Zwischen trockenen Savannen, grünen Weinstöcken und schneebedeckten Fünftausendern

Zehn Jahre nach unserem ersten Besuch hier sind wir also wieder zurück in Georgien. Dieses so abwechslungsreiche Land südlich des Kaukasus begeistert uns sofort aufs Neue. Da wir ja alle Hauptsehenswürdigkeiten schon kennen, haben wir nun keinen Sightseeing-Stress und genießen die tollen Landschaften.

Perfekter Platz gegenüber der Wardzia Höhlenklöster
Perfekter Platz gegenüber der Wardzia Höhlenklöster
Pistenabenteuer im Vashlovani Nationalpark
Pistenabenteuer im Vashlovani Nationalpark
Savannenlandschaft wie in Ostafrika
Savannenlandschaft wie in Ostafrika
Skurrile Sandsteinformationen im Vashlovani NP
Skurrile Sandsteinformationen im Vashlovani NP
Schöner kann man sein Auto nicht versenken!
Schöner kann man sein Auto nicht versenken!
Schrecksekunde bei der Bergeaktion
Schrecksekunde bei der Bergeaktion
Festungskirche Ananuri
Festungskirche Ananuri
Trucker aus ganz Zentralasien - Opfer der aktuellen Politik
Trucker aus ganz Zentralasien - Opfer der aktuellen Politik
Gergetier Dreifaltigkeitskirche in exponierter Lage
Gergetier Dreifaltigkeitskirche in exponierter Lage
Traumberg Kazbek - 5054 Meter hoch
Traumberg Kazbek - 5054 Meter hoch
Abenteuerliche Zufahrt ins Truso-Tal
Abenteuerliche Zufahrt ins Truso-Tal
Mineralquellen zaubern eine Symphonie aus Farben
Mineralquellen zaubern eine Symphonie aus Farben
Faszination Truso-Tal
Faszination Truso-Tal
Typisches Straßenbild - ein weiter Weg in die EU!
Typisches Straßenbild - ein weiter Weg in die EU!
Froschkonzert wiegt uns in den Schlaf
Froschkonzert wiegt uns in den Schlaf
Viele Pferde auf den Weiden der Hochtäler
Viele Pferde auf den Weiden der Hochtäler

Zehn Jahre nach unserem ersten Besuch hier sind wir also wieder zurück in Georgien. Dieses so abwechslungsreiche Land südlich des Kaukasus begeistert uns sofort aufs Neue. Da wir ja alle Hauptsehenswürdigkeiten schon kennen, haben wir nun keinen Sightseeing-Stress und genießen die tollen Landschaften.

 

Vashlovani Nationalpark

Kaum zu glauben, aber auch das ist Georgien! Ganz im Südosten des Landes, eingerahmt von Aserbaidschan, versteckt sich eine steppenartige Landschaft, die mit ihren bizarren Sandsteinfelsformationen begeistert. Doch auch lichte Wälder, Buschsavanne und wilde Pistazienbäume prägen das Bild. Erinnerungen an Ostafrika und auch Namibia werden immer wieder wach. Im Sommer sind die Temperaturen unerträglich hoch, fünfzig Grad Celsius sind an der Tagesordnung. Wir haben Glück, immer wieder brechen Gewitter über uns herein und halten die Temperaturen bei angenehmen fünfunddreißig Grad …

Eine reichhaltige Tierwelt verbirgt sich in diesem Gelände, sehr scheu und daher kaum zu entdecken. Gazellen, Schakale, Bären, Wölfe und viele mehr schleichen durch die undurchdringliche Vegetation. Nur auf sehr abenteuerlichen Pisten ist dieses abgelegene Gebiet zu erreichen und zu entdecken. Vier Tage lang erkunden wir abgelegene Täler, holpern durch steinige Flussläufe, genießen atemberaubende Panoramaplätze und lauschen nachts den Rufen der sich gut verbergenden Tiere.

 

Teamgeist …

„Fahr dort rüber, dort ist ein toller Übernachtungsplatz!“ Unser Vorschlag endet fatal. Jürgen bugsiert seinen Iveco Daily, ohne vorher den Untergrund mit einer Begehung zu begutachten, in aufgeweichten Matsch und bleibt natürlich stecken. Nicht weiter tragisch, doch die Bergung wird arbeitsintensiv. Erstes gemeinsames Schaufeln legt zumindest die Räder frei. Der Unimog von Philippe und auch der MAN von Martin werden mit unseren Bergeseilen an den Iveco befestigt, um ihn rückwärts herauszuziehen. Doch die Aktion ist zum Scheitern verurteil, zu steil ist hier die Fahrspur, und der Untergrund zu glitschig, die beiden Zugfahrzeuge bekommen nicht genügend Traktion.

Also nach vorne versuchen. Nochmals ordentlich schaufeln, den Unimog umrangieren und den Iveco ans Bergeseil binden. Einsetzender Regen erschwert die Aktion, der Untergrund wird immer weicher, der Unimog scheitert wieder. In der Zwischenzeit hat sich der hinzugekommene Polizei-Toyota auch eingegraben, ihn zu bergen, ist mit dem Unimog jedoch ein Kinderspiel. Die beiden Polizisten bedanken sich kurz – und weg sind sie …

Wir vertagen auf morgen. Wir beruhigen die Gruppe, Corinne und Jürgen verbringen trotzdem eine schlaflose Nacht.

Der Regen hat aufgehört, scharfer Wind und die kräftige Sonne trocknen den Untergrund rasch aus. Ein Rettungs-Team der örtlichen Straßenwacht findet sich ein, ihre Vorschläge zur weiteren Bergung sind anfangs etwas wirr, letztlich jedoch werden sie recht behalten, dass wir es mit unseren zur Verfügung stehenden Fahrzeugen schaffen werden, den Iveco aus seiner misslichen Lage zu befreien. Weiteres Schaufeln und unterlegen von Anfahrtshilfen ist angesagt. Alle Bergegurte kommen zum Einsatz.

Dann eine Schrecksekunde: Martin versenkt seinen MAN beim zurücksetzen mit dem rechten Hinterrad im Morast, da der Rettungsteamfuzzy falsch einweist! Beängstigende Schräglage beim Dreizehntonner! Doch der Unimog ist heute in Bestform, holt ihn auf Anhieb wieder raus.

Jetzt der Iveco. Philippe ackert seinen Unimog durchs Gelände, die Bergeseile spannen sich, und mit einem schmatzenden Geräusch befreit sich der Iveco aus dem Morast. Mit ordentlich Schmackes zerrt er ihn über den anschließenden Wiesenhang auf ebenes und festes Gelände.

Große Erleichterung bei allen, die Fahrzeuge und auch wir sehen aus wie Sau, aber letztlich ist das Nebensache. Es war wirklich schön zu erleben, wie das gesamte Team sich der Aufgabe gestellt und ohne Zögern angepackt hat!

 

Nadelöhr georgisch-russische Grenze

Gleich hinter Tiflis geht es los: Kilometerweit stauen sich hier die Lastwagen in Richtung Norden, stehen tagelang am Straßenrand, um immer wieder blockweise die Georgische Heeresstraße hinauf zur Grenze gelassen zu werden. Was ist denn hier los?

Die Schließung aller Grenzen zu Russland in Europa und die coronabedingte Abschottung Turkmenistans zwingt den gesamten Frachtverkehr nach Russland und Zentralasien durch das Nadelöhr im zentralen Kaukasus. Auf einer Strecke von rund 140 Kilometern warten die bedauernswerten Trucker nun bis zu einer Woche, bis sie letztlich die Grenze überwunden haben.

Einträchtig und friedlich nebeneinander stehen hier Laster aus Russland und der Ukraine, aus Weißrussland und Kasachstan, aus Uzbekistan, Tadschikistan und Kirgisistan. Und aus Armenien und der Türkei. Viele russische Lastwagen passieren hier die letzte offene Grenze. Was sie wohl alles, vorbei an den weltweiten Sanktionen, unter ihren Planen transportieren …?

 

Das Truso-Tal

Völlig abgeschieden zwischen dem Kreuzpass an der Georgischen Heeresstraße und dem bis zu 3.800 Meter hohen Mtiuleti Kamm zu Südossetien gelegen, ist dieses Tal ein ganz besonderes landschaftliches Kleinod. Sehr beschwerlich und spannend zeigt sich die Anreise entlang dem Terek, der sich tief eine enge Schlucht gegraben hat. Oftmals schwindelerregend am senkrechten Abgrund, stellenweise unterspült und mit abenteuerlichen Brückenkonstruktionen versehen, windet sich die gerade mal fahrzeugbreite, steinige Piste dem Truso-Tal entgegen.

Nach wenigen, aber aufregenden Kilometern weitet sich die Schlucht, und grasbedeckte Berghänge, über denen schroffe, noch mit Altschnee bedeckte Gipfel thronen, markieren den Zugang zum Tal. Sinterterrassen in verschiedenen Farbtönen, gespeist von unzähligen Bächen und Rinnsalen, modellieren die sanft abfallenden Hänge. Winzige Seen, tiefblau, feuerrot oder gelb und grünlich schimmernd, tauchen auf, auch die Abflüsse erstrahlen in bunten Farben. Uralte Wehrtürme und Ruinen verfallener Dörfer, ein letztes, armseliges Kloster, und die unvermeidliche, georgische Grenzwache zum ossetischen Separatistengebiet, dann ist Schluss.

Von der zu Sowjetzeiten noch 1.000 Einwohner zählenden, überwiegend ossetischen Bevölkerung, die sich auf achtzehn kleine Dörfer verteilten, sind nach den ethnischen Spannungen vor rund dreißig Jahren gerade mal noch fünfundzwanzig Dorfbewohner in vier winzigen Dörfern übrig geblieben.

Bei unserem letzten Besuch vor zehn Jahren gab es noch nicht einmal Strom hier hinten, und das Militär verwehrte uns nach wenigen Kilometern die Weiterfahrt. Zumindest das ist jetzt anders geworden, die farbenprächtigen Mineral- und Schwefelquellen locken täglich einige Besucher ins Truso-Tal und bescheren den übrig gebliebenen Bewohnern zumindest ein zusätzliches bescheidenes Einkommen.

 

Georgien – ein Kandidat für die EU?

Angst macht sich breit im Kaukasus. Russische Expansionspolitik bedroht die Eigenständigkeit der früheren Sowjetrepubliken. Georgien fühlt sich dem Westen, fühlt sich Europa zugewandt. Der Antrag für die EU-Mitgliedschaft wird in Brüssel eingereicht, riesengroße Enttäuschung nach der Ablehnung. Begründung: Die georgische Regierung hat ihre Hausarbeiten nicht zufriedenstellend gelöst. Zehntausende gehen in Tiflis auf die Straße, nicht gegen die EU-Entscheidung, sondern gegen die eigene Regierung, fordern deren Rücktritt.

Ist Georgien denn bereit für die EU? Eine sehr schwierige Frage. Einerseits, eine Mitgliedschaft bietet die Chance, wirtschaftlich Anschluss an die Welt zu finden. Andererseits, fährt man über Land, sieht man sehr rasch, dass es zu einem (finanziellen) Fass ohne Boden werden wird. Doch letztlich würde es der beste Weg für Georgien sein ...

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer im Tagebuch ab 18. Juni 2022 - click hier

 

Liebe Grüße an Euch alle,

Conny & Tommy

Truso Tal Mineralquelle