Welcome to Ghana!

Wir sind endlich mal wieder im englischsprachigen Afrika. Und hier heißen wir auch nicht mehr „Toubab“, sondern „Obronji“. Denn der „white man“ sind wir immer noch…

bunte Fischerboote empfangen uns in Ghana
bunte Fischerboote empfangen uns in Ghana
Fischmarkt in Dixcove
Fischmarkt in Dixcove
verwunschene Wege führen ins Paradies
verwunschene Wege führen ins Paradies
Fischerdorf Butre
Fischerdorf Butre
Badespaß in Butre
Badespaß in Butre
Fischerdorf Asemko
Fischerdorf Asemko
typische Fischerkate
typische Fischerkate
unser Traumplatz am Meer
unser Traumplatz am Meer
Sklavenfort Sao Jago da Mina in Elmina
Sklavenfort Sao Jago da Mina in Elmina
Sklavenfort Sao Jago da Mina in Elmina
Sklavenfort Sao Jago da Mina in Elmina
Sklavenfort Sao Jago da Mina in Elmina
Sklavenfort Sao Jago da Mina in Elmina
Manni´s Einbruch ins Wasserreservoir
Manni´s Einbruch ins Wasserreservoir
Bergeaktion
Bergeaktion
Fischer auf dem Kratersee Lake Bosumtwa
Fischer auf dem Kratersee Lake Bosumtwa
Fischer auf dem Kratersee Lake Bosumtwa
Fischer auf dem Kratersee Lake Bosumtwa

Wir sind endlich mal wieder im englischsprachigen Afrika. Und hier heißen wir auch nicht mehr „Toubab“, sondern „Obronji“. Denn der „white man“ sind wir immer noch…

 

Zwischen Korruption, Armut und Paradies,

Ghana ist ein Spagat, das spüren wir sofort. An der Grenze verläuft alles super korrekt und hilfsbereit, schnell sind die notwendigen Stempel in Pass und Carnet. Doch schon bei der ersten Kontrolle geht es los. „What do you have for me?“ ist die Standardfrage eines jeden Polizisten. Ist zwar alles harmlos, und wir sind mit einigen freundlichen Sätzen auch immer gleich durch, wir erfahren jedoch, dass fast jeder einheimische Fahrer etwas abdrücken muss.

Die Strände um Dixcove sind ein Traum. Busua, Butre, Asemko heißen die kleinen Fischerorte, die sich nach holprigen Pistenanfahrten zwischen hohen Palmen zeigen. Hunderte bunte Pirogen dümpeln vor den ärmlichen Hütten im Wasser, die Ausbeute der täglichen Ausfahrten ist jedoch gering. Die Menschen sind arm, besitzen nur das Nötigste, doch sie sind freundlich, haben immer Zeit für ein Lachen. Für uns ist es nicht leicht, an die schönen Plätze am Meer ranzukommen, es gibt keine befahrbaren Wege, diese enden stets mitten im Dorf. Aber wenn wir endlich einen Zugang finden, dann geht es kaum schöner.

In Takoradi wenden wir an einer T-Kreuzung vor dem Marktplatz mit seinen schmalen Gassen. Kein Akt, wir behindern niemanden, Verbotsschild gibt es auch keines. Trotzdem werden wir plötzlich von einem jungen Polizisten mit strenger Miene aufgefordert, hier und sofort im absoluten Halteverbot gegen die Fahrtrichtung zu parken. Große Belehrung, was wir alles falsch gemacht hätten, er muss uns jetzt eine Straße aufbrummen, kostet umgerechnet rund 50 Euro! Der spinnt! Der Mann in der Wechselstube gegenüber bekommt unseren Disput mit, mischt sich ein, wird böse. Wir gehen zur Wache, zum Chef. Dort eine weitere, heftige Diskussion mit unserem Helfer, ich verstehe nichts. Jetzt sollen wir 25 Euro bezahlen, als Zeichen seiner Freundlichkeit. Kommt nicht in Frage, wir haben ja nichts falsch gemacht. Ich rede nochmal mit ihm, ruhig und sachlich. Also gut, 12,50 Euro. Ich merke langsam, da geht’s nur um eine Aufbesserung des polizeilichen Taschengeldes, bei so etwas beteiligen wir uns in der Regel nicht. Wieder zurück zu „Manni“ sehen wir, dass wir inzwischen eine Parkkralle verpasst bekommen haben. Geht’s noch? Wir erklären dem Parkkrallenanbringer, dass wir auf besonderen Wunsch der Polizei hier zum Parken genötigt wurden. Interessiert ihn aber nicht, für Parkvergehen seien die nicht zuständig. Dies hier ist sein Job! Ja sind die denn hier alle nicht ganz dicht? Unser Helfer aus der Wechselstube streitet sich inzwischen lauthals mit einem halben Dutzend Polizisten der verschiedensten Abteilungen in einer gefährlichen, fast schon handgreiflichen Stimmung, wir befürchten, dass sie ihn gleich verhaften werden. Wir ziehen ihn von der Uniformmeute weg und ich gehe mit Peter, unserem Erstpolizisten in dessen Büro. Dort rekapitulieren wir nochmal in Ruhe die Aktionen der vergangenen beiden Stunden, entschuldigen uns schließlich jeweils beim Anderen und beteuern gegenseitig unter Austausch unseren Adressen unsere Freundschaft. Man löst die Parkkralle, wir dürfen zur Erledigung unserer Einkäufe sogar dort stehenbleiben. Na also, der Korruption erfolgreich getrotzt!

Westlich von Elmina mit seinem historischen, portugiesischen Sklavenfort, quartieren wir uns bei Stan in der „Stumble Inn Lodge“ ein. Um den begehrten Standplatz mit Meerblick zu bekommen, müssen drei Wäscheleinen gekappt, ein großer Sandhaufen weggeschippt und ein Baum halbseitig beschnitten werden. „No problem“ sagt Stan, „passt schon“. Der Platz ist urig gemütlich, spottbillig, die Stimmung kitschig schön.

Wir spazieren die wenigen Kilometer hinüber nach Elmina. Vorbei an einer Edellodge mit Golfplatz. Dann das Dorf, direkt anschließend. Die Armut, der Dreck, der Gestank ist fast unerträglich. Müllberge zwischen heruntergekommenen Behausungen, Kleinkinder und Schweine streiten sich um Essensreste. Rauchschwaden hängen schwer in der salzigen Luft, es stinkt nach Fäkalien. Die Gegensätze sind unbeschreiblich.

In Accra sind wir zurück in der modernen Welt. Dreispurige Schnellstraßen, mitteleuropäisches Verkehrsaufkommen, Hektik und Lärm. Porsche neben Handkarren, Krawatte neben amputiertem Bettler. Doch nur wenige Kilometer außerhalb wie in Kokrobite wieder das gewohnte Bild. Gelassenheit, Fischerboote, Rastaman-Stimmung.

 

Sklavenküste

Eigentlich nannten die ersten Europäer die Küste vor Ghana ja Goldküste, da hier dieses Edelmetall so reichlich zu finden war, ebenso wie Pfeffer und Elfenbein. Doch sie wurde sehr schnell zur Sklavenküste, denn von hier aus wurden Millionen Menschen in die Amerikas verschifft, was sich für die Beteiligten schlussendlich fast als noch einträglicher erweisen sollte als Gold. Santo Antonio, Metal Cross, Batenstein, San Sebastian, Vredenburgh, Sao Jorge da Mina, Amsterdam, Lijdzaamheid, Good Hope – die Namen der Forts, in deren Kerkern die Sklaven unter unmenschlichen Bedingungen auf ihre Transporte warten mussten, spiegeln die beteiligten Mächte wider.

Sao Jorge da Mina bei Elmina war 1482 die erste dieser unseligen Festungsanlagen, mit der die Portugiesen die europäischen Rivalen von ihren Märkten fernzuhalten versuchten. Doch es dauerte nicht allzu lange, und auch die übrigen Mächte der damaligen Welt erkannten die Möglichkeiten des einträglichen Geschäftes mit den Sklaven. Im 17. Jahrhundert eroberten dann die Holländer die portugiesischen Festungen und es entstanden dutzende von Forts und Handelsposten. Ab 1630 dienten sie den beteiligten Nationen fast ausschließlich dem Sklavenhandel und sicherten so eine dunkle Epoche europäischer Geschichte, von dessen Trauma sich Afrika bis heute nicht wirklich erholt hat.

Leider deckt sich das Ambiente um diese geschichtsträchtigen Anlagen so gar nicht mit der historischen Bedeutung. Der Dreck und Müll stapelt sich teilweise meterhoch, es stinkt nach Fäkalien. Und die Arroganz der Verantwortlichen gipfelt in exorbitant hohen Eintrittspreisen, ausländische Besucher sollen den achtfachen Preis Einheimischer bezahlen! Wir passen…

 

Traumplatz mit Hindernissen…

Noch vor dem Frühstück starten wir die kurvenreiche Straße hinunter an den Kratersee Bosumtwe, das wollen wir an einem hoffentlich herrlichen Standplatz am Wasser nachholen. In Abono zweigt eine sehr schmale, aber gerade noch befahrbare Piste entlang des westlichen Seeufers ab, doch es wird uns sehr schnell klar, dass das mit dem Platz am Seeufer schwierig werden wird, denn es gibt nirgendwo eine Möglichkeit, dorthin zu kommen. Wir halten an der Rainbow Garden Lodge, einer etwas renovierungsbedürftigen Anlage. Hier könnten wir uns durch den abschüssigen Palmengarten bis ans Wasser mogeln, der Preis ist auch ok, also entscheiden wir, zu bleiben. Zwei Stromleitungen müssen auf „Mannis“ Durchfahrtshöhe angehoben werden, geht gerade so. Dann zwischen zwei Bäumen durch, ein betoniertes Wasserreservoir vor uns. Wir fragen Ritschi, den Campmaster, wie die Beschaffenheit ist, kein Problem, ist starker Beton mit Eisenarmierungen, ja, aber wir haben zehn Tonnen, nein, nein passt schon, alles ganz stabil, fahren öfters Autos drüber. Na denn, und schon knallts, Beton bröselt, Eisen knirscht, und „Manni“ sackt vorne links tief ab, bis er auf dem Differenzial aufliegt, der Reifen in der Luft hängt. Na prima! Kennen wir ja nun schon…

Mit großen Augen steht unser Campmaster vor dem Malheur, meine Wut über mich selber bekommt er natürlich erst mal ab. Die Lage ist viel prekärer als vor ein paar Tagen, als uns ähnliches wiederfahren ist. „Manni“ steht schräg am Hang, der Reifen hinten rechts berührt gerade noch den Boden, wir können nicht abschätzen, wie stabil das betonierte Reservoir ist, und es ist abgrundtief, mindesten zwei Meter! Eile ist also geboten. Wir entscheiden, das Reservoir mit Steinen, die hier glücklicherweise zuhauf herumliegen, aufzufüllen, unser Campmaster engagiert eine Handvoll Burschen aus dem Dorf und auf unser Drängen hin einen großen stabilen Highlift, da unser Wagenheber hier nutzlos ist. Mindestens zwei Kubikmeter Steine wandern nun in den grundlos erscheinenden Schlick, bis „Manni“ so langsam wieder Boden unter dem abgesackten Reifen bekommt. Immer wieder heben wir ihn mit dem Highlift Zentimeter um Zentimeter an, um weitere Steine zu platzieren, doch jedes Mal drückt er mit seinem Gewicht alles unter sich tiefer in den Schacht. Und die Betonwände fangen langsam an, nachzugeben! Wir arbeiten wie die Berserker, und dann ist es endlich soweit – wir riskieren es. Alle Sperren rein, Traktion ist gut, und mit einem lauten Aufheulen befreit sich „Manni“ mal wieder selbst aus seiner misslichen Lage. Unsere Helfer brechen in lautes Jubeln aus, alle schlagen sich auf die Schultern, am meisten erleichtert ist wohl unser Campmaster.

Wir schlagen ihm vor, das Geld, das wir für das Campen bezahlen müssten, den Jungs, die uns geholfen haben, zu geben, er war ja nicht ganz unschuldig an der Aktion, auch wenn ich mir selbst in den Arsch beißen könnte. Er entschuldigt sich tausendmal und ist natürlich einverstanden.

Als wir schließlich direkt am Wasser stehen, schön entspannt unter Palmen, die Fischer in ihren eigenartigen „Booten“, die lediglich aus einem kantigen Stück Holz bestehen, uns zuwinken und uns Esel, Schafe und Hunde freundlich begrüßen, da ist das Ganze schon fast wieder vergessen. Ist ja auch schon langsam sowas wie Routine…

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer unter „reiseberichte“ und dann „ tagebuch“.http://www.mantoco.com/reiseberichte/tagebuch/2015-mali-burkina-faso-elfenbeinkueste-ghana.html

 

Liebe Grüße an Euch alle

 

Conny & Tommy

Traumplatz am Meer

Traumplatz am Meer