Auf Spurensuche entlang der Weihrauchstraße

Nach einem kurzen Aufenthalt in den Emiraten lockt uns der unbekannte Süden Saudi Arabiens: Prähistorische Felsgravuren, jemenitische Vergangenheit, schroffe Hochgebirge und kristallklares Rotes Meer erwarten uns dort.

Nur sehr selten trifft man auf Reisende, die sich in diese abgelegene Region Saudi Arabiens begeben. Die Distanzen sind groß, die Anfahrt von Riyad öde. Und der Konflikt im Jemen schreckt ab. Doch man verpasst eine Seite Saudi Arabiens, die so ganz anders ist als die großen Wüstengebiete.

 

Die unglaubliche Vielzahl der Bir Hima Petroglyphen begeistert uns
Die unglaubliche Vielzahl der Bir Hima Petroglyphen begeistert uns
Filigrane Kamele eines antiken Künsterls
Filigrane Kamele eines antiken Künsterls
Große Gravurenwand mit vielen Schriften, die uns leider verschlossen bleiben
Große Gravurenwand mit vielen Schriften, die uns leider verschlossen bleiben
Lebensgroße Kamele schweben über die Felswände
Lebensgroße Kamele schweben über die Felswände
Bedeutende Inschrift über den Himyar König Yusuf Asʾar Yathʾar
Bedeutende Inschrift über den Himyar König Yusuf Asʾar Yathʾar
Rinder zeugen von einstmals anderen klimatischen Verhältnissen in der Wüstenregion
Rinder zeugen von einstmals anderen klimatischen Verhältnissen in der Wüstenregion
Reiter galloppieren bewaffnet in die Schlacht
Reiter galloppieren bewaffnet in die Schlacht
Ein Übernachtungplatz inmitten uralter Geschichte
Ein Übernachtungplatz inmitten uralter Geschichte
Qahtani Blumenmann mit traditionellem Blumenkranz im Haar
Qahtani Blumenmann mit traditionellem Blumenkranz im Haar
Najrans bedeutende Familie Makrami läd uns ein, hier zu übernachten
Najrans bedeutende Familie Makrami läd uns ein, hier zu übernachten
Jemenitischer Baustil - Al-Aan Palast der Familie Al Makrami
Jemenitischer Baustil - Al-Aan Palast der Familie Al Makrami
Altes Lehmziegelhaus in Najran
Altes Lehmziegelhaus in Najran
Die historische Altstadt von Zahran wird aufwändig renoviert
Die historische Altstadt von Zahran wird aufwändig renoviert
Bunte Hauseingänge in Zahran
Bunte Hauseingänge in Zahran
Wandmalereien ziehen sich durch jeden Raum
Wandmalereien ziehen sich durch jeden Raum
Al-Qatt Al-Asiri Wandmalereien auf den Fassaden in Al Khalef
Al-Qatt Al-Asiri Wandmalereien auf den Fassaden in Al Khalef

Nach einem kurzen Aufenthalt in den Emiraten lockt uns der unbekannte Süden Saudi Arabiens: Prähistorische Felsgravuren, jemenitische Vergangenheit, schroffe Hochgebirge und kristallklares Rotes Meer erwarten uns dort.

Nur sehr selten trifft man auf Reisende, die sich in diese abgelegene Region Saudi Arabiens begeben. Die Distanzen sind groß, die Anfahrt von Riyad öde. Und der Konflikt im Jemen schreckt ab. Doch man verpasst eine Seite Saudi Arabiens, die so ganz anders ist als die großen Wüstengebiete.

 

Al Ain, die unbekannte Keimzelle der Emirate

Spricht man von den Emiraten, dann denkt man in erster Linie an die Glitzermetropole Dubai, manchmal noch an Abu Dhabi. Doch wer kennt schon Al Ain, die entspannte Wüstenstadt an der Grenze zum Oman? Aber genau dort begann, was heute die Emirate sind.

So um 1630 herum tauchten aus den Weiten der arabischen Wüsten die Bani Yas Beduinen auf, die sich an den sandigen Ufern des Persischen Golfes als Perlentaucher niederließen. Die Bani Yas setzten sich aus rund fünfzehn verschiedenen Sippen zusammen, unter denen sich auch die Familien vom Stamm der Al Nahyan und Al Maktoom befanden.

Im Jahre 1761 ließen sich die Al Nahyan im heutigen Stadtbereich von Abu Dhabi nieder, während die Al Maktoom 1833 die Küste entlang weiterzogen, bis sie die Strände des heutigen Dubai erreichten. Diese beiden Familien regieren dort bis heute.

Doch es gab noch weitere Familien, die sich in diesen Regionen niederließen, und es entstanden die Emirate von Sharjah, Ajman, Ras Al Khaimah, Umm al-Qaiwain und Fujairah. Diese sieben Emirate waren sich selten grün, denn das Überleben war hart und man kämpfte um Land, Vieh und vor allem Wasser.

Als in den späten Vierzigern des vergangenen Jahrhunderts auf dem Land der Al Nahyan Erdöl entdeckt wurde, veränderte sich alles. Zehn Jahre später, als die ersten kommerziell nutzbaren Mengen exportiert werden konnten, blickten die benachbarten Sheikhs neidvoll nach Abu Dhabi, wo sich nun das Füllhorn des Reichtums öffnete. Um die wachsenden Begehrlichkeiten der erdöllosen Nachbarn im Zaum zu halten, beschloss der Sheikh Zayed Bin Sultan Al Nahyan gemeinsam mit dem in Dubai residierenden Sheikh Rashid Al Maktoom auf einem Treffen 1968, die Vereinigten Arabischen Emirate zu gründen, um die ärmeren Verwandten in der Nachbarschaft am Reichtum teilhaben zu lassen.

Al Ain war der Stammsitz der Al Nayhan Familie, die im in den 1890er Jahren erbauten Al Jahili Fort wohnte, während der jeweils aktuelle Sheikh in Abu Dhabi residierte. 1966 wurde Sheikh Zayed der neue „Ruler“ des Emirates Abu Dhabi und musste nun sein Al Ain verlassen. Doch hier in Al Ain wurden die Vereinigten Arabischen Emirate „erfunden“, hier ist bis heute die Familie Al Nahyan tief verwurzelt. Und die neunzehn Söhne und elf Töchter von Sheikh Zayed bewahren mit ihren Familien das Erbe dieser Dynastie.

 

Jahrtausende alte Kulturzeugnisse in der Bir Hima Wüste

Vor etwa 9.000 Jahren begannen erste Jäger und Sammler in diese Region ganz im Süden Saudi Arabiens einzuwandern. Der bis heute Wasser gebende Brunnen von Hima ließ später auch die Karawanen auf ihren Wegen durch die Wüste hier Station machen. All diese Menschen verewigten sich und ihre Erlebnisse im weichen Sandstein und geben heute Zeugnis der damaligen Zeit.

Dargestellt sind Tiere, wie Löwen, Geparden, Strauße, Oryxantilopen, Steinböcke, Pferde und Kamele; Menschen, wie Krieger mit Keulen und Lanzen, Jäger mit Beutetieren, Hirten mit Rinderherden, Kamelreiter, Aliya Göttinnen, Tänzer und ganze Schlachtszenen. Auch findet man viele Texte mit vorwiegend altsüdarabischen/sabäischen, aber auch nabatäischen und sogar altgriechischen Schriftzeichen. Oft wünschen wir uns, lesen zu können, was hier geschrieben wurde. Was für eine geheimnisvolle, vergangene Welt! Des Weiteren wurden natürlich auch Werkzeuge, antike Brunnen und Begräbnisstätten entdeckt.

Tagelang gehen wir auf Entdeckungstour. Kaum ein Felsen, kaum eine Wand ist ohne diese Felsgravuren geblieben. Wir entwickeln ein gutes Gespür, wo sich die interessantesten Petroglyphen verstecken könnten, und wir finden tausende …

 

Jemenitisch oder arabisch?

Ganz im Südwesten Saudi Arabiens, in und um die Stadt Najran, da treffen arabische und jemenitische Kultur aufeinander. Erst 1934 wurde dieses Gebiet von Saudi Arabien annektiert, und man sieht bis heute, dass die arabische Welt hier eigentlich fremd ist.

Schon in der Antike, als die Stadt hier unter dem Namen Ragmat bekannt war, gaben sich hier die unterschiedlichsten Eroberer die Klinke in die Hand. Da sie am Beginn der Weihrauchstraße lag, war ihr Besitz von großer strategischer und wirtschaftlicher Bedeutung. Sabatäer, Minäer, Sabäer und letztlich sogar die Römer balgten sich um die heutigen Ruinen von Ushdood.

Unter abessinischem Einfluss entwickelte sich eine große Christengemeinde, bevor 523 n.Chr. eine jüdische Gemeinschaft ein Massaker unter den Christen anrichtete. Nach der Islamisierung der Arabischen Halbinsel verließen viele Christen Najran, doch selbst im 13. Jahrhundert bildeten Christen und Juden noch zwei Drittel der Bevölkerung.

Wandelt man durch die alten Palmengärten, so entdeckt man auch heute noch viele der alten, mehrstöckigen Lehmziegelbauten, die so typisch für die jemenitische Kultur sind. Erst vor wenigen Jahrzehnten sind die Menschen hier in moderne Betonbauten umgezogen. Immer mehr werden nun restauriert, um das Erbe zu erhalten.

Auch die Menschen selbst sind unverkennbar ein anderer Schlag. Sie sind keine wahabitischen Araber, sie sind Ismailiten und stehen der Herrschaft der Saudis mehrheitlich kritisch gegenüber. Auf der anderen Seite genießen sie trotzdem die Errungenschaften und Annehmlichkeiten, die der saudische Staat ihnen gibt. Also verhalten sie sich kooperativ und erkennen bei einem Blick über die Grenze in den Jemen durchaus, dass sie sicher das bessere Los gezogen haben.

 

Die verschiedenen Baustile im Asir-Gebirge

Wie ein unüberwindbarer Riegel zieht sich das zerklüftete Asir-Gebirge parallel zum Roten Meer über die gesamte Arabische Halbinsel. Es ist gewissermaßen die östliche Abbruchkante des Großen Grabenbruchs und bis zu 3.000 Meter hoch. Dadurch ist es auch eine Wetterscheide. Die schwülwarme Meeresluft zieht in Form von dichtem Nebel die westlichen Hänge hoch und lässt das Hochland grün und fruchtbar zurück.

Die Unzugänglichkeit hatte zur Folge, dass sich viele alte Traditionen und Gebräuche bis in die Neuzeit gehalten haben. Und die Abgeschiedenheit brachte die unterschiedlichsten Bauformen hervor, die sich den harten Lebensbedingungen angepasst haben.

In Al Khalaf und Jahamah, südlich von Abha auf der Hochebene gelegen, wurden waagrecht liegende Schieferplatten in die Lehmziegelmauern eingearbeitet, um die Haltbarkeit des Lehms wegen der häufigeren Regenfälle zu erhöhen.

Rijal Almaa dagegen, am Fuß des Gebirges versteckt, ist aus dicken Steinmauern errichtet, damit die Sommerhitze draußen bleibt.

Auch die historische Burg von Al Malad, das restaurierte Bergdorf Dhee Ain oder auch das alte Dorf Al Kalada machen deutlich, dass das Leben sich tagsüber hinter Kühle spendenden Mauern abspielte.

Es macht Spaß, zwischen den alten Gemäuern herum zu wandern, denn hinter jeder Ecke finden wir kleine Details, die für Lebendigkeit sorgen. Unter den Frauen war es ein regelrechter Wettbewerb, wer wohl die schönsten Al-Qatt Al-Asiri Wandmalereien in meist geometrischen Formen oder Schnitzereien kreiert. Wir erforschen die Häuser von außen und wenn möglich von innen und bekommen ein Gefühl, wie die Menschen hier noch vor ein paar Jahrzehnten gelebt haben.

 

Multinationales Jeddah

Die Hafenstadt am Roten Meer war schon immer das Tor Saudi Arabiens zur übrigen Welt. Das Altstadtviertel Al Balad war die Keimzelle der Stadt, in den engen Häuserschluchten pulsierte das Leben.

Heute werden die mehrstöckigen Gebäude detailgenau renoviert, ein Mammutprojekt, um sie der Nachwelt zu erhalten. Dabei entstehen rund um die kleinen, gemütlichen Plätze Cafés, Galerien und Restaurants, die abends die Menschen anziehen. Das Flair wirkt international, vor allem, wenn sich Großereignisse wie ein Formel-1-Rennen in der Stadt abspielen.

Lange schlendern wir durch die Gassen und bewundern die Rawashin, diese kunstvoll gebauten hölzernen Balkone, die den Häusern dieses so typische Aussehen geben. Die seit dem elften Jahrhundert verbauten Mashrabiya sind nicht nur bloße Lüftungsgitter, sie sind Schmuckelemente und die Pracht Jeddahs.

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer im Tagebuch ab 05. Februar 2024 - click hier

 

Liebe Grüße an Euch alle,

Conny & Tommy

Wilde Gebirgslandschaft im Grenzgebiet zu Jemen
Wilde Gebirgslandschaft im Grenzgebiet zu Jemen
Paviane, immer gegewärtig im Asir Gebirge
Paviane, immer gegewärtig im Asir Gebirge
Al-Qatt Al-Asiri oder auch Majilis Malereien sind Frauensache und konkurrieren miteinander
Die Majilis Malereien sind Frauensache und konkurrieren miteinander
Schiefersteine als Gestaltungselement? Sie werden zum Schutz gegen Regen in der Fassade verankert
Schiefersteine als Gestaltungselement? Sie werden zum Schutz gegen Regen in der Fassade verankert
Viele Berge, viele tolle Pässe und viel Nebel im Asir Gebirge
Viele Berge, viele tolle Pässe und viel Nebel im Asir Gebirge
Aufwändig geschnitzte Holzbalken und Türen im Al Malad Castle
Aufwändig geschnitzte Holzbalken und Türen im Al Malad Castle
Historische Altstadt von Jeddah mit der berühmten Architektur
Historische Altstadt von Jeddah mit der berühmten Architektur
Rawashin heißen die verzierten Teakholz-Balkone Jeddahs
Rawashin heißen die verzierten Teakholz-Balkone Jeddahs