Alltag in Iran…

…auch für uns immer wieder verbunden mit spannenden und überraschenden Erlebnissen. Wir lernen wieder viele nette Menschen kennen, hören interessante Geschichten und diskutieren die verschiedensten Meinungen zu den aktuellen, politischen Ereignissen. Die Menschen sind darüber mehrheitlich verärgert und frustriert, doch ihre Gastfreundschaft uns gegenüber ist ungebrochen.

Bergtour auf den Yakhchal im Alvand-Gebirge
Bergtour auf den Yakhchal im Alvand-Gebirge
Frühlingsstimmung in den Tälern des Alvand-Gebirges
Frühlingsstimmung in den Tälern des Alvand-Gebirges
MAN Werkstatt-Team in Teheran
MAN Werkstatt-Team in Teheran
wunderschöne, lange Bergtour auf Borj und Kholeno
wunderschöne, lange Bergtour auf Borj und Kholeno
kalter Wind auf dem Gipfel in 4400 Meter Höhe
kalter Wind auf dem Gipfel in 4400 Meter Höhe
rascher Abstieg über ausgedehnte Schneefelder
rascher Abstieg über ausgedehnte Schneefelder
leuchtend rote Mohnblumen in der Damavand-Region
leuchtend rote Mohnblumen in der Damavand-Region
umwölkter Damavand - König des Iran
umwölkter Damavand - König des Iran
grandiose Lichtspiele an den Badab-e Surt
grandiose Lichtspiele an den Badab-e Surt
Badab-e Surt - Wunderwerk der Natur
Badab-e Surt - Wunderwerk der Natur
eisnhaltiges Quellwasser sprudelt direkt aus dem Fels
eisnhaltiges Quellwasser sprudelt direkt aus dem Fels
herrlicher Übernachtungsplatz bei der Badab-e Surt
herrlicher Übernachtungsplatz bei der Badab-e Surt
Mashad - im heiligen Bezirk
Mashad - im heiligen Bezirk
Gowhar-Shah-Moschee im heiligen Bezirk
Gowhar-Shah-Moschee im heiligen Bezirk
iranisches Wochenende an den Akhlamad-Wasserfällen
iranisches Wochenende an den Akhlamad-Wasserfällen
historisches Bergdorf Kang bei Mashad
historisches Bergdorf Kang bei Mashad

…auch für uns immer wieder verbunden mit spannenden und überraschenden Erlebnissen. Wir lernen wieder viele nette Menschen kennen, hören interessante Geschichten und diskutieren die verschiedensten Meinungen zu den aktuellen, politischen Ereignissen. Die Menschen sind darüber mehrheitlich verärgert und frustriert, doch ihre Gastfreundschaft uns gegenüber ist ungebrochen.

 

Werkstattbesuch bei MAN in Teheran

Der deutschsprachige Service-Manager verspricht uns: „Wir werden alles zu eurer Zufriedenheit erledigen.“ Der Werkstattbetreiber beruhigt uns: „Wir haben alle Teile auf Lager“. Die Jungs in der Werkstatt halten uns bei Laune: „Kein Problem, wir können alles reparieren!“

Soweit die Theorie…

In der Praxis sieht das dann so aus: Ölwechsel? Zuviel Öl reingekippt, wir müssen über einen Liter ablassen. Zwei Dieselfilter? Doch nicht auf Lager, müssen irgendwo auf dem Basar in der Stadt besorgt werden. Neue Windschutzscheibe? Völlig verdreckt aus dem Lager hervorgekramt. Vor dem Einbau putzen und auf Schadstellen kontrollieren? Fehlanzeige! Nach der Montage stellen wir Beschädigungen in Augenhöhe fest. Also wieder raus. Im Basar nach neuer Scheibe suchen, kommt auch mit Beschädigungen. Erst die dritte Lieferung passt. Gummipuffer zwischen Rahmen und Federpaket wechseln? Klappt nur mit unserer fachmännischen Anleitung, selbst haben die Jungs nicht wirklich einen Plan. Defektes Türschloss und Hebevorrichtung der Scheibe austauschen? Nun, doch keine Teile auf Lager, die geduldig ausgeführte Reparatur dauert zwei volle Tage.

Aber wir meckern nicht. Gegen afrikanische Werkstätten ist das hier richtig gut! Letztlich klappt tatsächlich alles zu unserer Zufriedenheit, und das zu einem unschlagbaren Preis! Nach drei Tagen versammelt sich fast die gesamte Belegschaft zum finalen Gruppenfoto und wir verlassen den Hof  unter fröhlichem Winken aller.

 

Und noch eine grandiose Bergtour!

„Ich habe einen Freund, der ist Bergsteiger, und der freut sich, wenn er mit Euch einen Berg besteigen darf.“ Alis Vorschlag wird sowohl von uns als auch von Javad gerne angenommen. Wir wählen die Überschreitung von Borj und Kholeno, beide nahezu mächtige 4.400 Meter hoch. Über 2.000 Höhenmeter gilt es zu überwinden, und die zurückzulegende Entfernung ist mit mehr als zehn Kilometern für die einfache Strecke auch sehr ordentlich. Javad schlägt vor, auf knapp halber Strecke zu zelten, um die anvisierte Runde dann an einem Tag zu schaffen. Dazu haben wir allerdings keine Lust, wir schaffen das auch so, geben wir ihm zu verstehen.

Als Javad nach Laloon, unserem Startpunkt, kommt, hat er überraschenderweise noch drei Freunde im Schlepptau. Etwas skeptisch betrachten wir die Truppe, schaffen sie die geplante Tour? Um vier Uhr morgens quält uns der Wecker, pünktlich um halb sechs starten wir. Schnell bestätigen sich unsere Bedenken, ob unsere iranischen Bergsteigerfreunde unser Tempo überhaupt mitgehen können; bald schon sind wir alleine unterwegs. Nach sieben straff durchgezogenen Stunden stehen wir auf dem höchsten Punkt! Das Panorama ist umwerfend, das gesamte, zentrale Alborz-Gebirge breitet sich um uns herum aus, der Horizont wird beherrscht vom weithin sichtbaren Riesenvulkan Damavand.

Kalter Wind lässt uns rasch den Rückweg antreten, unterwegs sichten wir immer wieder mal unsere Truppe, die sich immerhin bis auf den Borj quält; den Kholeno schaffen sie nicht mehr. Nach insgesamt zwölf Stunden laufen wir wieder bei „Manni“ ein, müde zwar, aber nie am Limit gewesen. Javad und seine Freunde trudeln dreieinhalb Stunden später ein, völlig überfordert und erschöpft von der selbstgestellten Aufgabe. Mit großem Respekt würdigen sie unseren doppelten Gipfelerfolg, selbst Javad gesteht ein, dass er unserem Tempo auch alleine nicht hätte folgen können…

PS: Unseren Plan, mit der inzwischen erworbenen Akklimatisation und beruhigenden Fitness in den nächsten Tagen auch noch den König des Iran, den 5.671 Meter hohen Damavand zu besteigen, müssen wir leider wieder auf ein andermal verschieben, da jetzt im Juni gewaltige Höhenstürme eine Besteigung mehr als unangenehm bis unmöglich machen. Aber wir werden ihn schon noch packen!

 

„Ohne Worte“ – Gastfreundschaft in Teheran

Wir parken in der Nähe der Turkmenischen Botschaft in einer Anliegersackgasse, direkt vor einer noblen Stadtvilla, gegenüber dem schmiedeeisernen Garagentor. Schön ruhig ist es hier, der Hausherr ist nicht zuhause. Doch der kommt wenig später, muss wegen unseres gewählten Übernachtungsparkplatzes zweimal rangieren, um in seine Garageneinfahrt zu kommen. Auweia…

Eine halbe Stunde später klopft es an unserer Tür, der Hausherr steht davor. Jetzt gibt es wohl einen Anschiss. Doch weit gefehlt – er überrascht uns mit eiskalten Wassermelonenstücken: „Die tun euch jetzt gut bei der abendlichen Wärme, herzlich willkommen!“ Wenig später ist er wieder zurück, mit frischem Brot, Käse, Walnüssen und Erdbeeren. „Lasst es Euch schmecken! Und wenn Ihr irgendetwas braucht, bitte bei der zweiten Klingel läuten…“

Unglaublich! Wir fassen es nicht! Wenig später ist er wieder da. „Internet-Hotspot? Ich schick mal eben meinen Sohn zu Euch, der erledigt das. Und nachher kommt Ihr zum Essen zu uns!“ Bedauerlicherweise müssen wir ablehnen, denn wir erwarten unsere Freunde Ali und Tannaz. Aber drei Tage später, als wir seine Einfahrt noch einmal blockieren, kommen wir der Einladung gerne nach…

Wir stellen uns gerade vor, wir würden z.B. in München-Bogenhausen in einer Anliegersackgasse, vor einer noblen Stadtvilla, gegenüber dem schmiedeeisernen Garagentor…

 

Badab-e Surt 

Als sich die Sonne über den gegenüberliegenden Bergkamm schiebt, scheinen die vor uns schillernden, wassergefüllten Terrassen im Farbenrausch förmlich zu explodieren. Braun, Gelb und Rot wechselt sich ab, je nachdem, welche Quelle das Becken füllt. Aus den verschiedensten Löchern und Spalten sprudelt eisenhaltiges, kupferdurchsetztes oder schwefelhaltiges Wasser, jeweils in einer anderen Temperatur, unterschiedlich in Geschmack und Geruch, aus dem karstigen Boden. Die morgendlichen Sonnenstrahlen bringen das Naturschauspiel zum Leuchten, die Farbenpracht ist umwerfend schön.

300 Jahre braucht es, um ca. einen Zentimeter Sedimentablagerung zu schaffen. Filigran wirken die unzähligen, winzigen Abstufungen, die im Ganzen viele wassergefüllte Becken gestalten. Einige dieser Becken liegen trocken, das Wasser sucht sich neue Wege, gestaltet den gesamten Hang immer wieder um. Stundenlang erfreuen wir uns an diesem zerbrechlichen Wunderwerk der Natur.

Der Schutz dieses Areals ist leider sehr nachlässig. Besucher trampeln rücksichtslos über die unzureichenden Absperrungen, Müll schwimmt im zentralen Quellteich. Feuerstellen zeugen von Picknickaktivitäten, selbst mit dem Moped wird um die empfindlichen Becken gekurvt! Niemand passt auf, weist zurecht, erklärt. So wird wohl wieder einmal in nur wenigen Jahren von uns Menschen zerstört, was die Natur in Jahrmillionen geschaffen hat…

 

Mashhad

Zentrum von Mashhad ist der „Haram“, der für Nicht-Muslime “verbotene Ort“. Hier befindet sich das Mausoleum von Imam Reza, das nach Qom zweitwichtigste Heiligtum der Schiiten. Nur wenige Bereiche des riesigen Komplexes, der jährlich von rund 30 Millionen Pilgern besucht wird, dürfen wir in Begleitung eines Führers betreten. Doch dies genügt, um einen interessanten Einblick zu bekommen.

Doppelstöckige, reich verzierte Arkaden rahmen die Innenhöfe ein, der zentrale Grabbau mit der vergoldeten Kuppel leuchtet weithin sichtbar in der grellen Mittagssonne. Den architektonischen Höhepunkt stellt allerdings die Gowhar-Shad-Moschee aus dem frühen 15. Jahrhundert dar. Zum mittäglichen Gebet versammeln sich hier unzählige Gläubige, bevor sie sich dem eigentlichen Grab Rezas nähern.

Für uns bleibt nur der Eindruck von außen, als Ungläubige dürfen wir nur als Zaungäste teilnehmen. Doch es genügt, um einen Eindruck von der religiösen Hingabe der Pilger und Besucher zu bekommen. Von der Atmosphäre eingefangen werden wir allerdings nicht. Vor den Toren des heiligen Bezirks warten unsere Gastgeber auf uns, sie gehören zur Mehrzahl der Iraner, die diesen islamischen Traditionen nicht viel abgewinnen können…

 

Fazit Iran

Unser dritter, ausgiebiger Besuch in diesem spannenden Land bestätigt uns, der Iran ist und bleibt zweifellos eines unserer Lieblingsreiseländer! Trotz politisch brisanter Situation, trotz wirtschaftlich prekärem Alltag der Iraner, trotz nächtlicher Kontrollen polizeilicher Organe, wir genießen jeden Tag hier!

Wir spüren die unterschiedlichsten Stimmungen; diese schwanken zwischen der Hoffnung, dass die verhängten Sanktionen noch enger werden und das Regime endlich die Segel streicht bis hin zum Verteufeln amerikanischer Interessenspolitik. Die Menschen fühlen sich gegängelt, überwacht und schikaniert von ihren Machthabern. Aber sie wissen auch, dass es zurzeit keine Alternative gibt. Weder haben sie genug Mut, über Demonstrationen das Regime herauszufordern, noch gibt es eine funktionierende Opposition, die eine Gefahr für die Mullahs darstellt. Und so verlassen mehr und mehr intelligente und gut ausgebildete junge Menschen dieses Land, um ihr Glück in der freien Welt zu suchen.

Unabhängig von diesen Erfahrungen ist die Gastfreundschaft uns gegenüber ungebrochen sensationell. Würden wir alle ernstzunehmenden Einladungen annehmen, dann würden wir uns kaum von der Stelle bewegen können. Doch auch so ist es unglaublich, mit welcher Liebenswürdigkeit uns die Menschen hier begegnen. Und das, obwohl die wirtschaftliche Situation für die meisten immer prekärer wird. Durch die internationalen Sanktionen leidet das Land unter einer enormen Inflation, die den Menschen das Leben sehr schwer macht.

Für uns dagegen ist das Leben hier dadurch extrem billig geworden. Diesel gibt es zwischen zwei und acht Eurocent den Liter, Einkaufen auf den Märkten und am Straßenrand ist ein wahres Vergnügen, der Apotheker füllt die Tüte für wenige Cent und ein paar Laufschuhe wirklich guter, iranischer Qualität gibt es für unter zwanzig Euro. Die Arbeitsstunde in der Werkstatt ist mit drei Euro abgegolten und Ersatzteile kosten einen Bruchteil europäischer Preislisten.

Es ist klar, wir kommen schon bald wieder…

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer im Tagebuch ab 31. Mai - click hier

 

 

Liebe Grüße an Euch alle

Conny & Tommy

Badab-e Surt