Unheimliches Nigeria!?

Was mussten wir uns nicht alles Negatives anhören über Nigeria: lebensgefährlich, die Boko Haram lauert an allen Ecken, unzählige unfreundliche Kontrollen, korrupt bis unter die Haarspitzen, grausam schlechte Straßen – und da wollt ihr hin? Nun, wollen ist nicht die Frage, wir müssen da durch auf unserem weiteren Weg durch Afrika. Mal sehen, wie sich uns dieses „unheimliche“ Land zeigt.

enthusiastischer Empfang durch nigerianische Schüler
enthusiastischer Empfang durch nigerianische Schüler
Hauptduchgangsstraße in Aba duch Matsch und Müll
Hauptduchgangsstraße in Aba duch Matsch und Müll
durch Wasser zerstörte Straßen behindern das Fortkommen
durch Wasser zerstörte Straßen behindern das Fortkommen
Drill-Affengruppe in den Affi Mpountains
Drill-Affengruppe in den Affi Mpountains
männlicher Drill Affe
männlicher Drill Affe
männlicher Drill Affe
männlicher Drill Affe
männlicher Drill Affe
männlicher Drill Affe
Drill Weibchen mit Nachwuchs
Drill Weibchen mit Nachwuchs
junge Schimpansen
junge Schimpansen
Schimpanse
Schimpanse
Schimpanse
Schimpanse
Schimpanse
Schimpanse
Schimpanse
Schimpanse
Schimpansen-Mütter beim Ratsch
Schimpansen-Mütter beim Ratsch
Kinderlachen
Kinderlachen

Was mussten wir uns nicht alles Negatives anhören über Nigeria: lebensgefährlich, die Boko Haram lauert an allen Ecken, unzählige unfreundliche Kontrollen, korrupt bis unter die Haarspitzen, grausam schlechte Straßen – und da wollt ihr hin? Nun, wollen ist nicht die Frage, wir müssen da durch auf unserem weiteren Weg durch Afrika. Mal sehen, wie sich uns dieses „unheimliche“ Land zeigt.

Doch zuerst noch ein kurzes Fazit Benin:

Für uns ein Wohlfühlland, ganz klar. Gemütlich und ruhig läuft hier alles ab, die Menschen sind freundlich, fügen sich anscheinend den Unzulänglichkeiten. Doch sie können auch anders, wie die Demonstrationen in Cotonou an unserem letzten Tag dort gezeigt haben. Da kocht die Volksseele mal ganz schnell über, wenn Ungerechtigkeiten überhand nehmen. Doch schnell sind sie wieder besänftigt – zu schnell? Arm und Reich prallt vor allem in der Hauptstadt Cotonou ungebremst aufeinander, die sozialen Spannungen werden hier so wie auch in allen anderen afrikanischen Staaten in der Zukunft für ungemütlichen Zündstoff sorgen. Da helfen auch die in unseren Augen meist doch ziemlich sinnlosen Hilfsinvestitionen europäischer Organisationen nicht.

Zu Zeiten der Dahomey-Könige, die mit grausamen Ritualen und schlagkräftigen Armeen ihre Ländereien unter Kontrolle hielten, war Abomey eines der kulturellen Zentren Afrikas. Die Nachkommen dieser Herrscherfamilien leben auch heute noch in den verschiedensten Adelshäusern der Stadt, doch vom ehemaligen Glanz ist so gut wie nichts mehr erhalten. Stammesfehden und nicht zuletzt die Übermacht der Kolonialmacht Frankreich zerstörten vieles, das ungünstige Klima schadet dazu den Lehmbauten enorm. Doch man bemüht sich zu restaurieren und zu schützen, es könnte jedoch viel mehr getan werden.

Unser Highlight war sicher der Besuch des Pendjari Nationalparks. Ein tolles Fleckchen Natur ganz oben im Norden, zwar immer wieder von Wilderern bedroht, aber schlussendlich doch ganz gut geschützt, begeistert es vor allem mit hunderten von Elefanten, die bedächtig und souverän ihre Bahnen zwischen den Wasserlöchern ziehen. Doch auch dutzende anderer Tierarten kommen hier nicht zu kurz, stolze Büffel, Warzenschweine mit ihren steil wie Antennen aufgerichteten Schwänzen, unzählige, meist schüchterne Antilopenarten, vorwitzige Paviane, träge Flusspferde, lauernde Krokodile. Und das schönste – wir waren die meiste Zeit völlig alleine und konnten ungestört zum Geräusch der nachtaktiven Tiere direkt an den Wasserlöchern übernachten.

Zu Unrecht wird dieses kleine Land meist lediglich als Transitland gesehen, wir waren fast vier Wochen hier, und wir haben es nicht bereut.

 

Drill Ranch Sanctuary in den Afi Mountains

In den Regenwäldern um die Afi Mountains, im Grenzbebiet zwischen Nigeria und Kamerun, sind die letzten noch lebenden Drills zuhause. Drills, das sind die vergessenen Affen Afrikas; mit ihren wie aus Ebenholz geschnitzten, weiß umrandeten Maskengesichtern und blau-roten Hinterteilen gehören sie zu den eindrucksvollsten Affenarten, aber auch zu den bedrohtesten. Nur noch weltweit rund 4000 Exemplare, vermuten die Tierschützer, leben noch in der Region, nahezu ausgerottet durch Wilderei, um als Bushmeat zu enden. Auch der ständig steigende Bevölkerungsdruck und die damit einhergehende Rodung der Wälder sorgt für Schrumpfung ihrer Lebensräume.

Liza und Peter, zwei amerikanische Ex-Traveller, sind vor über 25 Jahren hier hängengeblieben und haben sich der Rettung der Drills verschrieben. Mit unglaublicher Geduld schufen sie ein kleines Paradies inmitten des undurchdringlichen Regenwaldes, retteten die ersten Drills und geben heute rund 500 dieser tollen Tiere in sechs unabhängigen Gruppen eine Überlebenschance. Fernziel ist es, diese stolzen Tiere nach und nach wieder auszuwildern. Ob dies schlussendlich gelingen wird, hängt in erster Linie auch vom Willen der Bevölkerung und der Unterstützung staatlicher Organe ab.

Das ganze Projekt lebt ausschließlich von Spenden, jede Hilfe ist also willkommen. Mehr Informationen findet man auf www.pandrillus.org

Neben den Drills haben hier auch rund 30 Schimpansen eine sichere Heimat gefunden. In riesigen, nach oben offenen Arealen, die sie auch verlassen können, beobachten wir den ganzen Tag die heiteren Spiele und streitbaren Auseinandersetzungen unserer nächsten Verwandten und der schönen Drills. Der Ausflug hier herauf ist einer der lohnenswertesten in ganz Westafrika!

 

Tropische Haustiere…

Also, mit uns in „Manni“ reisende Tiere sind ja nicht so unseres. Aus diesem Grund haben wir uns zum Beispiel gegen einen Hund entschieden. Allerdings sorgt das tropische Umfeld seit Wochen dafür, dass es um uns herum ganz schön lebendig wurde.

Als erster Mitbewohner nistete sich eine geflügelte Termite, die es irgendwie schaffte, unsere Moskitonetze zu überwinden, dauerhaft in unserem Waschbeckenunterschrank ein. Alle paar Tage entdeckten wir nun ein winziges Häuflein Sägespäne unter einem vorhandenen oder von ihr frisch gebohrten Loch. Selbst massiver Einsatz chemischer Keulen ließ sie lediglich für ein paar Tage abtauchen, um dann vor einem alternativen Loch wieder ihr Häufchen abzulegen. Als wir bereits anfingen auszurechnen, bis wann sich unser Badezimmerschrank ins Nichts aufgelöst haben wird, vernahmen wir keine weiteren Lebenszeichen mehr. Wahrscheinlich sucht sie sich gerade ein anderes Möbel…

Mit der Idee, mal wieder gewohntes Roggenmehl für ein frisch gebackenes Brot zu verwenden, war Conny nicht ganz alleine. Ungefähr 127 nette Käferchen tummelten sich emsig in der eigentlich geschlossenen Mehlpackung, eigentlich erstaunlich, dass nicht gleich die ganze Tüte davonlief, als sie auf dem Küchentisch lag. Da uns an Fleischeinlage im Mischbrot nicht so sehr lag, wanderten die wuseligen Mitbewohner durch das Küchensieb nach draußen; das Mehl nur deshalb wegzuwerfen wäre dann doch zu viel Verschwendung gewesen. Ein paar Tage später dann die nächste krabbelnde Überraschung – selbst eine geschlossene Spaghettipackung war kein Hindernis für unsere gefräßigen Freunde. Eifrig nagten sie sich durch die harte Pasta, mal sehen, wie wir sie aus der Bolognese kriegen…

Als wir eines Morgens aufwachten, hatten wir die Masern. Dachten wir erst mal. Aber es waren hunderte Stiche, verursacht von unzähligen winzigen Sandfliegen, die scheinbar mühelos unseren Moskitoschutz überwinden konnten. Diese kleinen Biester versteckten sich nun in jeder nur denkbaren Ritze, um uns in der nächsten Nacht, wenn wir ihnen im Schlaf schutzlos ausgeliefert waren, erneut zu piesacken. Und wehe, Du kratzt Dich auch nur einmal an einen dieser runden Punkte, dann hört es nicht mehr auf zu jucken. Und es juckt teuflisch! Erst Tage später, als wir im Hochland von Kamerun angenehm tiefe Temperaturen ohne Luftfeuchtigkeit genießen, ist der Spuk vorbei. Die Hundertschaften roter Punkte bleibt uns allerdings noch…

 

Nigeria – so ganz anders als sein Ruf

Wahre Horrorgeschichten begleiten uns an die Grenze, Angst und Bang könnte einem werden bei all den einschlägigen Medienberichten. Und das Theater um die Visa auf den verschiedenen Botschaften dieses riesigen und dicht bevölkerten Landes war auch nicht gerade förderlich für einen besseren Ruf.

Für die Einreise wählen wir bewusst einen kleinen, unscheinbaren Grenzübergang. Die Entscheidung war richtig, kein Stress, freundliche und hilfsbereite Beamte auf beiden Seiten, zwei zaghafte Versuche, uns Geld abzuknüpfen laufen ergebnislos ins Leere. Und schon waren wir drin. Dann die ersten der vielbeschriebenen Straßenkontrollen. Polizei, Zoll, Hinz und Kunz mit und ohne Uniform wechseln sich auf den ersten 30 Kilometern nach der Grenze oft im Zehnmeterabstand ab. Doch so unsinnig diese Kontrollen auch sind, wie lahm die Forderung nach einem „Geschenk“ auch ist, alle sind sie ausnahmslos freundlich, nett und immer zu einem Scherz aufgelegt. „Welcome to Nigeria“, „Have a save journey“ und “God bless you” begleitet uns immerfort. Und kaum verlassen wir die Hauptstraße Richtung Lagos, sind wir ungestört unterwegs, lediglich begeistertes Winken der vielen Menschen auf hier meist katastrophalen Straßenabschnitten begleitet uns. Unsere erste Nacht verbringen wir mal wieder auf dem Areal einer Schule, nicht ohne uns vorher im tiefen Morast festzufahren. Doch selbst die Lehrerschaft hilft uns spontan, „Manni“ wieder flott zu bekommen, zieht Schuhe und Strümpfe aus, um besser mitgraben zu können. Brauchen wir Wasser, Brot, oder sonst irgendwas? Und keine Angst, hier steht ihr sicher über Nacht. Die anwesenden Schüler kriegen sich einstweilen gar nicht mehr ein vor Begeisterung, was jetzt da auf ihrem Schulhof parkt…

Die Metropole Lagos mit ihrem Dauerchaosstau umgehen wir somit großräumig, erst am Autobahnkreuz in Richtung Benin City stoßen wir wieder auf die Hauptachse. Und die hat durchaus meist mitteleuropäisches Niveau. So gleiten wir, übrigens absolut unbehelligt von irgendwelchen Checkpoints, überaus entspannt in Richtung des ach so gefährlichen Nigerdeltas. In Sapele helfen uns Passanten bereitwillig, von ihrem Handy aus unseren Freund Armando anzurufen, erklären uns geduldig, wie wir fahren müssen und freuen sich, dass wir da sind.

Die weitere Fahrt durch die „Kriminellenregion“ Nigerdelta überleben wir schadlos, kaufen unbehelligt auf den Märkten ein, im Gegenteil, die Marktfrauen kriegen sich kaum ein, dass wir zu ihnen an die Stände kommen. Durch das nach ergiebigen Regengüssen überschwemmte Aba helfen uns die Menschen eifrig, den richtigen Weg durch die Müllberge und den Morast zu finden, und als wir uns für die Nacht am Rande einer Siedlung einrichten, kommen zur Begrüßung unzählige der Bewohner vorbei. Calabar dagegen ist eine moderne und saubere Stadt mit allen Annehmlichkeiten, sofort finden wir Anschluss, werden eingeladen und bewirtet, herumgefahren und bestens betreut. Wir übernachten mitten in einem Wohnviertel, und nichts passiert. Unterwegs in den Norden, in die Afi Mountains, parken wir über Nacht einfach in den Dörfern, bekommen Bananen geschenkt, jedermann begrüßt uns herzlich. Kein Kind bettelt, im Gegenteil, sie sind alle ausnehmend schüchtern und zurückhaltend, und bekommen sie ein kleines Geschenk, bedanken sie sich perfekt mit Knicks und einem herrlich freundlichen „Thank you Sir, thank you Mam“…

Die Ausreise gestaltete sich absolut problemlos, nicht einmal der Ansatz irgendeiner ominösen Geldforderung war zu vermerken, alles lief korrekt und freundlich ab. Und dann waren wir auch schon auf der Grenzbrücke zu Kamerun.

Knapp zwei Wochen waren wir hier, was bleibt, ist das Lachen der Menschen, mit und ohne Uniform. Nigeria, ein Alptraum? Wohl kaum. Wir empfanden das Reisen in diesem gescholtenen Land als eines der angenehmsten bisher. Die gefürchteten Kontrollen waren ausnahmslos harmlos und freundlich, bezahlt haben wir keinen Cent. Schade, dass es wirklich keine Sehenswürdigkeiten hier gibt, die einen längeren Aufenthalt rechtfertigen würden. Wir wünschen den Nigerianern, dass die neue Regierung Korruption und Terror möglichst bald in den Griff bekommt, und sie bekommen was sie verdienen – Frieden und Gerechtigkeit - und ein besseres Image…

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer unter „reiseberichte“ und dann „ tagebuch“.http://www.mantoco.com/reiseberichte/tagebuch/2015-mali-burkina-faso-elfenbeinkueste-ghana-togo-benin-nigeria-kamerun.html

 

Liebe Grüße an Euch alle

 

Conny & Tommy

Schimpansen in den Afi Mountains

Schimpansen in den Afi Mountains