Die Wahl des Fahrzeugs

Oder: Zuhause ist da, wo wir sind…

 

Wir lieben Dachzelte. Wenn das Wetter passt, gibt es nichts Schöneres zum Schlafen. Wir lieben das Grillen am Lagerfeuer. Wenn der Wind mitspielt, schöner als jedes Buffet. Wir duschen am liebsten im Freien. Wenn die Temperatur stimmt, einfach angenehm. Wir nutzen auch gerne die Natur für den Toilettengang. Wenn keine Zuschauer da sind, die hygienischste Art.

 

Aber…

 

Das alles ist für eine mehrwöchige Urlaubsreise gar kein Problem, auch für ein paar Monate noch machbar. Wenn du dich allerdings entschieden hast, deine Reise als deine Lebensart zu sehen, also für immer und überall in, um, auf und mit deinem Fahrzeug zu leben, dann brauchst du etwas anderes als einen Geländewagen mit Dachzelt. Ist so.

 

Unsere erste Idee war ein ausgebauter Kastenwagen a la Sprinter oder Ducato mit Allradantrieb. Wurde aber ziemlich schnell wieder verworfen. Da wir keinen viele Jahre alten mit irgendeinem Ausbau haben wollten, waren wir schnell im sechsstelligen Bereich für die Anschaffung. Und eine seitliche Schiebetür ist nach tausenden von Wellblechkilometern auch nicht mehr der Hit… Ganz davon zu schweigen, eine solche Tür dicht zu bekommen – kann man vergessen.

 

Dann, Daily 4x4 mit Koffer. Schön, aber viel zu klein zum drin leben. Und teuer, viel zu teuer für das Gebotene. Also auch nix.

 

Ja, und dann landest du da, wo sie alle früher oder später landen, beim LKW! So, und jetzt geht’s erst richtig los. Ist ja doch eine ganz andere Nummer als das, was man so bisher gefahren ist im Leben. Willst du dir das wirklich antun, mit so etwas um die Welt zu fahren? Nach einem ersten Probesitzen und einigen gedrehten Runden war klar – und ob! Genau das ist es! Platz ohne Ende, Übersicht bis zum Horizont und das mit dem Reifen wechseln, nun, dann gehen wir halt nochmal ins Fitnessstudio. Führerschein – kein Problem, wir sind ja lernwillig und freiwillig ist es ja auch.

 

Bald ist klar, ein MAN LE 10.220 mit Euro 3 soll es werden, übersichtliche Technik ist wichtig für das Fortkommen im Outback. Aber, da gibt’s nicht mehr viele, das Internet läuft heiß. Parallel Dauergespräche mit diversen Ausbauern von Koffern. Dutzende Zeichnungen, Erweiterungen, Ergänzungen, man lernt dazu, wächst mit seinen Aufgaben. Das eigentlich geplante Budget ist inzwischen irgendwo verloren gegangen, auf Nimmerwiedersehen, die Dimensionen haben sich mit den Wünschen und dem Notwendigen deutlich nach oben verschoben.

 

Und dann steht er plötzlich da! Nein, nicht bei uns, noch steht er bei seinem Schöpfer. Aber seine „zu Verkaufen“-Anzeige rückt ihn in unseren Fokus. Eine erste vorsichtige Preisanfrage – die Antwort war befürchtet worden und entsprechend ernüchternd. Jedoch, der Stachel ist gesetzt, die Mails hetzen sich fast schon im Stundentakt, man nähert sich an. Ein erster Besuch wird vereinbart, ein „man kann ja mal schauen“ Alibi verdrängt die innerlich schon längst gefallene Entscheidung nur sehr notdürftig. Dort, natürlich, man hat es ja eigentlich schon vorher gewusst, alles genau so, wie man es selbst geplant und gebaut hätte, nur schöner, perfekter – und schon fertig. Ergänzungen werden besprochen, Ein weiteres, tagelanges Handeln setzt ein, ein zweiter Besuch mit dem verzweifelten Versuch, das Emotionale noch zu stoppen – aber vergebens. Der Handschlag besiegelt unsere gemeinsame Zukunft…

 

Willkommen im Club – herzlichen Dank an Daniela und Stephan Wirths – ihre Beweglichkeit beim Abgeben ihres „Temet“ und unser unbedingter Wille, ihn haben zu wollen, hat uns schlussendlich zusammengeführt – Dank entsprechender Vorkenntnisse innerhalb von nur drei Wochen!

 

In den nun folgenden Monaten wurde er um die von uns gewünschten zusätzlichen Ausstattungen noch ergänzt, dann holten wir ihn ab für einen ersten Probeurlaub. Mann, wie wir uns darauf gefreut haben…

 

So, jetzt werden wir so langsam wieder normal und können euch auch erklären, warum wir uns für ein Fahrzeug von Actionmobil entschieden haben:

 

Ein Kofferausbau für ein Expeditionsfahrzeug, das ist etwas ganz anderes als ein Camper, das merkt man ganz schnell. Das ufert aus wie ein Hausbau. Alle Komponenten, Möbel, Fenster, Technik, Versorger, alles muss stabiler, besser, perfekter sein. Und das kostet…

 

Natürlich kann man es auch anders machen – ein ca. 30 Jahre alter Basis-LKW, ein Shelter von der Bundeswehr, ein Eigenausbau gemeinsam mit dem Schreiner um die Ecke. Geht alles, kostet unendlich Zeit und Nerven und ist immer irgendwo ein Kompromiss. Und wird nie richtig fertig. Jeder, der schon mal ein ähnliches Fahrzeug ausgebaut hat und wie ich nicht unbedingt der geborene Heimwerker ist, weiß ein Lied davon zu singen. Die Wohlfühlkomponente ist aber mit zunehmendem Alter einfach wichtiger als in jungen Jahren, die Erfahrung eigener Reisen zeigt einem auch auf, was man in Zukunft nicht mehr missen möchte. Und wenn dann die finanzielle Basis mitspielt, na dann los!

 

Nachdem die Entscheidung für einen LKW als Basisfahrzeug gefallen war, fingen wir an, mal so manchen Ausbauer zu besuchen. Der erste ist nicht weit von uns in Oberpframmern. Dort fanden wir einen sehr freundlichen Vertriebsmitarbeiter, der uns die ersten Einblicke gab in die Materie Expeditionskoffer. Eigene Erfahrungswerte von Reisen außerhalb Europas waren jedoch Mangelware und der Innenausbau der Fahrzeuge erinnerte doch sehr an den klassischen Wohnmobilbau. Das Vertrauen für jahrelang notwendige Haltbarkeit unter Dauerbenutzung stellte sich bei uns daher einfach nicht ein.

 

Also weiter. Ein Ausbauer im schwäbischen Bingen wurde uns empfohlen. Alles sehr solide, auch eigene Reiseerfahrung war da. Aber irgendwie nicht unser Stil, das Ganze. Trotzdem, wieder wertvolle Erfahrungen mitgenommen für die weiteren Entscheidungen.

 

Der nächste, ein kleiner Ausbauer in Bitz, überzeugte auch durch seine Detailkompetenz, viel Bastelarbeit, das Finish aber nicht so unser Ding. Aber auch hier, viel Erfahrung gewonnen und einen netten Menschen kennen gelernt.

 

Dann auf nach Hauenstein. Sehr freundlich, auch kompetent, wenn auch keine eigene Reiseerfahrung außerhalb Europas. Angebote gingen hin und her, passte eigentlich schon fast alles, dann – die Anzeige aus Saalfelden!

 

Wenn man mit der Erfahrung aus vielen Gesprächen mit Ausbauern, vielen Detailbeobachtungen von Innenleben und Technik und vielen visuellen Eindrücken von Verarbeitung und Lösungen nach Saalfelden kommt, sieht man eines sofort – es passt einfach alles, was die da so machen. Und so nach und nach erschließt sich einem auch, warum ein Actionmobil einfach mehr kostet als ein anderes Fabrikat. Natürlich kann man auch mit jedem anderen Fabrikat um die Welt fahren, genauso wie mit dem vorhin erwähnten Eigenausbau, aber das hat dann mit den eigenen Ansprüchen zu tun. Jedes Produkt der vorher angesehenen Ausbauer ist gut, jedes auf seine Weise. Persönliche Erfahrungen und Eindrücke sind hier schlussendlich entscheidend, nichts anderes. Und natürlich der Geldbeutel…

 

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön nach Oberpframmern, nach Bingen, nach Bitz und nach Hauenstein an all diejenigen, die uns auf unserem Weg zu unserer Entscheidung in geduldigen und langen Gesprächen geholfen haben – wir wissen dies sehr zu schätzen.