Reisen ist anders geworden…

Der Sommer ist rum, soviel gebadet wie noch nie. Griechenland intensiv. Den Refrain der österreichischen Band S.T.S. „Irgendwann bleib i dann dort…“ aus einer Hommage an Griechenland im Kopf, nebulöse Bilder längst verflogener Jugendzeiten. Wir mühen uns manchmal, reisen ist bei uns eigentlich anders. Aber wir machen das Beste daraus…

Porto Katsiki, eines der schönsten Buchten auf Lefkas
Porto Katsiki, eines der schönsten Buchten auf Lefkas
Meteora - Klöster wie Adlerhorste auf den Felsnadeln
Meteora - Klöster wie Adlerhorste auf den Felsnadeln
Agia Triada, Kulisse für James Bond
Agia Triada, Kulisse für James Bond
Nonnenkloster Rousanou, filigran zwischen den mächtigen Felsen
Nonnenkloster Rousanou, filigran zwischen den mächtigen Felsen
wir genießen die Ausblicke aus den unterschiedlichen Perspektiven
wir genießen die Ausblicke aus den unterschiedlichen Perspektiven
Bergwandern im Pindos-Gebirge
Bergwandern im Pindos-Gebirge
alte und neue Verkehrswege erschließen das Pindos Gebirge
alte und neue Verkehrswege erschließen das Pindos Gebirge
Drei-Bogen-Brücke bei Kipi
Drei-Bogen-Brücke bei Kipi
Zagoria-Dorf Papingo, die alte Dorfkirche
Zagoria-Dorf Papingo, die alte Dorfkirche
verwunschene Gassen in Micro Papingo
verwunschene Gassen in Micro Papingo
gigantische Vikos-Schlucht
gigantische Vikos-Schlucht
Begegnung mit dem Feuersalamander
Begegnung mit dem Feuersalamander
Aufstieg auf den Smolikas, 2.637 m
Aufstieg auf den Smolikas, 2.637 m
Blick hinüber auf das beeindruckende Tymfi-Massiv
Blick hinüber auf das beeindruckende Tymfi-Massiv
Gämsen, die perfekten Kletterer
Gämsen, die perfekten Kletterer
erster Schnee bei der Wanderung durchs Tymfi-Massiv
erster Schnee bei der Wanderung durchs Tymfi-Massiv
Blick zurück zum frisch verschneiten Smolikas
Blick zurück zum frisch verschneiten Smolikas

Der Sommer ist rum, soviel gebadet wie noch nie. Griechenland intensiv. Den Refrain der österreichischen Band S.T.S. „Irgendwann bleib i dann dort…“ aus einer Hommage an Griechenland im Kopf, nebulöse Bilder längst verflogener Jugendzeiten. Wir mühen uns manchmal, reisen ist bei uns eigentlich anders. Aber wir machen das Beste daraus…

 

Lefkas – und der Sommer geht…

Gibt es schönere Strand-Locations als die an der Westküste der Insel Lefkas, um einen tollen Sommer standesgemäß zu verabschieden? Endlos erscheinende, feinste Sandstrände, kitschig-türkisfarbenes Meer, soweit das Auge es erfassen kann, exponierte Standplätze ohne Touristenanstürme.

Wir frischen unsere hüllenlose Bräune ein letztes Mal auf, treffen nette Menschen ohne Corona-Einschränkungen, grillen leckeren Fisch und sehen jeden Abend einer den Horizont beherrschenden Sonne zu, wie sie sich gemächlich im Wasser abkühlt und verschwindet…

Ältere Semester erinnern sich vielleicht noch an die österreichische Band S.T.S. und ihre achtziger Jahre Hommage an Griechenland: „Irgendwann bleib i dann dort“. Hört mal wieder rein, und ihr könnt es fühlen…

 

Meteora einst und heute…

„Kommt man von den kühlen Höhen der umliegenden Gebirge hinunter in die thessalische Ebene, dann tauchen sie auf wie eine Fata Morgana – die Felsnadeln von Meteora. Selten ist Natur und Mensch ein stimmigerer Einklang gelungen, eine Symbiose, die einen staunen lässt und ehrfürchtig verharren. Wie Storchennester krönen die Kirchen und Klöster der sich hier vor hunderten von Jahren zurückgezogenen Mönche die senkrechten Felsen, unnahbar und unbezwingbar erscheinend...“

So hatten wir den Beginn unseres letzten Besuches im Jahre 2012 in unserem Buch beschrieben. Wir könnten es auch heute nicht besser erklären.

Und doch fällt es uns dieses Mal schwerer, Zugang zu dieser mystischen Landschaft zu finden. Es liegt an den unzähligen Besuchern. Doch die gab es hier ja immer schon, auch damals, vor acht Jahren. Was ist also anders? Sind wir empfindlicher geworden? Ungeduldiger gegenüber Oberflächlichkeiten? Unverständiger gegenüber verloren gegangenem Respekt?

Kaum einer der vielen Touristen findet wirklichen Zugang zu einer solch eindrucksvollen Mischung aus Natur und Kultur. Nur wenige nehmen sich die Zeit, ausgiebig herum zu wandern, in Ruhe auf einem Felsen zu verweilen, um die gesamte Szenerie aufzunehmen und zu begreifen.

Nein, das Wichtigste ist das Selfie geworden, in jeder erdenklichen Pose, die Schokoladenseiten affektiert in den Vordergrund geschoben. Die historischen Einzigartigkeiten verschwimmen unscharf irgendwo im Hintergrund, sind ja nicht wirklich wichtig. Pausenloses Geschnatter, Gejohle und Gelächter lies die sakrale Ruhe schon längst gen Himmel aufsteigen, Fragen wie: „Sag mal, was sind denn das hier alles für Gebäude?“, lassen uns an der Sinnhaftigkeit der Reise zweifeln. „Wie lange brauchen wir denn, um alles hier anzusehen, wir müssen heute nämlich noch weiter nach Athen…“ Zeit ist Mangelware…

Bedenklich auch der verloren gegangene Respekt vor den kirchlichen Bräuchen: „Die haben sich ja ganz schön affig hier, die lassen einen nicht mit kurzen Hosen rein. Das darf man inzwischen ja sogar im Kölner Dom!“ Und anstatt dem früher so stimmungsvollen zirpen der Zikaden und summen der Insekten zu lauschen, surren uns heute an jedem Panoramaplatz Drohnen um die Ohren, um jede noch so private Vertrautheit aus allen Perspektiven zu filmen. Gnadenlos werden die Klöster überflogen, das Verbot schert keinen der rücksichtlosen Flieger.

So schade…

 

Bergsteigen in Epirus

Pindos-Gebirge, Zagoria-Dörfer, Vikos-Schlucht, Smolikas, Tymfi-Massiv – die Liste attraktiver Wanderziele in dieser Region könnte noch lange so weitergehen! Unendlich scheinen die Möglichkeiten, auf Schusters Rappen diese wunderschönen Kultur- und Naturlandschaften zu entdecken.

Hier sind wir zuhause! Einsame Berge füllen den Horizont, abweisende Schluchten zerreißen die Landschaft, ausgestorben scheinen viele der halb verfallenden Dörfer, die sich unauffällige Nischen in den Wäldern suchen. Vorbei die aufkommende Eintönigkeit traumhafter Strände, die ermüdende Wiederholung langer Sommertage, die sich in fahlen Sonnenuntergängen verlieren.

Das zerklüftete Pindos-Gebirge teilt den Norden Griechenlands in zwei Hälften, die bis in unsere Zeiten hinein nur sehr beschwerlich zueinander finden konnten. Zu unüberwindlich waren die Flanken der abweisenden Schrunde, zu reißend die tosenden Wasser der anschwellenden Flüsse. Erst die Baukunst findiger Ingenieure ließ filigrane Bogenbrücken entstehen, die den Naturgewalten meist trotzen konnten, die entlegenen Provinzen erreichbar machten. Noch heute finden wir hunderte solch wegbereitende steinerne Zeugen längst vergangener Zeiten, oft im Schatten modernen Straßenbaus.

Sie schafften Zugang zu den Dörfern der Zagoria, einer Region, die lange in Vergessenheit geraten war. Doch die Menschen kapitulierten vor der Hoffnungslosigkeit des Überlebens, verließen ihre Höfe und Häuser, auf der Suche nach einem Auskommen. Nur die Alten blieben, bis sie starben. Das Schicksal hieß Zerfall. Heute sind die Menschen zurück, die Dörfer in traditionellem Stil wiederbelebt, dem Gast ein Augenschmaus. Heute verbinden Wanderwege die alten Siedlungen, überwinden auf historischen Bogenbrücken die tiefen Täler in den dichten Wäldern, erklimmen stürmische Pässe in lebensfeindlichen Höhen.

Fast tausend Meter unter uns verliert sich der Vikos, versickert im steinernen Boden, taucht unversehens wieder auf. Die von ihm geschaffene Schlucht ist die tiefste der Welt, der Blick über die zerrissene Natur atemberaubend. Weitere tausendfünfhundert Meter weiter oben recken sich die felsigen Gipfel des Tymfi-Massivs in den blauen Himmel, schroff und abweisend auf der einen, sanft und grasbewachsen auf der anderen Seite.

Über all dem thront der Smolikas, ein eher sanfter Kegel denn ein abweisender Berg. Sein angebotenes Gipfelpanorama umfasst den gesamten Norden Griechenlands bis weit hinein nach Albanien. Der stolze Gruß reicht hinüber zum Olymp, der neidisch herüberblickt in die von ihm nie erreichte Vielfältigkeit…

 

Feuersalamander

„Schau mal, hier, direkt vor uns, ein Feuersalamander! Und hier drüben, noch einer!“ Connys entzückte Ausrufe hallen durch den dichten Blätterwald, dessen satte Feuchtigkeit den hübsch gezeichneten Echsen ideale Lebensbedingungen beschert. Nur wenige Schritte später bücken wir uns erneut dem nassen Pfad zu: „Unglaublich, schon wieder einer!“ Langsam mühen sie sich durch das Halbdunkel, hilflose, kleine Kreaturen, die uns mit glupschigen Augen apathisch mustern. Der heftige Regen der vergangenen Nacht treibt die nachtaktiven Tierchen aus ihren Verstecken. Letztlich entdecken wir ein Dutzend dieser urzeitlichen Echsen, auch wenn sie in ihrem Tarnkleid nur sehr schwer zwischen den herbstlich verfärbten Blättern auszumachen sind…

 

Gedanken über das Reisen in diesen Zeiten…

Reisen, das war für uns immer das erstrebenswerteste, spannendste Erlebnis in den vergangenen Jahren, ja Jahrzehnten. Die tief in uns verwurzelte Neugier trieb uns hinaus, dabei unseren Horizont immer weiter nach hinten zu verschieben.

Aber jetzt, nach einem halben Jahr limitierter Freiheit, sorgloses Reisen noch im Kopf, in der Erinnerung – was ist geblieben vom Privileg, dieses Leben spüren zu dürfen?

Die ganze Welt hetzt einher zwischen Panikmache und Planlosigkeit, kein Tag vergeht ohne Gedanken an die Unwägbarkeiten der Zukunft: Was wird sein? Wie geht es weiter?

Reisten wir bisher für die Ereignisse der spontanen Augenblicke, so starren wir nun auf die uns täglich erreichenden Schreckensmeldungen der infektiösen Flutwelle, die unsere Freiheiten fortzuspülen droht. Jeder Versuch, den Quarantänewächtern zu entkommen scheitert kläglich am hilflosen Aktionismus Überforderter.

Die ganze Welt bebt; wir treideln verstört im Jetzt, wanken einer nebulösen Reisezukunft entgegen…

Reisen – was wird?

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer im Tagebuch ab 4. September - click hier

 

Liebe Grüße an Euch alle

Conny & Tommy

erster Schnee im Tympfi Massiv