Tagebuch unserer Lebensreise – 2023

Ende Oktober 2022 hatten wir eine neue Gruppe interessierter Reisefreunde an der Grenze der Türkei zu Iran in Empfang genommen und sind mit ihnen durch den Iran und den Irak nach Kuwait und weiter nach Saudi Arabien und schließlich in den Oman gereist.

Unsere Pläne sehen vor, unsere Erfahrungen an die Teams weiterzugeben und gemeinsam den Oman, die Vereinten Arabischen Emirate, Saudi Arabien und Jordanien ausgiebig kennen zu lernen. Anschließend geht es über den Irak und den kurdischen Nordirak zurück in die Türkei, wo wir uns von unseren Teams verabschieden werden.

Ein Besuch in Deutschland ist dann geplant; ob mit Manni oder mal eben fliegen, das wissen wir noch nicht.

Im Oktober wollen wir dann mit einem neuen Team die wegen Corona und Bürgerkriegen schon mehrmals verschobene Transafrika-Reise endlich angehen, sollten alle Hindernisse bis dahin aus dem Weg geräumt sein …

 

 

01.– 02. Januar 2023 - Runter an den Indischen Ozean!

Unterwegs im Hinterland von Salalah

Nach einem ausgiebigen Neujahrsfrühstück verlassen wir unseren tollen Sylvesterplatz und machen noch einen kurzen Abstecher in die Dünen vor uns. Doch irgendwie ist das Terrain hier zu touristisch nach unseren bisherigen einsamen Touren. Also kehren wir schon bald wieder um und fahren endgültig raus aus der Rub al Khali. Die Strecke nach Shisr ist extrem nervig, da sie neu trassiert wird, Baustellenfahrzeuge für unendlich viel Staub sorgen und Wellblech auf den Ausweichpisten unsere Fahrzeuge malträtieren. Doch irgendwann sind auch diese 30 Kilometer geschafft und der Asphalt hat uns wieder! Rasch sind wir dann in Thumrayt, stocken unsere Vorräte auf und bekommen endlich eine SIM-Karte, um unsere verspäteten Weihnachtsgrüße und Neujahrswünsche auf den Weg zu bringen. Weiter westlich, in Mudayy, finden wir dann einen netten Platz an einem trockenen Flusslauf.

Unser direkter Weg gen Süden wird nach wenigen Kilometern zu einer teilweise grauseligen Wellblechpiste. Aber mehrheitlich passable und gute Abschnitte lassen uns schließlich entspannter vorankommen. Die Landschaft wird immer grandioser, wir queren eindrucksvolle Canyons, die Erde scheint hier regelrecht aufgeplatzt zu sein. Nach vier Stunden Hoppelei sind wir durch und gleiten nun auf perfektem Asphalt weiter nach Westen. Auf fast 1.300 Höhenmetern erreichen wir schließlich den Scheitelpunkt unserer heutigen Fahrt. Ab hier geht es nun hinunter zum Indischen Ozean, der immer wieder zu uns heraufblitzt. In endlosen Kehren schieben wir Manni langsam dem Wasser entgegen, richtige Wälder erwarten uns, je tiefer wir kommen. Blühende Wüstenrosen, ja sogar ein riesiger Baobab-Baum erinnern an Afrika! In Dhalqut, einem etwas heruntergekommenen Küstenort, können wir dann endlich durch das Wasser laufen!

Rub al Khali – Shisr – Thumrayt – Mudayy – Dhalqut  -  370 km  -  270 Tage  -  26570 km

03. Januar 2023 - Ein Blick hinüber in den Jemen …

Der Jemen ist zum greifen nah ...

… ist leider alles, was wir von diesem geschundenen Land heute zu sehen bekommen. Die Fahrt in Richtung der Grenze ist jedoch ausgesprochen abwechslungsreich. Erste Küstennebel ziehen die zerklüfteten Steilwände empor, die Luftfeuchtigkeit ist deutlich spürbar. Deshalb gedeiht hier eine überraschend exotische Flora, wie wilde Feigenbäume mit imposanten Luftwurzeln  oder dem Weihrauchbaum, mit gänzlich unspektakulärem Aussehen.  Immer wieder stehen Kamele zwischen dem ganzen Grünzeugs, ein etwas ungewohnter Anblick, diese Wüstentiere hier gemeinsam mit vielen Rindern zu sehen, die alles wegfressen, was sie zwischen die wulstigen Lippen bekommen. Kurz vor der Grenzstation wechseln wir auf die Hauptstraße nach Osten, queren wieder die immens steilen Rampen von gestern und schlängeln uns schließlich steil hinunter nach Rakhyut, dessen toller Sandstrand uns schon von weitem lockt. Nach einem ausgiebigen Spaziergang und einem ersten Bad im Indischen Ozean ziehen wir etwas weiter weg von der extrem lauten Brandung, um in der Nacht Ruhe zu haben.

Dhalqut – Rakhyut  -  85 km  -  271 Tage  -  26655 km

04. – 05. Januar 2023 - Traumstrand Fizayah Beach

Traumstrand Fizayah Beach im ersten Sonnenlicht

Geröllig und steil windet sich die alte Zufahrtsstraße nach Rakhyut über die bergigen Hänge, genau das richtige für uns. Schmal und in engen Kehren überwindet sie einen ersten Rücken. Manni braucht die Untersetzung, und im ersten und maximal zweiten Gang klettert er selten mehr als im Schritttempo die nächsten drei Kilometer nach oben. Immer wieder bremsen uns zusätzlich noch wackelig auf ihren Beinchen stolpernde Babykamele aus, doch schließlich haben wir diese Herausforderung geschafft. Die nun folgenden zehn Kilometer sind nicht mehr wirklich anstrengend, und wir sind wieder auf der Hauptstraße. Über einen 1.100 Meter hohen Höhenzug erreichen wir den Abzweiger zum weithin bekannten Fizayah Beach. Und schon bei der Anfahrt durch die steilen Felswände wird klar, warum dieser Strand so beliebt ist: Kleine, sandige Buchten reihen sich aneinander, zerfressene Felsen im Wasser und am Strand bieten ein attraktives Bild, und das türkisfarben zu uns heraufschimmernde Wasser sorgt für karibisches Feeling.

Unten angekommen, treffen wir auf so manch anderen Traveller, interessanterweise kennen sie uns alle, denn jeder hat schon von irgendwo her von Mantoco gehört oder gelesen. Es ergeben sich nette Gespräche, und wir genießen die Atmosphäre mit Gleichgesinnten. Das Meer ist angenehm temperiert, die Sonne sorgt für sommerliche Gefühle, und die Umgebung begeistert. Wir bleiben dann mal ein wenig …

Rakhyut – Fizayah Beach  -  60 km  -  273 Tage  -  26715 km

06. – 07. Januar 2023 - Salalah

Tropisches Ambiente bei den Plantagen Salalahs

Nach zwei Tagen wird uns der schönste Strand ein wenig übersichtlich und wir packen unsere Sachen, um weiter nach Salalah zu fahren. Dort plündern wir erst mal einen riesigen Hypermarket, um die Luft aus den Kühltruhen zu lassen. Anschließend lassen wir uns an der Lagune im Osten der Stadt nieder und lauschen dem vielstimmigen Gezwitscher der reichhaltigen Vogelwelt.

Die Nacht war etwas unruhig, denn es ist Wochenende und auch der Omani verbringt da eben die halbe Nacht am Strand. Und als der Morgenruf des Muezzins die Vogelwelt weckt, ist es endgültig durch mit der Ruhe. Wir cruisen noch ein wenig durch die Stadt, doch so richtig Aufregendes gibt sie nicht her. Spannender ist dann unsere gestrige Einladung zum Lunch von einem syrisch-marokkanischen Paar. Wir werden phänomenal verköstigt und mit den üppigen Resten für die nächsten Tage versorgt, erfahren so manch interessantes über das aktuelle Leben im Oman und verbringen einen gemütlichen Tag und Abend zusammen.

Fizayah Beach – Salalah – Hawana Resort  -  170 km  -  275 Tage  -  26885 km

08. – 09. Januar 2023 - Im Wadi Darbat

Wunderschöner großer Wasserfall im Wadi Darbat

Eine gewaltige, aber völlig zerfressene Felswand schottet das innere Wadi Darbat ab. Über diese Steilstufe ergießt sich ein sehr fotogener Wasserfall, der ein dutzend wunderschöner, türkisfarbener Becken mit glasklarem Wasser füllt. Wir balancieren über glattpolierte Steine und Felsen bis direkt unter diese Steilstufe und genießen natürlich auch ein Bad im herrlich erfrischenden Nass. Weiter oben im Wadi, das über eine Asphaltstraße bestens erschlossen ist, finden wir dann einen schönen Platz direkt am Fluss. Das Panorama erinnert wirklich stark an Tansania, wenn man sich die Esel und Kamele als Zebras und Giraffen vorstellt …

Wir laufen weit hinein in das Wadi, vorbei an interessant gewachsenen wilden Feigenbäumen, deren Luftwurzeln im Lauf der Jahrhunderte zu richtigen Stämmen mutierten. Und Conny nutzt den Tag, um mal schon länger anstehende Ausbesserungsarbeiten an Manni vorzunehmen. Gegen Abend trudeln so langsam unsere Teams bei uns ein, und ein gemeinsamer Lagerfeuerabend beschließt unsere Zeit um Salalah.

Hawana Resort – Taqah – Wadi Darbat  -  35 km  -  277 Tage  -  26920 km

10. Januar 2023 - Ein bisschen wie in Ostafrika …

Traditionelle Holzfenster im alten Stadtteil von Mirbat

… ist es auch im Wadi Hinna, ein schmales Tal, das sich oberhalb von Mirbat durch die Felsmauer zwängt. Eine ganze Menge Baobabs recken hier ihre nur spärlich bewachsenen Winteräste in den Himmel; ein tolles Bild, das uns gedanklich sofort dorthin beamt, wo wir am liebsten sind – nach Afrika! Das Küstenstädtchen Mirbat empfängt uns mit ziemlich viel Ruinen, denn die alte Stadt ist längst aufgegeben und wird mancherorts trotzdem von Bangladeschis bewohnt, die von den Besitzern kostenlos geduldet werden. Direkt neben dem renovierten Castle, dem ehemaligen Wohnhaus des Walis, das heute ein liebevoll arrangiertes Museum ist, stellen wir uns oberhalb der Bucht an den Strand.

Wadi Darbat – Wadi Hinna – Mirbat  -  50 km  -  278 Tage  -  26970 km

11. Januar 2023 - Entlang der wilden Küste gen Norden …

Was für ein Stellplatz!

… zieht es uns nun. Doch als wir aufstehen, laufen wir seltsam schräg in Manni umher. Das Rätsel ist nach einem Blick nach draußen schnell gelöst – wir haben einen Platten! Ein mehrere Zentimeter langer Flankenriss hat die Luft hinten rechts über Nacht entweichen lassen, na prima! Doch nach dem Aufpumpen hält er die Luft erstaunlich gut. Also fahren wir erst mal weiter, denn die Reifen müssen sowieso nur noch bis Dubai halten, dort wartet bereits ein neuer Satz auf uns. Innerhalb von nur zehn Minuten haben wir auf der Polizeistation unsere Visa um einen weiteren Monat verlängert, jetzt sind wir zeitlich wieder unbegrenzter unterwegs. Über Sadah und Hasik, immer entlang einer beeindruckenden Felsszenerie, ist die Straße oft abenteuerlich zwischen Meer und Felsen verlegt worden. Fantastische Panoramablicke nach beiden Seiten begeistern uns, und Delfine begleiten uns immer wieder, nur wenige Meter vom Ufer entfernt. Als sich unter uns ein gigantischer Canyon zeigt, schlagen wir unser Lager an der Abbruchkante auf und können uns kaum sattsehen an dem, was die Natur hier geschaffen hat!

Mirbat – Sadah – Hasik – Viewpoint Canyon  -  190 km  -  279 Tage  -  27160 km

12. – 13. Januar 2023 - Ins Wadi Shuwaimiyah

Blick ins Wadi Shuwaimiyah

Nach nur kurzer Fahrt hinunter ans Meer biegen wir ab ins vielgepriesene Wadi Shuwaimiyah. Und es ist wirklich schön dort hinten zwischen den weißen Sandsteinfelsen, den erfrischenden Quellen und Wasserbecken, und den üppigen Palmenwäldchen. Von unserem Standort aus wandern wir ein wenig in die Seitentäler und bewundern die geologischen Feinheiten der Erdgeschichte.

Reichlich trüber Himmel setzt der Attraktivität des Wadis einen kleinen Dämpfer auf und wir entscheiden, schon heute wieder heraus zu fahren. Über Al Shuwaimiyah und Shelim erreichen wir eine recht monotone Hochebene, auf der wir rasch vorankommen. Doch plötzlich werden wir ausgebremst, denn unser beschädigter Reifen fängt an, die Luft rascher zu verlieren. Der Wechsel lässt sich also nicht mehr hinauszögern und wir machen uns auch sofort an die Arbeit und nur zwei Stunden später steht Manni auf zwei neuen Hinterrädern. Wir fahren noch ein Stück weiter bis zum Wadi Ghadun, wo wir uns zwischen Akazien einen ruhigen Platz suchen.

Viewpoint Canyon – Wadi Shuwaimiyah – Shelim – Wadi Ghadun  -  295 km  -  281 Tage  -  27455 km

14. – 16. Januar 2023 - Vermüllter Traumstrand bei Khalouf

Wüstenfeeling am Wegesrand

Die Landschaft bleibt monoton, also machen wir heute mal Strecke. In Duqm überrascht uns sehr rege Bautätigkeit, hier entsteht ein neues Industriezentrum, was auch nicht gerade zur Verschönerung der Region beiträgt. Also weiter. Erfreulicherweise wird es rund um uns nun etwas ansehnlicher und wir finden gegen Abend sogar einen ausgesprochen schönen Platz für uns vor einer tollen Dünenszenerie mit uralten, verwitterten Felsformationen und knorrigen Bäumen.

Die bekannten, schneeweißen Sugar Dunes am ziemlich vermüllten Strand schenken wir uns, aber am Ende der weitläufigen Bucht unterhalb von Khalouf entdecken wir schließlich eine wunderschöne Ecke, die wir sofort zu unserem heutigen Traumstrand ernennen. Wir sammeln den Müll rund um Manni ein und bleiben dann mal …

Wadi  Ghadun – Duqm – Khalouf  -  370 km  -  284 Tage  -  27825 km

17. – 18. Januar 2023 - Und weiter geht's gen Norden

Emsiges Spektakel am Fischereihafen von Shannah

Nach zwei entspannten Tagen mit Baden im Indischen Ozean, langen Strandläufen und viel Nichtstun sind wir wieder fit für Neues. Also wühlen wir uns aus unserem Tiefsandplatz, pumpen die Reifen wieder auf Straßendruck auf und verlassen diesen schönen Ort. Für die weitere Fahrt wählen wir die sehr gut zu befahrende Piste über die oft salzige Ebene nach Filim. Die Gegend bleibt flach und langweilig, bis wir durch brackige Lagunen den Fischerort Shannah gegenüber der Insel Al Masira erreichen. Hier stürzen wir uns sofort in das Fischereispektakel und genießen die lebendigste Seite Omans.

Rasch sind wir heute an unserem Ausgangspunkt für die Süd-Nord-Durchquerung der Wahiba Sands. Hier treffen wir uns wieder mit unserer Gruppe, um gemeinsam diese Herausforderung anzugehen. Ob uns dies auch gelungen ist, das erfahrt ihr dann im nächsten Newsletter …

Khalouf – Filim – Shannah – Quhaid  -  200 km  -  286 Tage  -  29025 km

19. Januar 2023 - Durch die Wahiba Sands

Erstes Zwischenziel erreicht - eine Moschee inmitten der Wüste

Schon um acht Uhr früh, um die von der Nachtfeuchte noch festeren Sandflanken der zu überwindenden Dünen leichter zu bewältigen, sind wir alle startklar: Die Einstiegsroute ist besprochen, der Reifendruck minimiert, die Reihenfolge der Teams festgelegt, der nächste Treffpunkt auf der bereits sichtbaren, großen Düne klar, die Motoren auf Betriebstemperatur angelaufen. Wir blicken in angespannte Gesichter, was wird uns erwarten? Und los geht‘s …

Sofort werden die Fahrspuren tief, als wir uns durch das Beduinendorf Quhaid um die ärmlichen Hütten mühen. Unter dem Gejohle einiger Kinder meistern wir die Ortsdurchfahrt jedoch problemlos. Doch dann die steile Auffahrt zur ersten großen Düne: Der erste rollt los, Untersetzung zugeschaltet, zweiter Gang, und immer schön auf dem Gas bleiben. Und es klappt wunderbar!

Einer nach dem Anderen erklimmt das erste ernsthafte Hindernis, erste Erleichterung macht sich breit. Doch auch die zweite und dritte der großen Dünen mit den dazwischen liegenden Abfahrten lässt den Puls jedes Mal aufs Neue schneller schlagen. Aber unsere Routenwahl ist perfekt, keiner bleibt irgendwo stecken. Und so werden sie mit jeder Düne forscher, gewinnen mehr Sicherheit.

Wir erreichen die sandige, mit Büschen bewachsene Ebene nach dem Dünengürtel. Frühstückspause. Alle reden durcheinander, lachen, sind super gelöst, denn die Hauptschwierigkeiten haben alle Teams souverän gelöst. Nun cruisen wir entspannt um und über kleinere Dünengürtel, tauchen durch sandige Senken, lassen die Fahrzeuge in der Falllinie an Dünenkanten spannend steil nach unten gleiten. Am frühen Nachmittag erreichen wir die Große Moschee der Wahiba Sands, die hier seltsam deplatziert zwischen den Sandbergen steht. Und wir machen Schluss für heute …

Quhaid – Wahiba Sands Moschee  -  55 km  -  287 Tage  -  28080 km

20. Januar 2023 - Und weiter geht‘s durch den weichen Sand …

Manni ist in seinem Element!

… denn wir haben erst knapp die Hälfte der Durchquerung geschafft. Wir lassen es gemütlich angehen, fahren als Letzte von unserem Übernachtungsplatz los, um helfen zu können, falls es unterwegs Probleme geben sollte. In herrlichem Auf und Ab gleitet Manni um die niedrigen Dünen, taucht ab über steile Abbrüche, verschwindet in weiten Tälern, um auf der anderen Seite mühsam wieder den sandigen Hang zu erklimmen. Wir müssen den Luftdruck verringern, um die steilsten Passagen zu schaffen, doch letztlich ist alles das pure Fahrvergnügen. Als wir die Ebene um das erste Touristencamp erreichen, ist es vorbei mit der Wüsteneinsamkeit: Wochenendbesucher, Touristen, und viel Müll; Dünenfahren ist angesagt, und wir machen uns rasch vom Acker. Kurz vor dem Ende der Dünen suchen wir uns noch einen Übernachtungsplatz, um eine letzte Wüstennacht zu erleben.

Wahiba Sands Moschee – Wahiba Sands Ausstieg  -  75 km  -  288 Tage  -  28155 km

21. Januar 2023 - In das Hajar al-Sharqi Gebirge

Pistenspaß in herrlicher Landschaft

Nach einer recht windigen Nacht mit viel Sand in der Luft verlassen wir die Wahiba Sands, um unseren Freund Peter in Al-Mudayrib zu treffen. Gemeinsam fahren wir nun in die schroffe Bergwelt, die sich zwischen der Sandwüste und dem Indischen Ozean bis auf über 2.000 Meter hoch aufsteilt. Immer tiefer dringen wir ein in diese abweisende Felsenlandschaft, die asphaltierte Straße endet in einem Dorf und nun beginnt eine der spektakulärsten Bergstraßen des Oman. Erst durch steinige Wadis, dann in endlosen Kehren unglaublich steil empor. Plötzlich eine Schrecksekunde: Wir haben vorne links einen Platten! Das Ventil hatte sich durch die ständige Rüttelei gelockert und ist schließlich abgefallen. Wir haben einen Ersatz dabei und das Problem ist somit rasch gelöst. Oben auf dem Al Salil Plateau in 1.450 Metern Höhe empfängt uns ein kalter Wind und wir verziehen uns trotz grandioser Aussicht auf einen tollen Sonnenuntergang schon bald in den Laster.

Wahiba Sands – Al-Mudayrib – Al Salil  -  125 km  -  289 Tage  -  28280 km

22. – 23. Januar 2023 - Hinunter zu den Klippen von Fins

Extrem steile Abfahrt nach Fins

Auch als die Sonne wieder aufgegangen ist, bleibt es ziemlich frisch hier oben. Also gibt es heute Indoor-Frühstück. Dann geht es wieder auf die steile Bergpiste, auf der wir schon bald sogenannte Bienenkorbgräber erreichen, die sich wahllos über die steinigen Hügel verteilen. Die Aussicht auf die unter uns sich ausbreitende Landschaft ist dabei wirklich beeindruckend. Über ein karges Plateau hoppeln wir weiter um markante Erhebungen herum bis zur Majlis al-Jinn Höhle, deren gigantische Ausmaße wir durch beeindruckende Löcher in der karstigen Umgebung einer kleinen Ansiedlung nur erahnen können.

Von der Abbruchkante des Plateaus schweift unser Blick anschließend weit hinunter zum Indischen Ozean, der strahlend blau zu uns heraufleuchtet. Dort müssen wir nun runter, 1.800 Höhenmeter auf nur wenigen Kilometern überwinden. Und was für eine kühn angelegte Piste dies ist, das merken wir schon nach der ersten Kehre: Extremes Gefälle und enge Kehren fordern Manni, die Getriebeuntersetzung unterstützt unser vorsichtiges Heruntertasten. Die Einblicke in das Wadi Fins und die angrenzenden Canyons sind grandios! Und so nähern wir uns ganz langsam und vorsichtig unserem Ziel, dem White Beach von Fins, wo wir uns auf eine der vielen Klippen stellen.

Den ganzen Tag vertrödeln wir mit anderen Afrikafahrern, genießen den Austausch mit Gleichgesinnten. So vergeht die Zeit unbemerkt, und ehe wir uns versehen, ist es auch schon wieder Nachmittag …

Al Salil – Majlis al-Jinns – Fins White Beach  -  45 km  -  291 Tage  -  28325 km

24. – 25. Januar 2023 - Im Wadi al Arabiyin

Wanderung ins Wadi al Arabiyin

Nicht weit ist es ins Wadi al Arabiyin, zu einem unserer Lieblingsplätze im Oman. Nach einem Kurzbesuch am Bimmah Sink Hole, einer eingebrochenen Karstdoline mit klarem Wasser, das zum Baden einlädt, biegen wir in Thibab ab auf die Piste ins Wadi al Arabiyin. Diese ist vor kurzem erst neu präpariert worden und somit fast rüttelfrei zu befahren. Auf beiden Seiten wird das Wadi von beeindruckenden Felswänden begrenzt. Wir passieren zwei kleine Weiler, queren immer wieder das fast trockene Flussbett, und erreichen schließlich die Kiesfläche vor dem tiefen Badebecken unter der senkrechten Felswand, ein beliebter Platz zum Campieren.

Kaum sind wir ausgestiegen, läuft auch schon der Inhaber des inzwischen fertig gebauten, kleinen Arabeieen Resorts zu uns herüber: „Herzlich willkommen! Ihr seid wieder da! Schaut, ich habe eure Fotos hier auf meinem Handy, das war vor vier Jahren!“  Die Überraschung und Freude ist beidseitig, und wir verbringen viel Zeit zusammen, um über die vergangenen vier Jahre zu quatschen.

Baden, Wäsche waschen, mit Vorbeikommenden reden – der Vormittag ist wieder rasch vorüber. Gegen Mittag starten wir zur Wanderung zum letzten Dorf des Wadis und weiter über riesige Blöcke und vorbei an sprudelnden Bachläufen und glasklaren Wasserbecken, bis zwischen hoch aufragenden Felswänden Schluss ist. Gewaltige Mauern bauen sich um uns herum auf, die Kräfte der Natur lassen uns ehrfürchtig aufblicken. Zurück bei Manni tummeln sich inzwischen fünf weitere Camper um uns herum - die Beliebtheit des Platzes ist nicht zu verleugnen …

Fins White Beach – Thibab – Wadi al Arabiyin  -  45 km  -  293 Tage  -  28370 km

26. – 31. Januar 2023 - Rund um Muscat

Besuch bei unseren omanischen Freunden

Das Wetter droht regnerisch zu werden, keine guten Voraussetzungen, um in einem Wadi zu verweilen. Also verlassen wir diesen schönen Ort wieder und fahren die abwechslungsreiche Piste weiter, vorbei am Dayqah Staudamm, wo wir kurz vorher auf die Asphaltstraße nach Quriyat treffen. Die nette Küstenstadt lassen wir diesmal links liegen, benutzen dafür ein Stück die Autobahn nach Muscat, um bei Salil diese aber gleich wieder zu verlassen. Die Piste hoch nach Yiti folgt meist einem Wadi, entsprechend schön bleibt deshalb die Fahrt dorthin und auch weiter zum Ras al Khairan, wo wir auf einem Aussichtshügel hoch über der buchten- und inselreichen Küste einen tollen Platz finden.

Muscat kennen wir von unseren früheren Aufenthalten, also verabreden wir uns mit lieben Menschen, die wir kennen. Mit Safiya und Yousuf, mit Wadhah und seiner Familie und auch mit Audrey und Steve und erleben so drei interessante Tage und Abende. Inzwischen sind auch unsere Teams in der Stadt eingetroffen und wir verabreden uns am Udhaybah Beach im Westen der langgestreckten Metropole, unserem Standort während unseres Aufenthaltes hier.

Wadi al Arabiyin – Ras al Khairan – Muscat – Udhaybah Beach  -  250 km  -  299 Tage  -  28620 km

01.– 02. Februar 2023 - Durch das Wadi Bani Awf …

Auf spannenden Pisten durch das Wadi Bani Awf

… hoch auf das Al Alamin Plateau, das ist unser nächster Plan. Doch zunächst machen wir noch einen Abstecher zum Ras as Sawadi, dieser herrlichen Landzunge mit den vorgelagerten Inseln. Die Fahrt entlang der Küste ist wenig attraktiv, ein einziger Siedlungsbrei erstreckt sich bis Barka, diesem einst so netten Fischerort, der inzwischen fast zu einem Vorort von Muscat geworden ist. Das dortige, einst weithin sichtbare Fort und die sich anschließende Altstadt, verschwinden nun im Schatten einer nagelneuen Einkaufsmeile. Dagegen hat sich das Ausflugsziel Ras as Sawadi erfreulicherweise kaum verändert.

Nach einer etwas abenteuerlichen Zufahrt zu einer Gasauffüllstation, wo wir rasch und unkompliziert unsere Gasflaschen auffüllen lassen, erreichen wir über die Oasenstadt Ar Rustaq das zerklüftete Gebirge. Auch hier ist die einst einsame Landschaft inzwischen völlig zersiedelt. Erst als wir ins schmale, sich zwischen mehrere hundert Meter hohe Felswände tief eingegrabene Wadi Bani Awf einfahren, hat uns die grandiose Natur wieder in ihren Bann gezogen. Dem jetzt trockenen Flussbett folgend, zieht sich die noch asphaltierte Straße immer tiefer hinein in diese tolle Berglandschaft. An den Badegumpen des Litte Snake Canyons treffen wir drei unserer Teams wieder, um mit ihnen gemeinsam die anspruchsvollen Bergpisten in Angriff zu nehmen. Nach einem Abstecher zum Eingang der Snake Gorge beziehen wir auf einem etwas erhöhten Plateau Quartier für die Nacht.

Udhaybah Beach – Ras as Sawadi – Ar Rustaq – Wadi Bani Awf  -  200 km  -  301 Tage  -  28820 km

03. Februar 2023 - Spannende Pisten im Wadi Bani Awf

Spaziergang durch das wunderschöne Oasendorf Balad Sayd

Nicht umsonst ist diese Region eine unserer Lieblingsecken im Oman! Hinter jeder Kurve erwartet uns ein grandioses Panorama, die Bühne für eine anspruchsvolle Fahrt über steile Pisten, die unsere Teams spürbar fordern. Entlang der senkrechten Schlucht des Snake Canyon erreichen wir Bilad Sayd, das wohl schönste Dorf in diesem Gebiet. Lange wandern wir zwischen den alten Häusern umher, erklimmen die kleine Burg, die hoch über den Palmengärten thront und lassen uns beeindrucken von den eintausend Meter hohen Felswänden um uns herum.

Die uns bevorstehende Passauffahrt zum Al Alamin Plateau verlangt unseren Lastern ziemlich viel ab, denn die Steigungen sind nur mit Getriebeuntersetzung zu bewältigen, und an manchen Stellen ist die Piste so schmal, dass nicht mehr viel Luft zwischen den Reifen und dem Abgrund ist. Für die rund zwölf Kilometer und 1.000 Höhenmeter brauchen wir fast eine ganze Stunde, doch es ist letztlich wie immer ein Genuss, hier hoch zu fahren. Oben empfängt uns ein schneidiger Wind, der uns bei Einbruch der Dunkelheit rasch in unsere schützenden Fahrzeuge verschwinden lässt.

Wadi Bani Awf – Bilat Sayd – Al Alamin Plateau  -  25 km  -  302 Tage  -  28845 km

04. Februar 2023 - Eine tolle Panoramawanderung …

Wanderung entlang der Panoramakante des Al Alamin Plateaus

… entlang der luftigen Kante des Al Alamin Plateaus zeigt uns die ganze Pracht dieses Gebirges. Ausgebreitet unter uns präsentieren sich steinige Wadis, zerklüftete Wände, pittoresk hingewürfelte Dörfer und abenteuerlich in die Felsen gemeißelte Pistenverbindungen, die wir gestern teilweise gefahren sind. Kaum sattsehen können wir uns an dieser grandiosen Natur!

Al Alamin Plateau  -  0 km  -  303 Tage  -  28845 km

05. – 06. Februar 2023 - 1.500 Höhenmeter runter – und wieder rauf!

Blick vom Al Akhdar Gebirge

Der kalte Wind hat zugenommen, also verlassen wir das zugige Plateau. Wir wählen dazu eine schmale Piste durch schroffes Gestein, passieren zwei winzige Dörfer und schrauben uns schließlich in endlosen Serpentinen hinunter bis zum Wadi Tanuf. Dort sind wir mit Reisefreunden verabredet, auch ein Teil unserer Teams trudelt später ein, unser Freund Peter steht plötzlich vor uns, und noch ein weiteres Fahrzeug findet sich ein. So füllt sich das nette Wadi so langsam mit Travellern, und die Zeit vergeht wie im Flug …

Auch der heutige Vormittag ist letztlich verratscht, nach und nach verabschieden sich alle wieder, und auch wir machen uns auf den Weg. In Nizwa füllen wir noch unsere Vorräte auf, bevor wir uns an die steile Auffahrt auf das Al Akhdar Plateau machen. Manni ackert sich unermüdlich hoch, und schon bald knacken wir wieder die 2.000er Marke. Im abgelegenen Nest Manakhir werden wir von einem der verbliebenen Einwohner freundlich begrüßt und stellen uns für die Nacht auf einen Parkplatz im Dorf.

Al Alamin Plateau – Wadi Tanuf – Nizwa – Al Akhdar Plateau  -  115 km  -  305 Tage  -  28960 km

07. – 08. Februar 2023 - Unterwegs auf dem Al Akhdar Plateau

Wanderung zum Aussichtspunkt in das Wakan Tal

Von unserem Übernachtungsplatz in Manakhir starten wir zur einer kleinen Bergtour hoch an die Abbruchkante. Nach knapp zwei Stunden stehen wir bereits oben auf einem Aussichtsfelsen, unter uns das beeindruckende Halbrund aus eintausend Meter hohen Felswänden, die das Wakan-Tal  begrenzen. Was für ein Panorama! Zurück bei Manni, wechseln wir hinüber auf die Nordseite des Plateaus und finden bei der winzigen Ortschaft Ruus einen genialen Platz direkt an der Canyonkante.

Den ganzen Vormittag genießen wir die unglaublich schroffe Felsenlandschaft unter uns, können uns nicht losreißen. Und verzichten dabei auf eine sicherlich attraktive Bergtour hinunter in diesen steilen Canyon. Aber es geht uns gut dabei … Am Nachmittag fahren wir wieder zurück auf das zentrale Plateau, besichtigen noch das verlassene Bergdorf Habib im gleichnamigen Wadi und parken Manni schließlich oberhalb des Weilers Ash Shuraiqa, um auch die dortige, wirklich beeindruckende Rundumsicht zu genießen.

Auf dem Al Akhdar Plateau  -  75 km  -  307 Tage  -  29035 km

09. – 10. Februar 2023 - Im Wadi Nakhr

Viele Wasserfurten im Wadi Nakhr

Ganz langsam und bremsenschonend schiebt sich Manni 1.500 Höhenmeter hinunter nach Birkat al Mawz. Über Nizwa und Tanuf erreichen wir Al Hamra, wo wir den Fortschritt bei der Renovierung der historischen Altstadt erkennen. Da wir ja alle interessanten Sehenswürdigkeiten der Region kennen, fahren wir weiter zum Wadi Ghul, wo das beeindruckende Wadi Nakhr seinen Anfang nimmt. Dieses Wadi Nakhr ist eindeutig eines unserer Lieblingswadis im Oman, denn seine mehrere hundert Meter hohen, senkrechten Felswände geben der Szenerie aus grünen Palmen, klarem Wasser und riesigen Felsbrocken einen würdigen Rahmen. Überraschend viel Wasser auf der oft kiesigen Piste ist für Manni kein Hindernis, und so stehen wir schon bald neben den Wasserbecken kurz vor dem Ende der fahrbaren Wegstrecke, wo wir uns jetzt schon zum dritten Besuch niederlassen.

Den ganzen Tag verbringen wir an diesem herrlichen Platz und Conny nutzt die Zeit für große Wäsche. Ansonsten baden und staunen wir ob der grandiosen Natur, und schon ist auch wieder Abend …

Al Akhdar Plateau – Nizwa – Al Hamra – Wadi Nakhr  -  135 km  -  309 Tage  -  29170 km

11. – 12. Februar 2023 - Auf dem Jebel Shams Plateau

Freche Ziegen auf dem Jebel Shams

Vorsichtig zirkeln wir Manni um die riesigen Felsbrocken herum, verlassen das Wadi Nakhr und stehen schon bald wieder auf der Hauptstraße. Nun erklimmen wir auf teils wirklich steilen Passagen, aber guter Asphaltstraße und gegen Ende auf staubiger Piste das Jebel Shams Plateau. Oben angekommen, stellen wir uns auf unseren bekannten Panoramaplatz direkt an der Canyonkante mit dem Blick hinunter ins Wadi Nakhr. Wie immer begeistert uns das Dargebotene und wir erliegen der Faszination erdgeschichtlicher Präsenz.

Natürlich wandern wir auch dieses Mal wieder entlang dem „Balcony Walk“, einem Wanderpfad im oberen Viertel der Steilwand mit unglaublich schönen Ausblicken in den gigantischen Canyon. Als krönenden Abschluss nutzen wir den inzwischen renovierten kurzen, aber durchaus spannenden Klettersteig, der entlang einer senkrechten Verschneidung nach oben an den Canyonrand führt.

Wadi Nakhr – Jebel Shams Plateau  -  40 km  -  311 Tage  -  29210 km

13. – 14. Februar 2023 - Über das Wadi Damm zur Grenze

Erfrischendes Nass im Wadi Damm

Seit kurzem gibt es eine neue Pistenverbindung von unterhalb des Jebel Shams Plateaus hinüber ins Wadi Damm. Spannend durch die steilen Berge gefräst, eröffnet dieser Weg tolle Einblicke von oben in das schmale Wadi Damm. Dort platzieren wir uns fotogen unter Palmen und wandern hinein in das von glattgeschliffenen Felsen modellierte Wadi. Traumhaft schöne Badebecken säumen unseren Weg, und natürlich nutzen wir das klare, aber doch überraschend kalte Wasser für ausgiebiges Baden.

Heute wollen wir bis zur Grenze zwischen Oman und den Emiraten. Gemütlich machen wir uns auf den Weg, füllen unterwegs noch unsere fast leeren Wassertanks, verlassen dann so langsam die kahlen Berge, stürmen in Ibri noch einen Hypermarkt, um die letzten Rial in der Tiefkühltruhe zu versenken und beziehen am späten Nachmittag unseren letzten Übernachtungsplatz im Oman am kleinen Fort von Hafit.

Jebel Shams Plateau – Wadi Damm – Ibri – Hafit  -  235 km  -  313 Tage  -  29445 km

15. – 18. Februar 2023 - Wieder mal in Dubai

Wiedersehen nach langer Zeit ...

Der Grenzübertritt in die Emirate war letztlich Minutensache, unkompliziert und ausgesprochen freundlich. Nach einer ruhigen Nacht am Zoo von Al Ain mit dem gewohnten Löwengebrüll im Hintergrund machen wir uns über die Autobahn auf den Weg nach Dubai, wo wir uns am bekannten Al Sofouh Beach einfinden.

Heute steht das große Reifen wechseln an! Schon lange bestellt, warten vier neue Schlappen auf Manni. Die beiden vorderen müssen runter, ebenso der Reservereifen am Heck. Der Platz direkt vor der Werkstatt ist ideal für uns, und nach gut drei Stunden haben wir diese Aktion erledigt. Der vierte noch rauf aufs Dach, und schon rollen wir wieder vom Hof.

Zum Brunch besuchen uns unser Freund Stephan und seine Kinder. Vor genau zehn Jahren haben wir uns hier in Dubai kennen gelernt, und der gemeinsame Tag fliegt nur so dahin mit Erinnerungen an damals. Als sie aufbrechen, wechseln auch wir hinüber an einen Platz am Dubal Canal mit tollem Blick auf die immer wieder beeindruckende Skyline.

Hafit Grenze OM/UAE – Al Ain – Dubai  -  270 km  -  317 Tage  -  29715 km

19. – 22. Februar 2023 - Rund um Abu Dhabi

Historische Dhaus vor der modernen Skyline Abu Dhabis

Gegen Mittag verlassen wir die hektische Stadt. Über eine der Autobahnen erreichen wir rasch die Region von Abu Dhabi. Die ganze Umgebung ist eine Großbaustelle, und so fällt es uns nicht leicht zwischen all den Rohbauten und bereits fertigen, hermetisch abgeriegelten Estates und Hotelanlagen einen Platz für die Nacht zu finden. Auf dem völlig verbauten Saadiyat Island werden wir schließlich fündig.

Schon vor dem Frühstück steht bereits der erste Security-Typ vor uns und gibt uns zu verstehen, dass wir hier eigentlich unerwünscht sind. Wir beruhigen ihm mit der Auskunft, uns in Kürze vom Acker zu machen. Entlang der von Wolkenkratzern gesäumten Corniche fahren wir auf die Break Water Insel und verbringen den Tag auf der Landzunge mit herrlichem Blick auf die Skyline. Da es hier aus Erfahrung viel zu laut für die Nacht ist, wechseln wir am späten Nachmittag auf das Hudayriat Island. Die ganze Insel ist inzwischen eine Baustelle, lediglich im Bereich eines künstlich geschaffenen Strandabschnitts mit Restaurants gestattet man uns ausnahmsweise das Übernachten.

Gleich nach der großen Brücke, die Insel und Stadt miteinander verbindet, stellen wir uns auf einen Parkplatz an den Strand und verbringen einen ruhigen Tag, nachdem wir nach mehrmaligem umparken endlich die allgegenwärtigen Securities befriedigt haben. Da es in der ganzen Stadt wirklich schwierig ist einen genehmen Übernachtungsplatz zu finden, fahren wir am Abend zurück auf die Break Water Insel, denn auf den dortigen Parkplätzen ist es erlaubt.

Nach einer erwartungsgemäß lauten Nacht verlassen wir die City von Abu Dhabi endgültig, unser Bedarf an Großstädten ist reichlich gedeckt. Vorbei an geschleckt sauberen Villen erreichen wir die geschäftigen Vorstädte, wo das normale Leben pulsiert und keine Security Anstoß nimmt an dem, was wir tun. Unser Ziel sind die vier Millionen Jahre alten, versteinerten Dünen in der Wathba Wüste südlich der Stadt. Und es tut gut, in aller Ruhe um die fossilen Reste zu schlendern und die Stille zu spüren. Auch die Nacht am Rand der Sanddünen wird von den Schießübungen der naheliegenden militärischen Einrichtung nicht wirklich gestört.

Dubai – Abu Dhabi – Wathba Desert/Fossil Dunes   -  305 km  -  321 Tage  -  30020 km

23. – 25. Februar 2023 - Wüstenparty

Dünen-Ralley am Wüstencamp

Vor genau zehn Jahren feierten wir gemeinsam mit Emil, seiner Familie und vielen Freunden eine Wüstenparty in den Dünen, mit Dünenracing, Barbeque und reichlich leckeren Getränken. Und genau das machen wir auch diesmal, als wir uns mit der ganzen Truppe über das Wochenende verabreden. Wir treffen bereits zwei Tage vor ihnen dort ein, um die ruhige Wüstenstimmung zu genießen, bevor alle kommen.

Unsere lieben Freunde Alexandra und Martin stoßen am nächsten Tag noch dazu, und dann trudeln sie auch schon einer nach dem anderen ein. Die Racing-Buggys werden ausgeladen, Grills und Kühltaschen aufgereiht – und los geht‘s! Immer wieder flitzen sie über die Dünen, erst als es dunkel wird, werden die Motoren abgestellt. Dann ist Zeit fürs Schlemmen und Quatschen. Um drei Uhr morgens kriechen dann auch die Standhaftesten in ihre Zelte …

Wathba Desert – Desert Road Camp  -  75 km  -  324 Tage  -  30095 km

26. – 28. Februar 2023 - Entlang der Küste in Richtung Saudi Arabien

Unser Übernachtungsplatz in Al Sila

Als alle schon wieder auf dem Heimweg sind, verabschieden wir uns von unserem lieben Freunden und fahren weiter bis kurz vor Al Mirfa. Dort sind wir mit unseren Freunden Marlene und Daniel verabredet, die wir das letzte Mal in Georgien gesehen hatten. Die Wiedersehensfreude ist riesig und im Nu sind der ganze Tag und der Abend verflogen. 

Die weitere Strecke ist ziemlich langweilig, und so starten wir durch bis Al Ruwais, wo wir unsere letzten Dirhams im Hypermarkt lassen. Anschließend geht‘s noch ein Stückchen weiter bis nach Barrakah, wo wir nach dem Sundowner am Strand vor dem starken Wind hinter einige Häuser flüchten.

Nur eine kurze Strecke ist es noch bis Al Sila, dem letzten Ort vor der Grenze. Hier treffen wir uns wieder mit unseren Teams, die alle in den vergangenen beiden Wochen viel erlebt hatten und viel zu erzählen haben. Und morgen geht‘s dann weiter nach Saudi Arabien …

Desert Road Camp – Al Mirfa – Barrakah – Al Sila  -  375 km  -  327 Tage  -  30470 km

01.- 02. März 2023 - Goldgelbe Dünen und ein stahlblauer See …

Tolle Kontraste am Asfar Lake

… so empfängt uns Saudi Arabien! Nach einer problemlosen Grenzabfertigung und einer ersten Tankfüllung zum Spottpreis von umgerechnet 20 Eurocent den Liter verbringen wir den restlichen Tag nochmals am Meer in einem der hier so typischen Picknickparks, die unter der Woche wie ausgestorben sind. Die nagelneuen Toilettenhäuser eignen sich wie immer perfekt zum Wasser auffüllen, Wäsche waschen, und auch Manni bekommt mal wieder eine Pflegeeinheit.

Die heutige Strecke kennen wir schon, die rund 300 Kilometer sind mehrheitlich ziemlich langweilig, und wir spulen sie gemütlich ab. Unser Ziel ist der Asfar Lake östlich von Hofuf/Al Ahsa. Als wir am Nachmittag auf die Zufahrtspiste abbiegen, sehen wir die markante Düne schon von weitem. Bis an den Dünenrand ist die Piste fest und bestens zu fahren, für das meistern der Dünen müssen wir jedoch ordentlich Druck aus den Reifen nehmen, da der Sand sehr weich und auch stellenweise recht tief ist. Natürlich kein Problem für Manni, und nach drei leichten Berg- und Talfahrten stehen wir direkt auf der Dünenkante oberhalb des Sees. Was für ein toller Platz!

Al Sila – Grenze UAE/SA – Batha – Salwa – Asfar Lake  -  360 km  -  329 Tage  -  30830 km

03. – 06. März 2023 - Am “Edge of the World”

Genialer Stellplatz an der Abbruchkante des Edge of the World

Erst gegen Mittag trennen wir uns von diesem herrlichen Ort und fahren hinunter nach Hofuf und weiter in Richtung Riyadh. Die Landschaft ist weiterhin meist ziemlich eintönig und so machen wir Strecke. Kurz vor Sonnenuntergang stellen wir uns einfach ein wenig abseits der Schnellstraße für eine ungestörte Nacht.

Riyadh kündigt sich schon weit vorher an, eine milchige Dunstglocke verbirgt vieles der Acht-Millionen-Metropole. Unsere Lust auf Großstadt hält sich sehr in Grenzen, und so queren wir die Hauptstadt einfach auf der Stadtautobahn, um am nordwestlichen Ende wieder in die Halbwüste einzutauchen. Beim Oasenort Sudus zweigt schließlich die Piste zum Edge of the World ab, diese wollen wir jedoch erst morgen in Angriff nehmen und verbringen den Rest des Tages unter einem schattigen Baum.

Die gut zwanzig Kilometer lange Piste zu der gewaltigen Abbruchkante, die sich kilometerweit durch die ausgedörrte Ebene zieht, ist mit ein paar kniffligen Aufgaben versehen. Um die Zufahrt über diese Piste zu unterbinden, wurden mehrere Erdwälle aufgeschoben. Doch diese sind inzwischen von vielen Besuchern zumindest soweit befahren worden, dass man diese mit ausreichend Bodenfreiheit und Allradtechnik meistern kann. So ist letztlich keine dieser Barrieren für Manni ein Problem und wir stehen schon bald direkt auf der Kante.

Den ganzen Tag begeistern wir uns an der grandiosen Ansicht, die sich hier bietet. Immer wieder wandern wir an der Kante entlang, hinter jeder Biegung eröffnet sich ein neues, aufregendes Panorama.

Afshar Lake – Hofuf – Riyadh – Edge of the World  -  480 km  -  333 Tage  -  31310 km

07. März 2023 - Festival in Ushayqir

Historische Lehmziegel-Stadt Ushayqir

Auf der Rückfahrt empfinden wir die erneut zu überwindenden Erdwälle als gar nicht mehr so knifflig, und wir genießen die Pistenfahrt hoch nach Huraymila, wo wir wieder auf die Hauptstraße treffen. Nach einer guten Stunde erreichen wir bereits Shaqra und anschließend Ushayqir, dessen Lehmziegelaltstadt Haus für Haus professionell renoviert wird. Interessanterweise findet gerade ein kleines Festival zwischen den alten Gemäuern statt, und so ist das ganze Viertel wunderbar belebt und die bereits fertig renovierten Häuser für Besucher geöffnet. Überall werden wir herzlich willkommen geheißen, mit Süßigkeiten, Datteln und arabischem Kaffee  bewirtet, und man erklärt uns begeistert alle Räume, Einrichtungen und alte Gebräuche. Den ganzen Abend flanieren die Besucher zwischen den Verkaufsständen und den historischen Häusern, es herrscht eine entspannte Stimmung und wir reihen uns gerne ein.

Edge of the World – Shaqra – Ushayqir  -  145 km  -  334 Tage  -  31455 km

08. März 2023 - Ja sind wir den plötzlich in Namibia

Granitfelsen wie in Namibia

Nach einer ruhigen Nacht im oberhalb der Stadt angelegten Freizeitpark besuchen wir auch noch die bereits teilrenovierte Lehmziegelaltstadt von Shaqra. Ohne das gestern genossene pulsierende Leben in den Gassen wirkt es natürlich reichlich steril, auch wenn die architektonischen Details durchaus spannend zu entdecken sind. Leider sorgt der starke Wind für unglaublich viel Sand in der Luft, und wir machen und auf den Weg gen Westen. Nach gut zwei Stunden haben wir genug, und als wir die Granitfelsen bei Dawadimi im Dunst erkennen, biegen wir ab. Als wir zwischen die nach Jahrmillionen zersplitterten Felsen fahren, sind wir sofort an das Gebiet der Spitzkoppe in Namibia erinnert! Genau so sieht es dort aus, und als wir einen der skurrilen Berge erklommen haben und das weite Land unter uns genießen, fühlen wir uns tatsächlich dorthin gebeamt …

Ushayqir – Shaqra – Dawadimi – Granitberge  -  165 km  -  335 Tage  -  31620 km

09. – 10. März 2023 - Faszination Al Wahbah Krater

Wunderbarer Al Wahbah Krater

Heute gilt es, Strecke zu machen, was anhand der öden Gegend auch nicht sonderlich schwer fällt. Erst gegen Abend erheben sich wieder ein paar Vulkanhügel aus der trostlosen Ebene. Und am Fuß dieser schwarzen Berge, an einem einsam vor sich hin vegetierenden Baum, beziehen wir unser Nachtlager.

Nach zwei weiteren Stunden Fahrt erreichen wir endlich die zentrale Vulkangegend Saudi Arabiens. Dutzende schwarzer Kegel prägen nun die Landschaft, bis zum Horizont erstrecken sich die längst erkalteten Lavafelder. Inmitten dieser skurrilen Natur versteckt sich der riesige Al Wahbah Krater. Als wir seinen steilen Rand erreichen, sind wir sprachlos ob der beeindruckenden Szenerie: rund drei Kilometer im Durchmesser und 250 Meter tief und mit einer salzbedeckten Caldera in seinem Zentrum, lässt er uns staunen. Direkt an der Abbruchkante parken wir Manni und laufen bei bestem Wetter und klarer Sicht in beiden Richtungen an der Kante entlang, um immer wieder neue Perspektiven zu genießen.

Granitberge – Afif – Zalim – Dughaybjah – Al Wahbah Krater  -  495 km  -  337 Tage  -  32115 km

11. – 12. März 2023 - Besuch bei Mohammed

Besuch beim Propheten Mohammed

Während der Nacht verschlechtert sich das Wetter, es trübt ein, und wir verzichten auf die Komplettumrundung des Kraters. Also machen wir uns auf den Weg nach Medina, der Heimatstadt des Propheten Mohammed. Die Fahrt ist endlich mal wieder kurzweilig, denn wir durchqueren ein riesiges, von Vulkanen gesäumtes Gebiet, deren Lavafelder bis zum Horizont reichen. Kurz vor der Stadt entdecken wir ein überraschend grünes Stück Natur zwischen all den schwarzen Hügeln und entscheiden, hier zu bleiben. Nach der Besteigung des nächstliegenden Vulkans treibt uns schon bald einsetzender Regen ins Trockene.

Um halb drei Uhr morgens, als der auf Mannis Dach prasselnde Regen immer heftiger wird, flüchten wir aus der bereits glitschig aufgeweichten Senke vorsichtshalber auf höher gelegenes Terrain. Schon beim Herausfahren lässt sich erahnen, was uns am Morgen erwartet hätte. Eine gute Entscheidung, schon jetzt hier abzuhauen! Erst im Lauf des Vormittags klart es wieder auf und wir starten nach Medina. Nach dem Besuch der strahlend weißen Quba Moschee, die auf den Grundmauern der ältesten Moschee des Islam errichtet wurde, wollen wir das zweitwichtigste Heiligtum der muslimischen Welt aufsuchen. In der großen Prophetenmoschee ist Mohammed bestattet und deshalb pilgern Millionen Muslime aus aller Welt hierher. Natürlich ist der Besuch dieser Moschee Nicht-Muslimen wie uns eigentlich nicht gestattet, doch niemand behelligt uns, als wir den riesigen Innenhof und später auch die Innenräume betreten. Selbst als ich gemeinsam mit vielen anderen Gläubigen am Sarkophag von Mohamed vorbeidefiliere, kümmert sich niemand um mich.

Der gewaltige Rummel rund um dieses Zentrum der islamischen Religion lässt uns die Stadt anschließend verlassen, und wir finden in den wunderschönen Bergen nördlich von Medina einen herrlich einsamen Platz.

Al Wahbah Krater – Medina – Hochebene nördlich Medina  -  340 km  -  339 Tage  -  32455 km

13. – 15. März 2023 - Die Vulkanwelt von Khaibar

Faszination Vulkane, ein weißer und ein schwarzer in Kontrast nebeneinander

Als wir in Ait Thamad in Richtung der gewaltigen Kraterberge abbiegen, haben wir das Gefühl, in eine längst vergangene Urzeit zurückzukehren. Schon von weitem erkennen wir die kontrastreich nebeneinander aus der Hochebene wachsenden weißen und schwarzen Vulkane, umringt von undurchdringbaren Lavafeldern. Wir folgen schließlich einer staubigen Piste tief hinein ins Herz dieser faszinierenden Welt, bis wir einen aussichtsreichen Platz gefunden haben. Obschon es bereits später Nachmittag ist, erstürmen wir noch rasch den höchsten Vulkan Saudi Arabiens. Als wir eine Stunde später in knapp 2.100 Metern Höhe über rund 100 Vulkane blicken, erstarren wir fast vor Ehrfurcht!

Schon früh starten wir zu unserer Wanderung auf den berühmten weißen Vulkan. Dessen gewaltiger Sockel fasziniert allein durch seine Präsenz inmitten der schwarzen Ebenen, und als wir schließlich auf seinem Kraterrand stehen, können wir uns kaum sattsehen von all den unglaublich schönen Anblicken um uns herum. Mehrere Stunden verweilen wir hier oben, umrunden den gesamten Krater und saugen diese Urlandschaft buchstäblich in uns auf.

Heute stürmt es den ganzen Tag so heftig, dass wir kaum einen Schritt vor die Tür machen können. Also müssen wir auf eine weitere Wanderung erst mal verzichten.

Medina – Ait Thamad – Khaibar-Vulkane  -  295 km  -  342 Tage  -  32660 km

16. – 17. März 2023 - An den Fuss des Jabal al Misma

Erster Blick in das Misma Gebirge

Sehr früh laufen wir ein weiteres Mal hoch auf den höchsten der Vulkane, um den Rundumblick im Morgenlicht zu genießen. Kalter Wind am Gipfel lässt uns jedoch nicht besonders lang dort verweilen, und rasch sind wir wieder unten bei Manni. Nach drei Tagen verlassen diese beeindruckende Gegend, hoppeln zurück zur Hauptstraße und biegen dort ab in Richtung Osten. Über Al Hayit fahren wir durch eine mit unzähligen Granitfelsen bestückte Landschaft weiter nach Norden, wo wir kurz vor Ash Shamli einen herrlichen Panoramaübernachtungsplatz beziehen.

Nicht mehr weit ist es nun bis zum Misma-Gebirge, einem Felsriegel inmitten der Wüste. Als wir die rötlich schimmernden Felsen erreichen, sind wir sofort begeistert! In allen nur erdenklichen Formen ragen einzelne Felseninseln aus dem Sand, recken sich Türmchen und Grate gen Himmel und lassen sich erste Felsgravuren aus der Jungsteinzeit entdecken. Wir finden einen tollen Platz inmitten dieser Bühne der Natur und wandern stundenlang zwischen den skurrilen Formationen umher.

Khaibar-Vulkane – Al Hayit – Ash Shamli – Jabal al Misma  -  250 km  -  344 Tage  -  32910 km

18. März 2023 - Wir umrunden das Misma-Gebirge …

Toller Felsbogen im Misma Gebirge

… auf Fahrspuren, die sich am Fuß der Felswände entlang durch die sandige Ebene ihren Weg bahnen. Die sandige Ebene lässt sich gut befahren, mit verringertem Reifendruck gleitet Manni federleicht durch die niedrige Dünenlandschaft. Immer wieder begeistern uns skurrile Felsformationen, die Fantasie lässt Köpfe und Figuren entstehen. Gegen Mittag erreichen wir das Zentrum des Misma-Gebirges und tauchen ein zwischen Nadeln und Türmchen, umrunden dickbauchige Steinbrocken und sichten einen gewaltigen Felsenbogen. Auf unseren Rundgängen entdecken wir sehr oft Felsgravuren aus dem Neolithikum, uralte Zeichen früher menschlicher Besiedelung dieser Region, die damals noch sehr fruchtbar war. Auf einer leichten Anhöhe inmitten wunderschön modellierter Felswände beziehen wir schließlich unseren Übernachtungsplatz.

Jabal al Misma – Misma-Gebirge  -  50 km  -  345 Tage  -  32960 km

19. März 2023 - Durch die Dünen der Nefud Wüste

Morgenstimmung an unserem Übernachtungsplatz

Kurz nach unserem Start stehen wir vor einer langgezogenen Düne, die es nun zu überwinden gilt. Doch auch wenn die Spuren ziemlich tief sind, erklimmt Manni das Hindernis ohne zu mucken. Oben erwartet uns ein Panorama der Extraklasse, denn das gesamte zentrale Misma-Gebirge liegt nun unter uns. Was für ein Irrgarten aus Felsnadeln, sandigen Ebenen - und Blumen über Blumen! Der Regen vor einigen Tagen hat die Wüste regelrecht explodieren lassen, alle Dünen sind von einem grünen Flaum überzogen, aus dem bunte Blüten neugierig ihre Köpfchen emporrecken. Wir cruisen begeistert um die natürlichen Hindernisse, entdecken einen weiteren, sehr fotogenen Felsbogen, und verlassen schließlich das Misma-Gebirge entlang eines breiten Wadis. Rasch erreichen wir eine Asphaltstraße, die jedoch nach wenigen Kilometern inmitten der Nefud Wüste einfach endet. Tiefe, sandige Spuren ziehen sich nun über die Dünen, fordern Manni doch so manches ab, denn die Auffahrten sind manchmal ganz schön steil. Gegen Abend erreichen wir eine Felsengruppe an einer seichten Wasserfläche, die sich perfekt für die Übernachtung anbietet. Und auch hier entdecken wir ganz besonders schöne Felsgravuren mit Jagdszenen, Löwen und sogar einer Herde Oryx-Antilopen!

Misma-Gebirge – Nefud Wüste  -  75 km  -  346 Tage  -  33035 km

20. März 2023 - Hinüber ins Arnan-Gebirge …

Riesige Felsgravuren von Kamelen

… zieht es uns nun. Schon von weitem sehen wir den felsigen Riegel im Morgendunst. Die abwechslungsreiche Fahrspur durch Dünensenken und über Granitplatten endet bei einer belanglosen Häuseransammlung, und auf der dort erreichten Asphaltstraße fahren wir bis zum Pisteneinstieg. Als wir schließlich das Arnan-Gebirge erreichen, sind wir sofort total begeistert von den filigranen Nadeln, den wuchtigen Felsbögen und natürlich den unzähligen Felsgravuren. Immer wieder halten wir an und wandern durch die Labyrinthe. Über eine steinige Ebene dringen wir weiter vor und stehen plötzlich vor einer grandiosen Landschaft, dessen Mittelpunkt von einem mächtigen Felsenbogen gekrönt wird. Wir steigen hoch auf die umliegenden Türme und können uns kaum sattsehen an diesem Wunder der Natur.

Nefud Wüste – Sahout – Arnan-Gebirge  -  45 km  -  347 Tage  -  33080 km

21. März 2023 - Mahajah Arch – Monument der Natur

Der Mahajah Arch ist der wohl schönste und berühmteste Bogen im Arnan Gebirge

Auch heute jagt ein Natur-Highlight das Nächste. In einem versteckten Felsental stoßen wir auf eine Kaskade von Wasserbecken, in denen sich tatsächlich genügend Leben spendendes Nass gesammelt hat. An den umliegenden Felsen entdecken wir wieder jede Menge prähistorischer Gravuren und auch Schriften aus verschiedenen Epochen, was darauf schließen lässt, dass dies auch ein beliebter Lagerplatz für Karawanen war. Und als Krönung kommen doch tatsächlich zwei tiefschwarze Sudanesen mit einem Lastenkamel in das Tal gewandert, um Wasser zu schöpfen.

Über weite sandige Ebenen schweben wir nun fast dahin, überwinden nach mehreren Anläufen eine Dünenbarriere, suchen uns einen machbaren Weg zwischen steinigen Hügeln und Plateaus und erreichen schließlich die weite Senke, in der sich der Triple Arch von Mahajah unübersehbar präsentiert. Was für ein Anblick! Unglaublich, was die Natur in Jahrmillionen aus Sandsteinfelsen modelliert. Immer wieder schlendern wir zwischen den monumentalen Wänden, bevor wir uns etwas entfernt einen Panoramaplatz suchen.

Arnan-Gebirge – Qumra – Mahajah Arch  -  60 km  -  348 Tage  -  33140 km

22. März 2023 - Felsnadeln ohne Ende …

Eine große Insel mit Felsen-Nadeln begeistert uns

… begleiten uns auf unserer weiteren Fahrt durch dieses grandios schöne Gebiet. Immer wieder halten wir an, um in dieses Labyrinth einzutauchen. Und wir finden weitere Felsenfenster, Steinbögen und skurrile Türmchen. Nach einer abenteuerlichen Wegsuche quer durch anspruchsvolles Gelände beziehen wir einen tollen Standplatz vor einer solch außergewöhnlich schönen Kulisse.

Mahajah Arch – Felsnadel-Insel  -  55 km  -  349 Tage  -  33195 km

23. März 2023 - Zum Elephant Tunnel Rock

Übernachtungsplatz neben dem großen Elefanten

Nach einer Überbrückungsfahrt auf perfektem Asphalt nähern wir uns der Al Gharamil Wüste. Auf wirklich einsamen, meist tiefsandigen Fahrspuren suchen wir uns einen Durchschlupf zwischen all den Felsplatten, Dünengürteln und Bergen. Und werden am Ende des Tages mit einem der schönsten Felsformationen belohnt, die hier zu entdecken sind, dem „Elephant Tunnel Rock“.

Felsnadel-Insel – Al-Kotaib – Naslaa – Elephant Tunnel Rock  -  175 km  -  350 Tage  -  33370 km

24. – 25. März 2023 - Durch die Al Gharamil Wüstenregion nach Al Ula

Und zur Krönung gibts noch den Rainbow Arch

Die weitere Fahrt durch die Al Gharamil Wüste bleibt spannend, doch wir finden unseren Track um alle Hindernisse herum und stoßen nach siebenstündiger Offroad-Fahrt schließlich auf die Asphaltstraße nach Al Ula. Zum Übernachten machen wir noch den absolut lohnenswerten Abstecher zum beeindruckenden Rainbow Arch, der inmitten attraktiver Felsformationen einen tollen Blickfang bietet.

Starker Wind, der sich allmählich zu einem Sandsturm auswächst, lässt uns in Al Ula verweilen. Die Sicht geht so langsam gegen Null, der feine Sand sucht sich durch jede Ritze einen Weg und wir verstecken uns im Manni. So erledigen wir heute eben mal wieder längst anstehende Arbeiten …

Elephant Tunnel Rock – Rainbow Arch – Al Ula  -  210 km  -  352 Tage  -  33580 km

26. – 27. März 2023 - Rote Sandsteinfelsen, schwarze Vulkansteinebenen

Wir übernachten am Mushroom Rock

Die Fahrt ist wieder einmal herrlich abwechslungsreich. Vorbei an gewaltigen Sandsteinmauern verlassen wir Al Ula, um wenig später ein pechschwarzes Vulkanplateau zu erklimmen. Vereinzelte Vulkane am Horizont zeugen von den Urgewalten in längst vergangenen Zeiten. Urplötzlich fällt die Straße hinunter in eine sandige Ebene, in der sich unzählige skurrile Sandsteingebilde verteilen. Neben solch einem Riesenpilz beziehen wir dann auch unseren Platz.

Weiter geht es durch diese herrlich schöne Gebirgslandschaft, weite Täler wechseln sich ab mit kantigen Felsen. Die Zufahrt zum Wadi Al Disah, unser heutiges Ziel, scheint zwar gesperrt zu sein, allerdings hält uns niemand dort auf, und so tauchen wir ein in eine Wunderwelt der Superlative! Als wir über die Plateaukante blicken, staunen wir mit offenen Mündern und großen Augen: Was für eine Landschaft! Millionen von Nadeln, Pfeilern, Schluchten, Wänden, und, und, und … Langsam rollen wir bergab, dem Wadigrund entgegen. Immer bleiben wir stehen, sind vollkommen geflasht von den Eindrücken. Unten angekommen, endet die Asphaltstraße, und wir erreichen schon bald den eigentlichen Eingang zum Wadi Al Disah. Wir parken Manni fotogen unter einer Palme direkt an der Felswand und wandern erst einmal ins Tal hinein.

Al Ula – Abu Raka – Wadi Al Disah  -  270 km  -  354 Tage  -  33850 km

28. März 2023 - Ein Wadi der Superlative!

Wir staunen nur noch über die Schönheit des Wadi Al Disah

Den ganzen Vormittag verbringen wir an unserem traumhaft schönen Platz, bevor wir uns endgültig mit Manni in das eigentliche Wadi hineinwagen. Die sandige Piste ist gut zu befahren, die Szenerie atemberaubend schön. Nur langsam kommen wir voran, alle paar Meter steht ein Fotostop und umherlaufen an. Plötzlich steht Wasser in riesigen Pfützen knietief auf der Piste, für Manni allerdings kein Problem. Und meterhohes Schilf engt den Weg stellenweise so ein, dass wir es mit Manni beim Durchfahren öffnen wie einen Vorhang. Und dann sind wir durch, es waren die wohl eindrucksvollsten zehn Kilometer, die wir je durch ein Wadi gefahren sind. In einem Seitental, rundum bestückt mit monumentalen Pfeilern und Türmen, beenden wir schließlich diesen grandiosen Tag.

Wadi Al Disah  -  25 km  -  355 Tage  -  33875 km

29. März 2023 - Am Al Shaq Canyon

Die Erde ist augerissen ...

Auf einer direkten Piste durch die immer noch wunderschönen Berge erreichen wir die Hauptstraße nach Tabuk, biegen jedoch bald darauf ab zum Al Shaq Canyon, einer gewaltigen Erdspalte, die sich irgendwann in grauer Vorzeit aufgetan hatte. Direkt an dieser Kante stellen wir uns nun hin, und genießen den Geburtstagsabend von Conny vor einem spektakulären Panorama. Elf Jahre leben wir nun in unserem Laster, und keinen Tag davon möchten wir missen!

Wadi Al Disah – Al Shaq Canyon  -  110 km  -  356 Tage  -  33985 km

30. März 2023 - Wir tauchen ein in das Al Hisma Wüstengebirge

Übernachtungsplatz in den Dünen der Al Hisma Wüste

Gegen Mittag machen wir uns auf den Weg gen Norden, das spektakuläre Al Hisma Wüstengebirge wartet auf uns. Als wir von der Schnellstraße abbiegen sind wir schon bald inmitten sanfter Sanddünen und rotbrauner Felsen. Immer tiefer wird die sandige Spur, Manni muss stellenweise ganz schön ackern, um die Auffahrten der Dünen zu packen. Die Täler werden enger, und plötzlich stehen wir vor einer für uns schwer zu bezwingenden Düne. Also kehrt, eine Umfahrung suchen. Und diese finden wir dann auch in einem benachbarten Taleinschnitt. Inzwischen neigt sich der Tag seinem Ende zu und wir finden einen schönen Platz in einem Wadi zwischen rotbraunen Felswänden und sandigen Bergen.

Al Shag Canyon – Al Hisma Wüstengebirge  -  85 km  -  357 Tage  -  34070 km

31. März 2023 - Faszinierend schön …

Die Felsen sind teilweise wie ein Zuckerbäcker-Werk!

… präsentiert sich der heutige Tag nach einer so richtig kalten Nacht. Ganze zwölf Grad zeigt unser Thermometer – im Manni! Unangenehmer Wind bläst uns um die Nase, als wir mutig den Frühstückstisch in die Morgensonne stellen. Doch dieses Wetter hat auch sein Gutes, die Luft ist wunderbar klar. Und so starten wir in einen Tag voller landschaftlicher Höhepunkte. Unser Wadi schlängelt sich in engen Kurven um die kargen Felswände, das Fahren auf der sandigen Spur ist das reinste Vergnügen, und hinter jeder Ecke wartet wieder eine traumhaft schöne Szenerie auf uns. Doch es kommt noch besser: das schmale Wadi Dham ist kaum mehr zu toppen, märchenhaft schöne Felsformationen begeistern uns am laufenden Band. Und als wir schließlich für unsere Mittagsrast eine Aussichtsdüne erklimmen, erfassen wir das erste Mal das ganze Ausmaß dieser sensationell schönen Region! Und weiter geht es, wir cruisen entspannt über leichtes Dünengelände, umkurven von Wind und Wetter modellierte Felsskulpturen, blicken durch grazile Felsbögen und sitzen lange auf beeindruckenden Panoramaplätzen.

Al Hisma Wüstengebirge  -  65 km  -  358 Tage  -  34135 km

01. April 2023 - Und weiter geht es …

Durch einen schmalen Felsspalt zum Pharao's Tomb

… durch diese Märchenlandschaft. Wir suchen uns spannende Pisten, folgen tiefsandigen Spuren in der Hoffnung, dass sie nicht irgendwann an einer für uns unpassierbaren Düne enden. Doch alles läuft perfekt, wir entdecken immer wieder von der Natur wunderschön modellierte Felsstrukturen. Und Canyons, die so eng in ihrem Verlauf werden, dass wir uns nur noch seitwärts hindurch schieben können und sogar stückchenweise auf allen Vieren kriechen müssen, um nicht stecken zu bleiben. Auch unsere Übernachtungsplätze sind traumhaft schön, wir finden immer wieder Aussichtskanzeln, um wunderbare Rundumblicke genießen zu können.

Al Hisma Wüstengebirge  -  45 km  -  359 Tage  -  34180 km

02. April 2023 - Der gewaltigste Steinbogen Arabiens …

Der in seiner gewaltigen Größe eindrucksvollste Felsbogen Saudi Arabiens

… begeistert uns heute nach einer abwechslungsreichen Fahrt über Sandpassagen um rotbraune Felsentürme. Schon von unten wirkt er gewaltig, doch erst als wir zu ihm hochgewandert sind, erfassen wir das ganze Ausmaß seiner unglaublichen Spannweite. Und als wir seine rückwärtige Schokoladenseite erreichen, sind wir vollkommen sprachlos von diesem Anblick, der sich uns hier bietet. Wir wollen uns kaum lösen von dieser steinernen Pracht, doch es warten ja noch so viele herrliche Überraschungen auf uns. Wir finden wieder eine tolle Route um faszinierende Felsen herum, entdecken in einem versteckten Seitental spannende Gravuren und alte Schriften aus längst vergangenen Zeiten und stellen uns schließlich auf eine leicht erhöhte Steininsel inmitten einem weiten Tal.

Al Hisma-Wüstengebirge  -  35 km  -  360 Tage  -  34215 km

03. April 2023 - Was für ein Fahrspaß!

Weiter nördlich werden die Bergformationen immer gewaltiger

Unzählige schmale Canyons zwischen erodierten Felsen, rotbraune Dünen in sandigen Tälern, Fahrspuren, die irgendwohin führen. Wir lassen uns einfach treiben, biegen mal hier, mal dort ab und entdecken hinter jeder Kurve unglaublich schöne Felsstrukturen, stoßen immer wieder auf Kamele, die gemächlich ihre Bahnen ziehen und erfreuen uns an unglaublich bunten Blütenteppichen, die über den Dünen zu schweben scheinen. Doch irgendwann erreichen wir das Ende dieses so außergewöhnlich spannenden Gebiets und die Zivilisation hat uns wieder. Doch nur kurz an die Tanke und in den Supermarkt, und schon verschwinden wir noch einmal zwischen den hoch aufragenden Wänden. Auf teilweise tiefsandiger Spur finden wir schon bald ein herrliches Plätzchen, wo wir den Nachmittag genießen.

Al Hisma Wüstengebirge – Al Mafraq – Wadi Wasit  -  60 km  -  361 Tage  -  34275 km

04. – 05. April 2023 - Raus aus der Wüste, und raus aus Saudi Arabien

Abschied von Saudi Arabien - Hierher kommen wir unbedingt bald wieder!

Nach einer schönen, abschließenden Vormittagsrunde entlang dem Wadi Wasit verlassen wir diese herrliche Region. Auf der anschließenden Strecke durch das Küstengebirge fahren wir über 1.000 Höhenmeter hinunter an den Golf von Aqaba, wo wir im tristen Al Humaydah unsere spannende Reise durch Saudi Arabien beschließen. Wir bunkern billigen Diesel bis zur Oberkante, füllen die Wassertanks an einer heruntergekommenen Moschee und verprassen die letzten Rials im einzigen heute offenen Supermarkt, bevor wir es uns auf dem Aussichtsplateau oberhalb des Ortes gemütlich machen und den Sonnenuntergang über der Sinai-Halbinsel genießen.

Nach einem gemütlichen, letzten Frühstück in Saudi Arabien stehen wir auch schon an der Grenze zu Jordanien. Die Abfertigungen auf beiden Seiten sind super freundlich und effizient rasch erledigt und wir steuern den uns bekannten Südstrand von Aqaba an. Dort erwarten uns schon unsere Münchner Freunde Svenja und Hannes mit ihrem Steyr, und es gibt ein herzliches Wiedersehen nach fast zwei Jahren.

Wadi Wasit – Al Humaydah – Grenze SAR/JD – Aqaba Südstrand  -  150 km  -  363 Tage  -  34425 km

06. – 08. April 2023 - Über das Wadi Rum nach Petra

Felsbogen im Wadi Rum/Region Kharaz

Am Nachmittag verlassen wir Aqaba und das Rote Meer, um wieder hinauf in die Wüste zu fahren, diesmal in das Wadi Rum. Schon am Visitor Center blicken wir skeptisch umher, denn der Parkplatz ist gerammelt voll und die Anzahl der auf Touristen wartenden Pickups geht an die hundert Fahrzeuge. Wir nehmen eine Nebenpiste, um ins Wadi Rum-Gebiet einzufahren, und es ist so schön dort, wie wir es kennen. Eine sandige Spur lässt uns durch schmale Canyons gleiten, und wir finden unseren tollen Panoramaplatz von vor zehn Jahren sofort wieder. Dort lassen wir uns gegen Abend nieder, um den Sonnenuntergang zu genießen. Doch die nicht endend wollenden Touristenladungen, die an uns vorbei gekarrt werden, lassen keine rechte Stimmung aufkommen. Erst als die Sonne endgültig verschwunden ist, kehrt Ruhe ein.

Leider ist es heute ziemlich diesig, doch wir starten trotzdem zu unserer geplanten Runde um die Felsriegel und Sanddünen. Doch an jeder Ecke stoßen wir auf ein Touristencamp, an sämtlichen landschaftlichen Hotspots ballen sich die Massen. Wir versuchen, das Beste daraus zu machen, suchen uns Routen, die nicht auf der üblichen Standardrunde liegen. Doch gegen Mittag haben wir genug, wir flüchten aus dem Wadi Rum! Etwas weiter nördlich versprechen zwei wunderschöne, große Steinbögen tolles Erleben, doch kaum stehen wir unter den imposanten Naturmonumenten, überfallen uns auch hier Dutzende voll besetzter Touristen-Pickups. Bis zum tristen Sonnenuntergang wuselt es um uns herum, doch dann, als ob jemand einen Schalter umgelegt hätte, senkt sich himmlische Ruhe über uns.

Heute verlassen wir die Wüstengegenden endgültig. Entlang schöner Felsformationen erreichen wir schließlich wieder die Asphaltstraße. Der Tipp eines Einheimischen Guides lässt uns aber rasch wieder ins Hinterland abbiegen, wir suchen den Zugang zu einem speziellen Wadi. Doch dies gelingt uns nicht wirklich, alle Zufahrten enden irgendwo in der Pampa vor unpassierbaren Stellen. Wir geben uns geschlagen und fahren auf einer schönen Bergpiste und anschließendem Asphaltsträßchen wieder zurück auf die Hauptstraße nach Petra. Dort treffen wir im Lauf des Nachmittags ein und bereiten uns im neu eröffneten Museum für die morgige Besichtigung vor.

Aqaba – Wadi Rum – Al Taiyibe – Petra  -  255 km  -  366 Tage  -  34680 km

09. April 2023 - Wieder einmal in Petra …

Oberhalb des Trubels mit Blick auf das Schatzhaus des Pharao

… ganz klar eine unserer historischen Lieblingsstätten. Um halb sieben starten wir zu unserem Besuch dieser faszinierenden Nabatäer-Stadt, gemeinsam mit doch überraschend vielen weiteren Interessenten für diese frühe Stunde. Als wir das weltberühmte Schatzhaus erreichen, sind wir wie immer zwar begeistert ob dieser monumentalen, zweitausend Jahre alten Architektur, aber auch schockiert über die Unzahl von Touristen-Tinnef-Ständen. Und dies setzt sich leider so fort, so dass jeglicher Blick auf die grandiosen Bauten von zusammengezimmerten, mit schmuddeligen Plastikplanen bespannten Buden verstellt ist. Erst als wir uns am Nachmittag auf eine Runde fernab der touristischen Hauptattraktionen begeben, finden wir wieder das Petra, welches wir so lieben. Nach über zehn Stunden anstrengender Wanderung sind wir wieder zurück bei Manni und wechseln noch unseren Übernachtungsplatz, um dem Touristenansturm des nächsten Tages zu entgehen.

Petra – oberhalb von Um Sayhun  -  5 km  -  367 Tage  -  34685 km

10. – 11. April 2023 - Eine spannende Wanderung im Wadi Ghuweir

Spektakulär schön! Wanderung durch das Wadi Ghuweir

Die Nacht war ziemlich stürmisch, auch jetzt am Morgen pfeift noch ein unangenehmer Wind um Manni und wir machen uns auf den Weg nach Shaubak und weiter zum Wadi Ghuweir. 400 Höhenmeter windet sich schließlich die Zufahrtsstraße auf kürzestem Weg immens steil nach unten, wo wir unsere Wanderung beginnen. Nach etwa einer halben Stunde verschlucken uns senkrechte Felswände, die vom Wasser elegant geformt wurden. Stellenweise ist der Durchgang nur drei Meter breit und wir müssen immer wieder durch den Bach laufen, der uns die ganze Zeit begleitet. Tolle Farben und Strukturen begeistern uns, die Natur hat wieder einmal ein Meisterstück an Kreativität abgeliefert. Leider müssen wir irgendwann den Rückweg antreten, da erste Regentropfen eine Wetterverschlechterung ankündigen und ein Verweilen in einem solchen Wadi dann rasch gefährlich werden kann. Als wir schließlich zurück bei Manni und noch an die Canyon-Kante hochgefahren sind, setzt auch schon heftiger Regen ein, der sich zu einem schaurig-schönen Gewitter ausweitet und uns stundenlang beutelt.

Den ganzen nächsten Tag tobt das kalte und stürmische Regenwetter, Nebelschwaden verhindern jegliche Sicht, also bleiben wir einfach stehen …

Um Sayhun – Shaubak – Wadi Ghuweir  -  50 km  -  369 Tage  -  34735 km

12. – 13. April 2023 - Durch das Hochland zum Wadi Mujib

Hoch über dem Wadi Mujib

Erste Löcher in den Nebelschwaden und kurze Regenpausen lassen uns heute weiterfahren. Es bleibt jedoch ungemütlich kalt und windig, und so halten wir uns auf unserer weiteren Stecke nicht länger als notwendig auf, zumal wir die Region ja schon gut kennen. So passieren wir Dana und As Sela im zugigen Nebel, Al Karak mit seiner Kreuzfahrerburg im kalten Wind und das anschließende Hochland im Dauerregen. Erst als wir den gigantischen Canyon des Wadi Mujib erreichen, klart es etwas auf. Steile 600 Höhenmeter schlängelt sich die Straße nun hinunter und auf der anderen Seite wieder hoch. Dort finden wir einen akzeptablen Übernachtungsplatz und hoffen auf besseres Wetter …

Nach einem weiteren verregneten Vormittag ziehen wir zu der ein paar Kilometer weiter östlich, direkt an der Kante des Canyons liegenden historischen Stätte von Al Lahun um. Dort verbringen wir den ganzen Tag. Die Sonne  lacht endlich wieder vom Himmel, das Tief scheint durch zu sein.

Wadi Ghuwayr – Al Karak – Wadi Mujib – Al Lahun  -  205 km  -  371 Tage  -  34940 km

14. – 16. April 2023 - Mosaike rund um den Mount Nebo

Wunderbare alte Mosaike findet man im ganzen Land

Bestes Wetter lässt uns weiterziehen, zuerst einmal zu den historischen Kirchen und den Mosaiken von Um As Rasas. Leider wirkt die gesamte Anlage inzwischen ein wenig vernachlässigt. Weiter geht es dann zum Mount Nebo, von wo aus einst Moses seinem Volk das verheißene Land zeigte. Tausende Touristen defilieren an der Gedächtniskirche mit seinen Mosaiken entlang, also nicht gerade sehr stimmungsvoll. Dafür sind wir an der kleinen, aber dank des nahezu unversehrten Mosaiks besonders sehenswerten St. Lot und St. Procopius Kirche völlig alleine, nachdem uns der Schlüsselverwahrer das Gebäude aufgesperrt hat. Die nahegelegene Mosesquelle ist dagegen völlig verdreckt und dadurch höchst unansehnlich. Uns reicht es für heute, wir beziehen Quartier auf einem Hügel neben dem Mount Nebo und blicken hinunter zum Toten Meer und hinüber nach Jerusalem …

Wir entscheiden, auf alle weiteren touristischen Sehenswürdigkeiten in und um Amman zu verzichten, zu viele Menschen belagern die Stätten, außerdem haben wir dies alles schon vor zehn Jahren ausgiebig besucht. So fahren wir westlich an Amman vorbei nach Norden und finden kurz vor Jerash an einem idyllischen Fluss einen netten Platz zum Entspannen.

Den ganzen Tag verbringen wir hier, große Wäsche ist mal wieder angesagt, auch Manni braucht dringend eine Entsandungskur und Großreinigung nach so viel Wüste und schlechtem Wetter. Herrlichstes Sommerwetter lädt zum Baden ein und ohne Wind können wir mal wieder lange draußen sitzen.

Al Lahun – Madaba – Amman – Wadi Al Abbara  -  155 km  -  374 Tage  -  35095 km

17. April 2023 - Gerasa

Das antike Gerasa ist einfach wunderbar!

Das historische Gerasa, einst eine blühende Handelsstadt zu Zeiten der Weihrauchstraße, ist für uns eine der beeindruckendsten Ruinenstätte der Antike. Gegen Mittag trudeln wir dort ein, quetschen Manni zwischen all die Touristenbusse und schlendern genüsslich zwischen dem imposanten Hadrianstor, den herrlichen Tempeln von Zeus und Artemis, gut erhaltenen Kirchenmosaiken und der weitläufigen Esplanade umher. Jetzt am Nachmittag hält sich der Touristenansturm auch in Grenzen, so dass Gerasa richtig wirken kann. Nach einigen Stunden Ausflug in die Vergangenheit fahren wir wieder zurück an unseren Platz am Fluss und setzen uns zur Erfrischung erst mal ins kühlende Nass.

 

Wadi Al Abbara – Jerash/Gerasa – Wadi Al Abbara  -  20 km  -  375 Tage  -  35115 km

18. – 19. April 2023 - Geheimnisvolle Wüstenschlösser

Faszination Qasr al Azrak - alles ist aus Stein erbaut!

Östlich der grünen Berge von Amman liegen einige geheimnisumwitterte Bauten aus römischer und umayyadischer Epoche. Einige dieser Wüstenschlösschen, Befestigungsanlagen und Grenzforts wollen wir auf unserem Weg in Richtung Irak besuchen. Den Anfang macht das Qasr Al Hallabat, einst als römische Grenzgarnison gegründet und später von den Umayyaden ausgebaut. Teilrenoviert wacht es nun auf einem Hügel über die eintönige Wüstenlandschaft.

Wir fahren noch ein Stückchen weiter zum Qasr Al Amra, dem Lustschlösschen der Kalifen Anfang des achten Jahrhunderts. Sehenswert sind hier vor allem die noch gut erkennbaren farbigen Malereien im Inneren, die überraschend viel nackte weibliche Haut zeigen, ein Zeichen, dass die Ausschmückungen aus frühislamischer Zeit stammen müssen, als man das figürliche Darstellen wohl noch nicht ernsthaft verboten hatte.

Unser heutiger Besuch der historischen Burg Qasr Al Azraq in der gleichnamigen Stadt fasziniert uns trotz grobem Mauerwerk – oder vielleicht gerade deshalb. Bereits von den Römern aus schwarzem Vulkangestein als Garnison erbaut, erstaunt auch heute noch die Beständigkeit der damaligen Architektur. Selbst tonnenschwere Eingangsportale lassen sich in ihren steinernen Nuten noch so drehen, als ob niemals rund 2.000 Jahre vorbeigezogen wären. Die Reste des vor der Stadt liegenden Qasr Usaykhim dagegen sind nicht mehr besonders eindrucksvoll, lediglich ein filigran in den Himmel empor ragender steinerner Dachstützbogen hat zumindest bei Sonnenuntergang etwas Charme. Am Fuß des Burghügels verbringen wir nun unsere letzte Nacht in Jordanien.

Wadi Al Abbara – Zarga – Al Azraq – Qasr Usaykhim  -  185 km  -  377 Tage  -  35300 km

20. – 21. April 2023 - Und wieder in den Irak

Im Konvoi mit Militärschutz durch den Zentral-Irak

Meist schnurgerade zieht sich die holprige Straße durch ödes Wüstenland nach Osten, der irakischen Grenze entgegen. Die Ausreise aus Jordanien ist Minutensache, und wir stürzen uns in das Abenteuer der irakischen Grenzabfertigung. Es ist Mittagszeit, der Himmel färbt sich dunkelgelb, und ein plötzlicher Sandsturm treibt in heftigen Böen immer wieder Sand und Dreck über das Gelände. Wir signalisieren den Offiziellen, dass wir alle Zeit der Welt haben und wenn möglich, gerne hier im Zollhof übernachten würden, sobald der Papierkram erledigt sei. Dieser Plan kommt gut an und ist auch bitter nötig, denn am letzten Tag des Ramadans ist der Arbeitseifer übersichtlich. Zusätzlich wird noch eine Zigarettenschmugglerbande hochgenommen, sodass für unsere Anliegen nur wenig Spielraum bleibt. Trotz engagierter Unterstützung eines passabel Englisch sprechenden Mitarbeiters wird es schließlich Mitternacht, bis das ganze Prozedere samt ungefähr 120 sinnfreien Kopien, unzähligen Unterschriften und wichtigen Stempeln erledigt ist. Aber alle sind gut drauf, denn es darf seit heute Abend endlich wieder tagsüber gegessen, getrunken und geraucht  werden.

Die Nacht war unruhig und kurz, denn auf das fast pausenlose Gekläffe dutzender Straßenköter folgt schon gegen halb sechs Uhr morgens die wirklich ausgiebige Ramadan-Endpredigt des ortsansässigen Muezzin, und das direkt neben unseren Lastern. Um zehn Uhr öffnen sich dann endlich die Zollhoftore und wir dürfen, überraschenderweise sogar ohne militärische Eskorte gen Bagdad starten. Nach etwa 150 Kilometern ist damit allerdings Schluss, ab jetzt werden wir alle paar Kilometer vom nächsten Posten übernommen und begleitet. Vorbei an Kriegsschrott und Bunkeranlagen erreichen wir schließlich eine Kontrollstelle, bei der wir dann über Nacht bleiben können.

Qasr Ukaykhim – Grenze Jordanien/Irak – Checkpoint 70  -  595 km  -  379 Tage  -  35895 km

22. – 23. April 2023 - Kontrollwahnsinn und historische Highlights …

Das alte Spiralminarett der Großen Moschee in Samarra

… auf unserem weiteren Weg durch den Irak. Erst lassen sie uns nicht fahren, da keine Eskorte kommt, die uns begleiten kann. Nach drei Stunden festsitzen am Checkpoint geht es dann plötzlich doch ohne Begleitung. Das soll einer verstehen … Am übernächsten Checkpoint wartet dann wieder eine Eskorte auf uns. Diesmal funktioniert die Übergabe reibungslos, erst beim übernächsten Kontrollpunkt kommt keiner mehr und wir müssen uns wieder in Geduld üben. Erst als wir drohen, bei ihnen die Nacht zu verbringen, wenn hier nicht bald etwas passiert, dürfen wir sogar ohne Begleitung durchs ach so gefährliche Land weiterfahren. Und so erreichen wir schließlich die geschichtsträchtige Stadt Samarra und nach drei finalen Checkpoints stehen wir endlich an unserem anvisierten Übernachtungsplatz direkt am völlig vermüllten Parkplatz des  berühmten Spiralminaretts Malwiya. Ein abendlicher Besuch der bunt illuminierten schiitischen Pilgerstätte in der Innenstadt schließt diesen anstrengenden Tag letztlich ab.

Unsere erste Station heute ist Tigrit, die Geburtsstadt von Saddam Hussein. Hoch über dem Tigris stehen noch heute die Ruinen seiner Paläste, in denen er und sein Familienclan ihren Hauptsitz hatten. Die Fahrt nach Kirkuk ist deutlich entspannter als in den letzten Tagen, keine Eskorte muss uns begleiten und auch an den Checkpoints geht es rasch voran. Als wir in Kirkuk ankommen, spüren wir sofort, dass wir in einem anderen Irak, im kurdischen Irak, angekommen sind. Das Straßenbild ist aufgeräumter, die Menschen sprechen kurdisch, Restaurants und Läden werben um Kundschaft. Wir haben es geschafft!

Checkpoint 70 – Samarra – Tikrit – Kirkuk  -  410 km  -  381 Tage  -  36305 km

24. – 25. April 2023 - In die autonome Region Kurdistan

Völlig verändertes Landschaftsbild in Kurdistan

Schon wenige Kilometer nach Kirkuk signalisiert ein großer Checkpoint den Übergang nach Kurdistan. Der Norden des Irak genießt seit einigen Jahren einen Autonomiestatus, um den Kurden ein sicheres Leben zu garantieren. Auch die Landschaft wandelt sich nun schlagartig. Grüne Wiesen und Felder, schroffe Berge und viel Wasser geben uns das Gefühl, in eine andere Welt einzutauchen. Leider regnet es den ganzen Tag so vor sich hin, und als wir den malerisch in den Bergen eingebetteten Dukan Stausee erreichen, sieht Manni aus wie eine Wildsau nach einem Bad im Schlamm.

Die Sonne vertreibt die letzten Nebelschwaden, und wir staunen, wie schön unser Standplatz auf einer Landzunge über dem Stausee ist. Natürlich können wir uns ein morgendliches Bad nicht verkneifen und schwimmen inmitten eines fantastischen Panoramas. Als wie schließlich starten, herrscht wieder bestes Wetter, so dass wir die Fahrt über die vor uns liegenden Berge so richtig genießen können. Immer am Dukan Stausee entlang, erreichen wir schließlich das nette Städtchen  Ranya und tauchen ein in das lebhafte Basarviertel, das uns sofort an die Gegebenheiten im nicht weit entfernten Iran erinnert. Wenig später sitzen wir an einem munter sprudelnden Bergbach, und Manni bekommt endlich seine ersehnte Wäsche …

Kirkuk – Kurdistan – Tasluja – Dukan Stausee – Ranya – Rezena  -  240 km  -  383 Tage  -  36545 km

26. April 2023 - Am Rawanduz Canyon

Blick in den Rawanduz Canyon

Immer höher schraubt sich die Straße, oft in kurz aufeinanderfolgenden, engen Kehren. Die Passhöhe gibt dann einen tollen Blick frei auf die schneebedeckten Grenzberge zum Iran. Als wir wieder den Talboden erreichen, wird dieser immer schmäler und führt uns schließlich zum beliebten Ausflugsstädtchen Rawanduz, das sich am oberen Rand des gleichnamigen Canyons ausbreitet. Wir schlendern an der senkrechten Kante entlang und bewundern die geologischen Besonderheiten der Region. Zum Verweilen ist uns hier jedoch zu viel Rummel. Also machen wir uns auf den Weg hinunter in den Canyon und weiter über die Berge, bis wir einen netten Platz direkt am Fluss entdecken.

Rezena – Rawanduz – Khunasi Khwar  -  110 km  -  384 Tage  -  36655 km

27. – 28. April 2023 - Aussichtsreiche Bergstrecken im nördlichen Kurdistan

Wir genießen die Berge, das üppige Wasser, saftiges Grün und die Blumen!

Entlang dem Fluss Rawanduz fahren wir nun weiter nach Westen, das grüne Tal ist wunderschön, die karstigen Gipfel beeindruckend. In Bilah Ziri wenden wir uns nach Süden, dem Pars Mountain Pass entgegen. Und der ist nun wirklich eindrucksvoll, denn die kurvenreiche Straße überwindet auf kurzer Distanz 800 Höhenmeter. Oben angekommen, schweift unser Blick weit hinein in die Türkei bis in die Region Hakkari mit ihren schneebedeckten Viertausendern. Die nördliche Abfahrt beschert uns schließlich noch eine spannende Fahrt durch einen sehr schmalen Canyon, bevor wir kurz vor Akre wieder auf die Hauptstraße treffen. Leider verliert die Landschaft nun viel von ihrer Attraktivität. Grüne Felder bis zum Horizont wirken auf Dauer etwas eintönig. So machen wir Strecke, und landen letztlich kurz vor Dohuk, wo wir nach einigen Schwierigkeiten endlich einen Übernachtungsplatz finden.

Nach einer letzten Einkaufsrunde in Dohuk fahren wir noch ein kurzes Stück in Richtung der Grenze und verbringen unsere letzte Nacht im Irak ungestört in einer ruhigen Berglandschaft.

Khunasi Khwar – Bilah Ziri – Akre – Sharya – Gali Zakho  -  290 km  -  386 Tage  -  36945 km

29. April – 01. Mai 2023 - Zurück in der Türkei

Gewittrige Abendstimmung bei Mardin

Kurz nach Öffnung der Grenze stehen wir vor dem ersten Kontrollhäuschen. Und es läuft überraschend entspannt, denn die Kontrollen sind oberflächlich, die erforderlichen Stempel rasch besorgt und an der scheinbar endlosen Schlange der auf die Abfertigung wartenden Iraker und Türken werden wir vorbeigelassen. Auch bei den Türken flutscht es, und wir sind alle noch vor der Mittagspause durch. Über Sinopi fahren wir noch bis nach Cizre, wo wir direkt am Tigris am Rand der Altstadt auf einem Parkplatz unseren Übernachtungsplatz beziehen. Wir verabschieden mit einem gemeinsamen Abendessen unsere Teams und sind ab sofort wieder alleine unterwegs.

Das historische Stadtzentrum von Mardin ist nun unser nächstes Ziel. Nach einem mittäglichen Stopp beim uralten Kloster Mor Gabriel erreichen wir am späten Nachmittag unseren tollen Panoramaplatz bei Mardin, wo wir unseren Freund Martin und seinen Sohn Eric treffen. Auch Elke und Andi aus unserem Reiseteam sind dabei und wir verbringen einen lustigen Abend bei uns im Laster, da uns draußen der Sturm fast von den Felsen bläst.

Den ganzen nächsten Tag vertrödeln wir dann auf unserem Aussichtsberg, wir brauchen dringend eine Pause …

Gali Zakho – Grenze IRQ/TR – Silopi – Cizre – Mardin  -  240 km  -  389 Tage  -  37185 km

02. – 04. Mai 2023 - Kultur und Natur

Entspannung am einsamen Hazar Gölü

Ein ausgiebiger Spaziergang durch die historischen Gemäuer von Mardin lässt uns eintauchen in die lange Geschichte dieser Stadt. Zwischen uralten Moscheen und lebendigen Basaren, architektonisch interessanten Koranschulen und verwinkelten Wohnarealen wandern wir treppauf und treppab, verlaufen uns und lassen uns einfach treiben. Die Symbiose angesagter Restaurants auf historischen Dachterrassen und turbulentem Alltagsleben inmitten geschichtsträchtigem Flair gefällt uns ausnehmend gut. Als es Nachmittag wird, sind die Füße platt und die Knie müde, und wir machen uns auf die Weiterfahrt nach Diyarbakir. Dort finden wir einen aussichtsreichen Platz oberhalb der byzantinischen, auf zehn Bögen erbauten Brücke über den Tigris.

Nach einer ruhigen Nacht verzichten wir auf eine weitere Altstadt, wir brauchen dringend Natur um uns. Die finden wir dann am Hazar Gölü südlich von Elazig. Und wie schön es hier ist! Eingebettet in herrlich grüne Berge, umrahmt von Kiefern und Pappeln, plätschert der See sanft im Nachmittagswind. Kühe und Schafe umringen Manni, als wir unseren Uferplatz beziehen, einige Dorfbewohner begrüßen uns freundlich, und wir genießen auf einer ersten kurzen Wanderung die beruhigende Stimmung dieses Tales.

Und weil es hier so schön ist, bleiben wir noch einen Tag …

Mardin – Diyarbakir – Hazar Gölü/Plajköy  -  225 km  -  392 Tage  -  37410 km

05. – 07. Mai 2023 - Wir umfahren das Erdbebengebiet

Großer Felsbogen im Gebirgszug

Entlang des Südufers des Hazar Gölü und weiter auf einer schönen Nebenstrecke erreichen wir Malatya. Hier erkennen wir so manches Haus mit Erdbebenschäden, und auf jeder verfügbaren Fläche sind Notunterkünfte für die Erdbebenopfer aufgestellt. Selbst Wohnanhänger und Campingabsetzkabinen wurden zur Verfügung gestellt. Auch wenn wir das betroffene Gebiet großräumig umfahren, die Schäden an den Rändern bekommen wir dann doch mit. Selbst bis hoch ins Tal von Levent sehen wir immer wieder eingestürzte Gebäude. An einer senkrechten Kante am Levent Vadisi finden wir schließlich einen tollen Panoramaplatz, von dem aus wir zu einer Wanderung aufbrechen, um die vielen Höhlen, Steinbögen und Felstürme zu bewundern.

Die schmale Nebenstrecke durch die Täler rund um Levent eröffnet uns hinter jeder Biegung wunderschöne Panoramen. In ständigem, steilen Auf und Ab entdecken wir gewaltige Höhlen und sogar einen gigantischen Steinbogen hoch in einer Felswand. Nach einem Spaziergang durch das sehr nett am Tohma Canyon liegende Darende fahren wir noch das kurze Stück zum Sugul Canyon, aus dem der Tohma Cayi entspringt und der Region seinen Stempel aufdrückt. In der dortigen Fischzucht erstehen wir zwölf herrlich schmackhafte Forellen, die Tiefkühltruhe ist also wieder gut bestückt.

Die Fahrt nach Kayseri über die kargen Hochebenen um Pinarbasi wird von heftigen Regengüssen beeinträchtigt. Nicht weit über uns zeigt sich immer wieder die Schneegrenze der über 3.000 Meter hohen Berge. Erst in Kayseri wird es wieder etwas angenehmer, und als wir einen der vielen Ausflugsparks ansteuern, ist dieser von hunderten Wochenendbesuchern frequentiert, die trotz mäßigem Wetter um die Grillfeuer sitzen.

Hazar Gölü – Malatya – Levent – Darende – Sugul – Kayseri  -  500 km  -  395 Tage  -  37910 km

08. – 09. Mai 2023 - Werkstatttage in Kayseri

Ausbau der Blattfederpakete

Manni braucht mal wieder so einige Aufmerksamkeiten. Öl- und Filterwechsel sind in einer kleinen Werkstatt rasch gemacht. Nun müssen alle Gummilagerbuchsen in den Blattfederaugen ausgetauscht werden, das macht der Nachbar in der Federbude. Und sie arbeiten zügig, gegen Abend sind alle vier Blattfederpakete wieder an Ort und Stelle. Bei dieser Gelegenheit bekommt Manni auf die hinteren Federblätter noch Distanzblöcke, damit er endlich wieder geradesteht. Und als wir später etwas außerhalb der Stadt von unserem Übernachtungsplatz auf den Riesenvulkan Erciyes blicken, wie er sich so langsam aus den Wolken schält, sind die Mühen des Tages schnell vergessen …

Unser leidiges Problem des nahezu kompletten Druckluftverlustes über Nacht lösen wir bei der MAN-Niederlassung, da wir die entsprechenden Ersatzteile benötigen. Das Vierkreisschutzventil hat einen Haarriss, also Austausch des kompletten Teils. Und auch die in Armenien provisorisch reparierten Dichtungen des Lufttrockners lassen wir austauschen. Jetzt hält er die Luft wieder viel besser! Noch ein wenig Kleinkram erledigen, und schon sind wir wieder unterwegs. Erst bei der alten Steinbrücke in Köprüköy machen wir Schluss für heute.

Kayseri – Kirsehir – Köprüköy  -  245 km  -  397 Tage  -  38155 km

10. – 11. Mai 2023 - Ein großer Sprung nach Westen

Friedlicher Platz für unser Nachtlager

Das Wetter bleibt ungemütlich, es ist kalt und regnerisch. Also fahren wir weiter, denn auch die Landschaft lädt nicht unbedingt zum Verweilen ein. Landwirtschaft bis zum Horizont, schnurgerade zweispurige Schnellstraße. Und doch finden wir einen wirklich tollen Übernachtungsplatz, als plötzlich zerklüftete Granitberge auftauchen, auf deren Rückseite sich ein Wäldchen ausbreitet. Hunderte Vögel sorgen für ein fulminantes Dauerkonzert.

Schon vor dem Frühstück machen wir uns wieder auf den Weg, spulen Kilometer ab. Über Eskisehir erreichen wir schließlich die grünen Berge vor Bursa, auch wenn sie knapp über uns im dichten Nebel verschwinden. Wir wandeln ein wenig durch die kopfsteingepflasterten Gassen des uralten, osmanischen Ortes Cumalikizik, dessen Charme leider unter tonnenweise angebotenem Touristenkram buchstäblich begraben wird. Am späten Nachmittag erreichen wir schließlich in Bandirma das Marmarameer, wo wir uns auf einen Aussichtshügel stellen und dem unangenehmen Sturm trotzen.

Köprüköy – Polatli – Eskisehir – Bursa – Bandirma  -  790 km  -  399 Tage  -  38745 km

12. – 16. Mai 2023 - In Riesenschritten quer über den Balkan

Conny sammelt Minze am Fluss

Es bleibt kalt und windig, also weiter, entlang dem Marmarameer, bis wir bei Lapseki über die Dardanellen nach Gelibolu übersetzen. Nun sind wir auf den Tag genau nach einem Jahr wieder zurück in Europa. Und prompt scheint die Sonne! Rasch erreichen wir nun die Grenze zu Griechenland, und im nahen Alexandroupolis parken wir Manni auf unserem Stammplatz hoch über dem Meer.

Über uns bestens bekannte Nebensträßchen tingeln wir bei bestem Wetter weiter nach Kavala und noch ein Stück darüber hinaus, bis wir den allseits beliebten Nudistenstrand nahe der Streusiedlung Vrysi erreichen, wo wir uns häuslich niederlassen. Aufgrund der doch sehr frischen Temperatur wandeln wir für einen Nudistenstrand aber reichlich „overdressed“ am Meer entlang und entsagen uns sogar ein Bad im klaren Wasser.

Heute ist es schon wieder vorbei mit dem Sonnenschein, und so rollen wir also weiter gen Westen. Über Asprovalta und Thessaloniki, vorbei an Edessa und Florina, stehen wir gegen Abend schon an der Grenze zu Nordmazedonien. Rasch noch hinüber und schon bald nach der Einreise entdecken wir hinter einer kleinen Kirche einen schönen und ruhigen Platz mit Blick auf die in Gipfelnähe noch verschneiten Berge.

Auch heute Morgen regnet es immer wieder, und so fahren wir zum Frühstücken hinüber nach Ohrid, um zumindest ein wenig Flair am See zu genießen. Erst am späten Vormittag machen wir uns wieder auf den Weg, zuerst hinauf nach Debar und dort über die Grenze nach Albanien. Die Strecke über die Berge ist trotz des schlechten Wetters einerseits wunderschön, andererseits ist die Straße über lange Zeit grottenschlecht, sodass wir nicht wirklich zügig vorwärtskommen. Am Ulza Stausee machen wir schließlich Schluss für heute.

Und wieder gießt es in Strömen, als wir die Berge hinter uns lassen und die Küstenebene Albaniens erreichen. Über Lezhe und Skhoder sind wir gegen Mittag bereits an der Grenze zu Montenegro, und als wir wenig später in Podgorica Mittag machen, schüttet es dermaßen, dass binnen kurzer Zeit alles überschwemmt ist. Unglaublich, dieses Frühjahrswetter! Vorbei an Niksic und dem tollen Slano See passieren wir heute auch noch die nächste Grenze, nämlich die nach Bosnien und Herzegowina. Kurz darauf entdecken wir am Ufer der Trebisnjica einen herrlichen Platz.

Bandirma – Alexandroupolis – Thessaloniki – Ohrid – Podgorica  -  1325 km  -  404 Tage  -  40170 km

17. – 21. Mai 2023 - Und weiter geht es mit dem Länderhopping …

Die Sonne kämpft sich durch am Cetina Stausee

… denn unsere anstehenden Termine zuhause sitzen uns im Nacken. Über Trebinjie, Stolac, Capljina und Ljubski, durch eine wundervolle, meist naturbelassene Gegend, erleben wir eine der schönsten Regionen der Herzegowina, auch wenn es regnerisch bleibt. Und schon sind wir im nächsten Land, in Kroatien. Auch hier setzt sich diese tolle Gegend fort, und über Imotski, Trilj und Sinj landen wir schließlich am herrlich zwischen grünen Bergen eingebetteten Cetina Stausee.

Was für eine Überraschung: Die Sonne lacht vom fast wolkenlosen Himmel, Frühstück im Freien ist mal wieder angesagt, auch wenn der Wind frisch bleibt. Doch dieses selten gewordene Naturschauspiel ist leider nur von kurzer Dauer, denn als wir starten, ist die Wolkendecke fast schon lückenlos. Zumindest bleibt es heute trocken. Über Knin, Gracac, Gospic und Otocac fahren wir an der Ostseite des Velebit-Gebirges entlang zügig nach Norden. Und als sich die Straße in weiten Serpentinen schließlich nach Senj an die Adria hinunterschlängelt, da scheint sie plötzlich wieder, die Sonne. Fotogen tauchen die ersten Inseln aus dem aufgewühlten Meer auf, aber der Sturm bläst uns fast um, als wir eine Pause oberhalb der Küstenlinie machen. Und das bleibt auch so, als wir wenig später unseren Übernachtungsplatz beziehen. Manni schwankt wie ein besoffener Seemann bei Windstärke acht …

Vorbei an Rijeka, rasch durch Slowenien, und schon sind wir in Italien. In Monfalcone füllen wir unseren Weinkeller ordentlich auf, die Durststrecke der letzten Monate hat ein Ende! Und ein paar Kilometer weiter, in Sagrado am rauschenden Isonzo, machen wir auch schon Schluss für heute, denn das Wetter ist endlich mal besser und wir brauchen eine längere Pause …

Ganz gemütlich lassen wir es heute angehen, denn wir wollen lediglich zum Lago di Bordano, unserem Lieblingsplatz hier in der Region. Und als wir mittags dort am Ufer unseren Stammplatz beziehen, fällt die Last der letzten Tage sofort von uns ab und wir gehen in den Erholungsmodus. Wir nutzen den Nachmittag zum Erholen, Manni putzen, Spazierengehen und Baden, und sind dann bereit für die letzte Etappe nach Saalfelden.

Plöckenpass, Gailbergsattel, Felbertauern. Grüne Wiesen mit bunten Blumen, schneebedeckte Gipfel, darüber weiße Wölkchen am blauen Himmel. Gewaltige Wasserfälle donnern talwärts, blitzsaubere Natur begeistert. Wie immer stellen wir fest, unsere Alpenregion muss sich im weltweiten Vergleich wirklich nicht verstecken! Und dann sind wir auch schon bei unseren Freunden vom Brandlhof.

Heute geben wir Manni bei Actionmobil ab und unsere liebe Freundin Moni holt uns ab und bringt uns nach Sauerlach …

Trebinjie – Imotski – Rijeka – Triest – Lienz – Saalfelden  -  1005 km  -  410 Tage  -  41175 km

22. Mai – 10. August 2023 - Deutschlandbesuch

Willkommen neuer Erdenbürger!

Unsere Zeit in Deutschland war aufregend: Zwei Messeauftritte, ein Event in der Zwickauer Fußgängerzone, Medienpräsenz in Print, Funk und Fernsehen – unsere Bücher gingen dabei weg wie nix! Emotionale Familienbesuche, intensive Treffen mit Freunden, informative Meetings mit Reisepartnern – der Austausch war wichtig. Und Manni bekam seine überfälligen Renovierungseinheiten von kompetenter Hand – jetzt ist er wieder fit für Neues.

11. – 12. August 2023 - Endlich wieder unterwegs!

Blutrote Heidelibelle

Am Schluss haben wir die Tage gezählt bis zur Abfahrt. Und als der letzte Termin abgehakt war, ging es auch gleich los. Unser letzter Übernachtungsplatz in Deutschland ist im Chiemgau, von dort starten wir durch …

Bei bestem Sommerwetter geht es über Ruhpolding und Bad Reichenhall nach Österreich. Vorbei am Zeller See, entdecken wir kurz vor Mittersill einen ruhigen Platz ohne das inzwischen in Österreich fast schon obligatorische „Camping verboten“ Schild. Und als die Kraft der Sonne etwas nachlässt, geben wir uns noch eine kleine Trainingseinheit am Berg hinter uns –  auf vier Kilometer rund 350 Höhenmeter hinauf in nur vierzig Minuten …

Die Felbertauernstraße ist fest in der Hand unzähliger Urlauber, in deren Kolonnen wir uns einreihen. Da wir die langsamsten sind, kreieren wir schon bald unsere eigene Kolonne, sehr zum Ärger einiger Ungeduldiger. So erreichen wir schließlich Lienz, später dann Kötschach-Mauthen, und am Nachmittag beziehen wir Quartier direkt auf dem Plöckenpass.

 

Hörgering – Zell am See – Mittersill – Lienz – Plöckenpass  -  245 km  -  2 Tage  -  245 km

13. – 16. August 2023 - Besuch aus Saudi Arabien!

Mit Sita und Eid aus Saudi Araben am Lago di Bordano

Als die Sonne den Himmel über dem Karnischen Hauptkamm erobert, wandern wir gemächlich hinauf zum Kleinen Pal, rund 500 Höhenmeter über unserem Übernachtungsplatz am Plöckenpass. Die gesamte Gipfelregion ist umgegraben, denn hier oben standen sich Österreicher und Italiener in einem mörderischen Stellungskrieg während des Ersten Weltkriegs gegenüber. Schützengräben, Unterstände, Geschützstellungen und jede Menge Kriegsschrott aus der Zeit zwischen 1915 und 1918 prägen diese Grenzkammregion.

Am Nachmittag beziehen wir dann einen herrlichen Platz an unserem Lieblingssee in der Region Tolmezzo, am Lago di Bordano, und warten auf Sita und Eid aus Riyad in Saudi Arabien. Die Freude über unser Wiedersehen ist natürlich groß und es wird ein langer Abend …

Die beiden nächsten Tage verbringen wir gemeinsam mit viel reden und kochen und stellen fest, dass wir uns wunderbar verstehen und über alles sprechen können, was für uns natürlich unglaublich interessant ist.

Am dritten gemeinsamen Tag verabschieden wir uns schließlich am frühen Nachmittag mit der Gewissheit, uns schon bald, im Februar nächsten Jahres, in Riyad wieder zu sehen. Wir fahren noch ein kurzes Stück, vorbei an Udine, bis nach Gradisca d` Isonzo, wo wir den uns schon bekannten Platz am Damm beziehen.

 

Plöckenpass – Tolmezzo – Lago di Bordano – Udine – Gradisca  -  120 km  -  6 Tage  -  365 km

17. – 19. August 2023 - Durch Slowenien und Kroatien

Happy Birthday Tommy!

Über Nacht hat mich ein nerviger Schnupfen ordentlich erwischt, und das ausgerechnet auch noch am Geburtstag! Doch mit entsprechender pharmazeutischer Unterstützung und einem kalten Bad im Isonzo kehren die Lebensgeister allmählich wieder zurück und wir können am späten Vormittag starten. Von Triest geht es ein kurzes Stück durch Slowenien, und schon sind wir in Kroatien. Um den Urlaubermassen an der Küste zu entgehen, entscheiden wir uns für eine kurvenreiche Nebenstrecke, die uns in einem großen Bogen um Rijeka herumführt. Dichte Wälder, winzige Dörfer, schattige Täler und klare Bäche - das Hinterland von Kroatien ist immer wieder wunderschön zu bereisen. Am Stadtrand von Delnice schließlich finden wir einen ruhigen Platz an kleinen Rückstaubecken, die sich natürlich zum Baden anbieten.

Der Schnupfen meldet sich hartnäckig zurück, und wir entscheiden, den Tag zum Kurieren hier zu verbringen in der Hoffnung, dass er sich wieder verflüchtigt.

Es geht leicht aufwärts, und so starten wir gegen Mittag. Dichte Wälder, durch die sich die schmale Straße schlängelt, Dörfer, von der Zeit und der EU-Zugehörigkeit vergessen; in den Gesichtern der wenigen Menschen auf den zusammengeflickten Straßen Müdigkeit. Hier ist Kroatien so ganz anders als an der prosperierenden Küste. Irgendwann biegen wir auf eine schmale Zufahrt hinunter zum Licka Jesenica ab, ein glasklares, jedoch eiskaltes Flüsschen erfrischt uns und lässt uns bleiben …

 

Delnice – Ogulin – Licka Jesenica  -  245 km  -  9 Tage  -  610 km

20. August 2023 - Wir erreichen die muslimische Welt

Mystische Nebelstimmung an der Una

Immer schmaler wird das Sträßchen, das uns weiter durch dichte Wälder führt. Ein perfektes Gebiet für die hier ansässigen Schwarzbären, kaum besiedelt und nahezu undurchdringbar. Doch plötzlich ist der Zauber vorbei, wir erreichen den Nationalpark der Plitwitzer Seen. Direkt an der nordwestlichen Zufahrt zum eigentlichen Park können wir zu einem Aussichtspunkt laufen und sind begeistert vom Gebotenen: Unter uns der türkisfarbene Mönchssee, dessen Wasser in unzähligen Kaskaden der Plitvica entgegenplätschert, die sich rechts mittels des großen Wasserfalls über eine senkrechte Kante in die Tiefe stürzt; alles eingebettet in einen dichtbewaldeten Canyon. Doch weiter vordringen wollen wir nicht, der horrende Eintrittspreis und tausende Touristen, die sich im dicht aufgeschlossenen Gänsemarsch um die Seen und Kaskaden schieben, schrecken uns ab.

Also machen wir uns auf zur Grenze nach Bosnien & Herzegowina. Rasch ist die EU-Außengrenze erledigt, und schon im ersten Dorf bestimmt das schlanke Minarett einer Moschee das Bild. Außerhalb von Bihac stellen wir uns schließlich an das Ufer der Una und genießen die idyllische Szenerie, die sich uns hier darbietet.

 

Licka Jesenica – Grenze HR/BiH – Bihac  -  75 km  -  10 Tage  -  685 km

21. August 2023 - Der Nationalpark Una …

Unser Übernachtungsplatz am Unac Stausee

… erstreckt sich südlich von Bihac entlang der bosnisch-kroatischen Grenze  und ist im Gegensatz zu seinem berühmten kroatischen Pendant kaum bekannt und deshalb auch nur sehr wenig frequentiert. Also genau unser Ding, die Natur zu genießen, ohne von den Massen erdrückt zu werden. Unendlich erscheinende Wälder bedecken die karstigen Berge, unzugängliche Schluchten graben sich tief hinein in die poröse Erdkruste. Die Una begleitet uns die ganze Zeit, unzählige Wasserfälle und Stromschnellen sorgen für ein munteres Spiel, ruhigere Abschnitte laden zum Baden ein. In Martin Brod schließlich, einer einsamen Ansammlung weniger Häuser, stützt sich die Una besonders attraktiv von Kante zu Kante.

Vor einer ausgiebigen Rundwanderung erwerben wir rasch noch acht lebendige Forellen bei der ortsansässigen Fischzucht, deren Leben nun fachgerecht ein Ende gesetzt werden muss, damit sie in der Tiefkühltruhe ihrer neuen Aufgabe harren.

Später fahren wir entlang der bewaldeten Hänge hinunter nach Drvar und weiter zum kleinen Stausee Unac, wo wir völlig alleine sind und einen tollen Platz oberhalb des Sees beziehen. Und dann heißt es ausgiebig Baden, entspannen und die ersten beiden Forellen genießen …

 

Bihac – Nationalpark Una – Drvar – Stausee Unac  -  100 km  -  11 Tage  -  785 km

22. – 23. August 2023 - In der Herzegowina …

Klosterinsel im Ramsko Stausee

… ist der kroatische Einfluss deutlich spürbar, vor allem hier in Grenznähe. Vor vielen Häusern flattert die kroatische Flagge, Moscheen gibt es hier nur noch sehr wenige. Nach einer staubigen Fahrt hinunter nach Livno spürt man dort die ethnischen Unterschiede, die dieses Land so zerbrechlich machen. Am Stadtbrunnen füllen wir noch unsere Wassertanks mit frischem Quellwasser und suchen uns anschließend einen Platz am Ufer des großen Buschko Stausees.

Heute verlassen wir die Grenzregion und fahren hinein in die karstigen Gebirgsregionen um Sarajewo. Vorbei an Tomislavgrad, wo gefühlt jeder zweite in Deutschland oder Österreich seine Arbeitsheimat gefunden hat, um hier dann ein schmuckes Haus in bester Lage zu errichten, erreichen wir eine raue Hochebene. Auf der östlichen Seite erwarten uns dichte Wälder und es geht viele hundert Höhenmeter hinunter zum Ramsko Stausee. Kurz vor dem eigentlichen Tal öffnet sich uns ein unglaublich pittoreskes Szenenbild: Der See, eingebettet in steile Flanken dicht bewaldeter Hänge, ist von unzähligen Inselchen und Halbinseln aufgelockert. Kaum sattsehen können wir uns, so schön ist es hier! Am östlichen Ufer entdecken wir einen einsam gelegenen Platz und genießen den ganzen Nachmittag das angenehm temperierte Wasser und die tolle Umgebung.

 

Stausee Unac – Livno – Buschko See – Tomislavgrad – Ramsko See  -  180 km  -  13 Tage  -  965 km

24. – 25. August 2023 - Ursprüngliche Landschaften

Spannende Pistenstrecke nach Kalinovic

Die Region südlich von Sarajewo ist ein Naturparadies vom Feinsten. Kaum besiedelt, unzählige Stauseen, die zum Baden einladen, glasklare Flüsse, in denen sich Flusskrebse tummeln. Doch zuerst müssen wir dorthin kommen, denn die Straßen sind schmal und kurvenreich. Hinunter nach Jablanica, immer entlang der hier aufgestauten Neretva bis nach Konijc, und dann wieder steil hinauf in die abweisenden Berge. Schluchten und senkrechte Wände begleiten uns bis zum wunderschön gelegenen Boracko See, doch der ist von Badegästen ziemlich belagert, so dass wir noch ein Stückchen weiterfahren, bis wir direkt am Ufer der Neretva einen tollen Platz entdecken.

Heute wollen wir direkt nach Osten über die Berge, und es wird ein spannender Offroad-Tag! Der Asphalt verliert sich irgendwann und dann hoppeln wir über groben Schotter, ausgewaschene Steigungen, eine wenig Vertrauen schenkende Behelfsbrücke und durch dichten Wald, erst ziemlich bergab und dann auch gleich wieder bergauf. Im serbisch geprägten Kalinovik hat uns kurzzeitig die Zivilisation wieder, doch schon bald geht es hinein in den dichten Bergwald. Manni passt immer so gerade auf den Waldweg, so mancher Ast knirscht an seiner Außenhaut vorbei, doch das gehört zum Offroad-Fahren dazu. Bei Ocrkaclje queren wir die Hauptstraße, tauchen jedoch auf der anderen Seite sofort wieder ein in die ursprüngliche Natur, die kurz darauf ihren Höhepunkt findet in skurrilen Sandsteinformationen, die sich hier aus dem Wald gen Himmel recken. Nun geht es steil hinunter nach Foca und an die Drina, der wir nun bis kurz vor die Grenze folgen, wo wir uns auf dem Parkplatz des dortigen Rafting Centers zum Übernachten einfinden.

 

Ramsko See – Jablanica – Konjic  – Kalinovik – Foca – Rafting Center  -  200 km – 15 Tage  -  1165 km

26. August 2023 - Bergsteigen im Durmitor Nationalpark

Steile, kurze Bergtour auf den Prutas

Montenegro empfängt uns mit kühn angelegten Tunnelstrecken entlang der aufgestauten Piva, die sich noch steigern, als wir auf die Hochebene des Durmitor Nationalparks abbiegen. Manni passt soeben durch die in die Felsen gemeißelten Tunnel, die sich unbeleuchtet und kurvig durch den Berg graben. Oben angekommen, breitet sich ein unglaublich schönes Panorama um uns herum aus. Am Fuß der markant gerippten Ostwand des Prutas parken wir am Einstieg des steilen Steigs, der sich ziemlich direkt hinaufzieht auf den Sattel und über schroffiges Felsgelände weiter zum 2.393 Meter hohen Gipfel. Nach neunzig Minuten stehen wir bereits oben und genießen den 360 Grad Rundumblick auf die von Gletschern der letzten Eiszeit geformten Schluchten und karstigen Wände.

 

Rafting Center Drina – Grenze BiH/MNE – Piva Stausee – Todorov Do  -  55 km  -  16 Tage  -  1220 km

27. August 2023 - Auf dem höchsten Punkt in Montenegro

Vrazje See mit Blick in die Durmitor Berge

Die gestrige Trainingseinheit hat uns gezeigt, dass wir wieder bereit sind für Größeres. Also machen wir uns an den Aufstieg zum Bobotov Kuk, mit 2.523 Metern der höchste Berg Montenegros. Die abwechslungsreiche Wanderung nimmt im Gipfelbereich durchaus alpine Strukturen an, leichte Kletterei im bröseligen Fels lässt so manchen Wanderer an seine Grenzen geraten. Als wir nach etwa zweieinhalb Stunden oben stehen, können wir fast das ganze Land überblicken.

Der Abstieg zieht sich etwas, doch als wir wieder bei Manni ankommen, sind wir nicht einmal besonders geschafft und fahren noch hinaus aus dem Durmitor Nationalpark und hinunter zum kleinen Vrazje See, wo wir einen tollen Platz mit Blick auf die zentralen Berge Montenegros genießen.

 

Todorov Do – Javorje – Vrazje See  -  25 km  -  17 Tage  -  1245 km

28. August 2023 - Unbekanntes Montenegro entlang der Panoramaroute

Romantischer Stellplatz am eiskalten Fluss Ljuca

Wir wollen auf schmalen Nebenstraßen durch den uns völlig unbekannten Osten Montenegros fahren. Und es wird eine traumhaft schöne Fahrt! Entlang der Bukovica, durch ein endlos sich nach unten ziehendes, dicht bewaldetes Tal, rollen wir nach Süden. Kaum besiedelt ist diese Region, zu unbezwingbar sind hier die Wälder und felsigen Schluchten. Plötzlich will uns ein Gewichtsbegrenzungsschild für fünf Tonnen die Weiterfahrt verbieten, doch wir entscheiden, es übersehen zu haben und folgen weiter dieser fantastischen Panoramaroute. Zwar ist die anschließende Passstraße wirklich kaum breiter als Manni, doch ohne jeglichen Verkehr kein Problem. Als wir nach gefühlten tausend Kurven und Kehren später die Hauptstraße nach Kolasin erreichen, hindert dort kein Schild die Durchfahrt …

Gleich hinter Kolasin biegen wir wieder ab auf die nächste dieser schmalen Panoramastrecken, diesmal über den Tresnjevik Pass hinüber nach Andrijevica. Die Gewichtsbeschränkung ist hier zumindest auf fünf Tonnen pro Achse angegeben, da sind wir nur knapp drüber, also kein schlechtes Gewissen. Und diese Strecke hat es wirklich in sich! Da hier doch relativ viel Verkehr herrscht und wir jedes Mal bei Gegenverkehr stehen bleiben müssen, zieht sich die Fahrt doch ganz schön. Aber dies tut der Begeisterung ob der grandiosen Landschaft keinen Abbruch.

Als wir schließlich nach einem anstrengenden Fahrtag den Plavsko See erreichen und einen idyllischen Platz an seinem Zulauf Ljuca finden, sind wir durch eine Region gereist, die gänzlich unbekannt bei den meisten Reisenden sein dürfte.

 

Vrazje See – Kolasin – Andrijevica – Plavsko See  -  150 km  -  18 Tage  -  1395 km

29. August 2023 - Ab nach Albanien

Blick ins tief eingeschnittene Tal der Cijevna

Mächtige Blitze, die Nacht taghell. Donner, so laut, dass an Schlafen nicht mehr zu denken war. Und dann kam der Regen. Immer wieder goss es wie aus Kübeln. Unruhe macht sich bei uns breit, denn wir stehen auf einer Wiese, darunter lehmige Erde. Perfekte Voraussetzungen also für den Laster-Super-Gau! Erst gegen Mittag lichten sich die schwarzen Wolken, die Sonne gewinnt so langsam die Oberhand. Wir können los. Langsam, damit sich die Stollenreifen nicht zu tief in die nasse Wiese graben, rollen wir zurück auf festen Untergrund.

Vorbei an vielen neu erbauten, schönen Häusern, vor denen meist ein hochwertiges Auto mit deutschem Kennzeichen steht, erreichen wir den winzigen Grenzposten zwischen Montenegro und Albanien. Hier gibt es noch persönlichen Service; die Beamten kommen ans Fahrzeug, holen sich die Dokumente, bringen sie ins Abfertigungshäuschen und händigen sie uns anschließend wieder aus.

Als wir vor gut zehn Jahren durch das nun folgende Tal gefahren sind, war das hier eine steinige Bergpiste. Heute ist alles durchgängig asphaltiert und somit einspannt zu bewältigen, denn die Szenerie ist grandios und lädt ein zum Genießen und Schauen. Das machen wir später auch an unserem Übernachtungsplatz oberhalb von Koplik, vor uns der Skutari See, hinter uns die felsigen Berge.

 

Plavsko See – Grenze MNE/AL – Tamare – Koplik Prison  -  85 km  -  19 Tage  -  1480 km

30. – 31. August 2023 - Eine kleine Änderung …

Herrliches Plätzchen bei Koplik

… unseres Reiseplanes steht an. Eigentlich wollten wir elf Jahre nach unserem ersten Besuch in Theth die dortige Entwicklung dieses verwunschenen Tales erleben. Doch es kam anders, denn auch in der vergangenen Nacht zogen heftige Gewitter über die Berge und die dichten Regenwolken waren auch am Vormittag noch nicht weitergezogen. Also keine guten Voraussetzungen für eine Pistenfahrt über das Hochgebirge. Dazu kam, dass wir von unserem Übernachtungsplatz an der Zufahrtsstraße innerhalb kürzester Zeit Dutzende Urlauber auf ihrem Weg dorthin oder von dort kommend beobachten können. Wir entscheiden, das wunderschöne Tal von Theth so in unserer Erinnerung zu belassen, wie wir es seinerzeit erleben durften: völlig alleine in abgeschiedener Ruhe.

Bei uns in Küstennähe hat sich inzwischen der blaue Himmel durchgesetzt, und wir fahren auf der vielbefahrenen Hauptachse Albaniens über Koplik und Skutari bis kurz hinter Lezhe. Dort holt uns der Regen schließlich ein, den wir auf einer großen Rastanlage aussitzen und mit Homeoffice-Arbeiten füllen, bevor wir ins Landesinnere schwenken und noch bis zum Stausee bei Ulez weiterrollen.

Gegen Mittag nehmen wir die grottenschlechte Straße nach Burrel in Angriff. Aufgeworfener Asphalt, Schlaglöcher, zusammengeflickte Passagen – schneller als 25 km/h schaffen wir einfach nicht. Aber nach einer Stunde ist dieses Stück bewältigt und wir fahren gemütlich weiter über die Berge bis zur Grenze nach Nordmazedonien. In Debar am gleichnamigen Stausee kaufen wir ordentlich ein, da hier die Lebensmittelpreise deutlich unter denen der bisher passierten Länder liegen. Und wir bleiben gleich dort, denn das Panorama ist großartig und der See herrlich warm, so dass wir die überraschend kühlen Temperaturen rasch verdrängen.

 

Koplik Prison – Skutari – Lezhe – Burrel – Grenze AL/NMN – Debar  -  210 km  -  21 Tage  -  1690 km

1.September 2023 - Eine spannende Offroad-Passage durch die Berge!

Manni macht sich ganz schlank ...

Bei unserem obligatorischen Mornigwalk müssen wir feststellen, dass Nordmazedonien außerhalb der Ortschaften nach wie vor eine einzige, flächendeckende Müllkippe ist. Unfassbar, wir die Menschen in diesem Dreck leben können!

Am späten Vormittag verlassen wir unseren netten Platz am See und fahren gen Osten in Richtung Kichevo. Die schmale, aber gute Asphaltstraße endet plötzlich am Beginn einer neuen Trasse durch die Berge. Doch sie bleibt gut befahrbar und die Arbeiter beteuern uns, dass wir weiterfahren können. Doch irgendwann, mitten im Gebirge, endet diese breite Trasse und verliert sich in einem Hohlweg, der im dichten Wald entschwindet. Wir laufen den Weg ein Stück ab, um zu sehen, ob wir mit Manni da überhaupt durchkommen. Und es schein zu passen, eng zwar, aber machbar. Im Schritttempo mogeln wir uns nun ein halbes Dutzend wirklich schmaler Serpentinen ins Tal, immer darauf gefasst, dass es nicht mehr weiter geht oder uns ein anderes Fahrzeug entgegen kommt. Dann hätten wir ein echtes Problem. Doch alles geht gut, und eine schweißtreibende Ewigkeit später erreichen wir wieder die neue Trasse. Der Rest ist Kinderkram und am Nachmittag erreichen wir schließlich den Wintersportort Krushevo, der sich sehr fotogen über mehrere Hügel verteilt. An einem kleinen und idyllischen Stausee am Stadtrand finden wir dann einen schönen Platz für die Nacht.

 

Debar – Kichevo – Krushevo  -  120 km  -  22 Tage  -  1810 km

02. – 03. September 2023 - Ein großer Sprung nach Osten …

Idylle am Kerkeni See, leider aber zum Baden ungeeignet

… steht heute an. Doch zunächst verweilen wir noch an unserem idyllischen kleinen Stausee in Krushevo, laufen, baden und frühstücken anschließend am Wasser. Gegen Mittag schraubt sich Manni dann langsam die nicht enden wollenden Kurven hinunter in die heiße Ebene um Prilep, wo wir uns in das Wochenmarktgetümmel stürzen und ordentlich zuschlagen. Anschließend vertanken wir das restliche nordmazedonische Geld und machen uns endgültig auf den Weg in Richtung Dorjansee. Über die Weinanbaugebiete von Kavadarci und Negotino geht es immer weiter hinunter, es wird spürbar wärmer und dampfiger, und als wir schließlich den Dorjansee erreichen, haben wir die auf dieser Reise bisher längste Tagesetappe gefahren.

Als wir am späten Vormittag zur Grenze aufbrechen, hatten zwei dutzend Andere dieselbe Idee. Und so zieht sich das Prozedere sowohl bei der Ausreise aus Nordmazedonien als auch die Einreise nach Griechenland gehörig in die Länge. Eine geschlagene Stunde Stop-and Go, dann sind wir durch. Rasch erreichen wir unser Tagesziel, den Kerkini See, wo wir uns zwischen Pferden und Kühen und zwischen Schafen und Ziegen niederlassen.

 

Krushero – Prilep – Star Dorjan – Grenze NMK/GR – Kerkini See  -  235 km  -  24 Tage  -  2045 km

04. – 08. September 2023 - Knapp am Unwetter vorbei

Unwetterstimmung am griechischen Strand

Nach der schwülheißen Zeit kommt nun der Regen. Die Griechen jubeln, denn dieses Jahr sind sie besonders geplagt von den Waldbränden überall im Land. So fahren wir langsam in Richtung Serres und weiter bis nach Amphipolis, einem kleinen Nest mit historischen Resten kurz vor Asprovalta. Dort holt uns der Regen mit Macht ein und wir bleiben.

Der Jubel über den heftigen Regen schlägt um in Entsetzen, denn er wächst sich regional  zu gewaltigen Flutkatastrophen aus. Wir sind davon nicht betroffen, lediglich starker Wind und dichte Bewölkung mit einigen Regentropfen lassen unsere geplanten Strandtage ausfallen.

Nach zwei Tagen zumindest in Meeresnähe, bessert sich das Wetter und wir fahren über Kavala und Xanthi an die schönen Strände um Profitis Ilias. Wäsche waschen ist dringend angesagt und die Wassertanks sind praktisch leer, also einiges zu erledigen hier.

 

Kerkini-See – Serres – Amphipolis – Kavala – Xanthi – Profitis Ilias  -  300 km  -  29 Tage  -  2345 km

09. September 2023 - Apokalyptisches Feuer

Traurige, verbrannte Erde ...

Nach einem entspannten Strandtag ziehen wir heute weiter nach Alexandroupolis, wie immer unsere letzte Station hier in Griechenland. Auf den Hügeln rund um die Stadt wüteten die Brände in den letzten Wochen besonders verheerend, und soweit das Auge reicht ist die Natur schwer geschädigt. Verbrannte und verkohlte Erde, zerstörte Olivenhaine, vom Ascheregen geschwärzte Landschaft, und über allem weht der Geruch kalten Rauches. Bis an die Ränder der Städte und Dörfer fraß sich das Feuer unaufhaltsam voran, die siedend heiße Walze zerstörte und tötete. Bedrückt ob des Fiaskos fahren wir schweigsam in Alexandroupolis ein, decken uns noch mit in der Türkei nicht zu bekommenden Lebensmitteln ein und beziehen schließlich unseren Aussichtsplatz auf den Klippen vor der Stadt.

 

Profitis Ilias – Alexandroupolis  -  60 km  -  30 Tage  -  2405 km

10. September 2023 - Hoşgeldiniz Turkiye!

Abschied von Europa

Die Samstagnacht war etwas unruhig, eine noch in Hörweite gelegene Disco fand erst gegen sechs Uhr morgens den Ausschalter. Aber auch mit der sonntäglichen Morgenruhe ist es rasch vorbei, als die lautstarken Glocken der umliegenden Kirchen sehr nachhaltig zum Erscheinen in selbigen auffordern. Also sind wir schon zeitig auf den Beinen und unterwegs zur türkischen Grenze. Nach etwa einer Stunde sind alle Barrieren überwunden, und wir rollen über die perfekten Schnellstraßen in Richtung Gelibolu, wo wir ein paar Kilometer vor der Stadt einen netten Strandplatz finden. Doch der starke Wind mausert sich allmählich zu einem ausgewachsenen Sturm und wir flüchten vor der drohenden, salzigen Gischt ins Hinterland. Oberhalb der Dardanellen, mit einem phantastischen Blick auf das Marmarameer, die Stadt Gelibolu samt der imposanten Hängebrücke über die Meeresenge und dem nie endenden Schiffsverkehr, beziehen wir schließlich einen tollen Panoramaplatz.

 

Alexandroupolis – Grenze GR/TR – Kesan – Gelibolu  -  150 km  -  31 Tage  -  2555 km

11. – 12. September 2023 - Und wieder zurück in Asien!

Die Fähre bringt uns nach Asien

Nach einem gemütlichen Bummel durch die Altstadt von Gelibolu, mit Einkaufen, Geld wechseln und SIM-Karte kaufen, entern wir eine der pausenlos Europa und Asien verbindenden Fähren. Die kurze Überfahrt wird ein wenig stürmisch, denn der starke Wind lässt die Fähre ganz schön schaukeln und die salzige Gischt fordert für heute Nachmittag noch eine Wäsche von Manni. Mal sehen, wie lange wir diesmal Europa den Rücken kehren …

Bei Çanakkale biegen wir ab ins dicht bewaldete Bergland. Später, um die Stadt Can herum, wird sehr intensiv Landwirtschaft betrieben, so dass wir erst am kleinen Stausee Torhasan Göleti letztlich einen passablen Platz für uns finden.

Die abwechslungsreiche Fahrt über tausend Hügel geht weiter, erst kurz vor Balikesir wird die Landschaft etwas offener. Und auch heute finden wir wieder einen guten Platz an einem Stausee, der wie alle anderen nach dem regenarmen Sommer nur noch wenig Wasser hat.

 

Gelibolu – Can – Torhasan Göleti – Balikesir – Ikizce Tepeler  -  255 km  -  33 Tage  -  2810 km

13. September 2023 - Ein wenig eintönig ...

Weinbeeren werden zu Sultaninen

… geht es weiter in Richtung Süden, abgeerntete Felder bestimmen das Bild, und die Schnellstraße ist auch nicht gerade idyllisch. Also biegen wir irgendwo hinter Akhisar auf ein schmales Sträßchen ab, das winzige Dörfer miteinander verbindet. Und hier finden wir auch wieder das so typische türkische Landleben. Überall liegen Weintrauben zum Trocknen aus, Rosinen sind hier der große Schlager. Weinstöcke bis zum Horizont, Paprika- und Tomatenstauden, Mais und Baumwolle; die Region ist unglaublich ertragreich. Das liegt am temporär Wasser führenden Marmara-See, der zurzeit trocken ist, während der Winterregen jedoch dafür sorgt, dass der Boden perfekt gewässert wird. In Adala schließlich stellen wir uns an den hier aufgestauten Bach, der aus einem Canyon fließt. Dieser besteht aus erstarrter Lava und hat dabei wunderschöne Plätze geformt.

 

Ikizce Tepeler – Akhisar – Gölmarmara – Adala  -  145 km  -  34 Tage  -  2955 km

14. September 2023 - Pamukkale

Sinterterasse in Pamukkale

Die Fahrt führt uns weiterhin durch Millionen von Weinstöcken, es ist das größte Anbau- und Produktionsgebiet von Sultaninen. Erst kurz vor Denizli ist Schluss damit, dort besuchen wir unsere Lieblingswerkstatt, um ein paar Kleinigkeiten erledigen zu lassen: einen verschobenen Stabilisator einrichten, eine Auspufftopfhalterung anbringen, Beifahrerschloss wieder gängig machen, diverse Schrauben nachziehen, unten alles mal eben durchchecken – zehn Euro in die Kaffeekasse, und gut ist. Einfach spitze, die Jungs!

Im besten Nachmittagslicht statten wir dann den schon weithin sichtbaren Sinterterrassen von Pamukkale mal wieder einen Besuch ab, jedoch nur von außerhalb, denn der Eintrittspreis von inzwischen dreißig Euro pro Person ist langsam unverschämt. Trotzdem tummeln sich tausende Touristen zwischen den inzwischen wieder schneeweißen Becken. Unterhalb der westlichen Flanke der beeindruckenden Naturerscheinung finden wir dann einen tollen und vor allem einsamen Panoramaplatz.

 

Adala – Alasehir – Sarigöl – Denizli – Pamukkale  -  170 km  -  35 Tage  -  3125 km

15. – 17. September 2023 - Chillen am Salda Gölü

Wir sind mal wieder am herrlich türkisfarbenen Salda Gölü

Um halb sechs Uhr morgens ist es vorbei mit der Ruhe, denn auch hier hat man inzwischen erkannt, dass sich Pamukkale bei Sonnenaufgang am besten vom Heißluftballon aus genießen lässt. Nicht weit von uns finden sich an die dreißig dieser riesigen Ballone samt ihrer Mannschaften und der zahlenden Kundschaft nach und nach ein. Und wie immer ist es ein tolles Bild, wenn diese Ballone sich langsam majestätisch in den Himmel erheben.

Erst gegen Mittag brechen wir auf, wir wollen hinüber zu unserem Lieblingssee in der Türkei, zum Salda Gölü. Unterwegs, im Landstädtchen Bozkurt, ist Wochenmarkt, und wie immer genießen wir den unverfälschten Trubel, dort einzutauchen und zu unschlagbar günstigen Preisen die Vorräte aufzufüllen. Die Weiterfahrt zum See führt uns durch abgelegene Bauerndörfer, wo die Menschen uns erstaunt nachschauen oder freundlich winken. Und als der türkisfarben zu uns heraufschimmernde Salda Gölü dann zwischen den bewaldeten Hügeln unter uns auftaucht, wissen wir sofort, warum dies einer unserer Lieblingsplätze ist: kristallklares, türkisfarben schimmerndes Wasser, schneeweißer Strand, dunkelgrüne Wälder ringsherum.

Wir bleiben noch zwei Tage hier, zu schön ist dieses Fleckchen Erde …

 

Pamukkale – Denizli – Bozkurt – Salda Gölü  -  100 km  -  38 Tage  -  3225 km

18. – 19. September 2023 - Mal wieder eine Panne

Schnelle Hilfe für Mannis undichte Stelle

Vor lauter Baden sind wir inzwischen porentief sauber, Manni scharrt schon mit den Gummis, im Kühlschrank gähnt schon die Leere. Es hilft nichts, wir müssen uns von unserem kleinen Paradies hier trennen, der Ernst des Reisens wartet wieder auf uns. Und so trudeln wir gegen Mittag los, einmal rund um den See, geblendet vom strahlenden Weiß des Ufers und dem Türkis des Wassers. Über Yesilova und vorbei am Yarisli Gölü, wo die Landschaft unschön zerstückelt wirkt ob der unzähligen Marmorsteinbrüche, erreichen wir rasch den großen Burdur Gölü. Der ist zwar nicht zum Baden geeignet, da er landwirtschaftlich stark genutzt wird, liegt jedoch ganz nett zwischen den Bergen. Und sogar Flamingos beleben seine Ufer, die jedoch leider vor Mannis Brummen schnell Reißaus nehmen, als wir uns unserem auserkorenen Übernachtungsplatz nähern.

Kurz nach Burdur leuchten plötzlich die Bremskontrollleuchten auf, der Druckluftverlust lässt uns sofort anhalten, nichts geht mehr. Der organisierte Mechaniker aus Burdur löst das Problem rasch und kompetent, der Lufttrockner ist hinüber. Nach drei Stunden Zwangsaufenthalt fahren wir mit Behic, der uns super unterstützt hat, hinüber nach Isparta zum Essen. Anschließend zuckeln wir noch hoch auf die 1.600 Meter  hoch gelegene Skistation des Davraz Dagi, den wir morgen besteigen wollen.

 

Salda Gölü – Burdur – Isparta – Davraz Skistation  -  145 km  -  40 Tage  -  3370 km

20. – 21. September 2023 - Bergsteigen zum Ersten …

Großeinkauf auf dem Wochenmarkt

Zugegeben, die ersten eineinhalb Stunden Aufstieg durch das sommerlich brachliegende Skigebiet ist landschaftlich nicht gerade der Brüller. Aber wir sehen es mal als Trainingseinheit. Oben auf dem Plateau angekommen, versöhnt uns das umfassende Panorama, und als wir auf dem Gipfel stehen, ist es so schön wie immer beim Bergsteigen.

Zurück bei Manni, fahren wir frisch geduscht das kurze Stück hinunter nach Egirdir, wo wir uns auf den netten Platz auf der Halbinsel stellen, gemeinsam mit einem Dutzend türkischer Vanlifer …

Heute ist Wochenmarkt in Egirdir, und der ist immer ein ganz besonderer Anziehungspunkt für alle aus der Umgebung – und natürlich auch für uns. Tütenweise schleppen wir Obst und Gemüse von dannen, zu Preisen, die einem fast nicht glauben lassen, dass man noch so preiswert einkaufen kann. Und Conny findet endlich mal wieder ein paar Klamotten.

Am Nachmittag machen wir uns auf den Weg durch die tolle Landschaft zwischen dem Egirdir See und dem Beysehir See. Es ist eindeutig eine unserer Lieblingsecken in der Türkei. Und natürlich haben wir uns noch einen Berg zum Besteigen ausgesucht …

 

Davraz Skistation – Egirdir – Aksu – Basecamp Dedegöl Daglari  -  90 km  -  42 Tage  -  3460 km

22. – 23. September 2023 - … und zum Zweiten

Am Gipfel des Dedegöl Daglari, 2984 Meter

Der Dedegöl Daglari ist der höchste der Region, ganze 2.984 Meter hoch über dem Beysehir See. Und da wollen wir natürlich rauf. Schon vor acht Uhr morgens starten wir, um die morgendliche Frische noch auszunutzen. Und das war eine gute Entscheidung, denn der Anstieg ist meist immens steil, überwinden wir die 1.400 Höhenmeter doch auf relativ kurzer Distanz. Der Weg ist eigentlich recht abwechslungsreich, und wir sind ganz alleine unterwegs. Nach dreieinhalb Stunden stehen wir ganz oben, und das Panorama ist grandios.

Wir bleiben noch eine Nacht hier oben, es ist einfach zu schön in den Bergen. Nach einer großen Wäsche am Picknickplatzbrunnen starten wir hinunter zum Beysehir See. So nett es auch ist an seinen Ufern, zum Baden taugt er leider nicht. Und so entscheiden wir, noch weiter in Richtung Konya zu fahren. Auf dem Weg dorthin passieren wir plötzlich ein kleines Tal mit skurrilen Felsformationen, die sich rund um den Erenkaya Göleti gruppieren. Nach einer intensiven Müllsammelaktion ist der Platz auch schöner fürs Auge und wir bleiben.

 

Basecamp – Beysehir – Tepecik – Erenkaya Göleti  -  120 km  -  44 Tage  -  3580 km

24. – 26. September 2023 - Viel zu erledigen in Konya

Mannis Zylinderkopfdichtung wird gewechselt

Am Nachmittag machen wir uns auf den kurzen Weg nach Konya, wo wir uns unweit des Melvana Kultur Zentrums auf den uns bekannten Parkplatz stellen. Nach einem Bummel durch die Altstadt und leckerem Essen sind wir bereit für unsere morgigen Aufgaben.

Den halben Tag verbringen wir bei einem Notar und einer Übersetzerin, um ein wichtiges Dokument beglaubigen zu lassen, das nun auf dem Postweg nach Deutschland unterwegs ist. Anschließend checken wir in der MAN-Werkstatt unseren Ölverlust im Motor und bekommen bestätigt, was wir schon befürchtet hatten: die Zylinderkopfdichtungen sind hinüber und der Ladeluftschlauch undicht! Werden wir dann morgen in Angriff nehmen. Und zu guter Letzt geben wir uns noch einen Shoppingbummel durch eine Mega Mall, um unseren Klamotten- und Schuhbestand ein wenig auf Vordermann zu bringen. Eine leckere Pizza hebt anschließend wieder die Laune …

Nachdem der von MAN erstellte Kostenvoranschlag unverschämt teuer ist, besorgen wir uns die notwendigen Teile selbst und suchen uns mit Hilfe von unserem Bekannten Osman eine Werkstatt, die alle anstehenden Arbeiten rasch und kompetent zu einem Zehntel des MAN- Preises erledigt! Anschließend lassen wir noch zwei massive Rostlöcher unter der Dachträgerhalterung schweißen. Übernachtet wird dann gleich vor Ort bei der Werkstatt.

Nach dem Frühstück ziehen wir weiter zum Lackierer. Dort wird das Dach nun geschliffen, grundiert und anschließend lackiert. Und wieder übernachten wir direkt vor der Werkstatt.

Über Nacht ist alles getrocknet, und der Dachträger kommt wieder hoch. Conny fährt mit Osman zu einem Schuhmacher, der die Aufhängungen unserer Stühle repariert und lässt nebenher auch noch unsere kaputte Ersatzlichtmaschine wieder funktionstüchtig machen. Abschließend ist Großreinigung der Fahrerkabine angesagt, wir nehmen noch ein paar Ersatzteile bei Osman mit - und jetzt sind wir wieder startklar.

 

Erenkaya Göleti – Konya – Konya Werkstattmeile  -  85 km  -  49 Tage  -  3665 km

29. September 2023 - Weiter nach Kappadokien …

Sink Hole - ein gewaltiges Loch!

… geht es nun für uns. Die öde Strecke nach Aksaray lockern wir mit einem kurzen Besuch der in Renovierung befindlichen Karawanseray Obruk Han und dem dahinter liegenden, mächtigen Sink Hole auf. Vorbei an Sultanhani, einmal quer durch Aksaray, und schon sind wir in Kappadokien, wo wir schon bald die ersten, längst aufgegebenen Höhlensiedlungen entdecken. Doch es ist ziemlich windig heute und entsprechend staubig, und wir entscheiden, den Nachmittag am Kratersee Narli Gölü zu verbringen, wo wir das wahrscheinlich letzte Badevergnügen für dieses Jahr in der Türkei  genießen.

 

Konya-Nord – Aksaray – Narli Gölü  -  210 km  -  50 Tage  -  3875 km

30. September – 01. Oktober 2023 - Travellertreffen in Göreme

Die Felsen von Göreme im Morgenlicht

In Derinkuyu, wo heute der wohl größte Wochenmarkt der Region stattfindet, decken wir uns großzügig mit frischem Obst und Gemüse ein. Es macht wie immer viel Spaß, mit den Marktleuten zu sprechen und einzukaufen. Nach einer kurzen Stippvisite in Ortahisar, wo uns der Touristenrummel aber auch gleich wieder vertreibt, fahren wir unseren Panoramastammplatz über dem Tal von Göreme an. Dort trudeln im Lauf des Wochenendes nun alle unsere Reisefreunde ein, die wir während der nächsten Monate durch den Iran und über die Arabische Halbinsel begleiten werden.

Das Wetter ist teilweise so regnerisch, dass keine Ballone starten können, und so erleben wir Kappadokien mal wieder so wie vor vierzig Jahren, als alleine die Sandsteinformationen begeisterten. Mit unseren Reisefreunden gibt es heute viel zu besprechen, so dass wir sowieso keine Zeit für touristische Umtriebe hätten.

 

Narli Gölü – Derinkuyu – Göreme  -  75 km  -  52 Tage  -  3950 km

02. – 03. Oktober 2023 - Es geht ostwärts

Übernachtungsplatz vor Difrigi

Auch heute Vormittag bleibt es regnerisch, und so starten wir nach Kayseri, wo wir kurz in den uns bekannten Werkstätten vorbeischauen. Eine Buchse der Blattfederaufhängung ist etwas ausgeschlagen und muss getauscht werden, was in unserer Federbude sogleich erledigt wird. Auch erneuern wir die Kühlmittelflüssigkeit in unserer Standheizung, denn der Sommer ist nun endgültig vorbei und es sollte mal wieder eingeheizt werden. Anschließend fahren wir noch ein Stück in Richtung Pinarbasi, biegen jedoch kurz vorher nach Süden ab, wo wir am Ufer des mäandernden Zamanti einen netten Platz finden.

Das Wetter will einfach nicht besser werden, schwere graue Wolken hängen tief in den umliegenden Bergen. Wir nutzen den Vormittag für Homeoffice-Arbeiten, bevor wir uns gegen Mittag auf den Weg machen. Das anatolische Hochland erreicht fast schon die Zweitausendermarke, als wir von der Hauptstraße abbiegen, um weiter über schmale und holprige Nebenstrecken durch die abgeernteten Felder zu fahren. Auch ein asphaltloses Stück gilt es zu meistern; erfreulicherweise regnet es nicht mehr, sonst wäre es ungemütlich rutschig geworden. Bei Kangal erreichen wir schließlich wieder gute Straßen, und kurz vor Divrigi finden wir einen schönen Panoramaplatz zum Übernachten.

 

Göreme – Kayseri – Pinarbasi – Kangal – Uzunkaya  -  370 km  -  54 Tage  -  4320 km

04. Oktober 2023 - Von Divrigi an den Euphrat …

Markttag in Dirfigi

… und weiter zum spektakulären Karanlik Canyon bei Kemaliye, das ist heute unser Plan. Und das bei bestem Wetter, denn die Sonne lacht wieder vom leicht bewölkten Himmel, auch wenn die Temperaturen zum Frühstück noch die Hochtourenjacke samt Mütze erfordern. Aber wir stehen ja immerhin auf rund 1.800 Metern! Als es angenehmer wird, schlendern wir über den urigen und bunten Wochenmarkt in Divrigi, stilecht zwischen der Altstadt und der alten Bogenbrücke platziert. Das Highlight hier ist jedoch die rund 800 Jahre alte Moschee, die mal wieder aufwändig renoviert wird und somit leider nicht wirklich zugänglich ist. Lediglich das bereits fertig gestellte Nordportal zeugt von zu erwartender Pracht, wenn der gesamte Komplex eines Tages fertig renoviert sein wird.

Die Strecke hinüber nach Kemaliye ist eine Augenweide: Zerklüftete Canyons wechseln sich ab mit sanft gewellten Hochebenen, tiefe Täler zwingen zu steilen Abfahrten, nur um auf der anderen Seite  mühsam Mannis zehn Tonnen wieder nach oben zu schieben. Fast unbemerkt queren wir dabei den Euphrat; diesen historisch so bedeutsamen Fluss werden wir in den nächsten Monaten noch so manches Mal erblicken.

Der Karanlik Canyon, ein vom Euphrat geschaffener, tiefer Eischnitt in die Bergwelt, ist von einer abenteuerlichen Piste, hart am Abgrund und mit dutzenden in den Fels geschlagenen Tunnels, gesäumt. Da viel zu schmal für Manni, laufen wir die Strecke einige Kilometer ab, um die Szenerie richtig zu erfassen. Wenig später beziehen wir dann einen tollen Panoramaplatz hoch über dem Tal.

 

Uzunkaya – Devrigi – Kemaliye – Toybelen  -  125 km  -  55 Tage  -  4445 km

05. Oktober 2023 - Ein kleines Paradies am Fluss

Waschtag am herrlichen Fluss

Die weiterführende Strecke ist unglaublich schön. Immer hoch über dem Euphrat, gibt sie tolle Rundumblicke frei, die ganze Welt scheint unter uns zu liegen. Und kaum sind wir eine gute Stunde gefahren, ist auch schon Schluss für heute, denn der in der Sonne blitzende Esence Cayi mit seinem kiesigen Bett lädt uns ein, den Tag hier zu verbringen, um dringend anstehende Reinigungen durchzuführen: Manni sieht nach den Regentagen etwas schlammig aus und der Wäscheberg samt Bettzeug muss auch abgearbeitet werden. Und zur Belohnung gibt`s abends brasilianisches Rinderfilet aus dem Oman …

 

Toybelen – Baspinar – Esence Cayi  -  45 km  -  56 Tage  -  4490 km

06. – 07. Oktober 2023 - Durch das Munzur Tal …

Rote Felsformationen im Munzur tal

… auf die Hochebene von Erzurum führt uns nun unser weiterer Weg gen Osten. Wir verlassen das tief eingeschnittene Bett des Euphrat, kurven durch abgeerntete Felder und winzige Dörfer und wenden uns am riesigen Stausee Murat Nehri erst mal nach Norden auf Tunceli zu. Der aufgestaute Munzur gibt der Stadt ein fast schon mediterranes Flair, und die Landschaft entlang dem Flusstal ist wunderschön. Gegenüber einem rauchend in die Tiefe stürzenden Wasserfall und pittoresken Felsnadeln finden wir schließlich einen netten Platz für uns.

Auch die weitere Fahrt durch das Munzur Tal bleibt herrlich attraktiv. Ab Pülümür jedoch erkämpft sich die Straße einen 1.900 Meter hohen Pass, und wir gleiten auf der anderen Seite hinunter zur anatolischen Hauptachse, die uns nun zügig nach Erzurum bringt. Den Palandöken über der Stadt ziert schon ein erstes Schneehäubchen, und wir bunkern nochmal ordentlich Lebensmittel, die wir hier in der Türkei besonders günstig bekommen. Etwas außerhalb der Stadt finden wir später ein ruhiges Plätzchen in dörflicher Idylle.

 

Esence Cayi – Tunceli – Tercan – Erzurum – Gökceyamac  -  420 km  -  58 Tage  -  4910 km

08. Oktober 2023 - Was für eine wilde Bergwelt!

Tortum Stausee

Immer weiter abwärts schlängelt sich die Fernstraße, bis wir kurz nach Uzundere den Tortum Stausee erreichen. Die Szenerie ist grandios: die schroffen Berge spiegeln sich im makellosen Blau, und der wolkenlose Himmel spannt sich über alles. Wir hangeln uns von einem Aussichtspunkt zum nächsten, lassen den touristisch ausgebeuteten Tortum Wasserfall links liegen und schrauben uns steil empor nach Ishkhan zum alten Kloster. Das versteckt sich inmitten mächtiger Bäume im Dorf, leider sind die Türen alle verschlossen. Doch auch von außen beeindruckt dieses uralte, jetzt perfekt renovierte und gepflegte Gotteshaus früherer georgischer Bewohner. Ein herrlicher Panoramaplatz vor dem Dorf lässt uns den Tag gemütlich ausklingen.

 

Gökceyamac – Tortum – Uzundere – Ishkhan  -  115 km  -  59 Tage  -  5025 km

09. Oktober 2023 - Tunnel über Tunnel …

Tolle Ausblicke zwischen den vielen Tunnels

… gilt es heute zu durchfahren. Es ist unglaublich, was hier in den letzten Jahren an Staudämmen, neuen Straßen und Tunnels entstanden ist. Leider sieht man nun von der überwältigenden Landschaft nur noch wenig, da man meist unterirdisch unterwegs ist. Aber trotzdem, es ist beeindruckend! In Artvin versuchen wir, unseren verlorenen Schalldämpfer für das Überdruckventil am Lufttrockner zu ersetzen, damit Manni nicht alle naselang die Passanten zu Tode erschreckt, wenn er Dampf ablässt. Da das Teil nirgendwo käuflich zu erwerben ist, bekommen wir einfach einen gebrauchten in einer LKW-Werkstatt geschenkt!

Weiter geht es entlang der mächtigen Schluchten, die nun alle mit Wasser gefüllt sind. Kurz vor Ardanuc statten wir dem Cehennem Deresi Canyon noch einen Besuch ab. Mächtige, senkrechte Felswände, fotogene Felsenfenster jeglicher Größe und ein spannender Steig hindurch lohnen die kurze Wanderung. Und oberhalb von Ardanuc, direkt gegenüber dem Gevhernik Castle, finden wir schließlich einen tollen Aussichtsplatz.

 

Ishkhan – Artvin – Ardanuc  -  115 km  -  60 Tage  -  5140 km

10. Oktober 2023 - Ein kurzer Wintereinbruch …

Übernachtungsplatz oberhalb von Ardanuc

… lässt uns bis gegen Mittag unten in Ardanuc verweilen, denn der sich vor uns aufsteilende Pass auf fast 2.600 Metern Höhe hat in der Nacht ordentlich Schnee bekommen. Doch als wir später oben ankommen, hängt zwar dichter Nebel in den Bergen, die Straße ist inzwischen aber wieder schneefrei. So fahren wir entspannt hinunter nach Ardahan, wo wir uns wieder mit unseren Reisefreunden treffen.

 

Ardanuc – Ardahan  -  80 km  -  61 Tage  -  5220 km

11. – 13. Oktober 2023 - Stippvisite in Georgien

Regenwolken schaffen eine mystische Stimmung oberhalb Vardzia

Die seit Jahrzehnten geschlossene Grenze zwischen der Türkei und Armenien zwingt uns, ein kurzes Stück über Georgien zu fahren. Trotz eigentlich wenig Betrieb an der Grenze brauchen wir letztlich drei Stunden für die beidseitigen Abwicklungen. Rasch sind wir nun in Apnia, an der Canyonkante oberhalb von Vardzia, von wo aus wir die sieben Kilometer über die engen und steilen Serpentinen hinunterhoppeln, um uns genau gegenüber der bekannten Höhlenstadt einzurichten.

Heute ist ein Tag zum Nichtstun angesagt, traumhaft schönes Herbstwetter versüßt uns die Stunden inmitten dieser grandiosen Szenerie.

Vorbei an der markanten Burg von Khertvisi, immer entlang des mit herbstlich bunten Bäumen gesäumten Parawani erreichen wir Achalkalaki. Unser wie sonst auch anvisierter Parkplatz in einer für LKW gesperrten Straße missfällt dieses Mal einer sturen Polizeistreife, die uns prompt unerbittlich eine saftige Straße von 35 Euro verpasst. Schöne Scheiße, war ein teurer Abstecher in die Stadt! Angefressen ziehen wir schließlich weiter in Richtung armenische Grenze und beziehen unseren Panoramaübernachtungsplatz am Madatapa See.

 

Ardahan – Grenze TR/GE – Vardzia – Achalkalaki – Madatapa See  -  205 km  -  64 Tage  -  5425 km

14. – 15. Oktober 2023 - Herbst in Armenien

Kloster Marmashen im warmen Morgenlicht

Die Nacht war frostig, minus fünf Grad überzogen Manni mit einer ersten gefrorenen Schicht. Doch die Sonne wärmt rasch auf, und die Grenze ist nach drei Stunden geduldiger Warterei und zäher Abwicklung gemeistert. Und endlich ist die Hauptstraße nach Gyumri neu asphaltiert – was für eine Wohltat gegenüber der letzten Male, als es noch galt, tausenden von Schlaglöchern auszuweichen. Gyumri überrascht mit einem wirklich netten Stadtzentrum, mit Fußgängerzonen, vielen urigen Restaurants und Kneipen und auch gefällig renovierter alter Bausubstanz. Zum Übernachten fahren wir das kurze Stück hinaus vor die Stadt zum Kloster Marmashen, das sich fotogen zwischen herbstlich bunten Bäumen an einem spiegelnden Wasserreservoir versteckt.

Die Fahrt zum Ararat, großzügig am dunstigen Moloch Jerewan vorbei, ist nicht sonderlich spannend. Der Autobahnbau zwingt zu erhöhter Vorsicht, denn die autofahrerischen Husarenstückchen der armenischen Piloten sind oft grenzwertig. Vorbei am höchsten Berg Armeniens, dem schneebedeckten Viertausender Aragats, schiebt sich allmählich die imposante Pyramide des Ararats in unser Blickfeld. Seine gut fünftausend Meter beherrschen den Horizont, und wir lassen uns schließlich gegenüber dem Kloster Chor Virap nieder, um seine fotogenste Seite zu bewundern.

 

Madapata See – Grenze GE/AR  -  Gyumri – Jerewan – Chor Virap  -  245 km  -  66 Tage  -  5670 km

16. – 17. Oktober 2023 - In den Süden von Armenien

Wir genießen die Stimmung an unserem Lieblingskloster Noravank

Das tolle Herbstwetter trübt sich etwas ein, der Ararat versteckt sich hinter dichten Wolken, und wir verlassen die Region Jerewan, um über das schroffe Gebirge in den Süden zu fahren. Immer entlang der Grenzen zur Türkei und der aserbaidschanischen Enklave Nachitschewan überwinden wir schließlich einen hohen Pass, bevor wir hinunter in die fruchtbare Ebene um Areni kommen. Von dort leiten uns die senkrechten Felswände einer engen Schlucht hinauf zum Kloster Noravank. Und wie immer, wenn wir hier sind, begeistern wir uns für das so fein gearbeitete Kloster und seine unglaublich exponierte Lage.

Die Ruhe der Morgenstunden lässt uns den Charme des Klosters so richtig spüren. Und wir dürfen über hundert der hier heimischen Bezoar Steinböcke erleben, die über die Berghänge an uns vorbei ziehen. Gegen Mittag wandern wir noch hinauf auf die dem Canyon gegenüberliegenden Hänge, um von dort oben das gesamte Tal mit dem wunderschönen Kloster zu genießen. Auch hierbei begegnen uns immer wieder diese herrlichen Tiere. Bei bestem Wetter fahren wir anschließend vorbei an Jeghegnadsor und dann entlang dem herbstlich bunten Tal der Arpa, bis wir den Abzweiger hinauf nach Jermuk erreichen. Rasch sind wir wieder auf über 2.000 Meter Höhe, wandern zum höchsten Wasserfall Armeniens, und stellen uns schließlich ans Ufer des Kechut Reservoirs neben die St. Gayane Kirche.

 

Chor Virap – Areni – Noravank – Jeghegnadsor – Jarmuk – Kechut  -  160 km  -  68 Tage  -  5830 km

18. Oktober 2023 - Eine Schlammschlacht …

Unser Platz am Vorotan Fluss

… erwartet uns heute auf unserer Pistenvariante zurück zur Hauptstraße. Der viele Regen verwandelt die Erdpisten rasch in eine schmierige Offroadangelegenheit, doch wir wollen versuchen, trotzdem durchzukommen. Anfangs ist alles noch problemlos zu fahren, mehrheitlich steiniger Untergrund lässt uns sicher vorwärtskommen. Doch nach etwa der Hälfte der gut zwanzig Kilometer wird es nass. Riesige Wasserlöcher pflastern die Strecke, und schon stehen wir auch vor einer matschigen Passage. Untersetzung und Längssperre lassen Manni jedoch locker passieren, auch wenn das Heck gerne seinen eigenen Weg suchen möchte. Doch dosiertes Fahren lässt uns alles im Griff haben. Zwei weitere, etwas rutschige Stellen noch, dann stehen wir wieder auf Asphalt und Manni in seinem eigenen Dreck. Als wir wenig später am Vorotan stehen, schwappen wir das Gröbste wieder runter …

 

Kechut – Spandaryan Stausee – Shaki Wasserfall  -  55 km  -  69 Tage  -  5885 km

19. Oktober 2023 - Herzliches Willkommen in Vaghatin!

Fröhliches Wiedersehen in Vaghatin

„Ich bin Angela Merkel von Vaghatin!“ So erklärte uns Shahen seinerzeit vor elf Jahren seine Tätigkeit in diesem Nest am Berghang oberhalb vom Kloster Vorotnavanq. Sein Bürgermeisteramt hat er inzwischen ebenso abgelegt wie sein großes Vorbild die Kanzlerschaft. Trotzdem ist er weiterhin ein gefragter Ratgeber im Dorf. Unser inzwischen dritter Besuch bei dieser reizenden Familie lässt uns ein wenig ein Gefühl von Zuhause spüren, so einfach die Lebensbedingungen auch sind. Kaum sind wir umarmt, brutzeln auch schon gewaltige Mengen von Fleischspießen über dem Holzkohlenfeuer, der Selbstgebrannte wird zu unzähligen Trinksprüchen gekippt und die aktuelle Lage um den Erzfeind in Aserbaidschan und den Entwicklungen in Berg-Karabach diskutiert.

 

Shaki Wasserfall – Sisian – Vaghatin  -  15 km  -  70 Tage  -  5900 km

20. Oktober 2023 - Auf neuen Wegen nach Tatev

Wunderbare Blicke auf der neuen Panoramastraße nach Tatev

Der gestrige Dauerregen hat ein Ende gefunden, das Wetter könne besser nicht sein. So starten wir noch vor dem Frühstück, um den armenischen Morgenleckereien zu entgehen und finden am Rand der neuen Straße hinüber nach Tatev einen Traumplatz in der wärmenden Sonne. Den ganzen Vormittag verbringen wir hier oben, so schön präsentieren sich die frisch verschneiten Berge um uns herum. Diese neue Straße, gerade eben fertiggestellt, gehört sicher zu den beeindruckendsten Panoramastraßen Armeniens. Und sie umgeht die Krisenregion um Goris und die Zufahrt nach Berg-Karabach. Das Kloster Tatev begeistert uns wie immer durch seine exponierte Lage auf einem Felsen hoch über dem Canyon und der stimmungsvollen Atmosphäre innerhalb der uralten Gemäuer.

 

Vaghatin – Tatev  -  40 km  -  71 Tage  -  5940 km

21. – 22. Oktober 2023 - Kurz vor die Iranische Grenze …

Über den 2500 Meter hohen Pass nach Megri

… wollen wir nun so langsam. Die tolle Bergkulisse begleitet uns auch heute, als wir von Tatev erst kurvenreich bergauf und schließlich stetig bergab bis nach Kapan rollen. Dort verbraten wir noch unsere letzen Dram im Tante-Emma-Laden und steuern anschließend unseren Übernachtungsplatz in der gewaltigen Schlucht beim Baghaberd Fort an.

Als und die ersten endlich Sonnenstrahlen erreichen, machen wir uns auf die letzte Etappe bis kurz vor Meghri.  Es gilt, den fast 2.600 Meter hohen Pass zu überwinden, der den äußersten Süden Armeniens vom Kernland abtrennt. Traumwetter lässt die Fahrt wieder zu einem wunderbaren Erlebnis werden, und als wir 1.500 Höhenmeter weiter unten einen netten Wiesenplatz am Bach entdecken, ist au8ch schon wieder Schluss für heute, denn es ist der deale Platz, um uns für den Iran vorzubereiten.

 

Tatev – Kapan – Kajaran – Aygedzor  -  115 km  -  73 Tage  -  6055 km

23. Oktober 2023 - Zum sechsten Mal im Iran!

Herbststimmung auf der Fahrt nach Varziqan

Bestens präpariert stehen wir an der Grenzbrücke zum Iran. Bei den Armeniern geht es fix, und schon begrüßt uns das strahlende Lächeln der iranischen Beamten. Unglaublich freundlich, hilfsbereit und effizient wickeln sie die Einreiseformalitäten ab, und nach nur zwei Stunden heißt es: Welcome to Iran! Die Fahrt nach Varziqan ist wie immer wunderschön, die karge Bergwelt fasziniert und die herbstlich-bunten Farben lockern das Ganze wunderbar auf. Und als wir unseren Platz am kleinen Stausee beziehen, fällt uns Muhammed um den Hals, der hier ein kleines Grundstück bewirtschaftet, und mit dem wir letztes Jahr einen lustigen Nachmittag verbrachten.

 

Aygedzor – Grenze AM/IR – Varziqan  -  120 km  -  74 Tage  -  6175 km

24. – 26. Oktober 2023 - Rund um den Sabalan nach Ardebil

Einladung bei Alis Eltern

Erst gegen Mittag starten wir nach Ahar, wo wir etwas Geld wechseln, uns eine SIM-Karte besorgen und auch 100 Liter Diesel zum offiziellen Touristenpreis von etwas über einem Eurocent für den Liter bekommen, was  immer wieder eine freudige Überraschung ist. Die weitere Fahrt nach Meshgin Shahr ist rasch hinter uns gebracht, und im dortigen Stadtpark dürfen wir uns für die Nacht einrichten. Die wird allerdings gegen Mitternacht von einer größeren Schar Polizisten jäh unterbrochen, die sich diese nachtschlafende Zeit für eine Pass- und Visakontrolle ausgedacht haben. Iran eben …

Leider spielt das Wetter heute nicht so mit, wie wir uns das gewünscht hätten, als wir die Auffahrt zum Sabalanplateau auf 2.855 Meter angehen und auf der anderen Seite über die Bergpiste hinunter nach Ardebil fahren. Der felsige Koloss, dem wir letztes Jahr noch aufs über 4.800 Meter hohe Haupt gestiegen sind, versteckt sich hinter einer Regen- und  Schneewolke. Trotzdem ist diese Runde immer wieder faszinierend schön, da sich auf der Nordseite tolle Canyons talwärts ziehen, während im Südosten grüne Wiesen für ein ganz anderes Szenario sorgen. In Ardebil angekommen, treffen wir unseren jungen Freund Ali, dessen Eltern uns zu einem Abendessen zu sich nach Hause eingeladen hatten.

Den ganzen Tag verbringen wir in der Innenstadt, schlendern über den Bazar und um die historischen Stätten, wechseln Geld beim Juwelier, kaufen ordentlich ein und relaxen an unserem Übernachtungsplatz am Shourabil Stausee.

 

Varziqan – Ahar – Meshgin Shahr – Sabalan – Ardebil  -  245 km  - 77 Tage  -  6420 km

27. – 28. Oktober 2023 - Über die Berge nach Süden

Fahrt über die Berge nach Masuleh

Die ganze Familie von Ali kommt am Vormittag nochmals bei uns vorbei, um uns zu verabschieden. Als wir dann endlich loskommen, ist es bereits wieder Mittag. Nun geht es südwärts, immer entlang der Bergkette, die das Hochland vom Kaspischen Meer trennt. Bei Givi tauchen wir schließlich in dieses wilde Gebirge ein, und entlang herbstlich bunter Flusstäler erreichen wir schließlich Khalkhal. Dort beziehen wir Quartier im Stadtpark, herzlich begrüßt von jedem Vorbeikommenden.

Nach einem arbeitsreichen Vormittag – Wäscheberg und Manni benötigen einen intensiven Reinigungseinsatz – begeben wir uns auf eine der schönsten Strecken im Iran. Die Fahrt hinauf zur Wetterscheide oberhalb von Masouleh ist wie immer wunderschön, die karge Bergwelt strahlt eine unglaubliche Weite und Ruhe aus, während in den schmalen Tälern das Herbstlaub um die Wette leuchtet. Direkt an der Passhöhe stellen wir uns an eine Parkbucht und genießen die grandiose Gipfelschau, während draußen der heftige Wind an Manni zerrt.

 

Ardebil – Givi – Khalkhal – Kolor – Andaragh/Passhöhe  -  210 km  -  79 Tage  -  6630 km

29. – 30. Oktober 2023 - Am Kaspischen Meer

Am Kaspischen Meer

Nach einer hellen Vollmondnacht tuckern wir langsam die Piste hinunter nach Masouleh, wo wir uns diesmal jedoch nicht aufhalten. Je mehr wir an Höhe verlieren, umso schwüler wird es, erste Palmen und Bananenstauden begleiten uns, Teeplantagen und Reisfelder folgen schon bald. Wir sind nun in der Provinz Gilan, der fruchtbarsten Ecke des Iran. In Rasht besuchen wir natürlich Javad in seiner LKW-Werkstatt, dort haben sie uns letztes Jahr unsere Wasserpumpe kompetent repartiert, so dass sie bis heute einwandfrei ihren Dienst verrichtet. Und auch dieses Mal hilft uns Yavad, 150 Liter Diesel für ganze 80 Eurocent zu bekommen, Manni wird zwischendurch noch abgeschmiert und wir mit einem reichhaltigen Mittagessen verwöhnt. Vollgetankt und pappsatt erreichen wir schließlich unseren Übernachtungsplatz direkt am Kaspischen Meer östlich von Bandar Anzali.

Das Traumwetter der letzten Tage hat heute Pause, es ist dicht bewölkt, manchmal fallen sogar einige Regentropfen. Und so starten wir erst gegen Mittag entlang der Küste nach Osten. Über Lahijan und Rudsar, unterwegs mit mehreren Einkaufsstopps und Gas auffüllen, trudeln wir erst kurz nach Einbruch der Dunkelheit am Strand von Sahly ein.

 

Andaragh/Passhöhe – Masouleh – Rasht – Lahijan – Sahly Strand  - 240 km  -  81 Tage  -  6870 km

31. Oktober – 01. November 2023 - Auf spannender Bergpiste …

Gegenverkehr auf der Bergstraße nach Separdeh

… über das Alborz Gebirge, das ist unser weiterer Plan. Das Wetter erlaubt diese Überquerung, denn die Piste ist ruppig und steil und ist bei Nässe natürlich nicht mehr spaßig. Doch allein die Fahrt bis hinauf ins letzte Dorf Separdeh ist wunderschön, da sich die schmale Straße immer entlang der Bergflanke hoch über dem engen Tal entlang zieht und dabei herrliche Ausblicke freigibt. Ab Separdeh geht es heftig nach oben, und in oft atemberaubenden Streckenabschnitten erreichen wir schließlich die Passhöhe auf 2.775 Metern. Etwas unterhalb des Scheitelpunkts finden wir wenig später einen schönen Aussichtsplatz und lassen den Nachmittag gemütlich ausklingen.

Wie schon beim letzten Mal begeistert uns die weitere Fahrt sowohl von der Streckenführung als auch von den tollen Ausblicken auf die zerklüftete Bergwelt. Und als phasenweise sogar die Sonne durch die dichten Wolken spitzt, erstrahlt alles in traumhaft schöner Stimmung. 1.700 Höhenmeter weiter unten erreichen wir Razmiran, nur um uns anschließend sofort wieder 1.000 Meter hoch zu schrauben. Weitere 700 Höhenmeter tiefer rollen wir hinein in die aufstrebende Stadt Qazvin, wo wir uns zwischen drei Schulen und einem kleinen Park einrichten.  Zwei Eisdielenbesuche runden diesen erlebnisreichen Tag später gekonnt ab.

 

Sahly Strand – Separdeh – Razmiran – Qazvin  -  175 km  -  83 Tage  -  7045 km

02. – 03. November 2023 - „Familienbesuch“ bei Parvin

Familienbesuch

Qazwin bietet einige historisch interessante Bauwerke, und die klappern wir natürlich erst mal ab. Es lohnt sich durchaus, und wir sind wohl die einzigen Ausländer, die sich hier herumtreiben; Qazwin ist keine klassische Touristendestination. Als gegen Mittag der angekündigte Regen einsetzt, sitzen wir bereits wieder im Trockenen und fahren in die weiter südlich gelegene Kleinstadt Bu in Zahra, wo wir bereits sehnsüchtig von unserer lieben Freundin Parvin erwartet werden. Der Empfang ist wie immer überaus herzlich und nach einer ausgiebigen heißen Dusche werden wir bestens bekocht, während die Waschmaschine unseren Wäscheberg abarbeitet.

Gegen Mittag brechen wir bei bestem Wetter weiter in Richtung Süden auf. Die Gegend um Saveh ist ein wenig öde, und so machen wir Strecke, bis wir bei Delijan wieder in die bizarre Bergwelt eintauchen und schließlich auf dem Parkplatz der Nakhjir Cave den Fahrtag beenden.

 

Qazvin – Bu in Zahra – Saveh – Delijan – Nakhjir Cave  -  325 km  -  85 Tage  -  7370 km

04. – 05. November 2023 - In der alten Handelsstadt Kashan …

Unserer Lieblingseisdiele statten wir den täglichen Besuch ab

… gefällt es uns immer wieder, denn die zurückhaltend renovierte Altstadt mit ihren uralten Lehmziegelbauten, der komplett überdachte Bazar mit seinen historischen Nebenhöfen, die geschichtsträchtigen Moscheen und nicht zuletzt die wohl beste Eisdiele im Iran locken uns. Und so lassen wir uns einfach durch die Gassen treiben, denn wir kennen natürlich alle Sehenswürdigkeiten bestens, schaufeln kugelweise leckerste Eiscreme in uns hinein und genießen einen traditionellen Kamel-Auberginen-Eintopf im historischen Abbasi Restaurant.

So vergehen die beiden Tage im Flug, die Hosen spannen so langsam in Bauchnabelhöhe, und dank unseren Beziehungen zum Tankwart der größten Tanke hier, gibt es auch problemlos jeden Tag Diesel für uns.

 

Nakhjir Cave – Mashhad Ardehal – Kashan  -  125 km  -  87 Tage  -  7495 km

06. November 2023 - Zauberhaftes Abyaneh

Die Traditionen werden in Abyaneh gepflegt

Das pittoreske Bergstädtchen Abyaneh ist vor allem jetzt im Herbst besonders attraktiv anzusehen, da die Laubbäume ringsherum mit Hilfe der schräg stehenden Sonne in den schönsten Farben leuchten. Seit unserem letzten Besuch vor elf Jahren hat sich hier viel getan, es wurde und wird fleißig renoviert, so dass aus den einst dem Verfall preisgegebenen Lehmziegelhäusern ein attraktives Ensemble geworden ist. Stundenlang schlendern wir durch die winzigen Gassen, entdecken uralte Holztüren und verwinkelte Durchgänge, liebevoll arrangierte architektonische Feinheiten und genießen schließlich vom gegenüberliegenden Hügel den Blick auf das Gesamtbild.

 

Kashan – Abyaneh  -  115 km  -  88 Tage  -  7810 km

07. – 09. November 2023 - Zum siebten Mal in Isfahan!

Der Ali Qapu Palast bei Nacht

Die Morgensonne taucht Abyaneh in ein wundervolles Licht, und wir schlendern ein weiteres Mal durch die Gärten und hinüber zum Aussichtshügel. Aber auch die Fahrt raus aus den Bergen und  hinunter in die triste Ebene gefällt uns sehr, ebenso wie das Städtchen Natanz mit seinen hier unten noch grünen Alleen rund um die uralte Freitagsmoschee mit ihrem hochaufragenden Minarett. Schließlich erreichen wir Isfahan, und als wir die hässlichen Außenbezirke hinter uns gelassen haben, empfängt uns Vertrautes. Zum siebten Mal in den letzten elf Jahren sind wir hier, und es ist wie immer ein wenig wie nach Hause kommen. Sofort bummeln wir zum Meydan Naqsh-e Jahan und lassen uns verzaubern von der einmaligen Atmosphäre. Doch am Abend muss ich noch zum Zahnarzt, denn eine partiell ausgebrochene Krone macht einen Backenzahn endgültig zur Ruine, gepaart mit einer lästigen Entzündung. Aber Iman, ein sehr kompetenter Vertreter seines Faches, löst das Problem souverän.

Als wir uns heute in der Altstadt tummeln, vergeht kaum eine Stunde, ohne dass wir angesprochen werden von Menschen, die uns kennen und sich riesig freuen, dass wir trotz der negativen politischen Umstände wieder hier sind. So vergeht der Tag wie im Flug, bevor ich mich am Abend wieder auf den Zahnarztstuhl begebe, um mir einen neuen Backenzahn modellieren zu lassen. Zwei Stunden später kann sich das Werk sehen lassen und fühlt sich auch gut an.

Auch unser dritter Tag in der Stadt macht uns viel Spaß, viele Gespräche mit alten Bekannten und ein sehr vertrauter Abend mit unserem Freund Hossein schließen für dieses Jahr das Kapitel Isfahan ab.

 

Abyaneh – Natanz – Isfahan  -  180 km  -  91 Tage  -  7790 km

10. November 2023 - Herzliches Wiedersehen in Shahreza

Alle freuen sich, dass wir wieder da sind

Und wie immer, wenn wir in der Region sind, freuen wir uns auf ein Wiedersehen mit unserer Zweitfamilie in Shahreza und deren Freunde. Die Herzlichkeit und Freude, uns einander wieder in die Arme schließen zu dürfen, ist riesig, und wir verbringen einen wundervollen gemeinsamen Tag im Kreis dieser tollen Menschen.

 

Isfahan – Shahreza  -  75 km  -  92 Tage  -  7865 km

11. – 12. November 2023 - Auf alten Karawanenwegen nach Yazd

Morgenstimmung in der Karavanserei Kargoshi

Gegen Mittag eisen wir uns aus der liebevollen Fürsorge los, mit dem Versprechen, auch nächstes Jahr wieder zu kommen. Über Nikabad und Varzaneh, vorbei am fast trockenen Salzsee Batlaq e-Gavkhuni, im Slalom um tausende kleinere und größere Schlaglöcher, taucht kurz vor Sonnenuntergang die Karawanserei Khargoshi zwischen den kargen Bergen auf, wo wir die Nacht verbringen.

Über Nadushan und Meybod, wo wir uns das Narin Castle, eine durchaus interessante Lehmziegelburg ansehen, erreichen wir schließlich die Stadt der Windtürme. Unser erster Gang in Yazd führt mich allerdings ein weiteres Mal zu einem Zahnarzt, der eine gründliche Parodontose-Behandlung durchführt. Mit etwas sabbernder Mundpartie, aber blitzblanken Beißerchen verlasse ich gegen zehn Uhr in der Nacht dessen Praxis.

 

Shahreza – Khargoshi – Meybod – Yazd  -  355 km  -  94 Tage  -  8220 km

13. – 14. November 2023 - Yazd

Schulklassenausflug nach Yazd

Wir immer trudeln wir entspannt durch die schmalen Gassen der überaus ansehnlich restaurierten Lehmziegelaltstadt von Yazd, bewundern dabei die filigranen Türme der reich verzierten Moscheen und verbringen viel Zeit in den winzigen Werkstätten der Basaris.

Und auch dieses Mal entdecken wir wieder einige neue Ecken, die wir bisher noch nicht kannten.

 

Yazd  -  5 km  -  96 Tage  -  8225 km

15. – 17. November 2023 - Nach Persepolis …

Persepolis fasziniert immer wieder aufs Neue

… führt uns nun unser weiterer Weg. Wir umrunden den über viertausend Meter hohen Shir Kuh, passieren dabei einen 2.600 Meter hohen Pass und erreichen schließlich Abarkuh, wo wir uns nahe des Mausoleums Gombad Ali mit einem herrlichen Blick in die Weite der Wüste stellen.

Um nicht auf der Autobahn weiter nach Persepolis fahren zu müssen, wählen wir die Strecke durch das östliche Zagros-Gebirge. Hinter Eqlid queren wir diese hoch aufragenden Berge, durch die wir nun gen Süden kurven. Bei den Felsengräbern Naqsh-e Rostam erreichen wir am späten Nachmittag das historische Gebiet von Persepolis.

Stundenlang streifen wir durch die beeindruckenden Ruinen dieser altpersischen Kultstätte. Und obwohl wir schon mehrfach hier waren, fasziniert es uns immer wieder aufs Neue, der 2.500 Jahre alten Geschichte so nahe zu sein.

 

Yazd – Abarkuh – Eqlid – Persepolis  -  405 km  -  99 Tage  -  8630 km

18. – 20. November 2023 – Lebensfreude in Shiraz

Mojito schlürft sich auch gut ohne Alkohol!

Nur ein Katzensprung ist es hinüber nach Shiraz, der Stadt der Dichter und Sänger. Da wir die Sehenswürdigkeiten bei unseren bisherigen Besuchen bereits mehrfach ausgiebig bewundert haben, lassen wir uns diesmal einfach von der Stimmung und der Atmosphäre treiben. Drei Tage lang schlendern wir durch den herrlich quirligen Bazar, treffen uns mit unserer Freundin Saeideh, genießen die Feinheiten der regionalen Küche und erfreuen uns an den neuen Freiheiten der Menschen.

 

Persepolis – Shiraz  -  65 km  -  102 Tage  -  8695 km

21. – 22. November 2023 - Sassanidenhauptstadt Bishapur

Großer Shahpur, kleiner Tommy

Steil und schroff bricht das zentrale Hochland nach Westen ab, und als wir in das Tal von Bishapur hineinfahren, schmücken erste Dattelpalmen die kargen Flanken. Hoch über dem Talboden, in einer der zahlreichen Höhlen unweit der Ruinen und Reliefs der Sassanidenhauptstadt Bishapur, hat sich der sassanidische Herrscher Shahpur ein überlebensgroßes Standbild errichten lassen. Überraschend gut erhalten trotzt es bereits fast tausend Jahre der Witterung und den zahlreichen Erdbeben.

Auf der dazugehörigen Parkfläche verbringen wir schließlich noch einen weiteren Tag, denn die Szenerie der umliegenden Berge ist wirklich schön und lädt zum Verweilen ein.

 

Shiraz – Kane Zenian – Parkplatz Shahpur Cave  -  130 km  -  104 Tage  -  8825 km

23. – 25. November 2023 - Am Persischen Golf

Panoramastellplatz am Shahpur River

Entlang des Dalaki Rivers, der einen eindrucksvollen Canyon geschaffen hat, gelangen wir zu den riesigen Palmenplantagen rund um Borazjan und Vahdatiyeh. Unseren Plan, wieder einmal an der historischen Moshir-Brücke zu nächtigen, vereiteln die heftigen Regenfälle der letzten Tage. Der Fluss führt immer noch so viel Wasser, dass ein gefahrloses Befahren des Kiesbetts nicht möglich ist. Aber wir finden eine sehr schöne Alternative beim Dorf Zyrrah oberhalb des Shahpur Rivers.

In Bandar Ganaveh blitzt endlich der Persische Golf hinter der öden Schwemmlandschaft hervor, und als wir später in Emam Hasan den Strandpark erreichen, beziehen wir dort den uns schon bekannten Standplatz.

Fast den ganzen Tag sind wir mit Haushaltsarbeiten beschäftigt, denn große Wäsche ist mal wieder angesagt, Manni wird innen und außen ordentlich herausgeputzt und der bei den Fischern im kleinen Hafen erstandene Barrakuda will verarbeitet werden.

 

Parkplatz Shahpur Cave – Bandar Ganaveh  -  Emam Hasan  -  230 km  -  107 Tage  -  9055 km

26. – 28. November 2023 - Transit durch den Irak

Der berühmte Shatt al-Arab

Unsere fünfwöchige Runde durch den Iran findet in Chorramshahr ihr Ende, wo wir uns für die langwierigen Grenzprozedere an den irakischen Grenzen vorbereiten. Die letzten Rial werden auf dem Markt umgesetzt, die nahe Eisdiele ordentlich belagert, eine leere Gasflasche abenteuerlich gefüllt und von Truckern nochmal Diesel geschnorrt, damit unsere Tanks auch randvoll sind, wenn wir das Land verlassen.

Wie erwartet, verbringen wir heute den ganzen Tag an der iranisch-irakischen Grenze, denn die händische Ausstellung der Visa und das Bearbeiten des Carnets braucht Zeit, und die ist eng bemessen zwischen den Gebetsstunden und den Erholungspausen der irakischen Beamten. Es hilft auch nichts, dass uns der Carnet-Chef sofort wiedererkennt und sich freut, uns wieder begrüßen zu dürfen, denn trotz seiner wirklich flotten Bemühungen hängt es letztlich an der Arbeit seiner Kollegen, dass es nicht so richtig vorwärts geht. Aber was soll‘s, wir kennen das Spiel ja und waren darauf vorbereitet.

Die zweistündige Fahrt durch Basra hinunter zur Grenze von Kuwait ist von zwei kurzen Checkpoint-Aufenthalten unterbrochen, dann noch letzte Einkäufe in der Grenzstadt Safwan, und schon steht auch schon wieder die Ausreise aus dem Irak an. Erstaunlich flott geht es heute, bereits nach einer guten Stunde  stehen wir bei den Kuwaitis. Deren Arbeitstempo ist legendär schleppend, doch auch diese Hürde ist nach gut zwei Stunden genommen. Wir fahren noch ein paar Kilometer in die von vielen Farmen beherrschte Region südlich der Grenze und entdecken schließlich einen netten Platz neben einer Moschee.

 

Chorramshahr – Grenze IR/IRQ  - Grenze IRQ/KWT  -  Umm Niqa‘  -  420 km  -  110 Tage  -  9475 km

29. November – 01. Dezember - Entspannte Tage in Kuwait

Blick auf die Skyline von Kuwait City

Der Muezzin steht gefühlt direkt neben unserem Bett, die Nacht ist also recht früh rum. Zum Frühstücken fahren wir jedoch gleich weiter in Richtung Kuwait City, deren Skyline wir uns über die dreißig Kilometer lange Brücke nördlich der Stadt nähern. Auf einer vorgelagerten Insel verbringen wir dann den Vormittag, immer die glitzernden Fassaden der Wolkenkratzer im Blick. Später wechseln wir zu unserem Strandplatz Sulaibikhat und vertrödeln dort zwei ruhige Tage.

Gut erholt tingeln wir noch etwas durch die Innenstadt und stürzen uns in den Wochenendtrubel der Parkanlagen entlang der Corniche, bevor wir uns auf dem Parkplatz des Ölmuseums im Süden der Stadt einfinden. Das hatten wir glücklicherweise bereits letztes Jahr besucht, denn heute am Freitag hat es natürlich geschlossen.

 

Umm Niqa‘ – Sulaibikhat Beach – Kuwait City – Al Ahmadi  -  75 km  -  113 Tage  -  9650 km

02. – 04. Dezember 2023 - Wieder zurück in Saudi Arabien

Faisal zeigt uns die Attraktionen der Stadt

Nach einer gemütlichen Ausreise aus Kuwait und einer problemlosen Einreise in Saudi Arabien freuen wir uns, wieder hier zu sein, auch wenn es zunächst nur für zehn Tage sein wird. In der grenznahen Stadt As Khafji lassen wir den Tag entspannt an der Strandpromenade ausklingen. 

Die Fahrt nach Jubail ist ziemlich eintönig, die Landschaft gibt nichts her außer steinigen Flächen mit Strommasten. Doch die erst seit 45 Jahren existierende neue Stadt Jubail ist ein attraktives Gemisch aus grünen Parkanlagen, attraktiven Promenaden, angesagten Restaurants und Cafés und natürlich schicken Einkaufsmalls. Wir verabreden uns mit Faisal, Manager des Stadtbauamtes, den wir letztes Jahr kennengelernt hatten. Mit ihm erkunden wir zwei Tage lang die Stadt, sind bei ihm zuhause auf einen Besuch und gehen lecker zum Essen.

 

Al Ahmadi – Grenze KWT/SAR – AS Khafji – Jubail  -  340 km  -  116 Tage  -  9990 km

05. – 06. Dezember 2023 - Rund um Dammam

Moschee in Khobar

Auch zwischen Jubail und Dammam gibt es nichts zu bewundern, Öl-Industrie, seelenlose Arbeiterstädte und dichter Autobahnverkehr lassen uns die Strecke rasch hinter uns bringen. Dammam ist richtig ausufernd, und wir schwimmen im Stadtverkehr mit bis zum schöneren Ende der Stadt in Al Khobar. Das uns angekündigte Live-Interview mit einem bekannten Fernsehsender wird zu einer Werbesoap für Saudi Arabien, was so gar nicht unseren Vorstellungen entspricht. Nach fünf Stunden mit den Fernsehleuten sind wir froh, unseren ruhigen Übernachtungsplatz nahe der gewaltigen Brücke nach Bahrain bezogen zu haben.

Gegen Mittag fragen wir bei MAN an, ob sie Zeit für einen spontanen Öl- und Filterwechsel hätten. Klar machen sie das, und wir bekommen wieder einen Spezialtarif für die fälligen Arbeiten. Anschließend fahren wir noch entlang der Küste hinunter bis zum trostlosen Nest Uqair, wo wir uns an den ebenso trostlosen, aber zumindest schön ruhigen Strand stellen.

 

Jubail – Dammam – Al Khobar – Uqair  -  305 km  -  118 Tage  -  10295 km

07. – 08. Dezember 2023 - Auf der großen Düne am Asfar Lake

Dünen und Wasser - etwas ganz Besonderes

Als wir auf dem schon von weitem sichtbaren Dünenkamm ankommen, begeistert uns sofort wieder das Zusammenspiel der spiegelnden Wasserfläche und der scharfkantigen Dünensilhouette. Den ganzen Nachmittag lassen wir das Naturensemble auf uns wirken, bis es sich mit einem blutroten Sonnenball verabschiedet und Schwärme von Steckmücken uns ins Innere von Manni flüchten lassen.

Heute ist Freitag, und nach ziemlich warmen Mittagsstunden fallen die Wochenendler über uns her. Mit ihren Geländefahrzeugen zerfurchen sie begeistert die Dünenlandschaft, finden sich zum Picknick an der Kante ein und lassen uns teilhaben an ihrem Familienleben. Doch wie schon gestern Abend sind sie alle bei Sonnenuntergang von den Mückenschwärmen vertrieben und es kehrt herrliche Wüstenruhe ein.

 

Uqair – Al-Asfar Lake  -  85 km  -  120 Tage  -  10380 km

09. – 12. Dezember 2023 – In großen Schritten in die Rub al Khali

Neugierige Besucher

Den Vormittag verbringen wir noch auf der Düne und genießen die Ruhe, bevor die ersten Wochenendausflügler über uns herfallen. Rechtzeitig suchen wir das Weite und machen uns auf die Fahrt nach Salwa. Dort stellen wir uns nach Tanke und Supermarktbesuch direkt auf den herrlichen Sandstrand und nutzen die perfekte Infrastruktur mit großzügigen Duschen und geräumigen Toilettenanlagen zum Wasserauffüllen, Wäschewaschen und um uns selbst auch mal wieder porentief rein zu Pflegen.

Gegen Mittag wird es doch ziemlich warm, und wir nutzen die Gelegenheit, weiter in Richtung der Rub al Khali, der größten Sandwüste der Welt, zu fahren. Entlang der Grenze zu den Emiraten wenden wir uns nach Süden, dem Oman entgegen. Als die Sonne sich anschickt, den Tag zu beenden, ist auch für uns Schluss und wir nutzen eine feste Piste durch den sonst weichen Sand, um einen ruhigen Übernachtungsplatz anzusteuern.

Auch heute gilt es, Strecke zu machen, denn so richtig spannend ist es noch nicht, entlang der meist kerzengerade durch die Wüste führenden Straße. Erst bei der Ölförderansiedlung Shubaytah bauen sich die Dünen mächtig auf und wir verstecken uns hinter einer solchen auf einem Teilstück der meist schon vom Sand verschlungenen, alten Straße.

Die heutige Etappe ist die schönste dieser Traverse. Gigantische Dünenberge säumen unseren Weg, grandiose Farb- und Schattenspiele geben den vom Wind modellierten Kunstwerken immer wieder neue Ansichten. Ehrfurchtsvoll schweigend rollen wir durch eine Landschaft von ungeheurer Anziehungskraft. Kurz vor der Grenze treffen wir uns dann wieder einmal mit unseren Reisefreunden, um morgen in den Oman weiterzureisen.

 

Al Asfar Lake – Salwa – Shubaytah – Shaybah – Wüstencamp  -  820 km  -  124 Tage  -  11200 km

13. Dezember 2023 - Und wieder im Oman

Dem Sonnenaufgang entgegen

Rasch sind wir an der Grenzstation, die Saudi Arabien seit drei Jahren direkt mit dem Oman verbindet. Nagelneue Gebäude, ausgesprochen freundliche Beamte auf beiden Seiten, und außer unserer Gruppe niemand sonst dort. Entsprechend relaxt verlaufen dann auch Aus- und Einreise.

Unser Plan ist es, erst ganz in den Süden des Oman zu fahren, jedoch nicht über die wirklich eintönige Asphaltstrecke, sondern auf einer abwechslungsreichen Piste entlang der Grenze. Nach wenigen Kilometern zweigt diese nach Süden ab und bringt uns über eine monotone Ebene bis an die Ufer eines zurzeit ausgetrockneten Sees, den wir auf einer harten Piste queren. Als wir danach wieder die Dünen erreichen, finden wir auch sofort einen tollen Übernachtungsplatz.

Rub al Khali – Grenze SAR/OM – Piste entlang der Grenze  -  160 km  -  125 Tage  -  11360 km

14. – 15. Dezember 2023 - Einsame Fahrt durch eine fantastische Dünenlandschaft

Eine Fahrt durch herrliche Dünenlandschaften

Ganz gemütlich gehen wir die heutige Etappe durch die Rub al Khali an. Die Piste ist erstaunlich gut zu fahren, denn sie wurde wohl in den letzten Tagen frisch präpariert. Keine Sandverwehungen bremsen uns aus, auch die gefürchtete Wellblechstruktur ist eingeebnet. So können wir uns ganz auf das faszinierende Bild der riesigen Dünen konzentrieren, um die wir herumfahren. Hinter jeder dieser Dünen eröffnet sich wieder ein neues, atemberaubendes Panorama, an dem wir uns begeistern. Immer wieder lockern sattgrüne Pflanzen das orangerote Sandmeer auf, und hunderte von winzigen Tierspuren zeugen vom Leben in der Wüste. Oft halten wir an und laufen ein paar Schritte, um besser einzutauchen in diese unglaubliche Natur. Schon am frühen Nachmittag finden wir einen herrlichen Panoramaplatz in einer Ebene zwischen den Dünen und besteigen natürlich einen dieser Sandberge zum Sonnenuntergang.

Offroad-Training im leichten Dünengelände ist heute angesagt! Nach einer Instruktion zum Fahrverhalten im Sand geht`s dann auch gleich los. Ein jeder sucht sich einen Weg um oder über die niedrigen Dünen, und so manch einer, wir ebenso, gräbt sich natürlich dabei auch mal ein. Aber so lernen sie die Grenzen ihrer Fahrzeuge auch kennen. Um die Mittagszeit fahren wir dann noch ein Stück weiter. Die Piste wird zur befestigten Straße, ein Ölfeld wird gequert, und nach einer etwas belanglosen Landschaft wird es schließlich wieder attraktiver und wir finden einen netten Platz an einer der hier weiter auseinanderliegenden Dünen.

Durch die Rub al Khali  -  195 km  -  127 Tage  -  11555 km

16. Dezember 2023 - Pistenspaß ohne Ende …

Wir stecken fest in Schieflage! Sandbleche raus!

… gibt es heute! Die anfangs noch gute Trasse wird sandiger, und schon bald blockieren immer wieder Dünen unseren Weg. Doch die Umfahrungen sind meistens einfach zu bewältigen. Und so cruisen wir durch herrliches Gelände, mal flott über kiesige Ebenen, mal in langsamer Hoppelei über bockiges Gestein. Und immer wieder Sand …

Durch die Kub al Khali  -  70 km  -  128 Tage  -  11625 km

17. – 18. Dezember 2023 - Wannenbad in den Dünen!

Sonnenuntergang in der Oase Mughshin

Was für eine Überraschung nach einer spannenden Dünenpassage: An einer Bohrstelle steht eine große Wanne mit warmem und leicht schwefelhaltigem Wasser! Sicher für umherziehende Kamele gedacht, doch die ließen sich schon länger nicht blicken, da keine Spuren im Sand zu erkennen sind. Blitzschnell sind die staubigen Klamotten vom Leib und schon sitzen wir im herrlichen Nass. Was für ein Spaß! Nach der porentiefen Spülung unter dem sprudelnden Quellschlauch starten wir schließlich in einen weiteren Wüstentag. Eine abwechslungsreiche Querverbindung führt uns letztlich auf die Hauptpiste, und nahe einem wassergefüllten Sink Hole finden wir unsere Traumdüne für die Übernachtung.

Nach einem weiteren herrlichen Sonnenaufgang auf der Düne starten wir schon bald durch nach Mushghin, wo wir uns auf unsere nächste Wüstenetappe vorbereiten. Wasser bunkern, einige Lebensmittel ergänzen, was die winzigen Läden eben so hergeben, SIM-Karte kaufen, um wieder mit der Welt da draußen verbunden zu sein, bevor wir uns im Wadi hinter dem Ort niederlassen.

Durch die Rub al Khali – Mushghin  -  125 km  -  130 Tage  -  11750 km

19. Dezember 2023 - Die Fortsetzung des Wüstenabenteuers …

Wir genießen jeden Sonnenuntergang

… führt uns nun in den westlichen Teil der Rub al Khali. Gleich nach dem Frühstück starten wir, erst über die wirklich öde Hauptverbindung in Richtung Salalah, und wenig später dann auf der neuen Asphaltstraße hinauf nach Mursaudid, einer Militärstation am Rande der Dünen. Ab hier tauchen wir ein in eine unendlich erscheinende Sandlandschaft. Niedrige Sicheldünen gilt es nun zu überwinden und in wilden Richtungswechseln suchen wir uns einen fahrbaren Weg. Kurz darauf versperrt uns ein schmaler Dünengürtel die Weiterfahrt, wir laufen ihn ab und finden eine fahrbare Passage. An der dahinterliegenden Düne lassen wir den Tag dann ausklingen.

Mushghin – Mursaudid – Rub al Khali  -  115 km  -  131 Tage  -  11865 km

20. Dezember 2023 - Jetzt geht`s richtig los!

Für kurze Zeit nach Sonnenuntergang bekommt alles einen rosa Schimmer

Noch bewegen wir uns auf einer gut befahrbaren Piste, zwar immer wieder mal durch hohe Sandverwehungen unpassierbar geworden, aber letztlich eine klar vorgegebene Richtung. Drei kleinere Dünengürtel müssen wir noch meistern, aber sie stellen kein wirkliches Problem dar. Nach gut vierzig Kilometern verlassen wir dann diese Wüstenpiste endgültig und tauchen ein in die unberührte Weite der Rub al Khali. Nun gilt es, genau zu navigieren, um die generelle Richtung nicht zu verlieren, und dabei das Gelände so zu lesen, dass wir die fahrbaren Passagen finden. Nach einer staubigen Fahrt über eine brettebene Fläche stellen sich uns die ersten Dünen in den Weg. Doch wir entdecken immer rasch eine Durchfahrt, queren dabei so manches Sandfeld mit niedrigen Verwehungen und Aufschwüngen. Nur ein einziges Mal fahren wir uns fest, wir haben eine mit Sand zugewehte Senke übersehen, doch mit einer ordentlichen Schaufeleinheit und geschickt eingesetzten Sandblechen sind wir auch gleich wieder flott. Plötzlich stehen wir in einem von riesigen Dünen umgebenen Kessel, aus dem es kein Weiterkommen gibt. Da es bereits Nachmittag und die Szenerie traumhaft schön ist, bleiben wir einfach.

Durch die Rub al Khali  -  70 km  -  132 Tage  -  11935 km

21. Dezember 2023 - Wo geht es weiter?

Rauf geht's auf den Hügel ...

Zu Fuß laufen wir alle Möglichkeiten ab, um einen machbaren Durchschlupf aus unserem Kessel zu finden, doch alle Dünenriegel sind zu steil für unsere Laster. Also müssen wir zurück, suchen im Nachbartal, doch auch hier gibt es kein Durchkommen. Also noch eine Ebene weiter zurück, und dort ergibt sich endlich die ersehnte Querung zum nördlich gelegenen Tal, dem wir nun in Richtung Westen folgen. Nach flotter Fahrt über die Ebenen und weiteren Dünenquerungen finden wir schließlich einen tollen Übernachtungsplatz am Fuß einer riesigen Dünenwand.

Durch die Rub al Khali  -  35 km  -  133 Tage  -  11970 km

22. Dezember 2023 - Traumhaft schöne Wüste!

Übernachtungsplatz im Sandmeer

Wir stoßen immer weiter vor in die Rub al Khali, umrunden gewaltige Dünenberge, meistern vor uns aufgebaute Sperrriegel aus Sand, mahlen uns durch weißen Feinstaub auf kalkigen Ebenen. Hinter jeder Ecke staunen wir über die von der Natur geschaffenen Meisterwerke, können uns nicht satt sehen an den geschwungenen Linien, die sich dem blauen Himmel entgegen recken. Und irgendwann ist auch schon wieder Nachmittag, und wir lassen den Tag ausklingen mit einem faszinierenden Panorama vom Gipfel eines dieser Sandriesen.

Durch die Rub al Khali  -  50 km  -  134 Tage  -  12020 km

23. Dezember 2023 - Wir haben es geschafft!

Die Kamelherde freut sich sichtlich über unseren Besuch

Nach zwei einfachen Sandpassagen erreichen wir wieder eine klar erkennbare Piste, der wir nun in Richtung Süden folgen. Und als diese Piste bald darauf sogar zu einer breiten befestigten Straße wird, die sich großzügig um die Dünenberge zieht, wissen wir, dass es vorbei ist mit dem einsamen Expeditionscharakter unserer Tour. In rascher Fahrt erreichen wir schließlich die von hohen Bäumen beschattete Quelle Burkana 1, die sogar mit einer gemauerten Kameltränke aufwartet und von uns sofort als Swimmingpool zweckentfremdet wird. Wenige Kilometer weiter biegen wir wieder ab auf eine unscheinbare Piste, die uns zurück in die Unberührtheit der Wüste bringt.

Durch die Rub al Khali  -  90 km  -  135 Tage  -  12110 km

24. Dezember 2023 - Wieder mal Weihnachten inmitten der Rub al Khali

Blüte eines Oscher Baumes

Für den Weihnachtstag beschenken wir uns nochmal mit einer spannenden und abwechslungsreichen Wüstentour fernab der ausgefahrenen Pfade. Wir folgen einfach alten Spuren im Sand, umrunden dabei wunderschöne Dünenformationen und erfreuen uns an den vermehrt auftretenden grünen Gewächsen der Wüste. Als wir uns zu guter Letzt doch noch so richtig einbuddeln und uns nur noch mit Hilfe unserer Sandbleche befreien können, beschließen wir den Tag und genießen einen herrlich ruhigen Heiligen Abend fern der Zivilisation.

Durch die Rub al Khali  -  60 km  -  136 Tage  -  12170 km

25. Dezember 2023 - Raus aus dem riesigen Sandmeer

Übernachtungsplatz an der Canyonkante

Nach zwölf fantastischen Tagen in der größten Sandwüste der Welt verlassen wir diese faszinierende Region des Oman, um uns auf den Weg zum Indischen Ozean zu machen. Die letzten Dünen verlieren sich in einer endlos erscheinenden, schwarzen Steinebene, wir treffen auf die Piste nach Shisr und biegen ab nach Süden. Der Asphalt hat uns kurzzeitig wieder, wir schweben regelrecht dahin. In Mudayy stocken wir unsere Lebensmittel wieder etwas auf, beantworten unsere Weihnachtspost nach fünf internetlosen Tagen und ziehen noch ein Stückchen weiter in die vor uns sich ausbreitende Canyonlandschaft, wo wir einen tollen Platz direkt an einer Abbruchkante finden.

Rub al Khali – Mudayy – Canyonlandschaft  -  185 km  -  137 Tage  -  12355 km

26. – 28. Dezember 2023 - Lieblingsstrand Fizayah Beach

Felsenplätzchen am Fizayah Beach

Wir genießen die Fahrt durch diese skurrile Landschaft, auch weil die Piste dieses Jahr deutlich angenehmer zu befahren ist als sie es letztes Jahr, mit all der nervigen Wellblechstruktur, war. Als wir auf die Asphaltstraße treffen, ist es bereits auffallend grün um uns herum, der Einfluss der feuchten Meeresluft macht sich bemerkbar. Zu den Kamelen gesellen sich nun auch Kühe, und gemeinsam überweiden sie das spärliche Grasland bis zum letzten Halm. Über 1.000 Meter hoch über dem Ozean wabern unter uns die Küstennebel, schemenhaft tauchen immer wieder die steilen Bergflanken auf. Nach der steilen Abfahrt hinunter zum Fizayah Beach finden wir unseren bevorzugten Platz zwischen den Klippen unbesetzt und richten uns dort ein.

Den ganzen Tag chillen wir so rum, arbeiten ab und an am Newsletter, baden im Indischen Ozean und schauen dem Vollmond beim Aufgehen zu …

Der Vormittag ist mal wieder schnell verratscht mit so manchem Besucher, doch gegen Mittag machen wir uns auf nach Salalah. Dort wird der Hypermarket gestürmt, Kühlschrank und Tiefkühltruhe vollgestopft und anschließend am Palmenstrand relaxt.

Fizayah Beach – Salalah  -  170 km  -  140 Tage  -  12525 km

29. – 30 Dezember 2023 - Afrika-Feeling im Wadi Darbat

Wir verstehen uns prächtig!

Eine gewaltige, aber völlig zerfressene Felswand schottet das innere Wadi Darbat ab. Über diese Steilstufe ergießt sich normalerweise ein sehr fotogener Wasserfall, der ein dutzend wunderschöner, türkisfarbener Becken mit glasklarem Wasser füllt. Doch dieses Jahr hat es so wenig Wasser, dass es nicht reicht, den Wasserfall zum Fließen zu bringen. Weiter oben im Wadi, das über eine Asphaltstraße bestens erschlossen ist, finden wir dann einen schönen Platz direkt am Fluss. Das Panorama und die Flora erinnern wirklich stark an Tansania, wenn man sich die Esel und Kamele als Zebras und Giraffen vorstellt.

Wir laufen weit hinein in das Wadi, vorbei an interessant gewachsenen wilden Feigenbäumen, deren Luftwurzeln im Lauf der Jahrhunderte zu richtigen Stämmen mutierten. Und wir faulenzen einfach am Wasser, genießen die Szenerie und beobachten die vielen Vögel.

Salalah – Taqeh – Wadi Darbat  -  50 km  -  142 Tage  -  13575 km

31. Dezember 2023 - Wir blicken auf ein tolles Reisejahr zurück

Stimmungsvolles Mausoleum in Mirbat

In Mirbat verlängern wir unsere Oman-Visa um weitere vier Wochen und suchen uns nun einen schönen Platz in der Natur, um das ablaufende Jahr zu verabschieden und 2024 gebührend zu begrüßen. Den finden wir schließlich am Rand einer abwechslungsreichen Bergpiste, die uns in Richtung Sadah führt.

Wieder durften wir ein spannendes und abwechslungsreiches Reisejahr erleben. Wir sind uns bewusst, wie gut es uns geht, und wir leben jeden Tag intensiv und glücklich.

Euch allen wünschen wir ein gesundes und erlebnisreiches 2024! Verfolgt uns weiter auf unserer Lebensreise …

Wadi Darbat – Mirbat – Berge bei Sadah  -  110 km  -  143 Tage  -  13685 km

 

Hier endet unser zwölftes Tagebuch, das unsere Reiseaufzeichnungen des Jahres 2023 enthält. Weiter geht es mit dem dreizehnten Tagebuch … - click hier


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