Wüstenabenteuer auf der Arabischen Halbinsel
Als wir letztes Jahr erstmals in die Rub al Khali, die größte Sandwüste der Welt vorgedrungen sind, war uns klar, dass wir das dieses Mal ausweiten werden. Denn der Faszination Wüste erliegen wir immer! Weiter unten im Dhofar warten dagegen tropische Szenerien auf uns – der jährliche Monsun sorgt hier für üppige Flora an den steilen Berghängen der Küstengebirge. Und dann endlose, feinste Sandstrände …
Die Schlammspringer von Kuwait
Ebbe. Das Wasser zieht sich zurück und hinterlässt eine schmutziggraue Schlammfläche vor uns. Doch was ist hier plötzlich los? Es wuselt nur so, immer mehr eigenartig aussehende Tierchen graben sich an die Oberfläche.
Bei genauerem Hinsehen entpuppen sie sich als Schlammspringer, eine amphibisch lebende Gattung kleiner, grundelartiger Fische. Lustig sehen sie aus, mit ihren hoch angesetzten Augen, die eine hervorragende Rundumsicht ermöglichen, um immer alles gut im Blick zu haben. Sie bewegen sich meist kriechend fort, suchen dabei ständig nach kleinsten essbaren Lebewesen im Schlamm und bei Gefahr graben sie sich blitzschell in den weichen Untergrund, wo sie ein weit verzweigtes Gängesystem schaffen.
Stundenlang sitzt Conny mit dem Tele regungslos am Ufer, um diese merkwürdigen Zeitgenossen bei ihren Revierkämpfen zu beobachten. Faszinierend, was die Natur so alles schafft …
Die Rub al Khali – das „Leere Viertel“
So groß, dass ganz Deutschland sogar zweimal hineinpassen würde. So einsam, dass sogar Oasen fast völlig fehlen. So unzugänglich, dass es kaum Möglichkeiten gibt, dieses gigantische Sandmeer zu queren.
Noch vor wenigen Jahrzehnten war es eines der gefährlichsten Abenteuer, mit gut ausgestatteten Kamelkarawanen die größte Sandwüste der Welt zu bereisen. Heute führen ein paar wenige, sandige Pisten zu erschlossenen Ölfeldern, ansonsten gilt es, sich einen machbaren Weg zwischen den endlos erscheinenden Dünenbergen zu suchen.
Wir wagen uns diesmal ganz tief hinein in den omanischen Teil der von gigantischen Sterndünen beherrschten Region ganz im Nordwesten des Landes. Können wir anfangs noch vereinzelten, älteren Fahrspuren folgen, so sind auch diese schon bald vom Wind verweht. Den Weg über die Dünenriegel zwischen den großen Bergen müssen wir uns jedes Mal wieder suchen. Also raus aus dem Laster und zu Fuß die jeweilige Strecke ablaufen, um eine machbare Passage zu entdecken. Stunde um Stunde, Tag für Tag, arbeiten wir uns weiter nach Westen, immer wieder gezwungen, umzukehren, um einen anderen Durchschlupf zu suchen. Doch es macht riesigen Spaß, diese grandiose Natur so hautnah erleben zu dürfen.
Bereits nachmittags beziehen wir eine besonders attraktive Stelle inmitten dieses endlos erscheinenden Sandmeeres. Wir besteigen dann eine dieser bis zu 200 Meter hohen Dünen, um aus der Vogelperspektive die gesamte Region erfassen zu können und lassen uns vom Farbenspiel des Sonnenuntergangs verzaubern. Nach einer Nacht, deren Stille fast schon schmerzhaft ist, sitzen wir zum Sonnenaufgang bereits wieder ganz oben, um einen weiteren faszinierenden Wüstentag zu begrüßen.
Auch dieser ist dann wieder erfüllt vom Navigieren auf jungfräulichen Sandflächen, Reifendruck ablassen, um Dünenfelder meistern zu können, und anschließendes wieder aufpumpen, um die Reifen zu schonen. Trotzdem bleiben wir manchmal stecken, dann heißt es schaufeln und auch mal die Sandbleche einzusetzen, um Manni wieder flott zu bekommen. Doch all das ist Teil einer solchen Tour mit Expeditionscharakter …
Denn eines ist ganz sicher, sobald man sich von den bekannten Spuren entfernt: man ist definitiv alleine! Und das ist auch das Gefährliche an einer Reise durch die Rub al Khali, denn es ist wahrscheinlich, dass für lange Zeit niemand hier vorbeikommen wird …
Im Weihrauchland – abgeschiedenes Dhofar
Schon in der Antike als „Arabia Felix“ (glückliches Arabien) weithin bekannt, wurde das Dhofar durch den Weihrauchhandel wohlhabend. Portugiesen, Osmanen und auch unberechenbare Seeräuber beherrschten die Küste im Mittelalter, und erst seit knapp 150 Jahren kontrolliert das Sultanat Oman diese unzugängliche Region. An der Rückständigkeit änderte dies jedoch nichts, und erst mit der Machtübernahme von Sultan Qaboos und der Niederschlagung der rebellischen Jebalis 1976 zogen auch hier unten die ersten Errungenschaften der Neuzeit ein.
Seitdem hat sich die Welt hier komplett verändert. Die Einbindung der ehemaligen Rebellen in den Aufbau eines modernen Staatswesens sorge für soziale Ruhe, und die enorme Investition von Entwicklungsgeldern aus der Ölförderung lies die mittelalterliche Vergangenheit schnell in Vergessenheit geraten: Salalah wurde zu einer großzügigen, modernen Stadt, Infrastruktur und Industrie sorgen für Arbeitsplätze und der aufkommende Tourismus vermittelt Weltoffenheit in einer Region, die noch vor einer Generation in mittelalterlichen Strukturen verharrte.
Eine wirkliche Besonderheit für die gesamte Arabische Halbinsel ist der nur rund um Salalah auftretende Monsunwind. Zwischen Juni und September sorgt dieser für Nebel und Nieselregen, die Sonne verschwindet für viele Wochen hinter dichten Wolken. In dieser Zeit erlebt die sonst so karge Bergregion eine komplette Verwandlung: Sattgrüne Weiden geben Rindern und Kamelen genügend Futter, die Wasserläufe und Stromschnellen quellen über, Büsche, Bäume und Blumen blühen in schillernden Farben.
Der über Jahrhunderte so immens wichtige Weihrauch spielt keine Rolle mehr, die Gewinnung ist wenig wirtschaftlich, selbst angelegte Plantagen bringen hier nicht wirklich Profit. Der wird heute mit dem schwarzen Gold, dem Erdöl, erwirtschaftet …
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Liebe Grüße an Euch alle,
Conny & Tommy
Die Fotos könnt Ihr übrigens immer beim anclicken vergrößert anschauen!