panoramaplatz – Ruschon – Bartang Tal – Yomj – Korogh - 160 km - 341 Tage - 32570 km
18. – 19. Juli 2024 - Ins Wakhan Tal
Vor unserer Weiterfahrt füllen wir noch unsere Wassertanks und besorgen das Permit für den Zorkul Nationalpark. Gegen Mittag verlassen wir schließlich Khorog und begeben uns wieder auf die in Auflösung begriffene Straße in Richtung des Wakhan Tals. In einem Seitental, das hoch nach Garm Chashma führt, stellen wir uns an den glasklaren, aber eiskalten Gebirgsfluss. Hier verbringen wir einen gemütlichen Nachmittag, und auch den nächsten Tag chillen wir zwischen Wäsche waschen und Servicearbeiten an Manni.
Korogh – Andarob – vor Garm Chashma - 45 km - 343 Tage - 32615 km
20. Juli 2024 - Afghanen Markt in Ishkoshim
Jeden Samstag findet auf der Insel zwischen den beiden Grenzbrücken nahe Ishkoshim der Afghanen-Markt statt. Nach drei Stunden teils mühsamer Fahrt erreichen wir das Ereignis der Woche für die gesamte Region. Streng bewacht von Grenzsoldaten beider Länder lebt dann hier ein Stückchen Normalität an der sonst hermetisch abgeriegelten Grenze. Afghanen dürfen an diesem Tag ihre Waren anbieten, und es herrscht ein buntes Treiben in exotischer Atmosphäre. Nach einem ausgiebigen Bummel und dem Aufstocken unserer Vorräte setzen wir unsere Fahrt durch das Wakhan Tal fort. Dank einem ganz passablen Straßenzustand kommen wir recht zügig voran und beziehen schließlich unterhalb des Yamchun Castles einen schönen Platz direkt an einem Seitenarm des Panj River.
Vor Garm Chashma – Ishkoshim – Yamchum - 150 km - 344 Tage - 32765 km
21. Juli 2024 - Wanderung zum Yamchun Castle
Eine nette Wanderung hoch zum Yamchum Castle kommt der besseren Höhenanpassung zugute, und auch das Panorama von hier oben kann sich sehen lassen. Unser Blick schweift weit hinein zu den über sechstausend Meter hohen Grenzbergen zwischen Afghanistan und Pakistan. Und unter uns breitet sich das Wakhan Tal mit dem breit mäandernden Panj aus. Die Weiterfahrt nach Zong ist wunderschön, dicht stehen die Bäume an der Piste durch die kleinen Dörfer. Und als wir unseren Wiesenplatz am Eingang zum Wakhan-Korridor beziehen, grüßt die eisgepanzerte Pyramide des über 6.500 Meter hohen Koh-e Baba Tangi zu uns herüber.
Yamchum – Zong - 35 km - 345 Tage - 32800 km
22. Juli 2024 - Jetzt geht es so richtig hoch hinauf
Manni ist nun mit den neuen Starterbatterien bestückt und wir folgen dem Pamir River hinauf auf die Hochfläche des zentralen Pamir. Hinter jeder Biegung der guten Bergpiste überraschen uns aufs Neue tolle Ausblicke auf die glitzernden Eisriesen in Afghanistan und Pakistan. Als wir schließlich einen aussichtsreichen Übernachtungsplatz an der Abbruchkante hoch über dem Grenzfluss beziehen, befinden wir uns immerhin schon auf 3.800 Meter Höhe.
Zong – Langar – vor Kargush - 65 km - 346 Tage - 32865 km
23. Juli 2024 - Was für eine Landschaft!
Der Militärposten Khargush ist nach elendiglicher Wellblechhoppelei rasch erreicht. Ab hier zieht sich die steinige Piste hoch auf den Khargush Pass, immerhin gut 4.300 Meter hoch. Bei der Abfahrt passieren wir den idyllisch gelegenen, jedoch sehr salzhaltigen Lake Chukurkul, bevor uns wieder ein grausames Stück Wellblechpiste bis zum Pamir Highway nervt. Doch schon nach wenigen Augenblicken ist wieder Schluss mit dem Asphalt und wir schwenken wieder auf eine holprige Piste ein. Als wir das schmale Tal verlassen, breitet sich vor uns in der Ebene eine in den verschiedensten Farben schillernde Bergflanke aus. Diese spiegeln sich in einem in der Nachmittagssonne glitzernden See, dem Lake Bulunkul. An dessen Ufer richten wir uns auf einem erhöhten Plateau ein und können uns kaum satt sehen an der schon künstlerisch gestalteten Natur um uns herum.
Vor Kargush – Lake Chukurkul – Bulunkul See - 60 km - 347 Tage - 32925 km
24. Juli 2024 - Seen-Rundfahrt
Natürlich nutzen wir unseren Aufenthalt am Bulunkul See zu einer Rundfahrt, um die fantastischen Farbspiele des Yashikul Sees zu bestaunen. Und auch die herrliche Fahrt durch das enge Tal zum kleinen Geysir ist immer wieder ein Erlebnis, auch wenn die Intensität des Geysirs momentan nicht so stark ist. Anschließend versuchen wir, auf der weiterführenden Piste nach Alichur durchzukommen, doch das Schwemmland, das wir dafür durchqueren müssten, ist uns zu riskant. Also fahren wir entspannt wieder zurück zum Bulunkul See.
Seen-Rundfahrt - 40 km - 348 Tage - 32965 km
25. Juli 2024 - Wir fahren zum Zorkul Nationalpark
Eine der spannendsten Offroad-Touren führt entlang des Pamir Rivers und der afghanischen Grenze zum Zorkul Nationalpark und auf der anderen Seite über zwei fast 4.500 Meter hohe Pässe wieder hinaus. Dieses Abenteuer wollen wir uns auch diesmal nicht entgehen lassen. Dazu müssen wir vom Bulunkul See wieder ein Stück zurück, vorbei am Chukurkul See und über den Kargush-Pass. Kurz vor dem Checkpoint an der Zufahrt zum Park wandern wir noch rasch auf einen 4.755 Meter hohen Aussichtshügel, der uns fast den gesamten Hindukusch über dem Zorkul- und Wakhan-Tal präsentiert. Ein Stückchen weiter übernachten wir schließlich auf einer grünen Wiese, die von kleinen Bächen umspielt wird und beobachten die scheuen Murmel, die hier so zahlreich umherwuseln.
Bulunkul – Chukurkul See – Kargush Pass – Murmelwiese - 50 km - 349 Tage - 33015 km
26. - 27. Juli 2024 - Pistenabenteuer vom Feinsten
Nach der etwas zähen Registrierung an der Zufahrt zum Zorkul Nationalpark tauchen wir rasch ein in die Abgeschiedenheit dieser Region. Die Piste führt immer direkt am Fluss entlang, der uns nur einen Steinwurf weit von Afghanistan trennt. Dieses meist grüne Band, über dem die schneebedeckten Sechstausender in der Sonne glitzern, macht den Reiz dieser Fahrt aus. Schon bald stellen wir uns an den Rand eines Plateaus über dem Fluss, um den Tag inmitten dieser gewaltigen Natur zu genießen.
Der vor uns liegende Pistenabschnitt hat es in sich. Schmale, meist leicht schräge Passagen, lassen uns genau zirkeln, um nicht in den Fluss abzurutschen, Furten mit großen, glitschigen Steinen fordern genaues manövrieren, steile und ruppige Auffahrten lassen Manni ganz schön ackern. Trotzdem ist es eine genussreiche Pistenfahrt, nie gefährlich oder anstrengend, sondern einfach nur schön. Und plötzlich breitet sich der Zorkul See unter uns aus! Wir nutzen die Gelegenheit, auf einen nahe der Piste befindlichen Aussichtsberg zu wandern und erfassen von hier oben den gesamten Nationalpark.
Murmelwiese – Zorkul Nationalpark - 70 km - 351 Tage - 33085 km
28. Juli 2024 - Gleich zwei Laster auf einmal im Morast versenkt!
Die Piste bleibt spannend, wir erreichen den Kuli Kukjigit See und nutzen das gar nicht mal so kalte Wasser zu einem erfrischenden Bad. Immer wieder müssen wir nun kleine Furten überwinden, und immer wieder breiten sich Sumpfareale neben der Piste aus. Eine dieser matschigen Flächen versperrt uns plötzlich weiträumig den Weg. Mit zugeschalteter Untersetzung und ordentlich Schmackes zieht Manni ohne Probleme auf der von uns gewählten Spur durch den hier ungefähr zehn Meter breiten Morast. Die uns folgenden Reisefreunde wählen einen etwas anderen Weg und bleiben prompt mit leichter Schräglage stecken. Blöd, aber unser zweites Team hat ja eine Seilwinde am Laster. Leider bleiben auch sie auf der gewählten Passage hängen! Nun stecken beide Laster nebeneinander mitten im sumpfigen Morast. Nach kurzer Beratschlagung lösen wir das Missgeschick jedoch souverän. Erst zieht sich Team zwei mit der Seilwinde mit Manni als Anker selbst aus dem Dreck, anschließend holen wir Team eins mittels der Seilwinde raus. Nach drei Stunden sind wir wieder fahrbereit und starten noch durch über einen 4.430 Meter hohen Pass, an dessen Nordrampe wir einen aussichtsreichen Übernachtungsplatz beziehen.
Zorkul Nationalpark – Kuli KukjigitSee – Pass Nordrampe - 40 km - 352 Tage - 33125 km
29. - 30. Juli 2024 - Wildlife Erlebnisse
Die Höhenlage lässt uns unruhig schlafen und so sind wir schon früh wach, um Ausschau nach den hier ansässigen Marco-Polo-Schafen zu halten. Diese entdeckt Conny auch in weiter Ferne. Aber was ist das, was den Hang neben uns herunter kommt? Ein Fuchs? Zu lange Beine. Der Blick durchs Fernglas bringt die Überraschung: ein Wolf! Und wir entdecken dahinter gleich noch zwei. Sie verziehen sich rasch in ein Seitental und bieten uns etwas später bei unserem Morgenspaziergang ein schaurig-schönes, mehrstimmiges Konzert. Was für ein Erlebnis!
Nach vier spannenden Tagen rund um den Zorkul Nationalpark erreichen wir über zwei weitere hohe Pässe wieder die Zivilisation. Eine landschaftlich grandiose Fahrt bietet noch einmal viel Fahrspaß zum Abschluss. Nach einem kurzen, aber sehr welligen Asphaltstück wagen wir uns die sehr schmale Abfahrt ins Jaman-Tal an den Karasu River hinunter. Dort erwarten uns herrliche Stellplätze direkt am klaren Flüsschen.
Der Tag gehört der Erholung und der Lasterpflege. Nach den anspruchsvollen Pistenfahrten brauchen Manni dringend eine Wellnesskur und wir ein wenig Ruhe.
Pass Nordrampe – Jaman-Tal am Karasu - 85 km - 354 Tage - 33210 km
31. Juli 2024 - Am Ende der Welt
Das Wetter kippt, die traumhaft schönen Tage sind erst mal vorbei. Erste Regenschauer lassen uns zügig zusammenpacken und die für unsere Laster sehr schmale und teilweise ausgewaschene Piste hoch zur Hauptstraße bewältigen, bevor sie aufweicht und damit unpassierbar wird. Alles geht gut, und wir rollen über die wellige Hauptachse des Pamir Highways das kurze Stück nach Murghab. Einst die höchstgelegenste Stadt der Sowjetunion, schläft der unansehnliche Ort hier auf 3.600 Metern so vor sich hin. Für uns ist einzig der Container-Bazar wichtig, um mit unseren letzten Somonis unsere arg dezimierten Vorräte aufzufüllen, bevor wir uns weiter in Richtung Kirgistan aufmachen. Doch als uns kurz hinter Murghab eine dunkelgraue Regenwand den Weg versperrt, machen wir kurzerhand Schluss für heute.
Jaman-Tal am Karasu – Murghab – Nach Murgab - 30 km - 355 Tage - 33240 km
01.– 02. August 2024 - Über einen der höchsten Pässe der Welt …
… fahren wir heute. Die wellige, aber trotzdem einigermaßen gut zu befahrende Straße steigt stetig leicht an, die Szenerie der in verschiedenen Farben schillernden, kargen Berge um uns herum ist großartig anzusehen. Die letzten Kilometer hoch zur Passhöhe auf 4.655 Meter sind steil und nur noch rudimentär mit Asphaltresten versehen, doch alles natürlich kein Problem für Manni. In Augenhöhe mit den umliegenden Gletscherzungen, die von den Fünftausendern herunterglitzern, genießen wir es, erneut auf diesem höchsten Punkt unserer Zentralasien-Reise zu stehen. Unten im weiten Hochtal angekommen, quält uns nun eine nervige Wellblechpiste, die irgendwann in erstaunlich guten Asphalt übergeht. Und dann sehen wir ihn auch schon: den riesigen Karakul See, umringt von schneebedeckten Bergriesen, allen voran der über 7.000 Meter hohe Pik Lenin! Etwas oberhalb seines Ostufers machen wir Schluss für heute, springen natürlich sofort ins für die Höhenlage von 4.000 Metern erstaunlich wohltemperierte Wasser und entspannen im Angesicht des grandiosen Panoramas.
Und da es hier so schön ist, bleiben wir noch einen weiteren Tag am See …
Nach Murghab – Ak-Baital Pass – Karakul See - 120 km - 357 Tage - 33360 km
03. August 2024 - Pistenspaß nach Kirgistan
Bedauerlicherweise ist die Weitsicht nicht so klar, dass sich diesmal eine Wanderung auf den uns bekannten Aussichtsberg am Karakul See lohnt. Also starten wir durch in Richtung Grenze. An der kiesigen Furt nach dem See blockiert ein chinesischer Sattelzug die Durchfahrt, da er meinte, mit seinem tonnenschweren Gerät hier mal eben durchfahren zu können. Klappte ohne Allrad und entsprechender Bodenfreiheit natürlich nicht. Also bauen wir erst mal eine Auffahrtsrampe, um an ihm vorbei zu kommen. Danach geht es entlang der in vielen Farben schimmernden Berge hoch zur Grenzstation der Tadjiken, die hier in 4.200 Metern Höhe ein mühseliges Dasein fristen. Die Ausreise ist rasch erledigt, da wir die Einzigen hier sind. Die Abfahrt von der Passhöhe ist nach einigen Murenabgängen, die inzwischen einigermaßen weggeschaufelt wurden, ziemlich ruppig, jedoch letztlich problemlos. Auch die Einreise nach Kirgistan verläuft zügig und wir beenden den abwechslungsreichen Tag zwei Kilometer hinter der Grenzstation an einem schönen Aussichtsplatz.
Karakul See – Grenze TJ/KG – Grenzstation Kirgistan - 80 km - 358 Tage - 33440 km
04. – 07. August 2024 - Kleine Planänderung
Eigentlich wollten wir heute zu den vierzig Seen des Tulpar Lake am Fuß des 7.128 Meter hohen Pik Lenin fahren. Doch die Wettervorhersagen machen uns wenig Hoffnung, den eisgepanzerten Giganten in voller Pracht zu Gesicht zu bekommen. Und da wir die dortige Szenerie im Rahmen unseres letzten Besuches bei Traumwetter genießen durften, entscheiden wir, diesmal auf den Abstecher zu verzichten. So fahren wir von Sari-Tash über den kurvenreichen Taldyk Pass hinüber in das grüne Tal des Taldyk, wo wir uns einen ruhigen Platz auf einer gemähten Wiese suchen und uns an der tollen Umgebung erfreuen.
Nur wenige Kilometer weiter, inzwischen fahren wir durch das herrlich bunte Gulcha-Tal, biegen wir ab in ein schmales Seitental. Hier ist der Ausgangspunkt zu einer kleinen Bergtour, an deren Ende sich ein idyllischer See zwischen steil aufragende Felswände schmiegt. Wie ein verwunschenes Paradies präsentiert sich die Szenerie, perfekt zum Baden und Genießen. Erst als eine Gruppe Jugendlicher lautstark den See in Beschlag nimmt, verziehen wir uns wieder nach unten zu Manni. Wir entscheiden, noch ein Stückchen weiter zu fahren, hoch zu den beiden Seen Ozero Chonkel und Ozero Kichikel. Oberhalb des größeren der Beiden richten wir uns für die nächsten beiden Tage ein.
Grenzstation Kirgistan – Sari-Tash – Keldyun – Ozero Chonkel - 105 km - 362 Tage - 33545 km
08. August 2024 - Manni streikt!
Nach einem gemütlichen Morgen starten wir in Richtung Osch. Eigentlich wollten wir nur ein kurzes Stück bis nach Gulcha und an das dort beginnende Seitental fahren, doch bei einem Zwischenstopp springt Manni nicht mehr an. Alle Lämpchen leuchten, Batterien sind ja neu. Der Anlasser klickt, wie er soll, doch dann ist alles mausetot. Schnell ist klar, es muss der Magnetschalter beim Anlasser sein. Unser österreichischer Reisefreund und LKW-Mechaniker David, den wir telefonisch erreichen können, erklärt uns rasch, wie wir den Magnetschalter überbrücken können, und mit aktiver Hilfe unseres Freundes Andi bringen wir Manni wieder zum Laufen! Teamarbeit eben. Wir entscheiden, die 100 Kilometer bis Osch durchzufahren, um in der dortigen Werkstattmeile das Problem in den Griff zu bekommen. Der uns bekannte Blattfeder-Spezialist verweist uns an einen seiner Nachbarn, der uns zu verstehen gibt, dass er morgen zur Tat schreiten wird. Also parken wir Manni gleich bei ihm vor der Werkstatt im staubigen Innenhof des Viertels, da wir ihn ja nicht wieder so einfach in Gang bekommen, sobald der Motor aus ist.
Ozero Chonkel – Gulcha – Osch - 130 km - 363 Tage - 33675 km
09. – 10. August 2024 - Reparatur erfolgreich erledigt
Leider taucht heute den ganzen Tag über niemand auf, es ist Freitag und wahrscheinlich bleiben sie am muslimischen Wochenende zuhause. Hätte er uns ja sagen können, der Dödel.
So, heute Vormittag geht es endlich los. Wobei die Jungs nicht gerade den Anschein machen, als hätten sie einen richtigen Plan. Unseren Hinweis, dass der Magnetschalter wahrscheinlich hinüber ist und ausgetauscht gehört, widerlegen sie mit dem Argument, dass er doch anspringt, wenn wir diesen überbrücken. Na logisch springt er beim Überbrücken an, aber sie sind der Meinung, es liegt ein Fehler in der Elektrik an. Alles wird durchgemessen, sogar ein Diagnoseprogramm wird angeschlossen. Schließlich ziehen sie ein neues Kabel ein und entscheiden dann doch, den Magnetschalter auszutauschen. Und oh Wunder, es funktioniert. Na also. Vier Stunden Arbeit für die Katz. Hauptsache, Manni startet wieder, wenn der Zündschlüssel gedreht wird. Nach den notwendigen Einkäufen fahren wir noch ein Stückchen raus aus der stickigen Stadt und finden rasch einen luftigen Übernachtungsplatz.
Osch – Kara-Dobo - 25 km - 365 Tage - 33700 km
11. – 13. August 2024 - Die Reparatur ging nach hinten los!
Nach einem ausgiebigen Besuch des sehr authentischen Bazars in Özgön fahren wir weiter nach Dschalabat. Dort angekommen, schalten bei Manni urplötzlich alle Funktionen auf Null, der Motor geht aus und wir rollen gerade noch auf den Seitenstreifen. Schnell ist klar, der Anlasser ist durchgebrannt, und die Hauptsicherung hat rechtzeitig alles abgeschaltet. Was für ein Scheiß! Bei der Reparatur in Osch ist eindeutig Mist gebaut worden und der Anlasser blieb offenbar jedes Mal nach dem Start auf Dauerstrom. Dummerweise haben wir diesen Fehler nicht rechtzeitig bemerkt. Ein organisierter Autoelektriker baut den defekten Anlasser rasch aus, schüttelt den Kopf ob der fehlerhaften Reparatur seiner Kollegen in Osch und wir gehen auf die Suche nach einem Ersatz. Erfreulicherweise werden wir letztlich sogar fündig und vertagen alles Weitere auf morgen.
Der Anlasser ist repariert und eingebaut, aber Manni startet trotzdem nicht! Nun wird meiner Vermutung nachgegangen, dass der Fehler im Zündschloss liegen könnte. Und siehe da, genauso ist es auch. Unser Autoelektriker besorgt einen Starterknopf, und mit dem umgehen wir in Zukunft das kaputte Zündschloss beim Starten. Erleichtert verlassen wir Dschalalabat in Richtung Kaldamo Pass. Kurz nach Erreichen der Piste hoch zum Pass beenden wir den aufregenden Tag auf einer Wiese zwischen Kühen, Eseln, Truthähnen und Hühnern.
Wir bleiben noch einen Tag zum Entspannen und treffen uns mit unseren Freunden Gabi und Martin, die uns von ihrer Runde aus der Mongolei entgegen kommen.
Kara-Dobo – Özgön – Dschalalabat – Kaldamo Passstraße - 155 km - 368 Tage - 33855 km
14. August 2024 - Über den Kaldamo Pass
Steil baut sich das Gebirge vor uns auf. Auf ruppiger Piste nähern wir uns dem Talschluss. In vielen Kehren zieht sich nun die ordentliche Piste hoch bis auf knapp 3.000 Meter. Die Abfahrt auf der anderen Seite ist dagegen deutlich schlechter, oft etwas ausgewaschen und schmal. Doch insgesamt wieder ein schöner Fahrspaß. Kurz vor Kazarman stellen wir uns oberhalb des Kek-Art Canyons an die Kante und lassen den Fahrtag gemütlich ausklingen.
Kaldamo Passstraße – Passhöhe – Kekerim – Kek-Art - 80 km - 369 Tage - 33935 km
15. August 2024 - Und noch zwei tolle Pässe!
Nach einem ausgiebigen Stopp in Kazarman zum Wasser tanken und Einkaufen machen wir uns wieder auf den Weg. Entlang des Naryn Rivers nähern wir uns einem besonders attraktiven Gebirgszug, den wir nun überwinden müssen. Überraschend gut präsentiert sich die Piste, und so kommen wir zügig voran. Wir passieren zwei hoch gelegene Ortschaften und folgen dem schmalen Tal, bis sich der Ak Toldo Pass vor uns aufbaut. In engen und oft steilen Serpentinen klettert Manni stoisch nach oben. In 2.800 Metern Höhe empfangen uns grüne Almen, auf denen Pferde und Kühe weiden, aber auch böiger Wind. Wir fahren noch ein Stück abwärts und finden einen tollen Panoramaplatz, von dem aus wir das gesamte Naryn-Tal überblicken können.
Kek-Art – Kazarman – Ak Toldo Pass - 105 km - 370 Tage - 34040 km
16. August 2024 - Das Wetter bremst uns etwas aus
Gestern Abend hatte eine plötzliche Windböe unsere beiden Stühle den Abhang hinunter geweht. Einen konnten wir gleich retten, der zweite jedoch blieb verschollen. Also sind wir heute früh den immens steilen Hang hinunter gestiegen, bis wir ihn 230 Höhenmeter tiefer leicht demoliert finden konnten. So verlassen wir unseren tollen Panoramaplatz erst gegen Mittag. Doch auch unseren ursprünglichen Plan einer größeren Bergtour müssen wir fallen lassen, da Regenwetter angesagt ist. So ändern wir unsere Richtung und fahren in Richtung Song-Köl. Vor der eigentlichen Passauffahrt entdecken wir einen romantischen Platz am Kurtka River, der kräftig durch ein lichtes Wäldchen sprudelt.
Ak Toldo Pass – Kok-Djar – Kurtka River - 55 km - 371 Tage - 34095 km
17. August 2024 - Zwetschgendatschi auf über 3.000 Meter!
Immer wieder ziehen dunkle Wolken über uns dahin, Regen liegt in der Luft. Als jedoch immer mehr blauer Himmel zu sehen ist, machen wir uns auf den Weg hinauf zum Song-Köl. Das Tal wir schmäler, die Berge senkrechter, Nadelwald erinnert an die Alpen. Dann beginnt die Passstrecke hinauf zum 3.230 Meter hohen Moldo Ashuu Pass. In weiten Kehren zieht sich die gute Piste nach oben. Dort angekommen, fängt es wieder an zu tröpfeln und wir entscheiden, hier oben meinen Geburtstag entspannt zu verbringen.
Kurtka River – Moldo Ashuu Pass - 25 km - 372 Tage - 34120 km
18. – 19. August 2024 - Entlang des Song-Köls
Den ganzen Vormittag wabern Nebelschwaden um Manni herum, ab und zu ein Schauer, und der Wind ist ganz schön frisch. Also ziemlich ungemütlich hier oben. Als sich am Nachmittag endlich die Sonne etwas durchsetzen kann, fahren wir das kurze Stück bis zum See, um einen netten Platz zu finden. Doch inzwischen sind alle attraktiven Plätze mit Jurten für Touristen verstellt, und so parken wir schließlich in der Nähe des südöstlichen Seebereichs neben der Piste, immerhin mit nettem Rundumblick und umringt von dutzenden Pferden.
Die Nacht war kalt, und jetzt lacht die Sonne wieder vom Himmel. Wir fahren zu einem tollen Panoramahügel oberhalb des einzigen Abflusses des Song-Köls, dem Most Reki, und genießen den herrlichen Tag mit klarer Luft und entsprechender Fernsicht. Immer wieder ziehen große Viehherden an uns vorbei hinunter zum Fluss, der See glitzert in der Ferne zu uns herauf und die Berge bremsen die Wolken aus. Nur der Wind ist weiterhin unangenehm kalt.
Moldo Ashuu Pass – Song-Köl – Panoramaplatz - 40 km - 374 Tage - 34160 km
20. August 2024 - Der fotogenste Pass in Kirgistan …
… wartet heute auf uns. Nach einer abwechslungsreichen Pistenfahrt zur Passhöhe des Terskey-Torkop Passes in gut 3.100 Metern Höhe blicken wir hinunter zum Talgrund, wo der Most Reki zwischen den Felsen sprudelt. 33 Kehren liegen dazwischen, eine Passtrecke der Extraklasse! Langsam rollen wir talwärts, um die rund fünf Kilometer zu genießen. Dabei überwinden wir 500 Höhenmeter und wandern anschließend in das enge Tal hinein, das der Most Reki geschaffen hat, denn dort hinten donnert der Fluss über einen ansehnlichen Wasserfall in die Tiefe. Die weiterführende Piste lässt uns eine herrlich grüne Landschaft erleben. Das Tal weitet sich etwas, ein weiterer Pass steilt sich vor uns auf, und auf der anderen Seite finden wir unseren Panoramaplatz von vor fünf Jahren wieder, auf dem wir nun den sonnigen Nachmittag verbringen und dabei die skurril geformten Hänge um uns herum bestaunen.
Panoramaplatz Song-Köl – Terskey-Torkop Pass – Viewpoint - 35 km - 375 Tage - 34195 km
21. – 22. August 2024 - Runter an den Yssyk-Köl See
Unser Plan, auch dieses Mal die Piste über den spektakulären Tosor Pass zu fahren, scheitert an einem Murenabgang, der vor einigen Tagen die Strecke unpassierbar gemacht hat. Und da es uns nicht gelingt, verlässliche Informationen über die Befahrbarkeit zu bekommen, verzichten wir eben darauf. Also nehmen wir die Hauptstraße über Kochkor nach Ottuk an den Yssyk-Köl, wo wir den Nachmittag auf der angenehm grünen Wiese am Strand verbringen.
Unser Ziel für die nächsten Tage ist der Ak-Say Canyon und die herrlichen Sandstrände, wo der Canyon ans Ufer stößt. Im gleichnamigen Dorf biegen wir auf die steinige Piste ab und erreichen rasch das Flussbett, durch das wir nun zwischen den senkrechten Canyonwänden zum See hinunter rollen. Hinter jeder Biegung erwartet uns ein neuer Einblick in diese vom Wetter zerfressende Landschaft, und als sich vor uns plötzlich der tiefblaue See ausbreitet, suchen wir uns einen einsamen Platz direkt am Sandstrand.
Viewpoint Song-Köl– Kochkor – Ottuk - Ak-Say Canyon - 205 km - 377 Tage - 34400 km
23. – 24. August 2024 - Geologisches Wunder Ak-Say Canyon
Was für eine Landschaft! Die ganze Pracht der erodierten Hänge und Schluchten eröffnet sich uns erst so richtig, als wir einen Panoramahügel erklimmen. Von dort oben schweift der Blick nun ungehindert über die grandiosen Formen, die Wind und Regen in Jahrmillionen geschaffen haben. Gleich dahinter schrauben sich die gletscherbedeckten Viertausender in den blauen Himmel und vor uns lockt der wohltemperierte See.
Zwei Tage bleiben wir hier, lassen uns verzaubern von den wechselnden Licht- und Schattenverhältnissen, wandern mehrere Male auf den Panoramahügel und am Seeufer entlang und relaxen in der angenehm warmen Sommersonne.
Ak-Say Canyon Strand - 0 km - 379 Tage - 34400 km
25. – 26. August 2024 - An den Barskoon Wasserfällen
Nach den herrlichen Tagen am Strand steht uns der Sinn nun nach Bewegung in den Bergen. So cruisen wir durch den gut zu fahrenden Sand wieder durch den Canyon nach oben zur Hauptstraße. Diese ist mehrheitlich in Renovierung begriffen und so reiht sich eine Baustelle an die nächste. Als wir bei Tamga auf die bestens in Schuss gehaltene Piste ins Barskoon Tal abbiegen, nähern wir uns rasch den steil aufragenden Bergen. Kurz vor den Wasserfällen beziehen wir einen tollen Platz auf einer sattgrünen Wiese oberhalb des Barskoon Rivers.
Drei mächtige Wasserfälle sind es, die sich unweit unseres Platzes ihren Weg durch die Felsen suchen. Ein teilweise immens steiler Aufstieg bringt uns nahe heran an die tosenden Wassermassen. Doch noch haben wir nicht genug, und so steigen wir gleichmäßig weiter an, bis wir das Hochtal erreichen, hinter dem sich die den Fluss speisende Gletscherwand aufbaut. Auf einem 3.600 Meter hohen Aussichtsberg kurz davor machen wir Halt und genießen den weitreichenden Rundumblick.
Ak-Say Canyon – Bokonbayevo – Tamga – Barskoon Tal - 105 km - 381 Tage - 34505 km
27. August 2024 - Eine hochalpine Runde
Das Wetter bleibt traumhaft schön und wir entscheiden, der perfekten Piste weiter hinauf auf das Hochplateau zu folgen. In 3.800 Metern Höhe erreichen wir den ersten Gletschersee. Wir sind umgeben von einem halben Dutzend Gletscherzungen, die sich in der Sonne glitzernd von den Gipfeln schieben. Was für ein Panorama! Wir folgen der Piste bis hinauf zum Pereval Suyek Pass, ganze 4.030 Meter hoch, und erhaschen von hier einen tollen Blick hinüber nach China, das sich mit einer imposanten Gebirgskette in der Ferne präsentiert. Ein weiterer Abstecher lässt uns den Ara-Bel Pass erklimmen, wo wir inmitten mehrerer klarer Gletscherseen verweilen. Conny lässt es sich natürlich nicht nehmen, ein kurzes Bad im See zu wagen, was bei dieser Kulisse in der Höhe schon etwas Besonderes ist. Als sich die Wolken verdichten, lösen wir uns von dieser grandiosen Szenerie und machen uns wieder an die Rückfahrt hinunter ins Tal.
Barskoon Tal – Hochplateau Ara-Bel Pass – Barskoon Tal - 105 km - 382 Tage - 34610 km
28. August – 01. September 2024 - Wandern im Jeti-Ögüz Tal
Wir fahren wieder vollends hinunter zum Yssyk-Köl, finden einen netten Platz am Strand, und verbringen dort den heutigen und auch den folgenden Tag, um eine Wetterstörung mit ersten Schneefällen in den Bergen auszusitzen.
Die Sonne lacht freundlich vom Himmel, und wir starten hinein ins Jeti-Ögüz Tal. Auf einem herrlichen Aussichtsplateau, bei den „Seven Bulls“ genannten roten Felsformationen, stellen wir uns an die Abrisskante und bewundern den Einfallsreichtum der Natur. Den ganzen Tag wandern wir herum und freuen uns über die farbenprächtige Szenerie.
Ein paar Kilometer weiter hinten im Tal starten wir zu einer netten Wanderung hinauf auf einen aussichtsreichen Pass. Über grüne Almwiesen steigen wir zügig hoch bis zum Fuß des sich über uns aufbauenden Gipfels. Auf diesen verzichten wir diesmal, waren wir doch vor fünf Jahren schon dort oben. Lange sitzen wir im warmen Gras und genießen die grandiose Aussicht über den Yssyk-Köl und die ihm vorgelagerten markanten Berge. Zurück bei den „Seven Bulls“ gönnen wir uns dann einen verdienten Sundowner …
Barskoon Tal – Akterek – Jeti Ögüz Tal - 125 km - 386 Tage - 34735 km
02. – 03. September 2024 - Entlang des Nordufers um den Yssyk-Köl
Wir verlassen das Jeti-Ögüz Tal und machen uns auf den kurzen Weg nach Karakol. Ein ekelhafter Wind, der den Staub durch die Straßen treibt, lässt uns nach dem Einkaufen die Stadt fluchtartig verlassen, da wir ja alles Sehenswerte schon kennen. Auf unserem Weg nach Norden, um die Ostseite des Sees herum, baut sich vor uns eine pechschwarze Regenfront auf. Erst als sie sich in die Berge zurückzieht, fahren wir weiter um den See herum. Da die gesamte Nordtangente neu asphaltiert wird, hoppeln wir nun ohne absehbares Ende durch aufgeweichtes Terrain, was Manni in kürzester Zeit wie eine Wildsau aussehen lässt. Als der Regen uns dann doch noch einholt, entdecken wir einen tollen Platz direkt am Ufer und verkrümeln uns ins Trockene.
Nach einem atemberaubend schönen Sonnenaufgang, sieht die Welt heute schon wieder deutlich besser aus. Manni wird vom Baustellendreck befreit und wir baden und chillen vor der neuschneebedeckten Gipfelkulisse, die sich rund um den See gruppiert.
Jeti-Ögüz Tal – Karakol – Tyup – Oryuktyu-Khutor - 110 km - 388 Tage - 34845 km
04. – 05. September 2024 - Zwischen Kungej-Alatau Gebirge und dem Yssyk-Köl …
… fahren wir nach Westen. Die Baustelle zieht sich endlos, doch erfreulicherweise ist sie wieder abgetrocknet und ganz gut zu fahren. In Semenovka machen wir einen schönen Abstecher hoch in die Berge, passieren den Kek-Bel Pass und erreichen durch die enge Schlucht des wild sprudelnden Tschong Ak-Suu wieder die Hauptstraße am See. Bei der Touristenhochburg Cholpon-Ata schlendern wir durch den Petroglyphen-Park und entdecken viele interessante Felsgravuren und bearbeitete Steinstelen, sogenannte Balbal-Skulpturen, die hier vor bis zu dreitausend Jahren entstanden sind. Anschließend ziehen wir uns wieder an einen einsamen Sandstrand zurück.
Nach einem gemütlichen Vormittag tingeln wir auf brandneuer Straße nur ein kurzes Stück weiter bis an den Stadtrand von Balykchy. Dort entdecken wir abermals einen hinter Buschwerk versteckten, abgelegenen und naturbelassenen Strand, genau das, was wir mögen.
Oryuktyu-Khutor - Kek-Bel Pass – Cholpon-Ata – Sary-Kamysh - 180 km - 390 Tage - 35025 km
06. – 08. September 2024 - In die Kyrgyz Alatoo Berge
Das Wetter rund um den Yssyk-Köl macht langsam schlapp, also genau richtig, weiter zu ziehen. Nach Balychy schlängelt sich die zweispurige Schnellstraße durch das von hohen Bergen flankierte Boom Tal und verliert dabei stetig an Höhe. In Tokmok biegen wir ins Hinterland ab, um uns am Eingang zum Kegeti Tal auf eine Anhöhe zu stellen, um den für morgen angekündigten Regentag auszusitzen.
Zwar ist der vorhergesagte Dauerregen merklich harmloser als gedacht, aber die Berge verstecken sich hinter dichten Wolken, die sie ordentlich mit Neuschnee überzuckern. Also tun wir heute hauptsächlich nichts …
Traumtag! Wolkenlos präsentiert sich uns der stahlblaue Himmel und die frisch verschneiten Gipfel um uns herum blitzen in der Morgensonne. Also nichts wie los, rein ins Kegeti Tal und rauf zum Kel-Tor See wandern. Nach zwei Stunden ordentlich steilem Aufstieg überrascht uns ein Farbenspiel der Extraklasse. Der See präsentiert sich einmalig schön inmitten einer perfekten Hochgebirgsszenerie. Stundenlang staunen wir über dieses Naturschauspiel, bevor wir uns am Nachmittag wieder auf den Rückweg zu Manni machen.
Sary Kamysh – Balychy – Tokmok – Kegeti Tal - 180 km - 395 Tage - 35205 km
09. – 10. September 2024 - Auf den Spuren deutscher Siedler
Nach wenigen Kilometern erreichen wir das ehemalige Bergtal, heute Rotfront genannt. Dieses Dorf wurde 1927 von deutschen Aussiedlern, allesamt Mennoniten, gegründet. Wir treffen uns mit Wilhelm, einem inzwischen pensionierten deutschen Lehrer, der hier hängengeblieben ist und seit vielen Jahren die Erinnerung an die deutsche Geschichte in Kirgistan lebendig hält. Den halben Tag verbringen wir bei ihm und lauschen seinen Erzählungen. Da das Wetter heute und morgen nicht gerade zu Bergtouren einlädt, entscheiden wir, anschließend noch nach Bischkek weiter zu fahren.
Unser Besuch auf der iranischen Botschaft war ziemlich ernüchternd, denn sie verweigern uns erstmals unsere Visa, die wir wie immer ohne eine zwischengeschaltete Agentur online beantragt hatten. Es ist wohl der aktuellen politischen Situation geschuldet, dass manche Konsulate dies nun zur Bedingung machen. So bleibt uns nichts anderes übrig, und wir schalten eine Agentur ein, um einen neuen Antrag zu stellen. Da wir keine Lust auf Großstadt haben, verlassen wir Bischkek auch gleich wieder und finden etwas außerhalb einen netten Platz an einem Weiher.
Kegeti Tal – Rotfront – Bischkek – Romanovka - 115 km - 397 Tage - 35320 km
11. – 13. September 2024 - Ganz in den Westen Kirgistans …
… zieht es uns nun, denn diese Ecke des Landes kennen wir noch nicht. Bei bestem Wetter überqueren wir deshalb den 3.100 Meter hohen Töö Ashuu Pass, der an seiner Scheitelstelle untertunnelt ist. Auf der Nordseite empfängt uns ein grandioses Panorama frisch verschneiter Berge über der grünen Suusamyr Hochebene. An selbigem Fluss finden wir einen ruhigen Platz zum Genießen.
Nach einer kalten Nacht queren wir die gesamte Hochebene in Richtung Westen und erklimmen den 3.325 Meter hohen Ötmök Pass. Immer wieder bremsen uns große Herden mit Pferden, Kühen und Schafen aus, die jetzt vor dem hereinbrechenden Winter ins Talas Tal getrieben werden. Fast 2.500 Meter tiefer erreichen wir den Talas River, an dem entlang wir bis zur gleichnamigen Stadt fahren, um uns vor der Zufahrt zum Bescht Tash Tal einen ruhigen Platz zu suchen.
Auf den Besuch des Nationalparks Bescht Tash verzichten wir, da das Wetter nicht wirklich prickelnd ist. Also machen wir uns auf den Weg zum Kara Bura Pass, den wir morgen bei bestem Wetter bezwingen wollen. Ab Talas ist die Hauptstraße ziemlich zusammengeflickt, was das Vorankommen ein wenig einbremst, doch letztlich erreichen wir den Kirovskoye Stausee kurz vor der Grenze zu Kasachstan und biegen ab in Richtung Süden. Die holprige Asphaltstraße wird zur Piste und wir finden einen schönen Panoramastellplatz oberhalb eines weiteren Stausees, um auf den morgigen Traumtag zu warten.
Romanovka - Töö Ashuu Pass – Ötmök Pass – Talas – Budennyy - 395 km - 400 Tage - 35715 km
14. September 2024 - Über den Kara Bura Pass
Wie versprochen weckt uns strahlender Sonnenschein, also ein perfekter Tag für eine aussichtsreiche Passfahrt. Die sehr gut zu befahrende Piste führt nun weit hinein zwischen die hoch aufragenden Bergflanken, bevor sie sich im Talschluss in endlosen Serpentinen bis auf 3.300 Meter hochschraubt. Karg und steinig präsentiert sich dabei die Umgebung, auch der Rundumblick von der Passhöhe ist eigentlich nicht sehr attraktiv. Ganz im Gegensatz zur nun folgenden Abfahrt, denn auf dieser Bergseite ist es viel grüner, Bäume säumen schon bald den sprudelnden Gebirgsbach, den wir zweimal durch eine seichte Furt queren müssen, da die Holzbrücken Manni‘s Gewicht nicht tragen würden. Als sich das Tal schließlich weitet und in die Chatkal-Ebene übergeht, finden wir einen schönen Panoramaplatz mit Blick auf die verschneiten Viertausender.
Budennyy – Lara Bura Pass – Chatkal-Ebene - 85 km - 401 Tage - 35800 km
15. – 16. September 2024 - Wanderparadies an den Sieben Seen
Gemütlich fahren wir entlang des Chatkal, der sich träge zwischen den sanften Hügeln seinen Canyon gegraben hat. Nach einer kurzweiligen Fahrt erreichen wir den Abzweig hinauf zu sieben kleinen Seen, die sich malerisch auf einer Hochebene verstecken. Ganz oben, am größten der Seen, stellen wir uns auf eine Anhöhe – was für ein toller Platz! Den ganzen Nachmittag wandern wir nun über die Grate der umliegenden Hügel und erfreuen uns an den fantastischen Ausblicken.
Auch heute genießen wir die wunderschöne Natur um uns herum, auch wenn das Wetter nicht mehr ganz so perfekt ist. Doch es ist gut genug, um mal wieder Wäsche zu waschen und sonst einfach entspannt abzuhängen.
Chatkal-Ebene – Sieben Seen - 60 km - 403 Tage - 35860 km
17. September 2024 - Über den Chapshyma Pass
Sehr früh, noch vor dem Frühstück, starten wir, denn es ist Regen angesagt, und wir wollen die erdige Piste zurück zur Hauptstraße im trockenen Zustand bewältigen. Leider verliert die Chatkal-Ebene immer mehr von ihrer Attraktivität je weiter wir fahren, denn umfangreiche Straßenarbeiten beeinträchtigen den Landschaftsgenuss doch erheblich. Und so frühstücken wir letztlich erst oben auf der Passhöhe, die auch nicht wirklich lohnenswert ist. Als wir schließlich unten im Tal ankommen, holt uns auch noch der Regen ein und verwandelt die Baustellenpiste rasch in eine hässliche Schlammpartie. So fahren wir durch bis zum Orto-Tokoyskoye Stausee, der uns mit einem netten Stellplatz versöhnt.
Sieben Seen – Chapshyma Pass – Buzuk – Orto-Tokoyskoye - 150 km - 404 Tage - 36010 km
18. – 21. September 2024 - In großen Schritten zurück nach Osch
Unsere Zeit in Kirgistan neigt sich so langsam ihrem Ende zu. Und da wir die Strecke bis Osch ja schon kennen, halten wir uns unterwegs nicht mehr allzu lange auf. Über Ala-Buka und Kerben und dann immer weiter entlang der Grenze zu Usbekistan bis hinüber ins Naryn-Tal führt uns nun unser Weg. Wir queren den Fluss über die Staudammmauer bei Shamaldy-Say und beziehen schließlich einen ruhigen Platz beim Dorf Kylchak-Talaa.
Weiter geht es heute über Kochkor-Ata und Bazar-Korgon nach Dschalalabat, um mal wieder ordentlich einzukaufen. Anschließend finden wir nach einigem Suchen einen guten Platz am Dorfrand von Boz-Chychkan direkt am Changet, wo wir rasch zur Attraktivität der netten Dorfkinder werden.
Schnell erreichen wir heute Özgön, wo wir wie immer über den quirligen Bazar schlendern, um uns mit Erdbeeren, Himbeeren und sonstigem Schmackhaften einzudecken. Erst gegen Abend fahren wir noch raus, um uns auf den Damm am Kara Darya unterhalb der Stadt zu stellen.
Bis Osch ist es nun nur noch ein kurzes Stück, hier treffen wir auch unsere Reisefreunde wieder, um uns bei einem gemeinsamen Abendessen endgültig von Kirgistan zu verabschieden.
Orto-Tokoyskoye – Kerben – Dschalalabat – Özgön – Osch - 370 km - 408 Tage - 36380 km
22. – 23. September 2024 - Durch das Fergana Tal nach Kokand
Nach einem finalen Bazarbummel stehen wir auch schon an der Grenze nach Usbekistan. Und es geht richtig zügig heute, denn nach knapp 90 Minuten sind beide Grenzen entspannt erledigt. Und so stürzen wir uns in den dichten Verkehr, denn ganz Usbekistan ist mobil. Dazu kommen auch wieder die meist grausam schlechten Straßenzustände. So beenden wir den Tag schon recht bald, als wir einen ruhigen Platz an einem Kanal entdecken.
Ausgeruht begeben wir uns auf die Fahrt durch das nicht besonders spannende Fergana-Tal. Da wir ja die wenigen Sehenswürdigkeiten bereits kennen, starten wir gleich durch nach Kokand. Der dortige Khans-Palast und die alte Freitagsmoschee besuchen wir im Rahmen eines Stadtspaziergangs, verzichten dann jedoch auf eine Übernachtung in der warmen City und finden schließlich am leider völlig verschmutzten Syrdarja einen brauchbaren Übernachtungsplatz.
Osch – Grenze KG/ZU – Andijon – Kokand - 220 km - 410 Tage - 36600 km
24. – 26. September 2024 - Abstecher nach Taschkent
Über den Kamchik Pass verlassen wir heute das Fergana Tal wieder, passieren auf der anderen Seite die Industriestadt Angren und werden schließlich doch noch fündig bei der Suche nach einem brauchbaren Platz für den Nachmittag und die Nacht. Am Ohangaron ist es trotz Blick auf ein Kohlekraftwerk gut auszuhalten.
Wir machen einen Abstecher nach Taschkent, denn unsere beantragten Iran-Visa warten dort auf Abholung. Nach einem überaus freundlichen Empfang auf der iranischen Botschaft ist die Ausstellung rasch erledigt und wir werden mit besten Wünschen für eine gute Reise verabschiedet. Bei unserer anschießenden Supermarkt-Rallye ergattern wir kiloweise zartes Rinderfilet zu sensationell günstigen elf Euro das Kilo! Unsere Tiefkühltruhe ist also wieder hochwertig bestückt. Und abends treffen wir uns noch mit Jürgen, der hier in Taschkent lebt und arbeitet.
Es erreicht uns der Hilferuf unserer Reisefreunde Regina und Peter, der Anlasser ihres Lasters hat endgültig sein Leben ausgehaucht. Also machen wir uns auf die Suche nach einem entsprechenden Ersatzteil, werden fündig und machen uns auf den Weg zu den Beiden. Am frühen Nachmittag trudeln wir bei ihnen ein, der Anlasser ist rasch getauscht und alles funktioniert wieder.
Kokand – Angren – Taschkent – Buka – Davlatabad - 355 km - 413 Tage - 36955 km
27. – 29. September 2024 - Samarkand
Geduldig hoppeln wir heute über zusammengeflickte Hauptstraßen gen Samarkand. Vorbei an Gulistan und Jizzakh erreichen wir schließlich wieder den über den Sommer um einiges kleiner gewordenen Karaultepinskoye See, wo wir uns von der mühseligen Fahrt erholen.
Rasch sind wir in Samarkand, beziehen den strategisch perfekten Übernachtungsplatz im Park am Gouvernement, und stürzen uns sogleich in die historische City. Wie immer, begeistert vor allem das Ensemble rund um den Registan, vor allem, wenn abends die Beleuchtung die Gebäude in ein ganz besonders schönes Licht setzt.
Den ganzen Tag schlendern wir durch die Stadt, besuchen alle relevanten Sehenswürdigkeiten und genießen diese einzigartige Atmosphäre von alter Seidenstraßenpracht und modernem Leben.
Davlatabad – Jizzakh – Samarkand - 255 km - 416 Tage - 37210 km
30. September – 03. Oktober 2024 - Und weiter geht es …
… nach Buchara, der nächsten historischen Seidenstraßenmetropole. Nach einem raschen Manni-Check bei MAN starten wir gen Westen. Auch hier quält die Straße mehr als sie uns gut vorwärts bringt, doch das ist hier eben so. Auf halber Strecke nutzen wir dann den historischen Hügel von Dabusiya, hoch über dem träge dahinfließenden Zarafshon, als aussichtsreichen Übernachtungsplatz.
Da es von dieser einst so bedeutenden Stadt nichts mehr zu besichtigen gibt, Dschingis Khan hatte auch hier ganze Arbeit geleistet, machen wir uns alsbald wieder an die Weiterfahrt. Über Navoiy und Vabkent erreichen wir schließlich Buchara. Auf dem zentralen Parkplatz am historischen Ark, der riesigen Burganlage, richten wir uns für die nächsten Tage ein.
Zwei Tage lang lassen wir uns nun durch diese historische Museumsstadt treiben, ganz ohne Besichtigungsstress, denn auch hier kennen wir ja schon alle wichtigen Sehenswürdigkeiten. Trotzdem ist es schön, wieder mal hier zu sein, auch wenn der internationale Tourismus alles fest im Griff hat.
Samarkand – Navoiy – Vobkent – Buchara - 320 km - 420 Tage - 37630 km
04. – 07. Oktober 2024 - Auf den Spuren der Choresmier
Gegen Mittag starten wir auf die lange Fahrt nach Norden. Die Straße ist inzwischen neu gebaut und wir kommen entspannt voran. Nach einer Übernachtung irgendwo im Nirgendwo erreichen wir am nächsten Tag die fruchtbare Region um Urgench, wo wir am Rand eines Kanals die Nacht verbringen.
In Turtkul schlendern wir über den weitläufigen Bazar, in der Gewissheit, garantiert die einzigen Ausländer hier zu sein, da die Stadt nicht auf der üblichen Besichtigungsroute der Touristen liegt. Entsprechend authentisch geht es hier zu und wir genießen die karakalpakische Atmosphäre, bevor wir uns auf die Runde zu den choresmischen Wüstenfestungen machen. Von denen ist allerdings selten mehr als ein unförmiger Lehmziegelhaufen übrig geblieben, und es braucht schon eine Menge historischen Enthusiasmus, um in Begeisterung auszubrechen. Erst als wir die beiden Burgreste von Ayaz vor uns sehen, kommt so etwas wie Verständnis für die Mühen der Runde auf. Hier macht der Mix aus Wüstenfeeling, Lage und Erhaltungszustand Sinn für den Besuch.
Nach einer schönen Abend- und Morgenstimmung unterhalb der beiden Festungen fahren wir das kurze Stück zurück zum Akchakul See. Dort richten wir uns an der einzigen Uferstelle ein, die nicht von Schilf und ähnlichen Pflanzen zugewuchert ist und stürzen uns sofort in das herrlich erfrischende und klare Wasser. Den ganzen Nachmittag und natürlich auch die Nacht verbringen wir hier, um das letzte Mal für dieses Jahr einen Badetag zu genießen.
Buchara – Turtkul – Ayaz Kala – Akchakul See - 495 km - 424 Tage - 38025 km
08. – 10. Oktober 2024 - Kilometer um Kilometer …
… spulen wir nun drei Tage lang ab. Unseren Zwischenstopp an der historischen zoroastrischen Begräbnisstätte Chilpik Dakhma nutzen wir noch für den Großputz bei Manni und zum Abarbeiten des Wäschebergs, denn dort gibt es einen praktischen Wasseranschluss. Auch die Wassertanks werden natürlich randvoll gemacht.
Nach einer ruhigen Nacht sind wir rasch in Nukus, der Provinzhauptstadt von Karakalpakstan, wechseln noch Geld zum Tanken, finden jedoch keinen Diesel auf unserer weiteren Fahrt nach Norden, bis wir am Ortsrand von Qanlikul am dortigen Kanal einen netten Platz zum Übernachten beziehen.
Die letzte Stadt in Usbekistan ist Qonirat, die ultimative Chance, Diesel zu bekommen. Wir entdecken ein Areal mit einer alten Tankstelle und einer Werkstatt, auf der mehrere Lastwagen herumstehen. Einige der Fahrer sind auch dort, wir schildern unsere Lage und bekommen sofort fünfzig Liter Diesel aus einem der LKW-Tanks. Das reicht uns, um bis Kasachstan zu gelangen. Auf dem urigen Bazar verprassen wir unser letztes usbekisches Geld, was bei den niedrigen Preisen für Obst und Gemüse gar nicht so einfach ist. Vollbepackt machen wir uns auf den Rückweg zu Manni und starten zur eintönigen Fahrt hoch zur Grenze. Erfreulicherweise ist seit einigen Tagen die brandneue Betonstraße zumindest inoffiziell befahrbar, sodass wir uns 240 Kilometer grausame Piste ersparen können und bereits vier Stunden später kurz vor der Grenze zum Übernachten in die Steppe abbiegen.
Akchakul See – Nukus – Qonirat – vor der Grenze - 585 km - 427 Tage - 38610 km
11. – 14. Oktober 2024 - Im Sauseschritt durch Kasachstan
Die Ausreise aus Usbekistan und auch die Einreise nach Kasachstan geht trotz Warterei letztlich zügig vonstatten, vor allem dank der freundlichen Unterstützung der Beamten, die uns an langen Schlangen der Wartenden vorbeibugsieren, auch wenn uns das ein wenig peinlich ist. Nach zweieinhalb Stunden ist alles erledigt, und wir starten durch nach Beyneu, das wir mit den letzten Litern Diesel erreichen. Seit gestern ist das Spätsommerwetter endgültig Geschichte, ein eisiger Nordwind streicht über die Steppe, also verzichten wir auf das Verweilen und machen noch ein wenig öde Strecke, bis wir bei Borankul den Fahrtag beenden.
Auch heute bläst es unangenehm kalt um Manni, nur den in warmes Fell gepackten Kamelen, die majestätisch ruhig vorbeiziehen, macht dies nichts aus. Die dichte Bewölkung trägt auch nicht dazu bei, die kasachische Steppe attraktiver zu gestalten, und so hält uns hier nichts. Über Qulsary und Dossor erreichen wir schließlich die hässliche Industrieregion um Atyrau. Es ist hier dermaßen unschön, dass sogar wir einen Platz mitten in der Stadt vorziehen – das muss schon was heißen! Doch wir finden sogar einen recht ordentlichen Platz direkt am Ural-Fluss, der die Stadt zwischen Asien und Europa aufteilt.
Nach den vielen Fahrtagen entscheiden wir, den Tag in der Stadt zu verbringen. Ein beißend kalter Wind aus den nördlichen Steppen macht den Aufenthalt im Freien jedoch recht ungemütlich, so dass die Spaziergänge entlang des Ural Flusses relativ kurz ausfallen.
Unser bisher getankter Diesel ist noch nicht so recht wintertauglich, so dass erst mal die Standheizung den Dienst quittiert. Und das bei elf Grad Innentemperatur! Und als wir nach dem Frühstück starten wollen, bockt Manni. Die Nacht war erstmals im Minusbereich, und die Dieselleitungen sind dicht. Also erst mal die Dieselfilter entlüften und die Leitungen freipumpen. Dazu ein wenig wärmende Sonne, Autostart-Spray in die Luftansaugung und schon tuckert er wieder. In den vergangenen Monaten waren die Jungs auf den Straßenbaustellen wirklich fleißig, denn die Strecke zur Grenze ist größtenteils fertig. Und so kommen wir bis kurz vor die Grenze entspannt und zügig voran, bevor wir einen ruhigen Platz an einem Wasserlauf finden.
Grenze UZ/KZ – Beyneu – Dossor – Atyrau - Grenze KZ/RUS - 865 km - 431 Tage - 39475 km
15. – 19. Oktober 2024 - Wieder durch Russland
Gegen Mittag sind wir an der Grenze. Die Ausreise aus Kasachstan verläuft recht zügig, und auch die Einreise in Russland ist trotz eines oberflächlichen Verhörs freundlich und rasch erledigt. Nach dem Abschluss der obligatorischen Fahrzeugversicherung fahren wir noch weiter bis Astrachan, wo wir wieder unseren ruhigen Platz an der Wolga beziehen.
Da die Wettervorhersagen für die kommenden Tage viel Regen ankündigen, machen wir uns nach dem Frühstück auf den Weg und fahren, bis uns selbiger einholt. Am Ufer eines Wolgaarms sitzen wir die ärgste Regenmenge aus und starten erneut, als es trocken wird. Die Seen- und Flusslandschaft der Wolgaregion verliert sich so langsam in der kalmückischen Steppe, und wir finden einen leidlich geschützten Platz zum Übernachten hinter ein paar niedrigen Hügeln mit Bäumen.
Weiter geht es über die platte Steppe, bis uns auch heute wieder der Regen einholt. Doch auch diesen sitzen wir größtenteils bei einer Raststätte aus, bevor wir am Nachmittag noch bis nach Tschetschenien fahren. Am kleinen See in Schelkowskaja finden wir einen ruhigen Platz für die Nacht.
Die ganze Nacht und auch den Vormittag heute regnet es ununterbrochen. Als es endlich aufhört, starten wir nach Grosny, stürmen einen gigantischen Hypermarkt, an dem die Sanktionen der westlichen Welt spurlos vorüber gehen und beziehen schließlich wieder den uns bereits bekannten Stellplatz auf dem Parkplatz am Stausee der Stadt.
Und weiter geht’s. Die Strecke nach Wladikawkas ist sehr gut, unterwegs nochmal für fünfzig Eurocent pro Liter den Dieseltank gefüllt; das reicht jetzt locker bis in den Iran. Im Metro-Großmarkt die letzten Rubel verprasst und dann ab in die Berge.
Grenze KZ/RUS – Astrachan – Grosny – Wladikawkas – Koban - 820 km - 436 Tage - 40295 km
20. Oktober 2024 - Einen tollen Abschluss …
… unserer Zentralasien-Runde beschert uns die heutige Pistenrundfahrt. Als sich die Nebelschwaden früh morgens lichten und die ersten Sonnenstrahlen die herbstlich gefärbten Laubbäume zum Leuchten bringen, starten wir sofort über den 1.800 Meter hohen Pass hinüber nach Dargaws. Umringt von frisch verschneiten Viertausendern öffnet sich ein herrliches Hochtal. Unser Ziel ist die uralte Nekropole, die sich sehr fotogen einen Berghang hinaufzieht. Den ganzen Vormittag verbringen wir dort; erst als die Wolken beginnen, den blauen Himmel samt Sonne zu verstecken, fahren wir wieder über den Pass zurück, um gleich darauf den nächsten Aufschwung auf diesmal 1.900 Metern in Angriff zu nehmen. Oben angekommen, reicht unser Blick weit hinein in die geheimnisvolle Bergwelt von Inguschetien, das uns ohne entsprechendes Permit leider verschlossen bleibt. Etwas oberhalb der Hauptstraße in Richtung Grenze verbringen wir schließlich unsere letzte Nacht in Russland.
Koban – Dargaws – Tschmi - 55 km - 437 Tage - 40350 km
21. – 22. Oktober 2024 - Zurück in Georgien
Die Ausreise aus Russland dauert gerade mal zwanzig Minuten, und auch die Einreise nach Georgien ist mit zehn Minuten rekordverdächtig. Freundlich, hilfsbereit und Shake Hands, Russland verabschiedet sich ausgesprochen positiv. Und die Georgier waren zu faul zum Fahrzeug kontrollieren. Und schon ist unsere Zentralasien-Runde zu Ende … In Stepanzminda empfängt uns ein beißend kalter Wind, also nichts wie weiter. Die Sonne setzt die frisch verschneiten Bergriesen um uns herum ins rechte Licht, als wir in Richtung Kreuzpass fahren. Dort empfängt uns leichter Schneefall, alles um uns herum ist weiß. Aber die Straße bleibt frei, und wir zuckeln gemeinsam mit endlosen LKW-Kolonnen ins Tal. Und als das Kloster Ananuri am diesmal vollgefüllten Stausee vor uns auftaucht, ist unser Tagespensum erreicht.
Eine eiskalte Frostnacht weicht so langsam der wärmenden Sonne, der See glitzert vor uns und über dem Grün der umliegenden Berge spannt sich ein wolkenloser Himmel. Beste Voraussetzungen also, um Manni wieder stadtfein zu machen, denn der Transit durch Usbekistan, Kasachstan und Russland hat ihn ganz schön eingesaut. Und ein wenig Wäsche wartet auch auf Reinigung.
Tschmi – Grenze RUS/GE – Stepanzminda - Kloster Ananuri - 115 km - 439 Tage - 40465 km
23. – 24. Oktober 2024 - Einmal quer durch Georgien
Bei bestem Herbstwetter fahren wir in Richtung Tiflis, doch lassen wir die Hauptstadt diesmal links liegen. In Mzcheta füllen wir unsere Wassertanks auf, dann geht es über die Dörfer weiter nach Gori. Auf einem Panorama-Hügel oberhalb des Nadarbazewi Sees präsentiert sich ein letztes Mal der schneebedeckte Zentrale Kaukasus in seiner ganzen Pracht, und wir bleiben über Nacht.
Auf der Autobahn nach Westen kommen wir rasch voran. Ab Chaschuri windet sich die Kura durch ein enges Tal und wir folgen ihrem Lauf durch die dichten Wälder. Wir passieren den Kurort Bordjomi und entdecken bald darauf einen idyllischen Platz am Fluss. Hier verbringen wir nun den Nachmittag und eine herrlich ruhige Nacht.
Kloster Ananuri – Mzcheta – Bordjomi – Mugareti - 245 km - 441 Tage - 40710 km
25. – 30. Oktober 2024 - Ein kurzer Abstecher in die Türkei …
… und wieder zurück nach Georgien, so ist nun unser Plan. Um dem angekündigten Wintereinbruch in den Bergen zu entkommen, fahren wir heute noch bei bestem Wetter über Achalziche zur Grenze und weiter über Posof und den 2.550 Meter hohen Pass, bis wir auf moderaten 1.750 Metern einen kältegeschützten Platz beim Dorf Aktas direkt am Fluss finden.
Rasch sind wir nun in Ardahan, stellen uns vor den Zugang der dortigen Burg, und nutzen unseren Aufenthalt in der Stadt, um uns mit Dingen einzudecken, die wir in der Türkei gut bekommen.
Allmählich trudeln unsere Reisefreunde ein, mit denen wir in den kommenden Monaten auf die Arabische Halbinsel fahren werden.
Nach einer frostigen Nacht brechen wir gemeinsam auf, um zurück nach Georgien zu fahren. Unkompliziert wechseln wir also wieder das Land und steuern schließlich über die steile Bergpiste von Apnia die Höhlenklöster von Vardzia an. Dort richten wir uns für die nächsten beiden Tage mit herrlichem Blick auf die Steilwand von Vardzia ein.
Mugareti – Grenze GE/TR – Ardahan – Grenze TR/GE – Vardzia - 255 km - 447 Tage - 40965 km
31. Oktober 2024 - Und weiter nach Armenien!
Bei perfektem Wetter verlassen wir das Tal von Vardzia, passieren die mächtige Burg Khertvisi und sind schon bald in Akhalkalaki, um die letzten Lari auf dem Markt umzusetzen. Anschließend fahren wir vorbei am Madatapasee zur Grenze nach Armenien. Die Abfertigungen verlaufen entspannt und geordnet, und schon sind wir auf dem Weg zum Kloster Marmashen bei Gyumri.
Vardzia – Akhalkalaki – Grenze GE/AM – Kloster Marmashen - 145 km - 448 Tage - 41110 km
01. November 2024 - Quer durchs Land …
… zum Sevansee folgen wir einer abwechslungsreichen Strecke über Vanadzor nach Dilijan, bevor wir in steilen Kehren hinauf zum Plateau um den Sevansee klettern. Inmitten traumhaft schöner, herbstlicher Kulisse glitzert der riesige See, umrahmt von unzähligen Vulkanen. Wir beziehen mal wieder unseren Lieblingsplatz mit kleinem Sandstrand, und Conny wagt sich trotz wirklich kalten Temperaturen natürlich in die Fluten.
Kloster Marmashen – Gyumri – Dilijan – Sevansee - 170 km - 449 Tage - 41280 km
02. November 2024 - Auf den Vulkan Argmaghan
Bei traumhaftem Herbstwetter fahren wir gemütlich am Westufer des Sevansees entlang, bis am Südende der riesigen Wasserfläche der Vulkan Argmaghan vor uns auftaucht. Die Anfahrt zum Fuß des gleichmäßigen Kegels führt uns auf holpriger Piste erst durch ein uriges Dorf und anschließend über Wiesenhänge hinauf auf 2.480 Meter. Dort richten wir unser Basecamp ein, um die letzten 350 Höhenmeter zum Kraterrand hochzulaufen. Stürmischer Wind empfängt uns dort oben, und wir sind froh den Windschatten der Kirche nutzen zu können, die dort oben wacht. Unser Panoramablick umfasst den gesamten Sevansee, die zentralen Vulkane, die wir letztes Jahr besucht hatten und einen weiten Teil des Südens Armeniens.
Sevansee – Martuni – Vulkan Argmaghan - 75 km - 450 Tage - 41355 km
03. – 04. November 2024 - Wieder zu Besuch bei Shahen
Unser weiterer Weg nach Süden führt uns über den Vardenyats Pass und vorbei an der mittelalterlichen Selim Karawanserai, bevor es in vielen Kehren steil hinunter geht nach Jeghegnadsor. Die überraschend milden Temperaturen erfreuen uns allerdings nur kurz, denn hinter Vayk schraubt sich unsere Straße wieder steil empor auf den Vorotan Pass und vorbei am Spandaryan Stausee. Erst als wir Sisian und das herrlich gelegene Tolors Reservoir erreichen, wird es wieder etwas angenehmer.
In der Nacht setzt der erwartete Regen ein und bringt den umliegenden Bergen reichlich Schnee. Doch das stört uns heute nicht, denn wir sind wieder mit Shahen, dem ehemaligen Bürgermeister von Vaghasin zum Essen verabredet. Es wird ein lustiger Nachmittag mit vielen Geschichten und reichlich Wodka, denn die häufigen Trinksprüche gehören hier zur Tradition.
Vulkan Argmaghan – Jeghegnadsor – Sisian – Tolors Reservoir – 150 km - 452 Tage - 41505 km
05. November 2024 - Über Tatev nach Kapan
Strahlend blauer Himmel, der sich über den frisch verschneiten Bergen spannt; schöner kann es nicht sein für die heute anstehenden Passfahrten. Zunächst geht es hinüber nach Tatev, dieser so exponiert präsentierten Klosteranlage über einem gewaltigen Canyon, über den die längste Seilbahn der Welt zu einem Ausflug einlädt. Wir wandeln ein wenig über den Klosterhof und lassen uns von den Chorälen der Mönche in der Kirche einfangen. Gegen Mittag machen wir uns auf den kurvenreichen Weg hinunter nach Kapan, der letzten größeren Stadt im Süden Armeniens. Der morbide Charme postsowjetscher Geschichte prägt noch immer das Bild, und wir finden einen frostgeschützten und ruhigen Platz am Stadtteich.
Tolors Reservoir – Tatev – Kapan - 100 km - 453 Tage - 41615 km
06. – 08. November 2024 - Vorbereitung auf den Iran
Auch der 2.530 Meter hohe Tashtun Pass ist bei bestem Wetter rasch bezwungen, und wir rollen hinunter in das Tal in Richtung Iran. Auf der Wiese bei Aygedzor beziehen wir Quartier und warten auf unsere Reisefreunde.
So allmählich trudeln sie alle ein und wir bereiten uns gemeinsam auf die kommenden vier Wochen unserer Iran-Reise vor. Wir freuen uns schon mächtig, trotz der Spannungen, die zurzeit die Region in Atem halten. Doch unsere iranischen Freunde und auch einige andere Reisende, die jetzt im Iran unterwegs sind, geben Entwarnung – „alles so wie immer!“ Inch-allah…
Kapan – Tashtun Pass – Aygedzor - 65 km - 454 Tage - 41680 km
09. – 10. November 2024 - „Welcome to Iran!“ …
… schallt es uns von überall entgegen. Egal, ob der Offizier an der Grenzbrücke, der Passbeamte beim Visum stempeln, der Bearbeiter des Carnet de Passage oder schließlich der finale Schlagbaumöffner, der Empfang ist freundlich wie immer, die Unterstützung hilfsbereit und eine Fahrzeugkontrolle gibt es überhaupt nicht. Nach rekordverdächtigen reichlich zwei Stunden haben wir mit sechs Fahrzeugen beide Grenzkontrollen passiert. Entspannt rollen wir durch die wie immer eindrucksvoll schöne Berglandschaft nach Varziqan, wo wir unseren Stammübernachtungsplatz am kleinen Stausee beziehen. Eine abendliche Passkontrolle eines Stadtpolizisten verläuft extrem freundlich und unter mehrmaligen Entschuldigungen, uns zu stören, aber er müsse nun mal seiner Pflicht nachkommen.
Nach einer ungestörten Nacht fahren wir weiter nach Ahar, wo wir beim Juwelier im Bazar, der uns sofort wieder erkennt, erst mal Geld tauschen. Erste Einkäufe und ein leckeres Eis bei herrlichem Sonnenschein lässt uns rasch ankommen. Auch der Besuch bei der Tankstelle ist erfolgreich, ein Trucker hilft uns mit seiner Dieselkarte und wir tanken 112 Liter für insgesamt 80 Eurocent! Nein, nicht pro Liter, insgesamt! Kurz vor Meshghin Shar ergattern wie nochmal 200 Liter, und so sind wir jetzt erst mal gewappnet für die nächste Zeit. Auch eine SIM-Karte besorgen wir noch, bevor wir uns am Stadtpark für die Nacht plazieren.
Aygedzor – Grenze AM/IR – Varziqan – Meshgin Shahr - 255 km - 456 Tage - 41935 km
11. – 13. November 2024 - Rund um den Sabalan …
… hinüber nach Ardebil ist unser Plan. Das Wetter ist zwar nicht optimal, doch wir starten trotzdem zu dieser schönen Pistenrunde um diesen Bergkoloss. Immer wieder geben die Wolken den Gipfelbereich frei, und wir erahnen die gewaltigen Dimensionen des mit 4.811 Metern dritthöchsten Berg des Iran. Die Piste ist weitgehend trocken, nur an den höchsten Punkten auf rund 2.800 Metern kommen wir mit etwas Schnee in Kontakt. Gegen Abend erreichen wir dann Ardebil und richten uns für die nächsten beiden Tage auf dem Parkplatz am Shorabil Stausee ein.
Zwei Tage lang schlendern wir nun durch die Stadt, deren Atmosphäre wir schätzen, lassen uns von traditioneller Küche verwöhnen, gehen shoppen und fühlen uns sofort wieder wie zuhause.
Meshgin Shahr – Sabalan – Ardebil - 105 km - 459 Tage - 42040 km
14. – 17. November 2024 - Runter ans Kaspische Meer
Bei bestem Wetter starten wir nun in Richtung Süden. Nach einer etwas eintönigen Schnellstraßenfahrt biegen wir schließlich über Givi nach Khalkhal ab, wo wir wieder unseren Platz im Stadtpark ansteuern.
Die Bergstrecke nach Masouleh ist jedes Mal wunderschön, vor allem, wenn wie heute die Sonne über den schneebedeckten Gipfeln strahlt. Die Piste vom Pass hinunter nach Masouleh ist zwar feucht, aber gefahrlos zu bewältigen. Der Ort selbst versteckt sich mal wieder in dichtem Nebel, was dem Wochenendrummel jedoch keinen Abbruch tut.
Wolkenlos präsentiert sich heute der Himmel über dem pittoresken Dorf, es ist Wochenanfang, und es ist wieder Ruhe eingekehrt. Doch uns zieht es weiter nach Rasht, denn Manni bekommt heute eine Wellnesseinheit bei Javad in seiner Werkstatt. Nach einem wie immer quirligen Einkaufsstopp in Fuman werden wir von der gesamten Werkstattmannschaft herzlich begrüßt, und sie machen sich sofort an die Arbeit. Öl- und Filterwechsel, Abschmieren, Schlösser gangbar machen, volltanken, diverse Werkzeuge besorgen, großzügige Bewirtung und viel Spaß – herzlichen Dank an Javad und seine Crew! Es ist bereits dunkel, als wir uns schließlich noch auf den Weg ans Kaspische Meer machen, wo wir nun einen Ruhetag einlegen.
Ardebil – Masouleh – Rasht – Kaspisches Meer - 395 km - 463 Tage - 42435 km
18. – 20. November 2024 - Endlich mal wieder klettern!
Da uns das Wetter in den hohen Bergen des Alborz-Gebirges einen Strich durch die Rechnung macht, entscheiden wir, nach einer Runde durch das zentrale Teeanbaugebiet des Iran auf der Hauptstraße über Rudbar in Richtung Qazwin zu fahren. Dabei entdecken wir oberhalb des Sefidroud Stausees nicht nur einen tollen Panoramastellplatz zum Übernachten, sondern auch eine professionell mit Haken und Abseilstellen ausgestattete Sportkletterwand mit jeder Menge attraktiver Kletterrouten.
Da uns der nächste Tag immer wieder Regentropfen und unangenehmen Wind beschert, bleiben wir noch einen weiteren Tag hier oben. Und es wird der erhoffte Traumtag zum Klettern! Stundenlang hangeln wir uns auf verschiedenen Routen die kleingriffige Wand empor, bis die Fingerspitzen brennen und die Füße in den engen Kletterschuhen nach Entspannung schreien. Und als dann die Sonne gnädigerweise hinter dichten Wolken verschwindet, beenden wir diesen befriedigenden Klettertag.
Kaspisches Meer – Rudbar – Sefidroud Stausee - 145 km - 466 Tage - 42580 km
21. – 22. November 2024 - Herzliches Wiedersehen mit unserer „Familie“
Südlich von Qazwin, in der unbedeutenden Kleinstadt Bu in Zahra, hat unsere langjährige Freundin Parvin die ganze Familie zusammengerufen. Die Eltern reisen aus Shahreza an, Ali und Tannaz kommen mit Töchterchen Nafas aus Teheran herüber. Das emotionale Wiedersehen mit „unserer Familie“, die wir nun seit bereits dreizehn Jahren immer besuchen wenn wir im Iran sind, ist für alle ein tolles Ereignis. Doch auch sonst überraschen uns die Menschen hier vor Ort, denn sowohl in der Eisdiele als auch in der Patisserie lässt man uns trotz heftigem Protest nicht bezahlen! Iran eben … Am späten Nachmittag verabschieden wir uns, um in der ruhigen Abgeschiedenheit einer alten Karawanserei wieder zur Ruhe zu kommen.
Sefidroud Stausee – Qazwin – Bu in Zahra - 220 km - 468 Tage - 42800 km
23. – 24. November 2024 - Über Kashan in die Dasht-e Kavir
Heute machen wir mal etwas Strecke, denn die Landschaft bis nach Kashan gibt nicht so viel her. Vorbei an Saveh und Ghom erreichen die die alte Handelsstadt am Rand der Wüste bereits gegen Mittag, und statten natürlich der wohl besten Eisdiele des Iran einen ersten Besuch ab. Und wir sind verabredet mit Ali, den wir vor zwölf Jahren als Sechzehnjährigen mit seinen Eltern kennen gelernt hatten. Nach einem tollen Abendessen in einem traditionellen Restaurant fallen wir reichlich spät todmüde ins Bett.
Nach einem ausgefüllten Vormittag mit Ali und seiner Schwester Mahtab, die uns zum Shoppen begleiten, einem erfolgreichen Tankstopp und natürlich einem abschließenden Eisdielenbesuch machen wir uns auf den Weg zum 1.500 Jahre alten Karshahi Castle aus der Zeit der Sassaniden. Die Lage inmitten der Dasht-e Kavir macht sie zu einer der attraktivsten Zeugnisse dieser längst vergangenen Zeiten.
Bu in Zahra – Ghom – Kashan – Karshahi Castle - 375 km - 470 Tage - 43175 km
25. – 28. November 2024 - Emotionale Tage in Isfahan
Nach einer Zwischenübernachtung erreichen wir Isfahan, unsere Lieblingsstadt im Iran. Wir beziehen unseren gewohnten Stellplatz im Wohnviertel hinter der Imam-Moschee und stürzen uns sofort ins Getümmel um den Naqsh-e Jahan. Die nächsten beiden Tage treffen und besuchen wir viele unserer Freunde vor Ort und genießen die ungezwungene Atmosphäre.
Karshahi Castle – Isfahan - 200 km - 474 Tage - 43375 km
29. - 30. November 2024 - Bei Atusa und Omid in Shahreza
Natürlich steht auch wieder ein Besuch in Shahreza an, diesmal bei unseren langjährigen Freunden Atusa und Omid. Sie bewirten uns in ihrer tollen Wohnung mitten in der Stadt, unterstützen uns bei den verschiedensten Besorgungen, wir treffen auch einen Teil der Familie von Atusa, die sich auch riesig über unser Wiedersehen freuen. Als wir uns verabschieden, müssen wir versprechen, nächstes Jahr wieder zu kommen.
Die kurze Fahrt nach Isadchast ist rasch bewältigt und wir verbringen an der restaurierten Karawanserei unterhalb der historischen Stadtanlage eine frostige Nacht.
Isfahan – Shahreza – Isadchast - 150 km - 476 Tage - 43525 km
01. – 05. Dezember 2024 - Persepolis und Shiraz
Nach einer langen Fahrt durch die östlichen Ausläufer des Zagros-Gebirges erreichen wir die historische Anlage von Persepolis. Da wir die Zeugnisse der alten persischen Geschichte schon mehrmals bewundern durften, relaxen und wandern wir im Schatten der beeindruckenden Säulen, treffen uns mit Freunden und genießen die Herbstsonne.
Nur ein Katzensprung ist es von hier nach Shiraz. Wie immer übernachten wir auf dem zentralen Parkplatz an der alten Burg, von dem aus wir ohne Sightseeing-Stress durch die Altstadt bummeln und dabei die vorsichtigen gesellschaftlichen Veränderungen mit einem Lächeln zur Kenntnis nehmen.
Isadchast – Persepolis – Shiraz - 340 km - 481 Tage - 43865 km
06. – 07. Dezember 2024 - Dem Persischen Golf entgegen
Wir verlassen Shiraz gen Westen und wir verlassen damit auch die kalte Hochebene Zentralirans. Die Landschaft wird arider, erste Palmenhaine und Zitrusplantagen tauchen am Wegesrand auf. Eintausend Höhenmeter tiefer wärmt die Herbstsonne deutlich intensiver und wir quartieren uns am Ausgangspunkt der Wanderung zur Shahpur Höhle ein.
Bei herrlichem Wetter steigen wir zügig hoch zur Höhle, statten der Statue des zweiten Sassanidenherrschers einen Besuch ab und genießen die Aussicht über das Halbrund des unter uns liegenden Tales. Zurück bei Manni fahren wir noch vorbei an den beeindruckenden Reliefs von Bishapur aus der Zeit der großen Perserkönige, schrauben uns weiter abwärts durch die geologisch höchst interessanten Berge, legen einen kurzen Stopp ein bei der gewaltigen Sassanidenbrücke von Moshir und erreichen schließlich unseren anvisierten Übernachtungsplatz auf dem aussichtsreichen Plateau über dem Shahpur River.
Shiraz – Shahpur Cave – Moshir Bridge – Zyrrah - 225 km - 483 Tage - 44090 km
08. – 10. Dezember 2024 - Die letzten Tage im Iran
Die Landschaft wird nun ziemlich belanglos, doch schon bald blitzt das Meer zwischen den Häusern von Bandar Ganaveh hindurch, wo wir einen Einkaufsstopp einlegen. Immer entlang der flachen Küste sind wir nun bald im Stadtpark von Emam Hasan angelangt. Dort bleiben wir nun für heute und morgen, denn der Platz ist ideal für anstehende Aufgaben: Wäsche waschen, Manni stadtfein putzen, bei den Fischern leckeren Fisch erstehen und grillen, am feinen Sandstrand sitzen und den Sonnenuntergang bewundern und natürlich die Erlebnisse der vergangenen vier Wochen Revue passieren lassen.
Fast 300 Kilometer liegen nun vor uns. Diese spulen wir ziemlich emotionslos ab, denn Industrieanlagen und Brackwasserflächen wirken nicht gerade sehr einladend. Ein letzter Tankstopp zum wieder fast Nulltarif, ein abschließender Basarbummel in Chorramshar mit dem finalen Eisdielenbesuch – und schon ist unsere Zeit im Iran wieder einmal Geschichte …
Zyrrah – Bandar Ganaveh – Emam Hasan – Chorramshahr - 410 km - 485 Tage - 44500 km
11. – 13. Dezember 2024 - Durch den Irak nach Kuwait
Das Grenzprozedere an der Grenze Iran/Irak ist wie immer ein besonderes Erlebnis. Bei den Iranern geht alles zügig voran, doch die Einreise in den Irak dauert wieder mal sieben Stunden, obwohl wir den Chef der Zollbehörde persönlich kennen und er unsere Carnets bevorzugt bearbeitet. Doch rund einhundert chinesische Baustellenarbeiter, die sich vor uns ihre Visaverlängerung besorgen, sorgen für einen gewaltigen Rückstau. Doch wir schaffen es, noch vor Einbruch der Dunkelheit unseren Übernachtungsplatz vor Basra zu erreichen.
Ohne Zwischenstopp sind wir gegen Mittag an der Grenze Irak/Kuwait. Nach einem kurzen Marktbummel im Grenzstädtchen Safwan stürzen wir uns ins Abfertigungsgetümmel. Das geht inzwischen recht geordnet vonstatten, und wir sind schon bald bei den Kuwaitis. Dort zieht es sich jedoch, da sie das effiziente Arbeiten nicht wirklich erfunden haben, und so verlassen wir das Zollgelände erst in der Dunkelheit, um noch das kurze Stück zu unserem Übernachtungsplatz zwischen einigen Farmen zurückzulegen.
Über die gewaltige, rund dreißig Kilometer lange Brücke, die Kuwait City mit dem nördlichen Landesteil verbindet, nähern wir uns der im Morgendunst auftauchenden Skyline. Auf der Aussichtsinsel vor der Stadt frühstücken wir mit Blick auf die Wolkenkratzer, bevor wir uns zum Sulaibikhat Beach aufmachen. Hier quartieren wir uns nun für die nächsten drei Tage ein.
Chorramshahr/IR – Basra/IRQ – Kuwait City - 230 km - 491 Tage - 44730 km
14. – 15. Dezember 2024 - Conny mal wieder bei ihren Schlammspringern
Das faszinierendste von ganz Kuwait sind die endemischen Schlammspringer – zumindest für Conny! Stundenlang sitzt sie auf ihrem Hocker, das Tele im Anschlag, und fotografiert diese wirklich drolligen Gestalten. Leider ist das Wetter zu windig und zu kalt, um sie so wie die letzten Jahre hervorzulocken. Doch letztlich ist die fotografische Ausbeute trotzdem auch diesmal bemerkenswert.
Bei einem kurzen Ausflug in die City erstehen wir noch eineinhalb Kilo Scampi auf dem sehenswerten Fischmarkt und wir tauschen auf dem Basar schon mal Geld für Saudi Arabien und Oman. Den Rest des Tages verbringen wir dann windgeschützt an einem der vielen kleinen Strände südlich der Stadt.
Kuwait City - 55 km - 493 Tage - 44785 km
16. – 18. Dezember 2024 - Wir sind in Saudi Arabien!
Ganz relaxt und fix sind wir aus Kuwait ausgereist. Auch bei den Saudis flutscht es so richtig, vor allem, da wir und auch Manni ja bereits im Computersystem registriert sind. So sitzen wir schon zur Mittagszeit gemütlich am Meer.
Ausgeruht starten wir zu einer langen Fahrt bis hinunter zum Solitärfelsen von Judah. Die Landschaft gibt nicht viel her, und so ziehen wir durch. Dafür belohnt uns dann bereits am Nachmittag der beeindruckende Judah Rock, ein Überbleibsel eines früheren Plateaus, der heute ganz alleine in der Ebene steht.
Unser Freund Eid aus Riyadh besucht uns heute! Den halben Tag verratschen wir im sonnigen Windschatten von Manni, freuen uns über unser Wiedersehen. Spätestens im März werden wir uns dann in Riyad ein weiteres Mal treffen.
Kuwait City – Al Khafji/KSA - Nariyah – Judah Rock - 460 km - 496 Tage - 45245 km
19. – 20. Dezember 2024 - Wochenende am Asfar Lake
Die etwas eintönige Fahrt nach Hofuf ist erfreulicherweise nicht sehr lang. Im riesigen Lulu-Supermarkt decken wir uns anschließend umfangreich ein für unsere zweiwöchige Fahrt durch die Rub al-Khali, bevor wir uns zur großen Düne am Asfar Lake begeben. Wir parken auf halber Höhe mit herrlichem Blick über den See. Wie immer begeistern wir uns für das visuelle Zusammenspiel von glitzernder Wasserfläche und fein geschwungenen Sanddünen.
Das Wochenende steht an, und schon bald ist es vorbei mit der Ruhe. Doch es ist lustig, den Menschen bei ihren Wochenendaktivitäten zuzusehen. Die Geländegängigkeit Ihrer Fahrzeuge wird gefordert, da sie natürlich alle zum höchsten Kamm der Düne wollen. Picknick-Runden sammeln sich überall, und sogar Motorgleiter brummen über unsere Köpfe hinweg. Ein buntes Spektakel, das mit Einbruch der Dämmerung abrupt sein Ende findet.
Judah Rock – Hofuf – Asfar Lake - 115 km - 498 Tage - 45360 km
21. – 22. Dezember 2024 - Eine lange Fahrt …
… durch die größte Sandwüste der Welt, die Rub al-Khali, wartet nun auf uns. Doch zunächst steuern wir Salwa, den Grenzort zu Katar an, denn dort können wir unsere Wassertanks problemlos randvoll füllen, nochmals große Wäsche erledigen und direkt am Strand übernachten.
Wir starten früh, denn wir wollen das trübe und stürmische Wetter nutzen, um Strecke zu machen, denn die Landschaft gibt auf den nächsten 300 Kilometern auch nicht viel her. Der Wind treibt den Sand quer über die Straße, die Sicht ist entsprechend eingeschränkt und jeder Aufenthalt im Freien nicht gerade erstrebenswert. So rollen wir Stunde um Stunde gemütlich dahin, bis es endlich aufklart und auch die ersten wirklich hohen Dünen die Umgebung attraktiv gestalten. Nach gut 400 Kilometern ist Schluss für heute, und wir machen einen ersten Dünenspaziergang zum Sonnenuntergang.
Asfar Lake – Salwa – Shubaytah Dünencamp - 580 km - 500 Tage - 45940 km
23. – 24. Dezember 2024 - Weihnachten im Sandkasten
Die Fernstraße durch die Rub al-Khali schlängelt sich auch heute aussichtsreich um die riesigen Dünen, die wir bei so entspanntem Dahingleiten so richtig genießen können. Nach gut einhundert Kilometern biegen wir von der Straße ab auf eine sandige Piste. Also runter mit dem Luftdruck und ab ins Gelände. Nach einem harmlosen Dünenriegel und einer staubigen Ebene entdecken wir ein Hochtal, das sich herrlich zwischen die mächtigen Dünen schmiegt. Hier oben richten wir uns nun ein für Weihnachten.
Den ganzen Tag wandern wir zwischen den Dünen umher, staunen über die Weite der Natur und genießen einen tollen Sonnenuntergang, bevor wir mit zwei leckeren Forellen aus Georgien Weihnachten feiern …
Shubaytah Dünencamp – Hochtal zwischen den Dünen - 135 km - 502 Tage - 46075 km
25. – 26. Dezember 2024 - Wieder im Oman!
Wir verlassen unser schönes Hochtal, das in Kürze leider nicht mehr erreichbar sein wird, da eine massive Leitplanke entlang der Straße angebracht wird und so die Zufahrt blockiert sein wird. Kurz vor der Grenze füllen wir unsere Tanks randvoll mit billigem Diesel und stocken im Tankstellen-Shop unsere Vorräte noch etwas auf. Die Ausreise bei den Saudis ist dann Minutensache, und auch die Einreise in den Oman flutscht inzwischen reibungslos. Und an der Tanke auf omanischer Seite gibt es neuerdings sogar SIM-Karten! Als alles erledigt ist, starten wir noch zur ersten Pistenetappe in die Rub al-Khali. Da wir die Strecke schon kennen, macht es nichts, dass wir schließlich dem grandiosen Sonnenuntergang direkt entgegen fahren und erst nach Einbruch der Dunkelheit an unserem Übernachtungsplatz eintreffen.
Nachdem wir die Sonne vom höchsten Punkt unserer Düne wieder begrüßt haben, starten wir mit einem gemütlichen Frühstück in unsere geplanten acht Wochen Oman. Die heutige Pistenetappe ist wunderschön, die Landschaft verwöhnt uns mit herrlichen Dünen, um die wir auf der nur manchmal etwas sandigen Piste entspannt herum cruisen.
Hochtal – Grenze KSA/OM – durch die Rub al-Khali - 345 km - 504 Tage - 46420 km
27. – 28. Dezember 2024 - Erste Schritte im Sand
Offroad-Training für unsere Reiseteams im leichten Dünengelände ist heute angesagt! Nach einer Instruktion zum Fahrverhalten im Sand geht`s dann auch gleich los. Ein jeder sucht sich einen Weg um oder über die niedrigen Dünen, und so manch einer gräbt sich natürlich dabei auch mal ein. Aber so lernen sie die Grenzen ihrer Fahrzeuge auch kennen. Um die Mittagszeit fahren wir dann noch ein Stück weiter. Die Piste wird zur befestigten Straße, ein Ölfeld wird gequert, und nach einer etwas belanglosen Landschaft wird es schließlich wieder attraktiver und wir finden einen netten Platz an einer der hier weiter auseinanderliegenden Dünen.
Pistenspaß ohne Ende gibt es heute! Die anfangs noch gute Trasse wird sandiger, und schon bald blockieren immer wieder Dünen unseren Weg. Doch die Umfahrungen sind meistens einfach zu bewältigen. Und so cruisen wir durch herrliches Gelände, mal flott über kiesige Ebenen, mal in langsamer Hoppelei über bockiges Gestein. Und immer wieder Sand …
Durch die Rub al Khali - 160 km - 506 Tage - 46580 km
29. – 30. Dezember 2024 - Kurze Unterbrechung der Wüstentour
Nach einem weiteren herrlichen Sonnenaufgang auf der Düne starten wir durch nach Mughshin, wo wir uns auf unsere nächste Wüstenetappe vorbereiten. Wasser bunkern, einige Lebensmittel ergänzen, was die winzigen Läden eben so hergeben, bevor wir uns im Wadi hinter dem Ort niederlassen.
Die Fortsetzung des Wüstenabenteuers führt uns nun in den westlichen Teil der Rub al-Khali. Statt der langweiligen Hauptverbindung in Richtung Salalah, nehmen wir diesmal die Piste nach Norden, zurück in die Dünen. Diese wird zurzeit zur Asphaltstraße ausgebaut, entsprechend gut ist sie meist zu fahren, aber das Ambiente ist natürlich auch sehr eingeschränkt. Am frühen Nachmittag erreichen wir dann Mursaudid, eine Militärstation am Rande der Dünen. Ab hier tauchen wir ein in eine unendlich erscheinende Sandlandschaft. Niedrige Sicheldünen gilt es nun auf schwach erkennbaren Fahrspuren zu überwinden. In wilden Richtungswechseln suchen wir uns einen fahrbaren Weg, und schon bald beenden wir diesen Tag inmitten überraschend vieler Bäume, die sich zwischen den Dünen behaupten.
Über Mughshin durch die Rub al-Khali - 230 km - 508 Tage - 46810 km
31. Dezember 2024 - Schöne Bescherung zum Jahreswechsel …
Schon nach wenigen Kilometern stehen wir vor dem ersten Dünengürtel, den es nun zu überwinden gilt. Die Wegfindung ist nicht ganz einfach, wir laufen die Strecke ab, um die beste Passage zu finden. Noch zwei weitere Dünengürtel bremsen uns etwas, doch dann sind wir erst einmal durch und gleiten über endlose Ebenen. Plötzlich ein metallenes Geräusch: „Das klang gar nicht gut!“, rufen wir fast gleichzeitig. Ein kurzer Blick auf die Vorderachse bestätigt unsere Vermutung sofort: Eine Blattfeder ist gebrochen! Glück im Unglück – es ist die mittlere, also erst einmal keine Gefahr. Wir entscheiden, unsere geplante Fahrt durch die Rub al-Khali fortzusetzen, etwas vorsichtiger zwar, aber doch ohne Sorge, unterwegs nicht mehr weiter zu kommen. Traveller-Routine eben. Bald darauf verlassen wir die Piste und wenden uns nach Westen, immer den gut erkennbaren Spuren nach. Und als wir einen weiten Kessel mit herrlichen Dünen ringsherum erreichen, beenden wir das Reisejahr 2024 mit gegrilltem Fisch aus dem Iran und der allerletzten Flasche Weißwein.
Durch die Rub al-Khali - 65 km - 509 Tage - 46875 km
Wieder durften wir ein spannendes und abwechslungsreiches Reisejahr erleben. Wir sind uns bewusst, wie gut es uns geht, und wir leben jeden Tag intensiv und glücklich.
Euch allen wünschen wir ein gesundes und erlebnisreiches 2025! Verfolgt uns weiter auf unserer Lebensreise …
Hier endet unser dreizehntes Tagebuch, das unsere Reiseaufzeichnungen des Jahres 2024 enthält. Weiter geht es mit dem vierzehnten Tagebuch … - click hier