Der Süden von Mozambique – Traum unter Palmen?

Noch vor ein paar Monaten schreckte uns die Nachricht auf, dass sich die sozialistische Frelimo und die eher terroristisch veranlagte Renamo, die beiden verfeindeten Parteien aus der Zeit der Unabhängigkeitskämpfe, wieder mal in der Wolle haben. Doch inzwischen ist ein labiler Waffenstillstand ausgerufen worden, uns so wagen wir es…

Strand von Vilanculos
Strand von Vilanculos
chillen vom Feinsten...
chillen vom Feinsten...
Palmenstrand in Morrungulo
Palmenstrand in Morrungulo
Morgenstimmung in Maxixe
Morgenstimmung in Maxixe
bei den Fischern von Maxixe
bei den Fischern von Maxixe
die Fische werden in großen Bottichen an Land gebracht
die Fische werden in großen Bottichen an Land gebracht
bei den Fischern von Maxixe
bei den Fischern von Maxixe
großer Sardinenfang
großer Sardinenfang
buntes Treiben bei den Fischern von Maxixe
buntes Treiben bei den Fischern von Maxixe
viele Sardinen wurden gefischt
viele Sardinen wurden gefischt
bei den Fischern in Maxixe
bei den Fischern in Maxixe
Netze werden repariert
Netze werden repariert
stimmungsvolle Palmen- und Mangrovenlandschaften
stimmungsvolle Palmen- und Mangrovenlandschaften
Sonnenaufgang über dem Indischen Ozean
Sonnenaufgang über dem Indischen Ozean
Whale-Watching am Strand von Xai-Xai
Whale-Watching am Strand von Xai-Xai

Noch vor ein paar Monaten schreckte uns die Nachricht auf, dass sich die sozialistische Frelimo und die eher terroristisch veranlagte Renamo, die beiden verfeindeten Parteien aus der Zeit der Unabhängigkeitskämpfe, wieder mal in der Wolle haben. Doch inzwischen ist ein labiler Waffenstillstand ausgerufen worden, uns so wagen wir es…

Kaputtes Land und schmerzhafte Armut,

dazwischen Touristen auf abgeschotteten Camps und Lodges. Krasse Gegensätze, die uns sehr nachdenklich machen. Das Land kommt nicht auf die Beine, Korruption ist an der Tagesordnung. Die Menschen leiden sehr darunter, Arbeit gibt es keine, man lebt vom kümmerlichen Ertrag der eigenen Scholle. Am Straßenrand wird versucht, Geld zu verdienen; Feuerholz wird geschlagen, Holzkohle gebrannt, ein wenig Obst und Gemüse feilgeboten. Die meisten Straßen und Pisten sind in einem erbärmlichen Zustand, die Städte heruntergewirtschaftet. Ruinen zeugen vom vergangenen Bürgerkrieg, Verfall ist allgegenwärtig.
Szenenwechsel: Camps und Lodges unter Palmen an einsamen, kilometerweiten Sandstränden, exotisches Ambiente für den zahlungskräftigen weißen Urlauber. Die reale Welt da draußen bleibt ausgesperrt. Fischer versuchen, ihren Fang anzubieten, Souvenirverkäufer betteln fast um ein kleines Geschäft. Kaum eine ruhige Minute bleibt, wenn man das Touristenghetto verlässt. Die Begegnungen sind beschränkt auf die Gelegenheit etwas zu verkaufen, um das Überleben zu sichern. Definitiv nicht unsere Welt…
Die Menschen unterwegs wirken oft verschlossen, scheu. Nur zaghaft wird unser Winken, unser Lächeln erwidert. Das Misstrauen sitzt tief, zu schrecklich war die Vergangenheit, zu hart ist die Gegenwart. Selten begegnen wir Offenheit, die Angst vor der Staatsmacht ist spürbar. Und die lässt ihre Macht spielen, denn fast jeder, der eine Mütze auf hat, nervt und drangsaliert seine Mitmenschen. Uns lässt man in Ruhe, ja, bis wir fast verhaftet werden…

Fast verhaftet…

Irgendwann musste es ja mal passieren! Sind wir bislang mehr als drei Jahre unbehelligt von korrupten Beamten und anderen Halsabschneidern durch Afrika gereist, so hat dies nun ein Ende gefunden:
Wir stehen gemeinsam mit unseren Freunden Alexandra und Martin und deren Kindern nördlich von Maxixe irgendwo am Strand. Auf der nachmittäglichen Suche nach einem schönen Übernachtungsplatz entdecken wir einen holprigen Feldweg, der zwischen vertrockneten
Maisfeldern und einigen kleinen Hütten zum Strand hinunterführt. Unsere Inspektion zu Fuß und das herzliche „no problem“ der Einheimischen lässt uns Quartier beziehen.
Am nächsten Morgen, unsere Freunde hatten sich schon verabschiedet, steht plötzlich die örtliche Polizei mit sechs Mann vor uns. Wir sollen, noch vor dem Frühstück, das wir soeben aufgetischt hatten, zur Wache mitkommen. Auch Martin taucht auf der Ladefläche des Polizeiwagens auf, sie wurden auf der Hauptstraße gestoppt. Im Polizeigebäude von Maxixe werden wir nun eingehend verhört und auch unsere Laster einer peniblen Untersuchung unterzogen. Man wolle wissen, wer wir sind und was wir hier tun und wie wir hierher kommen und so weiter. Alles irgendwie zwar schikanös, aber gut, wenn sie ihrem Kontrollauftrag nachkommen wollen, bitte sehr.
Doch dann kommt es knüppeldick: Wir hätten sehr schwerwiegende Fehler begangen, gegen mehrere Gesetze verstoßen und dies müsse nun bestraft werden, damit wir dies nicht noch einmal tun. Das Fahren auf dem Strand sei verboten, auch dort Feuer machen nicht erlaubt und wir hätten Agrarfläche zerstört und so weiter. Alle unsere Einwände – wir seien harmlose Touristen, die solche Gesetze ja nicht wissen können, und es tut uns schrecklich leid – werden vom Tisch gewischt. Die Stimmung fängt an zu kippen, als wir uns weigern, in Portugiesisch abgefasste Schriftstücke zu unterzeichnen; man droht uns mit Konfiszierung der Laster und unserer Festsetzung und wir könnten ja nach dem anstehenden Wochenende in der Hauptstadt jemanden ausfindig machen, der uns das alles übersetzt.
Wir signalisieren Kooperationsbereitschaft, wollen wissen, wie hoch denn die Strafe wäre. Über 1.000 Euro wären insgesamt zu bezahlen! Wir sind schockiert, überlegen fieberhaft, wie wir aus dieser Nummer wieder herauskommen. Die Diskussionen ziehen sich, Erwin, österreichisches Unikum aus dem Ort, wird hinzugezogen, um zu übersetzen. Wir reduzieren die Strafe auf rund 400 Euro, immer noch ein Wahnsinn, doch ein heimliches Telefonat mit der deutschen Botschaft und auch Erwins Signal, zu bezahlen und abzuhauen, lässt uns letztlich diese Kröte schlucken.
Wir sind unglaublich enttäuscht, verärgert, frustriert. Aber machtlos, zumindest im Moment. Doch wir lassen dieses Verhalten der örtlichen Polizei nicht auf sich beruhen: Der Gouverneur der Region wird in Kenntnis gesetzt, ein Termin mit der Botschaft anberaumt, die ein offizielles Schreiben an das Außenministerium verfasst, ein Besuch beim Tourismusministerium vereinbart. Natürlich werden wir unser Geld nicht wiederbekommen, aber wir sehen es als unsere Verpflichtung an, den Offiziellen in diesem korrupten Land, das sich laut Präsidentenaussage in den nächsten Jahren zur exotischen Touristendestination Nummer eins aufschwingen will, aufzuzeigen, dass dieser Weg nicht zum Erfolg führen wird. Ob`s hilft…?

Bei den Fischern von Maxixe

Mit aufgeblähtem Dreieckssegel, vielfach geflickt und bunt zusammengewürfelt, schießt die hölzerne Dhau hart am Wind auf den Strand zu. Nur wenige Meter vor dem sandigen Ufer nimmt der Skipper den Wind aus den Segeln und augenblicklich steht das tief im Wasser liegende Boot längs der Wasserlinie still. Die Bambusstangen der Rah knarzen, als die Mannschaft die Segel refft.
Mit lautem Geschnatter laufen farbenfroh gekleidete Frauen mit großen Plastikbottichen auf das angekommene Boot zu. Emsig schaufeln die Männer an Bord tausende kleine, silbrige Fische in die ihnen über die Rehling entgegengehaltenen Schüsseln, die anschließend randvoll auf dem Kopf von
den Frauen an Land getragen werden. Und schon schießt die nächste Dhau heran, und die nächste. In rascher Folge kommen sie nun von überall her. Schon bald ist der Strand von hunderten Menschen gesäumt, die sich um die Berge von Fischen tummeln. Kaufen und verkaufen ist nun angesagt, das Ritual bleibt uns allerdings verschlossen.
Das Schauspiel ist atemberaubend authentisch. Farben und Gerüche reißen uns mit, Stimmengewirr und harte Kommandos schallen in unseren Ohren. Wir können uns kaum sattsehen an diesem pulsierenden Leben um uns herum. Niemand beachtet uns, zu sehr sind sie mit ihren Aufgaben beschäftigt. Tief tauchen wir ein in diese afrikanische Welt, werden von ihr aufgesogen, verschwinden im Trubel.

Maputo

Was ist aus dem einst so beliebten Lourenco Marques hier am Indischen Ozean geworden! Unabhängigkeit und Bürgerkrieg, Korruption und Sozialismus machten aus der einst lebendigen und kulturell aufgeschlossenen Stadt ein ziemlich verkommenes, aus den Nähten platzendes Auffangbecken für Menschen, die die Hoffnungslosigkeit ihres Daseins hierher getrieben hat. Glitzernde Fassaden der Skyline über der Delgadobucht täuschen Weltmännisches vor. Die Wirklichkeit im Schatten der modernen Prachtbauten zeichnet allerdings ein gänzlich anderes Bild.
Wir begeben uns auf die Suche nach der mondänen Vergangenheit. Doch schnell wird uns klar, da ist nicht mehr viel zu finden. Gut, ein paar einzelne Gebäude, allen voran der liebevoll restaurierte alte Kopfbahnhof, ragen aus dem bröckelnden, postkommunistischen Einheitsbrei hervor. Auch das früher so hoch gelobte Ambiente zwischen Kunst und Lebensfreude ist irgendwo zwischen Hunger und Elend verlustig gegangen. Ein penetranter Mix aus Fisch, Urin und Abgasen verursacht dagegen bei unseren Sinnen eine leichte Abwehrhaltung.
Schade drum, denn Maputo könnte heute eine prosperierende Metropole sein. Die Lage der Stadt ist einmalig schön, die Nähe zu Südafrika und die umliegenden Strände attraktiv. Doch wie immer liegen zwischen Realität und Möglichkeit in Afrika Welten…

Kurzes Zwischenfazit…

Mozambique hat es uns nicht leicht gemacht. Wirklich wohlgefühlt haben wir uns hier nicht. Mal sehen, ob wir dem Land mit einem Besuch des Nordens nächstes Jahr noch eine zweite Chance geben…


Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer im Tagebuch


Liebe Grüße an Euch alle
Conny & Tommy

Dhau Fischerboote