Märchenland …
Zum wiederholten Mal dürfen wir den Norden Saudi Arabiens erleben, unsere Begeisterung für den Wüstenstaat ist nicht weniger geworden. Doch schon jetzt spüren wir Veränderungen. Zäune in ursprünglicher Natur, Einschränkungen bei manchen Offroad-Strecken und Übernachtungsplätzen. In naher Zukunft wird vieles kommerzialisiert werden. Verbote und Restriktionen kommen immer mehr und auch in diesem Land wird der Tourismus seine Spuren hinterlassen.
Das Familienunternehmen Saudi Arabien
Mit der Begründung des Islam durch den Propheten Mohammed gelang diesem zwischen 622 und 632 die Vereinigung der Stämme Arabiens. Doch die politischen Zentren wurden Damaskus und Bagdad, während zumindest die religiöse Macht in Mekka und Medina auf der Arabischen Halbinsel verblieb.
Der erste saudische Staat wurde im Jahre 1744 ausgerufen, ging jedoch bereits 1818 mit der osmanischen Eroberung wieder unter. Hauptstadt war der Oasenort Dir‘iyya, westlich des heutigen Riyadh im Wadi Hanifah gelegen.
Bereits 1824 gelang es Turki Ibn 'Abd Allah Ibn Muhammad Ibn Sa‘ud das südlich des von den Osmanen zerstörten Dir’iyya gelegene ar-Riyad einzunehmen, welches damit die neue Hauptstadt des zweiten saudischen Staates wurde. Doch der Einfluss der Dynastie blieb gering, zu groß war die Rivalität innerhalb des Familienclans und zur Konkurrenz der Al Rashid.
Erst 1902, als ‘Abd al-Aziz Ibn ‘Ab dar-Rahman as-Sa’ud aus seinem erzwungenen Exil in Kuwait zurückkehrte, begann der endgültige Aufstieg der Dynastie der Sa’ud. Ar-Riyad wurde eingenommen und damit eine ganze Reihe von Eroberungen eingeleitet, die in der Ausrufung des Königreiches Saudi-Arabien im Jahre 1932 gipfelten.
Im Jahre 1938 begann die kommerzielle Förderung von Erdöl, die USA bekamen dafür vom König ein Monopol. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs begann dann der rasche wirtschaftliche Aufstieg des Landes. Der Großteil der bis dato als Nomaden lebenden Bevölkerung wurde sesshaft, erste Städte gegründet. Erst 1963 schaffte man die Sklaverei ab und ersetzte sie durch Gastarbeiter aus Südostasien und Afrika.
Unter König Faisal, der vom Beginn des Ölbooms profitierte, entwickelte sich Saudi Arabien zu einem starken Machtfaktor in der arabischen Welt. Steigende Öleinnahmen förderten die Entwicklung eines Wohlfahrtsstaates, während alle Schlüsselpositionen in Politik und Wirtschaft an Mitglieder der Dynastie verteilt wurden. Somit regiert die Dynastie der Sa’ud das Land wie Ihr Eigentum.
Saudi Arabien zu verstehen, das ist nicht ganz leicht. Alte Traditionen bestimmen alle Abläufe, Clan- und Familiendenken beherrscht die Gesellschaft. Doch ganz langsam öffnet sich neues Denken, und die jungen Generationen werden im Lauf der Jahrzehnte das Land in vielen Bereichen neugestalten. Es bleibt spannend …
Die Magie der Wüste - ein Beitrag von Conny
Schon zum zweiten Mal sind wir in den herrlichen Wüsten im Norden Saudi Arabiens unterwegs. Tommy weiß nicht so recht, was er erneut über diese Region schreiben soll, und dabei sich nicht zu wiederholen. Deshalb hatte ich die Idee, zur Abwechslung mal meine Gefühle zu Papier zu bringen.
Als wir 2013 2.500 Kilometer von den Emiraten nach Jordanien im Transit hier sein durften und bei Al Ula, an diesen gigantisch bizarren Felsformationen im Schweinsgalopp vorbeifahren mussten, da haben wir uns innig gewünscht, hier mehr Zeit verbringen zu dürfen. 2019 waren wir zum zweiten Mal in Saudi und das wieder nur mit einem Transitvisum. Aber schon da wurde gemunkelt: Saudi will sich dem Tourismus öffnen. Und ein knappes Jahr später wurde es Wirklichkeit.
Nun endlich dürfen wir ausgiebig dieses wunderbare Land bereisen und unseren Traum, die unendlich erscheinenden Wüsten richtig zu erleben, realisieren.
Wüste. Etwas Magisches zieht mich dahin. Wüsten können so unterschiedlich sein. Sogar langweilig, öde. Oder auch richtig unwirtlich. Aber diese Wüsten hier … Ich kann nie genug davon bekommen. Dass die Natur solche Wunder vollbringt, lässt mich stumm werden.
Wir haben es erlebt, dass Wüste manchen Menschen Angst einflößt. Oder vielleicht die Vorstellung, weitab der Zivilisation zu sein, ohne Handy-Empfang. Im Navi-Gerät sind nicht einmal mehr Pisten eingezeichnet. Spurensuche. Instinkt ist gefragt. Haben wir das vielleicht verlernt? Hast Du schon einmal Stille gehört, gefühlt? So, dass es weh tut in den Ohren? Einsamkeit oder vielleicht eher Zweisamkeit, die bei mir das Gefühl von Erfüllt sein und Glück beschert; Ruhe, Abgeschiedenheit, die mich ruhig und ausgeglichen machen, die mir die Natur näherbringen?
Die Schönheit der Wüste lässt mich immer wieder staunen. Felsen, die sich aus dem Sand in oft bizarren Formen recken, geben meiner Phantasie Inspirationen, lassen mich immer wieder neue Figuren erkennen. Wir erklimmen so manchen Felsen und Bogen, immer auf der Hut, nichts von dieser fragilen erodierten Patina der Sandsteinfelsen abzubrechen. Licht-, Schatten-,Wolkenspiele; und diese Farben! Der Sand wechselt von hellgelb über orange bis zum dunklen rostrot. Ich fühle mich wie ein Kind, schlage ein Rad, aus purer Lebensfreude heraus.
Überall gibt es Neues zu entdecken: Ui, da – ein Käfer, eine Blume, eine Raupe. Sieh doch, wie die Kamelstute sich liebevoll um ihr Füllen kümmert! Wie wundervoll die Natur doch ist! Und jetzt nach dem Regen ganz besonders. So viel Grün. Ein Geschenk!
Ständig beherrsche ich mich, all die interessanten, schönen Steine aufzusammeln, haben wir dafür ja wirklich keinen Platz im Manni! Und dann diese Felsgravuren, teilweise tausende Jahre alt. Gewaltig. Ich sitze da und stelle mir vor, wie es damals hier wohl so war. Mit Sicherheit anders. Haben die wohl auch schon diese Felsenbögen bestaunt?
Wir cruisen dahin, Manni und Tommy sind wie eine unzertrennliche Einheit, beide strahlen über beide Backen, haben riesigen Spaß im Sand. Stopp! Soooo schön hier. Ich muss das in mich aufsaugen. Fotografieren. Ja, ich habe schon Fotos aus jedem Winkel, aber ich kann nicht daran vorbeigehen, soooo schön!
Ich bin glücklich in der Wüste. Angst kenne ich hier nicht. Ich will verschmelzen, ewig hier bleiben. Meine Seele öffnen. Mein Herz schenken.
Ich komme wieder.
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Liebe Grüße an Euch alle,
Conny & Tommy