Arabia Felix
Der weite Süden des Oman ist geprägt von der gewaltigen Leere der größten Sandwüste der Welt – der Rub al Khali. Natürlich wollen wir zwischen deren riesigen Dünen eintauchen. Weiter unten im Dhofar warten dagegen tropische Szenerien auf uns – der jährliche Monsun sorgt hier für üppige Flora an den steilen Berghängen der Küstengebirge. Und dann endlose, feinste Sandstrände …
Die Rub al Khali – das „Leere Viertel“
So groß, dass ganz Deutschland sogar zweimal hineinpassen würde. So einsam, dass sogar Oasen fast völlig fehlen. So unzugänglich, dass es kaum Möglichkeiten gibt, dieses gigantische Sandmeer zu queren.
Noch vor wenigen Jahrzehnten war es eines der gefährlichsten Abenteuer, mit gut ausgestatteten Kamelkarawanen die größte Sandwüste der Welt zu bereisen. Heute führen ein paar wenige, sandige Pisten zu erschlossenen Ölfeldern, ansonsten gilt es, sich einen machbaren Weg zwischen den endlos erscheinenden Dünenbergen zu suchen. Einige dieser Wege nutzen wir, um zumindest am Rand dieses gigantischen Sandmeeres die Unendlichkeit der Wüste einzufangen.
Eines ist ganz sicher, sobald man sich von den bekannten Spuren entfernt: man ist definitiv alleine! Und das ist auch das Gefährliche an einer Reise durch die Rub al Khali, denn es kann sein, dass niemand hier je vorbeikommen wird …
Im Weihrauchland – abgeschiedenes Dhofar
Schon in der Antike als „Arabia Felix“ (glückliches Arabien) weithin bekannt, wurde das Dhofar durch den Weihrauchhandel wohlhabend. Portugiesen, Osmanen und auch unberechenbare Seeräuber beherrschten die Küste im Mittelalter, und erst seit knapp 150 Jahren kontrolliert das Sultanat Oman diese unzugängliche Region. An der Rückständigkeit änderte dies jedoch nichts, und erst mit der Machtübernahme von Sultan Qaboos und der Niederschlagung der rebellischen Jebalis 1976 zogen auch hier unten die ersten Errungenschaften der Neuzeit ein.
Seitdem hat sich die Welt hier komplett verändert. Die Einbindung der ehemaligen Rebellen in den Aufbau eines modernen Staatswesens sorge für soziale Ruhe, und die enorme Investition von Entwicklungsgeldern aus der Ölförderung lies die mittelalterliche Vergangenheit schnell in Vergessenheit geraten: Salalah wurde zu einer großzügigen, modernen Stadt, Infrastruktur und Industrie sorgen für Arbeitsplätze und der aufkommende Tourismus vermittelt Weltoffenheit in einer Region, die noch vor einer Generation in mittelalterlichen Strukturen verharrte.
Eine wirkliche Besonderheit für die gesamte Arabische Halbinsel ist der nur rund um Salalah auftretende Monsunwind. Zwischen Juni und September sorgt dieser für Nebel und Nieselregen, die Sonne verschwindet für viele Wochen hinter dichten Wolken. In dieser Zeit erlebt die sonst so karge Bergregion eine komplette Verwandlung: Sattgrüne Weiden geben Rindern und Kamelen genügend Futter, die Wasserläufe und Stromschnellen quellen über, Büsche, Bäume und Blumen blühen in schillernden Farben.
Der über Jahrhunderte so immens wichtige Weihrauch spielt keine Rolle mehr, die Gewinnung ist wenig wirtschaftlich, selbst angelegte Plantagen bringen hier nicht wirklich Profit. Der wird heute mit dem schwarzen Gold, dem Erdöl, erwirtschaftet …
Die Fischer von Shannah
Ohrenbetäubendes Kreischen tausender hungriger Möwen, die fast schon aggressiv die hereinkommenden Fischerboote attackieren, um etwas vom begehrten Fang zu erhaschen, kündigt schon von weitem den Fischerhafen von Shannah an. Obwohl, Fischerhafen ist übertrieben, denn letztlich ist es lediglich ein aufgewühlter Sandstrand, auf dem das Leben so pulsiert, wie wir es sonst im Oman nicht kennen.
Mit hoher Geschwindigkeit schießen die mit schweren Netzten beladenen Boote dem Strand entgegen, erst im letzten Moment reist der Bootsführer den Heckmotor nach oben, damit die Schiffsschraube nicht den Grund berührt. Der Schwung lässt die Schaluppen aus dem Wasser bis hinauf auf den Sandstrand gleiten, wo sie abrupt gestoppt werden.
Nun kommen völlig verrostete MAN-Laster und Toyota Pickups zum Einsatz: Sie platzieren sich vor die Boote, welche an ihrem Heck angebunden werden, und mit aufheulenden Motoren mahlen sie sich nun, die Boote im Schlepptau, quer über den Strand durch den tiefen Sand, um sie höhergelegen sicher zu deponieren. Sofort werden diese nun entladen, die Fische sortiert, verpackt und auf Eis gelegt, während Bangladeschis sich um die Netze bemühen.
Der Trubel ist unglaublich, alle Rufen und Lachen durcheinander, der Dreck und Gestank ist gewöhnungsbedürftig. Es erinnert uns sofort an afrikanische Verhältnisse und wir fühlen uns wohl inmitten diesem Durcheinander. Hier lebt der Oman!
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Liebe Grüße an Euch alle,
Conny & Tommy