Es geht wieder los!

Der Sommer in Deutschland neigt sich dem Ende zu und wir verabschieden uns von unseren Familien und Freunden, mit denen wir viele tolle Momente genießen durften. Aber wir spüren, es wird Zeit wieder loszuziehen …

Vier Wochen lang tingeln wir durch Südtirol, das Trentino und die Lombardei und besteigen ein Dutzend herrlicher Berge, lassen uns von der italienischen Lebensweise verwöhnen und erreichen am 20. September schließlich der Hafen von Genua, wo uns die Fähre nach Marokko erwartet.

Nach einer entspannt ruhigen Überfahrt betreten wir am Nachmittag des 22. Septembers wieder einmal afrikanischen Boden. Nun freuen wir uns auf die kommenden Monate in Marokko und Mauretanien!

 

Die "blaue Stadt" Chefchaouen - malerisch gelegen
Die "blaue Stadt" Chefchaouen - malerisch gelegen
Einladung bei einer Familie im Rif-Gebirge
Einladung bei einer Familie im Rif-Gebirge
Erst 31 Jahre und schon mit dem siebten Kind schwanger ...
Erst 31 Jahre und schon mit dem siebten Kind schwanger ...
Legaler und illegaler Cannabis-Anbau im Rifgebirge
Legaler und illegaler Cannabis-Anbau im Rifgebirge
Die malerisch gelegene spanische Enklave
Die malerisch gelegene spanische Enklave
Conny entdeckt ein Chamäleon!
Conny entdeckt ein Chamäleon!
Unterwegs in den Zedernwäldern des Mittleren Atlas
Unterwegs in den Zedernwäldern des Mittleren Atlas
Das lustige Treiben der Berberaffen können wir stundenlang beobachten
Das lustige Treiben der Berberaffen können wir ewig beobachten
Umsorgende Affenliebe
Umsorgende Affenliebe
Spannende Piste im Cirque de Jaafar
Spannende Piste im Cirque de Jaafar
Eselreiter im Cirque
Eselreiter im Cirque
Mannibreite Pisten im Cirque de Jaafar
Mannibreite Pisten im Cirque de Jaafar
Dorf im Hohen Atlas
Dorf im Hohen Atlas
Ärmliche Wohnverhältnisse in den ländlichen Gebieten Marokkos
Ärmliche Wohnverhältnisse in den ländlichen Gebieten Marokkos
Der Esel ist nach wie vor ein wichtiges Transportmittel
Der Esel ist nach wie vor ein wichtiges Transportmittel
Feldarbeit auf althergebrachte Weise
Feldarbeit auf althergebrachte Weise
Atemberaubende Tiefblicke in die Dades Schlucht
Atemberaubende Tiefblicke in die Dades Schlucht
Serpentinenstraße in der Dades Schlucht
Serpentinenstraße in der Dades Schlucht
Die sogenannten Affenfinger-Felsen im Dades Tal
Die sogenannten Affenfinger-Felsen im Dades Tal
Dorfdurchfahrt
Dorfdurchfahrt
Pässefahrt durch den Hohen Atlas
Pässefahrt durch den Hohen Atlas
Traumhaft schöne Fahrt zur Cathedrale d'Imsfrane
Traumhaft schöne Fahrt zur Cathedrale d'Imsfrane
Sonnenuntergang zwischen den Felsen
Sonnenuntergang zwischen den Felsen
Die Cathedrale d'Imsfrane hat es uns angetan ...
Die Cathedrale d'Imsfrane hat es uns angetan ...
... und deshalb steigen wir auf ihr Haupt
... und deshalb steigen wir auf ihr Haupt

Der Sommer in Deutschland neigt sich dem Ende zu und wir verabschieden uns von unseren Familien und Freunden, mit denen wir viele tolle Momente genießen durften. Aber wir spüren, es wird Zeit wieder loszuziehen …

Vier Wochen lang tingeln wir durch Südtirol, das Trentino und die Lombardei und besteigen ein Dutzend herrlicher Berge, lassen uns von der italienischen Lebensweise verwöhnen und erreichen am 20. September schließlich der Hafen von Genua, wo uns die Fähre nach Marokko erwartet.

Nach einer entspannt ruhigen Überfahrt betreten wir am Nachmittag des 22. Septembers wieder einmal afrikanischen Boden. Nun freuen wir uns auf die kommenden Monate in Marokko und Mauretanien!

 

Alltag im ländlichen Marokko

Aufgeregt winkt uns ein älterer Mann zu, als wir auf der Suche nach einem halbwegs ungestörten Übernachtungsplatz vor seinem Haus stoppen. Blitzblank der kiesige Boden um das blau gestrichene Steingebäude, wir erkennen sofort, dass es hinter dem Haus einen optimalen Platz für uns geben würde. Ein, zwei, drei Kinderköpfe lugen ums Eck – ungestört wird das nicht, aber wir steigen mal aus.

„Sucht Ihr einen Platz zum Übernachten?“ Ein Kauderwelsch aus spanisch, französisch und arabisch prasselt auf uns ein. „Hier, hinter unserem Haus, sehr ruhig, tolle Aussicht in die Berge, komm, komm!“ Sofort hat er erfasst, was wir wollen. Überaus freundlich werden wir in die gute Stube gebeten, Tee wird aufgesetzt, die Zubereitung eines Abendessens können wir abwehren, wir haben bereits gegessen und ihre wirtschaftliche Situation lässt eine Einladung eigentlich nicht zu.

„Lasst uns morgen gemeinsam frühstücken, jetzt sind wir müde.“ Wir ziehen uns zurück und verbringen eine ungestörte Nacht, bis Hahn und Muezzin uns nachdrücklich klarmachen, dass es Zeit zum Aufstehen ist.

Die Familie versammelt sich mit uns am Wohnraumtisch; Tee, selbstgebackenes Brot und drei Spiegeleier werden aufgetragen. Der Hausherr, 59 Jahre alt und gerade noch im Besitz zweier markanter Eckzähne, müht sich, das Brot zu kauen, seine junge Frau, 31 Jahre alt und mit dem siebten Kind schwanger, lacht verschämt, als Conny anregt, dass jetzt dann aber Schluss sei mit dem Kindersegen, oder? Mit 15 Jahren wurde sie verheiratet, alle zwei Jahre ein Kind, weiter so. Arbeit hat ihr Mann keine, achtzehn Ziegen im Stall, ein paar Hühner, kein Strom, denn die monatliche Rechnung kann er nicht bezahlen, fließend Wasser gibt es auch nicht. Und natürlich keine Heizung, die schneereichen Winter sind bitterkalt und lang. Alle Kinder gehen zur Schule, immerhin. Zukunftsaussichten?

Wir bedanken uns für die großartige und spontane Gastfreundschaft mit Babykleidung für den kommenden Kindersegen, Spielsachen und Schulmaterialien für die Größeren und ein paar netten Ohrsteckern für die junge Mutter. Und versprechen, im Frühjahr wieder zu kommen …

 

Peñón de Vélez de la Gomera

Es gibt wohl kaum einen unsinnigeren, geografischen Anachronismus als diesen 1934 bei einem mächtigen Orkan von einer Insel zur Halbinsel mutierten spanischen Hoheitsplatz, direkt an der marokkanischen Küste. Der rund 80 Meter hohe Felsen hat schon im 19. Jahrhundert seine militärische Bedeutung eingebüßt, was in Spanien sogar zu der Überlegung führte, den Felsen einfach weg zu sprengen. Erfreulicherweise wurden diese Pläne nicht weiterverfolgt.

1508 eroberte eine spanische Schiffsbesatzung die von Piraten genutzte Insel, und seitdem verteidigen sie diesen Felsen mit aller Macht. Alle Versuche, ihnen die winzige Insel in den folgenden Jahrhunderten wieder zu entreißen, scheiterten. Sogar als Marokko 1956 in die Unabhängigkeit entlassen wurde, sah man keine Veranlassung, hier etwas zu ändern.

Heute sitzen sich hier bis zu sechzig Soldaten völlig sinnbefreit den Hintern platt, um die spanischen Hoheitsrechte weiterhin zu manifestieren. Der Felsen bietet rein gar nichts, was die finanzielle Belastung, die dabei entsteht, rechtfertigen würde. Aber nach dem Motto, „was man hat, das hat man“, denkt niemand in Madrid darüber nach, diesem historischen Spuk ein Ende zu machen …

 

Cannabis in Marokko – Illegal oder Wirtschaftsfaktor?

Arabische Händler brachten die Pflanze irgendwann im Mittelalter in die Region, und ab dem 18. Jahrhundert war sie vor allem im Rif-Gebirge heimisch geworden. Traditionell wird das betörende Kraut mit Tabak gemischt und in einer Pfeife mit einem Kopf aus Ton oder Kupfer geraucht. Aber auch für die Herstellung von Tee und Süßigkeiten wird sie genutzt.

Als Marokko ab 1912 unter spanischem und französischem Protektorat stand, versuchten die Franzosen, den Cannabisanbau und Handel zu kontrollieren, während im spanisch verwalteten Rif-Gebirge der Umgang mit der Pflanze sehr liberal gehandhabt wurde. 1932 wurde der Cannabisanbau in der französischen Zone verboten, und diese Gesetzgebung wurde nach der Unabhängigkeit 1956 für das ganze Land übernommen. Trotzdem blieb die Einstellung zu Cannabis im ganzen Land bei den Bürgern sehr freizügig und so ist der Konsum bis heute weit verbreitet.

Inzwischen ist Marokko der weltweit größte Produzent von Cannabisharz, also Haschisch. Drei Viertel der Weltproduktion im Wert von geschätzt zehn Milliarden Euro(!) stammen von hier, mehrheitlich aus dem Rif-Gebirge. Dies entspricht aktuell einem BIP von rund zehn Prozent! Es ist also nicht verwunderlich, dass sich die ehemals harte Haltung der marokkanischen Regierung gegenüber der Cannabisbranche gelockert hat und sich die Behörden zunehmend für das Gewinnpotential dieser Pflanze und die damit verbundene Ankurbelung der Wirtschaft interessieren.

Damit wurde der Weg zu einer Legalisierung des Cannabisanbaus freigegeben, vordergründig für medizinische und industrielle Zwecke. Im vergangenen Jahr wurden mehr und mehr Lizenzen für den legalen Hanfanbau vergeben, Tendenz steigend. Wie sich eine solche Gesetzesänderung auf die Produktion und vor allem den illegalen Haschisch-Export auswirken wird, nun, das wird man abwarten müssen …

 

Die soziale Schere klafft weit auseinander …

Als Anfang Oktober in mehreren Städten überwiegend Schüler und Studenten auf die Straße gingen, um gegen die sozialen Ungerechtigkeiten zu protestieren, schlug die Regierung mit unverhältnismäßiger Härte zurück, es gab Tote und Verletzte, viele wurden inhaftiert.

 „Die Regierung tut nichts, sie ist korrupt und sonnt sich in Prestigeobjekten!“ Die jungen Menschen prangern an, dass Gesundheitswesen sowie Schulen und Universitäten mangelhaft aufgestellt sind und keine Arbeitsplätze geschaffen werden. „Anstatt in unsere Zukunft zu investieren, prahlen sie mit der Ausrichtung der Fußball-WM 2030 und wollen Milliarden in die Errichtung neuer Stadien stecken.“

Ist man in den abgelegenen Regionen im Mittleren oder Hohen Atlas unterwegs, dann sieht man, dass sich in den vergangenen Jahrzehnten nahezu nichts verändert hat. Gut, es werden immer mehr steinige Pisten asphaltiert, man sieht Solarpaneele an so mancher Lehmziegelbehausung, Internet ist bis ins letzte Tal zugänglich. Und fast alle Kinder besuchen inzwischen zumindest für sechs Grundschuljahre eine einfache Schule. Doch noch immer ist der Esel das hauptsächliche Transportmittel, Wasser wird vielerorts mit Kanistern von weither mühsam transportiert, Strom ist nicht selbstverständlich und die medizinische Versorgung bleibt mangelhaft. Selbstversorgung statt Arbeitsplatz, die Mädchen werden oft schon mit fünfzehn Jahren verheiratet; die Zukunft präsentiert sich alles andere als rosig.

So ist es nicht verwunderlich, dass immer mehr Menschen gezwungen sind, in die großen Städte zu flüchten oder sogar nach Europa auszuwandern. Grundsätzlich hätte Marokko genügend Potential für eine bessere Gesamtsituation seiner Einwohner, doch die Interessen der Mächtigen decken sich nicht mit den Grundbedürfnissen …

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer im Tagebuch ab dem 22. September - click hier

 

Liebe Grüße an Euch alle,

Conny & Tommy

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