Bei den Mossi, den „Preußen Westafrikas“…

Wer kennt schon Burkina Faso. Oder weiß sogar etwas darüber. In unseren Köpfen finden wir: Dürrekatastrophe in der Sahelzone, eines der ärmsten Länder der Welt, Militärputsch vor wenigen Wochen, Kinder mit Hungerbäuchen. Nicht gerade ermutigend. Mal sehen…

idyllischer Moment am Mare aux Hippopotamus
idyllischer Moment am Mare aux Hippopotamus
Fischer am Mare aux Hippopotamus
Fischer am Mare aux Hippopotamus
Flusspferde im Mare aux Hippopotamus
Flusspferde im Mare aux Hippopotamus
Flusspferde im Mare aux Hippopotamus
Flusspferde im Mare aux Hippopotamus
Flusspferd im Mare aux Hippopotamus
Flusspferd im Mare aux Hippopotamus
großer Sammelplatz für die geerntete Baumwolle
großer Sammelplatz für die geerntete Baumwolle
die alte Moschee von Bobo Dioulasso
die alte Moschee von Bobo Dioulasso
herrlicher Übernachtungsplatz an den Chutes de Karfiguiéla
herrlicher Übernachtungsplatz an den Chutes de Karfiguiéla
die Domes de Febedougou
die Domes de Febedougou
Sonnenuntergang über dem Lac de Téngréla
Sonnenuntergang über dem Lac de Téngréla

Wer kennt schon Burkina Faso. Oder weiß sogar etwas darüber. In unseren Köpfen finden wir: Dürrekatastrophe in der Sahelzone, eines der ärmsten Länder der Welt, Militärputsch vor wenigen Wochen, Kinder mit Hungerbäuchen. Nicht gerade ermutigend. Mal sehen…

 

Der Norden

Es ist trocken. Sehr trocken. Und staubig. Der heftige Wind wirbelt immer wieder Sand, Dreck und schwarze Plastiktüten vor uns über die Piste. Wir stehen am verrosteten Schlagbaum. Daneben zwei armselige Hütten. Die Grenzstation. Wir nehmen unseren Papierkram und treten ins Halbdunkle. Und sind überrascht. Perfekt gekleidete Offizielle, herzliche Begrüßung, korrekte Abwicklung – und alles in zehn Minuten erledigt! „Bienvenue à Burkina et bonne route!“ Auch ein paar Kilometer weiter beim Zoll die gleiche Erfahrung – schnell, kompetent, superfreundlich und absolut korrekt! Und lediglich ein wenig neugierig, mal einen Blick in „Mannis“ Wohnraum werfen zu dürfen. So darf es gerne weitergehen…

Burkina fährt Rad. Fahrrad. Kinder zur Schule, Frauen auf den Markt, Männer zur Feldarbeit – kaum jemand läuft. Seltsam, dass die Nachbarn das nicht gebacken kriegen. Ist doch viel bequemer, als alles zu laufen.

Am nächsten Tag in Ouahigouya, der größten Stadt hier oben in der dürren Sahelzone. Die Teerarbeiten an der Hauptstraße schicken uns auf eine unbeschilderte Umleitungsstrecke durch unbefestigte Nebenstraßen. Wir wissen nicht mehr so richtig weiter, wo kommen wir mit „Manni“ problemlos durch? Ein älterer Herr sieht unsere fragenden Gesichter hinter der Scheibe, schwingt sich auf sein Moped und winkt uns, ihm zu folgen. Kompetent auf Durchfahrtshöhen achtend lotst er uns zielsicher zur Ausfallstraße. „Voila - et bonne route!“ Keine „Cadeau“-Forderung, nichts. Na sowas…

Rund um die Dörfer reihen sich Felder an Felder, mühsam mit der Gießkanne bewässert. Aber nicht nur Zwiebeln wie bei den Nachbarn in Mali, sondern alles, was das Herz begehrt an Gemüse und Obst. Das Resultat sehen wir auf den Märkten, ein Angebot wie seit Marokko nicht mehr. Von wegen, hier gedeiht nichts. Die Menschen lachen und winken, keines der Kinder bettelt uns an, schüchtern bleiben sie auf höflichem Abstand. Na also, geht doch…

 

Ouagadougou

Die Hauptstadt, ein überdimensionales Straßendorf. Aber irgendwie sympathisch. Quirlig, lebendig, geschäftig. Und wohl auch erfolgreich. Keine Schrottlauben auf den Straßen, der regionale TÜV(!) hat ganze Arbeit geleistet. Die Menschen gut und ordentlich gekleidet, die Läden reich sortiert. Im Supermarkt eine sensationelle Weinauswahl, „Manni“ nimmt deutlich an Gewicht zu. Und erst der Gemüsemarkt! Die Marktfrauen erweisen sich als clevere Verkäuferinnen, des Französischen mächtig und blitzschnell beim Rechnen. Und ihr Angebot! Saftige Ananas, frische Mango, riesige Erdbeeren(!), Broccoli, Blumenkohl, Zucchini… Dinge, von denen wir schon gar nicht mehr wussten, dass es so etwas gibt…

Wir besuchen den Kaiser. Den Kaiser der Mossi, den „Mogho Naaba“. Die Mossi sind die stärkste Volksgruppe hier in Burkina, seit dem 15. Jahrhundert beherrschen sie die Region. Auch heute noch ist der „Mogho Naaba“ der unbestrittene und anerkannte Repräsentant seines Volkes, seine religiöse Macht ist trotz Islamisierung ungebrochen, die Staatsregierung respektiert ihn. Sein unscheinbarer Palast versteckt sich hinter einer heruntergekommenen Mauer in einer unschönen Vorstadtgegend. Jeden Freitagmorgen so gegen acht Uhr gibt es hier eine eigenartige, ja fast grotesk anmutende Zeremonie. Innerhalb eines baumbepflanzten Karées lassen sich die traditionell und mit Schwert und Käppi ausstaffierten Honoratioren des Staates auf dem staubigen Boden nieder und während ein Trommler den Takt zum Aufmarsch schlägt, erweisen sie dem ganz in Rot gekleideten Kaiser, der von drei Eunuchen begleitet, neben seinem herrlich ausstaffierten Streitross auf einem roten Samtkissen im Schatten der Mauer sitzt, ihre Reverenz. Ein ohrenbetäubender Böllerschuss eröffnet das bühnenreife Schauspiel, bei dem die Stammesführer den Kaiser gestenreich davon überzeugen, statt eines Kriegszuges doch besser Friedensverhandlungen mit dem Feind zu beginnen. Nach kaum einer halben Stunde beendet ein weiterer Böllerschuss das pantomimische Spektakel, und Akteure wie Zuschauer zerstreuen sich wieder…

Leider herrschte absolutes Fotografierverbot, das wir natürlich tolerierten.

 

Der Westen

Afrika, das heißt auch wilde Tiere. Davon haben wir bisher noch nicht wirklich viele gesehen. Nun also die ersten. Vier Krokodile am Fastbadesee. Schon beeindruckend, wenn so hundert spitze Zähne  plötzlich direkt neben dir ins Wasser gleiten. Und Nilpferde. Dutzende gleich. Faul im seichten Wasser suhlend, grunzend ab- und auftauchend. Auch nicht schlecht für den Anfang. Von den Elefanten sehen wir nur die nachts liegen gelassenen Riesenkötteln. Immerhin…

Sie ist ganz in weiß gekalkt, zum Schutz vor den sintflutartigen Regenfällen. Der nackte Lehm würde wohl schnell weggespült werden. Die Moschee Dioulassoba, Wahrzeichen von Bobo Dioulasso, über 130 Jahre alt inzwischen. Filigran, typisch sudanesisch mit unzähligen, nach außen zeigenden Holzbalken bestückt, herrlich ungleichmäßig. Stilvoll…

Wir spüren schnell, Tourismus spielt hier so gar keine Rolle auf dem Land. Schüchtern, fast scheu sind die Menschen, zaghaftes Lächeln wird aber schnell zu fröhlichem Lachen, die Freude über unser Kommen ist echt. Keiner hält die Hand auf, niemand nervt rum, unsere Privatsphäre wird jederzeit geachtet. Sehr angenehm, aber auch ein wenig unpersönlich, echte Kontakte sind schwer. Ganz und gar „unafrikanisch“…

Rund um Banfora wogt Zuckerrohr im leichten Wind, hektarweise. Macht das ganze Tal wunderbar grün. Unsere Augen erinnern sich an zuhause. Und Wasser. Unglaublich viel Wasser. Schießt über die Kanten des Plateaus, sammelt sich in erfrischenden Badegumpen, wässert Felder und Plantagen. Palmen, Bananenstauden, Mangobäume und mehr. Herrlich! Bäche fließen, Seerosen schwimmen in Tümpeln und Weihern. Die spitzen Strohdächer der Dörfer lugen zwischen dem hohen Gras hindurch. Üppige Natur, schon lange nicht mehr so genossen. Wie mag es hier in der Regenzeit aussehen?

Langsam gleitet die blassgelbe Scheibe der bleiern in der Nachmittagshitze hängenden Sonne der spiegelnden Wasserfläche des Lac Téngréla entgegen. Scharen bunt gefiederter Vögel veranstalten ein furioses Konzert, aufgeregte Perlhühner trippeln rastlos zwischen den dickwandigen Wurzeln der mächtigen Kapokbäume umher, flinke Ziegen suchen den erfrischenden Schatten unter dem hitzeundurchlässigen Blätterschirm dunkelgrüner Mangos. Am Horizont wirbeln bucklige Zeburinder den hellroten Staub mit ihren Hufen bei ihrem ungeduldigen Marsch zum kühlen Nass auf, Fischer sitzen reglos in ihren wackeligen Pirogen in der Hoffnung auf einen sattmachenden Fang. Junge Frauen in bunten Gewändern, eine jede ein Kleinkind auf den Rücken gebunden, schweben trotz hoch aufgeladener Lasten auf ihren Köpfen fast durch das hüfthohe Gras entlang unsichtbarer Pfade. Runde Hütten aus getrockneten Lehmziegeln und lustigen Zipfelmützen aus Stroh und Palmwedeln ragen zwischen akkurat ausgerichteten Feldern auf. Das dumpfe tock-tock-tock gleichmäßig auf und nieder stoßender Mörser irgendwo hinter den grünen Hecken deutet auf das alltägliche stampfen der Hirse hin.  Andächtig sitzen wir inmitten aller afrikanischen Klischees.

Wir sind, wo wir sein wollen…

 

Fazit Burkina Faso

Es blieb immer ein wenig Distanz zwischen uns. Burkina Faso machte es uns nicht leicht. Oder lag es daran, dass das Verhalten der Menschen so anders war als in den bisher bereisten Ländern? Und wir dieses Verhalten nicht mehr gewohnt sind? Freundlich ja, aber keine Herzlichkeit. Alles korrekt, kaum Spielraum für Afrikanisches. Keine bettelnden Kinder, aber auch keine offene Neugier, eher Schüchternheit. Hohe Mautgebühren für die wenigen geteerten Überlandstraßen, fast schon übertriebene Gebühren für die wenigen Highlights.

Die gab es kaum. Landschaftlich eher belanglos, Sahel eben. Die Städte ohne Flair, staubig, schlechte Luft. Nur der äußerste Südosten erfreut mit üppiger Vegetation und viel Grün. Dort erlebten wir auch die ersten echten Begegnungen mit der afrikanischen Tierwelt. Zumindest mit Krokodilen und Hippos. Zu guter Letzt fanden wir dann aber doch noch ein kleines Paradies – die Chutes de Karfiguiéla und den Lac Téngréla. Wunderbar erfrischende Badebecken zwischen emsig sprudelnden Kaskaden, eingebettet in tropische Umgebung und eine herrlich afrikanische Landschaft rund um den flachen See bringen uns dann doch noch näher mit Burkina Faso zusammen.

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer unter „reiseberichte“ und dann „ tagebuch“.

Liebe Grüße an Euch alle

Conny & Tommy

Flusspferd im Mare aux Hippopotamus

Flusspferd im Mare aux Hippopotamus