Fazit: Südafrika – wohin führt Dein Weg?

Während der vergangenen zweieinhalb Jahre verbrachten wir vier Mal neunzig Tage, also ein ganzes Jahr, in diesem facettenreichen Land. Wir diskutierten mit unzähligen Menschen über die Alltagsprobleme, besuchten mehrere Einrichtungen von Kirche und Staat und genossen die touristischen Angebote wie Wildparks oder Naturreservate. Können wir uns ein Urteil erlauben? Wir denken ja…

Blumenmeer in Pringle Bay
Blumenmeer in Pringle Bay
altehrwürdiges Weingut Vergelegen
altehrwürdiges Weingut Vergelegen
Rosengarten im Weingut Vergelegen
Rosengarten im Weingut Vergelegen
Königsprotea im Jonkershoek NR
Königsprotea im Jonkershoek NR
im Weingut Boschendal
im Weingut Boschendal
Pinguin am Strand von Boulders
Pinguin am Strand von Boulders
Blick auf die zwölf Apostel in Kapstadt
Blick auf die zwölf Apostel in Kapstadt
Good bye Kapstadt!
Good bye Kapstadt!
Tölpelkolonie in Lambert´s Bay
Tölpelkolonie in Lambert´s Bay
Tölpel beim Start
Tölpel beim Start

Während der vergangenen zweieinhalb Jahre verbrachten wir vier Mal neunzig Tage, also ein ganzes Jahr, in diesem facettenreichen Land. Wir diskutierten mit unzähligen Menschen über die Alltagsprobleme, besuchten mehrere Einrichtungen von Kirche und Staat und genossen die touristischen Angebote wie Wildparks oder Naturreservate. Können wir uns ein Urteil erlauben? Wir denken ja…
„Wir sind die Regenbogennation! Gemeinsam sind wir stark, gehen einer guten Zukunft entgegen!“ Nelson Mandelas hoffnungsvolle Worte klingen noch heute in den Ohren optimistischer Südafrikakenner nach. Doch was ist davon wirklich geblieben? Nun, nehmen wir es vorweg – eigentlich nichts!
Gut, die große, gewalttätige Abrechnung mit den Weißen, die für jahrzehntelange, unmenschliche Apartheidpolitik verantwortlich waren, ist glücklicherweise ausgeblieben. Doch das war es dann auch schon mit der Habenseite. Vor allem seit der allgegenwärtige und in seinen Grundfesten durch und durch korrupte ANC mit Präsident Zuma an der Spitze das Land auf „Linie“ gebracht hat, geht es fast erdrutschartig bergab mit Wirtschaft und Gesellschaft. Ein Staatsführer, der nach gerade mal vier(!) Grundschuljahren kaum des Lesens und Schreibens mächtig und dessen logisches Denkvermögen lediglich die eigenen Taschen zu füllen imstande ist, eignet sich wohl kaum, das Erbe eines Nelson Mandelas zum Wohle der Gemeinschaft umzusetzen.
Farm- und Firmenenteignungen sollten eigentlich soziale Umverteilung garantieren, der schwarzen Mehrheit endlich einen akzeptablen Anteil am Staatsvermögen garantieren. Doch damit wurden lediglich funktionierende Kreisläufe aus der Bahn geworfen, Schüsselpositionen in unfähige Hände übertragen. Heute, nach einem Vierteljahrhundert schwarzer Regierungsmacht, geht es Südafrika schlechter denn je. Fünfzig Prozent Arbeitslosigkeit bilden den Nährboden für ein unkalkulierbares Gewaltpotential, ein Bevölkerungszuwachs von unglaublichem Ausmaß entzieht jeglichem Reformansatz den Boden unter den Füßen. Die schwarze Elite sicherte sich die Pfründe der weißen Machthaber, ohne sich ernsthaft damit zu beschäftigen, den armen Massen ein Mindestmaß an Lebensqualität zu gönnen.
Anstatt auf der Welle der positiven Begeisterung, die Nelson Mandela vor über fünfundzwanzig Jahren hervorrief, in eine für afrikanische Verhältnisse traumhafte Zukunft zu gleiten, rutscht das Land, das einst europäisches Wirtschaftsniveau zu bieten hatte, in atemberaubender Geschwindigkeit immer mehr auf den Stand seiner Nachbarn ab. Doch noch gäbe es Gelegenheit, das Ruder herumzureißen…
Der gemeine Tourist, der dieses herrliche Land im Rahmen seines Jahresurlaubes oberflächlich bereist, bekommt von alldem nichts mit. Die Metropole Kapstadt mit der prachtvollen Gardenroute,
der tierreiche Krügerpark und historische Weingüter, anspruchsvolle Golfplätze und perfekte Hotelanlagen suggerieren dem durchgebuchten Besucher, in einem märchenhaft schönen Land unterwegs zu sein. Doch der Alltag sieht ganz anders aus!
Das Jahrhundert der Apartheid ist nur oberflächlich verschwunden. In den Köpfen derer, die es gestalteten und die es erleiden mussten, ist sie nach wie vor präsent. Die Gesellschaft ist streng zweigeteilt, obwohl der Staat gemischte Schulen, offene Kirchen, freie Arbeitsplatzwahl und gemischte Partnerschaften ermöglicht. In allen privaten Bereichen herrscht weiterhin eine strenge Trennung von Schwarz und Weiß vor. Kaum jemand scheint in der Lage, den Kopf von der Vergangenheit zu befreien, Befangenheit im Umgang miteinander ist überall spürbar.
Besonders krass fallen die unterschiedlichen Lebensumstände auf. Hier rein weiße, noble Villenviertel, dort erbärmliche Townships. Auf der einen Seite edle Estates, umzäunt wie Hochsicherheitstrakte, andererseits Homelands mit Massenarbeitslosigkeit und einer fassungslos machenden Bevölkerungsdichte. Die weiße Bevölkerung Südafrikas grenzt sich nach wie vor klar ab von der zehnfachen Übermacht der schwarzen Massen. Und sie muss es tun, denn sonst geht sie unter – und mit ihr das ganze Land! Jahrzehntelanges Verhindern notwendiger Schul- und Berufsausbildung schafften ein Heer arbeitsloser und meist auch arbeitsunwilliger schwarzer Menschen. Doch auch die schwarzen Machthaber verschließen heute ihren Brüdern und Schwestern die Möglichkeit einer guten Bildung, denn sie vertrauen darauf, dass ungebildete Massen einfacher zu kontrollieren sind. Da unterscheiden sie sich nicht sehr von ihren weißen Apartheidvorgängern!
Doch genug der erschreckenden Realitäten – wenden wir uns den schönen Dingen zu…
Südafrika begeistert mit unglaublich vielfältigen Landschaften und einer fantastischen Tierwelt. Die Kapregion lockt mit karstigen Gebirgen, bewachsen von einer hauptsächlich endemischen Flora, die faszinierend ihresgleichen sucht. Gigantische Wale tummeln sich im eiskalten Wasser der beiden hier aufeinander prallenden Ozeane, listige Haie lauern auch nahe der Ufer auf ihre Chance, lustig anzuschauende Pinguine watscheln auf Felseninseln umher, immerzu schnatternde Tölpelkolonien bevölkern so manches Eiland. Dahinter verlieren sich die Wüsten der Karoo und der Kalahari in der unendlichen Weite, die sich nach einer kurzen Regenperiode in ein fast unrealistisches Blumenmeer verwandelt. Majestätisch erheben sich die grünen Drakensberge fast senkrecht aus den wogenden Weizenfeldern, gespeist von den ergiebigen Regenfällen der subtropischen Stürme an der Wildcoast. In den vor Wilderern einigermaßen geschützten Naturreservaten locken die interessantesten Wildtiere Afrikas – Elefanten und Nashörner, Löwen und Geparden, Giraffen und Zebras, Leoparden und Hyänen, Büffel und Nilpferde; nicht möglich, sie alle aufzuzählen…
Die Geschichte Südafrikas ist vor allem die Geschichte der hier lebenden Menschen. Und die damit entstandenen Probleme. Elf lokale Ethnien, allen voran die der Zulu, der Xhosa und der Sotho, gepaart mit Millionen Flüchtlingen aus den umliegenden Ländern sowie den weißen Einwanderern, die vor rund 350 Jahren anfingen, das Land in Besitz zu nehmen, prägen die Gesellschaft. Sie alle sind auf der Suche nach einer gemeinsamen Zukunft. Auf der Suche nach der einmaligen Gelegenheit, die von Nelson Mandela heraufbeschworene Regenbogennation zu schaffen.
Sie werden es nicht schaffen…

 

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Liebe Grüße an Euch alle
Conny & Tommy

Frühstücksplatz mit Panorama