Atlantik, Affen und allerlei sonstige Abenteuer

Auch die nächsten Wochen in Kamerun waren so richtig schön. Wir genießen herrlich entspannte Tage am Atlantik, wandeln auf deutschen, kolonialen Spuren, stehen Auge in Auge Gorillas und Schimpansen gegenüber und treffen eine ganze Reihe wirklich interessanter Menschen.

Hafen und alte deutsche Kirche in Kribi
Hafen und alte deutsche Kirche in Kribi
deutsche Geschichte in Kribi - der alte Leuchtturm
deutsche Geschichte in Kribi - der alte Leuchtturm
die Lobé Wasserfälle südlich von Kribi
die Lobé Wasserfälle südlich von Kribi
eine wunderbare Bekanntschaft mit Therese
eine wunderbare Bekanntschaft mit Therese
Gorilla im Nationalpark Mfou
Gorilla im Nationalpark Mfou
Gorilla - Silberrücken
Gorilla - Silberrücken
Gorilla
Gorilla
Gorilla
Gorilla
Gorilla
Gorilla
Gorilla
Gorilla
Mangabey/Rotkopfmangabe
Mangabey/Rotkopfmangabe
Mangabey/Rotkopfmangabe mit Nachwuchs
Mangabey/Rotkopfmangabe mit Nachwuchs
Mandrill
Mandrill
Weißnasenmeerkatze
Weißnasenmeerkatze
Schimpanse
Schimpanse
Schimpansen
Schimpansen
junger, frecher Schimpanse
junger, frecher Schimpanse
Schimpanse
Schimpanse

Auch die nächsten Wochen in Kamerun waren so richtig schön. Wir genießen herrlich entspannte Tage am Atlantik, wandeln auf deutschen, kolonialen Spuren, stehen Auge in Auge Gorillas und Schimpansen gegenüber und treffen eine ganze Reihe wirklich interessanter Menschen.

 

Kribi

Schon einige Jahre vor der Gründung der deutschen Kolonie 1884 wurden hier rund um die natürliche Hafenbucht Handelshäuser deutscher Kaufleute angelegt. Schwere Steinquader aus dieser Zeit brechen noch heute die unberechenbaren Wellen des Atlantiks, der gedrungene Leuchtturm geleitet seit 1906 die mutigen Seeleute in den Schutz der ersten Garnison hier an der Mündung des Kienké. Im Jahre 1891 erbauten die Pallottiner die heute katholische Kirche, die nach wie vor weithin sichtbar auf einem Hügel über der Stadt thront. In ihrem Schatten, liebevoll von Josef, einem ruhigen Kameruner mit sehr guten deutschen Sprachkenntnissen gepflegt, liegen die sterblichen Überreste vieler dort seinerzeit umgekommener Soldaten und Händler – alt ist hier damals keiner geworden…

Nicht weit von der Stadt stürzt sich der Lobé über 30 Meter hohe Stromschnellen direkt ins Meer, ein weltweit sehr seltenes Naturspiel. Die eindrucksvolle Kulisse wird von Kokospalmen an kilometerlangen Sandstränden eingerahmt, Fischer mit ihren aus ganzen Baumstämmen geschnitzten Pirogen pflügen durch die Gischt der Brandung. Die Szenerie hat sich seit der Ankunft der ersten Deutschen wohl kaum verändert, nur die Ölverladestationen weit draußen vor der Küste zeugen vom Fortgang der fragwürdigen Entwicklung.

Kribi war auch der Ausgangspunkt kaiserlich-deutschen Expansionsdrangs. In einem vierwöchentlichen Gewaltmarsch durch bislang unbezwungenes Buschland und dichten Regenwald, über malariaverseuchte Wasserläufe und gepeinigt von unerträglicher Schwüle erreichten die Soldaten mit ihren Trägern 1889 schließlich das im selben Jahr gegründete Hüttendorf Yaoundé, heute die Hauptstadt Kameruns. Wir nutzen Brücken, die schon seinerzeit gebaut wurden, um die Küste mit dem Außenposten im Inland zu verbinden, folgen der schmalen Urwaldpiste auf dem damaligen Weg der Eroberer. Auch die Pygmäen vom Stamm der Baka leben wie damals noch hier, jedoch längst ihrer natürlichen Traditionen beraubt und entwurzelt. Und aus dem Dorf des damaligen Chefs Lolou machten unsere Vorväter kurzerhand Lolodorf…

 

Therese, ein Leben in Afrika – für Afrika

Ihren späteren Mann, einen Kameruner Priesteranwärter, lernt die junge Schweizerin während seiner Ausbildung in Europa kennen und lieben. 1968 folgt sie ihm in sein Heimatland, da ist sie gerade mal 27 Jahre alt. Ein paar Wochen auf Probe, sagt sie, denn sein Dorf liegt mitten im Urwald, fernab jeglicher gewohnten Zivilisation. Doch sie lebt sich schnell ein in der ungewohnten Umgebung – und bleibt. Sie heiratet, zieht die fünf gemeinsamen Kinder auf, ein schwieriges Unterfangen bei einem Monatssalär von umgerechnet gerade mal 50 Euro. Doch sie beißt sich durch, hilft ihrem Mann, wo immer es notwendig ist.

1981 dann die entscheidende Wende, sie bekommt eine Stelle bei der deutschen Entwicklungshilfe, der GTZ, und kann jetzt ihren Kindern eine europäische Ausbildung gewährleisten. Zehn Jahre später entdeckt sie eine kleine Hotelanlage bei Kribi, direkt am feinsandigen Strand. Sie erwerben das Anwesen mit Hilfe Schweizer Freunden für die Tochter Elisabeth, die in der Ausbildung zur Hotelfachfrau steckt. Sie unterstützt ihre Tochter beim Aufbau, doch ihre eigentliche Aufgabe ist ihre Tätigkeit bei der GTZ. Diese sieht sie jedoch mit der Zeit immer kritischer, da sie erkennen muss, dass die horrenden Summen, die hier ausgegeben werden, um angeblich Afrika und seine Menschen zu unterstützen, meist völlig am Bedarf vorbei gehen. Unsummen verschwinden in den Taschen korrupter Beamter, auch die GTZ-Mitarbeiter leisten sich unverhältnismäßige Privilegien. Sie eckt an, als sie immer wieder darauf hinweist. Es ist allen Beteiligten bekannt, doch niemand tut etwas dagegen.

Nach fast 20 Jahren im Dienst der GTZ nimmt sie 2000 ihren Hut, sie kann und will das Alles nicht mehr mittragen. Bis heute ist sie die gute Seele des Hotelbetriebes ihrer Tochter Elisabeth, doch nun wird sie Afrika den Rücken kehren, zermürbt, enttäuscht, frustriert.

Was bleibt, nach fast 50 Jahren auf diesem Kontinent, in diesem Land? „Ratlosigkeit“, sagt sie, „Afrika wird sich selbst zerstören. Die Korruption und die Unfähigkeit der Europäer und Amerikaner zu begreifen, wie Afrika wirklich tickt, treibt die Menschen immer tiefer in die Hoffnungslosigkeit. Sie irren ziellos umher, herausgerissen aus ihren natürlichen Abläufen, können ihre Zukunft nicht selbst bestimmen. Und sie wollen es meist auch gar nicht…“

 

Im Nationalpark von Mfou

Wir sind mitten im dichten Regenwald, der selbst hier, unweit der Hauptstadt Yaoundé, die Landschaft bestimmt. Über eine lehmige Piste, die „Manni“ mal wieder so richtig einsaut, landen wir schließlich in der „Mfou Apes Sanctuary“. Mit möglichst unauffälligen Drahtzäunen sind riesige Areale gesichert, in denen vor dem nahenden Tode gerettete Gorillas, Schimpansen, Mandrills, Paviane und jede Menge anderer gefährdeter Affenarten aufgepäppelt werden. Wir bekommen eine Sondergenehmigung, auf Tuchfüllung mit den faszinierenden Tieren gehen zu dürfen, um authentische und aktuelle Fotos auch für deren Website zu machen.

Vorsichtig nähern wir uns der ersten Gruppe der mächtigen Flachlandgorillas. Misstrauisch beäugen sie uns, sie kennen uns nicht. Wir sind beeindruckt von ihrer Präsenz, vor allem die beiden Silberrücken lassen unschwer erkennen, wer hier der Chef im Ring ist. Immer wieder richten sie sich zu voller Größe auf, rasen unvermittelt los und schlagen sich dabei laut trommelnd auf die breite Brust. Und sie bewerfen uns praktisch aus dem Handgelenk heraus mit Dreck, wenn wir ihnen scheinbar zu nahe kommen. Doch mit der Zeit gewöhnen sie sich an uns, sitzen nun friedlich kauend im dichten Gras und unter den schattigen Bäumen. Ihre Gestik, ihre Körperhaltungen sind unglaublich menschlich, wir können uns nicht losreißen aus dem stummen Zwiegespräch.

Lustiger geht es bei den Schimpansen zu. Verspielt und verschmust beschäftigen sie sich viel miteinander, schnattern munter drauflos und machen sich mit Scheinangriffen auf uns wichtig. Ein quirliger Haufen ist es, der uns mit seinen munteren Spielen erfreut, auch sie sind uns in Vielem mehr als ähnlich. Über 99%(!) ihrer und unserer Gene sind übereinstimmend, und das spüren wir sofort. Selbst die von ihnen geschossenen Fotos betrachten sie aufmerksam im Display der Kameras, denn Schimpansen sind die einzigen Tiere, die ihr eigenes Spiegelbild erkennen.

Bei den stolzen Mandrills geht es dagegen gemächlich zu. Vor allem die Männchen mit ihren blutrot gefärbten Gesichtern beeindrucken uns, mit herrischen Gesten versuchen sie, uns auf Distanz zu halten. Und als ein wenig später die Information durch das Gelände sickert, dass einer der aggressiven Oberhäupter des Clans das umzäunte Areal verlassen hat, machen sich die Mitarbeiter mit einem Betäubungsgewehr auf die Suche. Sie dürfen also nicht unterschätzt werden.

Immer wieder verharren wir ausgiebig bei diesen ausdruckstarken Primaten, den königlichen Gorillas, den verspielten Schimpansen und den stolzen Mandrills. Erst als wir alle zusammen müde geworden sind von diesem intensiven Besuch verlassen wir dieses liebevoll aufgebaute Gelände. Mehr Informationen gibt es auf www.apeactionafrica.org, dringend benötigte Spenden sind herzlich willkommen!

 

Tödlicher Überfall auf französische Traveller in Nigeria!

Anfang Mai erfahren wir von David, einem slowenischen Motorradfahrer, dass ein französisches Travellerehepaar mit ihrem Landrover gerade auf unserer Route unterwegs ist. Wir versuchen, mit Liana und Denis, beide Mitte 50, über Facebook Kontakt aufzunehmen, ums sie zu treffen und Erfahrungen auszutauschen, bekommen allerdings keine Antwort – ein ungewöhnliches Verhalten unter Reisenden. Tage später erfahren wir den dramatischen Grund dafür:

Auf ihrer Fahrt durch Nigeria, schon fast in Calabar, machten sie wie gewöhnlich gegen Abend Halt irgendwo draußen in der Natur. Als sie ihr Dachzelt aufschlugen, bekamen sie Besuch von drei Männern, die wohl versuchten, sie auszurauben. In der sich anschließenden Auseinandersetzung wurde Denis durch einen Schuss ins Bein verletzt und anschließend mit mehreren Machetenhieben so schwer verwundet, dass er noch während des Überfalls starb. Seine Frau Liana wurde dabei ebenso verletzt, überlebte jedoch den Angriff. Nachdem die Täter das gesamte Geld der Beiden erbeutet hatten, flüchteten sie.

Die Polizei nahm inzwischen über 30 Verdächtige fest, Liana versichert, die Täter identifizieren zu können…

Wir sind erschüttert und sehr traurig über diesen schrecklichen Vorfall, denn als wir versuchten, den Kontakt herzustellen, war Denis bereits tot. Wir kannten die Beiden zwar noch nicht persönlich, aber wir waren ihnen als Traveller auf derselben Route sehr nahe. Und wir hätten uns ein paar Tage später sicher getroffen…

Trotzdem, gerade Nigeria mit seinen überaus freundlichen und offenen Menschen hat es verdient, dass man nicht zu vorschnell alles dort verdammt. Unvorhersehbare Unglücke sind immer und überall auf dieser Welt möglich, wir sind uns dessen auch jederzeit bewusst. Mit ein paar grundsätzlichen Vorsichtmaßnahmen kann man diese Risiken sehr schnell minimieren. Wir hatten z.B. in Nigeria immer in den Dörfern neben Kirchen oder Schulen übernachtet, Kontakt mit den dort lebenden Menschen gesucht und uns so praktisch in deren gesellschaftliche Obhut begeben. So fühlten wir uns jederzeit sicher und erlebten dabei auch noch herzliche Begegnungen.

 

Fazit Kamerun

Sechs lange und intensive Wochen waren wir in diesem eigentlich schon zentralafrikanischen Land unterwegs. Trotz einer Vielzahl völlig unsinniger Checkpoints, an denen Polzisten meist gar nicht wussten, was sie bei uns eigentlich kontrollieren sollten, war das Reisen in diesem herrlich abwechslungsreichen Land ausgesprochen entspannt. Die Straßen sind überwiegend in einem guten Zustand, auch die Pisten werden regelmäßig gepflegt. So ist für ein zügiges Fortkommen garantiert.

Die Menschen hier, sowohl im anglophonen als auch im frankophonen Teil, sind unglaublich nett, interessiert und immer freundlich und hilfsbereit. In den zahlreichen Gesprächen machten sie sich schnell Luft, sprachen sich ihren Frust und Ärger über die korrupte Regierung und deren Helfer von der Seele. Kamerun wäre eigentlich ein reiches Land, doch das erwirtschaftete und auch das gespendete Geld wandert fast ausschließlich in die Taschen der Mächtigen. Und so kämpfen die Menschen täglich für ein wenig zu essen.

Die alte Kulturen und Traditionen werden nach wie vor aktiv gelebt, vor allem im Westen zeugen hunderte kleiner Paläste und religiöse Stätten davon. Der Staat hat hier oft nur eine Rahmenfunktion, das Alltägliche wird auf althergebrachte Weise geregelt. Hier begegnen wir auch das erste Mal in Afrika bedeutender deutscher Kolonialgeschichte. Kirchen und Handelshäuser, Straßen und Brücken, Eisenbahn und Hafenanlagen, fast alles wird auch nach mehr als hundert Jahren noch genutzt. Und viele, sehr viele Kameruner wünschen die nach wie vor präsenten Franzosen buchstäblich zum Teufel und würden liebend gerne aktive Partnerschaften mit Deutschland aufziehen.

Afrika „en miniature“, so nennt man Kamerun bisweilen und meint damit in erster Linie alle hier vorhandenen Landschaftsformen, die der Kontinent zu bieten hat. Leider konnten wir den Norden mit seinen Sahel- und Steppenlandschaften wegen des aktiven Terrors der Boko Haram nicht besuchen, doch das tat unserer Begeisterung keinen Abbruch. Grün ist die vorherrschende Farbe im südlichen Teil des Landes. Grün sind die Berge bis hinauf zu ihren Gipfeln, grün die üppig bewachsenen Täler, durch die rauschende Flüsse sich ihren Weg bahnen, nachdem sie über mächtige Wasserfälle weit hinunter stürzten. Selbst der mächtige Vulkan Mount Cameroon, der sich über 4000 Meter hoch direkt vom Strand des Atlantiks in den meist wolkenverhangenen Himmel reckt ist grün bis an seine Kraterrände in luftiger Höhe. Undurchdringliche Regenwälder, auch heute noch bevölkert von tausenden Gorillas, Schimpansen, Waldelefanten, Pantern und vielen anderen, oft selten gewordenen Tieren, prägen den äußersten Süden des Landes. Das schwierig zu erreichende Terrain schützt sich durch die weitgehende Unzugänglichkeit selbst. Zu guter Letzt dann noch die Strände am Atlantik – aus pechschwarzem Lavagestein um den Mount Cameroon die einen, feinsandiges Karibikfeeling rund um Kribi an den anderen.

Für uns war Kamerun eines der Highlights unserer bisherigen Afrikareise…

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer unter „reiseberichte“ und dann „ tagebuch“.http://www.mantoco.com/reiseberichte/tagebuch/2015-mali-burkina-faso-elfenbeinkueste-ghana-togo-benin-nigeria-kamerun.html

 

Liebe Grüße an Euch alle

 

Conny & Tommy

Gorilla im Nationalpark Mfou

Gorilla im Nationalpark Mfou