Angolas zwei Seiten…

Angola gefällt uns, Angola nervt uns. Kein anderes Land hat uns bisher so viel Geduld abverlangt, kaum ein anderes Land hat uns aber auch ein so entspanntes Reisen geboten. Zwei Herzen schlagen in unserer Brust…

traurige Realität in Luanda
traurige Realität in Luanda
Müllberge prägen vielerorts das Stadtbild
Müllberge prägen vielerorts das Stadtbild
Macht und Reichtum im Überfluss
Macht und Reichtum im Überfluss
Kontraste - Slums gleich hinter den Glaspalästen
Kontraste - Slums gleich hinter den Glaspalästen
ausrangierte Schiffe rosten vor sich hin
ausrangierte Schiffe rosten vor sich hin
Miradouro da Lua, von Wind und Wetter gestaltet
Miradouro da Lua, von Wind und Wetter gestaltet
Kinderreichtum - Afrikas grosses Zukunftsproblem
Kinderreichtum - Afrikas grosses Zukunftsproblem
beschwerliches Wasserholen
beschwerliches Wasserholen
ärmliche Wohnverhältnisse
ärmliche Wohnverhältnisse
König der Löwen...
König der Löwen...
junge Löwin gut getarnt in der Morgensonne
junge Löwin gut getarnt in der Morgensonne
Ernstzunehmender Angriff oder nur Spass?
Ernstzunehmender Angriff oder nur Spass?
Impalas beim wohlsortierten Genuss
Impalas beim wohlsortierten Genuss
trächtige Fleckenhyäne
trächtige Fleckenhyäne
Giraffen im Liebestaumel
Giraffen im Liebestaumel

Angola gefällt uns, Angola nervt uns. Kein anderes Land hat uns bisher so viel Geduld abverlangt, kaum ein anderes Land hat uns aber auch ein so entspanntes Reisen geboten. Zwei Herzen schlagen in unserer Brust…

 

Gefangen in Luanda

Die Malaria hat unseren Zeitplan gehörig durcheinander gewirbelt. Nach zehn Tagen in Hospital und Erholung im „Manni“ ist unsere Visaverlängerung von Benguela auch schon wieder fast abgelaufen. Also müssen wir unsere Visa ein weiteres Mal verlängern lassen. Normalerweise keine große Sache…

Am 16. Juni reicht Chris von der Fa. Woermann unsere Verlängerungsanträge bei der SME-Immigration ein, eine Woche später ist Connys Pass wieder da, meiner allerdings nicht. „Wir wissen nicht, was los ist, komm morgen wieder, komm nächste Woche wieder“, heißt es am Schalter. Zuerst kann und will uns niemand sagen warum, erst langsam sickert durch, dass es wieder dasselbe Problem ist wie schon bei der Einreise, obwohl wir damals alles erledigt hatten. Tag für Tag harren wir aus, hoffen auf die gute Nachricht, doch nichts geschieht. Chris hilft uns unermüdlich, steht fast täglich bei der SME auf der Matte, schaltet das Innenministerium ein, dringt bis ins Direktorium der SME vor. Doch nichts geschieht.

Am 3. Juli reicht es uns, wir müssen reagieren. Unsere beantragte Verlängerung gilt nur bis zum 21. Juli, bis dahin müssen wir aus dem Land sein. Nach Rücksprache mit der deutschen Botschaft verlassen wir Luanda letztlich ohne meinen Pass, nur mit der Quittung für die beantragte Verlängerung und dem Zweitpass. Wir machen uns auf den Weg in Richtung Namibia. Mal sehen, ob wir trotzdem ausreisen können…

Zehn Tage später stehen wir mit einer leichten Unruhe im Magen vor dem Grenzposten in Ruacana. Wir sind die einzigen Reisenden, die sich vor dem neuen, viel zu großen Abfertigungsgebäude eingefunden haben. Lässig erklären wir, warum ich hier ohne Pass stehe und auf die andere Seite des Grenzzaunes, nach Namibia, möchte. Und es klappt – nach nur einer Stunde der Erklärungen und Beratschlagungen dürfen wir passieren! Wir sind raus…

 

Afrikanisches Leben…

Das kräftige Blau des Stausees blitzt durch die dürren Äste der kahlen Büsche und Bäume, die der winterlichen Nachtkälte trotzen. Wir finden eine Zufahrt zum Wasser, eine Parkmöglichkeit direkt am Ufer, im Halbschatten einiger Bäume, tut sich auf. Plötzlich Stimmen, Kinderlachen, das Klappern blecherner Schalen. Wir sind nicht alleine, schüchtern schieben sich vier kleine Kinder aus dem Gehölz neben uns, stehen wie die Orgelpfeifen aufgereiht am Waldrand. Die junge Mutter, kaum Mitte Zwanzig, trägt ihr Fünftes auf dem Rücken gebunden, begrüßt uns herzlich, heißt uns willkommen.

Wenig später treffen wir sie alle wieder, als sie mühsam Wasser aus dem Stausee schöpfen und es in Plastikkanistern und Flaschen zu ihrer Hütte schleppen. Selbst die Kleinsten müssen ran, heben die vollen Behälter kaum vom Boden. Wir folgen ihnen, bringen der Kindern eine Tüte voll ausrangierter Spielsachen. Sie sind so schüchtern, dass sie das Lachen vergessen…

Die Hütte der siebenköpfigen Familie hat ungefähr „Mannis“ Grundmaße. Ein Raum. Aus dünnen Baumstämmen grob zusammengefügt. Es wird kalt in den Nächten. Vor der Behausung kokelt ein weiterer Baumstamm müde vor sich hin, ein zerbeulter Kessel liegt daneben im Dreck. Als die Dämmerung der Finsternis weicht, erhellt kein Licht ihr Leben. Es gibt keinen Strom, kein sauberes Wasser, keine Toilette. Die Kinder werden einfach in den angrenzenden Wald geschickt.

Am nächsten Morgen ist der Vater der Kinder da. Müde sitzt er auf einer Matte, neben sich die alte Machete, vor sich das zerschlissene Netz zum Fischen. Die Ausbeute der Nacht ist kaum erwähnenswert, es gibt also wieder nur Maisbrei…

 

Fazit Angola

Drei Monate Angola. Ein Land, das kaum einer kennt. Vom jahrzehntelangen Krieg traumatisiert, von den Herrschenden ausgeplündert. Nur sehr aufwendig ist überhaupt ein Visum zu bekommen, man will eigentlich keine Fremden im Land, die aufdecken könnten, welch widrigen Lebensumstände herrschen.

Dann der überraschende Gegensatz: die Menschen begegnen uns unglaublich offen, ja selbstbewusst. Lachend. Wie passt das zusammen? Sie sind einfach froh, dass endlich Frieden herrscht, das Töten ein Ende hat. Trotz oft unbeschreiblicher Armut.

Luanda, an der Uferpromenade im Schatten der glitzernden Wolkenkratzer, hinter deren verspiegelten Scheiben die Ölmilliarden verteilt werden. Weit weg vom Volk. Reichtum, der fast schmerzt, wird offen zur Schau getragen. Drumherum acht Millionen Menschen in zu oft erbärmlichsten Lebensumständen. Müllberge, Gestank, Ruß. Kaum Luft zum Atmen. Yachten dümpeln an den Gestaden der „Ilha“, der vorgelagerten Halbinsel mit den angesagten Restaurants und Nightclubs. Gegensätze…

Unterwegs im Land, auf Straßen, die jeder Beschreibung spotten. Teerreste krümeln sich um kratertiefe Schlaglöcher. Hauptstraße, Slalomfahren ist angesagt. Die Verbindungspisten zwischen den versteckten Dörfern sind in der Regenzeit unpassierbar, versinken im Morast. Doch die meisten sind eh zu Fuß unterwegs.

In jedem noch so kleinen Nest gibt es ein fast neues Schulgebäude. Löblich. Die Kinder kommen morgens pflichtbewusst angelaufen, zum Teil über zwei Stunden Fußmarsch durch den Busch, über ausgedorrte Staubebenen. Schulmaterialien sind Mangelware, die meisten haben nicht einmal einen Stift, geschweige denn ein Heft oder ein Buch. Und meist nicht mal einen Lehrer. Mangels Gehalt kommt er einfach nicht…

Anders in den städtischen Gebieten. Hier reichen die Räumlichkeiten bei Weitem nicht mehr aus, sitzen die Kinder oft im Freien unter Bäumen, auf selbst mitgebrachten Plastikstühlchen oder auch nur auf Baumstämmen, werden in drei Schichten unterrichtet. Das Ergebnis ist eher ernüchternd…

Das Land steht am Abgrund. Die Menschen wissen es nur noch nicht. Exzessive Bevölkerungsexplosion, offene Korruption, Ölpreisverfall. Die Währung im freien Fall. Noch gibt es zu Essen für alle, wenn auch sehr einseitig, oft nicht genug. Das Land braucht Nahrungsmittelimporte, hat aber kaum mehr Devisen. Die Zukunft ist düster, lauert das Gespenst eines neuerlichen Bürgerkrieges schon…?

Wir lieben dieses Land, seine Menschen, seine Ungezwungenheit. Die Musik, die Fröhlichkeit. Das Reisen und freie Campen ist traumhaft, immer waren wir willkommen, egal, wo wir uns niedergelassen haben. Nie fühlten wir uns unsicher, auch wenn der Wert dessen, was wir besitzen und umherfahren, unfassbar ist für den Großteil. Zurückhaltung, Höflichkeit, kein Betteln. Keine erhöhten Preise auf den Märkten wegen unserer Hautfarbe. Afrika einmal ganz anders…

Gerne kommen wir wieder, wenn die Immigrationsbehörde uns lässt. Denn deren Gebaren ist unglaublich, lässt uns oftmals verzweifeln. Doch sie werden es uns nicht verleiten, Angola in äußerst positiver Erinnerung zu behalten.

 

Immer wieder einfach schön – Namibias Tierwelt…

Wieder einmal liegt die Etosha-Pfanne mit ihrer reichhaltigen Tierwelt auf unserem Weg. Und natürlich nutzen wir die Gelegenheit, dort vorbei zu schauen. Einen ganzen Tag verbringen wir an verschiedenen Wasserlöchern und beobachten das stete Kommen und Gehen der wassersuchenden Tiere.

Ein Höhepunkt ist sicherlich das Lauern dreien junger Löwen, gut getarnt geduckt hinter einigen Felsen. Meter für Meter wagt sich die durstige Zebraherde an das lockende Nass, sich durchaus bewusst, dass die drei Löwen hier irgendwo sein müssen. Als sie sich endlich dem Durstlöschen hingeben, schnellen die drei Junglöwen hervor, sind jedoch zu weit weg, um einen Jagderfolg verbuchen zu können. Aber wahrscheinlich war es eh nur der Spaß, den gestreiften Gesellen einfach einen gehörigen Schrecken einzujagen…

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer unter „reiseberichte“ und dann „ tagebuch“ - click hier

 

Liebe Grüße an Euch alle.

 

Conny & Tommy

Fischerfamilie am Kunene Stausee

Fischerfamilie am Kunene Stausee