Wir reisen wieder …

Endlich wieder eine Grenze, ein neues Land vor uns. Bulgarien. Unsere letzten Besuche hier waren noch in der kommunistischen Zeit, in den achtziger Jahren. Inzwischen ist Bulgarien Familienmitglied der Europäischen Union. Mal sehen, was uns jetzt hier erwartet …

Traditionelle Fachwerkhäuser in Melnik
Traditionelle Fachwerkhäuser in Melnik
Sandsteinformationen im Tal von Melnik
Sandsteinformationen im Tal von Melnik
Im Kloster Rozhen
Im Kloster Rozhen
Alte Wandmalereien im Kloster Rozhen
Alte Wandmalereien im Kloster Rozhen
Geile Bergtour auf den Khambartash im Pirin Gebirge
Geile Bergtour auf den Khambartash im Pirin Gebirge
Die Krokusse haben beschlossen: Es ist Frühling!
Die Krokusse haben beschlossen: Es ist Frühling!
Verfallendes Dorf Pirin, hier leben tatsächlich noch Leute drin!
Verfallendes Dorf Pirin, hier leben tatsächlich noch Leute drin!
Romantische Morgenstimmung in den Rhodopen
Romantische Morgenstimmung in den Rhodopen
Fahrt durch ein herrliches Tal der Rhodopen nach Yagodina
Fahrt durch ein herrliches Tal der Rhodopen nach Yagodina
Die Teufelsbrücke bei Ardino
Die Teufelsbrücke bei Ardino
Schlafplatz mit Rosenduft
Schlafplatz mit Rosenduft
Felsmalereien im Felsenkloster Basarbovo
Felsmalereien im Felsenkloster Basarbovo

Endlich wieder eine Grenze, ein neues Land vor uns. Bulgarien. Unsere letzten Besuche hier waren noch in der kommunistischen Zeit, in den achtziger Jahren. Inzwischen ist Bulgarien Familienmitglied der Europäischen Union. Mal sehen, was uns jetzt hier erwartet …

 

Freiheit!

Die bulgarischen Beamten genießen gerade eine Tüte Eiscreme, als wir unsere Dokumente anreichen. Äußerst freundlich werden wir empfangen und mit besten Wünschen für einen schönen Aufenthalt weitergewinkt.

Gleich nach der Grenze verlassen wir die mautpflichtige Schnellstraße und machen uns auf den Weg durch die liebliche Hügellandschaft hinauf nach Melnik. Schon im ersten Dorf hat uns die postkommunistische Wirklichkeit eingeholt: verfallene Häuser und schlaglochgesäumte Straßen.

Melnik dagegen ist fein herausgeputzt, ist es doch das Zentrum bulgarischen Weinanbaus. Und wir sind überrascht, wie viele Menschen sich hier zwischen den schön renovierten Häusern tummeln, in den Terrassenlokalen der Weinlokale Speis und Trank genießen. Und wir blicken wieder in lachende Gesichter, nicht in misstrauische Augen über bazillengetränkten Gesichtsmasken! Wie gut tut die Normalität auf den Straßen!

Alle Läden haben geöffnet, die Hotels sind gut besucht, überall wird zur Weinverkostung in alten Steingewölben zwischen Holzfässern aufgefordert. Das Ambiente ist großartig, nur der gekelterte Landwein kann letztlich nicht halten, was die Plakate versprechen …

Nicht weit von Melnik wacht das ehrwürdige Kloster Rozhen seit mehr als 1.000 Jahren über das Land. Es ist ein Ort der Ruhe und Andacht, filigran in seinen Details und historisch wertvoll mit vielen Originalfresken aus dem 15. Jh. 

Der Blick schweift weit hinein ins Land, entdeckt die skurrilen Sandsteinformationen in üppig grünen Wäldern und Wiesen. Eine nette Wanderung lässt immer neue, vom Wasser ausgewaschene Pyramiden und Steilwände auftauchen, auch das uralte Kloster lohnt einen Besuch.

Schon nach einem Tag in Bulgarien sind wir von einer schon länger nicht mehr gekannten Wohlfühlatmosphäre gefangen: keine Maskenpflicht, keine einschränkenden Restriktionen, keine Kontrollen, keine Passierdokumente, kein Campingverbot.

Freiheit eben …

 

Museumsstadt Melnik

Ausgewaschene Erdpyramiden und skurrile Sandsteinpfeiler prägen das Umland von Melnik. Weithin sichtbar heben sich die sandfarbenen Gebilde von den dunkelgrünen Hängen ab. Wind und Wetter formen sie ständig um, verändern das Gesamtensemble dieser bühnenreifen Inszenierung.

Melnik ist eine der geschichtsträchtigsten Städte Bulgariens. Die Historie reicht weit zurück, Thraker, Römer, Slawen, Bulgaren, Byzantiner, Osmanen und Griechen prägten das urbane Leben über viele Jahrtausende. Mehrfach durch Erdbeben und feindliche Übergriffe zerstört, doch immer wieder aufgebaut, wohnten um 1880 rund 22.000 Menschen in Melnik, damals einer der größten Städte Bulgariens. Die Verlagerung der Handelswege beschleunigte den Niedergang, und als die Griechen nach dem Balkankrieg und der daraus resultierenden territorialen Neusortierung 1913 abwandern mussten, verfielen Häuser und Kirchen.

Heute ist Melnik eine kleine Museumsstadt, schön restauriert und als Zentrum bulgarischer Weinkultur ein gerne besuchter Ort. Nur noch etwa 160 Menschen leben heute hier, und sie leben gut vom Tourismus …

 

Die Rhodopen

Nebel wabern über die sanften Hänge, Regentropfen glitzern in den sich einen Weg bahnenden Sonnenstrahlen. Ein Dudelsack formt fremde Töne, die Melodie schwingt durch die klare Luft, die Melancholie passt zur Stimmung. Unsere Blicke schweifen über eine nahezu unbekannte Region, hier am Rand Europas.

Dicht bewaldet, dünn besiedelt, die Natur ungebändigt und wild, so prägen die bis zu 2.200 Meter hohen Rhodopen das Grenzgebiet zwischen Griechenland und Bulgarien.

Üppig grüne Wiesen umschließen die wenigen Dörfer, schroffe Felsklippen ragen zwischen den dunklen Nadelwäldern empor. Versteckte Seen warten auf Besucher, tiefe Schluchten und geheimnisvolle Höhlen locken zum Entdecken. Fast 2.000 verschiedene Pflanzen und rund 300 Vogelarten bereichern Flora und Fauna.

Zwei Wochen lang wandern wir durch diese so ursprünglich gebliebene Region, entdecken immer wieder tolle Plätze zum Verweilen, stoßen auf historische Relikte und authentische Dörfer. Das Leben hier geht seinen Gang scheinbar unverändert langsam, die Hektik des Alltags bleibt außen vor.

Pomaken heißen die muslimischen Bewohner im westlichen Teil, der Osten ist mehrheitlich türkisch. Minarette prägen das dörfliche Bild, der Ruf des Muezzins schallt zu den Gebetsstunden durch die Täler. Friedlich leben hier die verschiedenen Ethnien und Religionsgemeinschaften zusammen, sie wundern sich, warum dies anderswo nicht ebenso funktioniert.

 

Die Felsenkirchen entlang dem Rusenski Lom

Liebliche Hügellandschaften, üppige Felder, Sonnenblumen. Nichts weist darauf hin, dass sich hier das Flüsschen Lom wild mäandernd tief in die fruchtbare Erde gegraben hat. Dabei wurden viele Kilometer Felswände freigespült, in die Mönche vor eintausend Jahren begannen, einfache Felsenkirchen, Höhlenklöster und spartanische Einsiedeleien in den weichen Kalkstein zu schlagen. Die Wände und Decken schmückten sie mit bunten Wandmalereien, die als herausragende Meisterwerke mittelalterlicher bulgarischer Kunst gelten. Nach der Eroberung des Zweiten Bulgarischen Reiches durch die Osmanen Ende des 14. Jh. verfielen die Anlagen und gerieten in Vergessenheit.

Nur in den Höhlenkirchen von Ivanovo und Basarbovo sind diese uralten Fresken erhalten geblieben und inzwischen so konserviert, dass sie der Nachwelt erhalten bleiben. Heute gehören die verlassenen Klöster zur Mönchsgemeinschaft von Athos in Griechenland und sind zu einem beliebten Ausflugsziel frommer und historisch interessierter Besucher geworden.

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer im Tagebuch ab 7. Mai - click hier

 

Liebe Grüße an Euch alle,

Conny & Tommy

Bergtour im Pirin Gebirge