Der weite Süden

Südlich des Hohen Atlas, dort, wo die Berge weniger schroff, die Winter milder und die unendlichen Weiten der Sahara sich andeuten, da wird das Land trockener, die Stürme heftiger und die Lebensbedingungen der Menschen dadurch nicht leichter. Wir genießen die Gastfreundschaft der Berber hier im Anti-Atlas, trotzen der starken Winde der nahezu menschenleeren Atlantikküste und rollen durch die nicht enden wollende Weite der Westsahara nach Süden.

Marokko ist und bleibt eines unserer Lieblings-Reiseländer

Marokko ist und bleibt eines unserer Lieblings-Reiseländer
Speicherburg Id Aissa bei Amtoudi
Speicherburg Id Aissa bei Amtoudi
Bienenzellen in der Speicherburg Id Aissa bei Amtoudi
Bienenzellen in der Speicherburg Id Aissa bei Amtoudi
Vorratskammern in der Speicherburg Id Aissa bei Amtoudi
Vorratskammern in der Speicherburg Id Aissa bei Amtoudi
alte Schriftrollen aus der Speicherburg Id Aissa bei Amtoudi
alte Schriftrollen aus der Speicherburg Id Aissa bei Amtoudi
Piste zur Speicherburg Mharz
Piste zur Speicherburg Mharz
wunderschöner Platz im Oued Chbika
wunderschöner Platz im Oued Chbika
Atlantikküste im Oued Crâa
Atlantikküste im Oued Crâa
Übernachtungsplatz im Oued Crâa
Übernachtungsplatz im Oued Crâa
die Lagune von Dakhla
die Lagune von Dakhla

Südlich des Hohen Atlas, dort, wo die Berge weniger schroff, die Winter milder und die unendlichen Weiten der Sahara sich andeuten, da wird das Land trockener, die Stürme heftiger und die Lebensbedingungen der Menschen dadurch nicht leichter. Wir genießen die Gastfreundschaft der Berber hier im Anti-Atlas, trotzen der starken Winde der nahezu menschenleeren Atlantikküste und rollen durch die nicht enden wollende Weite der Westsahara nach Süden.

 

Die Agadire im Anti-Atlas

Meist wachen sie schon weithin sichtbar über die kargen Ebenen, trutzige Speicherburgen, Agadire genannt, aus Schiefersteinen ohne Mörtel errichtet, in denen die Dorfgemeinschaften der Berberstämme im Anti-Atlas seit Jahrhunderten bei heranziehender Gefahr Schutz fanden. Im Inneren dieser schwer zugänglichen und immer streng bewachten und ummauerten Burgen finden wir hunderte abschließbarer Aufbewahrungszellen für Lebensmittel, Waffen oder auch wichtiger Urkunden, es gibt Zisternen, Bienenzellen, Gemeinschaftsküchen und natürlich auch eine Moschee. Bis weit hinein in die Fünfzigerjahre des letzten Jahrhunderts wurden diese Agadire noch aktiv von den Familien der Dorfgemeinschaften genutzt, erst mit der Unabhängigkeit Marokkos und der daraus resultierenden Ordnung und Sicherheit wurden sie nach und nach aufgegeben. Heute sind sie ein interessantes Zeugnis der Geschichte der Berberstämme.

 

Die Westsahara – Marokko oder doch nicht?

Es ist ein riesiges, vorwiegend flaches Wüstengebiet, unwirtlich einsam, von wenigen Nomadenstämmen der Saharawis nur noch spärlich bevölkert, das wir auf unserem weiten Weg hinunter nach Westafrika durchqueren. Von Marokko vor 40 Jahren annektiert und seither kontrolliert und inzwischen auch überwiegend von Marokkanern aufgrund steuerlicher Anreize bevölkert, immer wieder von der algerisch unterstützten Freiheitsbewegung Polisario attackiert, um die Unabhängigkeit zu erreichen, schwelt hier seit dem Abzug der Spanier ein nicht enden wollender Konflikt. Die militärische Präsenz Marokkos ist erdrückend, unzählige Straßencheckpoints müssen helfen, den Deckel auf dem brodelnden Topf zu halten.

Kilometer um Kilometer zieht sich die schmale und an ihren Rändern meist ausgefranzte Straße nach Süden. Nur drei nennenswerte Städte auf 850 Kilometern zeugen von der Einsamkeit, die einen hier umgibt. Meist tosen heftige Stürme über das Land, aufgeheizt von der Unendlichkeit der Sahara oder Kühle bringend aus den Weiten des Atlantiks. Unwirtlich, lebensfeindlich, stoisch den Gewalten der Natur trotzend, präsentiert sich dieser Landstrich dem Reisenden, sicher einer der ödesten der Welt. Wir begegnen nur wenigen Menschen da draußen, meist sind es Fischer, die unter ärmlichsten Bedingungen in winzigen Zelten oberhalb der Steilküste hausen und versuchen, dem Fischreichtum des kalten Kanarenstroms etwas abzuringen.

Die spärlichen städtischen Ansiedlungen dagegen sind marokkanisch dominiert, die wenigen noch verbliebenen Saharawis weitgehend assimiliert. Es ist vor allem der Rohstoff Phosphat, der diese Region für die Marokkaner so interessant macht. Und natürlich die strategische Lage. So wird sich wohl auch in Zukunft nichts an dieser festgefahrenen Situation ändern…

 

Fazit Marokko

„Marokko? – Nein, da fahren wir nicht mehr hin! – Da ist ja übelste Abzocke, andauernde Belästigung, Steine werfende und bettelnde Kinder. – Keinem kannst Du dort trauen! –  Du kannst nicht frei campen, Du wirst überfallen! - Und schmutzig ist es dort, Dreck und Müll ohne Ende…“

Immer wieder hören und hörten wir auch solche Töne. Ansichtssache… Jeder Reisende empfindet und erlebt eben anders.

Marokko? Immer wieder gerne! Über zwei Monate waren wir nun wieder einmal hier, und wir haben ausschließlich Positives erleben dürfen. Abgezockt wurden wir nie, wir fragten halt vorher, was es kostet und signalisierten damit, dass wir uns mit den Preisen auskennen. Belästigt? Nein, nicht wirklich. Wir machten freundlich auf unsere Unwilligkeit, etwas zu erwerben, aufmerksam, und schon wurden wir in Ruhe gelassen, fanden immer Zeit für ein nettes Gespräch.

Steine werfende Hirtenjungen gehören endgültig der Vergangenheit an, ein freundliches Winken und Lachen verhindert schon im Ansatz eine solche Idee. Das Betteln ist heute oftmals ein lustiger Versuch ohne echte soziale Not, der sich mit einigen witzigen Worten meist schnell erledigt hat. Nur das mit dem Schmutzig, das stimmt leider. Der Müll ist uferlos, ganze Städte und Dörfer versinken im Unrat und Plastikresten. Aber auch hier gibt es inzwischen erfreuliche Lichtblicke. So manche Kommune hat das Problem erkannt und erfolgreiche Gegenmaßnahmen ergriffen.

Marokko ist ein absolut sicheres Reiseland. Wir übernachteten bis auf eine Handvoll Ausnahmen immer irgendwo in der Natur oder in den Ortschaften und fühlten uns nie unsicher. Im Gegenteil, jedermann beteuerte uns, hier sei alles absolut sicher und man würde persönlich ein Auge darauf werfen…

Und hier sind wir bei der unglaublichen Gastfreundschaft angelangt. Die meisten Besucher Marokkos bekommen sie gar nicht so wirklich mit, da sie sich mehrheitlich in Gruppen zwischen Touristenzentren und Campingplätzen ghettoisieren. Dazu verhindert das aufgeschwatzte Misstrauen gegenüber Fremdem, auf die Menschen offen zuzugehen. Wir haben jeden Kontakt, jede Einladung, jedes Gespräch genutzt, um mit den Menschen wirklich Zeit zu verbringen. Und wir erlebten unglaublich viele herzliche und emotionale Momente. Vielen Dank für all die wundervollen Begegnungen!

Und dann, klar, die abwechslungsreiche Natur! Unendliche Strände am stürmischen Atlantik, dichte Zedernwälder im Mittleren Atlas, geheimnisvolle Königsstädte voll historischer Erinnerungen und pulsierendem Leben, schroffe Viertausender im Hohen Atlas, grüne Palmenoasen, versteckt in schwer zugänglichen Canyons oder geschützt hinter hohen Sanddünen, herrschaftliche Kasbahs und trutzige Agadire im Anti-Atlas, und schließlich die horizontweite Leere im tiefen Süden.

Marokko wird immer eines unserer Lieblingsziele bleiben – inch`allah…

Und nun, auf nach Mauretanien!

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer unter „reiseberichte“ und dann „ tagebuch“.http://www.mantoco.com/reiseberichte/tagebuch/2014-suedwesteuropa-marokko-mauretanien.html

Liebe Grüße an Euch alle

Conny & Tommy

Übernachtungsplatz unter Palmen

Übernachtungsplatz unter Palmen