Spannende Reise durch Mesopotamien

Vor 35 Jahren stand ich in Jordanien kurz vor der irakischen Grenze, doch der Iran-Irak-Krieg verhinderte damals den Besuch dieses geschichtsträchtigen Landes. Danach folgten viele weitere Kriege und terroristische Kämpfe, die Grenzen waren bis vor kurzem geschlossen. Doch jetzt klappt es endlich!

Unsere Polizeieskorte in der Gegend von Ur
Unsere Polizeieskorte in der Gegend von Ur
Vor 6000 Jahren nutzte man das Öl anders - Bitumen als Bindemittel zwischen den Ziegeln
Vor 6000 Jahren nutzte man das Öl anders - Bitumen als Bindemittel zwischen den Ziegeln
Ausgrabungsstätte in Uruk - Der Tempel der Salouquee
Ausgrabungsstätte in Uruk - Der Tempel der Salouquee
Toll erhaltene Fayence-Fliesen im Tempel aus Lapislazuli, importiert aus Afganistan
Toll erhaltene Fayence-Fliesen im Tempel aus Lapislazuli, importiert aus Afganistan
So wurden damals Mosaike gemacht
So wurden damals Mosaike gemacht
Die Erde in Uruk ist teilweise flächendeckend mit Scherben gefüllt - da wird man zum begeisterten Archeologen!
Die Erde in Uruk ist teilweise flächendeckend mit Scherben gefüllt - da wird man zum begeisterten Archeologen!
Teil des weltberühmten Ischtar Tores in Babylon mit originalen Abbildungen von Stieren und den Fabelwesen Mušḫuššu
Teil des weltberühmten Ischtar Tores in Babylon mit originalen Abbildungen von Stieren und den Fabelwesen Mušḫuššu
Arcadengang im Heiligen Bezirk in Al Nadjaf zum Schrein des Imam Ali
Arcadengang im Heiligen Bezirk in Al Nadjaf zum Schrein des Imam Ali
Gebetsräume in der Moschee des Heiligen Bezirks in Al Nadjaf
Gebetsräume in der Moschee des Heiligen Bezirks in Al Nadjaf
Heftiges Gedränge am Heiligen Schrein des Imam Hussein in Kerbala
Heftiges Gedränge am Heiligen Schrein des Imam Hussein in Kerbala
Gegensätze in Al Nadjaf - verdreckte Gassen auf dem Weg zum Pilgerort
Gegensätze in Al Nadjaf - verdreckte Gassen auf dem Weg zum Pilgerort
Straßenbild in Basra, Dreck, Müll und Schutt an allen Ecken der Stadt
Straßenbild in Basra, Dreck, Müll und Schutt an allen Ecken der Stadt
Die Jugend ist die Hoffnung für die Zukunft Iraks
Die Jugend ist die Hoffnung für die Zukunft Iraks
Kontrastprogramm Kuwait
Kontrastprogramm Kuwait
Hygienisch sauber und korrekt wird hier der Fisch angeboten
Hygienisch sauber und korrekt wird hier der Fisch angeboten
Fast täglich kommen wir in den Genuss der großzügigen arabischen Gastfreundschaft
Fast täglich kommen wir in den Genuss der großzügigen arabischen Gastfreundschaft
Conny entspannt beim Studium des Sozialverhaltens der Schlammspringer
Conny entspannt beim Studium des Sozialverhaltens der Schlammspringer

Vor 35 Jahren stand ich in Jordanien kurz vor der irakischen Grenze, doch der Iran-Irak-Krieg verhinderte damals den Besuch dieses geschichtsträchtigen Landes. Danach folgten viele weitere Kriege und terroristische Kämpfe, die Grenzen waren bis vor kurzem geschlossen. Doch jetzt klappt es endlich!

Mesopotamien – die Wiege der urbanen Zivilisation

Ur – Uruk – und vor allem Babylon! Was für Namen, was für längst untergegangene Städte und Regionen! Historisch Interessierte lechzen danach, auf diesen Böden zu wandeln und den Geist der Assyrer und Babylonier zu spüren.

Rund um die mächtige, renovierte Zikkurat von Ur, also die Stufenpyramide, die als Heiligtum fungierte, zeugen bis zu 2.000 Gräber und fundamentale Stadtmauern von der einst weitläufigen Ausdehnung der Siedlung. 6.000 Jahre zurück reichen die Datierungen der Funde, es ist also eine der ältesten urbanen Ansiedlungen unserer Geschichte.

Wie Ur lag auch Uruk in der mesopotamischen Blütezeit direkt am Euphrat. Es war seinerzeit die flächenmäßig größte Stadt der Region und nachweislich seit rund 5.000 Jahren besiedelt. Die Ausgrabungen sind hier besonders faszinierend, da die gefundenen Artefakte belassen wurden, wie sie waren und so ein toller Eindruck möglich ist, wie es seinerzeit wirklich ausgesehen hatte. Selbst Farben an Ziegelmauern und Mosaikkegeln sind noch zu erkennen.

Ja, und dann natürlich Babylon! Bis zu 200.000 Menschen sollen zur Blütezeit Nebukadnezars hier gelebt haben, eine der größten Städte der Welt zur damaligen Zeit. Gewaltige Paläste prägten das Bild, heute teilweise wieder aufgebaut, um einen Gesamteindruck zu vermitteln. Die Originale befinden sind hauptsächlich im Pergamon-Museum in Berlin, wo sie die Wirren der vergangenen 100 Jahre überstanden haben. Aufwändige Renovierungsarbeiten unter zum Teil deutscher Leitung lassen so langsam viele historische Gebäude wieder entstehen und man erkennt immer besser die monumentale Ausdehnung der Tempel und Paläste. Das Eindrucksvollste ist jedoch, sich überhaupt auf diesem historisch so bedeutsamen Boden zu bewegen! Und über allem thront der mondäne Palast von Saddam Hussein …

 

Al Najaf und Kerbala – die wichtigsten Pilgerstätten der Schiiten

Bei unseren Besuchen in Iran hörten wir immer wieder diese Namen. Ein jeder gläubige Schiit träumt davon, die Schreine der Propheten Ali und Hussein zu sehen und zu berühren. Als wir verkünden, dass wir dorthin wollen, freuen sich alle für unser Interesse und wünschen uns, Zugang zum Spirit der Religion zu finden.

Und es ist wirklich sehr eindrucksvoll für uns. Die emotionale Hingabe der Pilger und die allgemeine Stimmung nimmt uns gefangen. Wir drängeln uns mit hunderten euphorischen, teilweise fast fanatischen Pilgern bis zum Schrein des Imam, um durch die Berührung mittendrin zu sein. Wir fühlen die gewaltige Energie, die die Menschen hier mitreißt. Lange sitzen wir dann einfach nur zwischen den Gläubigen und lassen uns mitnehmen …

Im Anschluss an den Heiligen Bezirk in Al Najaf befindet sich der größte Friedhof der Welt, denn ein jeder gläubiger Schiit wünscht sich, hier seine letzte  irdische Ruhestätte zu finden.

 

Fazit Irak

Ein Land wie den kriegsgebeutelten Irak individuell mit dem eigenen Fahrzeug zu bereisen ist schon ein wenig eine Herausforderung. Allein die Grenzformalitäten stellen alle Beteiligten oft vor Rätsel, denn bis vor kurzem war es ja überhaupt nicht möglich, einfach einzureisen. Im Land selbst gibt es unzählige Checkpoints, an denen völlig überforderte Beamte plötzlich einem ausländischen Fahrzeug mit Touristen gegenüberstehen. Es wird jedes Mal hektisch telefoniert, Verantwortlichkeiten werden hin- und hergeschoben, Pässe, Visa und Fahrzeugpapiere fotografiert und manchmal gibt es sogar eine Eskorte bis zur nächsten Provinzgrenze.

Das alles ist keine Schikane, die Beamten sind immer ausnehmend freundlich; es geht einfach um unsere Sicherheit. Jahrzehntelanges Kriegstreiben und immer wieder terroristische Übergriffe machen das Militär hochgradig nervös. Und doch fühlen wir uns nie unsicher oder gefährdet, die haben es im Griff – zumindest im zentralen und südlichen Irak.

Das Land ist eigentlich steinreich. Öl und Gas könnten die Staatskasse gut füllen, doch nur wenige Personen und mehrheitlich ausländische Firmen profitieren davon. Die Bevölkerung ist verarmt, verärgert und hilflos ob der Machenschaften. Teilweise wirkt es, als wäre erst letzten Monat, nicht etwa vor zwanzig Jahren der letzte Krieg zu Ende gewesen, so provisorisch sind Schuttberge einfach mitten in der Stadt zusammen geschoben, so beschädigt sind manche Straßenabschnitte. Die Städte und Dörfer versinken im Müll, nie vorher haben wir eine solch massive Umweltverschmutzung erlebt. Niemand fühlt sich verantwortlich, die Menschen scheint es nicht zu stören. Aber es gibt Ausnahmen, wie die Pilgerstadt Kerbala. Es würde also schon funktionieren, wenn die Verantwortlichen Verständnis hätten und Mittel aufbrächten.

Vordergründig wirken die Iraker ernst, ja verschlossen. Aber das hält nicht lange an. Herzhaftes Lachen, große Freude, Erstaunen und Dankbarkeit, den Weg hierher gewagt zu haben, wird uns auf Schritt und Tritt entgegengebracht. Es ist ein erstes Zeichen von Normalität, wenn Touristen wieder das Land bereisen. Wir wünschen diesen freundlichen Menschen hier so sehr, dass sie eine Zukunftschance erhalten und der Frieden im Land gewahrt bleibt. Wir hoffen, bei unserem nächsten Besuch im Land schon Fortschritte erkennen zu können. Denn wir werden ganz sicher wiederkommen …

 

Kuwait

Der Kontrast könnte kaum größer sein: Der völlig vermüllte, chaotische und politisch unkalkulierbare Irak – und dann die Glitzerwelt von Kuwait City! Eine schillernde Skyline soweit das Auge reicht, mehrspurige, palmengesäumte Uferpromenaden, noble Karossen aus allen Herren Länder, angesagte Restaurants mit internationaler Küche und ein multinationales Publikum in entspannter Lässigkeit.

Aber es wirkt alles auch ein wenig steril, so wie eben all die Megastädte am Golf. Und austauschbar. Einerseits tut es uns gut, völlig unbehelligt zu entspannen, keine Checkpoints oder Militärkontrollen überstehen zu müssen, überall campen zu dürfen, wo es uns beliebt, Menschen kennen zu lernen, die interessiert sind an unserem Leben und mal wieder ein sauberes Umfeld zu haben.

Andererseits spüren wir aber auch, dass diese zubetonierte Scheinwelt nicht so wirklich unser Ding ist. Und wir freuen uns jetzt darauf, in die Weiten Saudi Arabiens und des Oman eintauchen zu dürfen!

 

Arabische Gastfreundschaft

Wir sitzen in Kuwait an der Corniche unter Palmen, unser Nachbar gesellt sich zu uns, ein interessantes Gespräch ergibt sich. „Ich muss jetzt dann nochmal kurz weg, aber ich komme später wieder und bringe uns vom Inder was zu Essen mit.“ Gesagt, getan, unser Tisch biegt sich fast unter den mitgebrachten Leckereien, von den Resten leben wir noch drei Tage …

Ein junger Mann setzt sich zu uns, wir finden rasch gemeinsame Themen. „Wartet, ich rufe mal eben meine Mutter an, sie soll euch für morgen zum Lunch traditionelles Essen vorbereiten.“ Am nächsten Tag ist er pünktlich zur Stelle, wir können die Tüten mit selbstgekochtem kaum tragen …

Jubail, Saudi Arabien, wieder mal sitzen wir an der Strandpromenade. Wir diskutieren, ob wir die Wäsche zwischen den Palmen aufhängen dürfen oder lieber nicht. Wir wagen es. Eine noble Karosse hält neben uns, ein wohlsituierter Herr steigt aus: „Salam Aleikum, ich bin vom Gouvernement, von der Stadt“ – oje, jetzt gibt‘s einen ordentlichen Rüffel von wegen der im Wind flatternden Wäsche! – „Herzlich Willkommen, wir freuen uns, dass ihr unsere Stadt besucht, fühlt euch ganz wie zuhause. Habt ihr schon etwas zum Mittagessen vorbereitet? Wartet, ich hole euch was.“ Und weg ist er. Wäsche zwischen den Palmen aufgehängt? Campen im Park? Vier Parkplätze belegt? Die Campingmöbel auf der Rasenfläche? Mach das mal in unseren Breitengraden. Da kommt dann sicher auch einer von der Stadt. Aber der bringt dir dann bestimmt nichts zum Essen vorbei …

Und wieder hält eine automobile Oberklasse neben uns: „Herzlich Willkommen hier bei uns! Fühlt ihr euch wohl? Kommt bitte zu uns mit nach Hause, wir freuen uns, wenn ihr unsere Gäste seid.“ Bedauerlicherweise müssen wir ablehnen, wir sind schon anderweitig verplant. „Habt ihr eigentlich schon mal Kamelfleisch gegessen? Ja? Gut, ich bringe euch etwas vorbei. Wenig später platzt unsere Tiefkühltruhe aus allen Nähten …

„Guten Morgen, ich habe schon auf eurer Homepage gestöbert. Ist ja toll, euer Leben auf Achse!“ Steigt aus, und drückt uns zwei Tüten mit Datteln und regionalen Süßigkeiten in die Hand. Einfach so. „Eine kleine Aufmerksamkeit als Willkommensgruß – genießt es!“

„Ist ja mega, was ihr so macht!“ Der Chef bei MAN in Dammam ist begeistert und wir unterhalten uns lange über unser Nomadenleben. Als es an das Bezahlen der Rechnung geht, kommt er dazu und weist seinen Servicechef an:  „Mach den halben Preis für alles, das passt dann schon …“ Herzlichen Dank!

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer im Tagebuch ab 30.11.22 - click hier

 

Wir wünschen Euch allen ein gesegnetes und friedliches Weihnachtsfest!

Liebe Grüße an Euch alle,

Conny & Tommy

Babylon Ischtar Tor Nachbau