Ein fast menschenleeres Land und ein berühmtes Hospital

Ein Land, so groß wir die alte Bundesrepublik, doch weniger als zwei Millionen Menschen verlieren sich hier. Dichter Regenwald soweit das Auge reicht, unberührte Küsten, hunderte Kilometer beidseits des Äquators. Und das wohl berühmteste Hospital Afrikas, wahrscheinlich der Welt. Wer kennt es nicht, das Albert-Schweitzer-Hospital in Lambaréné.

Regenwaldpiste an der Grenze zu Äquatorialguinea
Regenwaldpiste an der Grenze zu Äquatorialguinea
Wir sind am Äquator!
Wir sind am Äquator!
mantocos Äquatortaufe
mantocos Äquatortaufe
Flussufer in Lambaréné am Albert Schweitzer Hospital
Flussufer in Lambaréné am Albert Schweitzer Hospital
historisches Albert Schweitzer Hospital
historisches Albert Schweitzer Hospital
im historischen Albert Schweitzer Hospital
im historischen Albert Schweitzer Hospital
Dr. Albert Schweitzer bei seiner Arbeit
Dr. Albert Schweitzer bei seiner Arbeit
der alte OP-Saal
der alte OP-Saal
Schreibtisch Albert Schweitzers in seinem Wohnhaus
Schreibtisch Albert Schweitzers in seinem Wohnhaus
das Grab Abert Schweitzers und einiger seiner Mitarbeiter
das Grab Abert Schweitzers und einiger seiner Mitarbeiter
Behandlung einer der letzten Lepra-Patientinnen
Behandlung einer der letzten Lepra-Patientinnen
große Kinderaugen...
große Kinderaugen...

Ein Land, so groß wir die alte Bundesrepublik, doch weniger als zwei Millionen Menschen verlieren sich hier. Dichter Regenwald soweit das Auge reicht, unberührte Küsten, hunderte Kilometer beidseits des Äquators. Und das wohl berühmteste Hospital Afrikas, wahrscheinlich der Welt. Wer kennt es nicht, das Albert-Schweitzer-Hospital in Lambaréné.

 

Äquatortaufe

Fährst Du nach Südafrika, so querst Du unweigerlich eines Tages den Äquator. Für uns Reisende ist dies sicher ein bisschen ein historischer Moment, denn wer fährt schon mit dem eigenen Fahrzeug da drüber.

„Noch ungefähr fünf Kilometer!“ Connys konzentrierter Blick auf unser Navi soll verhindern, dass wir diesen historischen Augenblick verpassen, denn laut unseren Informationen weist außer ein paar leeren Bierdosen anderer Traveller nichts auf diesen wichtigen Punkt hin. Langsam nimmt „Manni“ Kurve um Kurve im dichten Wald, plötzlich der Ruf: „Stop, hier ist es!“ Hier? Einfach so? So ganz unspektakulär hinter einer der endlosen Kurven zeigt unser Navi lauter Nullen für den berühmtesten Breitengrad an. Wir sind also da.

Nicht einmal eine Parkbucht erleichtert die Äquatortaufe, wir stehen einfach am Straßenrand. Schnell ein paar Fotos, möglichst ohne vom vorbeirauschenden Verkehr überrollt zu werden – und das war`s denn auch schon. Trotzdem – ein toller Moment. Nach 436 Tagen und gut 31000 Kilometern wechseln wir auf die Südhalbkugel. Ab heute sind wir dem Südpol also näher als dem Nordpol…

Ach ja, den obligatorischen Sekt, den heben wir uns für einen späteren Moment auf…

 

Albert-Schweitzer-Hospital in Lambaréné

Schwer lastet die sommerliche Schwüle auf den verschwitzten Körpern der für zentralafrikanische Verhältnisse unpassend gekleideten Reisenden, einem stattlichen Mann mit mächtigem Schnauzer und einer zierlichen Frau, die sich nur noch mühsam auf den Beinen halten kann. Seit fünf unendlich erscheinenden Stunden ist das Flussschiff Alembé nun schon von Port Gentil am Atlantik hier herauf in den Urwald des Gabun unterwegs, nun nähert es sich schlingernd dem Dorf Lambaréné. Ärmliche Hütten säumen das dicht bewachsene Ufer, flinke Kanoes schießen auf das Schiff zu, um ihre Fracht zu übernehmen.

Wir schreiben das Jahr 1913. Der Elsässer Albert Schweitzer, Musiker, Philosoph, Theologe und seit kurzem auch promovierter Mediziner und seine Frau Helene betreten den Boden, der in den folgenden Jahrzehnten zu ihrer Heimat werden soll. In den nächsten Monaten entsteht ein erstes Hospital, einfache Hütten nur, doch für eine Region halb so groß wie Deutschland das erste Spital überhaupt. Über vier harte Jahre schuften die Beiden unter härtesten Bedingungen, schaffen den Grundstock für einen Mythos, der bis heute fortlebt.

Der erste Weltkrieg bricht aus, Schweitzer als Elsässer gilt als Deutscher, wird von den Franzosen interniert, erst im eigenen Hospital, dann in Frankreich. Erst 1924 verfügt er wieder über genügend Mittel, um nach Lambaréné zurückzukehren, zunächst ohne Frau und die inzwischen geborene Tochter Rhena. Das erste Hospital liegt in Trümmern, überwuchert vom Urwald, der sich hier sehr schnell alles wieder zurückerobert. Mit seinen Helfern setzt er alles notdürftig instand, erkennt jedoch schnell, dass er für den enorm gestiegenen Bedarf an ärztlicher Hilfe ein viel größeres Hospital errichten muss.

Nach einem halben Jahr Rodungs- und Bauzeit ist es soweit – das neue Hospital beginnt im Januar 1927 seine Arbeit. Immer mehr Ärzte und Krankenschwester kommen nun aus Europa, Amerika und Japan, um ihm beizustehen. Die Legende vom großen weißen Doktor entsteht. Insgesamt 14 Mal reist er zwischen seinem inzwischen berühmt gewordenen Urwaldhospital und der übrigen Welt hin und her, um die dringend benötigten Gelder loszueisen und auch Personal zu begeistern, an seiner ehrenvollen Aufgabe teilzunehmen.

Als er schließlich 1965 in seinem Hospital 90jährig stirbt, nennt er 20 Doktortitel sein eigen, er bekam den Friedensnobelpreis verliehen und ist Gesprächspartner bedeutenden politischer und gesellschaftlicher Persönlichkeiten gewesen. Doch sein Lebenswerk wird fortgesetzt, erst von seiner Tochter Rhena und später von engagierten Ärzten aus aller Welt. Erst 1981 wurde ein neues, moderneres Krankenhaus auf dem Gelände eröffnet, das bis heute für die Bedürftigen der Region Anlaufpunkt geblieben ist.

Mit viel Pflege und Enthusiasmus erhalten Freunde und Gönner bis heute das historische Krankenhaus, das eigentlich ein ganzes Dorf gewesen ist, denn Albert Schweitzer hatte es den Bedürfnissen seiner Patienten entsprechend so konzipiert, dass die Familienangehörigen des Kranken Platz finden für seine gewohnte Versorgung. Im liebevoll zusammengestellten Museum ist es ein Leichtes, sein Leben und Wirken lückenlos nachzuvollziehen, und wenn sich die abendliche Ruhe  über die verwitterten, steinernen Grabkreuze senkt, dann erwacht sein Geist und erfüllt die verlassenen Hütten wieder mit Leben. Und wir blicken mit Ehrfurcht und Respekt auf das Geleistete…

 

Gabun, ein eigenartiges Land…

Ein Land als korruptes Familienunternehmen, in dem eigentlich keiner arbeiten will oder muss. Unfair? Zynisch? Parteiisch? Nein, eigentlich nicht, wenn man den Insidern Glauben schenken will. Und wir erleben es selbst an vielen kleinen Beispielen.

Gabun, so groß wie die alte Bundesrepublik, teilen sich gerade mal ungefähr 1,7 Millionen Menschen, die Hälfte davon in den beiden Städten Libreville und Port Gentil. Riesige Regenwälder breiten sich beidseitig des Äquators aus, der Bestand exotischer Tiere ist immer noch enorm. Doch es führen kaum Straßen durch die Wildnis, zum Glück. Die gewaltsam in den Wald geschlagenen Schneisen der Chinesen, um wertvolle Tropenhölzer heraus zu holen, sind Schaden genug.  Und tausend Kilometer nahezu unberührte, aber auch zum großen Teil nicht oder nur schwer erreichbare Küste, an der sich sogar Elefanten, Flusspferde und Flachlandgorillas tummeln.

Gabun hat gigantische Erdölvorkommen. Genug, um die seit 50 Jahren regierende Familie zu einer der Reichsten der Welt gemacht zu haben. Ein Teil des Geldes kommt sogar unten an, beim Volk. Es bleibt größtenteils natürlich arm, doch es reicht zum Leben. Und es gibt hier einen gut situierten Mittelstand, der hat genug, um nicht wirklich arbeiten zu müssen. Das ist das große Manko der Gabuner – sie gelten als faul, als desinteressiert, als bequem. Und so passiert in diesem Land nicht so wirklich was.

Die Dörfer auf dem Land wirken größtenteils wie verlassen, die Menschen leben lieber in den beiden großen Städten, kommen nur selten in ihr Heimatdorf. Landwirtschaft wird nicht betrieben, alles wird aus Kamerun oder Frankreich importiert. Entsprechend hoch sind die Preise für Lebensmittel, doch scheint sich niemand daran zu stören. Auftragsarbeiten? Kein Interesse, man winkt ab, wartet lieber auf den Verwandten aus Libreville, der das monatliche Geldbündel vorbeibringt.

Die Menschen sind zurückhaltend, fast unnahbar. Aber auch kein Betteln, kein Belästigen. Niemanden interessiert es, dass Du da bist. Ein ganz eigenartiges Stückchen Afrika…

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer unter „reiseberichte“ und dann „ tagebuch“.http://www.mantoco.com/reiseberichte/tagebuch/2015-mali-burkina-faso-elfenbeinkueste-ghana-togo-benin-nigeria-kamerun-gabun-repkongo.html

 

Liebe Grüße an Euch alle

 

Conny & Tommy

mantocos Äquatortaufe

mantocos Äquatortaufe