2.Tagebuch unserer Lebensreise - 01.Januar - 29.April 2013

2012 war der gelungene Start zu unserer Lebensreise, die uns im Lauf der nächsten Jahre in fast alle Ecken unserer Welt führen wird. Er werden allerdings in erster Linie nicht die Sehenswürdigkeiten sein, die uns antreiben, sondern die Menschen, um von ihnen zu lernen, wie sie leben und warum sie so leben. In den ersten acht Monaten unserer Reise ist uns dies schon sehr gut geglückt, und so wollen wir auch das neue Jahr nahtlos an das Vergangene anknüpfen und mit unserem Tagebuch unsere Erlebnisse für uns und für Euch festhalten.

 

 

01.Januar 2013 - Einen glücklichen Start…

…in ein neues Jahr, das wünschen wir allen Menschen auf dieser Welt!

 Wir saßen lange unter dem grenzenlosen Firmament zwischen den Dünen, die von einem hellen Mond in ein fahles Licht getaucht wurden und genossen die Stille der Natur um uns herum.

Unser Start in das neue Jahr ist vor allem ein sehr ruhiger, denn nachdem wir gestern Nacht das alte Jahr bereits um 22:00 Uhr verabschiedet haben, genießen wir heute die unendliche Ruhe der Wüste. Wir frühstücken lange und beobachten die unter uns vorbeiziehenden Kamele in ihren souveränen Art, sich im Sand zu bewegen und auch die Touristen bei ihren tolpatschigen „ Geländewagen-im-Sand-versenken“ Spielen.

Und so zerrinnt der Tag ähnlich gleichmütig wie der heiße Sand zwischen unseren Fingern – und es ist gut so. Abends leuchtet unser Lagerfeuer weit hinaus in die scheinbar endlose Weite und wir wärmen uns an den lodernden Flammen, während putzige Wüstenspringmäuse zwischen unseren Beinen umher flitzen und jeden noch so kleinen Krümel finden.

Wüste Ramlat al-Wahibah  -  0 km  -  km 52690

 

 

02.Januar 2013 - Von der Wüste hinauf in die Berge

Heute wollen wir einen großen Sprung nach Westen machen, und so kehren wir nach dem Frühstück den Sand aus unserem „Manni“ und rollen langsam aus den Dünen hinaus in die weite Ebene. In Al-Mintirib hat uns der Teer wieder, und so geht es flott über Al-Qabil nach Ibra. Die empfohlenen Abstecher in die alten Dörfer Al-Mudayrib und Al-Minzafah lohnen nicht wirklich, und auch der als so folkloristisch angepriesene Frauenmarkt in Ibra ist den Aufenthalt nicht wert.

So entschließen wir uns, in Richtung Nizwa weiter zu fahren, auf der südlichen Seite des Al-Jabal al-Akhdar-Gebirges. Die Strecke führt über öde Steinplateaus, aus denen immer wieder schroffe Berge herausragen, nur wenige Ortschaften wie Ash-Shuwayl oder Al-Kharma trotzen der rauen Umgebung.

Bei Birkat al-Mauz, einem schönen Oasenort mit vielen alten Lehmhäusern und einem weitläufigen Palmengarten, in dessen Schutz auch Bananenstauden gedeihen, erreichen wir die hohen Berge. Über eine sehr gut ausgebaute Straße klettern wir steil hinauf auf das Hochplateau von Sayq, wo wir  direkt hinter einer Abbruchkante mit einem herrlichen Blick hinunter zu winzigen Dörfern inmitten waghalsig angelegter Terrassenfelder auf 2.000 Meter Höhe einen exponierten Übernachtungsplatz finden.

Wüste Ramlat al-Wahibah  -  Qatana  -  245 km  -  km 52935

 

 

03.Januar 2013 - Hinunter nach Nizwa

Ungewöhnlich früh stehen wir heute auf, um im herrlichen Morgenlicht einen Spaziergang entlang der steilen Abbruchkante zu machen. Weit reicht dabei der Blick hinunter in den zerklüfteten Canyon, der die Plateaus und Berge voneinander trennt, während die aufgehende Sonne mit ihren hellen Strahlen die ersten Dörfer erreicht.

Als wir am späten Vormittag wieder langsam über die stellenweise extrem steile Straße nach Birkat al-Mauz hinunterkriechen, kommen uns schon jede Menge Wochenendausflügler entgegen, die den Tag auf dem weitläufigen Plateau genießen wollen. Da das interessante, kleine Fort in Birkat al-Mauz  zur Zeit leider geschlossen ist, fahren wir gleich weiter nach Nizwa, der früheren Hauptstadt des Oman.

Ein Besuch des großen und mit einer ausführlichen Ausstellung über traditionelles Handwerk der Region toll gestaltete Fort gibt uns die richtige Einstimmung auf diese schöne Stadt, denn morgen lockt hier der bekannteste Markt des Oman tausende Besucher von nah und fern an. Und das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Doch zuerst müssen wir nun das Problem unseres gebrochenen Ventils lösen. In einem Vorort von Nizwa finden wir eine kleine Werkstatt, vor der jede Menge LKW-Reifen herumstehen, also nichts wie hin. Sie haben sogar ein Ventil, das passt allerdings nicht auf unsere Felge. Also wird kurzerhand an unser kaputtes Teil ein Stück mit dem passenden Gewinde beim Nachbarn in der Werkstatt angeschweißt, und schon funktioniert es wieder – hoffentlich... Jetzt lassen wir gleich noch den zweiten Ersatzreifen montieren, so dass wir nun hinten die beiden neuen Reifen auf den Felgen haben. So können wir die beiden vorderen vollends abfahren und dann gegen die beiden fast abgefahrenen tauschen, damit dürften wir dann wieder bis nach Deutschland zurück kommen.

Die Jungs in der Werkstatt haben schlussendlich sauber gearbeitet, und dafür waren die 20 Euro dann auch gut angelegt. Zufrieden fahren wir wieder zurück auf den Hauptplatz vor dem Fort in Nizwa, wo wir auch gleich die Nacht verbringen.

Qatana  -  Nizwa  -  100 km  -  km 53035

 

 

04.Januar 2013 - Der Tiermarkt von Nizwa

Gestern Abend gab es noch ein überraschendes Wiedersehen mit Ahmed aus Quriyyat, der mit Touristen auf Rundreise ist und diese im Hotel abgeliefert hatte. Also gehen wir gemeinsam mit ihm und einem Freund in ein verstecktes, typisch omanisches Restaurant, wohin sich normalerweise kein Fremder verirrt. Und es wurde ein leckerer Ausflug in die traditionelle Küche.

Zum Schlafen parkten wir unseren „Manni“ ganz an den Rand des großen Hauptplatzes, wo dann einige Jungs beim Pirouetten drehen auf ihren Mopeds einen Höllenlärm veranstalteten. Kaum waren sie damit fertig, kamen nach gefühlten 17 ½ Minuten Schlaf die ersten Bauern mit ihren blökenden Tieren angefahren, um am Morgen die besten Plätze zu ergattern.

So fällt es uns nicht allzu schwer, schon vor sieben Uhr aufzustehen, ist doch der Tiermarkt bereits in vollem Gange. Also nichts wie hin zum überdachten Versteigerungsplatz, wo in einem Rundlauf die Verkäufer ihr Tiere lauthals anpreisen, bis sich ein Interessent bereit erklärt, den geforderten Preis zu bezahlen. Dabei wird jedes der Tiere mit kräftigen Griffen ordentlich geprüft, ob es den Preis auch wert ist.

Das ganze Spektakel ist ungeheuer lebendig, denn die feilgebotenen Schafe und Ziegen wehren sich zum Teil lautstark gegen ihre Laufstegnummern. Anschließend werden Rinder und Kälber auf die gleiche Weise angeboten und verkauft. So nach und nach verladen dann die neuen Besitzer der Tiere ihre Einkäufe auf unzählige Pickups, versorgen sie noch mit Futterballen und ab geht es ins neue Zuhause.

Nach knapp drei Stunden ist das Schauspiel vorbei, und der Platz leert sich wieder. Wir bummeln noch über den alten Souk, den Kleintier- und Geflügelmarkt und einen winzigen, von ausladenden Bäumen geschützten Platz, auf dem Waffen jeglicher Art angeboten und verkauft werden. Es ist eine schon fast mittelalterlich anmutende Szenerie.

Gegen Mittag sind wir genauso geschafft wie die verkauften Tiere und machen uns auf den Weg nach Bahla, um dem dortigen gigantischen Lehmfort einen Besuch abzustatten. Dieses zum Weltkulturerbe auserkorene Bauwerk ist seit kurzem nach einer groß angelegten Restaurierung wieder zugänglich und beeindruckt durch seine enorme Weitläufigkeit. Anschließend bekommen wir bei einem Hotel in der Nähe einen schnellen Internetzugang und können endlich mal wieder unsere Homepage aktualisieren.

Als wir uns schließlich auf den Parkplatz des heute geschlossenen, historischen Palastes von Jabrin stellen, ist es schon spät am Nachmittag und wir sind froh um die Ruhe an diesem einsamen Ort.

Nizwa  -  Jabrin  -  55 km  -  km  53090

Gestern Abend gab es noch ein überraschendes Wiedersehen mit Ahmed aus Quriyyat, der mit Touristen auf Rundreise ist und diese im Hotel abgeliefert hatte. Also gehen wir gemeinsam mit ihm und einem Freund in ein verstecktes, typisch omanisches Restaurant, wohin sich normalerweise kein Fremder verirrt. Und es wurde ein leckerer Ausflug in die traditionelle Küche.

Zum Schlafen parkten wir unseren „Manni“ ganz an den Rand des großen Hauptplatzes, wo dann einige Jungs beim Pirouetten drehen auf ihren Mopeds einen Höllenlärm veranstalteten. Kaum waren sie damit fertig, kamen nach gefühlten 17 ½ Minuten Schlaf die ersten Bauern mit ihren blökenden Tieren angefahren, um am Morgen die besten Plätze zu ergattern.

So fällt es uns nicht allzu schwer, schon vor sieben Uhr aufzustehen, ist doch der Tiermarkt bereits in vollem Gange. Also nichts wie hin zum überdachten Versteigerungsplatz, wo in einem Rundlauf die Verkäufer ihr Tiere lauthals anpreisen, bis sich ein Interessent bereit erklärt, den geforderten Preis zu bezahlen. Dabei wird jedes der Tiere mit kräftigen Griffen ordentlich geprüft, ob es den Preis auch wert ist.

Das ganze Spektakel ist ungeheuer lebendig, denn die feilgebotenen Schafe und Ziegen wehren sich zum Teil lautstark gegen ihre Laufstegnummern. Anschließend werden Rinder und Kälber auf die gleiche Weise angeboten und verkauft. So nach und nach verladen dann die neuen Besitzer der Tiere ihre Einkäufe auf unzählige Pickups, versorgen sie noch mit Futterballen und ab geht es ins neue Zuhause.

Nach knapp drei Stunden ist das Schauspiel vorbei, und der Platz leert sich wieder. Wir bummeln noch über den alten Souk, den Kleintier- und Geflügelmarkt und einen winzigen, von ausladenden Bäumen geschützten Platz, auf dem Waffen jeglicher Art angeboten und verkauft werden. Es ist eine schon fast mittelalterlich anmutende Szenerie.

Gegen Mittag sind wir genauso geschafft wie die verkauften Tiere und machen uns auf den Weg nach Bahla, um dem dortigen gigantischen Lehmfort einen Besuch abzustatten. Dieses zum Weltkulturerbe auserkorene Bauwerk ist seit kurzem nach einer groß angelegten Restaurierung wieder zugänglich und beeindruckt durch seine enorme Weitläufigkeit. Anschließend bekommen wir bei einem Hotel in der Nähe einen schnellen Internetzugang und können endlich mal wieder unsere Homepage aktualisieren.

Als wir uns schließlich auf den Parkplatz des heute geschlossenen, historischen Palastes von Jabrin stellen, ist es schon spät am Nachmittag und wir sind froh um die Ruhe an diesem einsamen Ort.

Nizwa  -  Jabrin  -  55 km  -  km  53090

 

 

 

05.Januar 2013 - Der schönste historische Palast…

…des Oman ist die Wohnburg von Jabrin. Perfekt renoviert und mit vielen alten Gegenständen des täglichen Lebens ausgestattet zeigt er besonders anschaulich die damaligen Lebensverhältnisse. Wir nehmen uns viel Zeit, um durch die unzähligen Räume, die verwinkelten Gänge und die luftigen Terrassen zu schlendern.

Die nächsten Tage wollen wir im al-Akhdar-Gebirge verbringen, und so packen wir nach der Besichtigung zusammen und fahren über Bahla nach Al-Hamra. Auf dem Weg dorthin müssen wir das erste Mal nach dem Verlassen des Iran zum nachtanken, was mit 28 Cent pro Liter allerdings auch hier sehr moderat ist.

Von Al-Hamra schlängelt sich eine schmale und kurvenreiche Straße hinauf nach Misfah, einer herrlich gelegenen Oase direkt an der Steilkante der Berge. Ein ausgiebiger Spaziergang durch den pittoresken Ort, durch die alten Gassen und üppig grünen Palmenhaine zeigt uns das ausgeklügelte Bewässerungssystem der Falajs, das seit Jahrtausenden im Oman praktiziert wird. Es gedeihen Mangos und Bananen, und auf den kleinen Terrassenfeldern sind die verschiedensten Gemüsesorten angebaut.

Genau gegenüber des in sich verschachtelten Dorfes, auf der anderen Seite des Wadis, finden wir einen Übernachtungsplatz mit der perfekten Aussicht auf die Palmenhaine und Gärten von Misfah und das weite Tal von Al-Hamra hinter uns. Und so sitzen den ganzen Nachmittag einfach nur da und genießen das herrliche Panorama.

Jabrin  -  Misfah  -  40 km  -  km 53130

 

 

06.Januar 2013 - Den ganzen Tag verquatscht

Als die Sonne sich langsam über die scharfen Kämme der Berge schiebt und Misfah in ein helles Morgenlicht taucht, sind wir schon wieder draußen auf unserem Panoramaplatz und frühstücken gemütlich. Es ist einfach schön hier.

Wenig später rollen wir vorsichtig hinunter, zurück nach Al-Hamra, und von dort weiter hinein in die schroffe Bergwelt. Zwischen dem alten, aufgegebenen und dem neuen Dorf Ghul biegen wir in das Wadi Nakhar ab. Die Piste schlängelt sich zwischen hohen Felswänden und riesigen Steinbrocken hindurch, und hinter jeder Biegung begeistert uns eine neue Einsicht in das tief eingeschnittene Wadi, das, je weiter man hinein fährt, zum Grand Canyon des Oman wird. Nach ein paar Kilometern ist jedoch Schluss, ab dem winzigen Dorf Al-Nakhar geht es nur noch zu Fuß weiter.

Wir sitzen gerade beim Kaffee mit einigen Leuten des Dorfes auf einer überdachten Terrasse, wo selbstgewebte Teppiche in der Sonne ein farbenfrohes Bild zaubern, als Agathe und Henning aus Erlangen und München zu uns stoßen. Wir verstehen uns auf Anhieb prächtig, und fahren später gemeinsam mit ihrem Mietjeep zurück zu unserem „Manni“, der weiter vorne Im Wadi auf uns wartet.

Kaum haben sie sich am Nachmittag verabschiedet, steht plötzlich ein Schweizer Landcruiser hinter uns. Carsten und sein zehnjähriger Sohn Cedric sind auf einer einjährigen Reise und da gibt es natürlich viel zu erzählen. Und ehe wir uns versehen, ist es auch schon wieder fast Abend und wir entscheiden, gemeinsam hier im Wadi Nakhar zu übernachten. In einem Seitental gesellen wir uns zu einem belgischen Geologenpaar, das hier schon sein Zelt aufgeschlagen hat, und schon bald sitzt die ganze Runde um ein großes Lagerfeuer.

Misfah  -  Wadi Nakhar  -  25 km  -  km 53155

 

 

07.Januar 2013 - Unterwegs im Grand Canyon des Oman

Gemeinsam mit Carsten und Cedric wollen wir heute im Canyon wandern und anschließend auf einem Klettersteig hinauf zur oberen Kante durchsteigen. Die Rückfahrt durch das tolle Wadi Nakhar unterbrechen wir an einem warmen Wasserstrahl, der aus einem Schlauch oberhalb der Piste sprudelt, um mal wieder so richtig ausgiebig und ohne Wasser sparen zu duschen.

Zurück auf der Hauptstraße schrauben wir uns langsam immer höher hinauf in das Gebirge, während sich um uns herum immer wieder eindrucksvolle Felswände auftürmen. Irgendwann wird die Straße wieder zur Piste, allerdings zu einer guten, und wir erreichen die letzte Siedlung Al-Kasheem, wo wir die Fahrzeuge stehen lassen und auf einem schmalen Wanderweg immer weiter in den bis zu 1000 Meter tiefen Canyon eindringen. Nach einer Stunde Wanderung entlang der gigantischen Steilwände erreichen wir eine verlassene Siedlung mit aufgegebenen Terrassenfeldern, die abenteuerlich direkt oberhalb überhängender Felswände in den Berg gearbeitet wurden.

Ein verwachsener Steig bringt uns schließlich zum Einstieg des Klettersteiges, der sich von hier aus  durch die senkrechten Canyonwände zieht. Nach einer kurzen Rast legen wir unsere Sicherungen an und steigen in die perfekte Anlage ein. Zügig gewinnen wir an Höhe, oft führt das Stahlseil ausgesetzt direkt an der Felswand hoch. Viel zu schnell ist das Klettervergnügen jedoch wieder zu Ende, schon eine Stunde später stehen wir wieder oben auf dem 2000 Meter hohen Plateau. Per Autostop trampen wir von hier aus zu unseren Fahrzeugen.

Dort angekommen, fahren wir ein kleines Stück auf der Piste zurück und entdecken einen spektakulären Übernachtungsplatz an der Abbruchkante des Canyons. Von dort aus können wir gut 1000 Meter senkrecht auf das winzige Dorf Al-Nakhar mit dem dazugehörigen Wadi hinunter schauen, wo wir uns gestern erstmals getroffen hatten. Kaum ist die Sonne untergegangen, wir es empfindlich kalt, und so verbringen wir den Abend gemeinsam in unserem „Manni“.

Wadi Nakhar  -  Jebel Shams Hochplateau  -  40 km  -  km 53195

 

 

08.Januar 2013 - Auf dem Jebel Shams Hochplateau

Der heutige Tag beginnt mit einem tollen Sonnenaufgang über den scharfen Kanten der umliegenden Berge. Nach einem ausgiebigen Frühstück beschäftigen wir uns dann ausgiebig mit der Beobachtung der über uns und dem Canyon kreisenden Schmutzgeier, sammeln Holz für das abendliche Lagerfeuer, putzen „Manni“ mal wieder innen, erwehren uns hartnäckig der regelmäßig unseren Traumplatz stürmenden Touristen und genießen immer wieder den sensationellen Tiefblick über das diesen gigantischen Canyon bildende Wadi Nakhar.

Und es ist unglaublich, wie schnell so ein entspannter Tag vorbei ist. Plötzlich wir es deutlich kühler, die Sonne scheint wohl untergegangen zu sein. Und schon ist es dunkel, in der Küche brutzelt ein ordentliches Steak und unser Lagerfeuer leuchtet weit über die steile Kante hinaus in die undurchdringliche Schwärze der Nacht.

Bevor uns dann die Kälte zu sehr in die Knochen fährt, verziehen wir uns in unser warmes Bett und sind dank des anstrengenden Tages auch sofort weggeratzt.

Jebel Shams Hochplateau  -  0 km  -  km 53195

 

 

09.Januar 2013 - Wir verlassen die zentralen Berge

Auch heute weckt uns wieder dieser tolle Sonnenaufgang und so sind wir bereits früh auf den Beinen. Wir verabschieden uns nach dem Frühstück von Carsten und seinem Sohn Cedric und machen uns auf den Weg hinunter ins Tal.

An der ersten Gabelung biegen wir in Richtung Jebel Shams zu einem Rundkurs durch die wilde Bergwelt ab. Leider ist der höchste Gipfel des Oman militärisches Sperrgebiet, und so müssen wir uns mit einem Blick hinauf zur auf rund 3000 Meter hoch gelegenen Radarstation begnügen. Die weiterführende, stellenweise arg holprige Piste windet sich in ständigem Auf und Ab durch winzige Bergdörfer und gibt dabei spektakuläre Blicke auf die Schluchten und Felswände frei.

Nach einer knappen Stunde treffen wir wieder auf die Hauptstrecke und kriechen langsam die steilen Serpentinen hinunter ins Wadi Ghul. Dort unten zweigt eine ziemlich schlechte Verbindungspiste ins benachbarte Wadi ab, entlang dem wir weiter zum Dorf al-Ayn fahren, um die rund 5000 Jahre alten Bienenkorbgräber zu besichtigen. Diese stehen äußerst fotogen wie in einer Kette aufgereiht auf einem niedrigen Bergrücken direkt vor den senkrecht abfallenden Flanken des Jebel  Misht.

Am Nachmittag durchqueren wir dann die Region des östlichen Hadjar-Gebirges mit ihren bizarren Bergen, die teilweise wie zerfressene Pyramiden aus der Ebene wachsen. So erreichen wir schließlich Yanqul mit seinem mächtigen Fort Bait al-Marah, das sich inmitten ausgedehnter Palmengärten versteckt. Direkt davor ist ein kleiner Parkplatz, ein idealer Übernachtungsplatz für uns. Und nach Einbruch der Dunkelheit kehrt auch sofort eine angenehme Ruhe vor dem alten Gemäuer ein.

Jebel Shams Hochplateau  -  Yanqul  -  150 km  -  km 53355

 

 

10.Januar 2013 - Zurück in Sohar…

…schließt sich unsere Runde durch das Kernland des Oman. Doch zuerst besichtigen wir ausgiebig das Fort Bait al-Marah in Yanqul. Dieses Fort gefällt uns am besten von allen Anlagen im Oman, denn es strahlt eine ganz besondere Atmosphäre und Ruhe aus. Es ist dezent, aber perfekt restauriert und wir streifen fast den ganzen Vormittag durch seine verwinkelten Räume und Gänge, erklimmen seine Türmchen und Zinnen und sitzen lange im schlichten Innenhof unter dem grünen Blätterdach eines riesigen Baumes.

Anschließend füllen wir am zentralen Platz des Ortes an einer öffentlichen Toilette mal wieder unsere Wassertanks auf, was natürlich zum spannenden Schauspiel für dutzende Passanten wird. Gegen Mittag machen wir uns dann endlich auf den Weg nach Sohar. Die Strecke führt teilweise durch eine abwechslungsreiche Hügellandschaft und quert dabei unzählige Wadis, bevor die Berge in der Küstenebene sanft auslaufen und das weite Meer in Sicht kommt.

Im schwülen Sohar angekommen stürmen wir gleich mal den dortigen Carrefour Supermarkt, um uns für die nächsten Tage ordentlich einzudecken, tanken „Manni“ auf, relaxen ein wenig am Strand und fahren dann gegen Abend zu dem Hotel, wo wir schon vor vier Wochen so freundlich empfangen wurden, um einen Internet-Kontakt herzustellen. Man freut sich, uns wieder zu sehen, und lädt uns gleich mal zum Tee ein. Später am Abend stellen wir uns dann wieder hinter das Hotel, wo wir schlussendlich eine ruhige Nacht verbringen, nachdem eine mehrmals draußen auf der Straße vorbeifahrende und laut hupende Hochzeitsgesellschaft das Brautpaar endlich zur Hochzeitsnacht eskortiert hatte.

Yanqul  -  Sohar  -  140 km  -  km 53495

 

 

11.Januar 2013 - Durch die Emirates nach Musandam

Da unsere Omanvisa heute ablaufen, müssen wir erst mal raus aus dem Land. Auf der Küstenschnellstraße in Richtung Norden haben wir denn die Grenze auch schon bald erreicht. Bei den Omanis kontrolliert überhaupt niemand etwas, und auch bei den Emiratis ist das Einreiseprozedere innerhalb weniger Minuten erledigt. Endlich also mal wieder ein zügiger und kostenfreier Grenzübergang…

Der Wind nimmt einstweilen immer mehr zu und weht Sand und Staub über die Straße und durch die Häuserschluchten, so dass die Sicht auf unserer Weiterfahrt stellenweise ziemlich beeinträchtigt wird. Dichte Wolken hängen über den Bergen, als wir über Kalba dann Fujairah erreichen, Hauptstadt des gleichnamigen Emirats, wo uns moderne Hochhäuser empfangen. Allerdings hält sich die City noch in engen Grenzen, doch es wird an allen Ecken und Enden bereits kräftig gebaut. Weiter geht es vorbei an riesigen Öllagern und entlang einem nie enden wollenden Siedlungsbrei, der sich bis nach Khor Fakkan zieht. Wir passieren einige Nobelhotels und erreichen die Vororte von Dibba, während der inzwischen zum Sturm gewachsene Wind uns den Aufenthalt im Freien vermiest, so dass wir mittags bei geschlossenen Fenstern im „Manni“ schwitzen.

Dibba ist eine dreigeteilte, gemütliche Stadt, die sowohl zu den Emirates als auch zu Oman gehört. Mitten in der Stadt befindet sich dann auch ein gemeinsamer Kontrollposten, an dem jedoch lediglich eine kurze Passkontrolle vorgenommen wird. Und so sind wir also wieder zurück im Oman.

Im nördlichen Strandbereich stellen wir uns einigermaßen windgeschützt ans Meer. Es ist schön hier,  der breite Sandstrand formt eine sichelförmige Bucht, das Meer ist ruhig, und ringsherum bilden schroffe Berge einen natürlichen Schutzwall gegen den unangenehmen Wind. Den Nachmittag relaxen wir gemütlich am Strand und beobachten dabei die Dhaus der Tauchausflügler, wie sie wieder in den kleinen Hafen einlaufen.

Sohar  -  Dibba Bayah  -  185 km  -  km 53680

 

 

12.Januar 2013 - Rundfahrt durch den Süden Musandams

Noch vor dem Frühstück lockt das herrlich klare Meer zu einer morgendlichen Erfrischung. Anschließend geht es hinaus aus der kleinen Stadt in Richtung der unpassierbar scheinenden Berge, über die wir versuchen wollen, nach Ras al Khaimah auf der anderen Seite der Halbinsel zu gelangen denn gestern hatte uns der Grenzposten die Information gegeben, dass dies möglich sein soll.

Die steilen Berge teilen sich überraschenderweise schon bald ein wenig, und wir tauchen ein in das Wadi Khabb Ash Shamsi, durch das sich eine gute Piste immer etwas oberhalb des nun trockenen Flussbettes schlängelt. Die Wände links und rechts des Wadis werden immer höher, und plötzlich stoßen wir sogar auf ein paar Kletterer, die sich an den eingerichteten Toprope-Routen probieren. Uns reizt es allerdings im Moment nicht, uns an den glatten Sandsteinwänden zu versuchen.

An der schmalsten Stelle ist der Durchbruch gerade mal noch ein paar Meter breit und die Wände eindrucksvoll  hoch. Nun steigt das Wadi langsam an, und bald darauf haben wir ein Hochtal erreicht, von dem aus die Piste sehr steil in engen Serpentinen die folgende Passhöhe auf gut 1000 Metern erreicht. Immer wieder sehen wir kleine Hütten, Unterkünfte von Ziegenhirten, die hier mit ihren Tieren leben. Oben angekommen eröffnet sich ein großartiges Panorama über den gesamten südlichen Teil der Halbinsel Musandam.

Weit unten im Wadi al-Bih sehen wir schon die Piste in Richtung Norden, an deren Anfang der gemeinsame Militärposten der Emirates und des Oman steht. Und der lässt uns nicht passieren. Alles Reden hilft diesmal nichts, hier müssen wir wieder umkehren, obwohl Ras al Khaimah nur noch wenige Kilometer entfernt ist. Aber da wir insgeheim damit gerechnet haben und die Strecke so schön ist, dass wir sie gerne auch nochmal fahren, sind wir nicht lange gram ob dieser Durchfahrtsverweigerung.

So genießen wir erneut die schöne Fahrt durch diese herrliche Gebirgslandschaft, machen eine ausgiebige Rast oberhalb des Wadis und trudeln im Lauf des Nachmittags wieder in Dibba ein, wo wir in einem Strandhotel kurz unsere Mails abrufen und uns anschließend vom pakistanischen Gärtner, der sich natürlich nicht zu protestieren getraut, den Wasserschlauch „ausleihen“, um „Manni“ mal wieder von gröbsten Dreck zu befreien. Den Rest des Tages und den Abend verbringen wir dann wieder an unserem schönen Sandstrand mitten im Ort.

Dibba  -  südl. Musandam  -  90 km  -  53770

 

 

13.Januar 2013 - Durch die Emirates nach Khasab

Da uns unser gestriger Versuch nicht in den Norden Musandams gebracht hatte, fahren wir heute eben außen herum. Dazu müssen wir wieder aus dem Oman aus- und in die Emirates einreisen, was hier in Dibba ja ohne jeglichen bürokratischen Aufwand funktioniert. Und so sind wir nach einigen neugierigen Blicken des Kontrollpersonals auch schon durch und auf der Autobahn, die uns entspannt durch die öden Berge bringt.

Wir erreichen Ras al Khaimah, die Hauptstadt des gleichnamigen Emirats. An allen Ecken und Enden wird hier gebaut, auch die Durchgangsstraße wird neu geteert, und so zeigt sich die Stadt nicht gerade von einer attraktiven Seite. Langsam schieben wir uns durch die Baustellen, passieren Ar Rams und Khor Khowair, Orte, die im Staub etlicher Zementfabriken versinken. Die ganze Gegend hier ist nicht gerade toll, und wir sind froh, hinter Al Qir den Grenzposten zu erreichen. Bei den Emiratis müssen wir eine Ausreisegebühr berappen und bei den Omanis ein neues Visa ausstellen lassen. Doch nach etwa einer Stunde ist alles erledigt, und wir sind wieder im Oman.

Die Küstenstraße ist  erst vor 30 Jahren aufwändig aus den steilen Felswänden herausgesprengt worden, vorher war Musandam nur per Boot erreichbar. Kleine Buchten mit weißen Sandstränden und türkisfarbigem Wasser zwängen sich zwischen die senkrechten Wände und die kurvenreiche Straße, eine dieser Buchten nutzen wir für unsere Mittagsrast. Und weil dort mal wieder ein praktisches Toilettenhäuschen steht, werden gleich noch Abwasser und Toiletteninhalt entsorgt und die nötigsten Klamotten gewaschen.

Kurz vor Khasab überwindet die aussichtsreiche Strecke noch die steile Landzunge von Ras Shaykh Mas´üd, ehe sie am Strand von Bussa vorbei führt. Dort stellen wir uns unterhalb der Steilküste ganz vorne ans Wasser, das hier Millionen unterschiedlichster Muscheln abgelagert hat. Draußen vor der Bucht ankert ein Dutzend hölzener Dhaus der Fischer von Khasab, dahinter im Dunst  tauchen die schroffen Küsten Musandams aus dem tiefblauen Meer auf. Was für ein schöner Platz, hier bleiben wir!

Dibba  -  Khasab/Bussa Beach  -  155 km  -  km 53925

 

 

14.Januar 2013 - Ein entspannter Tag am Strand…

…mit baden und schnorcheln sollte es heute eigentlich werden. Doch der stürmische Wind treibt dunkle Wolken und aufgewirbelten Sand vor sich her, also nicht gerade gemütlich draußen. Erst später am Vormittag, als die Sonne sich öfter blicken lässt, wagen wir uns vor die Tür. Conny schneidet mir mal wieder die Haare, um für die Glitzerwelt von Dubai vorzeigbar zu sein, wir schauen mal kurz bei „Lulu“, der großen Supermarktkette vorbei, um dem Kühlschrank wieder mehr Inhalt zu verpassen, und surfen in einem Hotel vor Ort durchs Netz, um uns wegen der anstehenden Visaanträge für die kommenden Länder zu informieren.

Und schon ist es wieder später Nachmittag, der Hunger treibt uns zum Bassa Beach zurück, doch Sturm am Sandstrand ist nicht der Hit, und so ziehen wir nach einer schnellen Brotzeit um auf die über dem Strand liegenden Klippen. Dort pfeift zwar der Wind ebenso heftig wie unten am Wasser, doch ohne quer fliegenden Sand ist das nicht weiter nervig, es gibt selbstgebackenen, leckeren Kirschkuchen und wir genießen den tollen Ausblick auf die weite Bucht mit den vielen Dhaus, ehe es dunkel wird und wir uns Spaghetti mit einem halben Kilo Scampi in Orangensauce gönnen.

Khasab/Bussa Beach  -  20 km  -  km 53945

 

 

15.Januar 2013 - In die Traumbucht Khor Najd

Als wir heute Morgen einen ersten Blick nach draußen über das unter uns von heftigen Böen aufgewühlte Meer wagen, schleicht sich gerade ein riesiges Kreuzfahrtschiff in den kleinen Hafen von Khasab. Na prima, soviel also zur Einsamkeit auf der vergessenen Halbinsel…

Also machen wir uns nach dem Frühstück auf ins Hinterland, um dem zu erwartenden Rummel zu entgehen. Unser Ziel ist die einzige mit dem Auto zu erreichende Bucht außerhalb Khasabs, eine leidliche Piste soll dorthin führen. Doch es ist auch hier eine neue Teerstraße, die durch die Wadis gebaut wurde, die uns bequem und schnell bis ans Talende nach Birkat al-Khaldiyah mit seinen unzähligen Akazienbäumen bringt. Mit dieser Straße und dem mitten im Wald aufgestellten Sendemasten verliert dieser ehemals abgeschiedene Platz allerdings jeglichen Reiz.

So fahren wir ein kleines Stück zurück, um auf einer steilen Piste einen windigen Pass zu erklimmen. Oben angekommen, bleiben wir erst mal ehrfürchtig stehen. Wow, was für ein Panorama! Tief eingeschnittene Buchten werden von schroffen Bergen überragt, die sich im glasklaren Wasser spiegeln. Der atemberaubende Anblick erinnert an eine Fjordlandschaft, wie man sie aus Norwegen kennt.

Lange saugen wir diesen Moment in uns auf, bevor wir uns an die steile Serpentinenabfahrt wagen. Lästiges Wellblech lässt nur sehr langsames und vorsichtiges Fahren zu, doch für „Manni“ kein Problem. Unten stellen wir uns direkt ans Ufer, das wir lediglich mit sechs netten Jungs aus Kuwait teilen müssen. So sind wir denn auch schnell im überraschend kühlen Wasser, wo uns erste neugierige Meeresschildkröten, elegante Rochen und unzählige, bunte Fische begleiten.

Wir genießen die Abgeschiedenheit und Ruhe, nur ab und zu gleitet mal ein Zubringerboot der wenigen kleinen Fischerdörfer, die sich in den Fjorden verstecken, durch die Bucht. Und so verbringen wir den Tag mit baden und lesen, in der Sonne sitzen und uns über den sich uns bietenden, herrlichen Rundblick zu erfreuen.

Khasab  -  Khor Najd  -  45 km  -  km 53990

 

 

16.Januar 2013 - Wir bleiben…

…heute hier, dieser Entschluss ist schnell gefallen. Als die Jungs aus Kuwait ihre Zelte abbrechen und uns zum Abschied noch eine ganze Tüte mit nicht aufgebrauchten Lebensmitteln schenken, sind wir erst mal ganz alleine am Strand. Doch die Badefreuden halten nur bis Mittag an, dann fegt plötzlich ein scharfer Wind zwischen den hohen Felswänden durch, und der bringt sofort dichte Bewölkung und kühle Temperaturen. Innerhalb von nur wenigen Minuten wechseln wir also vom Badedress zur Fleesejacke, während bereits weiße Schaumkronen auf dem aufgewühlten Meer tanzen.

Macht aber nichts, die Szenerie ist trotzdem einfach schön, und so vergeht der Nachmittag wie im Flug. Abends bauen dann noch zwei Pärchen, die aus Dubai herübergekommen sind, ihre Zelte am Ufer auf, doch da sind wir dann schon im schützenden „Manni“ verschwunden, da es draußen einfach zu ungemütlich wird.

Khor Najd  -  0 km  -  km 53990

 

 

17.Januar 2013 - Mitten hinein nach Musandam

Wolkenloser Himmel lässt uns den Vormittag noch am Wasser verbringen, doch am frühen Nachmittag sind wir wieder bereit für Neues. Wir packen zusammen, „Manni“ ackert sich die steilen Serpentinen nach oben, während wir nochmal die Aussichten auf die herrliche Landschaft weit unter uns genießen.

Nach ein paar Kilometern auf der neuen Teerstraße biegen wir auf die Piste nach Süden, ins Kerngebiet von Musandam ab. Anfangs geht es noch entlang des breiten Talbodens, doch schon bald verengt sich das Tal bis auf wenige Meter und die steinige Straße schraubt sich steil am Wadirand bergauf. Durch riesige, herabgestürzte Gesteinsbrocken, ausgewaschene Felswände und bedrohlich wirkende Überhänge schlängelt sich die gute Piste schließlich bis auf über 1600 Meter nach oben. Wir passieren versteckte Hütten der hier ansässigen Hirten und queren das Plateau von Sayh mit seinen grünen Feldern und Palmengärten.

Als wir die Passhöhe unterhalb des höchsten Gipfels von Musandam, dem Jebel Harim mit gut 2000 Metern verlassen, bietet sich uns ein toller Blick hinunter auf das Wadi al-Bih. Auf einem das weite Tal teilenden Bergrücken entschwindet die Bergpiste in der Ferne, kleine Dörfer mit unerreichbar scheinenden Terrassenfeldern kleben buchstäblich an den bis zu 1000 Meter senkrecht abfallenden Wänden. Wir fahren noch ein Stück hinunter in diese Canyonlandschaft und entscheiden uns für ein kleines Plateau als Übernachtungsplatz. Und als wenig später die Sonne hinter den sich vor uns aufbauenden Gebirgsketten verschwindet und die langen Schatten der hereinbrechenden Nacht die Täler weit unter uns verdunkeln, da erkennen wir den herben Reiz dieses so abgeschiedenen Landstrichs erst so richtig.

Empfindlich kalt wird es sogleich, wir lösen uns von der eindrucksvollen Bühne der Natur und verschwinden in der wohligen Gemütlichkeit unseres „Mannis“.

Khor Najd  -  am Jebel Harim  -  50 km  -  km 54040

 

 

18.Januar 2013 - Wieder zurück nach Khasab

Als die Sonne die zerklüfteten Flanken der spröden Berge Musandams mit ihren hellen Strahlen erweckt, erfreuen wir uns lange, im warmen Bett liegend, an den herrlichen Eindrücken, die uns unser exponierter Übernachtungsplatz anbietet. Erst die ansteigende Wärme des erwachten Tages lässt uns unser gemütliches Nest verlassen, und wir starten zur langsamen Rückfahrt hinunter nach Khasab, da uns der Weiterweg nach Norden natürlich auch von dieser Seite verwehrt bleibt.

Nach 1400 teilweise steilen Höhenmetern erreichen wir wieder das breite Wadi am Talboden, und auf der neuen Teerstraße sind wir auch schon gleich in Khasab. Dort werden im für uns leider abgeriegelten Hafen soeben unzählige iranische Schmugglerschnellboote mit hauptsächlich Elektronikartikeln und amerikanischen Zigaretten beladen, die nach der Querung der Straße von Hormuz versuchen, im Pulk den iranischen Behörden ein Schnippchen zu schlagen, um mit ihrer begehrten Fracht unbemerkt an Land zu kommen.

Wir finden unseren bewährten Platz am Bassa Beach trotz Wochenende unbesetzt und verbringen den Nachmittag in der Sonne mit Spaziergängen, Lesen und einfach aufs Meer schauen, über dem die gegen Abend untergehende Sonne die Felsen von Musandam in ein leuchtendes Rot taucht.

Jebel Harim  -  Khasab  -  45 km  -  km 54085

 

 

19.Januar 2013 - Unser letzter Tag im Oman…

<p>…beginnt mit einem erfrischenden Bad im Meer und einem gemütlichen Frühstück am Strand. Danach wird es dann so richtig anstrengend. Wir verprassen unsere letzten omanischen Rials im Supermarkt und an der Tanke, aktualisieren unsere Homepage endlich mal wieder und fahren anschließend ein Stückchen aus Khasab heraus entlang der tollen Küstenstraße bis kurz vor Bukha, wo wir an einem schönen Sandstrand erst mal das sich selbstständig gemachte Spülbecken in der Küche reparieren.</p>
<p>Und als wir uns dann endlich wieder zum Baden begeben wollen, merken wir, dass es inzwischen doch ganz schön kühl geworden ist. Also lassen wir das sein und setzen uns noch ein bisschen in „Mannis“ Windschatten, bis vor uns eine glutrote Sonne am Horizont langsam im Meer versinkt.</p>
<p>Es ist ein passender Abschluss unserer Tage hier im Oman.</p>
<p>Khasab  -  vor Bukha  -  45 km  -  km 54130</p>
<p> </p>

20.Januar 2013 - Entlang der Golfküste

Türkisfarbenes Wasser, so klar, dass man weit hinunter sehen kann auf den weißen Sandboden, kaum Wellen, die die glatte Oberfläche kräuseln, der Strand so weiß, dass es fast schon in den Augen blendet. So empfängt uns der heutige Morgen, und schon sind wir auch schon drin im herrlichen Nass.

Wenig später verlassen wir diesen schönen Übernachtungsplatz und sind auch schon gleich an der Grenze. Der omanische Posten ist nicht mal besetzt und die Einreise in die V.A.E. ist innerhalb weniger Minuten erledigt. Jetzt wir sind bereits zum dritten Mal in den Emirates, diesmal allerdings für eine längere Zeit, nicht nur für den Transit.

Leider ist es nun erst mal vorbei mit Traumküste, denn Industriestandorte und Städte wechseln sich ohne Unterlass ab. Vorbei an Ras al Khaimah und Umm al Qaiwain kommen wir nach Ajman, wo uns eine erste Hochhausskyline begrüßt, in deren Schatten wir die Mittagszeit verbringen. Ausgeruht starten wir am Nachmittag nach Sharjah, der Schwesterstadt von Dubai und unserem damaligen Ankunftshafen aus dem Iran kommend.

Sharjah ist mit seiner Wolkenkratzerdichte schon ein richtiger Vorgeschmack auf Dubai, doch wir lassen die City zügig hinter uns und fahren hinaus zur Al Mamzar Lagoon, einer schönen Parkanlage mit weiten Stränden in gebührendem Abstand zur gläsernen Skyline. Dort stellen wir uns auf einen der vielen Parkplätze und genießen die sich am Horizont abzeichnete Silhouette der City von Dubai mit dem alles um ein Vielfaches überragenden „Burj Khalifa“, dem mit 828 Metern Höhe höchsten Gebäude der Welt. Und als kurze Zeit später die Sonne wieder mal als glutroter Ball zwischen den Palmen der Promenade und den in einiger Entfernung verschwimmenden Riesengebäuden versinkt, da freuen wir uns doch tatsächlich mal ein wenig auf eine Großstadt…

Bukha (Oman)  -  Sharjah (V.A.E.)  -  170 km  -  km 54300

 

 

21.Januar 2013 - Willkommen in Dubai

Schemenhaft zeichnen sich die gläsernen Fassaden von Sharjah Downtown hinter uns im Nebel ab, vor uns herrscht morgendliche Ruhe an der Al Mamzar Lagoon. Nach einem gemütlichen Frühstück stürzen wir uns dann in das tägliche Verkehrsgewühl von Dubai, das sich freilich als sehr überschaubar herausstellt, wenn man die Hauptachsen meidet.

Wir nähern uns dem Zentrum durch den Stadtteil Deira östlich des Creeks, dem Flusslauf, an dem die Stadt einst gegründet wurde. Ein kurzer Tunnel mit Passierverbot für Fahrzeuge über 2,5 Tonnen bringt uns auf die westliche Seite, wo wir uns nun unauffällig in die mit LKW-Fahrverbot belegte City schwindeln, um das dort angesiedelte Botschaftsviertel zu stürmen. Angenehmerweise befinden sich nahezu alle Botschaften in einem Stadtteil, was die anstehende Botschaftsrallye spürbar erleichtert.

Unsere erste Station ist die jordanische Botschaft, wo wir innerhalb einer halben Stunde völlig problemlos unsere benötigten Visa in den Pass gestempelt bekommen. Um dort hin zu kommen, müssen wir allerdings durch Saudi-Arabien, für das man, wenn überhaupt, nur ein dreitägiges Transitvisum bekommt, um damit rund 2000 Kilometer abzuspulen.

Also weiter zu den Saudis. Und dort gibt es erst mal einen herben Rückschlag. Da wir keine Bewohner der Emirates sind, wollen sie uns auch keine Visa ausstellen, das ginge nur im Heimatland. Nach ein bisschen Gejammer unsererseits kommt dann immerhin der Vorschlag, in einem kurzen Brief unsere Situation darzulegen, den man in die Hauptstadt nach Riad schicken würde, wo dann über unser Anliegen entschieden wird.

Ziemlich ratlos setzen wir erst mal an den Strand, wo wir Christine aus Frankreich kennen lernen, die alleine mit ihren Kinder Julie und Thomas für ein Jahr mit dem Wohnmobil unterwegs ist. Wir verabreden uns lose für einen der nächsten Tage, bevor wir nun zu Carmen und Stephan fahren, die seit zehn Jahren hier in Dubai leben und arbeiten. Der Empfang ist unglaublich, die Freude über unser Kommen riesig, und wir werden so richtig verwöhnt mit einem herrlichen Abend am beleuchteten Pool, mit heimatlichen Schmankerln und leckerem Rotwein.

Sharjah  -  Dubai  -  50 km  -  km 54350

 

 

22.Januar 2013 - Viel Arbeit…

…wartet heute auf uns, und das nach einer langen Nacht mit wenig Schlaf und einer nicht mehr gewohnten Rotweinmenge. Doch es hilft nichts, wir müssen das Saudiproblem angehen. Wir schreiben den geforderten Brief, schicken zusätzlich eine Visaanfrage an die Botschaft nach Abu Dhabi und kontaktieren einen im Oman kennen gelernten Iraner, der in Saudi-Arabien lebt und arbeitet und der uns angeboten hatte, uns zu helfen, falls wir eben in diesem Fall Probleme hätten.

Zwischendurch beantworten wir unsere aufgelaufenen Mails, skypen mit zuhause und erfahren, dass uns Conny`s ehemaliger Chef und lieber Freund David mit seiner Frau Alya für eine Woche hier in Dubai besuchen kommen werden. Diese tolle Nachricht hebt unsere Stimmung natürlich sofort wieder in den Himmel, und die Saudis können uns für den Rest des Tages gestohlen bleiben. Zur Entspannung spazieren wir noch entlang der Strandpromenade zum berühmten Burj-al-Arab-Hotel, dessen stilisierte Segelfassade jeden Prospekt von Dubai ziert.

Und schon ist der Tag wieder rum. Nach einem gemeinsamen Abendessen fahren wir mit Stephan noch in den riesigen Dragonmarket außerhalb der Stadt, wo es auf 1 ½ Kilometer Verkaufsfläche tonnenweise chinesischen Importschrott gibt, den eigentlich kein Mensch auf dieser Welt braucht, um Lampions für den anstehenden Kindergeburtstag zu besorgen. Die anschließende, nächtliche Rückfahrt durch Downtown gibt uns dann einen ersten hautnahen Eindruck dieser gigantischen City.

Dubai  -  0 km  -  km 54350

 

 

23.Januar 2013 - Ein erster Lichtblick…

…in Sachen Transitvisas erhellt unsere Gemüter. Auf der Saudibotschaft erwischen wir bei der Abgabe unseres Schreibens einen hohen Mitarbeiter der Behörde, der sich unser erbarmt und uns mit einer für uns nicht verständlichen Notiz auf unserem Schreiben in ein mit Visaangelegenheiten beschäftigtes Büro um die Ecke schickt, wo wir die nötigen Unterlagen mit der Zusage abgeben, in vier Tagen die ersehnten Visa im Pass zu haben. Insha` allah…

Den Nachmittag verbringen wir gemütlich am Strand, bevor wir uns erholt ins Getümmel des Kindergeburtstages bei Carmen und Stephan stürzen. Als die Kinderhorde später wieder abgeholt wird, kehrt schnell Ruhe ein und wir verbringen gemeinsam einen gemütlichen Abend mit vielen Erzählungen von unseren Erlebnissen und Erfahrungen.

Dubai  -  80 km  -  km 54430

 

 

24.Januar 2013 - Mohammads Geburtstag

Heute ist ein hoher Feiertag in der arabischen Welt. Auch wir verhalten uns entsprechend, schlafen lange aus, putzen „Manni“ mal wieder ordentlich, genießen den herrlich erfrischenden Pool im Garten und ehe wir uns versehen, ist schon wieder früher Nachmittag.

Für das nun anstehende Wochenende und die nächste Woche verabschieden wir uns bei Carmen und Stephan und verziehen uns an den schönsten Strandabschnitt im Stadtbereich von Dubai, gleich hinter der Sunset Mall. Dort sitzen wir in der milden Wintersonne, schmökern in den Büchern von Stephans bekannten Vater, dem Autor Gerhard Konzelmann, baden im klaren Meer und quatschen mit Leuten, die uns auf unsere Reise ansprechen.

Und schon wird es dunkel, nur der unendlich hohe „Burj Khalifa“ blinkt aus der nahen City zu uns herüber.

Dubai  -  20 km  -  km 54450

 

 

25.Januar 2013 - Eine Radtour durch Dubai

Wir wollen uns mal einen intensiveren Eindruck von Dubai-City verschaffen. Und das geht am besten per Fahrrad. So kommen unsere Räder auch mal wieder ans Tageslicht und wir bewegen dabei die eingerosteten Knochen.

Also starten wir am späten Vormittag entlang der Küstenstraße, meist sogar auf einem richtigen Radweg, bis wir das alte Stadtzentrum am Creek erreichen. Wir schlendern durch den auf alt getrimmten Souk, teilen uns die Gassen mit den Touristenladungen vier verschiedener Kreuzfahrtschiffe, und radeln gemütlich den Creek hinauf bis zum Botschaftsviertel. Auf dieser Wasserstraße, die flankiert wird von den gläsernen Fassaden der modernen Welt, tummeln sich noch viele hölzerne Dhaus und winzige Taxiboote, die zwischen den Ufern hin und her pendeln.

Unser Weiterweg durch die eigentliche City wird etwas erschwert von vielspurigen Schnellstraßen, doch wir finden immer wieder fahrradtaugliche Möglichkeiten, die uns das Überleben sichern. Besonders eindrucksvoll ist es, zwischen den gigantischen Wolkenkratzern entlang der sechzehnspurigen Sheikh Zayed Road zu fahren. Dabei radeln wir auf dem breiten Bürgersteig, so dass wir dabei immer die Anfahrtszonen der nobelsten Hotels mit ihren illustren Gästen und deren exotischen Sportwagen queren. Den verwunderten Blicken der Portiers und den Gästen nach zu urteilen, scheinen jedoch wir das eigentlich Exotische dabei zu sein…

Und dann stehen wir am Fuß des höchsten Gebäudes der Welt, dem Burj Khalifa! Was für ein Anblick! 828 Meter hoch, schlank und elegant, überragt er alle anderen Gebäude um mehr als das Doppelte. Unglaublich…

Die Besichtigung heben wir uns für einen anderen Tag auf, denn der Tag neigt sich schon langsam seinem Ende zu. Also radeln wir durch die Siedlungen der Vorstädte zurück zu unserem tollen Strand, wo uns „Manni“ schon sehnsüchtig erwartet. Kaum sind wir angekommen und haben uns im Meer erfrischt, werden wir von vorbeikommenden Spaniern zu einer Geburtstagsfeier eingeladen mit der verlockenden Aussicht auf gute Weine. Doch wir sind einfach zu müde, und verzichten diesmal schweren Herzens.

Dubai  -  0 km  -  km 54450

 

 

26.Januar 2013 - Strandtag

Die lange Radtour hat uns gezeigt, dass wir dringend wieder mehr Training benötigen, denn es tut uns doch so allerhand weh im „hinteren“ Bereich. Und so bewegen wir uns heute nicht allzu viel, lediglich ein Spaziergang zum nächsten Supermarkt, wo wir zu unserer Überraschung eine Brotauswahl bester deutscher Backkunst entdecken, und einige Badeeinlagen im herrlich klaren Meer, das war es dann auch schon.

Doch nach dem Abendessen bekommen wir noch Besuch von Martin, einem Schweizer Piloten und Uli, seinem deutschen Schwiegervater, die uns gestern zufällig hier am Strand entdeckten. Und sie haben zwei sehr gute Flaschen Rotwein uns ein Dutzend Büchsen eiskaltes Warsteiner dabei! So verleben wir noch einen feuchtfröhlichen Abend mit den Beiden, bis sie erst spät in der Nacht reichlich lustig aufbrechen.

Dubai  -  0 km  -  km 54450

 

 

27.Januar 2013 - Die größte Shopping Mall der Welt…

…ist die Dubai Mall, direkt am Burj Khalifa. Wir „müssen“ fast dorthin, denn Hosen und Schuhe sind am Ende und wir benötigen dringend Ersatz. Also machen wir uns gegen Mittag auf ins Einkaufsparadies. Diese Mall bietet neben dem Einkaufsvergnügen eines der größten Aquarien der Welt mit Haien, Rochen und hunderten anderer Fische aus der Region, die man während des Bummelns durch die Geschäfte beobachten kann. Eine riesige Eislaufhalle lädt zum Wintervergnügen ein und sorgt für Abkühlung, falls es zu warm werden sollte.

Vor der Mall und dem Burj Khalifa sind unzählige Wasserstraßen, künstliche Seen und kleine Kanäle um die Plätze mit den Cafes und Restaurants angelegt. Zweimal am Tag verzaubern dort elegante Wasserspiele, untermalt mit arabischen Klängen, die Besucher. Ein äußerst edles Hotel im orientalischen Stil komplettiert das Arrangement, jedes zweite Fahrzeug vor dem Eingang kommt aus einer edlen italienischen Sportwagenschmiede.

Die Fülle des Angebots aus über 1200 Geschäften überfordert uns sichtlich, unsere geistige Aufnahmefähigkeit nimmt proportional zur Höhe des Burj Khalifa rasant ab, und so torkeln wir schließlich kaufrauschgeschädigt von dannen…

Zum Sonnenuntergang fahren wir nochmal an den citynahen Strand von Jumeirah 1, wo wir erst wieder auf Carsten und Cedric und dann auch noch auf Christine mit ihren beiden Kindern treffen. Wir bleiben heute zum Übernachten ausnahmsweise gleich hier, da wir morgen früh erst mal auf die Saudibotschaft müssen. Hoffentlich sind unsere Transitvisa genehmigt…

Dubai  -  20 km  -  km 54470

 

 

28.Januar 2013 - Wir haben das Saudivisum!

Das Wichtigste vorab – wir haben die Transitvisa für Saudi-Arabien in unseren Pässen! Damit steht einer Weiterreise nichts mehr im Weg. Erleichtert schlendern wir ein weiteres Mal durch die Dubai Mall am Burj Khalifa, um unsere nötigen Besorgungen zu erledigen. Nach einem kurzen Besuch bei Carmen und ihren Kindern verbringen wir den Abend dann wieder an unserem Strand hinter der Sunset Mall.

Dubai  -  50 km  -  km 54520

 

 

29.Januar 2013 - Tina und Klaus sind da!

Strand, Sonne, Meer – ein richtig fauler Tag heute… Am Nachmittag zieht dichte Bewölkung auf, teilweise sieht es nach Regen aus, der aber (noch) nicht kommt.

Und dann gibt es eine große Überraschung: Tina und Klaus, ebenfalls wie wir in einem MAN rund um die Welt unterwegs und gerade auf ihrem Weg nach Afrika stehen plötzlich neben uns. Es gibt ein großes Hallo, denn wir fahren schon seit Monaten in einigem Abstand hintereinander her und hatten dabei regelmäßig Kontakt über Mail.

Jetzt sprudeln natürlich die Erlebnisse der letzten Monate und wir freuen uns alle, dass es mit unserem anvisierten Treffen doch noch geklappt hat. Und wie wir so um unsere Tische sitzen, hält plötzlich ein Emirati neben uns; wir kommen ins Gespräch und erfahren, dass er schon öfter in Rosenheim war und auch Bad Tölz kennt. Und er lässt es sich nicht nehmen, uns eine Stunde später eine riesige Platte feiner iranischer Speisen vorbei zu bringen.

Kaum sind wir mit dem reichhaltigen Abendessen fertig, stößt auch noch Christine mit ihren Kindern zu uns. Und so füllt sich der Strand so langsam mit Travellern…

Dubai  -  0 km  -  km 54520

 

 

30.Januar 2013 - Eine überraschende Einladung…

…bringt unseren Tagesplan mal wieder gehörig durcheinander. Als wir so auf einem Supermarktparkplatz stehen und gerade unsere Einkäufe verstauen, werden wir von Ahmed, einem Verkäufer aus einer nahegelegenen Autowerkstatt, die heute offiziell eröffnet wird, angesprochen. Er lädt uns spontan zu diesem Event ein, da ihm „Manni“ so gut gefällt.

So blasen wir unser Vorhaben, in die Emirates Mall zu gehen, ab und fahren ins um die Ecke liegende Gewerbegebiet, wo wir die herausgeputzte Werkstatt gleich finden. Reichlich Krawattenträger und Pressemenschen wuseln schon umher, als wir uns in den engen Innenhof drängen. Jetzt bekommt „Manni“ aber erst noch eine ordentliche Wäsche verpasst, damit er später auf den offiziellen Fotos auch eine gute Figur macht.

Und schon ist er natürlich der Mittelpunkt des Geschehens, jeder Neuankömmling schleicht sofort um seine imposante Erscheinung in der blankgeputzten Halle. Wir nutzen die Zeit, um uns am Buffet ordentlich zu versorgen, und bieten anschließend so manche Führung durch unser mobiles Heim. Dabei lernen wir wieder einige interessante Menschen kennen und erhalten auf diesem Weg auch eine Einladung nach Abu Dhabi, die wir in den nächsten Tagen gerne annehmen werden.

Als wir uns am späten Nachmittag schließlich verabschieden, müssen wir versprechen, vor unserer Abreise unbedingt noch einmal vorbei zu kommen, damit „Manni“ Dubai auch sauber verlässt…

Dubai  -  35 km  -  km 54555

31.Januar 2013 - Wintereinbruch…?

Heute kommen wir unserem gestrigen Vorhaben, in die Emirates Mall zu fahren, nach. Hauptanziehungspunkt dieses riesigen Einkaufszentrums ist allerdings das Dubai Ski Center, eine Halle mit einer mehrere hundert Meter langer Skipiste samt Vierersessellift, Rodelbahnen und sonstigem Winterspaß.

Es ist zugegebenermaßen schon irgendwie grotesk, wenn plötzlich mitten in der Wüste Menschen in Skistiefeln und Thermoanzügen vorbeistampfen, wenn Kopftuch und knöchellanger Umhang gegen Overall und Pudelmütze getauscht werden. Natürlich wollen auch wir in den Genuss dieser herrlichen Winterlandschaft kommen, allerdings möglichst ohne den teuren Eintritt bezahlen zu müssen.

Wir fragen uns also durch zum australischen Manager der Halle und bieten einen speziellen Event an: die erste Skitourenbegehung des Dubai Ski Centers. Unsere ausgefallene Idee wird sehr positiv aufgenommen, doch darüber muss die Geschäftsleitung gesondert entscheiden und wird uns in den nächsten Tagen Bescheid geben. Mal sehen…

So verabschieden wir uns erst mal wieder aus der Schneelandschaft und gehen an unseren Strand zum Baden…

Dubai  -  25 km  -  km 54580

 

 

01.Februar 2013 - Einfach Urlaub

Es regnet. In Dubai. Ja, geht`s noch? Ok, es sind nur ein paar Tropfen, aber allein die Tatsache ist überraschend.

Den ganzen Tag über chillen wir am Strand rum, quatschen mit den Wochenendlern um uns herum und lernen auch so langsam unsere direkte Nachbarschaft in der Siedlung hinter uns kennen. Im Verlauf des Nachmittags trübt sich das Wetter dann endgültig ein und es fängt doch tatsächlich an… (siehe oben).

Einer der Nachbarn verrät uns dann noch sein Internetpasswort, und so sind wir ab sofort an unserem Strand mit der übrigen Welt verbunden.

Dubai  -  5 km  -  km 54585

 

 

02.Februar 2013 - Ein verregnetes Wochenende…

…erinnert uns spontan an längst vergessene Szenarien zuhause. Immer wieder trommeln die               nassen Tropfen träge auf „Mannis“ Dach und erinnern uns daran, dass es auch noch was Anderes als Sonnenschein gibt. Unseren Informationen zufolge regnet es an ungefähr drei Tagen in Dubai…

So verbringen wir den Tag mal ausnahmsweise hauptsächlich „indoor“ mit lesen und so…

Dubai  -  0 km  -  km 54585

 

 

03.Februar 2013 - Ausflug auf die Insel

Die Sonne lacht wieder vom fast wolkenlosen Himmel, doch der heftige Sturm, der das schlechte Wetter wohl erfolgreich vertrieben hat, bläst den Sand durch alle Ritzen und die Kite-Surfer über die Wellen.

Wir nutzen den herrlichen Tag, um zu „The Palm Jumeirah“, einer künstlich aufgeschütteten Insel in Form eines Palmenblattes zu fahren. Hier entsteht Wohnraum für rund 300.000 Menschen in schicken Villen und ansprechenden Hochhäusern. Luxuriöse Hotels säumen die Seaside, von denen das berühmte „Atlantis“ den Vogel abschießt.

Das größte Aquarium der Welt, ein einmaliges Delphinarium und Suiten zum Übernachtungspreis eines besseren Gebrauchtwagens bieten hier den Eintritt in eine andere Welt. Alles sehr eindrucksvoll, aber unerschwinglich für unsereins.

Dafür genießen wir von hier draußen einen tollen Blick auf die Skyline von Dubai, während der immer noch heftig tobende Sturm riesige Wellen anrollen lässt, die sich in haushohen Gischtwolken über die Promenade ergießen. „Manni“ ist anschließend ganz schön eingesalzen, macht aber nichts, denn er hat ja noch eine Wäsche versprochen bekommen…

Zurück an unserem Übernachtungsstrand ist an einen angenehmen Aufenthalt nicht zu denken, da wir kein Fenster öffnen können, ohne dass sich eine Sanddüne in der Küche breit macht. So verstecken wir uns für heute Nacht zwischen den Häusern der Siedlung hinter uns.

Dubai  -  65 km  -  km 54650

 

 

04.Februar 2013 - Der Sommer ist zurück

Über Nacht flaute der Sturm zum Wind ab, die Wolken sind weg und die Sonne lacht uns wieder ins Gesicht. Also nichts wie vor an den Beach.

Mittags fahren wir dann mal wieder in die Stadt auf die Suche nach Fotomotiven und bummeln rund um den Burj Khalifa.

Das war`s dann aber schon wieder mit dem heutigen Tag, der Rest ist faulenzen, lesen und essen…

Dubai  -  35 km  -  km 54685

 

 

05.Februar 2013 - Und noch ein Strandtag

Der „Urlaub“ nimmt kein Ende, wir machen eigentlich nichts von Belang, nur Conny ist fleißig…

Dubai  -  0 km  -  km 54685

 

 

06.Februar 2013 - Alya und David sind da!

Am Vormittag fahren wir in die Ibn Battuta Mall, ein in arabische Themenbereiche aufgeteilte Einkaufsmeile, wo wir unsere noch benötigten Schuhe und Klamotten bekommen. Um 15:00 Uhr sind wir dann pünktlich im Hotel von Alya und David, wo wir mit eisgekühltem Champagner ein herzliches Wiedersehen feiern.

Gegen Abend nehmen wir sie mit zu unserem Strand, von wo aus wir dann in ein hervorragendes, aber preiswertes Fischlokal ganz in der Nähe gehen und gemeinsam einen schönen Abend verleben.

Dubai  -  85 km  -  km 54770

 

 

07.Februar 2013 - Das größte Aquarium der Welt…

…ist im extravaganten Hotel Atlantis auf „The Palm Jumeirah“ zu besichtigen, und diesen Ausflug gönnen wir uns heute. In unzähligen, attraktiv gestalteten Becken sind die unterschiedlichsten Fische und Korallen zu bestaunen, untermalt von sanfter Hintergrundmusik und begleitet von wechselnden Lichteffekten.

Danach machen wir noch ein stilvolles Picknick vor der Skyline von Dubai, bevor wir den restlichen Nachmittag noch am Strand verbringen.

Am Abend sind wir dann gemeinsam mit Tina und Klaus bei Stephan und Carmen eingeladen. Es wird ein toller Abend mit kulinarischen Köstlichkeiten und schönen Weinen, der erst gegen 2:00 Uhr morgens ein Ende findet.

Dubai  -  55 km  -  km 54825

 

 

08.Februar 2013 - Nichts mehr gewohnt…

…sind wir. Die lange Nacht fordert ihren Tribut, und so verschlafen wir den Vormittag, gehen noch Einkaufen und sitzen gemeinsam mit Alya und David entspannt am Strand. Abends grillen wir dann noch, bevor wir früh ins Bett gehen, um unser Schlafdefizit nachzuholen.

Dubai  -  0 km  -  km  54825 

 

 

09.Februar 2013 - Ganz entspannt…

…vertrödeln wir den Vormittag noch am Meer. Am Nachmittag bummeln wir dann gemeinsam mit Alya und David rund um den Burj Khalifa und die Dubai Mall, bewundern die beleuchteten Wasserspiele und gehen anschließend ein ordentliches Steak essen.

Dubai  -  15 km  -  54840

 

 

10.Februar 2013 - Auf das höchste Gebäude der Welt

Alya und David haben uns heute Nachmittag eingeladen, mit ihnen auf den Burj Khalifa zu fahren. Natürlich gleiten die schnellen Aufzüge nicht bis ganz nach oben auf die Spitze, doch in über 400 Metern Höhe ist die Rundumsicht über Dubai auch schon ganz beachtlich.

Leider ist das Wetter heute etwas dunstig, doch da man die Tickets im Voraus buchen muss, ist man den dann herrschenden Gegebenheiten ausgeliefert. Es war trotzdem eindrucksvoll…

Ein letzter Shoppingrundgang durch die Dubai Mall ermüdet uns dann ziemlich rasch und so sind wir froh, den Abend wieder an unserem ruhigen Strand verbringen zu können.

Dubai  -  20 km  -  km 54860

 

 

11.Februar 2013 - Unseren letzten Tag in Dubai…

…verbringen wir einmal mehr relaxt am Strand, bis am Nachmittag Alya und David nochmal vorbei kommen und wir zum Abschied ein letztes Mal schön Fisch essen gehen.

Als die Beiden sich verabschieden, setzen wir uns noch lange zu Tina und Klaus in deren LKW, da unsere Reisewege ab morgen in ganz verschiedene Richtungen gehen werden und wir die Beiden dann für eine lange Zeit nicht mehr treffen können.

Müde von so vielen Verabschiedungen schleichen wir erst gegen Mitternacht rüber in unseren „Manni“.

Dubai  -  0 km  -  km 54860

 

 

12.Februar 2013 - Endlich – es geht wieder weiter!

Es ist zwar schon fast Mittag, als wir „Manni“ starten, doch es ist schön, endlich wieder „auf Achse“ zu sein.

Nach einem letzten Bad im Meer, einem gemütlichen Frühstück an unserem Strand und herzlichen Umarmungen mit Tina und Klaus fahren wir auch noch bei Carmen und Stephan vorbei, um uns bei ihnen ebenfalls zu verabschieden und uns vor allem für die tollen gemeinsamen Abende zu bedanken.

Noch einen kurzen Bremsencheck bei unseren Freunden in der Werkstatt, und dann geht es endgültig auf die Autobahn nach Abu Dhabi. Bis zu sieben Spuren pro Richtung lassen den Verkehr angenehm  fließen, und so erreichen wir am späteren Nachmittag die der Stadt vorgelagerte Insel Yas Island, wo wir einen netten Platz finden und uns direkt an den Strand stellen können.

Dubai  -  Yas Island/Abu Dhabi  -  125 km  -  km 54985

 

 

13.Februar 2013 - Abu Dhabi

Irgendwie kommen wir heute nicht so richtig in die Gänge. Unser Blick aus dem Schlafzimmerfenster gleitet über vereinzelte Mangrovengewächse, die von der morgendlichen Ebbe freigegeben wurden, das Meer lockt verführerisch von türkis bis dunkelblau, und Millionen winziger Spiralmuscheln leuchten in der fahlen Sonne. Wäre alles wunderschön, wenn da nicht mein rechtes Ohr verrückt spielen würde und mir mit unangenehmen Schmerzen diesen Morgen trübt.

Doch Conny spielt HNO-Doktor und spült mir mit einer Einwegspritze literweise warmes Wasser durch den Gehörgang, um die Verklebungen zu lösen. Mal sehen, ob es hilft…

Vorbei an der Formel 1 Strecke und der gigantischen Ferrari-World nähern  wir uns der im Dunst auftauchenden Skyline der Hauptstadt der Emirate. Eine neue Brücke bringt uns direkt an die Corniche, der palmenbestückten Promenade entlang des Persischen Golfes. Üppiges Grün, in allen Farben  leuchtende Blumenpracht, ein schneeweißer Strand und ein glasklares, fast schon karibisches Wasser prägen diese Uferstraße – und das alles mitten in der Stadt.

Wir fahren auf eine der sogenannten Wellenbrecherinseln, die diese Idylle vor allzu großen Unwettern schützen und stehen nun direkt gegenüber der Skyline. Den Nachmittag verbringen wir mit einem Spaziergang auf der Insel und dem Beobachten der hier mit ihren Superboliden promenierenden Emiratis. Am Abend wechseln wir jedoch nochmal den Standplatz, um eine ruhige Nacht zu genießen. Diesen finden wir dann in unmittelbarer Nachbarschaft der mondänen Villen der Herrschenden…

Yas Island  -  Abu Dhabi  -  55 km  -  km 55040

 

 

14.Februar 2013 - Die drittgrößte Moschee der Welt…

…steht seit einigen Jahren hier am Stadtrand von Abu Dhabi. Schon von Weitem leuchtet der schneeweiße Komplex in der hellen Sonne, verspielt recken sich die Minarette in den blauen Himmel, ducken sich unzählige Kuppeln unter deren Spitzen. Klare Wasserbecken und auflockernde Blumenarrangements, arabeskenverziertes Mauerwerk und filigrane Säulengänge geben dem Ganzen ein souverän-elegantes Erscheinungsbild. Tausende Besucher aus aller Welt schlendern über den größten handgeknüpften Teppich, der je hergestellt wurde, lassen sich einfangen von der schieren Größe des Gebäudes.

Natürlich ist sie modern, doch das perfekte Zusammenspiel von nüchtern-klaren Linien und verspielter, arabischer Ornamentik schafft eine beruhigende Harmonie. Nur ein bisschen viel Mensch stört die Atmosphäre…

Auf dem Parkplatz vor der Moschee treffen wir zufällig Christine mit ihren beiden Kindern, sie sind auf dem Rückweg nach Dubai. Wir suchen uns einen ruhigen Platz, um den Nachmittag zu verbringen, putzen „Manni“ mal wieder ein wenig heraus, und machen uns gegen Abend auf den Weg zu Emil und seiner Familie, die in einem Vorort von Abu Dhabi leben und uns vor ein paar Tagen eingeladen hatten. Es wird ein schöner Abend, und im Nu ist es auch schon Mitternacht.

Abu Dhabi  -  Mussafah  -  60 km  -  km 55100

 

 

15.Februar 2013 - Spielplatz „Wüste“

Der Hauptgrund, uns mit Emil uns seiner Familie zu treffen, ist das am Wochenende anstehende Barbeque mit Freunden irgendwo mitten in der Wüste östlich von Abu Dhabi. Während Marga tonnenweise Lebensmittel bunkert, belädt Emil den Trailer mit Sandspielzeug. Das sind hier allerdings nicht Schaufel und Förmchen, sonder Hochleistungsbuggy und Quats, mit denen sogar schon die vierjährige Alissa und vor allem der achtjährige Dimo über die endlosen Dünen sausen.

Gegen Mittag geht’s also auf die Autobahn, und nachdem sich unterwegs der Konvoi langsam sammelt, biegen wir bei Al Khaznah mit schließlich rund 15 Fahrzeugen ab nach Norden durch die ersten sich an der Straße aufbauenden Sanddünen. Bald schon wird die Straße erst zur Piste und schließlich, nach allgemeinem Reifendruckablassens in spannendem Auf und Ab hinein in die faszinierende Landschaft der Wüste. Schnell erreichen wir den anvisierten Campplatz in einer kleinen Senke zwischen steil aufragenden Sandbergen, wo auch sofort die „Spielzeuge“ für Groß und Klein startklar gemacht werden.

Während die Meisten sich mit teils halsbrecherischen Manövern ihren Kick holen, sitzen wir gelassen auf einer hohen Düne und beobachten das Spektakel. Genen Abend, als die ersten Geschwindigkeitsräusche befriedigt sind, trifft sich die aus 13 Nationen bestehende Mannschaft am lodernden Feuer, Grills werden belegt,  kaltes Bier und leckerer Rotwein macht die Runde und im Nu ist es schon wieder weit nach Mitternacht…

Mussafah  -  Desert Camp  -  95 km  -  km 55195

 

 

16.Februar 2013 - Faszination “Camel Race”

Nach und nach schälen sich die müden Geister aus den Schlafsäcken, die ersten Motoren heulen auch die letzte Schlafmütze aus den Träumen, der Teekessel hängt über dem Lagerfeuer und die ersten Pancakes machen die Runde. Das Lagerleben ist herrlich entspannt, auch wenn so langsam nebenbei schon wieder zusammengepackt wird.

Auch wir machen uns gegen Mittag auf den Weg. Unser heutiges Ziel ist das Festival von Sweihan, von dem uns Christine vor zwei Tagen erzählt hat.  Zurück auf der Autobahn fahren wir noch weiter nach Osten in Richtung Al Ain, biegen kurz vorher ab nach Norden und finden den Festplatz etwas außerhalb der kleinen Wüstenstadt. Wir haben Glück, es ist der Abschlusstag des Festivals mit 13 angesetzten Kamelrennen am Nachmittag. Als wir auf die Tribüne kommen, werden uns Plätze in der ersten Reihe angeboten, mit weich gepolsterten, roten Sesseln, edlen Pralinen und kalten Getränken. Und natürlich alles zum Nulltarif…

Und schon geht die Hatz auch los, pro Rennen sind rund 20 Kamele mit meist jugendlichen Jockeys unterwegs, die sich in einer riesigen Staubwolke, neben der Rennbahn begleitet von ihren Besitzern im Geländewagen, dem direkt vor uns befindlichen Ziel nähern. Unter lautstarken Anfeuerungsrufen hecheln die eleganten Tiere erschöpft in den Zielraum, manche haben unterwegs allerdings ihren Jockey verloren.

Wir finden einen Durchschlupf hinter die Kulissen, befinden uns plötzlich inmitten der aufgeregten Tiere, verschwitzter Jockeys und lautstark gestikulierender Besitzer. Keiner kümmert sich um uns, und so können wir unbehelligt die exotische Szenerie erleben. Später schlendern wir noch über den Festplatz, wo wir Laurence und Alaa treffen, die uns spontan zu sich nach Abu Dhabi zum Essen einladen. Natürlich sagen wir zu und machen uns auf den Weg zurück in die Hauptstadt.

Es wird wieder Mal ein wunderschöner Abend mit einem tollen Essen und lustigen Gesprächen, während die Waschmaschine von Laurence eisern unseren Wäscheberg niederkämpft.

Desert Camp  -  Al Reef/Abu Dhabi  -  205 km  -  km 55400

 

 

17.Februar 2013 - Ein langer Weg nach Westen…

…wartet heute auf uns, in Richtung Saudi-Arabien. Unsere Visa für die Emirates laufen morgen ab, also müssen wir uns ein wenig sputen. Die frisch gewaschene Wäsche wird verstaut und der letzte „Carrefour“ auf unserer Strecke nochmal geplündert, ehe wir uns auf die endlose Reise durchs Nichts begeben.

Und die Fahrt ist wirklich öde. Immer nur geradeaus, links und rechts der Autobahn platte Sand- und Kieswüste, begleitet von riesigen Strommasten und ununterbrochenen Reihen von Straßenlaternen, so rollen wir stetig entlang der meist nicht sichtbaren Küste. Vorbei an Tarif, Al Marfa und Ruwais, alles wenig attraktive Orte im Nichts, immer der langsam untergehenden Sonne entgegen, die im sandigen Dunst zerfließt und dabei gnädig die Sicht auf die trostlose Umgebung mindert, nähern wir uns dem saudischen Königreich.

Bei Barakah, einer armseligen Ansammlung unscheinbarer Häuser, öffnet uns ein Emirati den Zaum zu einem „Grundstück mit Meerblick“, auf dem wir uns für die Nacht einrichten. Ein Strandspaziergang lockert unsere von der langen Fahrt steif gewordenen Knochen und wenig später brutzelt schon ein ordentliches Nilbarschfilet in der heißen Pfanne.

Al Reef/Abu Dhabi  -  Barakah  -  315 km  -  km 55715

 

 

18.Februar 2013 - Wir sind in Saudi-Arabien

Erst mal verschlafen wir den halben Vormittag, die letzten Nächte waren einfach zu kurz für uns. Ein letztes Bad im Arabischen Meer weckt unsere Lebensgeister aber schnell wieder und so machen wir uns ausgeruht auf den Weg zur nicht mehr weit entfernten Grenze.

Wir sind gespannt, was uns erwartet, denn die Erfahrungen der meisten Reisenden waren eher negativ angehaucht. Doch wir sind sehr überrascht, sowohl auf der emiratischen als auch auf der saudischen Seite werden wir überaus freundlich empfangen und mit großer Gelassenheit durch alle bürokratischen Hürden geleitet. Wir werden mit Kaffee und Fruchtsäften verwöhnt und der junge saudische Zöllner entschuldigt sich sogar für die entstandenen Unannehmlichkeiten der äußerst oberflächlichen Fahrzeugkontrolle. Da kennen wir aber ganz andere Grenzabfertigungen…

Nach rund vier Stunden sind wir drin im so verschlossenen Königreich der Wahabiten, verabschiedet mit besten Wünschen für unsere Weiterreise. Bestens gelaunt ob der entspannten Einreise begeben wir uns an die nächste Tankstelle, wo uns das Dauergrinsen dann endgültig nicht mehr verlässt, da bei einem Dieselpreis von 0,06 € gerade mal 35 € für rund 570 Liter den Besitzer wechseln.

Gleich nach der Tankstelle zweigt eine einspurige Landstraße nach Riyad, der Hauptstadt, ab. Das besondere an dieser von unzähligen LKW`s frequentierten Überlandstraße ist, dass sie über mehr als 300 Kilometer absolut schnurgerade durch die Dünen führt. Nicht eine Lenkbewegung ist notwendig, so exakt ist die Trasse gelegt. So rollen wir ungehindert nach Westen, wieder der untergehenden Sonne entgegen. Und gerade als es dunkel wird, erreichen wir einen Rasthof im Nirgendwo, an dessen Rand wir uns für die Nacht stellen.

Barakah (V.A.E.)  -  Middle of Nowhere  (Saudi-Arabien)  -  285 km  -  km 56000

 

 

19.Februar 2013 - Eine richtig lange Tagesetappe…

…liegt heute vor uns, denn unser Drei-Tage-Transitvisum lässt uns keinerlei Spielraum für das sonst gewohnte Reisetempo. Und so starten wir bereits bei Sonnenaufgang um sechs Uhr morgens noch ohne Frühstück, das holen wir bei der ersten Rast nach.

Nach kerzengerader, monotoner Fahrt erreichen wir Al Kharj und gegen Mittag sind wir endlich in Riyad. Dort verpassen wir die richtige Abfahrt der Stadtumgehung, landen mitten im Verkehrsgewühl und mühen uns mangels lesbarer, bzw. meist gänzlich fehlender Hinweisschilder eine gefühlte Ewigkeit durch die ausufernde Metropole.

Als wir schlussendlich leicht angenervt auf der richtigen Autobahn stadtauswärts fahren, führt uns kurze Zeit später die Straße wieder in die Irre. Da sowohl Navi als auch Kartenmaterial mit der Wirklichkeit häufig auf Kriegsfuß stehen, sich die Straßenbeschilderung äußerst spärlich und ohne Fernziele anzugeben zeigt, summieren sich so etliche Zusatzkilometer und es geht natürlich auch wertvolle Zeit verloren. Über Shaqra und As Sajir, wo uns noch einer der äußerst seltenen Regenschauer überrascht, kommen wir schließlich nach Al Midhnab. Dort finden wir in einem kleinen Park einen ruhigen Übernachtungsplatz. Nach einem leckeren Abendessen plätschert uns der Springbrunnen vor unserer Tür schnell in den wohlverdienten Schlaf.

Ach ja, heute haben wir nebenbei auch noch die 25.000 Kilometermarke auf unserer Reise geknackt…

Rastplatz im Nichts  -  Al Midhnab  -  720 km  -  km 56720

 

 

20.Februar 2013 - Und nochmal eine Mammutetappe

Auch heute starten wir zwangsweise wieder bei Sonnenaufgang, die Zeit sitzt uns einfach gnadenlos im Nacken. Dank einer neuen Stadtumgehung und einer endlich mal perfekten Beschilderung umgehen wir Unaizah und Buraydah zügig, sind mittags bereits an Ha`il vorbei und erreichen eine Stunde vor Sonnenuntergang die Nabatäergräber von Al-Hijr/Madain Salih.

Allein die letzte Stunde der langen Fahrt ist schon eine kleine Sensation, pechschwarze Berge ragen zwischen goldgelben Dünen empor, weite Täler geben einen eindrucksvollen Blick frei auf eine märchenhafte Landschaft. Als wir den Eingangsbereich der alten Nabatäerstadt mit ihren unzähligen Gräbern erreichen, ist eigentlich schon fast Feierabend und wir haben natürlich auch keine offizielle Genehmigung für den Besuch dieser Weltkulturerbestätte, die man hier braucht.

Aber wir schaffen es doch noch, die Jungs am Eingang zu überzeugen, uns trotz der späten Stunde und ohne Genehmigung noch hinein zu lassen, da wir doch von so weit her gekommen sind, um ihre tolle Ausgrabungsstätte zu bestaunen. So gelingt uns noch eine schnelle Rundfahrt durch das weitläufige Gelände, um bei bestem Fotolicht einen ersten Eindruck zu bekommen. Und es ist wirklich atemberaubend schön, was sich uns hier bietet.

Als die Sonne sich hinter die bizarren Berge zurückzieht, lädt uns die Wachmannschaft noch zum Kaffee und Tee ein, und wir besprechen die Möglichkeit, vor Ort zu übernachten, um morgen früh bei Sonnenaufgang nochmal über das Gelände zu streifen. Leider ist dem obersten Wachhabenden unser Ansinnen etwas unheimlich, und draußen vor dem Eingangstor ist es ihm nicht sicher genug für uns. Also wird angeregt hin und her telefoniert, weiter Kaffee und Tee getrunken, bis mit Hakem ein englisch sprechender Saudi gefunden wird, der auch sofort samt seinem Bruder angefahren kommt und uns schlussendlich zu sich auf seine Farm geleitet, wo wir unter Dattelpalmen und Orangenplantagen, mit Toiletten, Duschen und Frischwasser versorgt, eine herrlich ruhige Nacht verbringen.

Al Midhnab  -  Al Hijr  -  795 km  -  km 57515

 

 

21.Februar 2013 - „Welcome to Jordan“

Als wir um sieben Uhr aufstehen, brennt bereits das Kaminfeuer, Tee und Kaffee sind heiß und Hakem kommt soeben mit frischem Brot und verschiedenen arabischen Leckereien. So genießen wir gemeinsam mit ihm und seinem ägyptischen Farmarbeiter ein gemütliches Frühstück, bevor wir noch einmal zur alten Nabatäerstadt fahren. Dank Hakem, dessen Elternhaus noch im alten Dorf inmitten der Ruinen stand, kommen wir auch diesmal ohne Genehmigung und Kosten ins Areal und begeistern uns an den unglaublich gut erhaltenen Relikten dieser vor fast 2000 Jahren verschwundenen Kultur.

Im Gelände befindet sich auch ein restaurierter Bahnhof samt Zug der legendären Damaskus-Medina-Bahn, die vor rund 100 Jahren von den Deutschen im Auftrag der türkischen Herrscher gebaut wurde. Ebenso geben kleine Museen einen guten Einblick in die Geschichte der damaligen Zeit.

Wir verabschieden uns gegen Mittag von Hakem und der gesamten Wachmannschaft und machen uns an unsere letzte Transitetappe. Die Polizei besteht darauf, uns bis zur jordanischen Grenze zu eskortieren, das sind noch gut 500 Kilometer. Und so gibt es an jeder bedeutenden Kreuzung einen Stabwechsel, insgesamt acht verschiedene Eskorten begleiten uns somit auf unserem Weg nach Norden. Über Tobuk erreichen wir das Grenzgebirge, das mit seinen bizarren Felsformationen und goldgelben Dünenfeldern eine herrlich kontrastreiche Kulisse bietet.

Im letzten Tageslicht taucht das Rote Meer vor uns auf und von der gegenüberliegenden Seite grüßt die ägyptische Sinaiküste zu uns herüber. Wir füllen unsere Tanks nochmal randvoll, diesmal sogar für nur 5 Cent den Liter, und schon stehen wir an der Grenze. Die Abfertigung sowohl auf der saudischen als auch auf der jordanischen Seite verläuft absolut problemlos und zügig, und nach nur einer Stunde heißt es für uns „Welcome to Jordan“!

Al Hijr (Saudi-Arabien)  -  Aqaba South Beach (Jordanien)  -  525 km  -  km 58040

 

 

22.Februar 2013 - Verdiente Pause nach der Mammuttour

Die letzten fünf Tage waren heftig, 2650 Kilometer mussten wir innerhalb unserer Visazeiten abspulen, und so freuen wir uns heute auf einen Tag ohne Fahren. Einzig den Standplatz wechseln wir noch kurz, da uns der gestern in der Dunkelheit anvisierte nicht ganz so gut gefällt.

Gemeinsam mit halb Aqaba, da Wochenende, vertrödeln wir den Tag am unglaublich klaren Meer mit seinem berühmten Korallenriffs und den bunten Fischen, baden, lesen und schauen einfach ein wenig übers Wasser hinüber nach Ägypten und nach Israel. Am Nachmittag gleitet ein riesiger Flugzeugträger in den Golf und legt am Grenzhafen von Saudi-Arabien an. Haben wir was verpasst in den vergangenen Tagen?

Nun, alles bleibt ruhig, und als die Nacht hereinbricht, sind wir auch schnell allein hier am Strand und genießen die Ruhe um uns herum.

Aqaba South Beach  -  10 km  -  km 58050

 

 

 

23.Februar 2013 - Der Zufall…

…beschert uns wieder mal einen unterhaltsamen Abend mit tollen Menschen. Diese lernen wir kennen, als wir auf der Suche nach einem brauchbaren Internetkontakt, um unsere Homepage zu aktualisieren, in einem netten Cafe in Aqaba landen. Iyad, der Chef, hilft uns bereitwillig mit seinem Anschluss und wir, d.h. Conny schafft es, die anstehenden Aufgaben zügig zu erledigen.

Der anschließende Bummel durch die Innenstadt von Aqaba ist eher ernüchternd, die Stadt bietet  wirklich nichts Sehenswertes. Doch damit es nicht ganz so ernüchternd bleibt, decken wir uns in einem der zahlreichen Alkohol anbietenden Läden noch mit ein paar Flaschen Rotwein ein…

Bepackt mit unseren Einkäufen zurück bei „Manni“, der in der Zwischenzeit bei Iyad vor dem Cafe auf dem Parkplatz stehen bleiben durfte, wollen wir uns für seine Hilfe bedanken und verabschieden. Doch daraus wird natürlich nichts, gemeinsam mit seinem Freund Yasser und dessen Frau Rahaf, die beide aus Syrien geflüchtet sind, sitzen wir dann bis weit in die Nacht hinein zusammen und diskutieren über die verfahrene, politische Situation in der Region. Als wir dann spät müde aufbrechen, haben wir neue Freunde gewonnen, mit denen wir uns in drei Wochen in Amman wieder treffen wollen.

Aqaba – Aqaba South Beach  -  20 km  -  km 58070

 

 

24.Februar 2013 - Weiter ins Wadi Rum

Gegen Mittag brechen wir endgültig auf, nachdem wir in Aqaba noch unsere Wasser- und Lebensmittelvorräte für die nächsten Tage aufgefüllt haben. Unser Versuch, praktisch von hinten, auf einer direkten Piste von Süden her ins 1000 Meter hoch gelegene Wadi Rum zu gelangen, scheitert leider am Militärposten, der uns am Abzweig von der Hauptstraße nicht passieren lässt. So müssen wir den Desert Highway nehmen, der uns in einem großen Bogen um das gesamte Massiv herumführt.

Am Eingang zum Wadi Rum, dieser faszinierenden Wüstenlandschaft zwischen erodierten Granitbergen und sandigen Tälern mit bizarren Felsformationen und roten Sanddünen, bezahlen wir  den nicht ganz billigen Eintrittspreis für den Naturpark, doch der Großteil des Geldes kommt den im Wadi lebenden Beduinenfamilien zugute, und so ist das schließlich auch in Ordnung…

Am Ende der Teerstraße verringern wir den Reifendruck, um „Manni“ wüstentauglich zu machen, und ab geht es durch den weichen Sand, entlang sich vielfach verzweigender Pisten. Das warme Nachmittagslicht erzeugt eine märchenhafte Stimmung, und wir gleiten sanft über flache Dünen und um durch Verwitterung gestaltete Felsinseln, die steil aus dem roten Sand aufragen.

Zielsicher entdecken wir einen wirklichen Traumplatz unterhalb einer senkrechten, von Wind und Wetter zerfressenen, hoch aufgerichteten Wand, leicht erhöht auf einer festen Düne, mit einem sagenhaften Blick in alle Richtungen. Während wir der atemlosen Stille der Wüste lauschen, taucht die untergehende Sonne die Szenerie um uns in ein leuchtendes Farbenspiel, das langsam in der hereinbrechenden Dunkelheit zerfließt.

Aqaba South Beach  -  Wadi Rum  -  115 km  -  km 58185

 

 

25.Februar 2013 - Unterwegs im Wadi Rum

Die enorme Vielfältigkeit dieser “Wüste en miniature” bietet eine Attraktivität, der man sich nicht entziehen kann. Unser erster Besuch heute gilt einer unglaublich schmalen, von haushohen Wänden begrenzten Schlucht, die das Wasser beharrlich aus dem Sandstein gegraben hat. Uralte Felsritzungen an den glatten Wänden zeugen von frühen Wüstenbewohnern, sie verewigten sich mit stilisierten Darstellungen von Menschen und Tieren.

Wir umrunden immer wieder rundgeschliffene Berge auf weichen und sandigen Pisten, hinter jeder Biegung bieten sich dabei einmalige Ausblicke auf eine monumentale Urlandschaft. Viele kleine und größere Steinbrücken trotzen der Verwitterung, schaffen so visuelle Highlights inmitten der unendlich scheinenden Täler.

Immer wieder treffen wir auf Beduinen, die mit Kamelen und Ziegen zwischen den nur ihnen bekannten Wasserstellen und spärlichen Weidegründen unterwegs sind. Andere zeigen in uralten Pickups Touristen ihre wundervolle Heimat, Wandergruppen schreiten forsch durch den weichen Sand. Nein, alleine sind wir hier nicht, doch die wenigen Besucher verlieren sich schnell in der Weite.

Am Nachmittag stellen wir uns wieder auf eine etwas erhöhte Stelle, eine flache Düne am Rand eines Bergmassivs und lassen die einmalige Szenerie auf uns wirken. Und als später der Vollmond die umliegenden Berge in sein fahles Licht taucht, ist das Bühnenbild perfekt.

Wadi Rum  -  30 km  -  km 58215

 

 

26.Februar 2013 - Eine tolle Wanderung…

…mit leichten Klettereinlagen bringt uns heute Mittag hoch hinauf auf den Jabal Burdah mit seiner massigen Steinbrücke. In schwindelnder Höhe sitzen wir auf dem schmalen Steg und blicken weit hinein in das Wadi Rum.

Zurück bei „Manni“ packen wir zusammen und machen uns auf die Suche nach einem weiteren außergewöhnlichen Übernachtungsplatz. Durch einen schmalen Durchschlupf fahren wir hinein in ein fast kreisrundes Tal. Fast mittig erheben sich einige Felsinseln aus einer goldgelben Düne. Und genau darauf stellen wir uns für den Abend und die Nacht.

Wadi Rum  -  10 km  -  km 58225

 

 

27.Februar 2013 - „Playground“ für „Manni“

Aufgeregt zieht „Manni“ seine Spur durch den weichen Sand, mal links herum, dann wieder rechts um die nächste Ecke. Ein schmaler Canyon mit Weichsand, kein Problem für unseren Wüstenfuchs. Rauf auf die Düne, und auf der anderen Seite wieder steil hinunter, fast scheint es, als spüren wir den Spaß, den er dabei hat. Wir haben ihn auf jeden Fall.

Kreuz und quer kurven wir durch dieses einmalig schöne Gebiet, entdecken alte Felsritzungen und herrliche Rastplätze in schattigen Felsnischen. Vorbeikommende Beduinen grüßen uns schon als alte Bekannte, alle haben sie uns in den letzten Tagen schon mal irgendwo hier im Tal gesehen.

Am späten Nachmittag verlassen wir das Kerngebiet des Wadi Rum wiederum durch einen schmalen Canyon, vorbei an einer elegant durch den Wüstensand wiegende Kamelkarawane und entdecken am Rand des Naturschutzgebietes einen exponierten Stellplatz für die Nacht. Wir sitzen lang auf einer der kleinen Felsinseln, und unser Blick schweift ein letztes Mal begeistert zurück über die in der Abendsonne schemenhaft verschwimmenden Bergkämme.

Wadi Rum  -  50 km  -  km 58275

 

 

28.Februar 2013 - Über die Berge nach Petra

Unser Frühstücksplatz an der Felskante über der sandigen Ebene ist auch heute ein ganz Besonderer, und so verabschieden wir uns vom Wadi Rum standesgemäß. Als wir später die Teerstraße erreichen, bekommt „Manni“ wieder ordentlich Luft in seine Reifen und wir fahren zurück zum Desert Highway und nach Al-Quwayra, wo wir unsere Vorräte in kleinen Straßengeschäften auffüllen. Ein halbes Dutzend kleiner Jungs begrüßt uns begeistert mit „Manni, Manni“ Rufen, doch warum strecken sie uns dabei ihre Hände entgegen? Als sie von einigen Erwachsenen davongejagt werden, wird klar, dass sie nicht unseren Großen, sondern unser Kleingeld gemeint haben…

Immer weiter schraubt sich nun die Straße über weite Plateaus nach oben, der Abzweig nach Petra führt uns dabei auf eine schmale Nebenstrecke, deren Scheitelpunkt erst bei rund 1700 Metern Höhe erreicht ist. Kalt ist es hier oben, gerade mal 13°C zeigt unser Thermometer. Das bessert sich auch nicht wirklich, als es langsam wieder etwas nach unten geht, der eindrucksvollen Canyonlandschaft von Petra entgegen. Wild zerklüftet fällt das steile Plateau hier ins Wadi Araba ab, in diesem undurchdringlichen Gewirr hatten die geheimnisvollen Nabatäer vor gut 2000 Jahren ihre Hauptstadt versteckt.

Der über den Abhang verstreute Ort Wadi Musa ist der Ausgangspunkt zu einer spannenden Entdeckungsreise in diese Vergangenheit. Direkt am Visitor Center, neben den Stallungen der Pferde, die nachmittags müde gelaufene Touristen zurück transportieren, stellen wir uns an das ausgetrocknete Wadi, ein idealer und zentraler Übernachtungsplatz für die nächsten drei Tage.

Wadi Rum  -  Wadi Musa/Petra  -  115 km  -  km 58390

 

 

01.März 2013 - Petra

Als die ersten Scharen von Touristen auf der anderen Seite des Wadis an unserem Schlafzimmerfenster vorbeiziehen, schälen wir uns gerade aus den warmen Federn. Der Rucksack wird gepackt, an der Kasse über 130 Euro (!) für zwei Dreitages-Tickets abgedrückt und ein im Preis inbegriffener kurzer Pferderitt bringt uns zum eigentlichen Eingang, dem über zwei Kilometer langen Siq, einem teilweise nur gut zwei Meter breiten, aber über hundert Meter hohen Felsspalt.

Am Ende dieses schmalen Ganges präsentiert sich dann das berühmteste Gebäude Petras, das so bezeichnete Schatzhaus, ein rund 40 Meter hoher, direkt aus dem Fels geschlagener Tempel. Gigantisch! Lange lassen wir diesen Moment auf uns wirken, auch wenn wegen der unzähligen Busladungen von Touristen, Esel und Kamel anbietenden Burschen und dutzenden Souvenirverkäufern, meist Kindern, da Wochenende, keine passende Stimmung aufkommen will.

Egal, wir wandern weiter durch die hohen Felsen, begeistern uns an den riesigen und meist auch sehr bunten Sandsteingräbern, besteigen Berge mit fantastischen Ausblicken und sitzen oft lange an einer Stelle, um das große Ganze auf uns wirken zu lassen. Schon lange haben wir die ausgetretenen Wege verlassen und finden nun auch die nötige Ruhe, um das alte Petra vor unseren Augen wieder entstehen zu lassen.

Gegen Abend, als wir schon fast ganz alleine durch das riesige Stadtgebiet schlendern, entdecken wir noch eine Ansammlung von Grabbauten, die denen, die wir in Saudi-Arabien besuchen durften, sehr ähneln. Für den Rückweg zu „Manni“ wählen wir die als Tunnelstrecke bekannte Route, die uns durch einen extrem schmalen und verwundenen Canyon klettern lässt, ehe wir durch ein schmales Wadi und einen Wassertunnel schlussendlich auf den Eingang des Siq treffen. Als wir wenig später nach rund elf Stunden Wanderung durch Petra bei letztem Tageslicht wieder an unserem Ausgangspunkt eintreffen, sind wir mausetot…

Wadi Musa/Petra  -  0 km  -  km 58390

 

 

02.März 2013 - Ein weiterer Tag…

…im Weltkulturerbetal von Petra wartet auf uns. Und so schlendern wir wieder durch den schmalen Siq, genießen das von der Sonne hell beschienene Schatzhaus, wandern vorbei an der imposanten Königswand und durch das von den Römern gestaltete Stadtzentrum.

Unser vorrangiges Ziel heute ist das hoch auf einem Berg aus einer Felswand geschlagene Ed Deir, eine grandiose Tempelfassade, rund 50 x 50 Meter hoch und breit. Nach einem schweißtreibenden Aufstieg dann der ergreifende Moment, als das Monument zwischen den umliegenden Felsen sichtbar wird. Staunend stehen wir vor diesem durch seine schiere Größe beeindruckenden, baulichen Meisterwerk.

Wir suchen uns einen etwas erhöhten Platz von dem aus wir ein freies Blickfeld auf die gesamte Umgebung haben und lassen den Augenblick einfach wirken. Erst am Nachmittag steigen wir den Treppenweg wieder hinunter ins Tal, suchen uns schmale Nebenwege, wo wir meist für uns sind, setzten uns in der im abendlichen Dunst schwächer werdenden Sonne gegenüber der von massigen Felsgräbern gespickten Königswand und wandern schließlich müde von all den Eindrücken zurück nach Wadi Musa.

Wir entscheiden spontan, noch die kurze Strecke hinüber nach El Barid, dem sogenannten „Little Petra“ zu fahren, um dort morgen früh möglichst ungestört durch die bizarre Landschaft wandern zu können. Nahe dem Eingang zu diesem Gebiet stellen wir uns zwischen ehemaligen Felsenwohnungen und bereits bestellten Feldern zu einer ruhigen Nacht.

Wadi Musa/Petra  -  El Barid  -  10 km  -  km 58400

 

 

03.März 2013 - Weiter nach Norden

Schon früh werden wir geweckt, Schafe blöken, bellende Hunde flitzen zwischen den Felsen umher. Ein einsamer Esel hebt zu seinem klagenden Ruf an, etwas entfernt verkündigt ein Hahn unverdrossen den neuen Tag. Urlaub auf dem Bauernhof?

Wir sind umgeben von Beduinenlagern, die hier draußen fern der Dörfer mit ihren Tieren wohnen, in alten Felswohnungen oder schwarzen Zelten. In respektvoller Entfernung laufen sie an uns vorbei, heben den Arm zum Gruß.

Nach dem Frühstück laufen wir durch den schmalen Siq hinein in das Innere von El Barid, eine überraschend gut erhaltene Tempelfassade empfängt uns in diesem perfekt geschützten Bergversteck. Viele geräumige Kammern bestärken die Vermutung, dass El Barid eine Lagerfunktion für die Stadt Petra hatte, zwei Fußstunden entfernt. Am Ende des Verstecks öffnet sich ein toller Blick hinein in die unbezwingbar scheinende Felslandschaft.

Wir fahren zurück nach Petra, wollen unser auch heute noch gültiges Ticket nutzen, noch einmal gemütlich durch das weite Tal zu schlendern, doch der Wind wird stürmisch, weht unangenehme Staubfahnen vor sich her, die Sicht lässt deutlich nach. So verzichten wir schließlich auf einen weiteren Besuch, packen zusammen, füllen sämtliche verfügbaren Plastikflaschen an der Mosesquelle mit herrlich klarem Wasser auf und verlassen das Wadi Musa in Richtung Shaubak.

Die Landschaft ist karg, die Bäume vom starken Wind krumm gewachsen. Wir lassen Shaubak buchstäblich links liegen und fahren weiter bis zum Dana Biosphere Reserve, einem Naturschutzgebiet rund um einen tiefen Canyon. Dort stellen wir uns etwas oberhalb des Dorfes Dana, die Polizei bittet uns jedoch später, besser im Dorf  zu übernachten. Unser Platz dort ist aber ähnlich schön, und so stört uns der Umzug nicht wirklich.

Wadi Musa/Petra  -  Dana  - 75 km  -  km 58475

 

 

04.März 2013 - Unter Beduinen

Nebelschwaden wabern über den oberen Rand des Canyons, werden vom scharfen Wind zerrissen, der kalt um die niedrigen Steinhäuser pfeift. So richtig gemütlich ist es heute früh nicht, und so verlassen wir Dana, um ein Stückchen weiter zu fahren.

In Ain Beidha biegen wir von der King`s Road, wie die alte Überlandstraße heißt, ab und suchen den Weg hinunter nach Es Sela, einem halb verfallenen Beduinendorf inmitten einer zerfressenen Erosionslandschaft. Ein zerbeulter Lieferwagen hält neben uns, und wir werden zum Tee ins nahe gelegene Haus eingeladen. Sayyed bittet uns herein in die spartanische Wohnstube, in der Mitte bullert ein heißer Ofen, seine Frau bringt frisches Brot, selbstgemachten Ziegenkäse und ein sauermilchähnliches Getränk, das Conny alles abverlangt; ich verzichte in weiser Voraussicht…

Die Konversation bleibt übersichtlich, doch die Situation ist angenehm vertraut. Als wir später das Haus verlassen, müssen wir versprechen, morgen wieder zu kommen.

Der Weg hinunter nach El Sela ist steil und eng, wir schlängeln uns durch das am Hang gelegene Dorf. Unser Ziel ist noch weiter unten, ein kleiner Platz inmitten der runden Felsen. Ein genialer Platz zu verweilen erwartet uns, wir wandern hinauf zu einer Bergkuppe, nabatäische Felsenwohnungen säumen unseren Steig. Zurück bei „Manni“ sitzen wir mit Schaf- und Ziegenhirten in einer Runde, kochen Tee und genießen die Ruhe ausstrahlende Stimmung der Beduinen und ihrer Tiere.

Als die Sonne sich dann sanft hinter den abgeschliffenen Felsen verabschiedet, wird es sofort kalt, und wir ziehen uns in unsere warme Höhle zurück.

Dana  -  El Sela  -  25 km  -  km 58500

 

 

05.März 2013 - Es ist kalt geworden…

…hier oben im Hochland, über den Canyons. Und es regnet auch leicht. So warten wir im Warmen und Trockenen, bis sich zumindest die Sonne wieder etwas zwischen den dichten Wolken hervorwagt.

Langsam schleppt sich „Manni“ den zum Teil extrem steilen Weg empor, zurück auf die Hauptstraße in Ain Beidha. Dort müssen wir die örtlichen Gemüsehändler erst mal überzeugen, dass wir sehr wohl die richtigen Preise kennen, handeln ist also angesagt.

Wir erreichen Al-Tafila, einen quirligen Marktflecken, eng an den steilen Berghang gebaut. Die verstopfte Durchgangsstraße wird schnell passierbar, als „Manni“ seine Größe ausspielt, und wir kurven 800 Höhenmeter hinunter ins Wadi Hasa. Ein Abstecher zu den warmen Quellen von Hammamat Borbatah erweist sich als ziemlicher Reinfall, alles ist verkommen und verdreckt, ärmliche Beduinenzelte sind an den kargen Hängen aufgestellt, die Menschen hier sind bettelarm. Die staubtrockene Berglandschaft bietet kaum Chancen und es ist beklemmend, hier durchzufahren.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Wadis erreichen wir wieder rund 1200 Meter Höhe, eisiger Wind pfeift über die zartgrünen Felder, treibt Millionen von Plastiktüten vor sich her, die das Land und die Dörfer verschandeln. In El Mazar machen wir Mittagspause im Schatten der Grabmoschee dreier muslimischer Heerführer, die anschließende Besichtigung ist eher ernüchternd.

Al Karak ist die wichtigste Stadt der Region, gekrönt mit einer mächtigen Kreuzritterfestung. Wir finden den richtigen Weg durch das enge Straßengewirr und stellen uns direkt vor das Eingangstor der Burg, ein optimaler Platz zum übernachten, ruhig und unter den wachsamen Augen der Touristenpolizei, die uns durch ihre bloße Anwesenheit die etwas lästig gewordenen Jungs aus den umliegenden Gassen von der Pelle hält.

El Sela  -  Al Karak  -  115 km  -  km 58615

 

 

06.März 2013 - Der „Grand Canyon“ Jordaniens

Die Nacht war ausgesprochen ruhig, kein Hund jagte Schafe, kein Auto wendete neben uns in der Sackgasse. So schlafen wir lange, bis die ersten Besucher zur Festung pilgern, und der Wärter das eiserne Tor aufsperrt. Noch ziehen überwiegend dunkle Wolken über uns hinweg und der Wind ist weiterhin kalt, doch insgesamt sieht es schon besser aus als gestern.

Wir aktualisieren mal wieder unsere Website und warten dabei die Sonne ab, die so langsam die Oberhand gewinnt. Gegen Mittag ist es dann soweit, wir brechen zur Besichtigung auf, schlendern durch die gewaltige Anlage und besuchen das interessant gestaltete Museum. Als schließlich drei vollbesetzte Reisebusse ihre Touristen ausspucken, sind wir Gott sei Dank schon wieder bei „Manni“ und bereiten uns auf unsere Weiterfahrt vor.

Diese führt uns weiter über die Kings Road direkt zum Wadi Mujib, dem gewaltigsten Canyon der gesamten Region. Ein riesiger Grabenbruch, durch tektonische Verschiebungen entstanden, teilt urplötzlich die hier schon grüne Landschaft und stürzt rund 800 Meter in die Tiefe. Eine kurvenreiche Straße schlängelt sich durch die steilen Abbrüche und gibt dabei immer wieder beeindruckende Tiefblicke frei. Am Talgrund breitet sich das dunkle Blau eines Stausees zwischen den braunen Gesteinsschichten aus und bietet so einen schönen Kontrast im farbigen Einerlei.

Auf der anderen Hangseite tuckern wir langsam nach oben, um am Aussichtsparkplatz nochmal einen Blick über den weitläufigen Canyon zu genießen. Von den dort auf Kundschaft wartenden Beduinen mit ihren gesammelten Steinen und handwerklichen Erzeugnissen werden wir sofort zum Tee eingeladen, ohne dass uns ein einziges Mal etwas zum Kauf angeboten wurde. Und so verbringen wir eine gute Stunde mit den Jungs, trinken Tee und essen Kekse. Also sie dann auch noch ihr karges Abendessen mit uns teilen wollen, fahren wir weiter, mit dem schönen Gefühl, wieder eine tolle Gastfreundschaft genossen zu haben.

Unser Tagesziel, die Ruinenstätte von Umm ar-Rasas ist nicht mehr weit entfernt, wir biegen in Dhiban auf ein schmales Sträßchen in Richtung Osten ab und kurven durch grüne Felder zum Visitor-Center, wo uns die allgegenwärtige, aber sehr freundliche Touristenpolizei das Übernachten gestattet.

Al-Karak  -  Umm al-Rasas  -  70 km  -  km 58685

 

 

07.März 2013 - Saudisches Picknick über dem Toten Meer

Sonnig, aber kalt präsentiert sich der Morgen, als wir zu unserem Rundgang durch die Ruinen von Umm ar-Rasas und den wunderschönen Bodenmosaiken der St. Stephanskirche aufbrechen. Die aus dem 8. Jh. bis in die heutige Zeit geretteten Mosaiken sind die größten in Jordanien und zeigen viele damalige Stadtansichten und Szenen des täglichen Lebens.

Zurück in Dhiban queren wir anschließend das Wadi Wala, bevor wir in Libb nach Westen in Richtung Mukawir abbiegen. Immer wieder zeigt sich das Tote Meer tief unter uns inmitten der hier trostlos kargen Landschaft. Auf einem isolierten Hügel erkennt man in exponierter Lage die Reste des Palastes von Herodes, bevor es auf einer neuen und sehr kühn in die steil abfallenden Hänge gesprengten Straße hinunter geht zum tiefsten Landstrich der Erde.

Auf Meereshöhe Null, gut 400 Höhenmeter oberhalb des Toten Meeres, entdecken wir etwas abseits der Straße einen kleinen Palmenhain mit einer Quelle, ein optimaler Aussichtsplatz für einen gemütlichen Nachmittag. Eine saudische Großfamilie hat sich dort bereits häuslich niedergelassen, und kaum sind wir ausgestiegen, bringen uns zwei Mädchen bereits heißen arabischen Kaffee. Schon sitzen wir auf weichen Teppichen zwischen den traditionell gekleideten Männern und ihren Frauen, Kinder wuseln umher, es herrscht eine ausgelassene und fröhliche Wochenendstimmung.

Etliche Kaffee- und Teerunden später werden wir mit einem üppigen Mansaf, dem beduinischen Nationalgericht verwöhnt. Ein ganzes Lamm, geschmort und mit Pinienkernen und Nüssen vermengtem Reis serviert, garniert mit dem ganzen Kopf des Tieres, wird auf zwei große Platten verteilt und genüsslich nur mit der rechten Hand verspeist. Als es bereits dunkel wird, brechen unsere Gastgeber auf, und wir richten uns für die Nacht ein, wobei ein heftiger Sturm unseren „Manni“ schüttelt wie auf hoher See.

Und so schlingern wir der Nacht entgegen, während uns die Lichter Jerusalems und Jerichos die Bedeutung des geschichtsträchtigen Bodens bewusst machen.

Umm ar-Rasas  -  Totes Meer  -  80 km  -  km 58765

 

 

08.März 2013 - Ein ruhiger Tag…

…soll es heute werden, nach dieser stürmischen Nacht mit wenig Schlaf, da Conny ziemlich seekrank wurde und mit dem Mansaf kämpfte. Und so stehen wir erst spät am Vormittag auf, fahren dann die steilen 400 Höhenmeter hinunter ans Tote Meer, wo wir nach einigem Suchen einen halbwegs brauchbaren Platz finden. Es ist Wochenende, und der Betrieb am Ufer ist dementsprechend groß. Doch wir haben Glück, die Zufahrt zu unserem auserkorenem „Strandabschnitt“ verlangt Allrad oder zumindest eine vernünftige Bodenfreiheit, und die Jordanier sind freundlicherweise ziemlich gehfaul und bleiben daher lieber oben am Straßenrand sitzen.

Durch den extremen Satzgehalt des Wassers und die trockene und heiße Luft ist kaum Vegetation möglich. So ist es hier eigentlich nicht besonders attraktiv, doch immerhin der tiefste, mit einem Fahrzeug erreichbare Punkt auf der Erde. Und das ist doch auch schon was…

Auf das Baden verzichten wir, das holen wir morgen nach, wenn weniger Betrieb herrschen wird. Kurz bevor es dunkel wird, schrauben wir uns wieder nach oben auf unseren Aussichtsübernachtungsplatz, der zwar noch von einigen Wochenendlern bevölkert wird, doch wenig später sind wir wieder ganz alleine hier.

Am Toten Meer  -  35 km  -  km 58800

 

 

09.März 2013 - Ein Bad in der Salzlauge

Als wir einen ersten Blick aus dem Fenster riskieren, haben wir mal wieder das Gefühl, auf einer Müllkippe übernachtet zu haben – es war Picknickfreitag…  Am späten Vormittag fahren wir wieder an unseren erhöhten Uferplatz von gestern, und wir sind den ganzen Tag alleine dort. So klettern wir denn auch den gerölligen Hang bis zum Wasser hinunter und gleiten vorsichtig in das seifige und salzige Meer.

33% Salzgehalt (Mittelmeer hat 3%!) lässt ein normales Schwimmen nicht zu, man blobbt hoch wie ein Korken. Auch sollte man nur auf dem Rücken schwimmen bzw. im Wasser liegen, da Augenkontakt äußerst unangenehm ist. Das versehentliche Einatmen des Wassers ist sogar lebensgefährlich, da der hohe Salzgehalt die Lungenbläschen platzen lässt.

So ist das Vergnügen ein schlussendlich zweifelhaftes, auch brennt die Salzschicht auf der Haut in der heißen Sonne etwas und sollte anschließend abgeduscht werden. Wir verbringen den Tag also lieber mit Lesen und dem Genießen der warmen Sonne, bekommen noch Besuch von einem holländischen Paar, das auf dem Weg von Südafrika nach Hause ist, bevor wir gegen Abend wieder zu unserem schon gewohnten Übernachtungsplatz hochfahren.

Am Toten Meer  -  10 km  -  km 58810

 

 

10.März 2013 - Zu Besuch beim alten Moses

Im Lauf des Vormittags verlassen wir unseren nach dem Wochenende doch ziemlich vermüllten Platz hoch über dem Toten Meer. Die Küstenstraße passiert einige Nobelhotels, bevor sie nach dem Ort As-Suwayma erst Richtung Osten und dann wieder nach Süden in die Berge führt.

Steile Kehren schrauben sich hinauf auf den Mount Nebo, von dessen Plateau aus Moses seinerzeit den Israeliten das gelobte Land zeigte und daraufhin im hohen Alter von 120 Jahren verschied. Wir wussten gar nicht, dass man in diesem Alter noch so weit schauen kann…

Aber gut, es gibt einige wirklich schöne Mosaiken zu bewundern, die wegen der Restaurierung der Kirchenruine in ein Zelt ausgelagert wurden. Ein ebenso schönes Mosaik befindet sich in der Kirchenruine von Khirbet al-Mukhayyat, nur wenige Kilometer entfernt.

Nach so viel Kultur besuchen wir noch die Mosesquelle unten im Wadi, vor allem, um unsere Wassertanks aufzufüllen. Mittels unserer externen Wasserpumpe gelingt uns das auch sehr gut, und weil die Quelle so ergiebig ist, machen wir auch gleich große Wäsche und „Manni“ wird anschließend auch noch geputzt. Na, wenn das der alte Moses gewusst hätte, als er damals mit seinem Wanderstock gegen den Felsen schlug und die Quelle zum sprudeln brachte…

Während wir also so vor uns hin werkeln, wird es dunkel und wir bleiben gleich hier stehen und lauschen dem virtuosen Gequake tausender Frösche, die heute unten im Wadi ein Konzert geben.

Am Toten Meer  -  Mount Nebo  -  60 km  -  km 58870

 

 

11.März 2013 - Mosaike ohne Ende…

…bietet Madaba, die Mosaikstadt schlechthin. Es ist nur ein kurzes Stück dort hinüber, und so machen wir uns von unserem zentralen Parkplatz an Visitor-Center dann auch gleich zu Fuß auf den Weg zu den alten Kirchen, die diese filigranen Zeugnisse historischer Kunstfertigkeit beherbergen.

Das Glanzstück unter den rund 1500 Jahre alten und noch erhaltenen Mosaiken ist sicherlich die in Fragmenten gut erkennbare Landkarte des nahen Osten in der Georgskirche. Über zwei Millionen Steinchen wurden seinerzeit zu einer eindrucksvoll genauen Darstellung der Region zusammen gesetzt.

Als wir so in der alten Kirche sitzen, der Weihrauch uns um die Nasen wabert und sakrale Musik unsere Sinne berührt, da spüren wir eine eigenartige Stimmung aufkommen, denn es ist das erste Mal nach vielen Monaten in islamisch geprägten Ländern, dass wir wieder mit unserer religiösen Kultur in Berührung kommen. Doch hier in Jordanien herrscht absolute Toleranz und Religionsfreiheit, und so stört sich auch niemand an den abgehaltenen Messen in den Kirchen.

Gefühlte zwanzig Millionen Mosaiksteinchen später sitzen wir fußlahm und hungrig in unserem „Manni“. Wir dürfen hier auf dem Parkplatz des Visitor-Centers übernachten, und nachdem das Zufahrtstor geschlossen wurde, verbringen wir auch eine ungestörte Nacht mitten in der Stadt.

Mount Nebo  -  Madaba  -  15 km  -  km 58885

 

 

12.März 2013 - Dörfliche Idylle im Wadi es Sir

Wir nähern uns immer mehr der Hauptstadt Amman. Das spürt man vor allem an der dichter werdenden Bebauung und dem stark zunehmenden Verkehr. Doch noch bleiben wir etwas außerhalb der Metropole, steuern den riesigen Carrefour-Supermarkt an der Umgehungsschnellstraße an und füllen unsere gründlich geleerten Kühl- und Vorratsschränke mit vielen Leckereien.

Westlich von Amman gräbt sich das jetzt im Frühjahr grüne Wadi es Sir tief durch die Berge hinunter zum Jordangraben. Ort an Ort säumt die schmale und kurvige Straße, die sich steil zwischen Häusern und Gärten nach unten schlängelt. Immer weiter geht es hinunter, bis zum Dorf Iraq el Amir. Dort stehen am Ortsrand, zwischen Feldern und einzelnen kleinen Gehöften, die imposanten Reste des mysteriösen Palastes Qasr el Abd.

Gewaltige Steinquader, aufgeschichtet zu einem wuchtigen Bau, mächtige Säulen, durch die jetzt am Nachmittag die Sonne ihre Strahlen schickt, gekrönt von detailgetreuen Reliefs von Löwen, Pantern und Leoparden. Qasr el Abd strahlt eine angenehme Ruhe aus, so mitten in der dörflichen Idylle, Ziegen und Schafe, Hühner und Kaninchen streifen um die Ruinen, alte Männer sitzen im Schatten knorriger Olivenbäume.

Wir parken direkt vor dem Zugang, an einem schmalen Weg gegenüber eines winzigen Ladens und werden völlig in Ruhe gelassen. So schlendern wir ein ums andere Mal um die beeindruckenden Gemäuer, sitzen lange auf hellen Säulenresten und genießen einen stillen Nachmittag. Später zieht der Duft gebratenen Fischs durch die Dunkelheit, während wir den Geräuschen der hereinbrechenden Nacht lauschen. Natürlich bleiben wir…

Madaba  -  Iraq el Amir  -  55 km  -  km 58940

 

 

13.März 2013 - Amman

Kurz vor Sonnenaufgang, als die Hähne der Umgebung den neuen Tag lautstark begrüßen, hat sich auch der letzte der ständig bellenden, streunenden Hunde zum Schlafen verkrochen. Gott sei Dank waren wir so müde, dass wir trotzdem zwischendurch unsere Ruhe fanden… Langsam fahren wir durch all die vielen kleinen Dörfer wieder hinauf nach Amman und tanken für uns ungewöhnlich teure 80 Cent für den Liter etwas nach. Natürlich sind wir dahingehend seit Monaten extrem verwöhnt, damals in Armenien haben wir uns über 80 Cent den Liter noch richtig gefreut. So ändern sich die Zeiten… Wir finden problemlos ins alte Stadtzentrum und besichtigen das römische Theater und den Zitadellenhügel mit einigen Relikten aus römischer und omayadischer Epoche. Damit hat man im Wesentlichen das Wichtigste in Amman gesehen. Genug von der hektischen Stadt fahren wir in die parkähnliche Sportcity, wo wir einen gemütlichen Nachmittag und Abend verbringen, bevor uns die Parkaufsicht hinauskomplimentiert und wir einen „idyllischen“ Übernachtungsplatz zwischen einem Bürohausrohbau und der Rückseite einer Schule finden. Muss auch mal gehen… Iraq el Amir - Amman - 45 km - km 58985  

14.März 2013 - Jerash/Gerasa

Dank der mit heiteren Kinderstimmen in den morgendlichen Himmel Ammans zum Fahnenapell geschmetterten Nationalhymne werden wir frühzeitig geweckt. So nutzen wir den Vormittag noch ein wenig mit einer sich uns bietenden Internetverbindung, bevor wir Amman in Richtung Norden verlassen.

Jerash ist unser heutiges Ziel, besser gesagt das antike Gerasa, das sich zwischen den Hügeln der heutigen Stadt präsentiert. Die zweispurige Schnellstraße führt meist bergab, wir sind schlussendlich 700 Meter tiefer als in Amman und knacken dabei zum ersten Mal in diesem Jahr die 30°C Marke.

Schon bei der Einfahrt nach Jerash sticht uns das monumentale Hadrianstor ins Auge, ein über 20 Meter hoher Triumpfbogen, der den Eingang in die römische Ruinenstadt markiert. Wir flanieren über die 2000 Jahre alte Prachtallee, vorbei an unzähligen Säulenkolonaden, sind beeindruckt von der Lebendigkeit der Tempelanlagen und Marktplätze. Vier Stunden stöbern wir in der Vergangenheit, ehe uns die hereinbrechende Dunkelheit und das Wachpersonal zum Verlassen des Geländes auffordern.

Zurück bei „Manni“ folgt wieder die alltägliche, freundliche Diskussion um einen „sicheren“ Übernachtungsplatz, den wir schließlich auf einem Parkplatz im abgesperrten Bereich der Ausgrabungsstätte unter den wachsamen Augen der Tourist-Police zugewiesen bekommen.

Amman  -  Jerash  -  50 km  -  km 59035

 

 

15.März 2013 - Nochmal durch Gerasa…

…schlendern, das möchten wir gerne, denn diese Ruinenstadt fasziniert uns ungemein. Freundlicherweise lässt uns der Eintrittskartenkontrolleur mit unseren Tickets vom Vortag nochmal passieren. Und wir genießen die Ruhe des frühen Vormittags, sitzen zwischen alten Säulenresten und herumliegenden Friesen, während bunte Eidechsen um uns herum flitzen.

Gegen Mittag brechen wir auf. Die Burg von Ajlun ist nicht weit entfernt, und schon bald markiert sie weithin sichtbar ihre ehemalige Wichtigkeit durch ihre exponierte Präsenz. Qala`ata r Rabad heißt das Bollwerk, das schon Saladdin im Kampf gegen die Kreuzritter nutzte. Wuchtig steht sie auf einem hohen Burgfelsen, beherrscht die Wadis der Umgebung. Leider ist der eigentliche Trumpf der Burg, die herrliche Rundumsicht, heute ziemlich getrübt.

Nach einem kurzen Abstecher zum Tell Mar Elias und seinen byzantinischen Kirchenresten fahren wir wieder zurück zum Visitor-Center der Burg, wo uns der zufällig anwesende Direktor der Tourismusbehörde in tadellosem Deutsch willkommen heißt und uns das Übernachten auf dem Parkplatz gestattet. Aber natürlich kommt am Abend noch die Tourist-Police vorbei und bittet uns zu sich hinauf in den Burghof. Dort werden wir noch mit kalten Getränken und heißem Tee versorgt und blicken hinunter auf das Lichtermeer der umliegenden Ortschaften und Städte.

Jerash  -  Burg von Ajlun  -  45 km  -  km 59080

 

 

16.März 2013 - Umm Qais/Gadara

Irgendwann in der Nacht gab es wohl einen Temperatursturz, denn als wir aufwachen, sind von den 30°C des Vortages gerade mal 10°C übrig geblieben. Also wieder mal die warmen Klamotten hervorgekramt und während des Frühstücks den Nebenschwaden über dem alten Gemäuer beim wabern zugesehen.

Wir verabschieden uns von unserer „Leibgarde“ und machen uns auf den Weg nach Norden. Die Gegend ist dicht besiedelt, wir passieren ein Dorf nach dem anderen, erreichen dabei fast 1200 Meter Höhe, wo der kalte Wind die knorrigen Bäume malträtiert, und finden uns schon bald in Irbid wieder, der größten Stadt hier oben. Eine ungewohnt perfekte Ausschilderung lotst uns flüssig durch das Straßengewirr und wir nähern uns dem Dreiländereck Jordanien, Israel und Syrien.

Unser heutiges Ziel, die Ortschaft Umm Qais mit der alten römischen Stadt Gadara liegt auf einem strategisch günstigen Hügel hoch über dem Jordantal. Der Ausblick nach Westen und Norden ist ein ganz besonderer, denn fast zum Greifen nahe blitzt der See Genezareth mit Tiberias an seinem Westufer zu uns herauf. Die grünen Hügel der Golanhöhen, die immer wieder heiß umkämpfte Region im Grenzgebiet, liegen auf Augenhöhe vor uns, nur vom tief eingegrabenen Grenzfluss Yarmuk von uns getrennt.

Die Ruinen von Gadara bieten dazu einen schon romantischen Rahmen, denn die herumliegenden Säulen und Mauern sind von einem leuchtend gelben Blumenmeer umgeben, und als sich der Himmel endlich zu einem kräftigen Blau entschließen kann, ist die Stimmung perfekt.

Die allgegenwärtige Tourist-Police erlaubt uns, direkt neben dem Museum innerhalb des Grabungsgeländes zu übernachten, und so können wir so lange und so oft wir wollen durch die herrliche Gegend schlendern.

Burg von Ajlun  -  Umm Qais/Gadara  -  65 km  -  km 59145

 

 

17.März 2013 - Kräftiger Regen…

…prasselt auf „Mannis“ Dach und lässt uns erst mal im kuscheligen Trockenen verweilen. Der scharfe Wind treibt dunkle Wolken vor sich her, über den Golanhöhen entlädt sich ein heftiges Gewitter. Es ist richtig kalt und ungemütlich geworden. Also beschäftigen wir uns mit Bildbearbeitung und Textgestaltung, bis die Sonne erste zaghafte Versuche startet, die Oberhand über das Wetterintermezzo zu bekommen.

Als es trocken ist, schlendern wir immer wieder durch das Ausgrabungsgelände von Gadara, denn die herrliche Wolkenstimmung und die klare Luft zeigen die Umgebung nun in einem tollen Licht. Und so vergeht der Nachmittag ganz entspannt, ehe sich die Sonne unspektakulär in einer dichten Wolkenschicht endgültig für heute verabschiedet.

Umm Qais/Gadara  -  0 km  -  km 59145

 

 

18.März 2013 - Hinunter ins Jordantal

Als wir gerade zusammenpacken, spricht uns ein Herr in Anzug und Krawatte an, ob alles in Ordnung sei und ob wir etwas brauchen würden, er sei der Direktor der Ausgrabungsstätte hier und er würde sich freuen, wenn wir auf einen Tee in seinem Büro vorbei kommen würden. Machen wir natürlich gerne, und so erfahren wir noch eine ganze Menge interessanter Dinge über die Ausgrabungen.

Wir verlassen Umm Qais, passieren den ersten von einem halben Dutzend Checkpoints der jordanischen Armee und fahren entlang des Grenzflüsschens Yarmuk weit nach unten ins fruchtbare Jordantal. Hier wächst so ziemlich alles, was auf den fast überquellenden Märkten der Dörfer auch deutlich zu sehen ist. Natürlich decken wir uns da gleich mal ordentlich mit frischem Obst und Gemüse ein.

In Pella, einer weiteren Ausgrabungsstätte, spricht uns der Inhaber eines kleinen Hotels an, lädt uns ein, in seinem Garten seine Internetverbindung zu nutzen, im Hotelhof zu nächtigen und abends gerne zum Essen vorbei zu kommen. Dieses Angebot nehmen wir auch gleich mal an, spazieren zwischendurch durch die Ruinen von Pella und treffen beim Abendessen auf Jochen und Stefan, die gerade zu einer zweiwöchigen Radtour durch Jordanien starten. Später sitzen wir noch lange bei uns im „Manni“ und quatschen die halbe Nacht.

Umm Qais  -  Pella  -  45 km  -  km 59190

 

 

19.März 2013 - Einreise in eine andere Welt

Erwartungsvoll starten wir zu einem der kompliziertesten Grenzübergänge der Welt. Hinüber gesehen haben wir ja schon mehrmals ins ungeliebte Nachbarland, doch jetzt müssen wir aufgrund der politischen Situation in Syrien auch dorthin reisen.

Die Ausreise aus Jordanien ist unkompliziert und nach einer guten Stunde auch erledigt. Dann stehen wir vor einem regelrechten Hochsicherheitstrakt. Aber wir haben unglaubliches Glück. Wir treffen auf einen jungen Sicherheitsoffizier, dessen Eltern aus Deutschland stammen und der unsere Reise super findet. Und er ermöglicht es tatsächlich, dass wir „Manni“ nicht komplett bis zur letzten Unterhose ausräumen müssen, damit er absolut leer zur Röntgenschleuse kommt. Es gelingt ihm, die Bestimmungen zu umgehen, und wir können sofort zur Röntgenkontrolle und müssen anschließend nur noch ein paar nicht eindeutig zu identifizierende Gegenstände herzeigen.

Nach diesem Deal folgt noch ein Sicherheitscheck des Fahrzeugs, bei dem wir nicht anwesend sein dürfen, wir müssen eine Versicherung für die Dauer unseres Aufenthaltes abschließen, und schon sind wir nach rund viereinhalb Stunden Bürokratie und Kontrollwahnsinn im HHHeiligen Land. Da hatten es die Jungs zu Moses Zeiten einfacher…

Wir fahren nach Norden, in Richtung See Genezareth und Tiberias. Kurz vor dem See halten wir an einem Einkaufszentrum auf dem Parkplatz eines weltumspannenden Burgeranbieters und haben sofort eine so schnelle Internetverbindung, dass wir noch unsere Homepage aktualisieren. Als es dunkel wird, finden wir kurz vor Tiberias einen ruhigen Übernachtungsplatz auf dem Parkplatz eines Funparks.

Pella (Jordanien)  -  Tiberias (Palästina)  -  55 km  -  km 59245

 

 

20.März 2013 - Auf den Spuren des Messias

Irgendetwas ist anders als in den letzten Monaten. Und so langsam dämmert es uns. Wir sind wieder in der sogenannten westlichen Welt. Die Preise im Supermarkt und an der Tankstelle erinnern uns doch sehr an zuhause, und es gibt wieder eine große Weinauswahl. Wir bummeln durch Tiberias, nicht gerade eine Schönheit, trotz der tollen Lage direkt am See, der allerdings so dreckig erscheint, dass es sicher besser wäre, darüber zu laufen, anstatt darin zu baden…

Gegen Mittag verlassen wir die Stadt und fahren weiter am westlichen Seeufer entlang nach Norden. Wir besichtigen das rund 2000 Jahre alte Fischerboot, mit dem wahrscheinlich schon Simon damals auf dem See unterwegs war, statten der Kirche der Apostel einen kurzen Besuch ab und sind beeindruckt vom guten Erhaltungszustand der bekannten Mosaiken in der Kirche der Brot- und Fischvermehrung.

Bis dahin zählen wir mindestens 100(!) Reisebusse mit Touristen aus allen Teilen der Welt, die den Spuren Jesu vollklimatisiert und Wifi-ausgestattet im Laufschritt folgen. So will bei uns die andächtige Stimmung nicht so recht aufkommen und wir schlagen uns am späten Nachmittag in die Büsche ans Seeufer, wo wir bei einem ersten Glas Rotwein einen ungestörten Blick auf den geschichtsträchtigen See genießen.

Tiberias  -  Strand von Anmun  -  45 km  -  km 59290

 

 

21.März 2013 - Ruhetag am See Genezareth

Bei einem morgendlichen Rundgang entdecken wir, dass man in der anschließenden Bucht fast bis ans Wasser hinunter fahren kann, wir sehen grüne Rasenflächen unter großen Bäumen und wechseln den Standort. Der Strandabschnitt wird zwar gerade für die kommende Sommersaison fit gemacht, doch wir dürfen trotzdem bleiben.

So verbringen wir den Tag unter schattigen Bäumen am Strand mit baden, lesen und dem Beobachten der putzigen Klippschliefer, die sich zwischen den Ufersteinen häuslich eingerichtet haben.  Gegen Abend radelt noch Tobi aus Waiblingen an unseren Strand und baut sein Zelt in unserer der Nähe auf. Da er sowohl beruflich als auch privat ebenfalls schon weit gereist ist, gibt es viel zu erzählen und wir verbringen gemeinsam einen interessanten Abend.

Strand von Anmun  -  0 km  -  km 59290

 

 

22.März 2013 - Durch die Golanhöhen

Wer kennst sie nicht aus unzähligen Nachrichtensendungen, die Pufferzone zwischen Palästina und Syrien, kontrolliert von der UN und immer wieder wegen kleiner Scharmützel in den Schlagzeilen. Im Moment ist alles unter Kontrolle, Syrien hat genug mit sich selbst zu tun, und so wagen wir uns in diese herrlich grüne und gebirgige Ecke des Landes.

Wir überqueren den Jordan und nun steigt die Straße beharrlich an, durch akkurat gepflanzte Plantagen und vorbei an schmucken Dörfern. In Qazrin machen wir einen kurzen Stopp, dann geht es weiter in Richtung syrische Grenze. Fette Kühe weiden zwischen noch nicht geräumten Minenfeldern, Weinstöcke gedeihen unter Radaranlagen und Militärposten. UN-Fahrzeuge weisen auf die angespannte Lage hin, auch wenn eine überaus friedliche Stimmung über dem fruchtbaren Hügeln liegt.

Über Mas`ada und Majdal Shams fahren wir hoch bis zum Skigebiet am Mount Hermon, mit 2224 Metern die höchste Erhebung in Palästina und auch jetzt noch mit einer ganzen Menge Schneeresten garniert. Wir stellen uns auf den großen Parkplatz, auch schon rund 1650 Meter hoch gelegen, um morgen dem Aussichtsberg direkt an den Grenzen zum Libanon und zu Syrien aufs Haupt zu steigen, doch urplötzlich schlägt das Wetter um, Sturm kommt auf und treibt dichte Nebelschwaden vor sich her, Regen setzt ein und die Temperatur stürzt von fast 30°C auf nur noch 10°C ab.

Nun gut, wir ziehen uns ins Warme zurück und verbringen den Nachmittag mit Indooraktivitäten in der Hoffnung, dass morgen das Wetter unsere geplante Wanderung doch noch zulässt.

Strand von Anmun  -  Mount Hermon  -  80 km  -  km 59370

 

 

23.März 2013 - Entlang der libanesischen Grenze

Ekelhafter Sprühregen und undurchdringliche Nebelschwaden, ganze 3°C, die durch den scharfen Wind noch eisiger wirken, so präsentiert sich der heutige Tag. Nur widerwillig schälen wir uns aus den warmen Federn, ist es doch ohne funktionierende Heizung selbst im „Manni“ nicht gerade kuschelig.

Bei diesen Bedingungen ist an eine Wanderung natürlich nicht zu denken, und so rollen wir langsam wieder hinunter nach Majdal Shams, wo wir unterhalb der dichten Nebeldecke zumindest wieder vernünftige Sicht haben. Vorbei an den Ruinen der Festung Nimrod, die majestätisch auf einem isolierten Berggipfel die gesamte Region überwacht, erreichen wir in Qiryat Shemona wieder die tiefe Ebene des Jordan. So weit das Auge reicht wird hier üppige Landwirtschaft betrieben, Plantagen exotischer und bekannter Früchte und Gemüse aller Art gedeiht in diesem perfekten Klima.

Ein Abstecher nach Metula lässt uns einen weiten Blick in den Libanon werfen, der den Ort regelrecht einkesselt und uns wieder die prekäre Situation der Region vor Augen führt. Auf der Weiterfahrt nach Süden regnet es immer wieder kurz, und so verzichten wir auf weitere Abstecher in die grüne Natur, bis wir Zefat erreichen. Dieser auf mehreren Hügeln erbaute Ort ist ein Zentrum der jüdischen Traditionen und beliebter Wirkungs- und Wohnort verschiedener Künstler.

Wir stellen uns mitten im Ort auf den großen Parkplatz vor der alten Festung und nutzen die Regenpausen zu Spaziergängen durch die schmalen Gassen. Allerdings ist am heutigen Sabbat alles wie ausgestorben. Als sich die spärlich wärmende Sonne hinter die nahen Berge zurückzieht, machen auch wir, dass wir ins Windstille kommen.

Mount Hermon  -  Zefat  -  105 km  -  km 5947

 

 

24.März 2013 - Regnerisch und kühl…

…präsentiert sich der heutige Tag. Immer wieder vermiesen uns kräftige Schauer den Weg nach draußen, und so dauert es den halben Vormittag, bis wir endlich einen kleinen Rundgang durch Zefat machen können. Der ist allerdings auch nicht erhellender als der Gestrige…

Wir entschließen uns, wieder nach Tiberias an den See Genezareth hinunter zu fahren, da es dort sicher deutlich wärmer und so wie es aussieht, auch trocken ist. Die Straße windet sich in vielen Kehren rund 800 Höhenmeter nach unten, bis wir wieder 200 Meter unter dem Meeresspiegel sind und tatsächlich, hier ist es deutlich angenehmer.

Nachdem wir ordentlich Wein gebunkert haben, stellen wir uns auf einen kleinen Parkplatz zwischen einer Hotelanlage und einer provisorischen Schiffswerft direkt an das Seeufer und nutzen das von der Stadt zur Verfügung gestellte Netz zu abendfüllenden Skype-Kontakten mit den Lieben zuhause.

Zefat  -  Tiberias  -  45 km  -  km 59520

 

 

25.März 2013 - Wir sind wieder am Mittelmeer

Was für ein Traumwetter weckt uns heute! Wolkenloser Himmel spannt sich über der See Genezareth und die Golanhöhen, der Mount Hermon grüßt wie zum Hohn mit seinen Schneeflanken bis zu uns herüber. Und warm ist es schon früh am Morgen, es verspricht, ein heißer Tag zu werden.

An der Wasserversorgung einer großen Wohnanlage gegenüber unseres Parkplatzes dürfen wir dank des freundlichen Hausmeisters unsere nahezu leeren Wassertanks wieder bis zum Rand füllen. Dann starten wir über kleine Nebenstraßen in den äußersten Nordwesten des Landes.

In stetigem Auf und Ab passieren wir Mughar und Ma`alot Tarshiha, fahren durch endlose Olivenhaine und kleine Dörfer und plötzlich blitzt es durch die steinigen Berghänge, das Mittelmeer. Auf einer gerade mal mannibreiten Nebenstraße erreichen wir kurz vor Shelumi die Küstenebene und finden am Strand von Achziv einen herrlichen Platz. Dort verbringen wir einen ruhigen Nachmittag, auch wenn der Wind ganz schön stürmisch bläst und ein Bad im Meer wegen der scharfkantigen Felsen und der heftigen Brandung nicht zulässt.

Nur wenige Kilometer hinter uns deutet ein Bergrücken die schwer bewachte Grenze zum Libanon an, Patrollienboote überwachen pausenlos die Küste und Soldaten in voller Kampfausrüstung marschieren in Richtung Kaserne. So übernachten wir bestens bewacht am einsamen Strand…

Tiberias  -  Strand von Achziv  -  80 km  -  km 59600

 

 

26.März 2013 - Kreuzfahrerstadt Akko

Der Wind hat sich gelegt über Nacht, doch dafür sind jetzt tausende kleinster Fliegen unterwegs, so dass ein entspannter Aufenthalt im Freien nur sehr bedingt möglich ist. Also packen wir nach dem Frühstück zusammen und fahren über Nahaniyya nach Akko, der bekannten Festungsstadt an der Küste.

Das machen mit uns gemeinsam auch noch ein paar Andere, so dass die Altstadt im Lauf des Tages aus ihren alten Gemäuern zu brechen scheint. Es sind die jüdische Osterfeiertage samt den dazugehörigen Ferien, die die Menschen auf die Beine bringen, dazu wieder mal tausende von auf Christus` Spuren wandelnder Europäer, die sich zwischen den historischen Kirchen und Moscheen drängeln. Zu allem Übel ist es heute extrem schwül und heiß, und so machen wir uns am Nachmittag wieder vom Hof, um außerhalb der Stadt am Strand ein angenehmeres Plätzchen zu finden.

Das gelingt uns auch schnell, und so sitzen wir denn mit einem eiskalten Sundowner unter den inzwischen aufgezogenen Gewitterwolken, die sich jedoch freundlicherweise zurückhalten, am breiten Sandstrand südlich der alten Stadtmauer. Und als schließlich die Sonne endgültig den Kampf gegen die Wolkenübermacht verloren hat, leuchtet von links das Lichtermeer von Haifa und vor uns in dezenten Farben die Türme Akkos, während uns die leichte Brandung des Meeres in den Schlaf schickt.

Strand von Achziv  -  Akko  -  25 km  -  km 59625

 

 

27.März 2013 - Haifa und die Baha`i

Über Nacht hatte der Wind wieder stark aufgefrischt und uns den Sand ordentlich um die Ohren getrieben, so dass wir ihn nun in jeder erdenklichen Ritze vorfinden. Als wir losfahren, knirscht es noch ein bisschen, doch das gibt sich nach den ersten Kilometern.

Die bringen wir auf der Autobahn nach Haifa hinter uns, das schon die ganze Zeit am anderen Ende der Bucht zu uns herüber grüßt. Es ist eine angenehme Stadt mit einem großen Hafen und vielen über die steilen Hänge gebauten Häusern. Die Keimzelle der Stadt ist „The German Colony“, die ehemalige Siedlung württembergischer Auswanderer, der protestantischen Templer, deren alte Häuser heute alle unauffällig renoviert und einem neuen Nutzen zugeführt wurden. Deren alte Hauptstraße führt in gerader Linie auf das prächtige Mausoleum des Bab mit seiner imposanten Kuppel zu, dem architektonischen Fixpunkt der Hängenden Gärten am Berg Carmel. Wer mehr über die Religion der Baha`i erfahren möchte, kann sich auf www.bahai-religion.com informieren.

Wir steigen unzählige Treppen entlang der traumhaft angelegten Gärten empor, besuchen in andächtiger Ruhe das Mausoleum des Bab und erfreuen uns an der wunderbaren Aussicht über die weite Bucht von Haifa. Die gesamte Anlage ist in einer floralen Perfektion gestaltet, der Duft tausender bunter Blüten betört die Sinne und man ist schnell gefangen von der Ausstrahlung dieser religiösen Stätte.

Am Nachmittag verlassen wir die Stadt in Richtung Süden, immer direkt entlang der ungemein fruchtbaren Küstenebene. Die Autobahn bringt uns rasch hinunter nach Caesarea, dem antiken Hafen der Griechen und Römer. Ganz in der Nähe der Ausgrabungsstätte fahren wir auf einen großen Parkplatz direkt am Meer, wo die Reste eines einst mächtigen Aquädukts über viele hundert Meter entlang der Küste noch heute von der einst wichtigen Stadt zeugen und uns mit seinen endlosen Bögen eine wunderbare Silhouette in die untergehende Sonne zeichnet.

Akko  -  Caesarea  -  75 km  -  km 59700

 

 

28.März 2013 - Nach Nazareth

Unschlüssig stehen wir vor der Ausgrabungsstätte. So richtig viel ist von außen nicht zu erkennen, der Plan verspricht einige Mosaike zwischen alten Grundmauern ehemaliger römischer Villen, ein paar aufgerichtete Säulen und ein römisches Theater, umgeben von dicken Mauerresten aus byzantinischer Zeit. Doch was uns wirklich stört, das sind dutzende, im Wind flatternde, bunte Flaggen, eine nervige Musikbeschallung, die über das ganze Areal tönt und schon von außen erkennbare, zu offensive Restaurationen. Wir entscheiden, dass uns das Angebotene den teuren Eintritt nicht wert ist, die passende Stimmung wird hier nicht aufkommen.

So verlassen wir diesen Mix aus historischem Gemäuer und moderner Picknickkultur und machen uns auf den Weg nach Nazareth. Es herrscht dichter Osterfeiertagsverkehr, doch die Entfernungen sind erfreulicherweise nicht groß. Wir passieren Hadera und Afula und sehen Nazareth schon von Weitem auf einem Hügel liegend die Umgebung beherrschen.

Unser erster Stopp gilt einem farbenfrohen Obst- und Gemüsemarkt, wo wir unsere Vorräte mit frischen Früchten aus der Umgebung ordentlich aufstocken. Dann versuchen wir, in der Stadt einen vernünftigen Platz für die Nacht zu finden, was allerdings an der Enge der Bebauung schnell scheitert. Also fahren wir am Stadtrand auf den Berg des Abgrunds, von dem Jesus einst herunter gestoßen werden sollte, allerdings dabei seinen Verfolgern noch einmal entkam.

Von uns will niemand etwas, im Gegenteil, die vorbeikommende Streife erlaubt uns das Übernachten ausdrücklich, gibt uns sogar noch ihre Mobilfunknummer, falls etwas sein sollte und schließt bei Einbruch der Dunkelheit das Einfahrtstor zum Park, so dass wir bestens aufgehoben vor dem nächtlichen Lichtermeer Nazareths den Vollmond aufgehen sehen.

Caesarea  -  Nazareth  -  85 km  -  km 59785

 

 

29.März 2013 - Conny hat Geburtstag!

Vor genau einem Jahr sind wir in „Manni“ umgezogen, haben dabei das bisherige Leben hinter uns gelassen. Und es ist Conny`s Geburtstag, den wir heute feiern dürfen!

Nach einem gemütlichen Vormittag mit intensivem Aufwachen, heißen Duschen, einem reichhaltigen Frühstück mit Blick auf Nazareth und vielen schönen Skypeanrufen unserer Familien warten die Kirchen dieses berühmten Ortes schon ungeduldig auf uns. Verkündigungskirche und St. Gabriel-Kirche sind die wichtigsten dabei, ansonsten fehlt uns so ein bisschen der gedankliche Zugang zum Gebotenen. Wir bummeln noch ein wenig durch die Gassen, doch so richtig gefallen will es uns hier nicht.

Nicht weit von Nazareth ragt der Mount Tabor aus der Ebene empor, und auf dessen Haupt kurbeln wir jetzt hoch. Unten warnt uns ein Schild mit einem Fahrverbot für LKW über 4 Tonnen Gewicht und 2,5 Metern Höhe. Doch die schmale Serpentinenstecke stellt uns vor keine Probleme und die Höhenbeschränkung bezieht sich schlussendlich lediglich auf die Hofeinfahrt zur Verklärungsbasilika oben am Gipfel.

Wir stellen uns etwas abseits an den Rand der schmalen Straße, werden von arabischen Picknickern sofort zum Kaffee eingeladen und genießen den herrlichen Blick, der über ganz Galiläa reicht. Und zur abendlichen Feier gönnen wir uns unser letztes superzartes Rinderfilet aus den Emirates mit einer gepflegten Flasche Pinotage von den fruchtbaren Hängen des Golan.

Nazareth  -  Mount Tabor  -  30 km  -  km 59815

 

 

30.März 2013 - Auf nach Jerusalem!

Der morgendliche Rundblick über das fast schon paradiesisch fruchtbare Land unter uns begeistert uns erneut und gibt einen tollen Rahmen für das Frühstück ab. Anschließend statten wir der Verklärungskirche noch einen Besuch ab, die zwar in einer wunderschönen Umgebung liegt, allerdings sehr nüchtern und kalt auf uns wirkt.

Fast im Schritttempo rollen wir wieder hinunter in die grüne Ebene, so steil und eng bauen sich die Kurven vor uns auf. Unten angekommen geht es durch das Harod-Tal vorbei an Bet-Sche`an immer tiefer ins Jordantal hinein. Wir passieren eine Kontrollstelle und sind plötzlich in der Westbank, diesem mehrheitlich von Palästinensern bewohnten Gebiets. Sofort fällt der Unterschied zu Galiläa auf – es wirkt alles viel ärmlicher und schmutziger, die wenigen Plantagen erscheinen ungepflegter. Jüdische Siedlungen sind stacheldrahtumzäunt und torgesichert, eine beklemmende Stimmung breitet sich aus.

Die Gegend wird wüstenartiger, je weiter wir dem Jordan folgen, immer direkt an der mit vier aufeinanderfolgenden Zäunen gesicherten Grenze zu Jordanien. Um Jericho weitet sich das Tal, große Palmenhaine verstecken die schmucklose Stadt. Und dann sind wir wieder am Toten Meer, das sich vor uns mit seiner spiegelglatten, blauen Wasserfläche zwischen die kargen Wüstenberge zwängt.

Von nun an geht es wieder kräftig bergauf. Die Autobahn schlängelt sich über 1000 Höhenmeter hinauf in die judäischen Berge, vorbei an ärmlichsten Wellblechhütten und Ziegenhaarzelten palästinensischer Halbnomaden, die mit ihren Ziegen und Schafen zu den kümmerlichen Weidemöglichkeiten ziehen. Dann wieder ein schwer bewaffneter Checkpoint, und wir sehen die Türme Jerusalems. Wir entdecken eine mannibreite Straße hinauf auf den Ölberg und stellen uns auf den Parkplatz des Aussichtspunktes genau gegenüber der goldenen Kuppel des Felsendoms.

Was für ein Panoramastellplatz! Direkt gegenüber der Altstadt, umgeben von den berühmten Kirchen des Christentums und der jüdischen Geschichte, vor uns der von den Moslems verehrte Tempelberg. Doch es ist auch der Treffpunkt der arabischen Jugend hier oben, und so wechseln wir zum Schlafen später doch noch den Platz. Und den finden wir dann inmitten der Olivenbäume oberhalb der Gethesmane-Kirche.

Mount Tabor  -  Jerusalem  -  165 km  -  km 59980

 

 

31.März 2013 - Die Altstadt von Jerusalem

Es gibt wohl kaum einen geschichtsträchtigeren Platz auf dieser Welt als die engen Gassen hinter den mächtigen Mauern aus osmanischer Zeit. Judentum, Christenheit und Islam betrachten diese Stadt als den Ort, an dem die jeweilige Religion Bedeutendes erfahren hat. Und so ist bis in die heutige Zeit dieser Platz der unzähligen Synagogen, Kirchen und Moscheen der wohl unruhigste Krisenherd der Menschheit geblieben.

Als wir das geschichtsträchtige Gemäuer durch das Löwentor betreten, werden soeben einige Palästinenser von den schwer bewaffneten Sicherheitskräften aus dem Bereich des Tempelbergs in ein nahegelegenes Polizeigebäude gefesselt abgeführt. Ein Einstieg, der bedenklich stimmt.

Entlang der Via Dolorosa, auf der Jesus einst von seinen Henkern zum Kreuzigungsplatz getrieben wurde, erreichen wir die Grabeskirche, in der soeben die Ostermesse gefeiert wird. Stimmungsvolle Gesänge der Gläubigen aus aller Welt erfüllen die dunklen Räume, die nur vom Schein unzähliger Kerzen erhellt werden. Lange noch sitzen wir auf den Stufen vor der Kirche und beobachten das Geschehen.

Die komplett ummauerte Altstadt ist unterteilt in das jüdische, das armenische, das christliche und das muslimische Viertel, jeweils geprägt von den verschiedenen Lebensweisen und Religionen. Fast unmerklich wandeln wir von einer Welt in die andere und einige Gassen weiter wieder zurück. Und plötzlich stehen wir vor der Klagemauer, dem wichtigsten Heiligtum der jüdischen Religion. In fast schon extasischer Hingabe verharren die Menschen hier im Gebet, lesen in der Thora und wiederholen in monotonem Sprechgesang nur ihnen geläufige Sätze.

Den ganzen Tag lassen wir uns durch diese fremden Welten treiben, saugen dieses pulsierende Leben in uns auf. Erst als wir wieder auf unserem Platz mit der Aussicht auf die östliche Stadtmauer mit der leuchtenden Kuppel des Felsendoms sitzen, spüren wir die Müdigkeit in uns aufsteigen.

Jerusalem  - 0 km  -  km 59980

 

 

01.April 2013 - Auf dem Tempelberg

Gestern war er für Besucher gesperrt, da es wohl einigen Ärger gegeben hat, und so machen wir uns heute schon vor dem Frühstück auf, diese für Moslems drittwichtigste Stätte auf der Welt zu besuchen. Hier soll der Prophet Mohammed seinerzeit gen Himmel aufgefahren sein, und so bauten die arabischen Herrscher der damaligen Zeit einen prächtigen Dom über den Felsen, von dem aus dies geschehen war. Unglücklicherweise befinden sich genau unter diesem besagten Felsendom die Reste des ehemaligen jüdischen Tempels, von dem lediglich die Westmauer, die sogenannte Klagemauer, übrig geblieben ist. Und damit erklärt sich fast von selbst, warum es hier seit Jahrhunderten immer Zoff gibt.

Nach strengen Sicherheitskontrollen der heutigen Staatsmacht dürfen wir hinein in dieses islamische Zentrum, das uns sofort mit seiner ruhigen Ausstrahlung gefangen nimmt. Mittelpunkt ist natürlich der reich verzierte Felsendom mit seiner weithin sichtbaren, goldenen Kuppel, flankiert von der Al- Aksa Moschee sowie weiteren kleineren Gebetshäusern, Schulen und Brunnenanlagen. Uralte Olivenbäume spenden Schatten, in dem sich koranlesende Männerrunden und den Alltag besprechende Frauengruppen zusammenfinden.

Betreten dürfen wir die alten Gebäude nicht, doch allein die Atmosphäre an sich ist beeindruckend und lässt uns den ganzen Vormittag verweilen. Erst kurz vor dem Ende der erlaubten Besuchszeit verlassen wir dieses Zentrum islamischer Geschichte und fahren wieder hoch zum tollen Aussichtspunkt gegenüber der Altstadt. Leider ist inzwischen die Sicht dermaßen eingetrübt, dass wir kaum noch einzelne Strukturen der Stadt erkennen können. Und so verquatschen wir den Nachmittag mit Abed, dem 88jährigen, arabischen Friedhofwärter des jüdischen Friedhofs hier oben am Ölberg, der uns viele interessante Geschichten aus den vergangenen 75 Jahren erzählen kann. Die Nacht verbringen wir dann wieder auf unserem Parkplatz im Olivenhain oberhalb der Gethsemane-Kirche.

Jerusalem  -  0 km  -  km 59980

 

 

02.April 2013 - Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem

Selten fehlten mir die Worte so sehr wie nach diesem Besuch.

Es soll mahnen und erinnern, erklären und helfen zu verstehen. Die Wucht der Bilder, der Filme und Dokumentationen, die persönlichen Relikte der Gepeinigten, alles ist so übermächtig, so niederschmetternd, dass mir das Denken schwer fällt. Wie von einem wirren Strudel erfasst, drehen sich meine Gedanken um diese unfassbaren Geschehnisse, unfähig, das Gesehene zu verarbeiten. Was für kranke Gehirne, fern jeglicher Moral und Kultur, seelenlos und gleichgültig, konnten sich solche Grausamkeiten erdenken.

Sechs Millionen Menschen sind auf bestialische Weise gedemütigt, ermordet, vernichtet worden, von Vertretern eines Volkes, das sich rühmte, eines der zivilisiertesten der Welt zu sein. Diese Menschen wurden wie Vieh gebrandmarkt, gettoisiert, und schließlich auf jede nur erdenkliche Weise umgebracht. Tränen der Wut, der Trauer, der Betroffenheit lassen meinen Blick auf das Unvorstellbare verschwimmen, ich friere.

Ich brauche lange, Worte zu finden, das Gesehene zu beschreiben, es brennt tief in mir, und ich habe das Bedürfnis, um Verzeihung zu bitten, obwohl ich mich in keiner Schuld befinde.

Danach verlangt es uns nach Ruhe. Wir verlassen Jerusalem, fahren hinaus in die judäischen Berge, die karg und steil hinunterfallen ins Jordantal. Doch seltsame Parallelen soeben gesehener Geschichte begleiten uns hierbei. Wir passieren schwerbewaffnete Checkpoints, die hermetisch abgeriegelte – gettoisierte – Wohngebiete bewachen, weithin sichtbare Warnschilder verbieten das Betreten dieser Sektoren, deren Bewohner verschiedenfarbige Kennkarten immer mit sich führen müssen. Arrogante Kontrollen signalisieren den Kontrollierten ihre Zweitklassigkeit.

Wir sind verwirrt, verstehen die Welt nicht mehr.

Beim Kloster Mar Saba finden wir wieder zu uns, dürfen uns direkt vor den Eingang stellen und werden von den griechischen Mönchen mit Tee und Schokolade versorgt. Und später bringt uns der palästinensische Wachmann auch noch einen Bohneneintopf zum gemeinschaftlichen Abendessen vorbei…

Jerusalem  -  Kloster Mar Saba  -  55 km  -  km 60035

 

 

03.April 2013 - Glockengeläut weckt uns…

…sonst herrscht entspannte Stille um uns herum. Unser Wachmann überrascht uns mit frischem Brot und typischen Kräutern in Olivenöl, das er aus seinem Dorf geholt hat, und wir beginnen den Tag mit einem gemeinsamen Frühstück.

Mar Saba liegt herrlich abgeschieden in den steilen Hängen des auslaufenden Kidrontales und bietet seit rund 1500 Jahren orthodoxen Mönchen einen Ort des Gebetes. Wir steigen in das Tal hinab, queren den Bach im Grund und setzen uns auf die gegenüberliegende Seite auf Höhe des Klosters, denn von hier haben wir einen phantastischen Blick auf den gesamten Komplex.

Wir verabschieden uns von unserem netten“ Beschützer“, und machen uns auf den Weg hinunter ins Jordantal. Dabei kommen wir wieder durch einige palästinensische Orte, die von waffenstarrendem Militär abgeriegelt sind. Doch die Menschen lachen uns zu und winken freundlich, trotz ihrer prekären Lebenssituation.

Und dann sind wir wieder am Toten Meer, diesmal auf der anderen Seite. Es ist heiß hier unten, wolkenloser Himmel und überraschend klare Luft lässt den Blick weit hinein nach Jordanien schweifen. Wir fahren bis zur Oase En Gedi, wo zwei tief in die Felsen eingeschnittene Wadis und tausende Dattelpalmen für ein überraschend grünes Umfeld sorgen. Ein großer Rastplatz mit der Möglichkeit, oberhalb des salzigen Wassers zu übernachten, macht es uns leicht, den Nachmittag hier zu verbringen.

Kloster Mar Saba  -  En Gedi  -  85 km  -  km 60120

 

 

04.April 2013 - Masada

Wir haben erfahren, dass es ein paar Kilometer weiter schöne Bademöglichkeiten gibt, und so machen wir uns im Lauf des Vormittags dahin auf. Unterwegs gibt es allerdings noch die historisch interessante Bergfestung von Masada, wo sich zur Römerzeit in Erwartung des Falles der Festung rund 1000 Juden in einem kollektiven Selbstmord vor der Sklaverei bewahrt haben. Da die Überreste der ehemaligen Stadt auf dem Berg unter den Massen von Touristen wohl kaum zu erkennen wären, verzichten wir auf den Besuch und betrachten das Ganze von den skurrilen, weißen Sandsteingebilden am Fuße des Berges aus.

Anschließend fahren wir nach En Boqeq, der Hotelmeile hier am Toten Meer, wo wir uns zwischen die Urlauberghettos an den feinsandigen Strand stellen und wie die Korken auf dem türkisfarbenen Wasser umhertreiben. Dank ordentlicher Strandduschen ist dieses Vergnügen auch ganz gut zu ertragen.

En Gedi  -  En Boqeq  -  50 km  -  km 60170

 

 

05.April 2013 - Vom Toten Meer zum Mittelmeer

Wir bekommen die Information, dass sich die Abfahrt unseres  Frachters nach Italien nochmal um eine gute Woche verschieben wird, und entschließen, diese Passage wieder zu stornieren und von Haifa nach Iskenderun in die Türkei überzusetzen, da uns die Aussicht, eine weitere Woche in Palästina zubringen zu müssen, nicht eben begeistert. So verbringen wir den Vormittag mit den entsprechenden organisatorischen Aufgaben, und es ist schon wieder Mittag, als alles unter Dach und Fach ist.

Nach einer überraschenden Einladung zum Cappuccino von einem österreichischen Paar, das uns vor ihrem Hotel hat stehen sehen, starten wir schließlich in Richtung Westen ans Mittelmeer, da die neu gebuchte Fähre schon am 09. April ablegen soll. Über 1000 Höhenmeter geht es nun erst mal wieder hoch aus dem tiefsten Graben der Welt, durch die kargen Wüstenberge Judäas. Wir passieren Arad, lassen Be`er Scheva links liegen, wogende Getreidefelder säumen unseren Weg, sogar dichte Wälder mit mediterranem Gehölz erfreuen unsere Augen.

Kurz vor Aschqelon, knapp am wieder unruhigen Gazastreifen vorbei, biegen wir ab nach Aschdod. Am südlichen Stadtrand dieser modernen Hafenstadt bietet sich ein herrlicher Sandstrand mit schönen Parkplätzen als Standort für die Nacht an. Und so spazieren wir noch ausgiebig durch den kräftigen Wind, der eine massive Brandung am Ufer auflaufen lässt.

En Boqeq  -  Aschdod  -  140 km  -  km 60310

 

 

06.April 2013 - Ein Tag am Meer

Schon früh belebt sich der Strand vor uns, es ist Sabbat, und die Menschen genießen das Wochenende bei herrlichstem Sonnenwetter. Angenehm warm ist es heute, und so stürzen wir uns natürlich in die Wellen. Eine ziemlich hartnäckige Strömung und ein wenig sauberes Wasser lassen dabei allerdings keine so rechte Freude aufkommen.

So behandeln wir „Manni“ mal wieder mit der Fettpresse, versuchen, den Fehler in der Dieselpumpe zwischen unseren Separfiltern zu finden, sitzen faul unter den Palmen und beobachten das Leben um uns herum. Und schon geht die Sonne wieder unter…

Aschdod  -  0 km  -  km 60310

 

 

07.April 2013 - Jaffa

Auch heute genießen wir bis in den frühen Nachmittag hinein das tadellose Sommerwetter, denn es ist noch wärmer als gestern, der Wind hat fast aufgehört und das Meer ist wieder super sauber.

Doch wir wollen noch nach Jaffa, der alten Hafenstadt, die heute zum Vorort von Tel Aviv geworden ist. Es ist nicht weit bis dorthin, und so sind wir schnell am Ziel, stellen uns auf einen großen Parkplatz unterhalb der Altstadtmauern direkt neben den Hafen und bummeln in der späten Nachmittagssonne durch die schön restaurierten Gassen. Es ist die erste alte Stadt, die uns hier wirklich gefällt, und so bleiben wir noch auf der Hafenmole sitzen, bis die Sonne sich unauffällig im Dunst verabschiedet.

Aschdod  -  Jaffa  -  45 km  -  km 60355

 

 

08.April 2013 - Der Frachter ist gebucht!

Zwei Wohnmobile parken neben uns, als wir einen ersten Blick nach draußen riskieren. Es ist Yosi mit einem riesigen LKW und sein Freund mit einem alten Kastenwagen. Beide leben in ihren Eigenbauten, ihren Reisemöglichkeiten sind leider enge Grenzen gesetzt. Natürlich verbringen wir den Vormittag mit Fachsimpeln und gegenseitigem Betrachten der rollenden Heime.

Dann müssen wir los nach Haifa, um unsere Überfahrt in die Türkei klar zu machen. Es ist neblig trüb heute, als wir auf der Autobahn vorbei an Tel Aviv und Herzlia, an Netanja und Caesarea nach Norden fahren. Mittags sind wir wieder in der Stadt der Baha`i, das Fährbüro ist schnell gefunden, und um rund 1000 Euro leichter, aber mit den Tickets in der Hand sind wir schon bald wieder draußen.

Da der Frachter, aus Ägypten kommend, schon jetzt Verspätung hat – wie soll  es auch anders sein – haben wir nun Zeit bis übermorgen Abend. Also fahren wir erst mal raus aus der Stadt uns stellen uns direkt an der Strand. Heftiger Wind und starker Wellengang verhindert das Baden, mal sehen, ob uns morgen der Frühling wieder verwöhnt.

Jaffa  -  Haifa  -  125 km  -  km 60480

 

 

09.April 2013 - Warteschleife am Strand

Natürlich passiert heute nichts. Wir sitzen viel vor dem Laptop und gehen zwischendurch am Strand spazieren. Der Wind bläst immer noch ziemlich stark, „Manni“ wird so langsam von einer leichten Salz- und Sandschicht überzogen. Baden reizt nicht so besonders, denn es hat auch ganz schön abgekühlt, im Wind sind es gerade noch 18°C.

Am Nachmittag bekommen wir die ernüchternde Nachricht, dass sich die Verspätung des Frachters bis in den Freitag hinein ausdehnen wird. Na prima…

Haifa  -  0 km  -  km 60480

 

 

10.April 2013 - Und noch ein Tag am Strand

Eine Kopie des Vortages bahnt sich an, denn es gibt nichts wirklich Spannendes zu berichten. Inzwischen werden wir immer wieder mal von Neugierigen besucht, die uns nun schon den dritten Tag hier stehen sehen. So ergeben sich ein paar kurze Gespräche, doch zu mehr sind die Menschen hier anscheinend nicht in der Lage oder auch nicht wirklich interessiert. Ein eigenartiges Land…

Und nichts Neues aus dem Hafen…

Haifa  -  0 km  -  km 60480

 

 

11.April 2013 - Der Frachter soll heute endlich kommen…

…das wurde uns per Mail mitgeteilt. So befreien wir „Manni“ vor seiner Salzkruste und ab geht es in den Hafen. Dort wird uns mitgeteilt, dass der Kahn erst in der Nacht gegen 23:00 Uhr eintrudeln wird. Also ab zurück an den Strand…

Haifa  -  35 km  -  km 60515

 

 

12.April 2013 - Endlich an Bord…

…doch es zog sich hin. Den ganzen Vormittag sitzen wir herum, warten auf Abfertigung und Stempel und auf das Entladen der Fähre. Gegen Mittag ist es endlich soweit, erst fahren rund 80 Sattelzüge und dann wir als Letzte an Bord, damit wir in Iskenderun als Erste wieder runter kommen.

Am frühen Nachmittag geht es los, erst entlang der Küsten von Palästina und dem Libanon, später in der Nacht dann vorbei am kriegsgeplagten Syrien. Doch davon bekommen wir nichts mehr mit, denn  zwei nette türkische Lastwagenfahrer stellen uns ihre Kabine zum Schlafen und Duschen zur Verfügung, als sie erfahren, dass wir nur Pullmannsitze gebucht haben und auf diesen auch die Nacht verbringen werden. Sie ziehen zu zwei Kollegen in die Viermannkabine und wir genießen die Vorzüge eines vernünftigen Betts. Unglaublich…

Haifa  -  10 km  -  km 60525

 

 

13.April 2013 - Wieder in der Türkei

 Anfangs sieht alles ganz entspannt aus, dank der supernetten Trucker sind wir ausgeruht und fit. Bei Sonnenaufgang laufen wir in den Hafen von Iskenderun ein, dann ist Geduld gefragt. Erst mal werden sämtliche Frachtpapiere der rund 80 Trucker eingesammelt, anschließend werden die bereits gestern einbehaltenen Pässe gestempelt. Als wir endlich von Bord fahren dürfen, sollen wir auf den Zoll warten, der uns mit einem Stempel das Einführen des Fahrzeugs bestätigen muss.

Es kommt ein dicker Typ, der unsere Pässe, Fahrzeugpapiere und Versicherungsnachweis mitnimmt und behauptet, der Zoll mache erst wieder um 12 Uhr mittags auf. Als mir das Ganze nach einer Stunde komisch vorkommt, bietet er uns an, gegen Zahlung von 50 Dollar alles sofort zu erledigen. Wütend ob des Versuches, uns zu löffeln und auch über mich selbst, auf seine Tour hereingefallen zu sein, nehme ich ihm unsere Papiere vom Tisch und wir machen uns selbst auf den Weg, alles Weitere zu erledigen. Das gelingt uns natürlich nicht mehr vor Mittag, und so sind wir erst gegen 14 Uhr aus dem Hafengelände raus.

Wir nehmen die mautfreie Schnellstraße über Dörtyol und Ceyhan nach Adana durch herrlich grüne Landschaften, denn die Gegend ist eine der fruchtbarsten in der Türkei. Doch auch viel Industrie hat sich hier niedergelassen, und so ist ein überaus dichter Siedlungsbrei entstanden, der nicht gerade die Attraktivität fördert, auch wenn am Horizont die noch schneebedeckten Dreitausender des Taurus-Gebirges zu uns herunter grüßen.

In Adana stürmen wir den Lebensmittelgroßmarkt einer deutschen Kette und laden den Wagen voll, bis sich unsere Kühl- und Gefrierschränke fast nicht mehr schließen lassen. Weiter geht es dann über Taurus und Mersin, wo wir schon bei Dunkelheit wieder auf die Küste stoßen, die sich hinter unendlichen Reihen von Wohnblöcken allerdings nur erahnen lässt. So fahren wir noch bis Erdemli, um schlussendlich im Ortsbereich einen ruhigen Platz direkt am Meer zu entdecken.

Iskenderun (Türkei)  -  Erdemli  -  250 km  -  km 60775

 

 

14.April 2013 - Ein entspannter Tag…

…ist notwendig, nach dem Zirkus und der langen Fahrt von gestern. Schon nach wenigen Kilometern sind wir in Kizkalesi, einem überschaubaren Ort mit einem herrlichen Sandstrand in einer sichelförmigen Bucht. Zwei Burgen beherrschen die Szenerie, eine steht am Ufer, die andere auf einer winzigen Insel nur hundert Meter vom Ufer entfernt.

Als wir so über die Promenade schlendern, um einen schönen Platz auszumachen, werden wir von Nur und Peter, einem türkisch-deutschen Rentnerpaar angesprochen, die „Manni“ in ihrer Straße haben parken sehen. Sie laden uns spontan in ein Cafe ein und wir erfahren eine Menge interessanter und lustiger Dinge aus ihrem abwechslungsreichen Leben. Nachdem sie jahrelang im Ort ein Café geführt hatten, sind sie nun im Ruhestand und genießen die Jahre.

Anschließend stellen wir uns auf einen kleinen Parkplatz genau gegenüber der winzigen Insel mit der Burg und vertrödeln den Tag mit Lesen und Spazieren gehen. Als die Sonne so langsam im Dunst der Berge verschwindet und sich die Dunkelheit über die Bucht legt, erstrahlt die Burg in kitschigem Licht und gibt dem Ganzen einen Hauch von Zuckerbäckeridyll. Doch nach einer Stunde erbarmt sich jemand und schaltet den Strom ab…

Erdemli  -  Kizkalesi  -  30 km  -  km 60805

 

 

15.April 2013 - An den südlichsten Punkt der Türkei

Den Vormittag vertrödeln wir noch mit surfen im Internet, aber dann starten wir entlang der Küste weiter in Richtung Westen. Nach Silifke mit seiner mächtigen Burg schraubt sich die schmale und kurvenreiche Straße immer wieder hoch in die Berge, um kurz darauf steil in die nächste Bucht hinunter zu fallen. Stunde um Stunde kurbeln wir so langsam dahin, in Aydincik machen wir Mittagsrast, und am Spätnachmittag erreichen wir endlich Anamur.

Direkt am gleichnamigen Kap schmiegen sich die Reste der alten Stadt Anamurium in die grünen Flanken der Hänge oberhalb einer kleinen Bucht. Wir dürfen auf dem Parkplatz, der mitten in der Ruinenstätte liegt, übernachten. Natürlich spazieren wir noch etwas im verwunschen wirkenden Gelände herum, bewundern den guten Erhaltungsgrad der einzelnen Gebäude und beobachten die Wellen bei ihrem Spiel mit den umgestürzten Säulen und Mauerresten.

Erste Regentropfen treiben uns in „Manni“ zurück, und schon bald darauf geht ein kräftiges Gewitter über uns nieder. In den grellen Blitzen leuchten die Trümmer der Geisterstadt gespenstig auf, während gewaltige Donnerschläge und der prasselnde Regen für eine unheimliche Stimmung sorgen.

Kizkalesi  -  Kap Anamur  -  170 km  -  km 60975

 

 

16.April 2013 - Tourismus pur…

…prägt inzwischen die gesamte Küste zwischen Gazipasa und Antalya. Die nahezu durchgängige Bebauung mit Billigburgen und Nobelschuppen samt all den dazugehörigen Strukturen macht aus diesem ehemals tollen Küstenabschnitt eine unansehnliche Massentourismusabfertigung. Historische Highlights wie Side oder Aspendos verschwinden im Schatten der ausufernden Bettenburgen, die wenigen noch frei zugänglichen Strandabschnitte werden von der vierspurigen Schnellstraße beschallt. Und in den kilikischen Bergen schlägt der unerbittliche Straßenbau hässliche Wunden, die nie wieder verheilen werden.

So bringen wir diese Strecke emotionslos hinter uns, passieren Gazipasa, den traurigen Touristenhöhepunkt Alanya, das ausufernde Manavgat samt Side, Serik sowie die alten Städte Aspendos und Perge und erreichen schließlich nach einem kurzen Regenschauer Antalya.

Die Metropole des Südens hat sich inzwischen weit in der Küstenebene ausgebreitet, konnte dabei jedoch einen gewissen Charme retten. Doch den wollen wir uns morgen gönnen, für heute sind wir erst mal bedient. Oberhalb der Steilküste, auf der ein Großteil der Stadt steht, stellen wir uns unweit der Altstadt auf einen kleinen Parkplatz und genießen die Nachmittagssonne über der weiten Bucht und den dahinter steil aufragenden Bergen.

Kap Anamur  -  Antalya  -  265 km  -  km 61240

 

 

17.April 2013 - Von Antalya nach Pamukkale

Den ganzen Vormittag bummeln wir durch die dezent renovierte Altstadt, in der sich dank der Vorsaison das Touristenaufkommen noch in Grenzen hält. So ist es sehr angenehm hier, auch wenn es sich für uns ungewohnt anfühlt, an jedem Laden in meist akzentfreiem Deutsch angesprochen zu werden. Man merkt, wir nähern uns der Heimat…

Nach einigen Skype-Anrufen verlassen wir diese freundliche Stadt und fahren hinauf auf die Hochebene zwischen den Bergen, die rund um Antalya einen natürlichen Riegel bilden. Das spüren wir auch sofort an der Temperatur, von den 25°C unten an der Küste bleiben gerade mal 8°C übrig. Dazu bläst ein heftiger Wind und der Himmel versteckt sich über einer undurchdringlichen, dunklen Wolkenschicht.

Über Korkuteli und Acipayam kommen wir nach Denizli, wo fast immer ein unangenehmer Smog über den Häusern hängt, da die Stadt in einem engen Kessel liegt. Doch wir fahren nur durch, unser Ziel ist Pamukkale mit den bekannten Sinterterrassen, die schon von weither sichtbar an einem Berghang kleben. Etwas außerhalb der teuren Campingplätze stellen wir uns an den Rand eines Friedhofes und verleben dort eine besonders ruhige Nacht…

Antalya  -  Pamukkale  -  250 km  -  km 61490

 

 

18.April 2013 - Ein erster Blick nach Europa

Leider ist auch heute Vormittag der Himmel noch grau, und so gleichen die einstmals weißen Sinterterrassen Pamukkales eher dem angeschmutzten Rest eines Gletschers, der träge über den Abhang hängt. Bei so wenig fotogenen Erwartungen verzichten wir auf den überteuerten Eintritt und laufen ein wenig um das Areal herum, was bei diesen Lichtverhältnissen durchaus ausreicht.

Über eine schmale Nebenstraße kommen wir anschließend in das Dorf Akköy, als uns plötzlich ein Bremach entgegen kommt. Es sind Gaby und Dirk, die vor kurzem zu einer vierjährigen Weltreise gestartet sind. Und da heute hier ein Dorffest mit freier Verköstigung und Musik stattfindet, setzten wir uns natürlich dazu und tauschen unsere Erfahrungen aus.

Eine Stunde später verabschieden wir uns voneinander, kommen jedoch gerade mal nach Sarayköy, wo wir an der Tankstelle von den Jungs gleich mal zum Tee eingeladen werden und „Manni“ mit dem Hochdruckreiniger vom Dreck der gestrigen Regenfahrt befreien können. Und so ist es bereits wieder Nachmittag, als wir uns auf den Weg machen.

Vorbei an Buldan und Alasehir, durch unendliche Weinberge und Obstplantagen, erreichen wir das fruchtbare Tal von Menderes, das sich bis nach Izmir an die Küste erstreckt. Über Salihli und Turgutlu, Manisa und Menemen kommen wir schlussendlich in die Küstenebene nördlich von Izmir. Im ersten Ort an der Küste, in Aliaga, stellen wir uns direkt an der Uferpromenade auf einen kleinen Parkplatz und lassen uns den Wind um die Nasen pfeifen. Die griechische Insel Lesbos ist zum Greifen nahe vor uns und gewährt uns einen ersten Blick nach Europa, während die Sonne langsam hinter der ortsansässigen Raffinerie romantisch versinkt…

Pamukkale  -  Aliaga  -  280 km  -  km 61770

 

 

19.April 2013 - Die Inselwelt von Ayvalik

Strahlender Sonnenschein weckt uns heute, doch der starke Wind, der die kalte Luft aus dem Norden bringt, ist geblieben. Wir lassen uns viel Zeit, starten erst im Lauf des Vormittags und sind gegen Mittag schon in Ayvalik. Dieses verwinkelte Städtchen mit seinem buckligen Kopfsteinpflastergassen und zum Teil noch alter Bausubstanz liegt inmitten einer weitläufigen Buchtenlandschaft mit über 20 vorgelagerten Inseln.

Unser Versuch, über eine immer schmäler werdende Nebenstraße zum Ufer vorzustoßen, endet auf einem Dorfplatz, wo zum Wenden von „Manni“ fast die Auslagen der Läden und Cafehausstühle versetzt werden müssen. Kein Durchkommen für unseren Großen. Also erst mal wieder hinaus auf die Umgehungsstraße und einen neuen Anlauf wagen. Dabei entdecken wir noch einen riesigen Supermarkt, deren Angebot und Internetanschluss gleich mal ausgiebig genutzt wird.

Eine neue Straße über einen Damm bringt uns anschließend auf die Hauptinsel, wo wir gegenüber von Ayvalik inmitten grüner Wiesen und direkt am Wasser einen tollen Platz für uns finden. Doch den Nachmittag verbringe ich zunächst unter „Manni“, um den Diesel aus dem Zusatztank Kanister für Kanister in den Haupttank umzufüllen, da die Pumpe, die für diesen Dienst eigentlich zuständig ist, den Geist aufgegeben hat.

Als ich damit fertig bin, steht die Sonne schon so tief und der Wind bläst so kalt, dass wir nur noch kurze Zeit draußen sitzen, um das herrliche Panorama zu genießen. Mal sehen, ob es morgen besser ist…

Aliaga  - Ayvalik  -  110 km  -  km 61880

 

 

20.April 2013 - Schiffe gucken an den Dardanellen

Auch heute früh vergällt uns der kalte und scharfe Wind ein Verweilen am Wasser, also packen wir nach dem Frühstück zusammen und machen uns auf in Richtung Norden. Vorbei an unzähligen Ferienhäusern und hässlichen Hochhäusern passieren wir Burhaniye und Edremit, Akcay und Kücükkuyu. Erst hier, wo die dreispurige Küstenstraße sich als schmales Sträßchen steil in die Berge windet, wird die Landschaft wieder so ursprünglich, wie sie einmal überall hier war. Dichter Wald, in dem immer wieder mal die Dächer winziger Dörfer hervor blitzen, säumt unseren Weg. Wir kommen durch die Landstädtchen Ayvacik und Ezine, die Straße wird wieder besser und senkt sich langsam hinunter zurück zum Meer.

Plötzlich weitet sich der Blick, die Halbinsel Gallipoli kündigt Europa an, wir sind an den Dardanellen, dieser schmalen Wasserstraße, die das Mittelmeer mit dem Schwarzen Meer verbindet. Dichter Schiffsverkehr lässt die Wichtigkeit dieser Passage erkennen. In einem Villenvorort von Canakkale entdecken wir einen schönen Platz direkt am Meer und genießen nun im Windschatten von „Manni“ die herrliche Sicht auf das maritime Treiben vor uns.

Als wir uns gerade daran machen, das Abendessen vorzubereiten, hält Ibrahim mit seinem Motorrad bei uns und lädt uns zu sich nach Hause ein. Natürlich kommen wir mit, und es wird ein lustiger und vor allem langer Grillabend mit ihm und seinen Freunden.

Ayvalik  -  Canakkale  -  180 km  -  km 62060

 

 

21.April 2013 - Wir sind zurück in Europa!

Die Nacht steckt uns noch in den müden Knochen, als wir uns mühen, so langsam in die Gänge zu kommen. Doch die Sonne weckt uns schlussendlich, und nachdem ich auch noch einen neuen Haarschnitt am Strand verpasst bekommen habe, machen wir uns auf nach Canakkale zum Fähranleger. Die dortigen Fähren legen nahezu halbstündlich ab, und so sind wir sogleich an Bord und kurz darauf auch schon unterwegs.

Eine knappe halbe Stunde später stehen wir wieder auf europäischem Boden, und als wir schließlich Kesan erreichen, schließt sich der neunmonatige Kreis unserer Tour durch den mittleren Osten. Es ist schon ein besonderes Gefühl…

Durch erste Regenschauer erreichen wir schnell die türkisch-griechische Grenze bei Ipsala, und für uns ganz ungewohnt, nach nur wenigen Minuten und ohne jegliche Kontrolle sind wir durch. Ein klarer Pluspunkt für Europa. Wir bleiben gleich auf der Autobahn, die bis Alexandroupolis  mautfrei ist und stellen uns dort wieder auf denselben Platz hoch über dem Meer, auf dem wir schon vor neun Monaten standen. Leider zwingt uns wenig später ein Gewitter ins Trockene…

Canakkale (Türkei)  -  Alexandoupolis (Griechenland)  -  220 km  -  km 62280

 

 

22.April 2013 - Frühling in Griechenland

Die Sonne ist zurück, als wir uns von den Kissen losreißen, das Meer liegt spiegelglatt vor uns, die Temperatur erreicht endlich mal wieder die 20°C Marke und im Supermarkt um die Ecke gibt es Schwarzwälder Schinken und Paprikasalami. Was für ein Start in den Tag!

Für unsere Weiterfahrt gönnen wir uns die von unseren Steuergeldern finanzierte, schlaglochfreie Autobahn, und so kommen wir richtig zügig voran, vorbei an Komotini, an Xanthi und an Kavala. Die Grenzberge zu Bulgarien sind zum Greifen nahe, die Felder um uns herum leuchten in sattem Grün. Mittags rasten wir in einer kleinen Bucht mit herrlich klarem Wasser, leider laden uns der frische Wind und die noch kernigen Wassertemperaturen nicht zum Baden ein.

Am Nachmittag stellen wir uns zwischen den im Sommer völlig überlaufenen Urlaubsorten Asprovalta und Stavros direkt an den nun menschenleeren Strand und genießen die vorsaisonale Einsamkeit.

Alexandroupolis  -  Stavros  -  245 km  -  km 62525

 

 

23.April 2013 - Ein Nachmittag in der Landmaschinenwerkstatt

Ein tiefroter Sonnenaufgang über dem spiegelglatten Meer begeistert uns schon früh am Morgen, doch bis wir schlussendlich aufstehen, dauert es noch eine ganze Weile, da sich der Himmel schnell wieder bedeckt und das Wetter nicht eben reizvoll erscheint. Doch es hilft nichts, irgendwann müssen wir halt raus, und so starten wir ganz gemütlich in diesen Tag, der für uns noch eine ordentliche Überraschung parat haben soll.

Entlang der beiden Seen Volvi und Koronia geht es flott nach Thessaloniki, das wir großräumig auf der Umgehungsautobahn umfahren. Plötzlich schreckt uns das Aufeinanderschlagen von Metall auf. Wir halten an einer Ausfahrt sofort an und entdecken, dass der Auspuff am Topf völlig abgerissen ist. Da keinerlei Rost vorhanden ist, sind wir doch überrascht ob dieses Schadens. Langsam rollen wir noch ein paar Meter von der Schnellstraße herunter direkt vor eine Landmaschinenwerkstatt. Wir fragen den Chef nach einer MAN-Werkstadt, doch er meint, kein Problem, kriegen wir hin, wir müssen nur noch das Gerät hier fertig machen…

Sechs(!) Stunden später ist es dann endlich soweit, die Jungs haben jetzt Zeit für uns, und nach einer halben Stunde ist alles fachmännisch erledigt, zum Nulltarif, denn für solche Kleinigkeiten nehmen sie kein Geld. Unsere wegen der stundenlangen Warterei schon angefressene Laune ist nun nach der guten und kostenfreien Reparatur schlagartig wieder im Lot, und wir rollen zufrieden vom Hof.

Über Giannitsa und Edessa, den Obstgarten Griechenlands, erreichen wir den romantisch gelegenen Vegoritida-See ganz oben im Nordwesten nahe der mazedonischen Grenze. Leider tröpfelt es inzwischen aus dunklen Regenwolken leicht vor sich hin, doch wir können trotzdem erkennen, dass die hohen Berge im Hintergrund noch ganz ordentlich Schnee haben. In Arnissa stellen wir uns auf einen ruhigen Parkplatz oberhalb des Sees und hoffen auf besseres Wetter für morgen.

Stavros  -  Arnissa  -  190 km  -  km 62715

 

 

24.April 2013 - Mazedonien

Als sich der dichte Morgennebel lichtet und die kleine Insel im See vor uns schemenhaft auftaucht, als sich die schneebedeckten Berge um uns herum dem strahlend blauen Himmel entgegen recken und die endlos quakenden Frösche und Kröten vor den majestätisch heran gleitenden Störchen Reißaus nehmen, da erkennen wir erst so richtig, wie paradiesisch schön diese Ecke ist. Wir bleiben den Vormittag noch hier, fühlen die intakte Natur und das gemächliche Leben im Dorf und aktualisieren ein letztes Mal noch auf dieser Reise unsere Homepage, bevor wir so langsam weiter gen Norden rollen.

Die Straße windet sich, immer schmäler werdend, über die einsamen Berge und durch kleine Dörfer mit an den Hängen geduckten Steinhäusern. In Florina biegen wir ab in Richtung mazedonischer Grenze, die wir innerhalb weniger Minuten passieren können. Kurz darauf sind wir in Bitola, schlendern mittags ein wenig durch die Fußgängerzone und fahren dann auf einer wirklich schlechten Straße weiter nach Ohrid.

Der gleichnamige See hat es uns schon am Anfang unserer Reise angetan, jedoch wirkt er jetzt fast noch schöner, da die ihn umrahmenden Berge mit in der Nachmittagssonne weithin glitzerndem Schnee gekrönt sind und die klare Luft eine tolle Sicht erlaubt. Zum Baden ist er jedoch noch zu kalt, da er vom Schmelzwasser gespeist wird. Abends gönnen wir uns dann mal wieder eine ordentliche Pizza und eine leckere Portion Eis zu unglaublich günstigen Preisen. Satt und müde geleitet uns anschließend der helle Vollmond zurück zu „Manni“…

Arnissa (Griechenland)  -  Ohrid (Mazedonien)  -  180 km  -  62895

 

 

25.April 2013 - Albanien

Den ganzen Vormittag verbringen wir nochmal in Ohrid, spazieren durch die Altstadt mit ihren herrlichen Kirchen und nutzen Markt, Metzger und Supermarkt, um bei den enorm günstigen Preisen ordentlich zuzuschlagen. Selbiges machen wir auch noch an der Tanke, die den Diesel für vernünftige € 1,10 hergibt und wir so um die 500 Liter bunkern, um bis nach Hause nicht mehr tanken zu müssen.

Als wir weiterfahren, ist es bereits Mittagszeit. Schnell erreichen wir die albanische Grenze, passieren auch diese wieder innerhalb weniger Minuten und tauchen ein in die wilde Bergwelt. Die gute, aber kurvenreiche Straße windet sich nun hinunter nach Librazhd und Elbasan, wo uns ungewohnte 31°C ganz schön schwitzen lassen. In Elbasan nehmen wir die alte Passverbindung nach Tirana, wieder eine extrem schmale und kurvenreiche Strecke, die größtenteils immer hoch auf einem Bergrücken entlang führt und so herrliche Rundblicke frei gibt.

Tirana selbst erreichen wir auf der hier schon fertig gestellten Stadtautobahn, die allerdings plötzlich abrupt zwischen Hochhäusern endet. Die weiterführende, schlaglochgespickte, kaum von zwei Fahrzeugen gleichzeitig zu passierende und von hunderten wirr über die Fahrbahn hängender Verkabelungen wird zu einer echten Herausforderung für „Mannis“ Ausmaße. Doch wir meistern auch dieses Nadelöhr, finden die Ausfallstraße nach Skhoder trotz fehlender Beschilderung intuitiv und rollen nun auf teilweise fertiggestellter Autobahn und guter Landstraße über Fushe-Kruje, Lac und Lezhe nach Skhoder.

Wir erinnern uns an unseren netten Übernachtungsplatz von vor zehn Monaten, direkt an der kleinen Moschee am Seeufer von Zogaj, und nutzen das kühle Wasser des Skhoder-Sees zu einem ausgiebigen und erfrischenden Bad, bevor wir in der untergehenden Sonne den Grill anwerfen.

Ohrid  (Mazedonien)  -  Skhoder/Zogaj (Albanien)  -  260 km  -  km 63155

 

 

26.April 2013 - Vier Länder auf einen Streich

Heute früh werden wir zum vorerst letzten Mal auf unserer Reise vom Muezzin geweckt, bevor wir zum endgültigen Aufwachen gleich mal in den herrlichen See springen. Und dann geht’s los mit der Länderrallye. Durch Skhoder und vorbei an Koplik ist die neue Straße zur ersten Grenze, der montenegrinischen, inzwischen fertig. Trotz ziemlich heftigem LKW-Rückstau sind wir schnell durch und erreichen über Podgorica und Niksic gleich die nächste, nämlich die bosnisch-herzegowinische. Auch hier geht es zügig, wir sind die Einzigen am Schlagbaum.

Die Landschaft wir immer ursprünglicher, Canyons und steile Wände, die weit hinunter in die grünen Täler reichen, prägen das Bild. In Trebinje verbringen wir die Mittagszeit direkt am klaren Fluss, bevor wir durch ein wunderschönes, dicht bewachsenes Tal weiter nach Norden fahren. Der Abzweiger zu einer direkten Variante endet in einem einsamen Seitental, auf die dortige Straße passt „Manni“ gerade mal so drauf. So kurbeln wir Kurve um Kurve durch die karstigen Berge, kommen zwar nicht wirklich vorwärts, werden jedoch von der tollen Landschaft versöhnt.

Kurz vor Metkovic stoßen wir dann wieder auf die Hauptstraße und auch gleich auf die nächste Grenze, die kroatische. Und die Jungs hier haben es ziemlich wichtig, so dass es sich, bis wir endlich an der Reihe sind, ganz schön zieht. Von uns wollen sie nichts, also Gas geben und durch. Hinter Ploce erreichen wir wieder das Meer, das in der inzwischen tief stehenden Sonne herrlich glitzert. Und als wir in einem winzigen Nest unterhalb der Küstenstraße einen Platz direkt am Ufer entdecken, springen wir natürlich gleich noch hinein…

Zogaj (Albanien)  -  G. Vala (Kroatien)  -  340 km  -  km 63495

 

 

27.April 2013 - Durchs kroatische Hinterland

Die Sonne versteckt sich heute hinter dichten Wolken, die sich bedrohlich über das karstige Küstengebirge wälzen. Noch ist es trocken, doch die rapide gefallenen Temperaturen lassen uns auf das morgendliche Bad im aufgewühlten Meer verzichten.

Wir starten entlang der zerklüfteten Küste, passieren Makarska und Omis, und biegen in Split ab in Richtung Landesinneres. Ab Sinj schlängelt sich die schmale Landstraße durch viele, meist verlassene Dörfer, zerschossene und ausgebrannte Häuser erinnern noch immer an den fürchterlichen Krieg von vor rund 15 Jahren, der hier besonders heftig tobte. Ab Knin, einer ehemals von einer serbischen Mehrheit bewohnten Stadt, führt unser Weg über die ersten Ausläufer des Velebit-Gebirges, und es setzt so heftiger Regen ein, dass wir kaum noch etwas von der herrlich grünen Landschaft erkennen können.

Auch in Gracac, Gospic und Otocac mahnen immer noch von unzähligen Einschüssen zersiebte Häuserfronten, zeichnen ein unheimliches Bild dieser schrecklichen Ereignisse. Kurz darauf fällt die Straße 700 Höhenmeter hinunter nach Senj, wo wir wieder die Küste erreichen. Ein Stückchen weiter, in einer Feriensiedlung, stellen wir uns oberhalb der Steilküste ans Meer und lauschen ob des heute Erlebten nachdenklich den Wellen, die hart ans steinige Ufer schlagen.

G. Vala  -  nach Senj  -  400 km  -  km 63895

 

 

28.April 2013 - Die Alpen haben uns wieder

Das Wetter ist heute früh nicht wirklich besser, nachdem es so ziemlich die ganze Nacht geregnet hatte, auch wenn über der Insel Krk, die uns direkt gegenüber liegt, einige wenige Wolkenlücken ein paar einsame Sonnenstrahlen hindurch lassen. Wir lassen uns gemütlich Zeit, bis wir weiter fahren.

Über Novi Vinodolski und Crikvenica erreichen wir entlang der Küste Rijeka, das wir auf der neuen Stadtumgehung zügig hinter uns lassen. Diese führt dann direkt auf das kurze Autobahnstück in Richtung slowenischer Grenze, die wir wenig später passieren und somit wieder in der EU sind. Von hier aus ist es nur noch ein kleines Stück bis nach Italien. An der Grenze treffen wir auf einige Teilnehmer der „Allgäu-Orient-Rallye“, einer gemeinnützigen Veranstaltung zugunsten der Menschen in Albanien und Jordanien. In 320 alten Autos und einem LKW, die anschließend versteigert werden, werden Hilfsgüter transportiert. Wir haben von der Aktion bereits in Palästina gehört und konnten jetzt Grüße mit auf den Weg geben.

Triest liegt in der Sonne unter uns, als wir flott um die Stadt herum fahren. Nach Monfalcone verlassen wir die Autobahn wieder und verbringen die Mittagszeit zwischen friulischen Weingütern. Die südlichen Ausläufer der Alpen grüßen schon durch die schwarzen Wolkentürme zu uns herüber, als wir an Udine vorbei fahren und schließlich Tolmezzo erreichen. In einem kleinen Dorf am Stadtrand stellen wir uns in ein lockeres Wäldchen und nutzen die aufreißende Wolkendecke noch zu einem ausgiebigen Spaziergang.

Nach Senj  (Kroatien)  -  Tolmezzo (Italien)  -  270 km  -  km 64165

 

 

29.April 2013 - Wieder zuhause! – Zuhause?

Dichte Wolken und immer wieder Regenschauer begleiten uns heute auf der letzten Etappe unserer einjährigen „Probereise“. Über den steilen Plöckenpass kommen wir nach Österreich, und über Lienz und die Felbertauernstraße hinunter nach Mittersill. Von dort machen wir noch einen Abstecher über Zell am See nach Saalfelden zu Actionmobil, um einige anstehende, kleine Reparaturen zu besprechen.

Und dann geht es endgültig auf die Zielgerade. Über Lofer und den Steinpass bei Mellek erreichen wir Deutschland, über Inzell die Salzburger Autobahn, und über Irschenberg und Miesbach schlussendlich Sachsenkam, wo wir uns genau zwischen unsere „Heimatorte“ Sauerlach und Bad Tölz an den Waldrand stellen. Wir wollen am letzten Abend für uns in Ruhe bei einer guten Flasche Wein diesen Start in unser neues Leben ausklingen lassen und uns erst morgen dem anstehenden Alltag ausgeruht stellen.

Wir freuen uns riesig auf unsere Familien und unsere Freunde, wir werden eine ganze Menge zu erledigen haben und wir hoffen vor allem, dass es meinem Vater bald wieder besser gehen mag, denn das ist das Wichtigste…

Tolmezzo  -  Sachsenkam  -  340 km  -  km 64505

 

Ende des Tagebuches

Mit diesen Zeilen endet unser erstes Tagebuch. Auf den Tag genau ein Jahr waren wir unterwegs und haben wir jeden Tag kurz beschrieben und mit einem Bild lebendig gemacht. Genau 33.000 Kilometer sind wir durch 18 Länder gefahren, haben unglaublich viel erlebt und gesehen. Und wir haben sehr viele tolle Menschen kennen gelernt und wertvolle Freundschaften geschlossen. Unser Wissen und unser Blick auf diesen Teil der Welt haben sich erweitert, wir verstehen nun so manches besser.

Ende Juni wollen wir wieder starten. Auch dann wird es wieder ein Tagebuch geben, in einer leicht veränderten Präsentation. Wir freuen uns, wenn ihr wieder bei uns dabei sein werdet und uns auf unserer Lebensreise begleitet. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an all die tollen Feedbacks, die wir erhalten haben und die uns auch in Zukunft motivieren werden, weiterhin von unseren Erlebnissen zu berichten.

Liebe Grüße an Euch alle

Conny & Tommy