Tagebuch unserer Lebensreise – 2022
Unser Deutschlandaufenthalt, geplant für die Sommermonate 2021, hat sich verlängert bis heute, bis April 2022. Warum?
Nun, das Reisen außerhalb Europas war immer noch nicht wirklich möglich, viele Grenzen blieben geschlossen, Corona lag immer noch wie ein Schreckgespenst über allem. Dazu kamen regionale Konflikte wie in Äthiopien und im Sudan, letztlich auch der Krieg zwischen Russland und der Ukraine.
Zusätzlich hat uns die erfreulich hohe Nachfrage nach unserem großen Afrikabuch „Sehnsucht Afrika“ dazu bewogen, den Vertrieb professionell anzugehen, was letztlich sogar zu Notwendigkeit einer zweiten Auflage führte.
Doch nun ist es genug. Wir starten wieder durch!
Heute, am 10. April, verlassen wir Deutschland wieder. Unsere Pläne führen uns zunächst über den Balkan nach Griechenland, wo wir uns Ende des Monats mit Reisefreunden treffen werden. Gemeinsam geht es dann über die Türkei in den Iran, anschließend besuchen wir Armenien und Georgien.
Im Oktober entscheiden wir dann, wie es weiter geht mit unserer Lebensreise …
10. – 12. April 2022 - Zwischen Schneesturm und Traumwetter
Der April verabschiedet uns standesgemäß, als wir nach einem Dreivierteljahr Deutschland wieder den Rücken kehren. Während der Nacht vor dem höchstgelegenste Kloster Deutschlands, Maria Eck im Chiemgau, schneit es ununterbrochen, später wechseln sich wärmender Sonnenschein und dichtes Schneetreiben ab. Über den Steinpass bei Melleck fahren wir nach Österreich, um bei unserem Fahrzeugbauer Action Mobil in Saalfelden Station zu machen und letzte Kleinigkeiten in Ordnung zu bringen.
„Wir sind auf dem Weg zum Felbertauerntunnel“. Diese lapidare What`s App Nachricht von unseren lieben Freunden Anja und Peter, die sich gerade auf der Rückfahrt von der Arabischen Halbinsel befinden, elektrisiert uns sofort! „Dann lass uns doch morgen hier in der Region treffen!“ Gesagt, getan – und nach langer Zeit schließen wir uns wieder in die Arme, als wir am Nachmittag in Niedernsill im Oberpinzgau unsere Laster nebeneinander parken.
Drei Alpenpässe wollen heute von Manni bezwungen werden. Gut, der Felbertauern ist letztlich nur ein Tunnel unter dem Tauernhauptkamm, doch der Gailbergsattel südlich von Lienz und vor allem der Plöckenpass hinüber nach Italien fordern ihn. Das herrliche Bergwetter lässt uns die aussichtsreichen Panoramastrecken genießen, und wir entdecken kurz vor Tolmezzo einen perfekten Übernachtungsplatz direkt am Fluss.
Oberscharam – Saalfelden – Lienz – Tolmezzo – 265 km - 5 Tage - 365 km
13. – 18. April 2022 - Shit happens!
Wir verlassen die Alpenregion endgültig, als wir uns Udine nähern. Der Friaul ist leider dermaßen zersiedelt, so dass wir uns schwer tun, der Region positives abzugewinnen. Bis hinunter nach Triest durchfahren wir eigentlich nur urbanes Gebiet. Plötzlich blitzt das Mittelmeer durch die lichten Pinien, und kurz darauf verlassen wir Italien auch schon wieder. Der Transit durch Slowenien ist in einer halben Stunde erledigt, und auch die Autobahnfahrt um Rijeka ist rasch hinter uns gebracht. Da das freie Campen an der kroatischen Küste streng verboten ist, biegen wir in Höhe der Insel Krk in ein Seitental ein und stellen uns auf den historisch interessanten Burg- und Kirchenhügel von Drivenik.
Am nächsten Morgen ist alles ganz anders - plötzlich sind unsere Pläne auf den Kopf gestellt: Ein Schaden am Aufbau zwingt uns, nach Rücksprache mit Action Mobil zurück nach Saalfelden zu fahren! Glück im Unglück – es sind „nur“ gut 400 Kilometer, und professionelle Hilfe ist uns gewiss. Also wenden wir Manni und nutzen das lange Osterwochenende für die Rückfahrt. Wieder vorbei an Rijeka, durch Slowenien und um Triest herum, finden wir schließlich an den Ufern des Isonzo in Gradisca einen vernünftigen Übernachtungsplatz.
Wir verratschen uns mit unseren Nachbarn, und so ist der Vormittag fast schon wieder rum, bis wir endlich starten. Doch allzu weit kommen wir heute nicht, in Bordano, einem netten Ort am Tagliamento unterhalb des Monte San Simeone, entdecken wir einen sowas von idyllischen kleinen See, dass wir entscheiden, hier zwei Tage zu bleiben.
Am Ostersonntag verliert der wunderschöne See jedoch ein wenig von seinem Charme, als eine halbe Hundertschaft Albaner unter dem Abspielen äußerst gewöhnungsbedürftiger Volksmusikweisen entscheidet, sich direkt neben uns zum Osterpicknick niederzulassen. Rasch suchen wir daraufhin das Weite, um uns auf dem Plöckenpass in die Stille der Berge zurückzuziehen. Doch unangenehm kalter Wind lässt uns trotz Traumwetter bald weiterziehen. Über den Gailbergsattel hinüber nach Lienz, und letztlich auch noch durch den Felbertauerntunnel zurück ins Pinzgau, spulen wir die vor wenigen Tagen bereits bewältigten Kilometer herunter und geben Manni nach dem Osterwochenende bei Actionmobil in Saalfelden ab.
Tolmezzo – Triest – Rijeka – retour nach Saalfelden - 695 km - 11 Tage - 1060 km
19. – 26. April 2022 - Werkstattaufenthalt Manni bei Actionmobil - 0 km - 19 Tage - 1060 km
27. – 28. April 2022 - 2. Anlauf!
Endlich ist es soweit, Action Mobil vermeldet das Ende der Reparatur. Unser Freund Peter nimmt uns in seinem Laster von Sauerlach nach Saalfelden mit, auch er ist seit heute Richtung Iran unterwegs. Wir übernehmen unseren Manni wieder und laden den bei unseren Freunden im Hotel Brandlhof eingelagerten Hausstand ein; Conny putzt den ersten Werkstattstaub aus allen Winkeln, wir füllen die Wassertanks und verziehen uns auf unseren wohlbekannten Platz in Niedernsill.
Wir müssen Strecke machen, unsere Freunde erwarten uns in Griechenland. Also starten wir bereits früh, kaum dass es hell ist. Felbertauerntunnel, Lienz, Gailbergsattel und rauf auf den Plöckenpass. Im Angesicht glitzernder Schneeflanken holen wir unser Frühstück nach. Und es flutscht heute richtig: Italien, Slowenien, Kroatien. Ehe wir uns versehen, sind wir wieder in Drivenik, im Schatten der historischen Burg, dort, wo wir vor genau zwei Wochen unsere Reise abbrechen mussten.
Saalfelden – Lienz – Plöckenpass – Triest – Rijeka – Drivenik - 440 km - 21 Tage - 1500 km
29. – 30. April 2022 - Im Schweinsgalopp durch Bosnien
Kurz vor Senj genießen wir beim Frühstück den weiten Blick über die der kroatischen Küste vorgelagerten Inseln, bevor wir uns 700 Höhenmeter nach Otocac hinaufschrauben. Über noch karge Hochebenen erreichen wir schließlich die bosnische Grenze, wo wir, vorbei an einer endlos langen LKW-Schlange, die EU-Außengrenze passieren. Kaum in Bosnien angekommen, begrüßen uns in jedem Dorf die schlanken Minarette der Moscheen, eine gute Eingewöhnung für unsere weitere Reise in die islamische Welt. Im quirligen Bihac füllen wir unsere leeren Gasflaschen mit preiswertem Gas, es kann also wieder ordentlich gekocht werden! Überrascht sind wir von den Preisen in den Supermärkten, sie haben durchaus deutsches Niveau. Durch abwechslungsreiche, aber auch hier noch karge Hochebenen, nähern wir uns dem Kernland Bosniens. Kurz vor Kljuc fahren wir dann weit hinunter ins Tal der Sana, wo wir unter herrlich grünen Weiden einen angenehmen Platz direkt am Ufer finden.
Unser erstes Ziel heute ist der Veliko Plivsko See, doch das Ambiente enttäuscht und wir fahren gleich durch nach Jajce. Das Städtchen ist bekannt wegen seiner Wasserfälle und der mächtigen Burg oberhalb der Altstadt. Und es ist tatsächlich ganz nett und fotogen hier. Der Verlauf der weiteren Stecke ist schön, immer an Flüssen entlang durch schmaleTäler, auch so mancher Pass muss überwunden werden. Von Travnik bis Sarajewo dagegen dominiert ein unschöner Siedlungsbrei mit dichtem Verkehr. Erst südlich der Hauptstadt, als sich die Straße wieder in die Berge zieht, wird es landschaftlich wieder spannend. Tolle Schluchten und schneebedeckte Gipfel, reißende Flüsse und unendliche Wälder – dieser Teil Bosniens ist wahrlich das Sahnestückchen des Landes. Kurz vor der Grenze zu Montenegro stellen wir uns schließlich auf einen Parkplatz der hier allgegenwärtigen Rafting-Anbieter.
Drivenik – Bihac – Jajce – Trivenik – Sarajewo – Bastasi - 570 km - 23 Tage - 2070 km
01. – 02. Mai 2022 - Montenegro und Albanien …
… diesmal leider nur im raschen Transit, obwohl vor allem die Strecke durch den Durmitor Nationalpark einen wesentlich intensiveren Aufenthalt verdient hätte. Nieselregen macht es uns etwas leichter, entlang der Piva einfach durchzufahren. Doch auch der weitere Weg über Niksic bis hinunter nach Podgorica kann sich sehen lassen – saftig grüne Täler, umrahmt von mit Schneeresten gesprenkelten karstigen Bergen schaffen ein attraktives Panorama. Am nördlichen Ende des Skutarisees kennen wir einen traumhaft schönen Platz direkt am Ufer, und dort verbringen wir dann auch den restlichen Nachmittag und die Nacht.
Trotz hartnäckigem Froschkonzert verbrachten wir eine entspannte Nacht, doch der Morgen weckt uns mit Dauerregen. Wir bleiben noch fast bis Mittag hier, aber es ist keine Wetterbesserung in Sicht. Also machen wir uns trotz dem schlechten Wetter auf unseren Weiterweg. Rasch sind wir in Albanien, und bei der eher belanglosen Gegend zwischen dem Skutarisee und Lezhe stört der Regen auch nicht so sehr. Erst als wir in die zerklüfteten Berge abbiegen, bedauern wir es, dass tiefhängende Wolken die grandiose Gebirgsregion nicht so richtig zur Geltung bringen. In ständigem Auf und Ab überwinden wir auf nun wieder katastrophalen Straßen so manchen namenlosen Pass, bis wir uns schließlich den endlosen Kurven geschlagen geben und einen netten Panoramaplatz als unser Nachtlager bestimmen.
Bastasi – Grenze BiH/MNE – Podgorica – Grenze MNE/AL – Lezhe – Plani Bardhe - 335 km - 25 Tage - 2405 km
03. Mai 2022 - Ohrid – die Perle Nordmazedoniens
Wir entscheiden, noch vor dem Frühstück zu starten, es ist kalt und die Sonne schafft es kaum, die tief hängenden Wolken zu vertreiben. Bei der Ausreise aus Albanien muss sich Manni von einem Drogenhund beschnüffeln lassen. Der weigert sich aber, unsere Außentreppe nach oben zu klettern, und der zuständige Polizist beendet dann eben die Kontrolle. Die Strecke von Debar nach Ohrid ist sicher eine der schönsten in Nordmazedonien, doch auch hier ist jeder in Frage kommende Frühstücksplatz dermaßen vermüllt, dass uns der Appetit vergeht. Also fahren wir gleich durch nach Ohrid. Das Städtchen am gleichnamigen See ist einfach herrlich gelegen, bietet jede Menge Historisches und die Altstadt lädt zum Bummeln ein. Wir entscheiden, den Tag hier zu verbringen.
Plani Bardhe – Grenze AL/NMK – Debar – Ohrid - 5 km – 26 Tage - 2520 km
04. – 07. Mai 2022 - Zurück in Griechenland!
Die Sonne lacht wieder vom Himmel, wir befreien Manni vom Dreck der vergangenen Regentage, frühstücken mal wieder im Freien am Strand vom Ohridsee und machen uns gegen Mittag auf den Weg nach Griechenland. Über Bitola erreichen wir auf abwechslungsreicher Fahrt durch die dicht bewaldeten Berge Nordmazedoniens die Grenze. Nach vier ausgesprochen mürrischen Grenzübergängen erfreut uns der griechische Beamte mit offenem Lachen und Scherzen. Sollten sich seine balkanesischen Kollegen mal ein Beispiel nehmen … Wenig später finden wir einen tollen Platz am Vegoritida-See.
Über Edessa, Grannitsa und Thessaloniki erreichen wir am Nachmittag Nea Irakleia, wo wir vor zwei Jahren nach unserer spontanen „Flucht“ aus Deutschland den ersten Corona-Lookdown ausgesessen hatten. Dort treffen wir uns mit Freunden, begrüßen so manchen Nachbarn und erfreuen uns an der wie immer imposanten Kulisse des Olymp.
Heute hat Manni seine erste Viertelmillion Kilometer geschafft! Er hat uns dabei brav rund um Afrika und durch Zentralasien gebracht. Herzlichen Dank, Großer …
Wir freuen uns riesig, das unser Treffen mit unseren lieben Freunden Petra und Win nun doch noch klappt! In Psakoudia sehen wir uns nach langer Zeit wieder, haben wir doch so viele wunderschöne Momente im südlichen Afrika miteinander verbracht.
Über Polygiros und Asprovalta geht es nun zügig gen Osten, unserem Treffpunkt entgegen. Kurz vor Kavalla verstecken wir uns vor dem starken Wind und der salzigen Gischt in einem Wäldchen oberhalb des Meeres und genießen die Aussicht zum Berg Athos.
Ohrid – Grenze NMK/GR – Edessa – Thessaloniki – Kavala – 495 km - 30 Tage - 3015 km
08. – 09. Mai 2022 - Wir treffen uns mit unseren Reisefreunden!
Über Kavala und Xanthi erreichen wir unseren vereinbarten Treffpunkt an der Küste vor Alexandroupolis. Die Freude ist bei allen groß, dass wir nun gemeinsam das geplante Reise-Abenteuer angehen.
Nach einer kurzen Besprechung der vor uns liegenden Tage machen wir uns so langsam auf nach Alexandroupolis. Mit einer herrlichen Abendstimmung an der Steilküste über dem Meer verabschieden wir uns dort von Griechenland.
Kavala – Xanthi – Alexandroupolis - 230 km - 32 Tage - 3245 km
10. – 11. Mai 2022 - Wir sind wieder in Asien!
Die türkische Grenzabfertigung überrascht uns mit neu erbauten Abfertigungsgebäuden, funktionierenden Computersystemen und einer deshalb angenehm raschen und sehr freundlichen Abfertigung. Über Kesan sind wir rasch in Gelibolu, wo wir uns von der so typisch türkischen Atmosphäre durch die Innenstadt um den kleinen Hafen treiben lassen und über den quirlig-bunten Wochenmarkt schlendern. In einem Pinienwäldchen vor der Stadt finden wir schließlich einen einigermaßen windgeschützten Platz für den Abend und die Nacht.
In Kilitbahir, an der Dardanellenfestung Rumeli Hisari, nehmen wir die kleine Fähre hinüber nach Canakkale und damit nach Asien. Vorbei am Ruinenhügel von Troja fahren wir hinunter nach Assos/Behramkale und beziehen in der weiten Bucht von Kadirga einen Platz direkt am Strand.
Alexandroupolis – Grenze GR/TR – Gelibolu – Canakkale – Assos - 300 km - 34 Tage - 3545 km
12. – 15. Mai 2022 - Entlang der türkischen Ägaisküste
Nach einem erholsamen Strandaufenthalt geht es heute weiter in das nette Städtchen Ayvalik. Die Altstadt ist sehenswert, vor allem an einem Markttag wie heute, wenn sich die Gässchen in einen endlosen Basar verwandeln.
Unser stadtnaher Übernachtungsplatz an der Uferpromenade gefällt der sehr freundlichen Polizei für eine zweite Nacht nicht wirklich, und so müssen wir am Nachmittag umziehen. Sie empfehlen uns, trotz deutlichem Hinweis auf ein geltendes Campingverbot, einen guten Platz am südlichen Stadtrand, auch hier direkt an der Lagune. Mit offiziellem Segen beziehen wir dort Quartier.
Unsere Freunde statten heute dem historischen Pergamon einen intensiven Besuch ab, während wir gleich Richtung Süden weiterfahren. Da unser beliebter und deshalb anvisierter Übernachtungsplatz in Caltilidere inzwischen einer Industriebaustelle zum Opfer gefallen ist, starten wir durch nach Izmir und weiter an den weitläufigen Strand nördlich von Pamucak.
Hier verbringen wir den Sonntag zwischen hunderten von Wochenendausflüglern, die Grills laufen heiß und der Bierkonsum ist erheblich. Selbst als am Nachmittag der Wind zum Sturm auswächst, tut dies dem Strandleben keinen Abbruch.
Assos/Kadirga Beach - Ayvalik – Izmir – Pamucak - 315 km - 38 Tage - 3860 km
16. Mai 2022 - Ephesus
Natürlich statten wir der antiken Metropole von Ephesus einen intensiven Besuch ab. Schon morgens um acht stürmen wir das Gelände und genießen die historischen Highlights zumindest eine Stunde lang ganz für uns alleine. Doch schon bald fallen tausende von Kreuzfahrtschifftouristen über uns und das Weltkulturerbe her – recht viel schlimmer war es beim Einfall der Goten anno dazumal sicher auch nicht …
Trotzdem, der Faszination der geballten Geschichte tut dies kaum Abbruch, und wir schlendern über fünf Stunden durch die Säulenreihen.
Pamucak – Ephesus – Pamucak - 20 km - 39 Tage - 3880 km
17. – 19. Mai 2022 - Serviceeinheiten für Manni
Ab heute geht es nun endlich immer Richtung Osten! Während unsere Freunde die antike Ruinenstätte von Aphrosdisias als nächstes Ziel wählen, starten wir durch nach Denizli zur dortigen MAN-Niederlassung. Dort werden wir ausgesprochen freundlich empfangen und auch sofort in die Werkstatthalle gebeten, um den fälligen Öl- und Filterwechsel vorzunehmen und die Schwungscheibe der Keilriemen auszutauschen.
Da unsere Klimaautomatik und unsere Heizung schon seit einiger Zeit machen, was sie wollen und nicht das tun, was wir wollen, gehen wir das Problem mal an. Die Jungs zerlegen die gesamte Cockpiteinheit, um an die einzelnen Elemente zu gelangen und stellen fest, dass die Ventile und Klappen nicht mehr funktionieren. Die entsprechenden Teile werden bestellt und am nächsten Tag eingebaut. Die Montagezeit nutzen wir um für uns und unsere Freunde, die so nach und nach bei uns in der Werkstatt eintrudeln, die Visa für Iran online zu beantragen.
Am Nachmittag ist alles erledigt, und es funktioniert wie neu! Also starten wir noch durch in Richtung Salda Gölü …
Pamucak – Afyon – Denizli – Salda - 275 km - 42 Tage - 4155 km
20. Mai 2022 - Am Salda Gölü
Türkisfarbenes Wasser, glasklar. Grellweißer Sand, menschenleere Ufer. Himmlische Ruhe, nur das sanfte Plätschern kaum spürbarer Wellen.
Der fast kreisrunde Kratersee ist mit 185 Metern der tiefste See der westanatolischen Seenlandschaft. Umrahmt von sanften Hügeln begeistert er uns mit seiner fast schon karibisch anmutenden Szenerie.
Immer wieder gleiten wir hinein in das zwar noch recht frische Wasser, denn das Schwimmen ist eine wahre Freude, hat man erst einmal den etwas schlammigen Einstieg geschafft. Jede Stunde verändern sich die Farben, die Sonne zaubert unwirklich erscheinende Spektren.
Salda – Salda Gölü - 10 km - 43 Tage - 4165 km
21. Mai 2022 - Und plötzlich streikt die Kupplung!
Die Fahrt entlang dem Ostufer des Salda Gölü ist ein Traum, die Farben betören uns regelrecht. Doch irgendwann müssen wir uns von diesem Paradies lösen. Über Yesilova, vorbei an unzähligen Marmorsteinbrüchen, nähern wir uns dem Burdur-See. Hinter Burdur schrauben wir uns schon bald hoch in die Berge, um die verborgene Ruinenstadt Sagalassos zu besuchen.
Beim Rangieren auf unserem ausgewählten Übernachtungsplatz, unweit der Ausgrabungen, passiert es: Das Kupplungspedal bleibt hängen, und aus dem Schlauch für die Bremsflüssigkeit schießt diese in hohen Fontänen hervor und saut Manni so richtig ein. Na prima, statt Ruinen gucken also erst mal Schadenssichtung. Unsere Freunde sind kurz nach uns hier und gemeinsam mit Martin flicken wir das Leck im Schlauch und versuchen anschießend, das System zu entlüften. Das will uns trotz richtigem Ansatz nicht wirklich gelingen und wir fahren mit Martins Laster hinunter nach Aglasun, um Hilfe zu organisieren. Wir treiben einen Mechaniker auf, der auch sofort den gesamten, von uns geflickten Schlauch ausbaut und mitnimmt. Wenig später ist er wieder da, mit sauber verpressten Anschlüssen, und wir machen uns ein weiteres Mal ans Entlüften. Und diesmal klappt es, die Gänge lassen sich nach gefühlten 10.000 Pumpbewegungen mit dem Kupplungspedal wieder einlegen.
Salda Gölü - Yesilova – Burdur – Aglasun – Sagalassos - 120 km - 44 Tage - 4285 km
22. Mai 2022 - Sagalassos – und noch kein Ende mit dem Kupplungsproblem!
Die antiken Reste von Sagalassos begeistern uns wirklich, vor allem das Zusammenspiel von alpiner Szenerie und geschichtsträchtigem Gemäuer geht eine tolle Symbiose ein. Nach fünf Stunden Abtauchen in längst vergangene Welten machen wir uns bereit für die Weiterfahrt.
Doch nichts geht! Kein Gang lässt sich bei laufendem Motor einlegen, und nach dem Lösen der Bremse fährt Manni trotz gedrückter Kupplung einfach los. Also unseren Mechaniker von gestern nochmal aktiviert, weitere Entlüftungsversuche – und plötzlich funktioniert alles wieder. Doch schon während der Fahrt lassen sich die Gänge immer schwerer einlegen, und als wir bei unseren Freunden im netten Städtchen Egirdir am gleichnamigen See ankommen, ist das Einlegen der Gänge nur noch bei abgestelltem Motor möglich.
Sagalassos – Isparta – Egirdir - 80 km - 45 Tage - 4365 km
23. Mai 2022 - Hoch über Egirdir
Wir lassen das Problem mit der Kupplung erst mal links liegen und machen zusammen mit unseren Freunden eine kleine Bergtour auf den Sivri Tepe, den Hausberg von Egirdir. Am Gipfelaufschwung muss so manch felsige Passage überwunden werden, doch letztlich erreichen alle den grandiosen Aussichtsgipfel und begeistern sich am weiten Rundumpanorama.
Zurück bei Manni kontaktieren wir die MAN-Niederlassung in Konya, um uns für den nächsten Tag dort anzumelden, sofern wir es bis dorthin schaffen …
Egirdir - 0 km - 46 Tage - 4365 km
24. Mai 2022 - Was für eine Traumstrecke!
Nach Rücksprache mit unserem MAN-Kontakt in Türkheim wird uns bestätigt, dass wir bis jetzt eigentlich alles richtig gemacht haben, wir entlüften das Kupplungssystem erneut, bis sich die Gänge einlegen lassen, um uns auf den Weg nach Konya zu machen. Unsere Freunde fahren einstweilen zum Yazilikaya-Canyon, in ein paar Tagen wollen wir uns wieder treffen.
Die ersten Kilometer läuft es so gut mit dem Schalten, dass wir entscheiden, nicht über die Schnellstraße, sondern durch die Berge nach Konya zu fahren. Und was ist das für eine traumhaft schöne Strecke! Aussichtsreiche Pässe, enge Schluchten, reißende Bäche, winzige Dörfer – die schmale Straße windet sich durch eine unglaublich schöne Landschaft. Um hinüber nach Beysehir zu kommen, müssen wir einen hohen, nicht asphaltierten Pass überwinden. Auf halber Höhe stoppen wir für eine längere Rast, gehen laufen, waschen Wäsche, und sind angenehm überrascht, dass sich bei Manni bisher alle Gänge völlig problemlos einlegen lassen – so, als wäre nie etwas geschehen!
Egirdir – Sülekler – Kasimlar – Passrampe - 100 km - 47 Tage - 4465 km
25. – 26. Mai 2022 - Beysehir und Konya
Den ganzen Vormittag verbringen wir hier oben, der Ausblick ist phantastisch, die Ruhe himmlisch. Viehhüter Ali führt Conny in die Geheimnisse der türkischen Bergkräuter ein, die Beiden sammeln eine Riesentüte voll wildem Oregano und diverser anderer, wohlriechender Pflanzen für die Teezubereitung.
Gegen Mittag schließen die ersten unserer Reisefreunde zu uns auf. Wenig später machen wir uns auf den Weg über den Pass hinunter nach Beysehir. Die Stadt liegt direkt am gleichnamigen See, wir beziehen einen Platz an der beliebten Uferpromenade, um ein wenig einzutauchen ins türkische Alltagsleben. Vor dem Abendessen statten wir noch der uralten Esrefoglu-Moschee einen Besuch ab.
Die Fahrt nach Konya ist unspektakulär, die Stadt wirkt aufgeräumt und sauber. Bei der dortigen MAN-Niederlassung lassen wir kompetent Mannis Kupplungsproblem endgültig lösen, jetzt sollte wieder alles passen. Wir beziehen unseren Übernachtungsplatz mitten in der Stadt unweit des Mevlana-Klosters, bummeln durch die Gassen der Altstadt und tauchen ein in die orientalische Welt.
Passrampe – Beysehir –Konya - 190 km - 49 Tage - 4655 km
27. – 28. Mai 2022 - Vulkanbesteigung
Bevor wir Konya verlassen, besorgen wir uns noch ein paar Ersatzteile für Manni, die hier natürlich sehr preiswert sind. Dann machen wir uns auf den eintönigen Weg gen Osten. Lediglich die imposante Karawanserei von Sultanhani sorgt für eine lohnenswerte Abwechslung. Erst als wir Aksaray erreichen, wir die Landschaft wieder schön, vor allem der den Horizont bestimmende Vulkankegel des Hasan Dagi sorgt für Attraktivität. Und klar, da wollen wir morgen natürlich hoch …
Um 6.15 Uhr geht`s los. Gleichmäßig steigend bezwingen wir den weit ausladenden Sockel, queren erste Schneefelder und erreichen den ersten Krater. Wenig später stehen wir auf dem Gipfel, 3.268 Meter über der weiten Ebene Zentralanatoliens! Leider beeinträchtigen immer wieder dichte Nebelschwaden den ungetrübten Blick, aber es ist trotzdem ein tolles Gefühl, es in nur dreieinhalb Stunden bis hier herauf geschafft zu haben.
Konya – Sultanhani –Aksaray – Hasan Dagi - 200 km - 51 Tage - 4855 km
29. – 30. Mai 2022 - Schluchten, unterirdische Städte und ein Kratersee
Die müden Bergsteigerknochen sind wieder beweglich und Manni schiebt sich langsam die vielen Serpentinen vom Basiscamp hinunter nach Helvadere. Kurz darauf stehen wir an der Abbruchkante der beeindruckenden Ihlara -Schlucht. Für die Wanderung durch die Schucht mit ihren vielen Felsenkirchen können wir uns gerade nicht so richtig motivieren, das holen wir beim nächsten Besuch nach.
Dafür schlendern wir ein wenig durch das Klostertal von Güzelyurt und besuchen die weithin sichtbar in der Landschaft stehenden Kirchenruinen der Yüksek Kilise und der Kizil Kilise. Dort wagen wir uns schließlich auf eine ausgefahrene Piste, die uns über einen aussichtsreichen Pass hinüber nach Nar und schließlich zum Narli Gölü, einem fast kreisrunden Kratersee bringt.
Auf dem weiteren Weg nach Göreme winden wir uns noch durch die engen und niedrigen Gänge der achtstöckigen unterirdischen Anlage von Derinkuyu, die den damaligen Bewohnern der Region oft als Versteck diente.
Hasan Dagi – Ihlara – Güzelyurt – Narli Gölü – Derinkuyu - Göreme - 135 km - 53 Tage - 4990 km
31. Mai – 01. Juni 2022 - Wunderland Kappadokien
Nicht zum ersten Mal sind wir hier, zwischen all den skurrilen Tuffsteingebilden. Und doch begeistert esr uns wieder aufs Neue. Wir wandern viel in den verschiedensten Tälern und bewundern jeden Morgen Dutzende Heißluftballone, die mit der aufgehenden Sonne ein fantastisches Bühnenbild abgeben.
Göreme und Umgebung - 15 km - 55 Tage - 5005 km
02. – 04. Juni 2022 - Ein großer Sprung nach Osten …
… steht uns nun bevor. Zwischen Ürgüp und Develi windet sich die von uns gewählte Strecke hinunter in die salzige Ebene südlich des gigantischen, fast 4.000 Meter hohen Vulkans Erciyes, der vor Jahrmillionen die Tuffsteinregionen Kappadokiens geschaffen hatte. Bald schon tauschen wir wieder ein in bergige Regionen, überwinden einen tollen Pass und übernachten hinter Tufanbeyli auf einem grünen Hochplateau.
Heftiger Sturm mit etwas Regen überzieht alles mit einer braunen, klebrigen Sandschicht, auch Manni sieht aus wie Sau. Wir treffen unsere Freunde bei einer Forellenzucht kurz vor Göksun, befreien unseren Großen von seiner sandigen Schicht, füllen die Tiefkühltruhe mit ausreichend Forellen und starten durch nach Elbistan. In Gündere, einem netten kleinen Dorf an einem sprudelnden Bach, beziehen wir schließlich Quartier für die Nacht.
Auch heute ist die Luft noch eigetrübt vom vorgestrigen Sandsturm, und so rollen wir gemächlich durch bis nach Malatya. In Tokluca, direkt an einem kleinen Stausee, lassen wir den Tag ausklingen.
Göreme – Develi – Göksun – Malatya – Tokluca - 470 km - 58 Tage - 5475 km
05. Juni 2022 - Nach Erzurum zum Iranischen Konsulat
Wir entscheiden, auf den Besuch des Nemrud Dagi mit den gigantischen Steinfiguren zu verzichten, da wir dies einerseits natürlich schon kennen, andererseits schon mal nach Erzurum vorfahren wollen, um für uns alle die Iran-Visa klarzumachen. Eine lange Tagesetappe steht uns also bevor.
Auf einer neuen Brücke queren wir den Euphrat, und vorbei an Elazig und einem riesigen Stausee erreichen wir schließlich Bingöl. Hier wenden wir uns gen Norden, auf eine wirklich tolle Bergstrecke in Richtung Erzurum. Nach drei herrlichen Pässen, durch sattgrüne Wiesen und entlang Restschneeflanken etlicher hoher Berge stehen wir am Ufer des Palandöken Reservoirs. Die Gegend erinnert uns spontan an Kirgisistan – dunkelblauer See inmitten grüner Wiesen, eingerahmt von sanften Bergen. Wir stellen uns auf ein Wiesenplateau und genießen …
Tokluca – Elazig – Bingöl – Palandöken Reservoir - 375 km - 59 Tage - 5850 km
06. – 08. Juni 2022 - Wir haben die Iranischen Visa!
Rasch sind wir in Erzurum, und auf der Iranischen Botschaft reihen wir uns ein in das Prozedere der Visaerteilung. Diese erweist sich als recht knifflig, weil wir natürlich mit Sonderwünschen anrücken. Abwicklung ohne Visaagentur für die ganze Gruppe, mit drei Monaten Einreisefrist, und dann 90 Tage Visadauer. Das stellt die Verantwortlichen vor eine große Aufgabe, doch nach fünf Stunden Palaver mit diskutieren, erklären und betteln haben wir, was wir wollen! Und auch der Weg für unsere Freunde ist geebnet, die übermorgen hier eintrudeln werden.
Den Wartetag in Erzurum verkürzen wir mit einer Bergtour auf den Hausberg der Stadt, den 3.174 Meter hohen Palandöken. Ein toller Rundumblick lässt den wegen dem Skigebiet wenig attraktiven Aufstieg verschmerzen.
Gemeinsam mit unseren Freunden stürmen wir heute das Iranische Konsulat. Und es läuft alles so, wie versprochen: Dank unserer Vorbereitung war das Erteilen der Visa mit all unseren Sonderwünschen auch für sie kein Problem mehr. Über Mittag schlendern wir dann noch um die wenigen, jedoch sehenswerten historischen Moscheen, Medressen und Türben von Erzurum, bevor wir uns über den fast 2.900 Meter hohen Pass unterhalb des Palandöken zu unserem Übernachtungsplatz in luftiger Höhe aufmachen.
Palandöken Reservoir – Erzurum – Passhöhe bei Aziziye - 105 km - 62 Tage - 5955 km
09. – 10. Juni 2022 - Durch das kurdische Hinterland …
… schlängelt sich die Straße, die wir für unsere Weiterfahrt zum Van-See ausgewählt haben. Die bergige Landschaft ist traumhaft schön, sprudelnde Bäche begleiten uns durch schmale Täler, grüne Hänge mit bunter Blumenpracht zieren die Flanken der weglosen Berge um uns herum. In den Dörfern schauen uns die Menschen staunend hinterher, und als wir schließlich am Nazik Gölü unseren wunderschönen Übernachtungsplatz beziehen, heißt uns der Besitzer der Ländereien am Ufer herzlich willkommen, frägt, ob wir etwas brauchen und hinterlässt uns seine Telefonnummer, falls wir Hilfe bräuchten. Wir stellen uns dabei gerade die Erlebnisse des ausländischen Campers vor, der an einem deutschen Dorfrand am Seeufer Quartier für die Nacht beziehen will …
Millionen von erfreulicherweise harmlosen Mücken überfallen uns und unsere Fahrzeuge, stellenweise können wir nicht mehr aus den Fenstern blicken, so dicht sitzen sie dort. Es summt die ganze Zeit wie in einem Bienenstock, selbst Frühstücken draußen ist am Morgen unmöglich. Also machen wir uns rasch vom Acker und nähern uns schon bald dem riesigen Krater des Nemrut Dag oberhalb des Van-Sees. Über eine holprige Nebenstrecke erklimmen wir langsam den östlichen Kraterrand in über 2.400 Metern Höhe. Die Rundumsicht ist gigantisch, die gesamte Dimension des Megakraters lässt sich von hier oben erahnen. Mitten im Krater, direkt am kleineren Nemrut Gölü, beziehen wir unseren Platz für die nächsten beiden Tage.
Passhöhe - Tekman – Hinis – Bulanik – Nazik Gölü – Nemrut Gölü - 290 km - 64 Tage - 6245 km
11. Juni 2022 - Was für eine Wanderung!
Um die Dimension des Nemrut Dagi Kraters so richtig zu erfassen, bietet sich eine fantastische Wanderung entlang des Kraterrandes an. Nach einer gewittrigen Nacht starten wir früh um halb acht und fahren mit der gesamten Truppe mit zwei Fahrzeugen hoch zum Pass an der niedrigsten Stelle des Kraterrandes. Der Steig führt sanft bergan, steilt sich wenig später ein bisschen auf, wird jedoch nie wirklich anstrengend und gibt schon bald einen ersten Blick zu den beiden Kraterseen frei. Nach einer guten Stunde stehen wir oben an einer Aussichtskanzel und sind sprachlos ob der sich uns darbietenden Szenerie: türkisfarbenes Wasser umschmeichelt weißumrandete Inselchen im großen Nemrut Gölü, der kleine See dagegen schimmert hellgrün zwischen den baumlosen Hügeln. Wir erkennen weitere Krater in der welligen Landschaft und erfassen erstmals so richtig die gewaltigen Ausmaße des eigentlichen Haupt-Kraters. Gewaltige sieben Kilometer beträgt der Durchmesser zwischen den steil aufragenden Geröll- und Felswänden.
Rasch erklimmen wir den eigentlichen Gipfelbereich in knapp 3000 Metern Höhe, können uns nicht sattsehen am unglaublich schönen Gesamtbild. Lange sitzen wir hier oben an der Abbruchkante, rund 500 Meter über den beiden Seen. Weit reicht unser Blick auch über den Van-See, der 4058 Meter hohe Vulkan Süphan grüßt herüber, und die noch mit Restschnee bedeckten Berge in Richtung Irak grenzen den Horizont nach Süden ab.
Nemrut Gölü – Passhöhe am Kraterrand u. retour - 15 km - 65 Tage - 6260 km
12. – 13. Juni 2022 - Einmal (fast) um den Van-See …
… führt uns nun unser Weiterweg. Wir queren nochmal den Krater und rollen langsam hinunter nach Tatvan an den Van-See. Hinter uns baut sich rasch eine pechschwarze Gewitterwand auf, die uns nun vor sich her treibt. Doch erst auf dem Kuskunkiran-Pass holt sie uns schließlich ein, in einer Heftigkeit, dass Manni schwer schaukelt. Doch wenig später ist der Spuk vorbei und wir erreichen bei Sonnenschein die kleine Halbinsel bei Akdamar.
Während unsere Reisefreunde gemütlich auf die Klosterinsel schippern, machen wir uns auf nach Van. Nach einem kurzen Aufenthalt in der erstaunlich modern gewordenen Stadt, geht es weiter die gesamte Ostseite des riesigen Sees entlang gen Norden. An seiner nordöstlichsten Spitze finden wir dann einen tollen Panoramaplatz, von dem aus der Süphan seine imposanten und noch weitgehend schneebedeckten 4.000 Meter über dem See in den Himmel reckt.
Nemrut Gölü – Tatvan – Akdamar – Van – Kecikiran - 250 km - 67 Tage - 6510 km
14. – 15. Juni 2022 - Rund um den Ishak Pasha Palast
Die heutige Weiterreise führt uns durch die skurrile Lavalandschaft des längst erloschenen Vulkans Tendurek, aber direkt entlang der gut gesicherten iranischen Grenze. Unser Plan, uns auf verschlungenen Nebensträßchen dem Ishak Pasha Palast zu nähern, wird höflich, aber bestimmt von den dort stationierten Grenztruppen vereitelt und sie eskortieren uns letztlich zurück auf die Hauptstraße nach Dogubayazit. Leider ist die nun vor uns auftauchende, mächtige Pyramide des Ararat im oberen Teil in einem dichten Wolkenband verschwunden …
Der Ishak Pasha Palast begeistert uns immer wieder durch seine exponierte Lage, und wir wandern lange an den umliegenden Berghängen umher, um dabei die verschiedensten attraktiven Perspektiven einzufangen.
Wir umrunden den leider auch heute nicht ganz sichtbaren Ararat auf seiner Westflanke und rollen entlang zwanzig Kilometer weit ins Tal reichender Lavazungen hinunter nach Igdir und weiter nach Tuzluca, wo wir auf dem Parkplatz vor der dortigen Salzmine einen guten Platz zu Übernachten vorfinden.
Kecikiran – Caldiran – Dogubayazit – Igdir – Tuzluca - 260 km - 69 Tage - 6770 km
16. Juni 2022 - Überraschungsbesuch in Oyuklu!
Nach einem Besuch der wirklich sehenswerten Salzmine brechen wir auf zu unserem Überraschungsbesuch in Oyuklu. Der Empfang dort ist überwältigend, es ist, als wären wir nie weg gewesen, dabei liegt unser damaliger Aufenthalt bereits zehn lange Jahre zurück! Den ganzen Tag werden wir herumgereicht, alle wollen sie uns bewirten, wollen uns bei sich haben. Als die Nacht hereinbricht und Ruhe einkehrt im Dorf, sind wir erschlagen von so vielen Emotionen …
Erst gegen Mittag lassen sie uns wieder ziehen und über Kars fahren wir hoch zum Cildir Gölü, wo wir uns mit unseren Freunden wieder treffen, um morgen gemeinsam nach Georgien weiterzureisen.
Tuzluca – Digor – Oyuklu – Kars – Cildir Gölü - 175 km - 71 Tage - 6945 km
18. – 19. Juni 2022 - Wir sind in Georgien!
Gegen Mittag starten wir zur nicht weit entfernten Grenze nach Georgien. Als wir über einen letzten Berg kommen, sehen wir weit unter uns einen unendlich erscheinenden Lindwurm von Lastwagen, die sich hier fast zehn(!) Kilometer zurückstauen. Die bedauernswerten Trucker stehen hier drei Tage, bis sie endlich abgefertigt sind. Für uns geht das wesentlich einfacher, wir dürfen natürlich an dieser Schlange vorbeifahren bis vor zum Tor. Sowohl bei den Türken als auch bei den Georgiern sind die Formalitäten rasch erledigt, die Fahrzeugkontrollen sind eher belanglos und mit besten Wünschen für unseren Aufenthalt werden wir in Georgien willkommen geheißen.
Gemeinsam mit Sylvie und Philippe wagen wir uns auf eine erste Piste, um die Höhlenklöster von Wardzia auf direktem Weg zu erreichen. Unser gewählter Weg ist zwar holprig, aber sehr schön, und schon bald stehen wir oberhalb der eindrucksvollen Felswand von Wardzia. Der Panoramablick ist so gigantisch, dass wir spontan entscheiden, hier oben zu bleiben und erst morgen die Serpentinenpiste ins Tal anzugehen.
Diese entpuppt sich dann als überraschend einfach zu fahren, nie zu steil, gut abgesichert und auch die Kehren sind bis auf wenige Ausnahmen in einem Zug für Manni zu bewältigen. Und hinter jeder Biegung öffnet sich uns wieder ein Panorama der Extraklasse! Unten angekommen, verbringen wir gemeinsam mit allen Freunden den Tag mit Besichtigung der Höhlenstadt und relaxen im Sonnenschein.
Cildir Gölü – Grenze TR/GE – Apnia – Wardzia - 100 km - 73 Tage - 7045 km
20. – 21. Juni 2022 - Das Wetter spielt uns einen Streich
Unsere Pläne, nach Batumi ans Schwarze Meer zu fahren, müssen wir aufgeben, denn eine heftige Regenfront macht es dort ziemlich ungemütlich in den nächsten Tagen. Also holpern wir wieder die tolle Panoramapiste hoch nach Apnia und von dort weiter nach Achalkalaki. Dort schlendern wir ausgiebig über den bunten Markt und decken uns tütenweise mit Obst, Gemüse und frischem Brot ein. Weiter geht es nun über Ninozminda hinauf zum Parawani-See, an dessem Ostufer wir einen netten Platz direkt an der Wasserlinie beziehen.
Nach einem Panoramafrühstück mit Blick auf die höchsten Berge des Kleinen Kaukasus geht es nun weiter in Richtung Tiflis. Vorbei am Tsalka Stausee erreichen wir die Dashbaschi-Schlucht, über die seit ein paar Jahren eine futuristische Brückenkonstruktion Touristen anziehen soll. Wir verkneifen uns die etwas befremdende Attraktion und wandern entlang der Schlucht mit tollen Blicken auf die weithin sichtbaren Wasserfälle und die St. Georg Kirche.
Auf einer sehr guten Piste kurbeln wir Manni hinunter in die Schlucht und nun auf einer etwas löchrigen, schmalen Asphaltstraße immer entlang des Chrami, bis wir eine Stunde später wieder die Oberkante erklimmen. Nun ist es nicht mehr weit bis zum Algeti Stausee, den wir nach einer etwas abenteuerlichen Abkürzung durch stellenweise dichtes Unterholz erreichen. Gemeinsam mit unseren auch dort eingetrudelten Freunden schmieden wir neue Pläne für die kommenden Tage.
Wardzia – Achalkalaki – Parawanisee – Tsalka – Algeti Stausee - 215 km - 75 Tage - 7260 km
22. – 23. Juni 2022 - Über Tiflis zum Vashlovani Nationalpark
Während wir uns in Tiflis mit unseren Reisefreunden Maren und Matthias treffen, machen sich unsere Mitreisenden auf eine ausgiebige Besichtigungstour durch die georgische Hauptstadt.
Wir haben aufgrund des anhaltend regnerischen Wetters im Hohen Kaukasus entschieden, erst mal in den Südosten zum Vashlowani Nationalpark zu fahren. Die Fahrt dorthin führt erstmals durch die Weinanbaugebiete Georgiens, und vorbei an Sighnaghi erreichen wir schließlich Dedopliszquaro, wo wir uns morgen mit den notwendigen Permits für den Parkbesuch ausstatten müssen. Doch für heute beziehen wir erst mal Quartier am vor dem Ort liegenden Kochebi-See.
Algeti Stausee – Tiflis – Dedopliszquaro - Kochebi-See - 210km - 77 Tage - 7470 km
24. Juni 2022 - Tag 1 im Vashlovani Nationalpark
Nach unserer Anmeldung bei der Parkverwaltung und der Bezahlung einer geringen Gebühr für Eintritt und Übernachtungen sowie der Ausstellung des entsprechenden Permits durch die Grenzpolizei ziehen wir los. Beim einsamen Weiler Kasristskali erreichen wir das Parkgebiet, und sofort weichen die vorher dominierenden Weizenfelder ersten grünen Hügeln. Die gut zu befahrene Piste schlängelt sich hindurch, ein erster Aussichtspunkt wird erklommen, unter uns breitet sich plötzlich die erodierte Landschaft aus. Wir rollen hinab in ein zwischen steilen Felswänden sich durchwindendes trockenes Flussbett, dem wir nun langsam folgen. Ein Felssturz und eine sehr morastige Passage stoppen uns, doch wir finden eine Möglichkeit, diese Stelle nach ein paar Wegebaumaßnahmen zu umfahren. Wenig später entdecken wir einen tollen Übernachtungsplatz etwas oberhalb des holprigen Flussbetts.
Kochebi-See – Kasristskali – Vashlovani NP - 70 km - 78 Tage - 7540 km
25. Juni 2022 - Tag 2 im Vashlovani Nationalpark
Schon bald nach unserem heutigen Start verlassen wir das steinige Flussbett, um nun ganz entspannt auf guter Piste über weite Weideflächen unterhalb der schroffen Abbrüche der den Park nach Süden begrenzenden Berge zu fahren. Immer wieder fordern uns matschige Stellen heraus, doch letztlich sind sie allesamt problemlos zu meistern. Nach einer freundlichen Permit-Kontrolle an einem Grenzpolizeiposten tauchen wir wieder ein in die spannende Bergwelt. Insgesamt ein dutzend steiler Furten müssen wir nun queren, aber auch diese Hindernisse können uns nicht stoppen. Erst auf unserem Weg durch die sehr enge Schlucht hinunter zum Grenzfluss ist bei einem Aussichtspunkt Schluss für unsere großen Fahrzeuge, zu dicht stehen hier die Bäume und drohender Regen lässt die steilen Passagen schnell zu rutschig werden.
Vashlovani NP - 30 km - 79 Tage - 7570 km
26. Juni 2022 - Tag 3 im Vashlovani Nationalpark
Nur wenige Kilometer weiter erklimmen wir heute den Steilabbruch der zentralen Range, und der Blick hinunter in das anschließende Tal ist sensationell schön. So entscheiden wir, den ganzen Tag hier oben zu verbringen, um einfach nur zu genießen …
Vashlovani NP - 30 km - 80 Tage - 7600 km
27. Juni 2022 - Tag 4 im Vashlovani Nationalpark
Unser heutiger Pistenversuch endet schon bald am dichten Bewuchs, wir drehen um und finden eine andere sehr schöne Alternativstrecke. Entlang der nördlichen Abbruchkante verlassen wir den Park auf einer erdigen Piste, die sich in den unendlichen Weizenfeldern ihren Weg bahnt. Nach vier abwechslungsreichen und spannenden Pistentagen erreichen wir schließlich etwas müde, aber trotzdem sehr zufrieden Dedopliszquaro.
Vashlovani Nationalpark - Dedopliszquaro - 85 km - 81 Tage - 7685 km
28. – 29. Juni 2022 - Zwischen Einsamkeit und Touristenrummel
Nach einem Ruhetag an der Eagle Gorge, den wir auch zur ausgiebigen Beobachtung der dort heimischen Schwarzstörche, Geier und Adler nutzen, machen wir uns nach einer heftigen Gewitternacht auf nach Sighnaghi. Dort schlendern wir entspannt durch das gefällig renovierte Städtchen und beziehen am Nachmittag einen wunderbaren Panoramastandplatz außerhalb der Stadtmauer, von wo aus wir einen umfassenden Blick über das gesamte Alazani-Tal haben.
Dedopliszquaro – Sighnaghi - 45 km - 83 Tage - 7730 km
30. Juni 2022 - Entlang dem Alazani-Tal
Durch eine nicht endende Aneinanderreihung von kleinen Städten und Dörfern, allesamt dem Weinanbau verschrieben, hangeln wir uns bis nach Telawi. Von dort ist es nur noch ein Katzensprung zur imposanten Klosteranlage von Alawerdi. In unmittelbarer Nähe beziehen wir bald darauf einen ruhigen Platz direkt am Fluss, mit herrlichem Blick auf die sich aus den dichten Wolken schälenden, dicht bewaldeten Berge Tuschetiens.
Sighnaghi – Telawi – Alawerdi - 85 km - 84 Tage - 7815 km
01. Juli 2022 - Nach Ananuri zur Georgischen Heeresstraße
Unseren Plan, die spannende Piste über den Abano-Pass hinüber nach Omalo ins Herz Tuschetiens zu bewältigen, müssen wir bedauerlicherweise verabschieden, denn die heftigen Regenfälle der letzten Wochen machen die Strecke zu einem gefährlichen Wagnis. Also wenden wir uns nach Westen, der Georgischen Heeresstraße entgegen. Nach dem Städtchen Achmeta schlängelt sich die Straße durch dichte Wälder über einen wunderschönen Pass hinüber nach Tianeti. Nun geht es bald steil hinunter zum Zianvali-Stausee und zur beeindruckenden Klosteranlage von Ananuri, wo wir unser Nachtlager direkt am Ufer aufschlagen.
Alawerdi – Achmeta – Tianeti – Ananuri - 85 km - 85 Tage - 7900 km
02. Juli 2022 - Riesenstau in Richtung Russland
Entlang der Georgischen Heeresstraße stauen sich in von der Polizei organisierten Abfertigungsblöcken tausende Lastwagen aus allen Ländern Zentralasiens, Russland und der Türkei, da der Grenzübergang bei Stepansminda aktuell das einzige Nadelöhr nach Zentralasien ist. Doch wir dürfen natürlich entlang der endlosen Kolonnen passieren und erreichen so oberhalb vom Skizentrum Gudauri das georgisch-russische Freundschaftsmonument mit seinen fantastischen Stellplatzmöglichkeiten. Eine Fehleinschätzung des Geländes unsererseits führt dazu, dass sich Jürgen mit seinem Fahrzeug im Morast festfährt. Unsere Bergungsbemühungen werden vom einsetzenden Regen gestoppt und wir vertagen das Ganze auf Morgen.
Alawerdi – Ananuri – Gudauri – Monument - 65 km - 86 Tage - 7965 km
03. – 04. Juli 2022 - Rund um den Kazbek
Unsere Bergungsversuche sind letztlich von Erfolg gekrönt und erleichtert setzen wir unsere Fahrt entlang der Georgischen Heeresstraße fort. Nach dem Kreuzpass geht es hinunter in Richtung Stepansminda. Dort finden wir einen traumhaft schönen Panoramaplatz mit sensationellem Blick auf den 5.054 Meter hohen Kazbek und die vor ihm malerisch platzierte Gergetier Dreifaltigkeitskirche.
Den ganzen Tag verbringen wir hier oben und genießen die fantastische Bergregion.
Monument – Kreuzpass – Stepansminda - 40 km - 88 Tage - 8005 km
05. Juli 2022 - Eine tolle Panoramawanderung im Schatten des Kazbek
Von der Gergetier Dreifaltigkeitskirche aus starten wir heute zu einer aussichtsreichen Wanderung bis hoch zum rund 3.000 Meter hohen Passübergang ins Gletschertal des Kazbek. Leider zeigt dieser sich dabei nur selten, immer wieder wabern Wolkenbänke um seinen Sockel und lassen die gigantische Pyramide nur selten hervorspitzen. Trotzdem, für alle war es eine fantastisch schöne Tour!
Stepansminda - 10 km - 89 Tage - 8015 km
06. Juli 2022 - Unterwegs im Truso-Tal
Nach einem weiteren Wahnsinnssonnenaufgang über dem Kazbek fahren wir das kurze Stück hinunter zum Truso-Tal. Die Zufahrt durch die enge Schlucht ist ein spannendes Zubrot, und wir sind wieder einmal begeistert von der großartigen Natur, die uns hier erwartet. Wir wandern zu den Sinterterrassen und dem mineralhaltigen kleinen See, besuchen die farbenfrohen Ablagerungen des eisenhaltigen Wassers der Schwefelquellen und bewundern den Einklang zwischen wilder Bergwelt und uralter Wehrtürme.
Stepansminda – Truso-Tal - 30 km - 90 Tage - 8045 km
07. – 08. Juli 2022 - Zurück nach Tiflis
Das Wetter wird schlechter, und so machen wir uns gegen Mittag auf den Weg raus aus den hohen Bergen. Rasch sind wir über die schmale Bergpiste zurück auf der Georgischen Heeresstraße und geben uns den Duellen mit den Vierzigtonnern hin. Vorbei an der immer wieder imposant wirkenden Kirche von Ananuri erreichen wir unbeschadet das Jvari-Kloster hoch über Mzcheta, wo wir uns mit unseren lieben Freunden Marlene und Dani wie verabredet treffen.
Den ganzen Tag verbringen wir mit den Beiden bei herzlichen Gesprächen und Erinnerungen und genießen die tolle Aussicht auf das unter uns liegende Mzcheta mit seiner großen Kathedrale.
Truso-Tal – Gudauri – Ananuri – Mzcheta – Jvari Monastery - 130 km - 92 Tage - 8175 km
09. – 10. Juli 2022 - Westwärts …
… zieht es uns nun. Noch kurz beim Mega-Carrefour die Tiefkühltruhe gefüllt, und schon sind wir auf dem Weg durch die fruchtbare Gegend entlang der Kura. An deren Ufer finden wir dann schließlich einen schönen Platz unterhalb der antiken Höhlenstadt von Uplistsikhe.
Stalins Heimatstadt Gori durchfahren wir nur, auf das den grausamen Diktator glorifizierende Museum haben wir nicht wirklich Lust. Für ein kurzes Stück nutzen wir die perfekte Autobahn, um das abgeriegelte Südossetien zu umfahren. Ab Gomi windet sich die Straße dann durch dichte Wälder, erst oberhalb von Satschchere weitet sich der Blick wieder und vermittelt heimatliches Landschaftsempfinden. Wir passieren das in einer engen Schlucht eingezwängte Chiatura, einstmals das weltweit bedeutende Abbauzentrum von Manganerz. Die Stadt mit ihren unzähligen Seilbahnen für Personen- und Gütertransport wirkt wie ein Relikt aus sowjetischen Zeiten, und wir entschwinden rasch in die grüne Natur der Umgebung und zur markanten Kalksteinsäule Katskhis samt winzigem Kirchlein auf dessen Spitze.
Mzcheta – Uplistsikhe – Gori – Satschchere – Katskhis-Sveti - 220 km - 94 Tage - 8395 km
11. – 12. Juli 2022 - Durch das vordere Racha-Tal
Während unsere Freunde die Sehenswürdigkeiten rund um Kutaissi besuchen, fahren wir in das uns bisher unbekannte Racha-Tal. Vorbei am malerisch gelegenen Tqibuli-Stausee und durch die ehemals wichtige Bergbaustadt Tqibuli erklimmen wir den steilen Übergang zum Shaori-Stausee. Dieser liegt völlig einsam inmitten dichter Wälder, doch wir finden einen herrlichen Platz auf einem über eine ausgewaschene Zufahrt erreichbares Wiesenplateau direkt am Ufer, perfekt zum Baden und Relaxen.
In Nikorzminda lockt uns die tausend Jahre alte kleine Kathedrale zu einem Besuch. Filigrane Außenreliefs und gut erhaltene Freskenmalerei machen dieses malerisch in einem verwunschenen Garten liegende Gotteshaus sicher zu einem der schönsten in ganz Georgien. Der weitere Streckenverlauf hinunter nach Ambrolauri, Zentrum des Weinanbaus im Racha-Tal, führt unglaublich schön durch eine üppige Berglandschaft. Unten angekommen, weist der Rioni uns den Weg gen Westen. Nach den skurrilen Sandsteintürmen von Sairme verengt sich das Tal bis auf wenige Meter, die schmale Straße zwängt sich nun zwischen überhängenden Felsen hindurch. Ein kleiner Stausee füllt das dahinter liegende Tal fast komplett aus. Eine steile Serpentinenstraße bringt uns schließlich auf die aussichtsreiche Passhöhe zwischen Orbeli und Zageri, wo wir uns für den Rest des Tages einrichten, um das herrliche Panorama zu genießen.
Katskhis – Tqibuli – Nikorzminda – Ambrolauri – Zageri Passhöhe - 145 km - 96 Tage - 8540 km
13. – 14. Juli 2022 - Spannende Strecke hoch zum Zageri-Pass
Über Zageri und Lentechi tauchen wir ein ins schmale Tal des Zcheniszquali. Immer wieder ist die Asphaltstraße unterbrochen, Murenabgänge blockieren hier oft den Verkehr. Doch seit zwei Wochen ist die Strecke wieder durchgehend befahrbar. Wir passieren viele kleine Straßendörfer, bis wir auf Höhe von Achalscheni einen sehr schönen und ruhigen Platz entdecken, wo wir den Nachmittag verbringen.
Heute machen wir uns auf den Weg hinauf zum Zageri-Pass. Früher ein echtes Abenteuer, soll er nun so ziemlich gezähmt sein. Und richtig, abgesehen von einigen Umleitungspassagen aufgrund von Felsstürzen oder gar weggerissenen Straßenstücken erleichtert inzwischen eine betonierte Straße das Fortkommen enorm. Erst rund fünfzehn Kilometer vor der Passhöhe endet der Beton und die eigentliche Pistenfahrt beginnt. Doch auch diese ist nun sehr ordentlich, später etwas steinig. Ab dem verlassenen Dorf Koruldashi schraubt sich die Piste in steilen, aber nie zu engen Serpentinen hinauf auf die Passhöhe. Grandiose Aussichten auf die wilde Gletscherwelt des Zentralen Kaukasus begleiten uns, kaum sattsehen können wir uns an den Urgewalten! Oberhalb der Passhöhe erklimmen wir schließlich ein Wiesenplateau auf rund 2.800 Metern Höhe, ein perfekter Platz zum Verweilen …
Zageri – Lentechi – Achalscheni – Zageri-Pass - 100 km - 98 Tage - 8640 km
15. – 16. Juli 2022 - Wandern rund um Ushguli
Die faszinierenden Fels- und Eisgiganten vor uns, alle so um die 5.000 Meter hoch, animieren uns natürlich zu einer Panoramawanderung. Über bunte Blumenwiesen erklimmen wir rasch einen Aussichtsgipfel auf 3.100 Metern Höhe und versinken fast in den glitzernden Schnee- und Eisflanken vor und über uns. Ein sich anschließender Grat und ein steiler Wiesenabstieg bringen uns schließlich wieder zurück zu unseren Fahrzeugen.
Wir entscheiden, noch das kurze Stück nach Ushguli zu fahren, um dort morgen das noch anhaltend schöne Wetter zu einer weiteren Wanderung zu nutzen. Oberhalb des von markanten Wehrtürmen geprägten Ortes finden wir für alle tolle Aussichtsplätze.
Mit Beas Sprinter fahren wir weit nach hinten ins Gletschertal des Skhara, um dort zur Gletscherwanderung zu starten. Ein schmaler Wiesensteig, später durch erste Geröllhalden, und schon stehen wir vor dem beeindruckenden Gletscherabbruch. Immer wieder lösen sich kleine Steinlawinen aus dem Eispanzer, rauschen mit schmelzendem Gletscherwasser hinunter in den rauschenden Bach. Wir steigen am Rand der Moräne auf, queren über die das Eis bedeckenden Felsbrocken und erreichen so einen sich auf der anderen Seite versteckenden kleinen Gletschersee. Der weitere Abstieg wird nun ein wenig abenteuerlich, denn wir müssen einen reißenden Bach queren, was uns letztlich auf quer über das brodelnde Wasser wachsenden Birkenstämmen balancierend gelingt. Mit patschnassen Bergstiefeln erreichen wir schließlich wieder unseren Ausgangspunkt.
Zageri-Pass – Ushguli - 10 km - 100 Tage - 8650 km
17. – 18. Juli 2022 - Über Mestia raus aus dem Hohen Kaukasus
Nach einem ausgiebigen Fotoshooting im pittoresken Ushguli begeben wir uns auf die staubige Piste hinunter nach Mestia. Diese ist wesentlich verbessert gegenüber früheren Jahren, und schon nach wenigen Kilometern geht sie in eine komfortable Betonstraße über. So sind wir schon bald problemlos in Mestia, wo wir am Anfang des Chalaati Gletschertals einen netten Platz finden und den Nachmittag verbringen.
Das Wetter hält nicht mehr lange, und so machen wir uns auf den Weg hinaus aus dem Hohen Kaukasus. Die Strecke von Mestia hinunter in die weite Ebene Westgeorgiens ist landschaftlich einfach traumhaft schön und wir genießen es, über die bereits wieder ziemlich ramponieren Betonplatten so langsam nach unten zu hoppeln. Als wir den Enguri Stausee erreichen, empfangen uns Nebelschwaden und Nieselregen und wir entscheiden, auf dem Parkplatz an der größten Bogenstaumauer der Welt zu übernachten.
Ushguli – Mestia – Enguri Staumauer - 165 km - 102 Tage - 8815 km
19. – 21. Juli 2022 - Regenzeit …
Während Europa unter außergewöhnlicher Hitze stöhnt, ist es hier für die Jahreszeit deutlich zu kalt! Und es regnet täglich. So fahren wir in den Phasen mit weniger Regen ein Stückchen weiter, passieren Zugdidi mit dem Dadiani Palast und finden schließlich am Ufer des Chobi einen idyllischen Platz inmitten einer achtzigköpfigen Pferdeherde, einigen Wasserbüffeln und den unvermeidlichen Kühen.
Auch heute nieselt es so vor sich hin und so treideln wir eben langsam weiter, vorbei an Senaki und Samtredia bis nach Vani. In der Nähe der historischen Stadt des Goldenen Vlieses sprudelt ein schwefelhaltiger Geysir und füllt dabei zwei perfekte Badebecken mit warmem Wasser, genau das Richtige für die kühlen Temperaturen. Und im nahe vorbeifließenden Fluss können wir anschließend den Geruch fauler Eier wieder abspülen …
Und wieder lässt und das gute Wetter im Stich. Also harren wir noch einen Tag hier an den warmen Schwefelwasserbecken aus …
Enguri Staumauer – Zugdidi – Chobi – Samtredia – Dikhashkho - 150 km - 105 Tage - 8965 km
22. – 23. Juli 2022 - Über den Zekari-Pass an die armenische Grenze
Es hilft nichts, wir können und wollen nicht noch länger in der Regensuppe ausharren, es ist kein Ende in Sicht. Also machen wir uns auf den Weg über den Zekari-Pass hinüber nach Akhaltsikhe. Über Bagdati und den Kurort Sairme erreichen wir die problemlos zu befahrende Piste, die sich nun durch dichten Wald hinauf auf über 2.100 Meter zieht. Zumindest regnet es heute noch nicht, doch kurz unterhalb der eigentlich aussichtsreichen Passhöhe wabert uns dichter Nebel um die Laster und wir sehen natürlich nichts mehr. Also verabschieden wir uns von unserer Idee, hier oben zu verweilen und holpern langsam auf der anderen Seite wieder hinunter. Bei Asturiami hat uns der Asphalt wieder und kurz vor Akhaltsikhe entdecken wir einen tollen Platz inmitten einer bunten Blumenwiese.
Nach dem gestrigen langen Fahrtag über den Zekari-Pass lassen wir es heute ganz ruhig angehen. Nicht weit nach Akhaltsikhe, an den grünen Ufern des Mrkvari, verbringen wir den Tag , um Manni eine dringend notwendige Streicheleinheit zu verpassen, denn er sieht inzwischen aus wie Sau. Auch muss der Wäscheberg abgearbeitet und alles auf Vordermann gebracht werden.
Dikhashkho – Zekari-Pass – Akhaltsikhe – Idumala - 155 km - 107 Tage - 9115 km
24. Juli 2022 - Unser letzter Tag in Georgien …
… beginnt bereits um 2:30 Uhr mitten in der Nacht, als zwei Spaßvögel an Manni klopfen, um uns zu begrüßen und uns eine riesige Wassermelone zu schenken. Unsere Gesprächsbereitschaft ist ob der unchristlichen Uhrzeit allerdings leicht eingeschränkt …
Entlang des Mrkvari genießen wir später die herrlich zerklüftete Berglandschaft, bewundern die mächtige Burg von Khertvisi und erstehen unterwegs noch drei Kilo lebende Forellen, die wir sogleich fachgerecht für die Tiefkühllagerung präparieren. In Achalkalaki decken wir uns auf dem lokalen Markt noch ordentlich mit Obst und Gemüse ein und machen uns anschließend auf den Weg zur Grenze nach Armenien. Am Madatapa-See, gut 2.100 Meter hoch in einer baumlosen Hochebene gelegen und ziemlich windig und frisch, werden wir sofort nach unserer Ankunft zum Picknick gebeten. Hier treffen wir uns auch wieder mit unseren Freunden, um morgen gemeinsam den Grenzübertritt anzugehen.
Idumala – Achalkalaki – Madatapa-See - 90 km - 108 Tage - 9205 km
25. – 26. Juli 2022 - Welcome to Armenia …
… schallt es uns immer wieder schon beim Abwickeln der etwas umständlichen Grenzformalitäten entgegen. Dennoch benötigen wir rund drei Stunden, um dem bürokratischen Wahnsinn armenischer Regularien standzuhalten. Aber letztlich sind wir durch und machen uns auf getrennten Wegen auf, dieses tolle Land zu erkunden.
Schon bald nach der Grenze verlassen wir die Hauptstraße nach Gyumri wieder und hoppeln auf einer der für armenische Nebenstraßen so berüchtigten Restasphaltpisten gen Osten. Dabei queren wir ein einsames Hochtal hinüber nach Tashir und von dort weiter nach Stepanavan, wo wir in das wundervolle Canyonland der Provinz Lori eintauchen. Kurz vor Odzun, am kleinen Kirchlein von Horomayri, direkt am Steilabbruch des Debed Canyons, beenden wir unseren ersten Tag in Armenien und staunen über die grandiose Aussicht, die uns die Landschaft hier bietet.
Und weil es so schön hier ist, bleiben wir noch einen Tag …
Madatapa-See – Grenze GE/AM – Tashir – Odzun - 115 km - 110 Tage - 9320 km
27. – 28. Juli 2022 - Runter an den Sevan-See
Da wir all die wunderschönen Klöster der Region schon kennen, starten wir heute durch gen Süden. Durch den beeindruckenden Debed Canyon erreichen wir Vanadzor und bald darauf, nun durch ein grünes Hochtal, Diljian. Wir erklimmen einen steilen Pass, der auch eine klare Vegetationslinie markiert, denn auf der Südseite ist nun Schluss mit den üppigen Wäldern, und sehen auch schon bald den türkisfarben zu uns herauf glitzernden Sevan-See. Da das Nordufer inzwischen komplett verbaut ist, fahren wir noch ein Stück die Westseite hinunter, bis wir am Rand eines Vogelschutzgebietes einen tollen Badeplatz ganz für uns alleine entdecken.
Nach einem kurzen Besuch des uralten Klosters Hayravank, das auf einem Felsen über dem Sevan-See thront, fahren wir noch nach Noratus, wo uns der berühmte Friedhof mit hunderten von uralten Kreuzsteinen in seinen Bann zieht. Lange wandeln wir zwischen den verwitterten Zeugnissen längst vergangener Zeiten, bevor wir uns ans grüne Ufer des Sevan-Sees zurückziehen.
Odzun – Vanadzor – Diljian – Sevan – Hayravank - 180 km - 112 Tage - 9500 km
29. Juli 2022 - Über die Gegham-Berge
Gemeinsam mit Sylvie, Philippe und Bea starten wir zu einem ganz besonderen Pistenabenteuer. Auf kaum befahrenen Spuren wollen wir über die Gegham-Berge und dessen höchsten Punkt, den Vulkan Azhdahak mit seinen fast 3.600 Metern besteigen. In Gavar endet der Asphalt und wir hoppeln auf gewundenen Feldwegen um die Felder der Stadt. Bald schon gewinnen wir stetig an Höhe, immer mehr Vulkane erheben sich um uns herum. Die Fahrspur ist oft nur noch eine herausfordernde Andeutung befahrbaren Untergrunds, doch wir meistern alle Schwierigkeiten und erreichen die Dreitausendergrenze. Plötzlich taucht vor uns der Akna-See auf, idyllisch zwischen den grünen Hängen der umliegenden Vulkane gelegen. An seinem Ufer finden wir einen Traumplatz und können vor lauter Begeisterung ob der beeindruckenden Landschaft mit dem umherschauen nicht mehr aufhören!
Hayravank – Gavar – Akna-See - 40 km - 113 Tage - 9540 km
30. Juli 2022 - Rund um den Azhdahak
Von unserem Platz am Akna-See sehen wir ihn schon, flankiert von zwei ebenfalls mächtigen Vulkanen: Der Azhdahak ist der höchste Vulkan hier auf dem Plateau, mit seinen 3.597 Metern überragt er alle anderen nochmal deutlich. Die Fahrt zum Ausgangspunkt der Besteigung ist unglaublich abwechslungsreich, spannend und fordernd; immer wieder müssen wir eine gangbare Passage suchen, uns gegenseitig einweisen und hoffen, dass nicht irgendwann ein unüberwindbares Geländehindernis auftaucht. Doch alles geht gut, und nach drei Stunden Fahrt für gerade mal vierzehn Kilometer stehen wir auf über 3.200 Metern Höhe.
Der Anstieg zum Gipfel des Azhdahak ist mit nur noch 400 Höhenmetern natürlich ein Kinderspiel. Als wir den Kraterrand erreichen, sehen wir sofort, warum dieser Vulkan Wanderer und Bergsteiger anzieht: In seiner Caldera blitzt ein glasklarer See, den wir natürlich nach unserer Gipfelrast zum Baden nutzen. Der Rundumblick ist phänomenal, die Vulkanlandschaft unglaublich beeindruckend, und als plötzlich sogar der Ararat schemenhaft am Horizont auftaucht und wir backfrischen Zwetschgendatschi aus dem Rucksack zaubern, ist das Gipfelglück perfekt!
Akna-See – Basecamp Azhdahak - 15 km - 114 Tage - 9555 km
31. Juli 2022 - Aus der Urlandschaft zurück in die Zivilisation
Nach einer sehr stürmischen Gewitternacht mit Hagel warten wir, bis die Wiesen abgetrocknet sind, um ohne Schwierigkeiten weiterfahren zu können. Die oft schwer erkennbaren Fahrspuren überwinden nun Stufe um Stufe hinunter über die zerfurchten Lavahänge. Immer wieder müssen wir einen passierbaren Weg suchen, doch letztlich meistern wir alle Passagen ohne ernsthafte Probleme. Oberhalb von Geghard treffen wir uns schließlich mit Valeria und Lukas aus Südtirol, mit denen wir in Kontakt stehen, nachdem wir uns vor zwei Jahren in Griechenland kurz begegnet waren und verbringen einen sehr schönen gemeinsamen Nachmittag und Abend.
Basecamp Azhdahak – Geghard - 15 km - 115 Tage - 9570 km
01.– 02. August 2022 - Keine Problemlösung in Jerewan ..
… dafür taucht plötzlich ein Neues auf!
Seit ein paar Tagen leckt Mannis Wasserpumpe. Nicht viel, aber stetig. Nach zwanzig Jahren sind Dichtungen und Simmering wahrscheinlich verschlissen. Nicht dramatisch, die MAN-Niederlassung in Jerewan kann da sicher helfen. Doch weit gefehlt, sie haben weder einen Reparatursatz noch eine komplette Wasserpumpe auf Lager! Lieferzeiten bis zu drei Wochen und der dreifache Preis denn normalerweise! Also ziehen wir wieder ab. Unsere Kontakte im Iran dagegen versprechen Erfolg, wir werden uns also mit regelmäßigem Wasser nachkippen bis dorthin retten müssen. Am Nachmittag flüchten wir dann aus der heißen armenischen Metropole und finden im Angel`s Canyon einen netten Übernachtungsplatz mit erfrischenden Badebecken.
Als es heiß wird im Canyon fahren wir weiter. Über Urtsadzor und einen steilen Pass erreichen wir wieder die Hauptachse durch den Süden Armeniens. Plötzlich leuchten alle Bremswarnleuchten auf und der Bremsdruck fällt rapide ab! Wir bringen Manni am Straßenrand zum Stehen. Die Druckluftkessel leeren sich, die Handbremse lässt sich nicht mehr lösen, es baut sich kein Druck mehr auf – nichts geht mehr! Was für ein Scheiß! Doch wir haben Glück, wir stehen direkt gegenüber einer kleinen Werkstatt, und mit telefonischer Unterstützung von MAN in Jerewan gelingt es dem dortigen Mechaniker, die Fehlerquelle ausfindig zu machen. Ein Dichtungsring im Lufttrockner ließ Luft entweichen, und mithilfe von selbstgebasteltem Pappendeckelring und Klebeband gelingt es, das Problem provisorisch zu beheben! Erleichtert fahren wir noch das kurze Stück zum wunderschönen Kloster Noravank …
Geghard – Jerewan – Vedi – Areni – Noravank Monastery - 180 km - 117 Tage - 9750 km
03. August 2022 - Durchs Hinterland hinauf zum Spandaryan Stausee
Allein die Zufahrt zum Kloster Noravank ist schon den kleinen Umweg wert: senkrechte Felswände entlang der schmalen Zufahrtsstraße, rötlich-braune Bergflanken über dem sich langsam öffnenden Tal – und dann das Kloster. Pittoresk auf einem Felsvorsprung platziert, filigrane Steinmetzarbeiten, stimmungsvolles Ambiente. Ganz klar unser Lieblingskloster in Armenien!
Für die Weiterfahrt ab Jeghegnadsor wählen wir eine Strecke durch die einsamen Berge fernab der vielbefahrenen Hauptstraße. Der munter sprudelnde Yeghegis begleitet uns bis zum Weiler Hermon, ab hier schraubt sich eine schmale und steinige Piste den Hang empor. Erst auf gut 2.000 Metern Höhe ist der Pass erreicht und durch tief ausgewaschene Wannen hoppeln wir nun auf der anderen Seite wieder hinunter. Nach dem Herheri Stausee hat uns dann die Hauptachse wieder und wir reihen uns ein zwischen iranischem Schwerlastverkehr und abenteuerlich überholenden armenischen Piloten. Ein weiterer, hoher Pass auf 2.235 Metern wird erklommen, und schon glitzert die weite Wasserfläche des Spandaryan Stausees unter uns. Auf einer weit in den See hineinragenden Halbinsel finden wir dann unseren heutigen Übernachtungsplatz.
Noravank – Jeghegnadsor – Hermon – Spandaryan Stausee - 120 km - 118 Tage - 9870 km
04. – 05. August 2022 - Herzliches Willkommen in Vaghatin
Vor zehn Jahren waren wir im verschlafenen Nest Vaghatin Gäste des Bürgermeisters und seiner Familie. Wir hatten uns vor ein paar Tagen angekündigt und werden nun freudestrahlend erwartet. Nach einem vormittäglichen Besuch des erfrischenden Shaki Wasserfalls bei Sisian werden wir nun herzlichst begrüßt und bewirtet. Ein Ausflug in ein toll über den Schlucht des Vorotan gelegenen Gartenrestaurants steht an, und gemeinsam mit der ganzen Familie und einigen Freunden erleben wir dort einen lustigen Abend mit bergeweise leckerer Speisen, literweise Wodka und fröhlicher Musik.
Am nächsten Morgen wird bereits ein Schaf geschlachtet, im Verlauf der folgenden Stunden auf verschiedene Weise zubereitet und von uns allen schließlich gemeinsam verspeist. Nach etlichen Trinksprüchen, die wir alle nicht wirklich verstehen und anschließendem Wodkatrinken, dem wir uns erfolgreich verwehren dürfen, verlassen wir Shahen und seine Familie wieder, großzügig beschenkt mit Obst aus dem heimischen Garten …
Spandaryan Stausee – Sisian – Vaghatin – Schinuhajr - 80 km - 120 Tage - 9950 km
06. August 2022 - Surreale Wunderwelt
Steil geht es hinunter von unserem Panoramaübernachtungsplatz in die enge Schlucht des Vorotan. An der tiefsten Stelle, der Devil`s Bridge, führt ein nicht ganz einfacher Weg mittels Seilunterstützung und wackeliger Leiter hinein in natürlich geschaffene Höhlen und Durchschlüpfe.
Was für eine Wunderwelt erwartet uns hier! Unermüdlich tropft warmes, mineralhaltiges Wasser von Stalaktiten oder fließt aus unzähligen Löchern und schafft so herrlich bunte Kalksinterbecken und Formen. Wir waten und schwimmen durch dunkle Gänge und entdecken immer neue Überraschungen.
Patschnass sind wir Stunden später zurück bei Manni und schleichen nun die steile Serpentinenstraße hoch zum Kloster Tatev. Da uns der Rummel hier oben rasch zu viel wird, fahren wir noch ein wenig weiter, bis wir einen netten Übernachtungsplatz finden, wo wir sofort von einigen Männern zum gemütlichen Grillnachmittag eingeladen werden.
Schinuhajr – Tatev - Verin Khotanan - 40 km - 121 Tage - 9990 km
07. – 08. August 2022 - Und ab an die iranische Grenze!
Dichte Bewölkung und hartnäckiger Nebel umhüllt die Gipfel der Berge um uns herum. So müssen wir unseren Plan, den Khustup zu besteigen auf ein andermal vertagen. Also nutzen wir den kurzen Stopp in Kapan für letzte Einkäufe in Armenien und machen uns dann auf die Passüberquerung in Richtung Meghri. Auf 2.522 Metern ist der Scheitelpunkt erreicht und es geht nun endlos hinunter bis an der Grenzfluss Araz. In Agarak entdecken wir schließlich einen brauchbaren Übernachtungsplatz zwischen Feigen- und Granatapfelplantagen, denn es ist hier unten nicht ganz einfach, vom omnipräsenten Militär nicht aufgescheucht zu werden. Doch außer einem halben Dutzend heulender Schakale direkt vor Manni stört niemand unsere Nachtruhe …
Wir verbringen den ganzen Tag hier in Agarak und warten auf unsere Freunde, die im Lauf des Tages so langsam eintrudeln, um morgen gemeinsam den Grenzübertritt in den Iran anzugehen.
Inch` allah …
Verin Khotanan –Kapan – Meghri – Ararak - 120 km - 123 Tage - 10110 km
09. – 10. August 2022 - Das fünfte Mal in den Iran!
Der Grenzübertritt von Armenien in den Iran gestaltet sich überraschend entspannt. Nach nur gut zwei Stunden sind beide Grenzübergänge geschafft und wir stürzen uns wieder einmal in die uns so bekannte und beliebte Welt des Iran. Schon in den ersten Stunden werden wir von der Herzlichkeit und der Hilfsbereitschaft der Iraner gefangen. Auch gelingt es uns gleich mal, 100 Liter Diesel zu ergattern, auch wenn wir dafür einen „erhöhten“ Preis von fünf Eurocent per Liter berappen müssen. Nach einer landschaftlich wunderschönen Strecke finden wir dann am kleinen Stausee von Varziqan einen herrlichen Platz für den Rest des Tages. Natürlich kontrolliert uns die allgegenwärtige Geheimpolizei in gewohnt freundlicher Manier, und nach lustigen Begegnungen mit einigen iranischen Familien und tausend Handyfotos genießen wir eine ungestörte Nacht.
Heute müssen wir erst mal einige Dinge erledigen: Geld wechseln, Einkaufen gehen, nochmal ordentlich Diesel ergattern. Conny entdeckt in Varziqan einen kleinen Juwelier, hier ist die Chance, Geld zu wechseln immer ganz gut. Also fängt sie an, mit dem Inhaber über den Kurs zu feilschen und hat letztlich Erfolg, denn er steigt auf ihre Forderung ein. In Ahar schlendern wir über den Bazar und füllen unsere Vorräte mit frischem Gemüse und viel Obst auf. Anschließend fahren wir fünf Tankstellen an, bis wir endlich eine mit einer Tankkarte finden und nach einiger Diskussion sogar 240 Liter für umgerechnet fünf Euro ergattern, das sind gerade mal zwei Eurocent pro Liter! Inzwischen sind wir über Meshgin Shar und Lahrud dem Sabalan auf den Pelz gerückt, denn den wollen wir morgen besteigen.
Agarak – Grenze AM/IR – Varziqan – Lahrud – Basecamp Sabalan - 290 km - 125 Tage - 10400 km
11. August 2022 - Auf den Sabalan!
Vor zehn Jahren hatte uns das Wetter den Gipfel verwehrt, doch jetzt ist es soweit. Strahlender Sonnenschein lässt uns hoffen, den 4.811 Meter hohen Gipfel diesmal zu erreichen. Von unserem Basecamp in gut 3.200 Metern Höhe starten wir bei Dunkelheit und stehen nach sechs Stunden ganz oben! Es ist Ferienzeit im Iran, und so teilen wir uns die Tour mit bestimmt 300 bergbegeisterten Iranern. Macht aber nichts, ist ja auch ganz lustig. Nach insgesamt elf Stunden in den Bergstiefeln sind wir wieder zurück bei Manni, fahren noch ein kleines Stück hinunter auf einen schönen Panoramaplatz und pflegen die müden Knochen.
Basecamp Sabalan – Shabil - 5 km - 126 Tage - 10405 km
12. August 2022 - Ein ärgerlicher Reifenschaden
Eine wunderschöne Pistenfahrt über die Sommerweiden der Nomaden rund um den Sabalan bringt uns langsam hinunter nach Ardabil. Bei einem kurzen Stopp hören wir plötzlich ein leichtes Zischen aus dem rechten hinteren Reifen. Und tatsächlich, ein großer Sechskantschraubenkopf ragt zwischen den Profilstollen hervor! Na prima! Erfreulicherweise verliert der Reifen nur wenig Luft, die Schraube sitzt tief im Gummi, und wir schaffen es hinunter nach Ardabil. Wir fragen uns durch zum Lastwagenreparaturviertel, doch leider ist heute am Freitag, dem traditionellen Wochenende in der islamischen Welt, fast alles geschlossen. Doch wir haben Glück und entdecken eine kleine Reifenbude, in der gearbeitet wird. Also nichts wie hin.
Der Chef besieht sich den Schaden – „No problem, wird gleich erledigt, kostet fünf Euro“. Also los. Er hat zwar anfangs etwas Mühe, das mit der Sprengringfelge zu verstehen, doch Conny erklärt ihm, wie er es angehen muss und letztlich klappt alles super. Reifen von der Felge, die dicke, eingefahrene Schraube mit der Ratsche aus dem Profil drehen, innen mit der Flex anrauen, ordentlich mit Kleber einschmieren, deutschen Markenflicken drauf und antrocknen lassen.
Wenig später ist der Schlappen wieder an Ort und Stelle und Manni steht wieder auf allen Vieren. Als es zum Bezahlen geht, haben wir trotz größter Hartnäckigkeit keine Chance, unser Geld loszuwerden. Er wird fast beleidigt, als wir darauf bestehen, und stopft mir das Geldbündel zurück in die Hemdtasche. Lediglich ein Puzzle und einen Plüschlöwen für seine fünfjährige Tochter akzeptiert er als Bezahlung. Und zu guter Letzt will er uns auch noch zum Essen einladen …
Shabil – Ardabil - 80 km - 127 Tage - 10485 km
13. – 14. August 2022 - Viele nette Begegnungen …
… prägen die nächsten Tage. An unserem Standplatz in Ardabil am Shourabil-See werden wir ständig begrüßt, in Gespräche verwickelt und eingeladen zum Picknick. Selbst die Polizei ist hier extrem freundlich, scherzt mit uns und bietet ihre Unterstützung an, falls benötigt. Mit Student Ali schlendern wir durch die Innenstadt und den Bazar und er kutschiert uns mit dem Auto seines Vaters herum. Am späteren Nachmittag verlassen wir diese freundliche Stadt und fahren das kurze Stück hinauf zum idyllisch gelegenen Noar Lake in 2.500 Metern Höhe, wo uns wohltuende Ruhe und angenehme Temperaturen erwarten.
Die Fahrt über die Berge nach Khalkhal ist abwechslungsreich und wir beziehen unseren von vor zehn Jahren bekannten Standplatz zwischen bewirtschafteten Feldern am Stadtrand. Alle Vorbeikommenden heißen uns herzlich willkommen, lediglich die sich als Besitzer des Wiesengrundstücks ausgebenden zwei seltsamen Typen wollen kurz vor Mitternacht, dass wir von hier verschwinden. Der herbeigerufenen Polizei ist dies äußerst peinlich, und unter nicht enden wollenden Entschuldigungen ob der Unannehmlichkeiten wechseln wir eben rasch den Standplatz.
Ardabil – Noar Lake – Givi – Khalkhal - 145 km - 129 Tage - 10630 km
15. – 16. August 2022 - Und plötzlich ist alles grün!
Die gebirgige Strecke weiter nach Masouleh ist wunderschön, inzwischen fast durchgängig asphaltiert und ganz entspannt zu fahren. Der Fluss speist ein fruchtbares, enges Tal, darüber bauen sich die steinig-staubigen Berge auf. Als wir auf 2.200 Metern die Passhöhe erreichen, fasziniert ein außergewöhnliches Naturschauspiel: Die vom Kaspischen Meer herangetriebene, feuchte Luft wird hier oben von den umliegenden Bergen gestaut und sorgt auf dieser Seite für sattgrüne Hänge und dichte Wälder, während auf der anderen Seite die aride Wüstenstimmung vorherrscht. Lange bleiben wir hier oben sitzen und staunen ob dieser wie mit dem Lineal gezogenen Veränderung. Erst spät rollen wir die gute Piste hinunter in den Bergkessel nach Masouleh.
Gemütlich schlendern wir durch die engen Gassen von Masouleh, genießen die Ein- und Ausblicke von den Dächern der Lehmziegelhäuser. Seit unserem letzten Besuch vor zehn Jahren wurde das damals halb verfallene, pittoreske Dorf zur Gänze renoviert, ohne dass die Atmosphäre darunter gelitten hätte. Aber es ist inzwischen zu einem angesagten Touristenmagneten geworden, hunderte iranische Urlauber teilen sich mit uns die lockere Stimmung. Nach einem erfrischenden Bad im nahen Gebirgsbach fahren wir noch das kurze Stück hinüber zur mächtigen Burganlage von Rudkhan, wo uns der iranische Picknickwahnsinn in Beschlag nimmt. Aber wir mögen es ja, so einzutauchen in das pralle Leben …
Khalkhal – Masouleh – Fuman – Rudkhan-Castle - 155 km - 131 Tage - 10785 km
17. August 2022 - Geburtstag in der Werkstatt
Bevor uns die schwüle Hitze und die Urlaubermassen erdrücken, wandern wir die 1.300 Stufen hoch zur verwunschen eingewachsenen Burganlage von Rudkhan und staunen über die bautechnischen Mühen der Erbauer vor rund 1.800 Jahren. Auf dem Runterweg füllen sich bereits die Tee- und Esspavillions, und das iranische Leben hat uns sofort wieder eingeholt.
Auf der Fahrt zum Kaspischen Meer besuchen wir eine Lasterwerkstatt vor Rasht, wo wir vor zehn Jahren herzlich aufgenommen wurden, Internet nutzen durften, bestens kulinarisch verpflegt und Manni zum Abschied auch noch gründlich gewaschen wurde. Der junge Chef, damals noch eher Lehrling, erinnert sich noch an uns und alle lachen herzlich über die damals geschossenen Fotos.
Natürlich entdecken sie sofort unsere vor sich hin tropfende Wasserpumpe und bieten uns an, sie zu reparieren. Dafür müssten wir doch nicht bis nach Teheran zu MAN fahren, sie würden die Ersatzteile über Nacht kommen lassen und morgen ist alles wieder gut. Wir entscheiden spontan, genau das zu tun, lassen die Wasserpumpe ausbauen und richten uns auf eine schwülheiße Nacht in der Werkstatt ein. Geburtstagsidylle ist anders, aber Mannis Gesundheit geht nun mal vor …
Rudkhan-Castle – Shaft – Rasht/Werkstatt - 40 km - 132 Tage - 10825 km
18. – 19. August 2022 - Badefreuden am Kaspischen Meer
Wie versprochen, kommt das Reparatur-Set für unsere Wasserpumpe per Nachtexpress nach Rasht. Die Reparatur und der Einbau sind bis zum Nachmittag erledigt, und mit besten Wünschen werden wir wieder auf Tour geschickt. Trotz Feierabendverkehr rund um Rasht schaffen wir es noch bis zum Kaspischen Meer, wo wir uns in eine iranische Bade- und Pickickarea stellen und dem illustren Treiben zusehen. Überraschenderweise scheinen sich die bisher herrschenden Restriktionen etwas gelockert zu haben: Gemischtes Publikum, Kopftücher oft ganz verschwunden, kurzärmelig und händchenhaltend promenieren und gemeinsam baden – das gab es vor ein paar Jahren so noch nicht!
Das angenehme Sommerklima am Meer lässt uns erst gegen Mittag aufbrechen Über die Teemetropole Lahijan erreichen wir schließlich den weitläufigen Strand bei Rudsar, der sich erst am frühen Abend füllt. Wir baden in der warmen Brühe; Conny züchtig im Ganzkörperanzug mit Kopfbedeckung, ein lustiges Bild!
Rasht – Khomam – Lahijan – Rudsan – Kala Chay - 150 km - 134 Tage - 10975 km
20. August 2022 - Auf spannenden Wegen durch das Alborz-Gebirge
Wir wollen einen großen Bogen durch das Alborz-Gebirge fahren. Also verlassen wir die Gestaden des Kaspischen Meeres erst einmal und wenden uns dem mächtigen Bergriegel zu, der das Hochland begrenzt. Durch dichte Wälder schraubt sich die gute Straße immer höher, passiert dabei häufig kleine Dörfer, die sich an die steilen Hänge klammern, bis schließlich in Loshkan das Asphaltband endet. Die Berge werden karger, der feuchte Einfluss des Kaspischen Meeres endet hier. In Separdeh, einem staubigen Nest irgendwo da draußen, beginnt die steile und steinige Piste hinauf auf den Pass, den wir auf 2.765 Metern Höhe erreichen. Die Landschaft um uns herum begeistert, lediglich einige Nomaden bevölkern hier die Hochweiden. Oberhalb des Canyon bei Shangalerud finden wir einen netten Übernachtungsplatz mit tollem Panorama.
Kala Chay – Rahimabad – Separdeh – Shangalarud - 100km - 135 Tage - 11075 km
21. August 2022 – Eine grandiose Fahrt …
…durch Canyons und grüne Täler, entlang verwitterter Felswände und abgeernteter Weizenfelder soweit das Auge reicht erwartet uns heute. Hinter jeder Biegung könnte man wieder anhalten um zu schauen und zu fotografieren. Die Landschaft ist unglaublich abwechslungsreich und spannend. Am Nachmittag erreichen wir den schön gelegenen, glasklaren Ovan Lake, an dessen schilfbewachsenem Ufer wir uns einrichten. Natürlich lockt hier ein Bad ganz besonders, und wir nutzen es reichlich aus, wie auch so mancher Iraner trotz Verbotsschildern, und schwimmen ausgiebig im erfrischenden See.
Shangalerud – Razmian – Rajae Dasht – Ovan Lake - 65 km - 136 Tage - 11140 km
22. August 2022 - Und nochmal eine Steigerung!
Es ist unglaublich, aber diese Strecke ist wirklich eine der atemberaubendsten, die wir je gefahren sind! Dramatisch schöne Bergkulissen über sattgrünen Reisfeldern in den engen Tälern, winzige Dörfer, die sich entlang des sprudelnden Gebirgsbaches verstecken. Wir tanken Diesel aus einem großen Fass am Straßenrand, kaufen riesige Forellen direkt beim Züchter, und erklimmen schließlich zwischen steil aufragenden Felsformationen hindurch über schwindelerregende Serpentinen empor die in über 3.200 Meter Höhe liegende Karawanserei Piche Bon. Dort hüllt uns erst dichter Nebel ein, der über die Abbruchkante wabert, doch schon bald lichtet es sich und ein Panorama der Extraklasse lässt uns staunen. Hoch über den schneeweißen Wolken, die das Tal unter uns füllen, stehen wir inmitten einer grandiosen Bergkulisse mit dem über 4.800 Meter hohen Alam Kuh als Sahnestückchen! Was für ein Platz!
Ovan Lake – Moalem Kelaye – Shahrak – Piche Bon - 70 km - 137 Tage - 11210 km
23. August 2022 - Spannendes Finale!
Den ganzen Vormittag verbringen wir über den Wolken, so sehr begeistert uns die wundervolle Stimmung hier oben. Erst als die hochziehenden Nebelschwaden immer dichter werden, machen wir uns an die Abfahrt. Und die hat es stellenweise ganz schön in sich! Steile und enge Kehren zwingen uns immer wieder zum Rangieren, im zweiten Gang mit Untersetzung lassen wir Manni auf der oft ruppigen und steinigen Piste langsam hinunterrollen. Irgendwann hat uns der Asphalt wieder und wir finden einen netten Platz direkt am Fluss, nachdem wir rund 3.000(!) Höhenmeter am Stück hinter uns gebracht haben.
Piche Bon – Sarbalan – Se Hezar Road - 45 km - 138 Tage 11255 km
24. – 25. August 2022 - Abstecher ans Meer und zurück in die Berge
Nach den Tagen in der Einsamkeit der Berge saugt uns der Trubel an der Küste des Kaspischen Meeres regelrecht auf. Der Verkehr ist gewaltig, und der Lärm entsprechend. Immer wieder stoppen wir, um an der Küstenstraße unsere Vorräte aufzufüllen, was bei dem Siedlungsbrei der ineinander gewachsenen Städte und Dörfer nicht schwierig ist. Über Khorramabad und Tonekabon sind wir alsbald in Abbas Abad, wo wir einen uns schon bekannten Platz direkt am Sandstrand beziehen. Hier ist es überraschend ruhig und wir genießen die Wärme und das Bad im Kaspischen Meer.
Um dem anstehenden Wochenendrummel zu entkommen, verlassen wir gegen Mittag die belebte Küste auch schon wieder. Die Strecke durch dichte Wälder hinauf nach Kelardasht gleicht einer Picknickrallye, denn hunderte von iranischen Familien säumen den vermüllten Straßenrand und besetzen die einfachen Restaurants, um im schattigen Blätterwald das Wochenende zu verbringen. Das völlig von Wochenendhäusern zersiedelte Kelardasht lassen wir rasch hinter uns, und oberhalb des wenig attraktiven Valasht-Sees erklimmen wir einen steilen Aussichtshügel, um den Abend und die Nacht in völliger Ruhe zu verbringen.
Se Hezar Road – Abbas Abad – Kelardasht – Senar Oliya - 110 km - 140 Tage - 11365 km
26. – 27. August 2022 - Zwischen iranischem Wochenendchaos und herrlicher Einsamkeit
Lange noch genießen wir die Ruhe auf unserem Aussichtshügel, doch irgendwann müssen wir uns wieder in das iranische Wochenendchaos stürzen. Das holt uns unten im Tal bei Marzan Abad mit voller Wucht ein. Die iranischen Wochenendausflügler schaffen es, aus der zweispurigen Schnellstraße einen vierspurigen Stop-and-Go-Parkplatz zu machen, der sich über mehrere Kilometer zäh einer Baustelle nähert, um dort einspurig zu passieren. Kaum haben wir dies geschafft, will uns die Polizei wieder zurückschicken, da Manni angeblich für die vor uns liegende Strecke zu groß sei. Natürlich Blödsinn, wir kennen die Strecke. Also quatschen wir die drei Mützenträger tot, bis sie abwinken und wir das Weite suchen. Auch an weiteren, verhalten gestikulierenden Polizeiposten fahren wir die selbigen ignorierend einfach vorbei und erreichen schließlich den Abzweiger ins Tal von Baladeh, wo wir alsbald einen schönen Übernachtungsplatz mit großartigem Rundumblick entdecken.
Nach einer überraschend frischen Nacht auf 2.600 Metern Höhe erklimmen wir noch einen Pass auf 3.125 Metern, bevor es nun stetig bergab geht ins wunderschöne Tal von Baladeh. Hier ist nun nichts mehr zu spüren von der überstandenen Wochenendhektik, die Einsamkeit der Berge hat uns wieder. Und plötzlich taucht vor uns auch schon die riesige Pyramide des Damavand auf! Bald darauf finden wir einen tollen Platz am vor sich hin sprudelnden Bach, wo wir den Tag verbringen und Manni mal wieder eine Pflegeeinheit verpassen.
Senar Oliya – Marzan Abad – Pole Zangoole – Yasl - 125 km - 142 Tage - 11490 km
28. – 29. August 2022 - Rund um den Damavand
Die anfangs wunderschöne Strecke ostwärts verliert sich schließlich im Staub mehrerer Zementfabriken und der dazugehörigen Abraumhalden, und auf der Hauptstraße in Richtung Teheran müssen wir unseren Platz immer wieder hartnäckig behaupten zwischen den wuselnden Möchtegern-Rennfahrern. Aber alles ist gut, als wir wieder in die Berge abbiegen und über Rineh dem mächtigen Damavand näher kommen, der ab sofort unübersehbar als Blickfang dient. Seine 5.710 Meter streckt er wie immer gewaltig in den Himmel, doch so ganz ohne Schnee wirkt er reichlich unattraktiver als sonst. Trotzdem, schon gewaltig, wie er da so vor uns steht!
Gegen Mittag wechseln wir den Standort, wählen eine schönere Perspektive zum Berg. Und chillen einfach im Schatten des Riesen …
Yasl – Baladeh – Rineh – Polur/Damavand - 140 km - 144 Tage - 11630 km
30. – 31. August 2022 - Emotionale Momente in Teheran
Nach einem tollen Sonnenaufgang über dem Damavand fangen wir an, unsere Reifen mal wieder zu drehen. Nachdem wir vor zwei Wochen unsere Reifenpanne dazu nutzten, den rechten, hinteren zu drehen, ist heute der linke, hintere an der Reihe. Das heißt, Reifen runter, Karkasse von der Felge, um 180 Grad drehen und alles wieder rauf. Nach zwei Stunden ist es erledigt und wir machen uns so langsam auf den Weg nach Teheran, wo wir uns am Abend mit unserem Freund Mohsen und seiner Familie treffen. Und es wird, wie immer mit diesen lieben Menschen, ein wundervoller Abend, der erst morgens um zwei Uhr endet.
Nach einer sehr kurzen und unruhigen Nacht inmitten der nie zur Ruhe kommenden Riesenstadt und netten Stunden mit der gestern noch kennengelernten Familie eines Textilhändlers quälen wir uns im Stop-and-Go durch den Moloch Teheran. Als wir endlich den südlichen Stadtrand erreichen, atmen wir buchstäblich durch, denn der intensive Lärm und Gestank machen schon ein wenig krank. Und erst als wir vor Ghom oberhalb des glänzend-weißen Salzsees Hoz-e-Soltan einen tollen Panoramaplatz erklimmen, finden wir wieder zur Ruhe …
Polur/Damavand – Teheran – Salzsee Hoz-e-Soltan - 195 km - 146 Tage - 11825 km
01.September 2022 - In der Heiligen Stadt Ghom
Bei unseren bisherigen Aufenthalten im Iran ist es nie gelungen, in das religiöse Zentrum des Landes vorzudringen, denn entweder war gerade Freitag oder ein islamischer Feiertag, und die Stadt platze aus alle Nähten. Doch diesmal ist es günstig für einen Besuch.
Die Stadt ist die wohl konservativste des ganzen Landes, nirgendwo sonst ist die Mullah-Dichte so hoch und bestimmt der schwarze Tschador der Frauen das Straßenbild so massiv. Selbst profane Vergnügungen wie eine Eisdiele sucht man in der großzügigen Fußgängerzone vergebens. Doch das religiöse Zentrum des Landes, das Heiligtum der Fatemeh Ma`soumeh mit seiner vergoldeten Kuppel inmitten dreier wunderschöner Innenhöfe lohnt den Besuch allemal.
Nach unserem ausgiebigen Besuch des geistigen Zentrums fahren wir noch weiter nach Kashan, wo wir uns etwas außerhalb der Stadt in den Schatten einer alten Karawanserei stellen.
Salzsee Hoz-e-Soltan - Ghom - Kashan - Karawanserei - 190 km - 147 Tage - 12015 km
02. – 03. September 2022 - Kashan
Wir mögen diese überschaubare Wüstenstadt: den alten Bazar, die herrschaftlichen Häuser in der Altstadt, die interessanten Moscheen, die grüne Oase im Fin Garden, die guten Restaurants und die leckeren Eisdielen! All das zieht uns immer wieder gerne hierher, und so verbringen wir auch diesmal zwei abwechslungsreiche Tage bei bis zu 40 Grad heißen Wüstentemperaturen.
Aber wir erleben hier auch die bisher intensivste Kontrolle der iranischen Geheimpolizei, bei aller Freundlichkeit eine sehr unangenehme Erfahrung mitten in der Nacht. Aber auch das ist eben Iran …
Kashan/Nush Abad Karawanserei - 110 km - 149 Tage - 12125 km
04. – 05. September 2022 - Kar Shahi
Erleichtert, unsere Pässe und unsere elektronischen Geräte wieder zurückbekommen zu haben, verlassen wir Kashan entlang dem weithin sichtbaren Dünengürtel der Dasht-e Kavir nach Süden. Immer sandiger und immer heißer wird es, bis wir im tristen Nest Matin Abad auf die Piste zum großen Lehmziegelfort Kar Shahi abbiegen. Nach fünfundzwanzig Kilometern um spärlich bewachsene Dünen und über eine gleichmäßig ansteigende, steinige Ebene erreichen wir das Wüstenschloss am Rand der Berge. Eine unterirdische Quelle ermöglichte den Bau dieser Festung in vorislamischer Zeit. Sie ist aufgrund der extrem trockenen Bedingungen in einem erstaunlich guten Zustand und fasziniert durch ihre fantastische Lage und unwiderstehliche Präsenz. Immer wieder schlendern wir um und durch die Anlage, erfrischen uns im klaren Wasser des eingefassten Wasserreservoirs und sitzen sinnierend ob der spannenden Geschichte vor den verzierten Mauern.
Nach einer gespenstig ruhigen Nacht machen wir uns gegen Mittag auf den Weg zurück in die Wirklichkeit. Ein kurzer Abstecher zur weithin sichtbaren, bunt geschmückten Kuppel der Imamzadeh Agha Ali Abbasi Moschee, und schon sind wir auf dem Weg nach Isfahan. Dazu wählen wir diesmal die schmale Straße durch ein einsames Seitental, und dort finden wir schließlich auch einen aussichtsreichen Übernachtungsplatz irgendwo im kargen Nirgendwo …
Karawanserei – Matin Abad – Kar Shahi – Natanz – Abbas Abad - 235 km - 151 Tage - 12360 km
06. – 07. September 2022 - Herzliches Willkommen in unserer Lieblingsstadt
Wenn wir eine Stadt mögen, dann ist es Isfahan! Die lockere Atmosphäre, die prachtvollen historischen Bauwerke, der Flair der Sommerabende. Wir schlendern über den zentralen Meydan, mischen uns unter die Menschen, die auf den Rasenflächen ihre Decken ausgebreitet haben, sitzen vor dem Eingang zum Bazar, während die Sonne langsam über der großen Imam-Moschee untergeht und die Wasserfontänen im letzten Abendlicht glitzern.
Immer wieder treffen wir auf uns bekannte Gesichter, ein jeder freut sich, dass wir wieder hier sind. Es ist wirklich wie zuhause ankommen …
Abbas Abad – Isfahan - 95 km - 153 Tage - 12455 km
08. – 09. September - Familienbesuch in Shahreza
So richtig zuhause, das sind wir dann in Shahreza! Seit zehn Jahren kommen wir immer wieder hierher, und unsere „Familie“ nimmt uns lachend in die Arme. Vor drei Jahren waren wir das letzte Mal bei ihnen und es gibt natürlich viel zu erzählen. (Enkel)-Töchterchen Nafaz komplettiert inzwischen die Runde, wir werden lecker bekocht und verbringen einfach viel Zeit miteinander.
Als sich Ali und Tannaz samt Nafaz wieder auf den Weg nach Teheran machen, verabschieden auch wir uns schweren Herzens, denn wir sind in Mobarakeh mit unseren Reisefreunden verabredet.
Isfahan – Shahreza – Mobarakeh - 155 km - 155 Tage - 12610 km
10. – 11. September 2022 - Ein großer Sprung in den Süden …
… ist nun geplant. Nach einem erholsamen Tag im Stadtpark von Mobarakeh – bei der Gelegenheit haben wir auch mal wieder unsere beiden schon ziemlich abgefahrenen Vorderreifen auf der Felge gedreht – starten wir über Borudjen und Gandoman hinunter ins östliche Zagros-Gebirge. Bald schon baut sich die gewaltige Felsmauer des rund 4.500 Meter hohen Dena vor uns auf und wir finden einen tollen Übernachtungsplatz am Ufer eines tatsächlich munter fließenden Flusses, in den wir uns natürlich sofort hineinlegen!
Mobarakeh – Borudjen – Gandoman – Kta - 185 km - 157 Tage - 12795 km
12. – 13. September 2022 - Durch das östliche Zagros-Gebirge
Auf der weiterführenden Nebenstrecke überwinden wir einen steilen Pass und erreichen schließlich wieder die Hauptstraße gen Süden. Immer wieder werden in großen Becken frische Forellen angeboten, und auch wir füllen natürlich unsere Tiefkühltruhe mit den leckeren Fischen. Schon weit vor Yasuj biegen wir ab hinauf nach Sisakht und weiter auf einen 3.150 Meter hohen Pass, der uns auf die Ostseite des Dena-Massivs bringt. Dort finden wir dann rasch einen Panoramastellplatz, der uns die ganze Wucht der umliegenden Viertausender erfassen lässt.
Eine neue Straße durch die Berge lässt uns direkt hinunter nach Dezhkord kommen. Vorbei an immer wieder beeindruckenden Felsformationen gelangen wir schließlich ins Tal von Margoon und zum gleichnamigen Wasserfall. Dort holt uns der iranische Ausflugswahnsinn augenblicklich ein, denn neben uns haben einige hundert Urlauber dieselbe Idee. Trotzdem, der Wasserfall ist einen Besuch wert, auch wenn die Bergromantik auf der Strecke bleibt …
Kta – Sisakht – Dezhkord – Margoon - 230 km - 159 Tage - 13025 km
14. – 15. September 2022 - Eine tolle Fahrt nach Persepolis
Auf unserer Weiterfahrt passieren wir winzige, abgelegene Dörfer, der Asphalt endet irgendwann, und wir stehen plötzlich vor der neu trassierten Autobahn nach Shiraz. Über eine abenteuerliche Auffahrt erklimmen wir den eigentlich noch nicht für den Verkehr freigegebenen, jedoch schon eifrig benutzten Highway. Jeder fährt, wie es ihm gefällt, mal mit, mal gegen den Verkehr; Verbotsschilder und Barrieren werden einfach umfahren. Kurz vor Kamfiruz verlassen wir diese Roulettestrecke über einen ausgewaschenen Feldweg und stehen bald vor dem Eingangstor zum Behesht-e Gomshode. In einer zähen Verhandlung halbieren wir den Eintrittspreis, denn mehr ist dieses auch Lost Paradise genannte Ausflugsziel auch nicht wert. Staubig und heiß präsentiert sich der Fußmarsch bis zu den angepriesenen Wasserfällen im schattigen Wäldchen, wo sich der Müll flächendeckend verteilt und dem Naturerlebnis nicht gerade zuträglich ist. Zumindest ist die Übernachtungsmöglichkeit einigermaßen akzeptabel und dank eines erfrischenden Badebeckens auch erträglich.
Fantastische Bergformationen entschädigen uns heute; ein türkisblauer Stausee begeistert mit farblichen Kontrasten zum satten Grün der Reisfelder und den verschiedensten Schattierungen der Felswände um uns herum. Massive Tafelberge bestimmen das Bild in den Tälern, bevor in Nakht-e Rostam die eindrucksvollen Felsgräber der berühmten Perserkönige Xerxes und Darius auftauchen. Und kurz darauf sind wir auch schon in Persepolis!
Margoon – Kamfiruz – Nakht-e Rostam – Persepolis - 170 km - 161 Tage - 13195 km
16. – 18. September 2022 - Besuch in Farashband
Nach dem abendlichen Besuch der historischen Stätte und einer etwas unruhigen Wochenendnacht am anschließenden Ausflugspark brechen wir gegen Mittag auf in Richtung Shiraz. Da wir die Stadt schon sehr gut kennen und auch ein Feiertagswochenende vor der Tür steht, entscheiden wir uns diesmal gegen einen Besuch, den holen wir später nach. Entlang unzähliger Schafe, Ziegen, Hühner und sogar vereinzelten Dromedaren, die in engen Verschlägen auf ihr Kebab-Schicksal warten, während ihre Kollegen bereits am Haken hängen oder schon die rauchenden Grills bestücken, erreichen wir die triste Kleinstadt Kavar. Versteckt in einem schmalen Flusstal entdecken wir ein kleines Staubecken inmitten einer grünen Oasenlandschaft, das sich bestens zum Schwimmen eignet, was bei den herrschenden Temperaturen natürlich herrlich erfrischend ist.
Schon seit einigen Wochen liegt uns Asghar in den Ohren, ihn und seine Familie in Farashband zu besuchen. Bei unserem letzten Besuch vor über drei Jahren durften wir ihre selbstlose Gastfreundschaft genießen, und auch diesmal bereiten sie uns einen herzlichen Empfang. Es wird eine lange Nacht im Palmengarten vor der Stadt …
Den ganzen Vormittag verbringen wir mit Asghar in seinem Laden in der Stadt, werden mittags lecker bekocht von seiner Frau Fatemeh und vom Bruder reich beschenkt mit Datteln aus eigenem Anbau. Erst am späten Nachmittag können wir uns loseisen und fahren noch über Feruzabad hoch in die Haigher-Berge zum gleichnamigen Canyon.
Persepolis – Shiraz – Kavar – Farashband – Haigher-Canyon - 420 km - 164 Tage - 13615 km
19. – 20. September 2022 - Grandiose Landschaften hier im Süden
Die Wucht des Haigher-Canyons begeistert uns wirklich sehr, und von unserem exponierten Aussichtsbalkon erfassen wir seine gewaltige Tiefe so richtig. Den ganzen Tag bleiben wir hier an seiner senkrechten Kante, und immer wieder laufen wir umher, um die verschiedensten Perspektiven bei wechselnden Lichteinfällen zu bewundern. Von Vorbeikommenden werden wir dabei reichlich beschenkt mit Datteln und Limonen und immer wieder zum Tee eingeladen.
Die weitere Fahrt über die kargen Berge lässt uns immer wieder anhalten, so sehr ziehen uns die verschiedenen Formen und Farben der Felsen in ihren Bann. Zerrissen von endlosen Schluchten und bizarr gestaltet von den Urgewalten der Natur präsentiert sich der wilde Süden des Iran von einer höchst interessanten Seite. Je tiefer wir kommen, umso dichter werden die Palmenhaine, und als wir schließlich in Jahrom eintrudeln, haben wir die größte Oasenstadt des Iran erreicht.
Haigher-Canyon – Qir – Emamshahr – Mobarak Abad – Jahrom - 150 km - 166 Tage - 13765 km
21. - 22. September 2022 - Und noch ein Canyon …
Den ganzen Vormittag verbummeln wir in Jahrom; erst in der tiefen Schlucht direkt hinter unserem Übernachtungsplatz im Süden der Stadt, dann nebenan in der größten je von Menschenhand geschaffenen Höhle. Erst nach einem ausgiebigen Eisdielenaufenthalt verlassen wir schließlich die Oasenstadt mit ihren auffallend freundlichen Menschen und machen uns auf den Weg zum Raghez-Canyon, den wir nach einer abwechslungsreichen Fahrt gegen Abend auch erreichen. Vor dem Eingang finden wir einen brauchbaren Übernachtungsplatz, von dem aus wir morgen hineinwandern wollen.
Wir sind einigermaßen skeptisch, ob sich der Ausflug hierher lohnt, ist es doch staubtrocken im Flussbett, durch das wir losstiefeln, um die sechs Wasserfälle, die zu Fuß erreichbar sein sollen, zu entdecken. Nach interessanter Kletterei über abgespeckte Felsen hören wir es plötzlich rauschen. Tatsächlich, es fließt Wasser in ein erstes Becken! Und es wir so richtig spannend, denn der Kletterweg erreicht immer spektakulärere Fälle und glasklare Becken in der engen Schlucht. Über uns türmen sich über mehrere hundert Meter senkrechte Felswände, als wir den finalen Punkt erreichen, und wir nutzen die Gelegenheit, hier oben ganz alleine baden zu können. Den ganzen Tag verbringen wir in dieser grandiosen Atmosphäre, erst am späten Nachmittag fahren wir über Darab noch hinauf auf einen immens steilen Pass, wo wir einen tollen Übernachtungsplatz abseits der Straße auf einem Plateau in 2.400 Metern Höhe entdecken.
Jahrom – Now Bandegan – Raghez-Canyon – Darab -Passhöhe - 200 km - 168 Tage - 13965 km
23. September 2022 - Skurrile Übernachtung inmitten eines riesigen Salzsees
Wir folgen der schmalen Straße durch die Berge, der Asphalt endet irgendwo in einem staubigen Nest. Immer tiefer dringen wir in eine Wüstenlandschaft vor, die uns spontan an Namibia erinnert; entsprechend gut gefällt es uns hier. Als wir die endlose Ebene erreichen, in deren Mitte die gesichtslose Stadt Sirjan liegt, ist die Trostlosigkeit kaum mehr zu toppen. Die hässlichen Zweckbauten der Dörfer ducken sich an den Rand eines ersten Salzsees, die wenigen Menschen auf den Straßen sehen uns überrascht nach; Fremde verirren sich hierher wohl nie.
Gegen Abend erreichen wir den riesigen Salzsee von Sirjan und wir nutzen die asphaltierte Straße, um in sein Zentrum vorzudringen. Dort gibt es einen aufgeschütteten Parkplatz, und diesen nutzen wir für eine Übernachtung inmitten dieser lebensfeindlichen Welt.
Darab-Passhöhe – Sirjan – Salzsee - 205 km - 169 Tage - 14170 km
24. – 26. September 2022 - Zurück in die Berge
Der Sonnenaufgang über der weißen Salzfläche weckt uns auf eindrucksvolle Weise, und je höher die Sonne nun steigt, umso gleisender wird das Weiß. Nur fünf Zentimeter dick ist diese Schicht, und der grundlose Morast darunter wurde schon so manchem hirnlosen Autofahrer zum Verhängnis, wie man unschwer an den Fahrspuren erkennen kann. Die Weiterfahrt gen Osten bringt uns so langsam den letzten Ausläufern des Zagros-Gebirges näher. In Baft erreichen wir die schroffen Hänge und tauchen ein in die Schatten der Viertausender. Als wir wenig später am herrlich gelegenen Stausee von Lalezar unser Lager aufschlagen, sind wir bereits auf über 3.000 Meter Höhe, was sich mit ungewohnter Kälte bemerkbar macht.
Nach einer ausgesprochen frischen Nacht zeigt das Thermometer im Manni gerade mal elf Grad! Doch die Morgensonne wärmt uns rasch und wir genießen diesen und auch noch den nächsten Tag hier oben bei sehr angenehmen Tagestemperaturen, bevor wir uns in den Brutkasten der Wüste Lut wagen werden.
Salzsee Sirjan – Baft – Lalezar Stausee - 215 km - 172 Tage - 14385 km
27. – 28. September 2022 - Vom Hochgebirge runter in die Wüste
Wir folgen einer schmalen Straße gen Osten, sie endet irgendwann am Rand einer staubigen Siedlung. Doch die weiterführende Piste ist gut zu befahren, was uns die grandiose Berglandschaft um uns herum so richtig genießen lässt. Nach jedem Hügel öffnen sich neue Panoramen, und als wir den kleinen Wasserfall von Rayen erreichen, tauchen wir dort ein in ein überraschend grünes Tal. Gegen Abend beziehen wir dann unseren wohl bekannten Übernachtungsplatz im Schatten des riesigen Lehmziegelkastells am Friedhof von Rayen.
Unser Weg weiter in die Wüste Lut soll diesmal sozusagen durch die Hintertür erfolgen. Also folgen wir erst einmal der Straße in Richtung Golbaf. Plötzlich stehen wir am Steilabbruch einer faszinierenden Gebirgskette, die sich in den verschiedensten Farben entlang der Strecke zeigt. Was für ein toller Anblick! Wenig später endet der Asphalt und wir wenden uns tief hinein in eine schroffe Welt aus Felsen und Sand. Immer tiefer geht es hinunter, letztlich überwinden wir über 2.000 Höhenmeter, bis wir die ersten Palmenoasen am Rand der Lut erreichen. Erfreulicherweise ist die Straße hier unten wieder asphaltiert und wir fahren ganz entspannt durch endlos erscheinende Stein- und Sandebenen bis in die wunderschöne Oase von Keshit.
Lalezar Stausee – Rayen – Keshit - 230 km - 174 Tage - 14615 km
29. September 2022 - Palmenoasen am Rand der Dasht-e Lut
Keshit ist ein echtes Kleinod! Die alte, längst aufgegebene Lehmziegelstadt sitzt fotogen auf einem Hügel, umringt von tausenden Dattelpalmen. Klares Quellwasser sprudelt erst als Bach, später in geordneten Kanälen durch den Ort. Wir verbringen viel Zeit mit Herumwandern, Staunen und Genießen.
Als es so richtig heiß wird, machen wir uns auf den Weiterweg. Entlang einer erodierten Gebirgskette und immer wieder zwischen malerischen Sanddünen hindurch finden wir auf einer erstaunlich guten Piste unsere Strecke. Immer wieder zwingen uns fantastische Rundumblicke zu Stopps, und als wir gegen Abend schließlich Shahdad, die Wüstenstadt am Rande der Lut erreichen, sind wir voll von tollen Eindrücken einer außergewöhnlich interessanten Wüstentour. Zum Übernachten fahren wir noch das kurze Stück in die Kaluts, in eine der tollsten Gegenden der Welt!
Keshit – Anduhjerd – Shahdad – Dasht-e Lut/Kaluts - 145 km - 175 Tage - 14760 km
30. September 2022 - Pistenspaß zwischen den Kaluts
Gemeinsam mit unseren Reisefreunden cruisen wir den ganzen Tag kreuz und quer zwischen den grandiosen Felsformationen umher, entdecken immer wieder spannende Passagen durch sandige Ebenen und wandern von eine Fotostopp zum nächsten. Inmitten dieser Wunderwelt beziehen wir kurz vor der Dämmerung einen tollen Panoramaplatz auf einer großen Düne, um den einmalig schönen Sonnenuntergang zu bewundern.
Dasht-e Lut/Kaluts - 20 km - 176 Tage - 14780 km
01. Oktober 2022 - Der Pistenspaß geht weiter!
Schon vor Sonnenaufgang sind wir wieder auf den Beinen, besteigen einen dieser bröseligen Felsen und lassen die Sonne zwischen den pittoresken Formationen aufgehen. Kaum sattsehen können wir uns, so schön zeigt sich uns hier die Natur der heißesten Wüste der Welt. Und auch heute folgen wir so mancher aufregenden Spur durch einsame Canyons, über sandige Hügel und entlang skurriler Wände. Immer wieder eröffnen sich uns neue Einblicke, und als wir gegen Abend wieder einen aussichtsreichen Übernachtungsplatz entdecken, sind wir voll mit eindrücklichen Bildern.
Dasht-e Lut/Kaluts - 25 km - 177 Tage - 14805 km
02. – 04. Oktober 2022 - Erholsame Tage in Kerman
Der milchige-trübe Sonnenaufgang kündigt es an: Viel Sand ist heute in der Luft, die starken Winde in der Nacht haben die Wetterlage erheblich verschlechtert, die Sicht wir rasch immer schlechter. Und so verlassen wir diese faszinierende Region der Wüste Lut.
Über einen 2.600 Meter hohen Pass erreichen wir am Nachmittag Kerman, wo wir bei den Brüdern Akhavan in deren Hotel herzlichst begrüßt werden. Im Innenhof richten wir uns für die nächsten beiden Tage häuslich ein, machen bei Manni mal wieder „klar Schiff“ nach all den staubigen Pistenkilometern und hängen einfach mal unter den schattigen Bäumen ab, um das Erlebte sacken zu lassen, bevor wir uns auf den weiten Weg gen Norden machen.
Die Fahrt über Chatroud und Ravar ist unglaublich abwechslungsreich, tolle Gebirgsformationen begleiten uns, und als wir letztlich unseren anvisierten Übernachtungsplatz bei der malerisch gelegenen Karawanserei Chah-e Karo erreichen, geht auch schon die Sonne über den glutrot beleuchteten Kämmen unter.
Dasht-e Lut – Shahdad – Syrch – Kerman – Ravar – Chah-e Karo - 355 km - 180 Tage - 15160 km
05. – 06. Oktober 2022 - Tolle Wüstenlandschaften zwischen Lut und Kavir
Fast übergangslos wechseln wir nun die beiden großen Wüsten des Iran. Endlose lebensfeindliche Steinflächen begleiten uns bis zur pittoresken Oase von Nayband, die nun sehnsüchtig auf den anstehenden Winterregen wartet, damit die Bewohner ihre Felder bestellen können. Wir finden einen netten Platz zwischen den Dattelpalmen und wandern in der alten, noch bewohnten Lehmziegelsiedlung umher, begrüßen die wenigen Menschen deren wir ansichtig werden und genießen den Sonnenuntergang auf einem Hügel über dem Dorf.
Über eine gute Piste queren wir tolle und einsame Landschaften nördlich von Nayband, bis wir die gewaltige Dünenkette von Parvadeh erreichen. Wunderschön präsentieren sich die sandigen Berge im Abendlicht, über den scharf geschnittenen Kanten bläst der Wind und schafft immer wieder neue Strukturen. Lange stapfen wir durch den weichen Sand und sitzen bis hinein in die Dunkelheit auf den Graten.
Chah-e Karo – Nayband – Dünen von Parvadeh - 255 km - 182 Tage - 15415 km
07. – 09. Oktober 2022 - Geologische Hotspots rund um Tabas
Nach einem ausgiebigen Dünenspaziergang zum Sonnenaufgang stellen wir fest, dass wir ganz leicht Luft am hinteren linken Reifen verlieren. Es scheint sich mal wieder etwas eingefahren zu haben. Also machen wir uns auf den Weg nach Tabas, um das Problem zu beheben. Die Fahrt wechselt von uralten Basaltlandschaften zu Kohleabraumhalden und quert anschließend weite Geröllebenen mit kleinen Dünen. Natürlich ist heute mal wieder Freitag, also Wochenende, und alle Reifenbuden in Tabas haben geschlossen. Also fahren wir erst mal hoch zur Schlucht von Morteza Ali und erwandern dort den wirklich eindrucksvollen Canyon mit einer Unzahl an heißen Quellen, die an vielen Stellen das Wasser direkt aus den Felsspalten austreten lassen.
Den Vormittag verbringen wir noch hier oben zwischen den hoch aufragenden Felswänden, erst gegen Mittag parken wir Manni vor einer kleinen Reifenbude und wuchten die Karkasse schon mal von der Felge, bis der Chef seine Siesta beendet hat. Dabei kommt ein dünner, spitzer Nagel zum Vorschein, der Übeltäter ist schnell aus dem Gummi gepopelt und ein professionell angebrachter Flicken löst anschließend das Malheur. Wir fahren noch hinaus aus der Stadt zum Canyon Kal-e Jenni, der sich eindrucksvoll in den weichen Sandstein gegraben und dabei skurrile Felsformationen und extrem enge Durchschlüpfe zwischen hohen Felswänden geschaffen hat.
Wir erwandern alle drei Canyons und sind begeistert von der durch die Naturgewalten geschaffenen Welt. Erst gegen Mittag brechen wir auf in Richtung Yazd. Über die alte Straße durch die Berge westlich von Tabas erreichen wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit eine Karawanserei am Rand der Straße, in deren Windschatten wir uns für die Nacht einrichten.
Parvadeh – Tabas – Robat-e Poscht-e Badam – Karawanserai - 470 km - 185 Tage - 15885 km
10. – 12. Oktober 2022 - Auf nach Yazd
Wir wollen uns Yazd über eine Piste durch die Berge und um die Sanddünen östlich der Stadt nähern. Anfangs ist alles noch gut zu befahren, die steinige Piste quert immer wieder ausgewaschene Wasserrinnen und wir nähern uns so langsam den schroffen Flanken der Wüstenberge. Doch plötzlich verliert sich unser Weg in einem breiten Flussbett, die vergangenen Regenfälle haben ihn schlicht weggerissen. Unsere Wegsuche zu Fuß ist jedoch erfolgreich, und wir vertagen die Weiterfahrt auf morgen.
Rasch überwinden wir das kiesige Flussbett und erreichen die gestern ausfindig gemachte, ordentliche Piste. Doch schon wenige Kilometer weiter ist auch diese wieder zu Ende und wir hoppeln weiter durch das großsteinige Flussbett. Und dann stehen wir plötzlich vor einem nirgendwo in unseren Karten verzeichneten Staudamm! Dieser wäre zwar auf einer Fahrspur zu überwinden und auf der anderen Seite lockt auch eine ordentliche, nach Yazd weiterführende Piste, doch die Anfahrt führt über große, getrocknete Schlammschollen, unter denen der Morast tückisch lauert. Wir kapitulieren endgültig! Also wenden wir und hoppeln die gut zwanzig Kilometer der nun schon bekannten Strecke zurück bis zur Hauptstraße, auf der wir schließlich Yazd entspannt erreichen und direkt in der Altstadt Quartier beziehen.
Den ganzen Tag schlendern wir um die Lehmziegelmauern, bewundern die filigranen Bauwerke und lassen uns treiben von der Stimmung. Wie immer gefällt es uns hier wirklich gut!
Karawanserai – Yazd - 230 km - 188 Tage - 16115 km
13. – 15. Oktober 2022 - Ein großer Sprung nach Westen
So langsam müssen wir uns etwas sputen, die Zeit rennt uns davon. Also machen wir in den nächsten drei Tagen „Strecke“, ohne dabei jedoch in Stress zu geraten. Die Fahrt über schmale Nebenstraßen bis zur Karawanserei am alten Handelsweg zwischen Yazd und Isfahan ist uns wohlbekannt und wir lassen uns wieder fangen von der Wüstenstimmung rund um das alte Gemäuer.
Der weitere Weg südlich um Isfahan herum ist nicht gerade attraktiv, viel Landwirtschaft, viel Zersiedelung und immer wieder auch viel Verkehr machen diese Etappe nicht wirklich zu einem Highlight. Als wir den Stadtpark von Mobarakeh erreichen, ist der Empfang herzlich und ein jeder freut sich, dass wir wieder hier sind.
Erst als wir heute Shahr-e Kord passiert haben, wird die Landschaft endlich wieder herrlich schön. Langsam erreichen wir alpine Höhen, die Viertausender des Zagros rücken näher und gleich hinter dem letzten Ort vor dem Eintauchen ins Gebirge, in Chelgerd, finden wir einen tollen Platz direkt am Fluss inmitten eines begeisternden Panoramas.
Yazd – Varzaneh – Mobarakeh – Shahr-e Kord – Chelgerd - 580 km - 191 Tage - 16695 km
16. – 18. Oktober 2022 - Auf abenteuerlichen Wegen durch das Zagros-Gebirge
Nach einem ruhigen Tag in der alpinen Umgebung des über 4.000 Meter hohen Zard Kuh wagen wir uns auf eine der diesen Teil des Zagros Gebirges querenden Pisten. Als wir vor drei Jahren im Mai hier waren, verhinderte noch meterhoher Schnee die Weiterfahrt. Doch diesmal ist alles perfekt, auch die Piste ist weitgehend von den Winterschäden befreit und gut zu befahren. Unglaubliche Panoramablicke lassen uns oft anhalten und die gigantische Szenerie bewundern. Ständig schrauben wir uns hoch hinauf, nur um dann auf der anderen Bergseite wieder steil nach unten zu rollen. Wir treffen viele Nomadenfamilien, die mit Sack und Pack auf dem beschwerlichen Weg hinunter in die Ebenen um Shushtar sind, wo sie ihre Winterlager beziehen werden. Nach einem langen, aber spannenden Pistentag finden wir schließlich einen tollen Aussichtsplatz für die Nacht.
Der Asphalt hat uns wieder, zumindest immer öfter, und wir kommen gut voran. Weit ziehen sich nun an der Nordseite des Zagros Gebirges die abgeernteten Felder hinunter ins Tal, wir erreichen irgendwann wieder die Hauptstraße und folgen dieser wieder hinauf auf den fast 3.000 Meter hohen Pass, der hinüber führt Richtung Chorramabad. Dort oben verbringen wir natürlich auch wieder den Abend, denn der Rundumblick ist fantastisch schön!
Chelgerd – Querung Zagros Gebirge – Passhöhe - 230 km - 194 Tage - 16925 km
19. – 23. Oktober 2022 - Zügig gen Norden
Nach diesem herrlichen Pistenabenteuer schwenken wir nun endgültig gen Norden. Die Fahrt führt uns kurven- und aussichtsreich über Sepiddasht und anschließend entlang dem tief eingeschnittenen Flusstal des Sezar über schmale Sträßchen bis kurz vor Dorud.
Nach einer ruhigen Nach direkt am Fluss verlassen wir das Zagros Gebirge endgültig. Über Dorud, und vorbei an Borudjerd und Malayer erreichen wir die Walnussstadt Tuyserkan am Fuß des 3.600 Meter hohen Yakhchal, wo wir am Stadtpark unseren Übernachtungsplatz beziehen.
Wir umrunden den Yakhchal und seine Trabanten über eine tolle Passstrecke, und gönnen uns in der Nähe von Ganjnameh einen ruhigen Nachmittag am Ufer eines leise dahinplätschernden Baches. Immer stärker aufkommender Wind macht das Ganze jedoch irgendwann zu einer reichlich staubigen Angelegenheit und wir räumen das Feld, um einen angenehmeren Übernachtungsplatz zu suchen. Diesen finden wir dann auch rasch etwas oberhalb von Hamedan, wo wir im Kreis vieler iranischer Wochenendler einen interessanten Abend verleben.
Zeitig sprechen wir heute auf dem Immigration Office vor, um zu erfragen, ob sie unsere 90-Tage-Visa um weitere 30 Tage verlängern würden. Kein Problem, wird uns eröffnet, kommt einfach in zehn Tagen kurz vor Ablauf wieder, dann erledigen wir das. Das beruhigt uns sehr, wird uns doch damit das Risiko genommen, bei einer Ausreise nach Armenien eine weitere Visaerteilung in Jerewan verweigert zu bekommen aufgrund der inzwischen etwas prekären Entwicklung in Iran. Wir machen uns also beruhigt auf den weiteren Weg nach Norden und werden nördlich Tikab sehr herzlich am Rand eines Dorfes aufgenommen.
In der Nacht regnet es, und unser toller Stellplatz, den wir gestern problemlos durch einen tiefen, aber trockenen Wassergraben erreichten, ist etwas matschig geworden. Die Fahrt durch die aufgeweichte Wiese schaffen wir noch, doch der Wassergraben wird zur Herausforderung, dieser Manni letztlich nicht ganz gewachsen ist und mit den Hinterrädern prompt stecken bleibt. Da unsere Aktion jedoch im Dorf bereits beobachtet wurde, ist schon ein Traktor unterwegs, und mit ein wenig pickeln und schaufeln und unserem Bergegurt schaffen wir es gemeinsam, das Hindernis zu überwinden. Wir passieren Shahindezh und entdecken bald darauf einen herrlich idyllischen Platz direkt am Zarrineh River, wo wir den Rest des Tages und natürlich auch die Nacht verbringen.
Passhöhe – Dorud – Hamedan – Tikab – Zarrineh River - 775 km - 199 Tage - 17700 km
24. – 25. Oktober 2022 - Traumlandschaft am Urmia-See
So unattraktiv die Landschaft um den Urmia-See auch ist, es gibt eine Stelle, die ist einfach sensationell schön. Nahe dem Dorf Ghovarchin Qaleh ragen weithin sichtbar gewaltige Felsblöcke aus der strahlend weißen Salzfläche, ein unglaubliches Bild! Wir erklimmen einen dieser Felsen und können uns kaum satt sehen am Gebotenen.
Auch der Sonnenaufgang über der glitzernden Fläche ist gigantisch, und erst spät starten wir nach Khoy. Dort bereiten wir unsere Gruppe auf ihren bevorstehenden Grenzübertritt in die Türkei vor und verbringen einen letzten gemeinsamen Abend.
Zarrineh River – Urmia – Ghorvarchin Qaleh – Khoy - 350 km - 201 Tage - 18050 km
26. – 27. Oktober 2022 - Fliegender Wechsel …
Wir starten früh am Morgen und unsere Gruppe reiht sich geduldig ein in das chaotische Grenzprozedere. Wir unterstützen sie bei der Abwicklung der nötigen Formalitäten, bahnen für sie zentimeterweise den Weg, um in der Schlange der Wartenden nicht hoffnungslos ins Hintertreffen zu geraten, bugsieren die Laster unter tiefhängenden Kabeln hindurch und verabschieden sie nach rund vier Stunden in Richtung Türkei!
Zeitgleich hat sich unsere neue Truppe auf der türkischen Seite der Grenze genähert. Dort herrscht ebenso das Chaos, da es auf der iranischen Seite einfach nicht wirklich vorwärtsgeht. Es wird dunkel, der Feierabend droht, und unsere Neuankömmlinge stecken noch immer irgendwo fest. Doch inzwischen kennt uns jeder Offizielle auf iranischer Seite, sie wissen, wir erwarten noch sechs Fahrzeuge. Es wir telefoniert, die Grenzöffnungszeit um eine Stunde verlängert, die türkischen Kollegen winken unsere Gruppe aus der sich schon für die Nacht einrichtenden Schlange und winken sie vor bis zum iranischen Tor. Nun geht alles rasch vonstatten, denn sie wollen ja Schluss machen für heute: Wir sammeln die Pässe und Visa ein, zeitgleich werden die Carnets bearbeitet. Die Fahrzeugkontrollen fallen sehr oberflächlich aus, und schon sind alle durch! Wir sammeln uns gleich unterhalb des Grenzareals zum Übernachten und fallen schon bald darauf müde in die Betten.
Nach dem Frühstück fahren wir alle zusammen hinunter nach Khoy, es gibt viel zu erledigen: Versicherungen abschließen, Telefonkarten besorgen, Tanken gehen. Und es gilt, die ersten Eindrücke zu verarbeiten. Gegen Nachmittag treffen wir uns alle am Stadtpark in Khoy, wo wir dann auch nach einem gemeinsamen Restaurantbesuch die Nacht verbringen.
Khoy – Grenze Iran/Türkei – Khoy - 150 km - 203 Tage - 18200 km
28. – 29. Oktober 2022 - Tuffsteinstädtchen Kandovan
Auch mit unserer neuen Truppe genießen wir natürlich die einzigartige Landschaft am nordwestlichen Ufer des Urmia-Sees, bevor wir diesen über den aufgeschütteten Damm queren. Dabei können wir gut erkennen, wie der gesamte See so langsam von einer Salzschicht bedeckt und die Wasserfläche immer kleiner wird.
Unser Ziel ist Kandovan, am Fuss des Vulkans Sarand von diesem geschaffen. Das alte Ortszentrum ist immer noch bewohnt, bepackte Esel ziehen durch die schmalen Gassen, die Alten sitzen vor den Häusern und Kinder wuseln umher. Dadurch wirkt der Ort viel authentischer als sein kappadokisches, museales Gegenstück.
Khoy – Urmia-See – Kandovan - 290 km - 205 Tage - 18490 km
30. – 31. Oktober 2022 - Takht-e Soleiman
Kalt war es in der Nacht gewesen, erste gefrorene Flächen kündigen den nahenden Winter an. Östlich des Urmia-Sees fahren wir gen Süden, um unseren idyllischen Platz am Zarrineh River anzusteuern und dabei die etwas kritischen Kurdengebiete zu umfahren.
Kalter Nieselregen begleitet uns heute bei unserer Fahrt hinauf zur alten Kultstätte Takht-e Soleiman. In den Regenpausen besichtigen wir das Areal, doch Kälte und Nässe treiben uns immer wieder rasch ins Trockene.
Kandovan – Zarrineh River – Takht-e Soleiman - 335 km - 207 Tage - 18825 km
01.– 03. November 2022 - Erfolgreiche Visaverlängerung in Hamedan!
Die Sonne lacht heute wieder vom Himmel, der Winter muss noch etwas warten, auch wenn erster Schnee auf den umliegenden Dreitausendern sichtbar wird. Über Tikab und Bijar erreichen wir am Nachmittag die Kataleh Khor Höhle, ein sehr beeindruckendes Naturschauspiel, denn der Verlauf der Höhle wechselt von trockenem Gestein zu Tropfsteinen.
Schon früh starten wir nach Hamedan, denn dort wollen wir, wie uns versprochen wurde, heute unsere Visa trotz der inzwischen ausgesprochenen Ausreiseempfehlung verlängern. Und das klappt auch reibungslos, denn die zuständigen Beamten freuen sich ungemein, dass wir noch länger hierbleiben wollen. Erleichtert ziehen wir eine halbe Stunde später von dannen …
Den ganzen Tag verbringen wir heute noch hier oberhalb von Hamedan, ein Ruhetag mit Wandern und Relaxen tut uns gut nach den vielen Kilometern der letzten Tage.
Takht-e Soleiman – Tikab – Bijar – Kataleh Khor – Hamedan - 390 km - 210 Tage - 19215 km
04. – 05. November 2022 - Wandern in den Bergen bei Kermanshah
Nicht weit ist es bis Kermanshah. Wir machen einen kurzen Stopp bei den berühmten Felsreliefs von Bisotun, bevor wir uns am Fuß der Berge vor der Stadt niederlassen.
Verschiedene Wandermöglichkeiten lassen uns einen der herrlichen Aussichtsberge erklimmen, wir genießen die totale Einsamkeit hier oben und den herrlichen Rundumblick weit hinein in die umliegenden Täler.
Hamedan – Bisotun – Chalabeh - 165 km - 212 Tage - 19380 km
06. – 08. November 2022 - Traumhafte Bergwelt rund um den Shirez Canyon
Nach unserer Visaverlängerung wollen wir nun auch unseren Carnet de Passage- Eintrag um einen Monat verlängern lassen, um bei der Ausreise keine Zollprobleme zu bekommen. Nach einer dreistündigen Odyssee auf dem Zollamt von Kermanshah fällt den Beamten dann schließlich ein, dass unser Fahrzeug ebenso lange im Land verbleiben darf wie unsere Visa gültig sind, und es keiner offiziellen Verlängerung bedarf …
Südlich von Kermanshah wartet wieder eine tolle Bergwelt auf uns. Die Nebenstrecke bringt uns in einsame Gegenden, nur wenige Dörfer verstecken sich hier. Oberhalb des Seymare River finden wir schließlich einen guten Übernachtungsplatz.
Über Kuhdasht führt der Weg tief hinein in die Canyonwelt rund um den Shirez Canyon. Allein die Anfahrt ist gigantisch schön, immer wieder halten wir an, um die Landschaft zu bewundern. Und dann erst der Shirez Canyon selbst: bizarre Felsformationen, ein spannender Wandersteig und erfrischende Badebecken.
Stundenlang folgen wir dem Verlauf des Canyons, entdecken immer wieder Neues und lassen uns verzaubern. Was für eine beeindruckende Szenerie!
Chalabeh – Kermanshah – Kuhdasht – Shirez Canyon - 280 km - 215 Tage - 19660 km
09. – 11. November 2022 - Runter in die Wärme
Die immer kälter werdenden Nächte lassen es ungemütlicher werden, vor allem, seit unsere Dieselheizung vor dem schlechten iranischen Diesel kapituliert hat. Also machen wir, dass wir in tiefere Regionen kommen. Zurück in Kuhdasht wählen wir letztlich die herrliche Strecke entlang des Kaschkan, passieren dabei die alten Brückenreste der Pol-e Dokhtar und quartieren uns schließlich am Canyonrand des Seymare bei Takht-e Narm für die Nacht ein.
Immer tiefer geht es, und vor Dezful verlassen wir die gewaltig aufgeschichteten Berge endgültig. Nach einem kurzen Aufenthalt in der netten Stadt erreichen wir am späten Nachmittag dann Shush mit der alten persischen Hauptstadt Susa. Deren Reste sind ziemlich belanglos, dafür ist das Grab des Daniels mit seinem markanten, spitz zulaufenden Dach nett anzusehen.
Wir statten der uralten Kultstätte von Haft Tappeh und der Stufenpyramide von Chogha Zanbil einen Besuch ab, bevor wir gegen Mittag in der für ihre Wassermühlen und Kanalsysteme berühmten Stadt Shushtar ankommen. So richtig begeistern können wir uns dafür nicht, vielleicht liegt es ja auch am nieseligen Wetter. Direkt am Karun River finden wir einen guten Übernachtungsplatz und genießen ein hervorragendes Abendmenü im nahegelegenen historischen Mostoufi House.
Shirez Canyon – Kuhdasht – Dezful – Shush – Shushtar - 435 km - 218 Tage - 20095 km
12. – 14. November 2022 - Durch das Zagros Gebirge in das zentrale Hochland
Vorbei an Masdshed Soleyman, wo vor rund 100 Jahren das erste iranische Erdöl gefördert wurde, erreichen wir auf einer tollen Strecke den südlichen Rand des Zagros Gebirges. Bei Izeh übernachten wir dann inmitten mehrerer uralter Reliefplatten aus sassanidischer Zeit.
Die Fahrt hinauf ins Gebirge wird immer spektakulärer; wir passieren mehrere Stauseen, die sich in enge Täler schmiegen und gewinnen wieder enorm an Höhe. Doch es ist milder geworden, und so machen uns die 2000 Höhenmeter nicht viel aus, als wir bei Dopolan direkt an einem Fluss übernachten.
Immer wieder überwinden wir neue Höhenzüge, schneebedeckten Gipfeln kommen wir dabei ganz schön nahe, die sich in glitzernden Wasserflächen spiegeln. Über Borujen erreichen wir wieder einmal Mobarakeh, wo wir unseren altbekannten Platz im Stadtpark beziehen, begrüßt von den Spaziergängern, Wachleuten und Morgenjoggern, die uns alle schon kennen.
Shushtar – Izeh – Dopolan – Borujen – Mobarakeh - 490 km - 221 km - 20585 km
15. – 16. November 2022 - Isfahan
Rasch sind wir heute in Isfahan, willkommen zuhause! Wir schlendern wie immer zwanglos um den Meydan, treffen natürlich wie immer jede Menge bekannte Gesichter und genießen abends die tolle Küche in Restaurants abseits der Touristenpfade.
Es ist ein Generalstreik ausgerufen, der von nahezu allen Bazaris unterstützt und umgesetzt wird. So erleben wir die Stadt einmal ganz anders, denn es liegt eine angespannte Stimmung in der Luft, in die auch immer wieder geschossen wird, um die Demonstrationen in der Fußgängerzone zu unterbinden.
Mobarakeh – Isfahan - 60 km - 223 Tage - 20645 km
17. – 18. November 2022 - Entlang schneebedeckter Berge
Nach einem kurzen Besuch bei unserer Familie in Shahreza fahren wir noch weiter bis nach Izedkhast, wo wir gegenüber der längst aufgegebenen Lehmziegelstadt im Schatten einer schön restaurierten Karawanserei übernachten.
In den hohen Bergen gab es den ersten kräftigen Schneefall, und so zeigen sich die Berge um die Viertausender des Dena Gebirges in strahlendem Weiß. Immer tiefen fahren wir hinein in diese Bergwelt, bis wir die Wasserfälle von Tange Boragh erreichen. Wir wandern weit hinein in das von riesigen Felswänden eingerahmte Tal und entdecken so herrlich verwunschene Plätze, an denen das Wasser direkt aus den Felswänden austritt.
Isfahan – Shahreza – Izadkhast – Tange Boragh - 320 km - 225 Tage - 20965 km
19. – 21. November 2022 - Persepolis und Shiraz
Die tolle Fahrt nach Persepolis haben wir ja erst vor einigen Wochen gemacht, jetzt ist hier alles braun und grau, auch der damals herrlich türkisfarbene Stausee ist eher farblos. Dafür ist es im Ausflugspark in Persepolis ruhig und wir genießen die antike Kultstätte für uns fast ganz alleine.
Diesmal wagen wir einen Besuch in Shiraz, und es ist vollkommen ruhig dort. Wir bummeln durch die Bazare, lassen uns einfangen von der stimmungsvollen, abendlichen Atmosphäre im Moscheen- und Mausoleum-Komplex von Shah Cheragh. Und wir lernen ein traditionelles Restaurant kennen, in dem wir uns abends verwöhnen lassen.
Gegen Mittag verlassen wir Shiraz, das wir wie immer genießen konnten, und fahren noch bis zu dem uns bekannten Platz am kleinen Stauwehr von Kavar.
Tange Boragh – Persepolis – Shiraz – Kavar - 400 km - 228 Tage - 21365 km
22. – 24. November 2022 - Zwischen Canyonwelten und alten Hochkulturen
Über Firuzabad erreichen wir ein weiteres Mal den gewaltigen Haigher Canyon und lassen uns einfangen von seinen beeindruckenden Dimensionen, aber auch von der zerfurchten Umgebung der umliegenden Berge.
Natürlich steht auch ein weiterer Besuch bei Asghar und seiner Familie in Farrashband an, wir verleben einen wunderbaren gemeinsamen Abend im familieneigenen Palmengarten.
Ein Abstecher zu den beeindruckenden Felsreliefs von Bishapur bei Kazerun steht an, und wie auch schon beim letzten Besuch sind wir fasziniert von den fast 2.000 Jahre alten Steinen. Direkt zwischen den Reliefs übernachten wir im kaum Wasser führenden Flussbett des Shahpur Rivers.
Kavar – Firuzabad – Haigher Canyon – Farrashband – Bishapur - 355 km - 231 Tage - 21620 km
25. – 29. November 2022 - Endgültig in den warmen Süden an den Persischen Golf
So, jetzt wollen wir den kalten Herbstnächten endgültig Adieu sagen! Gemütlich fahren wir heute nur bis zur alten Sassanidenbrücke von Moshir, die beeindruckend gut erhalten den Dalaki River überspannt. Direkt im Flussbett am alten Gemäuer bleiben wir, baden im erstaunlich angenehm temperierten Wasser und lassen die Geschichte an uns vorüberziehen.
Endlose Palmenhaine begleiten uns, bis wir das Blau des Persischen Golfs durch die grünen Wedel blitzen sehen. Nach einem Mittagstopp in Bandar Ganaveh quartieren wir uns im kleinen Städtchen Emam Hasan direkt am Strand ein.
Schön ist es hier, und so bleiben wir noch einen Tag am Strand, kaufen bei den Fischern frisch gefangenen Fisch, quatschen viel mit den Vorbeikommenden und verabschieden uns so langsam von Iran.
Die Landschaft hier unten wird immer belangloser und hässlicher, Öl- und Gasförderungen verpesten Luft, Wasser und den Boden. In Mahshahr übernachten wir schließlich nach längerer Diskussion mit Geheimpolizei, Wachpersonal und Immigration Officer in einem geschlossenen Freizeitpark, eingekesselt zwischen Petrochemie und Öltanks.
Eine letzte Etappe bis Abadan und Khorramshahr, eine letzte Übernachtung am nach Benzin riechenden Karun River, und nach 115 Tagen Iran verlassen wir morgen unser Lieblingsland …
Bishapur – Bandar Ganaveh – Emam Hasan – Khorramshahr - 520 km - 236 Tage - 22140 km
30. November 2022 – 01. Dezember 2022 - Erste Schritte im Irak
Die letzten Rial sind verprasst, wir starten durch zur Grenze. Was konnte man da so alles Lesen über stundenlanges Chaos und undurchsichtige Abwicklungen. Also stellen wir uns entsprechend darauf ein. Um es vorweg zu nehmen, sowohl auf iranischer, als auch auf irakischer Seite war es für uns und unsere Gruppe extrem entspannt, freundlich und hilfsbereit. Klar hat es sieben Stunden gedauert, was aber bei sechs Fahrzeugen und elf Leuten kein Wunder ist. Bis da alle Formulare ausgefüllt, Kopien gemacht und zusammengetackert sind …
Nach einer erholsam ruhigen Nacht kurz hinter der Grenze an einem Wasserkanal stürzen wir uns in das Großstadtgetümmel von Basra. Und was für Gegensätze zeigen sich uns da: Müllberge, Armut, Lärm, aber auch pulsierendes Leben auf den Straßenmärkten und zwischen den wild umher flitzenden Autos um uns herum. In der hermetisch abgeschlossenen Plastikwelt einer Einkaufsmall wechseln wir Geld und besorgen eine SIM-Karte, alles ganz unkompliziert. Den angeschlossenen Mega-Supermarkt verlassen wir schnell wieder, da sind uns die authentischen Bazare viel lieber! Rasch hat uns das staubige Straßenbild wieder aufgesogen und wir kämpfen uns durch die unglaublich heruntergekommenen Vorstädte. Über die Nebenstrecke entlang dem Ostufer des Euphrats erreichen wir schließlich das quirlige Städtchen Al Qurna, wo sich Euphrat und Tigris zum Shatt Al-Arab vereinen. Schon ein besonderer Punkt für uns …
Khorramshahr – Grenze IR/IQ – Basra – Al Qurna - 135 km - 238 Tage - 22275 km
02. – 03. Dezember 2022 - Die historischen Stätten von Ur und Uruk
Noch lange sitzen wir hier in der Morgensonne und lassen den Augenblick wirken, bevor wir uns entlang dem Nordufer des Euphrats gen Westen aufmachen. Kurz vor dem Monument für die von Saddam Hussein ermordeten Marshland-Bewohner werden wir an einem der zahlreichen Checkpoints aufgehalten und letztlich unter die Obhut einer Eskorte gestellt. Im fast fliegenden Wechsel werden wir nach dem Besuch des Monuments von einer Eskorte zur nächsten weitergereicht, damit wir auch ganz bestimmt sicher unterwegs sind. Die Jungs sind immer ausnehmend gut drauf und bahnen uns so auch das Passieren der zahlreichen Checkpoints. So erreichen wir rasch die Ausgrabungsstätte von Ur, wo wir vor dem Eingangstor übernachten dürfen.
Nach einem ausgiebigen Besuch der historischen Anlage passieren wir diesmal völlig unbehelligt sämtliche Checkpoints, schwenken in Nasiriya gen Westen und werde erst an der nächsten Provinzgrenze zu einem etwas längeren, jedoch sehr freundschaftlichen Stopp genötigt. Mit vielen Entschuldigungen ob der Verzögerung dürfen wir jedoch schon bald wieder weiter. In Manihamil, einem wirklich elendigen Nest am Euphrat, queren wir diesen auf einer Behelfsbrücke und sind schon bald darauf in Uruk. Der Rundgang über die Grabungsfelder ist wirklich eindrucksvoll, denn wir wandeln über Abermillionen verschiedenster Tonscherben, winzigen Muscheln und kleinen Knochen. 5.000 Jahre alte Mauern, teilweise noch mit blau eingefärbten Ziegeln versehen, tönerne Mosaikstäbe in alten Steinen und gut erkennbare, noch nicht ausgegrabene Stadtteile lassen uns ehrfürchtig staunen. Auch hier dürfen wir schließlich direkt vor dem Tor übernachten.
Al Qurna – Nasiriye – Ur – Al Batha – Uruk - 275 km - 240 Tage - 22550 km
04. – 05. Dezember 2022 - In der heiligen Stadt Al Najaf
Schon zeitig starten wir heute, denn die Strecke bis Al Najaf ist lang und die Verweildauer an den zahlreichen Checkpoints nicht abzuschätzen. Wider Erwarten flutscht es sehr gut heute, über Al Rumitha und Diwaniyya erreichen wir gegen Mittag die Randbezirke von Al Najaf. Dort werden wir aber dann doch noch länger aufgehalten, bis sich die Offiziellen gegenseitig die Verantwortung für uns zugeschoben haben und wir endlich in die Stadt einfahren dürfen. Am Fuß des größten Friedhofs der Welt finden wir einen sehr ruhigen Parkplatz, von dem aus wir bei Einbruch der Dämmerung zum heiligen Bezirk laufen. Die Atmosphäre inmitten all der Gläubigen, die hell strahlenden Spiegel und silbrigen Flächen um den Schrein von Imam Ali und die kunstvoll verzierten Fliesen und Kacheln an den Moscheen und Türmen fesseln uns sofort und wir können uns kaum losreißen. Ein anschließender Bummel durch den lebhaften Bazar beschließt diesen ganz besonderen Besuch.
Als sich nach einer ruhigen Nacht die Morgennebel gelichtet haben, machen wir uns auf den Weg zum Lake Razzaza. Dieser riesige See liegt vor den Toren der Pilgerstadt Kerbala und wir finden einen tollen Panoramaplatz oberhalb seiner Ufer, wo wir uns ein wenig erholen von den Reisestrapazen der letzten Tage.
Uruk – Diwaniyya – Al Najaf – Lake Razzaza - 295 km - 242 Tage - 22845 km
06. – 07. Dezember 2022 - Von Kerbala nach Babylon
Den ganzen Vormittag entspannen wir am Lake Razzaza, so dass wir erst am späteren Nachmittag unseren Stellplatz in der Nähe des heiligen Bezirks beziehen. In der Abenddämmerung besuchen wir schließlich die wunderbar illuminierten und stimmungsvollen Schreine der dort verehrten Imame und lassen uns mitreißen von den Emotionen der Gläubigen.
Auch die Fahrt nach Babylon ist nur kurz. Wir dürfen auf dem Gelände parken und übernachten, und so können wir den ganzen Tag ganz entspannt auf den historischen Spuren wandeln. Es ist schon etwas ganz besonderes, wenn einem bewusst wird, wo man sich hier befindet! Oberhalb der Ausgrabungsstätte hatte sich Saddam Hussein eine Prachtvilla bauen lassen, von der aus wir nun einen tollen Rundumblick über die gesamte Anlage von Babylon genießen. Lange sitzen wir hier oben und tauchen ein in längst vergangene Zeiten …
Lake Razzaza – Kerbala – Al Hilla – Babylon - 75 km - 244 Tage - 22920 km
08. – 09. Dezember 2022 - Und wieder runter in den Süden …
…diesmal auf der checkpointfreien Autobahn. Und es flutscht deshalb super. Leider führt die sehr gute Autobahn überwiegend durch absolut langweilige Landschaften, aber wir hatten ja schon beim Hochfahren viel gesehen. Nach 350 Kilometern ist Schluss für heute, an einem Militärstützpunkt dürfen wir uns in die platte Wüste stellen.
Nach einer ruhigen Nacht starten wir früh, denn es erwartet uns mal wieder eine langwieriges Grenzprozedere. Im Grenzort Safwan geben wir noch die letzten irakischen Dinare auf dem ursprünglichen Markt aus, dann stürzen wir uns in die als ziemlich chaotisch angekündigte Grenzabwicklung. Doch was für eine Überraschung: Mit Unterstützung der ausnehmend freundlichen und hilfsbereiten Grenzbeamten sind wir bereits nach einer guten Stunde raus aus dem Irak! Bei den Kuwaitis geht auch alles seinen Gang, gemächlich, aber sehr relaxt. Nach weiteren drei Stunden sind wir im Golfstaat Kuwait und fahren noch hinunter bis ans Meer kurz vor Kuwait City. Entlang der Strecke verbringen tausende Kuwaitis das Wochenende in großen Zelten, düsen mit Quads sinnfrei im Kreis und beballern die Umgebung mit dröhnender Musik. Doch wir finden einen sehr ruhigen Platz direkt am Meer und haben nun endlich Zeit, den Rest unseres Hochzeitstags zu verbringen…
Babylon – Mahrab al Furat – Safwan – Grenze IRQ/KWT – Jahra - 585 km - 246 Tage - 23505 km
10. – 13. Dezember 2022 - Kuwait
Nach zwei ganz entspannten Tagen am Sulaibikhat Beach westlich der Stadt, die Conny hauptsächlich dazu nutzt, eine Million Schlammspringer zu fotografieren und dabei ihr Sozialverhalten zu studieren und ich derweil das Treiben der Flamingos beobachte, sind wir wieder bereit für Neues.
Wir schlendern entlang der Skyline von Kuwait City, umrunden die markanten Kuwait Towers, cruisen über mehrspurige Straßen durch Downtown Kuwait und lassen uns schließlich nahe der Kuwait Marina unter Palmen nieder. Der Platz ist sehr schön und wir werden von Amir, seines Zeichen technischer Airport-Manager und selbst begeisterter Camper, bestens mit indischer Küche versorgt und verbringen mit ihm einen äußerst informativen Abend, erfahren dabei so allerhand über das Leben in Kuwait.
Nach einer überraschend ruhigen Nacht, einem sportlichen Morningwalk entlang der Seaside und einem erfrischenden Bad im Persischen Golf chillen wir bis Mittag unter den Palmen am Strand, bis uns die Kochkünste der Mutter eines gestern zufällig kennengelernten jungen Mannes den Bauch füllen. Anschließend fahren wir noch hinaus zur anschaulichen und lohnenswerten Kuwait Oil Ausstellung, wo wir mittels einer kompetenten Führung verstehen lernen, wie das so funktionierte mit der Entstehung der Ölfelder, dem Öl finden, der Förderung und der Verarbeitung. Auf dem Parkplatz vor dem Museum dürfen wir dann auch gleich die Nacht verbringen.
Jahra – Sulaibikhat Beach – Kuwait City – Ahmadi - 115 km - 250 Tage - 23620 km
14. – 16. Dezember 2022 - Zum dritten Mal in Saudi Arabien …
… und diesmal endlich ganz ohne Zeitdruck! Denn unsere ersten beiden Besuche hier waren an dreitägige Transitvisa gebunden, so dass kaum Zeit blieb für das eigentliche reisen. Das soll jetzt anders werden. Nach einem sehr entspannten Grenzübertritt von Kuwait nach Saudi Arabien quartieren wir uns zwischen niedrigen Dünen direkt am Strand von Al Khafji ein und lassen uns vom leichten Rauschen der Wellen in den Schlaf wiegen.
Teilweise ganz schön heftige Regenschauer mit Gewitterdonner wecken uns heute. Bei unserem ausgiebigen Morningwalk entdecken wir wieder die achtzehn Fahrzeuge umfassende Reisegruppe von Seabridge; schon in Kuwait waren sie nicht zu übersehen. Pünktlich zum Strandfrühstück setzt wieder Regen ein, wir müssen uns also nach drinnen verziehen. Erfreulicherweise bleibt es den Tag über trocken, so dass unsere Strecke gen Süden zwar langweilig bleibt, jedoch angenehm zu fahren. Viel Öl-Industrie in platter Wüste, ab und zu einige Kamele, das war‘s auch schon. Erst die Innenstadt und vor allem die Uferpromenade von Jubail ist wieder etwas fürs Auge. Viel Grün zwischen Palmen, das Meer davor und lebhaftes Nachmittagsleben auf den Rasenflächen. Und genau dort stellen wir uns in eine Parkbucht und tauchen ein ins saudische Feierabendleben …
Wir bleiben noch einen Tag, denn es gibt viel zu erledigen: der Wäscheberg muss abgetragen werden, Manni braucht dringend eine Grundreinigung, die Pistenfahrt durch die Rub al Khali, die größte Sandwüste der Welt, will geplant werden und ein wenig relaxen unter Palmen ist auch noch angesagt.
Ahmadi – Grenze KWT/SAR – Al Khafji – Jubail - 345 km - 252 Tage - 23965 km
17. – 19. Dezember 2022
Gegen Mittag starten wir nach Dammam, wo wir bei MAN vorstellig werden, um einen Termin für morgen zu vereinbaren. Den Abend und die Nacht verbringen wir dann entspannt am nicht weit entfernten Halfmoon Beach.
Pünktlich zu Arbeitsbeginn stehen wir in der blitzsauberen Werkstatthalle. Das Wechseln aller Öle und Filter steht an, Keilriemen müssen ausgetauscht werden, um einen generellen Check rund um den Laster wird gebeten und unser indischer Mechaniker macht sich auch sofort ans Werk. Und er weiß, was er tut, alles läuft prima. Als einer der Chefs mal vorbeischaut, ist er begeistert von unserem Travellerleben und natürlich von Manni und halbiert am Ende der Arbeiten kurzerhand die für uns nicht unerhebliche zu bezahlende Summe - einfach so, um uns zu unterstützen. Klasse Aktion! Als alles fertig ist, starten wir noch durch bis kurz vor Al Ahsa.
Da bei MAN unsere gesamten Rial den Besitzer gewechselt hatten, müssen wir nochmal wechseln, was sich in der immer mehr bargeldlosen Welt als gar nicht so einfach erweist. Aber letztlich gelingt es, und wir bekommen sogar schon mal Omani Rials. Anschließend stürmen wir den Lulu-Hypermarket, da über eine Woche ohne vernünftige Einkaufsmöglichkeit vor uns liegt, denn wir wollen auf einsamen Pisten durch die Rub al Khali, die größte Sandwüste der Welt! Die heutige Strecke bringt uns auch jetzt schon immer wieder in die Nähe von Dünengebieten, bis wir am Grenzort zu Qatar unseren angestrebten Übernachtungsplatz erreichen. Dort ist jedoch immer noch dermaßen viel los, da Besucher der WM-Endspiele hier parken mussten und mit Shuttlebussen nach Doha gebracht wurden. Also flüchten wir in die Wüste, fahren noch hinunter bis zum Abzweig zur Grenze in Richtung Oman und finden schließlich noch kurz vor Einbruch der Dunkelheit einen ruhigen Platz.
Jubail – Dammam – Al Ahsa – Salma – Abzweig Oman - 595 km - 255 Tage - 24560 km
20. – 21. Dezember 2022 - Tolle Fahrt durch die Rub al Khali
Eine lange Fahrt zur und erstmals durch einen Teil der Rub al Khali liegt nun vor uns. Eintönig ziehen sich die Kilometer, flache Steinwüste mit vereinzelten niedrigen Dünen breitet sich aus bis zum Horizont. Erst als die Straße einen deutlichen Schwenk nach Osten macht und dabei bald parallel zur Grenze der Emirate den Sand durchschneidet, wird es attraktiver. Und wie schön es plötzlich wird: Ein unendliches Dünenmeer, in der Nachmittagssonne in herrlichen Orangetönen strahlend, begeistert uns sofort. Erst als die Sonne sich anschickt, in einem Wolkenband unspektakulär zu verschwinden, machen wir Schluss für heute.
Auch heute gilt es, ein wenig Strecke zu machen. Doch das fällt uns leicht, denn die Fahrt durch diesen Teil der Rub al Khali ist wirklich sensationell schön. Auf bester Fernstraße cruisen wir ganz gemütlich dahin, während links und rechts von uns die gewaltigen Dünen wie in einem Naturfilm an uns vorüberziehen und uns hinter jeder leichten Biegung ein neues, wunderschönes Landschaftsszenario begeistert. Um die Mittagszeit haben wir unseren anvisierten Platz fünfzig Kilometer vor der Grenze in einem weiten Dünental erreicht, wo wir uns mit unserer Gruppe treffen, um die nächsten Tage zu besprechen.
Abzweig Oman – Rub al Khali entlang der Grenze der Emirate - 545 km - 257 Tage - 25105 km
22. Dezember 2022 - Wir sind im Sultanat Oman
Rasch sind wir an der Grenzstation, die Saudi Arabien seit zwei Jahren direkt mit dem Oman verbindet. Nagelneue Gebäude, ausgesprochen freundliche Beamte auf beiden Seiten, und außer unserer Gruppe niemand sonst dort. Entsprechend relaxt verlaufen dann auch Aus- und Einreise.
Unser Plan ist es, erst ganz in den Süden des Oman zu fahren, jedoch nicht über die wirklich eintönige Asphaltstrecke, sondern auf einer abwechslungsreichen Piste entlang der Grenze. Nach wenigen Kilometern zweigt diese nach Süden ab und bringt uns über eine monotone Ebene bis an die Ufer eines zurzeit ausgetrockneten Sees, den wir auf einer harten Piste queren. Als wir danach wieder die Dünen erreichen, finden wir auch sofort einen tollen Übernachtungsplatz.
Rub al Khali – Grenze SAR/OM – Piste entlang der Grenze - 160 km - 259 Tage - 25265 km
23. Dezember 2022 - Einsame Fahrt durch eine fantastische Dünenlandschaft
Ganz gemütlich gehen wir die heutige Etappe durch die Rub al Khali an. Die Piste ist erstaunlich gut zu fahren, denn sie wurde wohl in den letzten Tagen frisch präpariert. Keine Sandverwehungen bremsen uns aus, auch die gefürchtete Wellblechstruktur ist eingeebnet. So können wir uns ganz auf das faszinierende Bild der riesigen Dünen konzentrieren, um die wir herumfahren. Hinter jeder dieser Dünen eröffnet sich wieder ein neues, atemberaubendes Panorama, an dem wir uns begeistern. Immer wieder lockern sattgrüne Pflanzen das orangerote Sandmeer auf, und hunderte von winzigen Tierspuren zeugen vom Leben in der Wüste. Oft halten wir an und laufen ein paar Schritte, um besser einzutauchen in diese unglaubliche Natur. Schon am frühen Nachmittag finden wir einen herrlichen Panoramaplatz in einer Ebene zwischen den Dünen und besteigen natürlich einen dieser Sandberge zum Sonnenuntergang.
Durch die Rub al Khali - 90 km - 260 Tage - 25355 km
24. Dezember 2022 - Weihnachten in der Wüste
Zu Weihnachten haben wir uns etwas Besonderes ausgedacht für unsere Gruppe: Offroad-Training im leichten Dünengelände! Nach einer Instruktion zum Fahrverhalten im Sand geht`s dann auch gleich los. Ein jeder sucht sich einen Weg um oder über die niedrigen Dünen, und ein jeder gräbt sich natürlich dabei auch mal ein. Aber nur so lernen sie die Grenzen ihrer Fahrzeuge auch kennen …
Um die Mittagszeit fahren wir dann noch ein Stück weiter. Die Piste wird zur befestigten Straße, ein Ölfeld wird gequert, und nach einer etwas belanglosen Landschaft wird es schließlich wieder attraktiver und wir finden einen netten Platz an unserer Weihnachtsdüne, wo wir uns ganz alleine zurückziehen.
Heute ist für uns ein besonderer Weihnachtsabend: Unser erstes Weihnachtsfest im Rahmen unserer Lebensreise war 2012 – und ausgerechnet auch damals im Oman! Ein Grund mehr, mal die vergangenen Jahre Revue passieren zu lassen …
Durch die Kub al Khali - 105 km - 261 Tage - 25460 km
25. Dezember 2022 - Pistenspaß ohne Ende …
… gibt es heute! Die anfangs noch gute Trasse wird sandiger, und schon bald blockieren Dünen unseren Weg. Wir müssen sie im weichen Gelände umfahren, manchmal doch eine etwas spannende Angelegenheit für unsere Wüstenneulinge. Immer wieder muss der Reifendruck runter und danach wieder rauf, um die sandigen Passagen meistern zu können. Und so cruisen wir durch herrliches Gelände, mal flott über kiesige Ebenen, mal in langsamer Hoppelei über bockiges Gestein. Und immer wieder Sand …
Durch die Kub al Khali - 60 km - 262 Tage - 25520 km
26. Dezember 2022 - Wannenbad in den Dünen!
Was für eine Überraschung so ganz unerwartet nach einer spannenden Dünenpassage: An einer Bohrstelle steht eine große Wanne mit glasklarem, erfrischenden Wasser! Sicher für umherziehende Kamele gedacht, doch die ließen sich schon länger nicht blicken, da keine Spuren im Sand zu erkennen waren. Blitzschnell sind die staubigen Klamotten vom Leib und schon sitzt die halbe Mannschaft gemeinsam im herrlichen Nass. Was für ein Spaß!
Nach der porentiefen Spülung starten wir schließlich in einen weiteren Wüstentag. Eine abwechslungsreiche Querverbindung führt uns letztlich auf die Hauptpiste, die uns zur Asphaltstraße hinunter bringt und weiter ins langweilige Nest Mushghin. Nach einigen Lebensmittelergänzungen und Auffüllen der Wassertanks lassen wir uns im Wadi hinter dem Ort nieder.
Durch die Rub al Khali - 125 km - 263 Tage - 25645 km
27. Dezember 2022 - Die Fortsetzung des Wüstenabenteuers …
… führt uns nun in den westlichen Teil der Rub al Khali. Gegen Mittag starten wir schließlich, erst über die wirklich stinklangweilige Hauptverbindung in Richtung Salalah, und wenig später dann auf der neuen Asphaltstraße hinauf nach Mursaudid, einer Militärstation am Rande der Dünen. Ab hier tauchen wir ein in eine unendlich erscheinende Sandlandschaft. Niedrige Sicheldünen, durch die eine Hundertschar Kamele sehr fotogen zieht, gilt es nun auf schwach erkennbaren Fahrspuren zu überwinden. In wilden Richtungswechseln suchen wir uns einen fahrbaren Weg, und schon bald beenden wir diesen Tag inmitten überraschend vieler Bäume, die sich zwischen den Dünen behaupten.
Durch die Kub al Khali - 105 km - 264 Tage - 25750 km
28. Dezember 2022 - Anstrengende Dünenquerungen
Schon nach wenigen Kilometern stehen wir vor dem ersten Dünengürtel, den es nun zu überwinden gilt. Die Wegfindung ist nicht ganz einfach, und ein jeder versenkt dabei mal sein Fahrzeug – nur Manni zieht stoisch seine Bahn. Wir schaufeln wie die Weltmeister, legen Sandbleche und jagen die Laster um und über die Sandberge. Anstrengend, aber auch sehr lehrreich für die Gruppe. Noch zwei weitere Dünengürtel bremsen uns etwas, doch dann sind wir erst einmal durch und gleiten über endlose Ebenen. Leider frischt der Wind immer mehr auf, die Luft ist voller Sand, und wir entscheiden, Schluss zu machen für heute.
Durch die Rub al Khali - 50 km - 265 Tage - 25800 km
29. Dezember 2022 - Planänderung
Unsere geplante Route durch die Dünen der Rub al Khali stößt bei einigen in der Gruppe auf Bedenken; Unsicherheit, ob wir es denn schaffen, macht sich breit. Und so lassen wir den ursprünglichen Plan fallen und entscheiden uns für eine leichte Piste in Richtung Süden an den großen Dünengebieten entlang. Plötzlich stehen wir vor einem Feuchtgebiet, hervorgerufen durch eine ständig Wasser abgebende Leitung. Ein flacher See ist dabei entstanden, viel Grün, aber auch tückischer Boden. Vorsichtig suchen wir einen sicheren Weg um die weichen Stellen und folgen weiter der gut zu befahrenden Piste. Es wird sandiger und immer wieder blockieren Dünengürtel das Tal. Aber alle meistern diese Passagen, da wir die kritischen Stellen ablaufen, um die optimale Spur festzulegen. Und dann ist plötzlich Schluss, denn für unsere Fahrzeuge unüberwindbare, steile Sandberge riegeln das Tal schließlich ab. Es hilft nichts, wir müssen zurück! Da wir die Passagen durch die Dünengürtel schon kennen, sind wir rasch zurück am kleinen See, wo wir uns für die bereits hereinbrechende Nacht einrichten.
Durch die Rub al Khali - 85 km - 266 Tage - 25885 km
30. – 31. Dezember 2022 - Raus und wieder rein in die Rub al Khali
Da unsere Gruppe nach wie vor die Ungewissheit der Machbarkeit unserer ursprünglich geplanten Route scheut, müssen wir den gesamten Weg zur Asphaltstraße wieder zurück. Nicht weiter schlimm, denn das Wetter ist großartig, die Route bekannt und deshalb für alle entspannt zu bewältigen. Als wir schließlich die Rastanlage von Qatbeet erreichen, füllen wir noch unsere Wassertanks auf, ergänzen unsere Vorräte und bleiben auch gleich dort auf dem Parkplatz zum Übernachten.
So ganz wollen wir uns von der Faszination der Rub al Khali noch nicht trennen, und so entscheiden wir, mit zwei unserer Teams ab Dawqa von der Hauptstraße wieder abzubiegen und unserem Gefühl folgend einen direkten Weg zu Wadi Ayun und zum Wadi Ghadun zu finden. Das gelingt uns auch, und so erreichen wir schließlich den imposanten Dünengürtel westlich des Wadi Ghadun, den wir mit unseren schweren Lastern allerdings nur sehr schwer queren könnten und deshalb darauf verzichten. Doch auch der Weg entlang der Dünen über ein gewaltiges Plateau ist herrlich, und dort entdecken wir letztlich auch den perfekten Jahresabschlussplatz!
Durch die Rub al Khali - 315 km - 268 Tage - 26200 km
Hier endet unser elftes Tagebuch, das unsere Reiseaufzeichnungen des Jahres 2022 enthält. Weiter geht es mit dem zwölften Tagebuch … - click hier