„The Top of Africa”

Der höchste Berg, der berühmteste Krater, der bekannteste Nationalpark, die beliebteste Insel, die reichhaltigste Tierwelt: Tansania lockt mit Superlativen, die kein anderes Land auf dem Kontinent zu bieten hat. Doch so viel Berühmtes hat auch seinen Preis: Die Geldbörse sollte prall gefüllt sein und man muss es mögen, gemeinsam mit hunderten von Touristen durchgeschleust zu werden. Aber Tansania hat viel mehr zu bieten…

schön renoviertes deutsches Haus in Iringa
schön renoviertes deutsches Haus in Iringa
Gedenktafel für gefallene deutsche Soldaten in Tanga
Gedenktafel für gefallene deutsche Soldaten in Tanga
Uhrenturm von 1901 in Tanga
Uhrenturm von 1901 in Tanga
markante Sandsteinsäulen vom Wasser wundervoll geformt
markante Sandsteinsäulen vom Wasser wundervoll geformt
Wasser als Architekt der Natur
Wasser als Architekt der Natur
Urwaldpisten in den Usambara Bergen
Urwaldpisten in den Usambara Bergen
Abendlicht über dem World View Point in Mambo
Abendlicht über dem World View Point in Mambo
mühevolles Aufforsten in den Usambara Bergen
mühevolles Aufforsten in den Usambara Bergen
enge Dorfdurchfahrten in den Usambara Bergen
enge Dorfdurchfahrten in den Usambara Bergen
der Kilimanjaro - höchster Berg Afrikas
der Kilimanjaro - höchster Berg Afrikas
Lake Nyasa - Blick in die Livingstone Mountains
Lake Nyasa - Blick in die Livingstone Mountains
alte Holzbrücke im Rungwe Tal
alte Holzbrücke im Rungwe Tal
Abendstimmung am Lake Nzivi
Abendstimmung am Lake Nzivi
blühende Wüstenrose mit winterlich kahlen Baobabs
blühende Wüstenrose mit winterlich kahlen Baobabs
viel Wild im Mikumi Nationalpark
viel Wild im Mikumi Nationalpark
Elefant im Mikumi NP
Elefant im Mikumi NP
tropische Vegetation am Indischen Ozean
tropische Vegetation am Indischen Ozean
bunte Märkte im ganzen Land
bunte Märkte im ganzen Land
typisches Straßenbild in den tansanischen Dörfern
typisches Straßenbild in den tansanischen Dörfern

Der höchste Berg, der berühmteste Krater, der bekannteste Nationalpark, die beliebteste Insel, die reichhaltigste Tierwelt: Tansania lockt mit Superlativen, die kein anderes Land auf dem Kontinent zu bieten hat. Doch so viel Berühmtes hat auch seinen Preis: Die Geldbörse sollte prall gefüllt sein und man muss es mögen, gemeinsam mit hunderten von Touristen durchgeschleust zu werden. Aber Tansania hat viel mehr zu bieten…

 

Deutsche Geschichte

Kolonialmacht zu sein, war lange Zeit nicht im Sinne deutscher Politik. Erst im Jahre 1884 kam das Deutsche Kaiserreich auf den Geschmack, um im Wettstreit mit vor allem England nicht als Zweitklassig zu gelten. Mit oft grausamen Machtmethoden wurden die Völker der Region unterworfen, die Menschen zu Arbeitsdiensten verpflichtet. Deutsch-Ostafrika entwickelte sich nun innerhalb weniger Jahre zur einzigen profitablen Kolonie in der deutschen Geschichte. Doch schon während des ersten Weltkrieges war es vorbei mit den deutschen Überseebesitzungen, und viele junge Soldaten ließen ihr Leben im Kampf gegen Tropenkrankheiten und kriegerischen Auseinandersetzungen in lokalen Rebellionen und Kämpfen gegen die englischen Truppen.

Heute, nach 100 Jahren englischem Protektorat, tansanischer Unabhängigkeit und klimatischen Widrigkeiten tropischer Breiten ist nicht mehr viel übrig von der kaiserlichen Herrlichkeit. Nur wenig Bausubstanz wurde in den letzten Jahren renoviert, das Meiste ist nicht mehr zu retten. Nur die gut erhaltenen Klöster und Kirchen zeugen von auch heute noch engagierter Missionsarbeit, und auch so manche erfolgreich arbeitende Farm in deutscher Hand unterstützt die lokale Landwirtschaft.

 

Isimilia-Valley

Vor rund 60.000 Jahren gab es hier einen kleinen See, an dem Menschen lebten und jagten. Erosion, ausgelöst durch die jährlich wiederkehrenden Regenfälle, spülte im Lauf der kommenden Jahrtausende ein ganzes Tal aus und legte Unmengen von Steinwerkzeugen und Knochen erlegter Tiere frei.

Für das Wasser war es ein Leichtes, den wenig widerstandsfähigen Sandstein auszuspülen und zu  skurrilen Formen zu gestalten. Heute staunen wir über dieses Wunderwerk der Natur, wenn wir durch dieses Schluchtensystem wandern. Bis zu fünfzehn Meter hohe, schlanke Säulen ragen aus dem Talboden empor, die Wände sind von unzähligen Wasserrinnen und Höhlen durchsetzt. Immer wieder entdecken wir neue, interessante Formationen, die sich im Nachmittagslicht zu verändern scheinen.

Die jährliche Regenzeit arbeitet weiter. An den äußeren Abbruchkanten der Schucht erkennen wir die Entstehung neuer Sandsteinsäulen, und eines Tages werden die jetzt bestehenden in sich zusammenfallen. So gestaltet die Natur dieses faszinierende Tal immer wieder um.

 

Usambara-Berge

Wie ein unbezwingbares Bollwerk ragen die steilen Felswände der Usambara-Berge hinaus in die flache Ebene der spröden Massaisteppe. Bis zu 1.500 Meter hoch ist diese Abbruchkante, hinter der sich in üppig tropischer Natur eine reichhaltige endemische Flora und Fauna entwickeln konnte. Mit rund 135 Millionen Jahren ist es eines der ältesten Gebirge der Welt.

Auch die hier siedelnden Menschen der Galla und heute der Shambaa erkannten die Fruchtbarkeit der Böden und fingen an, immer mehr dieser herrlichen Urwälder abzuholzen, um die Berge urbar zu machen. Deutsche Missionare und Farmer ließen sich nieder, Orte wie Wilhelmstal oder Hohenfriedeberg zeugen von dieser Entwicklung.

Heute steht dieses biologische Kleinod vor der endgültigen Vernichtung. Die exorbitant ansteigende Bevölkerungsdichte lässt kaum einen Quadratmeter Raum mehr übrig für die letzten noch existierenden Bergregenwälder samt ihrer vielen endemischen Tierarten und Pflanzen. Exzessiver Ackerbau zerstört ganze Hänge, die nach heftigen Regenfällen abrutschen, die Verschmutzung der Gewässer durch zehntausende Menschen bringt das gesamte ökologische Gleichgewicht durcheinander.

Zaghafte Versuche der Aufforstung werden durch illegale Abholzung sofort wieder zunichte gemacht. „Wir versuchen schon lange, die notwendige Aufklärung zu leisten. Aber die Menschen begreifen  nicht, dass sie ihren eigenen Lebensraum durch ihr Handeln letztlich zerstören. Sie verstehen nicht, dass sie ihr Verhalten ändern müssen.“ Mitarbeiter staatlicher Organisationen zur Rettung der Usambara-Region zucken frustriert mit den Schultern. Und so wird wohl ein weiteres Kleinod der Natur, geschaffen in über 100 Millionen Jahren, binnen weniger Generationen Menschheitsgeschichte unwiederbringlich zerstört werden.

Ach ja, die wohl jedem bekannten Usambara-Veilchen haben wir leider nicht gesichtet…

 

Kilimanjaro

Als erste Forschungsreisende vor 150 Jahren den gigantischen, schneebedeckten Riesen zu Gesicht bekamen, glaubte man ihnen zuhause in Europa kein Wort. „Schnee in Afrika, so ein Unsinn“, war die landläufige Meinung. Erst als Hans Meyer und Ludwig von Purtscheller 1889 auf dem höchsten Berg Afrikas standen, war die Fachwelt überzeugt.

Im Schatten des alles überragenden Giganten gediehen schon immer Früchte und Gemüse im Überfluss, die das Volk der Chagga wohlhabend machten, währen oben in fast 6.000 Metern Höhe lebensfeindliche, arktische Verhältnisse herrschen. Dazwischen begeistern die unterschiedlichsten Vegetationszonen, die Afrika zu bieten hat. Leider taut der Restgletscher am südlichen Kraterrand immer mehr ab, schon in wenigen Jahrzehnten wir er gänzlich verschwunden sein. Trotzdem, mit seiner wuchtigen Masse bestimmt er weithin sichtbar den Horizont und prägt die gesamte Landschaft.

Heute gilt es als schick, den höchsten Punkt Afrikas erklommen zu haben. Und so machen sich jährlich tausende von Bergsteigern und Spaziergängern auf, den technisch unschwierigen Vulkankegel zu bezwingen. Dieser Massenansturm hat zur Folge, dass eine Besteigung nicht mehr unter 2.000 Euro zu haben ist. Eine willkommene Einnahmequelle für das Land und die Region, die spürbar wohlhabender wirkt als der Rest des Landes.

 

Fazit Tansania

Ganz klar, ein echtes Wohlfühlland! Das Reisen ist super entspannt, du fühlst dich jederzeit als willkommener Gast. Die Menschen sind durchweg freundlich und hilfsbereit, das freie Übernachten in der Natur war nie ein Problem. Die vielen Polizeikontrollen dienen allein der Verkehrssicherheit, mit ausländischer Nummer wurden wir ausnahmslos durchgewunken. Das Einkaufen auf den Märkten ist billig, die Angebote reichhaltig und bunt, allerdings ist Handeln angesagt, das geben die Anbieter sogar zu. Die gut funktionierende Landwirtschaft ernährt das Land weitgehend, es werden inzwischen auch Überproduktionen exportiert. Die lästige Bettelei der Nachbarländer fehlt hier meist, es scheint, die Menschen sind stolzer und würdevoller, aber auch oft fleißiger. Und die internationale Entwicklungshilfe ist deutlich dezenter unterwegs, eine sehr positive Entwicklung für die tansanische Gesellschaft mit ihren über 100 verschiedenen Ethnien.

Seit drei Jahren hat Tansania einen neu gewählten Präsidenten. Und der räumt mit harter Hand auf. Er sagte der Korruption den Kampf an mit dem Ergebnis, dass vor allem auf den unteren Ebenen plötzlich die Polizei korrekt handelt, die Behörden Vorgänge ohne den versteckten Geldschein bearbeiten und Computerprogramme die Staatseinnahmen kontrollieren. In den oberen Beamtenhierarchien ist dies alles jedoch noch nicht wirklich angekommen, hier werden die Pfründe nach wie vor eisern verteidigt. Der Schulbesuch ist nun kostenlos. Ändert allerdings nichts an der Misere fehlender und schlecht ausgebildeter Lehrkräfte. Aber immerhin. Die ganze Sache hat jedoch auch eine Kehrseite: die Opposition wurde mit harter Hand eliminiert, mehrere ominöse Todesfälle in deren Reihen lassen einen nachdenklich werden.

Tansania ist ein großflächiges Land, etwa dreimal so groß wie Deutschland. Die Landschaftsformen wechseln täglich, oft sogar stündlich. Fuhren wir eben noch durch tropischen Urwald, bestimmen nun Steppe und Savanne das Bild. Öde Weideflächen wechseln mit schroffen Hochgebirgen, Wasserreichtum versickert anderswo im ariden Staub. Der Indische Ozean beeinflusst das Wetter ebenso wie die höchsten Berge Afrikas. Und es ist ein Land, in dem die beiden großen Religionen, Christentum und Islam, friedlich nebeneinander auskommen. Kirche steht neben Moschee, Kinder gehen gemeinsam in die Schule. Hoffen wir für die Menschen, dass es so bleibt...

Die absoluten Hotspots aber, das sind die eingangs erwähnten Ziele. Sie üben eine unglaubliche Anziehungskraft aus, locken jährlich Millionen Besucher ins Land, Tendenz steigend, wie auch die Preise. Wer als Bergsteiger die Einmaligkeit der Besteigung von Mout Meru und Kilimanjaro anstrebt, wer die Faszination der Serengeti und des Ngorongoro-Kraters erleben will, wer die aride Region der Massai um den Lake Natron und den Vulkan Oldoinyo Legai auf sich wirken lassen möchte und nach dem Besuch weiterer, eindrucksvoller Nationalparks schließlich auf der arabisch geprägten Gewürzinsel Sansibar sich in Nobelresorts verwöhnen lassen will, der legt hierfür in Summe locker 7.000 Euro pro Person auf den Tresen. Entspricht ungefähr unserem Jahresreisebudget und fiel deshalb dem Rotstift zum Opfer…

Trotzdem, oder vielleicht genau deshalb haben wir unsere Zeit in Tansania sehr genossen. Denn abseits der ausgetretenen Touristenwege findet man noch das ursprünglich afrikanische Tansania. Und genau dort fühlen wir uns deutlich wohler als im von „Azungu“ (Weißen) wimmelnden touristischen Teil…

 

Mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer im Tagebuch ab 28.Juli - click hier

 

Liebe Grüße an Euch alle

Conny & Tommy

Sandsteinsäulen in der Iisimilia Schlucht