„The warm heart of Africa“…

Auch Malawi bewirbt sich mit einem Slogan, der Erwartungen weckt. Das kleine Land am gleichnamigen See ist ein beliebter Tummelplatz aller nur denkbaren internationalen Hilfsorganisationen. Wir sind gespannt, was dies für Auswirkungen auf die Menschen hat…

Lebensverhältnisse in den Mafinga Mountains
Lebensverhältnisse in den Mafinga Mountains
tolle Bergkulisse in den Mafinga Mountains
tolle Bergkulisse in den Mafinga Mountains
holprige Bergpisten im Nordwesten Malawis
holprige Bergpisten im Nordwesten Malawis
Feldwirtschaft bis zum Berggipfel
Feldwirtschaft bis zum Berggipfel
Ausblick zum Lake Malawi
Ausblick zum Lake Malawi
katastophale Bedingungen in den Schulen Malawis
katastophale Bedingungen in den Schulen Malawis
Unterricht im Freien, mangels ausreichender Klassenräume
Unterricht im Freien, mangels ausreichender Klassenräume
Bretter werden mühevoll mit der Handsäge geschnitten
Bretter werden mühevoll mit der Handsäge geschnitten
schwere Kopflasten werden von den Mädchen aufgeladen
schwere Kopflasten werden von den Mädchen aufgeladen
zwölf Kilometer Fussmarsch steht ihnen bevor
zwölf Kilometer Fussmarsch steht ihnen bevor
bis zu 300 kg Holz werden auf dem Fahrrad ins Tal geschoben
bis zu 300 kg Holz werden auf dem Fahrrad ins Tal geschoben
die Lasten der Männer sind noch schwerer
die Lasten der Männer sind noch schwerer
Traumbucht Cape Maclear
Traumbucht Cape Maclear
herrliche Abendstimmung am Cape Maclear
herrliche Abendstimmung am Cape Maclear
wunderschöne Sonnenuntergänge...
wunderschöne Sonnenuntergänge...
stimmungsvolles Leben am See
stimmungsvolles Leben am See
Bergsee auf dem Zomba Plateau
Bergsee auf dem Zomba Plateau
Wolkenstimmung am höchsten Punkt des Zomba Plateaus
Wolkenstimmung am höchsten Punkt des Zomba Plateaus
Lecker! Geröstete Heuschrecke als Snack
Lecker! Geröstete Heuschrecke als Snack
Mäusekebab - wir verzichten...
Mäusekebab - wir verzichten...
Hügellandschaft in den Dedza Mountains
Hügellandschaft in den Dedza Mountains
Fischerboote am Malawisee
Fischerboote am Malawisee
Fischmärkte mit überwiegend Trockenfisch
Fischmärkte mit überwiegend Trockenfisch
Freiluftschneiderei auf dem Markt
Freiluftschneiderei auf dem Markt
der Schuhmacher bringt Conny´s alte Vellies auf Vordermann
der Schuhmacher bringt Conny´s alte Vellies auf Vordermann
afrikanische Metzgerei
afrikanische Metzgerei
Chamäleon mit Horn
Chamäleon mit Horn
Das Mulanje Bergmassiv ist 3000 Meter hoch
Das Mulanje Bergmassiv ist 3000 Meter hoch
schöner Wasserfall mit Badegumpen
schöner Wasserfall mit Badegumpen
alpine Landschaften im Süden Malawis
alpine Landschaften im Süden Malawis

Auch Malawi bewirbt sich mit einem Slogan, der Erwartungen weckt. Das kleine Land am gleichnamigen See ist ein beliebter Tummelplatz aller nur denkbaren internationalen Hilfsorganisationen. Wir sind gespannt, was dies für Auswirkungen auf die Menschen hat…

 

Wo fließen nur all unsere Gelder hin…?

Schon im Grenzort Chitipa fallen uns ganze Schilderwälder ins Auge, die auf die verschiedensten internationalen Hilfsorganisationen hinweisen. Eigentlich müsste bei solch intensivem Engagement das Land erblühen, die Wirtschaft boomen. Doch davon ist nichts zu spüren. Im Gegenteil, sehr schnell verfestigt sich bei uns der Eindruck, dass Malawi nochmal einen Ticken ärmer ist als seine Nachbarländer.

Doch wohin fließen denn dann all die Milliarden, die wir so großzügig von unseren Steuergeldern abzwacken? In vielen Gesprächen mit Einheimischen und hier arbeitenden Ausländern kristallisiert sich schnell heraus, dass die Politiker in Malawi wohl so ziemlich die korruptesten in ganz Afrika sind. Und die Verantwortlichen der Geberländer sonnen sich derweil im befriedigenden Gefühl, Gutes getan zu haben. Es ist also wieder mal wie immer…

 

Lake Malawi – Lebensader eines ganzen Landes?

„Wir könnten Bewässerungsanlagen entlang des Sees installieren, könnten uns so in der Landwirtschaft unabhängig machen von der Regenzeit. Und parallel dazu müssten wir Wasserkraftwerke bauen, die uns unabhängig machen in der Stromversorgung.“ Francis, ein junger, studierter Mann aus Nkhotakota, glüht fast vor Begeisterung, als er uns seine Zukunftspläne für sein Land darlegt. „Es kann doch nicht sein, dass wir unsere Menschen nicht satt bekommen, obwohl unser See etwa ein Drittel unseres Staates ausmacht. Und dass wir täglich mit Elektrizitätsproblemen kämpfen, weil der Strom stundenlang ausfällt.“ Natürlich hat er recht, denn das wirtschaftliche Potential, das dieser gigantische See diesem bettelarmen Land bietet, wird nach wir vor nicht genutzt. Lediglich Fischerei in einem Ausmaß, dass der See bereits unter Überfischung leidet und ein wenig Lodge-Tourismus, das ist alles…

Doch was für Möglichkeiten könnten sich für die Menschen in diesem kleinen Land bieten, wenn einheimische Politik und internationale Unterstützer endlich mal zu einer effizienten Partnerschaft zusammenfinden würden! „Wann begreifen unsere Machthaber endlich, dass nur ein komplettes Umdenken in unserer bisherigen Politik uns in eine bessere Zukunft führen wird?“ Der leitende Forstwirt aus Dedza bringt es auf den Punkt. „Wir zerstören unsere Ressourcen anstatt sie zukunftsorientiert zu nutzen. Unsere Wälder holzen wir ab, unseren See fischen wir leer. Vielleicht noch eine Generation, dann können wir uns nicht mehr selbst ernähren…“

 

Kinder „en masse“– Fluch oder Segen?

Der Geräuschpegel ist ohrenbetäubend, der Schulhof platzt aus alle Nähten. 2.500 Kinder aller Altersstufen drängen sich in der St. Anna School in Nkhotakota. Die Lehrerschaft hat längst schon kapituliert, hält nur noch notdürftig den Deckel auf dem brodelnden Topf drauf. „Lehren können wir dieser Masse Kinder schon lange nichts mehr“, klagt der Schulleiter. „Wir haben keine Bänke, keine Tische, von Büchern oder anderen Materialien ganz zu schweigen“.

Auf den Dörfern ist es ähnlich: „Give me, give me!“ Dutzende schmutziger Kinderhände strecken sich uns entgegen. Sie stacheln sich gegenseitig auf, die Stimmung fängt an zu kippen. „Give me money, give me food!“ Nein, es sind keine zaghaften Bitten, um die Not zu entschärfen, es ist aggressives Fordern. Die Erwachsenen sind mehr und mehr hilflos, die Meute lacht, ist sich ihrer Stärke durchaus bewusst. Wann fliegen wohl die ersten Steine?

„Wir müssen unsere Kinder besser fördern, unsere Jugend ist doch unsere Zukunft! Doch unser Staat hilft uns dabei nicht, hat kein Interesse.“ Immer wieder werden wir mit diesen Forderungen konfrontiert. Doch in einem Land, in dem zwei von drei Menschen jünger als achtzehn Jahre sind, ein nahezu hoffnungsloses Unterfangen. Und auch die Eltern sind keine große Hilfe, sie überlassen ihre Kinderschar sich selbst, Erziehung ist ein Fremdwort geworden. „Sie zeigen keinen Respekt mehr vor den Älteren, werden immer unkontrollierbarer. Es sind halt Kinder…“ Hilfloses Schulterzucken bei den Erwachsenen um uns herum.

 

Ein Land wird abgeholzt…

Auf einen Baum kommen zehn abgehackte Stümpfe. Dazwischen Buschwerk. Erodierte Böden, unkontrollierte Wasserläufe fräsen immer tiefere Gräben in die Natur. Einstmals üppig grüne Urwälder versteppen zu unbrauchbaren Landstrichen. Das Geräusch hackender Äxte und schlagender Macheten ist nahezu überall im Land zu hören, der Raubbau ist erschreckend. Der Agraringenieur ist frustriert: „Die Menschen in den Dörfern verstehen es nicht, wenn wir ihnen das Holzschlagen verbieten. Es ist ihre Lebensgrundlage, das Holz wird zum Kochen, zum Bauen, zum Brennen von Holzkohle verwendet. Jeden Tag vernichten sie so ihre eigene Zukunft. Aber Alternativen werden nicht angenommen, es wird weiterhin illegal Holz geschlagen.“

Besonders auffällig ist das Abholzen auf dem Zomba-Plateau. Ganze Berghänge veröden, die Bäume werden an Ort und Stelle per Hand zu dicken Brettern verarbeitet. Jedes Brett bringt den beiden Sägern gerade mal fünfundzwanzig Eurocent! Und das anschließende Aufforsten reicht bei Weitem nicht aus, um den Kahlschlag auszugleichen.

Der gesamte Süden Malawis ist ein forstwirtschaftliches Schlachtfeld. Einst perfekt harmonierende Naturlandschaften sind der Feldwirtschaft geopfert, die letzten Waldinseln in Naturschutzparks zusammengepresst. Der Druck der Bevölkerung ist selbstzerstörerisch, die Überbevölkerung wird schon in wenigen Jahrzehnten das ganze Land aus dem Gleichgewicht gebracht haben. Und dann?

 

Traumbucht Cape Maclear

Seit Jahrzehnten ist es der Inbegriff des entspannten Chillens – das Cape Maclear bei Monkey Bay. Aber auch viel Negatives wird berichtet – nervige „Beach Boys“, die einem ständig etwas verkaufen wollen, bettelnde Kinder, die jeden Spaziergang am Strand zum Spießrutenlauf werden lassen, Dreck und Müll allenthalben. So sind wir denn mit sehr gemischten Gefühlen dorthin unterwegs. Aber schon die Anfahrt durch das Naturschutzgebiet ist beeindruckend schön: durch dicht bewaldete Hügel, geschützt vor Kahlschlag, schlängelt sich das schmale Teerband bis zum Fischerdorf Chembe, hinter dem die blaue Fläche des Lake Malawi im Sonnenlicht glitzert.

Der erste Eindruck ist enttäuschend: der leichte Wind wirbelt den staubigen Boden auf, unzählige Plastiktüten flattern umher und fangen sich in brackigen Tümpeln, wo sich der Müll unkontrolliert sammelt. Vorsichtig rangieren wir „Manni“ durch die schmalen Gassen, bis wir auf den Hof der „Fat Monkey Campsite and Lodge“ rollen. Und schon sieht die Welt ganz anders aus! Unter mächtigen Mangobäumen, ganz vorne am Wasser, finden wir genug Platz für „Manni“. Was für ein Panorama öffnet sich uns hier! Glasklares Wasser am feinen Sandstrand, bewaldete Inseln in der Bucht, Berge am Horizont. Fischerboote dümpeln, die Menschen waschen ihren Hausrat, ihre Wäsche und sich selbst im See, Rauch steigt zwischen den Hütten auf, Fische trocknen in der Sonne. Niemand belästigt uns, wir kaufen fangfrischen Fisch direkt ab Boot, grillen am Strand und kriegen uns kaum ein ob der legendär schönen Sonnenuntergänge.

Drei Tage bleiben wir hier, bringen unseren Hausstand mal wieder auf Vordermann und genießen diese idyllische Symbiose zwischen lokalem Leben und touristischem Ambiente.

 

Warum ist alles so vermüllt?

Nkopola heißt das Nest, der Strand vor dem Dorf ist wie überall ein Sammelsurium aus herumflatternden Plastiktüten, weggeworfenen Glasflaschen, zerrissenen Jutesäcken, verfaultem Altholz; alles, was der Mensch halt nicht mehr braucht. Wir sitzen gemütlich unter schattigen Fieberbäumen und genießen den in der Sonne glitzernden See.

„Also wenn Ihr unsere Location nutzt, dann müsst Ihr dafür auch etwas bezahlen. Wir machen hier ja auch immer sauber…“ Die beiden Gestalten vor uns versuchen mal wieder, Geld von „Mzungus“, wie unsereins mit der blassen Hautfarbe hier genannt wird, zu ergattern. „Das hier nennt Ihr sauber?“ Conny ist sofort bereit für eine Grundsatzdiskussion. „Ja, für malawische Verhältnisse ist das hier sauber.“ Mag ja sein, aber sauber ist trotzdem etwas anderes. „Mögt Ihr es denn, so zwischen all dem Unrat zu leben?“ kontert Conny mit leicht provokantem Unterton. „Nein, natürlich nicht, aber wir haben keine Zeit, um immer sauber zu machen. Wir müssen den ganzen Tag arbeiten, um unser Essen zu verdienen.“ Wir blicken uns um, die Menge der entspannt unter den umliegenden Bäumen Lungernden macht nicht gerade einen gestressten Eindruck. „Okay, aber warum werft Ihr dann das ganze Zeugs erstmal hierher? Es wäre doch der erste Schritt zu einem sauberen Strand, wenn Ihr den Müll ordentlich entsorgt, dann müsstet Ihr nicht darüber nachdenken, den Strand sauber machen zu müssen, oder?“  Die beiden Helden mutieren zu riesigen Fragezeichen, spüren, dass die von ihnen angezettelte Diskussion in eine völlig falsche Richtung für sie abdriftet. Mit einem verlegenen Grinsen im Gesicht verabschieden sie sich von uns, von Geld für das Verweilen ist natürlich keine Rede mehr.

Afrika vermüllt immer mehr. Die Menschen haben noch kein Verständnis dafür entwickelt, dass es an ihnen selbst liegt, etwas zu verändern. Und wenn Du Hunger hast, kümmert Dich die Umwelt nicht wirklich. Aber wir meckern nicht darüber, es ist ja noch nicht allzu lange her, da sah es bei uns in Mitteleuropa ganz ähnlich aus…

 

Gourmetfreuden – oder einfach nur Hunger?

Immer wieder werden uns Speisen angeboten, denen wir doch recht skeptisch gegenüber stehen. Auf den Märkten locken Schüsseln mit den kleinen, gerupften Körpern gebratener Singvögelchen, wie Minihühnchen liegen sie da. Knackig geröstete Heuschrecken mit Zwiebelstückchen als Snack für zwischendurch erweisen sich als gar nicht so übel, doch die überall am Straßenrand offerierten, gegrillten Mäusekebabs sind dann doch nicht so nach unserem Gusto.

Die Menschen leiden mehrheitlich Hunger, die Felder geben nicht genug her für alle. Und so wird Jagd auf alles gemacht, das Reis und Maisbrei verfeinern könnte. Obst und Gemüse leisten sich die Wenigsten, die Monatseinkommen von lediglich bis zu achtzig Euro lassen einen ausgiebigeren Speiseplan für die vielköpfige Familie nicht zu. Dazu kommt, dass kaum jemand mangels Job überhaupt ein Einkommen hat.

„Wir versuchen unser Bestes, doch die Menschen begreifen nicht, dass sie einfach zu viele Kinder in die Welt setzen, um sie satt zu bekommen.“ Der katholische Pfarrer von Bwanaisa widerspricht ganz klar den katholischen Gepflogenheiten. „Wir hoffen einfach, dass irgendwann alles besser wird.“ Er stutzt, hebt resignierend die Schultern: „ Aber ich glaube eigentlich selbst nicht daran…“

 

Kinderarbeit unter den Augen der Entwicklungshilfe

Wir sind auf dem Zomba-Plateau unterwegs, gut 1.500 Meter hoch. Es nieselt so vor sich hin, die Temperatur erreicht gerade mal zwölf Grad. Im angenehm warmen Tagungshotel laben sich die Mitglieder verschiedener Hilfsorganisationen zur Unterstützung der malawischen Bevölkerung am reichhaltigen Mittagsbuffet. Draußen auf dem Parkplatz versuchen hungrige Männer, gesammelte Beeren an uns zu verkaufen. Wir kommen ins Gespräch und sie schimpfen auf die unzähligen Tagungsmitglieder, die sich hier die Bäuche auf Staatskosten vollschlagen und dabei diskutieren, wie man denn den Armen da draußen helfen könnte.

Ein paar Meter weiter treffen wir auf eine Gruppe Frauen und halbwüchsiger Mädchen, so zwischen zehn und vierzehn Jahren alt. Eine jede von ihnen balanciert auf dem Kopf ein drei Meter langes, je nach Alter bis zu fünfzig Kilogramm schweres Bündel Holz. Barfuß tippeln sie durch den kalten Matsch, 800 Höhenmeter hinunter ins etwa zwölf Kilometer entfernte Zomba stehen ihnen bevor. Allein das Ausrichten der Last auf dem Kopf ist eine Tortur für sich. Conny versucht sich, schafft es kaum, das Bündel mittig auf den Kopf zu hieven, von einem Lauf ins Tal ganz zu schweigen. Der Lohn für diese unmenschliche Schinderei? In Zomba bekommen sie umgerechnet achtzig Eurocent(!) Tageslohn dafür! Unfassbar!

Nasskalte Gischt aufwirbelnd, fahren die Tagungsmitglieder mit zufriedenen Gesichtern wenig später schnell an den von der grausam schweren Last schwankenden Mädchen vorbei. Hauptsache, sie haben bei ihrem Meeting erkannt und mal wieder darüber diskutiert, dass man die Lebensbedingungen dieser Kinder verbessern muss…

Nein, wir regen uns nicht auf über die harten Lebensbedingungen der Kinder hier in Malawi. Das Überleben in Afrika war schon immer hart und brutal, oft grausam. Überleben wird letztlich nur derjenige, der genug Kraft dazu hat. Das war schon immer so und wird auch in Zukunft so sein. Aber wir sind wütend auf die Selbstherrlichkeit derer, die sich auf Staatskosten und auch auf Kosten unserer Steuerleistungen bereichern und sich ein schönes Leben machen, ohne im Entferntesten den Ansprüchen gerecht zu werden, die sie als Banner weithin sichtbar vor sich her tragen. Dies betrifft sowohl die schwarzen Helfershelfer der hiesigen Regierungen als auch die im Entwicklungsdienst tätigen, weißen Mitarbeiter unserer Hilfsorganisationen. Wann erkennt unsere westliche Welt denn endlich, dass unsere Gelder nie denen zugutekommen, die sie bitter nötig haben, sondern immer nur denen, die sich am geschicktesten verkaufen…?

 

Fazit Malawi

Sechs Wochen reisten wir in diesem kleinen Land buchstäblich von Dorf zu Dorf, nahmen uns viel Zeit, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Die Malawis sind sehr angenehme Menschen, immer freundlich und zurückhaltend, aber auch sehr schnell offen für kritische Diskussionen. Dabei kommen die alltäglichen Probleme immer rasch auf den Punkt: Korruption, Vetternwirtschaft, Bevölkerungsexplosion. Die internationale Entwicklungshilfe hat Malawi zu einem ihrer bevorzugten Wirkungsstätten erkoren. Klar, es lebt sich hier ja auch wirklich angenehm. Und so werden hier Millionen ausgegeben, ohne sich ernsthaft darüber Gedanken zu machen, was es denn letztlich bewirkt. Oder warum ist Malawi bis heute eines der ärmsten Länder der Welt geblieben? Trotz eines riesigen Sees, trotz fruchtbarem Boden und trotz der vielen Millionen aus den Geberländern.

Wir haben ja schon viele Schulen in vielen afrikanischen Ländern besucht, uns mit der Bildungsmisere auseinandergesetzt. Doch die Zustände hier in Malawi übertreffen dies alles nochmal. Trotz hehrer Vorsätze unserer Ministerien. Trotz tausender junger und williger Volontäre aus dem Westen, die auch noch dafür bezahlen, dass sie hier arbeiten dürfen. Jeder Afrikaner lacht sich hierüber fast tot. In den Dorfschulen sitzen meist über hundert Kinder in den Klassenzimmern auf dem nackten Betonboden, scharen sich im Schatten der Mangobäume im Staub, teilen sich die wenigen, schlecht ausgebildeten Lehrer. Von Jahrgangsstufe zu Jahrgangsstufe kommen weniger zur Schule, die Kinder werden zuhause gebraucht oder haben einfach keine Lust mehr. Ergebnis dieser Bildungssituation: Ein Heer ungebildeter, bar jeder Zukunftschance herumlungernder Kinder und Jugendlicher. Armut und Hunger wird sich schon in der nächsten Generation verdoppeln!

Reisen in Malawi ist wirklich sehr entspannt. Keine nervenden Straßenkontrollen, immer und überall ein herzliches Willkommen. Der Wechsel zwischen saftig grünem Hochgebirge und dem grandiosen See, zwischen Savanne mit unzähligen Baobabs und einfachen Dörfern mit so typisch afrikanischem Klischee ist abwechslungsreich und spannend. Kein Kilometerfressen ist dazu nötig, das Land ist angenehm klein und überschaubar. Und die Sonnenuntergänge am Lake Malawi sind einfach legendär…

Seit langem mal wieder mussten wir uns ab und zu für eine Übernachtung auf einem der meist schön gelegenen Campingplätze entscheiden. Grund dafür war die meist zur Belästigung ausufernde Belagerung ganzer Kinderhorden, die nicht einfach nur neugierig herumstehen, sondern sich gegenseitig anstachelnd mit lautem Geschrei und unverhohlener Forderung nach Geld und Essen ohne Respekt und Rücksichtnahme nerven. Selbst die Erwachsenen können dem meist nicht Einhalt gebieten.

Doch wir haben jeden Tag hier genossen. Die lauen Abende am See, der durch seine Größe eher an das Meer erinnert, die kühlen Tage in den Bergen, deren üppige Natur uns immer wieder zu Wanderungen animierte. Und natürlich die farbenprächtigen, chaotischen, staubigen, geruchsintensiven, fröhlichen Märkte, auf denen das tägliche Einkaufen immer wieder zum Eintauchen in das pralle afrikanische Leben führt. Wie blutleer ist dagegen ein moderner Supermarkt…

Malawi hat sich ganz leise in unsere afrikanischen „Top Ten“ geschlichen, mit viel Herzlichkeit liebenswerter Menschen und einer abwechslungsreichen Natur, die begeistert. Hierher kommen wir gerne wieder mal zurück…

 

Mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer im Tagebuch ab 16.Juni - click hier

 

Liebe Grüße an Euch alle

Conny & Tommy

Sonnenuntergang über dem Lake Malawi