Traumhaft schöner Herbst in Anatolien, Georgien und Armenien

Nach einer kurzen Wetterstörung, ausgerechnet während unseres Aufenthaltes in Kappadokien, lacht die Sonne vom stahlblauen, wolkenlosen Himmel. Nachts wird es zwar schon ganz schön kalt, doch tagsüber genießen wir die Tage zwischen buntem Herbstlaub, ersten schneegezuckerten Gipfeln und angenehmen Temperaturen.

Typische Männerrunde im türkischen Teehaus
Typische Männerrunde im türkischen Teehaus
So macht einkaufen Freude!
So macht einkaufen Freude!
Hinter den Kulissen in der Bäckerei
Hinter den Kulissen in der Bäckerei
Herrliche Torfassade der Ulu Camii Moschee in Difrigi
Herrliche Torfassade der Ulu Camii Moschee in Difrigi
Der Euphrat zwängt sich durch den Karanlik Canyon
Der Euphrat zwängt sich durch den Karanlik Canyon
Die Piste ist leider nix für Manni!
Die Piste ist leider nix für Manni!
Wunderbare Tiefblicke zum Kemaliye Stausee
Wunderbare Tiefblicke zum Kemaliye Stausee
Von einem Stausee zum nächsten, überall sind die Flüsse angestaut
Von einem Stausee zum nächsten, überall sind die Flüsse angestaut
Bergwelt um den Tortum Stausee
Bergwelt um den Tortum Stausee
Kleine Wanderung im Cehennem Deresi Canyon
Kleine Wanderung im Cehennem Deresi Canyon
Georgien - am Vardzia Höhlenkloster
Georgien - am Vardzia Höhlenkloster
Frostig-schöner Sonnenaufgang am Madatapa See
Frostig-schöner Sonnenaufgang am Madatapa See

Nach einer kurzen Wetterstörung, ausgerechnet während unseres Aufenthaltes in Kappadokien, lacht die Sonne vom stahlblauen, wolkenlosen Himmel. Nachts wird es zwar schon ganz schön kalt, doch tagsüber genießen wir die Tage zwischen buntem Herbstlaub, ersten schneegezuckerten Gipfeln und angenehmen Temperaturen.

 

Divrigi

Das verschlafene Landstädtchen inmitten grandioser Berge beherbergt eine der bedeutendsten Moscheen Anatoliens. Die Ulu Cami aus dem 13. Jahrhundert thront unter der riesigen Burganlage, die oberhalb der Stadt alle Täler bewacht. Dieses seldschukische Meisterwerk ist deshalb einzigartig in seiner Bauweise, da die fünf Schiffe der Basilika alle eine andere Gewölbeform aufweisen. Die Prunkstücke sind jedoch die drei reich geschmückten Portale. Vor allem das bereits fertig restaurierte Nordportal fasziniert in seinen wunderschön detaillierten Steinmetzarbeiten. Die üppig geschmückte Ornamentwand über dem Eingang schlägt einen sofort in den Bann und man entdeckt immer wieder Neues, je länger man die fein gearbeiteten Portale betrachtet. Der gesamte Komplex wird noch auf Jahre hinaus restauriert, trotzdem beeindruckt er schon jetzt jeden Besucher.

 

Kemaliye

Zwischen dem in den schroffen Bergen versteckten Städtchen Kemaliye und den weiter nördlich verstreuten Dörfern erstreckt sich ein unglaublich tiefer Canyon, geschaffen vom Euphrat auf seinem Jahrmillionen langen Weg hinunter nach Mesopotamien. Doch nicht nur dieses beeindruckende Naturwunder zieht die Besucher an. Es ist vielmehr die durch die senkrechten Felswände geschlagene Straße, die es möglich macht, Zugang zu den versteckten Dörfern zu finden. Da der Staat keine Mittel zur Verfügung stellen wollte, um diese Straßenprojekt zu ermöglichen, machten sich die Dörfler selbst an die schwere Arbeit und schafften im Lauf von einigen Jahrzehnten das Unmögliche. Dutzende aus dem harten Fels herausgeschlagene Tunnels, eine kühn entlang der senkrechten Abbrüche trassierte Straße, gespickt mit grandiosen Ausblicken hinunter zum träge dahinfließenden Euphrat, ermöglichen nun den Menschen hier, Anschluss an die übrige Welt zu finden. Klar, für Manni ist es nicht möglich, diese Strecke zu meistern, zu niedrig sind die Eingangstunnels, zu eng so manche Kurve unter überhängenden Felsnasen herum. Doch auch eine Wanderung ermöglicht es, die Herkulesleistung der Bewohner zu würdigen.

 

Vardzia

Obwohl bereits unser dritter Besuch, fasziniert uns die Anlage der Höhlenklöster von Vardzia immer wieder. Die etwa 500 Meter hohe Felswand ist durchlöchert von Höhlen, die verbunden sind mit abenteuerlich steilen Treppen und so den Bewohnern Schutz boten vor unliebsamen Eindringlingen. Bis zu 800 Mönche lebten in der von Königin Tamar erweiterten Stadt, es konnten 50.000 Menschen Zuflucht finden. Die seinerzeit 2.000 Säle, verteilt auf 13 Stockwerke, existieren heute nicht mehr, ein starkes Erdbeben im 13. Jahrhundert lies die Felswand größtenteils in sich zusammenbrechen. Doch noch immer ist es faszinierend zu erkunden, wie seinerzeit diese Höhlenstadt geschaffen wurde.

 

Noravank und Tatev – zwei Klöster der Extraklasse!

Beiden Klosteranlagen gemeinsam ist die wundervolle Lage – schöner geht’s wirklich nicht: das zarte, in hellen Sandfarben errichtete Noravank inmitten rotschimmernder Felswände, versteckt in einem mächtigen Canyon, das wuchtige Tatev, schwarzgrau wie eine mittelalterliche Trutzburg, dagegen weithin sichtbar auf einem Felsensporn, die umliegende Landschaft beherrschend.

Unwiderstehlich der Charme der feinen Steinmetzarbeiten, schwebend fast, offen und einladend – Noravank empfängt dich mit weit ausgebreiteten Armen, will dich dem Himmel näherbringen. Musik schwingt leicht um die alten Steine, fordert zum Tanz, im Einklang mit der Welt. Schwermütig dagegen Tatev, düster und melancholisch, tiefe Klänge fordern Demut, wollen dich gefangen nehmen – und doch fühlst du Dich wohl, geborgen, zuhause.

Lass dich treiben zwischen den alten Gemäuern, sie kennen so viele Erlebnisse, so viele Schicksale. Es ist nicht Frömmigkeit, die hier herrscht, es sind tausend Jahre wechselvolle Geschichte. Und die begeistert, stimmt nachdenklich, lehrt. Und sie lehrt vor allem, dass die Menschheit nicht wirklich viel gelernt hat …

 

Vertreibung aus Berg-Karabach

„Die beiden hier sind letzte Woche aus Berg-Karabach geflüchtet, haben nur das mitnehmen können, was sie tragen konnten“. Wir sitzen zuhause beim ehemaligen Bürgermeister von Vaghatin, ein Nest irgendwo in den Bergen Armeniens. „Wir haben siebzig Flüchtlinge in unserem Dorf aufgenommen, verteilen sie auf die Familien hier. Es ist eine riesige Herausforderung für alle.“

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und den Unabhängigkeitserklärungen der Kaukasusländer entstand ein ethnischer Flickenteppich, der über Jahrzehnte zu militärischen Reibereien bis hin zu massiven Kriegen führte. Das christliche Armenien und das islamische Aserbaidschan kabbelten sich um einzelne Dörfer, die nun plötzlich auf dem Staatsgebiet des Nachbarn lagen bis hin zum offenen Krieg um ganze Provinzen.

Berg-Karabach liegt gänzlich auf aserbaidschanischem Gebiet, und die von den dort lebenden Armeniern ausgerufene, autonome Republik, war den Aseris natürlich immer ein Dorn im Auge. Nach jahrzehntelangem, gegenseitigem Drangsalieren und Morden schuf die aserbaidschanische Politik nun neue Fakten, da die armenische Schutzmacht Russland sich mit ihrem eigenen Krieg in der Ukraine beschäftigen muss. In einer großangelegten Militäraktion besetzten sie nun das gesamte Gebiet und nötigten die dort lebenden, rund 120.000 armenischen Bewohner, endgültig nach Armenien umzusiedeln. „Seit über tausend Jahren siedeln wir Armenier in Berg-Karabach. Kein Aseri lebt dort. Dieser Landstrich ist von unserer Geschichte geprägt, unsere Kirchen, erbaut im 6. Jahrhundert stehen dort. Warum soll das Aserbaidschan sein?“

In einer beispiellosen Flüchtlingskarawane verließen nun innerhalb nur weniger Tage alle Bewohner ihre Heimat, denn keiner von ihnen wollte unter der islamischen Herrschaft der aserbaidschanischen Diktatur leben. Fast alles blieb zurück, Vieh und Häuser sind für die Menschen für immer verloren. Armenien steht nun, kurz vor dem strengen kaukasischen Winter, vor der nahezu unlösbaren Aufgabe, all diese Menschen unterzubringen, zu versorgen und schließlich einzugliedern. Wie dies bewerkstelligt werden soll von diesem armen Land, das ist selbst größten Optimisten nicht klar.

Und es bleibt Angst. Angst, dass die Expansionsgelüste des Nachbarn weiter gehen, er auch noch den Süden des Landes letztlich schlucken wird, um die westliche Exklave Naxicevan ans Mutterland anzuschließen …

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer im Tagebuch ab 30. September 2023 - click hier

 

Liebe Grüße an Euch alle

Conny & Tommy

Sonnenuntergang am Kloster Chor Virap am Ararat
Sonnenuntergang am Kloster Chor Virap am Ararat
Wunderbares Kloster Noravank ...
Wunderbares Kloster Noravank ...
Eine riesige Herde Bezoar Steinböcke zieht im Morgengrauen am Kloster vorbei
Bezoar Steinböcke ziehen im Morgengrauen am Kloster vorbei
Mystische Stimmung im Kloster Noravank
Mystische Stimmung im Kloster Noravank
Ärmliches Leben in den armenischen Dörfern
Ärmliches Leben in den armenischen Dörfern
Neuschnee in den Bergen und klare Sicht auf dem Weg nach Tatev
Neuschnee in den Bergen und klare Sicht auf dem Weg nach Tatev
Herbststimmung am Kloster Tatev
Herbststimmung am Kloster Tatev
Innenhof des Klosters Tatev
Innenhof des Klosters Tatev
Kloster Noravank