Unser Verhältnis zu Ghana...

...bleibt ein Oberflächliches. Liegt es daran, dass es so „westlich“ wirkt? Oder auch daran, dass wir mehr Kontakt zu erfolgreichen Nichtafrikanern haben als zu den Ghanaern selbst? Mal sehen, ob sich dieses Gefühl in Togo wieder ändern wird…

Helmut, der Ananaskönig auf der Tropigha Farm
Helmut, der Ananaskönig auf der Tropigha Farm
frisch gepflanzte Ananasstauden
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Leben am Lake Volta
Leben am Lake Volta
Anreise per Schiff zum Markttag
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Frauen auf dem Weg zum Markt
Frauen auf dem Weg zum Markt
auf dem Weg zum Markt
auf dem Weg zum Markt
Wanderung in üppiger Natur in den Bergen von Wli
Wanderung in üppiger Natur in den Bergen von Wli
der höchste Wasserfall Westafrikas
der höchste Wasserfall Westafrikas
Vegetation und Wasser im Überfluss
Vegetation und Wasser im Überfluss
Universität Lomé - Diskussion mit Studenten
Universität Lomé - Diskussion mit Studenten

...bleibt ein Oberflächliches. Liegt es daran, dass es so „westlich“ wirkt? Oder auch daran, dass wir mehr Kontakt zu erfolgreichen Nichtafrikanern haben als zu den Ghanaern selbst? Mal sehen, ob sich dieses Gefühl in Togo wieder ändern wird…

 

Beim Ananaskönig von Ghana – Vom jungen Aussteiger zum erfolgreichen Unternehmer

Als Helmut Lutz 1988 in einem alten Mercedes-Bus zu seiner Transafrika-Reise aufbricht, weiß er nur eines ganz sicher – Landwirt wie sein Großvater und sein Vater, die in Stuttgart-Bernhausen Kraut in allen Varianten anbauen, will er nie werden. Nach 18 Monaten Abenteuer ist der gelernte Maschinenbauer wieder im Schwabenländle, doch der Afrika-Virus ist gesetzt. Immer wieder nimmt er eine Auszeit, überführt alte Autos nach Westafrika, findet zuhause keine Ruhe mehr.

1993 bekommt er das Angebot, auf einer Früchtefarm in Ghana den Fuhrpark auf Vordermann zu bringen. Aus fünf Wochen werden schlussendlich 22 Jahre…

Schon nach wenigen Wochen leitet er die gesamte Farm mitsamt ihren 300 Mitarbeitern, da der Besitzer nur sehr sporadisch vor Ort ist. Vier Jahr später eröffnet er ein Restaurant mit Strandbar, das wenig später sein Bruder übernimmt, als er ab 1999 seine eigene Farm anfängt aufzubauen. Gemeinsam mit seinem Partner Fritz Schumacher, der für den Vertrieb zuständig ist, pachten sie die ersten 100 von heute 400 Hektar in der Volta-Region rund 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt Accra.

Die Erfolgsstory beginnt: Ananas, Papaya, Mango, Ingwer. 200 Hektar bewirtschaftete Fläche. Nach und nach fast alle maßgeblichen deutschen Einzelhandelsketten als Kundschaft. Zertifizierter Bioanbauer. Jährlich liefert er jetzt jeweils rund 1000 (!) Tonnen Ananas und Papaya per Luftfracht nach Deutschland. Und nun ist er doch das, was er nie werden wollte – Landwirt!

Verheiratet mit einer Nigerianerin, die das Office in Accra leitet, ist der heute 55jährige Vater eines elfjährigen Burschen und schon lange hier verwurzelt. Nach Deutschland zieht es ihn nicht mehr, doch seine schwäbische Lebensart hat er sich behalten. Und als wir abends bei Gulasch mit Spätzle und Blaukraut bei ihm in der guten Stube sitzen und seinen Anekdoten aus über zwei Jahrzehnten Afrika lauschen, da können wir ihn sehr gut verstehen – trotz seinem nach wie vor ausgeprägten schwäbischen Dialekt…

 

Die Volta-Region – immergrünes Paradies zwischen Wasser und Bergen

Als 1966 der riesige Staudamm am Voltafluss in Betrieb genommen und eine gigantische Fläche Land geflutet wurde, entstand der größte Stausee der Welt. Die Veränderungen waren elementar. Nicht nur landschaftlich, vor allem für die Menschen eröffneten sich viele neue Möglichkeiten. Plötzlich gab es Wasser im Überfluss, Felder konnten kultiviert werden, viele wurden Fischer, große Plantagen entstanden in der Region zwischen den Städten Ho und Hohoe.

Auch der Tourismus kam so langsam in Gang. Die bis an ihre Gipfel dicht bewachsenen Berge laden zu Wanderungen ein, unzählige Wasserfälle, allen voran der Höchste Westafrikas in Wli locken jährlich tausende Besucher. Die Lebensbedingungen wurden immer besser, doch leider auch die Gier nach immer mehr Geld. Die Eintrittspreise zu den attraktivsten Spots sind inzwischen unverhältnismäßig hoch, man hat das Augenmaß verloren – schade drum…

Das touristische Potential ist enorm, doch es wird nur sehr rudimentär genutzt, die Infrastruktur hinkt meilenweit hinter den Erwartungen her. Und so kommen nur wenige Menschen in den Genuss eines bescheidenen Wohlstandes. Mal sehen, ob die Verantwortlichen es doch noch eines Tages schaffen, nicht nur die eigenen Taschen zu füllen, sondern alle partizipieren zu lassen.

 

Fazit Ghana

Kommt man aus einem der französisch geprägten Nachbarländer über die Grenze, fällt einem sofort der Unterschied auf. Bessere Hauptstraßen, viel mehr Verkehr, richtige Häuser, bunte Werbeplakate, geschäftiges Treiben. Ghana scheint weiter zu sein als seine Nachbarn, moderner, lebendiger.

Doch nach einigen Tagen im Land erkennen wir, dass vieles nur Fassade ist. Auch hier ist der vorsichtige Wohlstand bei den meisten Menschen noch lange nicht angekommen, jeder Tag ist ein neuerlicher Kampf um die gefüllte Reisschüssel. Und doch spüren wir mehr Aufbruchsstimmung. Die Menschen sind zurückhaltender hier, nicht jeder lächelt und winkt, wie wir das bisher gewohnt waren. Trotzdem sind alle freundlich und hilfsbereit. Die Ordnungsmacht übt hier noch etwas, die Korruption lebt offener, doch uns gegenüber ist meist alles korrekt.

Landschaftlich ist Ghana sicher kein Highlight, nur wenige Strandabschnitte sind richtig schön, lediglich die Region östlich des gigantischen Stausees Lac Volta gefällt mit den grünen Bergen, unzähligen Wasserfällen und kleinen, sauberen Dörfern. Leider wird versucht, bei den wenigen attraktiven Ecken mit überzogenen Eintrittspreisen schnellen Profit zu machen, doch der Schuss wird nach hinten losgehen, immer mehr Besucher sind nicht mehr bereit, dieses Spiel mitzumachen.

Und Ghana war für uns das erste Land in Westafrika, in dem wir mehr Kontakt zu Europäern hatten denn zu den Einheimischen. Hoffen wir mal, dass sich dies wieder ändern wird…

 

Eine aufschlussreiche Diskussionsrunde mit der „Zukunft Afrikas“

Unser Kontakt mit der Organisation „Urbis Foundation“ ermöglichte es, dass wir eines Nachmittags an der Universität in Lomé/Togo die Gelegenheit erhielten, mit 16 Studenten, die von der Organisation gefördert werden, eine lockere Diskussionsrunde zu gestalten. Thema: die Probleme Afrikas und wie in Zukunft damit umgegangen werden sollte.

Um das Ergebnis der dreistündigen Gesprächsrunde gleich mal vorweg zu nehmen – es war ernüchternd! Die jungen Menschen, die uns gegenüber saßen, hatten eigentlich so gar keine wirkliche Idee.

Demographische Entwicklung? Nie gehört. Überbevölkerung in Afrika? Nie bemerkt. Wie viele Menschen gibt es denn jetzt schon hier, wie viele werden es in 40, 50 Jahren sein? Keine Ahnung. Selbst haben sie im Durchschnitt sechs Geschwister – ganz normal. Warum etwas daran ändern? Schon mal darüber nachgedacht, darüber gesprochen? Nö…

Korruption, die Geisel jeder wirtschaftlichen Entwicklung. Klar, gibt es hier. Gibt es doch überall. Aber was kann man denn schon dagegen tun. Möglichst selbst einen lukrativen Job ergattern und dann... Achselzucken…

Soziales Verhalten im Alltag? Verlegenes Lachen. Hilfsbereitschaft außerhalb der Familie? Warum das denn? Miteinander, Füreinander, für eine bessere Zukunft – wie soll das denn gehen? Afrika – Ellenbogengesellschaft…

So ging es im Prinzip Stunde um Stunde. Ach Afrika…

Trotzdem, wir geben noch nicht auf. Denn nur solche Diskussionen helfen schlussendlich, den Menschen ein wenig die Augen zu öffnen, um notwendige Veränderungen zu schaffen.

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer unter „reiseberichte“ und dann „ tagebuch“.

 

Liebe Grüße an Euch alle

 

Conny & Tommy

Anreise per Schiff zum Markttag

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