Tagebuch unserer Lebensreise - 2018

Nach über zwei Jahren im südlichen Afrika werden wir uns nun von diesem tollen Ende der Welt endgültig verabschieden. Sobald die Regenzeit im östlichen Afrika zu Ende geht, also etwas ab Anfang Mai, verlassen wir Namibia und machen uns auf zu für uns neuen Ufern.

Sambia, Malawi, nördliches Mozambique, Tansania, Ruanda, Uganda, Kenia, Äthiopien, Sudan – das ist der Plan. Wir freuen uns darauf, Neues zu entdecken zwischen den Berggiganten Ostafrikas und der so gastfreundlichen arabischen Welt. Hoffen wir, dass uns die leidige Politik keinen Strich durch die Reiseplanungen macht…

Wir freuen uns sehr, wenn Ihr dabei bleibt, wenn wir Euch auch weiterhin mitnehmen dürfen auf unseren abwechslungsreichen Entdeckungstouren im Osten Afrikas…

 

01. – 06. Januar 2018 - Einfach genießen…

Travellertreff in Swakopmund

Die ersten Tage des neuen Jahres fühlen sich an wie Urlaub: Strand, Pizza, Freunde, Frühsport, Grillen…

Wir treffen Petra und Win, Ruth und Walter mal wieder, lernen Hubertus kennen, der uns sein Haus samt Grundstück zum Campen zur Verfügung stellt - ganz herzlichen Dank dafür! – schlagen uns gemeinsam die Bäuche voll und trainieren sie am nächsten Morgen am Strand wieder ab (also wir zumindest…)

So verfliegt die erste Woche vom noch jungfräulichen 2018 und nur schwer trennen wir uns von der erfrischenden Atlantikbrise. Doch wir müssen zurück nach Windhoek, unser Flugtermin rückt unaufhaltsam näher!

Swakopmund  -  1351 Tage unterwegs – 97305 km

07. – 09. Januar 2018 - Durch die Namib Naukluft zurück nach Windhoek

weiter Blick in die Wüste...

Auch für die Rückfahrt nach Windhoek wählen wir wieder die Fahrt durch die Namib Naukluft, diesmal allerding durch den südlichen Teil. Hinter Waalfishbaai nähern wir uns dem ausgetrockneten und immer wieder mal palmenbestandenen Flussbett des Kuisib, dem wir nun immer weiter nach Südosten folgen. So nach und nach entschwinden die hohen Dünen der Küsterregion am wolkenlosen Horizont, die Wüstenlandschaft wird bretteben und steinig. Auch die bis dato gut zu befahrende Piste wird zum Wellblechacker, der uns und „Manni“ gehörig durchschüttelt. Erfreulicherweise lassen uns neuere Fahrspuren parallel der alten Piste von jener ausweichen und wir sehen schon bald die glatten Granitfelsen von Mirabeb am Horizont aus der Steinebene auftauchen. Unser „Stammplatz“ im Schatten der heißen Steine ist erfreulicherweise noch unbesetzt, so dass wir uns schnell wieder „heimisch“ fühlen und zum Sundowner auf dem Gipfelplateau die grenzenlose Weite der Wüste genießen.

Die Weiterfahrt quält uns gnadenlos mit prügelhartem Wellblech, dem wir leider nur selten ausweichen können. Doch die Entfernung zur Hauptpiste ist nicht so weit, nach zwei Stunden stehen wir bereits oberhalb des immer wieder beeindruckenden Kuisib-Canyon. Unterhalb des Gamsbergs sind wir mit Rita und Freddy verabredet, die seit dreizehn Jahren auf Weltreise sind und diese sehr professionell auf unzähligen Filmen dokumentieren. Wir verfolgen uns schon seit Langem gegenseitig auf unseren Blogs und es gibt natürlich viel zu erzählen.

Nach einem netten Abend am Lagerfeuer in einem staubigen Flussbett erreichen wir gegen Mittag Windhoek.

Swakopmund – Namib/Mirabeb – Gamsbergpass – Windhoek  -  1354 Tage unterwegs – 97760 km

10. – 17. Januar 2018 - Windhoek und ab nach Deutschland…

auf gehts nach Deutschland

Eine Woche Windhoek, wir haben viel zu erledigen und treffen jede Menge Freunde und andere Reisende. Im Handumdrehen ist die Woche rum, wir parken „Manni“ bei Bekannten auf der Farm und schon geht es ab zum Airport.

Am 1. März sind wir wieder zurück…

Windhoek  -  1362 Tage unterwegs – 97915 km

18. Januar – 28. Februar 2018 - Winter in Deutschland

Skitour auf die Hochplatte am Achensee

Schee war`s mal wieder in der alten Heimat!

01.– 08. März 2018 - Wir sind wieder startklar!

wir montieren ein neues Solarpanel

Als wir nach rund zwanzig Stunden Anreise „Manni“ wieder bei uns haben, sind wir endlich wieder zuhause! In unserer Abwesenheit bekam er bei Kai Gorn einen Rundumservice, alle Öle und Filter gewechselt und die Dämpfergummis in den Blattfederaugen ausgetauscht.

Doch das war noch längst nicht alles: die Starterbatterien sind nach fast drei Jahren Einsatz fertig, er bekommt also neue spendiert. Unser großes Solarpaneel gab vor einiger Zeit den Geist auf, also auch hier ein neues samt Aluschutzschürze aufs Dach. Bei der Gelegenheit verkaufen und demontieren wir auch gleich unser nur wenig genutztes Dachzelt.

Wir treffen viele andere Reisende und verabschieden uns von unseren Windhukern, denn wir werden für sehr lange Zeit nicht mehr hier vorbei kommen. Wenn alles so läuft wie geplant…

Windhoek  -  1370 Tage unterwegs – 98080 km

09. – 12. März 2018 - Servus Windhoek…

Sonnenuntergang über Windhoek - Abschiedsstimmung

…wer weiß, wann wir hier wieder aufschlagen. Ist uns doch ein wenig zur zweiten Heimat geworden. Und so schwingt schon Wehmut mit, als wir uns nach dem Wochenende endgültig auf die Weiterreise begeben. Ein letzter Ratsch mit Andreas auf Elisenheim, er ist uns zum guten Freund geworden in den vergangenen zweieinhalb Jahren. Und jetzt sind wir weg…

Den Abend verbringen wir bei Belinda und Dirk auf der Humulus-Farm in Okahandja, auch hier fällt uns der Abschied am nächsten Morgen schwer. Ob wir uns wieder sehen?

So ganz wollen wir es noch nicht glauben, dass wir nicht mehr in diese Region zurückkommen…

Windhoek – Okahandja  -  1374 Tage unterwegs – 98235 km

13. – 15. März 2018 - Mit Win und Petra an der Spitzkoppe

Wanderung an der Spitzkoppe

Sie sind ganz klar zu unseren Lieblingsreisefreunden geworden! Kaum zu glauben, dass wir Reisende gefunden haben, mit denen wir so gerne und unkompliziert zusammen sein wollen (nehmen wir mal unseren Freund Matze aus, der ist natürlich ein Sonderfall…). Und so wollen wir uns an der Spitzkoppe treffen, um dann gemeinsam durch die einsamen Gegenden rund um den Brandberg zu fahren.

Heiß ist es, Wanderungen und Bergsteigen an der Spitzkoppe werden zur echten Herausforderung. Und so kapitulieren die Beiden vernünftigerweise nach wenigen Metern im unwegsamen Blockgestein, während wir meinen, uns hochkämpfen zu müssen. Natürlich scheitern wir, an der Hitze, an unpassierbaren Felswändchen, letztlich am Wassermangel. Trotzdem, die Felsmassive um das „Matterhorn Namibias“ sind immer wieder traumhaft schön!

Okahandja – Karibib – Usakos – Spitzkoppe  -  1377 Tage unterwegs – 98455 km

16. März 2018 - Rund um den Brandberg…

wir genießen die Abendstimmung am Brandberg

… wollen wir, eine Gegend, die wir noch nicht kennen. Win und Petra müssen noch einen Abstecher nach Swakopmund machen, in Petras Verdauungstrakt haben sich Mitbewohner eingenistet, die sollten wirksam bekämpft werden; morgen wollen wir uns wieder treffen.

Wir machen uns derweil schon mal auf den Weg. Wie immer ist die Strecke größtenteils mit nervigem Wellblech versehen, letztlich aber erreichen wir das Bergarbeiterstädtchen Uis im Dunst des Brandbergs. Die Piste dorthin ist frisch präpariert, erst kurz vor dem Berg biegen wir ab auf einen schmalen Weg, der uns gemächlich dem Massiv näher bringt. Wenig später richten wir uns für die kommende Nacht ein, mutterseelenalleine irgendwo in der weiten Ebene gegenüber der Ga-Aseb Schlucht. Was für ein Platz!

Spitzkoppe – Uis – Brandberg/Ga-Aseb – 1378 Tage unterwegs – 98605 km

17. – 18. März 2018 - Immer am Berg entlang…

wunderbare, einsame Übernachtungsplatze rund um den Brandberg

…führt uns die steinige Piste. Häufig queren wir auf ausgewaschenen Furten schmale Gräben, die einst das vom Berg fließende Wasser hier als wilde Furchen hinterlassen hat. Gegenüber dem Amis-Tal stellen wir uns weithin sichtbar auf einen kleinen Hügel neben der steinigen Piste, damit uns Petra und Win schon von weitem entdecken können. Der aufgewirbelte Staub eilt den Beiden voraus, als sie gegen Abend bei uns eintreffen, und wir verbringen den Rest des Tages auf diesem exponierten Platz.

Auch heute fahren wir nur wenige Kilometer, so abwechslungsreich zeigt sich uns der Westen des Brandbergmassivs. Nach der sandigen Querung des Numas Riviers und einer holprigen Auffahrt auf ein mit fast schon grellweißen Steinen gesäumtes Plateau parken wir unsere Laster gegenüber der sich tief ins Massiv drängenden Naib-Schlucht.

Ga Aseb – Amis – Numas – Naib  -  1380 Tage unterwegs – 98650 km

19. März 2018 - Durch das Ugab Rivier

Abfahrt ins Ugab Rivier

Heute müssen wir durch das Ugab Rivier. Neuland für uns, und deshalb spannend, wie sich die Pistenverhältnisse im sandigen Flussbett darstellen. Doch erst hangeln wir uns vorsichtig durch eine steile Hügellandschaft hinunter ins heiße Tal. Durch hoch aufragende Felswände leitet uns ein weiteres Rivier letztlich bis zum Ugab. Wir entdecken zahlreiche Elefantenspuren, aber die Dickhäuter sind wie vom Erdboden verschluckt, schade. Der meist feste Sandboden ist herrlich entspannt zu fahren, doch wie tückisch er auch sein kann, erfährt Win bei einem Wendemanöver, als er seinen Laster augenblicklich eingräbt. Das ist schnell vergessen, als wir wenig später beim wohlverdienten Sundowner das beeindruckende Massiv des Brandbergs vor uns genießen.

Naib – Ugab Rivier – Brandberg-Nord  -  1381 Tage unterwegs – 98685 km

20. – 21. März 2018 - Sandige Pisten gen Norden

perfekt getarnt...

Das Gebiet nördlich des Brandbergs ist eine riesige, flache und bewachsene Düne, durch die sich eine tiefsandige Spur ins weit verzweigte Flussareal des Goantagab zieht. Für unsere Laster ist sie nie ein wirkliches Hindernis, stoisch ziehen sie ihre Bahn. Und für uns ist das Sandfahren allemal bequemer als die Steinpistenhoppelei, die uns danach wieder einholt. Bei einem schmalen Felsdurchbruch des Goantagab wenden wir uns nach Westen, passieren eine Minenarbeitersiedlung und schlagen uns kurz darauf in die spärlichen Büsche.

Auch heute wechseln sandige Passagen mit steinigen Ebenen, die Landschaft bleibt herrlich abwechslungsreich. Petra und Win machen noch einen Abstecher zu den Felsgravuren von Twyfelfontein, während wir uns auf den direkten Weg nach Kamanjab machen, wo wir über Khorixas auf guten Gravelroads gegen Mittag einlaufen.

Bradberg-Nord – Goantagab – Khorixas – Kamanjab  -  1383 Tage unterwegs – 98925 km

22. – 25. März 2018 - Familientreffen in Kamanjab

Markus lässt sich von Tabaluga kraulen...

Die Tage auf dem Oppikoppi-Camp nutzen wir wie immer für Servicearbeiten, große Wäsche und Internetaufgaben. So vergeht die Zeit dort rasch und wir bereiten uns auf unseren Familienbesuch vor.

Conny` s Bruder Markus hat sich samt Familie angekündigt, die drei wollen mit uns mal so richtig eintauchen in unser Outback-Leben. Treffpunkt ist Kamanjab, und die Freude ist riesig, als Markus, Yvonne und Ella eintrudeln. Und sie freunden sich auch gleich mit unserem „Haustier“ Tabaluga an…

Kamanjab/Oppikoppi-Camp  -  1387 Tage unterwegs – 98925 km

26. – 28. März 2018 - Wassermassen in der Khorawib-Schlucht

Familientreffen

Wir sind gespannt, ob wir unsere Tour durch das Kaokoveld machen können wir geplant, denn die Wettervorhersagen sind nicht immer optimistisch. Aber mal sehen…

Über den Grootberg Pass und Palmwag fahren wir schon mal vor zur Khowarib-Schlucht, um dort auf die Kühnel-Truppe und auch Petra und Win zu warten, die unterwegs noch Zwischenstopps einlegen wollen. Am nächsten Tag ist die Mannschaft dann vollzählig, doch heftiger Regen in der Nacht lässt den Hoanib gewaltig ansteigen und die Furt in Khowarib unpassierbar werden. Also sitzen wir noch einen Tag dort aus und hoffen mal auf Wetterbesserung.

Kamanjab – Grootberg Pass – Palmwag – Khowarib-Schlucht  -  1390 Tage unterwegs – 99130 km

29. – 30. März 2018 - Über das Obias Rivier zum Hoanib

Lagerleben

Nach einem ausgiebigen Geburtstagsfrühstück für Conny packen wir zusammen, denn die Furt über den Hoanib ist wieder passierbar, und auch das Dachzelt unserer Urlauber trocknet so langsam wieder aus. Ein kurzer Stopp im schattigen Garten des alten deutschen Forts in Sesfontein, und dann tauchen wir endgültig ein in die menschenleere Natur. Über die Berge rattern wir hinüber in die sandige Ebene der Giribes Plains und dann durch das weite Tal des Obias bis kurz vor den schmalen Schluchtendurchbruch, den der Fluss hier geschaffen hat.

Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir den Hoanib, der hier immer noch ganz ordentlich Wasser führt. An ein Befahren des Riviers ist also nicht zu denken. Macht nichts, es ist herrlich schattig unter den großen Anabäumen direkt am Wasser, normalerweise ein bevorzugtes Revier der Wüstenelefanten. Doch die sind noch nicht hier. Spät am Nachmittag verlassen wir den im aufkommenden Wind doch sehr sandigen Platz und quartieren uns ein wenig höher gelegen zwischen schützenden Hügeln ein.

Khowarib-Schlucht – Sesfontein – Obias-Schlucht  -  1392 Tage unterwegs – 99260 km

31. März 2018 - Über den Fearless Pass in die Sanddünen

unser Camp in der Wüste

Da uns diesmal der Weg durch das Hoanib Flussbett verwehrt bleibt, wählen wir die Alternative über den Fearless Pass. Dazu müssen wir ein Stück im Obias-Tal wieder zurück nach Norden, um unterhalb der Giribes Plain direkt nach Westen abzubiegen. Auf sandiger Piste gleiten wir hinein in ein wunderschönes Tal, das sich letztlich immer mehr verengt und schließlich auf dem unscheinbaren Pass endet. Auf der anderen Seite des Passes finden wir den schwierig zu erkennenden Einstieg in das weiterführende Tal. Immer wieder fordert uns der tiefer werdende Sand zu aufmerksamer Fahrweise, bis wir am Horizont die ersten Tafelberge der Dünenlandschaften um Amspoort erblicken. Über teilweise übles Wellblech mühen wir uns nun nach Süden, bis wir die richtige Fahrspur hinein in das Sandmeer finden, die uns zu unserem exponierten Übernachtungsplatz bringt.

Obias-Schlucht – Fearless Pass – Amspoort Dünen  -  1393 Tage unterwegs – 99340 km

01.– 02. April 2018 - Durch die Dünen hoch nach Purros

Wüstenfahrt

Heftigster Regen hält uns fest, wir müssen warten, bis die entstandenen Wasserflächen im Sand versickern. Unsere Urlauber finden im „Manni“ Zuflucht, während ihr Dachzelt absäuft. Naturgewalten eben. Gegen Mittag klart es auf und wir starten zu einem immer wieder tollen Dünencruising. Fast jede erlaubte Fahrspur nutzen wir, um im steten Auf und Ab durch den nun herrlich festen Sand zu sausen. Doch wir müssen heute noch hoch bis Purros, denn unsere Urlauber müssen so langsam wieder in Richtung Windhoek und wer weiß, welche Kapriolen das Wetter noch für uns bereithält. Und so erreichen wir am frühen Abend das Südufer des noch trockenen Gomatum kurz vor Purros.

Lautes Rauschen schreckt uns gegen halb sieben Morgens auf. Der Fluss kommt mit Macht, und das eben noch trockene Flussbett ist plötzlich mit reisendem Wasser gefüllt. An ein Passieren ist also erst mal nicht zu denken. Plan B für Markus tritt nun in Kraft: über die schmale Bergpiste runter zum Fearless Pass und über das Obias-Tal hoch zum Giribes Plain und weiter nach Sesfontein. Sie starten, pechschwarzer Himmel vor ihnen, doch es bleibt keine Wahl, die Zeit drängt. Und sie schaffen es, unter abenteuerlichen Bedingungen, zurück bis zum Fort, während es auch bei uns anfängt, wie aus Kübeln zu schütten…

Amspoort Dünen – Txusub-Tal – Purros/Gomatum  -  1395 Tage unterwegs – 99440 km

03. – 04. April 2018 - Vom Wasser zerstörte Pisten…

irre Wolkenstimmung am mit Wasser gefüllten Gomatum Rivier bei Purros

…um uns herum, Furten, die nicht mehr passierbar sind. Wir brechen unsere geplante Kaokoveld-Runde erst mal ab und machen uns gemeinsam mit Petra und Win, die inzwischen auch wieder bei uns eingetroffen waren, auch über den Fearless Pass auf in Richtung Sesfontein. Stellenweise ist die Piste komplett verschwunden, das Wasser hat ganze Arbeit geleistet. Kurz hinter dem Pass übernachten wir auf einem schönen Plateau.

Die weitere Fahrt ist entspannt, hier hat das Unwetter nicht ganz so schlimm gewütet. Und so erreichen wir gegen Mittag Sesfontein. Auf der Hauptpiste nach Khowarib sehen wir dann die Hinterlassenschaften des Wolkenbruchs: gewaltige Steinmassen, die der Straße zusetzen, Wasserflächen zwischen den ärmlichen Hütten der Menschen, Furten, die notdürftig wieder passierbar gemacht wurden. Hinter Warmquelle finden wir einen ruhigen Platz an einem jetzt schon leicht grünen Berghang.

Purros/Gomatum – Sesfontein – Warmquelle  -  1397 Tage unterwegs – 99585 km

05. – 06. April 2018 - Wir weichen aus in den Süden

am Übernachtungsplatz mit Panoramablick ins Desolation Valley

Auch die weiteren Wettervorhersagen für den Norden sind kaum dazu angetan, das Wagnis Kaokoveld jetzt schon anzugehen. Also weichen wir aus in den Süden, das Desolation Valley ist unser Ziel. Ein kurzer Abstecher in das Randgebiet der „Kleinen Serengeti“ lässt uns dort einen ruhigen Tag verbringen, doch dann ziehen wir weiter.

Südlich von Palmwag zieht sich die sehr gute Gravelroad entlang beeindruckender Tafelberge immer tiefer hinunter, es wird spürbar wärmer. Die steil aufragenden Berge südlich des Huab kommen in Sicht, wir wechseln auf eine ruppige und schmale Piste hinunter in Richtung Fluss. Und auf einem kleinen Hügel neben unserer Piste dann der ultimative Panoramaplatz! Was für ein Rundumblick!

Warmquelle – Palmwag – Bergsig – Fontein Farm  -  1399 Tage unterwegs – 99755 km

07. – 08. April 2018 - Einsamkeit im Desolation Valley

Jippi! Dünenrennen

Die stellenweise vom Wasser, das auch hier sein Unwesen trieb, arg in Mitleidenschaft gezogene Bergpiste ist grottenschlecht. Bis wir endlich den Huab erreichen, sind wir ordentlich durchgeschüttelt. Doch die Mühe lohnt sich, eine tolle Wüstenlandschaft empfängt uns hier unten. Der Fluss selbst ist erfreulicherweise bereits wieder trocken, so dass ein Queren des Flussbetts sich als problemlos erweist. Und schon ein paar Kilometer weiter finden wir wieder einmal einen herrlichen Aussichtsbalkon, auf dem wir den Rest des Tages verbringen.

Hinter jeder Biegung erwartet ist ein neues Landschaftsbild. Die Weiterfahrt ist einfach nur schön! Erst als wir die Querpiste nach Westen erreichen, wird es öde. Ein unendlich erscheinendes Geröllfeld fordert unsere Geduld und erst nach einigen Stunden übler Hoppelei entdecken wir wieder einen schönen Platz. Und schon bald glüht der Grill…

Fontein Farm – Huab – Gai-As Fountain – Desolation Valley   -  1401 Tage unterwegs – 99835 km

09. – 10. April 2018 - So ungefähr schaut`s wohl…

auch hier gab es etwas Regen... die Büsche sind saftig grün.

…auf dem Mars aus! Was für eine Landschaft! Bilder in Farben, die es eigentlich so gar nicht gibt. Und wir stehen auf einem kreisrunden Hügel mittendrin, können uns kaum sattsehen.

Über endlose, steinige Plateaus quälen wir uns nach Norden, Schritttempo ist meist angesagt, um Reifen und Laster zu schonen. Kurz vor dem Erreichen der Hauptpiste nach Torra Bay stellen wir uns an ein vom letzten Regen geschaffenes Wasserloch, die Szenerie ist fast schon malerisch.

Desoltion Valley – Huab – Kuidas – Torra Conservation  -  1403 Tage unterwegs – 100015 km

11. – 12. April 2018 - Über den Grootberg Pass zurück nach Kamanjab

Regenfront in Richtung Kamanjab

Die Fahrt nach Kamanjab ist Routine, bis uns hinter dem Grootberg Pass eine pechschwarze Wolkenmasse ausbremst. Wir entscheiden, nicht dort hinein zu fahren, bleiben einfach zwischen den pittoresken Granitkugelfelsen, die hier um das Dorf Rodeon verstreut liegen, stehen.

Am nächsten Morgen dann ist das Wetter super, und rasch sind wir auch schon in Kamanjab auf dem Oppikoppi-Camp.

Torra Conservation – Grootberg Pass – Kamanjab  -  1405 Tage unterwegs – 100095 km

13. – 19. April 2018 - Vorbereitung auf das Kaokoveld

Übernachtungsplatz vor Opuwo

Geduld ist gefragt. Jeden Tag regnet es um Opuwo, die Flüsse fließen, es gibt kein Durchkommen. Und so sitzen wir Tag für Tag wie gebannt vor dem Wetterbericht, warten auf aktuelle Infos der namibischen Guides, mit denen wir per App verbunden sind und hoffen auf ein Ende der diesjährigen Regenzeit.

Natürlich nutzen wir die Zeit sinnvoll. Wir demontieren und drehen „Mannis“ Vorderreifen auf den Felgen, damit sie sich gleichmäßiger abfahren; dank der aus Deutschland mitgebrachten Spezialschrauben montieren wir den Getriebeschutz wieder und wir führen auch die sonst so üblichen Servicearbeiten durch. Wäschewaschen, Brot backen, Hausputz; genug zu tun, so vergeht ein Tag nach dem anderen.

Dann ist es endlich soweit! Sonnenschein ist angesagt! Wir starten durch nach Opuwo, wo wir auch Petra und Win wieder treffen werden, denn sie werden sich uns anschließen für die große Kaokoveldrunde.

Kamanjab – Opuwo  -  1412 Tage unterwegs – 100345 km

20. April 2018 - Es geht los…

der Fluss hat einen richtigen Canyon gegraben

Wir plündern die beiden Supermärkte in Opuwo, denn wir werden mindestens zwei Wochen ohne jegliche Versorgungsmöglichkeit unterwegs sein. Und es bleibt spannend, denn wir haben nach wie vor keine verlässlichen Infos bezüglich der Pistenverhältnisse. Sicher, wir kennen alle Strecken, die wir vorhaben zu fahren, doch die Heftigkeit der diesjährigen Regenzeit lässt uns im Ungewissen.

Bis Kaoko Otavi ist alles gut. Diese Hauptpiste ist bereits wieder gut in Schuss, lediglich die Furten sind noch etwas holprig. Dann aber wird es kritischer. Doch schon jetzt begeistern uns die satten Farben der Natur, der starke Niederschlag der letzten Wochen ließ Gräser und Blumen, Bäume und Buschwerk aufblühen wir selten. Wir suchen uns einen gangbaren Weg durch ausgewaschene Passagen, oft spannend, aber letztlich problemlos. An der Grenze zur Otjiu-West Conservancy, die an einem markanten, kleine Canyon beginnt, schlagen wir unser erstes Quartier auf.

Opuwo – Kaoko Otavi – Canyon Otjiu-West Conservancy  -  1413 Tage unterwegs – 100425 km

21. April 2018 - Die drei Furten des Hoarusib…

steile Abbruchkante ins Flussbett

…sind die Knackpunkte unserer Route ins Kaokoveld. Ohne große Behinderungen erreichen wir die erste dieser Flussquerungen. Und jetzt wird es heftig! Die Uferböschung ist nahezu senkrecht abgebrochen, das Wasser hat ganze Arbeit geleistet. Und es fließt nach wie vor im sandigen Bett, danach ein paar Meter Modder. Die Umfahrung dieser Furt über einen steilen Bergrücken ist für unsere Laster nicht machbar, also müssen wir da durch.

In der Mittagshitze schleppen wir Steine, befestigen die sandige Passage im Wasser. Und wir pickeln die Uferböschung zu einer fahrbaren Rampe. Ziegenhirten beobachten unser eifriges Treiben interessiert aus ihrer schattigen Position unter schützenden Bäumen. Und dann ist es soweit, wir wagen es. „Manni“ senkt sich steil nach vorne, rutscht die Rampe hinunter ins Wasser. Unsere Befestigungen halten sein Gewicht, lässig holpert er durchs Flussbett. Dann ist Win an der Reihe. Neuland für ihn, er braucht gutes Zureden. Doch er überwindet sich, alles „easy going…“

Die zweite Furt wenig später ist freundlicherweise zu einer größeren Pfütze mutiert, also nicht der Rede wert. Und auch die dritte der Querungen ist auf einer Ausweichroute leicht zu meistern, und wir entscheiden uns, kurz zuvor unter weit ausladenden Bäumen zu campieren.

Canyon – Otjiu – Hoarusib-Furten  -  1414 Tage unterwegs – 100475 km

22. April 2018 - Auf steinigen Wegen durch die Berge

Übernachtungsplatz am Damm

Nicht nur die Furten durch den Hoarusib sind eine Herausforderung, auch die Strecke durch die Berge ist stellenweise wirklich grenzwertig. Immer wieder sind es vor allem die kleinen Senken, durch die das Wasser geschossen ist, sie sind nur sehr vorsichtig zu meistern. Gefühl und Gespür für die richtige Spur ist hier gefragt. Vor allem die letzten fünfzehn Kilometer unserer heutigen Tagesetappe fordern unsere ganze Konzentration, denn die auch ohne Regenschäden anspruchsvolle Piste ist jetzt oft nahezu unpassierbar. Aber auch diese Passage schaffen wir und erreichen am Nachmittag den prall gefüllten Staudamm nahe einer Himbasiedlung.

Hoarusib-Furt 3 – Okandjombo – Damm bei Himbadorf  -  1415 Tage unterwegs – 100535 km

23. April 2018 - Die Wüste in Sichtweite

wir genießen die grüne Landschaft

Eine letzte Hügelkette gilt es zu überwinden, dann stehen wir in der fantastisch grünen Otjiha Plain, einer sandigen Ebene, die jetzt nach den ergiebigen Regenfällen der letzten Zeit ein prächtiges Farbenspiel zeigt. Der sandige Boden erlaubt zügiges Fortkommen und rasch erreichen wir die steinige Umgebung von Orupembe. Als wir wenig später auf einem erhöhten Plateau eine Mittagsrast einlegen, erkennen wir am Horizont bereits die ersten Sanddünen. Die Berge weichen immer weiter zurück und wir erfreuen uns an der fast schon unwirklichen Szenerie, die der grüne Flaum Millionen erwachter Pflänzchen auf den sonst so trockenen Wüstenboden zaubert. Und als wir unweit der Piste einer leichten Hügelgruppe unser Lager beziehen, zählen wir fast 200 Springböcke und auch einzelne Zebras und Oryx, die sich an dem frischen Grün laben.

Damm – Otjiha Plain – Orupembe – Abzweig Munutumpiste  -  1416 Tage unterwegs – 100595 km

24. April 2018 - Einem unwirklichen Traum gleich…

Fahrt am Rande des Skeleton Coast NP

…erweist sich unsere heutige Etappe. Die unnatürlich grüne Ebene mit unzähligen Bergzebras geht nach einiger Zeit in eine wild zerfurchte Steinlandschaft mit zerrissenen Granitfelsen und zerklüfteten Tälern über. Abenteuerlich windet sich unsere holprige Piste durch dieses urweltliche Terrain. Dann plötzlich gibt sie den Blick frei auf das unermessliche Dünenmeer des Skeleton Nationalparks. Wenig später gleiten wir über eine brettebene Steinfläche, stellenweise regelrecht aufgerissen von tiefen Flussläufen, die es zu überwinden gilt. Doch der Höhepunkt erwartet uns, als diese Ebene in ein Meer von Sicheldünen übergeht, die aus einer grünen Wiese aufzutauchen scheinen. Wir können uns kaum sattsehen an diesem Wunder der Natur. Und es scheint, als hätten sich alle Oryxantilopen der Region hier eingefunden, so dicht stehen sie weithin sichtbar auf den Dünenkämmen.

Abzweig Munutumpiste – Groendrom – westl. Hartmannstal  -  1417 Tage unterwegs – 100680 km

25. April 2018 - Eine Traumrunde durch das hintere Hartmannstal

steile Dünenabfahrt

Wir bleiben auf der westlich des eigentlichen Hartmannstals sich entlang windenden Fahrspur, suchen uns den Weg zwischen aus den Sandfeldern aufragenden, zerklüfteten Felsen. Es wird immer sandiger, doch wir mahlen uns durch. Plötzlich stehen wir vor einer wirklich steilen Dünenabfahrt, weit unter uns das Ende des Hartmannstals, am Horizont die Berge Angolas. Von Tina und Klaus wissen wir, dass diese steile Rampe mit unseren Lastern zu meistern ist und dass es vor allem unten problemlos weiter geht. Also wagen wir es. Untersetzung rein und einfach runter treiben lassen und möglichst nicht bremsen. Klappt wunderbar! Wenig später stehen wir erleichtert auf dem Talgrund.

Ab hier ist es eigentlich nicht gestattet, sich frei zu bewegen, denn diverse Safariunternehmen haben sich das Recht erkauft, mit ihren Gästen exklusiv diese tolle Landschaft zu erleben. Finden wir ein wenig egoistisch und so übersehen wir die entsprechenden Hinweisschilder geflissentlich. Da wir sozusagen durch die Hintertüre in dieses Gebiet vorgedrungen waren, bleibt uns ja auch gar keine andere Möglichkeit. Also genießen auch wir die grandiosen Ausblicke hinunter zum zerfurchten Flussbett des Kunene, der hier die Grenze zu Angola markiert und staunen mal wieder über die wilde Bergwelt auf der anderen Seite. Über einen holprigen Bergkamm verlassen wir schließlich das Konzessionsgebiet und richten uns bei starkem Wind auf einem Aussichtsplateau über dem Tal für die Nacht ein.

Westl. Hartmannstal – Dünenrunde – Panoramablick  -  1418 Tage unterwegs – 100750 km

26. April 2018 - Vom Hartmannstal ins Marienflusstal

herrliche Landschaft mit Granitbergen im Marienflusstal

Über die zentrale Piste verlassen wir heute das Hartmannstal. Auf unserem Weg nach Süden überraschen uns immer wieder wirklich große Herden von Springböcken, Bergzebras und Oryxantilopen. Sie geben ein herrliches Bild ab, wie sie so durch die grüne Wüstenlandschaft ziehen. An der „Oranjedrom“, einer der vier Orientierungstonnen am südlichen Ende der Täler, wenden wir uns nach Osten. Die schmale Piste wird steiniger, wir kommen nur mehr langsam voran. Ab der „Blauen Tonne“ überwindet die Piste unzählige Flussläufe, die teilweise derart ausgewaschen sind, dass wir schon genau zirkeln müssen, um unsere Laster da heil durchzubekommen. Erst ab der „Rooidrom“ wird das Fahren wieder entspannter.

Nun ändert sich das Landschaftsbild komplett, wir tauchen allmählich in das Marienflusstal ein. Skurrile Granitfelsen bestimmen die Umgebung, der Horizont ist bestimmt von grandiosen Bergen. Wir passieren einige Ansiedlungen der Himbas und schon bald entdecken wir einen wunderschönen Übernachtungsplatz inmitten zerrissener Granithügel, an deren Fuß saftiges Gras und bunte Blümchen wachsen. Sehr heimelig…

Hartmannstal – Oranjedrom – Rooidrom – Marienflusstal  -  1419 Tage unterwegs – 100840 km

27. April 2018 - Durch das Marienflusstal zum Kunene

fachmännisches Aufbocken und Reparatur unser Blattfederlagerung / Foto: Petra

Was für eine Fahrt! Sanft im morgendlichen Licht sich wiegende Gräser, die einen silbrigen Glanz auf die weiten Ebenen zaubern, vereinzelt stehende, sattgrüne Bäume, um die sich in tiefrotem Sand unsere Fahrspur gen Norden windet. Immer wieder große Herden von Springböcken, die sich mit hohen Sprüngen durch das frische Gras bewegen. Aber auch einige Ansiedlungen der hier lebenden Himbas, deren Rinderherden sich endlich wieder sattfressen können.

Entlang dem heiligen Berg Ondau erreichen wir gegen Mittag den Weiler Otjinhumgwa und damit erneut den Kunene. Hier ist schnell das ganze Ausmaß der sintflutartigen Überschwemmungen der letzten Wochen auszumachen, vor allem die Öffnung des Stauwehrs bei Ruacana hat alles in Ufernähe blitzartig überflutet. So sind das bekannte Syncro Camp ebenso wie das Community Camp im Schlick abgesoffen und nur sehr bedingt benutzbar.

Auf dem Weg zu den Kunene Rapids dann plötzlich ein eigenartiges Geräusch von „Manni“! Wir überprüfen alles und stellen mit Schrecken fest, dass sich eine Mutter von einem Bolzen der hinteren Blattfederaufhängung gelöst und verabschiedet hat. Der Bolzen hängt noch gerade so in der Aufhängung und hält das Ganze leidlich zusammen. Mit vereinten Kräften und Ideen entlasten wir das Blattfederpaket, drücken dann die Federn mittels eines weiteren Wagenhebers nach unten, und bekommen so den Bolzen wieder an die richtige Stelle. Nun noch das in Mitleidenschaft gezogene Gewinde gangbar gemacht, die Ersatzmutter aufgesetzt, und alles ist wieder im Lot.

Marienflusstal – Otjinhungwa – Kunene  -  1420 Tage unterwegs – 100920 km

28. April 2018 - Es ist zum Heulen!

grünes Marienflusstal

Der Tag beginnt so schön: die aufgehende Sonne zaubert mit ihren Strahlen ein aufregend schönes Bild des unteren Marienflusstales. Das dichte Gras wiegt sich wie in sanften Wellen zwischen den eingrenzenden Bergen, erste Springböcke ziehen dem Horizont entgegen. Erst spät am Vormittag lösen wir uns. Langsam cruisen wir durch das unnatürliche Grün, nur geteilt von der Spur im rötlichen Sand vor uns.

Dann passiert es: ein Gruppe Südafrikaner überholt uns, wir sind einen Moment abgelenkt und übersehen einen höllisch spitzen Mopanestumpf am Pistenrand. Mit einem lauen Zischen haucht unser rechter Vorderreifen sein Leben aus, ein Leben, das noch sehr lange hätte anhalten müssen. Wir fluchen, schreien unseren Frust in die Stille des Tales hinein. Das trifft uns wirklich hart, denn so ein Reifen ist halt schweinsteuer, und wir haben auf unserem weiteren Weg nach Norden keine Gelegenheit mehr, einen Neuen zu einem erträglichen Preis zu besorgen.

Der Rest ist Routine: Wechseln an Ort und Stelle, gegen Abend dann runter von der Felge und einen anderen drauf. Und unser Guter bleibt mit einem gewaltigen Flankenriss als Wegmarke zurück…

Kunene – Marienflusstal/Landmine  -  1421 Tage unterwegs – 100975 km

29. – 30. April 2018 - Durch grüne Wiesen in die Sandwüste

Vollmondaufgang

Über Nacht ist unsere schlechte Laune verraucht und wir hoppeln durch die aufgerissenen Flussläufe zurück zur „Blauen Tonne“. Ab hier wendet sich unsere Piste nach Südwesten, über ein steiniges, ödes Plateau, dem auch der leicht grüne Grasschimmer nicht wirklich Attraktivität vermitteln kann. Erst ab dem trockenen Munutumrivier wird es wieder herrlich dunkelgrün dank sattem Bewuchs und auch großen Tierherden. Kurz darauf entscheiden wir uns für eine sanfte Erhöhung inmitten dieser unwirklichen Szenerie und genießen wenig später die grandiose Vollmandnacht.

Weiter geht es in Richtung Süden. Die Pisten sind gut befahrbar und wir erklimmen gegen Mittag das Granitfelsental zwischen Orupembe und Purros. Wie schon beim letzten Besuch hier begeistert uns die wild zerklüftete Landschaft, die sich weit in alle Richtungen erstreckt.

Marienflusstal  – Blaue Tonne – Nadas – Granitfelsencamp  -  1423 Tage unterwegs – 101110 km

1.Mai 2018 - Unglaubliche Farbenspiele…

Wüstenlandschaft am Rande des Khumib Riviers

…begleiten uns auch heute auf unserem weiteren Weg nach Süden. Die durch den heftigen Regen erwachte Natur verzaubert uns, hinter jeder Biegung überrascht uns Neues. Wir fahren langsam durch das Granitfelsental hinunter bis zum Khumibrivier, das auch schon wieder trocken ist und damit gut befahrbar. Wenig später erreichen wir die Hauptpiste nach Purros. Hier müssen wir wieder durch das breite Flussbett, trocken zwar, doch tückisch, da unter der sandigen Oberfläche der Modder lauert. Und tatsächlich, blitzschnell sitzen wir fest! Doch es ist nicht dramatisch, Luft aus den Reifen und ein wenig schaufeln, und schon mahlt sich „Manni“ aus dem Schlick. Wenig später widerfährt Win das gleiche Malheur, aber auch seinen Laster bekommen wir rasch wieder flott. Und als wir wenig später auf einem herrlichen Wiesenplateau über dem Gomatumrivier unser Lager errichten ist alles wieder ganz entspannt.

Granitfelsencamp – Khumib – Purros – Wiesenplateau  -  1424 Tage unterwegs – 101190 km

02. – 05. Mai 2018 - Zurück nach Kamanjab und weiter zur Etosha

Blick nach Sesfontein

Gemächlich hoppeln wir durch unzählige kleine Furten und viel Wellblech nach Sesfontein. Dort trennen sich unsere Wege endgültig, Petra und Win fahren hoch zu den Epupafällen, und wir weiter nach Kamanjab und in den Etosha Nationalpark. Über Khowarib, Palmwag und den Grootbergpass erreichen wir am nächsten Tag ein letztes Mal das Oppikoppi-Camp. Nach zwei Tagen Pause verabschieden wir uns endgültig von Marian und Vital – ganz herzlichen Dank für Eure großzügige Gastfreundschaft, die wir in den letzten drei Jahren immer wieder genießen durften!

Am Nachmittag fahren wir noch bis zum Anderson Gate, wo wir die Nacht verbringen, um morgen früh  bei Toröffnung in den  Etosha Nationalpark zu gelangen.

Wiesenplateau – Sesfontein – Kamanjab – Anderson Gate  -  1428 Tage unterwegs – 101705 km

06. – 08. Mai 2018 - Drei Tage im Etosha Nationalpark

für das Nashorn machen alle den Weg frei...

Wir freuen uns auf einen dreitätigen Gamedrive durch den Etosha Nationalpark, hoffen auf viele tierische Begegnungen. Klar, so kurz nach der Regenzeit ist es für die meisten Tiere nicht zwingend notwendig, in regelmäßigen Abständen die künstlich unterhaltenen Wasserlöcher aufzusuchen. So ist es relativ schwierig, sie aufzuspüren. Unser Hauptaugenmerk liegt diesmal auf der Beobachtung und Sichtung von Raubkatzen, doch die machen sich ziemlich rar. Lediglich sechs Löwen konnten wir erspähen, immerhin. Unsere Hoffnungen, Geparden und Leoparden zu entdecken, die jetzt gerade Junge haben, erfüllen sich leider nicht.

Doch sonst war es eigentlich wieder richtig schön. Elefanten und Giraffen waren wie immer die Highlights an den Wasserlöchern. Faszinierend waren vor allem die riesigen Herden, die durch die üppige Graslandschaft zogen: Springböcke, Zebras, Gnus, Impalas, Oryxantilopen, es sind bestimmt an die Zehntausend. Und zwei Rhinos waren uns gegönnt! Ein eher seltenes Erlebnis hier in der Etosha.

Anderson Gate – Etosha NP Game drive  -  Lindquist Gate  -  1431 Tage unterwegs – 102170 km

09. Mai 2018 - Ein großer Sprung in den Norden…

Grenzverkehr mit dem Mokoro

…bringt uns binnen weniger Stunden in eine völlig andere Welt. Hier oben am Okavango fühlen wir uns sofort wieder ins „real Africa“ versetzt: Träge fließt der Okavango seinem riesigen Delta entgegen, die Menschen in ihren bunten Kleidern waschen und tratschen am Wasser, Kühe und Ziegen ziehen ihrer Wege. Man winkt uns freundlich und lachend zu, wir stellen uns neben eine kleine Dorfkirche direkt oberhalb des nun breiten Stromes. Helle Kinderstimmen tragen Kirchenlieder über die Auen, wir werden zur morgigen Feiertagsmesse eingeladen. Den ganzen Nachmittag verbringen wir inmitten der freundlichen Kavangos, Fremde finden wohl sehr selten ihren Weg hierher.

Lindquist Gate/Etosha – Tsintsabis – Mpungu  – Dorf  -  1432 Tage unterwegs – 102500 km

10. – 13. Mai 2018 - Wir folgen dem Okavango…

Ochsengespann mit Zugschlitten, so wird hier alles transportiert

…bis zu den Popa Falls bei Divundu. Dorf an Dorf reiht sich aneinander, die Menschen wirken entspannt und fröhlich. In Rundu vertreiben wir die gähnende Leere aus Kühl und Gefrierschrank, hier gibt es wieder alles zu kaufen. „Rundu Beach“ lockt ein Hinweisschild, wir finden einen netten Platz direkt am Fluss, reinigen das Areal vom unvermeidlichen Müll und bleiben zwei Tage. Beach heißt hier nicht Badespaß sondern eher Körperpflege und wir wundern uns über die akribische Hingabe, mit der die Menschen sich hier fast die Haut vom Körper schrubben. Auch wir nutzen natürlich das tägliche Bad bis wir uns porentief rein fühlen wie selten.

Für die Weiterfahrt nach Divundu nehmen wir die alte Gravelroad am Fluss entlang. Dies gibt uns wunderbare Einblicke in die Lebensweise der Kavangos, da die Straße immer direkt an deren Hütten vorbei führt. Feld an Feld zeugt von intensiv betriebener Landwirtschaft, große Nutztierherden ziehen am Ufer entlang. Den Menschen mangelt es hier zumindest nicht an den notwendigen Lebensgrundlagen. Und wieder entdecken wir einen herrlichen Platz für uns direkt am Wasser unter zwei großen, schattenspendenden Eukalyptusbäumen.

Dorf – Rundu – Shighuru  -  1436 Tage unterwegs – 102705 km

14. – 18. Mai 2018 - Mit Stefan im Mudumu GR

romantische Abendstimmung im Mudumu GR

Die weitere Fahrt entlang dem Ufer des Okavango ist nicht mehr ganz so spektakulär, und so erreichen wir zügig kurz vor Divundu die Streusiedlung Shadipwera, wo wir uns wieder direkt ans Wasser stellen können. Dort treffen wir mal wieder Stefan aus Wien, mit dem wir uns lose in dieser Region verabredet hatten und der nun gerade mal zwei Kilometer von uns entfernt sitzt. Besser hätten wir es auch nicht planen können…

In Divundu queren wir den Okavango und machen einen Abstecher an die Popa Falls. Das sind eher belanglose Stromschnellen, für deren nähere Begutachtung auch noch Geld verlangt wird. So sparen wir uns einen ausgiebigeren Aufenthalt und machen uns auf den öden Weg durch den Caprivi-Streifen. In Kongola wird die Landschaft wieder abwechslungsreicher, viele kleine Gehöfte und Ansiedlungen links und rechts der guten Teerstraße bringen uns das Leben der Einheimischen näher, vor allem, als wir uns kurz vor dem Mudumu Game Reserve auf einen Fussballplatz stellen und natürlich sofort besucht werden. Die Menschen sind sehr zurückhaltend und wir bieten ihnen dringend benötigte Kleidungsstücke gegen geschlagenes Feuerholz an, was sehr gerne angenommen wird.

Die nächsten Tage verbringen wir mit Stefan im Mudumu Game Reserve auf einem herrlichen Platz direkt in einer Flussbiegung, von der aus wir Elefantenherden und jede Menge Antilopen und Kudus beobachten können. Nachts erleben wir dann ein eindrucksvolles Konzert vieler Hippos, die sich rund um uns tummeln, während wir sicher am Lagerfeuer sitzen.

Shighuru – Divundu – Kongola – Mudumu GR  -  1441 Tage unterwegs – 103125 km

19. – 21. Mai 2018 - Die letzten Tage in Namibia

Wasserdurchfahrt im Nkasa Rupara NP

Wir machen einen Abstecher in den Nkasa Rupara Nationalpark, eigentlich eine Insel in den Sümpfen es Linyanti. Der Gamedrive durch die Parklandschaft führt durch meist hohes Gras, locker stehende Bäume und um viele Wasserlöcher und Bäche herum. Sehr viele Warzenschweine und Antilopen tummeln sich um uns herum, auch einige Büffel und eine große Elefantenherde können wir entdecken. Alles nicht spektakulär, eben eine typisch afrikanische Flusslandschaft.

Jetzt sitzen wir in Katima Mulimo  direkt am Zambezi und blicken über den breiten Strom hinüber nach Sambia. Dorthin zieht es uns nun…

Mundumu GR – Nkasa Rupara NP – Katima Mulimo  -  1444 Tage unterwegs – 103355 km

22. – 23. Mai 2018 - Wir sind in Sambia!

Personenfähre im Mokoro auf dem Zambesi

Viel wurde uns erzählt über den Grenzübergang hier nach Sambia. Hektisch, chaotisch, nervige Schlepperjungs, Abzocke bei den Gebühren. Stundenlange Abfertigung. Doch nichts dergleichen! Nach nur fünfundvierzig Minuten haben wir beide Grenzstellen hinter uns gebracht. Alles korrekt und freundlich und entspannt.

Wir wenden uns nach Norden, immer am Zambesi entlang. Der ist jetzt, nach der Regenzeit, breit und mächtig und strebt mit seinen Wassermassen den Victoria Falls entgegen. Viele kleine Gehöfte mit den so typischen, strohgedeckten Rundhütten säumen unseren Weg, wie immer flitzen Kinder ohne Ende umher, lachen und winken uns zu. Seit ein paar Jahren erst ist diese Strecke nach Mongu durchgängig geteert, die Brücke über den Zambesi bei Sioma erst seit zwei Jahren befahrbar. So rollen wir stressfrei gen Mongu und stellen uns am Nachmittag beim nicht mehr benutzten Fähranleger gegenüber Sioma direkt an den Zambesi. Die Stelle bietet sich perfekt für eine kleine Wäsche an, auch „Manni“ wird von Namibias Staub befreit. Und nach Sonnenuntergang zirpt und quakt es ohne Unterlass um uns herum…

In Senanga machen wir ausgiebig Halt. Der schmuddelige Ort liegt direkt am Fluss, im „Hafen“ legen ununterbrochen Mokoros, die typischen Einbäume, an, bringen Waren, transportieren Menschen und Tiere. Die Szenerie ist authentisch, niemand stört sich an uns, ein jeder geht seinem Tagwerk nach. Wir schlendern über den Markt, afrikanischer geht es nicht. Sofort fühlen wir uns wohl…

Mongu erreichen wir nach reichlich eintöniger Fahrt am späten Nachmittag, finden einen guten Übernachtungsplatz nicht weit vom dortigen Hafen. Ein erster Bummel dorthin lässt uns in eine komplett andere Welt eintauchen.

Katima Mulilo – Grenze Nam/Zam – Senenga – Mongu  -  1446 Tage unterwegs – 103720 km

24. Mai 2018 - Mongu

für die Kinder sind wir die Attraktion des Tages

Unser „Nachbar“ ist Donovan, ein weißer Südafrikaner, die hier in Mongu gemeinsam mit Bruder und Onkel eine Reifenwerkstatt betreibt. Wir dürfen ihr Wifi in der Firma nutzen, der Onkel schweißt uns derweil das gebrochene Radkreuz. Am Nachmittag machen wir einen weiteren Ausflug zum Hafen, zu faszinierend ist die dortige Welt für uns. Schmutzig, laut, chaotisch, geruchsintensiv, fröhlich, bunt – einfach afrikanisch! Und der Blick über die Wetlands ist grandios…

Mongu  -  1447 Tage unterwegs – 103730 km

25. – 27. Mai 2018 - Ostwärts…

herzliches Willkommen beim Farmer Harry

…ist zurzeit die einzige Möglichkeit, von hier wegzukommen. Der Rest steht unter Wasser. Ereignislos zieht sich die gute Teerstraße in Richtung Lusaka entlang unzähliger kleiner Gehöfte, umgeben von Cassavafeldern und Mais. Zügig erreichen wir Kaoma. Die weiterführende Strecke ist allerdings dermaßen grottenschlecht, dass wir Mühe haben, es bis Einbruch der Dunkelheit noch achtzig Kilometer bis zum westlichen Transittor des Kafue Nationalparks zu schaffen. Dort dürfen wir neben dem Gate die Nacht verbringen.

Auch heute ist die Fahrt eher langweilig, die Transitstrecke durch den Kafue Nationalpark lässt kaum einmal einen weiten Blick in die Landschaft zu, so zugewachsen sind die Straßenränder. Trotzdem entdecken wir je zwei Elefanten und Büffel, viele kleine Äffchen und Sattelstörche. Nach Mumbwa, auf einem weiten Feld hinter einer Schule, beenden wir schließlich die eintönige Fahrerei.

Die neue Teerstraße endet abrupt zwischen Maisfeldern, nun quält uns eine stellenweise völlig ausgewaschene Piste. Oft ist Schritttempo angesagt und wir kapitulieren nach zwei Stunden, als wir einen guten Platz zum Verweilen entdecken. Harry, der Eigentümer des Geländes, heißt uns herzlich willkommen und wir laden ihn später zu uns zum Essen ein.

Mongu – Kaoma – Kafue NP – Mumbwa – Harry`s Farm  -  1450 Tage unterwegs – 104260 km

28. – 30. Mai 2018 - Die viele Fahrerei nervt uns etwas…

Besuch in der Dorfschule

…denn das ist normalerweise nicht unser Ding. Doch es gibt einfach nichts Interessantes oder Schönes an der Strecke gen Nordosten. Über Kabwe und Kapiri Mposhi versuchen wir, unbeschadet dem LKW-Wahnsinn zu entkommen, der hier auf der Transitstecke tobt. Erst als wir von der Hauptachse abzweigen, beruhigt sich der Verkehr etwas und wir finden kurz vor Sonnenuntergang einen netten Platz zum Übernachten auf dem Fußballplatz einer kleinen Dorfschule.

Fast den ganzen Vormittag verbringen wir in der Schule, erfahren viel Interessantes, aber auch Bedenkliches über das Schulsystem in Sambia, und als wir zum Abschied einen echten Fußball hervorzaubern, tobt die ganze Schülerschar. Auf zwar guter, aber gefährlich schmaler Straße geht es weiter über Serenje bis zum Abzweiger in Pensulo. Erleichtert entdecken wir dort am Ortsrand ein großzügiges Areal unter ausladenden Bäumen.

Wir bleiben, denn wir brauchen mal einen Tag ohne Fahrerei. Niemand schert sich um uns, außer Winken aus der Ferne gibt es keinen Kontakt zu den Dorfbewohnern, und als wir ein paar zu neugierige Jungs etwas strenger auffordern, uns in Ruhe zu lassen, ist alles gut.

Harry`s Farm – Kabwe – Kapiri Mposhi – Serenje – Pensulo  -  1453 Tage unterwegs – 104690 km

31. Mai – 04. Juni 2018 - Entspannte Tage am Lake Bangweulu

Stellplatz am schönen Samfya-Beach

Ausgeruht starten wir gen Nordwesten. Nette kleine Dörfer säumen die Stecke, die Menschen sind überaus freundlich. Unseren geplanten Abstecher zum Lake Waka Waka und zum Livingstone Memorial brechen wir nach kurzer Fahrerei auf einer gnadenlos ruppigen Piste ab, wir haben keine Lust auf mehr als hundert Kilometer Pistenstress für einen mückenverseuchten See und eine Gedenktafel.

Die Gegend wird immer sumpfiger, wir haben die Bangweulu Wetlands erreicht. Auf winzigen Erhebungen im feuchten Umland fristen Fischer vom Stamm der Ushi ihr karges Dasein, ein denkbar hartes Leben. Die drei Kilometer lange Luapula-Bridge, an der sich vor drei Tagen ein Sattelzug aus Tansania in den Sumpf gebohrt hatte, macht diese Region erst seit fünfunddreißig Jahren überhaupt von dieser Seite her zugänglich. Problemlos erreichen wir schließlich Samfya.

Nördlich der sympathischen Kleinstadt dürfen wir uns direkt am feinen Sandstrand des Lake Bangweulu niederlassen. Wir lernen Shula kennen, ehrgeiziger Handelsmanager der Gemeinde, der uns dies erlaubt. Vier Tage verbringen wir hier, laufen jeden Tag zum nahen Markt, treffen uns mit Shula und seiner Frau zum Sundowner, baden im See, nutzen Wifi von der nahen Lodge und genießen die entspannte Atmosphäre.

Pensulo – Luapula-Bridge – Samfya  -  1458 Tage unterwegs – 104965 km

05. – 07. Juni 2018 - Hoch an den Lake Mweru

typische Wasserpumpe im Dorf

Der tägliche Wind wird so langsam zum Sturm, wir machen uns vom Acker. Rasch sind wir in der Provinzhauptstadt Mansa, ein nagelneuer Shoprite-Supermarkt füllt unsere Vorratsschränke. Die Landschaft wird hügeliger und tropischer, und als wir wieder den Luapula erreichen, sind wir direkt an der Grenze zum Kongo. Auf dem Gelände der Mambilima Mission finden wir am Nachmittag ein nettes Plätzchen mit Blick auf den Fluss. Mit einer Horde Kinder im Schlepptau spazieren wir noch ein wenig im Dorf herum, bevor uns die Dämmerung von den Nervbären befreit.

Nur sporadisch bekommen wir den Luapula zu Gesicht, zu dicht stehen die ausladenden Mangobäume und die Ufer säumenden Palmen. Hütte an Hütte, Feld an Feld – beidseitig der Straße wird die Überbevölkerung der Region spürbar. Riesige Lagunen bildet der Luapula hier oben, die sich mit sumpfigen Flächen abwechseln. An der Mofwe Lagune entdecken wir endlich einen Fahrweg in Richtung Wasser. Unter einem gewaltigen Mangobaum finden wir ein schattiges Plätzchen, hier bleiben wir für heute.

Kurz vor Nchelenge blitzt dann die riesige Wasserfläche des Lake Mweru durch die Spalier stehenden Hütten. Ein Flüchtlingskonvoi aus dem Kongo kommt uns entgegen, zwanzig Busse vollgepackt mit Menschen, die dem grausamen Regime auf der anderen Seeseite entkommen sind. Aber auch hier kommen wir nicht ans Ufer, zu dicht ist alles besiedelt. Ein paar Kilometer weiter in Kashikishi besuchen wir die St. John`s Mission mit Hospital, Augenklinik und Schwesternschule. Hier endet die Teerstraße, die weiterführende Piste ist in einem erbärmlichen Zustand und wir entscheiden, ein Stück zurück zu fahren. In Mbereshi wenden wir uns nach Osten. Nach dem Kawambwa Tea Estate endet der Teer, eine ziemlich ausgewaschene Lateritpiste quält uns nun und wir sind froh, bald einen kleinen Fußballplatz zwischen einigen Hütten als Nachtlager zu entdecken.

Samfya – Mansa  – Lake Mweru – Kawambwa – Chibwe  - 1461 Tage unterwegs – 105445 km

08. Juni 2018 - Wasserfälle vom Feinsten…

die Lumangwe Falls

…überraschen uns hier oben am Kalungwishi. Doch zuvor müssen wir noch den teuren Eintritt samt Campinggebühren auf ein erträgliches Maß herunterhandeln. Das Camp liegt direkt an der oberen Fallkante der Lumangwe Falls. Tosend fällt hier die Wasserwand auf 120 Meter Breite über 30 Meter in die Tiefe. Gischt wabert durch das sattgrüne Tal, im Nu sind wir nass. Schon beeindruckend das Ganze.

Chibwe – Lumangwe Falls  -  1462 Tage unterwegs – 105490 km

09. Juni 2018 - „Manni“ mal kurz im Sumpf versenkt…

mit Hilfe bauen wir eine Holzbohlenpiste für manni

Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg zu den nur wenigen Kilometern entfernten Kabweluma Falls. Die Piste ist sehr gut, bis wir vor einer matschige Furt stehen, schmal und mit querliegenden Ästen bestückt. Die harmlos scheinende Querung wird mal wieder zum Alptraum: Fehler 1 – nicht ausgestiegen zum Checken, sah ja auch easy aus. Fehler 2 – eine Reifenbreite zu weit rechts angesetzt, klarer Fahrfehler. Weiche Erde stoppt den Vortrieb, ein vorsichtiges Zurücksetzen lässt unseren Laster hinten rechts tief im Morast versinken, „Manni“ rutscht immer weiter nach rechts in den Sumpf, keine Chance mehr, aus eigener Kraft da rauszukommen. Die Schräglage sieht bedrohlich aus. Kennen wir ja, das Thema…

Aber ganz so schlimm ist es diesmal nicht. Wir organisieren neun Jungs zum schaufeln und Holz schlagen, bauen so eine Fahrbahn, die es uns schon nach wenigen Stunden ermöglicht, aus der Bredouille unbeschadet rauszukommen.

Auch bei den Kabweluma Falls tobt das Wasser jetzt nach der Regenzeit. In mehreren Stufen ergießt es sich in das schmale Bett des Kalungwishi. Wir verbringen den Nachmittag bei den tollen Fällen, bevor wir uns etwas außerhalb wieder mal einen kleinen Sportplatz als Nachlager aussuchen. Die Menschen dort sind fast ängstlich, niemand spricht Englisch und so sind wir die Attraktion der Woche…

Lumangwe Falls – Kabweluma Falls – Levi  -  1463 Tage unterwegs – 105515 km

10. – 11. Juni 2018 - Ganz hoch in den Norden Sambias…

grottenschlechte Pisten im Norden Sambias

…führt uns nun unsere Fahrt. Die Strecke bis Mporokoso ist stellenweise dermaßen schlecht, dass wir für die achtzig Kilometer fast vier Stunden brauchen. Ausgewaschen und mit tiefen, nun festgebackenen Spurrillen versehen, zwingt sie uns oft zu Schritttempo. Umso erfreulicher dann die Entdeckung, dass der Bau der neuen Teerstraße Mporokoso von der anderen Seite her erreicht hat. Wir fliegen fast dahin, so kommt es uns nun vor. Schon weit vor Kasama biegen wir in Richtung Osten ab auf die gute Verbindungspiste zur Old Great North Road. Und als wir wieder einmal einen kleinen Sportplatz unweit einiger Hütten erblicken, sind wir auch schon fertig mit dem heutigen Fahrtag.

Wir werden unglaublich herzlich willkommen geheißen, die Nachbarin schenkt uns eine Schüssel mit frischen Erdnüssen und die Frauen auf der anderen Seite bieten uns an, für uns zu kochen, wir haben ja sicher Hunger und nichts dabei…

Entlang weiterer freundlicher Dörfer erreichen wir heute bald die Teerstraße gen Norden und gegen Mittag sind wir auch schon in Mbala. Am Stadtrand blitzt der Lake Chila durch die Bäume und vor dem runtergewirtschafteten Golfclub dürfen wir uns einen schattigen Platz suchen, mit herrlichem Blick auf den See.

Levi – Mporokoso – Sengo Hill – Mbala/Lake Chila  -  1465 Tage unterwegs – 105835 km

12. Juni 2018 - Am Lake Tanganjika

die Niamokolo Kirche in Mpulungu

800 Höhenmeter trennen uns vom Lake Tanganjika, dessen Südspitze noch zu Sambia gehört. Die kühlen dreizehn Grad Morgentemperatur von Mbala weichen mit jedem Meter, den wir in den afrikanischen Grabenbruch eintauchen. Schon bald glitzert die riesige Wasserfläche durch das Buschland und wir werden gefangen von der chaotischen Wirklichkeit Mpulungus. Wir parken „Manni“ an der Ruine der Niamkolo-Kirche und erkunden erst mal die Umgebung. Markt und Hafen bestimmen die weite Bucht, die von zwei markanten Inseln geschützt wird. Lautes Treiben, bunt und geruchsintensiv, nimmt uns gefangen. Der arabische Einfluss wird spürbar; vor allem als wir in der Abenddämmerung das erste Mal nach sehr langer Zeit den örtlichen Muezzin zum Gebet auffordern hören wissen wir, dass die islamische Welt nicht mehr weit entfernt ist.

Mbala – Mpulungu/Lake Tanganjika  -  1466 Tage unterwegs – 105880 km

13. – 15. Juni 2018 - Traumplatz am See

Traumplatz am Lake Tanganjika

Ein paar Kilometer südlich von Mpulungu soll es eine einsame Bucht mit einer kleinen Lodge samt Campingmöglichkeit geben. Etwas skeptisch rumpeln wir den letzten Kilometer über grobes Gestein hinunter an den See. Und sind sofort begeistert! Wir finden einige strohbedeckte Hütten vor, Dusche und Toilette sind sauber und funktionieren sogar. Die Chefin freut sich ein Loch in den Bauch über unseren Wunsch, bleiben zu wollen. Keine fünf Meter vom Ufer entfernt parken wir „Manni“, packen die Stühle unter einen schattigen Baum und tauchen ein ins glasklare Wasser. Was für ein Platz!

Mpulungu – Tanganjika Lodge  -  1469 Tage unterwegs – 105890 km

16. – 18. Juni 2018 - Auf der „Old Stevensen Road“ nach Malawi

gnadenlos ausgewaschene Piste auf der Old Stevenson Road

Vor rund 140 Jahren wurde von den Engländern eine Straßenverbindung vom Lake Malawi zum Lake Tanganjika in Auftrag gegeben. Diese Verbindung existiert heute noch, und wir wollen auf den historischen Pfaden hinüber wechseln ins Nachbarland. Bis Nakonde ist sie inzwischen geteert, also alles ganz entspannt. Doch dann kommt es knüppeldick…

Von unzähligen Regenzeiten ausgewaschen, unterspült, weggerissen und teilweise zerstört präsentiert sich dieser Abschnitt als wirklich spannend zu fahren. Vor 100 Jahren kann es nicht schlimmer gewesen sein. Die meiste Zeit kämpfen wir uns regelrecht durch, Schritttempo ist oft Höchstgeschwindigkeit für fast sechzig Kilometer. Manchmal grenzwertig mit dem Laster, jedoch nie wirklich riskant. Nur mühsam. Und doch schön, denn die Landschaft hier oben im Dreiländereck ist sicher eine der Attraktivsten in ganz Sambia.

Nach zwei Tagen Pistenabenteuer stehen wir kurz vor der Grenze zu Malawi…

Mpulungu – Mbala – Nakonde – Musufi  -  1472 Tage unterwegs – 106215 km

19. Juni 2018 - Um die Mafinga Mountains

schöner Übernachtungsplatz mit Bergblick

Der Grenzübertritt von Sambia nach Malawi hier oben bei Chitipa ist sicherlich einer der gemütlichsten in ganz Afrika. Am sambischen Schlagbaum warten wir erst mal eine Stunde, bis der Stempelbevollmächtigte gefunden ist und mit dem Moped hergebracht wird. Und bei den Malawis geht alles dermaßen langsam und entspannt vor sich, dass wir aufpassen müssen, nicht in einen sofortigen Sekundenschlaf zu fallen. Wir haben Glück, die einzigen Reisenden hier zu sein…

Rasch noch Geld wechseln in der Stadt, für knapp 100 Euro gibt es 80.000 Malawi Kwachas; der größte Schein ist ein Zweitausender, die Geldbörse platzt jetzt fast. Wir verlassen das kurze, innerstädtische Teervergnügen und hoppeln auf einem ruppigen Fahrdamm durch Mais- und Cassavafelder. Ausgewaschene Passagen lassen für die bevorstehende Bergstrecke das Schlimmste ahnen, doch überraschenderweise ist die Piste ab Chendo besser als die in der Ebene. Herrlich wuchernder Urwald begleitet uns nun, strohgedeckte Hütten ducken sich unter mächtigen Bananenstauden. Die Menschen sind sehr zurückhaltend, fast scheu, reißen oft die Augen weit auf, wenn wir langsam näher kommen.

Nach einer sehr abwechslungsreichen Fahrt um die über 2.300 Meter hohen Mafinga Mountains erreichen wir den Marktflecken Chisenga und finden bei der katholischen Mission einen tollen Aussichtsplatz mit Blick in die Berge.

Musufi – Grenze Sambia/Malawi – Chitipa – Chendo – Chisenga  -  1473 Tage unterwegs – 106275 km

20. Juni 2018 - Die herrliche Strecke durch die Berge…

steile Piste in den Mafinga Mountains

…setzt sich heute fort. Meist ist sie überraschend gut befahrbar, aber es warten auch Passagen auf uns, die nur mit Untersetzung im ersten Gang zu meistern sind. Steil, schmal, wellig, Löcher, Rinnen, alles ist dabei. Aber es macht Spaß, die Landschaft ist einfach toll. Mwenewenya, Kavukuku, Nthalire heißen die etwas größeren Siedlungen, die wir passieren. Sonst verteilen sich Hütten und kleine Häuser über die grünen Hügel. Nach fünf anstrengenden Stunden Fahrt finden wir kurz vor dem Nyika Nationalpark einen netten Platz vor einer heruntergekommenen Dorfschule. Der Schulchef heißt uns willkommen und wir entspannen unter schattigen Bäumen, vor uns das steil aufragende Nyika-Plateau.

Chisenga – Nthalire – Nitembani  -  1474 Tage unterwegs – 106350 km

21. Juni 2018 - Über das Nyika-Plateau

katastrophale Zustände in den Schulen Malawis

Der morgendliche Besuch der Dorfschule führt uns wieder einmal vor Augen, wie erbärmlich die Schulsituation in den ländlichen Gegenden Afrikas ist. Trotz umfangreichem Engagement internationaler Entwicklungshilfe ist hier seit Jahrzehnten kein Fortschritt zu erkennen. Im Gegenteil, laut Aussage des Schulleiters ist das Niveau in den letzten zwanzig Jahren deutlich zurückgegangen.

Konsterniert machen wir uns auf den Weg zum Nyika-Plateau. Die Piste ist ganz ordentlich, und so stehen wir eine Stunde später am Tor zum Nationalpark. Da wir diesen nur im Transit queren wollen, müssen wir keine Eintrittsgebühren berappen. Gleich nach dem Gate geht es so richtig zur Sache: Innerhalb nur weniger Kilometer überwinden wir auf grottenschlechter Bergpiste etliche Höhenmeter. Nur langsam nähern wir uns so dem Plateau, das wir schließlich auf über 2.200 Meter erreichen. Eine völlig andere Landschaft erwartet uns hier oben. Die Vegetation ist sehr spärlich, Granitfelsen lockern die grasigen Flächen auf und die Temperatur ist deutlich niedriger. Der Rundumblick ist durch das diesige und bewölkte Wetter etwas getrübt, trotzdem reicht der Blick weit hinüber nach Sambia und über das großflächige Plateau. Wir verbringen den Tag hier oben und erreichen später auf gut präparierter Piste rasch das Thazima Gate, wo wir uns unter weit ausladenden Bäumen für die kommende Nacht einrichten dürfen.

Nitembani – Nyika-Plateau – Thazima Gate  -  1475 Tage unterwegs – 106430 km

22. – 23. Juni 2018 - Über Rumphi nach Livingstonia

die alte Kirche in Livingstonia

Eigentlich wollten wir heute an einem Stück nach Livingstonia fahren – eigentlich… Aber die Piste nach Rumphi ist meistens dermaßen bockhart und wellig, dass uns „Manni“ in allen Einzelteilen um die Ohren fliegen würde, wenn wir schneller als Schrittgeschwindigkeit fahren. Also hoppeln wir materialschonend Stunde um Stunde gen Osten, machen eine ausgiebige Mittagsrast samt Lasterreinigung am Runyina, ehe wir am späten Nachmittag in Rumphi einlaufen. Auf dem Gelände der Distriktverwaltung entdecken wir einen wirklich schönen Platz und sie erlauben uns sogar, dort über Nacht zu bleiben.

Etwas genervt von der gestrigen Pistentortour entscheiden wir uns, erst einmal einen kleinen Umweg über die Teestraße zu machen. Erst in Phwezi wechseln wir hinüber auf die eigentliche Piste hinauf nach Livingstonia. Die ist besser als befürchtet, die Landschaft grandios, so dass wir die Fahrt richtig genießen können. Auf dem Plateau von Livingstonia nehmen wir uns viel Zeit, die Stimmung dort oben einzufangen, wandern zwischen den alten Backsteingemäuern herum und genießen die angenehme Temperatur hier oben.

Thazima Gate – Bolero – Rumphi – Nchenachena – Livingstonia  -  1477 Tage unterwegs – 106575 km

24. – 25. Juni - Über die berüchtigte Golodi Road hinunter an den Lake Malawi

Strand in Chitimba

Den ganzen Tag wandern wir durch die herrlich grüne Landschaft hier oben auf dem Plateau, bewundern die Manchewe Falls, die sich in mehreren Einzelfällen durch tropische Vegetation in einen riesigen Kessel stürzen und führen jede Menge interessanter Gespräche mit den Studenten der Livingstonia University.

Von der Seeseite aus windet sich in sechzehn engen Kehren eine schmale, steinige Piste hinauf auf das Plateau. Jeder, den wir bisher gesprochen hatten, rät uns dringend ab, mit dem Laster diese Strecke machen zu wollen. Und dann auch noch bergab! Erst der LKW-Fahrer der Uni beruhigt uns, er würde diese Strecke immer wieder mit seinem Pritschenlaster fahren, ohne Allrad, mit längerem Radstand als „Manni“ und etwas mehr Gesamtlänge. Nun denn…

Um es vorweg zu nehmen – die Strecke, wenn sie wie jetzt trocken ist, stellt überhaupt kein Problem dar. Nie zu eng für „Manni“, nie riskant am Abgrund, keine niedrigen Äste. Holprig zwar und bei seltenem Gegenverkehr spannend, aber wir erreichen das Seeufer nach 800 Höhenmetern völlig entspannt. Wir entscheiden, uns für heute bei Willie auf dem Hakuna Matata Camp nieder zu lassen, um den feinen Sandstrand und den warmen See zu genießen.

Livingstonia – Golodi Road – Chitimba/Hakuna Matata Camp  -  1479 Tage unterwegs – 106595 km

26. – 27. Juni 2018 - Ab in den Süden…

Markt in Mzuzu

…schwenken wir nun „Mannis“ Nase. Eine tolle Bergstrecke lässt uns einen steilen Pass überwinden, das anschließende Tal des South Rukuru quillt fast über vor Fruchtbarkeit. Richtig tropisch ist es hier, üppig wuchert die Natur entlang des immer fließenden Wassers. Nach und nach weitet sich das Tal, landwirtschaftliche Flächen bestimmen nun das Bild. In Ekwendeni, einem quirligen Marktflecken, steuern wir die alte schottische Mission an. Dort finden wir unter uralten Bäumen einen netten Platz zum Bleiben. Die Menschen um uns herum sind ausnehmend zurückhaltend, grüßen freundlich und gehen ihrer Wege. Wenig später werden wir vom Pastor der Kirche zu sich nach Hause eingeladen, wo wir bei malawischem Tee wieder mal die hoffnungslose Lage des Landes diskutieren.

Nur kurz ist die Fahrt in die Provinzhauptstadt Mzuzu. Der zentrale Markt dort ist unglaublich authentisch. Wir schlendern durch engste, überdachte Gassen, prüfen die feilgebotenen Waren an den unzähligen Ständen. Mit all seinen intensiven Gerüchen und Geräuschen nimmt er uns sofort gefangen. Eine Stunde später schleppen wir unsere prall gefüllten Taschen nach Hause, während in der Schuhmachergasse Connys namibischen „Vellies“ eine neue Sohle verpasst bekommen. Voller Eindrücke afrikanischer Lebensart finden wir bei Luca und seiner Frau auf deren liebevoll ausgestatteten Maconde Lodge eine Insel der Ruhe.

Chitimba – Ekwendemi – Mzuzu  -  1481 Tage unterwegs – 106735 km

28. Juni – 02. Juli 2018 - Traumplatz am Lake Malawi

unser Strand für fünf herrliche Tage am See

Fast eintausend Höhenmeter schrauben wir uns von Mzuzu auf nagelneuer Teerstraße hinunter an den Lake Malawi. Die Landschaft ist toll - Berge ohne Ende, grün bis zu den Gipfeln, säumen unseren Weg. Der Abstecher nach Nkhata Bay, ein kleines, vermülltes Hafenstädtchen, ist nicht unbedingt notwendig, schön ist etwas anderes. Auf unserer Weiterfahrt passieren wir eine riesige Kautschukplantage, für die immer mehr natürlicher Urwald weichen muss. Wenig später erreichen wir wieder das Seeufer und entdecken einen schmalen Hohlweg zum Strand. „Welcome to Dumuwa“, lockt plötzlich eine hölzerne Tafel. Wir peilen die Lage – und sind begeistert! Ein sensationell schöner Standstrand vor einer grünen Wiese unter großen, schattigen Bäumen, im tiefblauen Wasser glattgeschliffene Felsen, das Ganze umrahmt von sanften Hügeln am nahen Horizont. Wir handeln einen super Preis fürs Bleiben aus, suchen für „Manni“ eine machbare Zufahrt durch einen Wasserlauf, da die Brücke zum Tor zu schmal für ihn ist, sägen einen störenden Ast ab und kurven mit niedrigem Reifendruck über den weißen Strand auf unsere Wiese. Schöner geht`s nimmer…

Mzuzu – Nkhata Bay – Chinteche/Dumuwa  -  1486 Tage unterwegs – 106825 km

03. – 07. Juli 2018 - Beim Optiker in Nkhotakota

Optikgeschäft in Nkhotakota

Nach fünf Tagen „Auszeit“ am Traumstrand satteln wir wieder auf und fahren weiter entlang des Lake Malawi gen Süden. Immer dichter wird nun die Besiedelung, jeder Fleck ist bewirtschaftet. Auf der schmalen, an den Rändern ausgefranzten Straße tummeln sich Fußgänger, Radfahrer, Ziegen und manchmal auch ein Fahrzeug. Konzentration ist gefragt, denn deren Verkehrsverhalten ist oft unberechenbar. Ganz selten einmal führt eine Fahrspur hinunter zum Seeufer. Eine der wenigen Zufahrten nutzen wir, um uns im Bereich einer heruntergekommenen Bungalowanlage an den Strand zu stellen. So übel ist es hier letztlich gar nicht, und wir bleiben gleich noch einen Tag dort, um die abgebrochene Halterung unserer Schleppstange zu kleben.

Über einen Kontakt in Deutschland wissen wir von einem Hilfsprojekt in Nkhotakota; hier wurde ein Optikergeschäft samt Werkstatt ausgerüstet, die Leute entsprechend ausgebildet und nun in der Presse das ganze Projekt in den höchsten Tönen gelobt. Doch bei unserem Besuch vor Ort stellt Conny dank ihrer fachlichen Kompetenz schnell fest, dass Anspruch und Wirklichkeit himmelweit auseinanderklaffen – wie immer halt…

Nkhotakota, einst die größte Hafenstadt am See, als arabische Sklavenhändler hier ihre menschliche Ware aus dem Hinterland zusammentrieben und auf die andere Seite verschifften, ist heute eine weitgehend verfallene Stadt. Ruinen, Müll, der See verdreckt, alles andere als heimelig hier. Doch die Menschen sind unglaublich freundlich und wir bleiben für zwei Tage einfach in Ufernähe stehen.

Chinteche – Dwangwa – Nkhotakota  -  1491 Tage unterwegs – 107000 km

08. – 10. Juli 2018 - Durchs Hinterland nach Lilongwe

ein Baumstamm wird mit Handsäge zu Brettern verarbeitet

Wir müssen zum Flughafen in Lilongwe, denn Strabag-Mitarbeiter Sven aus Berlin bringt uns freundlicherweise unser neues „Carnet de Passage“ mit. Wir wählen dafür die Strecke durch das Nkhotakota Game Reserve, dessen Transitstrecke kostenfrei ist. Langsam hoppeln wir durch den Wald, doch unsere Hoffnungen, vielleicht Elefanten entlang der Straße zu sehen, erfüllen sich leider nicht, zu dicht ist der Bewuchs. Direkt nach dem Westgate wenden wir uns nach Süden, auf eine schmale, aber ganz ordentliche Piste. Immer wieder passieren wir kleine Weiler und Gehöfte, die Menschen hier wirken fast ein wenig überrascht, wenn sie „Manni“ erblicken, so oft kommt hier wohl kein Fremder vorbei. Als wir bei Chibinya dann einen Sportplatz mit Panoramablick entdecken, beenden wir unsere heutige Fahrt auch schon wieder.

Bis auf 1.600 Meter Höhe schraubt sich die staubige Piste, der Wind ist fast schon unangenehm kühl, es ist ziemlich frisch hier oben. Die hügelige Landschaft allerdings ist schön, auch wenn jeder Meter mit Feldern bewirtschaftet ist, um die Masse Mensch, die sich hier ausbreitet, zu versorgen. Wir erreichen den Marktort Ntchisi, wenig später dann Chimombo. Kurz darauf, am Fuße des markanten Kongwe Hill, lockt uns ein Stück grüner Wiese unter ausladenden Bäumen zum Bleiben. Ein herrlich ruhiger Platz, bis uns irgendwann eine immer größer werdende Horde Kinder entdeckt. Und schon ist Schluss mit Entspannung…

Am Flughafen treffen wir Sven, er übergibt uns unser Anschlusscarnet. Toll, dass es so geklappt hat! Lilongwe selbst ist wahrlich keine Schönheit, doch wir nutzen Supermärkte, füllen eine Gasflasche auf und dürfen im Strabag-Office das Internet nutzen. Und zum Übernachten parken wir einfach vor der deutsche Botschaft, sicherer geht`s kaum…

Nkhotakota – Ntchisi – Lilongwe  -  1494 Tage unterwegs – 107185 km

11. – 12. Juli 2018 - Wandern in den Dedza Hills

Gipfel-Wanderung in den Dedza Hills

Den Vormittag verbringen wir noch mit Internetarbeiten dank des schnellen Netzes des Strabag-Büros. Nach der Mittagspause verlassen wir die Hauptstadt Malawis auf der gut ausgebauten Straße nach Blantyre. Schon bald fallen uns die vielen, wie hingewürfelten Berge auf, die sich aus der flachen Ebene erheben. Rasch erreichen wir Dedza am Fuße des gleichnamigen Berges und finden nahe der staatlichen Forstbehörde einen ruhigen Übernachtungsplatz mit Bergpanorama.

Der Dedza Hill bietet sich geradezu an bestiegen zu werden, denn er verspricht ein tolles Rundumpanorama. Und so ist es dann auch. Schon der Aufstieg über bequeme Forstwege bietet uns eine tolle Fernsicht über die gesamte Region. Das Gipfelpanorama gibt den Blick frei bis hinunter zum Lake Malawi, hinüber nach Mozambique und natürlich über Dutzende anderer Berge um uns herum. Der kalte Wind hier oben auf rund 2.000 Metern lässt uns jedoch bald wieder den Weg nach unten antreten. Unterwegs treffen wir immer wieder auf Holz hackende Frauen, die dann riesige, mindestens fünfzig Kilogramm schwere und über drei Meter lange Holzbündel auf dem Kopf barfuß ins Tal tragen. Was für eine Knochenarbeit!

Lilongwe – Dedza  -  1496 Tage unterwegs – 107280 km

13. – 16. Juli 2018 - Traumbucht am Cape Maclear

romantischer Sonnenuntergang am Cape Maclear

Kurz hinter Dedza öffnet sich auf der Passstrecke hinunter nach Golomoti ein grandioser Ausblick. Die letzten Ausläufer des ostafrikanischen Grabenbruchs lassen sich hier eindrucksvoll studieren. Auf nur wenigen Kilometern schraubt sich die gute Straße über 1.000 Höhenmeter in teils engen Kehren nach unten in die staubige und meist heiße Tiefebene am Lake Malawi. Durch öde Dörfer queren wir diese nun trockene Landschaft hinüber nach Monkey Bay. Kurz vorher biegen wir auf eine üble Wellblechpiste ein und hoppeln in Richtung Cape Maclear. Erfreulicherweise schont uns bald ein schmales Teerband, als wir den Nationalpark erreichen und rasch sind wir im Fischerdorf Chembe. Auf dem Areal der „ Fat Monkey Campsite“ finden wir für die nächsten Tage einen tollen Platz zum Verweilen.

Heute sind wir genau 1.500 Tage seit unserem Re-Start unterwegs! Vier Jahre Afrika! Unglaublich…

Dedza – Golomoti – Chembe/Cape Maclear – Monkey Bay  -  1500 Tage unterwegs – 107435 km

17. – 18. Juli 2018 - Wir bleiben noch etwas länger in Malawi

Seeblick mit Palmen

Nachdem wir in Monkey Bay unsere Visa unkompliziert haben verlängern lassen, fahren wir nur ein kurzes Stück am See entlang nach Süden, denn bei Nkopola finden wir ein sehr schön gelegenes und preiswertes Camp. Eingerahmt von schlanken Palmen sitzen wir am weiten Sandstrand, die Bergkette am gegenüber liegenden Ufer gibt ein herrliches Panorama ab. Nur das Wetter lässt heute zu wünschen übrig, es ist kühl und windig, und eine dichte Wolkendecke versteckt die Sonne.

Den ganzen Vormittag verbringen wir noch hier, erst gegen Mittag machen wir uns auf den Weg nach Mangochi.  Auf dem dortigen Markt decken wir uns mal wieder großzügig mit Obst und Gemüse ein und statten dem 115 Jahre alten Victoria-Clock-Tower einen Besuch ab. Die Weiterfahrt nach Liwonde wird dann zum nervigen Baustellen-Hopping, so dass wir erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit in der kleinen Stadt am Sire eintreffen. Direkt an der Sire-Brücke dürfen wir uns hinter ein Baustellenbürogebäude stellen, gut genug für die hereinbrechende Nacht.

Monkey Bay – Nkopola – Mangochi – Liwonde  -  1502 Tage unterwegs – 107580 km

19. – 21. Juli 2018 - Auf dem Zomba-Plateau

auf dem Zomba Plateau

Das Wetter sieht nicht wirklich gut aus, es hat in der Nacht leicht geregnet und jetzt ist es dicht bewölkt. Keine optimalen Bedingungen also für unseren Abstecher auf das Zomba-Plateau. Aber mal sehen, vielleicht kommt die Sonne ja doch noch durch. Auf einem der urigen Straßenmärkte unterwegs, schon im Schatten der mächtigen Bergflanken des Zomba-Plateaus, decken wir uns noch mit Frischem ein, bevor wir uns an die steile und kurvige Auffahrt machen. Erfreulicherweise ist diese inzwischen bis ganz nach oben geteert, und wir erreichen problemlos den Mulunguzi Dam, an dessen Ufer wir bei einem Picknickplatz einen brauchbaren Stellplatz finden. Wir spazieren ein wenig in der üppigen Natur umher und staunen über die enormen Holzlasten, die mehrheitlich von Frauen und Mädchen auf dem Kopf ins Tal geschleppt werden.

Als sich nach einer regnerischen Nacht der Nebel so langsam verzieht, brechen wir zu einer Rundwanderung auf. Auf einem ziemlich schlammigen Forstweg geht es entspannt bergauf, und plötzlich stehen wir inmitten abgeholzter Hänge. Mit gewaltigen Handsägen, jeweils von zwei Männern bedient, werden ganze Baumstämme gleich zu Brettern verarbeitet und auf klapprige Laster verladen. Die Reste schleppen dann die Frauen und Kinder auf dem Kopf hinunter in die Stadt. So werden nach und nach ganze Berghänge entwaldet. Wenig später stehen wir auch schon am „Emperor`s View“ und blicken zwischen Nebelschwaden und Wolkenfetzen hinunter in die Ebene um Zomba. Auf dem Rückweg erwischt uns dann doch noch der tägliche Regenschauer, und so sind wir froh um Heizung und warmes Wasser, als wir uns wieder unserem „Manni“ nähern.

Heute lockt uns blauer Himmel zu einer weiteren Wanderung. Wir überschreiten den Malumbe, mit 2.075 Metern der höchste Gipfel auf dem Plateau, umrunden den Chiradzulu und schaffen es nach vier Stunden gerade rechtzeitig zurück zu „Manni“, bevor dichte Wolken alles um uns verhüllen. Es war schön, einfach mal wieder ausgiebig in herrlich grüner Bergwelt bei kühlen Temperaturen unterwegs zu sein…

Liwonde – Zomba – Zomba-Plateau  -  1505 Tage unterwegs – 107645 km

22. – 23. Juli 2018 - Über Blantyre zum Mulanje Bergmassiv

wunderschöne Missionskirche in Blantyre

Nach drei Tagen inmitten fast schon alpiner Landschaft sind wir rasch in Blantyre, der Wirtschaftsmetropole Malawis. Stadtmittelpunkt ist die auf einem Missionsgelände stehende Backsteinkirche St. Michaels and All-Angels samt Uhrenturm, um 1890 erbaut vom damaligen Reverend Scott ohne jegliche Architekturkenntnisse. Im Schatten dieses wirklich beeindruckenden Bauwerks dürfen wir uns zum Bleiben einrichten. Über einer betonierten Wasserrinne, die wir als Arbeitsbühne nutzen, bekommt „Manni“ mal wieder eine ausgiebige Inspektion seiner Unterseite mit Abschmieren und Beheben sämtlicher störenden Klappergeräusche, verursacht durch lose Schrauben und vibrierende Kunststoffteile nach den vielen Pistenfahrten.

Bei überwiegend Sonnenschein nähern wir uns heute dem markanten Mulanje Bergmassiv. Genau 3.000 Meter hoch ist dieser riesige Felsklotz in der Spitze, die sich leider in dichte Wolken hüllt. Auf dem Weg dorthin bestimmen sattgrüne Teepflanzungen das Bild, ein herrlicher Kontrast mit dem blauweißen Himmel über uns. Unser Ziel ist das Mission Hospital von Mulanje. Vor ein paar Tagen wurden wir vom jungen holländischen Ärztepaar Lisanne und Arie eingeladen, sie zu besuchen, wenn wir des Weges sind. Zu unserer Überraschung finden wir ein wirklich gut funktionierendes Hospital vor und wir können vor dem Haus der Beiden in einer grünen Oase zwischen meterhohem Bambus in einem Urwaldgarten mit imposantem Bergblick parken. Beim abendlichen Gespräch erfahren wir viele Internas aus dem Leben in Malawi.

Zomba- Plateau – Blantyre – Thyolo – Mulanje Mission Hospital  -  1507 Tage unterwegs – 107820 km

24. – 25. Juli 2018 - Rund um das Mulanje Bergmassiv

Wasserfall im Mulanje Bergmassiv

In der Nacht fängt es an zu regnen und so bleibt es auch den ganzen Tag über. Dichte Wolken verstecken das Bergmassiv vor uns und wir verbringen den Tag meist Indoor.

Sternenklarer Himmel kündigt einen tollen, sonnigen Tag an. Und richtig, kein Wölkchen trübt die Stimmung. Wir verabschieden uns von unseren Gastgebern, der Berg lockt. Im Hospital bekommen wir noch Pillen gegen die im Lake Malawi vorherrschende Bilharziose, damit wir eventuell eingefangene Würmer wirksam bekämpfen können. Auf noch ziemlich aufgeweichter Piste schlingern wir nach Likhubula, dem Startort für die meisten Wanderungen. Inzwischen haben sich allerdings schon wieder erste Wolkenbänke über die 3.000 Meter hohen Gipfel geschoben, eine Tour in höher gelegene Regionen können wir uns also schenken. So wandern wir entspannt hinein ins urweltliche Tal zwischen steil aufragenden Felswänden, bis wir den pittoresken Wasserfall Dziwe wa Nkalamba samt seinen herrlich klaren Badegumpen erreichen. Dort verbringen wir zwei relaxte Stunden, bevor wir uns wieder an den Abstieg machen.

Kurz vor Phalombe am nördlichen Rand des Gebirges werden wir in Bwanaisa auf eine hinter einer mächtigen Allee versteckten Kirche aufmerksam. Angelockt von inbrünstig vorgetragenen Chorgesängen betreten wir das Gotteshaus und lassen uns von den Gesängen mitreißen. Wir entscheiden, hier über Nacht zu bleiben und werden von den beiden Pfarrern der Kirchengemeinde zum gemeinschaftlichen Abendessen eingeladen.

Mulanje Mission Hospital – Likhubula – Bwanaisa  -  1509 Tage unterwegs – 107860 km

26. – 27. Juli 2018 - Änderung unserer Reisepläne

typischer Strassenmarkt

Eigentlich wollten wir vom Süden Malawis in den Norden von Mozambique weiterreisen. Quer durch das Hinterland bis hinüber zum Indischen Ozean, zur Ilha de Mozambique, nach Pemba, nach Ibo und durch den ursprünglichen Norden dann weiter nach Tansania. In den letzten Monaten gab es jedoch immer wieder mörderische Übergriffe muslimischer Terrorgruppen auf die schutzlose Bevölkerung des äußersten Nordostens in Mozambique. Dabei wurden bisher Dutzende von Fischern und Bauern samt ihrer Frauen und Kinder brutal enthauptet.

Wir haben keine Angst, dorthin zu reisen, sind wir doch nicht wirklich die Zielgruppe der Terroristen. Aber allein die Vorstellung, am Ozean entspannt unter Palmen dem schönen Leben zu frönen, während nur wenige Kilometer weiter nördlich die unschuldigen Bewohner ganzer Dörfer mit Macheten buchstäblich hingerichtet werden, lässt sich für uns moralisch nicht darstellen. Wir haben uns deshalb nach einigen Überlegungen gegen eine Rundreise durch den Norden von Mozambique entschieden und werden nun zügig durch Malawi hoch nach Tansania fahren.

Wir verabschieden uns von unseren netten Pfarrern und machen uns auf den Weg gen Norden. Über Phalombe und Zomba, Liwonde und Balaka, weiter über Ntcheu entlang der Grenze zu Mozambique erreichen wir am späten Nachmittag wieder Dedza, wo wir vor genau zwei Wochen zu unserer Fahrt in den Süden Malawis aufgebrochen waren. Die Menschen rund um den uns wohlbekannten Standplatz freuen sich, uns wieder zu sehen.

Rasch sind wir wieder in Lilongwe und nutzen hier ein weiteres Mal das schnelle Internet der Strabag, um für Euch unsere Homepage zu aktualisieren…

Bwanaisa – Zomba – Dedza – Lilongwe  -  1511 Tage unterwegs – 108 235 km

28. – 31. Juli 2018 - Die letzten Tage in Malawi

traditionelle, alte Bambusbrücke über den South Rukuru River

Die Strecke hoch in den Norden zieht sich ganz schön, da die Straße meist unangenehm wellig und tausendfach geflickt ist, so dass wir nicht wirklich zügig vorwärts kommen. Dazu bietet die Landschaft selten Aufregendes. Erst ab Kasungu ändert sich das Bild allmählich, es wird gebirgiger und dicht bewaldet. Bei einem Forsthaus inmitten abgeholzter Wälder dürfen wir parken und die Nacht verbringen.

In Mzuzu treffen wir uns nochmal mit Sven, Olga und Stefan von der Strabag und verbringen zusammen einen sehr schönen und informativen Tag mit gut bestücktem Grill und vielen Geschichten aus dem Alltag in Malawi.

Die weiterführende Strecke gen Norden kennen wir ja schon, sie führt abwechslungsreich vorbei an den Bergen um Livingstonia. Unterwegs besichtigen wir noch die letzte der verbliebenen alten Bambusbrücken über den South Rukuru. Ab Chitimba sind wir wieder direkt am See, dessen Ufer auf der gesamten Länge extrem dicht besiedelt sind. Nach einem Abstecher in den trostlosen Hafenort Chilumba landen wir wenig später am Strand von Ngara, gleich neben der von Holländern aufgebauten FloJa Foundation mit Kindergarten und Waisenhaus. Und weil es uns hier eigentlich gut gefällt, bleiben wir noch einen Tag…

Lilongwe – Kasungu – Mzuzu – Chitimba – Ngara  -  1515 Tage unterwegs – 108820 km

01.– 03. August 2018 - Entspannter Start in Tansania

unser Blick vom Wohnzimmer auf den Matema Beach

 

Die Fahrt zur Grenze ist etwas beeinträchtigt durch eine Endlosbaustelle. Immer tropischer wird es nun, Bananenstauden, Palmen, Reispflanzungen säumen die Strecke, die Wälder bedecken die umliegenden Berge bis zu den Gipfeln. Dann die Grenze. Die Ausreise aus Malawi ist Minutensache; Stempel in die Pässe und ins Carnet, und schon sind wir durch. Rund um die Grenzbrücke stauen sich mal wieder unzählige Laster, wir mogeln uns durch und beginnen das Einreiseprozedere. Impfpasskontrolle und Visaerteilung sind schnell erledigt, Carneteintrag und Roadtaxbezahlung schleppen sich etwas dank langsamer Computertechnik. Aber immerhin, alles korrekt und freundlich. Bei der Ausfahrt aus dem Grenzgelände wird noch eine kommunale Steuer fällig, und nach zwei Stunden Grenzgerödel sind wir in Tansania.

Unser erstes Ziel ist die herrliche Bucht beim Fischerdorf Matema, ganz oben am Lake Nyasa, wie man hier zum Malawisee sagt. Bis kurz hinter dem Marktflecken Kyela erfreuen wir uns noch am geflickten Teerbelag. Dann folgen etliche Kilometer Baustelle, die Straße wird gerade neu trassiert. Das letzte Stück bis Matema ist erfreulicherweise bereits fertig.

Am breiten Sandstrand bieten sich inzwischen vier Campingmöglichkeiten an. Wir entscheiden uns für die alte Berliner Mission der Lutheraner. Hier können wir direkt am Strand campen, mit freiem Blick auf den See und die herrliche Kulisse der steil aufragenden Livingstone Mountains. Ist das schön hier! Hier bleiben wir erst mal…

Ngara – Grenze Malawi/Tansania – Kyela – Matema  -  1518 Tage unterwegs – 108970 km

04. August 2018 - Durch das Rungwe-Tal

Übernachtungsplatz am Kiwira River

Nach drei entspannten Tagen am Nordende des herrlich klaren Lake Nyasa verlassen wir den See, der uns fast sieben Wochen begleitet hat, endgültig. Die Baustellenfahrt zurück zur Hauptstraße durchs Rungwe-Tal kommt uns kürzer vor als bei der Hinfahrt, wahrscheinlich sind wir jetzt ausgeruhter. Die beeindruckende Hügellandschaft geizt nicht mit tollen Ausblicken auf endlose Teeplantagen und Bananenstauden. Dazwischen recken sich hohe Palmen in den dunstigen Himmel. Immer höher schraubt sich die gute Teerstraße, dem fast 3.000 Meter hohen Rungwe entgegen, bis wir den Marktort Tukuyu erreichen. Das dort an der Straße Angebotene ist reichhaltig und sehr preiswert, so dass sich unsere Vorräte gut ergänzen lassen. Gegenüber dem Vulkankratersee von Ngozi biegen wir in das staubige Nest Isongole ab und finden an den grasbewachsenen Ufern des Kiwira nahe einer schmalen Brücke einen netten Übernachtungsplatz. Die Dorfbewohner winken uns lediglich zu, keiner kommt, um zu betteln oder rumzunerven. Was für ein Unterschied zu Malawi… Matema – Kyela – Tukuyu – Isongole  -  1519 Tage unterwegs  -  109100 km

05. – 06. August 2018 - Rund um die Kipengere Range

Badespass im glasklaren Ruaha River

Kalt ist es heute früh, ganze dreizehn Grad im „Manni“ lassen uns mal wieder die Heizung anwerfen. Aber wir sind ja auch rund 2.000 Meter hoch hier. Leider bringt die wärmende Sonne auch sehr rasch einen hartnäckigen Dunst mit sich, so dass wir schließlich entscheiden, auf eine Wanderung hoch zum Kratersee zu verzichten, es ist einfach viel zu trüb. Also fahren wir direkt hinunter nach Mbeya, finden ein Hotel, dessen Internet wir nutzen dürfen und verbringen den Tag am Computer. Am Nachmittag schrauben wir uns dann auf der Straße nach Chunya hoch auf über 2.600 Meter Passhöhe, bevor wir letztlich am „World`s End View“-Parkplatz einen tollen Panoramastallplatz erreichen, von dem aus wir, trotz Dunst, einen grandiosen Weitblick über das Escarpment hinunter in die Ebene des Ruaha Rift Valley haben.

Den Vormittag verbringen wir wieder in Mbeya, Geld tauschen, Tanken, Einkaufen und nochmals Internet. Erst gegen Mittag verlassen wir die staubige Stadt in Richtung Osten. Der berüchtigte TamZam-Highway erwartet uns nun, mit reichlich LKW-Verkehr und vielen Roadblocks der Polizei. Doch wir merken schnell, es hat sich viel getan in den letzten Jahren: der Highway ist vielerorts neu geteert und verbreitert, die Fernfahrer und sogar die ehemaligen Fernbuskamikazefahrer sind deutlich disziplinierter unterwegs und an den Roadblocks werden wir ausnahmslos freundlich durchgewunken. Also alles ganz entspannt. Kurz nach dem Straßendorf Chimala lockt uns die Hinweistafel „River Valley Campsite“ von der Straße und wir sind ganz begeistert von der einfachen Community-Campsite. Direkt am plätschernden Bach, zwischen Schatten spendenden Bäumen auf trockener Wiese stehen wir mutterseelenalleine…

Isongole – Mbeya – Chimala – Ruaha River Valley  -  1521 Tage unterwegs – 109295 km

07. – 08. August 2018 - Zu den Sandsteinsäulen von Isimilia

Sandsteinsäulen in der Isimilia Schlucht

Wir genießen die Abgeschiedenheit im Ruaha River Valley bis in den Nachmittag hinein, dann brechen wir doch noch auf. Der TanZam-Highway führt am Fuß der Kipengere Mountains entlang gen Osten, wir passieren Makambako und biegen wenig später in Nyororo ab zum im Wald versteckten Lake Nzivi. Am Ufer des idyllisch liegenden Sees finden wir einen einsamen Platz, nur ein paar Rinder und Ziegen samt ihren beiden kleinen Hütermädchen leisten uns eine zeitlang Gesellschaft.

Noch vor Sonnenaufgang werden wir von Fischern geweckt, die mit energischen Paddelschlägen auf die Wasseroberfläche versuchen, Fische in ihre Netze zu locken. Als die Sonne dann aus dem See langsam aufsteigt, um den neuen Tag einzuläuten, ergibt dies ein fast schon zu kitschiges Bild. Erst spät am Vormittag lösen wir uns von der Bilderbuchszenerie um uns herum und fahren durch land- und forstwirtschaftlich intensiv genutztes Hügelland weiter nach Osten. Unser Ziel sind die Sandsteinsäulen von Isimilia, ein geologisch sehr beeindruckendes Naturphänomen. Der Eintrittspreis schreckt uns ab, doch nach einem ausgiebigen Gespräch mit Mohammed, dem Verantwortlichen vor Ort, hat der wohl einen Narren an uns gefressen und lässt uns einfach so das Tal erkunden. Und als wir gegen Abend wieder zurück sind, erlaubt er uns sogar, auf dem Parkgelände zu übernachten. Herzlichen Dank!

Ruaha River Valley – Makambako – Lake Nzivi – Isimilia  -  1523 Tage unterwegs – 109555 km

09. August 2018 - Von der zentralen Hochebene hinunter ins Küstenvorland

Marktstand in Iringa

Auf dem Weg nach Iringa machen wir noch einen Abstecher zum von Benediktinern gegründeten und heute von Italienern geführten Mission von Tosamaganga mit ihrer mächtigen Kathedrale. Unglaublich, was die Kirchenväter früher so alles in die afrikanische Wildnis gestellt haben…

Iringa überrascht uns mit ungewohnter Sauberkeit, perfekt restaurierter deutscher Bausubstanz und einem reichhaltigen Markt. Lange schlendern wir zwischen alter Historie und bunter Gegenwart, bevor wir uns wieder auf den Weg machen. Die Strecke führt nun zwischen hohen Bergen und landwirtschaftlich genutzten Flächen weiter nach Osten, bis wir den Rand der zentraltansanischen Hochebene erreichen. In steilen und engen Kurven schlängelt sich hier die vom dichten Lasterverkehr wellig gewordenen Straße über 1.000 Höhenmeter hinunter durch das Kitonga Valley. Immer wieder behindern liegen gebliebene Schwerlaster die Strecke, rasen Fernbusse halsbrecherisch an uns vorbei und betteln Paviane frech nach Futter, das die LKW-Fahrer aus den Fenstern werfen. Wir nähern uns den Udzungwa Mountains, queren bei Mbuyuni den Great Ruaha River und befinden uns nun in einem mit tausenden von bizarren Baobabs dicht bewachsenen Tal. Dort unten steuern wir das von Frank aus Heidelberg aufgebaute Crocodile Camp an, um den Tag am Fluss ausklingen zu lassen.

Isimilia – Iringa – Mbuyuni – Crocodile Camp  -  1524 Tage unterwegs – 109715 km

10. – 11. August 2018 - Erste Tierbegegnungen in Tansania

Elefanten hautnah - auf der Transitstrecke durch den Mikumi NP

Einige Zeit folgen wir heute noch dem Great Ruaha River, bevor sich die gute Fernstraße aus dem Tal verabschiedet und wir durch hier wieder üppig tropische Berge fahren. Wenig später erreichen wir den Mikumi National Park, den wir auf einer sehr ausgefahrenen Transitstrecke kostenfrei queren. Zu unserer Überraschung sichten wir in den nächsten beiden Stunden unglaublich viele Tiere: Elefanten auf „Tuchfühlung“, Giraffen und Büffel, Zebras und mindestens eintausend Impalas direkt an der Strecke. Das hätten wir uns nicht träumen lassen! Die restlichen Kilometer nach Morogoro am Fuße der Uluguru Mountains sind danach schnell heruntergespult. Bei unserer Suche nach einem vernünftigen Übernachtungsplatz treffen wir Harald, Schweizer Architekt, seit dreißig Jahren in Tansania ansässig und seine Frau Jamila. Die Beiden laden uns ein, im Hof eines ihrer Häuser zu campen, ein Vorschlag, den wir gerne annehmen. Der gemeinsame Abend wird lang und wir hören viele interessante Geschichten aus dem Alltag in Tansania.

Unsere für heute geplante Bergtour auf den Hausberg von Morogoro fällt leider der die Gipfel verdeckenden Bewölkung und den daraus immer wieder niedergehenden kurzen Schauern zum Opfer. So vertrödeln wir den Tag mit Bürotätigkeiten und rumlungern…

Crocodile Camp – Mikumi NP – Morogoro  -  1526 Tage unterwegs – 109910 km

12. – 13. August 2018 - Ein großer Sprung nach Norden…

Dhau mit Seitenausleger in Pangani

…an den Indischen Ozean ist angesagt. Wir verlassen Morogoro bei noch schlechterem Wetter als gestern, dicht hängen die dunklen Wolken in den Bergen und es regnet immer wieder mal. Doch als wir starten, hört es freundlicherweise auf, was angesichts des mörderischen Verkehrs in Richtung Dar-Es-Salaam durchaus angenehm ist. Der ist so dicht, dass wir kaum einmal ein Auge auf die Landschaft um uns herum riskieren können. Die ausufernde Sechs-Millionen-Metropole lassen wir diesmal ebenso links liegen wie die überlaufende Touristeninsel Sansibar und die angeschimmelten Gemäuer der alten Sklavenverschiffungsstadt Bagamoyo. Kurz vor Chalinze biegen wir nach Norden ab, der Verkehr ist schlagartig verschwunden und die Fahrt wird deutlich entspannter. Leider ist das Landschaftserlebnis etwas langweilig, erst ab Segera, als die Usambaraberge ins Blickfeld rücken und die Umgebung wieder richtig tropisch ist, sind wir wieder begeistert vom Gebotenen. In Muheza wechseln wir auf die erdige Piste nach Pangani und nach wenigen Kilometern entern wir einen von Palmen umgebenen, toll gelegenen Sportplatz zum Übernachten.

Zwei junge Lehrer der örtlichen Secondary School hatten uns gestern Abend eingeladen, ihre Schule zu besuchen. Das machen wir natürlich gerne und stellen uns den interessierten Fragen einiger Lehrer, bevor wir uns auf die ordentliche Piste in Richtung Pangani machen. Ein kurzer Schauer macht diese allerdings ziemlich schmierig, so dass wir nur äußerst vorsichtig und langsam vorwärts kommen. Und dann blitzt er plötzlich durch die dicht wachsenden Palmen durch – wir sind mal wieder am Indischen Ozean! In Pangani finden wir einen ruhigen Platz direkt an der neuen Uferpromenade, von wo aus wir dem einstmals kolonialen Standort deutscher Ostafrikainteressen einen Besuch abstatten.

Morogoro – Mandera – Segera – Muheza – Mkuzi – Pangani  -  1528 Tage unterwegs – 110255 km

14. August 2018 - Entlang der Küste nach Tanga

zu schön zum Essen???

Pangani gibt nicht mehr viel her, alles wirkt verfallen, auch die historischen deutschen Gebäude verschwinden so langsam, zerfressen von Wind und Salz. Schade drum. Die Küstenpiste hinauf nach Tanga ist so grottenschlecht, dass wir für die vierzig Kilometer drei Stunden brauchen. Und der von uns unterwegs angepeilte Peponi Camping, vielgelobt unter Travellern, enttäuscht uns eher, so dass wir uns gegen ein Bleiben entscheiden. Einigermaßen gerädert ob des gnadenlosen Gehoppels erreichen wir am Nachmittag Tanga, angeblich die deutscheste Stadt in Ostafrika, oft mit Swakopmund in Namibia verglichen. Doch auch hier überwiegt die Enttäuschung, außer Ruinen und einem angeschlagenen Uhrenturm von 1901 ist praktisch nichts mehr vorhanden. Reichhaltig bestückt ist dagegen der Fischmarkt, wir erstehen einen wunderschönen, und wie sich später herausstellt, auch sehr schmackhaften Fisch. Und als wir so am Vorbereiten des Abendessens sind, wir stehen oben am Ocean Drive, dem besseren Viertel in Tanga, werden wir von Jennifer, Mitarbeiterin der Einwanderungsbehörde eingeladen, auf ihrem Grundstück nebenan Quartier zu beziehen, was uns eine herrlich ruhige Nacht beschert.

Pangani – Tanga  -  1529 Tage unterwegs – 110325 km

15. – 16. August 2018 - Ab in die Berge

Blick vom Irente View Point

Immer wieder regnet es, tief hängen schwere Wolken über dem Meer. Und schwül ist es. Wir entscheiden, dem Indischen Ozean wieder den Rücken zuzukehren und entfliehen in die Frische der Usambara-Berge. Die perfekte Hauptstraße über Muheza, Segana und Karogwe bringt uns rasch nach Mombo an den Fuß der westlichen Usambara-Berge, von wo aus wir die schmale und kurvenreiche Bergstraße hinauf nach Soni und dann weiter Lushoto nehmen. Kurz vor der Irente-Farm parken wir auf einer kleinen Lichtung im dichten Wald, genießen die Stille der Natur und vor allem die klare, frische Luft.

Zum Frühstücken fahren wir hinauf zum View Point, doch der herrliche Blick über die weit unter uns liegenden Ebenen ist nur von kurzer Dauer, dann hüllt uns dichter Nebel ein. Gegen Mittag holpern wird wieder hinunter nach Lushoto zum heutigen Wochenmarkt, der uns mit einem sehr reichhaltigen Angebot lokaler Produkte erfreut. Leider sind auch hier im ehemaligen Wilhelmstal die Zeugnisse deutscher Historie so ziemlich dem Verfall preisgegeben. So entscheiden wir, doch noch ein Stück weiter zu fahren. Erfreulicherweise ist die Strecke noch bis Magamba geteert und auch die folgende Piste über Lukozi nach Malindi ist weit besser als erwartet. Oberhalb der Ortschaft finden wir dann endlich einen brauchbaren Platz für die Übernachtung.

Tanga – Segana – Lushoto – Malindi  -  1531 Tage unterwegs – 110545 km

17. August 2018 - Und noch ein „World View Point“…

Happy Birthday Tommy!

Schon sehr früh brechen wir auf, um noch vor den hereinbrechenden Nebeln den „World View Point“ bei Mambo zu erreichen. Es gelingt uns gerade noch, ein paar Blicke hinunter in die übrige Welt zu erhaschen, bevor wir eingewabert werden. Wir parken auf dem Fußballplatz vor dem Cliff Inn, etwas unterhalb der Mambo Eco Lodge. Da uns beide Camping-Locations nicht wirklich zusagen und bei dem Nebel auch wenig Sinn machen, bleiben wir dort gegen eine kleine Kommunalabgabe gleich über Nacht stehen. Als es ein wenig aufreißt, unternehmen wir ein paar kurze Spaziergänge, bevor wir uns zur Feier des (Geburts)tages ein herrlich zartes Oryxfilet aus Namibia gönnen.

Malindi – Mambo/World View Point  -  1532 Tage unterwegs – 110575 km

18. August 2018 - Wieder runter in die Ebene

Dorf in den Usambara Mountains

Auch heute Morgen währt das Vergnügen einer freien Sicht nur ganz kurz. Wir entschließen uns, diesen vernebelten View Point wieder zu verlassen und genießen dafür die abwechslungsreiche Fahrt durch die Usambara-Berge. Ab der Region um Malindi schraubt sich die gute Piste nun 1.500 Höhenmeter nach unten. Vor allem der Streckenabschnitt ab Mlalo ist kühn in die Bergflanke gelegt, doch nie wirklich knifflig. Unten angekommen, mühen wir uns durch teilweise arg mitgenommene Passagen, ausgewaschen und knüppelhart, entlang der bewaldeten Hänge. Ein Stück nach Kivingo sehen wir ein großzügig bemessenes Schulgelände, das sich dank Wochenende geradezu anbietet als Übernachtungsgelegenheit. Wir werden herzlich willkommen geheißen von der auf der anderen Flussseite lebenden Massaifamilie, deren Oberhaupt der Headmaster der von Deutschen finanzierten und betreuten Schule ist.

Mambo – Malindi – Kivingo – Lang`alandoiye  -  1533 Tage unterwegs – 110675 km

19. August 2018 - Von den Usambara-Bergen in die Pare Mountains

unser Massai-Freund Martin mit seinen Ziegen

Wie zum Hohn strahlt heute der Himmel vom Feisten, keine Spur von Nebel über uns auf den Bergen. Na toll! Die Massaifamilie bittet uns zu sich in den Kral, der Chef mit der Bibel unter dem Arm auf dem Weg zur Kirche, seine beiden(!) Frauen und die Kinderschar um ihn herum. Martin, der älteste Sohn, spricht überraschend gut Englisch, und so erfahren wir eine ganze Menge Interessantes aus dem Leben der Familie. Leider müssen wir das Abschiedsgeschenk ablehnen, eine lebende Ziege passt dann doch nicht so wirklich in unsere Speisekammer…

Im sieben Kilometer entfernten Mnazi ist Wochenmarkt, wir nehmen Martin gleicht mit, sammeln unterwegs noch die Oma auf, die zu Fuß samt Eimer auf dem Kopf dorthin unterwegs ist. Der Markt ist herrlich ursprünglich, und dank Martins Begleitung im traditionellen Massaidress schlendern wir fast wie Dazugehörende durch die auf dem Boden ausgebreiteten Waren.

Über eine zwischen grauslig schlecht und sehr ordentlich schwankende Piste hoppeln wir um die Usambara-Berge herum bis zur Teerstraße, die wir bei Mkomazi erreichen. Die Southern Pare Mountains passieren wir gemütlich auf dieser über Same bis zum Abzweig in die Northern Pare Mountains. Im weit verstreut liegenden Gintingeni stellen wir uns zwischen ein paar Häuser, winken freundlich in die Runde der uns willkommen heißenden Bewohner und genießen einen entspannten Abend.

Lang`alandoiye – Mnazi – Mkomazi – Same – Gitingeni  -  1534 Tage unterwegs – 110860 km

20. August 2018 - Rund um die Northern Pare Mountains…

Baumtunnel in den Pare Mountains

…führt eine wirklich abwechslungsreiche Strecke durch kleine Ansiedlungen inmitten landwirtschaftlich genutzter Flächen, schlängelt sich entlang der Berge durch üppige Palmenwälder und Bananenplantagen, quert unzählige Bäche und gibt schließlich den Blick frei auf den seichten Lake Jipe. Durch den verläuft die Grenze zu Kenia, auf deren Seite sich der Tsavo Nationalpark anschließt. Als wir das nördliche Ende der Pare Mountains erreichen, hoffen wir auf den imposanten Anblick des Kilimanjaro, doch der versteckt seine 5.000 Höhenmeter geschickt hinter einer dichten Wolkendecke. Eine weite, freie Fläche mit einigen Baobabs lockt uns schon mittags zu verweilen, ein netter Platz, um den Nachmittag in der Hoffnung zu verbringen, dass sich die Wolken doch noch verziehen.

Gitingeni – Lake Jipe – Bushcamp Kili-View  -  1535 Tage unterwegs – 110920 km

21. August 2018 - Und plötzlich ist er da!

der erste Blick auf den Kilimanjaro

Was für ein Anblick! Milchig trüb zwar, doch unglaublich beeindruckend, zeigt sich der höchste Berg Afrikas rechtzeitig zum Sonnenaufgang. Sofort sind wir aus den Federn, wechseln rasch den Standort, um ein noch besseres Blickfeld zu bekommen. 5.895 Meter, schneebedeckt, panoramafüllend, und mit seiner Nachbarspitze, dem 5.149 Meter hohen Mawenzi eine kolossale Einheit bildend, reckt er sich unglaubliche 5.000 Höhenmeter in den Himmel. Auf Zugspitzgipfelniveau wabern einige Wolkenfetzen durch das weite Tal, verdichten sich rasch, und nach einer guten Stunde ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Eingehüllt in dichte Wolken verschwinden die beiden Giganten vor unseren Blicken…

In Moshi, am Fuß des riesigen Bergstockes, verbringen wir den Tag mit Internet und Einkaufen. Am späten Nachmittag finden wir einen herrlich ruhigen Platz am Rand weiter Maisfelder an der Straße hinauf nach Machame, einem der Ausgangspunkte für eine Besteigung des Kilimanjaro. Und kurz vor Sonnenuntergang zeigt er sich sogar noch einmal…

Bushcamp Kili-View – Moshi – Machame Road  -  1536 Tage unterwegs – 111005 km

22. August 2018 - Bei Theo in Arusha

Besuch bei Theo am Fuße des Mt. Meru

Auch heute früh war die obere Hälfte des Kilimanjaro nur ganz zwischen den Wolkenlücken zu sehen, dann war wieder alles dicht. Nun gut, da wir ja sowieso nicht hinauf können wegen der exorbitanten Kosten, die heutzutage dafür verlangt werden, brechen wir hier unsere Zelte ab und fahren weiter nach Arusha. Dort sind wir mit Theo, Schreiner aus Eschenlohe, verabredet. Wir beziehen Quartier vor seinem Haus, auf fast schon halber Höhe am Mount Meru, zwischen gigantischen Bananenstauden im dichten Urwald. Theo hatte uns vor viereinhalb Jahren bei unserem Start zur Afrikareise eingeladen, ihn zu besuchen, wenn wir in Arusha sind. Seine junge Frau Irene, sie stammt aus Arusha, und die beiden Kleinen, heißen uns herzlich willkommen und wir verbringen einen schönen Abend zusammen.

Machame Road – Arusha  -  1537 Tage unterwegs  -  111080 km

23. August 2018 - Zum Lake Manyara

Blick über den Lake Manyara

Leider zeigt sich auch der Mount Meru immer nur ganz kurz, das Wetter ist zurzeit einfach zu schlecht für die Giganten Afrikas. Also entscheiden wir uns, die Region zu verlassen. Noch ein Einkaufsstopp in Arusha, es ist staubig und hektisch, aber das Markttreiben macht Spaß. Rinderfilet für unter fünf Euro das Kilo, das passt.

Kaum entfernen wir uns aus dem Einflussbereich des Mount Meru, ändert sich die Landschaft schlagartig. Die grünen Urwälder weichen zurück, Kaffeeplantagen bestimmen das Bild, dann abgeerntete Maisfelder. Nach Makuyuni queren wir den staubigen und öden Talboden des Great Rift Valley. Immer wieder bieten sich Massaifamilien in traditionellem Outfit vor ihrem Kral den vorbeibrausenden Safaritouristen zu einer Fotosession an. Erinnert ein wenig an einen Zoo…

Wir erreichen den Marktort Mto wa Mbu, der sich einer fruchtbaren Oase gleich an die Abbruchkante des Great Rift Valleys schmiegt. 400 Meter höher genießen wir einen weiten Blick über den Lake Manyara, sichten jede Menge Zebras und Gnus. Und auf dem tollen Panoramaparkplatz bleiben wir dann auch gleich für die Nacht stehen.

Arusha – Makuyuni – Mto wa Mbu – Panoramaparkplatz  -  1538 Tage unterwegs – 111215 km

24. August 2018 - Rund um den Lake Manyara

Abwechlungsreiche Fahrt durch die Mbulu Mountains

Als wir heute Morgen einen ersten Blick hinunter in den Manyara Nationalpark riskieren, entdecken wir Elefanten im dichten Bergwald direkt unter uns! Und riesige Büffelherden, die durch die seichten Ufergebiete waten, auf dem Weg zu ihren saftigen Weiden. Was für ein tolles Erlebnis – und auch noch zum Nulltarif…

Immer höher geht es nun hinaus auf das Serengeti-Plateau. In Karatu biegen wir nach Süden ab, überlassen die Serengeti und den Ngorongoro-Krater den tausenden von Pauschaltouristen, die sich die Tageseintrittsgebühren von rund 500 Euro pro Paar leisten. Jetzt in der Hauptsaison herrscht ein unglaublicher Massenandrang, ob da noch Afrikafeeling rüberkommt?

Kaum sind wir auf die staubige Wellblechpiste gen Süden abgebogen, sind wir wieder mitten im ursprünglichen Tansania. Kleine Dörfer, freundlich winkende Menschen, sanfte, intensiv bewirtschaftete Hügellandschaft. Kein Tourist verirrt sich hierher. Langsam hoppeln wir materialschonend in Richtung Mbulu. Die Piste wird besser, die Berge höher. Rauf und runter geht es, die Ausblicke auf den Passhöhen begeistern. Kurz vor Mbulu lockt uns ein dichter Schirmakazienwald in einer grasigen Senke, ein toller Übernachtungsplatz. Leider kämpft Conny seit heute Mittag mit den unangenehmen Folgen einer Magen-Darm-Infektion, liegt geschwächt im Bett. Wird schon wieder…

Panoramaparkplatz – Karatu – Endabash – Bargish  -  1539 Tage unterwegs – 111310 km

25. August 2018 - Hinunter zum Lake Babati

Übernachtungsplatz am Lake Babati

Gegen Mittag geht es Conny wieder soweit gut, dass wir doch noch ein Stückchen weiter fahren können. In Mbulu nehmen wir die gute Piste in Richtung Lake Manyara. Diese führt als aussichtsreiche Kammstraße durch die der Abbruchkante zustrebenden Berge. Von dort windet sich die neu trassierte Serpentinenstrecke hinunter ins Great Rift Valley ans Südende des Lake Manyara, gibt dabei immer wieder tolle Ausblicke frei. Im Tal angekommen, quält uns nun eine grausige Wellblechpiste eine Stunde lang zum Schritttempo, bis wir endlich die neue Teerstraße nach Süden bei Madwa erreichen. Auf der schweben wir fast dahin und sind schon bald im von grünen Hügeln umgebenen Babati. Am gleichnamigen See stellen wir uns direkt ans Ufer, mit herrlichem Blick bis zum in der Ferne grüßenden Mt. Hanang, dem immerhin vierthöchsten Berg Tansanias. Und als die Jungs mit ihren Rindern und die plötzlich zur Fotosession einfallende Hochzeitsgesellschaft samt Blasmusik wieder weg sind, kehrt Ruhe ein. Bis uns zwei Hippos zum Grasen besuchen…

Bargish – Mbulu – Madwa – Babati/Lake Babati  -  1540 Tage unterwegs – 111405 km

26. – 27. August 2018 - Um den Mt. Hanang zum Lake Singida

Salzgewinnung am Lake Singida

Dichte Bewölkung lässt die Umgebung etwas trist erscheinen, und so nutzen wir den Vormittag mal wieder für notwendige Computerarbeiten. Erst gegen Mittag machen wir uns vom Acker, der Mt. Hanang ist unser Ziel. Doch den sehen wir lange nicht, so tief hängen die Wolken. Erst als wir Mittagspause kurz vor Katesh, direkt am Fuß des erloschenen Vulkans, machen, lichtet sich die Wolkendecke etwas. Wir entscheiden, weiter zu fahren, hier zu bleiben macht wenig Sinn. Die gute Teerstraße bleibt oben auf der Hochebene über dem Great Rift Valley, immer wieder mal gelingt uns ein Blick hinunter in die Ebene. Erst kurz vor Singida verlassen wir das Hochland. Dort steuern wir den gleichnamigen, alkalischen See an. Schon von weitem locken uns markante Felsblöcke am Ufer. Dort bauen viele Frauen in mühsamen Arbeitsgängen Salz ab. Wir stellen uns auf die trockene Wiese zwischen Wasser und Felsen, mit freiem Blick auf tausende von Flamingos und vereinzelte Pelikane.

Und weil es hier so schön ruhig ist, bleiben wir gleich noch einen Tag…

Babati – Katesh/Mt. Hanang – Singidia/Lake Singidia  -  1542 Tage unterwegs – 111580 km

28. – 30. August 2018 - Im Strabag-Camp bei Ushirombo

Pizza-Abend im Strabag-Camp Ushirombo

Die Fahrt nach Nzega ist eher eintönig, die Landschaft gibt nicht wirklich viel her. Bei Nzega wissen wir um einen kleinen Staudamm, an dessen Ufer wir uns stellen können. Es ist ein idyllisch ruhiger Platz und wir genießen einen herrlichen Sonnenuntergang.

Die Abkürzung zur Hauptstraße Richtung Westen erweist sich zwar als kilometermäßig deutlich kürzer, ist jedoch mit meist gnadenloser Wellblechstruktur gespickt, so dass wir nur sehr mühsam weiter kommen. Ab und zu müssen wir uns vor den völlig überladenen und mit höllischer Geschwindigkeit an uns vorbeirasenden Überlandbussen in Deckung bringen, die ohne jegliche Rücksicht auf andere über die Staubpiste schliddern. In Ushirombo steuern wir das Baustellencamp der Strabag an, deren Standort wir von den Kollegen in Malawi bekommen hatten. Der Empfang ist überaus herzlich, wir werden sofort zum gemeinsamen Holzofenpizzaessen eingeladen und bekommen einen ruhigen Übernachtungsplatz samt Swimmingpool angeboten. Der Abend mit Felix, Jürgen und all den anderen Mitarbeitern wird lustig und lang…

Heute dürfen wir die LKW-Werkstatt des Camps nutzen, um „Manni“ mal wieder abzuschmieren, und durchzuchecken. Herbert, der österreichische Werkstattleiter, löst auch noch unser elektronisches Rücklichtproblem, indem er ein neues Kabel einziehen lässt. Und wir entdecken eine durchgebrochene Schraube in einem der hinteren Blattfedernaugen, die uns unweigerlich wieder mal einen Super-Gau unterwegs beschert hätte. Ganz herzlichen Dank an das gesamte Strabag-Team für die tolle Unterstützung!

Mit einem guten Gefühl machen wir uns am Nachmittag auf den Weiterweg in Richtung Grenze zu Ruanda. Ab Nyakanazi wird die Straße dermaßen grottenschlecht, dass wir nur noch im Schritttempo um und durch riesige Schlaglöcher kriechen, bis wir endlich einen geeigneten Übernachtungsplatz finden.

Singdida – Nzega – Ushirombo – Nyakanazi – Steinbruch  -  1545 Tage unterwegs – 112135 km

 

31. August – 01. September 2018 - Welcome in Ruanda

Reisfelder

Nach einer zweistündigen, anstrengenden Schlaglochrallye stehen wir an der Grenze zu Ruanda. Die Ausreise aus Tansania und die Einreise nach Ruanda ist in einem Abfertigungsgebäude untergebracht und funktioniert so perfekt und schnell, wie wir es von afrikanischen Hauptgrenzen bisher nicht wirklich gewohnt waren. Hier bekommen wir das East African Visa, das für die nächsten drei Monate auch in Uganda und Kenia gültig sein wird. Die Kontrolle beim Zoll – „Habt Ihr eine gültige Autoversicherung?“ – „Na klar!“. „Und Plastiktüten dabei?“ (sind in Ruanda verboten) – „Natürlich nicht!“, wird sehr lässig gehandhabt. Ach ja, und sogar freien Internetzugang bieten sie im Abfertigungsgebäude an…

Ganz ungewohnt nach so langer Zeit im südlichen Afrika – in Ruanda ist Rechtsverkehr! Kurvenreich, aber gut in Schuss präsentiert sich die schmale Straße in Richtung Norden. Und trotzdem wird bereits jetzt die Straßenerneuerung vorbereitet. Also nicht wie in anderen Ländern Afrikas warten, bis der Asphalt sich aufgelöst hat. Links und rechts der Strecke ist kaum mehr ein Fleckchen Natur zu sehen, Bananenstauden an den Hängen und Reisfelder in den Tälern, dazwischen Menschen über Menschen. Die Besiedelung ist dermaßen dicht, dass es uns nicht möglich ist, einen halbwegs vernünftigen Platz zu finden. In Kibungo/Ngoma stellen wir uns letztlich vor die große katholische Kirche, um ein wenig von den meist sehr neugierigen und leider auch massiv bettelnden Kindern geschützt zu sein. Was für ein Unterschied zu Tansania…

Wir ziehen vor das zur Kirche gehörende Hotel um, da wir deren Internetverbindung nutzen dürfen und stellen mal wieder ein Update unserer Erlebnisse ins Netz. Aber die Verbindung ist oft unterbrochen, also dauert dies den ganzen Tag…

Steinbruch-Camp – Grenze TZ/RW – Kibungo/Ngoma  -  1547 Tage unterwegs – 112270 km

02. – 03. September 2018 - Kigali

Menschenmassen überall im Land

Um nach Kigali zu gelangen, wählen wir die Piste über Sake und die Sumpflandschaft mit den vielen Seen südlich der Hauptstadt. Auf den rund fünfzig Kilometern bis hinüber nach Ramiro zur Asphaltstraße, die nach Burundi führt steht ein Haus am anderen in nicht enden wollenden Bananenplantagen. Die ganze Strecke ein einziges Straßendorf! Wo soll nur die nächste Generation noch Platz finden? Ab Ramiro genießen wir dann die neue Straße Richtung Kigali. Am Weg liegen die Genozid Memorials von Nyamata und Ntarama, wo in den jeweiligen Kirchen tausende Schutzsuchende, hauptsächlich Frauen und Kinder, bestialisch niedergemetzelt wurden. Leider gelingt es diesen Mahnmalen nur schwer, das damals Geschehene entsprechend emotional weiterzugeben. 

Kigali mäandert wie eine Riesenkrake über ein Dutzend Hügel, deren Kopf erste Wolkenkratzer schmücken. Der Bauboom in der Stadt ist enorm, jährlich kommen 100.000 Menschen dazu. Trotzdem ist das gesamte Stadtgebiet auffallend sauber, selbst die Stadtviertel der Ärmsten sind vordergründig wie geschleckt. Wir finden einen ruhigen Platz im Botschaftsviertel vor der mondänen Villa eines wie auch immer reich gewordenen Ruanders.

Leider schlägt unser Versuch, auf der äthiopischen Botschaft unsere Visa zu bekommen fehl, da sie noch keinen Visaservice in der neu eröffneten Vertretung anbieten dürfen. Dafür ist unsere Einkaufsrallye umso erfolgreicher: dem Tipp vom Strabag-Leiter Felix folgend kaufen wir die deutsche Metzgerei gefühlsmäßig fast leer, so lecker lacht uns das überraschend preiswerte Sortiment an. Schinken und Salami, Leberwurst und Aufschnitt, Rinderfilet und Schweinswürstel – die nächsten Wochen sind gerettet! Wir verlassen die Metropole, die eigentlich wie ein großes Dorf wirkt, und fahren noch bis Kamonyi, wo uns eine weithin sichtbare Kirche samt Heim für behinderte Kinder und Schule einen ruhigen Platz bietet.

Kibungo/Ngoma – Sake – Ramiro – Ntarama – Kigali – Kamonyi  -  1549 Tage unterwegs – 112460 km

04. – 05. September 2018 - In den Süden

jeder Quadratmeter in Ruanda ist bewirtschaftet

In Muhanga, der zweitgrößten Stadt des Landes, wenden wir uns nach Süden. Dorf an Dorf, Haus an Haus, die ganze Strecke ist ein riesiges Siedlungsgebiet. Jeder Hügel, mag er noch so steil sein, ist bewirtschaftet. Ursprüngliche Natur gibt es hier nicht mehr. Die Universitätsstadt Huye ist freundlich und übersichtlich und erstreckt sich über viele Hügel und Täler. Auf dem bunten Markt der Stadt erstehen wir frisches Gemüse, das dort reichhaltig angeboten wird. Oberhalb der Stadt, in einem besseren Vorort, entdecken wir einen herrlich gelegenen Sportplatz mit Panoramablick und wir werden herzlich willkommen geheißen.

Den Tag verbringen wir auf dem schön angelegten Parkplatz des Ethnologischen Museums, drehen unseren rechten Vorderreifen auf der Felge, da er sich seit Kurzem eigentümlich ungleichmäßig abfährt. Mal sehen, an was dies liegt. Conny macht noch Ananasmarmelade und bäckt wie gewohnt leckeres Brot. Sonst ist Entspannung angesagt…

Kamonyi – Muhanga – Huye/Ngoma  -  1551 Tage unterwegs – 112530 km

06. – 07. September 2018 - Ein Besuch im Genozid Memorial…

östliche Vollbartmeerkatze

…von Murambi bei Nyamagabe zeigt uns eindrucksvoll die schrecklichen Geschehnisse von 1994 auf. Lange verweilen wir an diesem nachdenklich machenden Ort, können kaum fassen, zu was Menschen fähig sind, wenn sie entsprechend gesteuert werden. Beeindruckt vom Gesehenen erfassen wir kaum die unglaublich hügelige Landschaft auf unserem weiteren Weg nach Westen, natürlich auch hier durchgehend besiedelt und bewirtschaftet. In Kitabi, direkt an der östlichen Grenze des Nyungwe National Parks und in kühlen 2.430 Meter Höhe, schlagen wir uns buchstäblich in die Büsche inmitten eines Eukalyptuswaldes. Und schon prasselt der tägliche Nachmittagsgewitterregen auf unser Dach…

Die Fahrt durch den hochgelegenen Nyungwe National Park ist ein Genuss für das Auge. Die letzten intakten Regenwälder Ruandas werden hier vor dem immensen Bevölkerungsdruck geschützt. Bewaffnete Soldaten patrouillieren, um Abholzung, Wilderei und illegale Landnahme zu verhindern. Und wir entdecken sogar ein paar der seltenen L´Hoest`s Mountain Monkeys! Am westlichen Rand des Parks bedecken Teeplantagen die Hügelketten und in der Ferne erkennen wir bereits den Lake Kivu. Bei Nyamasheke erreichen wir schließlich das Ufer des traumhaft gelegenen Sees. Unterhalb des Ortes schiebt sich eine schmale Landzunge einige Kilometer weit in den See hinein. Und genau an deren Spitze finden wir einen exponierten Platz.

Huye/Ngoma – Murabi – Kitabi – Nyamasheke  -  1553 Tage unterwegs – 112725 km

08. – 10. September 2018 - Traumstrecke entlang des Lake Kivu

unser Übernachtungsplatz in Nyamasheke

Wir verabschieden uns von den Bewohnern der Halbinsel und machen uns auf nach Norden. Seit kurzem erst ist diese Strecke durchgehend geteert, und so cruisen wir ganz entspannt durch diese herrliche Hügellandschaft oberhalb des Lake Kivu. Schöner kann ein See kaum liegen! Ohne Unterlass geht es Hinauf und Hinunter, die Blicke auf den See lassen uns immer wieder anhalten und staunen. Jeder Quadratmeter ist bewirtschaftet, jeder mögliche Flecken besiedelt. Rund um Kibuye ist die grüne Fjordlandschaft dann am Eindrucksvollsten. Dutzende kleiner Inseln liegen vor der Küste, was für ein Bild!

Direkt am Ufer, in einer ruhigen Bucht gelegen, finden wir unseren Traumplatz. Das kleine Hotel Bethany B erlaubt für kleines Geld Camping auf der Wiese unterhalb der Anlage. Ein toller Platz, den wir uns mit einer südafrikanischen Familie für die nächsten Tage teilen.

Unsere Südafrikaner haben ein Boot gechartert und laden uns ein zu einer Rundfahrt in die Inselwelt um Kibuye. Auf einer dieser Inseln leben tausende von kleinen Flughunden, die einen Höllenspektakel veranstalten und uns aus ihren großen Knopfaugen kopfüber an Büschen und Bäumen hängend neugierig anstarren. Nach gut vier Stunden sind wir wieder zurück, gerade rechtzeitig, um dem abendlichen Gewitter zu entgehen.

Nyamasheke – Kibuye  -  1556 Tage unterwegs – 112810 km

11. – 12. September 2018 - Wirklich eine der schönsten Strecken Ostafrikas…

Blick vom Napoleon Island

…ist diese Fahrt entlang des Lake Kivu. Die Landschaft bleibt spektakulär, wir überwinden mehrere Pässe jenseits der 2.000er Höhe, und immer wieder blitzt der See zu uns herauf. Wir erreichen Gisenyi, direkt an der Grenze zum Kongo gelegen, am späteren Nachmittag. Südlich der Stadt, mit herrlichem Blick über den See und in die umliegenden Berge, haben sich ein halbes Dutzend Lodges etabliert, die teilweise auch Campingmöglichkeiten anbieten. Doch deren Stellplätze sind nicht wirklich schön oder übertrieben teuer. So stellen wir uns einfach oberhalb der letzten Lodge neben der Straße auf ein Stückchen Wiese, direkt an die steil abfallende Küste. Es ist eine Sackgasse und somit entsprechend ruhig. Und abends werden wir wieder von einer heftigen Wasserwand abgeduscht.

Von einer nahegelegenen Lodge holen wir uns deren Internetpasswort und schon ist unser Office eingerichtet. Den ganzen Tag werkeln wir so vor uns hin oder sitzen ganz entspannt am Hochufer und blicken hinüber in den Kongo.

Kibuye – Gisenyi  -  1558 Tage unterwegs – 112920 km

13. – 14. September 2018 - Entlang der Virunga-Vulkane

Übernachtungsplatz in Gisenyi

Die Jungs von der Nachbarlodge lassen uns noch unsere Wassertanks auffüllen, dann fahren wir das kurze Stück zurück nach Gisenyi. Die Stadt liegt wirklich schön am nördlichen Ende des Lake Kivu; ein weiter Sandstrand, eine Promenade mit Palmen und Kapokbäumen und gepflegte Gartenanlagen samt alter Villen oder moderner Hotels lässt kaum vermuten, dass nur zwei Kilometer im Moloch Goma das kongolesische Chaos herrscht. Leider ist der Himmel dicht bedeckt, so dass wir auf einen weiteren Tag am Strand verzichten. Auf sehr guter Straße überwinden wir nun gut 1.000 Höhenmeter bis an den Fuß der dicht bewaldeten Virunga-Vulkane, Heimat vieler Berggorilla-Sippen. Die bis zu 4.500 Meter hohen Vulkankegel zeigen sich allerdings nur sehr zögerlich, immer wieder schieben sich dicke Wolkenbänke davor. Der Bevölkerungsdruck ist in dieser Region unglaublich belastend, also entscheiden wir uns, mal wieder ein Camp aufzusuchen. Das Red Rocks Camp bietet eine entspannte Atmosphäre, genau das, was wir jetzt brauchen…

Nach einer ausgiebigen Diskussion mit einem amerikanischen Arzt, einem Afrikafrischling, dem wir unverblümt die Augen für die afrikanische Wirklichkeit öffnen konnten, decken wir uns auf dem sehr authentischen Markt in Musanze mit ordentlich Obst und Gemüse ein, bevor wir uns auf den Weg in Richtung Grenze nach Uganda machen. Doch zunächst locken uns noch die beiden Seen Lake Ruhondo und Lake Bulera. Nur durch einen schmalen Lavarücken voneinander getrennt, schmiegen sie sich malerisch in die Landschaft ein. Auf einem Aussichtshügel über den beiden Seen bietet sich mit der noblen Virunga-Lodge eine sehr exklusive Unterkunft an, wo man für lächerliche 600 Euro pro Person die Nacht verbringen darf. Wir stellen uns einfach in eine Parkbucht kurz davor und genießen das abendliche Panorama auf die Vulkane zum Nulltarif…

Gisenyi – Musanze/Nkotsi – Twin Lakes  -  1560 Tage unterwegs – 113035 km

15. September 2018 - Ab nach Uganda

Was für ein Ausblick auf die Virunga Vulkane!

Lange sitzen wir auf unserem Aussichtsplatz, lassen das grandiose Bild der sechs von hier sichtbaren Virunga-Vulkane auf uns wirken. Es ist ein tolles Abschiedsgeschenk, das uns Ruanda hier bietet. Die Grenze zu Uganda ist von hier aus nur einen Katzensprung entfernt, und wir sind gespannt auf Neues…

Die Einreise nach Uganda geht ganz entspannt vor sich, da wir ja bereits unsere East African Visa im Pass haben. Einreisestempel in den Pass, Carnet abgestempelt und Roadtax bezahlt, und schon sind wir durch. Unser erstes Ziel ist der nahegelegene Lake Mutanda, von Kisoro aus über eine schmale Bergpiste erreichbar. Wir haben Glück, die abendlichen Gewitterregen konnten der Piste nicht wirklich viel anhaben, die Strecke ist weitgehend trocken. Als wir den See erreichen, öffnet sich uns ein Panorama erster Güte. Die Wasserfläche mäandert in unzählige kleine Buchten, bewaldete Inselchen scheinen lautlos umher zu schwimmen. Und über all dem thronen die gigantischen Virunga-Vulkane!

Am Nordende des malerisch gelegenen Sees liegt die von Hundertwasser inspirierte „Chameleon Lodge“ unauffällig in die steile Uferlandschaft eingebettet. So schön die Location auch ist, für uns bietet sie keinen guten Ort zum Verweilen. Doch nur wenige Meter entfernt, auf einem exponierten Hügel hoch über dem See, lockt uns ein neu gebautes und noch nicht bezogenes Haus mit großzügigem Vorplatz. Der Besitzer weilt in der Hauptstadt, doch wir machen seinen Bruder ausfindig, der uns erlaubt, das Grundstück zu nutzen. Optimaler geht es nicht!

Twin Lakes – Grenze Ruanda/Uganda – Kisoro – Lake Mutanda  -  1561 Tage unterwegs – 113080 km

16. – 17. September 2018 - Genau so…

Frühstück vor einer Traumkulisse

…muss einmal das Paradies ausgesehen haben: mächtige Vulkane, längst erloschen nach ihren feuerspeienden Urgewalten, aufgereiht am endlos erscheinenden Horizont. Gut versteckt tummeln sich Berggorillas und Goldmeerkatzen im undurchdringlichen Dickicht, streifen Büffel und Waldelefanten durch die bewaldeten Hänge, schleichen Leoparden und Hyänen auf der Suche nach unvorsichtiger Beute an den zahlreichen Wasserläufen entlang. Unzählige Seen füllen die tiefen Täler zwischen den längst erkalteten Lavaströmen, mit einem grünen Teppich aus Buschwerk und Pflanzen überwachsen. Was für ein Bild!

Die auf jedem noch so kleinen Hügel in der Sonne blinkenden Blechdächer tausender Hütten zwischen dem Flickenteppich der mühsam bestellten Felder bringen uns in die harte Realität zurück. Der Mensch ist dabei, wieder mal ein Paradies zu zerstören. Ohne Verständnis, ohne Rücksicht auf die grandiose Natur bestreitet er seinen täglichen Kampf ums Überleben. Wie viele Generationen wird es noch brauchen, diesem Bild letztlich den Garaus zu machen?

Lake Mutanda  - 0 km -  1563 Tage  / 113080 km

18. – 20. September 2018 -- Am Lake Bunyonyi

eine gerade mal Manni-breite Piste

Nach drei entspannten Tagen hoch über dem Lake Mutanda hoppeln wir die Piste zurück nach Kisoro und genießen die neue Asphaltstraße hinüber zum Lake Bunyonyi. Zwei Pässe gut über der 2.000er Grenze müssen wir überwinden, bevor wir einen ersten Panoramablick auf den tief unter uns eingebetteten See erhaschen. Am nordöstlichen Ufer führt eine wirklich schmale und erdige Piste entlang bis zu einer markanten Halbinsel, auf der sich eine Campingmöglichkeit anbietet. Die Zufahrt von der Uferpiste hinunter zum Amasiko Homestay Camp ist genau so breit wie „Manni“ und wir müssen so manchen Busch kappen und Äste absägen, um unser Ziel zu erreichen. Doch es lohnt sich, der Platz ist toll gelegen und perfekt zum Baden geeignet.

Wir müssen heute weiter in Richtung Kabale, sind dort mit Wolfgang Bauer, einem leidenschaftlichen Fotografen und Tourguide, verabredet. Seit Jahren haben wir Kontakt über Facebook und jetzt ergibt sich endlich die Gelegenheit, uns persönlich kennen zu lernen. Unser Treffpunkt ist eine Panorama-Lodge über dem Lake Bunyonyi und wir dürfen inclusive herrlichem Ausblick über den See zwei Tage dort kostenlos auf dem Parkplatz stehen.

Wolfgang und seine dreiköpfige Truppe sind ausgesprochen nett, wir verstehen uns auf Anhieb prächtig und verbringen zwei interessante Tage zusammen. Sie laden uns zu einer Bootsfahrt auf dem von unzähligen Inselchen bestückten See ein und bei den gemeinsamen Abendessen gibt es viel über Afrika zu erzählen.

Lake Mutanda – Kisolo – Lake Bunyonyi – Arcadia Lodge  - 50 km -  1566 Tage  / 113170 km

21. – 22. September 2018 - Durch den Bwindi Nationalpark

Colubus Affe mit Baby

Der bunte Markt in der Provinzstadt Kabale füllt unsere leer gegessenen Vorratsschränke mit frischem Obst und Gemüsen. Anschließend machen wir uns auf den Weg zum Bwindi Nationalpark, der vor allem bekannt ist für seine vielen habituierten Berggorilla-Gruppen, die sich hier für sehr teures Geld besuchen lassen. Direkt vor dem Ndego-Gate stellen wir uns an die Abbruchkante neben den Pistenrand, die Aussicht in die weit unter uns liegenden Täler ist herrlich und der sehr spärliche Verkehr kommt nach Einbruch der Dunkelheit vollständig zum Erliegen, da die Schranke am Parkeingang über Nacht geschlossen wird.

Wir beschränken uns auf den Transit auf der ordentlichen Piste durch den undurchdringlich scheinenden Bergwald und erfreuen uns an den unzähligen Colobusäffchen, die wie wild im Urwald umher turnen. Die Fahrt ist wirklich schön, der natürliche Bergwald begeistert in seiner unverfälschten Ursprünglichkeit und wir erreichen letztlich eine Höhe von 2.500 Metern. Doch kaum verlassen wir die geschützten Flächen, wird der Bevölkerungsdruck spürbar. Die Felder reichen bis an die Waldgrenze, auf jedem ebenen Plätzchen steht ein kleines Haus und Heerscharen von Kindern rennen bettelnd neben „Manni“ her, der sich über Stock und Stein oft im Schritttempo quält. Trotzdem, die Landschaft ist wunderschön, Teeplantagen, Kaffeesträucher und Bananenstauden wechseln sich auf den steilen Hängen ab, die terrassenartig angelegten Felder sind fleißig bestellt. Immer wieder blockieren kleine Muren die schmale Piste, erfreulicherweise sind sie schon auf Durchfahrtsbreite weggeschippt. Als wir die Streusiedlung Rutendere erreichen, parken wir sehr zur Freude der umliegenden Bewohner für die kommende Nacht auf einer ebenen Fläche zwischen dortiger Grundschule und Kirche.

Arcadia Lodge – Kabale – Bwindi NP – Rutendere  - 50 km -  1568 Tage  / 113270 km

23. September 2018 - In den Queen-Elisabeth-Nationalpark (QENP)

Elefanten haben immer Vorfahrt!

Der Kontakt zu den Menschen rund um Schule und Kirche war mal wieder sehr entspannt und wir schenken den unaufdringlichen und netten Kindern zum Abschied einen unserer Fußbälle, den der junge Pfarrer in Verwahrung nimmt, damit er auch immer allen zur Verfügung steht und nicht irgendwann verschwunden ist.

Die weiterführende Piste ist ganz gut in Schuss und so kommen wir zügig vorwärts. Der letzte größere Ort vor dem QENP ist Kihihi, ab hier wird die Strecke so schmal, dass wir bei erfreulicherweise nur sehr sporadischem Gegenverkehr „Manni“ fast schon in den Graben lenken müssen, um aneinander vorbei zu kommen. Unbemerkt erreichen wir das Nationalparkgelände, keine Schranke, kein Tor, nicht einmal ein Rangerhäuschen markiert die Grenze. Die Strecke ist als Transitstraße kostenfrei und  sofort tauchen wir in die so typisch afrikanische Naturlandschaft ein. Keine Menschen mehr um uns herum, nur noch Gras, Bäume und Vogelgezwitscher. Und den Horizont markieren die Berge aus dem nahen Kongo.

Plötzlich tauchen um uns herum immer mehr graue Rücken und wedelnde Ohren auf. Über dreißig Dickhäuter zählen wir, die durch die Savanne ziehen oder sich vor der Mittagssonne schützend unter den weit ausladenden Akazien tummeln. Zeitweise stehen einige von ihnen keine fünf Meter neben uns! Was für ein tolles Erlebnis! Am späteren Nachmittag kündigt starker Wind und schwarzer Himmel ein heftiges Gewitter an. Als die ersten Donnerschläge krachen, nehmen die Elefanten Reißaus, rennen mit fliegenden Rüsseln und Ohren davon. Und wir dürfen uns wenig später, als der Regen nachgelassen hat, bei den Rangern direkt vor den Southern Gate Parkeingang stellen, um dort die Nacht zu verbringen.

Rutendere – Butogota – Kihihi – QENP/Southern Gate  - 40 km -  1569 Tage  / 113310 km

24. September 2018 - Weit kommen wir heute nicht…

Sonnenaufgang im Queen Elisabeth Nationalpark

…denn immer wieder bleiben wir stehen, um die direkt neben der Piste grasenden Tiere zu beobachten. Imposante Büffelherden wechseln sich ab mit scheuen Wasserböcken, mächtige Leierantilopen ziehen souverän durchs hohe Gras, während flinke Impalas und Uganda-Kobs aufmerksam umher äugen. Nach zwanzig Kilometern biegen wir auf einen sehr schmalen Weg zur @theRiver-Campsite ab, die herrlich ruhig und versteckt am Ntumgwe River liegt. Dort verbringen wir einen entspannten Nachmittag am Fluss und einen netten Abend am großen Lagerfeuer.

QENP/Southern Gate – QENP/@theRiver-Camp – 20 km – 1570 Tage / 113330 km

25. September 2018 - An den Lake Edward

Dorfleben...

Am späteren Vormittag machen wir uns auf den Weiterweg durch den Nationalpark, übrigens immer noch kostenfrei auf der Transitpiste. Diese wird nach einigen Kilometern dermaßen grottenschlecht, gespickt mit riesigen, kraterähnlichen, wassergefüllten Schlaglöchern, so dass wir einige Zeit nur mehr im Schritttempo vorwärts kommen. Aber das stört uns nicht wirklich, denn wir halten weiterhin konzentriert Ausschau nach der Tierwelt um uns herum. Doch die versteckt sich heute ziemlich gut, lediglich ein paar Böcke und eine kleinere Büffelherde können wir ausmachen.

Gegen Mittag verdunkelt sich der Himmel und wenig später prasselt ein heftiger Gewitterregen auf uns nieder. Die Piste wird sofort gefährlich schmierig, so dass wir auf einer betonierten Brücke kurz vor Kisenyi das Ende der Regenfälle abwarten. Als die Sonne langsam wieder die Oberhand gewinnt, fahren wir auf der matschigen Dorfstraße vorsichtig in Richtung des dort ausgeschriebenen Campingplatzes unweit des Lake Edward. Doch dessen Zufahrt steht tief unter Wasser, der Untergrund ist extrem weich. Mit solchen Gegebenheiten hatten wir schon öfters unsere Erfahrungen machen müssen, und so entscheiden wir, am Dorfeingang neben der kleine Kirche auf sicherem Grund zu übernachten.

QENP/@theRiver-Camp – Kisenyi  -  45 km  -  1571 Tage / 113375 km

26. September 2018 - Wildlife-Paradies am Lake Edward

Hippo mit Nachwuchs

Eigentlich bietet sich Kisenyi an, noch einen Tag hier zu bleiben. Das sehr einfache, authentische Dorf mit seinen freundlichen Menschen ist sympathisch, am vermüllten Sandstrand liegen jede Menge Fischerboote und im Wasser tummeln sich unzählige Hippos, die nachts durchs Dorf watscheln. Hässliche Marabus und elegante Kronenkraniche wandeln zwischen den Hütten umher, Wasserböcke, Antilopen und manchmal sogar Elefanten lassen sich am Waldrand sehen. Doch leider versinken die Dorfstraße und auch die meisten Wege im Morast und unser Standplatz zwischen Schule und Kirche ist auch nicht eben optimal für einen längeren Aufenthalt.

So verlassen wir Kisenyi im Lauf des Vormittags wieder. Die nach Norden führende Straße ist überraschenderweise in einem guten Zustand, und so sind wir rasch am Kazinga Channel, der Wasserstraße zwischen Lake Edward und Lake George. Wir wenden uns nach Westen, passieren den salzhaltigen Kratersee Nyamunuka und erreichen kurz vor Katwe wieder den Lake Edward. Dort verbringen wir mehrere Stunden mit der Beobachtung riesiger Elefantenherden und Hippokolonien, bevor wir uns am Ortsrand von Katwe auf eine große Wiesenfläche stellen. Auch hier verbringen viele Hippos den Tag faul im Wasser, doch in der Nacht grasen sie direkt um „Manni“ herum.

Kisenyi – Katunguru/Kazinga Channel – Katwe  -  55 km  -  1572 Tage / 113430 km

27. – 28. September 2018 - Natur pur am Lake George

Boote am Fischmarkt von Katwe

Als morgens die Fischer von Katwe so nach und nach vom nächtlichen Fischfang hereinkommen, nutzen wir die Gelegenheit, frischen Fisch auf dem bunten Markt zu erstehen. Die gesamte Szenerie in der sichelförmigen Bucht mit den schlanken Holzbooten, den quirligen Marktaktivitäten und den geschäftigen Arbeiten der Fischer ist ein wahrer Augenschmaus. Gesättigt von all den Eindrücken des morgendlichen Dorflebens machen wir uns auf den Weg zu Lake George. Wir queren dazu wieder Teile des QENP und beobachten auch wieder einiges an Wild neben der Strecke. Die Straße endet in Kesenyi, direkt am Ufer des Lake George. Ein schmaler Hohlweg bringt uns zum dortigen Lake Retreat, einer sehr einfachen Campingmöglichkeit am See.

Dieser Platz entpuppt sich als wahres Paradies. Wir sind die einzigen Besucher, nichts stört die Natur um uns herum. Vor uns im Wasser lümmeln Dutzende fauler Hippos, links und rechts unseres Standplatzes findet immer wieder mal ein Elefant seinen Weg zum erfrischenden Nass. Warzenschweine und Wasserböcke ziehen umher, Kronenkraniche, Nimmersatt-Störche und Ibisse staksen durch das feuchte Gras. Hier bleiben wir…

Den ganzen Tag begeistern wir uns an der Tierwelt um uns herum. Einfach schön, ganz ohne Zaun so mittendrin zu sein. Und am Nachmittag zeigen sich uns sogar die schneebedeckten Gipfel des Ruwenzori-Massivs – ein ganz seltener Anblick! Am Abend kommen dann doch noch weitere Gäste, Nicole und Phillip sind mit dem Mietwagen auf Uganda-Rundreise. Wir verstehen uns auf Anhieb super und es wird eine lange Nacht am Lagerfeuer…

Katwe – Kesenyi Lake Retreat  -  40 km  -  1574 Tage / 113470 km

29. September 2018 - Wir sind wieder auf der Nordhalbkugel!

Äquatortaufe!

Auch der Vormittag ist schnell verquatscht, erst mittags trennen sich unsere Wege. Kaum haben wir den QENP endgültig verlassen, zeigt unser Navi S 0°00.000` an. Nach über drei Jahren auf der Südhalbkugel queren wir den Äquator zum zweiten Mal auf eigenen Rädern - der Norden hat uns wieder! Ein weiterer Meilenstein auf unserer Trans-Afrika-Reise…

Wir passieren Kasese am Fuße des Ruwenzori-Gebirges, dessen Gipfel sich wieder in dichte Wolken hüllen. Die hügelige Landschaft rund um das mächtige Massiv ist extrem fruchtbar, über 300 Regentage im Jahr sorgen für reiche Ernten. Als wir das kleine Straßendorf Rwimi erreichen, wenden wir uns unserem nächsten Ziel entgegen, dem Kasenda Crater Lake Field. Mehr als vierzig Kraterseen prägen diese kultivierte Region, die Dörfer, Plantagen und Felder ducken sich um die Zeugnisse früher Erdgeschichte. Eine schmale Erdpiste schlängelt sich hindurch; „Manni“ sorgt mal wieder für Aufsehen, denn ein Laster kommt hier wohl äußerst selten durch. Am Lake Kasenda gibt es ein einfaches Camp direkt am Wasser, dort sitzen wir noch lange unter dem dichten Blätterwald im Urwald und lauschen dem ohrenbetäubenden Froschkonzert.

Kesenyi Lake Retreat – Äquator – Kasese – Lake Kasenda  -  100 km  -  1575 Tage / 113570 km

30. September – 01. Oktober 2018 - Durch das Kasenda Crater Lake Field

...ich knutsch mich selbst!

Entlang der erdigen und schmalen Piste, bei Regen ein gefährliches oder eigentlich unmögliches Unterfangen, reiht sich ein Kratersee an den nächsten. Am Lake Nkuruba hat die dort ansässige Gemeinde im dichten Urwald rund um den gleichnamigen See ein einfaches Camp eingerichtet. Zwei lustige Gruppen von schönen Colobusäffchen und frechen Grünmeerkatzen sorgen für viel Abwechslung während unseres Aufenthaltes. Und eine Reihe interessanter Vögel geben ein ununterbrochenes Konzert. Natur pur.

Unsere Fahrt auf schmalen Nebenstrecken über den Marktflecken Rwaihamba und entlang weiterer Kraterseen in Richtung Fort Portal müssen wir an einer matschigen Steigung abbrechen. „Manni“ fängt schon bei der Anfahrt leicht zu rutschen an, also keine Chance, da hochzukommen. Der Umweg ist nicht allzu groß, und wir erreichen Fort Portal gegen Mittag, um den dortigen Hauptmarkt zu stürmen und einen kleinen Supermarkt zu plündern. Anschließend schleichen wir über noch leicht feuchte Erdpisten zur Kluges Guest Farm, die ein paar Kilometer vor der Stadt auf einem weiten Plateau liegt. Hier hat Stefan mit seiner ugandischen Frau Mariam ein wahres Paradies für zahlungswillige Gäste geschaffen und bietet auch Campingmöglichkeiten an. Alles schön hier, aber auch ein wenig abgeschieden vom eigentlichen Uganda. Nicht wirklich authentisch und deshalb nicht so unser Ding. Aber Stefan ist super nett, und letztlich dürfen wir als persönliche Gäste der Beiden auf dem Parkplatz kostenlos übernachten, da wir keine Einrichtungen in Anspruch nehmen.

Lake Kasenda – Lake Nkuruba – Fort Portal – Kluges Guest Farm  -  75 km  -  1577 Tage / 113645 km

02. – 03. Oktober 2018 - Ein weiter Sprung zum Lake Victoria

Blick in den zentralen afrikanischen Grabenbruch

Stefan verkauft auf seiner Farm selbst Geschlachtetes und Verarbeitetes, so dass wir in den Genuss von wirklich leckerem Fleisch und Wurst kommen. Die Tiefkühltruhe ist also wieder randvoll bestückt, als wir die riesige Farm verlassen. Ein kurzer Abstecher Richtung Kongogrenze lässt uns noch einen Blick über die Abbruchkanten des ostafrikanischen Hochlandes hinunter ins nebelverhangene Kongobecken werfen. Dort weiter zu fahren hat im Moment wenig Sinn, da sich hartnäckiger Dunst im weiten Tal hält. Also entscheiden wir, der Region am Ruwenzori-Massiv endgültig den Rücken zu kehren, auch weil die einsetzende kleine Regenzeit das Reisen immer massiver erschwert. In Fort Portal biegen wir ab nach Süden und fahren durch sanfte Hügellandschaften entlang des Crater Lake Fields, queren den primatenreichen Urwald des Kibale Forest Nationalparks und finden am späten Nachmittag südlich von Ibanda einen ruhigen Platz hinter einer kleinen Kaffeefabrik auf einem von Hecken geschützten Fußballplatz.

Auch heute machen wir Strecke, die Gegend ist nicht wirklich spannend. Rasch sind wir in Mbarara, ab hier geht es ostwärts in Richtung Lake Victoria. Im leicht chaotisch-afrikanischen Masaka biegen wir auf eine raue Piste ab, die uns bis zum Lake Nabugabo durchschüttelt. Dieser fast kreisrunde See ist nur durch eine breite Sandbank vom riesigen Lake Victoria getrennt. Ein in traumhafter Uferlage angelegtes Holiday Resort mit preiswerter Campingmöglichkeit ist unser Ziel, und wir werden nicht enttäuscht. Was für ein Plätzchen. Hier bleiben wir…

KGF. – Fort Portal – Mbarara – Masaka – Lake Nabugabo  -  395 km  -  1579 Tage / 114040 km

04. – 06. Oktober 2018 - Chillen…

Camp direkt am See

…ist angesagt. Der Platz ist super zum baden und lesen, und Internet gibt’s auch ab und zu. Aber auch viel Hausarbeit ist mal wieder zu erledigen. Und wir müssen immer ein wachsames Auge auf die frechen Grünmeerkatzen haben, die um „Manni“ schleichen. Einmal überlisten uns zwei von ihnen, schon sind sie im Auto und klauen unsere Bananen aus der Obstschale! 

Nach zwei Tagen am See brechen wir wieder auf. Je näher wir der Region um Kampala kommen, umso dichter wird der Verkehr. Aber noch geht es ganz entspannt der Metropole entgegen. Kurz vor der Hauptstadt biegen wir auf eine Piste ab, die zu einem kleinen Fähranleger führt. Von dort wollen wir praktisch durch die Hintertür nach Entebbe übersetzen. Da wir erst gegen Abend dort eintreffen, beschließen wir, am nächsten Morgen die erste Fähre zu nehmen. Der wachhabende Polizist bietet uns an, die Nacht direkt im abgesperrten Fährbereich mit Blick hinüber nach Entebbe zu verbringen, was wir natürlich dankend annehmen.

Lake Nabugabo – Mpigi – Fähranleger nach Entebbe  -  130 km  -  1582 Tage / 114170 km

07. Oktober 2018 - „Manni“ schwimmt nach Entebbe

Fähre nach Entebbe

Es dauert so seine Zeit, bis die morgendliche Fähre endlich abfahrtsbereit ist. Afrikanische Organisation halt, etwas chaotisch, aber irgendwie liebenswert entspannt. Als der altersschwache Ponton die Anlagestelle in Entebbe erreicht, ist die Ausfahrt zwischen windschiefen Holzverschlägen der Händler dermaßen zugeparkt, dass „Manni“ schlicht stecken bleibt in all dem Chaos. Doch die Passanten sind einfallsreich, ein zu weit in der Fahrspur parkender PKW wird einfach mal eben etwas zur Seite gehoben. Entebbe selbst enttäuscht, von der so gerne gepriesenen Internationalität ist wenig zu spüren. Einzig der gut bestückte Shoprite-Supermarkt rechtfertigt einen kurzen Stopp.

Wir entscheiden, den sonntäglich überschaubaren Verkehr rund um den Großraum Kampala zu unserem Vorteil zu nutzen, um dem totalen Montagschaos zu entgehen und starten durch gen Osten. Trotz Sonntag ist der Verkehr auf der Hauptachse nach Jinja unglaublich dicht, oft geht es nur im Stop-and-Go-Rhythmus vorwärts. Als wir endlich in Jinja ankommen, sind wir leicht geschafft, aber das verfliegt schnell, als wir die tolle Szenerie um die Quellen des Nil entdecken. Und genau dort finden wir im Garten von Rita einen ruhigen Platz zum Übernachten.

Entebbe – Kampala – Jinja/Bukaya  -  125 km  -  1583 Tage / 114295 km

08. – 11. Oktober 2018 - Die Quellen des Nil…

die Kalagala Falls

…waren jahrzehntelang das Ziel vieler Forschungsreisenden, und es schon ist ein besonderes Gefühl, nun auch hier zu stehen. Denn nach den Ufern des Niger, des Kongo und des Sambesi haben wir mit dem Nil jetzt auch den letzten der vier großen Ströme Afrikas auf eigenen Rädern erreicht!

Wir fahren am westlichen Nilufer ein Stück gen Norden. Immer wieder bietet sich uns ein toller Blick hinunter auf den hier aufgestauten Strom. Erst ab den Bujagali Falls fließt er wieder in seinem ursprünglichen Bett. Besonders schön ist die Umgebung der Kalagala Falls, hier rauscht das Wasser durch enge Passagen um kleine, üppig bewachsene Inseln herum. Direkt bei den Fällen, auf dem Gelände der Wildwaters Lodge, dürfen wir kostenlos campen und werden auch noch eingeladen, die Insel mit der Edellodge zu besuchen.

Zurück in Jinja, diesmal auf einem Ausflug entlang des östlichen Ufers, treffen wir Claudia und Christoph aus Windhoek. Auch sie sind mit ihrem Laster auf großer Afrikareise und wir verabreden uns auf dem Panorama-Camp „Source of the Nile“. Wir verstehen uns auf Anhieb prächtig, schwelgen in Erinnerungen an Namibia und entdecken jede Menge gemeinsame Freunde und Bekannte.

Jinja/Bukaya – Kalagala Falls – Jinja/Source of the Nile  -  115 km  -  1587 Tage / 114410 km

12. – 13. Oktober 2018 - Rund um den Mount Elgon

mit Claudia und Christoph an der Quelle des Nils

Nach zwei langen Abenden trennen sich unsere Wege wieder. Bei den Fischern vor Ort kaufen wir uns ein weiteres Mal vier kapitale Nilbarsche für jeweils umgerechnet etwas über einen Euro das Stück. Diese Fische sind einfach super im Geschmack. Dann machen wir uns auf die Fahrt gen Osten. Wir queren nochmal den Nil, und über Iganga und Mbale erreichen wir den hartnäckig verhangenen Riesenvulkan Mount Elgon. Seine 4.321 Gipfelmeter blitzen nur ganz kurz zwischen den Regenwolken auf. Wenig später, nach dem hecktisch-chaotischen Mbale, parken wir „Manni“ in Mafudu direkt neben der kleinen katholischen Kirche und werden von den Nachbarn ganz herzlich willkommen geheißen.

Traumwetter weckt uns schon früh. Der Mount Elgon füllt den Horizont mit seiner unspektakulären Weite, darüber spannt sich strahlend blauer Himmel. So hatten wir das schon lange nicht mehr! Die kurze Fahrt hinauf zu den Sipi Falls, drei nacheinander über steile Abbrüche donnernde Wasserfälle, ist schnell hinter uns gebracht, und wir quartieren uns auf einem kleinen Camp direkt gegenüber dem Hauptwasserfall ein, der seine Wassermassen über eine senkrechte Kante mehr als 100 Meter tief in eine üppig grüne Schlucht stürzt. Auf der anderen Seite weitet sich das schmale Tal auf einem landwirtschaftlich genutzten Plateau, bevor es sich weiter unten in der unendlichen Ebene verliert.

Was für ein Platz! Den ganzen Tag verbringen wir hier oben an der Kante und saugen die herrliche Natur in uns auf. Doch urplötzlich, als es sich zwei unserer Nilbarsche soeben auf dem heißen Grill gemütlich machen, ist es vorbei mit dem sommerlichen Wetter. Ein heftiges Gewitter treibt uns samt den beiden Flossenträgern ins Trockene, während um uns das Wetter tobt und neben uns einen Baum sowie ein paar Meter Zaun in den Abgrund befördert.

Jinja – Iganga – Mbale – Sironko – Sipi Falls  -  210 km  -  1589 Tage / 114620 km

14. Oktober 2018 - Ab nach Kenia!

Sipi Falls

Unsere Idee, weiter um den Mount Elgon zur Grenze nach Kenia zu fahren, können wir nach den nächtlichen Regenfällen getrost vergessen. Die Bergpiste versinkt im Morast, es wäre höchst riskant, „Mannis“ zehn Tonnen auf der schmierigen Strecke entlang den Abgründen zu bewegen. Also fahren wir entspannt auf der Asphaltstraße wieder hinunter nach Mbale und weiter über Tororo zum Hauptgrenzübergang. Dieser ist extrem frequentiert, tausende von Lastern stauen sich in beiden Richtungen, da hier die gesamte Versorgung von Uganda, dem Südsudan, sowie Teilen Kongos und Ruandas die Grenze passiert. Glücklicherweise beeinträchtigt dies unser Abfertigungsprozedere nicht, denn in sehr effizienter und korrekter Weise bringen wir die Formalitäten rasch hinter uns.

Unsere ersten Kilometer in Kenia bringen uns einer pechschwarzen Gewitterfront näher, und kurz vor Webuye ist es dann soweit. Der Regen ist so heftig, dass wir uns erst mal abseits der Straße in Sicherheit bringen. Eine Stunde später steht alles um uns herum unter Wasser. Bei einem Dorf bei Webuye finden wir ein wenig später dann auf dem Gelände einer Schule einen guten Platz zum Übernachten, wo wir von herbeigerufenen Lehrern herzlich willkommen geheißen werden.

Sipi Falls – Mbale – Tororo – Grenze Uganda/Kenia – Webuye  -  180 km  -  1590 Tage / 114800 km

15. – 17. Oktober 2018 - Auf das Uasin Gishu Plateau

Blick ins Kerio Valley

Nach einem informativen Gespräch mit dem Schuldirektor, aber noch vor dem Frühstück machen wir uns vom Acker, da der Schulbetrieb bereits um halb sieben beginnt. Den Vormittag verbringen wir dann gemütlich am Ufer des Nzoia River, bevor wir über das Nandi Escarpment das Uasin Gishu Plateau erklimmen. Als kurz vor Eldoret dann die tägliche Gewitterfront über uns hinwegfegt, nutzen wir dies zur Mittagsrast. Eldoret selbst ist keinen Besuch wert, und so sind wir nach ein paar Einkäufen auch gleich wieder „on the road“. Die Landschaft ändert sich nun deutlich. Die bisher dominierenden Wälder weichen großen Farmen, auf denen Weizen und Mais angebaut wird. Traktoren und Mähdrescher zeugen von moderner Landwirtschaft. Wir erreichen Iten, das über 2.300 Meter hoch gelegene Zentrum der kenianischen Langstreckenläufer, die immer wieder mal bei internationalen Sportevents für Furore sorgen. Hier bricht das Elgeyo Escarpment steil ab ins Kerio Valley. In einer engen Kehre gleich hinter Iten, an einem grandiosen Aussichtsparkplatz mit Bar und Restaurant, dürfen wir uns für die kommende Nacht einrichten.

Den ganzen Tag verbringen wir hier oben und genießen den tollen Blick hinunter ins Kerio Valley. Am Nachmittag wechseln wir ein paar Meter weiter zum Kerio View Hotel, wo wir freies Internet bekommen und vor dem schicken Anwesen auch kostenlos die Nacht verbringen dürfen. Und weil es gerade so entspannend ist und auch das Wetter sich nicht von der besten Seite zeigt, bleiben wir noch einen weiteren Tag dort.

Webuye – Eldoret – Iten  -  130 km  -  1593 Tage / 114925 km

18. Oktober 2018 - Durch das Kerio Valley in die Tugen Hills

canyon des Kerio Valley

Leider verstecken auch heute die dichten Wolken die Abbruchkante des Elgeyo Escarpment und die dahinter sich bis auf 3.500 Meter hoch aufragenden Cherangani Hills. Also verzichten wir auf die Rundfahrt entlang dieser tollen Landschaft und lassen „Manni“ langsam die steile Straße ins Kerio Valley hinunterrollen. Unterwegs begeistern immer wieder die weiten Blicke hinaus in die bewaldete Ebene des über 1.000 Höhenmeter unter uns sich ausbreitenden Tales und die senkrecht abbrechende Wände des Elgeyo Escarpments mit dem über 70 Meter hohen Torok Wasserfall. Im wesentlich wärmeren Kerio Valley queren wir den Kerio River an einer Stelle, wo er sich tief in den Basalt eingeschnitten hat und damit einen schmalen und tiefen Canyon schuf. Nun windet sich die Straße wieder rund 1.000 Meter hoch in die Tugen Hills, die beim Einbruch des Ostafrikanischen Grabens aufgestellt wurden. Oben angekommen, nicht weit nach Kabernet, entdecken wir einen netten Platz für eine ausgiebige Mittagsrast. Und da es hier so schön ruhig ist und wir einen guten Rundblick auf die bewaldeten Tugen Hills genießen können, bleiben wir gleich bis zum nächsten Tag.

Iten – Kerio Valley – Kabernet  -  65 km  -  1594 Tage / 114990 km

19. – 21. Oktober 2018 - Hinunter ins Great Rift Valley…

unser Camp am Lake Baringo

…und für ein paar Tage an den Lake Baringo, das ist unser nächstes Ziel. Steil schraubt sich die Straße die Ostflanke der Tugen Hills hinunter, gibt dabei immer wieder weite Blicke ins Great Rift Valley frei. 1.000 Höhenmeter später erreichen wir bei Marigat den Boden des gigantischen Grabenbruchs. Nur ein kurzes Stück welliger Asphalt trennt uns nun noch vom Lake Baringo.

Im „Robert`s Camp“ finden wir ein herrliches Naturparadies. Wir dürfen uns fast direkt an die Wasserlinie stellen und können so völlig ungestört die reichhaltige Vogelwelt beobachten. Vor uns gleiten Krokodile durchs stille Uferwasser und nachts grasen mächtige Hippos um „Manni“ herum. Selten haben wir einen solch idyllischen Platz erlebt.

Kabernet – Marigat – Lake Baringo/Robert`s Camp  -  55 km  -  1597 Tage / 115045 km

22. Oktober 2018 - Auf das Laikipia Plateau

neugierige Giraffe

Wir verabschieden uns von unserem kleinen Paradies hier am Lake Baringo und ziehen weiter. Im staubigen Nest Loruk wenden wir uns nach Osten, auf eine steinige Piste, die uns immer wieder herrliche Blicke auf den unter uns liegenden See mit seinen vielen Inseln frei gibt. Nur langsam kommen wir voran, doch die karge Landschaft, in der nur wenige Menschen ihr mühsames Dasein fristen, entschädigt mit ihrer grenzenlosen Weite. Vorbei an der Farm der bekannten Schriftstellerin Kuki Gallmann stoßen wir nach einer anstrengenden Pistenfahrt auf die Hauptstrecke hinunter nach Rumuruti. Ab hier wird es eintönig, bretteben präsentieren sich die Ausläufer des Laikipia Plateaus. Riesige Rinderherden werden von den hier heimischen Samburus über die staubigen Flächen getrieben, zerstören nachhaltig den Boden und dringen dabei immer wieder illegal in die geschützten Farmflächen ein. Aber auch viele Zebras tummeln sich auf den Weiden. Plötzlich überrascht uns eine nicht erwartete, neu asphaltierte Straße, auf der wir rasch vorankommen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit entdecken wir ein großes Schulareal, an dessen Rand wir einen angenehm ruhigen Platz zum Übernachten finden.

Lake Baringo – Loruk – Jct. Mugle Ranch – Rumuruti/Mt. Mary  -  160 km  -  1598 Tage / 115205 km

23. – 24. Oktober 2018 - Zurück ins Great Rift Valley

am Lake Elmentaita

Dicke Regenwolken über dem Mount Kenya und den Aberdare Mountains lassen uns die Pläne spontan ändern. Wir verlassen also erstmal das Land der Samburu und fahren von der Laipikia-Ebene über die Ausläufer des Marmanet Forest hinauf nach Nyahururu, der auf 2.350 Metern höchstgelegenen Stadt Kenias und von dort durch das äußerst fruchtbare und europäisch anmutende Subukia Valley hinab ins deutlich tiefer liegende Great Rift Valley. Auf diesem Weg kreuzt sich der Ostafrikanische Grabenbruch, der sich vom Toten Meer in Israel bis hinunter in die Sambesi-Region in Mozambique zieht, mit dem Äquator. Wir sind im landwirtschaftlichen Zentrum Kenias unterwegs, die Besiedelung ist extrem dicht. Die quirlige Großstadt Nakuru lassen wir schnell hinter uns, es zieht uns an den Lake Elmenteita mit seinen unbewohnten Ufern. Dort finden wir an der Steilküste im Eagles Point Camp einen tollen Panoramaplatz ganz für uns alleine.

Und weil es so schön hier ist, bleiben wir noch einen Tag…

Rumuruti – Nyahururu – Nakuru – Lake Elmenteita  -  140 km  -  1600 Tage / 115345 km

25. Oktober 2018 - Zum Lake Naivasha

unsere Nachbarschaft...

Nur ein kurzes Stück müssen wir den allseits gefürchteten „Highway of Horror“ befahren, dann biegen wir auch schon ab auf die North Lake Road, die um den Lake Naivasha führt. Bis nach dem Abzweig der Piste auf den Vulkan Eburro ist diese sogar asphaltiert. Leider ist das Wetter nicht dazu angetan, auf den über 2.800 Meter hohen Aussichtsberg hinauf zu fahren, dichte Regenwolken behindern die Fernsicht, dazu ist es sehr stürmisch und kalt. Die weiterführende Piste zum Lake Naivasha wird nun für die folgenden Kilometer so grottenschlecht, dass wir tatsächlich meist nur im Schritttempo durch feinsten Staub und knüppelharte Steinbrocken holpern. Entschädigend ist das dabei überraschend viel zu entdeckende Wild. So sehen wir viele Zebras, Giraffen und sogar einen Büffel. Dem Lake Naivasha vorgelagert ist ein fast kreisrunder kleinerer See, die Oloiden Bay. Dessen grasige Ufer säumen unzählige, hochgewachsene Fieberakazien, unter deren schattigen Dächern sich eine sehr schöne Campsite befindet. Hier gefällt es uns sofort. Und als die Nacht hereinbricht, hören wir in nicht allzu weiter Ferne sogar die klagenden Rufe der Hyänen…

Lake Elmentaita – Gilgil – Oloiden Bay Campsite  -  65 km  -  1601 Tage / 115410 km

26. – 28. Oktober 2018 - Chillen am See…

Camp und hohen Fieberakazien

…ist angesagt. Dafür eignet sich das Camp Carnelley`s am Lake Naivasha ganz hervorragend. So handeln wir einen vernünftigen Preis aus und lassen uns für drei Tage unter den hohen Fieberakazien nieder. Wir kaufen für ein Spottgeld frischen Karpfen von den Fischern, die direkt vor uns ihre Reusen auslegen, beobachten immer wieder mal ein Hippo, das sich zum Grasen in unserem Vorgarten einfindet und erfreuen uns an der vielfältigen Vogelwelt um uns herum.

Oloiden Bay – Lake Naivasha/Camp Carnelley`s  -  20 km  -  1604 Tage / 115430 km

29. Oktober 2018 - In die „White Highlands“

All Saints Church

Die Facebook-Nachricht von Julian und Miriam, die schon lange in Nairobi leben und uns zu sich nach Hause einladen, lässt uns nach dem entspannten Wochenende zusammenpacken. Zufällig hat uns seine Nachbarin hier campen sehen und die Beiden über uns informiert, denn sie planen gerade, einen Laster auszubauen.

Die Fahrt auf der South Lake Road ist unspektakulär, es geht zwischen hässlichen Gewächshäusern und halbfertigen Gebäuden weiter um den See. Kurz vor Naivasha biegen wir auf die Old Naivasha Road ein, auf der wir inmitten oft halsbrecherisch überholenden Lastern den östlichen Rand des Great Rift Valleys erklimmen. Bei Limuru erreichen wir die Teeplantagen der White Highlands. Nach einer ausgiebigen Mittagsrast im von bayerischen Mönchen geführten Benediktinerkloster, die leider gerade selbst nicht anwesend waren, finden wir bald darauf im Schatten der altehrwürdigen, 1940 im normannischen Stil erbauten All Saints Church einen guten Übernachtungsplatz.

Lake Naivasha – Mai Mahiu – Limuru – Tigoni  -  95 km  -  1605 Tage / 115525 km

30. Oktober – 02. November 2018 - Ein kurzer Stopp in Nairobi

im Hof von Alice und Vincent

Ja sind wir denn über Nacht in Schottland gelandet? Kalter Nieselregen und dicke Nebelsuppe um die alten Gemäuer der normannischen Kirche, ein Bild, das so gar nicht dem Klischee Afrikas entspricht. Bevor die berüchtigte Rushhour in Richtung City einsetzt, machen wir uns auf den Weg hinunter in die Metropole. Acht Millionen Menschen bevölkern den Großraum Nairobis inzwischen, und es werden täglich mehr. Als wir bei Julian vor dem Appartementhaus ankommen, ist „Manni“ völlig eingedreckt, doch glücklicherweise traut sich nun auch die Sonne wieder raus. Wir vertrödeln den Nachmittag, bis Julian aus dem Office nach Hause kommt und genießen einen gemeinsamen Abend beim Italiener um die Ecke.

Heute ist unser Glückstag, denn wir erkämpfen uns tatsächlich die Visa für Äthiopien! Und als Miriam gegen Abend von ihrem mehrtägigen Ausflug eintrifft, wird die halbe Nacht gefachsimpelt über Lasterausbau und afrikanische Realitäten.

Ausgeruht stürzen wir uns in den Großstadtalltag, denn es gilt, so manches hier in der Metropole zu erledigen. Im Immigration-Office lassen wir unsere Pässe schon mit dem Ausreisestempel versehen, denn auf unserer geplanten Route nach Äthiopien entlang des Lake Turkana gibt es keine kenianische Grenzabfertigung. Zwei unserer Gasflaschen müssen gefüllt werden und unsere Vorratsschränke brauchen dringend einen gut sortierten Supermarkt. Der dichte Verkehr zehrt an der Substanz, und wir sind froh, am frühen Nachmittag endlich raus aus dem Moloch zu sein. Über Thika fahren wir noch bis fast an den Fuß des hartnäckig hinter dichten Wolken versteckten Mount Kenya, wo wir bei der Suche nach einem Übernachtungsplatz von Vincent zu sich nach Hause auf sein Grundstück eingeladen werden und dort auch den ganzen nächsten Tag verbringen.

Tigoni – Nairobi – Thika – Wamumu  -  170 km  -  1609 Tage / 115695 km

03. – 07. November 2018 - Bei der Strabag –Truppe am Thiba Damm

in der Strabag-Werkstatt

Schon in Malawi und auch in Tansania durften wir die Gastfreundschaft der Strabag in Anspruch nehmen. Und auch hier in Kenia, wo die Strabag den Auftrag zum Bau eines Staudamms erhalten hat, sind wir herzlich willkommen. Die ganze Truppe wohnt derzeit noch in einem Hotel in Kerugoya am Fuß des Mount Kenya. Wir dürfen auf dem ruhigen Hotelparkplatz mit Rasenfläche nächtigen, haben dort Stromanschluss, Toiletten und Wasser, und auch die Benutzung des riesigen Swimmingpools samt den dazugehörigen Duschen ist uns gestattet. Ebenso sind wir eingeladen, uns dem morgendlichen Frühstückbüffet zu widmen und sollten wir ein Hotelzimmer bevorzugen, bitte sehr…

Für uns das Wichtigste ist jedoch die gut ausgestattete LKW-Werkstatt auf der Baustelle, deren Leiter Jürgen aus Österreich der kompetenteste Meister aller afrikanischen Niederlassungen sei. Und so bekommt „Manni“ eine komplette Rundumversorgung samt Ölwechsel, neuer Dämpfergummis an den vorderen Blattfedern, nachgespannter Keilriemen, Batteriepflege und Abschmieren. Und als am Abend unsere Wasserpumpe im Wohnbereich glücklicherweise ausgerechnet hier, wie schon länger erwartet, endgültig ihr Leben aushaucht, bastelt uns Jürgens Schweißer am nächsten Tag eine perfekte Halterung für unsere neue, aber größere Pumpe. Zum Abschied werden wir dann noch mit einer ganzen Kiste sinnvoller Kleinmaterialen bedacht.

Abends sitzen wir regelmäßig in multinationaler Runde an der Hotelbar und lauschen den interessanten Erfahrungen der Jungs vom Bau. Dabei lässt es sich Klaus, der kaufmännische Gesamtprojektleiter, nicht nehmen, uns wie selbstverständlich großzügig zu sämtlichen Getränken einzuladen.

Lieber Klaus, lieber Jürgen, gemeinsam mit Euren Jungs habt Ihr uns unglaublich geholfen! Eure Gastfreundschaft ist der Hammer! Wir sind Euch ewig dankbar!

Wamumu – Kutus – Kerugoya – Baustelle Thiba-Damm  -  130 km  -  1614 Tage / 115825 km

08. November 2018 - Rund um den Mount Kenya

Blick auf den Mout Kenya im besten Licht

Bestens gelaunt verlassen wir nach fünf tollen Tagen die Strabag-Truppe und gehen wieder auf Tour. Und wir haben unglaubliches Wetterglück! Trotz kleiner Regenzeit in der regenreichsten Region Kenias, ist dies heute bereits der vierte Tag in Folge ohne einen Tropfen! Der fast 5.200 Meter hohe Mount Kenya steht vor uns wie eine Eins, füllt mit seiner Präsenz den gesamten, wolkenlosen Horizont aus. Bis nach Nyeri, herrlich zwischen den bis zu den 4.000 Meter hohen Gipfeln der dicht bewaldeten Aberdare Mountains und dem alles überragenden Mount Kenya gelegen, fahren wir durch außerordentlich fruchtbares Land. Vulkanischer Boden, reichlich Niederschläge und eine erfrischende Höhenlage bescheren der Region Tee-, Kaffee- und Bananenplantagen, lassen vielfältiges Gemüse dreimal im Jahr ernten und füllen die Marktstände mit Obstbergen. Dies alles wussten schon die Engländer sehr zu schätzen, als sie im 19. Jahrhundert hier ihre großen Farmen gründeten. Die Mittagszeit verbringen wir bei der Italienischen Gedächtniskirche außerhalb der Stadt. Hier sind unzählige italienische Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg begraben, die in Gefangenschaft verstorben sind. Auf der Weiterfahrt nach Nanyuki wird das Land immer trockener, je höher wir kommen. Bei Gathuru finden wir schließlich einen herrlich ruhigen Übernachtungsplatz mit sensationeller Aussicht auf den immer noch wolkenfreien Mount Kenya.

Kerugoya – Nyeri – Naro Moru – Gathuru  -  110 km  -  1615 Tage / 115935 km

09. – 10. November 2018 - Auf der Kisima Farm

der Mount Kenya im herrlichen Abendlicht

Den ganzen Vormittag verbringen wir bei den freundlichen Menschen in unserer Nachbarschaft. Und Conny befreit erst mal unsere auf dem Markt gekauften Weizenkörner von unzähligen unliebsamen Mitessern, damit das damit selbstgebackene Brot keine Füße bekommt. Der Mount Kenya versteckt sich inzwischen wieder hinter einer dichten Wolkenbank, die sich im Lauf des Tages zu einer pechschwarzen Regenwand verdichtet und die Schönwettertage endgültig vertreibt. Kurz vor Nanyuki queren wir zum letzten Mal den Äquator, ab jetzt geht es wirklich nur noch nordwärts. Bevor uns die sintflutartigen Regenfälle wegspülen, erreichen wir noch den Farmshop der Kisima Farm. Hier dürfen wir uns hinter die Gebäude stellen, wo wir eine ruhige Nacht unter weit ausladenden Bäumen verbringen.

Die freundlichen Mitarbeiterinnen des Shops arrangieren den Kontakt zu Charly, dem Betreiber der Kisima Farm und ausgesprochener Kenner des kenianischen Nordens, unserem nächsten Ziel. Er ist auf dem Weg von Nairobi hierher zurück, aber wir warten gerne auf ihn. Er lädt uns zu sich auf die Farm ein, wo wir von ihm jede Menge wertvoller Informationen für unsere Weiterreise bekommen.

Gathuru – Äquator – Nanyuki – Kisima Farm  -  60 km  -  1617 Tage / 115995 km

11. November 2018 - Von den üppigen Highlands hinunter in die trockenen Ebenen

Manni untem Regenbogen

Zwölf Grad Morgentemperatur, nur langsam von den ersten Sonnenstrahlen erwärmt, machen uns schnell wach. Wir werden uns bald schon nach solchen Temperaturen sehnen, da sind wir uns sicher. Als wir die Steilstufen von den fruchtbare Flanken des Mount Kenya hinunter in die staubig flimmernden Ebenen um Isiolo rollen, steigt die Temperatur mit jedem Meter. 1.500 Höhenmeter später schwitzen wir in inzwischen ungewohnter, afrikanischer Hitze.

Der Wechsel ist nicht nur temperaturmäßig prägnant. Wir tauchen in eine vollkommen andere Welt ein: Islamisch geprägtes Straßenbild, die Physiognomie der Menschen sichtbar verändert. Und es ist das Land der Samburu-Krieger und Borana-Nomaden. In Archer`s Post queren wir den Ewaso Ng`iro und besuchen das Umoja Cultural Village, ein inzwischen sehr fragwürdiges Projekt. Einen Besuch des Samburu Nationalparks schenken wir uns, das verhindern die für uns exorbitant hohen Eintrittspreise, so dass wir letztlich nur den ruhig gelegenen Parkplatz am Eingangstor zum Übernachten nutzen.

Kisima Farm – Isiolo – Archer`s Post – Samburu NP Gate  -  80 km  -  1618 Tage / 116075 km

12. November - Das große Abenteuer „einsamer Norden“ beginnt…

Piste nach Maralal

…mit dem Ende der Asphaltstraße an der Piste nach Maralal. Für die nächsten Tage ist sehr wechselhaftes Wetter angesagt, mal sehen, ob wir überhaupt durchkommen bis zum Lake Turkana. Doch heute lacht erst einmal überwiegend die Sonne vom mit weißen Schäfchenwolken durchzogenen, blauen Himmel. Vereinzelt kurze, lokale Schauer sorgen für eine glasklare Luft in der sonst so staubigen Region und so können wir uns kaum satt sehen an der tollen Landschaft um uns herum. Dazu haben wir auch reichlich Gelegenheit, denn die Piste ist mit einer ausgeprägten Wellblechstruktur überzogen, so dass wir meist nicht schneller als fünfzehn Kilometer pro Stunde fahren können. Stunde um Stunde hoppeln wir um die markanten Bergflanken des über 2.600 Meter hohen Warges und das bewaldete Ol Doinyo Lenkiyo Massiv, queren erfreulicherweise betonierte Furten und passieren einsam gelegene Manyattas der Samburu. Am Nachmittag stehen wir und vor einem ziemlich schnell fließenden Fluss, der aufgrund entfernter Regenfälle anschwoll und die Furt unpassierbar macht. Wir wissen, dies ist nur von kurzer Dauer, und nach einer knappen Stunde könnten wir die Durchfahrt gefahrlos wagen. Doch der Platz ist schön, und wir entscheiden, für den Rest des Tages und die kommende Nacht hier zu bleiben.

Archer`s Post – Wamba – Furt vor Lodungokwe  -  90 km  -  1619 Tage / 116165 km

13. – 14. November 2018 - Herzliche Gastfreundschaft in Maralal

mit Ann und Isaac am World´s End View

Die langsame Fahrt bleibt abwechslungsreich, die Piste ist in leidlich brauchbarem Zustand. Steile und vom kurz vorher niedergegangenen Regen etwas schmierige Passagen rund um die Karisia Hills zwingen uns zu vorsichtigem Vorantasten. Es geht stetig bergauf, bis wir das Hochplateau vor Kisima erreichen. Von dort ist es nur noch ein Katzensprung nach Maralal.

Als wir vor dem dortigen Gerichtsgebäude parken, um ein paar Kanister mit Brauchwasser aufzufüllen, lernen wir Isaac, Mitarbeiter des Gerichts, kennen. Er lädt uns spontan ein, wir könnten bei ihm auf dem Grundstück campen solange wir wollen. Na, das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen, und wir verbringen einen sehr informativen Abend am Lagerfeuer.

Auf einem Rundgang über das riesige Grundstück, das sich Isaac mit seinen Brüdern aufteilt, besuchen wir seine achtzigjährige Mutter, die sich ganz alleine um ihre Kühe und ihr Haus kümmert und bewundern den Farmbetrieb seines Bruders Joseph.  Dann laden uns Isaac und seine Frau Ann  zu einem gemeinsamen Ausflug ein. Mit ihrem alten Toyota rumpeln wir über grauslige Pisten hinauf zum World`s End Viewpoint. Der Blick von dort oben hinunter in die zerklüftete Landschaft des Great Rift Valleys ist grandios, und die Gewitterstimmung passt hervorragend dazu. Anschließend besuchen wir noch die etwa 110 Jahre alte Großmutter von Isaac, die ganz in der Nähe in Poror bei seinen Cousins wohnt. Tief beeindruckt von diesem Besuch holpern wir wieder zurück nach Maralal, vorbei an im Wind wogenden Weizenfeldern und Vieh treibenden Samburus. Bald schon brennt wieder das wärmende Lagerfeuer, an dem Isaac für uns alle eine frisch geschlachtete Ziege am Spieß röstet.

Furt vor Lodungokwe – Kisima – Maralal/Serata   -  95 km  -  1621 Tage / 116260 km

15. November 2018 - Immer weiter nach Norden

Abendstimmung in der Elbarta Ebene

Wir verabschieden uns von unseren tollen Gastgebern und wünschen ihnen alles Gute und viel Glück bei ihren Plänen, eine Campingmöglichkeit für Traveller aufzubauen. Bei ihrer Herzlichkeit haben wir keine Bedenken, dass „Ann`s Traveller`s Rest“ ein vielbesuchter Erfolg wird.

Bis auf über 2.500 Meter hinauf folgen wir nun der Piste durch die Lorochi Hills. Auf dem höchsten Kamm angekommen, eröffnen sich immer wieder faszinierende Blicke weit hinunter ins Great Rift Valley. Ab hier wird die steinige Piste ruppiger, meist schleichen wir nur noch dahin. Zedernwaldreste, immer mehr von schnell wachsenden Eukalyptusbäumen verdrängt, bestimmen die Hügellandschaft. Nach dem Bergdorf Morijo fällt das Land nach Norden hin ab, jetzt bestimmt dichter Busch die zu durchfahrende Ebene. Leider stören immer wieder die neu errichteten, riesigen Strommasten eines gigantischen Windparks irgendwo im Norden die Unberührtheit der Natur, aber dies sind eben die Opfer für die Modernisierung des Landes. An der Abbruchkante zur Elbarta-Ebene entdecken wir am Nachmittag einen sensationellen Panoramaplatz, wie geschaffen für uns. Hier bleiben wir…

Maralal/Serata – Morijo – Marti – Elbarta-Ebene  -  85 km  -  1622 Tage / 116345 km

16. – 17. November 2018 - Mitten im Samburu-Dorf

wir campen mitten im Geschehen - es wird gemolken

Auf grausamer Wellblechpiste hoppeln wir langsam über die Elbarta-Ebene gen Baragoi, wichtigster Marktort im nördlichen Samburu-Land. Überraschend grün ist es rund um die kleine, staubige Stadt, in der Samburu und Turkana an Markttagen zusammenkommen. Hier treffen wir Emanuel, einen jungen Kollegen von Isaac, der uns nach Gelai mitnimmt, einem sehr authentischen Samburu-Dorf unweit von Baragoi. Dort wird morgen eine traditionelle Samburu-Hochzeit stattfinden, und zu dieser sind wir eingeladen. Nach dem herzlichen Empfang der Honoratioren parken wir auf dem eingefriedeten Grundstück eines der Chefs inmitten einer Kamelherde, einem Ziegenkral und einigen einfachen Manyattas der Nachbarn. Mittiger geht`s nicht mehr…

Seit dem Morgengrauen sind wir auf den Beinen, machen Fotos von der Hochzeitszeremonie, wie wir es dem Bräutigam versprochen haben. Bis gegen Mittag ist immer irgendwas los, dann verläuft sich die ganze Sache. Selbst am Abend rührt sich nix mehr, dafür bereiten sich zwei weitere Hochzeitsgesellschaften für den nächsten Tag vor. So sind wir denn bald in den Federn, denn morgens werden wir immer schon sehr früh und bestimmt von unseren tierischen Nachbarn geweckt.

Elbarta-Ebene – Baragoi – Gelai  -  30 km  -  1624 Tage / 116375 km

18. November 2018 - Traumstrecke nach South Horr

Piste nach South Horr

Conny ist bereits bei der nächsten Hochzeit im Fotoeinsatz, als ich noch mit dem Aufstehen kämpfe. Hilft aber nix, ich muss auch raus, denn das halbe Dorf hat uns inzwischen adoptiert und freut sich über unsere Anwesenheit. Unser Bräutigam von gestern hat dann endlich seine Braut überreicht bekommen und macht sich erwartungsfroh auf den Heimweg. Wir bedanken uns bei unserem Gastgeber mit einem unserer Fußbälle für die Jungs, die damit sofort in einer riesigen Staubwolke verschwunden sind. Nachdem wir gefühlte Hundertschaften von Händen zum Abschied geschüttelt haben, machen wir uns auf den Weg zurück nach Baragoi, um Emanuel den USB-Stick mit über 200 Fotos zu übergeben.

So, jetzt aber nix wie los! Die Piste gen Norden ist ganz passabel, sie schlängelt sich um bewaldete Inselberge, die sich aus der weiten Ebene erheben. Als wir das Akirim Plateau erreichen, sind wir umgeben von einer perfekten Bergszenerie. Zwischen dem heiligen Berg der Samburu, dem Ngiro und den Ndoto-Mountains hindurch, schraubt sich die steinige Piste nun in beständigem Auf und Ab über steile Flanken und schmale Täler. Wir verlieren dabei immer mehr an Höhe, und als wir im Talgrund so manch sandiges Trockenflussbett queren, befinden wir uns bereits auf unter 1.000 Höhenmetern. Wir erreichen South Horr, das ganze Tal ist nun mit Akazien bewaldet und herrlich grün. Zwischen den steil aufragenden Flanken der Ngiro- und Mara-Mountains gleiten wir langsam über harten Sand und weitere, nun trockene Furten, vorbei an unzähligen Manyattas und nach Sweeties bettelnden Kinderscharen, bis sich das schmale Tal hinter Karungu langsam zu weiten beginnt. Dort finden wir einen absolut ruhigen Platz zum Übernachten, den haben wir nach den Erlebnissen der letzten Tage auch nötig…

Gelai – Baragoi – South Horr – Karungu – Mt. Kulal View  -  70 km  -  1625 Tage / 116445 km

19. November 2018 - Lake Turkana

wir genießen den Ausblick über den türkisblauen Lake Turkana

Die alte Kalaschnikow lässig umgehängt, begrüßt uns ein Samburu-Hirte, als wir gerade beim Frühstück sitzen und erzählt uns ein wenig über die Zwistigkeiten zwischen den Samburu und Turkana, die selten ohne Verletzte und sogar Tote ausgehen. Als wir schließlich aufbrechen, überrascht uns bereits nach wenigen Kilometern eine breit angelegte, neue Piste. Was ist denn hier plötzlich los? Des Rätsels Lösung offenbart sich uns schon bald: wir haben den riesigen, vor kurzem in Betrieb gegangenen  Windpark erreicht, zu dem auch die überdimensionierten Strommasten führen, die uns seit Tagen immer wieder begleiten. 365 stromerzeugende Windräder stemmen sich den hier ständig heftig blasenden Winden entgegen. Ist jedoch nicht weiter störend, denn die triste Landschaft hier ist eh durch nichts zu verschandeln.

Und dann, nach einer steinigen Kuppe, ist es endlich soweit: vor uns dehnt sich eine gigantische Wasserfläche aus! Wir haben den Lake Turkana erreicht! Ehrfürchtig setzen wir uns erst mal einige Zeit auf einen mit erkalteten Lavabrocken übersäten Hügel und lassen die bizarre Szenerie auf uns wirken. Türkisblaues Wasser, in dem erkaltete Vulkankegel zu schwimmen scheinen, zerklüftete Berge am gegenüber liegenden Ufer. Was für eine Landschaft!

Eine steile Betonrampe entschärft die Abfahrt hinunter zum Seeufer, die Piste ist schmal, aber gut zu fahren. Das jonglieren über Lavabrocken gehört der Vergangenheit an. Schon in Sichtweite von Loiyangalani fahren wir auf eine Landzunge hinaus, stellen uns in den stetig blasenden Sturm und genießen den grandiosen Rundumblick.

Mt. Kulal View – Windpark-Area – Lake Turkana/Loiyangalani  -  70 km  -  1626 Tage / 116515 km

20. – 21. November 2018 - Entspannung auf der Palm Shade Campsite

Blick auf Loiyangalani

Benedict und sein Team haben in dieser sturmumtosten und staubigen Ecke ein gemütliches Camp in einer Palmenoase geschaffen. Das kommt uns wie gerufen, denn es stehen einige Arbeiten an und ein paarmal duschen am Tag ist ja auch mal ganz nett. So verbringen wir zwei entspannte Tage trotz angesagter Hausarbeit, grillen jeden Abend unseren bei den Fischern am See erstandenen Tilapia und erfahren im Gespräch mit Benedict so manch interessante Geschichte aus der Region.

Lake Turkana – Loiyangalani/Palm Shade Campsite  -  10 km – 1628 Tage / 116525 km

22. November 2018 - Auf einsamster Piste dem See entlang gen Norden

Piste entlang des Lake Turkana

Porentief rein und erholt verabschieden wir uns vom Palm Shade Camp Team und stürzen uns ins Abenteuer Lake Turkana. Ab hier ist es nun wirklich spannend, denn für die nächsten Tage wird uns wahrscheinlich kein Fahrzeug begegnen. Vorbei am Fischerdorf El Molo, die dort leider keinen Fisch zum Verkaufen haben, schwenken wir nach Nordwesten, immer in Sichtweite des Lake Turkana entlang. Wir umrunden auf sandiger Fahrspur den Mount Porr, passieren so manche Manyatta-Ansiedlung der Turkana und staunen über die karge Lebenssituation der hier ausharrenden Menschen. Plötzlich schreckt uns ein wohlbekanntes pfff – pfff – pfff aus unserem langsamen Dahinhoppeln über unzählige kleine und größere Flussläufe auf: unser schon ziemlich ramponierter und ältester Reifen haucht urplötzlich hinten links sein geschundenes Travellerleben aus. Nicht weiter schlimm, das haben wir schon lange erwartet. Aber dass es ausgerechnet um zwölf Uhr Mittag, zur schattenlosesten Zeit passieren muss, nun denn. Routiniert und unter neugierigen Blicken herbeiströmender Turkana wird gewechselt und der Kaputte auch gleich von der Felge genommen. Nun ziert er wahrscheinlich eine Manyatta und wartet darauf, zu Gummisandalen verarbeitet zu werden. Wenig später drücken wir uns dann in den Windschatten einer großen Akazie und lassen die Sonne hinter den Bergen über dem Lake Turkana untergehen…

Loiyangalani – Mt. Porr – Lake Turkana  -  75 km  -  1629 Tage / 116600 km

23. November 2018 - Eine Schleife durch die Berge

abwechselnde Landschaftsbilder und Pistenverhältnisse

So langsam nähern wir uns dem markanten Berg, der den Endpunkt der Uferpiste ankündigt. Die Fahrt ist anstrengend, denn das ständige Queren der sandigen Flussläufe und der harten Steinfelder erfordern höchste Konzentration. Dazu kommt, dass die schmale Spur zwar meist erkennbar ist, jedoch keine Fahrspuren aufweist. Hier ist also schon lange niemand mehr entlang gefahren.  Und wir haben  die Information im Hinterkopf, dass die weiterführende Piste nach Norden seit der letzten Regenzeit nicht mehr gewartet wurde und nicht sicher ist, ob sie denn überhaupt noch passierbar sei. Umso überraschter sind wir dann, als wir kurz vor dem Fischerdorf Moite eine tadellose Piste  entdecken. Wir haben zwar keine Ahnung, wohin diese uns führen wird, und zum Fragen bieten sich nur ein paar Turkana-Mädchen an, deren richtungsweisende Kompetenz jedoch stark eingeschränkt ist, doch sie lockt geradezu mit ihrem tadellosen Zustand und die Generalrichtung schein auch zu passen. Und die Entscheidung erweist sich schnell als richtig, denn die Piste ist wirklich sehr gut in Schuss, sie führt geradewegs über die Berge und durch schöne Hochtäler, zwar letztlich nicht ganz genau in unsere eigentlich geplante Fahrtrichtung, aber der Umweg erweist sich nicht als gravierend und deshalb absolut lohnend. Und weil die Landschaft so schön ist, entscheiden wir uns schon früh am Nachmittag für einen exponiert stehenden Panoramahügel.

Lake Turkana – Kreuzung vor Moite – Buschcamp im Hochtal  -  75 km  -  1630 Tage / 116675 km

24. November 2018 - Ein langer Pistenfahrtag…

immer wieder fahren wir an Siedlungen des Turkana-Volkes vorbei

…steht heute an, denn wir müssen so langsam in Richtung äthiopischer Grenze, da unsere Visa für Kenia bald ablaufen. Die weiterführende Piste ist gut, nur selten queren wir sandige Flusstäler, dafür schweben wir teilweise fast über ebene Flächen. Bevor wir die Hauptstrecke nach North Horr erreichen, treffen wir auf die Fahrspur gen Norden und schwenken auf diese ein. Sie ist zwar recht steinig und zwingt uns zu sehr mäßigem Tempo, aber wir kommen trotzdem voran. Beim Wasserloch von Hurran Hurra stoßen wir auf die neue, breite Piste die von North Horr zum Sibiloi Nationalpark führt. Diese ist teilweise extrem staubig, und da der starke Wind von hinten kommt, sehen wir oft nichts mehr, wenn wir in unserer eigenen Staubfahne verschwinden. Dieser Abschnitt der Fahrt ist recht öde, abgefressene und vertrocknete Weideflächen wechseln mit Lavabrocken übersäten Hängen, dazwischen immer wieder Kamele und Ziegen, von hartgesottenen Burschen gehütet. Und ständig pfeifender Wind, der den Sand und Staub in jede Ritze treibt.

Beim Brunnen von Gajos verlassen wir die breite Hauptstrecke zum Park und nehmen die schmale Verbindungspiste hinauf zur südöstlichen Parkgrenze. Dieser Teil der Strecke ist wieder sehr attraktiv, wir queren eine abwechslungsreiche Hügellandschaft, immer in Sichtweite der Tafelberge der Puckoon Ridge. Als wir schließlich den kleinen Canyon von Derati erreichen, vor dem wir einen sehr schönen Übernachtungsplatz finden, haben wir in acht Stunden Fahrtzeit immerhin 145 Kilometer weggeputzt. Und als wir die drei plötzlich auftauchenden Jungs mit den umgehängten Kalaschnikows mit etwas Wasser versorgt haben, schleichen sie sich und wir genießen das letzte Sonnenlicht des Tages.

Buschcamp im Hochtal – Hurran Hurra – Gajos – Derati Canyon  -  145 km  -  1631 Tage / 116820 km

25. November 2018 - Rund um den Sibiloi Nationalpark

Abendstimmung an unserem Wüstencamp

Ein Besuch dieses abgelegenen Nationalparks lohnt nicht wirklich, so dass wir die Piste außen herum benutzen. Diese ist meist in einem ordentlichen Zustand, das Fahren also recht entspannt und wir können die abwechslungsreiche Landschaft um uns herum genießen. Als wir gen Westen einschwenken, verlassen wir damit auch die vulkanischen Berge und bewegen uns nun über eine staubige Ebene, in der sich immer wieder mal ein paar Manyattas verstecken. Als am Horizont die glitzernde Wasserfläche des Lake Turkana auftaucht, stellen wir uns direkt an die Abbruchkante eines Canyon, um in die einsame Wüstenlandschaft einzutauchen. Und als uns die Dunkelheit so langsam verschluckt, kommt doch tatsächlich ein Laster, voll bepackt mit Säcken und Menschen, an uns vorbei – das erste Fahrzeug nach vier einsamen Tagen im Nirgendwo!

Derati Canyon – Canyon vor Karori  -  75 km  -  1632 Tage / 116895 km

26. November 2018 - In Illeret am Lake Turkana

Gewitterwolke über dem Lake Turkana

Rasch haben wir die letzten Kilometer auf sandiger Piste nach Illeret hinter uns gebracht. Die letzte Ortschaft in Kenia ist eine Mischung aus traditionellen Manyattas, allerdings meist mit Wellblechbahnen bedeckt, und einigen modernen Häusern. Hier, in dieser wirklich abgeschiedenen Welt, ist der bayerische Pater Florian seit sechzehn Jahren seelsorgerisch tätig – eine bewundernswerte Aufgabe. Leider ist der Pater, der sicher unglaubliche Geschichten zu erzählen hätte, ausgerechnet diese Woche nicht in Illeret. Wirklich sehr schade, denn wir hatten uns schon auf interessante Gespräche mit ihm gefreut.

Wir kaufen kiloweise frisches Nilbarschfilet und verbringen den Nachmittag am Ufer des Lake Turkana. Das Baden ist bei der angeblich höchsten Krokodildichte Afrikas allerdings eine etwas spannende Angelegenheit, da wir unsere direkte Umgebung deshalb nie aus den Augen lassen dürfen. Überraschenderweise wandert plötzlich eine pechschwarze Wolkenfront auf uns zu, und wir flüchten uns gerade noch rechtzeitig vor dem Platzregen über die sandige Senke zurück ins Dorf, um an der Kirche einen regensicheren Übernachtungsplatz zu beziehen.

Canyon vor Karori – Illeret  -  40 km  -  1633 Tage / 116935 km

27. November 2018 - Über sandige Wege nach Äthiopien

Kinder in Illeret vom Volk der Dassanech

Die Nacht war nahezu windstill und ruhig, so dass wir die letzten Stunden in Kenia ausgeruht beginnen. Der gestrige Regen hat die sandige Piste etwas verdichtet, es ist also nicht so staubig wie die letzten Tage. Jeder, der uns sieht, winkt uns nach, als wir Illeret langsam durchfahren, vorbei an der großen Polizeistation, wo sich dagegen niemand für uns interessiert. Und so fahren wir praktisch unbemerkt in Richtung Grenze. Gleich hinter Illeret bremst uns ein stellenweise tiefsandiges Flussbett erst mal aus, denn die wirklich steile Auffahrt am gegenüberliegenden Ufer packt „Manni“ erst, als wir den Luftdruck der Reifen auf zweieinhalb Bar reduzieren. Dann jedoch völlig problemlos und entspannt unter den interessierten Blicken unzähliger Kinder. Der weitere Weg ist nicht weiter schwierig, lediglich die oft mäandernden Spuren lassen uns einige Male kreuz und quer durchs Gebüsch tigern, bis wir wieder auf dem richtigen Track sind.

Und plötzlich sind wir in Äthiopien! Lediglich an unserem Navi können wir feststellen, dass wir die Grenze überschritten haben. Da wir nicht genau auf der angegebenen Piste unterwegs sind, erreichen wir den äthiopischen Grenzposten quasi über äthiopisches Staatsgebiet, das die beiden Uniformträger am Strick über der Fahrspur jedoch nicht weiter beschäftigt und sie uns trotzdem herzlich willkommen heißen. Einreisestempel gibt es allerdings erst in Omorate. Als wir dem Lake Turkana ein letztes Mal nahe kommen, finden wir einen schattigen Baum am Ufer, das wir uns immer wieder mit herdenweisen Nutztieren und deren Viehtreibern teilen. Alles ganz entspannt, und so entscheiden wir, den Nachmittag und die Nacht hier zu verbringen.

Illeret – Grenze Kenia/Äthiopien – Lake Turkana/vor Hado Village  -  40 km  -  1634 Tage / 116975 km

28. – 29. November 2018 - Vom heißen Omo River ins kühlere Hochland

Übernachtungsplatz am Omo River

Die sandige Piste entlang vieler Hütten der freundlichen Dassanech ist meist gut, und als wir auf die Hauptstraße nach Omorate stoßen, ist diese sogar asphaltiert und wir schweben fast darauf nach immerhin rund 1.000 Kilometer Pistenfahrt. In Omorate angekommen, erledigen wir unkompliziert und schnell die Einreiseformalitäten, wechseln in einem kleinen Laden unsere restlichen Kenia-Schilling in äthiopische Birr um und stocken unsere sehr übersichtlich gewordenen Vorräte auf dem spärlich bestückten Straßenmarkt mit dem Nötigsten auf. Den Rest des Tages verbringen wir dann ganz entspannt am Ufer des Omo Rivers.

Die enorme Hitze und unangenehm hohe Luftfeuchtigkeit der letzten Tage und Nächte hat uns ganz schön zu schaffen gemacht und wir machen uns auf den Weg in höhere Gefilde. Die neue Asphaltstraße von Omorate nach Turmi ist ein Segen, sie bringt uns in nur einer Stunde durch das eher öde Buschland. Turmi selbst, gepriesen als das Zentrum der Hamer, enttäuscht uns sehr. Auf dem Markt lungern lediglich ein paar staubige Gestalten herum, das Angebot ist äußerst dürftig. Also machen wir uns schon bald wieder vom Acker. Leider ist die Strecke über Dimeka nach Key Afer knüppelhart und steinig, so dass wir, um „Manni“ zu schonen, nur langsam vorankommen. Erst ab Alduba ist sie frisch planiert und wir erreichen Key Afer noch rechtzeitig vor dem Abend, um am Ortsrand neben einer Ziegenaufzuchtstation einen tollen Panoramaplatz mit herrlichem Blick in die Humu Mountains zu entdecken.

Lake Turkana – Omorate – Turmi – Dimeka – Key Afer  -  195 km  -  1636 Tage / 117170 km

30. November – 01. Dezember 2018 - Ein Abstecher nach Jinka

herrlicher Ausblick zu den Humu Mountains

Kurz nur ist die Fahrt durch die Berge hinüber nach Jinka, die Asphaltstraße ganz brauchbar, auch wenn vielerorts die Regenzeiten ihren Tribut gefordert haben. Jinka selbst ist ein recht staubiges Städtchen, Ausgangsort für einen Besuch des Mago Nationalparks und der dort lebenden Ethnien, allen voran den Mursi mit ihren bekannten Tellerlippen. Schon auf dem Weg hierher sind uns jede Menge Touristengruppen aufgefallen, alle mit dem gleichen Ziel. Wir treffen uns mit Andu, einem uns von Freunden empfohlenen und wirklich fähigen Guide, um über den Besuch eines Mursidorfes mit dortiger Übernachtung zu sprechen. Im Lauf des Gesprächs kommen wir allerdings immer mehr zu der Entscheidung, auf einen Besuch bei den Mursi zu verzichten. Zum einen ist es, wie auch Andu zugibt, zu einer reinen Touristenshow verkommen, zum anderen wären inzwischen für uns Beide rund 180 Euro für diesen Besuch zu berappen. Wir verabreden uns für den morgigen Vormittag, um unsere endgültige Entscheidung zu treffen.

Andu versteht unsere Entscheidung, auf den Besuch zu verzichten. Wir werden in Kontakt bleiben und vielleicht zu einer anderen Gelegenheit mit ihm gemeinsam eine interessante Tour zu den verschiedenen Ethnien des äthiopischen Südens unternehmen. Heute ist großer Wochenmarkt in Jinka, und wir erstehen kiloweise Obst und Gemüse, Eier und Nüsse. Alles wird direkt auf dem staubigen Boden liegend feilgeboten, und nach dem quirligen Einkaufsbummel bräuchten wir dringend eine Dusche. So verlassen wir Jinka ohne touristisches Programm, was uns jedoch nicht weiter stört, und fahren wieder zurück auf unseren ruhigen Panoramaplatz bei Key Afer, wo wir von den Jungs und Mädels der Ziegenaufzuchtfarm freundlich winkend begrüßt werden.

Key Afer – Jinka – Key Afer  -  95 km  -  1638 Tage / 117265 km

02. Dezember 2018 - Weiterfahrt mit Hindernissen und eine spontane Einladung

typisches Hüttendorf der Konso

Erst spät am Vormittag brechen wir auf, es ist so schön ruhig hier und die Aussicht einfach toll. Die heutige Fahrt führt uns wieder einmal tief hinunter in den Großen Grabenbruch, fast 1.000 Höhenmeter schraubt sich die gute Straße bergab in die deutlich wärmere Ebene um Weyto zwischen den Humu Mountains und den Kumbi-Bergen. Auf der anderen Seite geht es ähnlich steil wieder hoch ins Land der Konso. Diese fleißigen Hackbauern haben nahezu auf jedem Berghang Terrassenfelder angelegt, dazwischen wohnen sie in putzigen Zipfelmützenhäuschen. Auf dem Weg hinauf in die Berge bricht wieder einmal das Auspuffrohr vom Topf ab, Arbeit für die nächsten Tage steht also an. Und als wir kurz vor der Kleinstadt Konso in eine steinige Seitenstraße abbiegen, um einen ruhigen Platz für eine ausgiebige Mittagsrast zu finden, vereitelt ein verräterisches Zischen hinten rechts eine allzu gemütliche Pause – ein kleiner Schnitt in der zugegeben reichlich abgefahrenen Lauffläche genügt, um uns zu einem spontanen Reifenwechsel zu zwingen. Unsere geplante Flickaktion vor Ort scheitert allerdings am inzwischen eingetrockneten Flickenkleber, der die afrikanischen Temperaturen der letzten beiden Jahre nicht schadlos überstanden hat. Also erstmal runter mit dem Alten und rauf mit dem Neuen.

„Seid Ihr tatsächlich aus München? Wir haben Eure Nummer gesehen!“ Die deutsche Stimme aus dem neben uns anhaltenden Landcruiser gehört zu Simon, der gemeinsam mit seiner Frau Carmen und ihren vier Kindern im nicht weit entfernten Arba Minch arbeitet. „Also wenn wir Euch mit frisch gebackenen Weihnachtsplätzchen locken können, dann seid Ihr herzlich eingeladen, zu uns zu kommen.“ Was für eine Frage! Wir verabreden uns für morgen, beenden den Reifenwechsel und fahren noch ein Stück Richtung Arba Minch, bevor wir uns kurz hinter Mande in einem schönen Flussbett zum Übernachten verstecken.

Key Afer – Weyto – Konso – Mande  -  145 km  -  1639 Tage / 117410 km

03.- 05. Dezember 2018 - Arba Minch

Conny mit einem zahmen Dik Dik im Hof unserer Gastgeber

Die weiterführende Straße nach Arba Minch gleicht oft einem Hindernislauf um die unzähligen Schlaglöcher herum oder auch mittendurch. So zieht es sich noch ganz schön hin, bis wir die auf einem Plateau liegende Stadt zwischen dem Chamosee und dem Lake Abaya erreichen. Mangels Strom können wir allerdings weder tanken noch Geld am Automaten ziehen, Afrika eben. Dann lassen wir halt erst mal „Mannis“ Auspuff wieder anschweißen, was in einem oberflächlich gesehen ziemlich wüsten Werkstatthinterhof überraschend fachmännisch erledigt wird. Anschließend richten wir uns bei Simon und Carmen auf dem Hof ein, die uns mit dem versprochenen Selbstgebackenen herzlich willkommen heißen.

Die kommenden zwei Tage versuchen wir, unseren kaputten Reifen zu flicken. Was anfangs nach einer leichten Übung aussieht, entpuppt sich jedoch als weitaus komplizierter als gedacht. Der Riss in der Karkasse ist länger als zunächst ersichtlich; selbst nach drei mühsam durchgepopelten Vulkanisierungswürsten samt Flüssigpflaster und Profiflicken entweicht immer noch etwas Luft. Und da wir zum Testen der Dichtigkeit jedes Mal den Reifen auf die Felge ziehen und danach frustriert wieder runter stemmen, haben wir am Ende des Tages die Aktion bestimmt ein halbes Dutzend Mal durchgeführt.

Mande – Arba Minch  -  70 km  -  1642 Tage / 117480 km

06. Dezember 2018 - Ins Bergland der Dorze

wir genießen den Blick auf den Lake Abaya

Auch unser letzter Flickversuch von gestern brachte keinen finalen Erfolg, und so entscheiden wir uns, die beiden brandneuen Conti hinten aufzuziehen und unser Sorgenkind später in Addis Abeba einer Reifenbude mit Vulkanisierungmöglichkeit vorzuführen, um zu sehen, ob er noch zu retten ist. So ist es nach den noch in der Stadt zu erledigenden Aufgaben fast schon Mittag, bis wir endlich vom Acker kommen.

Die Straße ins Bergland der Dorze ist eine überraschend gute Piste, die sich stellenweise steil nach oben zieht. Nach wenigen Kilometern haben wir bereits 1.000 Höhenmeter geschafft, und das gesamte Umland von Arba Minch breitet sich weit unter uns aus. Kurz vor Dorze folgen wir dem Hinweisschild zur Dorze Lodge, die herrlich exponiert direkt an der Abbruchkante des Great Rift Valleys liegt. Außerhalb des heruntergekommenen Geländes bietet sich uns die Gelegenheit, auf einer ebenen Rasenfläche zu stehen. Wir verbringen den Nachmittag entspannt an der Kante und können uns kaum sattsehen an dem gigantischen Panorama um uns herum.

Arba Minch – Dorze  -  35 km  -  1643 Tage / 117515 km

07. Dezember 2018 - Von Dorf zu Dorf…

im Land der Dorze

…hangeln wir uns langsam vorwärts, immer der kurvigen Piste gen Norden folgend. Das Schaudorf der Dorze im gleichnamigen Hauptort schenken wir uns, zu viele Touristen schieben sich um die traditionellen Hütten - nicht so unser Ding. Viel interessanter ist es da, die freundlichen Menschen entlang unserer Strecke zu beobachten, wie sie ihr mühsames Tagwerk bewerkstelligen. Touristen benutzen diese weiterführende Bergstrecke nicht, so dass alles sehr authentisch bleibt. Hinter Chencha schlängelt sich die gute Piste bis auf 3.000 Meter hoch, jeder Meter ist bewirtschaftet, bis zu drei Ernten pro Jahr erlauben hier die Bedingungen. Kurz vor Boreda entdecken wir ein herrliches Stückchen Rasenfläche, auf der unter ausladenden Bäumen einige Tiere weiden, ein idealer Platz für eine Mittagspause. Und weil sich das Nervprogramm der herumlungernden Kinder in überschaubaren Dimensionen bewegt, entscheiden wir, den Nachmittag und die Nacht hier zu verbringen.

Dorze – Chencha – Boreda  -  45 km  -  1644 Tage / 117560 km

08. – 09. Dezember 2018 - Durch das Great Rift Valley zum Lake Awassa

Personentransport auf dem Land

Beständig verlieren wir auf unserem weiteren Weg durch die Berge an Höhe, bis wir wieder die Uferregionen des Lake Abaya erreicht haben. Und damit auch wieder die Asphaltstraße, die uns rasch durch dürres Buschland nach Sodo trägt. Die Stadt ist quirlig und laut, wir halten uns nicht weiter auf. Wir umrunden den Damot Mountain, den markanten Hausberg von Sodo und biegen kurz darauf  nach Osten ab. Überraschenderweise erfreut uns hier eine neue Asphaltstraße und wir rauschen fast dahin, so ganz ohne Schlaglöcher. Immer höher führt uns die Straße, auf gut über 2.300 Meter, durch nette Dörfer und vorbei an freundlich winkenden Menschen. Dann geht es wieder hinab in den großen Grabenbruch, und kurz vor dem Erreichen des Bodens finden wir im dritten Anlauf ein ungestörtes Plätzchen zum Übernachten.

Bei Fantapi Irsha queren wir den Bilate River, ab hier gewinnen wir wiederum etwas an Höhe. Die karge Gabenbruchlandschaft weicht schnell fruchtbarem, vulkanischem Boden und es ist herrlich grün um uns herum. Schon bald erhaschen wir einen ersten Blick auf den Lake Awassa, den wir noch vor der Mittagszeit erreichen. Die Provinzhauptstadt Hawassa macht einen sehr aufgeräumten Eindruck, mit einer netten Uferpromenade unter riesigen Bäumen und einer reichhaltigen Vogelwelt. Nur der zentrale Markt versinkt im Morast der letzten Regenschauer und der Einkauf dort wird zum Hürdenlauf. Den Rest des Tages verbringen wir entspannt am Seeufer und mit Spaziergängen in der Umgebung.

Boreda – Sodo – Fantapi Irsha – Hawassa  -  215 km  -  1646 Tage / 117775 km

10. – 13. Dezember 2018 - Erholsame Tage am Lake Langano

Entspannung am Lake Langano

Unsere Einkaufsrallye findet ihre Fortsetzung bei den nicht ganz einfachen Versuchen, Mehl zum Brotbacken und akzeptables Rindfleisch zu bekommen. Da es in äthiopischen Städten keine Vollsortimentssupermärkte gibt und sich meist niemand auf der Straße zeigt, der des Englischen mächtig ist, vergeht viel Zeit mit solchen Besorgungen. Auch ein weiterer Marktbesuch inmitten tausender Menschen strapaziert das Gemüt. Erst am späten Vormittag verlassen wir Hawassa in Richtung Norden, passieren Shashamane und in der Folge einen ausufernden Ort nach dem anderen, jedes Mal mit unglaublichen Menschenmassen auf den Straßen. Dazwischen wuseln hunderte von dreirädrigen Tuk-Tuks und knatternden Mopeds um die Wette und fordern jede Sekunde die volle Aufmerksamkeit für den unberechenbaren Verkehr. Einige Wracks als Folge von Frontalzusammenstößen warnen eindrucksvoll vor zu viel Nachlässigkeit. Als wir zwei Stunden später den Lake Langano und die dortige Karkaro Beach Campsite erreichen, sind wir froh um die Abgeschiedenheit und Ruhe, die uns dort empfängt.

Wir handeln einen für uns akzeptablen Preis für einen mehrtägigen Aufenthalt aus und genießen ab sofort diese kleine Oase der Ruhe. Äthiopien fordert, und deshalb ist hin und wieder eine kurze Auszeit vom täglichen Wahnsinn nötig, um nicht durchzudrehen. Dafür eignet sich diese einfache Campsite hervorragend; wir sitzen direkt am Seeufer unter schattigen Bäumen, baden im rötlich-braunen Sodawasser und genießen die Abschottung von den immerzu laut kommunizierenden Kinderhorden in der Nachbarschaft.

Als wir bezahlen, will sich jedoch niemand mehr an den ausgehandelten Preis erinnern. Mehr gab es aber trotzdem nicht, und so verlassen wir das kleine Paradies ziemlich verärgert. Nur einige Kilometer weiter machen wir noch einen informativen Abstecher zum Simbo Beach Resort, wo uns ein Traumstrand unter Palmen und unglaublich freundliche Mitarbeiter willkommen heißen. Na, da bleiben wir doch gleich noch ein wenig…

Hawassa – Shashamane – Lake Langano/Karkaro u. Simbo Beach  -  100 km  -  1650 Tage / 117875 km

14. Dezember 2018 - Aus dem Great Rift Valley ins Hochgebirge

Landschaft am Rande der Bale Mountains

So schön es hier am Lake Langano auch ist, nach vier Tagen Abgeschiedenheit sind wir wieder bereit für den äthiopischen Alltag. Unser Ziel sind die Bale Mountains; wir entscheiden uns, über die Asphaltstraße zurück nach Shashamane zu fahren, anstatt über unberechenbare Pisten rund um den über 4.000 Meter hohen Kaka zu hoppeln. Über Dodolla und Adaba erreichen wir so stressfrei den Fuß der Bale Mountains, immer entlang endlosen, gerade erst abgeernteten Getreidefeldern. Bereits hier befinden wir uns auf über 2.500 Meter Höhe, doch die gut angelegte Passstraße bringt uns langsam immer höher, bis wir bei beeindruckenden 3.580 Metern den Scheitelpunkt erreichen. Und genau dort oben finden wir ein ebenes Stückchen moosige Fläche zwischen schroffen Felsen, perfekt zum Übernachten geeignet. Scharfer Wind empfängt uns, vertreibt jedoch auch sehr rasch einige neugierige Kinder, und so sind wir schnell wieder alleine mit der alpinen Natur, da das unter uns liegende Dorf zu weit entfernt ist für einen Besuch bei uns.

Lake Langano – Shashamane – Dodolla – Passhöhe vor Dinsho  -  180 km  -  1651 Tage / 118055 km

15. Dezember 2018 - Zum Bale Mountains Nationalpark

Gehöft in den Bale Mountains auf über 3500 Meter

Auch der heutige Morgen verläuft ganz entspannt, keiner nervt rum, und so genießen wir die wärmenden Sonnenstrahlen, die während des Frühstücks die unangenehme Nachtkälte vertreiben. Kurz vor dem etwas tiefer gelegenen Provinznest Dinsho queren wir den Bale Nationalpark ein erstes Mal und können sogar eine ganze Menge der hier endemisch beheimateten Bergnyalas direkt neben der Straße beobachten. Im Parkhauptquartier in Dinsho holen wir uns ein Tagesticket für den Besuch des Parks, bevor wir in Robe und Goba unbelästigt über die quirligen Märkte schlendern. Erst gegen Nachmittag erreichen wir so den Parkeingang und dürfen dort auf einem herrlichen Platz, auch bereits wieder in 3.520 Metern Höhe, den restlichen Tag und die kommende Nacht verbringen.

Passhöhe vor Dinsho – Dinsho – Robe – Goba – Bale NP Gate  -  80 km  -  1652 Tage / 118135 km

16. Dezember 2018 - „Manni“ als Gipfelstürmer!

auf dem Gipfel - 4377 Meter hoch!

Kalt war es in der Nacht, vereinzelter Raureif zeugt von Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt. Doch kaum ist die Sonne über den Berg, heizt sie richtig auf und wir und später auch „Manni“ kommen schnell auf Betriebstemperatur. Die braucht er heute auch dringend, denn er wird von der ersten Sekunde an gefordert: Kaltstart in über 3.500 Meter, dann sofort steil hinauf auf einer Geröllpiste. Aber alles läuft prima, klaglos fügt er sich seinen Aufgaben. Bald schon knacken wir die 4.000er Grenze, das Saneti-Plateau mit seinen vielen kleinen Weihern und Seen ist erreicht. Dort schwenken wir auf die steile und ausgewaschene Fahrspur ein, die hoch hinauf auf das Gipfelplateau des Tullu Dimtu führt. Dort oben, auf beachtlichen 4.377 Metern Höhe, ist bei einigen Funkmasten der Gipfel erreicht. Was für ein Panorama! Höher geht es in ganz Afrika nicht mit dem Laster! Mehrere Stunden genießen wir den Rundumblick, gönnen „Manni“ eine wohlverdiente Pause für seinen Höhenrekord. Wir entscheiden uns dagegen, hier oben zu übernachten, es wird bei scharfem Wind sicher eisig kalt und aufgrund unserer alpinen Erfahrung wissen wir, dass in dieser Höhe an einen erholsamen Schlaf meist nicht zu denken ist. Also hoppeln wir wieder hinunter auf das Saneti-Plateau, immerhin auch noch auf 4.120 Metern Höhe. Dort gibt es eine einfache Campingmöglichkeit und einige idyllisch gelegene kleine Seen, die wir in bestem Nachmittagslicht erwandern. Und plötzlich sehen wir ihn: einen großen äthiopischen Wolf! Nur noch rund 200 Exemplare schleichen durch die Bale Mountains, es ist das seltenste Raubtier der Erde!

Bale NP Gate – Tullu Dimtu – Saneti Campsite  -  40 km  -  1653 Tage / 118175 km

17. Dezember 2018 - Ein Hauch von Winter weckt uns

Blick aus dem Fenster auf unserem Camp im Bale NP

„Manni“ ist völlig vereist, die Nacht muss richtig kalt gewesen sein. Nur langsam leckt die Morgensonne den Raureif von den Hügeln, und wir entdecken unseren zweiten äthiopischen Wolf, als er in unserer Nähe auf die Morgenpirsch geht. Der enormen Höhe und der nächtlichen Kälte Tribut zollend, springt „Manni“ nur sehr widerwillig an, erst beim dritten Anlauf orgelt der Anlasser den Motor rußend auf Touren. Wäre ganz schön blöd, wenn die Starterbatterien hier oben schlapp machen würden. Das Wetter verleitet uns einen weiteren Tag in dieser Höhe, es ist heute dicht bewölkt und der Wind bleibt ekelhaft kalt. Also entscheiden wir, wieder nach unten, in wärmere Gefilde zu fahren. Über Goba und Rode erreichen wir mittags den Weyib bei Dinsho. Es ist ein schöner Platz hier am Ufer des leise dahinplätschernden Baches, niemand belästigt uns, wir sind weit genug vom Ort weg. Es ist auch die untere Grenze des Bale Mountains Nationalpark und wir kommen in den Genuss, jede Menge Bergnyalas und Warzenschweine um uns herum beobachten zu können. So bleiben wir den ganzen Tag hier stehen und übernachten auch gleich.

Saneti Campsite – Goba – Robe – Dinsho/am Weyib  -  75 km  -  1654 Tage / 118250 km

18. – 20. Dezember 2018 - Weizenfelder ohne Ende…

Gehöft im Land der Ari

…begleiten uns nach dem endgültigen Verlassen der Bale Mountains. In Dodolla schwenken wir gen Norden, erreichen Asassa, wo wir auf dem wohl authentischsten Wochenmarkt, den wir bisher in Äthiopien besucht haben, gnadenlos eingestaubt werden. Deshalb verzichten wir auch auf das Fotografieren während des Einkaufbummels, die Technik würde sich schön bedanken. Wenig später wagen wir es, uns auf eine von chinesischen Straßenbauarbeiten zurückgelassene, ebene Fläche etwas abseits der Hauptstraße niederzulassen. Die Bewohner der umliegenden Gehöfte sind freundlich-neugierig, nur die Habwüchsigen werden im Lauf des Abends immer nerviger, bis sie endlich abziehen.

Die Nacht bleibt ruhig, und nach einem entspannten Frühstück nähern wir uns Asela, dem Hauptort der Arsi. Jeder Hügel ist bewirtschaftet, dazwischen weiden tausende Rinder, Schafe und Ziegen. Zwischen all den verschiedenen Getreidesorten, die hier seit Jahrtausenden kultiviert werden, ist es schwer vorstellbar, dass Äthiopien ein temporäres Hungerland sein soll. Und trotz nach reichhaltiger Ernte voller Speicher, trotz immenser Viehbestände, die bettelnde Hand wird uns immer wieder reflexartig entgegengestreckt. Diese Reaktion ist den Menschen hier schon so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie ohne Nachdenken gezeigt wird.

Nach dem Überqueren des Awash fahren wir hinunter in das Tal von Sodere. Dort sprudelt auf dem Gelände eines Freizeitkomplexes richtig heißes Wasser aus dem Boden, bietet somit die Möglichkeit eines Thermalbades. Wir holen uns die Erlaubnis, auf dem Gelände campen zu dürfen und genießen so eine ungestörte Zeit ohne nervende Kinder um uns herum.

Dinsho – Dodolla – Asassa – Asela – Sodere  -  280 km  -  1657 Tage / 118530 km

21. – 22. Dezember 2018 - Langsam nach Addis Abeba

Klebstoffschnüffler-Junge in Addis Abeba

Über Adama nähern wir uns so langsam dem Großraum von Addis Abeba. Die Besiedelung wird durchgängig, die Straßen quellen über vor Menschen. In Debre Zeyt schlendern wir mal wieder über einen richtig reichhaltig bestückten Markt, sauber und überdacht. Unsere Einkäufe beschränken sich mal nicht nur auf Tomaten, Zwiebeln und Kartoffeln, nein, es gibt hier sogar Brokkoli, Gurken und Zucchini!  Der Weihnachtseinkauf ist also schon mal getätigt.

Nach einer ruhigen Nacht oberhalb einem der dicht umbauten Kraterseen von Debre Zeyt quälen wir uns in dichtem und permanent Staub aufwirbelnden Verkehr über die grausam schlechte Straße nach Addis. Klar, wir hätten auch die parallel verlaufende, mautpflichtige Autobahn nehmen können und die Ringroad in die Stadt, aber so erleben wir die Anfahrt nach Addis von ihrer wirklichen Seite. In der Metropole wird viel gebaut, und so behindern Baustellen und vor allem ein mitten auf einer zentralen Kreuzung liegen gebliebener Sattelzug den Verkehr ganz massiv. Doch wir sind ganz entspannt und ertragen das Gewühl mit stoischer Gelassenheit. Erst die in der City an jeder Kreuzung bettelnden und Klebstoff schnüffelnden Straßenkinder bringen uns etwas aus der Fassung – das hatten wir so bisher in ganz Afrika noch nicht erlebt!

Wir quartieren uns mitten in der City im Traveller-Treff Wim`s Holland House ein. Nicht schön, doch für uns praktisch gelegen, da die sudanesische Botschaft gleich ums Eck ist, und dort müssen wir am Montag unsere Visa beantragen.

Sodere – Adama – Debre Zeyt – Addis Abeba  -  135 km  -  1659 Tage / 118665 km

23. – 25. Dezember 2018 - Weihnachten in Addis Abeba

Heiliger Abend mit köstlichem Dinner

Nun, es gibt sicher schönere Plätze, um Weihnachten zu feiern, als im Moloch von Addis Abeba. Aber es hat sich für uns nun mal so ergeben, und so machen wir das Beste daraus.

Der ruhige Innenhof lässt uns ungestört viele anfallende Arbeiten erledigen: Wäsche muss gewaschen werden, „Manni“ ebenso innen und außen, Wassertanks werden aufgefüllt, Wartungscheck durchgeführt, Weihnachtskarten versenden, Mangokuchen backen (statt Plätzchen). Und im Nu ist der Tag vor dem Heiligen Abend auch schon wieder rum!

Unser morgendlicher Besuch auf der sudanesischen Botschaft verläuft entspannt und effizient. Die überaus freundlichen Mitarbeiter helfen uns bei der Beantragung der Visa, in weniger als einer Stunde ist alles erledigt und wir dürfen unsere Pässe mit den Visa morgen Nachmittag bereits abholen. Na also, geht doch… Der heutige Nachmittag gehört unseren Familien, wir skypen lange und wünschen allen frohe Weihnachten. Unser abendliches Menü kann sich auch durchaus sehen lassen, wir verwöhnen uns mit zartrosa Oryxfilet aus Namibia, garniert mit knackigem Broccoli und frischen Kartoffeln aus äthiopischem Anbau, abgerundet mit edlem Roten aus Südafrika. Lecker!

Wir schlafen lange aus, der gestrige Rotwein muss erst abgebaut werden. Dann brechen wir unsere Zelte bei Wim ab und fahren erst mal zu einem sehr ordentlichen Supermarkt, um Fleisch, Käse, Wurst und so manch anderen Kleinkram zu bunkern. Anschließend nehmen wir unsere Pässe mit den sudanesischen Visa in Empfang und verlassen die Riesenstadt gen Norden. Steil klettert die schmale Straße hinauf auf den Bergzug Entoto, der Addis Abeba im Norden begrenzt und einen zwar trüben, aber umfassenden Panoramablick auf die weit unter uns im Dunst liegende Stadt zulässt. Am Rande der dortigen Eukalyptuswälder finden wir dann auch einen ungestörten Übernachtungsplatz.

Addia Abeba – Bergzug Entoto  -  30 km  -  1662 Tage / 118695 km

26. Dezember 2018 - Durch das Hochland von Shoa

Hochebene bei Shoa

Die abgeernteten Felder tauchen das hügelige Land in gelbe Farben, letzte Waldinseln setzen grüne Zwischentöne. Am Steilabbruch einer mächtigen Schlucht liegt das Kloster Debre Libanos, eines der wichtigsten Pilgerstätten der Gläubigen, die hier in Scharen den heiligen Reliquien huldigen. Für ausländische Besucher ist der Besuch reglementiert durch einen hohen Eintrittspreis und den Hinweis, dass Frauen während ihrer Menstruationsphase sowie Menschen, die in den vergangenen 48 Stunden sexuellen Kontakt zu anderen hatten, kein Zutritt gewährt wird. Da zwei dieser drei Punkte uns den Zutritt verwehren, lassen wir es halt…

Wenig später ragt ein markanter Fels aus den zu einer weiteren Schlucht abfallenden Feldern und genau dort führt eine alte Baustellenstraße zu einem längst aufgegebenen Straßenbaucamp. Der Platz ist herrlich gelegen und bietet ein tolles Panorama. Die auf den Feldern arbeitenden Menschen winken zu uns herauf, lassen uns in Ruhe. Aber es kommen immer mal wieder Kinder vorbei, die natürlich sofort anfangen zu betteln und lauthals herumkrakeelen. Erst mit Einbruch der Dunkelheit sind wir wieder alleine. Aber so ist Äthiopien eben…

Bergzug Entoto  – Debre Libanos – Bushcamp Felsenblick  -  150 km  -  1663 Tage / 118845 km

27. Dezember 2018 - Der Abay Canyon

Blick in den Abay Canyon

Plötzlich stehen wir an der Kante. Was für ein Panorama eröffnet sich uns hier! Der Blaue Nil schuf einen Canyon, der sich nicht hinter seinem amerikanischen Pendant verstecken muss, denn er ist exakt ebenso tief. Stolze 1.400 Höhenmeter windet sich die von der Hitze und dem regen Lastwagenverkehr völlig zerfledderte und aufgeworfene Asphaltstraße hinunter zum Blauen Nil und auf der anderen Seite wieder empor. Es ist eine wirklich eindrucksvolle Fahrt, für die Überwindung der jeweils 1.400 Höhenmeter auf beidseitig rund zwanzig Kilometern benötigen wir satte zwei Stunden! Doch das Naturschauspiel entschädigt uns für die anstrengende Fahrt, denn hinter jeder Kehre begeistern uns die immer wieder neuen Rundumblicke. Als wir letztlich Dejen erreichen, sind wir platt und finden hinter einer kleinen Gipsfabrik einen ruhigen Platz an der Kante der anderen Seite. Vom Manager der Fabrik und seinen Mitarbeitern werden wir herzlich willkommen geheißen und gleich mal zum Tee eingeladen. Und das Schönste: keine nervenden Kinder um uns herum!

Bushcamp Felsenblick – Abay Canyon – Dejen  -  90 km  -  1664 Tage / 118935 km

28. – 29. Dezember 2018 - Auf zum Lake Tana

alte portugiesische Brücke über den Birr River

Heute schont uns eine neuwertige Straße, und so kommen wir ganz gut voran. Wir passieren die Universitätsstadt Debre Markos und kurven auf und ab durch endlose, abgeerntete Felder. Mittags erreichen wir den kleinen Birr-River, an dessen Ufer ein Fahrweg zu den Resten einer sehr alten, portugiesischen Steinbogenbrücke führt. Ein toller Platz zeigt sich uns, weit ausladende Bäume geben Schatten, der Bach plätschert über runde Felsen durch die alten Bögen der Brücke in eine schmale Schlucht, freundlich grüßende Hirten treiben ihre Rinder an uns vorbei. Hier bleiben wir den ganzen Tag, genießen die entspannte Ruhe und eine ungestörte Nacht. Gibt es also auch in Äthiopien…

Die Straße bleibt gut, die Landschaft wird gebirgiger und auch grüner. In vielen Ortschaften ist heute Markt und das Gewusel auf den Straßen ist unglaublich. Das Fahren gleicht oft einem Hindernislauf um die Menschenmassen, störrischen Tieren, schwer beladenen Eselkarren, drängelnden Tuk-Tuks und unberechenbaren Minibustaxis herum. Am Nachmittag erreichen wir schließlich Bahir Dar, die lebendige Stadt am Südufer des Lake Tana. Doch wir sind zu müde und auch etwas erkältet, so dass wir uns erst mal ein wenig Ruhe gönnen, bevor wir uns morgen dann in der Stadt umschauen.

Dejen – Debre Markos – Bahir Dar  -  335 km  -  1666 Tage / 119270 km

30. – 31. Dezember 2018 - Und schon wieder ist ein Jahr rum…

wir wünschen Allen einen guten Rutsch ins Jahr 2019!

Kaum zu glauben, 2018 ist praktisch schon Geschichte! Und wie spannend war es wieder! Viele neue Länder durften wir bereisen, und von Namibia konnten wir uns perfekt verabschieden mit einem grünen Kaokoveld.

Jetzt sitzen wir in Äthiopien, in Bahir Dar am Lake Tana und kurieren unseren Schnupfen aus, der uns überraschenderweise vor ein paar Tagen überfallen hatte. Wo wir den Silvesterabend letztlich verbringen werden, mal sehen. Da Äthiopien ja eine völlig andere Zeitrechnung hat, ist hier bestimmt nichts vom Jahreswechsel zu spüren. Weihnachten ging ja auch schon ganz unauffällig an uns vorbei.

 

Wir wünschen Euch allen eine tolle Silvesterparty, wo immer ihr sein werdet, und einen guten Rutsch ins Jahr 2019!

 

Bahir Dar/Lake Tana/Äthiopien  -  5 km  -  1668 Tage / 119275 km

 

Hier endet unser siebtes Tagebuch, das unsere Reiseaufzeichnungen des Jahres 2018 enthält. Weiter geht es mit dem achten Tagebuch - click hier

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