Ein bisschen wie Zuhause…

Es ist wieder einmal fast so wie nach Hause kommen. Namibia ist uns so vertraut, dass unser jetziger Aufenthalt kaum etwas mit Reisen an sich zu tun hat. Aber das macht nichts, wir leben ja auf Tour, und da ist es auch mal gut, sich ein wenig langsamer zu drehen…

Abfahrt vom Boshuapass
Abfahrt vom Boshuapass
steinige Pisten im Namib Naukluft Park
steinige Pisten im Namib Naukluft Park
Köcherbäume bei der Blutkuppe
Köcherbäume bei der Blutkuppe
schier unendliche Weite vom Gipfel der Blutkuppe
schier unendliche Weite vom Gipfel der Blutkuppe
Blick von der Blutkuppe
Blick von der Blutkuppe
Blick von der Blutkuppe
Blick von der Blutkuppe
Welwitschia mirabilis - eine der ältesten Pflanzenarten der Welt
Welwitschia mirabilis - eine der ältesten Pflanzenarten der Welt
Landschaft im Moon Valley
Landschaft im Moon Valley
urweltliche Mondlandschaft
urweltliche Mondlandschaft
urweltliche Mondlandschaft
urweltliche Mondlandschaft
urweltliche Mondlandschaft
urweltliche Mondlandschaft
Fahrt durch die Mondlandschaft
Fahrt durch die Mondlandschaft
Abendstimmung am Granitfelsen von Mirabeb
Abendstimmung am Granitfelsen von Mirabeb
Blick über den Kuiseb Canyon
Blick über den Kuiseb Canyon
wenig fachgerechte Arbeiten in den Werkstätten...
wenig fachgerechte Arbeiten in den Werkstätten...

Es ist wieder einmal fast so wie nach Hause kommen. Namibia ist uns so vertraut, dass unser jetziger Aufenthalt kaum etwas mit Reisen an sich zu tun hat. Aber das macht nichts, wir leben ja auf Tour, und da ist es auch mal gut, sich ein wenig langsamer zu drehen…

 

Der Namib Naukluft Park zwischen Windhoek und Swakopmund

Steil windet sich die steinige Piste vom Boshuapass hinunter, die glatt geschliffenen Granitbuckel der Witwatersberge signalisieren schon von Weitem die Grenze zum Namib Naukluft Park. Fast wie von einem imaginären Lineal gezogen geht das bewirtschaftete Farmland nun in brettebene Steinwüste über. Zwei aufgeschreckte Springböcke versuchen in mörderischem Tempo „Mannis“ sonoren Brummen zu entkommen, ein stolz aufgerichteter Oryx dagegen verlässt deswegen nicht den spärlichen Schatten der einzigen sichtbaren Akazie.

Langsam rumpeln wir über die schmale Spur, vor uns flimmert die heiße Luft über den schwarzen Steinen. Eine kaum merkliche Senke, die Tinkas Flats, markieren eine saisonale Wasserstelle, diesmal selbst jetzt während der eigentlichen Regenzeit ausgetrocknet. Erst an einem filigranen Steinbogen, dem Rock Arch, machen wir halt, bemühen seinen spärlichen Schatten für eine verdiente Mittagsrast. Wir wandern ein wenig zwischen den willkürlich hingewürfelten Steinbrocken umher, doch es ist heiß, zu heiß. Also weiter.

Der rund abgeschliffene Block der Blutkuppe markiert uns die Richtung. Blutrot leuchtet der erodierte Granitberg bei Sonnenuntergang, der Blick vom Gipfelplateau beeindruckend in seiner Weite. Doch zu viele Fliegen vergällen uns den Aufenthalt diesmal, ein abgestürztes, totes Zebra lockt die lästigen Zeitgenossen in Scharen an.

Knorrige Köcherbäume strecken ihre dürren Äste scheinbar hilfesuchend in den stahlblauen Himmel, von dem herab ohne jegliches Erbarmen die glutheiße Sonne ihr mörderisches Spiel treibt. Nur die bodendeckenden Welwitschias trotzen seit tausenden von Jahren diesen unwirtlichen Voraussetzungen. Diese eigenwilligen Gewächse mit ihren flach unter der Oberfläche verlaufenden Wurzeln werden bis zu 1.500 Jahr alt und sind damit eine der ältesten bekannten Pflanzengattungen.

Plötzlich scheinen wir auf dem Mond gelandet zu sein. Bizarre, fast schwarze Verwerfungen füllen das zerklüftete Tal, das der Swakop hier mit Hilfe nicht enden wollender Wüstenstürme in Millionen von Jahren geschaffen hat. Wir gleiten hinunter durch die gespenstig anmutenden Gesteinsformationen und finden zwischen Palmen und Schilfgewächsen im sandigen Revier des Flusses einen wundervollen Platz zum Verweilen.

Viel weiter südlich nutzen wir die goldgelben Sanddünen der Namibwüste als Orientierung. Entlang des nun ausgedörrten Kuisib-Reviers erreichen wir über steinige Ebenen die winzige Ansiedlung von Homeb. Unter weit ausladenden Bäumen beziehen wir Quartier, bald schon flackert ein üppiges Lagerfeuer am versandeten Fluss.

Nach rascher Fahrt über die unwirtliche Zebra Pan, ausgestorben und fast unwirklich öde, erhebt sich die Granitinsel von Mirabeb aus der flimmernden Luft. In ihrem Schatten genießen wir die fast schon schmerzhafte Stille und Reinheit der Wüste. Wir erklimmen die einzelnen Gipfel, unsere Blicke verlieren sich fast in der unendlich erscheinenden Weite.

Kurz vor dem Kuisibpass zeigt sich der Kuisib Canyon von seiner beeindruckendsten Seite. Tief hat sich der Fluss in regenreichen Perioden in das weiche Gestein gegraben, sucht sich immer wieder den Weg des geringsten Widerstandes. Wir bleiben an der nahezu senkrechten Kante, erfreuen uns an den tageszeitlich wechselnden Farbspielen der unbändigen Natur. Und als die Nacht ihr leuchtendes Sternenzelt über uns wölbt, spüren wir wieder einmal, dass es genau diese Momente sind, die wir so lieben…

 

Werkstatterfahrungen in Namibia – „ back to Africa?“

Unsere bisherigen Erfahrungen mit Werkstätten in Afrika waren, nun ja, wenig überzeugend. Wenn Du nicht jeden Handgriff kritisch beäugst und darauf achtest, dass alles schlussendlich wieder richtig zusammengesetzt ist, dann kannst Du sicher sein, dass so manche Schraube übrig bleibt und nach wenigen Kilometern der neue Schaden den eigentlich zu behebenden deutlich übersteigt.

Aber wir sind ja jetzt in Namibia. Deutsche Inhaber ordentlicher Werkstätten bürgen schließlich für gewohnte Qualität, zügiges Arbeiten ausgebildeter Fachkräfte lässt einen nicht den ganzen Tag zwischen Drehbänken und Ölwannen verbringen. Soweit die Theorie…

Öl- und Filterwechsel bei MAN stehen an. Reine Routine, zwei Stunden Arbeit, ratz-fatz und fertig. Denkt der optimistische Kunde. Zwei schwarze Fachleute nehmen sich dem Auftrag an, einer macht, der andere schaut. Stundenlang. Ich helfe mit, doch es beschleunigt die Sache nicht wirklich. Die meiste Zeit geht nämlich für das nach langem Suchen in der Ersatzteilkammer einzelne Antragen der benötigten Teile drauf. Auf der Rechnung stehen dann auch sechs unglaubliche Arbeitsstunden, inklusive Mittagszeit, ausgiebigen Wanderungen zwischen Ersatzteillager und Werkstatt und hingebungsvollem Nasenbohren. Eine sehr bestimmt geführte Diskussion im Chefbüro korrigiert das Ganze dann auf realistische zwei Stunden.

Die Gummibuchsen der vorderen Blattfedern sind durchgescheuert. Keine Gefahr im Verzug, Verschleißteile, ganz normal auf Afrikas Pisten. Die uns empfohlene Werkstatt signalisiert Kompetenz und für vier Stunden Arbeit einen anständigen Preis. Also los. Kurze Erklärung des Auftrags an die schwarze Mechanikertruppe, dann erst mal lange nichts. Fünf Mann hocken mit fragenden Mienen zwischen „Mannis“ Vorderrädern, beratschlagen und palavern. „Sag mal, Dieter“, frage ich den deutschstämmigen Werkstattmeister nach einer angemessenen Wartezeit vorsichtig, „bist Du Dir sicher, dass die Jungs das schon mal gemacht haben?“ „Na klar, das können die normal schon. Aber heute ist Wochenanfang, und da haben die das von letzter Woche sicher gerade vergessen…“ Iss ja beruhigend, denkt da der brave Kunde leicht verstört. Sie fangen an. Aufbocken, Räder runter, Schrauben lösen. Aber doch nicht alle! Rumms, die gesamte Vorderachse fliegt in den Dreck, der mobile Wagenheber schießt unter „Manni“ vor. Betretenes Glotzen der Fachkräfte. „Dieter!!! Das kann`s doch nicht sein, oder?“ Lässig die Kippe im Mundwinkel kauend, kalauert er achselzuckend: „Iss doch nicht schlimm, heben wir eben wieder hoch…“ Spätestens jetzt fängt der verzweifelte Kunde an, leicht böse zu werden. Der Luftfilterbehälter ist im Weg, die Jungs kommen nicht so recht an die Schrauben. Ein knirschendes Geräusch lässt uns zusammenfahren, der Behälter ist weithin sichtbar verdellt, aber er ist raus aus seinem störenden Platz. „Dieter, was machen die da? Das geht doch anders auch, oder?“ Unverständnis. „Aber das sieht doch keiner, das ist doch wurscht.“ Spätestens jetzt sollte der geduldige Kunde vorsichtshalber mit Kabelbindern an eine sichere Hallensäule angebunden werden… Nach einem ausgefüllten Werkstatttag ist alles wieder an seinem Platz, die Jungs haben nichts dazugelernt, der Kunde ist mit den Nerven fertig und Dieter nimmt ohne Murren den Lohn für vier Stunden Facharbeit an sich, natürlich ohne Quittung.

„Mannis“ Auspuffendrohr, immerhin stolze zwei Meter lang und mehrfach gebogen, hat sich mal wieder verabschiedet. Direkt am Topf abvibriert. Das Spiel kennen wir schon, nichts Größeres.  Nachdem uns Dieter signalisierte, dass Schweißen nicht gerade seine Stärke sei, nehmen wir schleunigst Reißaus, suchen eine andere Fachwerkstatt. Schnell werden wir fündig, der Name ist uns bekannt, auch eine Empfehlung. Mutig erklären wir dem deutschen Chef unser Problem und unser Anliegen. „Alles klar, wir schweißen ein Stück flexibles Rohr zwischen Topf und Auspuff, dann vibriert da nix mehr ab. Ist gleich fertig.“ Klingt logisch und klug, wir nicken. Eine Stunde später hat der schwarze Werkstattfachmann die erste Schraube der Halterung gelöst. Ich verkneife mir die Hochrechnung der anfallenden Arbeitsstunden und bleibe betont optimistisch. Schon gegen Mittag kommt der Topf unter „Mannis“ Bauch hervor, das flexible Rohr wird zugeschnitten und angeschweißt. Leider ist der Durchmesser von Flexrohr und Auspuffrohr nicht wirklich kompatibel, im Fundus der Werkhalle nichts Passendes aufzutreiben. Der Schweißer verschwindet im angrenzenden Industriegebiet, kommt eine Stunde später mit einem gebogenen Abflussrohr, plastikummantelt, zurück. Nach drei Schnittversuchen passt das Reststück endlich. Plötzlich geschäftiges Messen und markieren an unserem intakten Auspuffrohr. „Kay, was machen die da?“ „Also, die müssen jetzt da ein Stück herausschneiden, damit das Ganze nach dem Einsetzen des Flexirohrs wieder die richtige Länge hat. Die haben genau gemessen.“ „Aber die dürfen das doch nicht da, wo sie es angezeichnet haben, herausschneiden, das passt doch nie.“ „Keine Angst, die wissen schon was sie tun.“ Kreischend zersägt die Flex unser schönes Auspuffrohr in drei ungleiche Teile. Wildes Schweißen fügt alles wieder zusammen, stolz kriechen die Profis samt Rohr unter „Mannis“ Unterseite. Verdächtig lange wurschteln sie nun mit dem Rohr zwischen Topf, Kardanwelle und Batteriekasten, beratschlagen die wildesten Halterungsmöglichkeiten. „Kay, schau doch mal bitte, das passt doch nie!“ Passt auch nicht, genau um das herausgeflexte Teil zu kurz! Na prima! Statt einer Schwachstelle haben wir jetzt deren vier! „Also, wärst Du damit einverstanden, wenn wir das jetzt so passend machen?“ „Kay, ich glaube, Du solltest ein neues Auspuffrohr bestellen. Geht dann aufs Haus, gell?“ Die Idee mit dem Flexrohr war ja ganz nett, nur ist jetzt sogar noch eine zusätzliche Halterung nötig – wegen der Vibrationen… Resümee: Einmal Auspuffrohr anschweißen lassen, acht Stunden Werkstattaufenthalt, viergeteilter und falsch zusammengeschweißter Auspuff an zusätzlich notwendig gewordener Halterung provisorisch aufgehängt. Zumindest hat sich keiner getraut, uns eine Rechnung zu bringen, bevor wir mit kokelnder weil plastikummantelter Rohrverbindung erschöpft vom Hof rollen…

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer unter „reiseberichte“ und dann „ tagebuch“ - click hier

 

Liebe Grüße an Euch alle

 

Conny & Tommy

Mirabeb im Namib Naukluft Park

Mirabeb im Namib Naukluft Park