Kirgistan – Land der Pferde und grünen Berge
Nach den meist schroffen und trockenen Regionen Tadjikistans wirkt Kirgistan fast lieblich. Das so typische Grün der kahlen Hänge erfreut das Auge und die vergletscherten Gipfel über den glasklaren Bergseen leuchten in strahlendem Weiß. Und wohin wir auch kommen, überall Unmengen von Pferden. Klar, wanderten doch die Kirgisen einst im Schlepp der Mongolen hier ein …
Der Süden
Es ist der Kyzyl-Suu, der dem Alay-Tal Leben einhaucht. Ein weites Tal, das sich fast 200 Kilometer längs der tadjikischen Grenze erstreckt und an der Grenze zu China endet; hier verlief im Mittelalter die geografisch bequemste Achse der Seidenstraße um den Pamir herum. Im Norden staffeln sich die zerklüfteten Gipfel des Alay-Gebirges, grenzen den wüstenhaften Süden vom fruchtbaren Fergana-Tal ab. Doch es ist vor allem der Trans-Alay mit seinen vergletscherten Bergriesen, der begeistert. Inmitten all der Sechstausender dominiert der 7.134 Meter hohe Pik Lenin mit seiner den Horizont füllenden Nordwand. Hier endet auch die Hochfläche des Pamir, das Landschaftsbild wechselt. Es ist angenehm grün, unzählige Bäche mäandern über die sanft abfallenden Ausläufer der gigantischen Gletscher, fließen dem Kyzyl-Suu zu. Wie weiße Knöpfe auf einem bunten Gewand verteilen sich kreisrunde Jurten, die traditionelle Behausung der Kirgisen, über die Felder. Dazwischen Pferde. Tausende. Und Rinder. Und natürlich Schafe. Die Hirten sitzen stolz auf ihren Pferden und überwachen den Zug ihrer Tiere.
Es ist ein ungemein friedliches Bild. Stundenlang sitzen wir oft nur da und lassen das gemächliche Geschehen um uns herum wirken.
Die Region um Osh
„Osh ist älter als Rom!“ Mächtig stolz sind sie hier auf diese historische Tatsache. Und auch so manch weitere Ansiedlung kann sich auf eine über 2.000 Jahre alte Geschichte berufen. Grund dafür ist sicher die strategisch günstige und vor allem extrem fruchtbare Lage. Die Märkte quellen über vor Früchten und Gemüsen, Einkaufen ist ein herrliches Vergnügen. Landwirtschaft und Viehzucht prägen die Region, aber auch die andauernden Zwistigkeiten zwischen Kirgisen und Usbeken, die hier durch willkürliche Grenzziehungen ethnisch durcheinandergewürfelt wurden. Immer wieder kommt es zu Handgreiflichkeiten, die nicht selten Todesopfer zu beklagen haben.
Zwischen Osh und der nahen Grenze zu Usbekistan bildet einer der größten Chinesenmärkte Zentralasiens eine eigene, kleine Stadt. In hunderten riesigen Containern stapelt sich alles, was im Reich der Mitte an Ramsch produziert wird. Hier werden die Güter in unendlichen Lastwagenkolonnen angeliefert und im ganzen Süden und nach Usbekistan weiterverkauft. Auch deswegen ist die Region wohlhabender als die anderen.
Das zentrale Hochland
Die vergletscherten Hochgebirgszüge des Tian Shan umschließen zahlreiche Hochplateaus, alle über 2.000 Meter gelegen, eingebettet zwischen meist schroffen und abweisenden Felswänden. Unzählige eiskalte Bergseen glitzern wie Edelsteine in grünen Weidelandschaften, über die Wind und Wetter trotzende Hirten ihre Tiere treiben. Zottelige Yaks und dickfellige Kamele sind dabei, natürlich Pferde über Pferde, auch Rinder und Schafe. Nur im Sommer bevölkern sie die windigen Hochebenen, sonst ist es zu kalt hier oben, minus 40 Grad sind keine Seltenheit.
Auf spannenden und aussichtsreichen Pässen queren wir so manchen Gebirgszug, gleiten hinüber ins nächste Tal. Die dabei gewonnenen Eindrücke sind grandios: Erosionen schaffen skurrile Mondlandschaften, Wassermassen graben tiefe Canyons und die Menschen ringen unter härtesten Bedingungen der rauen Natur grüne Inseln ab. Keine andere Region begeistert mit so viel Abwechslung.
Rund um den Yssyk-Köl
Es ist der größte See Zentralasiens und der zweitgrößte Gebirgssee weltweit. Seine Ausmaße erreichen fast 200 Kilometer in der Länge und rund 60 Kilometer in der Breite. „Heißer See“ ist die Übersetzung des kirgisischen Namens, denn er friert im Winter trotz extremer Lufttemperaturen nie zu. Eingebettet zwischen dem Künggöy Ala-Too Gebirge mit der Grenze zu Kasachstan im Norden und dem über 5.000 Meter hohen Terskey Ala-Too Gebirge im Süden ist seine Lage sensationell schön. Vor allem, wenn sich die unzähligen schneebedeckten Gipfel in der gleißenden Sonne im tiefblauen Wasser spiegeln.
Jetzt, zu Beginn der Nachsaison, ist es an seinen Ufern angenehm ruhig. Jeden Strandabschnitt haben wir fast für uns allein, das Wasser verwöhnt mit herrlichen Badetemperaturen, und so verbringen wir so manchen Tag mit entspanntem Nichtstun…
So tingeln wir langsam von Region zu Region und genießen die herrliche Natur mit ihren ungestörten Campingmöglichkeiten. Hoffen wir, dass der Winter, der sich schon manchmal kurz zu Wort meldete, uns noch eine kleine Frist lässt, auch den Rest dieses so entspannt zu bereisenden Landes zu genießen.
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Liebe Grüße an Euch alle
Conny & Tommy