Die Politik beeinflusst unsere Reisepläne
Die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten lässt uns den geplanten Aufenthalt in Jordanien verkürzen, denn wir wollen nicht riskieren, dass die Grenze zwischen Jordanien und dem Irak geschlossen sein könnte, wenn wir ausreisen wollen. Auch unsere Rundreise im zentralen Irak fällt dieser Entwicklung zum Opfer. Erst in Kurdistan bremsen wir wieder, und reisen in gewohnter Manier weiter durch die Türkei und Georgien, unserem nächsten Ziel entgegen.
Abu Dhulaf Moschee im Irak
Das berühmte Spiralminarett der Großen Moschee von Samarra kennt man. Doch dass es nur wenige Kilometer flussaufwärts entlang dem Tigris einen weiteren dieser markanten Türme zu bewundern gibt, das ist so gut wie niemandem bekannt. Wie das bekannte Vorbild zur Abbasiden-Zeit erbaut, versteckt es sich fern der Besucherrouten in der unwirtlichen Ebene nördlich von Samarra.
Die Mauern der einstigen Mosche sind kaum renoviert, der Turm selbst darf sogar bestiegen werden. Die gesamte Anlage begeistert durch ihre einsame Lage und ihre authentische Ausstrahlung. Das Minarett erreicht eine Höhe von 32 Metern und steht auf einem quadratischen Sockel. Zusätzliche Arkaden im Innenhof deuten darauf hin, dass das Innere der Mosche nicht für die Massen während des Freitagsgebets vorgesehen war. Trotzdem gehört sie zu den größten Moscheen der Welt.
Bei den Jesiden in Lalish/Irak
Jesiden? Wer hat diesen Namen schon mal gehört? Obwohl inzwischen über 200.000 Menschen dieser kurdischen Ethnie in Deutschland berechtigtes Asyl gefunden haben, geflüchtet vor dem grausamen Genozid der IS-Fanatiker in Syrien und im Irak.
Im Nordwesten des Irak besuchen wir Lalish, das religiöse Zentrum der Jesiden. Der Ort ist streng bewacht, um Übergriffe zu verhindern, denn ganz sicher dürfen sich die Jesiden auch heute nicht fühlen. Der gesamte Bereich um das wichtigste Heiligtum, die Grabstätte von Scheich Adi Ibn Musafir mit den weithin sichtbaren, spitz zulaufenden Dächern, darf nur barfuß oder auf Strümpfen betreten werden.
Am Wochenende ist das Gelände ein beliebtes Ausflugsziel für die jesidischen Familien der Umgebung. Wir planen deshalb unseren Besuch so, dass wir die Feierlichkeiten miterleben können. Es herrscht ein unglaublicher Trubel, allerdings läuft alles ruhig und ein wenig feierlich ab. Die Menschen besuchen die heiligen Grabstätten und lassen sich anschließend stundenlang im Schatten der Gebäude oder Bäume nieder, um gemeinsam zu essen. Wir können uns kaum retten vor Einladungen, werden pausenlos durchgefüttert und ein jeder heißt uns herzlich willkommen. Immer wieder werden wir auf Deutsch angesprochen, denn viele der vor rund zehn Jahren Geflüchteten fanden lebensrettendes Asyl in Deutschland und haben dort ihren Weg gemacht. Nun sind sie hier auf Besuch oder manchmal sogar für immer wieder zurückgekehrt in ihre alte Heimat.
Es fällt schwer, unter all diesen friedlichen Menschen sich die die Grausamkeiten vorzustellen, die ihnen widerfahren sind. Die Traumata sind noch lange nicht überwunden, denn es gibt kaum eine Familie, die von den Gräueltaten der IS-Milizen verschont wurde. Und trotzdem lachen und tanzen sie, leben so gut es eben geht in einem Land, das sie eigentlich nicht haben will. Doch wo sollen sie hin?
Assyrische Historie im Irak
Die monumentalen Felszeichnungskomplexe von Maltai /Halamata und Bavian/Khinnis stehen in Verbindung mit einem ausgedehnten Kanalnetz, das vom assyrischen König Sanherib erbaut wurde (704-681 v. Chr.). Die Notwendigkeit, Wasser nach Ninive, seiner neuen Hauptstadt, zu bringen, führte zum Bau eines beeindruckenden weitverzweigten Netzwerkes von Kanälen (ca. 240 km), Tunneln und Aquädukten mit Dämmen und Stauseen. Dieses Bauprojekt dauerte 15 Jahre, von 702 bis 688 BC.
Zusätzlich zu seinen funktionalen Aspekten, wie der Wasserversorgung der neuen Hauptstadt und für die Plantagen-Bewässerung, war dieses riesige hydraulische System auch von propagandistischer, ideologischer und religiöser Bedeutung. Aus diesem Grund versah Sanherib die Kanäle mit monumentalen Felsreliefs auf dem er in Begleitung von Gottheiten dargestellt wird, sowie mit Inschriften, die ihn als Bauherren feiern.
Die vier Tafeln zeigen alle die gleiche nach links gerichtete Prozession von sieben Gottheitsstatuen, mit ihren symbolischen Tieren, mit der Figur des Herrschers an beiden Enden der Tafel. Auf der linken Seite steht der assyrische König in einer Position der Verehrung gegenüber dem Gott Assur, der auf seinen beiden heiligen Tieren, einem Mushkushshu-Drachen und einem Löwen mit Stierhörnern steht. Die dritte Figur ist der Gott Mullissu, der auf einem Thron sitzt und auf einem Löwen ruht. Dann kommen der Mondgott Sin, die Sonnengötter Anu/Enlil und Shamash sowie der Regen- und Sturmgott Adad. Zuletzt in der Prozession ist Ishtar, die Göttin der Liebe und des Krieges, gefolgt von einer zweiten Darstellung König Sanheribs.
Wie geht es weiter mit unserer Lebensreise?
Zurück in der Türkei fahren wir weiter nach Georgien. Wir werden über den zentralen Kaukasus nach Russland reisen und von dort weiter nach Kasachstan, Usbekistan, Tadjikistan und Kirgisistan. Fünf Jahre nach unserem ersten Besuch dieser Region freuen wir uns, bald wieder dort sein zu dürfen.
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Liebe Grüße an Euch alle,
Conny & Tommy