Kamerun - Afrika „en miniature“

Eines können wir jetzt schon sagen – Kamerun begeistert uns! Die Landschaft, die Menschen, die Temperaturen, besser könnte es gar nicht sein. Und so tingeln wir sehr gemächlich durch den grünen Nordwesten mit seinen tollen Bergen und interessanten Fon-Königreichen.

Eingangstor zum Fon-Palast von Bafut
Eingangstor zum Fon-Palast von Bafut
Versammlungshaus im Palast von Bafut
Versammlungshaus im Palast von Bafut
Versammlungshaus Achum aus Bambus und geschnitzte Holzstehlen
Versammlungshaus Achum aus Bambus und geschnitzte Holzstehlen
fröhliche Menschen in Bafut
fröhliche Menschen in Bafut
Pastor George mit seiner Frau in landestypischer Tracht
Pastor George mit seiner Frau in landestypischer Tracht
unterwegs auf der Ringroad
unterwegs auf der Ringroad
ausgewaschene und steile Passagen auf der Ringroad
ausgewaschene und steile Passagen auf der Ringroad
Blick auf den Mount Oku und den Lake Oku
Blick auf den Mount Oku und den Lake Oku
auf den wahrscheinlich höchsten Pass Kameruns - 2535 Meter
auf den wahrscheinlich höchsten Pass Kameruns - 2535 Meter
Übernachtungsplatz auf der Hochalm
Übernachtungsplatz auf der Hochalm
Almidylle
Almidylle
der Sultanspalast in Foumban
der Sultanspalast in Foumban
im Sultanspalast in Foumban
im Sultanspalast in Foumban
Ahnentafel im Sultanspalast in Foumban
Ahnentafel im Sultanspalast in Foumban
die Wasserfälle von Ekom
die Wasserfälle von Ekom

Eines können wir jetzt schon sagen – Kamerun begeistert uns! Die Landschaft, die Menschen, die Temperaturen, besser könnte es gar nicht sein. Und so tingeln wir sehr gemächlich durch den grünen Nordwesten mit seinen tollen Bergen und interessanten Fon-Königreichen.

 

Die Königreiche der Fon

Es sind kleine Staaten im Staate, die „Chefferien“ der Fons. Sowohl bei den Bamiléké als auch bei den Bamoun gilt diese Herrschaftsform seit rund 600 Jahren als unantastbar. Sie überdauerte die kriegerischen Jahrhunderte mit den Überfällen der Fulbe aus dem Norden genauso wie die Kolonialzeit der Deutschen und Franzosen. Die familiäre Herrschaft eines Fon basiert in erster Linie an seiner ausgeprägten Umsetzung polygamen Lebens, sein Fortpflanzungsenthusiasmus garantiert die uneingeschränkte Macht seines Clans. Selbst bei den aktuellen Herrschern der Neuzeit sind ein Dutzend Frauen und mehr als 40 Kinder keine Seltenheit, die alle gemeinsam in den Palästen und unzähligen Frauenhäusern im jahrhundertealten Rhythmus leben.

Der Fon und seine Notablen sprechen Recht, regeln das tägliche Leben, bewahren die uralten Traditionen und halten so ihr Einflussgebiet zusammen. Religiöse Toleranz, nach dem Motto „von jeder Religion das Beste…“ schaffen ein problemloses Miteinander von Christentum, Islam und animistischen Grundformen. Den Menschen hier geht es gut, fruchtbare Vulkanböden sorgen für Obst und Gemüse im Überfluss, Rinder und Schafe ziehen über die saftig grünen Wiesen. Alles wirkt zufrieden und aufgeräumt, es ist so sauber wie selten sonst in Afrika.

Der Staat hat gelernt, mit dieser regionalen Besonderheit umzugehen. Nicht umsonst kommen aus dieser Ecke die aktivsten Oppositionspolitiker, der Präsident tut also gut daran, Wert auf eine einigermaßen funktionierende Zusammenarbeit zu legen, auch wenn der private Wohlstand vieler cleverer Geschäftsleute hier oben der herrschenden Clique in Yaoundé ein immerwährender Dorn im neidischen Auge ist. Doch die Menschen in den Bergen und im Grasland genannten Westen können damit leben, sie sind fleißig und ehrlich, genießen ihren bescheidenen Wohlstand. Und ihr jeweiliger, unantastbarer Fon, von denen es auch heute noch weit mehr als hundert gibt, garantiert für ihr Wohlergehen…

 

Eine höchst interessante Begegnung…

Wir sind in Wum, einer Kleinstadt mit rund 25.000 Einwohnern im Nordwesten Kameruns, direkt an der Ring Road gelegen. Eingebettet zwischen sattgrünen Wiesen und Wäldern schmiegen sich die sauberen Häuser und Hütten an die sanft ansteigenden Hänge, kleine, fast kreisrunde Kraterseen blitzen immer wieder durch die liebliche Hügellandschaft.

Auf der Suche nach einem Standplatz geraten wir auf das großzügige Gelände der presbyterianischen Kirche, die hier auch mehrere Schulen betreut. Nach der herzlichen Begrüßung durch die Lehrerschaft kommt der Pastor zu uns gefahren. Gemütliches Übergewicht stemmt sich aus dem alten Toyota, ein herzhaftes Lachen heißt uns willkommen. Nachdem wir uns mitten auf einer grünen Wiese einrichten durften, erfahren wir alles über die sehr gut funktionierende Kirchenpartnerschaft mit Göppingen bei Stuttgart, die garantiert, dass immer ein wenig Geld für kleine Projekte vorhanden ist, das Pastor George akribisch genau einsetzt und kontrolliert.

Der Pastor ist der starke Fels in der Brandung des nicht immer leichten Lebens der Menschen hier. Er ist Organisator für alles, leitet die Vergabe von Kleinkrediten für private Projekte, ist schlichtende Instanz bei Familien- und Landstreitigkeiten, gibt den begnadeten Entertainer bei den sonntäglichen Messen in seiner großen, gemauerten Kirche. Und als wir abends mit ihm durch die Stadt laufen, in einer schummrigen Kneipe ein lauwarmes Bier zischen und dazu zähes Rindfleisch vom Straßengrill kauen, ist er der Kumpel von nebenan, den alle kennen und schätzen.

Nach einem traditionellen Essen bei ihm zuhause sprechen wir in seinem Wohnzimmer über die Probleme Afrikas und über mögliche Lösungen. Und wir sind mehr als überrascht! Der Pastor, natürlich waschechter Afrikaner und auch dank seiner Intelligenz somit bestens prädestiniert, darüber sprechen zu dürfen, bestätigt all unsere Erfahrungen, Meinungen und Lösungsgedanken. Die brennenden Themen Bevölkerungsexplosion, Empfängnisverhütung, eine bessere Zukunft verhindernde Traditionen, Korruption der Regierenden sowie deren fehlende Bereitschaft zur flächendeckenden Schul- und Ausbildung junger Menschen, fragwürdige Finanzierungen unsinniger Entwicklungsprojekte durch europäische und amerikanische Organisationen und vor allem die finanzielle Unterstützung diktatorischer Machthaber seitens westlicher Regierungen.

Wir entscheiden, gemeinsam einen Essay zu entwerfen, seine kompetente Sichtweise zu publizieren, um endlich mal aufzuräumen mit den in Europa und Amerika herrschenden, meist nur sehr theoretischen Meinungen zu diesen Themen. Vielleicht geling es uns, Entwicklungsministerien und Organisationen aufzurütteln, denn wenn wir alle gemeinsam nicht noch heute beginnen, an einer gemeinsamen Zukunft für Afrika sinnvoll zu arbeiten, wird dieser wundervolle Kontinent in schon zwei Generationen anfangen, sich selbst von innen heraus zu zerstören. Und dann werden wir mehr als nur ein paar überfüllte und seeuntüchtige Nussschalen auf dem Mittelmeer zu retten haben – viel, viel mehr…

 

Unterwegs im Nordwesten Kameruns

Mitten durch diese herrlich grüne Gebirgslandschaft verläuft die ehemals koloniale und heutige Sprachgrenze und teilt den Nordwesten in ein frankophones und in ein anglophones Gebiet. Die großen Ethnien der Bamiléké und der Bamoun, aufgeteilt in dutzende Chefferien bzw. Fonkönigreiche sorgen für die soziale und politische Macht. Christentum und Islam existieren friedlich miteinander, Toleranz wird großgeschrieben.

Die Landschaft hier oben ist einmalig für West- und Zentralafrika. Auf unglaublich steilen und ausgewaschenen Pisten klettern wir hinauf bis auf über 2500 Meter, frieren bei ungewohnt niedrigen Nachttemperaturen. Langhornige Zeburinder und kraftstrotzende Pferde weiden auf den Almwiesen, die bewirtschafteten Felder reichen inzwischen weit die schwer zugänglichen Hänge hinauf. Vertraute Kiefernwälder und schnell wachsende Eukalyptusbäume säumen Straßen und verstecken kleine Weiler. Die üppig grünen Täler werden von großflächigen Plantagen bestimmt, Palmöl, Bananen, Ananas, Kakao und sogar Tee gedeihen hier auf den vulkanischen Böden überaus prächtig. Die Märkte in den Dörfern sind reich an Obst und Gemüse, es wird sogar in alle anderen Landesteile exportiert.

An den Rändern des Hochplateaus breiten sich undurchdringbare Regenwälder aus, unzählige Bäche und Flüsse leiten ganzjährig braune Wassermassen durch den dichten Blätterwald, stürzen in nassen Gischtwolken über meterhohe Abbruchkanten tief hinunter in immerfeuchte Gräben, modellieren so die Landschaft ständig um. Die Menschen hier haben ein hartes Los, ständig ringen sie dem dichten Gestrüpp Meter für Meter zu bewirtschaftende Fläche ab, immer mit der Gefahr lebend, dass der Urwald sich schlussendlich alles wieder zurück holt.

Wir besuchen Paläste der regionalen Herrscher, machen dem Sultan in Foumban unsere Aufwartung, informieren uns umfassend über Geschichte und ethnische Zusammenhänge im hervorragend organisierten Museum von Dschang und treffen viele interessante Menschen, die uns einen Einblick in ihr alltägliches Leben geben. Nach der monatelangen schwülheißen Reisezeit genießen wir die klare Luft zum Atmen, die kühlen Nächte zum erholsamen Schlafen und die gewohnt heimischen Tagestemperaturen. Die nun beginnende Regenzeit hält sich noch zurück, die täglichen abendlichen Gewitter stören nicht wirklich.

Erst weiter unten, rund um die wuchtige Präsenz des über 4000 Meter hohen Mount Cameroon, an den Gestaden des Atlantiks, holen uns Regen und Nebel, Luftfeuchtigkeit und hohe Temperaturen wieder ein. Hier, in der Kniekehle Afrikas, wo sich einst Südamerika von Afrika trennte, brodelt der mächtigste noch aktive Vulkan des Kontinents immer noch so vor sich hin, immer bereit, mal wieder Stärke zu zeigen und die Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen. Dauerregen und undurchdringliche Nebel machen eine Besteigung zur Zeit unmöglich, leider…

 

Deutsche Geschichte in Kamerun

Bismarckbrunnen, Telegrafenamt, Waldschlösschen, Eisenbahnbrücken, Kaufhaus, Kirchen, Straßen ins Hinterland. Immer wieder treffen wir auf deutsche Relikte und interessanterweise sind alle Gebäude, Brücken und Straßen auch heute noch in Benutzung. Es waren nur rund 30 Jahre, während denen das Deutsche Kaiserreich als Schutzmacht hier in Kamerun auftrat. Doch sie genügten, um Nachhaltiges zu hinterlassen. Auch in den Köpfen der Menschen. Überaus positiv sehen die meisten ihre eigene deutsche Vergangenheit, im Gegensatz zur französischen Kolonialzeit. Und so werden wir auch überall, wenn wir als Deutsche identifiziert werden, ausgesprochen freundlich und zuvorkommend behandelt. Die Zeit verklärt eben so manches und macht die durchaus unangemessenen Taten der meisten deutschen Kommandanten hier vergessen. Mit Beginn des ersten Weltkriegs war es dann vorbei mit der deutschen Afrikageschichte, Engländer und Franzosen übernahmen die Macht. Doch das deutsche Vermächtnis im Land konnten sie nie auslöschen…

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer unter „reiseberichte“ und dann „ tagebuch“.http://www.mantoco.com/reiseberichte/tagebuch/2015-mali-burkina-faso-elfenbeinkueste-ghana-togo-benin-nigeria-kamerun.html

 

 

Liebe Grüße an Euch alle

 

Conny & Tommy

auf der Passhöhe in 2535 Meter Höhe

auf der Passhöhe in 2535 Meter Höhe