Spanische Pyrenäen 2010

mit Katalonien, Aragon, Navarra, Kastilien & Leon, Kantabrien, Baskenland.

Unsere erste Reise mit „Manni“.

 

10.07.

Es geht los!

Alle Planungen und Beratungen, Abwägungen und Entscheidungen sind erst mal abgeschlossen und  unsere Testreise mit „Manni“ steht nun endlich an. Unser Ziel sind die spanischen Pyrenäen sowie das daran angrenzende Hinterland.

Es kribbelt doch ganz schön. Die monatelange Vorfreude weicht einer nicht zu verleugnenden Spannung, als wir endlich in unserem „Manni“ sitzen, bereit, unser zukünftiges Heim zu testen. Wir wollen uns dabei einfach treiben lassen, ohne so ganz festen Plan und Ziel. Mal sehen…

Unser Tacho zeigt 13025 km, als wir zuhause vom Hof rollen. Nun heißt es erst mal „Go West“, unsere Route führt uns von Bad Tölz über München-West, Memmingen und Lindau, dann entlang des Bodensees und hinüber durch den Schwarzwald nach Freiburg.

Nach unaufgeregten 415 km finden wir einen herrlichen Übernachtungsplatz in den Weinbergen oberhalb von Bad Krozingen, etwas südlich von Freiburg, mit einem weiten Blick hinüber ins französische Elsass. Der später vorbeikommende Weinbauer grüßt uns freundlich und signalisiert uns damit, dass er mit der Wahl unseres Platzes kein Problem hat. Vier gegrillte Forellen, ergänzt mit frischem Salat und einem kühlen Glas Wein stimmen uns ein auf einen spannenden Urlaub.

Km-Stand 13440 / gefahren 415

 

11.07.

Nach einer ungestörten Nacht genießen wir unser Frühstück auf unserem Aussichtsbalkon und starten anschließend entspannt zu einer langen Etappe quer durch den Osten Frankreichs. Da unser „Manni“ in eine schier unbezahlbare Mautkategorie fällt, haben wir uns entschieden, ganz gemütlich die Routes Nationales zu nutzen und dabei auch so einiges von Frankreichs Hinterland kennen zu lernen. Über Mulhouse, Belfort, Besancon und Dole, immer entlang der Doubs, kommen wir so langsam in das zentrale Frankreich. Weiter über Chalon-sur-Saone, Montceau-les-Mines, Lapalisse und Vichy erreichen wir schließlich die Dörfer kurz vor Clermont-Ferrand, wo wir inmitten von Feldern mit Mais, Frühlingszwiebeln, Zuckerrüben und Kartoffeln einen ruhigen Platz mit Blick auf die Monts Dome finden. Später am Abend genießen wir einen sehr stimmungsvollen Sonnenuntergang über diesem uralten Vulkangebirge.

Km Stand 13950 / gefahren 510

 

12.07.

Ungehindert schickt die Morgensonne ihre wärmenden Strahlen in unser rundherum geöffnetes Dachzelt. Unsere erste Nacht in schwindelnder Höhe hat uns gezeigt, dass die Entscheidung, zusätzlich ein Dachzelt auf den Koffer zu montieren, richtig war. Man schläft wie im Freien und ist doch gut geschützt durch die Höhe auf dem Fahrzeug.

Heute erwartet uns die abwechslungsreiche Strecke durch den gebirgigen Süden unseres Nachbarlandes. Die Autobahn ist hier gebührenfrei bis hinunter zum Mittelmeer und so kommen wir zügig und bequem voran. Ein Mittagsstopp in Millau, das versteckt in einem tiefen Taleinschnitt liegt, seit einigen Jahren überspannt von der höchsten Brücke Europas, und schon bald darauf erreichen wir Beziers und Narbonne und damit das mediterrane Frankreich. Kurz vor Perpignan springen wir noch ins lauwarme Nass des Mittelmeers, umringt von hunderten von Urlaubern, die es uns leicht machen, Kurs in Richtung der Pyrenäen zu nehmen, die sich schon so langsam am Horizont zeigen. Hinter Prades entdecken wir dann eine steile Abfahrt hinunter ans Ufer der Tet, wo wir einen  Stellplatz am rauschenden Fluss finden.

Wir sind angekommen in den Pyrenäen. 1450 km in zweieinhalb Tagen mit „Manni“ gingen locker und flüssig zu fahren. Ab morgen beginnt der Urlaub dann so richtig…

Km-Stand 14480 / gefahren 530

 

 

truckerfeeling - es geht los!
Nachtlager im badischen Weinberg
Sonnenuntergang in Zentralfrankreich
Übernachtung am Rand der Pyrenäen

 

13.07.

Unser Tag beginnt mit einem Bummel durch die mittelalterlichen Gassen von Villefranche-de-Conflent. Das Dorf ist seit hunderten von Jahren fast unverändert original erhalten, umringt von einer intakten Stadtmauer und bewacht von einem oberhalb in den Bergen liegenden Fort.

Über Olette und Mont Louis, über Bourg Madame und den Col de Puymorens erreichen wir den Pas de la Casa auf stolzen 2408 m, die Grenze zu Andorra. Schnell merken wir, das kleine Fürstentum hat zwei Gesichter – das Haupttal entlang der Durchgangsstraße ist zu einem gigantischen Supermarkt und Funpark mutiert, die hoch gelegenen Seitentäler dagegen sind wunderschön und einsam.

Nach dem obligatorischen Tankstopp, der Liter Diesel für € 0,91, fahren wir vorbei an Ascalis und finden einen traumhaften Platz hoch über dem Talschluss, von wo aus wir einen tollen Blick auf unser morgiges Bergziel, den Pic de Tristagne, genießen.

Km-Stand 14640 / gefahren 160

 

 

Villefranche-de-Conflent
Villefranche-de-Conflent
Passhöhe Frankreich - Andorra
Übernachtungsplatz im Skigebiet
Pic de Tristagne - unser erstes Bergziel

 

14.07.

Nach einer sehr stürmischen Nacht, der Wind brachte unseren „Manni“ ganz schön zum Schaukeln, starten wir zu unserer ersten Pyrenäenwanderung. Der 2878 m hohe Pic de Tristagne ist ein hervorragender Aussichtsberg, umringt von einer Unzahl kleiner Seen, die rund um den Bergkessel für ein traumhaftes Ambiente sorgen. Der Wind ist auch heute unser ständiger Begleiter, teilweise so stark, dass wir im Bereich des Gipfelgrades manchmal sogar aus dem Gleichgewicht geraten. Doch die Aussicht ist grandios und die gesamte Runde ein Genuss.

Zum Übernachten fahren wir hinüber ins Nachbartal nach Arsinal, wo wir am hintersten Ortsrand direkt am Talschluss einen ungestörten Platz für uns finden. Von dort wollen wir morgen den höchsten Berg Andorras, den Pic de Coma Pedrosa mit 2952 m besteigen.

Km-Stand 14670 / gefahren 30

 

 

Pic de Tristagne, 2878m
Aufstieg zum Gipfel
Sturm am Gipfelgrat
Herzsee...

 

15.07.

Früher als sonst stehen wir auf, der Tag wird lang werden. Der Weg führt uns zunächst durch duftende Kiefernwälder, alsbald klettert der Steig steiler empor, immer entlang dem Riu de Coma Pedrosa, der sich in unzähligen Kaskaden und Wasserfällen dem Tal entgegen spielt. Wir erreichen eine märchenhaft anmutende Hochebene, die geprägt ist von einer üppig begrünten Bachlandschaft, farbenfroh durchsetzt von tausenden bunter Wiesenblumen. Begeistert streifen wir durch diese von der Natur geschaffene Pracht und steigen wenig später steil auf zum nächsten Plateau, wo uns ein gänzlich anderes Szenario erwartet. Dunkelblau leuchtende Seen, auf denen türkisfarben schimmernde Eisschollen treiben, zeugen vom letzten, harten Winter. Wir überqueren übrig gebliebene Schneefelder und erreichen über steiles und brüchiges Geröll schließlich den Gipfel. Die Rundumsicht ist wieder fantastisch, unser Blick gleitet ungehindert weit hinein nach Frankreich und Spanien.

Den Rückweg unterbrechen wir mit einem erfrischenden Bad in einem der gurgelnden Bäche, die das weite Hochplateau durchschneiden und lassen uns anschließend von der warmen Nachmittagssonne trocknen. Als wir später bei unserem „Manni“ ankommen sind wir uns einig – es war eine wunderbare, abwechslungsreiche Bergtour auf das Dach Andorras.

Zum Übernachten wechseln wir wieder das Tal und fahren von dort aus hoch auf den Port de Cabus in 2300 m Höhe. Hier beginnt Spanien und wir sind sehr gespannt auf die sich von dort oben tief hinunter windende Piste. Doch heute Abend genießen wir das schönste Panorama von Andorra – wie in einem Amphitheater liegt das kleine Fürstentum unter uns. Inmitten halbwilder Pferde, die auf der Passhöhe grasen, gleiten wir hinein in eine laue Sommernacht.

Km-Stand 14695 / gefahren 25

 

 

Hochtal auf dem Weg zum Pic de Coma Pedrosa
hochalpine Landschaften
Eisschollen in den Bergseen
Auf dem Gipfel des Pic de Coma Pedrosa, 2952m
Übernachtungsplatz auf der Passhöhe Port de Cabus

 

16.07.

Heute steht der erste Offroad-Test an. Vom Port de Cabus schlängelt sich die teilweise tief ausgewaschene, steinige Piste hart am Hang entlang hinunter nach Spanien. Anfangs ist sie noch gut befahrbar, doch schon bald erfordern einige wirklich enge und extrem tief zerfurchte Serpentinen unsere ganze Aufmerksamkeit. Bedrohlich neigt sich „Manni“ auf die Seite – wann kippt eigentlich ein LKW um? Aber es geht gut, nach einigem Rangieren auf engstem Raum schaffen wir auch diese kniffligen Passagen. Mehrere wirklich nur spurbreite Passagen direkt am abfallenden Hang verlangen Zentimeterarbeit, ein seichtes Bachbett muss durchquert werden und einige schmale Hangpassagen später erreichen wir Tor, eine winzige Ansiedlung inmitten der Einsamkeit. Der Respekt des dortigen Dorfwirts ist sichtbar, als er unseren „Manni“ sieht, denn er kennt natürlich die abenteuerliche Fahrt, die wir soeben hinter uns gebracht haben.

Der Weiterweg ist fahrtechnisch nicht mehr fordernd, die einspurige Piste ist gut in Schuss, bald sogar betoniert und die letzten Kilometer bis Alins auch asphaltiert. Einzig die oft tiefhängenden Äste machen uns zu schaffen, Conny muss viele Male aussteigen und sie auf die Seite biegen, um die Verkratzungen am Koffer in erträglichen Grenzen zu halten.

Über Aliens und Areu geht’s dann hinein ins tief eingeschnittene Vall Ferrera. Die schmale Piste ist weitgehend problemlos zu fahren und ganz hinten im Tal am Ende des befahrbaren Weges finden wir einen einsamen Stellplatz auf einer Waldlichtung. Dies ist unser Ausgangspunkt für unsere morgige Besteigung der Pica d`Estats, mit 3145 m der höchste Berg Kataloniens.

Km-Stand 14735 / gefahren 40

 

 

Abfahrt vom Pont de Cabus
Weiter Blick hinunter nach Spanien
Ausgewaschene Serpentinen machen die Fahrt spannend
Herrliche Gebirgslandschaft
Übernachtungsplatz im Vall Ferrera

 

17.07.

Früh schon heißt es aufstehen, gegen 6:00 Uhr morgens. Über Nacht hat sich unser gestern so idyllischer und einsamer Platz in einen Parkplatz verwandelt – jeder Zentimeter wird von bergwütigen Wochenendlern, die sich mit ihren PKW`s hier herauf quälen, zum Parken ausgenutzt. Anfangs sind wir erschrocken – wollen die etwa alle da hoch? Aber wir werden bald sehen, die allerwenigsten packen den anspruchsvollen Gipfel.

Die Tour ist ein Traum. Der Steig erklimmt eine Hochebene nach der nächsten, hunderte kleiner Kaskaden lassen den uns begleitenden Bach munter ins Tal springen. Wie verwunschen liegen zwei romantische Seen auf verschiedenen Hochebenen an unserem abwechslungsreichen Weg, bis wir plötzlich vor der imposanten Nordwand stehen. Steil führt der Pfad nun in Serpentinen hinauf über loses Geröll und beinharte Schneefelder, bis er einen schmalen Pass erreicht. Nun heißt es etwas Klettern, der Gipfelgrat will bezwungen werden durch ein wildes Gewirr von Türmchen und Platten. Dann urplötzlich öffnet sich der Gipfelhang und kurz darauf stehen wir oben, auf dem Dach Kataloniens. Das Gipfelkreuz ist bunt geschmückt mit katalanischen Fahnen und Bändern und zeigt so den Stolz dieser Menschen. Wir blicken weit herum und entdecken dabei in der Ferne auch unsere kommenden Bergziele.

Als Abstiegsvariante wählen wir die Fortsetzung des Gipfelgrates. Leichte Kletterei macht die Tour zur Überschreitung, der Pfad führt uns abwechslungsreich zurück zum oberen der beiden Seen und schlussendlich hinunter zu unserem Ausgangspunkt. Entgeistert werden wir beobachtet, wie wir ein schnelles Bad im eiskalten Bach nehmen, aber die aufkommende Müdigkeit durch den langen Abstiegs ist damit nahezu weggewischt. Der Platz um unseren „Manni“ hat sich inzwischen deutlich gelichtet und wir verbringen eine weitere Nacht in diesem herrlichen Tal.

Km-Stand 14735 / gefahren 0

 

 

Aufstieg zum Pica d`Estats
Aufstieg zum Pica d`Estats
Auf dem Gipfel des Pica d`Estats, 3145m
Blick hinüber nach Frankreich
Abstieg vom Pica d`Estats

 

18.07.

Erholt und ausgeschlafen geht’s heute wieder ein Stückchen weiter. Langsam fahren wir das Vall Ferrera hinaus nach Areu. Über Llavorsi und Esterri d`Aneu erreichen wir das Vall del Noguera Pallaresa. Ein mannibreites, aber asphaltiertes Sträßchen bringt uns hinauf bis Alos d`Isil, ab hier beginnt die ziemlich löchrige Piste, die uns stellenweise zur Schrittgeschwindigkeit zwingt. Wir finden wieder mal einen traumhaften Platz direkt am Bach und verbringen den Nachmittag mit Faulenzen und Baden im herrlich erfrischenden Nass. Umherziehende Pferde und Kühe geben dem ganzen Hochtal einen zusätzlichen Reiz.

Km-Stand 14805 / gefahren 70

 

19.07.

Dutzende bimmelnde Kühe und überlegen dahinziehende Pferde bieten uns nach wie vor einen abwechslungsreichen Rahmen zum Frühstück, bei unserem Start gehen sie kaum aus dem Weg. Die Piste in Richtung Montgarri ist zum Teil extrem schmal und von allem so dicht überwachsen, dass uns die Äste doch wieder eine ganze Menge Kratzer in unserem Koffer hinterlassen – was solls… Aber die Strecke ist wunderschön, und Montgarri entpuppt sich als ein verlassenes und zerfallenes Dorf.

Über das jetzt im Sommer praktisch ausgestorbene Skidorf Baqueira und Salardu erreichen wir Vielha, wo wir unsere zur Neige gehenden Vorräte großzügig ergänzen. Durch den Tunnel von Vielha verlassen wir Katalonien und fahren hinunter nach Aragon, der eigentlichen Keimzelle Spaniens.

Kurz nach dem Coll de Fades plötzlich eine Überraschung – ein belgischer „Manni“ steht auf einer Wiese am Waldrand. Natürlich gibt’s einen Zwischenstopp, die Beiden mit ihren zwei kleinen Kindern sind auf dem Weg nach Andalusien. Ein bisschen Fachsimpeln, Adressenaustausch unter Gleichgesinnten – schön, sie getroffen zu haben.

Wir fahren weiter, hinunter nach Castejon de Sos und wieder hinauf nach Benasque. Die Straße endet hoch über Benasque vor dem Eingang zum Nationalpark, wo wir unser Lager aufschlagen, um morgen den Pico de Aneto, mit 3404 m der höchste Berg der Pyrenäen, zu besteigen.

Km-Stand 14945 / gefahren 140

 

 

Übernachtungsplatz im Vall del Noguera Pallaresa
Piste bei Montgarri
Blick ins Tal von Vielha
Manni-Treffen...
Vorbereitung zur Tour auf den Aneto, 3404 m
Basecamp Aneto

 

20.07.

Als uns morgens um 4:30 Uhr der Wecker in die Schwärze der Nacht treibt, beginnt unser zweiter Anlauf auf den Aneto. Vor fünf Jahren wollten wir ihm schon einmal besteigen, Dauerregen hat uns damals einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Der erste Bergsteigerbus bringt uns bis zum Talschluss und in der einsetzenden Morgendämmerung finden wir den gut angelegten Weg hinauf zum Refugio. Ab dort geht es ziemlich mühselig über wildes Blockgestein stetig und steil aufwärts. Schnell aufsteigende Nebelschwaden lassen erste Blicke zu auf die bizarr erscheinenden Gipfel und Wände um uns herum. Wir erreichen einen felsigen Pass, von dem aus wir den Aneto zum ersten Mal zu Gesicht bekommen. Makellos blauer Himmel spannt sich nun über uns, erwartungsvoll glitzert der Schnee des letzten Winters auf den breiten Gletscherflanken, über die wir uns in einem weiten Bogen dem Gipfelaufbau nähern. Der finale Aufschwung ist nochmal sehr steil, die Steigeisen kommen zum Einsatz, eine letzte Gratkletterei und wir stehen nach nur viereinhalb Stunden Aufstieg auf dem Dach der Pyrenäen. Eine herrliche Rundumsicht belohnt uns für die Aufstiegsmühen.

Während des Abstiegs verschlechtert sich das Wetter rasant und kurz vor dem Erreichen des Refugios erwischt uns dann noch ein kurzes Gewitter, das uns allerdings nicht besonders schreckt. Den Nachmittag verbringen wir dann wieder bei nahezu ungetrübtem Sonnenschein auf unserem Lagerplatz.

Km-Stand 14945 / gefahren 0

 

 

Aufstieg im Morgengrauen
Impressionen im Nebel
Die ersten Sonnenstrahlen
Der Gipfel kommt in Sicht
Kurz vor dem Ziel
Eine letzte steile Hürde
Aneto - der höchste Gipfel der Pyrenäen, 3404m
Abstieg am Gipfelgrat

 

21.07.

Dichte Wolken begleiten uns, als wir das Tal von Benasque verlassen. Das heute etwas regnerische Wetter hat uns eingeholt. Über Castejon de Sos fahren wir hinauf nach Chia, dessen Dorfdurchfahrt so schmal ist, dass kaum ein Blatt Papier zwischen „Manni“ und die alten Häuser an der Durchgangsstraße passt. Die gut zu befahrende Piste windet sich hinauf auf den Passo de Sahun, von der Passhöhe auf fast 2000 m haben wir einen tollen Blick auf die sich jetzt wieder zeigende Bergwelt. Nun geht’s stellenweise steil abwärts nach Plan und San Juan de Plan. Gemeinsam mit Gistain bilden diese drei alten Dörfer das urbane Zentrum dieser sonst so einsamen Bergregion.

Eine wirklich schmale Piste entlang des Rio Cinqueta bringt uns von dort aus hinauf nach Viados, wo wir vor der imposanten Kulisse des Posets, der mit seinen 3367 m. den Talschluss beherrscht, einen traumhaften Aussichtsplatz zum übernachten finden. Leider fängt es gegen Abend wieder an zu regnen, so dass wir abwarten müssen, ob wir unseren morgigen Plan, den zweithöchsten Berg der Pyrenäen zu besteigen, umsetzen können. Wir werden sehen…

Km-Stand 15010 / gefahren 65

 

22.07.

Heftiges Donnergrollen und grell zuckende Blitze wecken uns schon früh auf. Wie schon befürchtet, beschert uns der heutige Tag immer wieder Regen und tiefhängende Wolken, so dass wir zur bergsteigerischen Untätigkeit gezwungen werden. Wir nutzen den Tag zum relaxen, lesen und so... Morgen soll es wieder schöner werden…

Km-Stand 15010 / gefahren 0

 

 

Passo de Sahun
Die Dörfer von Plan
Übernachtungsplatz hoch oben in Viados
Regentag...

 

23.07.

Das Ausharren hat sich gelohnt! Als am frühen Morgen die letzten grauen Gewitterwolken von der wärmenden Sonne vertrieben werden, wagen wir den Start. Anfangs noch gemütlich hinein ins schmäler werdende Hochtal, dann aber rasch steil und steiler hinauf zieht sich der Weg, erst noch durch lichten Wald, dann anstrengend nahezu direkt entlang zweier tosender Wasserfälle stetig dem Gipfel entgegen. Bald schon stehen wir vor den traurigen Resten des Llardana-Gletschers, der einst ein riesiges Becken zwischen hochaufragenden Steilwänden geschaffen hat. Nach einer weiteren, mühseligen Geröllrampe stehen wir auf dem Gipfelgrat, wo uns ein heftiger und kalter Wind erwartet. Schnell ist nun der eigentliche Gipfel erreicht und nach rund vier Stunden haben wir die kompletteste Rundumsicht der zentralen Pyrenäen vor uns.

Lange genießen wir diesen Moment, bis wir uns entschließen, die ganze Tour zu einer Überschreitung zu machen. Wir verlassen den Gipfel auf der anderen Seite, steigen und rutschen über Geröll und nun aufgeweichte Schneefelder ab zum Llardana-See und von dort eine anstrengend steile Schuttrinne wieder empor zum Passo de Eriste. Nun geht’s lang und steil hinab in Richtung Viados, endlos scheint sich der schöne Weg zu ziehen, bis wir müde aber zufrieden unseren „Manni“ erreichen. Ein malerischer Sonnenuntergang beleuchtet am Abend unsere gesamte Tour uns setzt den markanten Berg in ein prächtiges Licht. Aber kaum ist die untergehende Sonne hinter den Bergen verschwunden, liegen wir auch schon im Bett.

Km-Stand 15010 / gefahren 0

 

 

Aufstieg zum Posets
Blick hinüber nach Frankreich
Am Gipfel des Posets, 3367m
Abstieg zum Llardana-See
Blick zurück zum Posets
Müde, aber glücklich...
Sonnenuntergang am Posets
Vollmondnacht

 

24.07.

Nach drei Übernachtungen auf unserem Aussichtsbalkon oberhalb von Viados wechseln wir heute wieder einmal das Tal. Langsam rollen wir die schmale Piste hinaus, ab Plan geht`s asphaltiert durch eine Reihe grob aus dem Fels gehauener Tunnel hinunter in Richtung Bielsa. Dort stocken wir unsere Vorräte etwas auf, bunkern frisches Wasser und fahren hinein ins Vall de Pineta. Dieses Hochtal hat seinen Namen von den unzähligen Pinien, die hier entlang des Riu Cinca einen dichten Wald bilden. Das Tal endet im gigantischen Kessel des Monte Perdido und seinen Trabanten. Diesen Monte Perdido wollen wir morgen über seine vergletscherte Seite versuchen. Der Talschluss ist beherrscht von einem riesigen Campingplatz und einem großen Hotel, beides belagert von unzähligen Urlaubern. Wir aber finden einen sehr ruhigen Platz auf einer kleinen Lichtung inmitten duftenden Pinien und genießen einen erholsamen Nachmittag und Abend.

Km-Stand 15065 / gefahren 55

 

25.07.

Motiviert und ausgeruht starten wir schon früh, hinein in den riesigen Talkessel des Circo de Pineta. Tosende Wasserfälle, die über die schier endlos hohen Wände des Balcon de Pineta aus den Gletschern des Monte Perdido hinabstürzen, begleiten uns in eine fast schon urwaldähnliche Welt voller Riesenfarne und Pinienwälder. Immer höher und höher schraubt sich unser Steig, nach drei Stunden erreichen wir das Hochplateau vor den Gletscherhängen des Monte Perdido. Doch was für eine Enttäuschung – schneidend kalter Wind pfeift über diese wilde Ebene zwischen den hoch aufragenden Bergriesen, ihre Gipfel sind in dichte Wolken gehüllt. Der Lago de Marbore gibt triste Winterstimmung wieder mit seinen auf seiner eiskalten Oberfläche treibenden Eisschollen.

Wir verzichten unter diesen Umständen auf den Gipfel, ziehen alles über, was wir dabei haben und machen gute Miene zum schauerlichen Wetter. Den Abstieg bringen wir stumm hinter uns, denn so schön die Tour auch war, eine spürbare Unzufriedenheit über die verpasste Gipfelgelegenheit hängt in der Luft. Und wie zum Hohn herrscht wieder herrlichstes Wetter am Berg, als wir die Talsohle erreichen – na toll!

Den ganzen Abend sitzen wir vor unserem „Manni“, blicken hinauf auf den Balcon de Pineta und den darüber hervorlugenden Monte Perdido, der uns heute nicht wollte. Aber in Gedanken basteln wir schon an einem Plan, ihm von der anderen Seite auf den Pelz zu rücken…

Km-Stand 15070 / gefahren 5

 

 

Fahrt duch das Vall de Rio Cinqueta
Blick auf den Balcon de Pineta
Hochplateau auf dem Weg zum Monte Perdido
Stimmung wie im Himalaya...
Übernachtungsplatz im Vall de Pineta

 

26.07.

Wir packen zusammen und machen uns auf den Weg hinüber nach Torla, dem Tor ins Valle de Ordesa. In Esalona zweigt ein schmales Sträßchen durch das Tal des Rio Vellos ab. Man hatte uns davor gewarnt, diese Strecke zu befahren, da die Felsüberhänge zu niedrig seien. Da jedoch lediglich ein Verbotsschild für Fahrzeuge über neun Meter Länge am Beginn der Schlucht steht, wagen wir es…

Eindrucksvoll windet sich das im Sommer ausschließlich in westlicher Richtung befahrbare Sträßchen in die tief eingegrabene Schlucht. Erste Felsvorsprünge sind noch gut passierbar, aber kurz darauf wird’s dann wirklich eng. Keine Handbreit passt mehr zwischen Mannis Dach und den scharfkantigen Fels – Maßarbeit ist gefragt. Zentimetergenaues Rangieren lässt uns die kniffligen Passagen meistern, sehr zur Freude der immer wieder hinter uns auflaufenden PKW`s, die uns mit sehr viel Geduld gewähren lassen und beten, dass wir die letzten Kilometer nicht wieder rückwärts aus der Schlucht hinaus müssen. Die ganze Fahrt ist ein spannendes Erlebnis und wir sind spürbar erleichtert, als wir den Parkplatz zum Canon de Aniscolo erreichen – wir haben es geschafft.

Ab hier geht’s problemlos weiter durch eine einsame Berglandschaft über Fanlo und Sarvise hinunter nach Torla. Wir fahren noch ein Stückchen weiter auf einer Piste mit ebenfalls ganz schön engen Stellen hinauf auf die Hochalm von Bujaruelo, wo wir im Schatten einer toll erhaltenen, mittelalterlichen Brücke, die hier seit Jahrhunderten den gemütlich vor sich hin plätschernden Rio Ara überspannt, einen verträumten Nachmittag verbringen.

Zum Übernachten fahren wir am Abend wieder hinunter nach Torla auf den dortigen nicht sehr romantischen Parkplatz am Ortseingang, wo schon frühmorgens die Busse in den Nationalpark von Ordesa abfahren. Wir wollen mit der ersten Bus starten, denn wir haben beschlossen, dem Monte Perdido nochmal einen Besuch abzustatten, diesmal auf dem langen Weg durch das Valle de Ordesa.

Km-Stand 15170 / gefahren 100

 

 

Fahrt durch die Schlucht des Rio Vellos
Fahrt durch die Schlucht des Rio Vellos
Fahrt durch die Schlucht des Rio Vellos
Die alte Steinbrücke von Bujaruelo

 

27.07.

Der erste Bus um 6:00 Uhr morgens bringt uns in den Nationalpark. Acht Kilometer Wanderung durch den tief eingeschnittenen Canyon, der uns an seinen großen Bruder in Colorado erinnert, bringen uns zum Talschluss, der mittels gesicherter, leichter Kletterei überwunden wird. Bald darauf stehen wir an der unter dem Sockel des Monte Perdido liegenden Schutzhütte. Nun zieht sich der Steig über gestuftes Gelände immer höher hinauf, erste leichte Kletterstellen sind zu meistern und plötzlich ist die Passhöhe am Cillindro mit seinem kleinen See davor erreicht. Von hier aus ist der Blick nun frei über die sich dem Himmel entgegen reckende Aufstiegsrampe. Sehr steil müht sich der Pfad in Serpentinen in Richtung Gipfel. Noch ein kleines Schneefeld ist vor uns und wir sind ganz oben. Nach sechs Stunden mühevollen Aufstiegs und gut 2000 Höhenmetern stehen wir beeindruckt auf dem 3349 m hohen Gipfel. Das Panorama ist umwerfend, das Wetter so warm, dass wir uns lediglich mit T-Shirt bekleidet bewegen können. Wolkenlos und nahezu windstill präsentieren sich uns die zentralen Pyrenäen in ihrer gesamten Schönheit. Wir gönnen uns eine ganze Stunde hier oben, dann machen wir uns wieder auf den langen Marsch zurück.

Zum Schluss hin zieht es sich dann doch gewaltig, vor allem die abschließenden acht Kilometer Fußmarsch durch den Canyon sind jetzt nicht mehr so besonders lustig. Nach rund elf Stunden auf den Beinen sind wir wieder am Zubringerbus, der uns zum „Manni“ nach Torla bringt.

Zum Übernachten fahren wir wieder hinauf auf die Hochalm von Bujaruelo, wo wir nach dem Abendessen ziemlich erschlagen ins Bett fallen.

Km-Stand 15180 / gefahren 10

 

 

Der Cilindro mit dem Schneefeld des Monte Perdido
Am Gipfel des Monte Perdido, 3349m
Der Canyon von Orodesa
Da oben waren wir...
Abstieg vom Monte Perdido
Abstieg vom Monte Perdido

 

28.07.

Lange ausgeschlafen und gut gefrühstückt, schon sind wir wieder fit für den neuen Tag. Natürlich nicht für eine weitere, große Bergtour, aber wir wollen heute ja wieder ein Stückchen weiter fahren. Über Torla und Biescas erreichen wir Balneario de Panticosa. Aber irgendwie sind wir angesichts der sich vor uns auftürmenden Wände nach sieben tollen und anstrengenden Bergtouren erst einmal gesättigt und nicht mehr motiviert genug für weitere Touren.

So verlassen wir heute die zentralen Pyrenäen und fahren über Jaca, wo wir einen großen Supermarkt plündern, zum Embalse de Yesa. Dieser riesige Stausee liegt inmitten einer malerischen Landschaft, und wir finden am östlichen Ufer am Fuße der aufgelassenen Ortschaft Esco einen herrlichen Platz. Wir genießen ein Bad im warmen Wasser, laben uns an frisch gegrilltem Fisch und beobachten später aus unserem Dachzelt heraus die untergehende Sonne.

Km-Stand 15355 / gefahren 175

 

29.07.

Ein morgendliches Bad im See erfrischt uns für den heutigen Tag. Die Region Navarra liegt vor uns und wir besuchen das Monasterio de Leyre, machen einen Rundgang durch das pittoresk auf einem Hügel liegende Ujue, sind beeindruckt von der Stimmung der letzten Minuten einer Messe im Monasterio de la Oliva und fahren hinein in die Barderas Reales de Navarro, ein Wüstengebiet mit phantasievoll erodierten Bergen und Felsformationen, die Wind und Wetter in Jahrmillionen geschaffen haben. Begeistert wandern wir um diese von der Natur modellierten Kunstwerke aus Stein und Staub.

Heftiger Sturm zwingt uns, einen befestigten Übernachtungsplatz zu suchen, da der aufgewirbelte Staub mit der Zeit ziemlich nervig ist. Wir finden einen Platz vor der Kirche Na. Sa. Del Yugo am Rand des Nationalparks. „Manni“ wackelt gewaltig in den abendlichen Böen, doch zwei hervorragende Doraden und eine Flasche Wein aus Rioja lassen uns sehr bald den Wind nicht mehr spüren.

Km-Stand 15560 / gefahren 205

 

 

Übernachtungsplatz am Embalse de Yesa
Geht`s uns gut?
Ujue
Monasterio de la Oliva
Barderas Reales de Navarro
Barderas Reales de Navarro
Barderas Reales de Navarro
Barderas Reales de Navarro

 

30.07.

Ein langer Fahrtag erwartet uns heute, wollen wir doch hinauf zu den Picos de Europa, dem felsigen Gebirgszug nahe dem Atlantik. Zuerst aber machen wir noch einen Abstecher nach Alfaro. In diesem Landstädtchen, das bereits in der Region Rioja liegt, haben rund 400 Störche ihre Heimat. Und wirklich, in dutzenden Nestern rund um die die Altstadt beherrschende Kirche stehen einige dieser großen, weißen Vögel, die meisten sind allerdings tagsüber auf Futtersuche im Umland unterwegs. Kurz noch auf dem Markt vorbei und dann geht auf die gut ausgebaute Überlandstraße, vorbei an Logrono und Burgos, der Hauptstadt der Region Kastillien & Leon. Viele Pilger quälen sich entlang des hier wenig attraktiven Jakobsweges in Richtung ihres fernen Zieles in Galicien nach Santiago de Compostela.

Bei Aquilar springen wir in den dortigen Stausee und entdecken kurz darauf einen sensationell schönen Stellplatz direkt am Ufer des Embalse de la Requejada, der hier, von zwei Seiten kommend, fast eine kleine Insel schuf. Umgeben von unzähligen, klappernden Störchen und wie wild herum schießenden Schwalben genießen wir den späten Nachmittag und Abend. Der See liegt außergewöhnlich malerisch zwischen dicht bewaldeten Hügeln, in der Ferne grüßen die felsigen Grate der Picos des Tres Mares.

Km-Stand 15885 / gefahren 325

 

31.07.

Während unseres Frühstücks schwärmen die Störche unter lautem Geklappere aus, um vom hier überreichen Nahrungsangebot Gebrauch zu machen. Wir trennen uns nur schwer von diesem herrlichen Platz und rollen das schmale Sträßchen hinauf zum Punto de Piedrasluengas. Was für ein Panorama erwartet uns dort auf dem kleinen Pass – ein gigantischer Blick hinüber zu den Picos de Europa tut sich uns auf. Wie auf einem Wattebausch schweben unzählige Zacken und Türmchen, Grate und Gipfel. Die Täler unter uns sind unter einer undurchdringlichen Wolkendecke versteckt, über den Felsgipfeln spannt sich ein makellos, blauer Himmel. Welch ein Szenario!

Wir reißen uns los und tauchen bald darauf ein in diese Wolkendecke. Potes, das Eingangstor zu den östlichen Picos, hier im Grenzgebiet zwischen den Regionen von Asturien und Kantabrien, empfängt uns mit vielen Urlaubern, die auch oben in Fuente De, der hoch gelegenen Talstation der Gondel, die ins Massiv der Picos schwebt, sehr zahlreich unterwegs sind. Auch wir planen, morgen ausnahmsweise einmal die Hilfe der Technik zu benutzen, um möglichst den ganzen Tag oben zwischen den Felsgipfeln herumwandern zu können und dabei so manchen Gipfel zu erklettern.

Doch es kommt anders. Mein Gesundheitszustand verschlechtert sich im Lauf des Nachmittags rapide und der sich bereits in der Nacht angekündigte Durchfall entwickelt sich zu einer fiebrigen Magen-Darminfektion. Wir finden einen annehmbaren Platz etwas unterhalb von Fuente De, wo wir im Lauf des Nachmittags Besuch bekommen von Stina und Turi aus der Schweiz mit ihrem Iveco Massiv und einem Aufbau von Alpha-Cab, die wie wir in ca. zwei Jahren auf Weltreise gehen werden. Leider muss ich mich schon bald wieder in Richtung Toilette und Koje verabschieden, so dass heute Abend Conny alleine die Stellung halten muss.

Km-Stand 15975 / gefahren 90

 

 

Übernachtungsplatz am Embalse de la Requejada
Punto de Piedrasluengas - Blick zu den Picos de Europa
Dorf in den Picos de Europa
Mit Stina & Turi aus der Schweiz

 

01.08.

Den ganzen Tag liege ich flach – von wegen Bergsteigen. Die Picos sind für uns erst mal gestorben, dafür pausenlos Krämpfe und Durchfall – schöne Sch….!

Am Nachmittag geht’s dann etwas besser und wir beschließen, zur Atlantikküste zu fahren, da das Wetter umschlägt und die Berge in dichte Wolken hüllt. Nicht endend wollend führt uns die lange und enge Schlucht Desfiladero de la Hermida hinaus bis kurz vor San Vicente de la Barquera. Oberhalb einer romantischen Bucht entdecken wir einen von hohen Hecken geschützten Platz. Ich bin inzwischen so ausgemergelt, dass ich nur noch liegen will.

Km-Stand 16040 / gefahren 65

 

02.08.

Es regnet. Der berüchtigte atlantische Küstenregen hat uns erwischt. So fahren wir am späten Vormittag langsam los entlang der Küste in Richtung Osten. Über Comillas und Cobreces kommen wir nach Santillana del Mar. Dieses mittelalterliche Städtchen ist wirklich sehenswert – das empfinden allerdings auch alle anderen Urlauber so, die aufgrund des heutigen Nieselwetters nicht am Strand sitzen. Nahezu alle Gebäude sind im Originalzustand erhalten und bestehen seit dem früher Mittelalter. Wir schlendern lange Zeit durch die kopfsteingepflasterten Gässchen, bis uns der wieder einsetzende Nieselregen endgültig in unseren “Manni“ treibt.

Inzwischen geht’s mir etwas besser uns so fahren wir auf der hier gebührenfreien Autobahn vorbei an Santander und Bilbao bis ans Cabo Matxitxako, wo wir direkt am alten Leuchtturm einen tollen Aussichtsplatz finden, an dem wir farbenprächtige Impressionen von dunklen Wolken und untergehender Sonne hoch über dem Meer erleben. Das Abendessen schmeckt mir wieder, es geht also wieder aufwärts.

Km-Stand 16255 / gefahren 215

 

 

Santillana del Mar
Übernachtungsplatz am Cabo Matxitxako
Küstenlandschaft im Baskenland
Der Leuchtturm am Cabo Matxitxako
Abendstimmung...
Der Leuchtturm am Cabo Matxitxako
Küstenlandschaft im Baskenland
Sowas von kitschig...

 

03.08.

Heute erkunden wir die Gegend um das Reserva Urdaibai, eine tief ins Landesinnere reichende Flussmündung, die dort enorme Sandbänke vorweist, wo das offene Meer in starken Brandungswellen auf den Fluss trifft. Die pittoresk auf einem steilen Fels vor der Steilküste thronende Kapelle von San Juan de Gaztelugatxe, die nur über einen schmalen Pfad und unzählige Stufen erreichbar ist, bietet herrliche Motive in einer schroffen Umgebung. Im Bormeo schlendern wir durch den alten Hafen, um den sich in einem engen Halbkreis die auffallend schmalen Häuser drängen. Auf der Weiterfahrt umrunden wir den gesamten Mündungsbereich des Rio Guernica und machen einen Badestop am Strand von Laida, der ganz vorne liegt, wo das Meer ungehindert in breiter Brandung auf die Sandbänke trifft. Anschließend geht’s steil hinab nach Elantxobe, ein malerisches kleines Dorf, das sich eng an die hoch aufragenden Felsen schmiegt.

Die heutige Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz erweist sich erstmals wirklich schwierig, da die Küste extrem steil und unzugänglich oder dicht besiedelt ist. So fahren wir die kurvenreiche Küstenstrecke über Lekeitio und Ondarroa bis nach Deba, wo wir oberhalb des Ortes einen ruhigen Platz unweit eines Bauernhofes finden.

Km-Stand 16360 / gefahren 105

 

04.08.

Unsere Weiterfahrt entlang der baskischen Küste nach San Sebastian/Donostia wird immer wieder von heftigen Regenschauern begleitet. Böiger Wind macht das Ganze noch unwirtlicher. So gehen wir ausgiebig einkaufen und anschließend schlemmen, bevor wir nach Hondarribia, dem letzten Ort vor der französischen Grenze fahren. Aber auch hier erwartet uns starker Regen, der jegliche Aktivität im Freien verhindert. Auf dem Parkplatz neben dem Leuchtturm verbringen wir den Nachmittag mit kleinen Spaziergängen in den seltenen Regenpausen.

Morgen beginnt unsere Heimfahrt und wir genießen trotz des schlechten Wetters diesen ruhigen Nachmittag.

Km-Stand 16465 / gefahren 105

 

 

Die kleine Kirche von San Juan de Gaztelugatxe
Zugang zur Kircheninsel
Der Hafen von Bormeo
Stadtbild von Bormeo

 

05.08.

Die Sonne scheint wieder und es geht heimwärts, leider. Erst noch gemütlich durch die Küstenorte des französische Baskenlandes, vorbei an St. Jean-de-Luz und Biarritz, hinter Bayonne dann auf die ab hier gebührenfreie Autobahn. Immer nach Norden und später dann nach Osten rollen wir, vorbei an Bordeaux und Angouleme, an Confolens und Bellac. Zwischen Gueret und Montlucon entdecken wir einen kleinen See, den Etang de Neuf, an dessen Ufer wir zwischen hohen Birken und dichtem Schilf einen netten Platz zum übernachten finden.

Km-Stand 17015 / gefahren 550

 

 

Die letzten Sonnenstrahlen des Urlaubs...
Übernachtungsplatz am Etang de Neuf
Abendstimmung am Etang de Neuf - der Urlaub ist zu Ende...

 

06.08.

Unaufhaltsam rollt „Manni“ heimwärts – vorbei an Montlucon und Moulins, bis wir bei Digoin wieder auf unsere Hinroute treffen. Der Rest kennen wir bereits, Montceau-les-Mines und Chalon-sur-Saone, Dole und Besancon, wieder immer entlang der Doubs nach Montbeliard und Belfort. Kurz vor Mulhouse biegen wir ab nach Michelbach und entdecken am dortigen Stausee einen absolut ruhigen Platz. Bewusst wählen wir unseren letzten Übernachtungsplatz noch in Frankreich, das ist ein besserer Urlaubsabschluss als schon in Deutschland zu sein.

Km-Stand 17545 / gefahren 530

 

07.08.

Heute steht unsere letzte Etappe auf unserem Heimweg an. Über Mulhouse erreichen wir den Rhein und damit auch Deutschland. Von Freiburg geht es über den Schwarzwald zum Bodensee und weiter über Memmingen und Starnberg nach Bad Tölz.

Unsere erste Reise mit „Manni“ ist zu Ende, nach exakt 5000 km stehen wir wieder bei uns auf dem Hof.

Km-Stand 18025 / gefahren 480

 

Fazit:

Dieser Urlaub war für uns etwas ganz Besonderes.

Warum?

Nun, unser letztjähriger Urlaub in Namibia zeigte uns auf, dass wir in unserem Leben Grundlegendes verändern wollten. Mit aller Konsequenz gingen wir dies in den letzten zwölf Monaten an.

Jetzt, nur ein Jahr später, unsere Testreise mit „Manni“. Und nach vier intensiv gereisten Wochen können wir ganz klar sagen – wir haben alles richtig gemacht! In, um und mit „Manni“ fühlen wir uns absolut zuhause. Ein paar technische Details müssen noch verbessert werden, grundsätzlich ist aber alles genau so, wie wir es uns vorgestellt haben.

„Manni“ ist mir seinen sieben Metern Länge, seinen zweidreißig Breite und seinen dreisiebzig Höhe überraschend handlich. Schmalste Gebirgspisten, denen man LKW-Tauglichkeit nun wirklich nicht ansieht, meistert er souverän. Gut, ein paar Kratzer bekam der Koffer natürlich schon ab im Unterholz, aber er ist ja auch für diesen Einsatz konzipiert, oder? Dank seiner Beweglichkeit fanden wir im Gebirge traumhafte Standplätze, von denen aus wir unsere Bergtouren starten konnten.

Über Land, auf der Autobahn und der Landstraße, ist er geduldig und zuverlässig, spult Kilometer um Kilometer lässig herunter. Seine ruhige Fahrweise lässt uns ganz entspannt reisen. Extremen Offroad-Einsatz konnten wir noch nicht testen, das werden wir nächstes Jahr in Marokko machen.

Unsere für Viele außergewöhnliche Entscheidung, ein Dachzelt auf den Koffer zu montieren, war genau richtig. Auch wenn wir es dieses Mal, vor allem im Hochgebirge, noch nicht sehr häufig nutzen konnten, jedes Mal, wenn wir es nutzten, war es einfach Klasse. Die zusätzliche Außenküche ist super, besonders bei geruchsintensiven Zubereitungen wie Fischgerichten bleibt der Innenraum dabei von unangenehmen und hartnäckigen Gerüchen verschont.

Die Versorger sind sehr gut konzipiert. 700 Liter Diesel sind in Europa natürlich überflüssig, für unsere zukünftigen Pläne allerdings unabdingbar. 460 Liter Wasser geben ein großzügiges Duschgefühl, eine Woche kommt man damit locker aus, im Extremfall natürlich wesentlich länger. 400 Watt Solar, verteilt auf drei Paneele, stoßen bei mehreren aufeinanderfolgenden Regentagen allerdings an ihre Grenzen, wenn man „Manni“ nicht bewegt. Aber genau für diesen Fall haben wir noch einen externen Generator an Bord. Ein absolutes Muss für uns – die Tiefkühltruhe. Frischer Fisch, Rindersteak oder frisches Brot – alles bleibt länger haltbar bis zum Verbrauchstag. Ein toller Luxus, ohne viel Aufwand, aber unendlich nützlich. Die Dieselheizung funktioniert prompt und liefert schnell heißes Wasser und angenehme Raumtemperatur, wenn es draußen mal kalt wird.

So weit – so gut. Jetzt arbeiten wir an den Details und fiebern unserem nächsten Urlaub entgegen…