Marokkos Norden

Und jetzt also Afrika. Zum Einstieg Marokko. Uns ja wohlbekannt, vor allem von unserer erst drei Jahre zurückliegenden Testreise mit „Manni“. Und doch wieder neu, denn die Jahreszeit ist eine andere als damals und wir wollen natürlich eine

einsame Buchten am Mittelmeer
einsame Buchten am Mittelmeer
gebirgige Landschaften im Mittleren Atlas
gebirgige Landschaften im Mittleren Atlas
Sonnenuntergang in der Bucht von Cala Iris
Sonnenuntergang in der Bucht von Cala Iris
steile Pässe im Mittleren Atlas
steile Pässe im Mittleren Atlas
Said in seinem Element als Tajinekoch
Said in seinem Element als Tajinekoch
wir feiern das Ende des Ramadan
wir feiern das Ende des Ramadan
spannende Pisten im Mittleren Atlas
spannende Pisten im Mittleren Atlas
Übernachtungsplatz am Aguelmame Azigza
Übernachtungsplatz am Aguelmame Azigza
Tommy mit seinen Affenfreunden im Zedernwald
Tommy mit seinen Affenfreunden im Zedernwald
Wochenmarkt in Azrou
Wochenmarkt in Azrou

Und jetzt also Afrika. Zum Einstieg Marokko. Uns ja wohlbekannt, vor allem von unserer erst drei Jahre zurückliegenden Testreise mit „Manni“. Und doch wieder neu, denn die Jahreszeit ist eine andere als damals und wir wollen natürlich eine ganze Menge Ecken besuchen, die wir seinerzeit nicht bereist haben. Und im Gegensatz zu damals haben wir nun Zeit im Überfluss, und so können wir ohne ein bestimmtes Tagesziel reisen, denn Ziele verschließen dem Reisenden oft den Blick auf die kleinen Dinge unterwegs, die sich links und rechts des Weges auftun.

 

Durch das Rifgebirge

Die Einreise in Tanger Med, dem modernen Hafen an der Nordküste gegenüber Gibraltar, verläuft absolut entspannt, da die polizeilichen Registrierungen von Personen und Fahrzeugen schon während der Überfahrt auf der Fähre abgewickelt wurden. Die Fahrzeugkontrolle beschränkt sich dann auf ein paar belanglose Blicke in zwei geöffnete Außenstaukästen, und nachdem mir die französischen Übersetzungen für die Nivellierungskeile und die elektrische Kettensäge, auf deren neutrale Verpackungen er wichtig deutet, nicht geläufig sind, ist es dem Zöllner auch schon zu blöde mit mir und wir dürfen samt unserer unzähligen, aber gut versteckten Rotweinflaschen passieren.

Entlang der kurvenreichen Straße hinüber nach Ceuta holen uns dann sehr schnell die akuten Flüchtlingsprobleme Afrikas und Europas ein. Dutzende Schwarzafrikaner lungern entlang der Straße herum, immer ein freundliches Lachen und Winken parat, aber doch in einer hoffnungslosen Spirale verfangen. Weit weg von zuhause, kein Geld in der Tasche und immer in der Hoffnung lebend, den Sprung nach Europa zu schaffen. Rund 60.000 (!) dieser bedauernswerten Menschen hausen an der Nordküste Marokkos in erbärmlichen Lagern, es gibt keinen Ausweg. Ein paar Kilometer weiter dann üppiges Grün rund um moderne Ferienanlagen, Golfplätze und einen der zahlreichen Königspaläste. Kontraste…

In Tetouan bummeln wir durch die urige Medina, auch wenn aufgrund des Ramadans eine fast unwirkliche Ruhe in den engen Gassen herrscht, und holen uns die erste Packung orientalisches Feeling. Lebende Hühner, eisgekühlte Fische, Obst und Gemüse, frische Minze, Datteln und Nüsse, alles auf dem staubigen Boden ausgebreitet und die entsprechenden Düfte verbreitend, lassen uns  eintauchen in die von uns so geliebte arabische Atmosphäre. Die Moderne holen wir uns anschließend im Telecomladen in Form eines Modems mit Internetflatrate und sind ab sofort mit der Restwelt verbunden.

Die nördliche Küste Marokkos ist erst seit wenigen Jahren mit einer vernünftigen Straße erschlossen, und auf der kriechen wir nun mehr als wir fahren in ständigem Auf und Ab über die schroffen Küstengebirge, hinab in die nun meist ausgetrockneten Oueds, und durch landwirtschaftlich geprägte Dörfer, auf deren Straßen die Bäuerinnen noch mit den typischen bunten Quaddeln an den weit ausladenden Strohhüten herum wuseln. Herrliche Strände locken weit unterhalb der kurvenreichen Straße, doch meist sind sie unerreichbar. Alle paar Kilometer wacht ein Militärposten über der Küste, damit in Europa kein zweites Lampedusa entsteht.

Unter der Obhut eines solchen nächtigen wir schließlich am Strand von Et-Tieta-de-Oued-Laou, bevor wir uns wieder den endlosen Kurven der neuen Küstenstraße widmen. In Cala Iris, einem gottverlassenen Nest mit überdimensioniertem Fischerhafen, finden wir unsere Traumbucht. Ein Standplatz unter zwei staubigen Palmen, eingerahmt von einigen weiteren undefinierbaren Gehölzen, vor uns drei Inselchen im klaren Wasser und der unvermeidliche Gendamerieposten, der uns versichert, auf uns aufzupassen, während wir es uns hier gut gehen lassen. Na denn…

Al Hoceima lassen wir buchstäblich links liegen, die Stadt hat nichts wirklich Spannendes zu bieten. In endlosen Kurven queren wir nun das Rifgebirge, drei Pässe bezwingen wir und eine Endlosbaustelle hinunter nach Taza. Dort tauchen wir in den vorabendlichen Souk ein, der gerade zu pulsierendem Leben erwacht. Eng an eng schieben sich die Menschen durch die schmalen Gassen, durch bröckelige Torbögen und vorbei an am Boden ausgebreiteten Waren. Lautstark werden die Waren feilgeboten, flinke Hände prüfen das Angebotene, Münzen und Scheine wechseln die Besitzer. Schlagartig sind wir dort, wo wir hin wollen – in einer anderen Welt. Tütenweise schleppen wir Obst und Gemüse, Fleisch und Brot zum „Manni“, sind nun ausgerüstet für die kommenden Tage in den Bergen südlich von Taza.

 

Im nördlichen Mittleren Atlas

Schroffe Karstfelsen, dichte Wälder mit Stein- und Korkeichen, Berghänge mit Zedern und Olivenbäumen, so präsentiert sich uns die herrliche Gegend um den Jbel Tazzeka. Auf den fruchtbaren Hochplateaus wird jeder Meter für den Anbau von Getreide und Gemüse genutzt, ärmliche Gehöfte liegen oft kilometerweit entfernt irgendwo im Nichts.

Die Straße, die wir nehmen ist schmal, ausgefranzt und löchrig, die harten Winter machen sie immer wieder kaputt. Doch für „Manni“ natürlich kein Problem, aber nur langsam geht es voran. Die wenigen Menschen, die wir sehen, sind durchwegs freundlich, lachen und winken uns zu. Hoch geht es bisweilen hinauf, die 2000er Marke wird gekratzt und dann genommen, der Teer verliert sich in einer guten, aber steilen Piste. Viele Nomadenzelte stehen hier oben, die Hirten sind mit ihren Tieren den Sommer über unterwegs. Erst weit über uns sehen wir die eigentlichen Gipfel, allesamt jenseits der 3000 Meter.

Nach Süden hin weichen die Bäume schließlich der kargen Steinlandschaft der Wüstenplateaus, auch die bewirtschafteten Flächen verlieren sich so langsam. Immer trostloser präsentiert sich die Gegend, genauso trostlos wie das schmale und wellige Restteerband, das kerzengerade, nur von Strommasten begleitet, dem flimmernden Horizont zustrebt. Erst kurz vor Zaida bekommt die Landschaft wieder Konturen, doch staubig bleibt es allemal.

 

Said

Vor drei Jahren waren wir schon mal hier in diesem Nest, wollten etwas Einkaufen und haben schlussendlich die halbe Hauptstraße unterhalten mit dem Eintauschen unserer mitgebrachten Klamotten. Wir halten an, und sofort erinnert man sich an „Manni“ und wir fragen nach Said, der seinerzeit in einem Straßenrestaurant arbeitete und mit dem wir viel Spaß hatten. Wir werden zu seinem Haus in einer staubigen Gasse geführt und es fallen ihm fast seine großen Augen aus dem Kopf, als er uns erkennt. Die Freude ist echt, die Umarmung herzlich, und wir werden in die gute Stube gebeten. Fatima, seine junge Frau und die inzwischen drei Kinder scharen sich um uns und dann gibt es viel zu erzählen, was allerdings nicht ganz einfach ist, da Saids Französisch sehr spärlich und unser „Berberisch“ durchaus ausbaufähig ist. Aber wie immer in solchen Situationen, es wird viel gelacht und schnell funktioniert die Konversation nahezu reibungslos.

Später schlendern wir durch den Ort, werden gegrüßt und zum Tee gebeten, Fatima kocht inzwischen auf, denn es ist der letzte Tag des Ramadan, und ab morgen darf endlich wieder normal gegessen und getrunken werden. So ist die ganze Nacht herzlich wenig an Schlaf zu denken.

Wir sind bei einer arabischen Großfamilie eingeladen, werden bekocht und im Tee ertränkt, Conny mit Henna verziert und die Jungs mit einem Fußball beschenkt. Abends bereitet Fatima dann einen traditionellen Couscous mit viel Gemüse und allerlei undefinierbaren Innereien eines Schafes. Die können wir allerdings routiniert umgehen und verabschieden uns dann schon recht bald totmüde in unseren vor dem Haus parkenden „Manni“.

Beim Abschied gibt es fast Tränen, oder liegt es am Holzkohlenrauch im Straßenlokal, in dem Said seit heute endlich wieder einen Job hat, nachdem er rund zehn Monate keine Arbeit hatte? Winkend und hupend verlassen wir Zaida mit seinen herrlich netten Menschen…

 

Im Zedernwald von Azrou

Der nördliche Mittlere Atlas bietet das größte zusammenhängende Waldgebiet mit Zedern. Auf stellenweise abenteuerlichen Pisten queren wir steile Oueds, erleben ärmliche Ansiedlungen und genießen erfrischende Seen. Der Hauptanziehungspunkt aller Reisenden ist allerdings die inzwischen abgestorbene Riesenzeder „Cedre Gouraud“ oberhalb von Azrou. Dort treffen wir auch wieder Mohammed, einen liebenswerten älteren Herrn, der hier oben Andenken an die Touristen verkauft. Die Begrüßung ist unglaublich herzlich, und wir verbringen einen wunderbaren Abend bei ihm zuhause im Kreis seiner Familie. Natürlich besuchen wir auch jeden Tag die Berberaffenfamilien im Wald um die Cedre Gouraud und erfreuen uns an den putzigen Zeitgenossen und ihren Späßen.

Fünf Tage sind wir hier oben im Wald, und es ergeben sich lustige Treffen mit Lisi und Martin aus Linz, mit Karsten und Cedric aus Zürich und mit Renate und Wolfgang aus Salzburg, alles Traveller, die wie wir unterwegs sind auf dieser schönen Welt und mit denen wir über Mail verbunden sind.

Und dann „freuen“ wir uns auch noch über unsere erste Reifenpanne! Vermutlich hat sich ein Stück Metall hineingebohrt…

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer unter „reiseberichte“ und dann „ tagebuch“

Liebe Grüße an Euch alle

Conny & Tommy


einsame Buchten am Mittelmeer

einsame Buchten am Mittelmeer