Quer durch Namibias Norden…

...führt uns unsere letzte Runde in unserem Lieblingsland im südlichen Afrika. Das abgeschiedene Kaokoveld ist unser Hauptziel, danach noch einmal durch den Etosha Nationalpark auf Game Drive und schließlich entlang des Okavango und durch den Caprivi-Strefen mitten hinein in die Flusslandschaften um Kwando, Linyanti und Zambesi. Und dann ist Namibia für uns endgültig erst einmal für lange Zeit Geschichte…

Palmen am Hoarusib, viel Wasser nach der Regenzeit
Palmen am Hoarusib, viel Wasser nach der Regenzeit
Blumenwiesen im sonst so kargen Kaokoveld
Blumenwiesen im sonst so kargen Kaokoveld
fröhliches Kinderlachen...
fröhliches Kinderlachen...
Manni im Blumenmeer
Manni im Blumenmeer
an der Groendrom
an der Groendrom
grün umsäumte Sicheldünen
grün umsäumte Sicheldünen
auf dem Weg westlich des Hartmannstals
auf dem Weg westlich des Hartmannstals
...Löwenspass
...Löwenspass
Spitzmaulnashorn
Spitzmaulnashorn
die Elefantenherde drängt zum Wasser
die Elefantenherde drängt zum Wasser
Dünenmeer...
Dünenmeer...
ein Übernachtungsplatz ist schöner als der andere
ein Übernachtungsplatz ist schöner als der andere
Blick im Hartmannstal nach Angola
Blick im Hartmannstal nach Angola
Morgenstimmung im Hartmannstal
Morgenstimmung im Hartmannstal
Oryxantilopen - wir sichten viel Wild im Hartmannstal
Oryxantilopen - wir sichten viel Wild im Hartmannstal
Granitfelsen im Marienflusstal
Granitfelsen im Marienflusstal
Spuren im Sand...
Spuren im Sand...
grünes Marienflusstal
grünes Marienflusstal
der Kunene trennt uns von Angola
der Kunene trennt uns von Angola
Sonnenaufgang im Marienflusstal
Sonnenaufgang im Marienflusstal
der Regen zaubert Blütenmeere...
der Regen zaubert Blütenmeere...

…führt uns unsere letzte Runde in unserem Lieblingsland im südlichen Afrika. Das abgeschiedene Kaokoveld ist unser Hauptziel, danach noch einmal durch den Etosha Nationalpark auf Game Drive und schließlich entlang des Okavango und durch den Caprivi-Strefen mitten hinein in die Flusslandschaften um Kwando, Linyanti und Zambesi. Und dann ist Namibia für uns endgültig erst einmal für lange Zeit Geschichte…

Das Kaokoveld – ein Wunder der Natur

Die letzten Jahre waren eine harte Prüfung für diese Region Namibias, ganz oben im Nordwesten. Kaum Regen, alles war grau und verdorrt. Doch dieses Jahr ist alles anders…

Regen. Täglich. Und richtig viel. Das Regenradar zeigt Land unter im Kaokoveld. Wochenlang. Geduldig harren wir aus, verschieben sogar unsere Reisepläne in Richtung Ostafrika um vier Wochen, denn die diesjährige, sehr heftige und sehr spät einsetzende Regenzeit im Norden Namibias verspricht Außergewöhnliches.

Und es zahlt sich aus. Als die Zufahrtsstrecken in den einsamen Norden passierbar scheinen, wagen wir es. Mit zwei Lastern ziehen wir los, man weiß ja nie, was uns so erwartet. Wir scheinen die ersten zu sein, den fehlenden Spuren nach zu urteilen, die den Weg von Opuwo nach Westen antreten. Letzte Wasserflächen neben unserer Route lassen auf die Ergiebigkeit der Regenfälle schließen, die Fahrspur ist teilweise in erbärmlichem Zustand. Doch wir sehen es schon hier, die Natur explodiert förmlich! Bunte Blumenteppiche breiten sich überall aus, das Gras schießt regelrecht in die Höhe, die saftigen Blätter der Bäume rauschen im leichten Wind.

Dann stehen wir zu ersten Mal am Hoarusib. Die Piste ist senkrecht abgerissen, gute zwei Meter unter uns fließt er nach wie vor rasch durch sein sandiges Bett. Wir pickeln die Kante zur Abfahrt fahrbar, trassieren die wenigen Meter im Wasser mit Steinen. Klar, es funktioniert, wir kommen weiter. Es sollte die einzige, leicht kritische Stelle in den folgenden Tagen bleiben.

Die weiten Ebenen zwischen den Bergen sind unnatürlich grün, selbst die steinigen Flanken der Tafelberge um Orupembe sind von einem zarten Flaum millionenfach sprießender Gräser und Blümchen übersät. Und wohin wir auch blicken entdecken wir Tiere, die sich nun den Bauch vollschlagen dürfen.

Selbst die sonst so lebensfeindliche Sandwüste der Skeletonküste, deren Ausläufer wir westlich des Hartmannstals tangieren, ist wie verwandelt. Fast federleicht umtänzeln unsere schweren Laster hunderte scharfkantiger Sicheldünen, die nun inmitten einer herrlichen Wiesenlandschaft erwachsen. Was für ein Bild!

Der Blick hinüber nach Angola, auf der anderen Seite des Kunene, ist gefangen von Dutzenden steil hintereinander aufragenden Bergketten, die in den verschiedensten Farben brillieren. Der Kontrast heller Dünen inmitten sich im Wind wiegender roter und blauer Blumenfelder ist einzigartig. Und kaum senkt sich die glühend heiße Sonne dem Horizont entgegen, ist die Luft erfüllt von den betörenden Düften der vielfältigen Blüten.

Eine einzelne Fahrspur im roten Sand, links und rechts sattgrüne Weideflächen, nur unterbrochen von skurrilen Feenkreisen, dahinter schroffe Berge, den Horizont scharf abgrenzend. Das Marienflusstal, schön wie nur ganz selten zu erleben. Leichtfüßig tollen Springböcke umher, den Rinderherden der hier ansässigen Himbas geschickt ausweichend. Oben am Kunene ist das ganze Ausmaß der Staudammflutung bei Ruacana noch zu sehen. Schlammmassen überall, Felder und Campingeinrichtungen überflutet, unbrauchbar gemacht. Doch die Menschen arbeiten bereits daran.

Selbst die sonst so grausam kargen Steinebenen zwischen der Rooidrum und Purros leuchten silbrig hell, machen das Passieren erträglich. Wir tauchen nochmal ein in unser Granitfelsental, lassen uns von der Einmaligkeit der Szenerie verzaubern. Stundenlang wandern unsere Blicke über diesen ariden Garten der Natur, entdecken immer wieder Neues.

Und dann sind wir durch. Die Erinnerung an diese beiden Wochen, an die Einmaligkeit, die wir erleben durften, wird lange anhalten. Wahrscheinlich für immer…

 

Hautnah an den Tieren Afrikas

Wir zählen knapp dreißig Giraffen! Verspielt winden sie ihre langen Hälse im Liebesspiel, verknoten sie fast miteinander. Übermütig springen die Jungtiere zwischen den majestätisch dahinschreitenden Müttern umher. Ungelenk und übervorsichtig neigen sie sich dem Wasser zu, immer auf der Hut vor potentiellen Jägern. Doch die sind jetzt mit sich selbst beschäftigt. Sehr intensiv sogar. Und immer wieder. Scheint Spaß zu machen, muss aber auch sehr anstrengend sein, den kurzen Intervallen nach zu urteilen. Und dann sind sie nur noch müde. Zu müde zum Jagen…

Ein Ruck geht durch die Reihen der Giraffen und Zebras, der Kudus und Springböcke. Die Köpfe fahren herum, fixieren etwas am Buschrand. Ein Rhinobulle walzt heran, in einer aufgewirbelten Staubfahne. Respektvoll machen sie alle Platz. Scheint hier der Chef zu sein, hat das Wasserloch jetzt für sich alleine. Stolz reckt er sein Horn in den Nachmittagshimmel, dreht eine Runde im erfrischenden Nass. Dann trollt er sich wieder.

Plötzlich kommt Leben in die Bude: eine ganze Herde Elefanten taucht aus dem Unterholz auf. Mehr als zwanzig Dickhäuter, von der umsichtigen Leitkuh bis hin zum noch kaum laufen könnenden Kleinstrüsselträger, steuern unbeirrt dem Wasser zu. In breiter Front entern sie das Gelände, tauchen ein im Wasserloch, dass es nur so spritzt. Was für ein Spaß! Vor allem die Kleinsten kommen hier auf ihre Kosten. Nach einiger Zeit ist Schluss mit lustig, die Leitkuh drängt unmissverständlich zum Aufbruch. Nur widerwillig verlässt so mancher ohrenwedelnd die Spielwiese, doch die Chefin kennt kein Pardon.

Und zu guter Letzt schleichen noch ein paar listige Hyänen um uns herum…

 

Namibia kann auch ganz anders: üppige Natur, viel Wasser und schöne Begegnungen mit den Locals

Namibia, das ist der Inbegriff von Wüste, Trockenheit und kargem Dasein. Aber hier oben, zwischen Okavango und Zambesi, zwischen Kwando und Linyanti, eingezwängt zwischen Angola und Botswana, im Land der Kavangos und Caprivians, da strotzt die Natur nur so vor Kraft. Die ganzjährig Wasser führenden Flüsse und die von ihnen gespeisten Sümpfe schaffen ein Eldorado für Hippos und Krokodile, für Elefanten und Büffel. Und Roanantilopen, Wasserböcke, Kudus und Impalas. Und Stechmücken…

Wir verbringen Tage an diesen Flussläufen, erfreuen uns an den Herden, die zum Wasser ziehen, lauschen den Geräuschen der Nacht, wenn wir am prasselnden Lagerfeuer sitzen. Abgeschiedenheit und Ruhe, hier finden wir beides im Überfluss. Auch die Menschen hier oben sind anders. Ruhiger, gelassener. Und sehr zurückhaltend, freundlich. Kein Betteln, keine nervigen Kinder, die uns belagern. Wir verbringen Nachmittage und die anschließenden Nächte am Rand der Dörfer, niemand behelligt uns. Selbst in Rundu, der größten Stadt der Region, stehen wir zwei Tage ungestört am Okavango.

Hier ist der Hauch des zentralen Afrikas bereits zu spüren. Der Fluss ist die Lebensader, Feld an Feld säumt zwischen runden, strohgedeckten Hütten die Ufer. Vor den Hütten stampfen die Frauen die Hirse, die Männer sind mit dem Vieh unterwegs. Morgens und abends kommen sie zum Waschen der Wäsche und sich selbst. Mit Hingabe schrubben sie sich von Kopf bis Fuß, einträchtig nebeneinander. Auf der anderen Seite ist bereits Angola, doch die Menschen hier kümmert das wenig. Sie rudern mit ihren Einbäumen, den Mokoros, hin und her, niemanden stört sich daran. Ein Stamm, eine Sprache eint sie, was zählen da Staatsgrenzen.

 

Fazit Namibia

Seit nunmehr fast zwanzig Jahren kennt vor allem Conny dieses Land, gemeinsam verbrachten wir in den letzten drei Jahren mehr als zwölf Monate hier zwischen Kunene und Oranje, zwischen Atlantik und Wüste.

Namibia, Reiseziel für Millionen von Touristen, die jedes Jahr auf zu groß angelegten Rundreisen durch dieses riesige Land hetzen. Dabei ist kaum Raum für wirkliches Erleben. Und so bleiben die meisten Einmalbesucher. Schade, denn Namibia erschließt sich dem Reisenden erst, wenn er Zeit mitbringt. Und Bewusstsein für die Lebensbedingungen der Menschen, die Geschichte des Landes, um die Hintergründe zu verstehen.

Lediglich dreißig Jahre deutsche Präsenz um die vorletzte Jahrhundertwende reichte aus, dem Land einen prägenden Stempel aufzudrücken. Noch heute ist deutsches Leben, deutsche Kultur, deutsche Geschichte auf Schritt und Tritt spürbar. Meist positiv spürbar. Denn ein Großteil der gesamten Wirtschaftsleistung wird von Menschen mit deutschen Wurzeln erbracht. Ob Farmer oder Lodgebetreiber, Supermarktmanager oder Werkstattinhaber, sie sorgen dafür, dass der Laden läuft. Natürlich gemeinsam mit den burischen und englischen Nachbarn. Und mit einer Heerschar schwarzer Mitarbeiter…

Hier ist dann auch eines der ganz großen Probleme des Landes spürbar: obwohl das Land, mehr als zweimal so groß wie ganz Deutschland, nur 2,5 Millionen Einwohner hat, ist es bereits jetzt hoffnungslos überbevölkert. Wüste und Steppe machen einen Großteil des Bodens unbrauchbar,  für die Nutztierhaltung braucht der namibische Farmer zehn Hektar pro Rind! Also ziehen die schwarzen Menschen in die Ballungszentren, allen voran Windhoek. Das platzt inzwischen aus allen Nähten, die Kriminalität nimmt erschreckende Formen an. Es gibt keine Jobs, die Ausbildungen sind mangelhaft, die Schulen heillos überfordert. Soziale Spannungen aufgrund Perspektivlosigkeit – das große Übel Afrikas macht auch vor Namibia nicht Halt.

Der Tourismus ist inzwischen zur wichtigsten Einnahmequelle des Landes geworden. Doch dies hat auch jede Menge negativer Folgen. In den Ferienstoßzeiten drängeln sich bleichgesichtige, in perfektem Safarioutfit kostümierte Urlaubermassen an den wenigen Hotspots. Hauptsächlich werden sie in vielstündigen Höllenritten über staubige Pisten durch das Outback gejagt, um den Terminplan einzuhalten. Kaum einer kennt das Knacken der Zweige im lodernden Lagerfeuer, genießt das eiskalte Bier in den Dünen, erspäht all die Tiere, die sich um ihn herum bewegen.

Für uns ist Namibia zur zweiten Heimat geworden. Die entspannte Lebensart da draußen, weit weg von der Hektik der sich um sich selbst rotierenden Welt, das ist nirgendwo intensiver zu erleben. Die spröde Leere der ariden Landschaft, die doch mit unendlich vielen kleinen Wundern überrascht, die Wüstenflora, die sich schützend versteckt bis die ersten Tropfen fallen, um dann buchstäblich über Nacht zu explodieren in einer nie vorstellbaren Farbenpracht; Tiere, die dem lebensfeindlichen Umfeld auf der immer währenden Suche nach Wasser trotzen. Und die Menschen, die in Knochenarbeit dem kargen Boden ihr Auskommen abtrotzen. Immer liebenswert, manchmal schrullig, oft lässig. Unkompliziert halt.

Die Gesellschaft Namibias ist und bleibt eine Parallelwelt für Schwarz und Weiß. Es gibt nach wie vor kaum Schnittpunkte, zu unterschiedlich sind Tradition und Kultur, sind Lebensziele und das tägliche Leben. Und dies betrifft nicht nur den sozial schwachen Teil der Bevölkerung. Es ist reines Wunschdenken zu hoffen, dass sich dies eines Tages verändern wird. Dazu kann es nicht kommen, da beiden Seiten das wirkliche Interesse und Verständnis füreinander fehlt. Zu tief sind die Gräben…

Letztlich wird sich Namibia dank der weißen Wirtschaftskraft noch einige Zeit recht gut schlagen im sonst hoffnungslosen Zukunftschaos Afrikas. Doch die exorbitante Bevölkerungszunahme bei den Schwarzen und die immer höheren Belastungen der Weißen werden auch hier die entsprechenden Spuren hinterlassen. Namibia wird sich sehr verändern…

 

Mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer im Tagebuch - click hier

 

Liebe Grüße an Euch alle

Conny & Tommy

Blumenwisen im Kaokoveld