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Ein Jahr auf Tour – ein erstes Fazit…

Wir sind wieder zuhause, zumindest vorübergehend. Vor genau einem Jahr, am 01. Mai 2012, starteten wir unseren „Manni“ zum ersten Mal im Rahmen unserer Lebensreise. Dieses erste Jahr, das wir unter das Motto „wir üben Weltreise“

Wir sind wieder zuhause, zumindest vorübergehend. Vor genau einem Jahr, am 01. Mai 2012, starteten wir unseren „Manni“ zum ersten Mal im Rahmen unserer Lebensreise. Dieses erste Jahr, das wir unter das Motto „wir üben Weltreise“ stellten, sollte uns zeigen, ob wir mit unserer Entscheidung, alles in Deutschland aufzulösen, richtig lagen. Denn in der Theorie ist ja meist alles ganz toll, doch in der alltäglichen Praxis stellt sich dann so manches als nicht erreichbares Wunschdenken heraus.

Nach diesem Jahr, das gespickt war mit wundervollen Erlebnissen, geprägt von Begegnungen mit einzigartigen Menschen, und einem intensiven Miteinander, wie es zuhause im Alltag nie sein kann, können wir uneingeschränkt ja sagen zu unserer damaligen Entscheidung. Es ist genau die Art zu leben, die wir uns immer erträumt haben, und wir sind glücklich, das Privileg zu haben, dies in einem solchen Umfang genießen zu dürfen.

Mit „Manni“ haben wir das optimale Fahrzeug für unsere Leben auf Achse. Bisher gab es keine technischen Probleme und er ist wendig genug für schmale Bergepfade, kräftig genug für schwierige Passagen und komfortabel genug für lange Strecken. Wir sind zusammengewachsen zu einer perfekt funktionierenden Einheit und genießen unsere gemeinsamen Kilometer.

Die Raumaufteilung im Wohnkoffer hat sich für unsere Bedürfnisse bestens bewährt, wir fühlen uns pudelwohl und vermissen keinen einzigen der in der Vergangenheit gewohnten Quadratmeter Wohnfläche. Die Wasservorräte sind angenehm großzügig bemessen, die Solarzellen laden genügend Energie für den Betrieb der elektronischen Geräte wie Tiefkühltruhe oder Kühlschrank.

Die Schäden hielten sich in vertretbaren Grenzen. Der Ausfall der Heizung war sicher das lästigste Manko. Die Halterung der Außentreppe erwies sich in der Praxis als untauglich, das müssen wir verändern. Der Ausfall der Dieselpumpe zwischen den Tanks war nicht wirklich ein Problem. Der hintere, rechte Außenstaukasten hat sich bei einer allzu heftigen Geländefahrt verzogen, konnte aber wieder behoben werden. Der Abriss eines Reifenventils war schlussendlich auch kein Drama. Der von einem anderen LKW abgefahrene Außenspiegel war nicht weiter notwendig, der Zweite reicht aus. Und der abgerissene Auspuff konnte wieder fachmännisch angeschweißt werden. Diverse Risse in Fensterrahmen und Dichtungsgummis werden wir kitten, nur die unzähligen Kratzer von den Fahrten durchs Unterholz werden als Erinnerung bleiben….

Für die meisten Menschen sicher die größte Herausforderung, für uns der gelebte Traum – 24 Stunden rund um die Uhr immer zusammen zu sein. Wir genießen dieses Leben nach wie vor jeden Tag, ohne Streit, ohne Stress, ohne ein böses Wort. Wir kennen und respektieren die gegenseitigen Schwächen, versuchen nie, den anderen zu verbessern oder zu verändern, jeder darf so sein, wie er ist. Diese allgegenwärtige Nähe ist für uns nicht erdrückend, sondern sie ist eine wundervolle Lebenssituation.

Unser Alltag ist auch geprägt von klaren Aufgaben, von Pflichten, die notwendig sind, damit das Ganze reibungslos funktioniert. Dazu gehört, unseren kleinen Wohnraum penibel sauber zu halten, die Wäsche im Griff zu haben, „Manni“ regelmäßig zu kontrollieren, unsere Homepage regelmäßig zu aktualisieren und vor allem uns selbst so zu pflegen wie wir es gewohnt sind und auch voneinander erwarten.

Die Umsetzung unseres Traumes ist natürlich nur möglich mittels eines gewissen finanziellen Backgrounds. Der ist jedoch sehr eng bemessen und es bedarf einer genauen Buchführung, um nicht den Überblick über die Ausgaben zu verlieren. Unser monatliches Budget für die Kosten unterwegs beträgt € 1.200, mehr haben wir nicht zur Verfügung. Davon müssen alle Bedürfnisse des täglichen Lebens gedeckt werden, darüber hinaus muss davon der benötigte Diesel, Fährkosten, Reparaturen, Visas, Kleidung und was sonst noch so anfällt, beglichen werden. Bisher sind wir sogar mit rund € 1.100 monatlich ausgekommen, allerdings sind unsere Versicherungen in diesem Etat noch nicht berücksichtigt.

Wir wurden oft gefragt – „kann denn das jeder machen, so ein Leben auf Weltreise?“ Klare Antwort – nein! In erster Linie ist es eine Kopfsache, es muss ein Lebenstraum sein, sonst funktioniert es nicht. Mal eben losfahren, das geht so sicher nicht. Das muss man wirklich wollen, das kann man nicht lernen. Aber man kann hinein wachsen. In zweiter Linie ist die wirtschaftliche Möglichkeit der Umsetzung ein ganz entscheidender Punkt. Und dabei ist es gleichgültig, ob man zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit einem Expeditions-LKW unterwegs ist. Das Geld muss reichen, um vernünftig leben zu können, sonst macht es schnell einen Spaß mehr, ganz sicher.

Nun werden wir einige Wochen zuhause mit unseren Familien und Freunden verbringen, die sich alle schon riesig auf uns freuen – ein gutes Gefühl. Denn auch für sie war es eine enorme Umstellung und Gewöhnung, dass wir plötzlich nicht mehr ums Eck wohnen. Gut wir haben regelmäßig Kontakt über Skype oder über Mail, aber das ist eben doch etwas anderes, als mal eben rum zu kommen. Doch auch hier hilft schlussendlich die Gewöhnung an die neue Situation. Wir haben viele Menschen unterwegs kennen gelernt, die aus beruflichen oder persönlichen Beweggründen in anderen Ländern, in anderen Kontinenten leben als ihre Familien. Die fortscheitende Globalisierung der Lebensmöglichkeiten macht auch hier nicht Halt.

Ende Juni werden wir „Manni“ wieder starten, und dann heißt es endgültig -  „wir sind auf Weltreise!“ Dann werden wir jedes Jahr für einige Wochen mit dem Flieger nach Hause kommen, während „Manni“ einstweilen an einem sicheren Platz auf uns warten wird. Und dann kehren wir zu ihm zurück und leben unseren gemeinsamen Traum weiter…

Wir freuen uns, wenn ihr uns auch in Zukunft zumindest virtuell über unsere Homepage begleitet, und wir freuen uns ganz besonders über Euer Feedback zu unseren Berichten und Fotos und Eure Eintragungen in unser Gästebuch, denn nicht nur wir sind für Euch alle weit weg, sondern ihr alle auch für uns. Und jeder Kontakt mit Euch ist für uns auch ein Stück zuhause…

Liebe Grüße an Euch alle

Conny & Tommy