Der Kreis schließt sich …

Zehn Jahre nach unserem letzten Besuch hier in Jordanien sind wir wieder unterwegs im haschemitischen Königreich, dem friedlichen Bollwerk zwischen all den unruhigen Nachbarn. Und genau dorthin müssen wir auf unserem weiteren Weg nach Norden, nämlich durch den Irak hinauf nach Bagdad und weiter in den kurdischen Teil, bevor uns die gewohnte Umgebung der Türkei empfängt.

Abends kehrt Ruhe ein im Wadi Rum ...
Abends kehrt Ruhe ein im Wadi Rum ...
Felsgravuren im Wadi Rum
Felsgravuren im Wadi Rum
Das Schatzhaus des Pharao - immer wieder ein Erlebnis!
Das Schatzhaus des Pharao - immer wieder ein Erlebnis!
Königsgräber in Petra
Königsgräber in Petra
Eisen- und Manganoxide erschaffen natürliches Sandstein-Grafitty
Eisen- und Manganoxide erschaffen natürliches Sandstein-Grafitty
Imposantes Ad Deir Kloster
Imposantes Ad Deir Kloster
Wanderung durch das wunderbare Wadi Ghuweir
Wanderung durch das wunderbare Wadi Ghuweir
Wir kommen aus dem Staunen nícht heraus!
Wir kommen aus dem Staunen nícht heraus!
Zum wiederholten Mal in Gerasa - und wieder von Neuem beeindruckt
Zum wiederholten Mal in Gerasa - und wieder von Neuem beeindruckt
Blick ins große Südtheater
Blick ins große Südtheater
Der Zeus-Tempel in Gerasa
Der Zeus-Tempel in Gerasa
Bodenmosaik im Qasr al Hallabat
Bodenmosaik im Qasr al Hallabat
Freizügige Wandmalereien im Qasr al Amra
Freizügige Wandmalereien im Qasr al Amra
Irak - Das Militär zeigt schwerbewaffnete Präsenz
Irak - Das Militär zeigt schwerbewaffnete Präsenz
Gesprengte Brücken auf dem Weg nach Bagdad
Gesprengte Brücken auf dem Weg nach Bagdad
Probesitzen im gepanzerten Militärwagen
Probesitzen im gepanzerten Militärwagen
Kurdistan - Wir genießen Wasser, Berge und üppige Natur
Kurdistan - Wir genießen Wasser, Berge und üppige Natur
Übernachtungsplatz am plätschernden Fluss
Übernachtungsplatz am plätschernden Fluss
Begeistertes Willkommen im Irak
Begeistertes Willkommen im Irak

Zehn Jahre nach unserem letzten Besuch hier in Jordanien sind wir wieder unterwegs im haschemitischen Königreich, dem friedlichen Bollwerk zwischen all den unruhigen Nachbarn. Und genau dorthin müssen wir auf unserem weiteren Weg nach Norden, nämlich durch den Irak hinauf nach Bagdad und weiter in den kurdischen Teil, bevor uns die gewohnte Umgebung der Türkei empfängt.

 

Wadi Rum – Wüsten-Cruising im Westentaschenformat

Zugegeben, die bizarre Szenerie der rotbraunen Berge und der hellen Sanddünen ist schön. Sehr schön sogar, wenn klare Sicht herrscht. Doch leider ist dem diesmal nicht so, alles wirkt ein wenig trüb. Aber klar, wir sind verwöhnt, kommen wir doch soeben aus der Al Hisma Region in Saudi Arabien, wo wir bei glasklarer Luft die grandiose Wüste erleben durften.

Und noch etwas ist hier ganz anders: Waren wir dort tagelang mutterseelenalleine unterwegs, so kreuzen hier inzwischen tausende Touristen in hunderten Pickups unsere Wege. Auch steht jetzt in jedem Tal, an jeder tollen Stelle, an jedem Hotspot ein Touristen-Beduinen-Lager. Sundowner alleine auf der Düne? Schwierig geworden, hier im Wadi Rum. Die Ruhe der Natur aufnehmen? Unmöglich bei ständig aufheulenden Pickups, voll besetzt mit quiekenden Urlaubern. Hotspots genießen? Vorbei, zwischen millionenfachen Selfies geht jede Faszination irgendwo verloren.

Wir gönnen es allen natürlich von Herzen, das erleben zu können. Wüsteneinsamkeit aber sieht anders aus …

 

Petra – die rote Sandsteinfaszination im Wadi Musa

Inmitten einer erodierten Felslandschaft, unsichtbar versteckt hinter hoch aufragenden Bergen, da verbirgt sich ein wahres Wunder längst vergangener Kulturen. Das geheimnisvolle Volk der Nabatäer nutzte vor rund 2000 Jahren den weichen Sandstein, um hunderte gigantische Felsengräber aus den senkrechten Flanken zu meißeln, tausende Wohnhöhlen herauszuarbeiten, mit unzähligen Treppen begehbare Verbindungen zwischen den verschiedenen Ebenen zu schaffen und ein ausgeklügeltes Wasserversorgungssystem zu bauen.

Durch den über zwei Kilometer langen, nur wenige Meter breiten Siq, einem tiefen Canyon, vom Wasser in Jahrmillionen aus dem weichen Gestein geschliffen, betritt man eine unglaubliche Welt. Der schmale Spalt des Siq gibt den Blick frei auf den Khazne al-Firaun, das Meisterwerk schlechthin. Staunend stehen wir vor diesem filigranen Bauwerk, schlendern dann weiter entlang hoher Fassaden wuchtiger Felsengräber. Das weite Halbrund eines in den Stein gehauenen Theaters füllt den Platz vor uns, von dort fällt der Blick auf die Königswand mit den imposanten Mausoleen nabatäischer Könige. Eine einst prächtige, römische Kolonnade, der Cardo Maximus führt vorbei am Großen Tempel und endet am Temenos-Tor, dem Eingang in den heiligen Bezirk. Der wuchtige Bau des Qasr el Bint Faraun bildet den Mittelpunkt dieses Areals, wiederum umgeben von unzähligen Felsenwohnungen und Grabfassaden.

Ein steiler Treppenweg zeigt den Steig hinauf zum Tempel von Ed Deir, dessen unglaubliche Säulenfassade plötzlich überraschend inmitten dieser Bergwelt auftaucht. Ehrfürchtig verweilen wir eine lange Zeit, lassen den Blick immer wieder hinunter schweifen über die weit unter uns im Talgrund zu erkennenden Königsgräber. Wir wandern hinauf auf den großen Opferplatz, zentral über der Stadt gelegen und erfassen so erst die erstaunliche Ausdehnung des ehemals bewohnten Gebietes. Immer wieder sitzen wir einfach zwischen den roten, violetten und gelblichen Fassaden, die mit ihren von der Natur geschaffenen Maserungen auch dem Lebensgefühl eines Gaudi oder Picasso entsprungen sein könnten.

Petra, das ist die perfekte Symbiose menschlichen Schaffens und dem Spiel der Natur. Bedauerlicherweise geht der Charme des Ganzen ein wenig verloren zwischen hetzenden Touristen und lautstarken Souvenirverkäufern, denn das heutige Petra ist vor allem ein Geschäft. Hat man jedoch die Muse, die ausgetretenen Wege zu verlassen, so wird man den Zugang dann doch noch finden …

 

Land der Kulturen

Der Norden Jordaniens war von alters her ein bevorzugter Platz für die Menschen längst vergessener Epochen, sich hier nieder zu lassen. Edom,  Moab und Ammon hießen die ersten Reiche. Die Israeliten zogen auf ihrem Weg ins gelobte Land hindurch, Assyrer und Babylonier eroberten und zerstörten es. Als schließlich erst die Griechen und dann die Römer die Region  ihren Staatengebilden zufügten, begann eine enorme Bautätigkeit, die sich in einer Vielzahl heute bekannter Ruinenstätten dem interessierten Reisenden zeigt.

Allen voran begeistert hierbei Gerasa, die wichtigste Stadt der römischen Provinz Arabia. Eine außergewöhnlich reichhaltige Bausubstanz, angenehm zurückhaltende Restaurationen und ein Schuss Fantasie erwecken diesen Handelsplatz schnell wieder zum Leben. Man kann das damalige Treiben auf den prachtvollen Straßen zwischen den säulengesäumten Häuserfronten fast spüren, wenn man sich in der milden Sonne an eines der filigran gearbeiteten Friese lehnt und sich Zeit nimmt, in die Vergangenheit einzutauchen.

Die islamischen Eroberer und ein verheerendes Erdbeben beenden diese Epoche, die inzwischen byzantinischen Städte geraten in Vergessenheit. Doch wandelt man heute über die buckligen Pflastersteine, dann erwacht sie wieder, die Geschichte …

 

Land der Natur

Tektonische Verschiebungen in den Urzeiten der Erdgeschichte schufen einen gigantischen Grabenbruch, der sich bis hinunter nach Ostafrika zieht. Seinen Anfang nimmt er am See Genezareth, von wo aus der Jordan durch das tiefste Tal der Erde seinen Weg zum Toten Meer gefunden hat, das den höchsten Salzgehalt aller Gewässer aufweist und damit jegliches Leben unmöglich macht. Gut 400 Meter unter dem Meeresspiegel ist die Sauerstoffkonzentration so hoch, dass der Sonnenuntergang  farbintensiver erscheint und im Sommer unglaubliche Temperaturen von mehr als 50°C herrschen.

Diese Verschiebungen in der Erdkruste schufen auch riesige Canyons, die quer zum eigentlichen Grabenbruch verlaufen und die hügelige Landschaft markant teilen. Bis zu 800 Meter tief fallen die Ränder hier ab, bilden so natürliche Grenzen zwischen den Regionen und historischen Reichen. Heute verändern Stauseen den Grund dieser enormen Wadis und kühn angelegte Straßen die Höhenunterschiede.

 

Kurdistan – noch Irak, oder doch nicht?

Nach dem Sturz und der Hinrichtung Saddam Husseins versank der Irak in einem fürchterlichen Bürgerkrieg. Als die Waffen endlich schwiegen, einigte man sich darauf, den Kurden im Norden des Landes einen Autonomiestatus zu gewähren. Zwar klammerte man in Bagdad die ölreichen Regionen um Mosul und Kirkuk aus, aber immerhin konnte sich jetzt der ethnisch völlig andersartige Norden selbstständiger entwickeln.

Schon in Kirkuk spüren wir, dass sich hier eine andere Welt auftut. Die arabisch dominierende Gesellschaft ist in den Hintergrund gedrängt, das Straßenbild erinnert sofort an die Türkei und Iran. Es wirkt freier, lebendiger, sauberer, bunter. Und wohlhabender. Auch das Landschaftsbild verändert sich elementar. Statt öder Wüsten dominieren nun grüne Berge und plätschernde Bäche, große Viehherden und gut bestellte Felder zeugen von erfolgreichem wirtschaften.

Trotzdem ist dieser international nicht anerkannte Staat im Staat labil, denn die Bedrohungen von außen sind spürbar. Und so zeigt sich wieder mal, dass Grenzen, die irgendwann vor über hundert Jahren von den damaligen Kolonialmächten willkürlich nach deren wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen gezogen wurden, bis in die heutige Zeit hinein für Konflikte sorgen.

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer im Tagebuch ab 6. April 2023 - click hier

 

Liebe Grüße an Euch alle,

Conny & Tommy

 

 

Das Schatzhaus des Pharao - immer wieder ein Erlebnis!