Durch die Pyrenäen

Inmitten der hier schon hoch aufragenden Gipfel der östlichen Pyrenäen, geschaffen von den unbeschreiblichen Kräften der Eiszeiten, hat sich ein außergewöhnlich tiefes Tal in die steilen Flanken der Berge gegraben.

Andorra, Übernachtungsplatz im Vall d´Incles
Wanderung über dem Vall d´Incles
Grenzpass nach Frankreich im Vall d´Incles
26. Mai - Manni eingeschneit
Zwei Freunde auf der Suche nach dem Frühling...
Übernachtungsplatz vor Traumkulisse
Bergtour auf den Peyragudes
Cirque de Gavarnie
Lawinenabgang im Cirque de Gavarnie
Pilgerort St. Jean-Pied-du-Port

Andorra

Inmitten der hier schon hoch aufragenden Gipfel der östlichen Pyrenäen, geschaffen von den unbeschreiblichen Kräften der Eiszeiten, hat sich ein außergewöhnlich tiefes Tal in die steilen Flanken der Berge gegraben. Dieser markante Taleinschnitt, flankiert von einigen noch schmäleren Einschnitten, trägt seit über tausend Jahren den Namen „Andorra“.

Heute ist dies einer der kleinsten, unabhängigen Staaten Europas, und mit nur rund 35.000 „echten“ Andorranern auch einer der am dünnsten besiedelten, obwohl noch etwa ebenso viele „Ausländer“ hier leben. Gesprochen wird Katalanisch und auch Kastilisch, eine Verfassung gibt es erst seit rund 20 Jahren, und einen eigenen Regierungschef haben sie auch nicht. Die weltliche Macht teilen sich traditionell der Bischof aus dem spanischen Urgell und der jeweilige französische Präsident.

Die Täler sind so schmal, dass die Menschen kaum Platz finden zum leben, und so ist vor allem das Haupttal alles andere als schön. Hässliche Zweckbauten füllen fast jede Ecke aus, Skistationen verschandeln so manche Bergflanke und zeugen von der heutigen Haupteinnahmequelle Andorras, dem Tourismus. Man muss schon lange suchen, um in einem der wenigen Seitentäler noch so etwas wie Bergromantik zu finden.

Und doch gibt es sie noch. Abseits der Hauptverkehrswege lassen sich auf uralten Schmugglerwegen herrliche Bergwanderungen erleben, und auf den spröden Gipfeln der Fastdreitausender eröffnen sich grandiose Weitblicke über die hier oben unversehrte Natur.

 

Es sind die kleinen Dinge des Alltags, die das Leben da draußen immer wieder so abwechslungsreich gestalten…

Die Heizung bullert so vor sich hin, die Außentemperatur knapp über null Grad und der quer an „Mannis“ linke Seite prasselnde Regen stört uns nicht wirklich – es ist richtig gemütlich bei uns hier drinnen. Ein süffiger Rotwein glänzt seidig in den feinen Gläsern, harrt seiner natürlichen Bestimmung. Alle drei Flammen auf dem Herd leisten Schwerarbeit, die Kartoffeln blubbern so vor sich hin, der Brokkoli zischt in seinem Topf und die herrlich zarten Schweinefiletstückchen in Rotwein- Pfeffer-Sauce warten auf die erste Wendung.

Dann plötzlich, aus ist`s, kein loderndes Flämmchen mehr unter den Pfannen und Töpfen! Na klar, die Gasflasche ist leer, war ja seit Tagen abzusehen. Tausch ist ja kein Problem – aber ausgerechnet jetzt? Kann ja nicht sein, oder?

Also gut, hilft ja nichts, ab in die Regenjacke, und raus in die Dauerpisse. Scharfer Wind peitscht mir dicke Tropfen ins Gesicht, da musst jetzt durch. Außenstaufach auf, das schöne, staubtrockene Lagerfeuerholz raus in die Nässe, das ganze andere Gerümpel hinterher. Binnen Sekunden ist alles durchgeweicht – ich eingeschlossen. Raus mit den Gasflaschen, ist ja kein Problem, das Wechseln, schon hundertmal gemacht. Eigentlich…

Die Schutzkappe geht nicht ab! Ums Verrecken nicht! Geht doch sonst immer! Schöne Scheiße! Und die von der dritten Flasche auch nicht! Warum? Wir stehen auf knapp 1600 Meter Höhe, kann`s das sein? Druckausgleich? Ich weiß es nicht, ist mir auch wurscht, das verdammte Wasser läuft mir in die Augen, rinnt durch die Hose, ich sehe aus wie durch den Bach gezogen.

Zange! Ich brauche eine Zange! Wo? Andere Seite, Stauraum, zweite Box von oben! Wo ist der verdammte Schlüssel? Ach hier… „Manni“ steht mit den hinteren Reifen auf den Ausgleichskeilen, meine Arme sind zu kurz, um an die Staubox zu kommen, oder ich bin insgesamt zu klein, das Wasser läuft mir von oben in die Ärmel, ich brauch die Leiter! Ok, alles raus, Leiter aufgestellt, Werkzeugbox runter, Zange griffbereit, natürlich, bin ja organisiert… Scheiß Regen!

Na also, geht doch, Schutzkappe locker runter, Flaschen getauscht, zwei Liter Wasser in der Außenstaubox gesammelt, macht nix, läuft ja wieder ab, alles trieft, ich auch. Conny ruft von drinnen – „Essen ist fertig!“ – na prima, Schweinefilet rosa auf den Punkt, muss nur noch alles wieder einräumen, nass bis auf die Haut – „ich komme schon…“

Sonst? Sonst geht`s uns gut – richtig gut…

 

Cirque de Gavarnie

Folgt man in Lourdes dem dortigen Zweig des Jakobwegs nach Süden, so erblickt man schon bald die schneebedeckten Dreitausender, die den natürlichen Grenzwall nach Spanien bilden. Und erreicht man dann schließlich den winzigen Ort Gavarnie, hoch oben und ganz hinten im Tal, dann ist man einem ganz besonderen Naturspektakel nahe gerückt – dem Cirque de Gavarnie, einem gigantischen Bergkessel, der hier am Fuße des Monte Perdu im Lauf der Jahrmillionen durch Gletscherkräfte geschaffen wurde und  einem mehrere hundert Meter steil aufragenden, natürlichem Amphitheater gleicht. Wir wandern hinein in diese unglaubliche Kulisse und staunen über die höchsten Wasserfälle Europas, über 400 Meter in der freien Fallhöhe sich von der oberen Kante ergießend. Auch wenn das neblige Wetter uns nur die untere Hälfte der rund 1500 Meter hohen Wände freigibt, beeindruckt die schiere Größe des steinernen Kessels.

Schwer beeindruckt durchwandern wir einen Teil des Kessels, wagen uns nahe an die steil aufragenden Flanken. Plötzlich ein unheimliches Rauschen, das sich schnell zu einem tosenden Geräusch entwickelt – eine nicht enden wollende Schneelawine ergießt sich über mehrere hundert Meter hinab zu uns in den Kessel. Welch gewaltige Kraft steckt hier in der Natur…

 

Der Jakobsweg

Die Routen des Jakobswegs, dieser wohl berühmteste Pilgerweg Europas, bildet ein dichtes Wegenetz, das sich von Osten und Norden kommend über den Kontinent legt und in Frankreich in vier Hauptwege mündet. Der heute bekannteste Ausgangspunkt für die entscheidenden Etappen durch Spanien bis nach Santiago de Compostela in Galizien ist der kleine Ort St. Jean-Pied-de-Port, am Nordrand der Pyrenäen gelegen. Hier treffen drei der vier Routen zusammen und überwinden auf dem Weg nach Roncesvalles im spanischen Navarra die hier nicht mehr ganz so steilen Berge.

Wir „pilgern“ ein wenig durch die kopfsteingepflasterten Gassen entlang der windschiefen Häuserzeilen rund um die Zitadelle. Alles in diesem schmucken Ort ist auf die Pilgermassen zugeschnitten, Unterkünfte, Souvenirs und natürlich alles rund ums Wandern. Auch für uns ist hier der Ausgangspunkt hinüber nach Spanien, aber nicht auf den Spuren Jakobs; diese werden wir erst wieder am Zielort in Santiago de Compostela kreuzen. Wir suchen uns unseren eigenen Pilgerweg, unseren „Camino del Mundo“…

Noch viel mehr Infos findet Ihr wie immer unter „reiseberichte“ und dann „ tagebuch“

Viele Grüße an Euch alle

Conny & Tommy

Zwei Freunde auf der Suche nach dem Frühling...

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