Von den Höhen des Olymps geradewegs zum nächsten Lockdown…

Waren wir anfangs noch guter Dinge, den Rest des Jahres auch weiterhin aktiv genießen zu dürfen, macht uns die zweite Corona-Welle schon bald einen gehörigen Strich durch die Rechnung! Ein strikter Lockdown beamt uns zurück ins Frühjahr, in dem wir wochenlang uns praktisch nicht von der Stelle rühren durften. Doch diesmal umgehen wir die strengen Auflagen, wir sind vorbereitet…

Agia Paraskevi, geschmückt von buntem Herbstlaub
Agia Paraskevi, geschmückt von buntem Herbstlaub
Aufstieg zu den Gipfeln des Olymp
Aufstieg zu den Gipfeln des Olymp
Gämsen fast auf Tuchfühlung
Gämsen fast auf Tuchfühlung
Alle vier Olympgipfel geschafft!
Alle vier Olympgipfel geschafft!
auf dem Weg zu unserem Gipfelziel, dem Avgo
auf dem Weg zu unserem Gipfelziel, dem Avgo
herrliche Rundumsicht vom Gipfel des Avgo
herrliche Rundumsicht vom Gipfel des Avgo
historische Steinbogenbrücke von Paleokarya
historische Steinbogenbrücke von Paleokarya
Umweltfrevel in Griechenland
Umweltfrevel in Griechenland
Bogenbrücke Kamara bei Pyli
Bogenbrücke Kamara bei Pyli
byzantinisches Kloster Porta Panagia
byzantinisches Kloster Porta Panagia
verwunschener Klostergarten
verwunschener Klostergarten
Herbstfarben in den Agrafa Bergen
Herbstfarben in den Agrafa Bergen
Eisgras - Zauber der Natur
Eisgras - Zauber der Natur
Kirchlein im Prousou-Tal
Kirchlein im Prousou-Tal
häusliche Gewalt im Lockdown: Ellbogen trifft Auge...
häusliche Gewalt im Lockdown: Ellbogen trifft Auge...
traumhafter Herbstwald im Prousou-Tal
traumhafter Herbstwald im Prousou-Tal
exponiert gelegenes Kloster Prousou
exponiert gelegenes Kloster Prousou
Früchteparadies am Trichonida-See
Früchteparadies am Trichonida-See

Waren wir anfangs noch guter Dinge, den Rest des Jahres auch weiterhin aktiv genießen zu dürfen, macht uns die zweite Corona-Welle schon bald einen gehörigen Strich durch die Rechnung! Ein strikter Lockdown beamt uns zurück ins Frühjahr, in dem wir wochenlang uns praktisch nicht von der Stelle rühren durften. Doch diesmal umgehen wir die strengen Auflagen, wir sind vorbereitet…

 

Wieder mal auf den Olymp…

…mal sehen, was die alten griechischen Götter so treiben…

 

Über acht Jahre ist es inzwischen her, als wir bei unserem Start zu unserer Lebensreise auf dem Götterberg waren. Und wie damals, wollen wir natürlich alle vier Gipfel besteigen, insgesamt rund 2.000 Höhenmeter – und das Ganze natürlich als Tagestour. Macht sonst eigentlich niemand…

4:30 Uhr – Der Wecker trällert leise vor sich hin, aber wir sind schon wach. Motiviert schälen wir uns aus den Kissen, anziehen, packen, frühstücken - flutscht nur so…

5:50 Uhr – Die Bergstiefel sind geschnürt, die Rucksäcke geschultert. Unsere Stirnlampen brennen helle Löcher in den stockfinsteren Wald. Es geht los! Und wie es gleich losgeht, steil, sehr steil zieht sich der Pfad den Hang hinauf. Stoisch machen wir Höhenmeter, sehen können wir eh nix…

7:15 Uhr – Die Morgensonne zaubert ein orangefarbenes Band entlang dem Horizont über dem Meer, der Berg Athos steigt aus dem Dunst, was für ein Bild! Wenig später eine glutrote Sonne, die einen Traumtag ankündigt…

8:55 Uhr – Nach einem aussichtsreichen Gradaufstieg eine kurze Klettersteigeinlage – harmlos. Plötzlich vier Gämsen direkt vor uns, zwei Muttertiere mit jeweils einem Jungen! Und gar nicht scheu, lassen uns auf fünfzig Meter heran. Dann, nach dem Gipfel des Kalagia, das grasige Muses Plateau, darüber in der Morgensonne die mächtige, senkrecht aufragende Wand des Stefani. Wir sind schon fast ganz oben…

10:15 Uhr – Riesig erhebt sich die Gipfelwand des Stefani über uns, doch wir kennen den Weg durch die schroffige Rinne. Kurz vor dem Gipfel noch eine luftige Klettereinlage mit schwindelerregendem Tiefblick. Conny passt vernünftigerweise, ich klettere hoch, alles ganz easy. Der erste Gipfel auf 2.909 Metern ist erreicht…

12:00 Uhr – Der direkte Übergang vom Stefani zu Hauptgipfel Mytikas auf 2.917 Metern ist eine spannende, freie Kletterei im teilweise dritten Grad. Normalerweise nicht wirklich ein Problem, heute jedoch etwas knifflig. Schnee liegt auf den schmalen Trittkanten, es ist schnell rutschig, loses Gestein schwer als solches zu erkennen. Die Finger sind starr vor Kälte, hier kommt die Sonne nicht hin um diese Jahreszeit. Klettern ohne Ausrüstung kann schnell grenzwertig werden, auch wenn man die Route kennt. Oben ist alles vergessen…

13:45 Uhr – Nach der Mittagsrast auf dem Mytikas steigen wir auf felsigem Weg hinüber zum Skala, dann weiter zum Skolio, mit 2.911 Metern der zweithöchste der Vier – und der Aussichtsreichste! Die ganze Wucht der Gipfelwände vor uns, was für ein eindrucksvolles Bild! Und unter uns die halbe Welt…

14:10 Uhr – Der lange Abstieg ins Tal vor uns, 1.800 Meter runter, nach bereits acht Stunden Tour und vier Gipfeln in den Knochen. Doch wir sind noch fast beängstigend lebendig, keine Ermüdungserscheinungen. Und doch zieht es sich am Ende gewaltig…

17:30 Uhr – Manni in Sicht! Wir sind zurück. Elfeinhalb Stunden für die ganze Olymprunde samt aller vier Gipfel – stark! Keinen getroffen, der das gemacht hat. Von den alten Göttern haben wir auch niemanden gesehen, doch sie waren uns wohlgesonnen…

 

Die Griechen und ihre Umwelt…

Kopfschüttelnd stehen wir mal wieder vor einem Berg Müll, achtlos am Strand liegen gelassen. Wie zum Hohn bittet ein nett gemachtes Hinweisschild darum, keinen Müll liegen zu lassen…

Umweltschutz ist in diesem wunderschönen Land bedauerlicherweise noch lange nicht angekommen: kokelnder Plastikmüll, zusammengeknüllte Erfrischungstücher, weggeworfene Getränkedosen, zerbrochene Glasflaschen, tonnenweise Bauschutt und Gartenabfälle. Auf Schritt und Tritt stolpert man über die Hinterlassenschaften gedankenloser Zeitgenossen, niemand scheint sich daran zu stören. Straßenränder gleichen Abfallrinnen, Strände werden zu Deponien. Wilde Müllkippen zwischen Bioweinanbau und Trinkwasserspeichern. Überquellende Mülltonnen, achtlos abgestellter Elektronikschrott.

Nur sehr zögerlich erkennen einige Griechen, was sie ihrem Land antun. Vereinzelt sieht man vor allem jüngere Menschen, die versuchen, den entstandenen Schaden zu begrenzen. Doch vor allem die älteren Generationen denken überhaupt nicht darüber nach, was sie tun, wenn sie ihren Müll einfach irgendwo entsorgen.

So traurig…

 

Halali…

Die Morgendämmerung zieht so langsam über die angrenzenden Bergspitzen, der Vollmond leuchtet noch kräftig am Horizont, erste Vogelstimmen künden vom neuen Tag.

Plötzlich hallen Schüsse durch das friedliche Tal unter uns, ganze Salven, direkt neben uns, über uns, unter uns abgefeuert, lassen uns verstört aus den Kissen auffahren! Im Dämmerlicht schlendern Gestalten in Tarnanzügen, das Gewehr lässig in der Armbeuge, um Manni herum.

Ist Krieg ausgebrochen? Hat sich der östliche Nachbar dazu entschlossen, einzumarschieren? Ein vorsichtiger Blick über die Bettkante, hinaus auf das unheimliche Treiben, löst das Rätsel: ein halbes Dutzend Sonntagsjäger halten ihre Stellungen auf mitgebrachten Klappstühlchen, die Blicke starr in den Himmel gerichtet. Sobald irgendetwas flatternd aus dem Gebüsch emporschießt, wird fanatisch losgeballert. Die Chancen für den Vogel tendieren gegen Null, die geballten Schrotladungen lassen keine Ausweichmanöver zu. Im hilflos flatternden Sturzflug verendet das zerfetzte Tier…

Jagdsaison in Griechenland: sinnfreies, legalisiertes Abschlachten tausender Sing- und Hühnervögel, nur so zum Spaß, ist eine der beliebtesten Freizeitvergnügen ganzer Heerscharen von Möchtegern-Stadtguerillas. Wir müssen uns beherrschen, unseren Zorn nicht an den stolz die Beute einsammelnden Freizeitpartisanen auszulassen...

 

Lockdown zum Zweiten…

Am 7. November war es soweit, die griechische Regierung hat einen erneuten, dreiwöchigen strikten Lockdown beschlossen. Mit aufgefüllten Vorräten und einer Großpackung Klopapier verkrümeln wir uns in die nahen Berge…

Tag 1: Zumindest die Sonne kommt wie jeden Tag ungehindert über den Horizont, sie muss sich nicht per SMS rechtfertigen, warum sie aufgeht…

Tag 2: Wir cruisen entspannt durch die Agrafa-Berge, genießen phantastische Ausblicke, die herbstliche Farben zaubern, die wenigen Menschen unterwegs winken freundlich, schenken uns heiße Maroni und geröstete Walnüsse. Mundschutz trägt hier niemand…

Tag 3: Vor uns der Tymfristos, unser nächstes Gipfelziel. Wir fahren zum Ausgangspunkt der Wanderung, doch es ist uns zu wolkig, wir verschieben die Tour auf morgen…

Tag 4 und 5: Bauer, Förster und Schäfer grüßen uns, doch statt besser, ist das Wetter schlechter geworden, Nebenschwaden wabern um uns, vom Berg nix mehr zu sehen, also warten. Haben ja Zeit, ist ja Lockdown…

Tag 6: Wetter passt wieder, der Berg ist rasch bezwungen, natürlich alleine auf weiter Flur. Aber das wären wir sicher auch ohne Lockdown, bei der Bergbegeisterung der Griechen…

Tag 7: Einkaufsfahrt nach Karpenisi, Polizeikontrolle am Stadteingang. Alles bestens, wir sind ja vorbereitet mit dem notwendigen Formular, sie lassen uns ziehen…

Tag 8: Wieder unbehelligt auf Bergtour, keinen Menschen interessiert es, dass wir hier rumlaufen, trotz Lockdown…

Tag 9 und 10: Nach einem Ruhetag mit großer Wäsche noch eine Bergtour, wir treffen sogar griechische Wanderer, auf der Flucht vor dem ganzen Irrsinn…

Tag 11 und 12: Ruhetag. Einsetzender Regen. Im Internet lesen wir von zunehmender häuslicher Gewalt, können wir bestätigen…

Tag 13: Einkaufsfahrt nach Karpenisi. Weiterfahrt durch das Prousou-Tal zum Kloster. Alles ohne Probleme…

Tag 14: Über den Berg in eine andere Provinz, eigentlich verboten, aber natürlich keine Kontrolle hier oben. Und eine abenteuerliche Bergtour zum Abschluss…

Tag 15: Raus aus den Bergen, der Schnee kommt. Und die Kälte. Also runter an den Trichonida-See. Deutlich wärmer hier. Sehr freundlicher Empfang von allen Seiten. Mundschutz? Abstandsregeln? Abwinken…

Tag 16 - 21: Wir bekommen tonnenweise Früchte geschenkt, Orangen, Mandarinen, Zitronen, Kakis, Granatäpfel… Vom Nachbarn gibt`s Stromanschluss, von der Taverne ums Eck Wifi, wir werden zum Grillen eingeladen. Hier bleiben wir, besser können wir es nicht treffen für die leidige Lockdown-Zeit… Diese wird jetzt nochmals um eine Woche verlängert, hat bisher noch keine befriedigenden Ergebnisse gebracht. Macht nix, hat uns bisher ja nicht weiter eingeschränkt…

Tag 22 - 23: Einkaufsfahrt nach Agrinio, Kühlschrank füllen und Gasflasche tauschen, alles ohne Probleme, keine Kontrollen. Weiterfahrt nach Etoliko, nur einen Streifenwagen mit lustloser Besatzung gesichtet, also Reisen wie immer…

Fortsetzung folgt… 

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer im Tagebuch ab 18. Oktober - click hier

 

Liebe Grüße an Euch alle

Conny & Tommy

Herbst in Griechenlands Bergen