Von der Küste in den Hohen Atlas

Meknes, Rabat, Casablanca. Unsere Rundfahrt zu den Großstädten des Landes ist eher ernüchternd. In Meknes blättert in der Altstadt der Putz an allen Ecken und Enden, Rabat wirkt steril und etwas seelenlos und Casablanca ist der typisch

herzliche Begegnungen unterwegs
herzliche Begegnungen unterwegs
Greniers de Falaises d´Aoujgal
Greniers de Falaises d´Aoujgal
Greniers de Falaises d´Aoujgal
Greniers de Falaises d´Aoujgal
spannende Pistenfahrten vom Mittleren in den Hohen Atlas
spannende Pistenfahrten vom Mittleren in den Hohen Atlas
Übernachtungsplatz am Lac de Tislit
Übernachtungsplatz am Lac de Tislit
Tajineessen mit unseren marokkanischen Freunden
Tajineessen mit unseren marokkanischen Freunden
Dorf Oulgazi im Asif Melloul
Dorf Oulgazi im Asif Melloul
erste neugierige Blicke der Dorfbewohner
erste neugierige Blicke der Dorfbewohner
Einladung zum Tee bei Said und seiner Familie
Einladung zum Tee bei Said und seiner Familie
harte Feldarbeit im Asif Melloul
harte Feldarbeit im Asif Melloul

Meknes, Rabat, Casablanca. Unsere Rundfahrt zu den Großstädten des Landes ist eher ernüchternd. In Meknes blättert in der Altstadt der Putz an allen Ecken und Enden, Rabat wirkt steril und etwas seelenlos und Casablanca ist der typisch afrikanische Moloch von der Innenstadtglasfassade bis hin zur Wellblechhütte am Stadtrand. So fällt uns die Entscheidung leicht, nach unserem Werkstattbesuch wieder in die Berge abzudrehen.

 

Ein weiteres Mal durch den Mittleren Atlas

Das satte Grün der Steineichen und Olivenbäume tut gut nach dem öden Gelb der abgeernteten Felder in den heißen Ebenen. Das rudimentäre Teerbändchen, das notdürftig die holprige Piste bedeckt, schlängelt sich tapfer über die ersten Pässe. Winzige Gehöfte ducken sich in die trockene Erde, die Sommerernte wird überall eingebracht, kleine Herden ziehen mit ihren meist jugendlichen Hirten über die Hügel. Und dann dieses Lachen. Winken. Blitzende Augen. Gleichgültig ob Männer, von der Feldarbeit kommend oder auch nur im Schatten sitzend, ob Frauen, Wasser von den runden Ziehbrunnen holend oder mit Feuerholz schwer beladene Esel vor sich her treibend, oder vor allem die Kinder, schüchtern lächelnd oder frech johlend hinter uns her laufend – selten haben wir eine solch wundervolle Freundlichkeit am Straßenrand erlebt. Kein Betteln, kein Steine werfen, nichts. Nur nette Gesten, Freude, Zufriedenheit. Unglaublich schön…

Ein winziges Dorf. Das löchrige Teerband endet direkt am Dorfbrunnen, gegenüber ein Lokal, auf wackeligen Stühlen sitzend grüßen uns die Männer. Wir schließen unseren Wasserschlauch am Hahn an, der Druck ist nur mäßig. Wir werden zum Tee gebeten, die Runde ist interessiert an dem, was wir tun. Die Zeit rinnt unauffällig dahin, unser Wassertank füllt sich nur langsam, egal. Wir lachen mit den Männern, die blecherne Teekanne kreist, der süße Tee schmeckt. Als wir aufbrechen, winkt uns das ganze Dorf hinterher…

Ein Geheimtip. Noch. Gleich in den Bergen hinter Tizi-n-Isly, da versteckt sich ein gewaltiger Canyon, nicht einmal die Marokkaner kennen ihn bislang. Auf einem schmalen Band in schwindelerregender Höhe Ruinen. Grenier de Falaises d`Aoujgal. Ruinen von Speicherhütten, die hier die Lebensmittel der Menschen von Aoujgal über Jahrhunderte sicher vor Räubern lagern ließen, erst vor wenigen Jahrzehnten aufgegeben. Den Hirten der Umgebung ist noch nicht so recht klar, warum seit einiger Zeit immer wieder mal Fremde den beschwerlichen Weg hier herauf finden, sie haben kein Bewusstsein für Historisches, ihr Alltag ist dafür zu hart. Wir parken direkt an der Abbruchkante, der Blick ist überwältigend.

Die Piste verlangt uns alles ab. „Manni“ macht sich ganz schmal, um sich zwischen Abgründen und stacheligem Geäst hindurch zu schmuggeln, es kratzt und knirscht, doch es passt. Höchste Konzentration beim Fahren ist angesagt, ein Fehler ist fatal. Conny muss oft raus, abschätzen, einweisen. Zentimeterarbeit. Dann eine Furt, die Piste weggespült, die Anfahrt extrem schräg. Zu schräg für „Manni“? Kein Risiko, wir füllen mit großen Steinen auf, zwei Hirten helfen uns spontan. Dann wagen wir es. Die Steine ächzen sich unter „Mannis“ Gewicht, doch es funktioniert, wir sind durch. Wir danken den beiden Hirten, sie winken ab, nicht der Rede wert, kein Fordern nach Belohnung. Danke…

 

Im Hohen Atlas

Wie zwei Tränen in einem faltigen Gesicht, so scheinen sich die beiden klaren Seen von Imilchil in die karge Landschaft einzufügen. Kommst du die staubige Piste hinunter aus den einsamen Bergen, dann erscheinen sie dir wie ein kleines Paradies. Zartes Grün beschattet die Ufer des Lac de Tislit, die Blätter der Pappeln und Birken rauschen im Wind, sanft plätschert das Wasser in leichten Wellen über die Steine. Der Blick schweift weit über den einer Mondlandschaft gleichenden Horizont. Stille, ja Frieden breitet sich aus… Wir sitzen in einer großen Runde, direkt am Seeufer, unter den schützenden Bäumen. Das Feuer glimmt, eine leckere Taijne köchelt seit Stunden vor sich hin. Die Teekanne kreist zum wiederholten Male, Lachen klingt hell in der hereinbrechenden Dunkelheit. Adil, Hicham, Samir und 3 x Mohamed, eine lustige Radlertruppe aus Meknes, hat uns zu sich gebeten, und nun genießen wir gemeinsam den hell leuchtenden Vollmond über dem Lac de Tislit. Wieder mal so ein fast schon magischer Moment…

In Imilchil zweigt eine Piste ins Oued Asif Melloul ab. Staubig und immer schlechter werdend schlängelt sie sich weit hinein in das canyonartige, saftig grüne Tal. An den Lehmbauten eines Dorfes scheitern wir fast, so schmal ist der Weg zwischen  den Häusern hindurch, an einer Stelle ist die Strecke gefährlich unterspült und abgebrochen. Und dann sind wir da, in Ougazi. Wir halten am Ortsrand an. Ungläubiges Staunen löst sich schnell in fröhliche Herzlichkeit auf. Das halbe Dorf folgt uns, als wir uns durch den Ortskern hinunter zum Fußballplatz manövrieren, dort dürfen wir parken. Unglaubliche Szenen spielen sich ab, die Frauen und Mädchen nehmen sofort Conny in Beschlag, Lachen und Kichern klingt herüber, jede will fotografiert werden, tausend Fragen werden gestellt. Wir Jungs tauschen inzwischen fachgerecht die aktuellen Fußballnews aus… Said, der Wortführer und Zaid, sein jüngerer Bruder, der recht gut Französisch spricht, nehmen uns mit auf einen ersten Rundgang durch das Berberdorf, zeigen uns stolz Schule, Krankenstation, Moschee und natürlich ihr eigenes Haus, wo wir im Besucherzimmer, auf dicken Berberteppichen sitzend, mit Tee und Gebäck verwöhnt werden. Die Großmutter und die Schwester kommen hinzu, und wir gehen mit den Menschen auf die Felder und zum Fluss, um mehr über ihr beschwerliches Tagwerk zu erfahren. Und immer winkt man uns zu, lacht uns an, freut sich, dass wir den Weg zu ihnen herauf gefunden haben. Abends dann besucht uns der junge marokkanische Doktor, der hier im abgeschiedenen Berberdorf ein praktisches Jahr leisten muss und erzählt uns stundenlang von seinen oft sehr schwierigen Erfahrungen mit den in ihren Traditionen verhafteten Menschen. Als wir am nächsten Tag gegen Mittag wieder aufbrechen, winkt man uns noch lange nach und einige der Jungs begleiten uns mit ihren Fahrrädern ein weites Stück hinaus…

„Gibt es in Deutschland auch Berber?“ – „Nein, leider nicht…“

Schade eigentlich. Lange denken wir noch über diese interessante Frage nach, die Herzlichkeit dieser einfachen und auch armen Menschen hat uns wieder einmal tief beeindruckt.

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer unter „reiseberichte“ und dann „ tagebuch“

Liebe Grüße an Euch alle

Conny & Tommy

herzliche Begegnungen unterwegs

herzliche Begegnungen unterwegs