Farbenfroher Herbst in den Bergen Kirgisistans

Was für ein Fest für die Augen! Das Spiel der noch wärmenden Sonne lässt die Natur sich ein letztes Mal aufbäumen. Die Farben scheinen zu explodieren, wie in einem Rausch wandern wir durch die verfärbten Wälder, erklimmen schroffe Flanken im blitzend weißen Schnee, geblendet von einem tiefblauen Firmament über uns. Kirgisistan zeigt sich uns nochmal von seiner schönsten Seite. In Usbekistan bewundern wir ein weiteres Mal die historischen Zentren der Seidenstraße und in Turkmenistan den Größenwahn zeitgenössischer Diktatur.

wir erfreuen uns an den herrlichen Farben des Herbstes
wir erfreuen uns an den herrlichen Farben des Herbstes
Wanderung im Djeti Oguz Tal
Wanderung im Djeti Oguz Tal
unten Herbst, oben Schnee...
unten Herbst, oben Schnee...
herrlicher Platz am rauschenden Bergbach
herrlicher Platz am rauschenden Bergbach
steile, steinige Auffahrt zum Tosor Pass
steile, steinige Auffahrt zum Tosor Pass
abenteuerlicher Tosor Pass
abenteuerlicher Tosor Pass
wunderschöne Fahrt duch das Kichi Naryn Tal
wunderschöne Fahrt duch das Kichi Naryn Tal
es ist Herbst in Kirgisistan
es ist Herbst in Kirgisistan
Seidengewinnung vom Kokon der Seidenraupe
Seidengewinnung vom Kokon der Seidenraupe
Seidenweberei
Seidenweberei
Teppichknüpferei
Teppichknüpferei
Medrese Tilla Qori auf dem Registon Platz in Samarkand
Medrese Tilla Qori auf dem Registon Platz in Samarkand
Medrese Sherdor am Registon Platz in Samarkand
Medrese Sherdor am Registon Platz in Samarkand
Khiva - das Westtor mit dem unfertigen, bunten Minarett, Wahrzeichen der Stadt
Khiva - das Westtor mit dem halben Minarett, Wahrzeichen der Stadt
wunderbare Altstadt von Khiva
wunderbare Altstadt von Khiva
Holzsäulen in der Juma Moschee in Khiva
Holzsäulen in der Juma Moschee in Khiva
bunter Markt in Margilon
bunter Markt in Margilon
usbekisches Brot, stolze Tradition
usbekisches Brot, stolze Tradition
die weiße Stadt Ashgabat
die weiße Stadt Ashgabat
Palast in Ashgabat
Palast in Ashgabat

Was für ein Fest für die Augen! Das Spiel der noch wärmenden Sonne lässt die Natur sich ein letztes Mal aufbäumen. Die Farben scheinen zu explodieren, wie in einem Rausch wandern wir durch die verfärbten Wälder, erklimmen schroffe Flanken im blitzend weißen Schnee, geblendet von einem tiefblauen Firmament über uns. Kirgisistan zeigt sich uns nochmal von seiner schönsten Seite. In Usbekistan bewundern wir ein weiteres Mal die historischen Zentren der Seidenstraße und in Turkmenistan den Größenwahn zeitgenössischer Diktatur.

 

Abenteuerliche Pässe und einsame Täler

Immer wieder verlassen wir die asphaltierten Hauptstraßen und wagen uns hinein in die grandiose Bergwelt zwischen Tien Shan und Pamir. Wir folgen abenteuerlich angelegten Pisten, die uns bis auf knapp 4.000 Meter Höhe bringen, um von einem ins nächste einsame Tal zu gelangen. Nur wenige Hirten mit ihren Schafen und Ziegen begegnen uns noch hier oben, ab und zu steht eine Jurte einsam auf den nun gelbbraun verdorrten Almen. Das Leben ist hart hier oben, die Sommer kurz, die Winter schneereich. Jetzt im Herbst ziehen sie mit ihren Tieren hinunter in die Täler, in die Dörfer zu ihren Familien.

Auf langen Wanderungen erklimmen wir schneebedeckte Gipfel, um dahinter noch höhere und mächtigere Berggiganten zu entdecken. Meist sind wir völlig alleine unterwegs, Wanderwege sind Mangelware, oft genug quälen wir uns über unwegsames Gelände nach oben. Das Bergerlebnis wird dadurch noch intensiver, authentischer. Und oft stoßen wir dabei auf große Herden sibirischer Steinböcke, jedes Mal ein ganz besonderes Erlebnis!

Nur wenige Straßen und Pisten überwinden die hohen Pässe, und schneit es, sind sie auch sofort dicht. Dann  geht erst mal gar nichts mehr, bis die Sonne den Schnee wieder weggeleckt hat. Und das kann im Winter sehr lange dauern…

 

Fazit Kirgisistan

Kein anderes Land erinnerte uns in all den Jahren in seiner Natur so sehr an unsere alpine Heimat. Wahrscheinlich ist dies auch ein Grund, warum wir uns hier so wohl fühlten. Die Bergwelt lädt ein zu tollen Wanderungen, gerade jetzt im Herbst begeistern die Kontraste und Farbenspiele.

Sonnendurchflutete, bunte Herbstwälder, noch grüne Almwiesen unter mit erstem Schnee bedeckten Flanken, sprudelnde Bäche, gespeist von vergletscherten Eisriesen. Glasklare Seen in grandioser Umgebung locken nach anstrengenden Bergtouren zum Bad.

Die Menschen dagegen, eindeutig geprägt von mongolisch-chinesischer Physiognomie, wirken eher verschlossen, wortkarg. Es dauert lange, bis ihnen ein Lachen entkommt, sie bleiben eher auf Distanz. Doch sie sind immer freundlich, nie aufdringlich, und sie versuchen nie, uns beim Einkauf zu übervorteilen. Leider haben sie, ebenso wie ihre Nachbarn, es nicht verstanden, dass es der falsche Weg ist, die eigene, so wunderschöne Natur großflächig in eine Müllhalde zu verwandeln.

Kirgisistan als staatliche Einheit ist ja erst von den Sowjets geschaffen worden, daher ist die Gesellschaft noch sehr dem Clandenken verhaftet. Doch im Gegensatz zu den Diktaturen der Nachbarschaft gedeiht hier ein zartes Pflänzchen der Demokratie, von den Nachbarn argwöhnisch beobachtet, damit ja kein Funke freiheitlichen Denkens auf die mit harter Hand geführten Diktaturen überspringt. Da die von den Russen festgelegten Grenzen beim Zerfall der Sowjetunion einfach beibehalten wurden, sind so sehr viele, meist unsinnige Grenzverläufe und Enklaven entstanden, die auch heute noch immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Kirgisen, Usbeken und Tadschiken führen.

Für uns waren die fast zwei Monate in Kirgisistan eine tolle Zeit, freies Campen ist überall völlig gefahrlos und unbehelligt möglich gewesen. Ein Land zum Genießen also…

 

Seide – ein Wunderwerk der Natur

Selten hat ein Stoff die Wirtschaft vieler Länder über die Jahrhunderte so beeinflusst wie Seide. Aus China über die Seidenstraße in den Westen transportiert, wurde sie schon bald zum begehrtesten Handelsprodukt und sogar zur Währung.

Irgendwann brachten Chinesen das Wissen um die Seidenproduktion ins Fergana-Tal. Und schon bald entstand bei Margilon eine Fabrikation, die nun seit rund 1.000 Jahren nahezu unverändert weitergeführt wird.

Bevor die Seidenraupe ihrem Kokon entwächst und als Schmetterling entfleucht, wird sie samt ihrer gesponnenen Hülle in einen Bottich mit kochendem Wasser geworfen. Dabei löst sich der bis zu 900 Meter lange Seidenfaden, aus dem der Kokon gesponnen wurde. Dieser wird nun aufgenommen und versponnen, während die eigentliche Raupe schon längst verendet ist.

Aufgewickelt und mit Naturfarben eingefärbt entsteht so die Basis für gewebte Seidenstoffe und geknüpfte Teppiche. Die Herstellung ist nach wir vor Handarbeit und vor allem die extrem fein geknüpften Teppiche nehmen viel Aufwand und Geduld in Anspruch. So werden noch heute Milliarden extra gezüchteter Seidenraupen für die Herstellung feinster Seide lebendig in kochendes Wasser geworfen…

 

Khiva – ein lebendiges Freilichtmuseum

Im Gegensatz zu Samarkand und Buchara präsentiert sich Khiva in einem homogenen Altstadtensemble. Die mächtige Stadtmauer ist fast vollständig erhalten, auch die Tore sind intakt und begrenzen so das historische Zentrum der einstigen Hauptstadt des Khanats Chiwa. Natürlich sind alle Gebäude und Türme restauriert, aber da innerhalb der Mauern auch heute noch Menschen leben und nicht nur Touristen durchschlendern, hat Khiva Charme.

In ihrer wechselvollen Geschichte wurde Khiva immer wieder eingenommen. Von Dschingis Khan und Amir Timur bis hin zum persischen Eroberer Nadir Schah, ein jeder hinterließ eine zerstörte Stadt. Und immer stand sie wieder auf… 

Auch wenn die Stadt zu allen Zeiten im Schatten der berühmten Seidenstraßenmetropolen stand, zeigt sie sich heute ebenbürtig in ihrer historischen Bedeutung. Die schmalen Gassen lassen uns auf den Spuren ehemaliger Herrscher wandeln und machen es uns leicht, eine Vorstellung vom damaligen Leben zu bekommen. Uralte, fast 1.000 Jahre alte, mit geschnitzten Ornamenten verzierte Säulen stützen noch heute die Jamil-Moschee, das unvollendete, mit bunten Kacheln geschmückte Minarett,  Wahrzeichen der Stadt, ist ein toller Blickfang, und die berühmten Medresen erstrahlen wieder in damaliger Pracht. Stundenlang lassen wir uns einfangen von der Atmosphäre greifbarer Geschichte.

 

Fazit Usbekistan

Es sind ganz klar die überragenden Zeugnisse historischer Zeiten, die einen Besuch Usbekistans rechtfertigen. Samarkand und Buchara, die beiden Rivalinnen im Zentrum der alten Seidenstraße, Khiva und Shahrezabs, alte Residenzen grausamer Despoten und Kriegsherren, locken mit verschwenderischer Pracht. Sassaniden und Mongolen, Perser und Usbeken verewigten sich in beeindruckender Architektur, immer wieder zerstört, erneut aufgebaut und heute detailgenau restauriert.

Landschaftlich zeigt sich Usbekistan eher belanglos, vor allem gegenüber seinen hochalpinen Nachbarn. Unendlich scheinende Wüsten und Steppen,  viele Monokulturen, wie Baumwolle und Getreide, schaffen wenig Attraktives.

Die Usbeken selbst wirken weitaus selbstbewusster als ihre Nachbarn, sind eindeutig einen Schritt weiter in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht. Die Märkte sind farbenprächtiger und meistens besser bestückt, die angebotenen Waren spottbillig. Die Kontrolle der Gesellschaft ist jedoch allgegenwärtig, niemand hat den Mut, sich kritisch über die Verschwendungssucht der Mächtigen auszulassen, denn Im Grunde geht es ihnen nicht schlecht. Und das mit der Meinungsfreiheit und den Menschenrechten ist ja auch nicht wirklich Teil ihrer Tradition, so dass sie mit den Restriktionen gut leben können.

So beschränkt sich das Reisen in Usbekistan überwiegend auf die historischen Zentren, in denen wir immer unbehelligt im Schatten der Geschichte parken und übernachten durften. Das Fahren über Land dagegen ist meist ziemlich Nerv tötend, denn das Straßennetz ist in einem grottenschlechten Zustand und fordert Mensch und Material aufs Äußerste. Womit sich wieder die Frage aufdrängt, wohin denn die ganzen Öl- und Gasmilliarden entschwunden sind…

 

Ashgabat – ein (Alp)traum ganz in Weiß…?

Diktatoren neigen ja schon immer dazu, sich bereits zu Lebzeiten ein Denkmal zu setzen, auf dass sie bei ihrem sie zum Lieben verdonnerten Volk nie in Vergessenheit geraten. Der turkmenische Alleinherrscher stampfte zu diesem Zweck eben mal eine komplette Stadt aus dem Wüstensand. Im Schatten der angrenzenden Berge entstand so eine wirklich skurrile City mit mondänen, goldbekuppelten Palästen, olympiareifen Sportarenen, lobpreisenden Stelen und überbreiten Prachtboulevards. Das gesamte Ensemble ist in strahlendes Weiß getaucht, auch Parkbänke, Laternenmasten und Abfallkübel, ja sogar die in der Hauptstadt registrierten Autos und Busse wurden nicht verschont. Einfach alles…

Was fehlt in diesem Theater, das sind die Menschen. Wir laufen stundenlang durch völlig verwaiste Stadtviertel, einzig Polizisten und Putzgeschwader sind zu sehen. Das Volk scheint ausgesperrt. Wir finden es schließlich in den alten Wohnvierteln, die nach und nach abgerissen werden. Die Menschen sollen in den neu entstandenen Siedlungsgürtel in der Peripherie untergebracht werden, in tausende seelenlose, optisch gleichaussehende Häuser ohne wirkliches Leben. Unheimlich…

Jede Ecke, jede Fußgängerunterführung, jeder Hauseingang ist videoüberwacht. Der Kontrollwahn artet hier zu einer Phobie aus. Und zu allem lächelt der gütige, intelligente und allwissende Präsident, wohlwollend winkend, von unzähligen Plakaten…

 

Fazit Turkmenistan

Es ist nicht leicht, nach zweimal fünf Transittagen, ein Fazit zu ziehen. Zu wenig Einblick lassen kein wirkliches Urteil zu. Was auffällt ist, dass die Hauptstadt Ashgabat vom übrigen Land Welten trennen. Wie eine außerirdische Raumstation schwebt die weiße Metropole über allem. Ansonsten rottet alles so vor sich hin – Straßen, Bausubstanz, Industrieanlagen. Das öl- und gasreiche Land steckt fast die gesamten, frei verfügbaren Einnahmen in die Vorzeigestadt.

Die wenigen Berührungspunkte mit den Menschen, denen übrigens Kontakt mit Ausländern strikt verboten ist, waren allesamt ausgesprochen positiv. Freundlich, hilfsbereit und herzlich; es ist ein Jammer, dass die Staatsmacht aus Turkmenistan einen riesigen Hochsicherheitstrakt gemacht hat…

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer im Tagebuch ab 23.September - click hier

 

 

Liebe Grüße an Euch alle

Conny & Tommy

leuchtende Herbstfarben
leuchtende Herbstfarben
Manni neben dem Gletscher auf dem Tosor Pass
Manni neben dem Gletscher auf dem Tosor Pass
wunderbares Jil-Suu Tal nach dem Tosor Pass
wunderbares Jil-Suu Tal nach dem Tosor Pass
schmale Schlucht im Kichi Naryn Tal
schmale Schlucht im Kichi Naryn Tal
große Wanderung bis in den Schnee im Al Archa Naturreservat
große Wanderung bis in den Schnee im Al Archa Naturreservat
Abendstimmung im Al Archa Tal
Abendstimmung im Al Archa Tal
süße Eichhörnchen am Wegesrand
süße Eichhörnchen am Wegesrand
Kekemeren River bei Aral
Kekemeren River bei Aral
freundliche, höfliche Kinder in Usbekistan
freundliche, höfliche Kinder in Usbekistan
buntes Kalta Minor Minarett und Aminxon Medrese in Khiva
buntes Kalta Minor Minarett und Aminxon Medrese in Khiva
Herbst in Kirgisistan