Ab jetzt wird es tropisch…

…das merken wir sofort. Üppiges Grün begleitet uns auf unserem Weg direkt in den Süden, die Klamotten kleben auf der schweißnassen Haut, das Atmen fällt anfangs etwas schwer. Aber wir sind sicher, wir werden uns schnell daran gewöhnen – gewöhnen müssen…

Yamoussoukro - der gigantische Dom
Yamoussoukro - der gigantische Dom
Yamoussoukro - der gigantische Dom
Yamoussoukro - der gigantische Dom
Man, in den Bergen zu Guinea
Man, in den Bergen zu Guinea
Weber in Man - Männersache
Weber in Man - Männersache
Dorf in den Bergen von Man
Dorf in den Bergen von Man
Piste entlang der liberianischen Grenze
Piste entlang der liberianischen Grenze
Ölpalmenplantage
Ölpalmenplantage
Kautschukgewinnung
Kautschukgewinnung
junge Frau
junge Frau
Kinderlachen
Kinderlachen
zweifelhafte Brücke
zweifelhafte Brücke
bunte Fischerboote in Tabou
bunte Fischerboote in Tabou
der Weg ins Paradies
der Weg ins Paradies
Gode Plage - Traumstrand
Gode Plage - Traumstrand
Gode Plage - Traumstrand
Gode Plage - Traumstrand

…das merken wir sofort. Üppiges Grün begleitet uns auf unserem Weg direkt in den Süden, die Klamotten kleben auf der schweißnassen Haut, das Atmen fällt anfangs etwas schwer. Aber wir sind sicher, wir werden uns schnell daran gewöhnen – gewöhnen müssen…

 

Yamoussoukro

Nein, es ist keine Fata Morgana, und wir sind auch nicht plötzlich nach Rom gebeamt worden. Als hinter der letzten grünen Hügelkette im nachmittäglichen Dunst die gigantische Kuppel eines Doms auftaucht, glauben wir allerdings schon, einer Sinnestäuschung zu erliegen. Erst als wir etwas später in Ruhe unter Palmen vor dem verschwenderischen Monument persönlichen Größenwahnsinns sitzen, erfassen wir die eigentliche Farce.

Als der erste Präsident und Staatsgründer Felix H. nach 25 Jahren Regentschaft beschloss, seinen Untertanen seine ungebrochene Macht in Stein zu meißeln, fiel ihm nichts Besseres ein, als am Rande seines Heimatdorfes, denn mehr war Yamoussoukro damals nicht, einen Dom zu bauen, so mächtig wie der Petersdom in Rom. Im Vatikan war man darüber allerdings „not amused“, wie es so schön heißt, erst recht nicht, als das Teil größer und höher wurde als das Original in Rom, denn die Prunksucht hatten die Herrschaften dort ja nun eigentlich für sich gepachtet. Besonders unangenehm wurde das Ganze, als heraus kam, dass die Riesenkuppel rund 300 Millionen Dollar gekostet hatte. Auf die für ihn kleinliche Frage, woher denn diese unglaubliche Summe Geld gekommen sei, antwortete der Präsident mit einer generösen Handbewegung, dies sei seiner Privatschatulle entnommen und dem Volk geschenkt. Wessen Gelder jedoch welchen Weg zu jener Schatulle genommen hatten, nun, das verschwieg er geflissentlich, um sein Volk nicht unnötig zu beunruhigen.

Um nun seinen Dom zu legimitieren, lud er Papst Paule zur Einweihung ein. Diesem war dies jedoch auch nicht so recht, vor allem, weil die Internationalität weiterhin hartnäckig Spendengelder und Entwicklungshilfefonds nannte, wenn es um die ominöse Privatschatulle ging. Auf der anderen Seite konnte er aber schlecht grundlos absagen. Also stellte er zur Bedingung, dass neben dem Petersdomzwilling ein modernes Krankenhaus entstehen sollte. Nichts leichter als das, wurde ihm bescheinigt, und Paule flog beruhigt zur Einweihung. Das Krankenhaus ist übrigens nach weiteren 25 Jahren immer noch nicht wirklich in Betrieb…

So, nun hatte das Volk der Elfenbeinküste also den größten Dom der Welt. Unglücklicherweise stellte man sehr schnell fest, dass die laufenden Unterhaltskosten dermaßen immens waren, dass sie den Staatshaushalt, denn von Privatschatulle war nun plötzlich nicht mehr die Rede, dermaßen belasteten, dass der weitsichtige Staatsgründer das ganze Areal samt Prunkstück kurzerhand dem Vatikan schenkte. Über die dortigen Jubelarien ob dieses selbstlosen Geschenks ist mir leider nichts bekannt. Fakt ist nun, dass rund um den Dom ein exterritoriales Gebiet entstand, auf dem die Flagge des Vatikans fröhlich im feuchten Tropenwind flattert, und die exorbitanten Unterhaltskosten nun brav von unserer Kirchensteuer beglichen werden. Ganz schön clever, der Herr Felix…

Wir wollen jetzt nicht so kleinlich sein und uns hier mit dem lasterhaften Gedanken befassen, was man seinerzeit mit 300 Millionen Dollar sinnvolles hätte tun können und erfreuen uns einfach an der Maßlosigkeit inmitten tropischer Natur…

 

Regenwald

Grelle Blitze geben für Sekundenbruchteile einen raschen Blick frei auf den unheimlich erscheinenden Urwald hinter uns, der ohrenbetäubende Donner des nahen Gewitters lässt uns selbst in der schützenden Hülle „Mannis“ zusammenzucken. Der schwere Regen prasselt ununterbrochen auf unser Dach, vertreibet mühelos die drückende Schwüle des vergangenen Tages.

Wir sitzen mitten drin in der grünen Hölle, wie der dichte Regenwald oft genannt wird. Den ganzen Tag quälten wir uns über miese Pisten voller wassergefüllter Schlaglöcher, deren Tiefe meist nicht abgeschätzt werden konnte, passierten Brücken, die eher nach dem Motto „Augen zu und drüber“ befahren werden sollten, und gingen vor entgegenkommenden Schwerlastern in Deckung, die mit ihrem materialmordenden Tempo leicht eigene Schneisen durch den Wald bohren könnten. Doch die Fahrt entlang der liberianischen Grenze, die jahrzehntelang eine imaginäre Linie zwischen zwei chaotischen Staaten war, ist trotzdem spannend und abwechslungsreich. Dutzende große Dörfer mit überwiegend liberianischen Flüchtlingen, die vom UNHCR betreut  werden, liegen an dieser Strecke, viele Plantagen für Palmöl und Kautschuk bedrohen den einzigartigen Nationalpark Tai. Und wir erfahren, dass erst vor drei Wochen mal wieder Rebellen über die Grenze kamen und für Ärger und Schusswechsel sorgten. Aber die hätten es nicht auf Weiße abgesehen, beruhigte man uns. Na denn…

 

Die „Elfenbeinküste“

Eigentlich eine abgedroschene Phrase, diese Küste mal wieder paradiesisch zu nennen. Doch wir geben zu, so ähnlich konnte es damals gewesen sein. Feinster Sandstrand bis zum Horizont, menschenleer, vom Sturm gebeugte Palmen wiegen sich im leichten Wind, atlantische Wellen rollen lautstark heran und brechen sich im salzigen Dunst, bunte Fischerboote dümpeln in den wenigen geschützten Buchten und Häfen der einsamen Dörfer. Die Fischer bringen ihren Fang direkt zu dir, Langusten, Barrakudas, Thunfisch, Krabben und was weiß ich noch alles, reife Kokosnüsse klatschen mit einem dumpfem Laut neben dir in den weichen Sand, du knackst sie auf, trinkst die erfrischende Milch und genießt das kernige Innere.

Wenn dann die langsam untergehende Sonne hinter den grünen Urwaldriesen verschwindet und das Klimpern der Eiswürfel in deinem „Sundowner“ sich mit dem Zirren der Zikaden mischt, wenn der filetierte Fisch sich würzig auf deinem Grillrost breitmacht und deine Sinne das nahende Abendessen kaum erwarten können, wenn das Lagerfeuer zwischen den schlanken Stämmen der Palmen knackt und prasselt, dann fragst du dich, warum du nicht schon viel länger hier bist. Und du vergisst endgültig die Probleme dieser Welt, bist eingetaucht in einem wahren Paradies.

 

Fazit Elfenbeinküste

Zehn Jahre lang zwang ein heftiger Bürgerkrieg das einstmalige Vorzeigeland Westafrikas in die Knie. Seit drei Jahren nun herrscht ein wackeliger Frieden, bewacht von der UN und viel Militär. Nur ganz langsam geht es aufwärts, zumindest außerhalb von Abidjan. Denn die Metropole pulsiert bereits wieder wie eh und je. Über Land sieht es jedoch ganz anders aus. Die Menschen verharren vielerorts noch in gespenstiger Depression, sie verarbeiten das Erlebte. Arbeitsplätze sind rar, Zukunftsaussichten in weiter Ferne. Die Infrastruktur ist weitgehend in einem katastrophalen Zustand, nirgendwo sonst war das Straßennetz dermaßen schlecht gepflegt. Die Landwirtschaft beschränkt sich meist auf großflächige, exportorientierte Plantagenwirtschaft, es mangelt fast allerorts an Obst und Gemüse.

Ganz übel ist die Situation in den einst weltbekannten Nationalparks, früher attraktive Anziehungspunkte für internationale Besucher. Kaum Tiere haben die Kriegswirren überlebt, alles, was essbar war, wurde abgeschossen, die Flächen für den Kakaoanbau missbraucht. Nun gibt es meist nicht einmal Informationen für einen Besuch, die Zufahrtswege sind unpassierbar. Es wird sehr lange brauchen, bis die Parks wieder ihre frühere Attraktivität zurückgewonnen haben.

Das ganz große Plus sind die einmalig schönen Strände entlang des Atlantiks. Menschenleer ziehen sie sich über hunderte von Kilometern hin, nur selten erschlossen und nur dann auch erreichbar. Doch an diesen wenigen Plätzen finden wir wirklich Paradiesisches.

Hoffen wir, dass mit der Zeit die Wunden heilen, Stabilität einzieht und die Menschen wieder eine lebenswerte Zukunft erkennen. Sie haben es verdient.

 

Noch viel mehr Infos und Bilder findet Ihr wie immer unter „reiseberichte“ und dann „ tagebuch“.

 

Liebe Grüße an Euch alle

 

Conny & Tommy

der gigantische Dam von Yamoussoukro