Auf nach Rumänien!

Es gibt sie tatsächlich noch, Länder in Europa, die wir noch nicht bereist haben. Wir sind gespannt, wie sich das ehemalige Armenhaus Europas in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat …

Omu, 2507 Meter, unser erster Berggipfel in Rumänien
Omu, 2507 Meter, unser erster Berggipfel in Rumänien
Herrliche Landschaften in den Karpaten
Herrliche Landschaften in den Karpaten
Die Törzburg, das fantastische Draculaschloss
Die Törzburg, das fantastische Draculaschloss
Anspruchsvolles Bergsteigen am Königstein
Anspruchsvolles Bergsteigen am Königstein
Wehrkirche ivon Honigberg in Siebenbürgen
Wehrkirche ivon Honigberg in Siebenbürgen
Schloss Peles, das schönste Schloss Rumäniens
Schloss Peles, das schönste Schloss Rumäniens
Wandmalereien im Innenhof des Schlosses
Wandmalereien im Innenhof des Schlosses
Prächtige Villa Pelisor
Prächtige Villa Pelisor
Moldaukloster Voronet, Das Jüngste Gericht
Moldaukloster Voronet, Das Jüngste Gericht
Die Kirchenmalereien erstrahlen im Voroneter Blau
Die Kirchenmalereien erstrahlen im Voroneter Blau
Historische Klosteranlage von Humor
Historische Klosteranlage von Humor
Imposante Klosterkirche von Sucevita
Imposante Klosterkirche von Sucevita
Szenen aus der biblischen Geschichte
Szenen aus der biblischen Geschichte
Klosterkirche Moldovita
Klosterkirche Moldovita
Die Belagerung von Konstantinopel
Die Belagerung von Konstantinopel
Aufruf zum Gebet
Aufruf zum Gebet

Es gibt sie tatsächlich noch, Länder in Europa, die wir noch nicht bereist haben. Wir sind gespannt, wie sich das ehemalige Armenhaus Europas in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat …

Rumänien, dieser ehemalige Vielvölkerstaat, über die Jahrhunderte geprägt von ungarischen Fürsten, deutschen Siedlern, umherziehenden Roma und osmanischen Eroberern, hat erst im letzten Jahrhundert zu einer nationalen Einheit gefunden. Und erst, als die Schreckensherrschaft des kommunistischen Despoten Ceausescu ein gewaltsames Ende gefunden hatte, war der Weg frei zu einer freien Gesellschaft im Rahmen der europäischen Familie.

Dabei reichen die europäischen Wurzeln zurück bis in die Blütezeit römischer Macht, als verdiente Soldaten und Bürger des römischen Reiches hier Siedlungsraum bekamen und so ihre Kultur und vor allem ihre romanische Sprache etablierten. So ist Rumänisch heute eng verwandt mit Italienisch und Französisch.

 

Graf Dracula

Sagt man Rumänien, denkt man sofort an Transsylvanien und den sagenumwobenen Graf Dracula. Die Verklärung durch Roman und Film schuf ein völlig falsches Bild von einem blutrünstigen Vampir. Doch was ist tatsächlich Historie, was nur Phantasie?

Nun, das Fürstengeschlecht der Draculea gab es wirklich. Die Legenden berufen sich maßgeblich auf Fürst Vlad III. Draculae, der im 15. Jh. nach seiner Gefangenschaft in Konstantinopel und seiner Flucht zurück in die Walachei in Targoviste residierte. Seine grausam brutalen Vergeltungsmaßnahmen gegen einfallende osmanische Truppen, als er Gefangene bei lebendigem Leib zur Abschreckung pfählen lies und ihm seinen Beinamen „Der Pfähler“ gaben, legten den Grundstein zur Vampirgeschichte.

Die Fantasie verlegte die ganze Historie mal eben nach Transsylvanien in die Karpaten, da sich hier vor allem die Törzburg bei Bran hervorragend dazu eignete, den Mythos Dracula professionell auszuschlachten. Und so lebt heute eine ganze Souvenirindustrie von den blutigen Machenschaften des Fürsten. Dies ist dermaßen einträglich, dass es inzwischen auch an weiteren Plätzen im Land Dracula-Schauplätze gibt, die das Original jedoch nie gesehen haben …

 

Das Burzenland

Wenn man von Bukarest kommend die monotone Tiefebene der Walachei endlich hinter sich gelassen hat und sich die bewaldeten Flanken der Karpaten allmählich aus dem Dunst schälen, dann erreicht man eine Region, die als Transsylvanien bekannt ist. Und wenn sich das düstere Tal von Sinaia endlich weitet, dann ist man überrascht von der Lieblichkeit des Burzenlandes, wie die Siebenbürger Sachsen ihre Heimat nannten.

Um das einst als Corona gegründete Kronstadt entwickelte sich ein Landstrich, der seit dem 12. Jh. über viele hundert Jahre von deutschen Siedlern, die von ungarischen Fürsten als Wehrbauern angesiedelt wurden, nachhaltig geprägt wurde, und selbst heute, nach Umsiedlung und Vertreibung, auf Schritt und Tritt an diese Zeit erinnert. Jedes Dorf führt seinen deutschen Namen neben der rumänischen Bezeichnung weiter, die deutsche Sprache ist vielerorts, vor allem bei älteren Menschen, durchaus geläufig.

Gepflegte Vorgärten, saubere Straßen, neue Autos – der Schein lässt Mentalitätsübereinstimmungen durchaus zu. Auch wenn heute natürlich das Rumänische überwiegt. Vor allem rund um die mächtigen Kirchenburgen lässt sich die deutsche Geschichte sehr lebendig nachvollziehen und wird auch entsprechend vermarktet.

 

Schloss Peles

Als Prinz Karl von Hohenzollern-Sigmaringen als König Carol I. im Jahre 1875 den Grundstein zu diesem Märchenschloss legte, begann in Sinaia eine neue Zeitrechnung. Das Gesamtensemble mit der königlichen Wache, der Villa Pelisor für die Ritter des Ordens „Michael des Tapferen“ und dem Jagdschloss Foisor samt ergänzender Gebäude besticht auch heute noch durch seine detaillierte, an Baden-Württemberg erinnernde Architektur.

Es war das modernste Schloss seiner Zeit. Stein- und Fachwerkbau erinnern an deutsche Romantik, die Außenanlagen zeigen den Stil italienischer Neorenaissance. Im Inneren jedoch sorgte eine Zentralheizung für wohlige Wärme während der eiskalten Wintermonate, das eigene kleine Elektrizitätswerk am Fluss Peles lieferte Strom. Aufzüge für die älteren Herrschaften, Telefon, und ein sich automatisch öffnendes Glasdach über der Ruhmeshalle fühlten sich damals sehr zukunftsorientiert an. Selbst ein Kinosaal befand sich unter den 170 Räumen.

Eine eigene Konzerthalle, ein Theatersaal und eine umfangreiche Bibliothek vervollständigten das königliche Domizil. Alle maßgeblichen Stilrichtungen der damaligen Zeit fanden Berücksichtigung bei der Gestaltung, und an den Wänden sammelten sich Gemälde fast aller weltbekannten Künstler der Vergangenheit.

Mit seiner verspielt wirkenden Architektur und er grandiosen Lage inmitten der Karpatenwälder ist Schloss Peles auch heute noch ein Blickfang erster Güte. Kein anderes Schloss in Rumänien präsentiert sich in solcher Pracht und spiegelt damit eindrucksvoll die Zeit der Herrschenden um die vorletzte Jahrhundertwende wider.

 

Die Pracht der Moldauklöster

Die Moldauer Fürsten Stephan III. und seine Nachfolger, vor allem Petru Rares, stifteten zwischen dem 15. und 16. Jh. rund vierzig Klöster. Mit dem Kloster Humor begann man 1530, die Außenfassaden der Klosterkirchen bis unter die weit ausladenden hölzernen Schindeldächer zu bemalen. Damit wollte man den einfachen Gläubigen die Bibelgeschichte visuell verständlich machen, da sie das offizielle Kirchenslawisch nicht verstehen, geschweige denn lesen konnten. Dabei wurden oftmals auch politische Ereignisse, wie etwa die Belagerung Konstantinopels durch die „Ungläubigen“ dargestellt.

Wir beschränken unsere Besuche auf die dem Weltkulturerbe zugeschriebenen Klöster von Voronet, Humor, Sucevita und Moldovita, sicherlich die eindrucksvollsten Zeugen der damaligen Zeiten.

Die wohl berühmteste der Moldaukirchen ist diejenige von Voronet, die ohne weitere Klostergebäude, nur von einer Mauer umgeben, mitten im Dorf steht. Es ist vor allem die unglaubliche Leuchtkraft des „Voroneter Blaus“, die die Außenfresken auch nach Jahrhunderten in fast schon unnatürlichem Glanz erstrahlen lässt. Aber auch die Motive der Fresken sind außergewöhnlich attraktiv und bestens zu erkennen und zu deuten. Diese als „Sixtinische Kapelle des Ostens“ betitelte Kirche zeigt an einer ihrer Außenseiten in fünf eindrücklichen Motivbahnen die Vorstellungen der Menschen vom letzten Tag der Menschheit.

Die Einzigartigkeit des Klosters Humor manifestiert im mittelalterlichen Ensemble mit Wehr- und Glockenturm sowie einer das Gelände umgebenen Mauer. Es war das kulturelle Zentrum der Schriftgelehrten, die hier im 15. Jh. u.a. das bekannte Evangeliarium geschaffen hatten. Zu besonderer Berühmtheit brachte es das Außengemälde, der in vierundzwanzig Bildstrophen dargestellte Marienhymnus.

Am besten gefallen hat uns jedoch die Auferstehungskirche in Sucevita. Mächtige Mauern umgeben das Klostergelände und lassen es dadurch ein wenig wie eine Festung wirken. Doch liebevoll arrangierte Details im Innenhof lassen uns mühelos in die Ruhe ausstrahlende Atmosphäre eintauchen und wir lassen uns ehrfurchtvoll von der Pracht gefangen nehmen. Es ist das einzige der Moldauklöster, dessen Innen- und Außenfresken vollständig und in bester Qualität erhalten geblieben sind. Die Fülle der erzählenden Malerei erschlägt uns fast, wir sind kaum in der Lage, die ungeheure Vielfalt zu erfassen.

Das Kloster Moldovita schließlich besticht durch sein Gesamtbild der klösterlichen Gebäude und der im Mittelpunkt thronenden, vollständig mit Außenfresken bemalten Kirche. Hier unterscheidet sich vor allem die Innengestaltung von den anderen Kirchen, fünf Innenräume mit jeweils eigenem Gewölbesystem unterteilen das historische Gebäude. Einzigartig ist auch der Altar aus Ebenholz. Im Kloster-Museum sind zusätzlich einige Handschriften aus dem 15. Jh. zu bestaunen, die von Kopisten und Miniaturisten in mühevoller Kleinarbeit geschaffen wurden.

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer im Tagebuch ab 1. Juni - click hier

 

Liebe Grüße an Euch alle,

Conny & Tommy

Moldaukloster Voronet - das jüngste Gericht