Europa - Österreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien & Herzegowina, Montenegro, Albanien, Nordmazedonien, Griechenland

10. April – 07. Mai 2022

Mantoco ist wieder „on tour!“

Die unselige Coronazeit hinter uns lassend, starten wir endlich wieder durch. Doch ein wenig wird sich unser gewohntes Reisen in den kommenden Monaten verändern, denn wir geben unsere Erfahrungen weiter. Vier Teams ganz lieber Menschen haben sich mit uns zusammengefunden, gemeinsam eine der spannendsten Regionen unserer Welt kennenzulernen. In wenigen Wochen wollen wir uns in Alexandroupolis/Griechenland treffen.

Unsere Fahrt über den so abwechslungsreichen Balkan wird deshalb deutlich zielorientierter vonstattengehen müssen, als wir das Reisen eigentlich gewohnt sind. Trotzdem werden wir uns unbekannte Regionen durchfahren und mal sehen, wie sich die Situationen in den einzelnen Ländern in den vergangenen zehn Jahren entwickelt haben.

 

Bosnien & Herzegowina

Oberflächlich betrachtet ist dieses Konglomerat verschiedener Ethnien und Religionen ein friedliches Land geworden. Doch der Schein trügt. Das unkomplizierte Zusammenleben leidet immer wieder unter revanchistischen Umtrieben. Serbien unterstützt offensiv die Bestrebungen, eine Republik Srpka auszurufen und das Land zu teilen. Provokante serbische Beflaggung in der einseitig ausgerufenen Republik Srpka, kyrillische Beschriftungen und kaum versteckte Hetzreden gegenüber muslimischen Bosniaken machen deutlich, wonach ihnen der Sinn steht. Nur mühsam hält hier der Deckel auf dem brodelnden Topf …

 

Entlang der Migrantenroute

„Schau mal, was sind das denn für Leute?“ Conny entdeckt sie zuerst, dutzende Bangladeschi und Pakistani, durchweg junge Männer, die mit leichtem Gepäck entlang der Straße gen Westen laufen. Wir werden neugierig, stoppen und sprechen sie an. Ja, sie sind weg von zuhause, einer besseren Zukunft entgegen. Seit Monaten leben sie in Auffanglagern rund um die Stadt Bihac. Immer wieder versuchen sie, illegal über die grüne Grenze nach Kroatien in die EU zu gelangen. Nein, wir wissen nicht genau, was uns erwartet. – Und was ist euer Ziel? ­– Germany!

 

Montenegro

Eigentlich ein wunderschönes Land – der Durmitor Nationalpark, die Bucht von Kotor, die karstigen Gebirge, die Strände der Adria. Eigentlich. Aber wohin man auch blickt, der schon fast flächendeckend verteilte Müll außerhalb der touristischen Highlights verstört. Wie kann man ein so tolles Land nur dermaßen verschandeln! Doch man erntet nur Achselzucken, spricht man die Menschen darauf an. Das Verständnis für den Erhalt der eigenen Umwelt ist schlicht nicht vorhanden. Selbst an unserem wunderschönen Platz am Ufer des Skutaisees, inmitten eines von unzähligen Wasservögeln genutzten Biotops, stapeln sich Plastikflaschen, Altreifen und Eisenschrott. Traurig …

 

Albanien

Seit unserem letzten Besuch vor zehn Jahren hat sich hier so einiges getan. Bauboom, Straßenbau, touristische Infrastruktur wohin man auch blickt. Die Albaner bringen ihr Land irgendwie voran. Klar, im Hinterland dominieren nach wie vor üble Straßenabschnitte, die Landflucht der Jugend ist mangels Jobs verständlich, die Armut oft unübersehbar. Und der Albaner fährt immer noch am liebsten Mercedes – zwei von drei Fahrzeugen tragen den schwäbischen Stern auf dem Kühler, mag es auch noch so betagt sein.

 

Nordmazedonien

Wir kommen ins Gespräch mit Fuad. Er hat sieben Jahre in Deutschland gearbeitet, nennt nun ein schickes Stadthaus in Ohrid sein Eigen, das Mercedes-Cabrio älteren Datums nebst einem renovierungsbedürftigen Motorboot füllen den Carport. „Das Leben hier ist unglaublich hart geworden. Erst zwei Jahre ohne Tourismus wegen Corona, und jetzt explodieren die Preise für Lebensmittel und Sprit. Bei durchschnittlich 300 Euro Monatseinkommen können die Leute hier kaum noch überleben. Ein jeder versucht, irgendwie zu Geld zu kommen. Das öffnet illegalen Machenschaften Tür und Tor. Nicht umsonst ist Mazedonien inzwischen die Drogendrehscheibe Europas!“ Gefrustet schimpft er auf die Machenschaften der Politiker: „Es ist doch überall dasselbe Dilemma. Kaum sind sie gewählt, nutzen sie ihre Machtposition, um sich die Taschen vollzustopfen, und das Volk schaut in die Röhre! Hier in Ohrid lebt es sich ja noch ganz gut, aber schau mal nach Skopje, in die Hauptstadt – Kriminalität und Unsicherheit an jeder Ecke!“

Er hat wohl nicht ganz unrecht. Das Land wirkt heruntergewirtschaftet, vollkommen vermüllt und bar jeder Zukunftshoffnung …

 

Von Pella nach Persepolis: Auf den Spuren von Alexander dem Großen

Wir passieren Pella, die historische Residenz der makedonischen Herrscher. Irgendwann im Sommer werden wir in Persepolis/Iran ankommen, an der legendären Kultstätte der Perserkönige. Auch Alexander der Große nahm seinerzeit diesen Weg, um das Perserreich endgültig zu zerstören. Er brauchte dazu nur etwas länger als wir heutzutage. Und wir kommen auch nicht, um zu zerstören, sondern um die Gastfreundschaft der Iraner zu genießen …

 

 

Erster Stopp on tour in Saalfelden
Vorerst letzter Schnee am Plöckenpass
Ostern bei Mantoco
Ruhiges Plätzchen an der Burg von Drivenik in Kroatien
Durmitor Nationalpark in Montenegro
Natur pur am Skoder See in Montenegro
Leider Nieselwetter in den schönen albanischen Bergen
Ohrid See in Nordmazedonien
Morgenstimmung am Ohrid See
Romantisches Ambiente am Ohrid See

Europa/Asien - Griechenland – Türkei / 1. Teil

08. – 26. Mai 2022

Auf den Spuren der Geschichte

Keine andere Region im Mittelmeerraum bietet eine solche Fülle an historischen Highlights. Kleinasien war schon immer ein beliebtes Siedlungsgebiet, der Handel machte diese Welt wohlhabend, aber auch interessant für fremde Mächte. So gaben sich hier Griechen, Perser und Römer die Klinke in die Hand, schon vorher ließen sich Hethiter und Phryger hier nieder, und nicht umsonst fand auch der lykische Herrscher Krösus dort seine Heimat.

 

Ephesus – Weltstadt der Antike

Rom war noch gar nicht gegründet, da wurde hier bereits Geschichte geschrieben und eines der sieben antiken Weltwunder, der Tempel der Arthemis erbaut. Von dem ist allerdings nichts mehr übrig geblieben, nachdem die Goten bei ihrer Durchreise nach Spanien ordentlich aufgeräumt hatten.

Wechselnde Herren sorgten immer wieder für Veränderungen, aber erst unter der Herrschaft der Römer entwickelte sich Ephesus zur Weltstadt mit über 200.000 Einwohnern. Es entstand eine Stadt der Superlative, mit einem riesigen Theater, einer Prachtallee, an der entlang sich dreistöckige Monumentalbauten drängten und einem Hafen, von dem aus reger Handel über den gesamten Mittelmeerraum betrieben wurde.

Doch nicht ist für die Ewigkeit – erst kamen die schon genannten Goten, dann versandete so langsam der Hafen. Seldschuken und später Osmanen beendeten die christliche Zeit und der Mantel der Geschichte überwucherte so langsam die Ruinen …

Heute bestaunen wir ehrfürchtig die damalige Baukunst, wandeln durch mosaikverzierte Patrizierhäuser, deren Wandmalereien einen guten Eindruck vermitteln vom damaligen Leben der herrschenden Oberschicht. Wir sinnieren vor der filigranen Fassade der Celsus-Bibliothek, deren wertvolle Schriften von den des Lesens unkundigen Goten zum Beheizen der Thermalbäder verwendet wurden und blicken von den oberen Rängen des einst 25.000 Menschen fassenden Theaters über die marmorne Prunkstraße weit hinaus in die weite Ebene.

Was wohl in weiteren 2.000 Jahren von unserer Kultur noch übrig sein wird?

 

Westanatolische Seenplatte

Abseits der touristischen Trampelpfade verbirgt sich eine Landschaft, die in ihrer abwechslungsreichen Attraktivität eigentlich viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Weite Seen tauchen plötzlich zwischen schroffen Felsen oder lieblichen Hügeln auf, duftende Rosenplantagen und sattrote Mohnfelder wechseln sich ab mit wohlriechenden Wacholderbäumen und schattenspendenden Pinienwäldern.

Schon die alten Phryger, später die Römer und schließlich Seldschuken und Osmanen wussten dies sehr zu schätzen und hinterließen bedeutende historische Zeugnisse ihrer Kultur. Heute bestimmt der Lauf der Natur ein bäuerlich geprägtes Leben. Das Klima ist rau, die Winter lang und schneereich; es wird eisig kalt, im Sommer dagegen oft brütend heiß.

Nach dem Besucherrummel an den Sinterterrassen von Pamukkale begeistert der Salda Gölü mit wohltuender Ruhe, sofern nicht gerade Wochenende ist. Der nahezu kreisrunde Kratersee ist der Tiefste der Region und auch der Sauberste. Glasklares Wasser schimmert je nach Sonneneinstrahlung in herrlichem Türkis, der schneeweiße Ufersaum verstärkt das Spiel der Farben noch.

Ein wenig weiter im Osten ist der salz- und sodahaltige, abflusslose Burdur Gölü ein beliebtes Ziel für Ornithologen. Das Vogelparadies ist jedoch stark gefährdet, er trocknet immer mehr aus. In seiner ruhigen Oberfläche spiegeln sich die Berge des Umlandes, kleine Dörfer mit landwirtschaftlichen Nutzflächen prägen das Bild.

Spektakuläre Bergszenerien rahmen den Egirdir Gölü ein, sein Wasser ist leicht seifig, aber sehr fischreich. Es finden sich herrliche Lagunen, und das Städtchen Egirdir selbst, mit seiner markanten Landzunge, ist ein fotogener Anziehungspunkt. In der näheren Umgebung lässt es sich wunderbar wandern, spektakuläre Schluchten wie der Yazilikaya Canyon durchziehen die abgelegenen Bergregionen.

Ein schroffer Pass gibt schließlich den Blick frei auf den die Ebene bestimmenden Beysehir Gölü. Seine Lage markiert den Schnittpunkt zwischen dem gebirgigen Seenland und der zentralanatolischen Hochebene. Viele bewaldete Inseln und schwer zugängliche Halbinseln schaffen gemeinsam mit den am Horizont sich aufsteilenden Bergen ein landschaftlich tolles Gesamtbild.

 

Sagalassos

Besser konnte man zur damaligen Zeit eine Stadt vor unliebsamen Besuchern kaum verbergen. Die schwer zugängliche, karg-felsige Berglandschaft verhinderte erfolgreich, dass durchziehende Heerscharen plünderten und zerstörten.

So gelangte die Stadt erst mit der Herrschaft der Römer aus ihrer Isolation, und im 2. Jahrhundert war das Stadtbild von Palästen, Heiligtümern, Brunnenhäusern, Thermen, Bibliothek und dem aussichtsreichen Theater geprägt. Was fremden Mächten nicht gelang, das schafften im 7. und 8. Jahrhundert schließlich heftige Erdbeben und anschließende Erdrutsche. Sie zerstörten die prachtvollen Gebäude, die Menschen verließen daraufhin das unwegsame Terrain nach und nach, und die einstmals blühende Stadt geriet in Vergessenheit.

Erst seit gut 30 Jahren graben Archäologen nach den Wurzeln von Sagalassos, und was sie zutage fördern, ist erstaunlich. Heute fasziniert die Symbiose aus strahlend weißen Ruinen inmitten wilder Felsen, hoch über den schmalen Tälern versteckt. Und wenn man auf den oberen Rängen des antiken Theaters sitzt, schweift der Blick ungehindert über die verstreut liegenden Marmorblöcke und die in der Sonne leuchtenden Säulen, erkennt unzählige Felsengräber in den umliegenden Steilwänden und erfasst so nach und nach das damalige Leben …

 

Seldschukische Kunstfertigkeit

Moscheen gibt es in der Türkei bekanntlich wie Sand am Meer, unübersehbar und vor allem auch nicht zu überhören, wenn der Muezzin fünfmal am Tag oder in der Nacht zum Gebet ruft. Doch die Esrefoglu-Moschee in Beysehir sticht doch hervor aus dem oft bauwerklichen Einerlei.

Bereits im 13. Jahrhundert errichtet, ist sie bis heute die größte Holzsäulenmosche der Türkei. Ein herrliches Stalaktitenportal leitet ins Innere, wo sechundvierzig mit geschnitzten Kapitellen versehene Holzsäulen den siebenschiffigen Steinbau stützen. Auch die aus Walnussholz geschnitzte Kanzel ist ein Meisterwerk feinster Holzbearbeitung. Das uralte, dunkle Holz schafft eine unglaublich intensive Stimmung, man wird gefangen von der jahrhundertealten Atmosphäre, vor allem, wenn man sich ganz alleine, ohne störende Selfie-Aktivisten, der sakralen Ruhe hingeben darf …

 

 

Türkische Gastfreundschaft empfängt uns überall
Die Celsus-Bibliothek, Wahrzeichen von Ephesus
Kunstvolle Arbeiten am Hadrianstempel
Karibisches Flair am Salda Gölü
Malerische Landschaft am Egidir See
Am Gipfel des Sivri Tepe, hoch über Egirdir
Traumhafter Stellplatz über dem Beysehir See
Tolle Passstrecke nach Beysehir
Historisches inmitten wunderbarer Bergkulisse
Was für ein Bühnenbild!
Seldschukische Kunstfertigkeit in der Esrefoglu Moschee
Kanzel aus Walnuss-Holz
Orientalisches Marktleben in Konya
Abendstimmung an der Selimiye Moschee in Konya

Türkei - 2. Teil

27. Mai bis 17. Juni 2022

Zentral- und Ostanatolien

Atemberaubende Landschaftsformen begleiten den Reisenden, je weiter er sich gen Osten bewegt. Vulkane und Erdbeben schufen hier eine raue Landschaft, die extremem Wetter ausgesetzt ist und das Leben der Menschen hart und entbehrungsreich macht. Für uns dagegen ist es heute eines der reizvollsten Gebiete, die wir besuchen können.

 

Die Karawanserai von Sultanhani

Zwischen Konya und Aksaray, am ehemaligen Teil der historischen Seidenstraße, beeindruckt noch heute die mächtige Karawanserai von Sultanhani den Reisenden auf seinem Weg durch die unwirtliche Steppe Zentralanatoliens. Ein reich verziertes Portal öffnet sich einem Hofplatz mit einer kleinen Moschee in dessen Mitte. Das Hamam, das traditionelle türkische Bad, Vorrats- und Küchenräume sowie einige Wohnräume und gegenüberliegend die Lagerräume für die mitgeführten Waren komplettieren diesen Bereich.

Der architektonisch gelungenste Teil der Anlage sind jedoch die sich dem Innenhof anschließenden Stallungen. Das hoch aufragende Dachgewölbe wird von zweiunddreißig Säulen getragen, die sich dadurch in mehrere Schiffe aufteilen. In den kalten Jahreszeiten lagerten hier die Tragetiere der Karawanen und auch deren Begleiter. Die klaren Linien strahlen eine faszinierende Ruhe aus und lassen die damalige Zeit vor dem geistigen Auge wieder erscheinen …

 

Kappadokien im Wandel der Zeiten

Als vor rund dreißig Millionen Jahren die riesigen Vulkane der Region bei gewaltigen Eruptionen Tuffasche über die umliegenden Landschaften kippten, schufen sie die Grundlage für ein Wunder der Natur. Witterungseinflüsse spalteten die entstandenen Schichten auf und trugen das Tuffmaterial ab. Bizarre Formen entstanden so, ein Prozess, der bis in unsere Zeit andauert.

Die im 7. Jh vorrückenden arabischen Eroberer zwangen die Christen, die natürlichen Versteckmöglichkeiten in den ausgewaschenen Tälern zu nutzen. Der weiche Tuffstein war einfach zu bearbeiten und so schufen sie tausende Wohnungen und Kirchen; selbst ganze Städte, die sich unterirdisch auf mehrere Etagen verteilten, wurden herausgearbeitet. So fanden die Verfolgten Schutz bis in die Zeit der osmanischen Herrschaft. 1923 dann mussten die letzten Christen im Rahmen des Bevölkerungsaustausches zwischen der Türkei und Griechenland ihre Höhlenwohnungen verlassen.

Fünfzig Jahre später rückte diese einmalig schöne Region so langsam in den touristischen Fokus. Erste Reportagen und Fotos lockten mutige Reisende an und die Menschen vor Ort begannen zu erkennen, dass sie auf einer tollen Einnahmequelle sitzen. Heute gehört Kappadokien zum Pflichtprogramm jedes Türkei-Reiseanbieters mit all seinen Nebenwirkungen.

Schon vor dem Morgengrauen fauchen die Gasbrenner der Heißluftballone zwischen den weichen Felsen, hunderte Shuttlebusse karren tausende flugwillige Touristen an. Und wenn all diese bunten Heißluftballone dann über den Tälern schweben, ist es immer wieder ein faszinierendes Schauspiel, das uns jedes Mal aus den Federn treibt.

Auf ausgiebigen Wanderungen erkunden wir diese von der Natur geschaffenen Täler, die hinter jeder Biegung mit neuen Überraschungen aufwarten. Wir sind immer wieder gerne hier, denn es gibt nur wenige Plätze auf dieser Welt, die mit ihren Farbenspielen und ihrer Formenvielfalt Kappadokien das Wasser reichen können …

 

Nemrut Dagi – Vulkan der Extraklasse

Im Schatten des viel höheren Süphan, hoch über dem Van-See, da erhebt sich der gigantische Krater des Nemrut Dagi. Das Besondere an ihm ist die Dimension: rund sieben Kilometer misst sein Inneres! Mehrere kleinere Krater sind zu erkennen, immer wieder treten heiße Dämpfe aus verschiedenen Spalten aus. Seen aus geschmolzenem Eis füllen einen Teil der Caldera, einer von ihnen wird aus heißen Quellen gespeist.

Doch erst während einer unschweren Kraterrandwanderung erfasst man die gewaltigen Ausmaße so richtig. Für die Mühen des Aufstiegs wird man belohnt mit einem Panorama der Extraklasse, an dem man sich kaum sattsehen kann!

 

Ishak Pasha Palast

Schon weithin sichtbar, exponiert auf einem Hügel hoch über der anatolischen Steppe gelegen, erhebt sich eine Palastanlage imposant in der rauen Berglandschaft. Seine einmalig schöne Lage macht den Palast zu einem Blickfang erster Güte.

Hier residierten ab dem 18 Jh. die Herrscher der Region, die sich nach dem Vorbild des Topkapi Serays in Istanbul eine standesgemäße Bleibe schufen. Heute fasziniert vor allem der Gegensatz prächtiger Architektur in unwirtlicher Umgebung, und wenn die zahlreichen Besucher sich wieder in ihre Unterkünfte zurückgezogen haben und  Ruhe in das abgelegene Tal einkehrt, dann spürt man die Erhabenheit dieses diskret restaurierten Komplexes.

 

Geschichten, die das Leben prägen …

14. August 2012: Eine Navigationslücke lässt uns im kurdischen Bergdorf Oyuklu stranden. Die Gastfreundschaft der Bewohner nimmt uns gefangen, und wir werden aufgenommen in ihre Familien, als ob wir dazugehören würden. Als wir am nächsten Tag wieder weiterfahren, fließen Tränen und man beteuert uns, jederzeit herzlich willkommen zu sein.

16. Juni 2022: Zehn Jahr später hoppeln wir über die unverändert ausgewaschene Dorfpiste zu einem Überraschungsbesuch zwischen den Pyramiden aus getrocknetem Kuhdung und den aus grob behauenen Steinen errichteten Häusern hindurch. Der erste Bauer sieht uns, steht wie versteinert mit offenem Mund und großen Augen auf dem Weg  – plötzlich kommt die Erinnerung, und er winkt und ruft und gestikuliert wie wild. Wir halten an, springen aus dem Laster und schon umarmt er uns mit einem kurdischen Wortschwall. Sofort laufen Familie und Nachbarschaft zusammen, alle erinnern sich sogleich an unseren ersten Besuch. Im Nu sitzen wir in ihrer einfachen Behausung, Tee wird gereicht, Essen aufgetragen. Fotos von damals machen die Runde, immer wieder herzhaftes Lachen, Tränen, Umarmungen.

Wir fahren ein Stückchen weiter hinein ins Dorf, parken an unserem alten Platz von damals im losen Häuserverbund der Familie Varli, die den Großteil der Dorfbewohner stellt. Schon vorinformiert übers Handy unseres ersten Gastgebers, stehen sie Spalier, um uns zu begrüßen. Die Freude ist greifbar, die Emotionen schlagen bei allen hoch. Nach und nach erkennen wir sie alle wieder: aus Kindern wurden Teenager, die älteren wurden alt, manch einer weilt nicht mehr unter uns. Aber sonst ist nahezu alles wie es damals schon war, keine Veränderung ist im Dorf sichtbar. Doch halt, jetzt hat jeder ein Handy in der Tasche, Internet ist verfügbar, selbst hier in den Bergen. Das erleichtert natürlich vieles, „google translate“ ist im Dauereinsatz, hunderte Fotos werden geschossen und gleich verschickt.

Als es dunkel wird, verschwinden sie alle so langsam in ihre Häuser, der Tag ist lang, bereits zum Sonnenaufgang sind sie wieder alle auf den Beinen. Als wir später beginnen, uns zu verabschieden, wollen sie uns nicht gehen lassen. Ein Huhn wollen sie noch schlachten für uns, wir sollen es mitnehmen. Doch die wirtschaftliche Situation ist sehr angespannt für die Menschen hier, wir lehnen dankend ab.

Langsam hoppeln wir die ausgewaschene Dorfstraße hinaus aus Oyuklu, das Winken will kein Ende nehmen. Still sitzen wir im Manni, versunken in unsere Gedanken ...

 

 

Die Yüksek Kilise bei Güzelyurt in herrlicher Kulisse
Gewölbe der Stallungen in der Sultanhani Karavanserai
Allmorgentliches Sprktakel vor Sonnenaufgang
Gewitterstimmung im Roten Tal
Ballonfahrt zwischen den skurrilen Tuffsteingebilden
Phalli im Love-Valley
Wanderung auf den Kraterrand im Schatten des Van-Sees
Nemrut Dagi Krater - unglaublich schön!
Ishak Pasha Palast in abendlicher Gewitterstimmung
Süße Erdhörnchen wuseln um uns herum
Herrlicher Platz am Palandöken Reservoir
Blumenwiesen begleiten uns durch Anatolien
Tolle Stimmung in der Tuzluca Salzmine
Das ostanatolische Dorf Oyuklu
Herzliches Willkommen nach 10 Jahren
Große Freude in Oyuklu
Stolz wird der Gänsenachwuchs präsentiert
Wir lachen gemeinsam über alte Erinnerungen
Gonca und Conny - 2012, Goca war 6 Jahre alt
2022 - Gonca ist heute 16 Jahre alt

Georgien - 1.Teil

18. Juni – 08. Juli 2022

Zwischen trockenen Savannen, grünen Weinstöcken und schneebedeckten Fünftausendern

Zehn Jahre nach unserem ersten Besuch hier sind wir also wieder zurück in Georgien. Dieses so abwechslungsreiche Land südlich des Kaukasus begeistert uns sofort aufs Neue. Da wir ja alle Hauptsehenswürdigkeiten schon kennen, haben wir nun keinen Sightseeing-Stress und genießen die tollen Landschaften.

 

Vashlovani Nationalpark

Kaum zu glauben, aber auch das ist Georgien! Ganz im Südosten des Landes, eingerahmt von Aserbaidschan, versteckt sich eine steppenartige Landschaft, die mit ihren bizarren Sandsteinfelsformationen begeistert. Doch auch lichte Wälder, Buschsavanne und wilde Pistazienbäume prägen das Bild. Erinnerungen an Ostafrika und auch Namibia werden immer wieder wach. Im Sommer sind die Temperaturen unerträglich hoch, fünfzig Grad Celsius sind an der Tagesordnung. Wir haben Glück, immer wieder brechen Gewitter über uns herein und halten die Temperaturen bei angenehmen fünfunddreißig Grad …

Eine reichhaltige Tierwelt verbirgt sich in diesem Gelände, sehr scheu und daher kaum zu entdecken. Gazellen, Schakale, Bären, Wölfe und viele mehr schleichen durch die undurchdringliche Vegetation. Nur auf sehr abenteuerlichen Pisten ist dieses abgelegene Gebiet zu erreichen und zu entdecken. Vier Tage lang erkunden wir abgelegene Täler, holpern durch steinige Flussläufe, genießen atemberaubende Panoramaplätze und lauschen nachts den Rufen der sich gut verbergenden Tiere.

 

Teamgeist …

„Fahr dort rüber, dort ist ein toller Übernachtungsplatz!“ Unser Vorschlag endet fatal. Jürgen bugsiert seinen Iveco Daily, ohne vorher den Untergrund mit einer Begehung zu begutachten, in aufgeweichten Matsch und bleibt natürlich stecken. Nicht weiter tragisch, doch die Bergung wird arbeitsintensiv. Erstes gemeinsames Schaufeln legt zumindest die Räder frei. Der Unimog von Philippe und auch der MAN von Martin werden mit unseren Bergeseilen an den Iveco befestigt, um ihn rückwärts herauszuziehen. Doch die Aktion ist zum Scheitern verurteil, zu steil ist hier die Fahrspur, und der Untergrund zu glitschig, die beiden Zugfahrzeuge bekommen nicht genügend Traktion.

Also nach vorne versuchen. Nochmals ordentlich schaufeln, den Unimog umrangieren und den Iveco ans Bergeseil binden. Einsetzender Regen erschwert die Aktion, der Untergrund wird immer weicher, der Unimog scheitert wieder. In der Zwischenzeit hat sich der hinzugekommene Polizei-Toyota auch eingegraben, ihn zu bergen, ist mit dem Unimog jedoch ein Kinderspiel. Die beiden Polizisten bedanken sich kurz – und weg sind sie …

Wir vertagen auf morgen. Wir beruhigen die Gruppe, Corinne und Jürgen verbringen trotzdem eine schlaflose Nacht.

Der Regen hat aufgehört, scharfer Wind und die kräftige Sonne trocknen den Untergrund rasch aus. Ein Rettungs-Team der örtlichen Straßenwacht findet sich ein, ihre Vorschläge zur weiteren Bergung sind anfangs etwas wirr, letztlich jedoch werden sie recht behalten, dass wir es mit unseren zur Verfügung stehenden Fahrzeugen schaffen werden, den Iveco aus seiner misslichen Lage zu befreien. Weiteres Schaufeln und unterlegen von Anfahrtshilfen ist angesagt. Alle Bergegurte kommen zum Einsatz.

Dann eine Schrecksekunde: Martin versenkt seinen MAN beim zurücksetzen mit dem rechten Hinterrad im Morast, da der Rettungsteamfuzzy falsch einweist! Beängstigende Schräglage beim Dreizehntonner! Doch der Unimog ist heute in Bestform, holt ihn auf Anhieb wieder raus.

Jetzt der Iveco. Philippe ackert seinen Unimog durchs Gelände, die Bergeseile spannen sich, und mit einem schmatzenden Geräusch befreit sich der Iveco aus dem Morast. Mit ordentlich Schmackes zerrt er ihn über den anschließenden Wiesenhang auf ebenes und festes Gelände.

Große Erleichterung bei allen, die Fahrzeuge und auch wir sehen aus wie Sau, aber letztlich ist das Nebensache. Es war wirklich schön zu erleben, wie das gesamte Team sich der Aufgabe gestellt und ohne Zögern angepackt hat!

 

Nadelöhr georgisch-russische Grenze

Gleich hinter Tiflis geht es los: Kilometerweit stauen sich hier die Lastwagen in Richtung Norden, stehen tagelang am Straßenrand, um immer wieder blockweise die Georgische Heeresstraße hinauf zur Grenze gelassen zu werden. Was ist denn hier los?

Die Schließung aller Grenzen zu Russland in Europa und die coronabedingte Abschottung Turkmenistans zwingt den gesamten Frachtverkehr nach Russland und Zentralasien durch das Nadelöhr im zentralen Kaukasus. Auf einer Strecke von rund 140 Kilometern warten die bedauernswerten Trucker nun bis zu einer Woche, bis sie letztlich die Grenze überwunden haben.

Einträchtig und friedlich nebeneinander stehen hier Laster aus Russland und der Ukraine, aus Weißrussland und Kasachstan, aus Uzbekistan, Tadschikistan und Kirgisistan. Und aus Armenien und der Türkei. Viele russische Lastwagen passieren hier die letzte offene Grenze. Was sie wohl alles, vorbei an den weltweiten Sanktionen, unter ihren Planen transportieren …?

 

Das Truso-Tal

Völlig abgeschieden zwischen dem Kreuzpass an der Georgischen Heeresstraße und dem bis zu 3.800 Meter hohen Mtiuleti Kamm zu Südossetien gelegen, ist dieses Tal ein ganz besonderes landschaftliches Kleinod. Sehr beschwerlich und spannend zeigt sich die Anreise entlang dem Terek, der sich tief eine enge Schlucht gegraben hat. Oftmals schwindelerregend am senkrechten Abgrund, stellenweise unterspült und mit abenteuerlichen Brückenkonstruktionen versehen, windet sich die gerade mal fahrzeugbreite, steinige Piste dem Truso-Tal entgegen.

Nach wenigen, aber aufregenden Kilometern weitet sich die Schlucht, und grasbedeckte Berghänge, über denen schroffe, noch mit Altschnee bedeckte Gipfel thronen, markieren den Zugang zum Tal. Sinterterrassen in verschiedenen Farbtönen, gespeist von unzähligen Bächen und Rinnsalen, modellieren die sanft abfallenden Hänge. Winzige Seen, tiefblau, feuerrot oder gelb und grünlich schimmernd, tauchen auf, auch die Abflüsse erstrahlen in bunten Farben. Uralte Wehrtürme und Ruinen verfallener Dörfer, ein letztes, armseliges Kloster, und die unvermeidliche, georgische Grenzwache zum ossetischen Separatistengebiet, dann ist Schluss.

Von der zu Sowjetzeiten noch 1.000 Einwohner zählenden, überwiegend ossetischen Bevölkerung, die sich auf achtzehn kleine Dörfer verteilten, sind nach den ethnischen Spannungen vor rund dreißig Jahren gerade mal noch fünfundzwanzig Dorfbewohner in vier winzigen Dörfern übrig geblieben.

Bei unserem letzten Besuch vor zehn Jahren gab es noch nicht einmal Strom hier hinten, und das Militär verwehrte uns nach wenigen Kilometern die Weiterfahrt. Zumindest das ist jetzt anders geworden, die farbenprächtigen Mineral- und Schwefelquellen locken täglich einige Besucher ins Truso-Tal und bescheren den übrig gebliebenen Bewohnern zumindest ein zusätzliches bescheidenes Einkommen.

 

Georgien – ein Kandidat für die EU?

Angst macht sich breit im Kaukasus. Russische Expansionspolitik bedroht die Eigenständigkeit der früheren Sowjetrepubliken. Georgien fühlt sich dem Westen, fühlt sich Europa zugewandt. Der Antrag für die EU-Mitgliedschaft wird in Brüssel eingereicht, riesengroße Enttäuschung nach der Ablehnung. Begründung: Die georgische Regierung hat ihre Hausarbeiten nicht zufriedenstellend gelöst. Zehntausende gehen in Tiflis auf die Straße, nicht gegen die EU-Entscheidung, sondern gegen die eigene Regierung, fordern deren Rücktritt.

Ist Georgien denn bereit für die EU? Eine sehr schwierige Frage. Einerseits, eine Mitgliedschaft bietet die Chance, wirtschaftlich Anschluss an die Welt zu finden. Andererseits, fährt man über Land, sieht man sehr rasch, dass es zu einem (finanziellen) Fass ohne Boden werden wird. Doch letztlich würde es der beste Weg für Georgien sein ...

 

 

Perfekter Platz gegenüber der Wardzia Höhlenklöster
Pistenabenteuer im Vashlovani Nationalpark
Savannenlandschaft wie in Ostafrika
Skurrile Sandsteinformationen im Vashlovani NP
Schöner kann man sein Auto nicht versenken!
Schrecksekunde bei der Bergeaktion
Festungskirche Ananuri
Trucker aus ganz Zentralasien - Opfer der aktuellen Politik
Gergetier Dreifaltigkeitskirche in exponierter Lage
Traumberg Kazbek - 5054 Meter hoch
Abenteuerliche Zufahrt ins Truso-Tal
Mineralquellen zaubern eine Symphonie aus Farben
Faszination Truso-Tal
Typisches Straßenbild - ein weiter Weg in die EU!
Froschkonzert wiegt uns in den Schlaf
Viele Pferde auf den Weiden der Hochtäler

Georgien / 2.Teil - Armenien

09. Juli – 08. August 2022

Von den Gletschern des Kaukasus in die heißen Ebenen Armeniens

Es könnte kaum abwechslungsreicher sein! Eben beeindruckten uns noch die glitzernden Eisflanken der zentralkaukasischen Fünftausender, dann tauchen wir ein in die regenreichen Wälder des kleinen Kaukasus; anschließend faszinieren uns dutzende Vulkankegel im armenischen Hochland, bevor wir durch die heißen Steppen im Süden des Landes uns dem Iran nähern.

 

Ushguli – ein Bergdorf im Wandel der Zeit

Im Schatten steiler Gletscherflanken der Fünftausender, die die Grenze zu Russland bilden, versteckt sich das ob seiner uralten Wehrtürme bekannt gewordene Ushguli, eine Dorfgemeinschaft aus vier kleinen Ortsteilen. Hier, im letzten Winkel Ober-Swanetiens, trotzen rund 200 Menschen ganzjährig den Widrigkeiten der Natur, was vor allem in den extrem harten Wintermonaten ein oft lebensbedrohendes Unterfangen ist.

Die Abgeschiedenheit bewirkte, dass sich in Ushguli ein selbstständiger sozio-ökonomischer Kulturraum entwickelt hat. Inoffizielle, lokale Rechtssysteme regeln noch bis in die heutige Zeit viele Belange des Alltags, auch wenn die traditionellen Blutfehden inzwischen der Vergangenheit angehören. Während der Sowjetzeit versuchte der Staat, diese gewachsenen Systeme zu brechen, was jedoch nur bedingt gelang. Insbesondere in der postsowjetischen Zeit flammten die alten Regeln wieder auf und es kam verstärkt zu Blutfehden, Brautraub, Überfällen durch Räuberbanden, willkürlicher Landverteilung und Landnahme unter Berufung auf traditionelles Recht.

Als wir vor zehn Jahren den Bildern und Berichten folgten, waren seit diesen wilden Zeiten gerade Mal ein paar Jahre vergangen. Die Anfahrt von Mestia war mühsam, fünf Sunden über abenteuerliche Pisten, die in den langen Wintern unter meterhohem Schnee verschwanden. Als die ersten Wehrtürme von Ushguli vor den verschneiten Flanken der Bergriesen auftauchten, schien es wie ein Märchenland in unberührter Natur. Wir waren die einzigen Fremden im Dorf, die dort über Nacht blieben, nur ein paar wenige Tagesausflügler wagten damals die anstrengende Fahrt. Kein Restaurant, kein Cafe, keine Werbetafeln beeinträchtigten das Gesamtensemble.

Nun, zehn Jahre später, ist Ushguli zum Tourismusmagneten für jeden Veranstalter geworden, für jeden Reisenden ist es ein „must see“. Dutzende Allradtaxis karren die Ausflügler von Mestia über eine inzwischen weitgehend betonierte Straße hier herauf, viele Camper verteilen sich im Ortsbereich. Die einstmals einsame Gletscherwanderung entlang des Enguri wurde zum Gänsemarsch, laute Musik dröhnt aus jedem zum Café umgebauten Steinhaus. Hundertschaften von Besuchern verursachen tonnenweise Müll, Fäkalien und Abwasser, die bei fehlender Kanalisation und Entsorgung die fragile Natur extrem belasten.

Ushguli steht auf der Kippe. Gelingt es kurzfristig nicht, die Veränderung in umweltverträglichere Bahnen zu kanalisieren, dann droht der Untergang der noch vor kurzem archaischen Insel des zentralen Kaukasus …

 

Der historische Friedhof von Noratus

Inmitten der staubigen Siedlung Noratus, oberhalb des westlichen Ufers des Sevan-Sees gelegen, findet man ein mittelalterliches Gräberfeld. Mit seinen rund 900 Chatschkaren genannten, fein bearbeiteten Kreuzsteinen, ist er der umfangreichste seiner Art weltweit.

Wandert man durch die unregelmäßigen Reihen der mystischen Steine, so erfasst einen sogleich eine andächtige Stimmung und man fühlt sich um Jahrhunderte zurückversetzt in die Zeit der mongolischen Einfälle. Lange sitzen wir inmitten dieser stummen Zeugen der Vergangenheit und lassen uns Einfangen von der leidvollen Geschichte Armeniens …

 

Die Vulkane der Gegham-Berge

Zwischen dem Sevan-See im Osten und der Tiefebene um Jerewan im Westen erstreckt sich ein nur sehr schwer zugängliches Vulkanfeld, das sich bis auf über 3.500 Meter hinauf ausdehnt und mit dem 3.597 Meter hohen Azhdahak seine größte Erhebung erreicht. Es waren eher kleine Vulkane, die diese faszinierende Landschaft schufen, deren letzte Ausbrüche rund 3.000 Jahre zurückliegen. Bis zu dreißig klar erkennbare Vulkankegel in klassischer Form prägen heute das Panorama, das sich in seiner Gänze demjenigen öffnet, der den Azhdahak erklimmt. Von seinem Kraterrand eröffnen sich immer wieder neue Blickwinkel und man wähnt sich in einer Urlandschaft, wie sie die Natur heutzutage nur noch selten bereithält.

Der Azhdahak wartet dazu noch mit einer attraktiven Besonderheit auf: Seine Caldera ist mit einem See gefüllt, der alljährlich vom Schneeschmelzwasser gespeist wird und einem das Vergnügen eines erfrischenden Bades in fast 3.600 Metern Höhe gönnt. Grandiose Farbenspiele setzen die Umgebung immer wieder in mitreißendes Licht, der Weitblick umfasst nahezu das gesamte Staatsgebiet von Armenien. Ararat und Aragats grüßen vom Horizont …

Während der Sommermonate beleben Halbnomaden mit ihren Tieren die Hochweiden, ihre Jurten sind weithin sichtbar, Fahrspuren führen zu ihren Plätzen, Fahrspuren, die wir nutzen, um dieses abgeschiedene Gebiet zu erkunden. Längst erkaltete Lavazungen erschweren immer wieder das Durchkommen, schroffe Hangabbrüche müssen gemeistert, temporäre, kleine Seen und Sumpfgebiete weiträumig umfahren werden. Die Durchquerung der Gegham-Berge ist zweifellos eine spannende Herausforderung an Offroad-Fahrkünste und eine der lohnenswertesten Ausflüge in Armenien.

 

Herzliches Wiedersehen nach zehn Jahren!

„Ich bin Angela Merkel von Vaghatin!“ So stellte sich seinerzeit Shahen bei uns vor, um zu erklären, dass er der Bürgermeister dieses gottverlassenen Nests sei. Seit der damaligen, herzlichen Aufnahme in seinem Haus riss unser Kontakt nie ab und es verstand sich von selbst, dass wir nun ihm und seiner Familie einen weiteren Besuch abstatten.

Verändert hat sich praktisch nichts in Vaghatin in den vergangenen zehn Jahren. „Wir bekommen kein Geld vom Staat, wir können hier nichts investieren, alles ist marode.“ Shahen klagt sein Leid, seine Hilflosigkeit nervt ihn selbst am meisten. Gut, sie bauen seit einiger Zeit an einer neuen, größeren Schule, doch das dauert. Die Dorfstraßen sind grauenhaft schlecht, die Häuser bröckeln, die Rohre rosten.

„Unsere Winter hier sind lang und eisig kalt, fünfundzwanzig Grad minus ist keine Seltenheit.“ Uns schaudert ob der fehlenden Isolationen, der einfach verglasten Fenster, der mangelhaften Heizmöglichkeiten. „Aber so ist es eben, wir helfen uns irgendwie selbst, und wir überleben …“

Die Menschen sind meist Selbstversorger, ein jeder pflegt seinen Obst- und Gemüsegarten, Jobs gibt es hier nicht. Shahens jahrzehntealter Lada muss immer wieder zum Fahren überredet werden, sein fast schon antiker Laster aus sowjetischen Beständen mutiert so langsam zur Industrieruine. Doch trotz aller Widrigkeiten strahlen sie eine gewisse Zufriedenheit aus, sie nehmen das Leben, wie es ist. „Wir haben zu essen, wir haben unsere Familien – es geht uns soweit doch ganz gut …“

Doch der Schein trügt ein wenig. Vor allem bei den obligatorischen Trinksprüchen, die zu jedem geselligen Beisammensein gehören und jedes Mal mit einem kräftigen Schluck Wodka hinuntergespült werden, kommt melancholische Stimmung auf. Eine jede Familie hat Kriegsopfer des nie endenden Konflikts mit dem Nachbarn Aserbaidschan zu beklagen, Jobs gibt es nur sehr wenige, die Zukunft ist alles andere als rosig. „Zu sowjetischen Zeiten waren die Menschen glücklicher“. Diese Aussage macht nachdenklich …

 

Ein Wunder der Natur …

Unweit des Klosters von Tatev, ganz unten in der Schlucht des Vorotan, versteckt sich ein brilliantes Wunderwerk der Natur. Jahrtausendelang polierten Wind und Wasser versteinerte Lava und durchbohrten sie schließlich.

Warme Quellen, schon den Menschen in der Antike bekannt, mischen sich hier mit dem kalten Wasser des Vorotan. Dadurch entstanden geheimnisvolle Grotten unterhalb der aus Travertin geformten Brücke. Während vieler Jahrtausende sammelten sich nun riesige Kalksteinmassen, die schließlich die Brücke bauten. So entstanden, zusammen mit den Stalaktiten, die von den Rändern der natürlichen Brücke wuchsen, wunderschöne Formen in verschiedensten Färbungen wie in einer Tropfsteinhöhle.

Überall sprudelt und tropft es, warmes, mineralhaltiges Wasser füllt kleine Becken, die zum Baden einladen. Spannend ist es auch, die gesamte Brücke zu durchschwimmen und am anderen Ende im Flussbett des Vorotan wieder ans Tageslicht zu gelangen.

Ein Seil baumelt lose über eine fast senkrechte Felswand, anschließend eine wackelige Leiter. Dann kriecht man durch einen wassergefüllten Durchschlupf und erst jetzt öffnet sich das surreale Wunderwerk. Der spannende Abstieg selektiert die Besuchermassen, wir können stundenlang nahezu alleine genießen, was Menschenhand nie zu formen gelingt …

 

 

Herrliche Blumenwiesen vor den Eisgiganten des Großen Kaukasus
Wehrtürme prägen das Dorfbild Ushgulis
Ein Lilienfeld am Rande der Gletscher
Uralte Kirchen und Klöster in Ushguli
Wehrtürme waren die Schutzräume der Familien
Jahrhunderte alte Chatschkare auf dem Friedhof von Noratus
Mystische Stimmung zwischen den uralten Kreuzsteinen
Spannenden Pisten durch ursprüngliche Vulkanlandschaft
Idyllisch zwischen Vulkanriesen gelegen: Lake Akna
Sonnenuntergangsstimmung am Lake Akna
Kratersee in der Caldera des Azhdahak
Wiedersehen mit Shahen nach zehn Jahren
Grandiose Plätze am Steilabbruch des Debed Canyon
Uraltes Kloster Hayravank am Sevan See
Verborgener Schatz in der Unterwelt der Devil´s Bridge
Spannendes Schwimmen in unterirdischen Höhlengängen
Surreale Wunderwelten lassen uns staunen
Immer gute Stimmung bei den Kindern in Armenien

Iran / 1. Teil

09. – 31. August 2022

Zum fünften Mal in den Iran!

Es fühlt sich ein wenig wie „nach Hause kommen“ an, als wir die Grenze hinter uns gelassen haben. Wir freuen uns, wieder hier zu sein, in einem Land, dessen Menschen uns immer mit allergrößter Herzlichkeit willkommen geheißen haben. Und wir sind uns sicher, dass es auch diesmal wieder wunderschön, erlebnisreich und spannend wird …

 

Was für eine Bergtour!

Der horizontfüllende Vulkan Sabalan, mit 4.811 Metern auf Mont Blanc-Niveau, beherrscht die Landschaft zwischen Meshgin Shar und Ardebil. Und uns reizt er schon seit zehn Jahren!

Beste Wettervoraussetzungen lassen uns in völliger Dunkelheit gegen halb fünf Uhr morgens von unserem Basecamp in gut 3.200 Metern starten. Wir müssen es langsam angehen, denn die große Höhe würde uns sonst sehr rasch aus dem letzten Loch pfeifen lassen. So erreichen wir nach 90 Minuten gemütlichem Marsch den Shelter auf 3.700 Metern Höhe, von hier starten gewöhnlich die Iraner, die sich von klappernden Uralt-Landys und sonstigen geländetauglichen Gefährten dort hinauf kutschieren lassen. Wir reihen uns also ein in die bergbegeisterten Iraner und sind nach weiteren 90 Minuten bereits auf 4.200 Metern Höhe, wo wir uns eine kurze Frühstückspause nach den ersten 1.000 Höhenmetern gönnen.

Ab jetzt spüren wir doch schon den verminderten Sauerstoffgehalt, wir verringern unser Tempo nochmals und schaffen so gerade mal 200 Höhenmeter pro Stunde. Schneller aufzusteigen hätte keinen Sinn für uns, dann würde uns buchstäblich die Luft ausgehen. Nach sechs Stunden stehen wir dann gemeinsam mit dutzenden Iranern am herrlich gelegenen Kratersee. Interessanterweise besteigt niemand den Hauptgipfel, sie bleiben alle laut schnatternd und singend am See sitzen. Gut für uns, so können wir die Ruhe auf dem Berg genießen.

Nach einer ausgiebigen Gipfelrast schaffen wir den Abstieg in nur vier Stunden und kommen ganz schön platt nach elf Stunden in den Bergstiefeln bei Manni an. Gut, der Sabalan ist kein wirklich attraktiver Berg, es ist staubig und karg, zerrissener Vulkan ohne klare Strukturen. Es ist schlicht die absolute Höhe, die herausfordert, und wir freuen uns, es geschafft zu haben!

 

Iranische Urlaubsfreuden

Es ist August, und auch der Iraner hat Sommerurlaub. Mangels finanzieller Möglichkeiten lebt er diesen in seinem Heimatland aus. Also machen sich Millionen gutgelaunter Menschen mit Sack und Pack auf den Weg, mehrheitlich an die Gestanden des Kaspischen Meeres und in die schattigen Wälder südlich davon.

Das Strandleben ist hier natürlich ob der strikten Kleiderverordnung für Frauen etwas eingeschränkt. Doch dies tut der guten Laune keinen Abbruch. Während die Herren der Schöpfung wie überall auf der Welt in Badeshorts herumtollen, dürfen die Frauen eigentlich keine Haut zeigen, was beim genüsslichen Baden so eine Sache ist. Eigentlich … Aber, wenn man genauer hinschaut, bemerkt man, das sich hier in den letzten Jahren doch so einiges verschoben hat. Getrennte Badeanstalten mit Sichtschutz gehören fast überall der Vergangenheit an, lustiges gemischtes Wasserallspiel ist ebenso zu beobachten wie Händchenhaltendes prominieren oder einfach gemeinsames Genießen im warmen Wasser. Kopftücher werden weniger, ärmellose Blusen und T-Shirts tauchen immer wieder auf und abends sitzt man in gemischten Runden ganz ungeniert zusammen und raucht die Sisha.

Ähnlich ist es bei den Picknickern in den Wäldern oder gar beim Bergsteigen und Wandern. Je weiter die Menschen sich in die Natur begeben, umso ungezwungener bewegen sie sich. Doch natürlich hat diese Ungezwungenheit auch ihre Grenzen. Sobald man wieder in bewohnte Gebiete fährt, befolgt man brav die Vorschriften, denn Ärger will sich niemand einhandeln.

So machen die Iraner das Beste aus ihrer wirtschaftlich immer schwieriger werdenden Situation und genießen das Leben, so gut es eben geht. Und wir immer mittendrin! Kaum stehen oder sitzen wir irgendwo, werden wir angesprochen, nach dem woher und wohin gefragt, Einladungen werden ausgesprochen, Essen gereicht. Die Verständigung ist dank Google-Translater einfacher geworden, denn nach wie vor spricht kaum jemand wirklich englisch. Doch dies tut der gemeinsamen Fröhlichkeit keinen Abbruch, irgendwie kommt man immer klar.

 

Und immer wieder unglaubliche Hilfsbereitschaft!

Wir kennen sie natürlich, diese unglaubliche Hilfsbereitschaft, die einem entgegenweht, sobald man Unterstützung braucht. Nur mal als Beispiel, was uns in den letzten Tagen in Teheran passierte:

Wir müssen unsere SIM-Karte aufladen lassen. Also muss ein Irancell-Shop her. Doch wo finden? Conny fragt in einem besseren Tuchladen, dort könnte die Chance auf englische Konversation groß sein. Ist sie auch, einer der Inhaber erklärt uns, wo der Telefon-Shop zu finden ist und wir markieren den Standort auf dem Navi. Wenig später steht er wieder neben uns, mit Autoschlüsseln in der Hand. Keine Frage, er fährt uns dorthin, er habe sich rasch das Auto vom Ladennachbarn geliehen, keine Widerrede. Also gut, rein in den alter Peugeot und ab. Dort leider keinen Erfolg, wir müssen in den zentralen Shop von Irancell. Also nochmal quer durch das Stadtviertel, doch die haben schon Feierabend. Zurück zum Tuchladen. Wir sollen morgen zum Laden kommen, dann helfen sie uns, doch jetzt erst mal Platz nehmen. Wenig später stehen eisgekühlte Getränke neben uns und einige süße Stückchen aus der Patisserie nebenan. Und Conny soll sich doch bitte ein schickes Kopftuch aus der türkischen Kollektion aussuchen, selbstverständlich als Geschenk des Hauses. Und ja keine Widerrede!

Am nächsten Vormittag stehen wir wieder auf der Matte. Wir müssen noch etwas warten, eine Kundin will ausführlich beraten werden und entscheidet sich schließlich für mehrere der schicken Tücher. Sie bezahlt, lässt jedoch ihre Einkaufstüte auf der Ladentheke liegen und verschwindet aus dem Geschäft. Wenig später steht sie wieder da, mit einer Tüte edler Süßigkeiten und überreicht diese an Conny, obwohl die Beiden vorher kein Wort gewechselt hatten. Unglaublich! Dann fahren zwei Mitglieder der Tuchhändlerfamilie mit uns zum zentralen Irancell-Shop, das Aufladen der Karte ist rasch erledigt und wir sind wieder zurück. Wir wollen uns erkenntlich zeigen, doch wie? Wir packen kleine Geschenke aus für die Kinder der Familie, anderes würden sie nicht akzeptieren. Die Einladung zu Mittagessen schlagen wir aus, wir wollen raus aus der Riesenstadt. Aber wir sind jederzeit herzlich willkommen, wenn wir wieder mal in Teheran sind …

 

Schnitzeljagd auf iranisch …

Eine ganz besondere Herausforderung ist es, Diesel zu bekommen. Und das in einem Land mit den größten Ölvorkommen!

Diesel ist extrem billig. Für die einheimischen Trucker kostet er gerade mal einen Eurocent pro Liter! Aber er ist limitiert und nur mit einer speziellen Dieselcard zu beziehen. Für uns Touristen gibt es so eine Dieselcard nicht. Also brauchen wir eine Tankstelle, die eine solche Karte hat, oder eben einen freundlichen Trucker, der uns von seinem Kontingent etwas abgibt.

Doch das ist gar nicht so einfach. Normalerweise müssen die Tankstellen an Touristen Diesel für den doppelten Preis, also für zwei Eurocent abgeben, wenn sie eine Dieselkarte haben. Doch viele Tankstellen haben keine Dieselkarte, oder sie wollen mehr Geld als die vorgeschriebenen zwei Eurocent. Nun könnte man als dieselpreisgestresster Europäer ja sagen, ist doch egal wenn sie zehn oder zwanzig Eurocent verlangen für den Liter, ist ja immer noch ein Schnäppchen im Vergleich zur europäischen Spritwegelagerei. Aber genau hier fängt es an, ums Prinzip zu gehen. Drei Eurocent, ja sogar deren vier oder im Notfall sogar fünf sehen wir als akzeptabel an. Doch darüber hinaus fängt die Wucherei an. Wie gesagt, natürlich nicht aus europäischer Sicht, aber im landesüblichen Preisvergleich. Und da machen wir nicht mit.

Also geht das Spiel so: Dieseltankstelleanfahren, fragen, ob sie denn eine Karte haben und wenn ja, wieviel wollen sie denn haben für den Liter? Das klappt meistens sehr gut, hilfsbereit geben sie uns bis zu 100 Liter, manchmal sogar mehr. Und das zum regulären oder vertretbaren Preis. Manchmal haben sie keine Dieselcard an der Tanke, dann müssen wir die Trucker fragen, und die sind meist ganz besonders freundlich und lassen uns auf ihr Kontingent tanken. Aber manchmal wollen sie uns auch abzocken. Doch dann lehnen wir ab, denn wir haben immer genügend Diesel im Tank, um den Abzockern nicht ausgeliefert zu sein. Und fahren weiter, zur nächsten Dieseltankstelle.

Es gehört also Geduld, Hartnäckigkeit und Kommunikationswillen dazu, den Tank immer gut gefüllt zu haben. Aber bei einem Durchschnittspreis von schließlich drei Eurocent pro Liter, das macht dann gerade mal drei Euro für 100 Liter, da kann man dann schon mal Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen. Notfalls fünfmal am Tag. Denn für den Preis bekommt ihr in Deutschland zurzeit gerade mal einen guten Liter, oder? Auch wenn`s bequem ist …

 

 

Bunte Marktstände in den Basaren
Im ersten Morgenlicht zum Sabalan
Dünne Luft über 4000 Meter Höhe
Viele Nomaden auf den Hochebenen rund um den Sabalan
Abendstimmung am Noar Lake
Szenenwechsel von karger Landschaft zum üppigen Grün
Wunderschöne Pistenfahrt nach Shangalerud
Wilde Canyons zwischen schroffen Bergen
Das wenige Wasser schafft Oasen in den Tälern
Reisfelder im Alamut Tal
Auf dem Weg nach Hause ...
Stellplatz vom Feinsten - Magic Place
Sonnenaufgang über den Wolken am Pass Piche Bon
Den Diesel muss man nehmen, woher er auch kommt!
Umrahmt von faszinierenden Gebirgszügen
Blick über den Salzsee Hoz-e-Soltan

Iran / 2. Teil

01.September – 30. November 2022

Nach 115 Tagen in Iran  -  Reisen mit gemischten Gefühlen?

Nach ungewohnt langer Zeit ohne Lebenszeichen schicken wir Euch heute endlich mal wieder einen „newsletter“. Warum war solange Funkstille? Die Gründe dafür könnt Ihr jetzt aktuell hier nachlesen!

 

Die Entwicklungen im Land zwangen uns, unsere mediale Präsenz schlicht einzustellen, um so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erwecken. Als sich ab Mitte September immer mehr  Unruhe breit machte, mussten wir entscheiden, vor allem hinsichtlich unserer Verantwortung für die von uns betreute Selbstfahrergruppe, wie wir uns verhalten sollten. Nach vielen Gesprächen mit Freunden vor Ort, der Hinterfragung unseres eigenen Gefühls und der Erfahrung aus vielen Langzeitaufenthalten in Iran mit immer wieder kritischen Entwicklungen kamen wir zu dem Ergebnis, hier zu bleiben.

Wir reisten weiter wie immer durch Iran, hatten die gewohnt wundervollen Begegnungen und Erlebnisse, obwohl wir natürlich täglich die Nachrichten verfolgten, was bei blockiertem Internet oft sehr schwierig war. Aber wir fühlten uns nie unsicher oder gar bedroht, schon gar nicht von den Repräsentanten des Staates, die sich immer um unsere Sicherheit sorgten.

Als aufgrund angedrohter Sanktionen und der zu erwartenden Risiken für ausländische Reisende sogar die sofortige Ausreiseempfehlung unserer Bundesregierung ausgesprochen wurde, setzte eine fast schon panikartige Fluchtbewegung nahezu aller sich im Land befindlichen Traveller in Richtung der nächsten Landesgrenze ein. Wir ließen uns davon nicht beeinflussen, auch unsere inzwischen neu eingeroffene Reisegruppe vertraute voll und ganz unserer Einschätzung der Lage und wir verlängerten sogar unsere Visa um weitere 30 Tage.

Alle Iraner, die wir sprachen, freuten sich, dass wir den Mut hatten, trotz der kritischen Situation in ihrem Land zu bleiben, dass wir uns nicht einschüchtern ließen von den Drohungen und dem Schlagabtausch unserer Regierungen. Und wir haben es nie bereut!

Trotzdem verzichten wir diesmal darauf, detaillierte Berichte hier zu posten. Wir wollen Euch mit einem bunten Bogen fantastischer Fotos begeistern, euch mitnehmen zu Menschen, die sich freuen, dass wir so lange hier waren.

 

 

Der Vollmond geht über der Dasht-e Kavir Wüste auf
Historisches Hamam in Kashan
Auf den Spuren der alten Perserkönige in Persepolis
2500 Jahre alte Reliefs zeigen viel vom damaligen Leben in Persien
Im September ist Dattelernte in den Palmenhainen
Datteln werden für den Export nach Güteklassen sortiert
Privatkonzert mit der iranischen Rahmentrommel Daf
Tolle Skulpturen bei der größten, von Menschenhand geschaffenen Höhle in Jahrom
Kaum können sie laufen, fahren die Kinder mit den Mopeds umher
Alte Lemziegel-Oase am Rande der Wüste Lut
Faszination Dasht-e Lut
Pistenspaß, Traumstellplätze und Fotomotive ohne Ende zwischen den Kaluts
Kal-e Jenni - einer der schönsten Canyons in Iran
Das Wasser schaffte enge Schluchten im Kal-e Jenny Canyon
Abendstimmung über den Dächern von Yazd mit den so typischen Windtürmen
Effektvoll beleuchtete Gassen in der Altstadt von Yazd
Traditionelles Handwerk in den Altstadtgassen von Yazd
Faszinierende Farbenspiele am immer mehr austrocknenden Urmia See
Die Schifffahrt auf dem Urmia See ist nicht mehr möglich
Aussichtsreiche Strecken führen uns durch das Zagros Gebirge
Stimmungsvolle Illumination im Shah Cheragh Mausoleum in Shiraz
An solch einer wunderbaren Präsentation der Gewürze kann man nicht einfach vorbeigehen
Brautpaar in Shiraz, in traditioneller Ghasghai Tracht
Kunstvoll bemalte Kacheln begleiten uns überall in Iran
Verkehrs- und Sicherheitsregeln werden sehr großzügig ausgelegt
Stimmungsvoller Abschied nach 115 Tagen Iran am Persischen Golf. - Wir kommen wieder!
 
 

Irak – Kuwait – Saudi Arabien / 1. Teil

01.Dezember – 21. Dezember 2022

Spannende Reise durch Mesopotamien

Vor 35 Jahren stand ich in Jordanien kurz vor der irakischen Grenze, doch der Iran-Irak-Krieg verhinderte damals den Besuch dieses geschichtsträchtigen Landes. Danach folgten viele weitere Kriege und terroristische Kämpfe, die Grenzen waren bis vor kurzem geschlossen. Doch jetzt klappt es endlich!

Mesopotamien – die Wiege der urbanen Zivilisation

Ur – Uruk – und vor allem Babylon! Was für Namen, was für längst untergegangene Städte und Regionen! Historisch Interessierte lechzen danach, auf diesen Böden zu wandeln und den Geist der Assyrer und Babylonier zu spüren.

Rund um die mächtige, renovierte Zikkurat von Ur, also die Stufenpyramide, die als Heiligtum fungierte, zeugen bis zu 2.000 Gräber und fundamentale Stadtmauern von der einst weitläufigen Ausdehnung der Siedlung. 6.000 Jahre zurück reichen die Datierungen der Funde, es ist also eine der ältesten urbanen Ansiedlungen unserer Geschichte.

Wie Ur lag auch Uruk in der mesopotamischen Blütezeit direkt am Euphrat. Es war seinerzeit die flächenmäßig größte Stadt der Region und nachweislich seit rund 5.000 Jahren besiedelt. Die Ausgrabungen sind hier besonders faszinierend, da die gefundenen Artefakte belassen wurden, wie sie waren und so ein toller Eindruck möglich ist, wie es seinerzeit wirklich ausgesehen hatte. Selbst Farben an Ziegelmauern und Mosaikkegeln sind noch zu erkennen.

Ja, und dann natürlich Babylon! Bis zu 200.000 Menschen sollen zur Blütezeit Nebukadnezars hier gelebt haben, eine der größten Städte der Welt zur damaligen Zeit. Gewaltige Paläste prägten das Bild, heute teilweise wieder aufgebaut, um einen Gesamteindruck zu vermitteln. Die Originale befinden sind hauptsächlich im Pergamon-Museum in Berlin, wo sie die Wirren der vergangenen 100 Jahre überstanden haben. Aufwändige Renovierungsarbeiten unter zum Teil deutscher Leitung lassen so langsam viele historische Gebäude wieder entstehen und man erkennt immer besser die monumentale Ausdehnung der Tempel und Paläste. Das Eindrucksvollste ist jedoch, sich überhaupt auf diesem historisch so bedeutsamen Boden zu bewegen! Und über allem thront der mondäne Palast von Saddam Hussein …

 

Al Najaf und Kerbala – die wichtigsten Pilgerstätten der Schiiten

Bei unseren Besuchen in Iran hörten wir immer wieder diese Namen. Ein jeder gläubige Schiit träumt davon, die Schreine der Propheten Ali und Hussein zu sehen und zu berühren. Als wir verkünden, dass wir dorthin wollen, freuen sich alle für unser Interesse und wünschen uns, Zugang zum Spirit der Religion zu finden.

Und es ist wirklich sehr eindrucksvoll für uns. Die emotionale Hingabe der Pilger und die allgemeine Stimmung nimmt uns gefangen. Wir drängeln uns mit hunderten euphorischen, teilweise fast fanatischen Pilgern bis zum Schrein des Imam, um durch die Berührung mittendrin zu sein. Wir fühlen die gewaltige Energie, die die Menschen hier mitreißt. Lange sitzen wir dann einfach nur zwischen den Gläubigen und lassen uns mitnehmen …

Im Anschluss an den Heiligen Bezirk in Al Najaf befindet sich der größte Friedhof der Welt, denn ein jeder gläubiger Schiit wünscht sich, hier seine letzte  irdische Ruhestätte zu finden.

 

Fazit Irak

Ein Land wie den kriegsgebeutelten Irak individuell mit dem eigenen Fahrzeug zu bereisen ist schon ein wenig eine Herausforderung. Allein die Grenzformalitäten stellen alle Beteiligten oft vor Rätsel, denn bis vor kurzem war es ja überhaupt nicht möglich, einfach einzureisen. Im Land selbst gibt es unzählige Checkpoints, an denen völlig überforderte Beamte plötzlich einem ausländischen Fahrzeug mit Touristen gegenüberstehen. Es wird jedes Mal hektisch telefoniert, Verantwortlichkeiten werden hin- und hergeschoben, Pässe, Visa und Fahrzeugpapiere fotografiert und manchmal gibt es sogar eine Eskorte bis zur nächsten Provinzgrenze.

Das alles ist keine Schikane, die Beamten sind immer ausnehmend freundlich; es geht einfach um unsere Sicherheit. Jahrzehntelanges Kriegstreiben und immer wieder terroristische Übergriffe machen das Militär hochgradig nervös. Und doch fühlen wir uns nie unsicher oder gefährdet, die haben es im Griff – zumindest im zentralen und südlichen Irak.

Das Land ist eigentlich steinreich. Öl und Gas könnten die Staatskasse gut füllen, doch nur wenige Personen und mehrheitlich ausländische Firmen profitieren davon. Die Bevölkerung ist verarmt, verärgert und hilflos ob der Machenschaften. Teilweise wirkt es, als wäre erst letzten Monat, nicht etwa vor zwanzig Jahren der letzte Krieg zu Ende gewesen, so provisorisch sind Schuttberge einfach mitten in der Stadt zusammen geschoben, so beschädigt sind manche Straßenabschnitte. Die Städte und Dörfer versinken im Müll, nie vorher haben wir eine solch massive Umweltverschmutzung erlebt. Niemand fühlt sich verantwortlich, die Menschen scheint es nicht zu stören. Aber es gibt Ausnahmen, wie die Pilgerstadt Kerbala. Es würde also schon funktionieren, wenn die Verantwortlichen Verständnis hätten und Mittel aufbrächten.

Vordergründig wirken die Iraker ernst, ja verschlossen. Aber das hält nicht lange an. Herzhaftes Lachen, große Freude, Erstaunen und Dankbarkeit, den Weg hierher gewagt zu haben, wird uns auf Schritt und Tritt entgegengebracht. Es ist ein erstes Zeichen von Normalität, wenn Touristen wieder das Land bereisen. Wir wünschen diesen freundlichen Menschen hier so sehr, dass sie eine Zukunftschance erhalten und der Frieden im Land gewahrt bleibt. Wir hoffen, bei unserem nächsten Besuch im Land schon Fortschritte erkennen zu können. Denn wir werden ganz sicher wiederkommen …

 

Kuwait

Der Kontrast könnte kaum größer sein: Der völlig vermüllte, chaotische und politisch unkalkulierbare Irak – und dann die Glitzerwelt von Kuwait City! Eine schillernde Skyline soweit das Auge reicht, mehrspurige, palmengesäumte Uferpromenaden, noble Karossen aus allen Herren Länder, angesagte Restaurants mit internationaler Küche und ein multinationales Publikum in entspannter Lässigkeit.

Aber es wirkt alles auch ein wenig steril, so wie eben all die Megastädte am Golf. Und austauschbar. Einerseits tut es uns gut, völlig unbehelligt zu entspannen, keine Checkpoints oder Militärkontrollen überstehen zu müssen, überall campen zu dürfen, wo es uns beliebt, Menschen kennen zu lernen, die interessiert sind an unserem Leben und mal wieder ein sauberes Umfeld zu haben.

Andererseits spüren wir aber auch, dass diese zubetonierte Scheinwelt nicht so wirklich unser Ding ist. Und wir freuen uns jetzt darauf, in die Weiten Saudi Arabiens und des Oman eintauchen zu dürfen!

 

Arabische Gastfreundschaft

Wir sitzen in Kuwait an der Corniche unter Palmen, unser Nachbar gesellt sich zu uns, ein interessantes Gespräch ergibt sich. „Ich muss jetzt dann nochmal kurz weg, aber ich komme später wieder und bringe uns vom Inder was zu Essen mit.“ Gesagt, getan, unser Tisch biegt sich fast unter den mitgebrachten Leckereien, von den Resten leben wir noch drei Tage …

Ein junger Mann setzt sich zu uns, wir finden rasch gemeinsame Themen. „Wartet, ich rufe mal eben meine Mutter an, sie soll euch für morgen zum Lunch traditionelles Essen vorbereiten.“ Am nächsten Tag ist er pünktlich zur Stelle, wir können die Tüten mit selbstgekochtem kaum tragen …

Jubail, Saudi Arabien, wieder mal sitzen wir an der Strandpromenade. Wir diskutieren, ob wir die Wäsche zwischen den Palmen aufhängen dürfen oder lieber nicht. Wir wagen es. Eine noble Karosse hält neben uns, ein wohlsituierter Herr steigt aus: „Salam Aleikum, ich bin vom Gouvernement, von der Stadt“ – oje, jetzt gibt‘s einen ordentlichen Rüffel von wegen der im Wind flatternden Wäsche! – „Herzlich Willkommen, wir freuen uns, dass ihr unsere Stadt besucht, fühlt euch ganz wie zuhause. Habt ihr schon etwas zum Mittagessen vorbereitet? Wartet, ich hole euch was.“ Und weg ist er. Wäsche zwischen den Palmen aufgehängt? Campen im Park? Vier Parkplätze belegt? Die Campingmöbel auf der Rasenfläche? Mach das mal in unseren Breitengraden. Da kommt dann sicher auch einer von der Stadt. Aber der bringt dir dann bestimmt nichts zum Essen vorbei …

Und wieder hält eine automobile Oberklasse neben uns: „Herzlich Willkommen hier bei uns! Fühlt ihr euch wohl? Kommt bitte zu uns mit nach Hause, wir freuen uns, wenn ihr unsere Gäste seid.“ Bedauerlicherweise müssen wir ablehnen, wir sind schon anderweitig verplant. „Habt ihr eigentlich schon mal Kamelfleisch gegessen? Ja? Gut, ich bringe euch etwas vorbei. Wenig später platzt unsere Tiefkühltruhe aus allen Nähten …

„Guten Morgen, ich habe schon auf eurer Homepage gestöbert. Ist ja toll, euer Leben auf Achse!“ Steigt aus, und drückt uns zwei Tüten mit Datteln und regionalen Süßigkeiten in die Hand. Einfach so. „Eine kleine Aufmerksamkeit als Willkommensgruß – genießt es!“

„Ist ja mega, was ihr so macht!“ Der Chef bei MAN in Dammam ist begeistert und wir unterhalten uns lange über unser Nomadenleben. Als es an das Bezahlen der Rechnung geht, kommt er dazu und weist seinen Servicechef an:  „Mach den halben Preis für alles, das passt dann schon …“ Herzlichen Dank!

 

 

Unsere Polizeieskorte in der Gegend von Ur
Vor 6000 Jahren nutzte man das Öl anders - Bitumen als Bindemittel zwischen den Ziegeln
Ausgrabungsstätte in Uruk - Der Tempel der Salouquee
Toll erhaltene Fayence-Fliesen im Tempel aus Lapislazuli, importiert aus Afganistan
So wurden damals Mosaike gemacht
Die Erde in Uruk ist teilweise flächendeckend mit Scherben gefüllt - da wird man zum begeisterten Archeologen!
Teil des weltberühmten Ischtar Tores in Babylon mit originalen Abbildungen von Stieren und dem Fabelwesen Mušḫuššu
Arcadengang im Heiligen Bezirkin Al Nadjaf zum Schrein des Imam Ali
Gebetsräume in der Moschee des Heiligen Bezirks in Al Nadjaf
Heftiges Gedränge am Heiligen Schrein des Imam Hussein in Kerbala
Gegensätze in Al Nadjaf - verdreckte Gassen auf dem Weg zum Pilgerort
Straßenbild in Basra, Dreck, Müll und Schutt an allen Ecken der Stadt
Die Jugend ist die Hoffnung für die Zukunft Iraks
Kontrastprogramm Kuwait
Hygienisch sauber und korrekt wird hier der Fisch angeboten
Fast täglich kommen wir in den Genuss der großzügige arabische Gastfreundschaft
Conny entspannt beim Studium des Sozialverhaltens der Schlammspringer
 

Oman – 1. Teil

22. Dezember 2022 – 18. Januar 2023

Arabia Felix

Der weite Süden des Oman ist geprägt von der gewaltigen Leere der größten Sandwüste der Welt – der Rub al Khali. Natürlich wollen wir zwischen deren riesigen Dünen eintauchen. Weiter unten im Dhofar warten dagegen tropische Szenerien auf uns – der jährliche Monsun sorgt hier für üppige Flora an den steilen Berghängen der Küstengebirge. Und dann endlose, feinste Sandstrände …

 

Die Rub al Khali – das „Leere Viertel“

So groß, dass ganz Deutschland sogar zweimal hineinpassen würde. So einsam, dass sogar Oasen fast völlig fehlen. So unzugänglich, dass es kaum Möglichkeiten gibt, dieses gigantische Sandmeer zu queren.

Noch vor wenigen Jahrzehnten war es eines der gefährlichsten Abenteuer, mit gut ausgestatteten Kamelkarawanen die größte Sandwüste der Welt zu bereisen. Heute führen ein paar wenige, sandige Pisten zu erschlossenen Ölfeldern, ansonsten gilt es, sich einen machbaren Weg zwischen den endlos erscheinenden Dünenbergen zu suchen. Einige dieser Wege nutzen wir, um zumindest am Rand dieses gigantischen Sandmeeres die Unendlichkeit der Wüste einzufangen.

Eines ist ganz sicher, sobald man sich von den bekannten Spuren entfernt: man ist definitiv alleine! Und das ist auch das Gefährliche an einer Reise durch die Rub al Khali, denn es kann sein, dass niemand hier je vorbeikommen wird …

 

Im Weihrauchland – abgeschiedenes Dhofar

Schon in der Antike als „Arabia Felix“ (glückliches Arabien) weithin bekannt, wurde das Dhofar durch den Weihrauchhandel wohlhabend. Portugiesen, Osmanen und auch unberechenbare Seeräuber beherrschten die Küste im Mittelalter, und erst seit knapp 150 Jahren kontrolliert das Sultanat Oman diese unzugängliche Region. An der Rückständigkeit änderte dies jedoch nichts, und erst mit der Machtübernahme von Sultan Qaboos und der Niederschlagung der rebellischen Jebalis 1976 zogen auch hier unten die ersten Errungenschaften der Neuzeit ein.

Seitdem hat sich die Welt hier komplett verändert. Die Einbindung der ehemaligen Rebellen in den Aufbau eines modernen Staatswesens sorge für soziale Ruhe, und die enorme Investition von Entwicklungsgeldern aus der Ölförderung lies die mittelalterliche Vergangenheit schnell in Vergessenheit geraten: Salalah wurde zu einer großzügigen, modernen Stadt, Infrastruktur und Industrie sorgen für Arbeitsplätze und der aufkommende Tourismus vermittelt Weltoffenheit in einer Region, die noch vor einer Generation in mittelalterlichen Strukturen verharrte.

Eine wirkliche Besonderheit für die gesamte Arabische Halbinsel ist der nur rund um Salalah auftretende Monsunwind. Zwischen Juni und September sorgt dieser für Nebel und Nieselregen, die Sonne verschwindet für viele Wochen hinter dichten Wolken. In dieser Zeit erlebt die sonst so karge Bergregion eine komplette Verwandlung: Sattgrüne Weiden geben Rindern und Kamelen genügend Futter, die Wasserläufe und Stromschnellen quellen über, Büsche, Bäume und Blumen blühen in schillernden Farben.

Der über Jahrhunderte so immens wichtige Weihrauch spielt keine Rolle mehr, die Gewinnung ist wenig wirtschaftlich, selbst angelegte Plantagen bringen hier nicht wirklich Profit. Der wird heute mit dem schwarzen Gold, dem Erdöl, erwirtschaftet …

 

Die Fischer von Shannah

Ohrenbetäubendes Kreischen tausender hungriger Möwen, die fast schon aggressiv die hereinkommenden Fischerboote attackieren, um etwas vom begehrten Fang zu erhaschen, kündigt schon von weitem den Fischerhafen von Shannah an. Obwohl, Fischerhafen ist übertrieben, denn letztlich ist es lediglich ein aufgewühlter Sandstrand, auf dem das Leben so pulsiert, wie wir es sonst im Oman nicht kennen.

Mit hoher Geschwindigkeit schießen die mit schweren Netzten beladenen Boote dem Strand entgegen, erst im letzten Moment reist der Bootsführer den Heckmotor nach oben, damit die Schiffsschraube nicht den Grund berührt. Der Schwung lässt die Schaluppen aus dem Wasser bis hinauf auf den Sandstrand gleiten, wo sie abrupt gestoppt werden.

Nun kommen völlig verrostete MAN-Laster und Toyota Pickups zum Einsatz: Sie platzieren sich vor die Boote, welche an ihrem Heck angebunden werden, und mit aufheulenden Motoren mahlen sie sich nun, die Boote im Schlepptau, quer über den Strand durch den tiefen Sand, um sie höhergelegen sicher zu deponieren. Sofort werden diese nun entladen, die Fische sortiert, verpackt und auf Eis gelegt, während Bangladeschis sich um die Netze bemühen.

Der Trubel ist unglaublich, alle Rufen und Lachen durcheinander, der Dreck und Gestank ist gewöhnungsbedürftig. Es erinnert uns sofort an afrikanische Verhältnisse und wir fühlen uns wohl inmitten diesem Durcheinander. Hier lebt der Oman!

 

 

Beeindruckende Sicheldünen in der Rub al Kahli
Die gelbe Cistanche, auch Wüstenhyazinte genannt, ist ein parasitäres Gewächs
Farben- und Schattenspiele im Morgenlicht
Manni genießt die Fahrt durch die Dünen richtig!
Wüstenagame - die Wüste lebt!
Ein Übernachtungsplatz ist schöner als der andere in der Rub al Khali
Typische Landschaft mit den allgegenwärtigen Kamelen im Westen Salalahs
Küstenort Rakhyut im Westen Salalahs
Steilküstenberge am Indischen Ozean
Traumstrand mit beeindruckender Steilküste am Fizayah Beach
Die Felsen von Maughsayl
Manni cruist über die fotogene Strandstraße in Salalah
Ein großer Wasserfall schießt aus dem Wadi Darbat über die Felskante
Afrikanische Stimmung im Wadi Darbat
Direkt ein etwas hochnäsiger Blick ...
Wasserfälle im Wadi Darbat
Wilder Feigenbaum mit gigantischen Luftwurzeln wie Stämme
Weiße Felsen begleiten uns ins Wadi Shuwaimiya
Übernachtungsplatz neben einer Schirmakazie im Wadi
Idyllisches Badebecken im Wadi Shuwaimiya
Emsiges Treiben im Fischerhafen von Shannah
Die Toyota- und LKW-Fahrer ziehen die Boote an Land
Fische werden auf Eis gelegt und zum Abtransport verladen
... und die Möven kreischen laut dazu ...

Oman – 2. Teil / Vereinigte Arabische Emirate

19. Januar – 28. Februar 2023

Zwischen grandioser Natur und glitzernder Scheinwelt

Spannende Wüstenquerung der Wahiba Sands, abenteuerlich steile Gebirgspisten in den schroffen Küstengebirgen, romantische Wadis zwischen senkrechten Felswänden, pittoreske Oasendörfer im zentralen Bergland, feinsandige Strände am Indischen Ozean – der Norden des Oman begeistert uns immer wieder aufs Neue! Wochenlang lassen wir uns treiben, bevor wir in die Glitzerwelt der Emirate wechseln.

 

Mannis Welt …

Sand. Soweit das Auge reicht. Dünen. Eine einsame Spur. Rauf – und gleich wieder runter auf der anderen Seite. Was für ein Spaß! Manni tobt sich aus, findet immer einen machbaren Weg. Der richtige Reifendruck ist entscheidend, und natürlich eine sichere Wahl der Spur. Dann ist das Sandvergnügen grenzenlos.

Senkrechte Felswände um uns herum. Da soll irgendwo eine Piste hinaufführen? Unmöglich! Im Schritttempo holpert Manni durch Wadis, riesige Steinbrocken erinnern an vergangene Fluten. Das Ende des Tals kommt näher, die Piste schlängelt sich extrem steil nach oben. Die gesamte Fahrzeugtechnik ist gefragt, um die Traktion zu verbessern. Hinter jeder Biegung eine Überraschung, ein weiterer Durchschlupf, oft gerade mal lasterbreit. Felsüberhänge müssen zentimetergenau passiert werden, der Abgrund gähnt auf der gegenüberliegenden Seite. Gegenverkehr wäre jetzt ungünstig. Stunde um Stunde kurbeln wir Manni durchs spannende Gelände, das Stundenmittel nahe am Fußgängertempo.

Es macht einfach Spaß, so unterwegs zu sein. Nie am Limit, trotzdem spannend, nie gefährlich, nur aufregend schön!

 

Oman 2023 – was hat sich verändert?

Als wir 2013 das erste Mal hier unterwegs waren, da fühlten wir uns schon ein wenig wie Exoten. Die Omanis blickten uns erstaunt hinterher, wenn wir Manni irgendwo parkten, zum Übernachten oder zur Besichtigung historischer Plätze. Sehr oft wurden wir angesprochen und eingeladen, Kontakte zu knüpfen war relativ einfach, da die Menschen neugierig waren auf uns fremde Reisende.

Heute treffen wir hier täglich mehr Traveller als damals in vier Wochen! Niemand interessiert sich ernsthaft für die immer mehr gewordenen Wohnmobile und Laster, die an jedem Strand, vor jedem Fort, in jedem Wadi stehen. Normalität. Neue Kontakte zu bekommen ist selten geworden, der Fremde mutierte vom Gast zum Tourist.

Als vor einigen Jahren der überaus beliebte Sultan Qaboos seiner Krebserkrankung erlag, versank das Land in eine lange und ehrliche Trauer. Die Schuhe, die er seinem von ihm selbst ausgewählten Nachfolger hinterlässt, sind ganz schön groß. Es ist einer seiner  Neffen, damit das Sultanat in der Familie bleibt.  Nach anfänglicher Skepsis in weiten Teilen der Bevölkerung findet er jedoch so langsam seinen Stil, auch wenn dieser so manchem Gefolgsmann des alten Sultans noch nicht gefällt. Denn er beginnt, alte Zöpfe abzuschneiden, verändert so einiges, um das Land in die Zukunft zu führen. Statt Clanzugehörigkeit ist jetzt mehr Kompetenz gefragt bei der Vergabe von wichtigen Ämtern. Und dabei fällt natürlich so manch einer durch.

Der Oman hat eine der höchsten Geburtenraten der Welt, mehr als ein halbes Dutzend Kinder ist auch heute noch durchaus normal. Das schafft natürlich Probleme, denn die Zersiedelung speziell des Nordens ist unglaublich. Wo vor zehn Jahren noch die Natur vorherrschte, stehen heute Häuser, entstehen neue Städte. Straßen, Hochspannungsleitungen, Einkaufszentren – kaum ein Wadi bleibt verschont, kaum eine Bergregion unbebaut. Die Belastung der Umwelt ist enorm, vor allem die Versorgung mit Frischwasser und die Entsorgung der Abwässer werden immer problematischer. Die Regierung hat begonnen, Steuern zu erheben; die fünf Prozent erscheinen uns immer noch sehr niedrig, auch wenn sich alle darüber beklagen. Es wird mehr und mehr versucht, Fremdarbeiter durch Omanis zu ersetzen, doch diese Generation ist es nicht gewohnt, hart zu arbeiten. Und so braucht die Gesellschaft, speziell für die körperlich anstrengenden Arbeiten sowie für niedere Jobs nach wie vor ein Heer von Ausländern, die etwa sechzig Prozent der Bevölkerung stellen.

War damals das Touristenaufkommen überschaubar und unauffällig, so sorgen heute Anbieter aus aller Welt während der Haupturlaubszeiten für Überlastung der touristischen Highlights. Dass dabei das Verständnis für Tradition und Kultur meist auf der Strecke bleibt, ist deutlich sichtbar, wenn sich halbnackte Touristen durch muslimische Altstädte schieben und verständlicherweise bei der einheimischen Bevölkerung mancherorts auf Missbilligung stoßen.

Trotzdem, bei aller Veränderung hat der Oman kaum etwas von seiner freundlichen Attraktivität eingebüßt. Es bleibt ein echtes Wohlfühlland, auch wenn die gedankenlose Vermüllung bei uns Mitteleuropäern oft Fassungslosigkeit hervorruft. Aber vielleicht ändert sich dies auch irgendwann?

 

Der Lack ist ab!

Bei unserem ersten Besuch vor zehn Jahren in der Glitzermetropole Dubai waren wir fasziniert vom architektonischen Überfluss, der multinationalen Gesellschaft und der Exotik, mit dem eigenen Laster vor der imposanten Skyline direkt am Strand zu stehen.

Bei unserem dritten Besuch hier hat uns die Realität längst eingeholt. Zehn Jahre Weltreise haben uns gelehrt, gezielt hinter die Kulissen zu blicken, uns nicht mehr blenden zu lassen vom aufgesetzten Schein einer Schicki-Micki-Welt.

Was damals Staunen hervorrief, nervt heute nur noch. Der unentwegt brandende Verkehr in den Schluchten der Wolkenkratzer fordert, die ständigen „ach-bin- ich-schön“ Gesten der gelangweilten Ehefrauen internationaler Geldverdiener lassen an der Intelligenz selbiger stark zweifeln, die oft arrogante Selbstdarstellung der alles Besitzenden Locals hat seinen Charme längst verloren.

Die Schere zwischen Lohnniveau und Preisgestaltung klafft immer weiter auseinander; wer nicht zu den Verdienern mit mindestens fünfstelligen Monatseinkommen gehört, der kämpft täglich buchstäblich ums Dasein.

Doch die Gelddruckmaschinerie läuft besser denn je. Das Vor-Corona-Niveau ist längst übertroffen, zumindest für diejenigen, die ansagen. Die Heerscharen der asiatischen und afrikanischen „Worker“, vor den Scheinwerfern gut versteckt in seelenlosen Zweckbauten im Niemandsland zwischen strahlend weißen Villengegenden und der endlosen Sandwüste, sorgen dafür, dass alles rund läuft. Ihre Vorstadtwelt in den Straßen der kleinen Läden, wirren Werkstätten und exotisch duftenden Garküchen ist lebendig, bunt und quirlig. Trotz der oft grenzwertigen Arbeitsbedingungen sind sie alle froh, hier sein zu dürfen, um ihre vielköpfigen Familien in Südostasien oder Afrika mit monatlichen Überweisungen versorgen zu können.

Trotzdem gibt es auch wirklich Tolles, denn mit grenzenlos verfügbarem Geld ist natürlich alles zu schaffen. Museen und Ausstellungen auf internationalem Topniveau begeistern die Besucher, Hotellerie und Gastronomie laden zu perfektem Genuss ein. Und zugegeben, die Skyline ist unschlagbar!

So scheinen alle, zumindest oberflächlich betrachtet, zufrieden, auch wenn den meisten in den prächtigen Malls kaum mal ein Lächeln auskommt. Aber wahrscheinlich ist Lachen gerade uncool …

Und wir freuen uns jetzt auf die Weiten Saudi Arabiens!

 

Am Rand der Wahiba Sands gibt es einige Kamelfarmen
Auf und ab über die Dünenkämme der Wahiba Sands
Beduinen-Kinder am Rande der Wüste
Wunderbare Landschaften im Hajar al-Sharqi Gebirge
Bienenkorbgrab, vermutlich etwa 5000 Jahre alte Grabbauten
Ein alter Wehrturm bewacht den Ort Al Hisn
Beduinenjunge in den Bergen
Fischerboote am Strand von Ras as Sawadi
Balad Sayd, das wahrscheinlich schönste Oasendorf in Oman
Vom Wadi Bani Awf auf das Al Alamin Plateau
Abenteuerliche Pistenfahrt durch das Wadi Nakhr
Wadi Nakhr - eindeutig unser Lieblings-Wadi in Oman!
Wie alt werden diese Felsgravuren im Wadi Damm wohl sein?
Kontrastprogramm Dubai ...
Traditioneller Töpfer in Abu Dhabi
Blick auf die Skyline von Abu Dhabi

Saudi Arabien / 2. Teil

01. März bis 05. April 2023

Natur-Wunderwelt Saudi Arabien

Was haben wir uns auf Saudi Arabien gefreut! Endlich unbegrenzt reisen dürfen in diesem riesigen Wüstenland. Und wir wurden nicht enttäuscht. So viele Highlights, so viele spannende Offroad-Kilometer. Unsere fünf Wochen waren mehr als ausgefüllt und noch lange nicht genug für das Gebotene. Aber wir kommen ja wieder …

 

Edge of the World

Wir zuckeln über ein steinig-staubiges Geröllplateau, einem unbestimmten Horizont entgegen. Die Fahrspur ist rau, immer wieder müssen felsige Kanten überwunden werden. Plötzlich blockieren in einigen Abständen drei künstlich aufgeschüttete Sandbarrieren die Piste. Doch sie sind inzwischen einigermaßen plattgefahren, so dass wir diese mit Manni ohne Probleme überwinden können.

Eine letzte Steigung - und dann sind wir da! Unter uns öffnet sich die Welt, so scheint es. Ehrfürchtig blicken wir um uns, sind ganz still. Wir stehen am Rand eines urzeitlichen Felsenriffs, das sich über viele hundert Kilometer hier durch die Wüste nordwestlich von Riyad, der Hauptstadt Saudi Arabiens, zieht. Durch tektonische Plattenverschiebungen hob sich der Meeresboden und bietet uns heute eine beeindruckende Abrisskante, an der die Erosion ständig nagt. Immer wieder brechen ganze Sandsteintürme aus der Kante heraus und stürzen in die gewaltige Tiefe.

Wir parken Manni direkt auf dieser Kante. Der Blick in die Ferne wird nur vom Dunst am Horizont verschleiert und wir können uns nicht sattsehen am dargebotenen. Kilometerweit wandern wir in den nächsten Tagen auf dieser Riffkante entlang, hinter jeder Biegung öffnen sich neue Blickwinkel. Und wenn sich abends die Sonne irgendwo da draußen verabschiedet hat, spannt sich ein sternefunkelnder Nachthimmel über uns und die Erdgeschichte …

 

Unter islamischen Pilgern aus aller Welt

Mekka, das wichtigste religiöse Zentrum der islamischen Welt, ist für uns Nicht-Moslems eine verbotene Zone. Doch das etwas weiter nördlich liegende Medina, die zweitwichtigste Stadt der Muslime, darf von unsereins seit kurzem besucht werden.

Der Prophet Mohammed stammte ursprünglich aus Mekka, von wo aus er die islamische Lehre verbreiten wollte, nachdem er seine ersten Offenbarungen erhalten hatte. Allerdings scheiterte dies am Festhalten der einflussreichen Bürger Mekkas an der bisherigen Religion, so dass er letztlich die Stadt verlassen musste, als Pläne für seine Ermordung bekannt wurden. Gemeinsam mit einigen wenigen Gläubigen flüchtete er in die Oase Yathrib, dem späteren Medina. Dort erbauten sie in Quba eine Moschee, sie wird zur ersten Mosche der neuen Lehre.

In der Schlacht von Badr schließlich, besiegte er das Heer von Mekka, auch wenn diese etwas später  zurückschlugen. Doch diese Revanche war nur von kurzer Dauer, denn schon wenige Jahre später wurde Mekka endgültig erobert. Damit begann der Siegeszug des Islam.

Mohammed zog sich später nach Medina zurück, wo er letztlich auch starb. Begraben ist er in der großen Prophetenmoschee und seine letzte Ruhestätte ist heute eines der wichtigsten Pilgerziele in der islamischen Welt.

Wir wollen eintauchen in diese für uns fremde Atmosphäre und schlendern unbehelligt auf das Gelände dieser gigantischen Moschee. Denn eigentlich dürfen wir als Nicht-Moslems hier nicht sein. Doch niemand nimmt Notiz von uns, ein jeder ist mit seinem Besuch hier vollauf beschäftigt. Und so mischen wir uns unter die tausende von Pilgern und Besuchern aus der gesamten islamischen Welt – von Marokko bis Indonesien, von Bosnien bis nach Tansania. Viele Besucher sind in ihren landestypischen Trachten angereist, Wohlhabende und Arme beten nebeneinander in den weitläufigen Räumlichkeiten und im mit riesigen Sonnenschirmen geschützten Innenhof.

Ich entdecke den Zugang zum Allerheiligsten, der Grabstätte Mohammeds. Neugierig schließe ich mich dem Zug der Gläubigen an, defiliere mit ihnen gemeinsam am Grab des verehrten Propheten entlang, komme ihm somit sehr nahe. Doch es ist wenig zu spüren von Spiritualität oder Ergriffenheit, zu viele Handys machen zu viele Fotos, kaum jemand verweilt andächtig in der Nähe des Schreins. Und schon spült mich der stetig vorwärts fließende Pilgerstrom auch wieder hinaus in die Nachmittagshitze.

Nach zwei Stunden inmitten der muslimischen Massen aus aller Welt müssen wir feststellen, dass uns dieser Besuch allerdings kaum berührt hat. Ganz anders als der vor einigen Monaten in Kerbala und Nadschaf im Irak, bei den heiligsten Stätten der Schiiten, als wir emotional sehr mitgerissen wurden. Und trotzdem war es schon ein besonderes Erlebnis, hier gewesen zu sein …

 

Als Gott die Erde erschuf …

… muss das genau hier, im Vulkangürtel Saudi Arabiens, gewesen sein. Hunderte kleiner und großer Vulkane reihen sich hier aneinander, erheben sich inmitten ihrer erkalteten Lavaströme und der weit ins Land hinaus geschleuderten Steine.

Ein ganz besonders attraktives Zeugnis dieser Urzeit ist der Krater von Wahbah. Kein Vulkanberg im üblichen Sinne, versteckt er sich in der Ebene. Erst wenn man direkt an seiner oberen Kante steht, realisiert man das gewaltige Loch im Boden. Zwei Kilometer im Durchmesser, bis zu 250 Meter tief, mit einer weißen Caldera aus Natriumphosphatkristallen in seiner Mitte, begeistert er jeden Besucher. Entstanden ist er durch einen unterirdischen Ausbruch, einer heftigen Dampfexplosion, erzeugt durch den Kontakt von geschmolzener Magma und Wasser.

Weiter nördlich dringen wir ins Zentrum eines riesigen Vulkanfelds ein. Schon von weitem sind die beiden markantesten Vulkane des Landes, der Jabal Abiadh und der Jabal Bayda, deutlich zu sehen. Sie dominieren die gesamte Region, denn der eine ist kohlrabenschwarz, während sein Nachbar in einem hellen beige erstrahlt. Auch ihre Umgebung ist farblich scharf abgegrenzt, die schwarzen Lavaströme und der beigefarbene Tuffstein bilden eine klare Trennlinie.

Wir beziehen unser Basecamp inmitten dieser gigantischen Urwelt und besteigen sogleich den höchsten der Vulkane, rund 2.080 Meter hoch, um den perfekten Blick über das gesamte Vulkanfeld zu haben. Und wir werden nicht enttäuscht, der Rundumblick ist phänomenal! Wir zählen fast 100 Vulkane, die wie an einer unsichtbaren Schnur gezogen, in Nord-Süd-Richtung aufgereiht sind.

Am nächsten Tag starten wir früh, um den großen weißen Vulkan, den Jebel Bayda, zu besteigen. Entlang der Lavaströme wandern wir über herrlich bunte Blumenteppiche, die der Regen der letzten Woche hervorzauberte. Oben am Kraterrand angekommen sind wir sprachlos ob der beeindruckenden Natur: Kreisrund präsentiert sich der Krater, bewachsen mit Millionen farbenfroher Blumen und einem grünen Pflanzenteppich in seinem Inneren. Wir umwandern den gesamten Kraterrand, sitzen immer wieder staunend auf großen Steinblöcken und versinken in Gedanken an die gewaltigen Kräfte, die dies alles geschaffen haben.

 

Die Wüstengebiete um Al Ula

Al Misma, Nefud, Arnan, Al Gharamil – Namen, hinter denen sich wunderschöne Wüstengebiete verbergen. Jede dieser Regionen hat ihre ganz speziellen Eigenheiten, unterscheidet sich von den anderen. Allen gemeinsam ist jedoch die Faszination einer Natur, die den Menschen immer nur sehr begrenzt Zugang gewährt hat.

Al Misma besteht aus einem kompakten Felsriegel, der an seinen Rändern ausgefranst scheint. Unzählige skurrile Felsnadeln, faszinierende Steinbögen und wuchtige Türme schaffen ein spannendes Offroad-Paradies, in dem es hinter jeder Ecke Neues zu entdecken gibt.

Die Nefud ist eine gewaltige Sandwüste, unendlich reiht sich hier Düne an Düne. Unnahbar gibt sie sich, lebensfeindlich und abweisend. Bei der Routenwahl ist viel Erfahrung nötig, um nicht irgendwo in den gewaltigen Dünensenken hängen zu bleiben.

Das Arnan-Wüstengebirge wirkt filigran, Wind und Wetter haben in Jahrmillionen hier besonders attraktive Formen gestaltet. Sie zu entdecken ist ein ganz besonderes Erlebnis, denn die Wege sind oft anspruchsvoll und zeitraubend.

Al Garamil ist ganz anders. Die Farben und Strukturen sind sehr speziell, der Sand tief und schwer. Schroffe Tafelberge, wunderschöne Felsbögen und fantasievolle Skulpturen fesseln den wüstenbegeisterten Reisenden.

Die fordernde Fahrt durch diese vier so unterschiedlichen Wüstenformen ist ein absoluter Höhepunkt einer Reise durch Saudi Arabien! Und wird immer in Erinnerung bleiben …

 

Felsgravuren – Zeugnisse längst vergessener Kulturen

Grün und fruchtbar war diese Region einmal, bot vielen Sippen unserer Vorfahren Heimat und Schutz. Es entwickelten sich kunstvolle Darstellungen von Tieren und Menschen, von Szenen des täglichen Lebens. Bis zu zehntausend Jahre alt sind diese in die Felsen geritzten und geschlagenen Motive, manchmal grob und ungelenk, oft jedoch fein ausgearbeitet bis in kleine Details. Sie sind ein Spiegel der damaligen Zeiten und erklären uns heute die Welt dieser Menschen.

Wir entdecken diese Geschichten erzählenden Gravuren an unzähligen Orten, an Felswänden, an frei herumliegenden Blöcken oder auch an den Innenseiten der Steinbögen. Eben überall dort, wo seinerzeit diese Menschen gelebt haben und ihre Erlebnisse für die Nachwelt dokumentierten.

Auch viele uns fremde Schriften finden wir, vor allem eine Frühform der arabischen Schrift. Aber auch assyrische oder sogar griechische Buchstaben können wir entdecken, sie zeugen von den Aktivitäten der Händler auf der Weihrauchstraße, die vom Jemen nach Petra und weiter nach Damaskus führte.

 

Das schönste Wadi Arabiens?

Sie sind ein Sinnbild der arabischen Welt, die Wadis, die sich meist schmal aus den Bergen dem Meer entgegenmäandern. Wie viele dieser beeindruckenden Wasserläufe haben wir schon erwandert oder durchfahren, viele wunderbare Landschaften dabei entdeckt!

Das Wadi Al Disah im Nordwesten Saudi Arabien ist dabei für uns das wohl schönste dieser Wadis. Warum? Es ist das Zusammenspiel grandioser rötlich-brauner Felsformationen, leuchtend grüner Palmen, meterhohem Schilf am glasklaren Wasserlauf und einer Zufahrt wie durch eine andere Welt.

Wir stehen an der Abbruchkante, weit unter uns schlängelt sich das Kiesbett, flankiert von Büschen und vereinzelten Palmen. Kamele schreiten gemäßigten Schrittes dahin, während wir, der guten Asphaltstraße folgend, immer weiter hinunterrollen, bis wir den Talboden erreichen. Hier endet der Asphalt, eine tiefsandige Spur sucht sich ihren Weg um große Felsbrocken herum.

Plötzlich stehen wir vor dem Kernstück des Wadis, einer engen Schlucht mit gut hundert Meter hohen Felswänden. Die sandige Piste verschwindet zwischen Palmen und Felsen, findet aber immer wieder einen Durchschlupf. Knietiefe Wasserlachen, versteckt hinter fünf Meter hohen Schilfgewächsen, die sich wie ein Vorhang über der Piste schließen,  müssen durchfahren werden. Das Spiel der Farben ist eine Inszenierung der Extraklasse, wir staunen ob der perfekten Choreographie. Viel zu schnell sind die zehn Kilometer Geschichte, trotz etlicher gelaufener Strecke und gefühlten tausend Fotostopps. Doch das Erlebte bleibt …

 

Märchenwelt Al Hisma Wüste

Die Krönung saudi-arabischer Wüstenerlebnisse waren für uns die Tage in der Al Hisma Region. Nie zuvor haben wir auf solch engem Raum eine solche Vielzahl von Eindrücken erfahren. Dieses Wüstengebirge ist kein in sich geschlossener Felsriegel. Es sind unzählige, einzeln für sich im rötlichen oder hellbeigen Sand stehende Formationen in abenteuerlichster Vielfalt. Um fast jede dieser von Erosion und Wetter gestalteten Felsstöcke können wir herumfahren, finden immer wieder einen Durchschlupf oder eine Dünenpassage, die Manni bewältigen kann.

So entdecken wir täglich Neues und Spannendes. Filigrane oder auch mächtige Felsbögen,  Wandabstufungen, die wie erkaltete Sinterterrassen aussehen, mit einer tropfenden Glasur überzogen, tiefe Canyons, die so schmal werden, dass wir kaum hindurchlaufen können, versteckte Felsgravuren, die vom Leben weit vor unserer Zeit erzählen, temporäre Wasserstellen, die den Kamelen der Beduinen das Überleben sichern, kunstvoll gestaltete Felsnadeln, die der Fantasie beim Erkennen von Gesichtern und Gestalten keine Grenzen setzen, gewaltige Mauern und Türme, die bisher der Erosion standgehalten haben.

Fünf Tage cruisen wir in dieser Wunderwelt umher, genießen einsame Abende unter dem alles umspannenden Sternenhimmel, wandern durch überraschend grüne Schluchten und auf von Blumen bedeckten Dünen. Nachts wird es noch so richtig kalt, doch tagsüber sorgt die Frühlingssonne schon für angenehm warme Temperaturen. Die Luft ist klar, die Sicht gigantisch, besser könnte es nicht sein. Erst als die Luft dunstig und sandig wird, verabschieden wir uns von dieser Region, die eindeutig eine unserer Lieblingsdestinationen geworden ist.

 

 

Wir wandern am Rande der Welt und können nur staunen
Sonnenuntergang am Edge of the World
Quba Moschee in Medina
Blick auf den Jabal Abiadh mit seinem großen schwarzen Lavastrom
Faszinierender Weißer Vulkan - Jabal Bayda
Blick in die Caldera des weißen Vukans
Alles blüht rund um die unwirtlichen Vulkane
Über Blütenteppiche durch den Sand der Misma Region
Kamele ziehen durch die Wüsten des Arnan Gebirges
Auf dem Weg zur Wasserstelle ...
Das Kamel wird unter lautstarkem Protest mit den Wasservorräten beladen
Der berühmte Mahajah Arch lässt uns erfürchtig staunen
Aus jedem Winkel hat man tolle neue Blicke auf den Mahajah Arch
Unterwegs begegnen wir feuerspeienden Drachen ...
... und riesigen wunderschönen Elefanten ...
... und entdecken, dass der Elefant in Wirklichkeit ein Tunnel ist!
Wir genießen jeden faszinierenden Moment
Es ist unglaublich spannend, alte Felsgravuren zu entdecken
Ja, damals gab es wohl noch viel Wild in der Gegend!
Heute wird versucht, Gazellen und Oryx Antilopen wieder anzusiedeln
Wadi Al Disah, das wohl schönste Wadi Arabiens!
Wir sind sprachlos ob dieses Wunders der Natur
Und auch für Manni gibt es spannende und erfrischende Passagen
Die Wüstenwelt der Al Hisma hat die unterschiedlichsten Felsvarianten
Tommy wirkt als Winzling neben diesen mächtigen Kolossen
Ein imposant riesiger Felsbogen überrascht und begeistert uns
Manni cruist begeistert durch die Dünentäler
Immer wieder verweilen wir an Traumplätzchen der Al Hisma
Skurrile Felsköpfe, aus jeder Richtung bekommt man verschiedene Eindrücke
Vorübergehender Abschied aus einer der schönsten Wüsten dieser Welt

Jordanien und Irak

06. April – 28. April 2023

Der Kreis schließt sich …

Zehn Jahre nach unserem letzten Besuch hier in Jordanien sind wir wieder unterwegs im haschemitischen Königreich, dem friedlichen Bollwerk zwischen all den unruhigen Nachbarn. Und genau dorthin müssen wir auf unserem weiteren Weg nach Norden, nämlich durch den Irak hinauf nach Bagdad und weiter in den kurdischen Teil, bevor uns die gewohnte Umgebung der Türkei empfängt.

 

Wadi Rum – Wüsten-Cruising im Westentaschenformat

Zugegeben, die bizarre Szenerie der rotbraunen Berge und der hellen Sanddünen ist schön. Sehr schön sogar, wenn klare Sicht herrscht. Doch leider ist dem diesmal nicht so, alles wirkt ein wenig trüb. Aber klar, wir sind verwöhnt, kommen wir doch soeben aus der Al Hisma Region in Saudi Arabien, wo wir bei glasklarer Luft die grandiose Wüste erleben durften.

Und noch etwas ist hier ganz anders: Waren wir dort tagelang mutterseelenalleine unterwegs, so kreuzen hier inzwischen tausende Touristen in hunderten Pickups unsere Wege. Auch steht jetzt in jedem Tal, an jeder tollen Stelle, an jedem Hotspot ein Touristen-Beduinen-Lager. Sundowner alleine auf der Düne? Schwierig geworden, hier im Wadi Rum. Die Ruhe der Natur aufnehmen? Unmöglich bei ständig aufheulenden Pickups, voll besetzt mit quiekenden Urlaubern. Hotspots genießen? Vorbei, zwischen millionenfachen Selfies geht jede Faszination irgendwo verloren.

Wir gönnen es allen natürlich von Herzen, das erleben zu können. Wüsteneinsamkeit aber sieht anders aus …

 

Petra – die rote Sandsteinfaszination im Wadi Musa

Inmitten einer erodierten Felslandschaft, unsichtbar versteckt hinter hoch aufragenden Bergen, da verbirgt sich ein wahres Wunder längst vergangener Kulturen. Das geheimnisvolle Volk der Nabatäer nutzte vor rund 2000 Jahren den weichen Sandstein, um hunderte gigantische Felsengräber aus den senkrechten Flanken zu meißeln, tausende Wohnhöhlen herauszuarbeiten, mit unzähligen Treppen begehbare Verbindungen zwischen den verschiedenen Ebenen zu schaffen und ein ausgeklügeltes Wasserversorgungssystem zu bauen.

Durch den über zwei Kilometer langen, nur wenige Meter breiten Siq, einem tiefen Canyon, vom Wasser in Jahrmillionen aus dem weichen Gestein geschliffen, betritt man eine unglaubliche Welt. Der schmale Spalt des Siq gibt den Blick frei auf den Khazne al-Firaun, das Meisterwerk schlechthin. Staunend stehen wir vor diesem filigranen Bauwerk, schlendern dann weiter entlang hoher Fassaden wuchtiger Felsengräber. Das weite Halbrund eines in den Stein gehauenen Theaters füllt den Platz vor uns, von dort fällt der Blick auf die Königswand mit den imposanten Mausoleen nabatäischer Könige. Eine einst prächtige, römische Kolonnade, der Cardo Maximus führt vorbei am Großen Tempel und endet am Temenos-Tor, dem Eingang in den heiligen Bezirk. Der wuchtige Bau des Qasr el Bint Faraun bildet den Mittelpunkt dieses Areals, wiederum umgeben von unzähligen Felsenwohnungen und Grabfassaden.

Ein steiler Treppenweg zeigt den Steig hinauf zum Tempel von Ed Deir, dessen unglaubliche Säulenfassade plötzlich überraschend inmitten dieser Bergwelt auftaucht. Ehrfürchtig verweilen wir eine lange Zeit, lassen den Blick immer wieder hinunter schweifen über die weit unter uns im Talgrund zu erkennenden Königsgräber. Wir wandern hinauf auf den großen Opferplatz, zentral über der Stadt gelegen und erfassen so erst die erstaunliche Ausdehnung des ehemals bewohnten Gebietes. Immer wieder sitzen wir einfach zwischen den roten, violetten und gelblichen Fassaden, die mit ihren von der Natur geschaffenen Maserungen auch dem Lebensgefühl eines Gaudi oder Picasso entsprungen sein könnten.

Petra, das ist die perfekte Symbiose menschlichen Schaffens und dem Spiel der Natur. Bedauerlicherweise geht der Charme des Ganzen ein wenig verloren zwischen hetzenden Touristen und lautstarken Souvenirverkäufern, denn das heutige Petra ist vor allem ein Geschäft. Hat man jedoch die Muse, die ausgetretenen Wege zu verlassen, so wird man den Zugang dann doch noch finden …

 

Land der Kulturen

Der Norden Jordaniens war von alters her ein bevorzugter Platz für die Menschen längst vergessener Epochen, sich hier nieder zu lassen. Edom,  Moab und Ammon hießen die ersten Reiche. Die Israeliten zogen auf ihrem Weg ins gelobte Land hindurch, Assyrer und Babylonier eroberten und zerstörten es. Als schließlich erst die Griechen und dann die Römer die Region  ihren Staatengebilden zufügten, begann eine enorme Bautätigkeit, die sich in einer Vielzahl heute bekannter Ruinenstätten dem interessierten Reisenden zeigt.

Allen voran begeistert hierbei Gerasa, die wichtigste Stadt der römischen Provinz Arabia. Eine außergewöhnlich reichhaltige Bausubstanz, angenehm zurückhaltende Restaurationen und ein Schuss Fantasie erwecken diesen Handelsplatz schnell wieder zum Leben. Man kann das damalige Treiben auf den prachtvollen Straßen zwischen den säulengesäumten Häuserfronten fast spüren, wenn man sich in der milden Sonne an eines der filigran gearbeiteten Friese lehnt und sich Zeit nimmt, in die Vergangenheit einzutauchen.

Die islamischen Eroberer und ein verheerendes Erdbeben beenden diese Epoche, die inzwischen byzantinischen Städte geraten in Vergessenheit. Doch wandelt man heute über die buckligen Pflastersteine, dann erwacht sie wieder, die Geschichte …

 

Land der Natur

Tektonische Verschiebungen in den Urzeiten der Erdgeschichte schufen einen gigantischen Grabenbruch, der sich bis hinunter nach Ostafrika zieht. Seinen Anfang nimmt er am See Genezareth, von wo aus der Jordan durch das tiefste Tal der Erde seinen Weg zum Toten Meer gefunden hat, das den höchsten Salzgehalt aller Gewässer aufweist und damit jegliches Leben unmöglich macht. Gut 400 Meter unter dem Meeresspiegel ist die Sauerstoffkonzentration so hoch, dass der Sonnenuntergang  farbintensiver erscheint und im Sommer unglaubliche Temperaturen von mehr als 50°C herrschen.

Diese Verschiebungen in der Erdkruste schufen auch riesige Canyons, die quer zum eigentlichen Grabenbruch verlaufen und die hügelige Landschaft markant teilen. Bis zu 800 Meter tief fallen die Ränder hier ab, bilden so natürliche Grenzen zwischen den Regionen und historischen Reichen. Heute verändern Stauseen den Grund dieser enormen Wadis und kühn angelegte Straßen die Höhenunterschiede.

 

Kurdistan – noch Irak, oder doch nicht?

Nach dem Sturz und der Hinrichtung Saddam Husseins versank der Irak in einem fürchterlichen Bürgerkrieg. Als die Waffen endlich schwiegen, einigte man sich darauf, den Kurden im Norden des Landes einen Autonomiestatus zu gewähren. Zwar klammerte man in Bagdad die ölreichen Regionen um Mosul und Kirkuk aus, aber immerhin konnte sich jetzt der ethnisch völlig andersartige Norden selbstständiger entwickeln.

Schon in Kirkuk spüren wir, dass sich hier eine andere Welt auftut. Die arabisch dominierende Gesellschaft ist in den Hintergrund gedrängt, das Straßenbild erinnert sofort an die Türkei und Iran. Es wirkt freier, lebendiger, sauberer, bunter. Und wohlhabender. Auch das Landschaftsbild verändert sich elementar. Statt öder Wüsten dominieren nun grüne Berge und plätschernde Bäche, große Viehherden und gut bestellte Felder zeugen von erfolgreichem wirtschaften.

Trotzdem ist dieser international nicht anerkannte Staat im Staat labil, denn die Bedrohungen von außen sind spürbar. Und so zeigt sich wieder mal, dass Grenzen, die irgendwann vor über hundert Jahren von den damaligen Kolonialmächten willkürlich nach deren wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen gezogen wurden, bis in die heutige Zeit hinein für Konflikte sorgen.

 

 

Abends kehrt Ruhe ein im Wadi Rum ...
Felsgravuren im Wadi Rum
Das Schatzhaus des Pharao - immer wieder ein Erlebnis!
Königsgräber in Petra
Eisen- und Manganoxide erschaffen natürliches Sandstein-Grafitty
Imposantes Ad Deir Kloster
Wanderung durch das wunderbare Wadi Ghuweir
Wir kommen aus dem Staunen nícht heraus!
Zum wiederholten Mal in Gerasa - und wieder von Neuem beeindruckt
Blick ins große Südtheater
Der Zeus-Tempel in Gerasa
Bodenmosaik im Qasr al Hallabat
Freizügige Wandmalereien im Qasr al Amra
Irak - Das Militär zeigt schwerbewaffnete Präsenz
Gesprengte Brücken auf dem Weg nach Bagdad
Probesitzen im gepanzerten Militärwagen
Kurdistan - Wir genießen Wasser, Berge und üppige Natur
Übernachtungsplatz am plätschernden Fluss
Begeistertes Willkommen im Irak
 

Türkei – und ab nach Deutschland …

29. April – 22. Mai 2023

Wir sind mal wieder „zuhause“!

Ganz unüblich für uns, machen wir uns ziemlich rasch auf den Rückweg nach Deutschland. Nach einem tollen Jahr im Nahen und Mittleren Osten sind wir ein wenig unter Termindruck, denn eine ganze Menge Arbeit wartet auf uns. Auch ist das Wetter dieses Jahr im Frühling auf dem Balkan grauslich schlecht und lädt nicht wirklich zum Verweilen ein.

Manni braucht dringend einige Renovierungsarbeiten am Koffer, da müssen wir mal sehen, wo wir das kompetent erledigt bekommen.

Mein LKW-Führerschein ist abgelaufen, die Verlängerung ist wie immer nur unter einigen Auflagen und mit persönlichem Erscheinen möglich.

Unser Teambuilding-Treffen mit unseren neuen Reisefreunden für die nächste Reise „Naher und Mittlerer Osten“ steht an.

Unsere Familien und Freunde freuen sich natürlich, uns mal wieder zu sehen.

Und das Wichtigste: Ich bin Opa geworden! Mara heißt die Kleine, und ich kann es kaum erwarten, meine Tochter Sarah und meine erste Enkeltochter in die Arme zu nehmen!

Und Mitte August starten wir dann erneut …

 

Mantoco auf der Abenteuer Allrad!

Wir freuen uns sehr, dass wir wieder dabei sein dürfen! Dies gibt uns die Gelegenheit, unser so erfolgreiches, großes Afrikabuch „Sehnsucht Afrika“ einem interessierten Publikum vorzustellen.

Vom 07. bis zum 11. Juni könnt Ihr uns dort treffen – tagsüber oben auf dem Messegelände, diesmal auf dem Ausstellungsstand  „Kerkamm Weltreisemobile“, oder abends auf dem Campground unten in der Stadt.

 

Mantoco beim Radio – Die „Blaue Couch“ ruft!

In Bayern hat diese Sendung, bis vor kurzem noch von Gaby Fischer, jetzt von Dominique Knoll moderiert, schon Kultstatus. Seit mehr als einem Jahr versuchen wir, einen gemeinsamen Termin für unser Gespräch zu finden, nun hat es endlich geklappt! Am Donnerstag, den 27. Juli zwischen 19 und 20 Uhr, sind wir dann auf Bayern 1 zu hören!

 

 

 

Mardin im Kneipen-Künstler-Viertel
Historisches Mardin
Typische Bäckerei
Morgenstimmung am Erciyes
Einem Gemälde gleich ...

Über den Balkan

11. August – 03. September 2023

Es geht wieder los!

Unsere Zeit in Deutschland war aufregend: Zwei Messeauftritte, ein Event in der Zwickauer Fußgängerzone, Medienpräsenz in Print, Funk und Fernsehen – unsere Bücher gingen dabei weg wie nix! Emotionale Familienbesuche, intensive Treffen mit Freunden, informative Meetings mit Reisepartnern – der Austausch war wichtig. Und Manni bekam seine überfälligen Renovierungseinheiten von kompetenter Hand – jetzt ist er wieder fit für Neues.

 

Was ist nur mit den Menschen hier in Mitteleuropa los?

Es ist Samstag, mitten in der Urlaubssaison. Die Verkehrsdichte ist enorm. Manni schiebt sich gelassen die steilen Rampen der Felbertauernstraße hinunter, mehr als 40 km/h sind nicht möglich, da sonst die Bremsen zu heiß werden, um seine zehn Tonnen zu kontrollieren. Also alles ganz normal, wie man eben einen Lastwagen bergab bewegt. Hinter uns sammeln sich immer mehr Urlauber und Einheimische, um geduldig hinter uns her zu zuckeln und auf eine Gelegenheit zum Überholen zu warten. Doch so manchem geht das nicht schnell genug, man ist ja auf dem Weg in den wertvollen Urlaub, und da darf es keine nervigen Zeitverzögerungen geben. Also wird gedrängelt und scheibchenweise hinter uns überholt, damit sich diese Ungeduldigen eine bessere Position hinter uns erkämpfen.

Dann geht es los: Der Erste dieser genervten Urlaubsfahrer schießt an uns vorbei, die Hupe auf Dauerton, um uns sein Missfallen kundzutun, ihm den Weg in seinen Urlaub so unverschämt zu blockieren. Kurz darauf der Zweite: Ein provokant aus dem Seitenfenster erhobener Stinkefinger mach uns klar, dass wir hier nicht hergehören und gefälligst fliegen sollen. Und schon kommt der Nächste: Mittels einem roten Stück Karton zeigt er uns weithin sichtbar die „Rote Karte“ – also Platzverweis von der Straße. Und die Aggressionen nehmen kein Ende: Wieder ein Dauerhuper mit erhobener Faust – was ist denn nur in all diese Vollpfosten gefahren?

Kurz vor Lienz der Rückstau am ersten Kreisel – und da sind sie dann ja auch wieder alle. Also völlig für die Katz, die ganzen Aggressionen. Es ist beschämend, denn nirgendwo sonst auf der Welt ist uns ähnliches je widerfahren. Irgendwie sind wir froh, diese so intoleranten Menschen hinter uns lassen zu dürfen …

 

Traveller aus Saudi Arabien – verkehrte Welt?

Auf der Abenteuer & Allrad Messe in Bad Kissingen lernen wir Eid aus Riyad kennen, Traveller aus Leidenschaft und mit seinem eigenen Toyota Landcruiser, einem traditionellen „Buschtaxi“, in Kürze auf großer Europarundreise. Wie es der Zufall so bestimmt, ergibt sich ein spontanes Treffen am Lago di Bordano bei Tolmezzo. Was für eine skurrile Begegnung: Nicht wir sind die Exoten irgendwo in der arabischen Wüste - nein, Eid und seine Frau Sita, übrigens äußerst ungewöhnlich für eine Frau aus Saudi Arabien, im Dachzelt durch die Welt zu reisen, parken ihren Toyota Landcruiser mit dem saudischen Nummernschild neben uns. Uns wird schnell bewusst, dass wir es hier ganz sicher mit den ersten Overlandern aus Riyad zu tun haben! Ungläubige Blicke anderer, so eine Nummer haben sie noch nie gesehen!

Wir genießen die gemeinsamen Gespräche, hören spannende Geschichten aus dem Königreich und der Welt, denn Eid war lange Mitglied der Regierung als Berater für Industrie und Wirtschaft. Sita öffnet sich immer mehr, ihr entspanntes Lachen zeigt uns, dass sie sich sehr wohl fühlt in der für sie doch so fremden Umgebung. Für uns alle waren diese Tage am Lago di Bordano unglaublich interessant und aufschlussreich und wir freuen uns sehr, uns schon bald wieder zu sehen.

 

Werteverlust?

Idyllisch schmiegt sich der Lago di Bordano zwischen die bewaldeten Berge unweit des weitläufigen Kiesbettes des Tagliamento. Rund um den kleinen See tummeln sich ein Dutzend Camper und Tagesgäste, meist Italiener aus der Umgebung. Gegen Mittag fällt eine Großfamilie rumänischer Abstammung ein, baut zwei Meter neben dem Wohnmobil einer älteren Dame riesige Musikboxen auf und belegt deren schattigen Platz unter den Bäumen mit dem eigenen Mobiliar. Es dauert nicht lange, und aus den Musikboxen dröhnt dermaßen laute Musik, dass man sein eigenes Wort kaum mehr versteht. Alle freundlichen Versuche bis hin zur Androhung, die Carabinieri zu verständigen, verpuffen unter unflätigen Kommentaren und hämischem Gelächter. Immer mehr Rumänen trudeln ein, immer lauter wird deren Geschrei und Musik und immer massiver der Druck auf die anderen Gäste. Selbst an der gegenüberliegenden Seeseite ist die Beschallung so stark, dass Besucher herüberkommen, um sich zu beschweren. Nutzt jedoch nichts, die abartige Belästigung geht unvermindert weiter. Nach und nach brechen immer mehr ihre Feiertagsidylle ab und flüchten, während die inzwischen reichlich alkoholisierten Rumänen spöttisch hinterherwinken.

Unsere Freunde aus Saudi Arabien, Sita und Eid, sind fassungslos ob dieser Erlebnisse, und wir schämen uns in Grund und Boden für unsere europäischen Mitbürger. So ein rücksichtsloses Verhalten gibt es in der arabischen Welt definitiv nicht.

Szenenwechsel: Die Flussauen des glasklaren Isonzo sind ein beliebtes Badeziel der Einheimischen. Ein nahegelegenes Asylantenheim mit Indern, Pakistanis und Bangadeschis beeinträchtigt die Badefreuden vor allem der Bikini tragenden Italienerinnen beträchtlich, denn wie erfahrene Reisende wissen, neigen unsere Neubürger aus den genannten Länder zu extrem aufdringlichem Starren auf kaum verhüllte, weibliche Körper. Passiert dies ist deren Heimatländern, ist es zu akzeptieren, denn so sind sie nun mal und vor allem „Frau“ verhält sich dann entsprechend. In unseren Breitengraden führt dieses Verhalten jedoch zu offener Aggression und letztlich fluchtartigem Verlassen jahrelang beliebter Badestellen, wenn Dutzende dieser Männer in voller Montur und gezücktem Handy die sonnenbadenden Damen schamlos aus nächster Distanz stalken.

Wir wollen diese Begegnungen nicht werten, sondern nur aufzeigen. Und wir wundern uns nicht mehr, dass die Mehrheit der Italiener Frau Meloni als Ministerpräsidentin gewählt hat …

 

Winnetou lässt grüßen …

Aufgewachsen mit den Abenteuern des souveränen Apachenhäuptlings Winnetou und dem charismatischen Trapper Old Shatterhand, erinnern wir uns bei den Plitwitzer Seen natürlich sofort an den Schatz im Silbersee. Diese Filme hinterließen bei unserer Generation einen bleibenden Eindruck; die grandiosen Landschaftsaufnahmen ließen uns damals nicht vermuten, dass deren cineastischen Heldentaten bei uns praktisch ums Eck stattfanden.

Heute ist davon hier nicht mehr viel zu spüren, da sich kaum noch jemand an diese Zeit erinnert. Und sollte doch noch jemand die perfide Idee haben, seine kleinen Kinder als herausgeputzte Nachkommen dieser exotischen Vorbilder zu bunten Faschingsfeiern schicken zu wollen, dann wird ihm dieser Zahn von den heutigen Gesellschaftsnormen schnell gezogen. Obwohl ich mir gut vorstellen kann, dass Winnetou ob dieser ethnischen Verunglimpfung und Diskriminierung seiner indianischen Zeitgenossen durch Sechsjährige lachend von seinem Pferd gefallen wäre …

 

Bosnien & Herzegowina

Es gibt wohl kaum einen Landstrich in Europa, der über eintausend Jahre lang Spielball der Mächte war. Osmanen, Österreicher, Russen, Serben, dann die fatalen Schüsse von Sarajewo, die Europa letztlich gänzlich zerstörten. Es wurde Teil Jugoslawiens, diesem fragilen Bündnis verschiedenster Ethnien und Religionen, aufgelöst in einem mörderischen Bürgerkrieg, mehrheitlich auf dem Boden Bosniens und der Herzegowina, in dem Menschen zu Tieren wurden und keine moralischen Grenzen mehr kannten.

Knapp dreißig Jahre später ist noch nichts vergessen. Die Ressentiments gegen die jeweils Anderen sind immer spürbar, wenn die Rede auf die jüngste Vergangenheit kommt. Oder man sieht es allerorten, wo die nationalen Flaggen der Serben und Kroaten signalisieren, dass sie mit diesem Staatengebilde nicht einverstanden sind. Kyrillische Schriftzeichen auf Ortsschildern werden unkenntlich gemacht, Muslime an den Rand gedrückt, serbische Aggression gipfelt in der selbsternannten Republik Sprska.

Wir tingeln gemütlich  durch das Hinterland, erst Bosnien, muslimisch geprägt, dann der Übergang zur Herzegowina, fest in kroatischer Hand und im Südosten dann die serbischen Gebiete. Minarette wechseln ab mit Kirchtürmen, Friedhöfe sind klar getrennt, auch im realen Leben möchte man möglichst nichts miteinander zu tun haben. Aber es würde doch funktionieren, man spürt es bei den Zehntausenden, die seit Generationen in Deutschland oder Österreich ihre zweite Heimat gefunden haben.

Noch hält der Deckel auf dem siedenden Topf, doch es fehlt nicht viel, und es fängt alles wieder von vorne an. Nationalistisches Denken führt zwangsläufig zur Auseinandersetzung, helfen würde vielleicht eine Integration in die Staatengemeinschaft der Europäischen Union. Doch der Weg dorthin ist noch weit und dornenreich.

 

Der Durmitor Nationalpark in Montegegro

Vor nicht allzu langer Zeit war dieser wunderschöne Nationalpark bei uns nahezu unbekannt. Als immer mehr Berichte begeisterter Bergsteiger und Wanderer jedoch die Runde machten, entwickelte sich diese weitgehend naturbelassene Bergregion zu einem echten Tipp.

Dichte, urwaldgleiche Schwarzkiefernwälder, Heimat von Braunbären, Wölfen und Wildkatzen, glasklare Gebirgsseen, in denen sich die umliegenden karstigen Wände der von Gletschern der letzten Eiszeit geformten Berge spiegeln, wo sich Hirsche und Gämsen unbedrängt von der Zivilisation sicher fühlen, bis zu 1.300 Meter tiefe Schluchten, in Jahrmillionen von der wilden Tara in den löchrigen Dinarischen Karst gegraben – die Szenerie ist einfach grandios! Die Eingriffe der Menschen sind kaum spür- und sichtbar, nur wenig Viehwirtschaft wird auf den verstreut hingewürfelten Gehöften betrieben.

Für uns bietet sich hier die Gelegenheit, mal wieder zwei abwechslungsreiche Bergtouren zu unternehmen. Nachdem mich meine Erkältung auch nach inzwischen zehn Tagen noch nicht wirklich verlassen hat (vor nicht allzu langer Zeit wäre ich bei diesen Symptomen noch in Isolationshaft weggesperrt worden …), eine konditionelle Herausforderung, die ich recht gut lösen konnte. Und so erfassen wir von den höchsten Gipfeln des Nationalparks die wunderschöne Landschaft um uns herum.

 

Wild-Camping-Paradies Balkan

Unkomplizierte Gastfreundschaft begleitet uns wie immer, sobald wir unsere Welt hinter uns gelassen haben. So wie heute Abend im äußersten Süden Montenegros.

Wir biegen in einem kleinen Straßendorf ab, um uns auf einem Karrenweg zum Fluss hinunter zu tasten. Wir zögern noch, ob es machbar ist, da fordert uns schon ein Bauer mit breitem Grinsen auf, doch bitteschön weiter zu fahren – „Camping gut!“ Nach wenigen hundert Metern stehen wir direkt am Fluss auf säuberlich gemähten Wiesenstreifen zwischen Melonen- und Paprikafeldern. Sieht privat aus – „Mal sehen, ob da noch jemand kommt, um etwas abzukassieren …“

Wir richten uns ein, baden mit Hilfe der selbstgezimmerten Einstiegsleiter im ziemlich kalten Gewässer, und erfreuen uns am lustigen Spiel der Enten. Dann kommt tatsächlich ein junger Mann gelaufen, grüßt herüber und verschwindet auf einem der Felder. „Jetzt kommt er dann gleich zu uns und sagt, dass es was kostet, hier zu Übernachten“. Doch weit gefehlt, freudestrahlend heißt er uns willkommen und schleppt eine mächtige Melone von seinem Feld an. Und weg ist er!

Wenig später hält ein älterer Herr auf uns zu. „Ihm gehört das hier bestimmt alles, mal sehen, was er will“. „Aus Deutschland? Herzlich Willkommen! Ihr seid unsere Gäste, fühlt euch ganz wie zuhause. Was, ihr bleibt nur eine Nacht? Aber es ist doch so schön hier!“

Und genau so finden wir jeden Tag ein wunderschönes Plätzchen  draußen in der Natur …

 

Nordmazedonien – wunderschön und trotzdem die Müllhalde Südosteuropas

Inzwischen kennen wir eine ganze Menge Ecken hier in Nordmazedonien. Wir begeistern uns für die unberührten Landschaften, erfreuen uns an den kulturhistorischen Relikten, genießen die Freundlichkeit der Menschen, und erfrischen uns in den tollen Bergseen und klaren Flüssen. Die Regionen von Ohrid und  Krushevo stechen hier ganz besonders heraus.

Doch es gibt auch die andere Seite Nordmazedoniens: völlig vermüllte See- und Flussufer, Gleichgültigkeit gegenüber den Schönheiten der Natur, an den Straßenrändern und in den Wäldern stapeln sich die Müllberge. Es ist unfassbar, wie die Menschen mit diesem Dreck leben können. Wir haben immer wieder das Gefühl, sie nehmen diese selbstverursachten Umstände überhaupt nicht wahr. Es stört sie definitiv nicht! Wir dagegen tun uns schwer, damit umzugehen, darüber hinweg zu sehen, es auszublenden.

 

Anspruch und Wirklichkeit zwischen deutscher Politik und balkanesischer Wirklichkeit …

… oder wohl dem, der eine funktionierende Ampel zuhause hat.

 

Der heizungsgeplagte deutsche Steuerzahler steht kopfschüttelnd vor den Bergen frisch geschlagener Holzstöße, die in allen Ländern auf dem Balkan vor nahezu jedem Haus liegen, um im kommenden Winter wieder für wohlige Wärme zu sorgen. So viel Verantwortungslosigkeit gegenüber den angestrebten Ozonwerten ist unglaublich, denn die dazugehörigen Öfen entsprechen natürlich bei Weitem nicht den neu aufgestellten Normen mitteleuropäischer Anforderungen.

Ungläubig verfolgt er die allenthalben herumfahrenden deutschen Gebrauchtwagen, die hier seit bis zu vierzig Jahren klaglos ihren Dienst tun und dies auch noch tun werden, wenn bei uns schon längst keine Verbrenner mehr gebaut werden dürfen, um die weltweite Feinstaubbelastung zu minimieren, während er schon heute mit seinem Euro-3-Diesel leider seine Enkelkinder in der Münchner Innenstadt nicht mehr besuchen darf.

Fassungslos steht er vor den bunten Bergen eigentlich recycelbarer Plastikverpackungen, die jedoch mangels Möglichkeiten kurzerhand im Wald entsorgt werden, wo sie verwitterungsbeständig ihrer Auflösung harren. Hat er doch soeben im Supermarkt ordentlich eingeschweißte und damit hygienisch einwandfreie Produkte aus fernen Kontinenten gekauft, um seine Weltoffenheit zu beweisen.

Verständnislos runzelt einstweilen der Balkanbewohner über uns Deutsche seine sorgenvolle Stirn, während unsere umweltbewusste Außenministerin zusehen muss, wie von ihrem Dienstflugzeug eben mal 126 Tonnen Kerosin in die Luft abgelassen werden müssen, da der Flieger leider die Bundeswehr-TÜV-Prüfung nicht bestanden hat. Deren verheerende Umweltbilanz kann sich nun selbst bei mehrmaliger Wiederwahl nicht spürbar verbessern.

Nein, wir kritisieren nicht, wir werten auch nicht, wir wollen nur ein wenig zum Nachdenken animieren …

 

 

Die Wasserschildkröten am Lago di Bordano kennen uns inzwischen schon
Paarungsherz der Libellen
Traveller-Treffen mit Sita und Eid aus Saudi Arabien
Sita serviert uns original arabischen Kaffee
Menschenmassen statt Winnetou - und trotzdem wunderschön!
Spinnwebe mit winzigkleinen Tautröpfchen
Wasserfälle im Una Nationalpark
Blick auf den Ramsko Stausee mit seinen vielen Halbinseln
Sandsteinformationen am Wegesrand
Brücke über die Piva
Die Piva wird in Montenegro aufgestaut
Im Durmitor-Nationalpark darf man noch für 3 Euro wild campen!
Glücklich auf dem Gipfel Prutas
Ausblick in die Bergwelt des Durmitor Nationalparks
Conny am Gipfel des Prutas
Aufstieg auf den Bobotov Kuk
Faszinierende Felsrippen
Ausblick vom Gipfel des Bobotov Kuk
Blick vom höchsten Berg des Durmitor Nationalparks
Wolkenstimmung beim Sonnenuntergang
Diese Serpentinenstraße in Albanien kennen wir noch als Piste
Schweine gehören in Albanien zum Dorfbild
Vermüllter Picknickplatz in Nordmazedonien - eher Normalität
 
 

Griechenland und Türkei / 1. Teil

04. – 29. September 2023

Wieder zurück in Asien!

Nur kurz ist diesmal unser Aufenthalt in Griechenland, denn die dramatischen Wetterkapriolen sorgen für katastrophale Verhältnisse an verschiedenen Plätzen im Land. Wir sind erfreulicherweise nur wenig tangiert und ziehen rasch weiter in die Türkei und hinüber nach Asien.

 

Brennpunkt Dardanellen

Spartaner und Athener, Perser und Griechen, Alexander der Große und die Römer, Kreuzritter und Osmanen, und letztlich die alliierten Streitkräfte und die Türken. Keine natürliche Wasserstraße der Welt war öfter und intensiver im Brennpunkt des Interesses.

Dort, wo nur wenige Kilometer Wasser Europa von Asien trennen, prallten von jeher Orient und Okzident aufeinander, trafen schon immer unterschiedlichste Religionen und Kulturen zusammen. Doch wo früher schwimmende Brücken gebaut wurden, um den Heerscharen der Eroberer den Weiterweg zu ermöglichen, da spannt sich heute eine gewaltige Autobahnbrücke und bewältigen Fähren im Minutentakt den Weg zwischen den Kontinenten.

Für uns ist es immer wieder ein erhebendes Gefühl, im Bewusstsein dieser historischen Ereignisse hier überzusetzen. Denn wo kann man schon so viel Weltgeschichte an sich vorbeiziehen lassen, während man gemütlich auf Deck sitzt und den unzähligen Frachtschiffen nachsieht, die den Welthandel am Laufen halten?

 

„Baumwollschloss“ Pamukkale

Pamukkale – Synonym für alle Sinterterrassen auf dieser Welt! Zu Recht, denn trotz internationalem Massentourismus sind sie die Beeindruckendsten ihrer Art.

Als ich vor über 40 Jahren das erste Mal vor diesem Naturwunder stand, da war es noch jungfräulich strahlend weiß. Kein Hotel trübte das Bild, keine Lokanta zog Besucher an, denn die gab es eigentlich noch nicht wirklich. Alleine waren wir damals hier, parkten unseren Bulli im Garten netter Dorfbewohner, und kein Zaun oder Verbot hielt uns davon ab, in den gut gefüllten Becken zu plantschen.

Zehn Jahre später dann ein komplett anderes Bild, denn die Welt hatte Pamukkale für sich entdeckt. Immer mehr Besucher trampelten mit Schuhen rücksichtslos auf den empfindlichen Beckenrändern umher, eine Straße quer durch die Sinterlandschaft sorgte nun dafür, dass auch jeder noch so gehfaule Zeitgenosse sich mitten hinein in das Naturwunder kutschieren lassen konnte. Am oberen Rand der ehemals schneeweißen Sinterterrassen standen nun Hotelanlagen, die das wertvolle Wasser für ihren Betrieb verwendeten. Und aus Schneeweiß wurde schmutziges Grau.

Vor zwanzig Jahren war dann das letzte Hotel abgerissen und das „Baumwollschloss“ konnte sich seitdem so langsam wieder erholen. Heute erstrahlt es wieder in altem Glanz, die Wege für die Besucher sind fest definiert, das Baden in den empfindlichen Becken längst verboten. Es ist schön zu sehen, dass internationaler Druck ein Umdenken der türkischen Behörden bewirkt hat, denn letztlich profitiert ja der lokale Tourismus davon.

 

Türkische Hilfsbereitschaft löst jedes Problem

Plötzlich leuchten rote Warnlampen auf, sie signalisieren ein Bremskreisproblem. Die Anzeigen für die Druckluft wandern stetig nach unten, wir halten sofort in einer großen Parkbucht, denn die Bremsen machen gleich dicht, und dann geht nichts mehr. Es ist klar, irgendwo im Druckluftsystem ist der Wurm drin. Das können wir zwar checken, aber trotzdem brauchen wir letztlich einen Fachmann, um den Fehler dann auch zu beheben. Wir kippen das Fahrerhaus und machen uns an die Fehlersuche.

Nach wenigen Minuten hält ein schicker SUV. Behic ist Bergbauingenieur, seine Freundin ist in Deutschland geboren und die ruft er sogleich mal eben in Aachen an, um unser Problem für ihn zu übersetzen. Er nimmt mich mit hinunter nach Burdur, wir suchen eine LKW-Werkstatt, erklären dem Mechaniker das Problem, der steigt mit einem Werkzeugsatz zu und wir fahren wieder hoch zu Manni. Rasch ist das Problem lokalisiert, der kaputte Lufttrockner ausgebaut und die Beiden flitzen wieder hinunter nach Burdur, denn so ein Teil hat er in der Werkstatt im Regal liegen. Wenig später sind sie wieder zurück, der neue Lufttrockner samt Patrone montiert, und alles passt! Behic bringt den Mechaniker wieder zurück in seine Werkstatt, und wir fahren gemeinsam weiter nach Isparta, wo wir lecker zum Essen gehen, um uns bei ihm zu bedanken. Doch er lässt uns keine Chance, die Rechnung zu bezahlen, so peinlich uns das auch ist. „Ich freue mich so sehr, euch kennengelernt zu haben! Natürlich seid ihr meine Gäste. Und wenn irgendein weiteres Problem auftauchen sollte, bitte meldet euch!“

Da hat der Mann mal eben angehalten, um zu fragen, ob er helfen kann, hat dann alle seine Termine für heute abgesagt, fährt dreimal jedes Mal ungefähr 30 Kilometer nach Burdur und zurück, um uns anschließend zum Essen einzuladen. Da fällt dir einfach nichts mehr dazu ein …

 

Es muss nicht immer die Markenwerkstatt sein …

Ölspuren am Motorblock und am Ladeluftschlauch deuten auf ein unangenehmes Problem an den Zylinderkopfdichtungen hin. Ein kurzer Besuch bei MAN in Konya bestätigt dies, und man überreicht uns einen Kostenvoranschlag, in für die Türkei astronomischer Höhe, von rund 1.000 Euro! Wir überprüfen im Internet die Teilepreise, schütteln den Kopf ob dem Arbeitsstundensatz von rund 80 Euro und entscheiden, das Ganze selbst in die Hand zu nehmen. Bei einem LKW-Teile Händler, wo wir  mit Osman einen deutschsprechenden Mitarbeiter kennen, bekommen wir alle benötigten Teile. Er empfiehlt uns  eine kompetente Werkstatt, die nun die erforderlichen Arbeiten sofort in Angriff nimmt. Ende vom Lied: Für dieselbe Arbeit, also Wechsel der Zylinderkopfdichtungen und des Ladeluftschlauches, zusätzlich noch Einstellung der Ventile, Montage eines neuen Außenspiegels, Anpassung eines neuen Schaltknaufs, Anpassung des Schalldämpfers des Überdruckventils und einer abschließenden Motorwäsche bezahlen wir inklusive großzügigem Trinkgeld und der Rechnung für die Ersatzteile  schließlich gerade mal 160 Euro! Bei MAN hätten sie uns inclusive der Zusatzarbeiten hochgerechnet dafür fast das Zehnfache abgeknüpft! Lapidare Antwort: Da können wir nichts machen, diese Preise werden uns von MAN in Deutschland vorgegeben. Wir fragen uns, welcher Türke sich das leisten kann und will?

 

 

Die längste Hängebrücke der Welt!
Der Fluss hat einen Canyon ins Vulkangestein gegraben
So ein Gänsebraten wäre auch mal wieder gut!
Das Ziel ist noch fern ... Dedegoel Daglari/2984 Meter
Herbststimmung
Süße Erdbeeren - eine Überraschung in dieser Jahreszeit!
Heißluftballone, nun auch in Pamukkale
Die Sinterterassen von Pamukkale
Unser Lieblingssee - der Salda Gölü
Badespaß pur!
Melvana Komplex in Konya
Mannis Dach muss dringend entrostet werden
Kein Wunder, dass es reingeregnet hat!
Alles wird wieder schön zugeschweißt

Türkei / 2. Teil, Georgien und Armenien

30. September – 22. Oktober 2023

Traumhaft schöner Herbst in Anatolien, Georgien und Armenien

Nach einer kurzen Wetterstörung, ausgerechnet während unseres Aufenthaltes in Kappadokien, lacht die Sonne vom stahlblauen, wolkenlosen Himmel. Nachts wird es zwar schon ganz schön kalt, doch tagsüber genießen wir die Tage zwischen buntem Herbstlaub, ersten schneegezuckerten Gipfeln und angenehmen Temperaturen.

 

Divrigi

Das verschlafene Landstädtchen inmitten grandioser Berge beherbergt eine der bedeutendsten Moscheen Anatoliens. Die Ulu Cami aus dem 13. Jahrhundert thront unter der riesigen Burganlage, die oberhalb der Stadt alle Täler bewacht. Dieses seldschukische Meisterwerk ist deshalb einzigartig in seiner Bauweise, da die fünf Schiffe der Basilika alle eine andere Gewölbeform aufweisen. Die Prunkstücke sind jedoch die drei reich geschmückten Portale. Vor allem das bereits fertig restaurierte Nordportal fasziniert in seinen wunderschön detaillierten Steinmetzarbeiten. Die üppig geschmückte Ornamentwand über dem Eingang schlägt einen sofort in den Bann und man entdeckt immer wieder Neues, je länger man die fein gearbeiteten Portale betrachtet. Der gesamte Komplex wird noch auf Jahre hinaus restauriert, trotzdem beeindruckt er schon jetzt jeden Besucher.

 

Kemaliye

Zwischen dem in den schroffen Bergen versteckten Städtchen Kemaliye und den weiter nördlich verstreuten Dörfern erstreckt sich ein unglaublich tiefer Canyon, geschaffen vom Euphrat auf seinem Jahrmillionen langen Weg hinunter nach Mesopotamien. Doch nicht nur dieses beeindruckende Naturwunder zieht die Besucher an. Es ist vielmehr die durch die senkrechten Felswände geschlagene Straße, die es möglich macht, Zugang zu den versteckten Dörfern zu finden. Da der Staat keine Mittel zur Verfügung stellen wollte, um diese Straßenprojekt zu ermöglichen, machten sich die Dörfler selbst an die schwere Arbeit und schafften im Lauf von einigen Jahrzehnten das Unmögliche. Dutzende aus dem harten Fels herausgeschlagene Tunnels, eine kühn entlang der senkrechten Abbrüche trassierte Straße, gespickt mit grandiosen Ausblicken hinunter zum träge dahinfließenden Euphrat, ermöglichen nun den Menschen hier, Anschluss an die übrige Welt zu finden. Klar, für Manni ist es nicht möglich, diese Strecke zu meistern, zu niedrig sind die Eingangstunnels, zu eng so manche Kurve unter überhängenden Felsnasen herum. Doch auch eine Wanderung ermöglicht es, die Herkulesleistung der Bewohner zu würdigen.

 

Vardzia

Obwohl bereits unser dritter Besuch, fasziniert uns die Anlage der Höhlenklöster von Vardzia immer wieder. Die etwa 500 Meter hohe Felswand ist durchlöchert von Höhlen, die verbunden sind mit abenteuerlich steilen Treppen und so den Bewohnern Schutz boten vor unliebsamen Eindringlingen. Bis zu 800 Mönche lebten in der von Königin Tamar erweiterten Stadt, es konnten 50.000 Menschen Zuflucht finden. Die seinerzeit 2.000 Säle, verteilt auf 13 Stockwerke, existieren heute nicht mehr, ein starkes Erdbeben im 13. Jahrhundert lies die Felswand größtenteils in sich zusammenbrechen. Doch noch immer ist es faszinierend zu erkunden, wie seinerzeit diese Höhlenstadt geschaffen wurde.

 

Noravank und Tatev – zwei Klöster der Extraklasse!

Beiden Klosteranlagen gemeinsam ist die wundervolle Lage – schöner geht’s wirklich nicht: das zarte, in hellen Sandfarben errichtete Noravank inmitten rotschimmernder Felswände, versteckt in einem mächtigen Canyon, das wuchtige Tatev, schwarzgrau wie eine mittelalterliche Trutzburg, dagegen weithin sichtbar auf einem Felsensporn, die umliegende Landschaft beherrschend.

Unwiderstehlich der Charme der feinen Steinmetzarbeiten, schwebend fast, offen und einladend – Noravank empfängt dich mit weit ausgebreiteten Armen, will dich dem Himmel näherbringen. Musik schwingt leicht um die alten Steine, fordert zum Tanz, im Einklang mit der Welt. Schwermütig dagegen Tatev, düster und melancholisch, tiefe Klänge fordern Demut, wollen dich gefangen nehmen – und doch fühlst du Dich wohl, geborgen, zuhause.

Lass dich treiben zwischen den alten Gemäuern, sie kennen so viele Erlebnisse, so viele Schicksale. Es ist nicht Frömmigkeit, die hier herrscht, es sind tausend Jahre wechselvolle Geschichte. Und die begeistert, stimmt nachdenklich, lehrt. Und sie lehrt vor allem, dass die Menschheit nicht wirklich viel gelernt hat …

 

Vertreibung aus Berg-Karabach

„Die beiden hier sind letzte Woche aus Berg-Karabach geflüchtet, haben nur das mitnehmen können, was sie tragen konnten“. Wir sitzen zuhause beim ehemaligen Bürgermeister von Vaghatin, ein Nest irgendwo in den Bergen Armeniens. „Wir haben siebzig Flüchtlinge in unserem Dorf aufgenommen, verteilen sie auf die Familien hier. Es ist eine riesige Herausforderung für alle.“

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und den Unabhängigkeitserklärungen der Kaukasusländer entstand ein ethnischer Flickenteppich, der über Jahrzehnte zu militärischen Reibereien bis hin zu massiven Kriegen führte. Das christliche Armenien und das islamische Aserbaidschan kabbelten sich um einzelne Dörfer, die nun plötzlich auf dem Staatsgebiet des Nachbarn lagen bis hin zum offenen Krieg um ganze Provinzen.

Berg-Karabach liegt gänzlich auf aserbaidschanischem Gebiet, und die von den dort lebenden Armeniern ausgerufene, autonome Republik, war den Aseris natürlich immer ein Dorn im Auge. Nach jahrzehntelangem, gegenseitigem Drangsalieren und Morden schuf die aserbaidschanische Politik nun neue Fakten, da die armenische Schutzmacht Russland sich mit ihrem eigenen Krieg in der Ukraine beschäftigen muss. In einer großangelegten Militäraktion besetzten sie nun das gesamte Gebiet und nötigten die dort lebenden, rund 120.000 armenischen Bewohner, endgültig nach Armenien umzusiedeln. „Seit über tausend Jahren siedeln wir Armenier in Berg-Karabach. Kein Aseri lebt dort. Dieser Landstrich ist von unserer Geschichte geprägt, unsere Kirchen, erbaut im 6. Jahrhundert stehen dort. Warum soll das Aserbaidschan sein?“

In einer beispiellosen Flüchtlingskarawane verließen nun innerhalb nur weniger Tage alle Bewohner ihre Heimat, denn keiner von ihnen wollte unter der islamischen Herrschaft der aserbaidschanischen Diktatur leben. Fast alles blieb zurück, Vieh und Häuser sind für die Menschen für immer verloren. Armenien steht nun, kurz vor dem strengen kaukasischen Winter, vor der nahezu unlösbaren Aufgabe, all diese Menschen unterzubringen, zu versorgen und schließlich einzugliedern. Wie dies bewerkstelligt werden soll von diesem armen Land, das ist selbst größten Optimisten nicht klar.

Und es bleibt Angst. Angst, dass die Expansionsgelüste des Nachbarn weiter gehen, er auch noch den Süden des Landes letztlich schlucken wird, um die westliche Exklave Naxicevan ans Mutterland anzuschließen …

 

 

Typische Männerrunde im türkischen Teehaus
So macht einkaufen Freude!
Hinter den Kulissen in der Bäckerei
Herrliche Torfassade der Ulu Camii Moschee in Difrigi
Der Euphrat zwängt sich durch den Karanlik Canyon
Die Piste ist leider nix für Manni!
Wunderbare Tiefblicke zum Kemaliye Stausee
Von einem Stausee zum nächsten, überall sind die Flüsse angestaut
Bergwelt um den Tortum Stausee
Kleine Wanderung im Cehennem Deresi Canyon
Frostig-schöner Sonnenaufgang am Madatapa See
Sonnenuntergang am Kloster Chor Virap am Ararat
Wunderbares Kloster Noravank ...
Eine riesige Herde Bezoar Steinböcke zieht im Morgengrauen am Kloster vorbei
Mystische Stimmung im Kloster Noravank
Ärmliches Leben in den armenischen Dörfern
Neuschnee in den Bergen und klare Sicht auf dem Weg nach Tatev
Herbststimmung am Kloster Tatev
Innenhof des Klosters Tatev

Iran

22. Oktober – 25. November 2023

Iran – ganz anders, als manch einer denkt!

Schon zum sechsten Mal in den letzten elf Jahren sind wir nun im Iran. Ganz klar, wir müssen dieses Land lieben …

Das Auswärtige Amt motiviert uns auch vor unserer diesjährigen Reise mit folgender Meldung: „Vor Reisen nach Iran wird gewarnt“. Und als Krönung obendrauf: „Deutsche Staatsangehörige werden aufgefordert, Iran sofort zu verlassen“.

Nun, ersteres kennen wir schon seit elf Jahren, entlockt uns nicht mal mehr ein müdes Lächeln. Aber der Zusatz macht uns ärgerlich: Seit September letzten Jahres schreckt diese Einschätzung potentielle Reisende ab. Seit diese Meldung gilt, waren wir bereits zwei Monate im Iran, und auch jetzt werden wir wieder dorthin reisen. Ohne Angst, ohne Vorbehalte.

Auch im Vorfeld unserer diesjährigen Iranreise schütteln so einige ob unserer Pläne den Kopf: „Wie könnt ihr es riskieren, dorthin zu fahren! Denkt doch an die ganzen Proteste im Land, die willkürlichen Verhaftungen, die Morde an den Menschen, denkt an die Ereignisse in Palästina, an die Hamas, die Hisbollah!“ Doch unser iranisches Netzwerk signalisiert grünes Licht: „Alles ruhig hier. Kommt, wir freuen uns auf euch!“ Und natürlich machen wir das.

In Varziqan und Ardebil treffen wir Freunde, in Rasht und Lahijan freut man sich, uns wieder begrüßen zu dürfen. Mehr denn je haben wir das Gefühl, hier zuhause zu sein. Einladungen, Hilfsbereitschaft, Unterstützung – die Menschen zeigen sich wieder einmal von ihrer wundervollsten Seite. Selbst die Polizei winkt uns zu, signalisiert uns: „Fühlt euch sicher, alles bestens“.

Aber es gibt auch ernste Gespräche: „Was ist nur mit eurer Regierung los?“ Kopfschütteln ob der aggressiven Töne aus Berlin. Die Menschen fühlen sich oftmals davon angegriffen, die Falschen werden wieder einmal getroffen. „Warum raten eure Politiker:innen davon ab, zu uns zu reisen? Hier ist es doch nicht gefährlich! Wir freuen uns doch, wenn Gäste zu uns kommen.“

Qazvin, Kashan, Isfahan, Yazd, Shiraz. In all diesen Städten begegnen uns die Menschen in einer unglaublichen Offenheit, suchen das Gespräch. Und diese Offenheit manifestiert sich immer mehr im Mut der Frauen. Noch nie hatten sich so viele von ihnen in der Öffentlichkeit ohne ihr Haar zu bedecken gezeigt. Und nicht nur ein zufällig auf die Schulter gerutschtes Tuch gibt wie in der Vergangenheit zufällig den Kopf frei. Nein, ein völlig neues Selbstbewusstsein lässt sie den Kopf unbedeckt und aufrecht tragen. Und es werden immer mehr. Teenager tollen albern herum, die Pferdeschwänze tanzen lustig umher. Junge Frauen, Mütter mit Kindern, Paare händchenhaltend flanierend – Kopftuch Fehlanzeige! Picknickrunden im Park, die Lebensfreude ist greifbar.

Wir sitzen abends in Shiraz in der Fußgängerzone, die Cafés sind gut besucht, alle Bänke rundherum besetzt, die Menschen flanieren gutgelaunt umher. Straßenmusikanten locken zum Zuhören, Lachen schallt zwischen den Bäumen hindurch, Eis wird geschleckt, Mojito ohne Alkohol geschlürft. Hier, und auch an Orten wie dem historischen Persepolis, tragen bestimmt die Hälfte aller Frauen kein Kopftuch mehr, kein Schal bedeckt das Haar, oft liegt ein solcher nicht einmal mehr lässig auf den Schultern. Auch die allgegenwärtigen Überwachungskameras scheren sie nicht, ebenso wenig wie ab und zu patrouillierende Polizisten. Auch die von unseren Medien und Politiker:innen immer wieder angeprangerten Sittenwächter sind nirgendwo zu sehen. Und auch die angeblich angedrohten, schrecklichen Strafen scheinen sie nicht zu interessieren. Na so was …

Trotzdem darf man nicht vergessen, dass der Großteil aller iranischen Frauen nicht auf das Kopftuch verzichten würde. Aber unterdrückt, wie unsere Medien und Politiker:innen es uns weiß machen wollen, fühlen sie sich deswegen nicht. Unverständnis ob dieser Aussagen begleitet uns oft: „Mit mir hat noch nie eine von Euren Politikerinnen gesprochen, wie ich mich fühle. Woher will sie das also wissen?“

Wirtschaftlich geht es den Menschen trotzdem immer schlechter. Die Sanktionen des Westens treffen sie hart. Doch die Regierung wankt nicht, so wie es sich der Westen wünschen würde. Die Maßnahmen laufen letztlich ins Leere. Die Inflation frisst sich durch die Gesellschaft, schwächt das soziale Umfeld. Aber die Menschen sind erfinderisch, kämpfen sich durch.

Natürlich ist es ein großer Unterschied, als Gast im Land temporär zu reisen oder hier dauerhaft zu leben. Abgesehen von wenigen, stets freundlichen Kontrollen der Polizei bewegen wir uns wie immer völlig unbehelligt durchs Land. Kaum halten wir irgendwo an, werden wir sofort willkommen geheißen, man bringt uns Obst und Gebäck, kümmert sich um unsere Belange, möchte uns ständig einladen. Oft müssen wir regelrecht massiv darauf drängen, dass wir beim Bäcker, am Marktstand oder an der Tankstelle bezahlen dürfen. Nicht immer gelingt uns das jedoch.

Diesel zu bekommen ist nach wie vor spannend. Nur wenige Tankstellen verfügen über eine Tankkarte, die zum Erwerb des Treibstoffes nötig ist. Also gilt es, möglichst jede Dieselstation anzufahren, um den Tank nie leer zu haben. Manchmal gibt es einfach keinen Diesel, doch meist haben wir Glück, und wir bekommen ihn zum regulären Touristenpreis von umgerechnet gut einem  Eurocent. Doch es gibt auch den Versuch, uns das Zehnfache bis Fünfzehnfache abzuknöpfen, was den preisgeplagten Mitteleuropäer immer noch in Freudentränen ausbrechen lassen würde. Aber hier geht es uns auch ums Prinzip. Dafür bekommen wir oft genug so manchen Liter von den Truckern ganz geschenkt! Und so kommt es, dass man nach fünf Wochen und 3000 gefahrenen Kilometern gerade mal acht Euro fürs Tanken ausgegeben hat! Unfassbar!

In Isfahan und speziell in Shahreza treffen wir uns mit unseren langjährigen Freunden. Diese Tage sind für uns ganz speziell, denn hier sind wir zuhause! Seit über elf Jahren gehören wir zu den Familien, und entsprechend emotional sind die Besuche und gemeinsam verbrachten Stunden.

Nach diesmal nur fünf Wochen verlassen wir dieses spannende Land wieder und wehmütig blicken wir auf die zahlreichen wunderbaren Begegnungen mit den Menschen zurück. Nie fühlten wir uns unsicher, nie gab es negative Situationen für uns. Iran? Na klar, wir freuen uns schon jetzt auf nächstes Jahr, wenn es wieder heißt: Salaam, wir freuen uns, dass ihr hier bei uns seid!

 

 

Canyons auf dem Sabalan Hochplateau
Mausoleum des Sheik Safi ad-Din in Ardebil
Die Fischer von Sahly am Kaspischen Meer
Bergdörfer im Alborz Gebirge
Lichtspiele in der Freitagsmoschee von Qazvin
Schmiede am Markt von Qazvin
Der alte Basar in Kashan, immer wieder schön!
Blick auf das traditionelle Bergdorf Abyaneh
Seldschuken Moschee in Natanz
Die Farben Isfahans!
Kunsthandwerk in Isfahan
Amir Chakhmaq - eines der Wahrzeichen von Yazd
Die Nacht legt sich über Yazd
Gelungene Beleuchtung der alten Gassen von Yazd
Persepolis - immer wieder ein must see!
Bunte Fischflotte am Persischen Golf

Irak – Kuwait – Saudi Arabien / 1. Teil – Oman / 1. Teil

26. November – 31. Dezember 2023

Wüstenabenteuer auf der Arabischen Halbinsel

Als wir letztes Jahr erstmals in die Rub al Khali, die größte Sandwüste der Welt vorgedrungen sind, war uns klar, dass wir das dieses Mal ausweiten werden. Denn der Faszination Wüste erliegen wir immer! Weiter unten im Dhofar warten dagegen tropische Szenerien auf uns – der jährliche Monsun sorgt hier für üppige Flora an den steilen Berghängen der Küstengebirge. Und dann endlose, feinste Sandstrände …

 

Die Schlammspringer von Kuwait

Ebbe. Das Wasser zieht sich zurück und hinterlässt eine schmutziggraue Schlammfläche vor uns. Doch was ist hier plötzlich los? Es wuselt nur so, immer mehr eigenartig aussehende Tierchen graben sich an die Oberfläche.

Bei genauerem Hinsehen entpuppen sie sich als Schlammspringer, eine amphibisch lebende Gattung kleiner, grundelartiger Fische. Lustig sehen sie aus, mit ihren hoch angesetzten Augen, die eine hervorragende Rundumsicht ermöglichen, um immer alles gut im Blick zu haben. Sie bewegen sich meist kriechend fort, suchen dabei ständig nach kleinsten essbaren Lebewesen im Schlamm und bei Gefahr graben sie sich blitzschell in den weichen Untergrund, wo sie ein weit verzweigtes Gängesystem schaffen.

Stundenlang sitzt Conny mit dem Tele regungslos am Ufer, um diese merkwürdigen Zeitgenossen bei ihren Revierkämpfen zu beobachten. Faszinierend, was die Natur so alles schafft …

 

Die Rub al Khali – das „Leere Viertel“

So groß, dass ganz Deutschland sogar zweimal hineinpassen würde. So einsam, dass sogar Oasen fast völlig fehlen. So unzugänglich, dass es kaum Möglichkeiten gibt, dieses gigantische Sandmeer zu queren.

Noch vor wenigen Jahrzehnten war es eines der gefährlichsten Abenteuer, mit gut ausgestatteten Kamelkarawanen die größte Sandwüste der Welt zu bereisen. Heute führen ein paar wenige, sandige Pisten zu erschlossenen Ölfeldern, ansonsten gilt es, sich einen machbaren Weg zwischen den endlos erscheinenden Dünenbergen zu suchen.

Wir wagen uns diesmal ganz tief hinein in den omanischen Teil der von gigantischen Sterndünen beherrschten Region ganz im Nordwesten des Landes. Können wir anfangs noch vereinzelten, älteren Fahrspuren folgen, so sind auch diese schon bald vom Wind verweht. Den Weg über die Dünenriegel zwischen den großen Bergen müssen wir uns jedes Mal wieder suchen. Also raus aus dem Laster und zu Fuß die jeweilige Strecke ablaufen, um eine machbare Passage zu entdecken. Stunde um Stunde, Tag für Tag, arbeiten wir uns weiter nach Westen, immer wieder gezwungen, umzukehren, um einen anderen Durchschlupf zu suchen. Doch es macht riesigen Spaß, diese grandiose Natur so hautnah erleben zu dürfen.

Bereits nachmittags beziehen wir eine besonders attraktive Stelle inmitten dieses endlos erscheinenden Sandmeeres. Wir besteigen dann eine dieser bis zu 200 Meter hohen Dünen, um aus der Vogelperspektive die gesamte Region erfassen zu können und lassen uns vom Farbenspiel des Sonnenuntergangs verzaubern. Nach einer Nacht, deren Stille fast schon schmerzhaft ist, sitzen wir zum Sonnenaufgang bereits wieder ganz oben, um einen weiteren faszinierenden Wüstentag zu begrüßen.

Auch dieser ist dann wieder erfüllt vom Navigieren auf jungfräulichen Sandflächen, Reifendruck ablassen, um Dünenfelder meistern zu können, und anschließendes wieder aufpumpen, um die Reifen zu schonen. Trotzdem bleiben wir manchmal stecken, dann heißt es schaufeln und auch mal die Sandbleche einzusetzen, um Manni wieder flott zu bekommen. Doch all das ist Teil einer solchen Tour mit Expeditionscharakter …

Denn eines ist ganz sicher, sobald man sich von den bekannten Spuren entfernt: man ist definitiv alleine! Und das ist auch das Gefährliche an einer Reise durch die Rub al Khali, denn es ist wahrscheinlich, dass für lange Zeit niemand hier vorbeikommen wird …

 

Im Weihrauchland – abgeschiedenes Dhofar

Schon in der Antike als „Arabia Felix“ (glückliches Arabien) weithin bekannt, wurde das Dhofar durch den Weihrauchhandel wohlhabend. Portugiesen, Osmanen und auch unberechenbare Seeräuber beherrschten die Küste im Mittelalter, und erst seit knapp 150 Jahren kontrolliert das Sultanat Oman diese unzugängliche Region. An der Rückständigkeit änderte dies jedoch nichts, und erst mit der Machtübernahme von Sultan Qaboos und der Niederschlagung der rebellischen Jebalis 1976 zogen auch hier unten die ersten Errungenschaften der Neuzeit ein.

Seitdem hat sich die Welt hier komplett verändert. Die Einbindung der ehemaligen Rebellen in den Aufbau eines modernen Staatswesens sorge für soziale Ruhe, und die enorme Investition von Entwicklungsgeldern aus der Ölförderung lies die mittelalterliche Vergangenheit schnell in Vergessenheit geraten: Salalah wurde zu einer großzügigen, modernen Stadt, Infrastruktur und Industrie sorgen für Arbeitsplätze und der aufkommende Tourismus vermittelt Weltoffenheit in einer Region, die noch vor einer Generation in mittelalterlichen Strukturen verharrte.

Eine wirkliche Besonderheit für die gesamte Arabische Halbinsel ist der nur rund um Salalah auftretende Monsunwind. Zwischen Juni und September sorgt dieser für Nebel und Nieselregen, die Sonne verschwindet für viele Wochen hinter dichten Wolken. In dieser Zeit erlebt die sonst so karge Bergregion eine komplette Verwandlung: Sattgrüne Weiden geben Rindern und Kamelen genügend Futter, die Wasserläufe und Stromschnellen quellen über, Büsche, Bäume und Blumen blühen in schillernden Farben.

Der über Jahrhunderte so immens wichtige Weihrauch spielt keine Rolle mehr, die Gewinnung ist wenig wirtschaftlich, selbst angelegte Plantagen bringen hier nicht wirklich Profit. Der wird heute mit dem schwarzen Gold, dem Erdöl, erwirtschaftet …

 

 

Das Schönste für Conny in Kuwait City - Schlammspringer/Boleophthalmus dussumieri
Revierkampf beim Waltons-Schlammspringer (Periophthalmus waltoni)
Natur pur!
Manni ist in seinem Element
Wir treffen öfter auf Kamele
Frühstücksplätzchen vom Feinsten
Morgens und abends steigen wir immer auf unsere Hausdüne
Die meisten Dünen lassen sich bequem umfahren
Übernachtungsplatz an der Magischen Dünenlinie
Vom Künstler Wind erschaffen
Wir genießen die Ausblicke von oben
Die letzten Sonnenstrahlen dieses Tages
Traumlandschaft!
Wir sind seltener Besuch für die Kamele
Manni meistert die Dünenfahrten
Die Farben des Sandes wechseln je nach Gebiet
Da soll ich rauf? Nein, Manni hat Pause!
Sanfte Wellen aus Sand
Und wieder geht ein erlebnisreicher Tag zu Ende
Guckguck! Auf geht's!
Staunen bei jedem Schritt
Manni steckt fest und muß ausgebuddelt werden
Zum Sonnenaufgang sind wir schon wieder ganz oben
Ein Platz ist schöner als der andere
Heidenspaß: Dünenrennen
Gelbe Cistanche in einer Oase
Ausgetrocknetes Flussbett
Sonnenaufgang am Palmenstrand von Salalah
Tansania-Feeling im Wadi Darbat
Connys Lieblingsbaum im Wadi
Perfekte Tarnung
Nektarvögel im Wadi Darbat
Das Kamel genießt die Steicheleinheiten der Kinder

Oman / 2. Teil

01. Januar - 06. Februar 2024

Reisen im Oman – entspannter Genuss!

Bereits zum vierten Mal dürfen wir in diesem am südöstlichen Rand der Arabischen Halbinsel versteckten Land unterwegs sein. In diesen elf Jahren hat sich hier vieles verändert, doch noch immer ist es ein Paradies für Reisende. Warum das so ist, wollen wir Euch hier zeigen …

 

Camping-Paradies Oman

Wenn der stressgeplagte Europäer versucht, mittels Campingurlaub einen winzigen Freiheitsfunken zu erhaschen, wird er rasch in die Realität zurückgeholt: Camping-verboten-Schilder schränken den Raum massiv ein, überteuerte Campingplätze schröpfen das Budget, Millionen Gleichgesinnte kämpfen um die rar gewordenen Stellplätze.

Ganz anders dagegen die Camping-Welt im Oman: sieht man mal logischerweise von den privaten Grundstücken ab, so steht dem Camper das gesamte Land zur Verfügung. Niemand wird mit erhobenem Zeigefinger drohen, kein Verbotsschild der Stellplatzsuche Einhalt gebieten. Millionen Quadratkilometer Wüste, endlose Strände, urwüchsige Gebirge, freundliche Menschen in den Städten und Dörfern – die Möglichkeiten sind grenzenlos.

Die freundliche Neugier der Omanis, aber auch vieler hier lebender Ausländer, heißt jeden Camper herzlich willkommen, bietet Hilfe an wenn benötigt und wünscht einen schönen Aufenthalt. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, hoffen wir, dass der Reisende sich entsprechend verhält und die Regeln von Tradition und Kultur beachtet.

 

Landschafts-Paradies Oman

Nicht viele Regionen unserer Welt bieten auf so überschaubarem Raum eine solche Abwechslung. Was die Natur über Jahrmillionen hier geschaffen hat, lässt jedes Mal wieder staunen. Wo sonst erreicht man binnen weniger Stunden Fahrt grenzenlose Sandwüsten, türkisblaue Strände, schroffe Hochgebirge und wunderschöne Wadis.

Die Rub al Khali, dieses unfassbar große Sandmeer im Süden der Arabischen Halbinsel, prägt den Nordwesten des Oman. Gigantisch hohe Sterndünen wechseln sich ab mit fein modellierten Sicheldünen, dazwischen staubige Ebenen und steinige Trockenflüsse. Ganz klein wird man ob dieser lebensfeindlichen Gegebenheiten, die nur sehr mühsam zu durchqueren sind.

Gleichgültig, ob senkrechte Steilküste oder lieblich geschwungener Sandstrand, schneeweiße Dünen oder vom starken Wind gebeugte Palmenhaine; hinter jeder Biegung wartet eine großartige Szenerie. Das meist türkisfarben schimmernde Meer, das ständig lockt, in die Fluten einzutauchen, hölzerne Dhaus, die sich leicht in der Dünung wiegen, Delphine und Wale, die im heiteren Spiel das Leben genießen, und letztlich Sonnenuntergänge, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen – es fällt schwer, sich wieder zu lösen.

Steil aufgestellt durch gewaltige Kontinentalverschiebungen, zerfressen von immerwährender Erosion, gestaltet von Wasser und Wind – die bis zu dreitausend Meter hohen Hochgebirgsriegel im Norden des Landes, die Meer und Wüste nachhaltig trennen, schaffen einen starken Kontrast. Pechschwarzes, rötliches oder auch sandfarbenes Gestein wechselt sich in verschiedenen Schichten ab, durchzogen von weißen Adern oder schon wieder verschüttet hinter Tonnen von Geröll. In den Tälern ducken sich ärmliche Siedlungen, das karge Leben prägt die Menschen, an ihnen scheint die Zeit oft vorbeigezogen zu sein, ohne große Veränderungen mit sich gebracht zu haben.

Die Juwelen des Landes findet man jedoch nach geduldiger Suche gut versteckt in den tiefen Einschnitten der Felswände, deren Schönheit das Wasser in endloser Geduld und Hartnäckigkeit geschaffen hat. Wadis sind die Lebensgrundvoraussetzungen für die Menschen hier, denn sie spenden Wasser. Auch wenn sie ausgetrocknet scheinen, unterirdisch fließt es immer. Plötzlich wachsen Dattelpalmen zwischen groben Felsblöcken, werden auf kühn angelegten Terrassen Felder bewirtschaftet, finden sich tiefe Becken mit glasklarem und erfrischendem Wasser. Abenteuerliche Steige erschließen diese kleinen Paradiese, und der entdeckungswillige Wanderer wird zur Belohnung in eine Traumwelt eintauchen.

 

Offroad-Paradies Oman

Auch wenn es von Jahr zu Jahr weniger werden, die Asphaltierung schreitet auch hier unnachgiebig voran, warten im Oman weiterhin tausende Pistenkilometer aller Schwierigkeitsgrade auf ihre Entdeckung. Und kein Verbotsschild bremst ein, niemand regt sich auf, selbst auf schmalsten Pisten freut sich der Entgegenkommende über den mutigen Reisenden, der es wagt, sein Gefährt entlang senkrechter Felswände, durch wasserführende Wadis oder über tiefsandige Dünen zu bugsieren. Beherrscht man sein Gefährt, kennt man seine eigenen Fähigkeiten und verspürt man Lust auf Abenteuer, dann findet man hier fast grenzenlose Möglichkeiten.

Die Pisten in den beiden Hochgebirgsregionen fordern vor allem die Fahrer der großen Fahrzeuge, denn sie sind schmal, steil und oft kühn in die Felsen gelegt. Doch inzwischen sind die meisten dieser Strecken verbreitert, in den steilsten Passagen betoniert und somit auch vom weniger geübten Piloten gefahrlos zu genießen. Trotzdem bleiben sie anspruchsvoll und sorgen bei manchem Beifahrer für schweißnasse Hände und verkrampfte Sitzhaltung, wenn sich engste Haarnadelkurven mittels 30%igem Gefälle dem Meer entgegen schrauben oder Felsüberhänge die vorhandene Fahrspur dem senkrechten Abbruch entgegen plötzlich verengen.

Das Befahren der meisten Wadis ist ein ganz besonderes Vergnügen. Doch die Wegführung verändert sich oft, denn fließendes Wasser spült vorhandene Spuren hinweg und schafft immer wieder neue Herausforderungen. Grobkiesiger Untergrund, meist von unterschiedlich tiefen Furten unterbrochen, gigantische Felsbrocken in schmalen Durchschlüpfen oder auch unterspülte Kanten in Biegungen erfordern höchste Aufmerksamkeit bei der Wegfindung und beim Fahren. Und bei unsicheren Wetterverhältnissen kann das Abenteuer Wadi-Durchquerung rasch zu einem lebensbedrohenden Unterfangen werden!

Das schwerelose Dahingleiten über sandige Ebenen und kleine Dünenerhebungen ist eines der fahrerischen Highlights für fast jeden Offroad-Fahrer. Doch um den Spaß nicht zum Desaster werden zu lassen, sind Erfahrung und Voraussicht erforderlich. Und werden die Dünen höher, sind keine Fahrspuren mehr vorhanden und die Orientierung schwierig, dann spürt man schnell, wie wenig  einem diese lebensfeindliche Natur Fehler verzeiht. Ist man diesen Herausforderungen jedoch gewachsen, dann gibt es kaum ein schöneres Offroad-Vergnügen als das cruisen im weichen Sand, dem grenzenlosen Horizont entgegen …

 

Sicherheits-Paradies Oman

Um den Oman herum gerät die Welt mal wieder aus den Fugen. Ressourcenorientierte Großmächte und regionale Milizen, religiöse Fanatiker und beleidigte Staatsoberhäupter schlachten sich mal wieder gegenseitig ab, um ihre eigenen Interessen auf Kosten der Menschen umzusetzen. Libanon, Syrien, Palästina, Irak, Iran, Jemen, Sudan, Äthiopien, Eritrea; die Liste wird von Jahr zu Jahr länger.

Von alldem spürt man im Oman nichts. Traditionell hält man sich aus diesen internationalen Machenschaften heraus, pflegt einen friedlichen Umgang mit allen Nachbarn, toleriert alle  Religionen, respektiert fremde Kulturen und akzeptiert andere Traditionen. Diese Politik der Nichteinmischung beschert den Menschen hier ein friedliches Miteinander. Nutznießer ist natürlich auch der Reisende, solange er nicht über die Stränge des guten Benehmens schlägt.

Kriminalität ist ebenso ein Fremdwort. Diebstahl, Überfall, Mord, Drogenvergehen – die Polizei ist nahezu arbeitslos, denn die Sicherheit im Oman ist für jeden Bürger selbst ein großes Anliegen, das er durch sein Verhalten wahrt. Und Verfehlungen werden unauffällig innerhalb der Clans geregelt, um sich die Peinlichkeit der öffentlichen Bloßstellung zu ersparen.

 

Oman – das ist ein Land zum Wohlfühlen, ein Land zum Leben, ein Land zum Eintauchen. Nur während des Sommers sollte man sich eine angenehmere Region auf dieser Welt suchen …

 

 

Herrliche Buchten und Strände in Oman
Not verleiht Flügel ...
Gut versteckt und doch entdeckt!
Weiße Strände, manchmal sogar ohne Müll!
Ein neuer Tag für die Dhau-Fischer in Duqm
Pistenabenteuer rund um das Wadi Bani Awf
Kleine Dörfer und Palmenoasen in den Bergen
Blick ins Wadi Bani Awf
Oft ist kein Platz für Gegenverkehr
Reifenpanne
Steile Passagen zum Snake Canyon
Felsdurchschlupf, zum Glück breit genug
Kamele an der Lagune von Khawr Shummayr
Die Lagunen sind ein Paradies für Wasservögel
Romantischer Sonnenuntergang ...
Datteln gehören hier zum Grundnahrungsmittel
neugierige Mädchen
Die alte Lehmziegelstadt von Tanouf
Snake Canyon - ab hier muss man schwimmen!
Herrliches Wadi Dayqah
Alte Felsgravuren im Wadi Dayqah
Jetzt wird es ganz schön grobsteinig
Wadi Nakhr, unser Lieblingswadi
Die Fahrt durchs enge Wadi ist immer wieder ein Highlight
Spannende Wanderung durch das Wadi Nakhr
Herrliche Ausblicke in den eingeschnittenen Canyon
Piste durch die Wahiba Sands
Zutrauliche kleine Echse
Wir entdecken eine wunderbare Strecke am Rande der Wahiba
Omani-Mädchen mit ihren Kamelen

Vereinte Arabische Emirate - Saudi Arabien / 2. Teil

07. Februar – 12. März 2024

Auf Spurensuche entlang der Weihrauchstraße

Nach einem kurzen Aufenthalt in den Emiraten lockt uns der unbekannte Süden Saudi Arabiens: Prähistorische Felsgravuren, jemenitische Vergangenheit, schroffe Hochgebirge und kristallklares Rotes Meer erwarten uns dort.

Nur sehr selten trifft man auf Reisende, die sich in diese abgelegene Region Saudi Arabiens begeben. Die Distanzen sind groß, die Anfahrt von Riyad öde. Und der Konflikt im Jemen schreckt ab. Doch man verpasst eine Seite Saudi Arabiens, die so ganz anders ist als die großen Wüstengebiete.

 

Al Ain, die unbekannte Keimzelle der Emirate

Spricht man von den Emiraten, dann denkt man in erster Linie an die Glitzermetropole Dubai, manchmal noch an Abu Dhabi. Doch wer kennt schon Al Ain, die entspannte Wüstenstadt an der Grenze zum Oman? Aber genau dort begann, was heute die Emirate sind.

So um 1630 herum tauchten aus den Weiten der arabischen Wüsten die Bani Yas Beduinen auf, die sich an den sandigen Ufern des Persischen Golfes als Perlentaucher niederließen. Die Bani Yas setzten sich aus rund fünfzehn verschiedenen Sippen zusammen, unter denen sich auch die Familien vom Stamm der Al Nahyan und Al Maktoom befanden.

Im Jahre 1761 ließen sich die Al Nahyan im heutigen Stadtbereich von Abu Dhabi nieder, während die Al Maktoom 1833 die Küste entlang weiterzogen, bis sie die Strände des heutigen Dubai erreichten. Diese beiden Familien regieren dort bis heute.

Doch es gab noch weitere Familien, die sich in diesen Regionen niederließen, und es entstanden die Emirate von Sharjah, Ajman, Ras Al Khaimah, Umm al-Qaiwain und Fujairah. Diese sieben Emirate waren sich selten grün, denn das Überleben war hart und man kämpfte um Land, Vieh und vor allem Wasser.

Als in den späten Vierzigern des vergangenen Jahrhunderts auf dem Land der Al Nahyan Erdöl entdeckt wurde, veränderte sich alles. Zehn Jahre später, als die ersten kommerziell nutzbaren Mengen exportiert werden konnten, blickten die benachbarten Sheikhs neidvoll nach Abu Dhabi, wo sich nun das Füllhorn des Reichtums öffnete. Um die wachsenden Begehrlichkeiten der erdöllosen Nachbarn im Zaum zu halten, beschloss der Sheikh Zayed Bin Sultan Al Nahyan gemeinsam mit dem in Dubai residierenden Sheikh Rashid Al Maktoom auf einem Treffen 1968, die Vereinigten Arabischen Emirate zu gründen, um die ärmeren Verwandten in der Nachbarschaft am Reichtum teilhaben zu lassen.

Al Ain war der Stammsitz der Al Nayhan Familie, die im in den 1890er Jahren erbauten Al Jahili Fort wohnte, während der jeweils aktuelle Sheikh in Abu Dhabi residierte. 1966 wurde Sheikh Zayed der neue „Ruler“ des Emirates Abu Dhabi und musste nun sein Al Ain verlassen. Doch hier in Al Ain wurden die Vereinigten Arabischen Emirate „erfunden“, hier ist bis heute die Familie Al Nahyan tief verwurzelt. Und die neunzehn Söhne und elf Töchter von Sheikh Zayed bewahren mit ihren Familien das Erbe dieser Dynastie.

 

Jahrtausende alte Kulturzeugnisse in der Bir Hima Wüste

Vor etwa 9.000 Jahren begannen erste Jäger und Sammler in diese Region ganz im Süden Saudi Arabiens einzuwandern. Der bis heute Wasser gebende Brunnen von Hima ließ später auch die Karawanen auf ihren Wegen durch die Wüste hier Station machen. All diese Menschen verewigten sich und ihre Erlebnisse im weichen Sandstein und geben heute Zeugnis der damaligen Zeit.

Dargestellt sind Tiere, wie Löwen, Geparden, Strauße, Oryxantilopen, Steinböcke, Pferde und Kamele; Menschen, wie Krieger mit Keulen und Lanzen, Jäger mit Beutetieren, Hirten mit Rinderherden, Kamelreiter, Aliya Göttinnen, Tänzer und ganze Schlachtszenen. Auch findet man viele Texte mit vorwiegend altsüdarabischen/sabäischen, aber auch nabatäischen und sogar altgriechischen Schriftzeichen. Oft wünschen wir uns, lesen zu können, was hier geschrieben wurde. Was für eine geheimnisvolle, vergangene Welt! Des Weiteren wurden natürlich auch Werkzeuge, antike Brunnen und Begräbnisstätten entdeckt.

Tagelang gehen wir auf Entdeckungstour. Kaum ein Felsen, kaum eine Wand ist ohne diese Felsgravuren geblieben. Wir entwickeln ein gutes Gespür, wo sich die interessantesten Petroglyphen verstecken könnten, und wir finden tausende …

 

Jemenitisch oder arabisch?

Ganz im Südwesten Saudi Arabiens, in und um die Stadt Najran, da treffen arabische und jemenitische Kultur aufeinander. Erst 1934 wurde dieses Gebiet von Saudi Arabien annektiert, und man sieht bis heute, dass die arabische Welt hier eigentlich fremd ist.

Schon in der Antike, als die Stadt hier unter dem Namen Ragmat bekannt war, gaben sich hier die unterschiedlichsten Eroberer die Klinke in die Hand. Da sie am Beginn der Weihrauchstraße lag, war ihr Besitz von großer strategischer und wirtschaftlicher Bedeutung. Sabatäer, Minäer, Sabäer und letztlich sogar die Römer balgten sich um die heutigen Ruinen von Ushdood.

Unter abessinischem Einfluss entwickelte sich eine große Christengemeinde, bevor 523 n.Chr. eine jüdische Gemeinschaft ein Massaker unter den Christen anrichtete. Nach der Islamisierung der Arabischen Halbinsel verließen viele Christen Najran, doch selbst im 13. Jahrhundert bildeten Christen und Juden noch zwei Drittel der Bevölkerung.

Wandelt man durch die alten Palmengärten, so entdeckt man auch heute noch viele der alten, mehrstöckigen Lehmziegelbauten, die so typisch für die jemenitische Kultur sind. Erst vor wenigen Jahrzehnten sind die Menschen hier in moderne Betonbauten umgezogen. Immer mehr werden nun restauriert, um das Erbe zu erhalten.

Auch die Menschen selbst sind unverkennbar ein anderer Schlag. Sie sind keine wahabitischen Araber, sie sind Ismailiten und stehen der Herrschaft der Saudis mehrheitlich kritisch gegenüber. Auf der anderen Seite genießen sie trotzdem die Errungenschaften und Annehmlichkeiten, die der saudische Staat ihnen gibt. Also verhalten sie sich kooperativ und erkennen bei einem Blick über die Grenze in den Jemen durchaus, dass sie sicher das bessere Los gezogen haben.

 

Die verschiedenen Baustile im Asir-Gebirge

Wie ein unüberwindbarer Riegel zieht sich das zerklüftete Asir-Gebirge parallel zum Roten Meer über die gesamte Arabische Halbinsel. Es ist gewissermaßen die östliche Abbruchkante des Großen Grabenbruchs und bis zu 3.000 Meter hoch. Dadurch ist es auch eine Wetterscheide. Die schwülwarme Meeresluft zieht in Form von dichtem Nebel die westlichen Hänge hoch und lässt das Hochland grün und fruchtbar zurück.

Die Unzugänglichkeit hatte zur Folge, dass sich viele alte Traditionen und Gebräuche bis in die Neuzeit gehalten haben. Und die Abgeschiedenheit brachte die unterschiedlichsten Bauformen hervor, die sich den harten Lebensbedingungen angepasst haben.

In Al Khalaf und Jahamah, südlich von Abha auf der Hochebene gelegen, wurden waagrecht liegende Schieferplatten in die Lehmziegelmauern eingearbeitet, um die Haltbarkeit des Lehms wegen der häufigeren Regenfälle zu erhöhen.

Rijal Almaa dagegen, am Fuß des Gebirges versteckt, ist aus dicken Steinmauern errichtet, damit die Sommerhitze draußen bleibt.

Auch die historische Burg von Al Malad, das restaurierte Bergdorf Dhee Ain oder auch das alte Dorf Al Kalada machen deutlich, dass das Leben sich tagsüber hinter Kühle spendenden Mauern abspielte.

Es macht Spaß, zwischen den alten Gemäuern herum zu wandern, denn hinter jeder Ecke finden wir kleine Details, die für Lebendigkeit sorgen. Unter den Frauen war es ein regelrechter Wettbewerb, wer wohl die schönsten Al-Qatt Al-Asiri Wandmalereien in meist geometrischen Formen oder Schnitzereien kreiert. Wir erforschen die Häuser von außen und wenn möglich von innen und bekommen ein Gefühl, wie die Menschen hier noch vor ein paar Jahrzehnten gelebt haben.

 

Multinationales Jeddah

Die Hafenstadt am Roten Meer war schon immer das Tor Saudi Arabiens zur übrigen Welt. Das Altstadtviertel Al Balad war die Keimzelle der Stadt, in den engen Häuserschluchten pulsierte das Leben.

Heute werden die mehrstöckigen Gebäude detailgenau renoviert, ein Mammutprojekt, um sie der Nachwelt zu erhalten. Dabei entstehen rund um die kleinen, gemütlichen Plätze Cafés, Galerien und Restaurants, die abends die Menschen anziehen. Das Flair wirkt international, vor allem, wenn sich Großereignisse wie ein Formel-1-Rennen in der Stadt abspielen.

Lange schlendern wir durch die Gassen und bewundern die Rawashin, diese kunstvoll gebauten hölzernen Balkone, die den Häusern dieses so typische Aussehen geben. Die seit dem elften Jahrhundert verbauten Mashrabiya sind nicht nur bloße Lüftungsgitter, sie sind Schmuckelemente und die Pracht Jeddahs.

 

 

Die unglaubliche Vielzahl der Bir Hima Petroglyphen begeistert uns
Filigrane Kamele eines antiken Künsterls
Große Gravurenwand mit vielen Schriften, die uns leider verschlossen bleiben
Lebensgroße Kamele schweben über die Felswände
Bedeutende Inschrift über den Himyar König Yusuf Asʾar Yathʾar
Rinder zeugen von einstmals anderen klimatischen Verhältnissen in der Wüstenregion
Reiter galloppieren bewaffnet in die Schlacht
Ein Übernachtungplatz inmitten uralter Geschichte
Qahtani Blumenmann mit traditionellem Blumenkranz im Haar
Najrans bedeutende Familie Makrami läd uns ein, hier zu übernachten
Jemenitischer Baustil - Al-Aan Palast der Familie Al Makrami
Altes Lehmziegelhaus in Najran
Die historische Altstadt von Zahran wird aufwändig renoviert
Bunte Hauseingänge in Zahran
Wandmalereien ziehen sich durch jeden Raum
Paviane, immer gegewärtig im Asir Gebirge
Al-Qatt Al-Asiri Wandmalereien auf den Fassaden in Al Khalef
Al-Qatt Al-Asiri oder auch Majilis Malereien sind Frauensache und konkurrieren miteinander
Schiefersteine als Gestaltungselement? Sie werden zum Schutz gegen Regen in der Fassade verankert
Wilde Gebirgslandschaft im Grenzgebiet zu Jemen
Viele Berge, viele tolle Pässe und viel Nebel im Asir Gebirge
Aufwändig geschnitzte Holzbalken und Türen im Al Malad Castle
Historische Altstadt von Jeddah mit der berühmten Architektur
Rawashin heißen die verzierten Teakholz-Balkone Jeddahs

Saudi Arabien / 3. Teil

13. März 2024 – 11. April 2024

Märchenland …

Zum wiederholten Mal dürfen wir den Norden Saudi Arabiens erleben, unsere Begeisterung für den Wüstenstaat ist nicht weniger geworden. Doch schon jetzt spüren wir Veränderungen. Zäune in ursprünglicher Natur, Einschränkungen bei manchen Offroad-Strecken und Übernachtungsplätzen. In naher Zukunft wird vieles kommerzialisiert werden. Verbote und Restriktionen kommen immer mehr und auch in diesem Land wird der Tourismus seine Spuren hinterlassen.

 

Das Familienunternehmen Saudi Arabien

Mit der Begründung des Islam durch den Propheten Mohammed gelang diesem zwischen 622 und 632 die Vereinigung der Stämme Arabiens. Doch die politischen Zentren wurden Damaskus und Bagdad, während zumindest die religiöse Macht in Mekka und Medina auf der Arabischen Halbinsel verblieb.

Der erste saudische Staat wurde im Jahre 1744 ausgerufen, ging jedoch bereits 1818 mit der osmanischen Eroberung wieder unter. Hauptstadt war der Oasenort Dir‘iyya, westlich des heutigen Riyadh im Wadi Hanifah gelegen.

Bereits 1824 gelang es Turki Ibn 'Abd Allah Ibn Muhammad Ibn Sa‘ud das südlich des von den Osmanen zerstörten Dir’iyya gelegene ar-Riyad einzunehmen, welches damit die neue Hauptstadt des zweiten saudischen Staates wurde. Doch der Einfluss der Dynastie blieb gering, zu groß war die Rivalität innerhalb des Familienclans und zur Konkurrenz der Al Rashid.

Erst 1902, als ‘Abd al-Aziz Ibn ‘Ab dar-Rahman as-Sa’ud aus seinem erzwungenen Exil in Kuwait zurückkehrte, begann der endgültige Aufstieg der Dynastie der Sa’ud. Ar-Riyad wurde eingenommen und damit eine ganze Reihe von Eroberungen eingeleitet, die in der Ausrufung des Königreiches Saudi-Arabien im Jahre 1932 gipfelten.

Im Jahre 1938 begann die kommerzielle Förderung von Erdöl, die USA bekamen dafür vom König ein Monopol. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs begann dann der rasche wirtschaftliche Aufstieg des Landes. Der Großteil der bis dato als Nomaden lebenden Bevölkerung wurde sesshaft, erste Städte gegründet. Erst 1963 schaffte man die Sklaverei ab und ersetzte sie durch Gastarbeiter aus Südostasien und Afrika.

Unter König Faisal, der vom Beginn des Ölbooms profitierte, entwickelte sich Saudi Arabien zu einem starken Machtfaktor in der arabischen Welt. Steigende Öleinnahmen förderten die Entwicklung eines Wohlfahrtsstaates, während alle Schlüsselpositionen in Politik und Wirtschaft an Mitglieder der Dynastie verteilt wurden. Somit regiert die Dynastie der Sa’ud das Land wie Ihr Eigentum.

Saudi Arabien zu verstehen, das ist nicht ganz leicht. Alte Traditionen bestimmen alle Abläufe, Clan- und Familiendenken beherrscht die Gesellschaft. Doch ganz langsam öffnet sich neues Denken, und die jungen Generationen werden im Lauf der Jahrzehnte das Land in vielen Bereichen neugestalten. Es bleibt spannend …

 

Die Magie der Wüste – ein Beitrag von Conny

Schon zum zweiten Mal sind wir in den herrlichen Wüsten im Norden Saudi Arabiens unterwegs. Tommy weiß nicht so recht, was er erneut über diese Region schreiben soll, und dabei sich nicht zu wiederholen. Deshalb hatte ich die Idee, zur Abwechslung mal meine Gefühle zu Papier zu bringen.

Als wir 2013 2.500 Kilometer von den Emiraten nach Jordanien im Transit hier sein durften und bei Al Ula, an diesen gigantisch bizarren Felsformationen im Schweinsgalopp vorbeifahren mussten, da haben wir uns innig gewünscht, hier mehr Zeit verbringen zu dürfen. 2019 waren wir zum zweiten Mal in Saudi und das wieder nur mit einem Transitvisum. Aber schon da wurde gemunkelt: Saudi will sich dem Tourismus öffnen. Und ein knappes Jahr später wurde es Wirklichkeit.

Nun endlich dürfen wir ausgiebig dieses wunderbare Land bereisen und unseren Traum, die unendlich erscheinenden Wüsten richtig zu erleben, realisieren.

Wüste. Etwas Magisches zieht mich dahin. Wüsten können so unterschiedlich sein. Sogar langweilig, öde. Oder auch richtig unwirtlich. Aber diese Wüsten hier … Ich kann nie genug davon bekommen. Dass die Natur solche Wunder vollbringt, lässt mich stumm werden.

Wir haben es erlebt, dass Wüste manchen Menschen Angst einflößt. Oder vielleicht die Vorstellung, weitab der Zivilisation zu sein, ohne Handy-Empfang. Im Navi-Gerät sind nicht einmal mehr Pisten eingezeichnet. Spurensuche. Instinkt ist gefragt. Haben wir das vielleicht verlernt? Hast Du schon einmal Stille gehört, gefühlt? So, dass es weh tut in den Ohren? Einsamkeit oder vielleicht eher Zweisamkeit, die bei mir das Gefühl von Erfüllt sein und Glück beschert; Ruhe, Abgeschiedenheit, die mich ruhig und ausgeglichen machen, die mir die Natur näherbringen?

Die Schönheit der Wüste lässt mich immer wieder staunen. Felsen, die sich aus dem Sand in oft bizarren Formen recken, geben meiner Phantasie Inspirationen, lassen mich immer wieder neue Figuren erkennen. Wir erklimmen so manchen Felsen und Bogen, immer auf der Hut, nichts von dieser fragilen erodierten Patina der Sandsteinfelsen abzubrechen. Licht-, Schatten-,Wolkenspiele; und diese Farben! Der Sand wechselt von hellgelb über orange bis zum dunklen rostrot. Ich fühle mich wie ein Kind, schlage ein Rad, aus purer Lebensfreude heraus.

Überall gibt es Neues zu entdecken: Ui, da – ein Käfer, eine Blume, eine Raupe. Sieh doch, wie die Kamelstute sich liebevoll um ihr Füllen kümmert! Wie wundervoll die Natur doch ist! Und jetzt nach dem Regen ganz besonders. So viel Grün. Ein Geschenk!

Ständig beherrsche ich mich, all die interessanten, schönen Steine aufzusammeln, haben wir dafür ja wirklich keinen Platz im Manni! Und dann diese Felsgravuren, teilweise tausende Jahre alt. Gewaltig. Ich sitze da und stelle mir vor, wie es damals hier wohl so war. Mit Sicherheit anders. Haben die wohl auch schon diese Felsenbögen bestaunt?

Wir cruisen dahin, Manni und Tommy sind wie eine unzertrennliche Einheit, beide strahlen über beide Backen, haben riesigen Spaß im Sand. Stopp! Soooo schön hier. Ich muss das in mich aufsaugen. Fotografieren. Ja, ich habe schon Fotos aus jedem Winkel, aber ich kann nicht daran vorbeigehen, soooo schön!

Ich bin glücklich in der Wüste. Angst kenne ich hier nicht. Ich will verschmelzen, ewig hier bleiben. Meine Seele öffnen. Mein Herz schenken.

Ich komme wieder.

 

Weißer und Schwarzer Vulkan in unmittelbarer Nachbarschaft
Der schönste Mushroom Rock, den wir je gesehen haben
Spiele der Farben und Formen
Wir erklettern viele der Felsen
Felsbogen und Steinpilz dicht beieinander
Mich faszinieren die Farben der Steine
Neugieriger Besuch
Entflammter Himmel im Morgenrot der Wüste
Bizarre und faszinierende Felsformationen
Die Kamelstute kümmert sich liebevoll um ihr Neugeborenes
In Senken hat sich Regenwasser gesammelt
Wir dürfen an jeder Ecke erneut staunen
Eine dicke bunte Raupe frisst sich durchs sprießende Grün
Felsennadeln mit Gesichtern
Mahajah Arch, Triple Arch der Extraklasse
Aus jedem Winkel entdeckt man neue tolle Perspektiven
Wunderwelt Natur
Al Hisma - einer unserer Lieblingswüsten
Felsgravuren mit der Darstellung eines trächtigen Rindes
Wir cruisen vorbei an den unterschiedlichsten Felsformationen
Manni fühlt sich in seinem Element
Amphitheater inmitten der Wüste
Wir werden oft sprachlos, ob dieser Schönheit
Ein Falter wie ein Blatt ...
Unterhalb des Bogens bleiben wir für die Nacht und genießen die Stimmung
So haben wir genug Ruhe, die Gegend zu erkunden
Viel frisches Grün im Wadi Dham
Blumen sind hier begehrt ...
Morgenspaziergang im Wadi Dham
Faszinierende Formationen im Widat Canyon

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