unsere Route in West- und Zentralafrika

Afrika – Elfenbeinküste

01.Februar 2015 – 20.Februar 2015

Ab jetzt wird es tropisch…

…das merken wir sofort. Üppiges Grün begleitet uns auf unserem Weg direkt in den Süden, die Klamotten kleben auf der schweißnassen Haut, das Atmen fällt anfangs etwas schwer. Aber wir sind sicher, wir werden uns schnell daran gewöhnen – gewöhnen müssen…

 

Yamoussoukro

Nein, es ist keine Fata Morgana, und wir sind auch nicht plötzlich nach Rom gebeamt worden. Als hinter der letzten grünen Hügelkette im nachmittäglichen Dunst die gigantische Kuppel eines Doms auftaucht, glauben wir allerdings schon, einer Sinnestäuschung zu erliegen. Erst als wir etwas später in Ruhe unter Palmen vor dem verschwenderischen Monument persönlichen Größenwahnsinns sitzen, erfassen wir die eigentliche Farce.

Als der erste Präsident und Staatsgründer Felix H. nach 25 Jahren Regentschaft beschloss, seinen Untertanen seine ungebrochene Macht in Stein zu meißeln, fiel ihm nichts Besseres ein, als am Rande seines Heimatdorfes, denn mehr war Yamoussoukro damals nicht, einen Dom zu bauen, so mächtig wie der Petersdom in Rom. Im Vatikan war man darüber allerdings „not amused“, wie es so schön heißt, erst recht nicht, als das Teil größer und höher wurde als das Original in Rom, denn die Prunksucht hatten die Herrschaften dort ja nun eigentlich für sich gepachtet. Besonders unangenehm wurde das Ganze, als heraus kam, dass die Riesenkuppel rund 300 Millionen Dollar gekostet hatte. Auf die für ihn kleinliche Frage, woher denn diese unglaubliche Summe Geld gekommen sei, antwortete der Präsident mit einer generösen Handbewegung, dies sei seiner Privatschatulle entnommen und dem Volk geschenkt. Wessen Gelder jedoch welchen Weg zu jener Schatulle genommen hatten, nun, das verschwieg er geflissentlich, um sein Volk nicht unnötig zu beunruhigen.

Um nun seinen Dom zu legimitieren, lud er Papst Paule zur Einweihung ein. Diesem war dies jedoch auch nicht so recht, vor allem, weil die Internationalität weiterhin hartnäckig Spendengelder und Entwicklungshilfefonds nannte, wenn es um die ominöse Privatschatulle ging. Auf der anderen Seite konnte er aber schlecht grundlos absagen. Also stellte er zur Bedingung, dass neben dem Petersdomzwilling ein modernes Krankenhaus entstehen sollte. Nichts leichter als das, wurde ihm bescheinigt, und Paule flog beruhigt zur Einweihung. Das Krankenhaus ist übrigens nach weiteren 25 Jahren immer noch nicht wirklich in Betrieb…

So, nun hatte das Volk der Elfenbeinküste also den größten Dom der Welt. Unglücklicherweise stellte man sehr schnell fest, dass die laufenden Unterhaltskosten dermaßen immens waren, dass sie den Staatshaushalt, denn von Privatschatulle war nun plötzlich nicht mehr die Rede, dermaßen belasteten, dass der weitsichtige Staatsgründer das ganze Areal samt Prunkstück kurzerhand dem Vatikan schenkte. Über die dortigen Jubelarien ob dieses selbstlosen Geschenks ist mir leider nichts bekannt. Fakt ist nun, dass rund um den Dom ein exterritoriales Gebiet entstand, auf dem die Flagge des Vatikans fröhlich im feuchten Tropenwind flattert, und die exorbitanten Unterhaltskosten nun brav von unserer Kirchensteuer beglichen werden. Ganz schön clever, der Herr Felix…

Wir wollen jetzt nicht so kleinlich sein und uns hier mit dem lasterhaften Gedanken befassen, was man seinerzeit mit 300 Millionen Dollar sinnvolles hätte tun können und erfreuen uns einfach an der Maßlosigkeit inmitten tropischer Natur…

 

Regenwald

Grelle Blitze geben für Sekundenbruchteile einen raschen Blick frei auf den unheimlich erscheinenden Urwald hinter uns, der ohrenbetäubende Donner des nahen Gewitters lässt uns selbst in der schützenden Hülle „Mannis“ zusammenzucken. Der schwere Regen prasselt ununterbrochen auf unser Dach, vertreibet mühelos die drückende Schwüle des vergangenen Tages.

Wir sitzen mitten drin in der grünen Hölle, wie der dichte Regenwald oft genannt wird. Den ganzen Tag quälten wir uns über miese Pisten voller wassergefüllter Schlaglöcher, deren Tiefe meist nicht abgeschätzt werden konnte, passierten Brücken, die eher nach dem Motto „Augen zu und drüber“ befahren werden sollten, und gingen vor entgegenkommenden Schwerlastern in Deckung, die mit ihrem materialmordenden Tempo leicht eigene Schneisen durch den Wald bohren könnten. Doch die Fahrt entlang der liberianischen Grenze, die jahrzehntelang eine imaginäre Linie zwischen zwei chaotischen Staaten war, ist trotzdem spannend und abwechslungsreich. Dutzende große Dörfer mit überwiegend liberianischen Flüchtlingen, die vom UNHCR betreut  werden, liegen an dieser Strecke, viele Plantagen für Palmöl und Kautschuk bedrohen den einzigartigen Nationalpark Tai. Und wir erfahren, dass erst vor drei Wochen mal wieder Rebellen über die Grenze kamen und für Ärger und Schusswechsel sorgten. Aber die hätten es nicht auf Weiße abgesehen, beruhigte man uns. Na denn…

 

Die „Elfenbeinküste“

Eigentlich eine abgedroschene Phrase, diese Küste mal wieder paradiesisch zu nennen. Doch wir geben zu, so ähnlich konnte es damals gewesen sein. Feinster Sandstrand bis zum Horizont, menschenleer, vom Sturm gebeugte Palmen wiegen sich im leichten Wind, atlantische Wellen rollen lautstark heran und brechen sich im salzigen Dunst, bunte Fischerboote dümpeln in den wenigen geschützten Buchten und Häfen der einsamen Dörfer. Die Fischer bringen ihren Fang direkt zu dir, Langusten, Barrakudas, Thunfisch, Krabben und was weiß ich noch alles, reife Kokosnüsse klatschen mit einem dumpfem Laut neben dir in den weichen Sand, du knackst sie auf, trinkst die erfrischende Milch und genießt das kernige Innere.

Wenn dann die langsam untergehende Sonne hinter den grünen Urwaldriesen verschwindet und das Klimpern der Eiswürfel in deinem „Sundowner“ sich mit dem Zirren der Zikaden mischt, wenn der filetierte Fisch sich würzig auf deinem Grillrost breitmacht und deine Sinne das nahende Abendessen kaum erwarten können, wenn das Lagerfeuer zwischen den schlanken Stämmen der Palmen knackt und prasselt, dann fragst du dich, warum du nicht schon viel länger hier bist. Und du vergisst endgültig die Probleme dieser Welt, bist eingetaucht in einem wahren Paradies.

 

Fazit Elfenbeinküste

Zehn Jahre lang zwang ein heftiger Bürgerkrieg das einstmalige Vorzeigeland Westafrikas in die Knie. Seit drei Jahren nun herrscht ein wackeliger Frieden, bewacht von der UN und viel Militär. Nur ganz langsam geht es aufwärts, zumindest außerhalb von Abidjan. Denn die Metropole pulsiert bereits wieder wie eh und je. Über Land sieht es jedoch ganz anders aus. Die Menschen verharren vielerorts noch in gespenstiger Depression, sie verarbeiten das Erlebte. Arbeitsplätze sind rar, Zukunftsaussichten in weiter Ferne. Die Infrastruktur ist weitgehend in einem katastrophalen Zustand, nirgendwo sonst war das Straßennetz dermaßen schlecht gepflegt. Die Landwirtschaft beschränkt sich meist auf großflächige, exportorientierte Plantagenwirtschaft, es mangelt fast allerorts an Obst und Gemüse.

Ganz übel ist die Situation in den einst weltbekannten Nationalparks, früher attraktive Anziehungspunkte für internationale Besucher. Kaum Tiere haben die Kriegswirren überlebt, alles, was essbar war, wurde abgeschossen, die Flächen für den Kakaoanbau missbraucht. Nun gibt es meist nicht einmal Informationen für einen Besuch, die Zufahrtswege sind unpassierbar. Es wird sehr lange brauchen, bis die Parks wieder ihre frühere Attraktivität zurückgewonnen haben.

Das ganz große Plus sind die einmalig schönen Strände entlang des Atlantiks. Menschenleer ziehen sie sich über hunderte von Kilometern hin, nur selten erschlossen und nur dann auch erreichbar. Doch an diesen wenigen Plätzen finden wir wirklich Paradiesisches.

Hoffen wir, dass mit der Zeit die Wunden heilen, Stabilität einzieht und die Menschen wieder eine lebenswerte Zukunft erkennen. Sie haben es verdient.

 

 

Yamoussoukro - der gigantische Dom
Yamoussoukro - der gigantische Dom
Man, in den Bergen zu Guinea
Weber in Man - Männersache
Dorf in den Bergen von Man
Piste entlang der liberianischen Grenze
Ölpalmenplantage
Kautschukgewinnung
junge Frau
Kinderlachen
zweifelhafte Brücke
bunte Fischerboote in Tabou
der Weg ins Paradies
Gode Plage - Traumstrand
Gode Plage - Traumstrand

Afrika – Ghana - 1.Teil

22.Februar 2015 – 15.März 2015

Welcome to Ghana!

Wir sind endlich mal wieder im englischsprachigen Afrika. Und hier heißen wir auch nicht mehr „Toubab“, sondern „Obronji“. Denn der „white man“ sind wir immer noch…

 

Zwischen Korruption, Armut und Paradies,

Ghana ist ein Spagat, das spüren wir sofort. An der Grenze verläuft alles super korrekt und hilfsbereit, schnell sind die notwendigen Stempel in Pass und Carnet. Doch schon bei der ersten Kontrolle geht es los. „What do you have for me?“ ist die Standardfrage eines jeden Polizisten. Ist zwar alles harmlos, und wir sind mit einigen freundlichen Sätzen auch immer gleich durch, wir erfahren jedoch, dass fast jeder einheimische Fahrer etwas abdrücken muss.

Die Strände um Dixcove sind ein Traum. Busua, Butre, Asemko heißen die kleinen Fischerorte, die sich nach holprigen Pistenanfahrten zwischen hohen Palmen zeigen. Hunderte bunte Pirogen dümpeln vor den ärmlichen Hütten im Wasser, die Ausbeute der täglichen Ausfahrten ist jedoch gering. Die Menschen sind arm, besitzen nur das Nötigste, doch sie sind freundlich, haben immer Zeit für ein Lachen. Für uns ist es nicht leicht, an die schönen Plätze am Meer ranzukommen, es gibt keine befahrbaren Wege, diese enden stets mitten im Dorf. Aber wenn wir endlich einen Zugang finden, dann geht es kaum schöner.

In Takoradi wenden wir an einer T-Kreuzung vor dem Marktplatz mit seinen schmalen Gassen. Kein Akt, wir behindern niemanden, Verbotsschild gibt es auch keines. Trotzdem werden wir plötzlich von einem jungen Polizisten mit strenger Miene aufgefordert, hier und sofort im absoluten Halteverbot gegen die Fahrtrichtung zu parken. Große Belehrung, was wir alles falsch gemacht hätten, er muss uns jetzt eine Straße aufbrummen, kostet umgerechnet rund 50 Euro! Der spinnt! Der Mann in der Wechselstube gegenüber bekommt unseren Disput mit, mischt sich ein, wird böse. Wir gehen zur Wache, zum Chef. Dort eine weitere, heftige Diskussion mit unserem Helfer, ich verstehe nichts. Jetzt sollen wir 25 Euro bezahlen, als Zeichen seiner Freundlichkeit. Kommt nicht in Frage, wir haben ja nichts falsch gemacht. Ich rede nochmal mit ihm, ruhig und sachlich. Also gut, 12,50 Euro. Ich merke langsam, da geht’s nur um eine Aufbesserung des polizeilichen Taschengeldes, bei so etwas beteiligen wir uns in der Regel nicht. Wieder zurück zu „Manni“ sehen wir, dass wir inzwischen eine Parkkralle verpasst bekommen haben. Geht’s noch? Wir erklären dem Parkkrallenanbringer, dass wir auf besonderen Wunsch der Polizei hier zum Parken genötigt wurden. Interessiert ihn aber nicht, für Parkvergehen seien die nicht zuständig. Dies hier ist sein Job! Ja sind die denn hier alle nicht ganz dicht? Unser Helfer aus der Wechselstube streitet sich inzwischen lauthals mit einem halben Dutzend Polizisten der verschiedensten Abteilungen in einer gefährlichen, fast schon handgreiflichen Stimmung, wir befürchten, dass sie ihn gleich verhaften werden. Wir ziehen ihn von der Uniformmeute weg und ich gehe mit Peter, unserem Erstpolizisten in dessen Büro. Dort rekapitulieren wir nochmal in Ruhe die Aktionen der vergangenen beiden Stunden, entschuldigen uns schließlich jeweils beim Anderen und beteuern gegenseitig unter Austausch unseren Adressen unsere Freundschaft. Man löst die Parkkralle, wir dürfen zur Erledigung unserer Einkäufe sogar dort stehenbleiben. Na also, der Korruption erfolgreich getrotzt!

Westlich von Elmina mit seinem historischen, portugiesischen Sklavenfort, quartieren wir uns bei Stan in der „Stumble Inn Lodge“ ein. Um den begehrten Standplatz mit Meerblick zu bekommen, müssen drei Wäscheleinen gekappt, ein großer Sandhaufen weggeschippt und ein Baum halbseitig beschnitten werden. „No problem“ sagt Stan, „passt schon“. Der Platz ist urig gemütlich, spottbillig, die Stimmung kitschig schön.

Wir spazieren die wenigen Kilometer hinüber nach Elmina. Vorbei an einer Edellodge mit Golfplatz. Dann das Dorf, direkt anschließend. Die Armut, der Dreck, der Gestank ist fast unerträglich. Müllberge zwischen heruntergekommenen Behausungen, Kleinkinder und Schweine streiten sich um Essensreste. Rauchschwaden hängen schwer in der salzigen Luft, es stinkt nach Fäkalien. Die Gegensätze sind unbeschreiblich.

In Accra sind wir zurück in der modernen Welt. Dreispurige Schnellstraßen, mitteleuropäisches Verkehrsaufkommen, Hektik und Lärm. Porsche neben Handkarren, Krawatte neben amputiertem Bettler. Doch nur wenige Kilometer außerhalb wie in Kokrobite wieder das gewohnte Bild. Gelassenheit, Fischerboote, Rastaman-Stimmung.

 

Sklavenküste

Eigentlich nannten die ersten Europäer die Küste vor Ghana ja Goldküste, da hier dieses Edelmetall so reichlich zu finden war, ebenso wie Pfeffer und Elfenbein. Doch sie wurde sehr schnell zur Sklavenküste, denn von hier aus wurden Millionen Menschen in die Amerikas verschifft, was sich für die Beteiligten schlussendlich fast als noch einträglicher erweisen sollte als Gold. Santo Antonio, Metal Cross, Batenstein, San Sebastian, Vredenburgh, Sao Jorge da Mina, Amsterdam, Lijdzaamheid, Good Hope – die Namen der Forts, in deren Kerkern die Sklaven unter unmenschlichen Bedingungen auf ihre Transporte warten mussten, spiegeln die beteiligten Mächte wider.

Sao Jorge da Mina bei Elmina war 1482 die erste dieser unseligen Festungsanlagen, mit der die Portugiesen die europäischen Rivalen von ihren Märkten fernzuhalten versuchten. Doch es dauerte nicht allzu lange, und auch die übrigen Mächte der damaligen Welt erkannten die Möglichkeiten des einträglichen Geschäftes mit den Sklaven. Im 17. Jahrhundert eroberten dann die Holländer die portugiesischen Festungen und es entstanden dutzende von Forts und Handelsposten. Ab 1630 dienten sie den beteiligten Nationen fast ausschließlich dem Sklavenhandel und sicherten so eine dunkle Epoche europäischer Geschichte, von dessen Trauma sich Afrika bis heute nicht wirklich erholt hat.

Leider deckt sich das Ambiente um diese geschichtsträchtigen Anlagen so gar nicht mit der historischen Bedeutung. Der Dreck und Müll stapelt sich teilweise meterhoch, es stinkt nach Fäkalien. Und die Arroganz der Verantwortlichen gipfelt in exorbitant hohen Eintrittspreisen, ausländische Besucher sollen den achtfachen Preis Einheimischer bezahlen! Wir passen…

 

Traumplatz mit Hindernissen…

Noch vor dem Frühstück starten wir die kurvenreiche Straße hinunter an den Kratersee Bosumtwe, das wollen wir an einem hoffentlich herrlichen Standplatz am Wasser nachholen. In Abono zweigt eine sehr schmale, aber gerade noch befahrbare Piste entlang des westlichen Seeufers ab, doch es wird uns sehr schnell klar, dass das mit dem Platz am Seeufer schwierig werden wird, denn es gibt nirgendwo eine Möglichkeit, dorthin zu kommen. Wir halten an der Rainbow Garden Lodge, einer etwas renovierungsbedürftigen Anlage. Hier könnten wir uns durch den abschüssigen Palmengarten bis ans Wasser mogeln, der Preis ist auch ok, also entscheiden wir, zu bleiben. Zwei Stromleitungen müssen auf „Mannis“ Durchfahrtshöhe angehoben werden, geht gerade so. Dann zwischen zwei Bäumen durch, ein betoniertes Wasserreservoir vor uns. Wir fragen Ritschi, den Campmaster, wie die Beschaffenheit ist, kein Problem, ist starker Beton mit Eisenarmierungen, ja, aber wir haben zehn Tonnen, nein, nein passt schon, alles ganz stabil, fahren öfters Autos drüber. Na denn, und schon knallts, Beton bröselt, Eisen knirscht, und „Manni“ sackt vorne links tief ab, bis er auf dem Differenzial aufliegt, der Reifen in der Luft hängt. Na prima! Kennen wir ja nun schon…

Mit großen Augen steht unser Campmaster vor dem Malheur, meine Wut über mich selber bekommt er natürlich erst mal ab. Die Lage ist viel prekärer als vor ein paar Tagen, als uns ähnliches wiederfahren ist. „Manni“ steht schräg am Hang, der Reifen hinten rechts berührt gerade noch den Boden, wir können nicht abschätzen, wie stabil das betonierte Reservoir ist, und es ist abgrundtief, mindesten zwei Meter! Eile ist also geboten. Wir entscheiden, das Reservoir mit Steinen, die hier glücklicherweise zuhauf herumliegen, aufzufüllen, unser Campmaster engagiert eine Handvoll Burschen aus dem Dorf und auf unser Drängen hin einen großen stabilen Highlift, da unser Wagenheber hier nutzlos ist. Mindestens zwei Kubikmeter Steine wandern nun in den grundlos erscheinenden Schlick, bis „Manni“ so langsam wieder Boden unter dem abgesackten Reifen bekommt. Immer wieder heben wir ihn mit dem Highlift Zentimeter um Zentimeter an, um weitere Steine zu platzieren, doch jedes Mal drückt er mit seinem Gewicht alles unter sich tiefer in den Schacht. Und die Betonwände fangen langsam an, nachzugeben! Wir arbeiten wie die Berserker, und dann ist es endlich soweit – wir riskieren es. Alle Sperren rein, Traktion ist gut, und mit einem lauten Aufheulen befreit sich „Manni“ mal wieder selbst aus seiner misslichen Lage. Unsere Helfer brechen in lautes Jubeln aus, alle schlagen sich auf die Schultern, am meisten erleichtert ist wohl unser Campmaster.

Wir schlagen ihm vor, das Geld, das wir für das Campen bezahlen müssten, den Jungs, die uns geholfen haben, zu geben, er war ja nicht ganz unschuldig an der Aktion, auch wenn ich mir selbst in den Arsch beißen könnte. Er entschuldigt sich tausendmal und ist natürlich einverstanden.

Als wir schließlich direkt am Wasser stehen, schön entspannt unter Palmen, die Fischer in ihren eigenartigen „Booten“, die lediglich aus einem kantigen Stück Holz bestehen, uns zuwinken und uns Esel, Schafe und Hunde freundlich begrüßen, da ist das Ganze schon fast wieder vergessen. Ist ja auch schon langsam sowas wie Routine…

 

bunte Fischerboote empfangen uns in Ghana
Fischmarkt in Dixcove
verwunschene Wege führen ins Paradies
Fischerdorf Butre
Badespaß in Butre
Fischerdorf Asemko
typische Fischerkate
unser Traumplatz am Meer
Sklavenfort Sao Jago da Mina in Elmina
Sklavenfort Sao Jago da Mina in Elmina
Sklavenfort Sao Jago da Mina in Elmina
Manni´s Einbruch ins Wasserreservoir
Bergeaktion
Fischer auf dem Kratersee Lake Bosumtwa
Fischer auf dem Kratersee Lake Bosumtwa

Afrika – Ghana - 2.Teil / Togo – 1.Teil

16.März 2015 – 06.April 2015

Unser Verhältnis zu Ghana...

...bleibt ein Oberflächliches. Liegt es daran, dass es so „westlich“ wirkt? Oder auch daran, dass wir mehr Kontakt zu erfolgreichen Nichtafrikanern haben als zu den Ghanaern selbst? Mal sehen, ob sich dieses Gefühl in Togo wieder ändern wird…

 

Beim Ananaskönig von Ghana – Vom jungen Aussteiger zum erfolgreichen Unternehmer

Als Helmut Lutz 1988 in einem alten Mercedes-Bus zu seiner Transafrika-Reise aufbricht, weiß er nur eines ganz sicher – Landwirt wie sein Großvater und sein Vater, die in Stuttgart-Bernhausen Kraut in allen Varianten anbauen, will er nie werden. Nach 18 Monaten Abenteuer ist der gelernte Maschinenbauer wieder im Schwabenländle, doch der Afrika-Virus ist gesetzt. Immer wieder nimmt er eine Auszeit, überführt alte Autos nach Westafrika, findet zuhause keine Ruhe mehr.

1993 bekommt er das Angebot, auf einer Früchtefarm in Ghana den Fuhrpark auf Vordermann zu bringen. Aus fünf Wochen werden schlussendlich 22 Jahre…

Schon nach wenigen Wochen leitet er die gesamte Farm mitsamt ihren 300 Mitarbeitern, da der Besitzer nur sehr sporadisch vor Ort ist. Vier Jahr später eröffnet er ein Restaurant mit Strandbar, das wenig später sein Bruder übernimmt, als er ab 1999 seine eigene Farm anfängt aufzubauen. Gemeinsam mit seinem Partner Fritz Schumacher, der für den Vertrieb zuständig ist, pachten sie die ersten 100 von heute 400 Hektar in der Volta-Region rund 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt Accra.

Die Erfolgsstory beginnt: Ananas, Papaya, Mango, Ingwer. 200 Hektar bewirtschaftete Fläche. Nach und nach fast alle maßgeblichen deutschen Einzelhandelsketten als Kundschaft. Zertifizierter Bioanbauer. Jährlich liefert er jetzt jeweils rund 1000 (!) Tonnen Ananas und Papaya per Luftfracht nach Deutschland. Und nun ist er doch das, was er nie werden wollte – Landwirt!

Verheiratet mit einer Nigerianerin, die das Office in Accra leitet, ist der heute 55jährige Vater eines elfjährigen Burschen und schon lange hier verwurzelt. Nach Deutschland zieht es ihn nicht mehr, doch seine schwäbische Lebensart hat er sich behalten. Und als wir abends bei Gulasch mit Spätzle und Blaukraut bei ihm in der guten Stube sitzen und seinen Anekdoten aus über zwei Jahrzehnten Afrika lauschen, da können wir ihn sehr gut verstehen – trotz seinem nach wie vor ausgeprägten schwäbischen Dialekt…

 

Die Volta-Region – immergrünes Paradies zwischen Wasser und Bergen

Als 1966 der riesige Staudamm am Voltafluss in Betrieb genommen und eine gigantische Fläche Land geflutet wurde, entstand der größte Stausee der Welt. Die Veränderungen waren elementar. Nicht nur landschaftlich, vor allem für die Menschen eröffneten sich viele neue Möglichkeiten. Plötzlich gab es Wasser im Überfluss, Felder konnten kultiviert werden, viele wurden Fischer, große Plantagen entstanden in der Region zwischen den Städten Ho und Hohoe.

Auch der Tourismus kam so langsam in Gang. Die bis an ihre Gipfel dicht bewachsenen Berge laden zu Wanderungen ein, unzählige Wasserfälle, allen voran der Höchste Westafrikas in Wli locken jährlich tausende Besucher. Die Lebensbedingungen wurden immer besser, doch leider auch die Gier nach immer mehr Geld. Die Eintrittspreise zu den attraktivsten Spots sind inzwischen unverhältnismäßig hoch, man hat das Augenmaß verloren – schade drum…

Das touristische Potential ist enorm, doch es wird nur sehr rudimentär genutzt, die Infrastruktur hinkt meilenweit hinter den Erwartungen her. Und so kommen nur wenige Menschen in den Genuss eines bescheidenen Wohlstandes. Mal sehen, ob die Verantwortlichen es doch noch eines Tages schaffen, nicht nur die eigenen Taschen zu füllen, sondern alle partizipieren zu lassen.

 

Fazit Ghana

Kommt man aus einem der französisch geprägten Nachbarländer über die Grenze, fällt einem sofort der Unterschied auf. Bessere Hauptstraßen, viel mehr Verkehr, richtige Häuser, bunte Werbeplakate, geschäftiges Treiben. Ghana scheint weiter zu sein als seine Nachbarn, moderner, lebendiger.

Doch nach einigen Tagen im Land erkennen wir, dass vieles nur Fassade ist. Auch hier ist der vorsichtige Wohlstand bei den meisten Menschen noch lange nicht angekommen, jeder Tag ist ein neuerlicher Kampf um die gefüllte Reisschüssel. Und doch spüren wir mehr Aufbruchsstimmung. Die Menschen sind zurückhaltender hier, nicht jeder lächelt und winkt, wie wir das bisher gewohnt waren. Trotzdem sind alle freundlich und hilfsbereit. Die Ordnungsmacht übt hier noch etwas, die Korruption lebt offener, doch uns gegenüber ist meist alles korrekt.

Landschaftlich ist Ghana sicher kein Highlight, nur wenige Strandabschnitte sind richtig schön, lediglich die Region östlich des gigantischen Stausees Lac Volta gefällt mit den grünen Bergen, unzähligen Wasserfällen und kleinen, sauberen Dörfern. Leider wird versucht, bei den wenigen attraktiven Ecken mit überzogenen Eintrittspreisen schnellen Profit zu machen, doch der Schuss wird nach hinten losgehen, immer mehr Besucher sind nicht mehr bereit, dieses Spiel mitzumachen.

Und Ghana war für uns das erste Land in Westafrika, in dem wir mehr Kontakt zu Europäern hatten denn zu den Einheimischen. Hoffen wir mal, dass sich dies wieder ändern wird…

 

Eine aufschlussreiche Diskussionsrunde mit der „Zukunft Afrikas“

Unser Kontakt mit der Organisation „Urbis Foundation“ ermöglichte es, dass wir eines Nachmittags an der Universität in Lomé/Togo die Gelegenheit erhielten, mit 16 Studenten, die von der Organisation gefördert werden, eine lockere Diskussionsrunde zu gestalten. Thema: die Probleme Afrikas und wie in Zukunft damit umgegangen werden sollte.

Um das Ergebnis der dreistündigen Gesprächsrunde gleich mal vorweg zu nehmen – es war ernüchternd! Die jungen Menschen, die uns gegenüber saßen, hatten eigentlich so gar keine wirkliche Idee.

 

Demographische Entwicklung? Nie gehört. Überbevölkerung in Afrika? Nie bemerkt. Wie viele Menschen gibt es denn jetzt schon hier, wie viele werden es in 40, 50 Jahren sein? Keine Ahnung. Selbst haben sie im Durchschnitt sechs Geschwister – ganz normal. Warum etwas daran ändern? Schon mal darüber nachgedacht, darüber gesprochen? Nö…

Korruption, die Geisel jeder wirtschaftlichen Entwicklung. Klar, gibt es hier. Gibt es doch überall. Aber was kann man denn schon dagegen tun. Möglichst selbst einen lukrativen Job ergattern und dann... Achselzucken…

Soziales Verhalten im Alltag? Verlegenes Lachen. Hilfsbereitschaft außerhalb der Familie? Warum das denn? Miteinander, Füreinander, für eine bessere Zukunft – wie soll das denn gehen? Afrika – Ellenbogengesellschaft…

So ging es im Prinzip Stunde um Stunde. Ach Afrika…

Trotzdem, wir geben noch nicht auf. Denn nur solche Diskussionen helfen schlussendlich, den Menschen ein wenig die Augen zu öffnen, um notwendige Veränderungen zu schaffen.

 

Helmut, der Ananaskönig auf der Tropigha Farm
frisch gepflanzte Ananasstauden
Leben am Lake Volta
Anreise per Schiff zum Markttag
Frauen auf dem Weg zum Markt
auf dem Weg zum Markt
Wanderung in üppiger Natur in den Bergen von Wli
der höchste Wasserfall Westafrikas
Vegetation und Wasser im Überfluss
Universität Lomé - Diskussion mit Studenten

Afrika – Togo - 2.Teil / Benin – 1.Teil

07.April 2015 – 30.April 2015

Zurück im ursprünglichen Afrika

Togo und Benin, das ist wieder Afrika pur. Und sofort fühlen wir uns wohl hier, zwischen den freundlichen und zurückhaltenden Menschen, die vor allem hier im Norden noch sehr traditionell leben.

 

Koutammakou – Land der Batammariba

Ganz oben im Nordosten Togos, an der Grenze zu Benin, besuchen wir die einmalige Kulturlandschaft der Batammariba mit ihren Tata-Gehöften. Diese ganz aus Lehm erbauten Takienta-Turmhäuser spiegeln in ihrer Anordnung innerhalb der Dörfer samt ihrer Zeremonial- und Versammlungsplätze die soziale Struktur der Batammariba wider. Ein Haushalt bewohnt ein ringförmig angelegtes Gehöft, genannt Tata, aus kreisrunden Einraumgebäuden, die durch eine Mauer miteinander verbunden sind. Die zweistöckigen Gebäude dienen als Wohnraum und Getreidespeicher. Oben werden sie durch flache und auch spitzkegelförmige Strohdächer abgeschlossen, dort befinden sich auch die Schlafkojen und Waschgelegenheiten. Mit ihrem anmutigen Aussehen und den geheimnisvollen Fetischen vor den niedrigen Eingängen wirken die Lehmgehöfte wie Miniaturfestungen. Die Menschen hier leben von der Landwirtschaft, ein mühseliges Unterfangen bei dem meist staubtrockenen Boden der Sahelzone. Sie begegnen uns ausgesprochen freundlich, freuen sich über unser Interesse an ihrer Kultur und bedanken sich überschwänglich für kleine Aufmerksamkeiten. Wir wandern viele Stunden zwischen den verstreut liegenden Gehöften umher, werden überall willkommen geheißen und erleben so wieder einmal ein fast unverfälschtes Stückchen Afrika.

 

Fazit Togo

Togo ist ein gemütliches Land. Selbst in der Hauptstadt Lomé kommt selten Hektik auf. Die Menschen hier haben immer Zeit für ein Schwätzchen, winken uns freundlich zu und freuen sich darüber, dass wir ihr kleines Land besuchen. Und als Deutsche haben wir einen besonderen Stein im Brett, da die kurze deutsche Kolonialzeit bei allen in guter Erinnerung scheint und auch heute noch viele Straßen und Gebäude aus der damaligen Zeit genutzt werden.

Das Land wirkt aufgeräumt, doch man darf sich davon nicht täuschen lassen. Die Probleme sind groß, die Armut bestimmt das tägliche Leben, es gibt kaum Arbeit. Und so kommt den helfenden Organisationen wieder einmal große Bedeutung zu, auch wenn sie die großen Grundprobleme nicht wirklich anpacken.

Uns hat es hier sehr gut gefallen, vor allem die Gebirgsregion um Kpalimé und die Kulturlandschaft Koutammakou, wo die Batammariba zuhause sind, haben uns sehr beeindruckt.

 

Pendjari National Park

Ein Hauptgrund, überhaupt nach Afrika zu fahren, ist natürlich auch für uns, die unglaubliche Tierwelt hautnah erleben zu dürfen. Und hier, versteckt im Nordwesten von Benin, direkt an der Grenze zu Burkina Faso, am Ende einer staubigen Piste, da bietet der Pendjari National Park die beste Gelegenheit in ganz Westafrika, mit den hier heimischen Tieren auf Tuchfüllung gehen zu können.

Der Eintritt in den Park ist herrlich unkompliziert und vor allem noch unglaublich preiswert. Gerade mal 35 Euro werden am Eingangstor fällig für zwei Personen samt eigenem Fahrzeug und zeitlich uneingeschränktem Aufenthalt. Und das Campen ist im gesamten Park geduldet, kostenlos. Wo in Afrika gibt es denn das noch? Mit besten Wünschen für unseren Besuch werden wir in die kontrollierte Wildnis entlassen.

Der Park ist riesig. Erst einmal müssen rund 50 Kilometer auf grauenhafter Wellblechpiste bewältigt werden, die „Manni“ in seinen Grundfesten gnadenlos erschüttern und sicher so manche Schraube locker vibrieren wird. Doch schon am ersten Wasserloch werden wir belohnt: Dutzende Tiere tummeln sich dort, ziehen vorsichtig äugend an die natürliche Tränke, bevor sie sich wieder in den Weiten der Savanne verlaufen. Feingliedrige Riedböcke, stattliche Antilopen, schreckhafte Warzenschweine, verspielte Affen, souveräne Paviane und sogar träge Büffel finden sich nach und nach am mit unzähligen Krokodilen gesäumten Ufer ein. Die erste Nacht verbringen wir dann an einem Wasserloch direkt an der Grenze zu Burkina Faso, in dem jede Menge Flusspferde träge den Tag verbringen, bevor sie sich nachts mit lautem Gegrunze über die grasigen Flächen am Ufer hermachen.

„Da, da vorne, schau, siehst Du sie? Drei Stück!“ Mein konzentrierter Blick auf die schmale Piste lässt ein weitschweifendes Suchen eigentlich nicht zu, doch Conny hat die ersten Elefanten entdeckt! Wie immer ein erhabener Moment, wenn diese Kolosse in leicht wiegendem Schritt sich unbeirrt ihren Weg durch die Savanne bahnen. Langsam nähern wir uns, bis sie schließlich direkt vor uns die Piste queren und auf das vor ihnen liegende Wasser zustreben. Dort sind bereits vier weitere dieser grauen Riesen im sumpfigen Nass und bespritzen sich gegenseitig. Wenig später entdecken wir noch einen Einzelgänger, der, als wir ihm näherkommen, bedrohlich mit seinen Ohren fächert, um uns auf Distanz zu halten. Stundenlang beobachten wir nun das Spiel der sieben, bis sie nahe unseres Standplatzes im nahen Wald verschwinden. In der Nacht hören wir dann noch lange das schaurig-schöne Gebrüll der Löwen, die sich uns allerdings leider nicht zeigen wollen.

Praktisch zum Frühstück bekommen wir schon wieder Besuch von einer Herde Dickhäuter, die sich gemächlich auf ihrem Weg zum Wasser an uns vorbei drücken. Wunderbar nahe kommen sie uns, vorsichtig abtastend, ob wir ihnen gefährlich werden. Doch auch wir bleiben in respektvoller Achtsamkeit, „Mannis“ Größe ist uns hierbei ausgesprochen hilfreich. Immer wieder umrunden wir den kleinen See, um mehr und mehr dieser herrlichen Tiere beobachten zu können. Erst am Nachmittag fahren wir wieder zurück zu unserem ersten Wasserloch. Und dort gelingt uns dann die perfekte Safari-Inszenierung: Pünktlich zum klassischen „Sundowner“, die Eiswürfel klingen hell in den Gläsern, finden sich 18 Elefanten direkt vor uns ein, vom mächtigen Bullen bis zum winzigen Neugeborenen! Ausgelassen tollen sie im kühlen Nass, spritzen und trompeten, necken und stoßen sich, jagen übermütig die Büffel aus dem Wasser, bis es selbst den stoisch am Ufer liegenden Krokodilen zu viel wird und sie ins trübe Nass abgleiten. Erst als sich die ausgelassene Bande trollt, wagen sich auch wieder all die anderen Tiere ans Ufer. Was für ein toller Abschluss unseres Ausfluges! Und spät in der Nacht lauschen wir dem Heulen der Hyänen…

 

Die Königspaläste von Abomey

Hier in Abomey, einer Kleinstadt im Südwesten Benins, befand sich einst die Keimzelle des Fon-Königreiches Dahomey, wie Benin bis vor nicht allzu langer Zeit noch hieß. Seit dem 17. Jahrhundert bauten die 13 Feudalherrscher dieser Dynastie ihren Machtbereich kontinuierlich aus, eroberten sogar die Handelsniederlassungen der verschiedensten Kolonialmächte, die an der Küste den Sklavenhandel betrieben, bevor sie mit selbigen gemeinsam dieses grausame Geschäft ausbauten. Bis weit hinauf in den Norden zogen sie, um Dörfer zu überfallen und die für die Kolonialmächte benötigten Sklaven zu fangen.

Grausame Riten bestimmten den Alltag im alten Dahomey-Reich. Tier- und Menschenopfer waren an der Tagesordnung, bei Kämpfen mit ihren Feinden zeichneten sie sich durch unmenschliches Verhalten aus. Besonders heftig trieb es die sagenumwobene Amazonenarmee, wie aus den alten Basreliefs zu entnehmen ist. Die mit mythologischen Motiven geschmückten Außenwände der Paläste zeigen in beeindruckender Weise Momente des damaligen Lebens. Erst kurz vor Ende des 19. Jahrhunderts gelang es den Franzosen, die Herrschaft der Dahomey-Könige zu brechen und sie schickten den Letzten der Dynastie ins Exil.

Heute geben die zum Weltkulturerbe ernannten Lehmgebäude des königlichen Bezirks mit den Residenzen und Gräbern der Könige umfassende Auskunft über die Lebensweise der damaligen Herrscher, deren Nachkommen auch heute noch in palastähnlichen Häusern in der Stadt Abomey verstreut leben.

 

Wir sind schon wieder genau ein Jahr unterwegs!

Vor genau einem Jahr sind wir wieder gestartet. Nach einem herrlichen Abschiedswochenende im Kreis vieler Freunde am Kloster Andechs erreichten wir Ende Juli in Marokko Afrika. Nun sind wir bereits neun Monate auf diesem abwechslungsreichen Kontinent unterwegs und haben dabei zehn westafrikanische Länder intensiv bereist.

Unser persönliches Resümee beschreiben wir ja ausführlich in unseren Berichten. Hier gibt es nun ein bisschen Statistik zum Erlebten:

26400 Kilometer nahm „Manni“ unter seine Schlappen, spulte sie in gewohnt souveräner Weise zuverlässig ab. Das entspricht einem Tagesschnitt von rund 72 Kilometern, ein eher gemütlicher Wert, wenn man bedenkt, was wir alles gesehen und besucht haben. Dabei hat er für 6330 Euro Diesel verkonsumiert, das ist mehr, als wir für uns ausgegeben haben. Wir haben in dieser Zeit gerade mal 3355 Euro auf den Märkten und den Supermärkten, bei den Fischern und den Metzgern gelassen. Da sieht man mal wieder, wer bei uns der Vielfraß ist…

Alles in allem haben wir ziemlich exakt 1000 Euro pro Monat ausgegeben. Und da ist alles dabei, was unterwegs so angefallen ist – Eintrittsgebühren für Nationalparks und Historisches, Maut und Fähren, Campgebühren und Restaurantbesuche, Visa und Reparaturen. Das Leben auf Achse ist also nicht allzu teuer, aber wir wägen schon ab, was wir uns so leisten.

Vor ernsthaften Pannen blieben wir bisher verschont, ein durch einen Eisenstift verursachtes Loch im Reifen wurde fachmännisch geflickt, das war es auch schon. Wartungsarbeiten wie regelmäßiges Abschmieren, Schrauben auf ihre Festigkeit kontrollieren und nachziehen, mal Bremsen neu justieren, zwei Gummilager bei den vorderen Blattfedern austauschen oder sonstige Kleinigkeiten waren nicht wirklich der Rede wert. Unfälle gab es Gott sei Dank auch keine, lediglich das lästige Einbrechen in gut versteckte Betonkanäle müssen wir uns noch abgewöhnen. Schon drei Mal hat sich „Manni“ ob seines ausgewachsenen Gewichtes um eine Etage tiefer verabschiedet, doch wir konnten ihn jedes Mal aus seiner misslichen Lage ohne bleibende Schäden befreien. Und auch abgrundtiefer Morast hat uns schlussendlich in unserem Vorwärtsdrang nicht aufhalten können…

Gut, ein paar Kerben und vor allem Kratzer hat er schon abbekommen. Aber das gehört dazu, Patina eben. Aber solange es nichts Ernsthaftes ist und er und wir mobil bleiben, ist alles gut. Und so gehen wir frohen Mutes und mit viel Erwartungen ans nächste Reisejahr – unser insgesamt Drittes! Einen groben Plan gibt es natürlich, aber wir bleiben flexibel und spontan. Und natürlich zeitlich ohne Limit…

Wir freuen uns, wenn Ihr uns auch im nächsten Reisejahr so intensiv begleitet und wir Euch Freude machen können mit den Berichten und Fotos unserer Erlebnisse. Und wir freuen uns immer sehr, auch von Euch zu hören! Schreibt uns öfter mal, skypt mit uns, meldet Euch einfach! Jeder Eurer Kontakte ist uns sehr wichtig!

 

typische zweistöckige Lehmgebäude der Batammariba
gekocht wird noch wie vor 100 Jahren
Tata Wohnburg
Schlafstelle im Obergeschoss einer Tata Wohnburg
Dorfleben bei den Batammariba
Menschen im Koutammakou
ein alter Batammariba
fischen mit Pfeil und Bogen
Chamäleon
Wasserböcke im Pendjari-Nationalpark
Elefantenherde auf Tuchfühlung
einsamer Elefantenbulle trifft Manni
Kuhantilopen am Wasserloch
müdes Flusspferd
friedliches Miteinander am Wasserloch
Dahomey-Königspalast in Abomey
typische Basreliefs
Basrelief am Königspalast

Afrika - Benin – 2.Teil / Nigeria

01.Mai 2015 – 18.Mai 2015

Unheimliches Nigeria!?

Was mussten wir uns nicht alles Negatives anhören über Nigeria: lebensgefährlich, die Boko Haram lauert an allen Ecken, unzählige unfreundliche Kontrollen, korrupt bis unter die Haarspitzen, grausam schlechte Straßen – und da wollt ihr hin? Nun, wollen ist nicht die Frage, wir müssen da durch auf unserem weiteren Weg durch Afrika. Mal sehen, wie sich uns dieses „unheimliche“ Land zeigt.

Doch zuerst noch ein kurzes Fazit Benin:

Für uns ein Wohlfühlland, ganz klar. Gemütlich und ruhig läuft hier alles ab, die Menschen sind freundlich, fügen sich anscheinend den Unzulänglichkeiten. Doch sie können auch anders, wie die Demonstrationen in Cotonou an unserem letzten Tag dort gezeigt haben. Da kocht die Volksseele mal ganz schnell über, wenn Ungerechtigkeiten überhand nehmen. Doch schnell sind sie wieder besänftigt – zu schnell? Arm und Reich prallt vor allem in der Hauptstadt Cotonou ungebremst aufeinander, die sozialen Spannungen werden hier so wie auch in allen anderen afrikanischen Staaten in der Zukunft für ungemütlichen Zündstoff sorgen. Da helfen auch die in unseren Augen meist doch ziemlich sinnlosen Hilfsinvestitionen europäischer Organisationen nicht.

Zu Zeiten der Dahomey-Könige, die mit grausamen Ritualen und schlagkräftigen Armeen ihre Ländereien unter Kontrolle hielten, war Abomey eines der kulturellen Zentren Afrikas. Die Nachkommen dieser Herrscherfamilien leben auch heute noch in den verschiedensten Adelshäusern der Stadt, doch vom ehemaligen Glanz ist so gut wie nichts mehr erhalten. Stammesfehden und nicht zuletzt die Übermacht der Kolonialmacht Frankreich zerstörten vieles, das ungünstige Klima schadet dazu den Lehmbauten enorm. Doch man bemüht sich zu restaurieren und zu schützen, es könnte jedoch viel mehr getan werden.

Unser Highlight war sicher der Besuch des Pendjari Nationalparks. Ein tolles Fleckchen Natur ganz oben im Norden, zwar immer wieder von Wilderern bedroht, aber schlussendlich doch ganz gut geschützt, begeistert es vor allem mit hunderten von Elefanten, die bedächtig und souverän ihre Bahnen zwischen den Wasserlöchern ziehen. Doch auch dutzende anderer Tierarten kommen hier nicht zu kurz, stolze Büffel, Warzenschweine mit ihren steil wie Antennen aufgerichteten Schwänzen, unzählige, meist schüchterne Antilopenarten, vorwitzige Paviane, träge Flusspferde, lauernde Krokodile. Und das schönste – wir waren die meiste Zeit völlig alleine und konnten ungestört zum Geräusch der nachtaktiven Tiere direkt an den Wasserlöchern übernachten.

Zu Unrecht wird dieses kleine Land meist lediglich als Transitland gesehen, wir waren fast vier Wochen hier, und wir haben es nicht bereut.

 

Drill Ranch Sanctuary in den Afi Mountains

In den Regenwäldern um die Afi Mountains, im Grenzbebiet zwischen Nigeria und Kamerun, sind die letzten noch lebenden Drills zuhause. Drills, das sind die vergessenen Affen Afrikas; mit ihren wie aus Ebenholz geschnitzten, weiß umrandeten Maskengesichtern und blau-roten Hinterteilen gehören sie zu den eindrucksvollsten Affenarten, aber auch zu den bedrohtesten. Nur noch weltweit rund 4000 Exemplare, vermuten die Tierschützer, leben noch in der Region, nahezu ausgerottet durch Wilderei, um als Bushmeat zu enden. Auch der ständig steigende Bevölkerungsdruck und die damit einhergehende Rodung der Wälder sorgt für Schrumpfung ihrer Lebensräume.

Liza und Peter, zwei amerikanische Ex-Traveller, sind vor über 25 Jahren hier hängengeblieben und haben sich der Rettung der Drills verschrieben. Mit unglaublicher Geduld schufen sie ein kleines Paradies inmitten des undurchdringlichen Regenwaldes, retteten die ersten Drills und geben heute rund 500 dieser tollen Tiere in sechs unabhängigen Gruppen eine Überlebenschance. Fernziel ist es, diese stolzen Tiere nach und nach wieder auszuwildern. Ob dies schlussendlich gelingen wird, hängt in erster Linie auch vom Willen der Bevölkerung und der Unterstützung staatlicher Organe ab.

Das ganze Projekt lebt ausschließlich von Spenden, jede Hilfe ist also willkommen. Mehr Informationen findet man auf www.pandrillus.org

Neben den Drills haben hier auch rund 30 Schimpansen eine sichere Heimat gefunden. In riesigen, nach oben offenen Arealen, die sie auch verlassen können, beobachten wir den ganzen Tag die heiteren Spiele und streitbaren Auseinandersetzungen unserer nächsten Verwandten und der schönen Drills. Der Ausflug hier herauf ist einer der lohnenswertesten in ganz Westafrika!

 

Tropische Haustiere…

Also, mit uns in „Manni“ reisende Tiere sind ja nicht so unseres. Aus diesem Grund haben wir uns zum Beispiel gegen einen Hund entschieden. Allerdings sorgt das tropische Umfeld seit Wochen dafür, dass es um uns herum ganz schön lebendig wurde.

Als erster Mitbewohner nistete sich eine geflügelte Termite, die es irgendwie schaffte, unsere Moskitonetze zu überwinden, dauerhaft in unserem Waschbeckenunterschrank ein. Alle paar Tage entdeckten wir nun ein winziges Häuflein Sägespäne unter einem vorhandenen oder von ihr frisch gebohrten Loch. Selbst massiver Einsatz chemischer Keulen ließ sie lediglich für ein paar Tage abtauchen, um dann vor einem alternativen Loch wieder ihr Häufchen abzulegen. Als wir bereits anfingen auszurechnen, bis wann sich unser Badezimmerschrank ins Nichts aufgelöst haben wird, vernahmen wir keine weiteren Lebenszeichen mehr. Wahrscheinlich sucht sie sich gerade ein anderes Möbel…

Mit der Idee, mal wieder gewohntes Roggenmehl für ein frisch gebackenes Brot zu verwenden, war Conny nicht ganz alleine. Ungefähr 127 nette Käferchen tummelten sich emsig in der eigentlich geschlossenen Mehlpackung, eigentlich erstaunlich, dass nicht gleich die ganze Tüte davonlief, als sie auf dem Küchentisch lag. Da uns an Fleischeinlage im Mischbrot nicht so sehr lag, wanderten die wuseligen Mitbewohner durch das Küchensieb nach draußen; das Mehl nur deshalb wegzuwerfen wäre dann doch zu viel Verschwendung gewesen. Ein paar Tage später dann die nächste krabbelnde Überraschung – selbst eine geschlossene Spaghettipackung war kein Hindernis für unsere gefräßigen Freunde. Eifrig nagten sie sich durch die harte Pasta, mal sehen, wie wir sie aus der Bolognese kriegen…

Als wir eines Morgens aufwachten, hatten wir die Masern. Dachten wir erst mal. Aber es waren hunderte Stiche, verursacht von unzähligen winzigen Sandfliegen, die scheinbar mühelos unseren Moskitoschutz überwinden konnten. Diese kleinen Biester versteckten sich nun in jeder nur denkbaren Ritze, um uns in der nächsten Nacht, wenn wir ihnen im Schlaf schutzlos ausgeliefert waren, erneut zu piesacken. Und wehe, Du kratzt Dich auch nur einmal an einen dieser runden Punkte, dann hört es nicht mehr auf zu jucken. Und es juckt teuflisch! Erst Tage später, als wir im Hochland von Kamerun angenehm tiefe Temperaturen ohne Luftfeuchtigkeit genießen, ist der Spuk vorbei. Die Hundertschaften roter Punkte bleibt uns allerdings noch…

 

Nigeria – so ganz anders als sein Ruf

Wahre Horrorgeschichten begleiten uns an die Grenze, Angst und Bang könnte einem werden bei all den einschlägigen Medienberichten. Und das Theater um die Visa auf den verschiedenen Botschaften dieses riesigen und dicht bevölkerten Landes war auch nicht gerade förderlich für einen besseren Ruf.

Für die Einreise wählen wir bewusst einen kleinen, unscheinbaren Grenzübergang. Die Entscheidung war richtig, kein Stress, freundliche und hilfsbereite Beamte auf beiden Seiten, zwei zaghafte Versuche, uns Geld abzuknüpfen laufen ergebnislos ins Leere. Und schon waren wir drin. Dann die ersten der vielbeschriebenen Straßenkontrollen. Polizei, Zoll, Hinz und Kunz mit und ohne Uniform wechseln sich auf den ersten 30 Kilometern nach der Grenze oft im Zehnmeterabstand ab. Doch so unsinnig diese Kontrollen auch sind, wie lahm die Forderung nach einem „Geschenk“ auch ist, alle sind sie ausnahmslos freundlich, nett und immer zu einem Scherz aufgelegt. „Welcome to Nigeria“, „Have a save journey“ und “God bless you” begleitet uns immerfort. Und kaum verlassen wir die Hauptstraße Richtung Lagos, sind wir ungestört unterwegs, lediglich begeistertes Winken der vielen Menschen auf hier meist katastrophalen Straßenabschnitten begleitet uns. Unsere erste Nacht verbringen wir mal wieder auf dem Areal einer Schule, nicht ohne uns vorher im tiefen Morast festzufahren. Doch selbst die Lehrerschaft hilft uns spontan, „Manni“ wieder flott zu bekommen, zieht Schuhe und Strümpfe aus, um besser mitgraben zu können. Brauchen wir Wasser, Brot, oder sonst irgendwas? Und keine Angst, hier steht ihr sicher über Nacht. Die anwesenden Schüler kriegen sich einstweilen gar nicht mehr ein vor Begeisterung, was jetzt da auf ihren Schulhof parkt…

Die Metropole Lagos mit ihrem Dauerchaosstau umgehen wir somit großräumig, erst am Autobahnkreuz in Richtung Benin City stoßen wir wieder auf die Hauptachse. Und die hat durchaus meist mitteleuropäisches Niveau. So gleiten wir, übrigens absolut unbehelligt von irgendwelchen Checkpoints, überaus entspannt in Richtung des ach so gefährlichen Nigerdeltas. In Sapele helfen uns Passanten bereitwillig, von ihrem Handy aus unseren Freund Armando anzurufen, erklären uns geduldig, wie wir fahren müssen und freuen sich, dass wir da sind.

Die weitere Fahrt durch die „Kriminellenregion“ Nigerdelta überleben wir schadlos, kaufen unbehelligt auf den Märkten ein, im Gegenteil, die Marktfrauen kriegen sich kaum ein, dass wir zu ihnen an die Stände kommen. Durch das nach ergiebigen Regengüssen überschwemmte Aba helfen uns die Menschen eifrig, den richtigen Weg durch die Müllberge und den Morast zu finden, und als wir uns für die Nacht am Rande einer Siedlung einrichten, kommen zur Begrüßung unzählige der Bewohner vorbei. Calabar dagegen ist eine moderne und saubere Stadt mit allen Annehmlichkeiten, sofort finden wir Anschluss, werden eingeladen und bewirtet, herumgefahren und bestens betreut. Wir übernachten mitten in einem Wohnviertel, und nichts passiert. Unterwegs in den Norden, in die Afi Mountains, parken wir über Nacht einfach in den Dörfern, bekommen Bananen geschenkt, jedermann begrüßt uns herzlich. Kein Kind bettelt, im Gegenteil, sie sind alle ausnehmend schüchtern und zurückhaltend, und bekommen sie ein kleines Geschenk, bedanken sie sich perfekt mit Knicks und einem herrlich freundlichen „Thank you Sir, thank you Mam“…

Die Ausreise gestaltete sich absolut problemlos, nicht einmal der Ansatz irgendeiner ominösen Geldforderung war zu vermerken, alles lief korrekt und freundlich ab. Und dann waren wir auch schon auf der Grenzbrücke zu Kamerun.

Knapp zwei Wochen waren wir hier, was bleibt, ist das Lachen der Menschen, mit und ohne Uniform. Nigeria, ein Alptraum? Wohl kaum. Wir empfanden das Reisen in diesem gescholtenen Land als eines der angenehmsten bisher. Die gefürchteten Kontrollen waren ausnahmslos harmlos und freundlich, bezahlt haben wir keinen Cent. Schade, dass es wirklich keine Sehenswürdigkeiten hier gibt, die einen längeren Aufenthalt rechtfertigen würden. Wir wünschen den Nigerianern, dass die neue Regierung Korruption und Terror möglichst bald in den Griff bekommt, und sie bekommen was sie verdienen – Frieden und Gerechtigkeit - und ein besseres Image…

 

enthusiastischer Empfang durch nigerianische Schüler
Hauptdurchgangsstraße in Aba durch Matsch und Müll
durch Wasser zerstörte Straßen behindern das Fortkommen
Drill-Affengruppe in  den Afi-Mountains
männlicher Drill Affe
männlicher Drill Affe
männlicher Drill Affe
Drill Weibchen mit Nachwuchs
junge Schimpansen
Schimpanse
Schimpanse
Schimpanse
Schimpanse
Schimpansen - Mütter beim Ratsch
Kinderlachen

Afrika - Kamerun – 1.Teil

18.Mai 2015 – 09.Juni 2015

Kamerun - Afrika „en miniature“

Eines können wir jetzt schon sagen – Kamerun begeistert uns! Die Landschaft, die Menschen, die Temperaturen, besser könnte es gar nicht sein. Und so tingeln wir sehr gemächlich durch den grünen Nordwesten mit seinen tollen Bergen und interessanten Fon-Königreichen.

 

Die Königreiche der Fon

Es sind kleine Staaten im Staate, die „Chefferien“ der Fons. Sowohl bei den Bamiléké als auch bei den Bamoun gilt diese Herrschaftsform seit rund 600 Jahren als unantastbar. Sie überdauerte die kriegerischen Jahrhunderte mit den Überfällen der Fulbe aus dem Norden genauso wie die Kolonialzeit der Deutschen und Franzosen. Die familiäre Herrschaft eines Fon basiert in erster Linie an seiner ausgeprägten Umsetzung polygamen Lebens, sein Fortpflanzungsenthusiasmus garantiert die uneingeschränkte Macht seines Clans. Selbst bei den aktuellen Herrschern der Neuzeit sind ein Dutzend Frauen und mehr als 40 Kinder keine Seltenheit, die alle gemeinsam in den Palästen und unzähligen Frauenhäusern im jahrhundertealten Rhythmus leben.

Der Fon und seine Notablen sprechen Recht, regeln das tägliche Leben, bewahren die uralten Traditionen und halten so ihr Einflussgebiet zusammen. Religiöse Toleranz, nach dem Motto „von jeder Religion das Beste…“ schaffen ein problemloses Miteinander von Christentum, Islam und animistischen Grundformen. Den Menschen hier geht es gut, fruchtbare Vulkanböden sorgen für Obst und Gemüse im Überfluss, Rinder und Schafe ziehen über die saftig grünen Wiesen. Alles wirkt zufrieden und aufgeräumt, es ist so sauber wie selten sonst in Afrika.

Der Staat hat gelernt, mit dieser regionalen Besonderheit umzugehen. Nicht umsonst kommen aus dieser Ecke die aktivsten Oppositionspolitiker, der Präsident tut also gut daran, Wert auf eine einigermaßen funktionierende Zusammenarbeit zu legen, auch wenn der private Wohlstand vieler cleverer Geschäftsleute hier oben der herrschenden Clique in Yaoundé ein immerwährender Dorn im neidischen Auge ist. Doch die Menschen in den Bergen und im Grasland genannten Westen können damit leben, sie sind fleißig und ehrlich, genießen ihren bescheidenen Wohlstand. Und ihr jeweiliger, unantastbarer Fon, von denen es auch heute noch weit mehr als hundert gibt, garantiert für ihr Wohlergehen…

 

Eine höchst interessante Begegnung…

Wir sind in Wum, einer Kleinstadt mit rund 25.000 Einwohnern im Nordwesten Kameruns, direkt an der Ring Road gelegen. Eingebettet zwischen sattgrünen Wiesen und Wäldern schmiegen sich die sauberen Häuser und Hütten an die sanft ansteigenden Hänge, kleine, fast kreisrunde Kraterseen blitzen immer wieder durch die liebliche Hügellandschaft.

Auf der Suche nach einem Standplatz geraten wir auf das großzügige Gelände der presbyterianischen Kirche, die hier auch mehrere Schulen betreut. Nach der herzlichen Begrüßung durch die Lehrerschaft kommt der Pastor zu uns gefahren. Gemütliches Übergewicht stemmt sich aus dem alten Toyota, ein herzhaftes Lachen heißt uns willkommen. Nachdem wir uns mitten auf einer grünen Wiese einrichten durften, erfahren wir alles über die sehr gut funktionierende Kirchenpartnerschaft mit Göppingen bei Stuttgart, die garantiert, dass immer ein wenig Geld für kleine Projekte vorhanden ist, das Pastor George akribisch genau einsetzt und kontrolliert.

Der Pastor ist der starke Fels in der Brandung des nicht immer leichten Lebens der Menschen hier. Er ist Organisator für alles, leitet die Vergabe von Kleinkrediten für private Projekte, ist schlichtende Instanz bei Familien- und Landstreitigkeiten, gibt den begnadeten Entertainer bei den sonntäglichen Messen in seiner großen, gemauerten Kirche. Und als wir abends mit ihm durch die Stadt laufen, in einer schummrigen Kneipe ein lauwarmes Bier zischen und dazu zähes Rindfleisch vom Straßengrill kauen, ist er der Kumpel von nebenan, den alle kennen und schätzen.

Nach einem traditionellen Essen bei ihm zuhause sprechen wir in seinem Wohnzimmer über die Probleme Afrikas und über mögliche Lösungen. Und wir sind mehr als überrascht! Der Pastor, natürlich waschechter Afrikaner und auch dank seiner Intelligenz somit bestens prädestiniert, darüber sprechen zu dürfen, bestätigt all unsere Erfahrungen, Meinungen und Lösungsgedanken. Die brennenden Themen Bevölkerungsexplosion, Empfängnisverhütung, eine bessere Zukunft verhindernde Traditionen, Korruption der Regierenden sowie deren fehlende Bereitschaft zur flächendeckenden Schul- und Ausbildung junger Menschen, fragwürdige Finanzierungen unsinniger Entwicklungsprojekte durch europäische und amerikanische Organisationen und vor allem die finanzielle Unterstützung diktatorischer Machthaber seitens westlicher Regierungen.

Wir entscheiden, gemeinsam einen Essay zu entwerfen, seine kompetente Sichtweise zu publizieren, um endlich mal aufzuräumen mit den in Europa und Amerika herrschenden, meist nur sehr theoretischen Meinungen zu diesen Themen. Vielleicht geling es uns, Entwicklungsministerien und Organisationen aufzurütteln, denn wenn wir alle gemeinsam nicht noch heute beginnen, an einer gemeinsamen Zukunft für Afrika sinnvoll zu arbeiten, wird dieser wundervolle Kontinent in schon zwei Generationen anfangen, sich selbst von innen heraus zu zerstören. Und dann werden wir mehr als nur ein paar überfüllte und seeuntüchtige Nussschalen auf dem Mittelmeer zu retten haben – viel, viel mehr…

 

Unterwegs im Nordwesten Kameruns

Mitten durch diese herrlich grüne Gebirgslandschaft verläuft die ehemals koloniale und heutige Sprachgrenze und teilt den Nordwesten in ein frankophones und in ein anglophones Gebiet. Die großen Ethnien der Bamiléké und der Bamoun, aufgeteilt in dutzende Chefferien bzw. Fonkönigreiche sorgen für die soziale und politische Macht. Christentum und Islam existieren friedlich miteinander, Toleranz wird großgeschrieben.

Die Landschaft hier oben ist einmalig für West- und Zentralafrika. Auf unglaublich steilen und ausgewaschenen Pisten klettern wir hinauf bis auf über 2500 Meter, frieren bei ungewohnt niedrigen Nachttemperaturen. Langhornige Zeburinder und kraftstrotzende Pferde weiden auf den Almwiesen, die bewirtschafteten Felder reichen inzwischen weit die schwer zugänglichen Hänge hinauf. Vertraute Kiefernwälder und schnell wachsende Eukalyptusbäume säumen Straßen und verstecken kleine Weiler. Die üppig grünen Täler werden von großflächigen Plantagen bestimmt, Palmöl, Bananen, Ananas, Kakao und sogar Tee gedeihen hier auf den vulkanischen Böden überaus prächtig. Die Märkte in den Dörfern sind reich an Obst und Gemüse, es wird sogar in alle anderen Landesteile exportiert.

An den Rändern des Hochplateaus breiten sich undurchdringbare Regenwälder aus, unzählige Bäche und Flüsse leiten ganzjährig braune Wassermassen durch den dichten Blätterwald, stürzen in nassen Gischtwolken über meterhohe Abbruchkanten tief hinunter in immerfeuchte Gräben, modellieren so die Landschaft ständig um. Die Menschen hier haben ein hartes Los, ständig ringen sie dem dichten Gestrüpp Meter für Meter zu bewirtschaftende Fläche ab, immer mit der Gefahr lebend, dass der Urwald sich schlussendlich alles wieder zurück holt.

Wir besuchen Paläste der regionalen Herrscher, machen dem Sultan in Foumban unsere Aufwartung, informieren uns umfassend über Geschichte und ethnische Zusammenhänge im hervorragend organisierten Museum von Dschang und treffen viele interessante Menschen, die uns einen Einblick in ihr alltägliches Leben geben. Nach der monatelangen schwülheißen Reisezeit genießen wir die klare Luft zum Atmen, die kühlen Nächte zum erholsamen Schlafen und die gewohnt heimischen Tagestemperaturen. Die nun beginnende Regenzeit hält sich noch zurück, die täglichen abendlichen Gewitter stören nicht wirklich.

Erst weiter unten, rund um die wuchtige Präsenz des über 4000 Meter hohen Mount Cameroon, an den Gestaden des Atlantiks, holen uns Regen und Nebel, Luftfeuchtigkeit und hohe Temperaturen wieder ein. Hier, in der Kniekehle Afrikas, wo sich einst Südamerika von Afrika trennte, brodelt der mächtigste noch aktive Vulkan des Kontinents immer noch so vor sich hin, immer bereit, mal wieder Stärke zu zeigen und die Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen. Dauerregen und undurchdringliche Nebel machen eine Besteigung zur Zeit unmöglich, leider…

 

Deutsche Geschichte in Kamerun

Bismarckbrunnen, Telegrafenamt, Waldschlösschen, Eisenbahnbrücken, Kaufhaus, Kirchen, Straßen ins Hinterland. Immer wieder treffen wir auf deutsche Relikte und interessanterweise sind alle Gebäude, Brücken und Straßen auch heute noch in Benutzung. Es waren nur rund 30 Jahre, während denen das Deutsche Kaiserreich als Schutzmacht hier in Kamerun auftrat. Doch sie genügten, um Nachhaltiges zu hinterlassen. Auch in den Köpfen der Menschen. Überaus positiv sehen die meisten ihre eigene deutsche Vergangenheit, im Gegensatz zur französischen Kolonialzeit. Und so werden wir auch überall, wenn wir als Deutsche identifiziert werden, ausgesprochen freundlich und zuvorkommend behandelt. Die Zeit verklärt eben so manches und macht die durchaus unangemessenen Taten der meisten deutschen Kommandanten hier vergessen. Mit Beginn des ersten Weltkriegs war es dann vorbei mit der deutschen Afrikageschichte, Engländer und Franzosen übernahmen die Macht. Doch das deutsche Vermächtnis im Land konnten sie nie auslöschen…

 

Eingangstor zum Fon-Palast von Bafut
Versammlungshaus im Palast von Bafut
Versammlungshaus Achum aus Bambus und geschnitzte Holzstehlen
fröhliche Menschen in Bafut
Pastor George mit seiner Frau in landestypischer Tracht
unterwegs auf der Ringroad
ausgewaschene und steile Passagen auf der Ringroad
Blick auf den Mount Oku und den Lake Oku
auf den wahrscheinlich höchsten Pass Kameruns - 2535 Meter
Übernachtungsplatz auf der Hochalm
Almidylle
der Sultanspalast in Foumban
im Sultanspalast in Foumban
Ahnentafel im Sultanspalast in Foumban
die Wasserfälle von Ekom

Afrika - Kamerun – 2.Teil

10.Juni 2015 – 26.Juni 2015

Atlantik, Affen und allerlei sonstige Abenteuer

Auch die nächsten Wochen in Kamerun waren so richtig schön. Wir genießen herrlich entspannte Tage am Atlantik, wandeln auf deutschen, kolonialen Spuren, stehen Auge in Auge Gorillas und Schimpansen gegenüber und treffen eine ganze Reihe wirklich interessanter Menschen.

 

Kribi

Schon einige Jahre vor der Gründung der deutschen Kolonie 1884 wurden hier rund um die natürliche Hafenbucht Handelshäuser deutscher Kaufleute angelegt. Schwere Steinquader aus dieser Zeit brechen noch heute die unberechenbaren Wellen des Atlantiks, der gedrungene Leuchtturm geleitet seit 1906 die mutigen Seeleute in den Schutz der ersten Garnison hier an der Mündung des Kienké. Im Jahre 1891 erbauten die Pallottiner die heute katholische Kirche, die nach wie vor weithin sichtbar auf einem Hügel über der Stadt thront. In ihrem Schatten, liebevoll von Josef, einem ruhigen Kameruner mit sehr guten deutschen Sprachkenntnissen gepflegt, liegen die sterblichen Überreste vieler dort seinerzeit umgekommener Soldaten und Händler – alt ist hier damals keiner geworden…

Nicht weit von der Stadt stürzt sich der Lobé über 30 Meter hohe Stromschnellen direkt ins Meer, ein weltweit sehr seltenes Naturspiel. Die eindrucksvolle Kulisse wird von Kokospalmen an kilometerlangen Sandstränden eingerahmt, Fischer mit ihren aus ganzen Baumstämmen geschnitzten Pirogen pflügen durch die Gischt der Brandung. Die Szenerie hat sich seit der Ankunft der ersten Deutschen wohl kaum verändert, nur die Ölverladestationen weit draußen vor der Küste zeugen vom Fortgang der fragwürdigen Entwicklung.

Kribi war auch der Ausgangspunkt kaiserlich-deutschen Expansionsdrangs. In einem vierwöchentlichen Gewaltmarsch durch bislang unbezwungenes Buschland und dichten Regenwald, über malariaverseuchte Wasserläufe und gepeinigt von unerträglicher Schwüle erreichten die Soldaten mit ihren Trägern 1889 schließlich das im selben Jahr gegründete Hüttendorf Yaoundé, heute die Hauptstadt Kameruns. Wir nutzen Brücken, die schon seinerzeit gebaut wurden, um die Küste mit dem Außenposten im Inland zu verbinden, folgen der schmalen Urwaldpiste auf dem damaligen Weg der Eroberer. Auch die Pygmäen vom Stamm der Baka leben wie damals noch hier, jedoch längst ihrer natürlichen Traditionen beraubt und entwurzelt. Und aus dem Dorf des damaligen Chefs Lolou machten unsere Vorväter kurzerhand Lolodorf…

 

Therese, ein Leben in Afrika – für Afrika

Ihren späteren Mann, einen Kameruner Priesteranwärter, lernt die junge Schweizerin während seiner Ausbildung in Europa kennen und lieben. 1968 folgt sie ihm in sein Heimatland, da ist sie gerade mal 27 Jahre alt. Ein paar Wochen auf Probe, sagt sie, denn sein Dorf liegt mitten im Urwald, fernab jeglicher gewohnten Zivilisation. Doch sie lebt sich schnell ein in der ungewohnten Umgebung – und bleibt. Sie heiratet, zieht die fünf gemeinsamen Kinder auf, ein schwieriges Unterfangen bei einem Monatssalär von umgerechnet gerade mal 50 Euro. Doch sie beißt sich durch, hilft ihrem Mann, wo immer es notwendig ist.

1981 dann die entscheidende Wende, sie bekommt eine Stelle bei der deutschen Entwicklungshilfe, der GTZ, und kann jetzt ihren Kindern eine europäische Ausbildung gewährleisten. Zehn Jahre später entdeckt sie eine kleine Hotelanlage bei Kribi, direkt am feinsandigen Strand. Sie erwerben das Anwesen mit Hilfe Schweizer Freunden für die Tochter Elisabeth, die in der Ausbildung zur Hotelfachfrau steckt. Sie unterstützt ihre Tochter beim Aufbau, doch ihre eigentliche Aufgabe ist ihre Tätigkeit bei der GTZ. Diese sieht sie jedoch mit der Zeit immer kritischer, da sie erkennen muss, dass die horrenden Summen, die hier ausgegeben werden, um angeblich Afrika und seine Menschen zu unterstützen, meist völlig am Bedarf vorbei gehen. Unsummen verschwinden in den Taschen korrupter Beamter, auch die GTZ-Mitarbeiter leisten sich unverhältnismäßige Privilegien. Sie eckt an, als sie immer wieder darauf hinweist. Es ist allen Beteiligten bekannt, doch niemand tut etwas dagegen.

Nach fast 20 Jahren im Dienst der GTZ nimmt sie 2000 ihren Hut, sie kann und will das Alles nicht mehr mittragen. Bis heute ist sie die gute Seele des Hotelbetriebes ihrer Tochter Elisabeth, doch nun wird sie Afrika den Rücken kehren, zermürbt, enttäuscht, frustriert.

Was bleibt, nach fast 50 Jahren auf diesem Kontinent, in diesem Land? „Ratlosigkeit“, sagt sie, „Afrika wird sich selbst zerstören. Die Korruption und die Unfähigkeit der Europäer und Amerikaner zu begreifen, wie Afrika wirklich tickt, treibt die Menschen immer tiefer in die Hoffnungslosigkeit. Sie irren ziellos umher, herausgerissen aus ihren natürlichen Abläufen, können ihre Zukunft nicht selbst bestimmen. Und sie wollen es meist auch gar nicht…“

 

Im Nationalpark von Mfou

Wir sind mitten im dichten Regenwald, der selbst hier, unweit der Hauptstadt Yaoundé, die Landschaft bestimmt. Über eine lehmige Piste, die „Manni“ mal wieder so richtig einsaut, landen wir schließlich in der „Mfou Apes Sanctuary“. Mit möglichst unauffälligen Drahtzäunen sind riesige Areale gesichert, in denen vor dem nahenden Tode gerettete Gorillas, Schimpansen, Mandrills, Paviane, Mangabeys und jede Menge anderer Affenarten aufgepäppelt werden. Wir bekommen eine Sondergenehmigung, auf Tuchfüllung mit den faszinierenden Tieren gehen zu dürfen, um authentische und aktuelle Fotos auch für deren Website zu machen.

Vorsichtig nähern wir uns der ersten Gruppe der mächtigen Flachlandgorillas. Misstrauisch beäugen sie uns, sie kennen uns nicht. Wir sind beeindruckt von ihrer Präsenz, vor allem die beiden Silberrücken lassen unschwer erkennen, wer hier der Chef im Ring ist. Immer wieder richten sie sich zu voller Größe auf, rasen unvermittelt los und schlagen sich dabei laut trommelnd auf die breite Brust. Und sie bewerfen uns praktisch aus dem Handgelenk heraus mit Dreck, wenn wir ihnen scheinbar zu nahe kommen. Doch mit der Zeit gewöhnen sie sich an uns, sitzen nun friedlich kauend im dichten Gras und unter den schattigen Bäumen. Ihre Gestik, ihre Körperhaltungen sind unglaublich menschlich, wir können uns nicht losreißen aus dem stummen Zwiegespräch.

Lustiger geht es bei den Schimpansen zu. Verspielt und verschmust beschäftigen sie sich viel miteinander, schnattern munter drauflos und machen sich mit Scheinangriffen auf uns wichtig. Ein quirliger Haufen ist es, der uns mit seinen munteren Spielen erfreut, auch sie sind uns in Vielem mehr als ähnlich. Über 99%(!) ihrer und unserer Gene sind übereinstimmend, und das spüren wir sofort. Selbst die von ihnen geschossenen Fotos betrachten sie aufmerksam im Display der Kameras, denn Schimpansen sind die einzigen Tiere, die ihr eigenes Spiegelbild erkennen.

Bei den stolzen Mandrills geht es dagegen gemächlich zu. Vor allem die Männchen mit ihren blutrot gefärbten Gesichtern beeindrucken uns, mit herrischen Gesten versuchen sie, uns auf Distanz zu halten. Und als ein wenig später die Information durch das Gelände sickert, dass einer der aggressiven Oberhäupter des Clans das umzäunte Areal verlassen hat, machen sich die Mitarbeiter mit einem Betäubungsgewehr auf die Suche. Sie dürfen also nicht unterschätzt werden.

Immer wieder verharren wir ausgiebig bei diesen ausdruckstarken Primaten, den königlichen Gorillas, den verspielten Schimpansen und den stolzen Mandrills. Erst als wir alle zusammen müde geworden sind von diesem intensiven Besuch verlassen wir dieses liebevoll aufgebaute Gelände. Mehr Informationen gibt es auf www.apeactionafrica.org, dringend benötigte Spenden sind herzlich willkommen!

 

Tödlicher Überfall auf französische Traveller in Nigeria!

Anfang Mai erfahren wir von David, einem slowenischen Motorradfahrer, dass ein französisches Travellerehepaar mit ihrem Landrover gerade auf unserer Route unterwegs ist. Wir versuchen, mit Liana und Denis, beide Mitte 50, über Facebook Kontakt aufzunehmen, ums sie zu treffen und Erfahrungen auszutauschen, bekommen allerdings keine Antwort – ein ungewöhnliches Verhalten unter Reisenden. Tage später erfahren wir den dramatischen Grund dafür:

Auf ihrer Fahrt durch Nigeria, schon fast in Calabar, machten sie wie gewöhnlich gegen Abend Halt irgendwo draußen in der Natur. Als sie ihr Dachzelt aufschlugen, bekamen sie Besuch von drei Männern, die wohl versuchten, sie auszurauben. In der sich anschließenden Auseinandersetzung wurde Denis durch einen Schuss ins Bein verletzt und anschließend mit mehreren Machetenhieben so schwer verwundet, dass er noch während des Überfalls starb. Seine Frau Liana wurde dabei ebenso verletzt, überlebte jedoch den Angriff. Nachdem die Täter das gesamte Geld der Beiden erbeutet hatten, flüchteten sie.

Die Polizei nahm inzwischen über 30 Verdächtige fest, Liana versichert, die Täter identifizieren zu können…

Wir sind erschüttert und sehr traurig über diesen schrecklichen Vorfall, denn als wir versuchten, den Kontakt herzustellen, war Denis bereits tot. Wir kannten die Beiden zwar noch nicht persönlich, aber wir waren ihnen als Traveller auf derselben Route sehr nahe. Und wir hätten uns ein paar Tage später sicher getroffen…

Trotzdem, gerade Nigeria mit seinen überaus freundlichen und offenen Menschen hat es verdient, dass man nicht zu vorschnell alles dort verdammt. Unvorhersehbare Unglücke sind immer und überall auf dieser Welt möglich, wir sind uns dessen auch jederzeit bewusst. Mit ein paar grundsätzlichen Vorsichtmaßnahmen kann man diese Risiken sehr schnell minimieren. Wir hatten z.B. in Nigeria immer in den Dörfern neben Kirchen oder Schulen übernachtet, Kontakt mit den dort lebenden Menschen gesucht und uns so praktisch in deren gesellschaftliche Obhut begeben. So fühlten wir uns jederzeit sicher und erlebten dabei auch noch herzliche Begegnungen.

 

Fazit Kamerun

Sechs lange und intensive Wochen waren wir in diesem eigentlich schon zentralafrikanischen Land unterwegs. Trotz einer Vielzahl völlig unsinniger Checkpoints, an denen Polzisten meist gar nicht wussten, was sie bei uns eigentlich kontrollieren sollten, war das Reisen in diesem herrlich abwechslungsreichen Land ausgesprochen entspannt. Die Straßen sind überwiegend in einem guten Zustand, auch die Pisten werden regelmäßig gepflegt. So ist für ein zügiges Fortkommen garantiert.

Die Menschen hier, sowohl im anglophonen als auch im frankophonen Teil, sind unglaublich nett, interessiert und immer freundlich und hilfsbereit. In den zahlreichen Gesprächen machten sie sich schnell Luft, sprachen sich ihren Frust und Ärger über die korrupte Regierung und deren Helfer von der Seele. Kamerun wäre eigentlich ein reiches Land, doch das erwirtschaftete und auch das gespendete Geld wandert fast ausschließlich in die Taschen der Mächtigen. Und so kämpfen die Menschen täglich für ein wenig zu essen.

Die alte Kulturen und Traditionen werden nach wie vor aktiv gelebt, vor allem im Westen zeugen hunderte kleiner Paläste und religiöse Stätten davon. Der Staat hat hier oft nur eine Rahmenfunktion, das Alltägliche wird auf althergebrachte Weise geregelt. Hier begegnen wir auch das erste Mal in Afrika bedeutender deutscher Kolonialgeschichte. Kirchen und Handelshäuser, Straßen und Brücken, Eisenbahn und Hafenanlagen, fast alles wird auch nach mehr als hundert Jahren noch genutzt. Und viele, sehr viele Kameruner wünschen die nach wie vor präsenten Franzosen buchstäblich zum Teufel und würden liebend gerne aktive Partnerschaften mit Deutschland aufziehen.

Afrika „en miniature“, so nennt man Kamerun bisweilen und meint damit in erster Linie alle hier vorhandenen Landschaftsformen, die der Kontinent zu bieten hat. Leider konnten wir den Norden mit seinen Sahel- und Steppenlandschaften wegen des aktiven Terrors der Boko Haram nicht besuchen, doch das tat unserer Begeisterung keinen Abbruch. Grün ist die vorherrschende Farbe im südlichen Teil des Landes. Grün sind die Berge bis hinauf zu ihren Gipfeln, grün die üppig bewachsenen Täler, durch die rauschende Flüsse sich ihren Weg bahnen, nachdem sie über mächtige Wasserfälle weit hinunter stürzten. Selbst der mächtige Vulkan Mount Cameroon, der sich über 4000 Meter hoch direkt vom Strand des Atlantiks in den meist wolkenverhangenen Himmel reckt ist grün bis an seine Kraterrände in luftiger Höhe. Undurchdringliche Regenwälder, auch heute noch bevölkert von tausenden Gorillas, Schimpansen, Waldelefanten, Pantern und vielen anderen, oft selten gewordenen Tieren, prägen den äußersten Süden des Landes. Das schwierig zu erreichende Terrain schützt sich durch die weitgehende Unzugänglichkeit selbst. Zu guter Letzt dann noch die Strände am Atlantik – aus pechschwarzem Lavagestein um den Mount Cameroon die einen, feinsandiges Karibikfeeling rund um Kribi an den anderen.

Für uns war Kamerun eines der Highlights unserer bisherigen Afrikareise…

 

Hafen und alte deutsche Kirche in Kribi
deutsche Geschichte in Kribi - der alte Leuchtturm
die Lobé Wasserfälle südlich von Kribi
eine wunderbare Bekanntschaft mit Therese
Gorilla im Nationalpark Mfou
Gorilla - Silberrücken
Gorilla
Gorilla
Gorilla
Gorilla
Mangabey/Rotkopfmangabe
Mangabey/Rotkopfmangabe mit Nachwuchs
Mandrill
Weißnasenmeerkatze
Schimpanse
junger, frecher Schimpanse
Schimpanse

Afrika - Gabun

27.Juni 2015 – 10.Juli 2015

Ein fast menschenleeres Land und ein berühmtes Hospital

Ein Land, so groß wir die alte Bundesrepublik, doch weniger als zwei Millionen Menschen verlieren sich hier. Dichter Regenwald soweit das Auge reicht, unberührte Küsten, hunderte Kilometer beidseits des Äquators. Und das wohl berühmteste Hospital Afrikas, wahrscheinlich der Welt. Wer kennt es nicht, das Albert-Schweitzer-Hospital in Lambaréné.

 

Äquatortaufe

Fährst Du nach Südafrika, so querst Du unweigerlich eines Tages den Äquator. Für uns Reisende ist dies sicher ein bisschen ein historischer Moment, denn wer fährt schon mit dem eigenen Fahrzeug da drüber.

„Noch ungefähr fünf Kilometer!“ Connys konzentrierter Blick auf unser Navi soll verhindern, dass wir diesen historischen Augenblick verpassen, denn laut unseren Informationen weist außer ein paar leeren Bierdosen anderer Traveller nichts auf diesen wichtigen Punkt hin. Langsam nimmt „Manni“ Kurve um Kurve im dichten Wald, plötzlich der Ruf: „Stop, hier ist es!“ Hier? Einfach so? So ganz unspektakulär hinter einer der endlosen Kurven zeigt unser Navi lauter Nullen für den berühmtesten Breitengrad an. Wir sind also da.

Nicht einmal eine Parkbucht erleichtert die Äquatortaufe, wir stehen einfach am Straßenrand. Schnell ein paar Fotos, möglichst ohne vom vorbeirauschenden Verkehr überrollt zu werden – und das war`s denn auch schon. Trotzdem – ein toller Moment. Nach 436 Tagen und gut 31000 Kilometern wechseln wir auf die Südhalbkugel. Ab heute sind wir dem Südpol also näher als dem Nordpol…

Ach ja, den obligatorischen Sekt, den heben wir uns für einen späteren Moment auf…

 

Albert-Schweitzer-Hospital in Lambaréné

Schwer lastet die sommerliche Schwüle auf den verschwitzten Körpern der für zentralafrikanische Verhältnisse unpassend gekleideten Reisenden, einem stattlichen Mann mit mächtigem Schnauzer und einer zierlichen Frau, die sich nur noch mühsam auf den Beinen halten kann. Seit fünf unendlich erscheinenden Stunden ist das Flussschiff Alembé nun schon von Port Gentil am Atlantik hier herauf in den Urwald des Gabun unterwegs, nun nähert es sich schlingernd dem Dorf Lambaréné. Ärmliche Hütten säumen das dicht bewachsene Ufer, flinke Kanoes schießen auf das Schiff zu, um ihre Fracht zu übernehmen.

Wir schreiben das Jahr 1913. Der Elsässer Albert Schweitzer, Musiker, Philosoph, Theologe und seit kurzem auch promovierter Mediziner und seine Frau Helene betreten den Boden, der in den folgenden Jahrzehnten zu ihrer Heimat werden soll. In den nächsten Monaten entsteht ein erstes Hospital, einfache Hütten nur, doch für eine Region halb so groß wie Deutschland das erste Spital überhaupt. Über vier harte Jahre schuften die Beiden unter härtesten Bedingungen, schaffen den Grundstock für einen Mythos, der bis heute fortlebt.

Der erste Weltkrieg bricht aus, Schweitzer als Elsässer gilt als Deutscher, wird von den Franzosen interniert, erst im eigenen Hospital, dann in Frankreich. Erst 1924 verfügt er wieder über genügend Mittel, um nach Lambaréné zurückzukehren, zunächst ohne Frau und die inzwischen geborene Tochter Rhena. Das erste Hospital liegt in Trümmern, überwuchert vom Urwald, der sich hier sehr schnell alles wieder zurückerobert. Mit seinen Helfern setzt er alles notdürftig instand, erkennt jedoch schnell, dass er für den enorm gestiegenen Bedarf an ärztlicher Hilfe ein viel größeres Hospital errichten muss.

Nach einem halben Jahr Rodungs- und Bauzeit ist es soweit – das neue Hospital beginnt im Januar 1927 seine Arbeit. Immer mehr Ärzte und Krankenschwester kommen nun aus Europa, Amerika und Japan, um ihm beizustehen. Die Legende vom großen weißen Doktor entsteht. Insgesamt 14 Mal reist er zwischen seinem inzwischen berühmt gewordenen Urwaldhospital und der übrigen Welt hin und her, um die dringend benötigten Gelder loszueisen und auch Personal zu begeistern, an seiner ehrenvollen Aufgabe teilzunehmen.

Als er schließlich 1965 in seinem Hospital 90jährig stirbt, nennt er 20 Doktortitel sein eigen, er bekam den Friedensnobelpreis verliehen und ist Gesprächspartner bedeutenden politischer und gesellschaftlicher Persönlichkeiten gewesen. Doch sein Lebenswerk wird fortgesetzt, erst von seiner Tochter Rhena und später von engagierten Ärzten aus aller Welt. Erst 1981 wurde ein neues, moderneres Krankenhaus auf dem Gelände eröffnet, das bis heute für die Bedürftigen der Region Anlaufpunkt geblieben ist.

Mit viel Pflege und Enthusiasmus erhalten Freunde und Gönner bis heute das historische Krankenhaus, das eigentlich ein ganzes Dorf gewesen ist, denn Albert Schweitzer hatte es den Bedürfnissen seiner Patienten entsprechend so konzipiert, dass die Familienangehörigen des Kranken Platz finden für seine gewohnte Versorgung. Im liebevoll zusammengestellten Museum ist es ein Leichtes, sein Leben und Wirken lückenlos nachzuvollziehen, und wenn sich die abendliche Ruhe  über die verwitterten, steinernen Grabkreuze senkt, dann erwacht sein Geist und erfüllt die verlassenen Hütten wieder mit Leben. Und wir blicken mit Ehrfurcht und Respekt auf das Geleistete…

 

Gabun, ein eigenartiges Land…

Ein Land als korruptes Familienunternehmen, in dem eigentlich keiner arbeiten will oder muss. Unfair? Zynisch? Parteiisch? Nein, eigentlich nicht, wenn man den Insidern Glauben schenken will. Und wir erleben es selbst an vielen kleinen Beispielen.

Gabun, so groß wie die alte Bundesrepublik, teilen sich gerade mal ungefähr 1,7 Millionen Menschen, die Hälfte davon in den beiden Städten Libreville und Port Gentil. Riesige Regenwälder breiten sich beidseitig des Äquators aus, der Bestand exotischer Tiere ist immer noch enorm. Doch es führen kaum Straßen durch die Wildnis, zum Glück. Die gewaltsam in den Wald geschlagenen Schneisen der Chinesen, um wertvolle Tropenhölzer heraus zu holen, sind Schaden genug.  Und tausend Kilometer nahezu unberührte, aber auch zum großen Teil nicht oder nur schwer erreichbare Küste, an der sich sogar Elefanten, Flusspferde und Flachlandgorillas tummeln.

Gabun hat gigantische Erdölvorkommen. Genug, um die seit 50 Jahren regierende Familie zu einer der Reichsten der Welt gemacht zu haben. Ein Teil des Geldes kommt sogar unten an, beim Volk. Es bleibt größtenteils natürlich arm, doch es reicht zum Leben. Und es gibt hier einen gut situierten Mittelstand, der hat genug, um nicht wirklich arbeiten zu müssen. Das ist das große Manko der Gabuner – sie gelten als faul, als desinteressiert, als bequem. Und so passiert in diesem Land nicht so wirklich was.

Die Dörfer auf dem Land wirken größtenteils wie verlassen, die Menschen leben lieber in den beiden großen Städten, kommen nur selten in ihr Heimatdorf. Landwirtschaft wird nicht betrieben, alles wird aus Kamerun oder Frankreich importiert. Entsprechend hoch sind die Preise für Lebensmittel, doch scheint sich niemand daran zu stören. Auftragsarbeiten? Kein Interesse, man winkt ab, wartet lieber auf den Verwandten aus Libreville, der das monatliche Geldbündel vorbeibringt.

Die Menschen sind zurückhaltend, fast unnahbar. Aber auch kein Betteln, kein Belästigen. Niemanden interessiert es, dass Du da bist. Ein ganz eigenartiges Stückchen Afrika…

 

Regenwaldpiste an der Grenze zu Äquatorialguinea
Wir sind am Äquator!
mantocos Äquatortaufe
Flussufer in Lambaréné am Albert Schweitzer Hospital
historisches Albert Schweitzer Hospital
im historischen Albert Schweitzer Hospital
Dr. Albert Schweitzer bei seiner Arbeit
der alte OP-Saal
Schreibtisch Albert Schweitzers in seinem Wohnhaus
das Grab Abert Schweitzers und einiger seiner Mitarbeiter
Behandlung einer der letzten Lepra-Patientinnen
große Kinderaugen...

Afrika - Rep. Kongo, Angolas Cabinda, Dem. Rep. Kongo

11.Juli 2015 – 30.Juli 2015

Die letzten bürokratischen Hürden…

…auf unserem Weg ins südliche Afrika sind überwunden. Spannend war es allemal, doch wir haben es geschafft! Und so bleibt nun auch entspannt Zeit für ein Resümee über unser erstes Jahr in Afrika.

Ein Jahr in Afrika unterwegs

Am 22.Juli 2014 war es soweit, wir setzten auf den afrikanischen Kontinent über. Unsere Stationen  bis heute waren Marokko (71 Tage), Mauretanien (22 Tage), Senegal (31 Tage), Gambia (17 Tage), Mali (35 Tage), Burkina Faso (19 Tage), Elfenbeinküste (23 Tage), Ghana (30 Tage ), Togo (17 Tage), Benin (23 Tage), Nigeria (11 Tage), Kamerun (42 Tage), Gabun (13 Tage), Rep. Kongo (12 Tage) und nun eben Angolas Cabinda.

Was für eine Reise! So viel Neues, Spannendes! Jeder Tag war erfüllt von spontanen Begegnungen, Erlebnissen, Aufregungen. Und trotzdem blieb genügend Zeit für uns selbst, für die notwendige Ruhe, um zu genießen.

Am Anfang war auch viel Unruhe – Ebola befand sich auf dem Höhepunkt, Terroraktionen in Mali, Nigeria und Kamerun sorgten vor allem die Daheimgebliebenen. Uns beschäftigten mehr die Informationen anderer Reisender vor uns – Korruption Allerortens:  an den Grenzübergängen, bei den unzähligen Straßensperren, unüberwindbare Hürden bei der Visabeschaffung. Doch nichts von alledem bedrohte uns schlussendlich wirklich. Ebola und Terror umfuhren wir weiträumig, Schmiergeld bezahlten wir grundsätzlich nie, und auch unsere Visa haben wir alle rechtzeitig bekommen.

Die Versorgung mit Lebensmitteln war in allen Ländern perfekt gewährleistet, wenn auch oft überraschenderweise teurer als bei uns in Deutschland. Selbst Frischwaren auf den Märkten erschreckten oft mit vor allem für die einheimische Bevölkerung horrenden Preisen. Und obwohl wir weder auf das abendliche Glas Rotwein, noch auf Rinderfilet, Schinken oder Nutella verzichteten, konnten wir unser geplantes Budget von mtl. 1200 Euro sogar deutlich unterlaufen!

Der Diesel war überall billiger als gewohnt, schwankte so zwischen 70 Cent und 1,10 Euro. Und „Manni“ war ganz brav, ersparte uns teure Reparaturen…

Übernachtet haben wir meist irgendwo in der freien Natur oder direkt in den Dörfern. Selbst in den Städten fanden wir gute und ruhige Stellen, um die Nacht ungestört zu verbringen. Nie hatten wir Sicherheitsbedenken! Unsere Übernachtungen auf kostenpflichtigen Camps lassen sich an zwei Händen abzählen.

Die berühmte afrikanische Tierwelt hielt sich allerdings bisher stark in Grenzen. Lediglich im Pendjari Nationalpark im Benin und in den Primaten-Sanctuaries in Nigeria und Kamerun kamen wir diesbezüglich auf unsere Kosten. Wir erlebten hautnah Elefanten, Wasserbüffel, Warzenschweine, verschiedenste Antilopenarten, Paviane, Flusspferde, Krokodile und sogar Schimpansen und Gorillas!

Das Aufregendste waren aber bestimmt die unzähligen Begegnungen mit den Menschen! Gleichgültig in welchem Land, in welcher Region, unerheblich, ob wohlhabend oder bettelarm, selbst die Offiziellen und die Wichtigen, alle, wirklich alle begegneten uns unglaublich freundlich, aufgeschlossen und hilfsbereit. Natürlich versucht der eine oder andere ein Geschäft zu machen, ist doch verständlich, doch nie gab es unangenehme Aufdringlichkeit, waren bettelnde Kinder wirklich nervig. Unser Bemühen, offen auf die Menschen zuzugehen und gleichzeitig Grenzen aufzuzeigen, ist uns gelungen, und so durften wir immer wieder ganz private Situationen erleben, bekamen Einblick in unbekannte Traditionen und Abläufe.

So wurde die von so Vielen immer wieder negativ beschriebene „Westroute“ für uns zu einem ganz wundervollen Erlebnis, zu einer Reise durch ein oft wirklich noch sehr ursprüngliches Stück Afrika, das allerdings von Jahr zu Jahr weniger werden wird.

In ein paar Wochen erreichen wir das südliche Afrika, das wir ja schon von einigen Urlaubsreisen her kennen.  Wir sind gespannt, wie wir jetzt, nach diesem tollen Jahr im westlichen und zentralen Afrika, diesen doch sehr touristischen Teil dieses riesigen Kontinents erleben werden. Aber lassen wir uns nicht von Vorurteilen bange machen! Wir freuen uns darauf!

So, und nun die realistische Kehrseite der (Afrika)medaille!

Afrika erstickt an sich selbst. Explosionsartige Bevölkerungszunahme, jeder zweite Afrikaner ist unter 15! Müll und Dreck ohne Ende, Krankheiten und Umweltzerstörung in erschreckendem Ausmaß! Korruption und Bestechung vereiteln jegliche Konjunkturaussicht, keine Chance auf eine Zukunft mit ausreichend Jobs oder besserer Schulbildung!

Unsere meist völlig an der afrikanischen Realität vorbei operierenden staatlichen Hilfsorganisationen fördern in großem Stil die Abhängigkeit der Menschen von unseren Systemen. Jegliche Eigeninitiative wird schon im Keim erstickt, Lethargie breitet sich aus. Davon profitieren in erster Linie die politischen Eliten vor Ort, sie gehören zu den reichsten Menschen der Welt, ihre Völker zu den ärmsten. Da stimmt doch was nicht!

Europa reagiert entrüstet auf die unter Lebensgefahr über das Mittelmeer flüchtenden Menschen, fühlt sich verpflichtet, zu retten, aufzunehmen, für eine lebenswerte Zukunft zu sorgen. Was für eine Lachnummer – sagen die Afrikaner! Die Führer interessiert es überhaupt nicht, sie sind nicht unglücklich darüber, unzufriedene Geister außer Landes zu wissen. Und das Heer der Wirtschaftsflüchtlinge wird zu Millionenstärke anwachsen, solange sich immer mehr herumspricht, dass Europa jeden zu retten versucht. Und dann?

Wann kapieren wir endlich, dass Afrika anfangen muss, sich selbst zu helfen! Und wenn sie es nicht gebacken kriegen, dann müssen sie eben durch das bittere Tal der Tränen. Wir können sicher unterstützen – wenn sie es wollen und nicht nur in zukunftsverhindernden Traditionen verharren. Wir können sicher helfen – wo sie es für sinnvoll erachten, aber nicht, wo wir es uns einbilden! Und ohne erst mal Milliarden in die Taschen derer zu stopfen, denen das Wohl der eigenen Bevölkerung buchstäblich am Arsch vorbei geht!

Wir lieben Afrika, diesen oft mystischen Kontinent mit seinen so polarisierenden Gegensätzen. Doch wir distanzieren uns auch von sehr vielen Gegebenheiten, die abstoßend und nervig sind. Nach einem intensiven Jahr in 14 Ländern sehen wir die meisten Dinge sehr viel differenzierter, kritischer, ohne „Helfersyndrom“, das so viele bei uns befällt, wenn sie ach so arme schwarze Kinder sehen. Und wenn uns mal wieder jemand seine Meinung von Afrika aufdrängt, ohne je dort gewesen zu sein oder je mit einem Afrikaner gesprochen zu haben, dann kann er sicher nicht mit unserem Verständnis rechnen. Und das trifft in erster Linie und vor allem auf unsere Politiker und Weltverbesserer zu!

Ach ja, wir sind gespannt, wann es mal einem unserer Entwicklungshelfer, die in ganz großem Stil unsere Steuermilliarden hier im Busch versenken, gelingt, uns mit einem wirklich erfolgreichen Projekt zu überzeugen. So mit Nachhaltigkeit und Resultat… Trotzdem, herzlichen Dank an all die vielen selbstlosen privaten Helferchen, die ihre Freizeit und Spendengelder opfern, um da und dort zu unterstützen. Nur, verändern an der „Misere Afrika“ wird es meist nichts…

Denkt mal darüber nach…

 

Wegelagerer!

Eine verrostete Schranke quer über die grob geschobene Wellblechpiste, kurz hinter der Grenze in der Dem. Rep. Kongo, vormals Zaire. Wir wussten von den Grenzern, hier wird Maut verlangt – „aber für Euch Touristen kostet das eigentlich nichts!“

Davon wollen die zwei Jungs im Bretterverschlag allerdings nichts wissen. Umgerechnet 50 Euro wollen sie abkassieren! Ich glaube es ja nicht! Er zeigt mir die Gebührenverordnung, von wem auch immer die einstmals erstellt wurde. Mein Zetern und Protestieren bringt zumindest einen Teilerfolg, ich muss jetzt nur noch den Einheimischen-Tarif für LKW bezahlen, 15 Euro. Immer noch happig für eine Schüttelpiste, aber gut, soll ja auch für die ganze weiterführende Strecke gültig sein.

Etwas später jedoch wieder eine Schranke. Und ein verbeultes Blechschild mit den Mauttarifen davor: Ausländische LKW 100 Dollar!!! Mir haut es fast die Sicherung raus! Geht`s noch? Unsere schon bezahlte Maut? Gilt nur bis hierher, gerade mal 20 Kilometer! Meine Geduld ist schon aufgebraucht, bevor ich zum Argumentieren ansetze, kann also nur schiefgehen. Tut es auch, ich scheitere auf der ganzen Linie.

Genau jetzt tritt Conny auf den Plan: Mit ihr eigentlich völlig fremder Engelsgeduld klopft sie die ganze Halsabschneidertruppe so langsam weich, reduziert die Hammerforderung auf erträgliche 20 Dollar inclusive Quittung, gibt noch ein paar Kinderklamotten aus unserem Charitysack dazu und am Ende liegen sich alle in den Armen und wir posieren zum gemeinsamen Gruppenfoto und tauschen Emailadressen aus.

Unglaublich, mit welcher Unverfrorenheit der Staat oder wer auch immer die Menschen zur Kasse bittet und sich an ihnen bereichert, denn auch die Tarife für die Einheimischen sind durchaus unverschämt. Und unsere Regierungen unterstützen diese Wegelagerer auch noch!

 

Malerin in Pointe-Noire
herzliches Willkommen bei den Dorfchefs in Matamba
Familie in Matamba
Kinder im Dorf Matamba
Dorfleben
Mädchen in Matamba
tägliche Arbeit...
Dorfleben
Kinder in Matamba
Mädchen in Matamba
freundliche Menschen in Matamba
offizielle Wegelagerei in DRC - unverhältnismäßige Mautgebühren für Ausländer

Nach oben