Ein erster Hauch von Sommer …

Der Winter meint es dieses Jahr wirklich gnädig mit uns. Nur an wenigen Tagen blies uns kalter Wind um die Ohren, auch die Niederschläge waren eher übersichtlich. Und Schnee gab`s nur weit oben in den Bergen. Nun erfreuen uns bereits bunte Blumenteppiche, saftig grüne Wiesen und viele spießende Knospen!

Alte Kirche von Kardamyli vor dem Taygetos Gebirge
Alte Kirche von Kardamyli vor dem Taygetos Gebirge
Historisches Kardamyli
Historisches Kardamyli
Perfektes Bühnenbild mit frisch verschneitem Profitis Ilias
Perfektes Bühnenbild mit frisch verschneitem Profitis Ilias
Ausblicke von der Wanderung hoch über KardamyliAusblicke von der Wanderung hoch über Kardamyli
Ausblicke von der Wanderung hoch über Kardamyli
Herrliche Küstenabschnitte auf der Halbinsel Mani
Herrliche Küstenabschnitte auf der Halbinsel Mani
Traumplatz mit Aussicht
Traumplatz mit Aussicht
Dörfer kleben wie Adlerhorste auf steil abfallenden Felsen
Dörfer kleben wie Adlerhorste auf steil abfallenden Felsen
Gestrandeter Frachter in der Bucht von Gythion
Gestrandeter Frachter in der Bucht von Gythion
Kloster Agios Nikolaos Sintza in exponierter Lage
Kloster Agios Nikolaos Sintza in exponierter Lage
Morgenstimmung im Naturpark Moustrou
Morgenstimmung im Naturpark Moustrou
Herrliche Mandelblüte
Herrliche Mandelblüte
Blick auf Astros
Blick auf Astros
Bucht von Ermioni
Bucht von Ermioni

Der Winter meint es dieses Jahr wirklich gnädig mit uns. Nur an wenigen Tagen blies uns kalter Wind um die Ohren, auch die Niederschläge waren eher übersichtlich. Und Schnee gab`s nur weit oben in den Bergen. Nun erfreuen uns bereits bunte Blumenteppiche, saftig grüne Wiesen und viele spießende Knospen!

 

Seit Anfang November befindet sich ganz Griechenland im strikten Lockdown. Also bereits vier unfassbare Monate lang! Während wir uns, als durch das Land reisende Gäste, an der grenzenlosen Toleranz von Behörden und Einwohnern erfreuen, haben die Griechen selbst die Lockdown-Faxen langsam dick:

„Sie verbieten uns sogar das Fischen!“ Der Ärger der Betroffenen ist riesig, fischen ist hier  Lebensphilosophie. „Denken die in Athen, dass die Fische auch Corona haben oder was?“ Kopfschütteln und Unverständnis allerorten…

„Wir hatten bisher noch nicht einen Fall von Corona bei uns im Dorf! Warum darf ich meinen Laden nicht aufmachen?“ Die Akzeptanz der Regeln bröckelt. „Ist mir doch egal, was die in Athen beschließen!“

„Sieh Dir das an, sogar die Spielplätze haben sie verriegelt!“ Eifrig heben Eltern ihre Sprösslinge über den Zaun und das abgesperrte Tor. „Soll doch einer kommen und unseren Kindern das Spielen verbieten!“

„Ich lasse jetzt mein Geschäft offen, komme was wolle! Wenn ich nichts verkaufen darf, dann habe ich kein Einkommen. Wovon soll denn meine Familie leben?“ Die Boutiquebesitzerin verschränkt trotzig ihre Arme vor der Brust. „Die sollen wagen, mich zu betrafen!“

„Natürlich lassen wir unsere Kinder zusammenkommen. Die verkümmern doch sonst und uns gehen sie tierisch auf die Nerven.“ Überall finden sich kleine Gruppen von Teenagern zusammen, um gemeinsam die Abende bis zur Ausgangssperre zu verbringen. „In der Schule sind sie doch jetzt auch wieder zusammen!“

„Kalimera! Kommt her! Das Grillgut ist gerade fertig! Wollt ihr einen Becher Wein dazu?“ Die Geburtstagsrunde in der Dorfschreinerei, gleich hinter der Polizeistation, lädt uns spontan ein. „Keine Angst, sind alle gesund hier …“

 

Klar, die Menschen sind es leid. Griechenland ist verhältnismäßig moderat von der Pandemie betroffen. Und 80 % aller registrierten Fälle betreffen die Ballungszentren um Athen, Thessaloniki und Patras. Kein Wunder, dass in den Dörfern, in den dünn besiedelten Regionen und in den Bergen der Unmut wächst. Hier sehen wir auch kaum Mundschutz auf den Straßen, und wenn, dann eher lässig um das Kinn drapiert, um schnell reagieren zu können, wenn die Ordnungsmacht sich blicken lässt. Denn vor denen haben sie schon Respekt. Doch auch so mancher Polizist schert sich nicht weiter um solche Vorschriften. Und wenn dann auch noch der Herr Ministerpräsident beim Mittagessen mit dreißig Gästen ohne Einhaltung der von seiner Regierung aufgestellten Regeln heimlich gefilmt wird, dann sind die Hellenen mit ihrer Geduld so ziemlich am Ende.

Für die notleidenden Kleinunternehmer gibt es staatliche Finanzhilfe. Die ist an das letztjährige, zum Versteuern angegebene Einkommen gebunden. Und hier beginnen nun die Probleme: „Warum bekomme ich nur so wenig Unterstützung? Ich habe doch viel mehr Umsatz im letzten Jahr gemacht!“ Der zuständige Beamte zückt mit den Schultern. „Nun, Dimitri, du hast nicht mehr angegeben, damit du nicht so viele Steuern bezahlen musst.“ Dimitri bockt ein wenig, scharrt ungeduldig mit den Füßen. „Aber das machen wir doch alle so …“ Der Beamte lächelt etwas verschmitzt. „Nun, diesmal ging der Schuss für euch eben mal nach hinten los …“

 

Uns gegenüber sind die Griechen nach wie vor unglaublich freundlich. „Kalimera“, klopft es wieder einmal an unsere Türe. „Hier, ich habe Fisch gegrillt, der ist für euch. Und in der Flasche ist Selbstgebrannter! Lasst es euch schmecken.“

„Bitte nehmt, soviel ihr wollt. Die Früchte verfaulen sonst sowieso.“ Die Nachbarin lädt uns ein, das Fallobst einzusammeln. „Und wenn es nicht reicht, dann pflückt euch noch mehr!“

Selbst mit der Polizei hatten wir noch nie Ärger. Denn eigentlich sind wir ja unerlaubt im Land unterwegs, wechseln ständig verbotenerweise zwischen den Amtsbezirken hin und her, campen wild an den schönsten Plätzen, und fahren  mit dem fürs Einkaufen notwendigen, ausgefüllten Formular umher, auch wenn wir gerade garantiert keinen Supermarkt anlaufen. Die Beamten sind ausnehmend zurückhaltend, wenn sie uns sehen, grüßen oder winken sogar zurück, wenn wir sie bemerken.

Doch wir wissen, dass es nicht allen Reisenden und Campern immer so entspannt ergangen ist. So manch einer bekam schon eine kostenpflichtige Verwarnung verpasst, wenn er zu offensichtlich die einzuhaltenden Regeln ignorierte. Und was Wunder, rotten sich doch immer wieder, natürlich unter Missachtung der einschlägigen Regeln, ganze Van-Life-Gruppen zusammen und wundern sich dann, wenn Bevölkerung und Ordnungsmacht einschreiten.

 

Nach einem Jahr freiem und unkompliziertem Reisen in Griechenland ist es für uns an der Zeit, einmal Danke zu sagen. Für die Gastfreundschaft, für das Verständnis, für die Toleranz. Es ist beileibe nicht selbstverständlich, wie wir hier aufgenommen werden und uns frei bewegen dürfen, während die Griechen selbst streng kontrolliert und gegängelt werden. Dies wissen wir sehr zu schätzen!

So, und jetzt hoffen wir, gemeinsam mit unseren netten Gastgebern überall im Land, dass der ganze Irrsinn bald ein Ende findet und sich das Leben wieder in normaleren Bahnen einpendelt…

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer im Tagebuch ab 14. Januar - click hier

 

Liebe Grüße an Euch alle,

Conny & Tommy

Kardamyli Kirche mit verschneitem Taygetos Gebirge