Durch die Sahara

Der Weg hinunter ins wahre Afrika, der führt immer durch die scheinbar endlosen Weiten der Sahara. Wir wählen dafür anspruchsvolle und spannende Pisten, die uns durch entlegene Gebiete Zentralmauretaniens führen werden.

Manni trifft Erzbahn, den längsten Zug der Welt
Manni trifft Erzbahn, den längsten Zug der Welt
Anfahrt durch die Dünen zum Monolithen Ben Amira
Anfahrt durch die Dünen zum Monolithen Ben Amira
Ben Amira, der höchste Monolith der Welt
Ben Amira, der höchste Monolith der Welt
Übernachtungsplatz am Karavanentrail
Übernachtungsplatz am Karavanentrail
BilderbuchoaseTerjit
BilderbuchoaseTerjit
die alte Moschee von Chinguetti
die alte Moschee von Chinguetti
traumhafter Übernachtungsplatz an der Hangdüne von Zarga
traumhafter Übernachtungsplatz an der Hangdüne von Zarga
malerisches Guelta Taourjeft
malerisches Guelta Taourjeft
Eimerdusche am Brunnen im Guelta Taourjeft
Eimerdusche am Brunnen im Guelta Taourjeft
Guelta Matmata - Refugium der letzten Sahara-Krokodile
Guelta Matmata - Refugium der letzten Sahara-Krokodile
ein scheuer Blick des Krokodils
ein scheuer Blick des Krokodils
Sahara-Krokodil beim Sonnenbaden
Sahara-Krokodil beim Sonnenbaden

Der Weg hinunter ins wahre Afrika, der führt immer durch die scheinbar endlosen Weiten der Sahara. Wir wählen dafür anspruchsvolle und spannende Pisten, die uns durch entlegene Gebiete Zentralmauretaniens führen werden.

 

Grenzübergang afrikanisch – die Erste…

Die Luft flimmert, es ist heiß. Sahara eben. Ständiger Wind macht es aber halbwegs erträglich, zumindest die Temperatur. Dafür ist es sandig. Sehr sandig. Im „Manni“, unter dem Hemd, in den Augen. Beim Kauen knirscht es. Überall Sand.

Vor uns zwei Dutzend Senegalesen in vollgepackten „alles was so fährt“. Heimreise. Nur stockend geht es vorwärts. Dann, endlich im Zollhof bei den Marokkanern. Freundlicher Empfang. Erst Polizei – Stempel. Dann Zoll – Stempel. Dann wieder Polizei – Zollstempel prüfen. Dann zum Scanner, „Manni“ röntgen. Dauert alles unendlich. Und der Sand. Vorher alles eintragen in ein großes Buch, persönliche Daten, Autodaten. Warten. „Waffen dabei? Sprengstoff, Macheten? Gasspray?“ Klar, jede Menge… Was für ein Unsinn! Schrecksekunde – unser Zollzettel ist plötzlich weg! Wieder da… Dann nochmal Zoll und Stempel vom Chef. Endkontrolle, nochmal Polizei. Wieder alles in ein großes Buch…

Endlich, raus aus dem Zollhof. „Bon route…“

Das Niemandsland. Vier Kilometer übelste Steinpiste mit Weichsandfeldern. Die Ränder vermint, kein Ausweichen möglich. Die Ersten bleiben stecken, für „Manni“ kein Problem.

Der mauretanische Grenzposten. Kurz vor Ladenschluss. Erst mal die Schlepper abwimmeln, dann zum Beamten. „Was wollt ihr denn noch hier! Visa? Na gut, schnell, schnell!“ Fingerabdrücke, Foto, jeder 50 Euro – fertig. Das flutscht ja richtig hier! Der Zoll – kleine Menschentraube vor der Amtsstube. Papier ausfüllen, der Offizier hilft mit, will ja Feierabend machen. „Ihr braucht ein Laissez-Passer, einen Passierschein, kostet 10 Euro oder 100 Dirham“. Ich hab`s beobachtet, die Scheine wandern ohne Quittung in die Schublade. Ich zeige ihm den Schein, halte ihm unser Carnet de Passage vor die Nase, quatsche ihn voll. Mein Schein wandert wieder unauffällig zurück zwischen meine Unterlagen, er merkt es nicht. Kann ich auch, die afrikanische Masche… Währenddessen das Carnet abgestempelt, prima.

Raus zur Fahrzeugkontrolle. Steht da einer mit einem Parkticket, will Geld. Ich lach mich tot oder ihn aus, weiß nicht mehr genau. Gezahlt wird nix! Dann der Kontrolleur vom Zoll. „Deutsch? Super, haben die Franzosen geschlagen! – Ja, bei der Fußballweltmeisterschaft, gell?  -  Nein, nein, im großen Krieg! – Ach so…“ Freut sich. „Kann ich mal reinschauen? – Klar, aber Schuhe aus, ist ja unser Haus! – Alkohol dabei? – Ja, aber nur noch eine halbe Flasche Rotwein im Kühlschrank. – Ok, ist kein Problem.“ Auch gut, die anderen 15 Flaschen gut durchgebracht… „Alles fertig jetzt? – Ja, nur noch zur Polizei.“ Wieder großes Buch, Stempel. Dauert. Dann, der finale Schlagbaum…

Viereinhalb Stunden für zwei afrikanische Grenzen bei außergewöhnlich viel Verkehr - guter Wert! Alles soweit korrekt, nichts bezahlt – sehr guter Wert! Der Trick mit der späten Ankunft an der Grenze hat sich also bewährt.

Inzwischen ist es stockdunkel, noch 50 Kilometer bis Nouadhibou. Wir sind in Mauretanien!

 

1000 Kilometer Wüstenpisten

Mauretanien ist in erster Linie ein Wüstenland. Unendlich ziehen sich goldgelbe Sanddünen, schwarz schimmernde Geröllplateaus oder welliges, mit robusten Tamarisken und stacheligen Gräsern bewachsenes Brachland bis zum Horizont. Und hinter diesem dann dasselbe Bild…

Hier wollen wir durch auf unserem Weg nach Süden. Rund 1000 einsame Kilometer müssen dabei bezwungen werden. Wir schließen uns mit Carina und Stany aus Belgien zusammen, mit zwei Lastern erhöhen wir unsere Sicherheit bei eventuell auftretenden Problemen.

Die erste Etappe ist orientierungsmäßig eigentlich einfach. Immer entlang der Erzbahn nach Osten, die mit den gigantischsten Zügen der Welt aus dem über 750 Kilometer entfernten Abbaugebiet Eisenerz nach Nouadhibou karrt. Erst am dritten Tag treffen wir wieder auf Menschen. Ärmlichste Behausungen mitten im Nirgendwo, an der Lebensader Bahndamm gelegen. Für uns nicht vorstellbar, hier zu leben…

Ein riesiger Monolith fokussiert unsere Blicke. Der Ben Amira taucht schemenhaft in der sandgeschwängerten Luft auf. Weitere dieser glattgeschliffenen Granitkegel flimmern am Horizont. Viel höher als sein berühmter roter Bruder in Australien beherrscht er weithin die Szenerie. Ein tolles Bild!

Dann Choum, ein elendiges Nest, von Müllhalden umgeben. Hier verlassen wir die Erzbahn, wenden uns nach Süden, nach Atar, Zentrum der maurischen Bevölkerung. Wir erholen uns in der malerischen Oase Terjit - stattliche Palmen, weiche Dünen, strohgedeckte Rundhütten, Wasser plätschert. Die Menschen freundlich, kein Betteln, statt dessen Einladungen zur traditionellen Teezeremonie.

Anders dagegen das berühmte Chinguetti, einst heilige Stadt des Islam, geheimnisvolles Ziel aller Wüstenreisenden, Zauber der Vergangenheit, Weltkulturerbe. Die Altstadt, zwischen sandigem Oued und unaufhörlich vorrückenden Dünen erstickt so langsam, allerdings vor allem im eigenen Müll. Die historischen Häuser, meist zerfallen, nur wenige sind noch erhalten, die meisten der uralten Holztüren verschwunden. Der weithin bekannte, aus losen Steinen aufgerichtete Turm der Moschee steht traurig inmitten eines hässlichen Trümmerfeldes. Und der letzte Rest des alten Zaubers verfliegt mit den aufdringlichen „cadeau, cadeau“- Forderungen der Kinder und den hartnäckigen Angeboten der jungen Frauen, ihre Souvenirs an den Mann zu bringen. Schade…

Die zweite Etappe hinunter nach Tidjikja quert endgültig die mauretanische Sahara. Vereinzelt stoßen wir auf Nomaden, sonst sind wir tagelang allein. Großartige Streckenabschnitte durch vom Wind modellierte Wanderdünen, spannende Spurensuche in unübersichtlichen Weichsandfeldern, nerventötende Schleichfahrt über scharfkantige Felsriegel, traumhaftes Guelta Taourjeft mit der berüchtigten Hangdüne, die es aufwärts zu überfahren gilt und überraschenderweise auch erste kurze Abschnitte mit nagelneuem Asphalt. Nicht mehr lange, und diese Durchquerung wird ihren ursprünglichen Reiz verloren haben…

Und dann haben wir es geschafft, nach zwei Wochen Wüstenabenteuer erreichen wir wohlbehalten  Tidjikja! Die Sahara liegt hinter uns…

 

Die letzten Sahara-Krokodile

Manchmal tauchen Fotos von ihnen auf, kleine, keinen Meter lange Krokodile. Sehr scheu und deshalb lange Zeit für ausgestorben gehalten, soll es noch rund 100 Exemplare in verschiedenen, sehr versteckt liegenden Gueltas hier am Südrand der mauretanischen Sahara geben.

Wir fahren zum Guelta Matmata. Tiefsandiges Gelände erschwert die Anfahrt, in den einsamen Weilern laufen die Menschen neugierig zusammen, wenn wir uns den ärmlichen Hütten nähern oder uns entlang der jetzt nach der Regenzeit üppig grünen Felder durch den angetrockneten Schlamm quälen.

Dann ist Schluss, wir stehen im Palmenhain des Dorfes Matmata, umringt von tiefschwarzen Gesichtern, die schüchtern lachen und uns vorsichtig beobachten. Willkommen in Afrika! Ab hier geht es morgen nur noch zu Fuß weiter. Wir nächtigen vor dem Ort, jede unserer Bewegungen wird von den vielen Kindern interessiert beobachtet, wir sind die Attraktion des Tages!

Früh am Morgen machen wir uns bei fast schon 45°C auf den einstündigen Weg tief hinein ins Guelta Matmata. Hohe Palmen säumen die sandigen Wassertümpel, die sich zwischen hoch aufragenden Felswänden verstecken. Und wir haben Glück – zwei kleine Augen samt einer langen Schnauze blinzeln aus dem trüben Wasser. Es gibt sie also tatsächlich noch, die letzten Sahara-Krokodile! Den ganzen Tag liegen wir auf der Lauer, und wir werden belohnt für unsere Geduld. Ein weiteres dieser scheuen Tiere sonnt sich lange auf einer Sandbank, nicht weit von uns entfernt. Doch bei der ersten Bewegung unsererseits, verschwindet es wieder blitzschnell im trüben Wasser und ward nicht mehr gesehen.

Ein tolles Erlebnis, diese seltenen Tiere zu Gesicht bekommen zu haben!

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer unter „reiseberichte“ und dann „ tagebuch“.

Liebe Grüße an Euch alle

Conny & Tommy

Dünenanfahrt zum Monolithen Ben Amira

Dünenanfahrt zum Monolithen Ben Amira