Tagebuch unserer Lebensreise - der Traum geht weiter...

Unser Traum geht weiter, wir sind wieder unterwegs! Nach einem langen Jahr der Zwangspause rollen wir nun endlich wieder, hinaus in die Welt. Die nächsten Jahre werden wir kreuz und quer durch Afrika tingeln, eintauchen in die bunte und lebhafte, in die faszinierende und aufregende Welt dieses noch immer so mysteriösen Kontinents.

Die Reise führt uns zunächst durch das frühsommerliche Südwesteuropa bis hinunter nach Gibraltar. Von dort setzen wir dann über nach Marokko, wo unser afrikanisches Abenteuer beginnen wird.

In diesem Tagebuch wollen wir Euch ein wenig teilhaben lassen an unseren Erlebnissen da draußen…

 

27. – 29.April 2014 - Der Abschied…

…ist unbeschreiblich, der Rahmen perfekt. Dutzende Reisemobile finden sich vor dem Kloster Andechs ein, viele uns sehr wichtiger Freunde erwarten uns. Der Himmel weint, als wir „Manni“ starten – es ist Sonntag, der 27. April 2014. Unzählige Hände winken uns nach – danke, dass Ihr alle da ward! Wir grinsen bis hinter beide Ohren – „give me five!“

Garmisch ist schnell erreicht, ebenso unser heutiges Ziel – Wenns im Pitztal, in Tirol. Unsere lieben Freunde Alexandra und Martin mit Ihren beiden tollen Kindern empfangen uns freudig und wir genießen die gemeinsamen Stunden auf ihrem umgebauten Hof.

Am nächsten Nachmittag dann hinauf zum Reschenpass – Südtirol grüßt mit schneebedeckten Bergriesen, allen voran König Ortler. Im eiskalten See spiegeln sich die Reste des schneereichen Winters, wir finden einen ruhigen Platz auf dem nun verlassenen Parkplatz der Seilbahn.

Saftiggrünes Gras, Millionen knallgelber Löwenzähne, glitzernde Schneeflanken, der Himmel strahlend blau – der Vintschgau ein Paradies der Farben.  Unsere Stimmung jubiliert, wir sind wieder unterwegs! Abends dann in St. Michael bei Bozen, Petra und Peter mit ihren Jungs und Bruder Stefan haben uns eingeladen; wieder ein lustiger Abend mit lieben Freunden.

Es war ein guter Start…

Kloster Andechs – Wenns (Österreich) – Reschen - St. Michael/Eppan (Italien)  -  3 Tage unterwegs  -  gesamt 355 km

 

30.April – 04.Mai 2014 – Kletterabenteuer bei Arco

Regen geleitet uns zum Lago di Cavedine, ins Valle di Dro. Kletterparadies, Bikereldorado – doch das muss warten, der Himmel spielt – noch – nicht mit.

Doch dann passt es, die Felswände sind trocken. Silberne Haken glitzern in der warmen Frühlingssonne, Karabiner klicken, Seilkommandos schallen durchs friedliche Tal. Es macht Spaß, wieder mal am Fels unterwegs zu sein. Dann wieder Regen. Viel Regen, ohne Unterlass. Doch wir über uns in Geduld, haben Zeit. Morgen ist auch noch ein Tag…

Und dann passt es auch schon wieder! Insgesamt drei tolle Routen mit jeweils rund 500 Klettermetern fordern uns – und wir genießen…

St. Michael/Eppan – Arco  -  8 Tage unterwegs - gesamt 515 km

 

05. – 07.Mai 2014 – Durch Oberitalien

Conny hat schweißnasse Hände, drückt „Manni“ angespannt die Daumen. Wir fahren, nein, wir schleichen uns durch die unzähligen Tunnels am Westufer des Gardasees. Die Strecke ist klar ausgeschildert – Höhenbegrenzung 3,50 Meter! Sind ja nur knapp drüber, schlappe 3,70 Meter… Die hinter uns Aufgereihten fiebern mit uns, die entgegen Kommenden müssen oft warten, wir brauchen die Straßenmitte, sonst bleiben wir an den Tunnelwänden hängen. Doch alles ist gut, wir erreichen ohne Schrammen Saló.

Die Lombardei bietet auf unserer Route wenig Erbauliches – über Crema und Pavia bis hinunter in die Poebene bleibt die Gegend fade. Vor Tortona endlich eine Brücke über Italiens mächtigsten Strom, die wir befahren dürfen. Und dann ein pittoreskes Castello in einem verwunschenen Park und ein super Platz für uns inmitten grünster Natur!

Auch das südliche Piemont ist eher enttäuschend. Vorbei an Alessandria, Asti und Cuneo finden wir erst im Valle Stura uns Gefälliges. Schneebedeckte Dreitausender über frühlingshaft buntem Talboden lassen uns sofort ankommen und wohlfühlen. Und ein Platz unter sanft im Wind flüsternder Pappeln…

Arco – Saló – Piavera – Moiola  -  11 Tage unterwegs  - gesamt 960 km

08.Mai 2014 – Von Italien nach Frankreich

Der Colle della Maddalena, knapp 2000 Meter hoch, bringt uns heute hinüber nach Frankreich, aber auch kurz zurück in den vergangenen Winter. Letzte Schneereste locken hier oben noch eifrige Skitourengänger, auch wenn die ersten Murmel, aus dem langen Winterschlaf erwacht, schon emsig herumwuseln.

Doch der Frühling lässt nicht lange auf sich warten, in Barcelonnette blüht die Natur, und am riesigen Stausee Lac de Serre-Poncon entdecken wir einen geschützten Platz unter duftenden Kiefern. Und als der Mond die glitzernde Wasserfläche in fahles Licht taucht, prasselt unser erstes Lagerfeuer…

Moiola – Rousset Plage  -  12 Tage unterwegs - gesamt 1095 km

 

09. – 12.Mai 2014 - Frankreich

Ein paar Kilometer weiter, in Chanteloube, gibt es ein tolles Picknickareal oberhalb des Lac de Serre-Poncon. Das Campieren ist dort nicht erlaubt, aber wir verbringen ja nur den Tag inmitten der auch hier herrlich duftenden Kiefern und übernachten dann bloß. Also alles gut…

Nach zwei entspannten Tagen am See machen uns wieder auf, immer nach Westen. In Gap nutzen wir den hier unkomplizierten Zugang zum Internet beim großen gelben M, um zum ersten Mal seit unserem Start unsere Homepage zu aktualisieren. Am Nachmittag entdecken wir dann unterhalb des mittelalterlichen Dorfes Rosans einen ungestörten Platz neben dem Fußballplatz, versteckt unter hohen Bäumen und sogar mit einem Wasseranschluss versehen, der Conny sogleich eine erste Wäsche ermöglicht.

Heute regnet es in Strömen, und so faulenzen wir so vor uns hin, nutzen die eine oder andere kurze Regenpause zu einem Spaziergang – und das war`s dann auch schon…

Immer weiter geht es heute abwärts und raus aus den Bergen, wir verlassen die Alpen endgültig. Bei Pierrelatte queren wir das Rhonetal und in Vallon-Pont-d`Arc erreichen wir die Ardeche. Plötzlich hat uns der Tourismus eingeholt, dutzende von Campingplätzen mit rentnerbestückten Wohnmobilen machen es uns nicht leicht, einen versteckten Platz in der Natur zu finden. Doch natürlich werden wir auch dort fündig…

Rousset Plage – Gap – Rosans – Vallon-Pont-d`Arc  -  16 Tage unterwegs – gesamt 1350 km

 

13. – 16.Mai.2014 - Karstlandschaften im südlichen Massiv Central

Der Pont d`Arc, dieser wuchtige, von der Ardeche in Jahrmillionen herausgearbeitete Steinbogen, ist der Hauptanziehungspunkt hier im Canyon. Wir erkunden diesen mit den Fahrrädern, was so einfach nicht ist, da es ziemlich heftig auf und ab geht. Am Serre du Tourre, einige hundert Meter über dem Canyon, machen wir Schluss. Für heute reicht es…

Die Grotte des Demoiselles, eine der größten Tropfsteinhöhlen Europas, ist unser nächstes Ziel. Doch zunächst fordern uns die zahlreichen Kletterrouten rund um den Höhlenschlund, bestens abgesichert im rauen Karst. Die Finger und Zehen brennen, als wir nach einem halben Dutzend Touren zu „Manni“ zurückkehren.

Eine Standseilbahn bringt uns hinein in den Fels, verwinkelte Gänge suchen sich ihren Weg in den am tiefsten im Berg versteckten Bereich. Und dann – was für ein Bild! Rund hundert Meter tief und auch breit präsentiert sich der zentrale Saal. Tausender Stalagmiten und Stalagtiten formten eine Kathedrale ganz besonderer Art, leise Orgelmusik sorgt für fast schon sakrale Stimmung. Wir dürfen uns von der Gruppe trennen, bleiben eine weitere Stunde ganz für uns alleine dort.

Und dann nochmal an den Fels – klettern bis zum Abendessen…

Vallon-Pont-d`Arc – Ales – Grotte des Demoiselles  -  20 Tage unterwegs – gesamt 1480 km

 

17. – 20.Mai.2014 – Ein Wochenende am Badesee…

…der Lac du Salagou lädt uns dazu gerne ein. Bei herrlichstem Frühlingswetter genießen wir erste Badeeinheiten. Unser Stellplatz ist ein Traum, wir thronen fast auf einer kleinen Halbinsel inmitten blühender Natur und teilen sie mit putzigen Bisamratten, winzigen Wasserschlangen und giftgrünen Echsen.

Dann ein total verregneter und stürmischer Tag, es gießt fast ununterbrochen, also vertreiben wir uns die Zeit mal mit Indooraktivitäten…

Wir fahren hinunter ans Mittelmeer, nach Frontignan. Hier treffen wir Danielle und Jean-Louis; wir haben uns im Dezember 2012 bei der Überfahrt über die Meerenge von Hormuz vom Iran in die Arabischen Emirate kennen gelernt. Die Freude bei uns allen ist riesig, die Erzählungen reißen nicht ab und die edlen französischen Tröpfchen ebenso wenig…

Grotte des Demoiselles – Lac du Salagou – Frontignan  -  24 Tage unterwegs – gesamt 1640 km

 

21. – 22.Mai.2014 - Carcassonne

Wir verlassen die Mittelmeerküste und hoffentlich auch das seit drei Tagen andauernde schlechte Wetter. Über Beziers und immer wieder entlang des schon im Mittelalter gegrabenen Canal du Midi, der über die Garonne den Atlantik mit dem Mittelmeer verbindet, erreichen wir Carcassonne. Hier erwartet uns die größte Burganlage Europas, die schon weit vor Erreichen der Stadt die fruchtbare Ebene beherrscht. Die Besichtigung heben wir uns für den morgigen Tag auf, und wir entdecken einen tollen Übernachtungsplatz oberhalb des kleinen Lac de la Cavayere.

Den ganzen Tag lassen wir uns durch die riesige Burganlage treiben. Gigantische Mauerringe mit unzähligen Türmen, zinnenbewehrten Umgängen und gut zu verteidigenden Toren umschließen den ehemaligen alten Stadtkern, der heute kaum die täglichen Touristenscharen fassen kann. Trotzdem, die Anlage ist wirklich eindrucksvoll. Müde ziehen wir uns am Abend auf unseren schönen Stellplatz oberhalb des kleinen Sees zurück.

Frontignan – Beziers – Carcassonne/Lac de la Cavayere  -  26 Tage unterwegs – gesamt 1800 km

 

23. – 24.Mai 2014 – Nach Andorra

Erst heute, bei unserer Weiterfahrt, entdecken wir im Vorbeifahren die Schokoladenseite der riesigen Burganlage von Carcassonne. Conny kriegt sich gar nicht mehr ein und rennt von einem Weinberg zum nächsten, immer das nahende Gewitter vor Augen,  um dieses „Märchenschloss“ optimal zu fotografieren. Dann geht es über Limoux und Quillan durch das Land der alten Katharer, aus deren Zeit unzählige Burgruinen übrig geblieben sind. Oben am 1431 Meter hohen Col du Ghioula, bei Nebeltreiben und Regen, machen wir Schluss für heute.

Der Morgen begrüßt uns mit wärmenden Sonnenstrahlen zwischen den dichten Wolken, bei gerade mal vier Grad ist dies auch bitter nötig. Und wir erhaschen erste Blicke auf die sich vor uns aufbauenden Pyrenäen. Schneebedeckt glitzern die Gipfel in der morgendlichen Sonne um die Wette. Hinunter nach Ax-les-Thermes und auf der anderen Seite wieder weit hinauf geht es heute für uns – Andorra ist unser Ziel. Bis auf über 2400 Meter schraubt sich die Straße, und wir stehen inmitten großer Schneefelder, die vom gerade vergangenen Winter übrig geblieben sind. In Soldeu biegen wir ab ins Vall d`Incles, dort wollen wir morgen eine erste Wanderung unternehmen.

Carcassonne – Limoux – Quillan -  Ax-les-Thermes – Soldeu  -  28 Tage unterwegs – gesamt 1975 km

 

25. – 26.Mai 2014 - Wintereinbruch

Eine herrliche Wandertour führt uns hinauf auf einen Grenzpass, über den früher die Schmuggler zwischen Andorra und Frankreich die verschiedensten Waren geschleppt haben. Dies ist heute natürlich nicht mehr nötig, und so sind wir alleine unterwegs zwischen Altschneefeldern und noch halb zugefrorenen Bergseen. Nach unserer Rückkehr zu „Manni“, der einstweilen geduldig an unserem Ausgangspunkt auf uns gewartet hat, wechseln wir das Tal, um dort morgen eine weitere Bergtour zu machen. Zum Übernachten fahren wir deshalb hinauf ins Skizentrum von Arcalis.

Wir trauen unseren Augen kaum, als wir am frühen Morgen einen ersten Blick aus dem Fenster riskieren. Dichte Flocken rieseln um uns herum nieder, alles ist weiß und dick verschneit! Na prima! Das wird also nichts mit dem Bergsteigen heute; Tourenski wären angesagt! Und weg kommen wir hier auch nicht, die Straße ist viel zu steil und die Schneeglätte tückisch. Also erst mal einen Schneemann gebaut und abwarten. Erst gegen Mittag können wir die Fahrt zurück ins Tal riskieren. In Andorra/La Vella, der „Hauptstadt“ dieses Prizipats, lassen wir noch schnell 500 Euro an der Tanke, was bei einem Literpreis von hier € 1,13 aber nicht ganz so weh tut. Und schon sind wir zu einem ersten Abstecher in Spanien…

Soldeu – Arcalis – Andorra/La Vella – La Seu d`Urgell – Guils  -  30 Tage unterwegs – gesamt 2115 km

 

27. – 28.Mai 2014 – Quer durch die Pyrenäen

Unser Übernachtungsplatz in den Bergen oberhalb von La Seu d`Urgell ist ein Traum! Wir stehen dicht an der Kante eines canyonartigen Taleinschnitts, der weit hinunter in die fruchtbare Ebene reicht. Um uns herum unzählige, schneebedeckte Gipfel der zentralen Pyrenäen. Eine Herde Pferde, hier wie üblich mit kleinen Glöckchen versehen, leisten uns kurzweilige Gesellschaft. Wir können uns kaum sattsehen an dieser Bühne, die die Natur hier für uns bereit hält.

Früh fahren wir weiter, wollen wieder eine schöne Wanderung machen. Doch das Wetter hält nicht, was es versprochen hat. So wird es schlussendlich eine Fahrt über vier Pässe – Collado del Canto und Port de la Bonaigua in Spanien, Col du Portillon und Col de Peyresourde wieder in Frankreich. Unzählige Höhenmeter auf und ab, Schwerarbeit für „Manni“. Vor der Traumkulisse noch tiefverschneiter Dreitausender stehen wir schließlich auf dem nun verlassenen Parkplatz einer Skistation.

Die Sonne blitzt zwischen den dichten Wolken hindurch, noch hält das Wetter. Wir raffen uns auf, wandern auf den über uns im Skigebiet thronenden Gipfel, nichts wirklich spannendes, aber immerhin. Kaum sind wir zurück bei „Manni“, fängt es an zu schütten, von den Bergen einfallende Nebel verhindern jede Sicht. Und wie es schüttet…

Guils – Sort – Vielha – Bagneres-de-Luchon – Peyresourde  -  32 Tage unterwegs – gesamt 2265 km

 

29. – 30.Mai 2014 – In den berühmtesten Bergkessel der Pyrenäen,

nach Gavarnie, wollen wir fahren. Doch das Wetter ist wirklich zum Davonlaufen. Es schüttet weiterhin wie aus Kübeln, nur ganz selten mal tröpfelt es nur. Und so fahren wir lediglich über Arreau und den Col d`Aspin auf das Plateau von Payolla, eine Hochebene mit einem kleinen See und vielen Wandermöglichkeiten. Und, oh Wunder, eine Regenpause erlaubt uns zumindest einen ausgiebigen Spaziergang…

Heute, na was wohl, regnet es wieder mal. Wir wollen versuchen, irgendwo einen Internetkontakt zu bekommen, also verlassen wir unseren netten Platz an einem rauschenden Bach und starten in Richtung Gavarnie. Der kürzeste Weg dahin führt über den Col du Tourmalet, für jeden Radsportler einer der „Big Five“. Unten die Information, er ist offen, wir also hinauf bis auf 2115 Meter. Dichtes Schneetreiben empfängt uns am Pass – und die Abfahrt auf der anderen Seite ist gesperrt – was für Deppen! Also wir wieder hinunter und ab nach Lourdes. Statt heiligen Insignien gibt`s Internet, und wir bringen uns auf den neuesten Stand der Dinge. Trotz schlechter Wetterprognose entscheiden wir uns für die Sackgassenfahrt nach Gavarnie und bereuen es nicht. Die Bedingungen dort oben sind ganz passabel und wir machen noch eine schöne Wanderung in diesen atemberaubenden Bergkessel.

Peyresourde – Arreau – Bagneres-d.-B. – Lourdes – Gavarnie  -  34 Tage unterwegs – gesamt 2440 km

 

31.Mai – 02.Juni 2014 – Zum Ausgangspunkt des Jakobsweges

Leider verhindert auch heute das unbeständige Wetter jegliche Hochgebirgsaktion und so entschließen wir uns nach einem kleinen Ortsrundgang wieder nach Lourdes hinunter zu fahren. Von dort aus hangeln wir uns auf schmalen Nebenstraßen durch die Dörfer entlang der dicht bewaldeten Nordhänge der nun nicht mehr ganz so wuchtigen Pyrenäenausläufer.

Immer weiter nach Westen schlängeln wir uns über Straßen, die kaum noch „Mannis“ Breite aufnehmen, überwinden einen letzten Pass auf knapp über 1000 Metern und schleichen extrem steil hinunter nach St Jean-Pied-du-Port. Hier treffen drei der vier aus dem Norden Frankreichs herunter ziehenden Jakobswege zusammen und vereinigen sich in den schmalen Gassen des mittelalterlichen Ortskerns zum eigentlichen „Camino de Santiago“.

Gavarnie – Lourdes – Arudy – Tardets – St Jean-Pied-du-Port  -  37 Tage unterwegs – gesamt 2640 km

 

03. - 04.Juni 2014 - Vom französischen ins spanische Baskenland

Nach rund drei Wochen in Frankreich haben wir uns schon ganz gut auf die französische Sprache eingestellt, die wir ja noch lange in ganz Westafrika brauchen werden. Und so verlassen wir nun dieses angenehme Reiseland und wechseln hinüber nach Spanien, genauer gesagt ins spanische Baskenland. Wir bleiben auf schmalen Nebenstraßen, überqueren auf Pässen mit so urigen Namen wie Izpegui oder Usateguieta so machen Höhenzug und erreichen über Tolosa schließlich Azpeitia mit der Jesuitenbasilika S. Ignacio de Loiola. Dort stellen wir uns auf den parkähnlichen Parkplatz und genießen noch lange den milden Abend inmitten auffällig vieler Jogger, Walker, Radfahrer und Inlineskater. Mit kurzzeitig schlechtem Gewissen wenden wir uns dann unserem üppigen Abendessen zu.

Es regnet so vor sich hin, als wir endlich aufbrechen. Wir wählen ein schmales Bergsträßchen hinüber nach Bergara. Doch dort sollen wir nicht ankommen, zumindest nicht auf diesem Weg. Ein entgegenkommender LKW nötigt uns zu einem Ausweichmanöver bis ganz an den Rand der Straße – und dann passiert es: wir brechen hinten rechts in einen betonierten Wasserschacht ein. Die ganze Bergeaktion dauert bis in den Nachmittag hinein und so fahren wir schlussendlich nur noch hinauf in das mittelalterliche Städtchen Elorrio, wo wir noch durch das unter Denkmalschutz gestellte alte Zentrum bummeln und uns von den Aufregungen des Tages erholen.

St Jean-P-.d-.P. – Tolosa – Azpeitia  – Bergara – Elorrio  -   39 Tage unterwegs – gesamt 2865 km

 

05. – 06.Juni 2014 Entlang der „Costa Verde“

Grüne Küste wird sie genannt, die nordspanische Küste hier im Baskenland, Kantabrien und in Asturien. Jetzt wissen wir auch, warum es hier so viel regnet… Nach unserem gestrigen „Abenteuer“ im Dauerregen fahren wir nun erst mal heraus aus den Bergen und wechseln kurz vor Castro-Urdiales hinüber nach Kantabrien. Über dieser netten kleinen Hafenstadt thront weithin sichtbar die bedeutendste gotische Kirche der gesamten Küste, die „Nuestra Senora de la Asuncion“, flankiert von der Burg „Castillo Faro de Santa Ana“. Und wir genießen seit langen mal wieder uneingeschränkten Sonnenschein!

Die Nacht verbrachten wir über der Traumbucht von Liendo Playa. Doch es wird nichts mit dem Verweilen dort, denn schon früh morgens bedeckt eine hartnäckige Wolkenschicht den Himmel. So entscheiden wir uns, weiter entlang der Küste nach Westen zu fahren. Das Wetter schlägt heute echte Kapriolen. Innerhalb kürzester Zeit steigt die Temperatur von 18°C auf 34°C und sinkt dann mit Wink in Orkanstärke wieder hinunter auf unter 20°C!  Wir passieren Santander und Santillana del Mar und tauchen ab in die Replik der steinzeitlichen Höhle von Altamira, die mit unglaublich detaillierten Felszeichnungen aus der Zeit zwischen ca. 14.000 bis ca. 35.000 Jahre v.C. aufwartet. Doch auch wenn diese Museumsstätte toll gemacht ist, sie ist eben nicht das daneben entdeckte Original, und so will die rechte Ehrfurcht vor der Geschichte sich bei uns nicht einstellen. Später finden wir erst nach längerem Suchen einen windgeschützten Platz zum Übernachten oberhalb des Playa de Berellin bei San Vicente.

Elorrio – Bilbao – Castro-Urdiales – Santander – San Vicente   -  41 Tage unterwegs – gesamt 3095 km

 

07. – 08.Juni 2014 – Vom Meer ins Hochgebirge

Die Sonne lacht wieder vom leicht bewölkten Himmel und wir ziehen weiter auf einen famosen Aussichtsplatz oberhalb der grünen Steilküste, wo wir den ganzen Tag entspannt vertrödeln. Am Nachmittag wechseln wir noch den Standplatz und ziehen ein paar Kilometer weiter an den Rand des Dorfes Pechon mit seinem herrlichen Playa de Amio. Dort stellen wir uns stilgerecht zwischen noble Villen und genießen zum ersten Mal die klaren Fluten des  Atlantiks.

Nach einem doch ziemlich frischen, morgendlichen Bad wollen wir heute in die Picos de Europa, dieses karstige, schon von weitem sichtbare Gebirge mit seinen vielen Gipfeln oberhalb der 2500 Meter Grenze. Schnell sind wir über die Küstenautobahn in Ribadesella, wo wir nach Arriondas abbiegen, das wir entlang des grünen Flusstales des Rio Sella bald erreichen. Von hier aus ist es nur noch ein Katzensprung nach Cangas de Onis und schließlich nach Covadonga, wo wir nach der Besichtigung der heiligen Stätten einen ruhigen Übernachtungsplatz etwas unterhalb der dortigen Basilika finden.

Pechon Playa – Ribadesella – Cangas de Onis – Covadonga  -  43 Tage unterwegs – gesamt 3205 km

 

09. – 10.Juni 2014 – unterwegs in den Picos de Europa

Etwa 1000 Höhenmeter oberhalb von Covadonga sind zwei wunderbare Bergseen eingebettet zwischen grünen Almen und hohen Felswänden. Dort hinauf fahren wir schon früh am Tag und wandern von dort aus bis an den oberen Rand der imposanten Schucht, die das Massiv der Picos in zwei Teile trennt. Auf dem Rückweg dieser netten Tour lernen wir Yves und Jürgen aus Frankfurt kennen und wir verabreden uns für später an unserem Übernachtungsplatz unterhalb von Covadonga. Und es wird ein ausgesprochen schöner Abend mit vielen Geschichten und Plänen…

Nach einem ausgiebigen, gemeinsamen Frühstück starten wir erst spät an den Südrand der Picos. Durch ein herrlich grünes und sehr tiefes Tal führt uns die schmale Straße hinauf auf den Pass Panderruedas und auf der anderen Seite wieder hinunter in den Weiler Posada del Valderon. Unsere geplante Weiterfahrt zum Ausgangspunkt der Schlucht Garganta del Cares in Cain wird im winzigen Weiler Cordinanes aufgrund einer Umleitung im Ort gestoppt, die wir mit „Manni“ nicht wirklich sicher passieren können. So wenden wir und entdecken etwas außerhalb einen netten Platz oberhalb eines kleinen Stausees. Von dort aus werden wir dann morgen nach Cain laufen, um die Schluchtenwanderung doch noch machen zu können.

Covadonga – Cangas de Onis – Panderruedas – Posada d.V.  -  45 Tage unterwegs – gesamt 3310 km

 

11. – 12.Juni 2014 – Gemütlich verbummeln wir…

…den halben Vormittag, bis sich die dichten Nebelschwaden um uns herum verzogen haben. Erst dann marschieren wir los nach Cain, immerhin rund acht Kilometer, erfreulicherweise jedoch stetig bergab. Schon dieser Anmarsch zur eigentlichen Garganta del Cares ist ausgesprochen schön. In Cain startet der in den Fels geschlagene, durch zahlreiche niedrige Tunnels führende Weg immer entlang des wilden Gebirgsbaches, der sich tosend seinen Weg tief unter uns sucht. Hinter jeder Ecke eröffnet sich ein neues Panorama, und so wandern wir noch rund vier Kilometer in die Schucht hinein. Zurück in Cain lassen wir uns von einem spanischen Ehepaar im Auto mitnehmen, da wir keine Lust haben, den ganzen Weg zu „Manni“ zurück bergauf zu laufen. Der Abend verwöhnt uns dann noch mit einem tollen Bergpanorama in dolomitischen Dimensionen.

Heute verlassen wir das Gebiet der Picos de Europa. Über den Puerto de Pandetrave gleiten wir hinunter nach Portilla de la Reina, wo wir am Dorfbrunnen unsere Wasservorräte auffüllen und „Manni“ nebenher eine kleine Wäsche gönnen. Ein Stückchen weiter, am Stausee von Riano, den wir im gleichnamigen Ort über eine neue Brücke queren, finden wir oberhalb einer einsam auf einer Halbinsel stehenden, alten Kirche einen herrlichen Übernachtungsplatz samt einer sprudelnden Quelle und einem einsamen Badestrand. Hier verbringen wir den Nachmittag, baden, waschen mal ordentlich alles durch und genießen das wunderbare Panorama zurück zu den südlichen Ausläufern der Picos de Europa.

Los Llanos – Puerto de Pandetrave – Portilla de la Reina – Riano  -  47 Tage unterwegs – 3360 km

 

13. – 14.Juni 2014 – Entlang des Camino de Santiago

Die Berge verschwinden so langsam hinter uns und landwirtschaftlich genutzte Flächen bestimmen das Bild bis zum Horizont. Schnell ist Leon erreicht, die alte Königsresidenz mit ihrer so prachtvollen, frühgotischen Kathedrale Santa Maria La Regla. Mit den beiden fast 70 Meter hohen Türmen bestimmt sie schon von Weitem das Stadtbild. Wir schlendern durch die Altstadtgassen und bewundern die filigranen Arbeiten an dieser „französischsten“ aller spanischen Kirchen. Die Nacht verbringen wir anschließend ungestört inmitten der Felder im Westen der Stadt und verpassen so das WM-Fiasko der spanischen Fußballnationalmannschaft…

Astorga, am Fuße der Montes de Leon gelegen, wartet ebenso mit einer prachtvollen Kathedrale auf, bestechend schön in üppigem Barock gearbeitet. Flankiert wird dieser mittelalterliche Bau von Antoni Gaudis Palacio Episcopal; der verspielte Bischofspalast im neogotischen Stil scheint fast zu schweben neben der wuchtigen Präsenz des alten Kirchenbaus.

Wir folgen weiter dem Camino de Santiago, ebenso wie hunderte Pilger, zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Durch die einsamen Felder der Maragateria, durch fast verlassene Dörfer, hinauf auf 1500 Meter zum Cruz de Ferro, einem schlichen Kreuz auf einem großen Haufen Steine, die von den Pilgern hier herauf geschleppt wurden, schleichen wir über sehr schmale und holprige Sträßchen und durch engste Dorfdurchfahrten. Auf der anderen Seite geht es dann steil hinunter in die fruchtbare Ebene von Ponferrada, überragt von einer eindrucksvollen Burganlage der Templer. Hier verlassen wir den Camino de Santiago wieder und biegen ab in die Montes Aquiliano zum Stausee von Carucedo, wo wir den Staub des Tages bei einem abendlichen Bad vergessen machen.

Riano – Leon – Astorga – Cruz de Ferro -  Ponferrada – Carucedo  -  49 Tage unterwegs – 3625 km

 

15. – 16.Juni 2014 – Auf nach Galizien

Den ganzen Tag laufen wir durch das ehemalige römische Goldbergwerk von Las Medulas und staunen über die ausgefeilte Technik dieser antiken Ingenieurskunst, die es ermöglichte, ganze Berge regelrecht aufzulösen und das wertvolle Edelmetall zu fördern. Die bis zum heutigen Tag stehen gebliebenen Reste ergeben vor allem in der Nachmittagssonne ein attraktives Wechselspiel der Farben, wenn das orange-rote Gestein mit dem sattgrünen Blattwerk einen auffälligen Kontrast ergibt. Und als gegen Abend die gefühlten tausend Badegäste ihren sonntagnachmittäglichen Aufenthalt unten am See von Carucedo beenden, genießen wir die wohltuende Ruhe nach der anstrengenden Besichtigungstour.

Heute machen wir einen großen Sprung nach Westen, tief hinein nach Galizien. Über Lugo mit seiner seit der Römerzeit nahezu intakten Stadtmauer erreichen wir in Betanzos die alte Hauptstadt dieser  lange weltabgeschiedenen Provinz ganz oben im Nordwesten Spaniens. Wir bummeln durch die noch mauerumgürtete Altstadt mit ihren alten Adelspalästen und Kirchen und ich suche mir an der zentralen Plaza mit ihren für die Region typischen Glasgaleriehäusern eine Kneipe, um am frühen Abend den überaus erfolgreichen WM-Auftakt unserer Nationalmannschaft mitzuerleben.

Carucedo – Lugo – Betanzos  -  51 Tage unterwegs – 3855 km

 

17.Juni 2014 – A Coruna

Nicht weit ist es von hier nach A Coruna, der wichtigsten Stadt Galiziens. Und einer der Geschichtsträchtigsten. Von hier aus startete 1588 die spanische Armada nach England, wo ihr eine vernichtende Niederlage im Ärmelkanal widerfuhr. Und ein Jahr später rächte Sir Francis Drake den Angriff mit der kompletten Zerstörung der Stadt. Nicht mehr allzu viel Historisches ist deshalb noch vorhanden. Wir schlendern durch die Altstadtgassen, bewundern die mit den typisch galizischen Glasfassaden versehenen Stadthäuser und statten dem Torre de Herkules, der seit der Zeit der Römer schon immer als Leuchtturm benutzt wurde, einen Besuch ab. Am Abend finden wir eine nette Badebucht etwas außerhalb der Stadt, wo wir schnell vor der Brandung des ungestümen Atlantik kapitulieren und lieber die dem Ozean abgerungenen Doraden ihrer natürlichen Bestimmung auf unserem Grill zuführen.

Betanzos – A Coruna – Arteixos Playa  -  52 Tage unterwegs – 3895 km

 

18. – 19.Juni 2014 - Costa da Morte

Todesküste - was für ein Name für diese herrliche Landschaft Galiziens. Doch nicht unbegründet, fielen in den letzten Jahrhunderten doch Dutzende von Schiffen mit Tausenden von Seeleuten den unberechenbaren Stürmen und Strömungen zum Opfer. Jetzt ist es sommerlich friedlich, als wir so langsam der schroffen Küstenlinie folgen. Über die Siedlungen Calon, Carballo, Pontecesco und Laxe finden wir im Ortsbereich des winzigen Dorfes Arou einen schönen Platz direkt oberhalb einer tollen Badebucht. Die Menschen hier grüßen uns alle freundlich und heißen uns herzlich willkommen. Und wir genießen den Nachmittag und den Abend unter dem Geschrei unzähliger Möwen.

Heute erkunden wir diese bei den Seeleuten so gefürchtete Küste mit dem Fahrrad, allerdings auf der Landseite… In stetigem Auf und Ab passieren wir herrlich einsame Badebuchten mit feinsandigen Stränden und fast schon türkisfarbenem Wasser, bis hinüber zum Cabo Vilan mit seinem weithin sichtbaren Leuchtturm. Zurück geht es über Camarinas und Ponte do Porto, und als wir wieder bei „Manni“ in Arou ankommen, tut uns so ziemlich alles weh, und das nach nur 40 Kilometern, Training ist also dringend angesagt!

Arteixos Playa – Carballo – Pontecesco – Laxe – Arou  -  54 Tage unterwegs – 3990 km

 

20. – 21.Juni 2014 – Ans Ende der Welt…

…so wird das Cabo Fisterra auch genannt. Über Muxia und Cee fahren wir nach Fisterra mit seinen traumhaften Sandstränden. Abertausende Muscheln blitzen in der grellen Sonne, deren Strahlen sich auf der türkisfarbenen Wasseroberfläche brechen. Fast schon karibische Verhältnisse hier an der westlichsten Ecke Spaniens, nur das Wasser ist recht frisch. Und damit es uns nicht zu schön wird, müssen wir zwischendurch noch die Innenverkleidung unserer Kühlschranktüre neu verschrauben, die kam uns nämlich plötzlich entgegen… Abends fahren wir dann noch die wenigen Kilometer hoch zum Kap mit dem weithin sichtbaren Leuchtturm in der Hoffnung auf den berühmten Sonnenuntergang. Der fällt dann mangels klarer Sicht allerdings wenig spektakulär aus.

Den ganzen nächsten Tag vertrödeln wir am Strand und am Kap, es ist einfach schön hier. Und abends dann endlich auch eine Andeutung des berühmten Sonnenuntergangs…

Arou – Muxia - Cabo Fisterra   -  56 Tage unterwegs – 4070 km

 

22. – 23.Juni 2014 – Auf dem Weg…

…nach Santiago de Compostela kurven wir die Küste entlang bis nach Carnota. Hier steht Galiziens größter „Hórreo“. Das sind Getreidespeicher, die bis zum heutigen Tag genutzt werden. Dieser hier ist sagenhafte 35 Meter lang, fast zwei Meter breit und gut zwei Meter hoch und wurde bereits vor rund 250 Jahren gebaut. Im Einklang mit der uralten Dorfkirche und mehreren weiteren alten Gebäuden gibt das Ensemble eine eindrucksvolle Vorstellung eines seit Jahrhunderten unveränderten Ortskerns. Ein Stückchen weiter finden wir wieder mal einen Traumstrand und bleiben natürlich hängen. Ein farbenprächtiger Sonnenuntergang über dem die Bucht begrenzenden Leuchtturm beschließt schließlich einen entspannten Tag.

Über Muros und  Noia erreichen wir heute das Ziel aller Pilger. Santiago de Compostela erfüllt jedoch nicht ganz unserer Erwartungen. Zu düster sind die zum Teil eingerüsteten Gemäuer, zu grau der Himmel, zu wenig feierlich die ganze Szenerie. Und so flüchten wir vor dem einsetzenden Regen und fahren in Richtung Süden nach Pontevedra und schließlich in das Örtchen Combarro, wo wir im Hafen einen zentralen Übernachtungsparkplatz finden. Und wir kommen rechtzeitig zu den Johannifeuern, die hier von Böllerschüssen und Feuerwerk begleitet lange noch die hereinbrechende Nacht erhellen.

Cabo Fisterra – Muros – Santiago – Pontevedra – Combarro  -  58 Tage unterwegs – 4260 km

 

24. – 25.Juni 2014 – Von Spanien nach Portugal

Erst spät kommen wir heute aus den Federn, macht nichts, der Himmel zeigt sich in langweiligem Grau, wir verpassen also nichts. So nutzen wir den Tag, um in Pontevedra beim großen gelben M unsere Homepage zu aktualisieren und fahren erst spät am Nachmittag noch ein Stückchen weiter nach Cesantes an der Lagune San Simon. Dort gibt es eine feinsandige Halbinsel mit herrlichem Blick auf eine Insel mit einem alten Herrenhaus und genau dort stellen wir uns unter alte Bäume und genießen einen ruhigen Abend.

Der Morgen dagegen ist alles andere als ruhig. Ungefähr ein Dutzend Gemeindemitarbeiter, bewaffnet mit Rasentrimmern und anderen lärmenden Gartengeräten haben heute Großeinsatz genau rund um unseren Standplatz! Pünktlich um acht werfen sie ihre Martergeräte an und Schluss ist mit der Romantik. Also runter von der Matratze und erst mal außer Hörweite zum Frühstücken. Anschließend fahren wir über Tui hinüber nach Portugal. Über auffallend üppig grüne Hügel kurven wir langsam hinein ins Land des Vinho Verde. Und mitten im Anbaugebiet, in Ponte de Lima, einer uralten Kleinstadt mit Adelspalästen aus längst vergangenen Zeiten und einer tollen, teils römisch, teils romanisch-gotischen Brücke über die Lima, stellen wir uns direkt unterhalb der Altstadt ans Flussufer und verbringen den Nachmittag mit bummeln, abhängen und so weiter…

Combarro – Pontevedra – Cesantes – Tui – Ponte de Lima  -  60 Tage unterwegs – 4390 km

 

26. – 27.Juni 2014 – In die Keimzelle Portugals

Von Ponte de Lima fahren wir durch unzählige kleine Weiler und dichte Wälder weiter in die Ebene von Barcelos, wo wir uns in den heute stattfindenden größten Wochenmarkt Portugals stürzen. Hier wird jeden Donnerstag hauptsächlich all das feilgeboten, was der heimische Hof so erzeugt. Bepackt mit enorm günstigem Obst und Gemüse direkt vom Bauern machen wir uns schließlich vom Acker. Vorbei an Braga erreichen wir Guimaraes. Diese Kleinstadt war der Gründungsort Portugals im 12. Jh., hier hat sich die portugiesische Sprache entwickelt und seitdem existiert Portugal in seinen heutigen Grenzen als Staat, und das ist länger als jeder andere Staat Europas! „Manni“ klettert auf den Aussichtsberg Penha hoch über der Stadt, wo wir uns zwischen riesigen, moosbewachsenen Findlingen einrichten und die Abendstimmung genießen.

Stundenlang streifen wir heute durch die urige Altstadt von Guimaraes, entdecken hinter jeder Ecke Interessantes, Witziges und Sehenswertes. Verwinkelt und von den Jahrhunderten gezeichnet präsentieren sich die winzigen Plätze, umringt von bunten und schiefen Häuserzeilen, netten Cafés und urigen Kneipen. Uralte Kirchen und Brunnen prägen immer wieder das Stadtbild, und über allem thront das eintausend Jahre alte Castello sowie der Palast der damaligen Herrscher. Länger als gedacht bleiben wir hier und so ziehen wir uns erst spät am Nachmittag wieder auf unseren Aussichtsberg zurück.

Ponte de Lima – Barcelos – Braga – Guimaraes  -  62 Tage unterwegs – 4505 km

 

28. – 29.Juni 2014 – Porto

Gegen Mittag starten wir in Richtung Porto. Ort an Ort durchqueren wir, ein einziger Siedlungsbrei zieht sich durch die grünen Hügel Nordportugals. Vorbei an Santo Tirso erreichen wir schließlich die Vororte von Porto, die wir auf dem Stadtring umfahren und so unser Ziel, Vila Nova de Gaia am südlichen Ufer des Douro, anstreben. Dort mogeln wir uns auf einen Busparkplatz direkt am Ufer, in der ersten Reihe mit freiem Blick auf die Altstadt von Porto mit den bunten Häuserzeilen, den vor Anker liegenden, ehemaligen Portweinschiffen, den alten Kirchen und Palästen und der die Douro überspannenden, 130 Jahre alten Eisenbrücke. Besser kann man in Porto nicht stehen…

Heute bummeln wir abwechselnd durch die Altstadt oder sitzen an unserem exponierten Übernachtungsplatz am Wasser. Entspannt genießen wir die Atmosphäre des morbiden Charmes, den diese Stadt zwischen den alten Portweinlagerhäusern und den verfallenden Wohnhäusern am Douroufer ausstrahlt. Allerdings geht der Charme vielerorts so langsam in echten Verfall über… Trotzdem, es gefällt uns hier, und so bleiben wir dann doch den ganzen Tag.

Guimaraes – Santo Tirso – Porto – Vila Nova de Gaia  -  64 Tage unterwegs – 4575 km

 

30.Juni – 01.Juli 2014 – Dünen und Meer

Freundlich, aber bestimmt bedeutet man uns, dass wir nun nach zwei Tagen den eigentlich kostenpflichtigen Busparkplatz ausreichend frequentiert hätten, und so machen wir uns nach dem Frühstück dankbar vom Acker. Die Fernstraße zieht sich ununterbrochen durch belanglose Häuserreihen, man merkt nicht, wann sich ein Ort mit dem nächsten abwechselt. In Aveiro suchen wir die sich angeblich an Venedig anlehnende und als solche gepriesene Atmosphäre, sie bleibt uns allerdings gut verborgen. Ein paar bunte Häuser am Canale machen eben noch lange keine Lagunenstadt.  Dafür ist der Dünenstrand ein paar Kilometer weiter in Costa Nova umso schöner…

Die Belanglosigkeit der zentralportugiesischen Küste und deren Hinterland zieht sich auch heute wie Gummi, und so machen wir Strecke. Über Miro, Figueira da Foz, Leiria und hunderter namenloser Orte ohne Gesicht kommen wir nach Batalha. Schon von der Umgehungsstraße aus sticht der gigantische, gotische Klosterbau ins Auge. Und dieser Bau ist wirklich eindrucksvoll in seiner schieren Wucht und Präsenz. Der Staatengründer König Joao I. liegt hier begraben, ebenso wie sein berühmter Sohn, Heinrich der Seefahrer.  Aber die direkte Nähe zur Fernstraße nimmt ihm viel von der Würde, die dieses eindrucksvolle Gemäuer verdient hätte. Verdient haben wir so langsam einen tollen Übernachtungsplatz, den wir nach einigem Suchen kurz hinter Nazare hoch über den Klippen und einsamen Sandbuchten von Sao Martinho do Porto finden.

V. N. de Gaia – Aveiro – Fig. Da Foz – Leiria – Nazare – Sao Martinho  -  66 Tage

unterwegs – 4860 km

02. – 04.Juli 2014 – Stürmische Kaps am Rande Europas

Die Nacht war richtig heftig. Stürmischer Wind rüttelte an „Mannis“ Standfestigkeit und gemeine Regenschauer prasselten immer wieder über uns hinweg. Auch am Morgen ist es noch richtig ungemütlich und wir machen, dass wir von der Küste wegkommen. Über Caldas da Rainha kommen wir nach Obidos, einem pittoreskem Städtchen innerhalb eines zinnenbewehrten Mauerrings. Wir umrunden den Altstadtkern auf selbiger und wandeln noch ein wenig durch die kopfsteingepflasterten, schmalen Gassen. Hier waren früher die portugiesischen Königinnen und Prinzessinnen untergebracht, wenn sie in Lissabon abkömmlich waren. Wir fahren hinaus nach Peniche ans Cabo Carvoeiro, wo wir uns mal wieder eine ordentliche Kanne Atlantiksturm samt Gischtwellen geben, so dass „Manni“ schon bald wie ein Salzhering aussieht…

Ganz in der Nähe unseres Klippenstellplatzes gibt es am Ortsrand von Peniche eine Wäschewaschanlage aus der Zeit, als die Haushalte noch keine Waschmaschinen hatten. Diese werden heute noch benutzt für grobe Reinigungen von z.B. Teppichen. Hier entsalzen wir „Manni“ erst mal gründlich, damit der Rostteufel keine Chance bekommt. Über Lourinha und Ericeira, meist am windigen Atlantik entlang, erreichen wir Sintra mit seinen außergewöhnlich schönen Palästen und Burgen. Diese wollen wir uns morgen ausführlich zu Gemüte führen.

Nix ist`s mit der Besichtigung von Sintras Sehenswürdigkeiten. Dichter Nebel wabert um die Burgen, und so entscheiden wir uns, erst mal ans Cabo de Roca, an den westlichsten Punkt des europäischen Festlandes zu fahren. Dort pfeift uns der Wind wieder mal kräftig um die Ohren, doch es ist schon irgendwie ein besonderer Platz. Vorbei am Cabo Raso kommen wir nach Cascais, doch dort ist uns der Rummel eindeutig zu heftig und wir entscheiden uns, wieder zurück nach Sintra zu fahren. Mal sehen, was das Wetter morgen macht…

Sao Martinho – Caldas da Rainha – Peniche – Ericeira – Sintra  -  69 Tage unterwegs – 5075 km

 

05. -06.Juli 2014 – Lissabon

Dichter Nebel und Sprühregen machen uns die Entscheidung leicht, Sintra erst mal den Rücken zu kehren. Und so machen wir uns auf nach Lissabon, der uneingeschränkten Metropole Portugals. Gleich hinter dem Turm von Belem, dem Wahrzeichen der Seefahrer, ist ein großzügiges Wohnmobilübernachtungsareal mit direktem Bahnanschluss in die City. Das nutzen wir natürlich und stürzen und sofort ins touristische Getümmel. Fleißig arbeiten wir die Sehenswürdigkeiten der Altstadt bei herrlichem Sommerwetter ab und sind erst gegen Abend wieder zurück bei „Manni“. Stilecht gibt es dann zum Abschluss des Tages frischen Fisch und einen leckeren Vinho Tinto…

Aus dunklen Wolken schüttet es ohne Unterlass, und so verbringen wir den halben Tag notgedrungen im „Manni“, erst mittags wird es etwas freundlicher. Ein idealer Tag für Museumsbesuche, noch dazu, da heute am ersten Sonntag des Monats freier Eintritt gewährt wird. Und da die Hälfte der im Moment in Lissabon sich aufhaltenden Touristen sich beim Frühstück das gleiche gedacht hat, treffen wir auf längere Warteschlangen vor den Eingangstoren. Macht aber nichts, wir haben ja Zeit…

Sintra –Lissabon  -  71 Tage unterwegs – 5105 km

 

07.Juli 2014 – Sintra

Endlich Sonne pur! Schon früh sind wir aus den Federn und fahren zurück nach Sintra, denn es verspricht ein nebelfreier Tag zu werden. Wir sind die Ersten, als die Kassenhäuschen öffnen und können so ganz für uns alleine durch die alte Maurenburg schlendern und genießen die vormittägliche Ruhe auf den geschichtsträchtigen Mauern und Türmen. Und natürlich den Blick hinüber zum Schloss Pena.

Am frühen Nachmittag spazieren wir dann durch den üppigen Garten der Anlage, in dem unzählige, exotische Bäume eine tolle Urwaldatmosphäre schaffen. Inmitten dieses Gartens, auf der Spitze des Hügels dann das eigentliche Schloss. Verspielt und farbenfroh, aber leider auch zu einem großen Teil zur Zeit wegen Renovierungsarbeiten eingerüstet und natürlich von hunderten Besuchern belagert, verliert es dadurch viel von seiner märchenhaften Ausstrahlung. Selbst vom beliebten Aussichtspunkt weiter hinten im Park sieht es leider ein wenig wie eine Baustelle aus. Und so verlassen wir diesen eigentlich so wundervollen Platz schon viel früher als gedacht.

Lissabon – Sintra  -  72 Tage unterwegs – 5135 km

 

08. – 10.Juli 2014 – Ab in den Süden

Fast den ganzen Tag verbringen wir am Laptop, viele Mails sind zu beantworten, ein neuer „newsletter“ geht ins Netz und skypen steht auch noch an. So ist es bereits früh am Abend, als wir wieder in Lissabon auf unseren schon bekannten Platz in Belem fahren, vor allen Dingen deshalb, weil hier auch gleich eine Kneipe mit Fernseher ist, und die brauche ich heute Abend zum großen WM-Showdown gegen Brasilien. Und das hat sich ja nun wirklich gelohnt!

Heute starten wir in den äußersten Süden Portugals. Noch vor dem Frühstück verlassen wir die Stadt über die große, der Golden-Gate ähnlichen Brücke. Über Setubal und Alcacer geht es oftmals fast schnurgerade durch unendliche Korkeichenwälder. Sines fordert uns mit weithin sichtbaren Fabrikschloten und Öltanks zum zügigen Weiterfahren auf, und so finden wir schließlich im Mündungsbereich des Rio Mira, gegenüber Vila Nova de Milfontes, einen netten Platz direkt am Wasser.

Gegen Mittag nehmen wir den Rest der Stecke zum letzten Zipfel Europas, zum Cabo de Sao Vicente in Angriff. Korkeichenwälder wechseln sich ab mit Pinien und Eukalyptusbäumen, sanfte Hügel lockern das Landschaftsbild auf. Ein Abstecher zum Meer zeigt uns, dass Riesenwellen und die entsprechende Brandung lediglich für die zahlreichen Wellenreiter brauchbar sind. Kurz hinter Sagres stehen wir dann am südwestlichsten Kap Europas, ein schönes Gefühl, das wir zum Sonnenuntergang mit mehreren hundert weiteren „Romantikern“ genießen, die sich allerdings hauptsächlich rund um den Leuchtturm scharen, während wir bereits unseren Übernachtungsplatz im sicherer Entfernung bezogen haben. Doch kaum ist die leuchtend Sonne unter dem Beifall der Ferienflieger im Atlantik verschwunden, sind wir auch schon wieder alleine.

Lissabon – Setubal – Milfontes – Sagres – Cabo de Sao Vicente  -  75 Tage unterwegs – 5495 km

 

11. – 13.Juli 2014 – Entlang der Algarve

Tanken, Wasser auffüllen, Einkaufen, Mails abrufen – und schon ist wieder Nachmittag. Und da soll mal einer sagen, unser Leben ist stressfrei! Ok, ok, wir sind erst spät aufgestanden und haben dann die vormittägliche Ruhe am Kap noch genossen… Über Lagos, wo wir die bizarren Felsformationen an der Ponte de Piedale bewundern, und weiter über Portimao erreichen wir die Vororte von Albufeira. Am ausgewählten Übernachtungsstrand streifen Conny zu viele obskure Typen umher, obwohl die eher auf meinen Hintern scharf gewesen wären als auf ihren. Aber gut, wenn einem von uns der Übernachtungsplatz aus welchen Gründen auch immer nicht passt, wird ohne weitere Diskussion halt umgezogen. Auch wenn es sich hinterher als harmlos heraus stellt.  Schließlich finden wir am Praia da Falesia einen ruhigen Platz oberhalb der imposanten Steilküste direkt vor mondänen Villen.

Dank der zuverlässigen Infos aus diversen Foren finden wir in Boliqueme die GPL-Tankstelle, um zwei unserer Gasflaschen wieder aufzufüllen, sind nun also wieder gerüstet für die nächsten Monate. In Faro bummeln wir ein wenig durch die überschaubare Altstadt und suchen dann einen netten Badeplatz, was aber wieder mal nicht ganz leicht ist, da die Küste entweder total verbaut oder restlos überfüllt ist. Hinter Tavira, am Praia Manta Rota kapitulieren wir, reihen uns in die Urlaubermassen ein und finden mach einem Strandspaziergang dann doch noch annehmbare Plätzchen.

Trotz erneuter Menschentrauben am Strand bleiben wir heute hier, denn die Küste verspricht nun mal einfach keine ruhigeren Ecken. Und außerdem ist es wichtig, heute Abend zum finalen, brasilianischen Countdown eine Kneipe mit Fernseher ums Eck zu haben. Und den Abend werden wir natürlich so schnell nicht vergessen – „Wir sind Weltmeister!“

Cabo d.S. Vicente – Lagos – Albufeira – Faro – Tavira  -  78 Tage unterwegs – 5730 km

 

14.Juli 2014 – Sevilla

Wir sind zurück in Spanien. Bleiern lastet die Hitze über den andalusischen Feldern, als wir vorbei an Huelva der Metropole des Südens zustreben. Und so liegen wir bei gut 40°C dort erst mal apathisch im Schatten, bevor wir uns zu einem ersten Stadtbummel aufraffen. Von unserem Citystellplatz gleich hinter der Universität sind es nur wenige Minuten zu allen Sehenswürdigkeiten. Und die sind wirklich sehenswert, so wie das gesamte Stadtbild einen sehr harmonischen Eindruck bei uns hinterlässt. Als wir spät bei „Manni“ einlaufen, sind wir so müde, dass wir uns nicht mehr aufraffen, die Innenstadt bei Nacht nochmal zu besuchen.

Praia de Manta Rota – Huelva – Sevilla  -  79 Tage unterwegs – 5895 km

 

15. – 16.Juli 2014 - Von Sevilla an die Costa del Sol

Den Vormittag verbringen wir ein weiteres Mal in der Altstadt rund um die riesige Kathedrale, streifen durch die schmalen Gassen und lassen die Atmosphäre dieser historischen Umgebung auf uns wirken. Doch dann machen wir uns auf nach Süden, durch eine nach Utrera immer hügeliger werdende Landschaft, die geprägt ist von endlosen, nun verblühten Sonnenblumenfeldern, abgeernteten Weizenfeldern und unzähligen, der flimmernden Hitze trotzenden Olivenbäumen. Der Stausee unterhalb des ersten der sogenannten weißen Dörfer, bei Zahara de la Sierra, bietet uns eine herrlich erfrischende Abwechslung, und wir entscheiden, den Tag und auch die Nacht hier am einsamen Ufer zu verbringen.

Nur schwer lösen wir uns vom so erfrischenden Nass vor der Haustür, doch wir müssen los, wir sind mit meiner Schwester und ihrer Familie in Estepona verabredet. Über die schmale Passstraße des  Punto de las Palomas und ein weiteres der weißen Dörfer, über Grazalema, kommen wir nach Ronda, das seinen Ursprung schon zu maurischer Zeit hatte. Die verwinkelte Altstadt schmiegt sich auf ein Felsplateau, das durch eine 160 Meter tiefe Schlucht in zwei Teile geteilt ist. Drei Brücken, darunter die eindrucksvolle Puente Nuevo aus dem Jahr 1793 verbinden heute wie damals die beiden Stadtteile.

Über rund tausend Meter schlängelt sich die Straße nun hinunter ans Mittelmeer, und je näher wir kommen, umso dichter wird die Bebauung mit Hotels, Finkas und Golfplätzen, so dass schlussendlich kein Meter naturbelassener Landschaft mehr übrig bleibt. Trotzdem finden wir  am Ortsrand von Estepona einen direkten Übernachtungsplatz am Meer, nicht weit vom Domizil meiner Schwester entfernt, die wir kurzerhand einen Tag früher als erwartet überraschen.

Sevilla – Utrera – Zahara – Grazalema – Ronda  – Estepona  -  81 Tage unterwegs – 6140 km

 

17. – 18.Juli 2014 - Ein erster Blick nach Afrika!

Die Freude, dass es mit unserem spontanen Treffen geklappt hat, ist groß, und so verbringen wir gemeinsam einen gemütlichen Tag am Strand und einen schönen Abend in Estepona. Einzig die Waschmaschine in der Ferienwohnung hat Vollauslastung und macht Überstunden…

Nach einer etwas unruhigen Nacht im Urlauberghetto mit lauter Musik und das leichte Meeresrauschen übertönendem Straßenlärm verabschieden wir uns gegen Mittag von unserer holländischen Verwandschaft und machen uns auf in Richtung Gibraltar. Schon lange vorher ist der markante Affenfelsen, wie er im Volksmund genannt wird (wegen der dort lebenden Affen oder wegen den eisern ausharrenden Briten ist nicht so ganz klar…), weithin über dem Meer sichtbar. Im etwas heruntergekommenen Grenzort La Linea de la Concepcion verbringen wir den Nachmittag am Strand, ehe wir direkt am Wasser hinter der Kirche im alten Dorfkern einen ruhigen Übernachtungsplatz ausfindig machen. Lange noch sitzen wir draußen an der bröckeligen Mauer am Kirchplatz und blicken hinüber zu den blitzenden Lichtern auf dem afrikanischen Kontinent. Und wir verspüren eine erwartungsvolle Spannung…

Estepona – La Linea de la Concepcion  -  83 Tage unterwegs – 6195 km

 

19.Juli 2014 - Gibraltar

Schon früh trennen wir uns von den kuscheligen Kissen, denn wir wollen natürlich zu Fuß auf den Affenfelsen, und da gilt es, der heißen Mittagssonne auszuweichen. An der Grenze müssen wir, für uns bisher in Europa Reisende sehr ungewohnt, die Pässe vorzeigen – sie mögen sich hier nicht so wirklich, die Spanier und die Engländer…

Doch schnell sind wir drüben – und plötzlich in England! Alles ist in englischer Sprache beschrieben, die Preise in englischen Pfund ausgelobt. Wir wandern hinauf auf den Affenfelsen, die Aussicht über die Bucht von Algeciras und bis weit hinein ins marokkanische Rifgebirge ist großartig. Und dann sind wir auch schon von den putzigen Berberaffen umzingelt! Gar nicht scheu bewegen sie sich zwischen den Menschen und lassen sich zu so manchem Spaß mittels Nüssen überreden. Conny mach ungefähr eine Million Fotos, bevor wir wieder hinunter in die „Main Street“ laufen und uns in das Gewühl der Menschen stürzen.

Am Nachmittag steht dann die Einkaufsrallye für Afrika an. Produkte, die es für uns in Zukunft nicht mehr oder nur noch schwer zu besorgen gibt, füllen jeden freien Platz im „Manni“. Gegen Abend fahren wir dann über Algeciras und Tarifa, dem südlichsten Punkt des europäischen Festlandes, in die Bucht und die Strände von Bolonia, wo wir noch ein wenig „Urlaub“ machen wollen.

La Linea de la Concepcion – Algeciras – Tarifa – Playa Bolonia  -  84 Tage unterwegs – 6275 km

 

20. – 22.Juli 2014 - Unsere letzten Tage in Europa…

…für lange Zeit verbummeln wir am feinsandigen Strand von Bolonia. Wir frischen die nahtlose Bräune mit Erfolg ordentlich auf bei Strandspaziergängen und Badeeinheiten im klaren und frischen Atlantik. Uns gegenüber lockt schon die marokkanische Küste, und abends grüßen die Lichter von Tanger zu uns herüber.

Dann geht es zurück nach Algeciras und auf die Fähre nach Tanger Med. Alles ist bestens organisiert und so betreten wir nach einer kurzen Überfahrt afrikanischen Boden. Die Einreiseformalitäten sind ganz entspannt und freundlich, so dass wir schon bald das Hafengebiet verlassen können. Vorbei an der spanischen Enklave Ceuta fahren wir bis zum Ferienort Martil, wo wir im Ortsbereich direkt am Strand einen ruhigen Parkplatz entdecken und dort unsere erste Nacht in Afrika ganz unspektakulär verbringen.

Playa Bolonia – Tarifa – Algeciras – Tanger Med - Martil  -  87 Tage unterwegs – 6385 km

 

23.Juli 2014 - Bonjour Afrique

Gestern ging alles sehr schnell, und so realisieren wir erst heute, dass wir nun Europa endgültig den Rücken zugekehrt haben und in Afrika angekommen sind. Um uns besser einzustimmen auf das nun Kommende, bummeln wir erst mal ausgiebig durch die Souks von Tetouan und erfreuen uns an den von uns so geliebten Bildern und Gerüchen arabischen Lebens. Dann entscheiden wir uns, noch ein wenig Meer zu genießen und fahren entlang der Küste nach Et-Tieta-de-Oued-Laou mit seinem schönen Sandstrand und verbringen dort den Nachmittag und die Nacht, bestens bewacht von einem jungen Soldaten der allgegenwärtigen Küstenwache.

Martil – Tetouan – Et-Tieta-de-Oued-Laou  -  88 Tage unterwegs – 6470 km

 

24. – 25.Juli 2014 - Entlang der einsamen Nordküste

Um sechs Uhr morgens fangen die Jungs auf der Baustelle hinter unserem Übernachtungsplatz doch tatsächlich das Arbeiten an, und so verziehen wir uns schon vor dem Frühstück, das wir dann im Ort heimlich nachholen, denn es ist ja immer noch Ramadan. Und der verbietet den Moslems tagsüber ja unter anderem das Essen und Trinken. Und da wollen wir nicht provokant auftreten und essen lieber im „Manni“. Anschließend geht es in ständigem Auf und Ab entlang der Steilküste nach El-Jebha, wo wir am weitläufigen Sandstrand den Nachmittag vertrödeln. Nach einem Einkauf im Ort entscheiden wir uns am Abend bei besseren Lichtverhältnissen noch weiter zu fahren und finden rechtzeitig zum Sonnenuntergang einen herrlichen Platz unter Palmen in der inselbestückten Bucht von Cala Iris.

Und weil es hier so schrecklich schön ist, bleiben wir gleich noch einen Tag, genießen die Ruhe unter unseren beiden Palmen und den Sandstrand um die Ecke.

Et-Tieta-de-Oued-Laou – El-Jebha – Cala Iris  -  90 Tage unterwegs – 6630 km

 

26.Juli 2014 - Durch das Rifgebirge

Nach einem letzten Bad im Mittelmeer packen wir zusammen und starten in Richtung Al Hoceima. Doch kurz vor der Hafenstadt schwenken wir endgültig nach Süden und queren das Rifgebirge über drei Pässe bis hinunter nach Taza. Dort tauchen wir ein in den lebhaften Souk, kaufen an den verschiedensten Marktständen Vorräte für die nächsten Tage ein und machen uns auf in den Nationalpark von Tazzeka. Bis auf gut 1450 Meter schraubt sich die schmale Straße und oberhalb des zentralen Hochplateaus stellen wir uns auf den Parkplatz der Tropfsteinhöhle von Friouato und genießen noch kurz den tollen Ausblick, bevor sich die Dunkelheit über die umliegenden Berge schiebt.

Cala Iris – Kassita – Aknoul – Taza – Tazzeka/Gouffre de Friouato  -  91 Tage unterwegs – 6860 km

 

27.Juli 2014 - In den Mittleren Atlas

Erst am frühen Nachmittag verlassen wir unseren schönen Platz und fahren langsam auf der schmalen und welligen Straße in Richtung Süden. Unzählige Gehöfte schmiegen sich in die nun abgeernteten Hänge, Menschen sind jedoch kaum zu sehen. Das einzig nennenswerte Dorf unterwegs ist Merhaoua, doch auch hier sieht man kaum jemanden auf der Straße. Wir erklimmen einen ersten Pass knapp unter der 2000er Marke und schlussendlich den Tizi-bou-Zabel, wo wir uns in 2275 Meter Höhe bei sehr angenehmen Temperaturen für die Nacht einrichten.

Tazzeka/Gouffre de Friouato – Merhaoua – Tizi-bou-Zabel  -  92 Tage unterwegs – 6960 km

 

28. – 29.Juli 2014 - Bei Said und Fatima in Zaida

Die sehr abwechslungsreiche Fahrt lässt uns viele Eindrücke sammeln vom kargen Leben der Bauern hier im östlichen Teil des mittleren Atlas. Kleine Dörfer mit überwiegend Lehmhäusern säumen die schmale Straße, die Menschen sind unaufdringlich und winken uns freundlich zu. Nach Imouzzer, dem einzigen größeren Ort in dieser Region, lichten sich die Berge so langsam und es beginnt die Steinwüste. Diese wird im Verlauf der Fahrt immer eintöniger, die Straße immer schlechter und die Temperaturen immer unangenehmer. Dann sind wir endlich in Zaida, einem größeren Marktflecken inmitten unansehnlicher Geröllhalden. Dort wollen wir Said besuchen, für ihn haben wir einige Fotos von unserem Besuch von vor drei Jahren dabei. Wir machen sein Haus ausfindig und die Überraschung ist riesig, er kann kaum seinen Augen trauen.

Wir bleiben zwei Tage bei ihm und seiner inzwischen angewachsenen Familie und genießen den beschaulichen Alltag, aber auch das Ende des Ramadans bei ihnen. Weitere Einladungen folgen, und am dritten Tag kennt uns natürlich schon der halbe Ort.

Tizi-bou-Zabel – Imouzzer – Zaida  -  94 Tage unterwegs – 7120 km

 

30. – 31.Juli 2014 - Zedernwälder, Hochalmen und ein Bergsee

Sie wollen uns eigentlich gar nicht gehen lassen, versuchen, uns immer wieder zum Bleiben zu überreden. Doch uns lockt der Aguelmame Azigza, ein herrlicher Bergsee inmitten karstiger Felsen und grüner Wälder. Für die Fahrt dorthin wählen wir das Sträßchen über Itzer, mitten hinein in die schöne Bergwelt. Das Sträßchen wird so langsam zur Piste, vom vergangenen Winter stellenweise arg ramponiert, doch insgesamt völlig problemlos und wunderschön. Mächtige Zedern bestimmen das Bild, dichter Wald säumt die rotgefärbten Hänge, und auf jeder Lichtung tummeln sich unzählige Schafherden. Einzelne Gehöfte tauchen immer wieder am Pistenrand auf, und plötzlich steht ein aufgebockter Pickup auf der Straße. Vier Mann lungern etwas ratlos herum, die Hinterradbremse ist fest, der Reifen hat keine Luft mehr und der Diesel ist auch aus. Zumindest da können wir helfen, sie saugen sich 15 Liter aus unsern Tanks.

Wenig später sind wir am Aguelmame Azigza, inmitten vieler Sommernomaden mit ihren Herden und auch vielen Ausflüglern, die das kühle Nass genießen. Hier bleiben wir erst mal…

Zaida – Itzer - Aguelmame Azigza  -  96 Tage unterwegs – 7245 km

 

01. - 03.August 2014 - Travellertreffen bei der Cedre Gouraud

Nach einem abschließenden Bad im warmen See brechen wir auf nach Norden, zu den Zedernwäldern um Azrou. Dort wollen wir uns mit Lisi und Martin aus Linz treffen, mit denen wir schon vor unserer Abreise ein Treffen in Marokko vereinbart hatten. Vorbei an den völlig überlaufenen Quellen von L`Oum-er-Rbia und über Ain-Leuh erreichen wir schließlich über schmale Straßen Azrou, decken uns auf dem Markt ordentlich mit Lebensmitteln ein und fahren dann hoch zur Cedre Gouraud, dem abgestorbenen Riesenbaum, um den sich viele Berberaffen scharen. Freudig werden wir von einigen der hier auf Kundschaft wartenden Händler begrüßt, sie erinnern sich selbst nach drei Jahren noch an uns. Gegen Abend treffen dann auch Lisi und Martin ein und wir verbringen gemeinsam einen sehr schönen Abend auf der uns bekannten Lichtung unweit der großen Zeder.

Wir vertrödeln den Tag gemeinsam mit vielen Gesprächen, besuchen die putzigen Berberaffen in den Wäldern und warten auf Karsten aus Zürich mit seinem Sohn Cedric, die wir vor eineinhalb Jahren im Oman getroffen hatten und die sich für heute per Mail angekündigt haben. Und als sie kommen, ist die Wiedersehensfreude riesig, und wir tauschen das jeweils Erlebte begierig aus. Noch lange brennt unser Lagerfeuer zwischen unseren Fahrzeugen…

Lisi und Martin verabschieden sich, müssen Richtung Fähre. Karsten und Cedric beschließen, noch einen Tag mit uns zu verbringen, und so relaxen wir gemeinsam unter den ausladenden Ästen der großen Zedern an unserem Lagerplatz.

Aguelmame Azigza – Ain-Leuh – Azrou – Cedre Gouraud  -  99 Tage unterwegs – 7345 km

 

04. – 05.August 2014 - Mohammed, Wochenmarkt, ein weiterer Besuch und eine Reifenpanne

Vor drei Jahren haben wir hier viel Zeit mit Mohammed verbracht und er hatte uns seinerzeit zu sich nach Hause eingeladen. Diese Einladung nehmen wir nun gerne an, seine Frau bereitet einen leckeren Couscous und wir genießen die Gastfreundschaft seiner Familie.

Heute ist der große Wochenmarkt in Azrou und da fühlen wir uns natürlich sofort wohl inmitten hunderter Marktstände und Schafverkäufer. Eingestaubt und voll bepackt ziehen wir schließlich von dannen und freuen uns, dass wir an unserem Übernachtungsplatz im Zedernwald bereits von Renate und Wolfgang aus Salzburg erwartet werden. Die Beiden sind Freunde von Agate und Michael und waren mit ihnen quer durch Afrika unterwegs. Zur Begrüßung müssen wir allerdings erst mal gemeinsam den hinteren linken Reifen bei „Manni“ wechseln, wir haben uns auf dem Weg hier herauf wohl ein Stück Metall eingefahren.

Cedre Gouraud/Azrou  -  101 Tage unterwegs  -  7405 km

 

06.August 2014 - Meknes

Nach fünf relaxten Tagen im Zedernwald oberhalb von Azrou verlassen wir nun diesen herrlichen Landstrich und fahren über El-Hajeb nach Meknes. Unterwegs an einer ergiebigen Quelle verpassen wir „Manni“ eine längst überfällige Wäsche und beim ersten Reifenhändler in Meknes lassen wir unseren kaputten Reifen fachgerecht flicken. Anschließend stürzen wir uns in den Souk um den Place El Hedim, bewundern das mit kostbaren Keramikfliesen geschmückte Bab El Mansour, das wohl berühmteste Stadttor Marokkos aus dem frühen 18. Jh. und schlendern entlang der zinnenbewehrten Mauer des alten Königspalastes.

Cedre Gouraud/Azrou – El-Hajeb – Meknes  -  102 Tage unterwegs  -  7485 km

 

07.August 2014 - Rabat

Auf nicht allzu spannender Strecke geht es nun nach Westen, in die Hauptstadt Rabat. Modern ist sie geworden die Metropole, mit futuristischer Straßenbahn, neuen Brücken, Jachthafen und freundlichen Wohnsiedlungen. Doch in der alten Medina pulsiert das Leben noch genauso wie immer schon. Und der uralte Hassanturm trotz stoisch den Veränderungen…

Da wir morgen früh zu MAN in Casablanca wollen, entscheiden wir uns, am Abend noch dorthin zu fahren. Fast ununterbrochen passieren wir besiedeltes Gebiet, Stadt reiht sich an Stadt hier an der Küste zwischen den beiden Großstädten. Als wir die ersten „Bidonvilles“ erreichen, wissen wir, dass Casablanca erreicht ist. Und plötzlich stehen wir zielsicher direkt vor der MAN-Niederlassung, wo wir uns vor das Haupttor zum Übernachten stellen.

Meknes – Khemisset – Rabat – Mohammedia – Ain-Sebaa/Casa  -  103 Tage unterwegs  -  7750 km

 

08.August 2014 - Werkstattbesuch in Casablanca

Wir werden mit frischem Tee geweckt und auch gleich bestens von der Werkstattmannschaft betreut. Unsere Bremsen lassen wir checken, reinigen und neu justieren, so dass wir bis Südafrika Ruhe haben. Und an Conny`s Sitz funktioniert die Pneumatik nicht mehr, bei Pistenfahrten spürt sie so jede Bodenwelle. Sonst ist alles bestens, und gegen Mittag verlassen wir die Vertretung mit besten Wünschen für die Weiterreise.

Natürlich besuchen wir noch die zweitgrößte Moschee der Welt, wenn wir schon mal hier sind. Es ist gerade Freitag, und die Massen strömen unter der sonoren Stimme des Imam dem Gotteshaus zu. 20.000 Gläubige passen in den riesigen Gebetssaal, nur wir müssen draußen bleiben und genießen das Spektakel aus respektvoller Entfernung. Aber dann haben wir genug von Großstadt und machen uns auf den Weg zurück ins Landesinnere. Über Khouribga und Oued-Zem erreichen wir Boujad und finden am Ortsrand ein schattenspendendes Wäldchen, wo wir uns sogleich häuslich niederlassen.

Ain-Sebaa – Casablanca – Khouribga – Oued-Zem – Boujad  -  104 Tage unterwegs  -  7945 km

 

09.August 2014 - Wieder hinauf in den Mittleren Atlas

Wir verlassen die Monotonie der abgeernteten Felder, am Horizont grüßen bereits schemenhaft die Gipfel des Mittleren Atlas zu uns herüber. Über Kasba-Tadla und El-Ksiba schrauben wir uns höher und höher, durch anfangs dichte Wälder, vorbei an einzelnen Gehöften und unzähligen lachenden, fröhlichen Menschen. Als wir in einem winzigen Nest unsere Wasservorräte am Dorfbrunnen ergänzen, sind wir sofort Mittelpunkt zurückhaltenden Interesses, werden zum Tee eingeladen und mit besten Wünschen verabschiedet. Bei Tizi-n-Isly biegen wir ab in Richtung Imilchil, doch wir verlassen diese Straße bald wieder und befinden uns auf einer sehr schmalen uns steinigen Piste hinauf zum uralten Speicherdorf Aoujgal. Dort parken wir direkt am Rand des mehrere hundert Meter steil abfallenden Canyons und genießen einen ersten Blick hinunter in die wie Vogelnester direkt in der senkrechten Wand auf einem Felsenband angelegten Vorratsspeicher und Hütten.

Boujad – Kasba-Tadla – El-Ksiba – Tizi-n-Isly - Aoujgal  -  105 Tage unterwegs – 8075 km

 

10. – 11.August 2014 - Eine abenteuerliche Pistenfahrt

Als wir morgens aus „Manni“ steigen, werden wir schon von einigen Hirtenjungs erwartet, die uns auf das Felsenband führen wollen. Mit uns sind auch sechs Marokkaner, die mit dem Fahrrad durchs Land reisen, dorthin unterwegs, und wir besichtigen das Ganze gemeinsam. Zurück bei „Manni“, verabreden wir uns mit den Radlern für den Abend am Lac de Tislit bei Imilchil. Wir folgen dabei der gestrigen Piste, die sich höchst abenteuerlich durch die Berge schlängelt. Bei einer Furt müssen wir sogar mit großen Steinen die Schräglage entschärfen, und die steilen Rampen auf die Pässe schaffen wir nur im untersetzten Getriebe. Nach gut zwei Stunden und gerade mal 20 Kilometern stehen wir wieder auf einer vernünftigen Piste und erreichen rechtzeitig vor einem heftigen Gewittersturm den See.

Den Abend verbringen wir dann gemeinsam mit den Radlern und auch den nächsten Tag relaxen wir am See und genießen die Ruhe und Abgeschiedenheit.

Aoujgal – Lac de Tislit/Imilchil  -  107 Tage unterwegs – 8125 km

 

12.August 2014 - Ins Asif Melloul

Von Imilchil führt eine Piste tief hinein ins Oued Asif Melloul. Diese Piste folgt einem grünen Band von Feldern und Bäumen, die die Menschen hier ernähren. Drei Dörfer gibt es hier, bis zum letzten, nach Oulgazi fahren wir. Enge Dorfdurchfahrten und sehr schmale Passagen hoch über dem Fluss fordern unsere ganze Aufmerksamkeit, und nach knapp 20 Kilometern stehen wir am Ende der Piste, die früher mal weiter ging bis nach Anergui, seit Jahren allerdings unpassierbar ist. Das halbe Dorf empfängt uns, und wir parken am Rand des Fußballplatzes direkt unterhalb der Lehmhäuser. Schon sitzen wir beim Begrüßungstee und nach dem Abendessen bekommen wir noch Besuch vom jungen Doktor, der hier  ein Jahr Dienst leisten muss und uns jede Menge interessanter Geschichten aus seinem Alltag mit den Berbern erzählt.

Lac de Tislit – Imilchil – Asif Melloul – Oulgazi  -  108 Tage unterwegs – 8155 km

 

13.August 2014 - Über den Hohen Atlas nach Tamtattouchte

Erst gegen Mittag verlassen wir Oulgazi mit seinen wundervollen Menschen und machen uns auf den beschwerlichen Weg zurück nach Imilchil. Diese Rückfahrt ist natürlich nicht mehr ganz so spannend, da wir die Schlüsselstellen nun schon kennen und diese sicher meistern. Über Agoudal und den rund 2700 Meter hohen Tizi-Tirherhouzine erreichen wir über die neue Teerstraße ganz entspannt erst Ait-Hani und schließlich Tamtattouchte am oberen Ende der Todra-Schlucht, wo wir uns im Hof der Kasbah „Les Amis“ einquartieren, um bei Mohamed ein Geschenk von Renate und Wolfgang abzugeben und gleichzeitig die Küche des Hauses genießen.

Ougazi – Imilchil – Ait-Hani – Tamtattouchte  -  109 Tage unterwegs – 8260 km

 

14. – 16.August 2014 - Klettern in der Todra-Schlucht

Vor drei Jahren waren wir schon mal hier beim Klettern, und dies wollen wir nun noch einmal genießen. Der Fels ist herrlich rau, die Routen professionell abgesichert, und in den Morgen- und Abendstunden, wenn die Felswände im Schatten liegen, sind sogar die Temperaturen erträglich. Bald brennen Finger und Waden, wir trinken wie die Wasserbüffel, doch es macht richtig Spaß, mal wieder am Fels unterwegs zu sein.

Und wir treffen Hassan wieder, den Kletterguru hier im Tal, dem wir bei unserem letzten Besuch jede Menge in unserer Sektion ausrangiertes Klettermaterial für die Szene mitgebracht hatten.

Nach drei Tagen und unzähligen Seillängen verabschieden wir uns von den Touristenkramverkäufern und fahren zurück über Tamtattouchte hinauf auf die Passstraße, die die beiden Schluchten von Todra und Dades verbindet. Auf einem Hügel finden wir dann einen tollen Übernachtungsplatz mit einer phantastischen Aussicht.

Tamtattouchte – Todra-Schlucht – Piste Todra/Dades  -  112 Tage unterwegs – 8315 km

 

17.August 2014 - Die Drei-Täler-Fahrt

Von der Todra über die Dades ins Valle de Roses, das ist heute unser Plan. Die früher so spannende Piste von der Todra in die Dades-Schlucht ist nun gut trassiert, von dutzenden Touristenautos frequentiert und hat so ihre Attraktivität ziemlich eingebüßt. So erreichen wir zügig Msemrir und die Teerstraße und genießen die herrlichen Tiefblicke hinunter in den Canyon der Dades-Schlucht. Im Weiler Ait-Youl schließlich verlassen wir das Dadestal und holpern auf einer teilweise recht schmalen Piste erst direkt durch das Oued und dann über karge Hügel hinüber in Richtung Vallee de Roses. Urplötzlich stehen wir über dem Oued Asif M`Ghoun und blicken weit hinein auf das grüne Band mit den pittoresken Lehmdörfern. Dieser Aussichtsbalkon ist perfekt als Übernachtungsplatz und noch lange sitzen wir an der Kante und stoßen mit einigen Gläsern Sekt auf meinen Geburtstag an.

Piste Todra/Dades – Msemrir – Ait Youl – Oued Asif M`Ghoun  -  113 Tage unterwegs – 8410 km

 

18.August 2014 - Sturm, Regen und eine Menge Sand…

… in der Luft verhindert das Weiterfahren. Bleischwer hängen die sandgeschwängerten Wolken über uns, die Sonne findet kaum ein Durchkommen. Die Sicht ist stark eingeschränkt, nur mühsam erkennen wir die umliegenden Berge. Am Nachmittag regnet es sogar etwas, der starke Wind peitscht die dicken Tropfen an unsere Fenster. Trotzdem bekommen wir noch Besuch aus dem Dorf tief unter uns. Der Dorfvorsteher, begleitet von zwei Bewohnern, machen ihre Aufwartung, um zu sehen, was da seit gestern hoch über dem Dorf steht. Sie begrüßen uns freundlich und ziehen beruhigt wieder von dannen.

Am Oued Asif M`Ghoun  -  114 Tage unterwegs – 8410 km

 

19.August 2014 - Horrorpiste und ein frisch geschlachteter Hammel

Unter dem freundlichen Winken der Bewohner passieren wir das Dorf und das Oued über eine seichte Furt, die anschließende Bergpiste ist gut und stößt schon bald auf die neue Teerstraße, die nun hinein führt ins Valle de Roses. Vorbei an unzähligen stattlichen Dörfern mit schönen Kasbahs cruisen wir gemütlich dahin, doch plötzlich endet die neue Straße inmitten eines Dorfes. Die steinige Piste schlängelt sich nun weiter entlang der Berge nach Westen und quert viele, durch den Regen tief ausgewaschene kleine Wadis, was das Fahren etwas mühsam macht. Dann stehen wir an der Abbruchkante eines tiefen Tales, die Piste macht keinen besonders vertrauenserweckenden Eindruck, vom Wasser ausgespült, teilweise weggebrochen, heftige Schräglagen durch kleine Muren und sehr enge Radien in den Kurven. Wir laufen die Strecke ab, müsste gehen. Im Schritttempo schiebt sich „Manni“ hinunter, mehrmals hängt das rechte hintere Rad schon über dem Abgrund. Doch wir schaffen es ohne Absturz…

Unten im Oued begrüßt uns eine neue Teerstraße und wir entspannen uns so langsam wieder. Über Toundout und Skoura erreichen wir flott den Stausee Mansour ed Dahbi, richten uns für die Nacht ein und stürzen uns in die erfrischenden Fluten. Fouad und Khadija aus Marseille, mit ihren Kindern gerade auf Heimaturlaub, sprechen uns an und laden uns für den Abend zu ihrer Familie ein, es gibt frisch geschlachteten Hammel. Also alles wieder einpacken und zurück nach Skoura. Und es wird ein interessanter und lustiger Abend inmitten der Palmengärten von Skoura.

Oued Asif M`Ghoun – Vallee de Roses – Skoura – Barrage – Skoura  -  115 Tage unterwegs – 8570 km

 

20.August 2014 - Familienpicknick in “Mannis” Schatten

Noch vor dem Frühstück fahren wir wieder zurück an den Stausee und erholen uns von der langen Nacht. Gegen Mittag rollt die ganze Truppe dann an, neun Kinder und ebenso viele Erwachsene. Wir bieten „Mannis“ Breitseite als Lagerstätte an, er wirft genug Schatten für alle. Fluchs werden Decken ausgebreitet und schon bald brodeln Töpfe auf dem Feuer, ein reichhaltiger Couscous mit den Hammelresten von gestern wird vorbereitet. Wir baden mit den Kindern und quatschen mit den Männern und Frauen, und als die beiden riesigen Platten zwischen uns stehen, wird ordentlich gespachtelt. Noch vor der Dämmerung wird alles zusammengepackt und nach einer herzlichen Verabschiedung sitzen wir noch lange im Dunklen vor „Manni“ und denken an diese liebe Familie.

Skoura – Barrage Mansour ed Dahbi  -  116 Tage unterwegs – 8600 km

 

21. – 22.August 2014 - Bei Houssaine in Ouarzazate

In der Todra-Schlucht haben wir ihn kennen gelernt, und er hatte uns zu sich in sein Haus nach Ouarzazate eingeladen. Nach einem erholsamen Tag am See fahren wir nun zu ihm und wir verbringen einen sehr informativen Abend mit ihm und seiner Familie. In perfektem Englisch erzählt er uns von sich und den Gegebenheiten in Marokko.

Am nächsten Tag hilft er uns, einige anstehende Dinge mit uns zu erledigen – einer unserer Laptops nimmt keinen Strom mehr an, zwei unserer Campingstühle sind kaputt, die Internetkarte muss neu aufgeladen werden und unsere Feuerlöscher bedürfen einer Überprüfung und aktuellen Markierung, um anstehenden Kontrollen stand zu halten. Er kutschiert uns kreuz und quer mit seinem Auto durch die Stadt und wir steuern zielgenau die richtigen Stellen an, während seine Frau für uns ein ganzes Huhn in einer schmackhaften Olivensauce brät – vielen Dank für alles!

Barrage Mansour ed Dahbi – Ouarzazate  -  118 Tage unterwegs – 8625 km

 

23.August 2014 - Wir disponieren um

Gegen Mittag holt und Houssaine wieder ab und wir holen Laptop und Campingstühle bei den entsprechenden Handwerkern. Der Schaden beim Laptop ist leider größer als gehofft und konnte nicht behoben werden, die Stühle sind dagegen top repariert. Wir verabschieden uns von Houssaine und fahren in Richtung der zentralen Berge des Hohen Atlas. Doch schon in Amerzgane halten wir an, ein Gewitter mit Starkregen verwandelt die Straße in eine gefährliche Rutschbahn und macht die Pisten in den Bergen unpassierbar. Da zur Zeit jeden Nachmittag mit einem solchen Wettersturz zu rechnen ist, verabschieden wir uns von unserer Idee, ins Hochgebirge zu fahren und schwenken spontan nach Süden. Über Tazenakht kommen wir ins Oued, das hinunter nach Foum Zguid führt und finden dort zwischen Palmen einen ruhigen Übernachtungsplatz.

Ouarzazate – Amerzgane – Tazenakht – Im Oued bei Talate  -  119 Tage unterwegs – 8775 km

 

24.August 2014 - Heiße Wüstenluft mit viel Sand

Je weiter wir nach Süden kommen, umso brütend heißer wir es. Über Foum Zgiud erreichen wir Tissint mit seinen netten Cascaden am Ortsrand, und als wir schließlich in Tata ankommen, zeigt das Thermometer anstrengende 44°C. Wir werden von einem netten Burschen in Deutsch angesprochen und verbringen einen sehr unaufdringlichen Nachmittag bei ihm in seinem Andenkenladen und er überrascht uns mit einem unglaublichen Allgemeinwissen und vier nahezu fließend gesprochenen Sprachen. Und das alles ohne bessere Schule, denn er stammt aus einem elendigem Nest nördlich des Lac Iriki, wo sein Bruder noch heute die Ziegen hütet. Gegen Abend nutzen wir dann noch die angenehmeren Bedingungen und fahren über Imitek bis zum Beginn der Piste nach Bou Zarif, wo wir auf einem kleinen Pass einen herrlichen Übernachtungsplatz entdecken.

bei Talate – Foum Zguid – Tissint – Tata – Piste nach Bou Zarif  -  120 Tage unterwegs – 9020 km

 

25.August 2014 - Schöne Pisten durch den Anti-Atlas

Wir folgen der gut trassierten Piste nach Westen, in ständigem Auf und Ab um die Berge herum und entlang tief eingeschnittener Wadis. Leider ist die Sicht auch heute wieder eingeschränkt durch sehr diesige und heiße Luft. Bei drei Männern mit ihrem Pickup, die bei der nahen Mine von Akka arbeiten, halten wir an und kommen mit Qasmi aus Marrakech ins Gespräch, der uns dann auch zu sich nach Hause einlädt, wenn wir dort Anfang September sind und er auch gerade zu Hause sein sollte. Mal sehen, ob es klappt. Vorbei an Bou Zarif und der Mine von Akka erreichen wir die Teerstraße, die in das Ait Mansour-Tal führt, doch wir biegen kurz darauf ab in die Schlucht von Timguelchte. Die anfangs noch neu geteerte und dann zumindest breit trassierte Straße passiert einige kleine Dörfer, die sich hinter dichten Palmenhainen verstecken. Dann wird es enger und enger, nur knapp kommen wir an den Häusern vorbei und durch die mit unangenehmen Dornen bestückten Sträucher. Die Straße ist längst wieder zur schmalen Piste geworden, die Furten sind steinig und die Hangauffahrten spannend eng. Als wir in Tasrirte wieder auf die Hauptstraße treffen verwehrt uns leider sie schlechte Sicht den eigentlich grandiosen Tiefblick hinunter ins Tal der Ammeln, wie die Berberstämme hier genannt werden. So fahren wir gleich weiter ins Tal der „Painted Rocks“, wo wir uns für den Rest des Tages zwischen den farbig bemalten Felsen niederlassen.

Piste Bou Zarif – Mine Akka –  Timguelchte – Painted Rocks  -  121 Tage unterwegs – 9115 km

 

26. – 27.August 2014 - Rund um Tafraoute

Auf dem Markt in Tafraoute decken wir uns für die nächsten Tage mit Obst und Gemüse ein, und die Jungs vom „Maison Touareg“, einer Kooperative verschiedener Familien aus dem fernen Merzouga, die hier traditionelles Kunstgewerbe feilbieten, bieten uns an, unsere leeren Wassertanks bei ihnen wieder aufzufüllen, da zur Zeit in Tafraoute Wassermangel herrscht und es nur während drei Stunden Wasser gibt. Noch ein wenig Internetarbeiten, und schon ist der Tag auch wieder rum und wir fahren hinaus zu unserem gestrigen Standplatz inmitten der „Painted Rocks“, wo uns Ziegenhirt samt Herde, zwei Esel und Plantagenarbeiter bereits wieder erwarten.

Und heute tun wir auch nix…

Tafraoute/Painted Rocks  -  123 Tage unterwegs – 9140 km

 

28.August 2014 - Raus aus den Bergen…

…und runter nach Agadir, heißt es heute. Wir fahren entlang vieler Dörfer durch das Tal der Ammeln und über den Pass Tizi Mlil und dann stetig bergab bis durch das Stammesgebiet der Illalen. Dort thronen viele Dörfer und auch Speicherburgen, genannt Agadir, auf den Kuppen niedriger Tafelberge. Der bekannteste Agadir ist der von Tizourgane aus dem 13. Jh., der äußerst fotogen über der Ebene schwebt. Über Biougra erreichen wir schließlich die Vororte von Agadir, fallen über den nagelneuen Marjane–Supermarkt und unser Monatsbudget her und finden dank freundlicher Unterstützung den kompetent erscheinenden Computerprofi Youssef, der sich in den nächsten zwei Tagen unserem Laptopproblem widmen möchte. Einstweilen lassen wir uns entgegen unserer sonstigen Gepflogenheiten im Hinterland von Agadir auf der Campingoase „Paradis Nomade“ nieder und genießen Pool und angenehme Temperaturen im Schatten ausladender Bäume.

Tafraoute/Painted Rocks – Tal der Ammeln – Tizi Mlil – Agadir  -  124 Tage unterwegs – 9365 km

 

29. – 30.August 2014 - Wieder mal am Atlantik

Der Tag im Camp tut uns gut, denn wir haben viel Alltagsarbeit zu erledigen – den Wäscheberg abtragen, „Manni“ mal wieder innen und außen ordentlich sauber machen, Grill und Klo (mit verschiedenen Bürsten) putzen, und so weiter. Dazwischen immer wieder mal in den Pool und abends dann eine ordentliche Portion Fisch in die Pfanne.

Erst am späten Nachmittag lösen wir uns heute vom gemütlichen Dasein und brechen auf nach Agadir, wo wir die ernüchternde Nachricht bekommen, dass einer unserer Laptops endgültig irreparabel ist. Mal sehen, wie wir das lösen. So fahren wir gleich weiter, heraus aus der gesichtslosen Urlaubermetropole und immer entlang des nun vor uns auftauchenden Atlantiks. Die Strände sind hoffnungslos überfüllt, Marokko hat noch Sommerurlaub, und wäre da nicht das Meer, dann könnte man meinen, die machen Urlaub auf der Müllkippe, so schlimm sieht es hier überall aus. Also ziehen wir weiter, bis wir bei den großen Dünen von Tamri endlich für uns sind. Der Wind pfeift heftig um „Manni“ herum, die Brandung donnert tief unter uns an die zerfressene Steilküste und beim Kauen knirscht immer ein Stück Düne im Mund. Natur pur…

Agadir – Cap Rhir – Tamri/Dünen  -  126 Tage unterwegs – 9465 km

 

31.August 2014 - Essaouira

Arganienbäume ohne Ende und fast ebenso viele Anbieter des daraus gewonnenen Öls am Straßenrand, sonst gibt es nicht recht viel mehr bis Essaouira, das wir über Tamanar und Smimu erreichen. Dort allerdings, in der Medina direkt am Meer, von einem wehrhaften Mauerring geschützt, pulsiert das Leben. Wir parken und, nach einem ausgiebigen Bummel durch die engen Gassen, übernachten schließlich auch auf dem zentralen Parkplatz gleich auf der anderen Seite der alten portugiesischen Gemäuer.

Tamri/Dünen – Tamanar – Smimu – Essaouira  -  127 Tage unterwegs – 9575 km

 

01.September 2014 - Vom Atlantik zurück an den Hohen Atlas

Den ganzen Vormittag verbringen wir im Fischereihafen. Ein unglaubliches Gewusel sorgt für eine mehr als lebhafte Stimmung und wir wollen uns kaum lösen vom wirklich bunten Treiben der hereinkommenden Fischerboote, der sofortigen Feilscherei um den Fang noch am Kai und der lauthals um Kundschaft buhlenden Fischstände. Gegen Mittag schließlich verlassen wir Essaouira in Richtung Marrakech. Doch in Chichaoua verlassen wir die direkt dorthin führende Straße und fahren über kleine Dörfer bis kurz vor Amizmiz, an den Westrand des Hohen Atlas. Als wir einen Übernachtungsplatz suchen, werden wir von Omar und Nadija eingeladen und verbringen einen unglaublich herzlichen Abend.

Essaouira – Ounara – Sidi-Mokhtar – Chichaoua – vor Amizmiz  -  128 Tage unterwegs – 9750 km

 

02.September 2014 - Auf die Hochalm von Oukaimeden

Die Nacht war kurz, alle Hunde der Umgebung bellten sich die Lunge aus dem Leib, weckten dabei den Hahn zwei Meter neben uns, der völlig verstört mitten in der Nacht den Esel aufschreckte, dessen klagende Laute schließlich die Hunde wieder aktivierte. Als es hell wurde, waren alle müde – wir auch… Nach einem reichhaltigen Frühstück bei Nadija und Omar nehmen wir unseren Gastgeber gleich mit auf den großen Wochenmarkt nach Amizmiz, wo wir sofort in die farbenfrohe und lautstarke Lebendigkeit eintauchen. Unser eigentliches Ziel, der Stausee Lalla Talerkoust, ist so gut wie leer, also nichts ist es mit einem faulen Tag am Wasser, und so fahren wir gleich weiter nach Tahanaoute. Von dort führt eine schmale Teerstraße hinauf nach Oukaimeden, wo in rund 2700 Metern Höhe Sommernomaden mit ihren Herden zwischen den Stützen des einzigen nennenswerten marokkanischen Skigebietes umherziehen und zu viele Souvenirverkäufer verzweifelt über jeden Ankömmling herfallen, um ihren Plunder feilzubieten. Doch es spricht sich schnell herum, dass wir beratungsresistent sind und so genießen wir trotz Regenschauer und dunkler Bewölkung den fabelhaften Rundblick über den zentralen Hohen Atlas.

Amizmiz – Tahananoute – Oukaimeden  -  129 Tage unterwegs – 9855 km

 

03. – 04.September 2014 - Entspannte Tage im Gebirge

Gleich zwei Tage bleiben wir hier oben, es ist angenehm kühl und nachmittags gehen erfrischende Regenschauer nieder. Doch ganz faul sind wir nicht, wir steigen zwischendurch noch auf den Pic Oukaimeden, ganze 3273 Meter hoch. Eine nette Wanderung, bei der uns der Sturm am Gipfel fast aus den Jacken bläst. Die Schaf- und Ziegenhirten der tiefer liegenden Dörfer grüßen uns schon bald wie alte Bekannte und so manch einer kommt auf einen Schwatz vorbei.

Oukaimeden  -  131 Tage unterwegs – 9855 km

05. – 06.September 2014 - „Urlaub“ in Marrakech

Heute bekamen wir die Nachricht, dass Gerd, der unser „Carnet de Passage“, notwendig für unsere Weiterfahrt durch Afrika, aus Deutschland mitgebracht hat, bereits in Marrakech auf dem Campingplatz eingetroffen ist. Also machen wir uns nach dem Frühstück auf den Weg hinunter in die 2000 Meter tiefer gelegene Königsstadt. Und schon hat uns die sommerliche Hitze wieder voll im Griff. Wir kaufen den Carrefour-Supermarkt leer, um unsere Vorräte für Westafrika schon mal aufzustocken und richten uns anschließend auf dem wirklich schönen Campingplatz nördlich der Stadt ein. Gemeinsam mit den drei befreundeten Familien genießen wir die schattigen Liegen um den erfrischenden Pool und hängen einfach mal so richtig ab…

Oukaimeden – Marrakech  -  133 Tage unterwegs – 9945 km

 

07. – 08.September 2014 - Sightseeing in Marrakech…

…das ist eine ganz schön anstrengende Sache. Tagsüber wird es ganz schön heiß und abends musst Du aufpassen, nicht im Touristengetümmel erdrückt zu werden. Wir schieben uns durch den Souk, erwehren uns erfolgreich den unermüdlichen Versuchen der Bazaris, uns in ihre Läden zu locken, und essen schließlich überteuert auf dem zentralen Place Djamâa el-Fna. Wir wissen das alles, machen es aber trotzdem, denn es gehört einfach zu einem Marrakech-Besuch. Unser zentraler Parkplatz direkt an der Kutubiya-Moschee ist natürlich laut und zum Schlafen eigentlich ungeeignet, aber so sind wir mittendrin…

Die eigentlichen Sehenswürdigkeiten sind schnell abgelaufen, der El Bahia Palast und die Saadiergräber sind eindrucksvoll, und so schlendern wir noch ein wenig durch die vormittags ruhigere Medina, bevor wir uns wieder in die Gelassenheit der Berge begeben.

Marrakech – nach Ait Ourir  -  135 Tage unterwegs – 10025 km

09.September 2014 - Auf dem Tizi-n-Tichka…

…wechseln wir endgültig vom Norden des Hohen Atlas in den Süden. Hier oben auf 2260 Meter wechselt auch die Landschaft, es wird karger, die nahen Wüstengebiete beeinflussen jetzt das Klima. In Agouim biegen wir ab auf eine schmale, aber neu geteerte Straße entlang dem Südrand des mächtigen Gebirges. Viele Dörfer säumen unseren Weg, grüne Oasen inmitten steiniger Mondlandschaft. In Mezguemnat verlassen wir schließlich die Hauptstraße und wagen uns trotz skeptischer Blicke der entgegen Kommenden auf die Piste hinauf zum Lac d`Ifni. Unglaublich eng geht es wieder mal her, aber es passt. Doch in Amsouzart, dem letzten Dorf im Haupttal ist Schluss für „Manni“, die starken Äste der Bäume in den weiteren Dörfern ragen zu tief in  die Fahrbahn, da kann er sich bücken, wie er will. An der Furt, am einzigen geraden Stückchen Erde hängt strategisch clever ein „Camping“ Schild. Wir haben keine andere Wahl…

Nach Ait Ourir – Amsouzart  -  136 Tage unterwegs – 10165 km

 

10.September 2014 - Wanderung zum Lac d`Ifni

Da wir den Dorfbewohnern glauben, dass es für „Manni“ nicht weiter geht, lassen wir ihn leise schmollend im Ort stehen und machen uns zu Fuß auf, hinauf zum Lac d`Ifni. Und die Menschen hier haben natürlich recht, kein Durchkommen hätte es gegeben ohne die Botanik ordentlich zu stutzen. Und hinter dem letzten Dorf ist die Piste zu guter Letzt auch noch an mehreren Stellen vom Wasser komplett weggerissen. Hätte also eh nicht geklappt. Tut uns ja auch mal gut ein paar Stunden zu laufen… Auf 2300 Meter Höhe sehen wir dann endlich den Lac d`Ifni unter uns, eingebettet in die steilen Flanken der umliegenden Berge. Sofort stürzen wir uns ins kalte Nass und genießen die Mittagszeit hier oben. Zurück bei „Manni“, entscheiden wir, noch eine Nacht hier zu bleiben, da weiter unten in Mezguemnat heute Wochenmarkt ist und nun unzählige Talbewohner voll bepackt auf Mulis, Mopeds und eingepfercht in uralte Ford Transits wieder hoch in ihre Dörfer kommen. Es hätte ein unbeschreibliches Chaos auf der schmalen Piste ohne Ausweichmöglichkeiten gegeben…

Amsouzart/Lac d`Ifni  -  137 Tage unterwegs – 10165 km

11.September 2014 - Runter in den Anti-Atlas

Wir starten relativ früh, um dem drohenden Gegenverkehr ein Schnippchen zu schlagen, und erreichen unbeschadet wieder die Hauptstraße durch das Asif Tifnoute. Die Fahrt entlang dieses wunderschönen Gebirgstales und seiner unzähligen Dörfer ist abwechslungsreich und dank der neuen Teerstraße auch ganz entspannt. Und so sind wir gegen Mittag schon kurz vor Aoulouz. Noch vor Taliouine biegen wir nach Süden ab ins Oued Assaki, wo wir zwischen hoch aufragenden Palmen am Rand eines Knoblauchfelds einen romantischen Übernachtungsplatz finden.

Amsouzart – Aoulouz – Oued Assaki  -  138 Tage unterwegs – 10280 km

 

12. – 14.September 2014 - Wieder bei den blauen Felsen

Es ist eine herrliche Fahrt zwischen grotesk aufgefalteten Bergen, entlang des steinigen Oued und durch abgeschiedene Dörfer. Bis nach Igherm begleitet uns diese interessante Gebirgslandschaft, danach wird es eintöniger. Wir machen einen Abstecher zu der imposanten Speicherburg von Tasguent. Wuchtig thront das aus Schiefersteinen ganz ohne Mörtel errichtete Bauwerk weithin sichtbar auf einem kargen Hügel. Doch leider ist trotz vielfältiger Bemühungen der Schlüsselbewahrer nicht auffindbar, und so müssen wir uns mit einem Rundgang um das alte Gemäuer begnügen. Gegen Abend erreichen wir wieder unseren schönen Übernachtungsplatz inmitten der bemalten Felsen bei Tafraoute und hier bleiben wir nun erstmal…

Oued Assaki – Igherm – Tafraoute/Painted Rocks  -  141 Tage unterwegs – 10490 km

15.September 2014 - Durch das Ait-Mansour-Tal und das Oued Tazougart

Genug gefaulenzt – wir sind wieder bereit für Neues. Leider ist es ausgesprochen diesig, also keine gute Fernsicht. Doch das ist auch jahreszeitlich bedingt und deshalb nicht auszusitzen. So starten wir am späten Vormittag hinein in den Canyon, der hinunter zum Ait-Mansour-Tal führt. Die schmale Straße ist dort unten dicht gesäumt von Dattelpalmen, Feigenbäumen, Oleanderbüschen und Olivenbäumen, die abwechselnd ziemlich heftig „Manni“ ihre Äste um die Ohren peitschen. Unzählige neue Kratzspuren zeugen nun von dieser trotzdem herrlichen Fahrt durch die Gärten dieser Flussoase.

Nach dem letzten Weiler weitet sich der Canyon und es geht nun hinein ins Oued Tazougart. Auf einer wirklich steinigen Piste hoppeln wir oft nur im Schritttempo zwischen bizarr gefalteten Bergen gen Süden. Wir besuchen die Jahrtausende alten Gravuren von Ukas, leider von Ignoranten inzwischen ziemlich zerstört und damit unwiederbringlich verloren. Immer wieder sehen wir Nomadenzelte im steinigen Oued, begegnen jedoch keiner Menschenseele. Nach zwei Stunden Hoppelei erreichen wir bei Tamessoult wieder rückenschonenden Teer und fahren noch bis nach Tagoujgalte, wo wir uns, schon in der Dämmerung, in die Büsche schlagen.

Tafraoute/Painted Rocks – Ait-Mansour-Tal – Tamessoult – Tagoujgalte  -  142 Tage unterwegs – 10605 km

16.September 2014 - Speicherburgen im Anti-Atlas

Nicht weit von unserem Übernachtungsplatz, in einem versteckten Seitental, da thront die Speicherburg von Id Aissa hoch über dem Oued und dem Ort Amtoudi. Wir bekommen eine exklusive Führung von Mohamed, dem Schüsselbewahrer; er erklärt und erzählt uns viele interessante Einzelheiten über die Geschichte. Nach der Besichtigung nehmen wir die zunächst sehr gute, im weiteren Verlauf allerdings ganz schön schmale Piste in Richtung Norden. Das Tal wird immer enger, canyonartiger, und plötzlich stehen wir vor dem Agadir Mharz, der wie ein Adlerhort samt dazugehöriger Häuser auf einem senkrechten Fels gebaut wurde. Eine tolle Kulisse!

Über eine Passhöhe erreichen wir ein steiniges Hochplateau und bald darauf im Ort Anefg auch wieder die hier nagelneue Teerstraße. Dieser folgen wir nun grob nach Westen und hinter dem Marktflecken Tirhirte öffnet sich uns plötzlich ein gigantischer Blick wie in einem Amphitheater hinunter in die unter uns sich ausbreitende Ebene, eingerahmt von steil abfallenden Bergen. Was für ein toller Übernachtungsplatz!

Tagoujgalte – Amtoudi – Anefg – Tirhirte  -  143 Tage unterwegs – 10710 km

17.September 2014 - Und wieder mal am Atlantik

Erst am späten Nachmittag lösen wir uns von unserem tollen Aussichtsbalkon und fahren im lockeren Zickzack durch die Ausläufer des Anti-Atlas hinunter nach Sidi Ifni. Unzählige Dörfer liegen an unserem Weg, jeder Fleck wird landwirtschaftlich genutzt. Nördlich von Sidi Ifni, einer ehemaligen spanischen Enklave, lockt der feinsandige Strand von Legzira mit seinen beiden gigantischen Felsentoren. Der hartnäckige Küstennebel gibt der Szenerie etwas fast Mystisches, und wir schlendern gemeinsam mit vielen anderen Besuchern über den Strand entlang der eindrucksvollen Brecher, die diese Felsentore in den vergangenen Jahrtausenden geschaffen haben. Ansonsten ist das Ambiente so ziemlich entstellt durch eine neu entstandene Ferienanlage oberhalb des Strandes, an deren Außenmauer wir uns schließlich für die Nacht stellen.

Tirhirte – Lakssass – Sidi Ifni – Plage de Legzira  -  144 Tage unterwegs – 10815 km

18.September 2014 - Eine reichlich überflüssige Aktion…

… lässt uns den ganzen Tag in Sidi Ifni herum hängen. Beim rückwärts ausparken auf einem eigentlich riesigen Parkplatz übersehe ich dank der aktiven Mithilfe eines selbsternannten Parkwächters einen wirklich maroden, ehemaligen Laternenmasten, der natürlich sofort abknickt. Der herbeizitierte Kommunalbeamte erkennt seine einmalige Chance, den Stadtsäckel etwas aufzubessern und legt uns nach Rücksprache mit seinen Handwerkern eine Rechnung von rund 220 Euro vor. Absolut lächerlich – und das Spiel beginnt… Nach sechs Stunden Palaver mit bis zu acht Beteiligten inclusive dem Kommunalchef und der Kriminalpolizei einigen wir uns schließlich auf rund 120 Euro. Immer noch ein Witz, aber was willste machen… Zähneknirschend zahlen wir und machen uns vom Acker. Viel ärgerlicher ist allerdings der Riss in „Mannis“ Außenhaut, da wir den Masten genau mit den Sandblechen erwischt haben, und diese sich natürlich in den Koffer drückten. Erst mal provisorisch mit Panzerband abgedichtet und raus aus der Stadt. Entlang der langweiligen Küste geht es nun auf einer neuen Teerstraße in Richtung Süden. Unser Ziel ist das alte Franzosenfort Bou Jerif, das wir schließlich bei bestem Abendlicht über eine auf den letzten Kilometern teilweise abenteuerlich ausgewaschenen Piste erreichen.

Plage de Legzira – Sidi Ifni – Fort Bou Jerif  -  145 Tage unterwegs – 10870 km

19.September 2014 - Die Fahrt in den Süden beginnt

Eigentlich wollten wir uns auf dem bekannten Camp Bou Jerif in der Nähe des alten Franzosenforts zwei Tage aufhalten, um kleinere Reparaturen bei „Manni“ zu erledigen, Wäsche zu waschen und mal wieder einfach am Pool abzuhängen. Doch wir wären die Einzigen dort gewesen, das baumlose Camp wirkt dadurch reichlich trostlos und schlussendlich ist uns der Preis für dieses Vergnügen auch noch etwas zu hoch. Also entschließen wir uns, doch schon weiter nach Guelmim zu fahren. Unterwegs auf der Piste treffen wir witzigerweise dann noch den Chef des Camps, wir unterhalten uns lange und vielleicht wären wir doch geblieben, hätten wir ihn dort angetroffen.

In Guelmim überrascht uns die penible Sauberkeit der Stadt, wir füllen unsere Vorräte zu wirklich günstigen Preisen auf dem Markt großzügig auf und verbringen den Nachmittag am Laptop. Der heute stattfindende, früher so berühmte Kamelmarkt ist im Zeitalter der Pickups nur noch ein Schatten seiner selbst, und so verlassen wir diese freundliche Stadt in Richtung Süden. Kurz vor Tan Tan, nach einer zügigen, aber doch sehr eintönigen Fahrt, übernachten wir schließlich gemeinsam mit einigen Dromedaren zwischen hohen Büschen im Oued Draa.

Fort Bou Jerif – Guelmim – Oued Draa  -  146 Tage unterwegs – 11035 km

20. – 21.September 2014 - Lautes Schmatzen…

…weckt uns, wir blicken verwundert aus den Fenstern und sehen die Dromedare von gestern Abend fast in Reichweite sich an den Büschen labend, die um „Manni“ herum gruppiert sind. Ein nettes Erlebnis, so mitten in der Herde aufzuwachen… Im Lauf des Vormittags sind Tan Tan und auch El Ouatia schnell erreicht, die Gegend ist so ziemlich öde und leer. Gegen Abend genießen wir unseren herrlichen Übernachtungsplatz über den Dünen des Oued Chbika, tauschen bei den fischenden Jungs frisches Gemüse gegen vier äußerst schmackhafte Fische ein und lassen uns später von der Brandung des nahen Atlantiks in den Schlaf wiegen.

Ein total verregneter Sonntag lässt uns noch hier bleiben, der Militärposten an der Straße freut sich, dass wir da sind, und während Conny in stundenlanger Aktion unsere Homepage auf Vordermann bringt, beaufsichtige ich aufmerksam das Kommen und Gehen von Ebbe und Flut… Am Abend gesellen sich dann noch Clemens und Florian aus Innsbruck mit ihrem alten Kastenwagen zu uns und wir verquatschen gemeinsam die halben Nacht.

Oued Draa – Tan Tan – El Ouatia – Oued Chbika  -  148 Tage unterwegs – 11120 km

22. September 2014 - Von Kernland Marokkos in die Westsahara

Als wir starten wollen, bringen die fischenden Jungs noch einen kapitalen Brummer vorbei, den wir gerne gegen eine Honigmelone und ein paar Oliven eintauschen. Das Abendessen ist also schon mal gerettet. Kurz vor Sidi Akfennir beglückt uns die erste zollfreie Tankstelle mit sparsamen 67 Cent für den Liter Diesel, so preiswert werden wir die nächsten Jahre nicht mehr tanken können. Ansonsten begleitet uns kilometerlange Gleichmäßigkeit, nur hin und wieder unterbrochen durch das auf der schmalen Straße zentimetergenaue Überholen rasender Vierzigtonner. Reine Nervensache…

Weiß glitzernde Salzpfannen und vermehrt auftretende Sanddünen bestimmen nun immer mehr das Bild, der tiefblaue Atlantik zu unserer Rechten steht im Kontrast zur bleiernen Ödnis der wüstenhaften Landschaft. Der Gipfel der Trostlosigkeit ist schließlich die Garnisonsstadt Tarfaya, einzig der berühmte Schriftsteller und ehemalige Postflieger Antoine de Saint-Exupery, der hier drei Jahre stationiert war, gibt der Region eine gewisse historische Berechtigung. Hier sind wir übrigens gerade mal rund 100 Kilometer von Fuerteventura und Gran Canaria entfernt…

Wir erreichen Laayoune, die wichtigste Stadt hier in der Westsahara, fahren durch fünf Kontrollstellen runter ans Meer nach Foum el-Oued, wo wir uns auf einen Parkplatz direkt am Strand stellen, bestens betreut von Militär, Gendamerie und sonstigen Patroullien. Man spürt, hier ist nicht alles ganz so easy…

Oued Chbika – Tarfaya – Laayoune – Foum el-Oued  -  149 Tage unterwegs – 11420 km

23. – 24.September 2014 - Immer weiter nach Süden

Den halben Vormittag verbringen wir erst mal auf der Autoreparaturmeile von Laayoune, um „Mannis“ Auspuff schweißen zu lassen, das Rohr mit dem Dämpfer hat sich wieder Mal vom Topf abvibriert. Dann erwartet uns ein weiteres Mal kilometerweite Ödnis, rechts der Atlantik, links flaches Stein- und Sandgelände mit unzähligem, niedrigen Buschwerk. Als wir endlich Boujdour erreichen, ist der Tag schon wieder fast rum, wir decken uns auf dem Markt ordentlich mit Fisch und Gemüse ein und lernen dabei Rifai, einen Veterinärmitarbeiter kennen, der uns mit Zitaten aus Goethes Werken überrascht. Er begeistert sich für deutsche Literatur und hat sich die Sprache selbst angeeignet. Anschließend wollen wir außerhalb der Stadt am wunderschönen Strand von Aouzioualte nächtigen, doch das gefällt der Polizei nicht so gut und wir müssen wieder zurück nach Boujdour, wo wir uns einfach am Stadtstrand niederlassen.

Auch den nächsten Tag verbringen wir hier, da wir neben einem Café eine schnelle Internetverbindung haben und so kann Conny wieder Mal den ganzen Tag an der Umstellung unserer Website basteln. Und nebenbei betört der Duft eines frisch gebackenen Zwetschgendatschis unsere Sinne…

Foum el-Oued – Laayoune – Boujdour  -   151 Tage unterwegs – 11695 km

25. – 26.September 2014 - Im Oued Craa

Heute geht es nun endlich weiter auf der unendlich scheinenden Straße nach Süden. Brettelebene Wüstenlandschaft vor und neben uns, unendliche Wasserfläche rechts unter uns, sonst nichts. Erst nach rund 200 Kilometern so etwas wie kleine Hügel. Und dann stehen wir plötzlich vor dem mächtigen Steilabfall hinunter ins Oued Crâa. Eine erodierte Felslandschaft empfängt uns, dazwischen traumhafte Sandstrände, ein blitzsauberes Meer – hier bleiben wir natürlich. Unten am Ufer eine kleine Militärstation, die Jungs empfangen uns freundlich, nur ein französisches Rentnerpaar im Wohnmobil teilt sich die riesige Bucht mit uns – perfekt.

In der Nacht wird der starke Wind fast zum Orkan, „Manni“ wackelt heftig hin und her, an tiefen Schlaf ist nicht zu denken. Macht nichts, wir chillen eh den ganzen Tag am Wasser und genießen die herrliche Ruhe hier unten. Und abends verwöhnen wir uns mit „Kamel Stroganoff…“

Boujdour – Oued Craa  -  153 Tage unterwegs – 11880 km

27. – 29.September 2014 - Treffen mit Carina und Stany

Schon seit vielen Wochen stehen wir in Mail-Kontakt. Carina und Stany aus Belgien sind wie wir auf Weltreise und zur Zeit auch in Richtung Südafrika unterwegs. Heute nun werden wir uns das erste Mal treffen, in der Lagune von Dakhla. Die Fahrt dorthin ist wie immer in den letzten Tagen nicht gerade spannend, und so kommen wir schon am frühen Nachmittag bei den Beiden an. Wir freuen uns auf unsere gemeinsame Zeit, denn wir wollen einige Pistenabschnitte in Mauretanien gemeinsam angehen. Natürlich gibt es viel zu erzählen, und wir lernen uns dadurch auch kennen.

Ganz gemütlich verbringen wir den nächsten Tag hier am windigen Strand, und wir bewundern die Energie der Kite-Surfer aus der ganzen Welt, die sich hier mit dem permanent stark blasenden Wind messen.

Heute fahren wir nach Dakhla, um uns für die Weiterreise nach Mauretanien startklar zu machen. Einkaufen, Auftanken, Wasser bunkern - und so verbringen wir den Tag mal eben zwischen Markthalle, Tanke und Wasserturm. Anschließend geht es wieder zurück an unseren Lagunenstrand, wo Wind und Sand anfangen, uns so langsam etwas auf die Nerven zu gehen. Aber morgen geht es ja weiter…

Oued Craa – Lagune von Dakhla - Dakhla  -  156 Tage unterwegs – 12090 km

30.September – 02.Oktober 2014 - Wir sind in Mauretanien

Kilometer um Kilometer rollen wir unaufhörlich nach Süden. Die Landschaft wird dabei nicht wirklich spannender. Am Strand von Cintra verbringen wir nach einigen Überredungskünsten mit den Militärs dann eine ruhige Nacht.

Heute ist Grenzübertrittstag. Im Lauf des Nachmittags erreichen wir den marokkanischen Posten und mit Einbruch der Dunkelheit sind wir bei den Mauretaniern durch. Typisch afrikanisch halt mit all seinen speziellen, unverständlichen und immer etwas chaotischen Abwicklungen. Im Finstern fahren wir noch bis Nouadbidou, wo wir südlich der Stadt im Dorf Cansado einen ruhigen Übernachtungsplatz finden.

Da wir nach dem gestrigen Tag Erholung nötig haben, bleiben wir. Nur ein kurzer Ausflug nach Nouadbidou steht an, zum Geld wechseln und Zollpapier checken lassen. Sonst bläst uns der Wind wie gewohnt den Sand um und mehrheitlich in die Ohren. Ein paar Badeeinheiten im Meer tauschen dann kurzfristig den Sand gegen Salz auf der Haut.

Dakhla – Grenze MA/RIM – Nouadbidou – Cansado  -  159 Tage unterwegs – 12550 km

03. – 04.Oktober 2014 - Entlang der Erzbahnpiste nach Osten

Gut erholt starten wir zur langen Pistenfahrt ins Bergland von Adrar hinüber nach Atar. In Bou Lanouar verlassen wir die Teerstraße, verringern den Reifendruck auf nur noch drei Bar, wühlen uns durch den versandeten Ort und finden schließlich direkt an der Bahnlinie, der wir in den nächsten Tagen folgen werden, den Einstieg in unsere Strecke. Wir orientieren uns an nur noch schwach erkennbaren Spuren im tiefen Sand, wechseln auf die andere Seite der Gleise, queren diese wenig später ein weiteres Mal, und treffen irgendwann auf die reguläre Piste, der wir nun folgen. An einer dürren Tamariske richten wir uns später für die Nacht ein, gerade noch rechtzeitig, bevor ein übler Sandsturm bei 45°C jegliches Verweilen im Freien unmöglich macht.

Nach einer wirklich unangenehm heißen Nacht geht es heute immer weiter nach Osten, immer entlang der als Orientierungshilfe gut sichtbaren Erzbahnlinie. Mehrmals schon ist uns hier der längste und schwerste Zug der Welt begegnet. Mehr als zwei Kilometer lang ist so ein Zug,  mehr als 170 Waggons werden dabei von vier starken Dieselloks gezogen. Unsere Piste verliert sich immer wieder mal im weichen Sand, in dem „Manni“ ganz schön ackern muss. Doch es gibt auch herrliche Plateaus mit festem Untergrund, über die wir in entspannter Fahrt rauschen können. Am Ende dieses langen Fahrtages genießen wir dann die unendliche Weite und Ruhe der Wüste irgendwo zwischen den Dünen.

Cansado – Nouadhibou – Bou Lanouar – Wüstencamp 2  -  161 Tage unterwegs – 12900 km

05.Oktober 2014 - Am höchsten freistehenden Monolithen der Welt

Viel Sand liegt heute wieder in der Luft, nur schemenhaft erkennen wir weiter entfernte Hügel oder Dünen. „Manni“ zieht stoisch wie ein Kamel seine Bahn durch die endlosen Weichsandfelder, säuft dabei allerdings auch wie ein solches, der Diesel rinnt nur so durch… Gegen Mittag erscheint dann am Horizont ein immer höher werdender Berg, der Ben Amira, seines Zeichens mit rund 450 Metern der höchste und nach dem Ayers Rock der zweitgrößte Monolith der Welt. Mit seinen glatten und scheinbar unbezwingbaren Flanken bestimmt der riesige Granitblock die Umgebung, weitere Kleinere tauchen in der Ferne auf. Am windgeschützten Fuß des steinernen Kolosses richten wir unser Lager ein, wir bleiben den ganzen Nachmittag, wandern ein wenig herum und auch so weit es geht hinauf und trotzen der unglaublichen Hitze, die auch heute kaum unter 45°C fällt.

Wüstencamp 2 – Monolith Ben Amira  -  162 Tage unterwegs – 12970 km

06.Oktober 2014 - ungeplante Hindernisse

Erst am späten Vormittag brechen wir unser Lager ab und suchen uns einen direkten Weg durch die Dünen zurück über die Gleise der Erzbahn hinüber auf die Hauptpiste. Doch es gibt hier für unsere schweren Jungs kein Durchkommen und prompt versenken wir „Manni“ bis zu den Achsen im Weichsand. Ein tückisches Loch wurde uns zum Verhängnis. Das erste Einsanden haben wir mit gemeinschaftlichem Schaufeln noch ganz gut im Griff, doch kaum steht „Manni“ wieder auf vermeintlich festerem Untergrund, geht wieder nichts mehr. Also nochmal Schaufeln, was das Zeug hält, den Reifendruck runter bis auf nur noch zwei Bar und die Sandbleche unter die Schlappen. Und siehe da, problemlos hebt er seine neun Tonnen Lebendgewicht aus den Löchern und - schwupps – steht er wieder fahrbereit da!

Wenig später vermissen wir Carina und Stany in unserem Rückspiegel, nach einiger Zeit des Wartens wenden wir in der weichsandigen Dünenlandschaft, um zu sehen, was passiert ist. Und da stehen sie dann auch schon – mit einer Reifenpanne! Stany war schon fleißig am Ackern als wir kommen, und so ist der Laster der Beiden auch bald wieder einsatzbereit. Wir fahren noch ein Stück in Richtung Choum, doch die immer fantastischer werdende Wüstenlandschaft lässt uns schon bald einen Übernachtungsplatz zwischen Granitblöcken und Sanddünen ansteuern, wo wir ganz entspannt die bizarre Bergwelt des Adrar genießen.

Monolith Ben Amira – Wüstencamp 4  -  163 Tage unterwegs – 13035 km

07. – 08.Oktober 2014 - Über Choum nach Atar

Majestätisch ziehen Dromedare an unseren Lastern vorbei, tippeln Esel aufgeregt hin und her. Sie sind auf dem Weg zu den Gleisen der Erzbahn, wo ein Wasserreservoir für die Tiere der Nomaden eingerichtet ist. Wir verlassen erst spät unseren herrlichen Übernachtungsplatz zwischen den Felsen und erreichen über eine gut befahrbare Piste schnell die Häuser von Choum. Auf dem Dorfplatz sind wir sofort umringt von dutzenden Kindern, die uns lautstark belagern. Wir melden uns bei der Gendarmerie, kaufen frisches Brot und verlassen den trostlosen Ort auch schon wieder. Nun malträtiert uns eine nicht enden wollende Wellblechpiste, wir pumpen die Reifen wieder auf und hoppeln Stunde um Stunde durch savannengleiche Wüstenlandschaft, immer entlang der Steilabbrüche des Adrargebirges. Nach der Überwindung zweier Höhenzüge stoßen wir kurz vor Atar dann auf die Teerstraße, auf der wir nach fünf Pistentagen fast dahinschweben. In Atar laufen wir den Campingplatz Bab Sahara an, der unter Reisenden einen guten Namen hat. Wir sind enttäuscht, dass die Besitzer aus Holland und Deutschland zur Zeit nicht anwesend sind und ärgern uns auch etwas über den unangemessen hohen Preis für das Gebotene. Doch wir haben im Moment keine Wahl, es ist spät, morgen müssen wir Wäsche waschen, Wasser auffüllen, „Manni“ abschmieren und waschen, Schrauben nachziehen, Einkaufen und Stanys Reifen flicken lassen. Also bleiben wir…

Wüstencamp 4 – Choum – Atar  -  165 Tage unterwegs – 13165 km

09. – 10.Oktober 2014 - In der Oase Terjit

Die notwendigen Aufgaben an Mensch und Maschine sind erledigt, gegen Mittag starten wir in die nicht weit entfernte Oase von Terjit. Eine teilweise sehr sandige Piste führt uns schlussendlich weit hinein in eine Schlucht, die an ihrem Ende mit einem dichten Palmenhain bewachsen ist. Strohgedeckte Rundhütten stehen neben gemauerten Gebäuden, Kamele und Schafe wandeln zwischen den abgesteckten Grundstücken. Die Bewohner sind auffallend freundlich, die Kinder betteln nicht, und am Ende der Piste gibt es sogar die Möglichkeit, für wenig Geld einen einfachen Campground zu benutzen.

Wir spazieren immer wieder durch das kleine Dorf und werden von Mohamed, der in der Hauptstadt Nouâkchott Englisch lernt, zur traditionellen Teezeremonie eingeladen, die wir im Kreis seiner Familie genießen. Die Ruhe und Gelassenheit des Dorfes steckt uns schnell an und wir verbringen zwei entspannte Tage hier zwischen hoch aufragenden Felswänden und grünen Dattelpalmen.

Atar – Terjit  -  167 Tage unterwegs – 13220 km

11. – 12.Oktober 2014 - Nach Chinguetti

Zurück in Atar decken wir uns für die nächsten Tage ordentlich mit Lebensmitteln ein, da wir ab sofort für eine Woche sicher so gut wie nichts unterwegs bekommen werden. Dann machen wir uns auf nach Chinguetti, der sagenumwobenen, heiligen Stadt des Islam. Mörderisches Wellblech empfängt uns am Ortsausgang von Atar, wir beschleunigen auf fast 70 Stundenkilometer und „Manni“ schwebt fast über die staubige Piste. Aber Vorsicht, bei dieser Geschwindigkeit verliert man schnell die Kontrolle, wenn die Konzentration nachlässt! Der Passanstieg auf das Hochplateau, das sich bis Chinguetti zieht, ist inzwischen sogar geteert.

Als am Horizont helle Sanddünen auftauchen, ist Chinguetti erreicht. Wir erwehren uns der um Geschenke bettelnden Dorfjugend und den Souvenirs anbietenden Mädels und finden einen herrlichen Platz außerhalb des Ortes, direkt im sandigen Wadi, geschützt unter schattenspendenden, grünen Bäumen. Hier bleiben wir auch den ganzen nächsten Tag, genießen die ungestörte Ruhe der Wüste, wandern in den Dünen umher und relaxen bei Temperaturen, die kaum mehr die 40°C erreichen…

Terjit – Atar – Chinguetti  -  169 Tage unterwegs – 13360 km

13.Oktober 2014 - Auf die Wüstenpiste hinunter nach Tidjikja

Am frühen Vormittag besuchen wir die Altstadt von Chinguetti, nahezu unbehelligt von Dorfjugend und Touristentandverkäuferinnen – ist wohl noch zu früh am Tag… Die Stadt selbst ist eine Enttäuschung, alles wirkt verfallen, verdreckt und ungepflegt, und das als Weltkulturerbe! Schnell sind wir deshalb durch mit der Besichtigung und zurück auf der Wellblechpiste. Nach einer flotten Fahrt über die kleinen Buckel erreichen wir den Abzweiger nach Tidjikja. Übelste Steinpiste erwartet uns hier, grob aus dem felsigen Untergrund herausgehauen. Meist nur im Schritttempo kommen wir vorwärts, sanden uns ein, also Reifendruck runter, dann wieder rauf, Weichsandfelder gilt es zu queren, also Reifendruck wieder runter, danach wieder rauf. Die Hangdüne von Zarga kommt immer näher, doch davor ist noch ein hügeliges Dünengelände zu meistern. In der letzten Senke kapituliert „Manni“, zu steil geht es auf der anderen Seite wieder hoch. Also noch mehr Luft aus den Reifen, und schon ist er raus aus dem Loch. Auf der anderen Seite der riesigen Düne entdecken wir dann einen tollen Übernachtungsplatz und machen Schluss für heute…

Chinguetti – Piste nach Tidjikja/Düne Zarga  - 170 Tage unterwegs – 13440 km

14. – 15.Oktober 2014 - Zwei anstrengende Pistentage…

… mit gerade mal rund 150 gefahrenen Kilometern liegen hinter uns. Immer wieder müssen wir Dünenfelder queren oder umfahren oder quälen uns im Schritttempo über felsige Passagen. Auch die Landschaft ist eher eintönig, erst gegen Ende des zweiten Tages wird es gebirgiger und damit auch abwechslungsreicher. Als wir dann jedoch oberhalb des Amjenjer-Tales sitzen und hinunter blicken in die Weite der Sahara, da sind wir wieder versöhnt…

Auf der Piste nach Tidjikja  -  172 Tage unterwegs – 13595 km

16. Oktober 2014 - Bilderbuchwüste

Wir trauen unseren Augen kaum – vor uns taucht plötzlich eine nagelneue Teerstraße auf! Etwa eine Stunde nach unserem heutigen Start stehen wir auf dem glänzenden Asphalt, der uns rasch ungefähr 60 Kilometer nach Süden trägt. Doch so plötzlich wie er auftauchte, so plötzlich ist er auch wieder zu Ende. Und wir müssen wieder hinein in den weichen Sand. Doch die Landschaft hier im Oued el Khatt ist toll, weich geschwungene Dünen begrenzen ein dicht mit Bäumen bewachsenes Wadi, durch das wir in zügigem Tempo gleiten. So erreichen wir schließlich das Guelta von Taourjeft, ein von Felsbändern begrenzter Taleinschnitt mit Tümpeln, die nach Regenfällen von einem kleinen Wasserfall gespeist werden. Wildesel und Dromedare wandern zum Wasser, wir genießen die Eimerdusche am Brunnen und die herrliche Abgeschiedenheit dieses traumhaften Fleckchens.

Auf der Piste nach Tidjikja  -  173 Tage unterwegs – 13710 km

17. Oktober 2014 - Die berüchtigte Hangdüne von Taourjeft…

… wartet schon auf uns! Bevor die heiße Sonne den Sand weich macht, stehen wir am Fuß dieser etwa 200 Meter langen Dünenauffahrt. Und unsere Entscheidung, die Düne am frühen Morgen hinauf zu fahren, war goldrichtig. Ohne Probleme meistern unsere schweren Laster die Schlüsselpassage der gesamten Route. Erleichtert setzen wir unsere Fahrt fort, erreichen den kleinen Ort Rachid und stehen urplötzlich schon wieder auf einer nagelneuen Teerstraße. So sind wir schnell in Tidjikja, füllen unsere inzwischen arg geschrumpften Vorräte mit dem Notwendigsten auf und entscheiden, noch zum Guelta Matmata weiter zu fahren. In  der Wüstenoase Nbeika verlassen wir den Teer wieder und schieben uns durch teilweise extrem weichen Sand, immer wieder um Nomadenzelte und Bäume herum, an saftig grünen Feldern und glitzernden Wasserflächen vorbei bis zum Ort Matmata, wo die Piste wegen Überschwemmung unpassierbar wird. Unter reger Anteilnahme des gesamten Dorfes suchen wir uns am Ortsrand einen Übernachtungsplatz, um morgen die letzten Saharakrokodile aufzuspüren.

Guelta Taourjeft – Tidjikja – Nbeika – Matmata  -  174 Tage unterwegs – 13935 km

18.Oktober 2014 - Es gibt sie tatsächlich noch!

Kaum jemand hat sie bisher zu Gesicht bekommen, die letzten Saharakrokodile, so scheu sind sie. Doch wir haben Glück, nach einer einstündigen Wanderung hinein ins Guelta Matmata, da entdecken wir sie. Im Wasser und auch auf einer Sandbank liegend. Den ganzen Tag liegen wir auf der Lauer, um weitere zu entdecken, doch sie machen sich rar…

Als wir am Nachmittag wieder bei „Manni“ sind, werden wir von vielen Kindern des Dorfes belagert, doch sie sind nicht lästig und wir haben eine Menge Spaß mit ihnen beim Fotografieren. Und mit Einbruch der Dunkelheit ziehen sie auch wieder ab.

Matmata  -  175 Tage unterwegs – 13935 km

19. – 20.Oktober 2014 - Auf nach Nouakchott

Wir werden herzlich verabschiedet und machen uns auf den Weg zurück nach Nbeika zur Teerstraße und dann auf die lange Fahrt an den Atlantik, in die Hauptstadt Nouakschott. Dort müssen wir unsere Senegalvisa in Empfang nehmen.

Über Aleg, wo wir in einer herrlichen Savannenlandschaft übernachten, und Boutilimit erreichen wir am späten Nachmittag dann Nouakchott. Dort quartieren wir uns im Hof der Auberge Sahara ein, da die Senegalbotschaft praktischerweise gleich ums Eck ist und wir somit morgen früh alles dort bequem von hier aus erledigen können.

Matmata – Aleg –Boutilimit – Nouakchott  -  177 Tage unterwegs – 14450 km

20. – 21.Oktober 2014 - Nouakchott

Nach drei Wochen im Outback also wieder mal Internet und die Website auf den neuesten Stand gebracht, das Senegalvisum abgeholt, auf dem Schwarzmarkt zu gutem Kurz Geld getauscht, auf dem quirligen Markt eingekauft und dann raus ans Meer zu den Fischern. Hunderte von Hand bemalter Langboote am Strand und im Wasser, tausende Fischer und Fischverkäufer, Jungs, die das Gekaufte gleich ausnehmen und säubern, dazu halb Nouakchott beim Einkaufen – was für ein Trubel!

Am nächsten Morgen beschließen wir, auch noch gleich das Mali-Visum hier zu besorgen, da es stressfrei, günstig und schnell im Pass ist. Und so war es dann auch. Zurück bei der Auberge Sahara besucht uns dann Mohamed aus der Oase Terjit, der hier an der Uni Englisch lernt, bevor wir uns dann am Nachmittag auf den Weg nach Rosso zum berüchtigtsten Grenzübergang Afrikas machen. Kurz vor der Stadt schlagen wir dann unser Nachtlager am Rande eines Dorfes zwischen Dünen und Palmen auf, noch lange begleitet von den Geräuschen einer ganz in der Nähe an einem Wasserloch stehende Rinderherde.

Nouakchott – kurz vor Rosso  -  179 Tage unterwegs – 14650 km

22.Oktober 2014 - Der berüchtigtste Grenzübergang Afrikas…

 

…wartet heute auf uns. Mit Mohamad Alis Hilfe zahlen wir uns durch die verschiedensten Amtsstuben auf mauretanischer und senegalesischer Seite, und nach nur zwei rekordverdächtigen  Stunden sind wir mit der Fähre über den Senegalfluss und durch das finale Tor. Dort empfängt uns sattes Grün beidseits der perfekten Straße, Zuckerrohr und Reis soweit das Auge reicht. Kurz darauf hat uns jedoch die karge Savanne der Sahelzone wieder, und dank eines heftigen Windes ist die Sicht stark eingeschränkt. Wir umfahren die ehemalige Hauptstadt St.Louis durch unglaubliche Müllberge, die sich zwischen den Häusern am Stadtrand ausbreiten und genießen den sehr persönlichen Empfang bei Christine und Sven auf dem Camp 7Palava direkt am Meer.

Rosso – Grenze Mauretanien/Senegal – St. Louis – Gandiol  -  180 Tage unterwegs - 14815 km

23. – 26.Oktober 2014 - Entspannte Tage bei Christine und Sven

Fast der gesamte Platz steht nach einem Dammbruch ganz in der Nähe unter Wasser – doch wir bleiben trotzdem. Die Beiden sind uns sofort total sympathisch, ihr kleines Camp ist liebevoll aufgebaut und wir fühlen uns auf Anhieb sehr wohl, trotz der verzweifelten Situation, in der sie sich befinden. Doch mit unserem Bleiben machen wir ihnen auch Mut. Die Brandung des Atlantiks, das angenehme Lüftchen vom Meer, die vielen verschiedenen Vögel in den schattenspendenden Bäumen, gegrilltes Warzenschwein – der richtige Platz für ein paar entspannte Tage nach unserer Wüstendurchquerung.

Gandiol / Camp 7 Palava  -  184 Tage unterwegs - 14815 km

27. Oktober 2014 - St. Louis

Gegen Mittag lösen wir uns endlich von diesem herrlichen Fleckchen, verabschieden uns herzlich von Christine und Sven und fahren die kurze Strecke nach St. Louis zurück. Das Zentrum dieser ersten Hauptstadt des französischen Kolonialreiches in Westafrika liegt auf einer Insel im Senegal-Fluss und ist durch eine Stahlbogenbrücke mit dem Festland verbunden. Die noch erhaltenen Kolonialbauten verfallen so langsam, der Rest erstickt in unglaublichen Müllbergen. Die Stadt enttäuscht…

Unser Weg nach Süden führt uns durch ländliche Idylle, kleine Dörfer säumen die perfekte Überlandstraße, Felder und Viehherden zeugen von funktionierenden Strukturen. In Louga schlendern wir durch die Marktgassen auf der Suche nach Obst und Gemüse, das Angebot ist rudimentär und teuer, auch hier ist der Dreck unbeschreiblich. Gegen Abend dann wird es afrikanisch-kitschig – unser Übernachtungsplatz zwischen majestätischen Baobabs könnte schöner nicht sein…

Gandiol – St. Louis – Louga – vor Kebemer  -  185 Tage unterwegs - 14945 km

28.Oktober 2014 - Bei den Fischern von Kayar

Lange genießen wir heute Morgen das sanfte Licht des frühen Tages und die vorbeiziehenden Ziegen-und Rinderherden, die Hirten grüßen uns freundlich, fast scheu. Erst am späten Vormittag machen wir uns auf unseren Weiterweg. Über Mekhe, Tivaouane und Thies erreichen wir schließlich das Fischerdorf Kayar. In einer weiten Sandbucht liegen hunderte der handbemalten, schlanken Pirogen, mit denen die Männer weit hinaus aufs Meer fahren, um für das halbe Land und natürlich für ihre eigenen Familien die begehrten Fische des Atlantiks zu holen. Auch wir decken uns großzügig mit mehreren Kilo frischestem Fisch direkt vom Boot zu für uns unglaublich günstigen Preisen ein, auch wenn wir für elf Fische zu insgesamt rund neun Euro sicher weit mehr als die einheimische Bevölkerung bezahlt haben. Aber egal…

Etwas außerhalb von Kayar finden wir dann in einem Kiefernwäldchen einen herrlich ruhigen Platz zum Verarbeiten der Fische, zum Grillen und schließlich zum Übernachten.

Kebemer – Mekhe – Tivaouane – Thies – Kayar  -  186 Tage unterwegs – 15085 km

29. – 30.Oktober 2014 - Dakar

Die Hauptstadt des Senegal, die Wirtschaftsmetropole Westafrikas, liegt auf einer weit in den Atlantik hinein reichenden Halbinsel. Vom berüchtigten Verkehrschaos bleiben wir allerdings verschont, die neue Autobahn in die Stadt ist fertig und entspannt den Verkehr spürbar. Wir bleiben auf der alten Einfallstraße und erreichen problemlos Ngor im äußersten Nordwesten der Stadt, wo wir nach langer Zeit mal wieder einen echten Supermarkt stürmen. Französische Pasteten, frischer Käse, Fleisch ohne Fliegen, uns läuft das Wasser schon an den Theken im Munde zusammen! Anschließend stellen wir uns am westlichsten Punkt Afrikas, am Pointes des Almadies in den Schatten der amerikanischen Botschaft - einen sichereren Platz zum Übernachten gibt es bestimmt in der ganzen Stadt nicht - und vertrödeln den Tag am Strand des benachbarten Hotel Almadies/Sheraton, deren Einrichtungen wir einfach frecherweise nutzen…

Wir entscheiden, trotz aller warnenden Stimmen vor Verkehrschaos und strafzettelwütigen Polizisten, die Stadt mit „Manni“ zu erkunden. Entlang der Küstenstraße fahren wir in Richtung City, betrachten das sehr stalinistisch anmutende „Monument der afrikanischen Wiedergeburt“ - wen wundert es, wurde ja auch von den Nordkoreanern erbaut – und erreichen völlig problemlos das südliche Cap Manuel, von wo aus ein sehr schöner Blick auf die ehemalige Sklavenverschiffungsinsel Gorée möglich ist. Vorbei an der alten Jugendstilfassade des längst aufgegebenen Bahnhofs und mitten durch die Märkte der Innenstadt – das war es dann auch schon mit den Hotspots. Den Nachmittag verbringen wir dann wieder an unserem „Privatstrand“…

Kayar – Ngor – Dakar Rundfahrt – Ngor  -  188 Tage unterwegs – 15195 km

31.Oktober – 01.November 2014 - Entlang der Petite Côte

Wir haben genug vom Großstadtleben und fahren, wohl Dank Freitagsgebetszeit, entspannt aus dem Flaschenhals Dakar samt seiner ausufernden Vororte heraus. Über Rufisque erreichen wir das flache Hinterland der Petite Côte, wo sich tausende Villen und Gästehäuser, vornehmlich von Franzosen, wie Perlen auf einer Schnur entlang der Küste ziehen. Bei Popenguine mit seiner Wallfahrtskirche finden wir am Rand des Weilers Ndeyane eine Baulücke direkt am Strand, und schon genießen wir wieder die ländliche Ruhe, freundlich begrüßt von fischanbietenden Jungs und unermüdlichen Joggern.

Nach einer erfrischend kühlen Nacht wird es jedoch schnell wieder richtig heiß und wir entscheiden deshalb, auf einen weiteren Strandtag zu verzichten. Über Mbour kommen wir nach Joal-Fadiouth und seinen vorgelagerten „Muschelinseln“. Diese künstlich mit Millionen von Muscheln aufgeschütteten Inseln sind von einer mehrheitlich christlichen Gemeinde bewohnt, was auch die unzähligen Schweine samt Ferkel erklärt, die durch das saubere Dorf wuseln. Neben der bewohnten gibt es noch eine Friedhofsinsel und eine Insel mit den Hirsespeichern, die sich hinter dichten Mangrovenbüschen verstecken. Ein erster, von einem obligatorischen Führer begleiteter Rundgang gibt uns dann einen sehr guten Einblick in die Dorfgemeinschaft von hier problemlos zusammen lebenden Christen und Moslems. Bei diesem Rundgang sehen wir, dass die Friedhofsinsel eigentlich gar keine mehr ist und nun über einen aufgeschütteten Damm von hinten sogar mit dem Auto angefahren werden kann. Das machen wir dann auch und genießen dort einen herrlich ruhigen Übernachtungsplatz.

Ndeyane – Popenguine – Mbour – Joal-Fadiouth  -  190 Tage unterwegs – 15360 km

02.November 2014 - Allerheiligenmesse in Fadiouth

Nach einer ungestörten Nacht hinter dem Friedhof spazieren wir wieder ins Dorf hinüber, um die heutige Allerheiligenmesse mitzuerleben. Eigentlich sind wir ja keine Kirchgänger, doch wir wollen mal sehen, wie das hier so abläuft. Die fast tausend Menschen fassende, oktogon angelegte Kirche füllt sich schnell, der Chor erinnert ein wenig an Gospelsänger, die Stimmung ist feierlich-fröhlich, nicht so steif wie bei uns, und nimmt uns schnell mit. Die zwei Stunden vergehen wie im Flug, und nach dem abschließenden Abendmahl und dem finalen Song zerstreut sich die im bunten Sonntagsstaat ausstaffierte Gemeinde schnell im Dorf. Wir setzen uns zu zwei alten Herren, die wir schon am Vortag kennen gelernt hatten, und werden von vielen Vorbeischlendernden herzlich begrüßt. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir auch, dass die von uns am Vortag im Touristenoffice entrichtete „Eintrittsgebühr“  nicht wie dort behauptet der Dorfgemeinschaft zugutekommt…

Am frühen Nachmittag verabschieden wir uns von den herzlichen Menschen und holpern über eine schrecklich ausgefahrene Piste hinüber auf die langgestreckte Halbinsel Sangomar und finden am Ortsrand von Palmarin einen ruhigen Platz direkt am Meer.

Joal-Fadiouth – Samba Dia – Palmarin  -  191 Tage unterwegs – 15395 km

03. – 05.November 2014 - Entspannte Tage in Palmarin

Wir stehen am Ortsrand des kleinen Dorfes auf dem Grundstück von Leopold, direkt neben seinem großen Erdnussfeld, nur wenige Schritte entfernt vom einsamen Strand. Die Menschen hier sind ausgesprochen freundlich und zurückhaltend, und nach nur wenigen Stunden kennt man uns schon. Unser täglicher Strandspaziergang führt uns bei den Fischern des Ortes vorbei und wir erstehen direkt „ab Netz“ zwei herrliche Seeteufel, das Edelste , was das Meer hier so hergibt. Am Nachmittag und auch am nächsten Tag finden wir nochmal zwei am Strand, angespült von der nächtlichen Flut. Was für ein Festschmaus für die nächsten Tage!

Ein kurzer Ausflug nach Djifer, dem letzten Dorf hier auf der schmalen Landzunge, Wasser auffüllen beim Dorfhändler für Baustoffe, abends eine Einladung ins Dorf zum Couscousessen – so vergehen die drei Tage hier wie im Flug. Und viel Baden und Lesen…

Palmarin/Djifer  -  194 Tage unterwegs – 15420 km

06.November 2014 - Ein Schulbesuch

Wir erfahren von einigen Burschen, dass sie Deutsch in der Schule lernen. Das interessiert uns natürlich und wir vereinbaren einen Besuch dort. Das gesamte Lehrerkollegium einschließlich Direktor ist anwesend als wir kommen, wir werden umfassend informiert und versprechen, Kontakt in Deutschland und Österreich für einen eventuellen Besuch von Schülern herzustellen.

Anschließend verlassen wir diesen netten Ort und fahren um den gesamten Nationalpark von Saloum herum auf einer zum Teil wirklich üblen Restteerstraße nach Kaolack, wo wir uns hartnäckig durch den dortigen Markt feilschen und schlussendlich zu vernünftigen Preisen unsere Vorräte auffüllen. Südlich der quirligen Stadt schlagen wir uns dann in die Büsche, werden von drei älteren Herren des naheliegenden Dorfes freundlich begrüßt und geben uns dann einem unserer frischen Seeteufel hin…

Palmarin – Tataguine – Fatick – südl. Kaolack  -  195 Tage unterwegs – 15580 km

07.November 2014 - Fährchaos am Gambia-River

Auf dem Weg in den Süden Senegals müssen wir 25 Kilometer im Transit durch das kleine Gambia. Dabei wird der Gambia-River auf einer altersschwachen Fähre gequert. Schon ab Nioro quält uns eine Piste, die jeder Beschreibung spottet – Teerreste, tiefe Schlaglöcher, Querrillen vom Feinsten. Meist geht es nur im Schritttempo durch den roten Staub, was „Manni“ den Teint eines Indianers gibt. Die Grenzformalitäten für den Transit samt dem Abwimmeln aller möglichen erfundenen Gebühren sind in einer halben Stunde durch, und wir reihen uns ein paar Kilometer weiter in die endlos erscheinende Schlange vor der Fähre ein. Nur eine von drei dieser verrosteten Kähne ist in Betrieb, die anderen Beiden haben mal wieder den Geist aufgegeben. Entsprechend lange dauert der Spaß nun. Das Angebot, der Polizei und dem Lademeister etwas zuzustecken, um an der Schlange vorbei zu kommen, lehnen wir ab, und so stehen wir nach geschlagenen sieben Stunden endlich am Einlass zur Anlegestelle – nur ist jetzt Feierabend! Und so verbringen wir die Nacht gemeinsam mit jeder Menge Truckern direkt am Fähranleger.

Südl. Kaolack – Nioro – Grenze Senegal/Gambia – Farafenni  -  196 Tage unterwegs – 15655 km

08.November 2014 - In die Casamance

Die für sieben Uhr angekündigte Fähre legt so gegen neun Uhr ab, beladen mit rund 1000 Fußgängern und einigen PKW und LKW – und uns! Für die wenige hundert Meter lange Überfahrt braucht der altersschwache und sicher überladene Kahn dann samt eigenwilligem Anlegemanöver mehr als eine Stunde. Afrika eben… Aber wir sind drüben und gleich darauf auch wieder an der Grenze zurück in den Senegal. Ein paar Euro werden wir noch los, und schon sind wir wieder raus aus Gambia mit seinen eher unangenehmen Offiziellen. Über Bounkiling und Bignona, durch eine herrlich grüne und üppig bewachsene Landschaft, erreichen wir das inmitten weiter Mangrovenwälder liegende Ziguinchor, den Hauptort der Casamance. Hier ist nach wie vor eine Rebellenbewegung aktiv, und so begegnen wir sehr viel Militär und Kontrollen, die jedoch alle sehr freundlich sind. In einem kleinen Park gegenüber der Provinzverwaltung parken wir, begleitet von lebhaftem Geschnatter unzähliger Störche für die Nacht, bestens bewacht von der Schutztruppe des Gouverneurs.

Farafenni – Grenze Gambia/Senegal – Bignona – Zinguinchor  -  197 Tage unterwegs – 15820 km

09. – 11.November 2014 - Relaxen an der Atlantikküste

Ein gutes und schnelles Internet hier in Ziguinchor lässt uns unsere Website mal wieder auf Vordermann bringen und reichhaltig Kontakte mit Familie und Freunden pflegen. Am Nachmittag machen wir uns dann auf den Weg an die Küste, ans Cap Skirring. Unglaublich fruchtbar zeigt sich die Casamance, jede Menge exotischer Bäume und Pflanzen säumen die perfekte Straße, die aber auch kilometerlang durch Seenplatten mit dichtem Mangrovenbewuchs führt. In Cap Skirring hat uns dann der Tourismus, wenn auch in bescheidener Form, wieder. Club Med und Konsorten lauern auf europäische Gäste, viele Strandhäuser französischer Emigranten verhindern, einen vernünftigen Platz am Meer zu finden. Erst unterhalb des Dorfes Diembering finden wir das, was wir suchen – ein absolut einsames Plätzchen direkt am Strand. Dort verbringen wir die nächsten Tage, auch um das bisher Erlebte mal in Ruhe Revue passieren zu lassen.

Ziguinchor – Oussouye – Cap Skipping – Diembering  - 199 Tage unterwegs – 15915 km

12. – 13.November 2014 - „Karibische“ Atmosphäre in Elinkine

Bei freundlichen Ladenbesitzern in Cap Skirring füllen wir unsere Wassertanks wieder auf, dann starten wir hinein in das Innerste der Casamance, zum Fischerdorf Elinkine. Die Straße durch die tropische Botanik endet direkt an einem Flussarm der Casamance, umgeben von ärmlichen Hütten der hier lebenden Fischer vom Stamm der Serer und Diola-Bauern. Und es gibt ein Campement hier, geführt von den Bewohnern, so dass tatsächlich alle Einnahmen direkt dem Dorf zugutekommen. Die fünf Euro für die Übernachtung zahlen wir da natürlich gerne – und es ist hier fast ein wenig wie in der Karibik: Palmengesäumter Strand, kitschiger Postkartensonnenuntergang, eiskalter Sundowner vor dem Abendessen, ein zahmer Affe als Haustier und Krokodile im Bassin neben der Terrasse. Wir kaufen mal wieder direkt ab Fischerboot einen großen Seeteufel für nicht mal zwei Euro und lassen uns von der entspannten Stimmung im Dorf treiben. Und so bleiben wir abermals ein wenig hängen…

Diembering – Ossouye – Mlomp – Elinkine  -  201 Tage unterwegs – 15975 km

14.November 2014 - Zurück nach Ziguinchor

Den ganzen Vormittag genießen wir noch die herrliche Atmosphäre hier unter den Palmen, quatschen mit zwei Jungs aus Ghana, denen wir versprechen, ihre Familien im Februar dort zu besuchen und trinken auf unserer Dorfrunde Tee mit einigen Männern vor dem Krämerladen. Erst am Nachmittag lösen wir uns von diesen freundlichen Menschen und fahren zurück nach Ziguinchor, wo wir uns wieder sehr professionell durch den Markt feilschen, den Internetzugang eines Hotels nutzen und ein weiteres Mal unter den Fittichen des Militärs im kleinen Stadtpark nächtigen. Beim Einkaufen spricht uns plötzlich eine Dame in Deutsch an, es ist Daggi, ehemalige Krankenschwester aus Düsseldorf, die nun schon seit vier Jahren hier ihren Ruhestand verbringt und dabei ein kleines Restaurant aufgebaut hat. Sie freut sich sehr, mal wieder deutsche Stimmen zu hören und wir versprechen, sie morgen zu besuchen.

Elinkine – Mlomp – Ossouye – Ziguinchor  -  202 Tage unterwegs  -  16040 km

15. – 16. November 2014 - Die nördliche Casamance

Wir schlendern noch etwas durch das gemütliche Ziguinchor, man grüßt uns inzwischen allerorten wie alte Bekannte und fahren gegen Mittag zu Daggis Restaurant, wo wir den halben Nachmittag mit interessanten Geschichten verbummeln. Doch dann verlassen wir das nette Städtchen über die Brücke, die sich über die Casamance spannt und genießen die kurzweilige Fahrt durch die herrliche Natur. In Kafountine fällt es uns nicht leicht, einen schönen Platz zu finden, da die empfohlenen Campements nicht mit dem LKW erreichbar sind und es keine Möglichkeit gibt, an den Strand zu kommen. Erst als wir die undurchdringlich scheinenden Rauchschwaden der Fischräucheröfen am südlichen Ortsende queren, entdecken wir zwischen netten Häusern eine freie Stelle direkt am Meer.

Hier bleiben wir erst mal, besuchen die Fischer und ihre Räucheröfen und sind beeindruckt von den Bedingungen, unter denen diese harte Arbeit geleistet werden muss. Der Strand ist übersät mit Fischen, die aus den Netzen gefallen sind, und auch wir „pflücken“ uns zwei frische Exemplare und kaufen uns noch einige dazu.

Ziguinchor – Bignona – Diouloulou – Kafountine  -  204 Tage unterwegs – 16165 km

17. – 18. November 2014 - Interessante Menschen…

…lernen wir hier kennen. Ibrahima, Künstlername „I Caramba“, ein Maler, lädt uns in sein Haus am Strand ein. Hier sitzen wir auf der Veranda, der Wind spielt mit den aufgehängten Muschelketten, wir rösten Erdnüsse über dem Feuer und lauschen der Brandung des Ozeans. Caramba malt für unseren Geschmack wirklich gut, es sind hauptsächlich naive Darstellungen traditionellen Lebens mit explosiven Farbkompositionen. Wir werden viele seiner Werke auf unserer Facebookseite vorstellen, um ihm zu helfen, vielleicht auch einige davon in Deutschland zu verkaufen.

Und dann besuchen wir Kurt, einen Schweizer Schreiner, der seit fünf Jahren hier lebt, inzwischen mit Amina, einer sehr netten Senegalesin verheiratet ist, und eine jetzt offiziell anerkannte Ausbildungsstätte für junge Burschen aufgebaut hat. Er führt uns durch seine Werkstatt und sein unerschütterlicher Enthusiasmus, mit dem er alle Hürden und Schwierigkeiten überwunden hat, begeistert uns sofort. Wir verabreden uns auch für den nächsten Abend, und wir bekommen eine Menge interessanter Details seines Lebens und seiner Arbeit hier mit.

Wir sind begeistert von seiner Arbeit und nehmen ihn deshalb in unsere Spendenvorschläge für „Mantoco hilft den Kindern dieser Welt“ auf.

Kafountine – Albadar – Abene – Kafountine  -  206 Tage unterwegs – 16200 km

19.November 2014 - Auf nach Gambia

Im Laufe des Vormittags verlassen wir Kurt und seine Familie und fahren zur nicht weit entfernten Grenze. Was für eine Überraschung erleben wir dort – sowohl auf senegalesischer als auch auf gambischer Seite sind alle Offiziellen extrem freundlich, kompetent, schnell und korruptionsfrei! Dieser afrikanische Grenzübergang verdient sich die Bestnote! Wir tauschen noch Geld am Schwarzmarkt, lernen Armando, einen Südafrikaner portugiesischer Abstammung kennen, mit dem wir uns für die nächsten Tage lose verabreden, und stürzen uns in ein neues Abenteuer. Viele Kontrollen, Polizei, Zoll, Drogenfahndung, immer freundlich, aber irgendwann auch ein bisschen nervig, begleiten uns durch den ersten Tag. Nach Abstechern zu den Stränden von Kartung und Gunjur landen wir schließlich am „Paradise Beach“ bei Sanyang und finden hier einen Platz unter Palmen direkt am Meer.

Kafountine – Grenze Senegal/Gambia – Brikama – Sanyang  - 207 Tage unterwegs – 16330 km

20. – 21.November 2014 - „Nice to be nice…“

Es dauert nicht allzu lange, und wir sind bekannt im Dorf. Wir kaufen frischen Fisch ab Piroge, quatschen mit den Jungs, die nichts weiter zu tun haben, als zu quatschen, lassen uns einen Abend in einer Strandbude lecker bekochen, baden und spazieren am Ufer entlang – die gambische Lebensweise hat uns fest im Griff!

Sanyang Paradise Beach  -  209 Tage unterwegs – 16330 km

22. – 26.November 2014 - Banjul und Umgebung

Die Tage sind ausgefüllt mit Supermärkte leerkaufen, Gasflaschen auffüllen, Tankstellenpächter beglücken, Internetarbeiten erledigen, unseren neuen Laptop, den uns andere Traveller freundlicherweise aus Deutschland per Flieger mitgebracht haben, auf dem Sukuta-Camp in Empfang nehmen, Wäsche waschen, Wassertanks reinigen und wieder auffüllen, und so weiter…

Dazwischen besuchen wir in Bakau den Kachikaly Crocodile Pool, ein für die Einheimischen heiliger Platz mit einem größeren Tümpel, in dem sich mehrere Dutzend Krokodile tummeln, bummeln über den ursprünglichen Albert-Markt in Banjul und treffen uns wir vereinbart mit Armando. Der erweist sich für uns als der Glücksgriff schlechthin! Er arbeitet für ein amerikanisches Unternehmen, das Dependancen in den verschiedensten afrikanischen Ländern hat, und wir bekommen einen Stapel Adressen mit tollen Übernachtungsplätzen, Einladungsschreiben für Visabeschaffungen und schlussendlich einen tollen neuen Freund, der in Sambia auf seinem eigenen Camp auch einen ausgebauten LKW stehen hat. Was für eine super Anlaufstelle!

Sanyang – Sukuta – Banjul – Bijilo  -  214 Tage unterwegs – 16430 km

27. – 30.November 2014 - Bei Armando und nochmal am Paradise Beach

Natürlich lässt es sich Armando nicht nehmen, uns zu sich nach Hause einzuladen. Und so parken wir nun innerhalb seines Grundstücks direkt vor seinem großen Haus und genießen ein Badezimmer halb so groß wie „Manni“, laben uns an reichhaltigem Frühstück und feinstem Abendessen, liebevoll vorbereitet von Fatou, seiner Haushälterin, sein Fahrer kutschiert uns geduldig nach Banjul und zurück, und abends leeren wir gemeinsam ein paar seiner guten südafrikanischen und portugiesischen Rotweinflaschen.

Wir entscheiden uns, nochmal für ein paar Tage an den herrlichen Paradise Beach bei Sanyang zu fahren und Armando verspricht, uns am Wochenende dort zu besuchen. So verbringen wir  noch einmal wunderbar entspannte Tage in der ruhigen Bucht, Armando bringt jede Menge zu essen und trinken mit, wir spendieren frischen Fisch und unser Zelt für ihn zum Übernachten und so vergeht die Zeit wie im Flug.

Bijilo – Sanyang Paradise Beach  -  218 Tage unterwegs – 16460 km

01.Dezember 2014 - Entlang dem Gambia-River

Genug gefaulenzt, wir wollen mal wieder etwas Neues sehen. Wir verabschieden uns vom halben Dorf und verlassen die Atlantikküste für die nächsten Wochen. In Brikama schlendern wir über den quirligen Wochenmarkt, ergänzen unsere Vorräte und biegen ein auf die nagelneue Überlandstraße in den Osten des Landes. Viele Polizei- und Militärkontrollen hindern unser Fortkommen immer wieder, alle jedoch sehr freundlich und unaufdringlich, wobei wir das Gefühl nicht loswerden, dass sie selbst nicht so richtig wissen, was sie eigentlich kontrollieren. Die Dörfer an der Straße machen einen sehr gepflegten Eindruck, die Felder sind gut bestellt, die Menschen winken. Tropischer Wald, dazwischen Rinder und Ziegen, das Land ist unglaublich fruchtbar. Und trotzdem muss Gemüse importiert werden, es fehlt einfach an organisiertem Anbau.

In Tendaba, einem winzigen Nest direkt am Gambia-River, parken wir direkt zwischen Dorfmoschee und Bootsanleger, dem Mittelpunkt der Gemeinde. Schon nach kurzer Zeit sind wir der Mittelpunkt der Menschen hier, Kinder umlagern uns und die Erwachsenen heißen uns herzlich willkommen. Und als die Sonne den behäbig dahinfließenden Strom in ein romantisches Licht taucht, erste Küchenfeuer zwischen den kleinen Häusern in den rötlich verfärbten Abendhimmel aufsteigen, die letzten Fischer ihre wackeligen Pirogen an Land ziehen, da ist sie dann plötzlich wieder, diese unverfälscht afrikanische Stimmung…

Sanyang – Brikama – Tendaba  -  219 Tage unterwegs – 16600 km

02. – 03.Dezember 2014 - Wir treffen auf den Präsidenten Gambias

Irgendetwas ist anders als gewöhnlich, als wir so durch die Dörfer fahren. Jede Menge Menschen sind unterwegs, mehr Polizei und Militär als sonst sichert die Straße, vor jeder Schule sind die Kinder in ihrer adretten Schulkleidung aufmarschiert. Von einem Polizisten erfahren wir, dass der Präsident heute in Georgetown weilt und nun wohl bald hier vorbeirauschen wird. Und so ist es dann auch. Nachdem erst wir die Massen der winkenden und jubelnden Kinder für uns vereinnahmen durften - „Toubab, Toubab, Toubab!“ skandieren sie, wenn wir ihre dicht geschlossenen Reihen passieren und zurückwinken - werden wir von einer entgegenkommenden Polizeistreife an den Straßenrand gedrängt und bald darauf passieren uns in rasantem Tempo bis an die Zähne bewaffnete Militärfahrzeuge, kugelsichere, gepanzerte Hummer-Geländewagen und jede Menge Security-SUW`s mit aufgeblendeten Scheinwerfern und abgedunkelten Scheiben. Was für eine Farce! Eine für Diktatoren typische Demonstration der Macht…

Georgetown, die ehemals wichtigste Stadt im Osten Gambias, rottet so langsam vor sich hin, hier hält uns nichts, und wir fahren noch ein Stückchen weiter nach Bansang, einem weiteren Nest hier am Gambia-River. Wir entdecken am Ortsrand einen ruhigen Platz in einem ummauerten Grundstück samt Terrasse direkt am Fluss, fragen, ob wir hier nächtigen dürfen und schon genießen wir eine herrliche Ruhe, abgeschirmt von afrikanischer Betriebsamkeit. Das brauchen wir heute mal…

Und weil es hier so schön gemütlich zugeht, bleiben wir gleich noch einen Tag, schlendern mit Bamba, dem jungen Metallarbeiter, der auf dem Grundstück arbeitet, durchs Städtchen, quatschen  mit den freundlichen Menschen auf dem Markt und in den Läden, den pfiffigen Kindern, die uns rund um „Manni“ belagern und relaxen ausgiebig auf der Terrasse am Ufer des Gambia-River.

Tendaba – Soma – Georgetown – Bansang  -  221 Tage unterwegs – 16790 km

04.Dezember 2014 - Zurück in den Senegal

Nach der herzlichen Verabschiedung unserer Gastgeber und einer kurzen Fahrt nach Basse stehen wir auch schon an der Grenze. Und erleben eine große Überraschung: auf beiden Seiten der Abfertigung läuft es wie geschmiert, Pässe und Carnet de Passage aus- und einstempeln in minutenschnelle, keinerlei Fragen nach Geschenken oder irgendwelcher obskuren Gebühren ohne Quittung, keine Fahrzeugkontrolle, nichts! Nur freundliches Lachen, palavern über Fußball und da speziell rund um den FC Bayern, „enjoy your journey, bon voyage…“ Na sowas – geht doch auch in Afrika!

Über Velingara und durch die typischen, strohgedeckten Rundhüttendörfer rund um Missira erreichen wir bei Temperaturen knapp unter 40°C bei Wassadou die Grenze des Nationalparks Niokolo-Koba und stellen uns dort für die Nacht an den Rand des Dorfes unter hohe Palmen.

Bansang – Basse – Grenze Gambia/Senegal – Missira – Wassadou  -  222 Tage unterwegs – 17010 km

05.Dezember 2014 - Im äußersten Südosten Senegals

Auf der Fahrt nach Kedougou queren wir den Nationalpark Niokolo-Koba, der zu dieser Jahreszeit allerdings nicht wirklich interessant ist, da sich die Tiere hier im hoch gewachsenen Gras bestens verbergen können. Und so sehen wir lediglich ein paar Grünmeerkatzen und ein fettes Warzenschwein. Je weiter wir nach Südosten vorstoßen, umso mehr verändert sich die Landschaft, es wird hügelig. Die Ausläufer der Berge Guineas prägen nun das Bild, als wir schließlich Kedougou erreichen. Kaum halten wir an, werden wir in sehr gutem Deutsch begrüßt – es ist Brahima, ein Multilinguistiktalent, Künstler und Autor. Wir verstehen uns sofort prima und verquatschen den halben Nachmittag, bevor wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz machen. Der Zufall führt uns zu einer evangelischen Missionsstation, die herrlich oberhalb des Gambia-Rivers liegt, wo uns Patricia und Steve aus den USA sogleich herzlich begrüßen, uns einen Platz für die Nacht im Innenhof anbieten und wir gemein einen netten Abend verbringen.

Wassadou – NP Niokolo-Koba – Kedougou  -  223 Tage unterwegs – 17190 km

06. – 07.Dezember 2014 - Ins Grenzland zu Guinea

Der Tag verfliegt mit Wasser auffüllen, Einkaufen gehen, mit Brahima und belgischen Travellern auf ihrem Weg nach Südafrika quatschen, Geld wechseln und Internetarbeiten. Am Nachmittag fahren wir dann mit unseren amerikanischen Missionaren im Schlepptau tief hinein in die Grenzregion zu Guinea. In der Nähe des dort versteckt liegenden Dorfes Dindefelo ergießt sich ein herrlich kühler Wasserfall über 80 Meter in die Tiefe und füllt dabei ein geniales Badebecken. Dorthin wandern wir durch dichten Regenwald und genießen das erfrischende Nass, bevor wir uns neben den strohgedeckten Rundhütten häuslich niederlassen.

Schon früh am Morgen wecken uns die Geräusche des erwachenden Dorfes. Wir spazieren lange um die strohgedeckten Hütten und kleinen, sauber angelegten Gärten, beobachten die Mädchen beim Hirsestampfen und Wasser holen und genießen dabei das unaufgeregte afrikanische Landleben. Anschließend wandern wir ein weiteres Mal hinauf zum Wasserfall, um uns das herrlich kühle Wasser über den Kopf laufen zu lassen. Dann geht es über die stellenweise übel ausgefahrene und staubige Piste zurück nach Kedougou, wo wir uns wieder auf dem Hof der amerikanischen Missionare einfinden.

Kedougou – Segou – Dindefelo  -  225 Tage unterwegs – 17270 km

08. – 09.Dezember 2014 - Wir sind in Mali!

Den Tag verbringen wir damit, „Manni“ mal wieder auf Vordermann zu bringen, die Waschmaschine unserer Gastgeber zu füllen und unsere Website zu aktualisieren. Den Abend verquatschen wir dann mit allerlei afrikanischen Anekdoten gemeinsam mit unseren amerikanischen Missionaren, die seit vielen Jahren im Kongo und im Senegal tätig sind.

Heute geht es nun endlich weiter nach Mali. Letzte Einkäufe in der Stadt – wir finden u.a. einen Zwölferkarton trinkbaren Rotwein, den wir kennen! – und schon sind wir auf der Straße in Richtung Grenze. Diese erst vor zwei Jahren fertig gestellte Straße weist jetzt schon wieder teilweise erhebliche Schäden auf, kein Wunder, die Teerdecke ist hauchdünn. Über Saraya erreichen wir den Grenzfluss Faleme. Der senegalesische Posten ist in rekordverdächtigen zehn Minuten fertig mit uns, auch die malische Polizei macht einen korrekten Job. Nur der malische Zollchef denkt, er kann uns abzocken. Doch er hat keine Chance, nach einer Stunde harter Diskussion sind wir mit ordnungsgemäßen Quittungen durch.

Kurz vor Kenieba zweigen wir auf eine staubige Piste entlang der steil aufragenden Falaise de Tambaoura ab, und nach dem Passieren einiger Rundhüttendörfer schlagen wir uns seitlich in die spärlichen Büsche, die von den häufigen Brandrodungen übrig gelassen wurden.  Und jetzt haben wir endlich Zeit, unseren dritten Hochzeitstag mit der uns seinerzeit von der Stadt Tölz überreichten Flasche Sekt gebührend zu feiern!

Kedougou – Saraya – Grenze Senegal/Mali – Kenieba – Falaise  -  227 Tage unterwegs – 17425 km

10.Dezember 2014 - Auf abenteuerlicher Piste über die Falaise de Tambaoura

Am späten Vormittag wagen wir uns an die Piste, die über die Falaise de Tambaoura führt. Schmal und ziemlich zugewachsen schlängelt sie sich durchs dicht bewachsene Farmland. Schon bald stehen wir an der steilen Auffahrtsrampe hinauf auf das bewaldete Plateau. Über steinige und enge Passagen kämpft sich „Manni“ höher und höher, und so erreichen wir auch schon bald das Dorf Kassama. Wir ernten überraschte Blicke – wann kommt hier schon mal ein LKW durch; die Kinder lachen und winken uns zu. Jetzt wird die Piste so langsam zur Mopedstrecke, wir suchen uns unseren Weg oft kreuz und quer durchs Gelände. Unsere Säge kommt nun alle paar Meter zum Einsatz, so dicht versperren uns immer wieder dicke Äste das Durchkommen. Die hunderttausend Kleinen beachten wir schon gar nicht mehr – „Manni“ leidet…

Nach einigen herrlich ursprünglichen Dörfern, die wir langsam durchfahren, entschließen wir uns, in Batar, wie wir später erfahren, zu bleiben. Direkt am Dorfrand, auf einem abgeernteten Feld unter einem riesigen Baum bleiben wir stehen und sind sofort Mittelpunkt des Interesses. Ein erster Rundgang mit Begrüßung des Dorfchefs zeigt uns ein wunderbar afrikanisches Dorf, das aus einem Bilderbuch entsprungen sein könnte. Als schließlich die Dunkelheit über uns hereinbricht, sind wir dann auch sofort alleine, alles ist ruhig, nur ein paar Küchenfeuer brennen noch.

Falaise – Kassama – Batar  -  228 Tage unterwegs – 17460

11.Dezember 2014 - Ein morgendlicher Reifenwechsel und fast der Supergau!

Es ist noch dunkel, als uns plötzlich ein aufdringliches Zischen aufschreckt. Unser linker Hinterreifen verliert aus heiterem Himmel Luft! Also nichts wie raus aus den Federn, gleich mal den Wagenheber platziert und dann entspannt gewechselt. Für Zuschauer ist es noch zu früh, lediglich unser direkter Nachbar kommt zu uns herüber und hilft spontan mit.

Da es im Dorf keine Schule gibt, sind wir natürlich schon bald von sämtlichen Kindern des Dorfes umzingelt, die uns bei einem neuerlichen Dorfspaziergang begleiten. Die Menschen hier sind ausnehmend freundlich, wir genießen das Leben zwischen Kühe melken, Hirse stampfen und Wasser holen, bewundern Gärten und Hütten und haben uns endgültig einen Ehrenplatz bei den Kindern verdient, als wir sie mit einem nagelneuen Fußball beglücken, der natürlich sofort zum Kicken herhalten muss.

Erst gegen Mittag verabschieden wir uns und kämpfen uns buchstäblich Meter für Meter weiter in Richtung Osten, durch abenteuerliche Furten und über zugewachsene Pfade. Und dann passiert es! Wir übersehen eine sumpfige Stelle am Rande der Mopedspur, denn breiter ist die Piste hier nirgends. „Manni“ fährt sich augenblicklich fest und neigt sich gefährlich auf die Seite. Erst als die Differentiale auf dem Boden aufliegen, kommt er zum Stillstand. Ganz vorsichtig klettern wir hinaus und begutachten das Malheur. Panik, Schock und die Erkenntnis, nun sehr schnell handeln zu müssen, wechseln sich ab. Wir stabilisieren „Manni“ mit Hilfe zufällig Vorbeikommender, schlagen unser Zelt auf und hoffen, dass er morgen noch auf seinen vier Rädern steht und nicht umgefallen ist.

Batar – Sumpfwiese  -  229 Tage unterwegs – 17475 km

12.Dezember 2014 - Schaufeln, was das Zeug hält.

Die Nacht war mehr als unruhig, immer wieder schielten wir nach draußen, ob „Manni“ noch steht. Im Morgengrauen beginnen wir mit den Arbeiten, alsbald von mehr und mehr Helfern aus den umliegenden Dörfern unterstützt. Und es gelingt uns, „Manni“ wieder in eine stabile horizontale Lage zu schaufeln. Der durchdrängte Lehmboden füllt sich nach jedem Spatenstich jedoch sofort wieder mit Wasser und bald sehen wir alle aus wie suhlende Schweine. Trotz ununterbrochener Bemühungen gelingt es uns bis zum Abend nicht, „Manni“ endgültig aus seinem inzwischen metertiefen Loch zu befreien, allerdings können wir ihn zumindest wieder betreten und drinnen schlafen, auch wenn wir noch ganz schön nach hinten geneigt stehen. Aber er kann zumindest nicht mehr umkippen…

Sumpfwiese  -  230 Tage unterwegs – 17475 km

13.Dezember 2014 - Wir fahren wieder!

Nach einer erholsamen Nacht - wir waren fix und fertig – trudeln unsere Helfer so nach und nach bei uns ein. Wir besprechen die Lage und arbeiten einen klaren Plan heraus. Und sofort machen sich die Jungs an die schwere Arbeit, graben sich tief in den lehmigen Boden und trassieren eine Ausfahrtsrampe mit massiven Steinen. Und es klappt, zumindest im Ansatz. „Manni“ macht ein paar Meter gut, bevor er sich mit lautem Schmatzen hinten rechts wieder tief eingäbt. Doch die Jungs sind zuversichtlich, machen uns Mut. Nach weiteren zwei Stunden Arbeit wagen wir den finalen Versuch. Unter lauten Jubel der grabenden Truppe hechtet sich „Manni“ endgültig auf trockenes Terrain!

Wir entlohnen die wirklich fleißigen Jungs großzügig, räumen alles wieder ein und weiter geht’s! Doch schon nach ein paar Metern wird der Pfad so dicht, dass wir sogar die Kettensäge zum Einsatz kommen lassen – wir müssen ganze Bäume fällen! Doch so nach und nach arbeiten wir uns durch das Gestrüpp, erreichen das Dorf Nanifara. Hier ist heute Wochenmarkt, bunt und authentisch, fast alle grüßen uns, erkennen uns als die verrückten „Toubabs“, die sich mit dem „Camion“ in der Sumpfwiese eingegraben hatten. Ein paar harte Kilometer und eine wirklich abenteuerliche Flussüberquerung weiter stellen wir uns an den Dorfrand von Fore, idyllisch zwischen riesigen Mangobäumen und umrahmt von den steil aufragenden Wänden der Falaise de Tamboura.

Sumpfwiese – Nanifara – Fore  -  231 Tage unterwegs – 17490 km

14.Dezember 2014 - Zurück in der „Zivilisation“

 

Schon früh am Morgen werden wir von einem der Bewohner Fores abgeholt und er führt uns den ganzen Vormittag durch sein Dorf, stellt uns seinen Familien und Nachbarn vor und natürlich auch dem Dorfchef.  Dank dieser ausführlichen Runde bekommen wir einen tollen Einblick in das wirkliche Dorfleben. Gegen Mittag verabschieden wir uns von diesen herzlichen Menschen und machen uns auf die letzte Etappe dieser Falaisedurchquerung.

Bei einer abenteuerlichen Abfahrt über einen felsigen Abbruch lernen wir den hier aus der Gegend stammenden hochrangigen Polizisten aus der Hauptstadt kennen, der uns zu sich nach Hause einlädt, sollten wir in Bamako sein und uns für eine reibungslose Kontaktaufnahme auch noch eines seiner beiden Handys mit seiner eingespeicherten Nummer gibt. Und falls wir unterwegs mit irgendeinem nervigen Polizeiposten Probleme haben sollten oder sonst irgendetwas nicht rund läuft, dann sollen wir ihn sofort anrufen und er klärt das dann. Unglaublich…

In Koundian arrangiert er dann noch ein Treffen mit den dortigen Unterpräfekten und den Dorfhonoratoren, damit wir ihnen die bedauernswerte, touristische Situation aus unserer Sicht darlegen. Anschließend fahren wir auf zwar nun breiterer, jedoch nicht unbedingt besserer Piste nach Manantali, dem größten Ort hier in der Region. Hier bestimmt eine riesige Staumauer, gebaut von deutschen Ingenieuren, das Bild. Nach einem kurzen Besuch auf dem Markt kommen wir zum direkt am Bafing gelegenen Cool Camp von Casper, einem holländischen Weltreisenden, der hier vor drei Jahren endgültig hängen geblieben ist.

Fore – Koundian – Manantali – Cool Camp  -  232 Tage unterwegs – 17540 km

15. – 16.Dezember 2014 - Wir lecken unsere Wunden…

Die letzten Tage waren unglaublich erlebnisreich, aufregend, zermürbend, schlussendlich aber auch herrlich intensiv. „Manni“ sieht aus wie ein Wildschwein, innen und vor allem außen, auch wir haben dringend eine Pflegeeinheit nötig. Caspers Camp eignet hierfür hervorragend, er hat hier in mühevoller Kleinarbeit einen wundervollen Garten geschaffen. Mangobäume, Bananenstauden, Blumenstöcke, Tomaten, Papaya und vieles mehr schaffen eine herrlich entspannte Atmosphäre, wir baden im Bafing, fahren mit ihm auf den Markt nach Manantali, putzen, reparieren und checken „Manni“ durch und ehe  wir uns versehen, ist der Tag rum und wir sind schon wieder totmüde…

Heute ist nun endlich entspannen angesagt. Wir genießen die herrliche Ruhe am Flussufer, lauschen den verschiedenartigsten Vögeln, machen einfach mal so gut wie nichts. Und das tut uns richtig gut, wir laden unseren Akku wieder auf und sind bereit für Neues!

Manantali/Cool Camp  -  234 Tage unterwegs – 17540 km

17. – 18.Dezember 2014 - Auf nach Bamako,

der Hauptstadt Malis. Gut erholt und gestärkt verlassen wir Caspers tolles Camp, wünschen ihm alles Gute für seine Zukunft hier am Bafing und begeben uns auf die Piste nach Kita. Kurze geteerte Stücke wechseln sich ab mit guter Wellblechpiste und gepflasterten Furten. Und so erreichen wir relativ zügig erst Tambaga und schließlich Kita, wo wir uns auf dem urigen Markt mit dem Notwendigsten versorgen. Wenig später biegen wir von der hervorragenden Überlandstraße ab in die etwas eintönige Buschlandschaft und finden auch schnell einen vernünftigen Übernachtungsplatz.

Bamako empfängt uns mit viel Staub und noch mehr Mopeds. Alles läuft jedoch in sehr geordneten Bahnen ab, so dass wir schnell und problemlos die Botschaft von Burkina Faso finden und dort innerhalb einer Stunde unser nächstes Visum im Pass haben. Nun rufen wir unseren Polizisten an und er holt uns auch prompt ab. Wir fahren zu ihm nach Hause in einen der vielen konturlosen Vororte Bamakos und genießen die Gastfreundschaft seiner Familie.

Manantali – Kita – Kati – Bamako  -  236 Tage unterwegs – 17930 km

19. – 20.Dezember 2014 - Im „Ministere de Tourisme“

Sikkoto, unser Polizist, vermittelt uns einen Kontakt ins Tourismusministerium, wo wir schlussendlich mit einem halben Dutzend hochrangiger Mitarbeiter die Möglichkeiten diskutieren, wie man den am Boden liegenden Tourismus in Mali wieder auf die Beine bringen kann. Es entwickeln sich interessante Gespräche und natürlich auch die entsprechenden Kontakte.

Heute fahren wir das kurze Stück nach Siby, wieder nahe der Grenze zu Guinea inmitten einer attraktiven Gebirgslandschaft eingebettet. Dort findet an diesem Wochenende ein landesweit bekanntes Festival statt, das wir natürlich besuchen wollen. Das Ganze erweist sich allerdings als eine relativ fade Veranstaltung und wir verdrücken uns schon sehr bald ins Nachbardorf, um in vernünftigem Abstand zur gewöhnungsbedürftigen Musik Ruhe zu finden.

Bamako – Siby  -  238 Tage unterwegs – 18030 km

21.Dezember 2014 - Wandern rund um Siby und ein Traumplatz

Rund um Siby erheben sich steile Wände, Felsinseln inmitten unendlicher Mangoplantagen und ein gigantischer Felsbogen, der Arche de Kamadjan. Dort hinauf wandern wir und genießen einen herrlichen Blick über das gesamte Tal. Dabei entdecken wir eine brauchbare Fahrstraße auf ein schmales Plateau unterhalb des Felsbogens und entscheiden, hier oben unser Weihnachtslager aufzuschlagen. Natürlich erweist sich die ausgewaschene und reichlich zugewachsene Piste wieder mal als eine echte Herausforderung für „Manni“, die wir erst durch umfangreiche Abholzaktionen und Fahrrinnenauffüllungen für unseren Großen fahrbar machen. Doch der Aufwand lohnt sich – unser Standplatz hier oben ist sensationell! Direkt an der Abbruchkante stehen wir nun, inmitten hoch aufragender Felsen, unter uns die weite Ebene mit tausenden von Mangobäumen, soweit das Auge reicht. Weihnachten kann kommen…

Siby  -  239 Tage unterwegs – 18040 km

22. – 23.Dezember 2014 - Klettern…

…ist wieder mal angesagt. Einige der Felsen rund um Siby sind perfekt ausgestattet mit Kletterrouten, meist jedoch in hohen Schwierigkeitsgraden. Doch nicht weit von unserem Standplatz entdecken wir ein halbes Dutzend Toprope-Routen unserer Kragenweite bis zum sechsten Grad. Schattig unter dem luftigen Blätterdach riesiger Bäume toben wir uns zwei Vormittage lang aus, bis die Fingerspitzen brennen.

Den Rest der Tage und Abende verbringen wir ganz relaxt mit lesen, in die Landschaft schauen, kochen und am Lagerfeuer sitzend. Weihnachtszeit eben…

Siby  -  241 Tage unterwegs – 18040 km

24.Dezember 2014 - Ja ist denn schon Weihnachten?

Ganz unauffällig und nahezu unbemerkt hat sich der Weihnachtstag herangeschlichen. Starker Wind und sehr trübe Luft beeinträchtigen uns nur wenig, da der Duft eines frischgebackenen Kuchens durch „Manni“ wabert und uns fast schon in Lebkuchenstimmung versetzt. Der Tag zieht gemächlich dahin, und nach einem köstlichen Abendessen mit einem Glas Sekt und wohl temperiertem Rotwein ist Bescherung. Und als Conny das Überraschungsglas ihrer bevorzugten Lieblingshaselnusscreme mit freudestrahlenden Augen auspackt und statt dem Lichterbaum das Lagerfeuer unter dem unendlichen Sternenhimmel brennt, da ist sie dann doch noch bei uns angekommen, die Weihnachtsstimmung. Zumindest ein wenig…

Siby  -  242 Tage unterwegs – 18040 km

25. – 26.Dezember 2014 - Zurück in Bamako

 

Als wir so gemütlich am Lagerfeuer sitzen, schreckt uns plötzlich ein heller Lichtschein und Knistern, das schnell näher zu kommen scheint, auf. Brandrodung! Wir beobachten das Ganze eine Zeitlang und entscheiden uns dann, unseren Platz vorsichtshalber zu verlassen und unten im Dorf zu übernachten.

Zurück in Bamako erledigen wir eine ganze Menge anstehender Aufgaben wie unseren platten Reifen reparieren lassen, Geld wechseln, einkaufen, „newsletter“ verschicken, usw…

Am Nachmittag treffen wir uns nochmal mit den Herren vom Tourismusministerium, um mit Ihnen gemeinsam konkrete Maßnahmen für die Verbesserung des Tourismus in Mali zu diskutieren. Und schon ist der Tag wieder rum.

Siby – Bamako  -  244 Tage unterwegs – 18125 km

27.Dezember 2014 - Nochmal ein Besuch bei Fatamba und Sekoba.

Den ganzen Vormittag vertrödeln wir mit skypen und gegen Mittag stürmen wir dann zwei kleine, von Europäern und Libanesen geführte Supermärkte. Und wir können herrlich frischen und vor allem bezahlbaren Schinken erstehen. Was für ein Geschmack, als wir anschließend gleich mal die ersten Scheiben genussvoll einschieben…

Gegen Abend überraschen wir dann unsere Gastgeber von letzter Woche, Fatamba und Sekoba, die sich wirklich freuen, uns nochmal zu sehen. Natürlich lassen sie es sich nicht nehmen, für uns ordentlich zu kochen und wir müssen mal wieder mehr essen als uns eigentlich lieb ist. Aber nur eigentlich…

Bamako  -  245 Tage unterwegs – 18150 km

28. – 29.Dezember 2014 - Segou

Nach einer lustigen Fotosession, zu der sich unsere Gastgeber richtig in Schale geworfen haben, bedanken wir uns mit ein paar Kleinigkeiten für ihre Gastfreundschaft und machen uns auf den Weg nach Segou, der alten Handelsstadt am Niger. Die Überlandstraße ist top, und so fahren wir ganz entspannt gen Osten. In der Stadt finden wir einen guten Platz direkt am Nigerufer, um uns herum waschen die Frauen bergeweise Wäsche, die Kinder nehmen uns neugierig in Beschlag, die Männer kommen für einen Plausch vorbei, und so verpassen wir fast den eindrucksvollen Sonnenuntergang über diesem geschichtsträchtigen Strom.

Heute ist Markttag hier am Nigerufer, und aus allen Himmelsrichtungen strömen die Menschen mit vollbepackten Eselskarren und Pirogen ins Zentrum von Segou. Mehrmals lassen wir uns über den bunten Marktplatz treiben, kaufen ordentlich ein und genießen die ursprünglich-afrikanische Atmosphäre. Und abends begeistert uns ein weiteres Mal die so nur in Afrika untergehende Sonne…

Bamako – Segou  -  247 Tage unterwegs – 18370 km

30. – 31.Dezember 2014 - Jahreswechsel in Djenné

 

Es ist noch ein weiter Weg nach Djenné, der ältesten Handwerksmetropole Westafrikas und intellektuellen Hochburg des Islam. Aber sicher ein würdiger Ort, um das neue Jahr zu begrüßen. Und so nehmen wir die über 300 Kilometer unter die Räder, die wir dank vernünftiger Straße durch unspektakuläre Savannenlandschaft auch bequem runterspulen. Eine moderne Brücke überspannt  den Bani, wir passieren die Orte Bla und San und verstecken uns kurz vor der Fähre, die den Bani vor Djenné quert, für die Nacht hinter einigen dichten Bäumen.

In Djenné landen wir schlussendlich direkt auf dem freien Platz vor der eindrucksvollen Moschee, dem weltweit größten Lehmgebäude, in seiner heutigen Form inzwischen gut 100 Jahre alt. Sofort überfällt uns mangels weiterer Touristen ein Dutzend „Guides“, um uns ihre Dienste anzubieten. Wir erzählen ihnen, dass wir in offizieller Mission für das „Ministère de Tourisme“ hier sind und schon entspannt sich die Situation. Unbehelligt schlendern wir anschließend gemütlich durch die mittelalterlich anmutenden Gassen, springen über offene Abwasserkanäle, weichen riesigen Müllhalden aus und erwehren uns Heerscharen von Kindern. Aber inzwischen sind wir halbe Afrikaner und das Ganze stört uns nicht weiter.

Als uns dann nach einem leckeren Sylvestermenü und einer Flasche Sekt so gegen halb elf Uhr nachts langsam die Augen zufallen, lassen wir das neue Jahr ohne uns beginnen, es ist ja noch lang genug…

Abzweig nach Djenné – Fähre – Djenné  -  249 Tage unterwegs – 18715 km

Hier endet unser drittes Tagebuch, das unsere Reiseaufzeichnungen des Jahres 2014 enthält. Weiter geht es mit dem vierten Tagebuch…